Aus dem Leben gegriffen von L_Yukan (Vieleicht das erste, oder vieleicht auch das letzte Kapitel.. jenachdem, jenach Resonanz, jenach Laune..) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Es war kalt. So kalt, dass man seinen eigenen Atem sehen konnte. Immer wenn ich so etwas sehe, kommen mir verschiedene Bilder in den Kopf.. Kuschelige Decken, heiße Schokolade, ein knisterndes Feuer im Kamin. Es war kurz vor Sonnenuntergang und der Wind trieb einem die Tränen in die Augen. Eine junge Frau zog ihren kleinen Koffer vom Bahnsteig Richtung Parkplatz - Sie ging recht schnell und ihre Schuhe klapperten bei jedem Schritt. Der Bahnsteig war nun völlig still und leer. Der Wind blies. Ich setzte mich auf die kalte Holzbank und spürte, wie die Kälte langsam durch den Stoff auf meine Haut kletterte. Der Wind blies. Die warme Farbe der Sonnenstrahlen lies alles friedlich erscheinen.. Es war Schön.. Wie unterschiedlich doch solche Dinge im Leben sind. Der eine liebt den Winter, der andere den Sommer.. Der eine freut sich über die Farben im Herbst und wieder einer verflucht diese Jahreszeit mit dem Laubhaken in der Hand.. Was ist der Grund dafür, was man selbst als Schön oder Angenehm empfindet? Wird man durch Lebensereignisse dadurch angeregt? Ist es eine persönliche Einstellung? oder einfach nur eine Tatsache, die sich nicht erklären lässt.. Letzteres finde ich am schönsten Tatsache ist aber auch, dass vieles von solchen Empfindungen von der eigenen Position abhängig ist.. Man verliert diese Empfindungen, oder man erkennt neue.. Ein Mann, der den Sommerregen geliebt hat, auf die Straße gegangen ist, den Duft eingeatmet hat und für ihn der Moment etwas besonderes war - verflucht nun solche Regentage, da sich Menschen vor seinen neuen Laden unter den Schützenden Schirm stellen und seine Warenpräsentation verdecken. Das macht mich irgendwie traurig.. Haben solche Menschen die Erinnerung völlig verdrängt? Haben sie das Gefühl für so etwas verloren? Oder haben sie es einfach nur in dem Moment, wo sie im Laden stehen verloren.. Man ist immer fähig, neue Gefühle, Gedanken und Sichtweisen für sich zugewinnen - das führt aber auch dazu, dass man sie Verliert.. Verschwendung ist es aber, wenn solche banalen Dinge dafür verantwortlich sind. Ich blickte auf und sah, dass sich in der Zwischenzeit jemand neben mich gesetzt hatte. Es war ein Mann.. Ich konnte nicht genau sein Alter bestimmen - Er trug einen Braunen Mantel, schwarze Schuhe und eine schnittige Sonnenbrille, die gar nicht zu ihm passte. Er atmete tief ein und seufzte. "Ein wundervoller Tag - die Sonne steht genau richtig für solch einen Moment" "Für welchen Moment?" fragte ich und sah ihn an. Der Mann drehte seinen Kopf nicht und antwortete "ein warmes Licht, ein leerer Bahnsteig, kalte Luft und eine Gelegenheit zum sitzen" Ich drehte mich wieder zurück und sah ebenfalls gerade aus. Ich schwieg. "Warum sitzen sie hier?" fragte er mich. "Ich warte.." "Haha, was würde man sonst hier tun, richtig?" "Richtig.." Richtig.. eigentlich sitze ich hier nur, weil ich warte - obwohl es wirklich wunderschön hier ist.. Wenn ich so darüber nachdenke, würde ich nicht ohne Grund hierher kommen. Hm.. Ob es wohl auch so schön wäre, wenn ich hier nicht warten würde? Ich weiss es nicht.. "Worauf warten Sie?" Die Frage unterbrach meinen Gedankengang. "Holt sie jemand ab? Fahren Sie zurück oder irgendwo hin?" fuhr er fort. "Ich fahre wohin" "Ich Verstehe. An einen schönen Ort?" "Ich weiss es noch nicht.." "Haha, ja, das weiss man nie" Der Mann lächelte leicht. "Wissen sie" sprach er weiter "Wenn man nicht genau weiss ob etwas schön ist oder wird, ist man sich unsicher" Ich schwieg. "Und Unsicherheit ist kein schönes Gefühl - es verleiht uns zu Dingen die wir bereuen. Auf der einen, sowie auf der anderen Seite" "wie meinen sie das?" fragte ich ihn "Stellen sie sich vor, sie wollen jemanden etwas sagen, aber sie sind sich unsicher wie die besagte Person reagieren wird. Wenn sie sich entscheiden es nicht zu sagen, bereuen sie vieleicht später einmal, es nicht gesagt zu haben. Entscheiden sie sich es zu sagen, wird die Reaktion vieleicht nicht die erhoffte sein und sie bereuen es" "Ja ich verstehe.." "Und glauben sie mir" Der Mann seufzte "ersteres ist meistens schlimmer zu ertragen". Der Mann sprach weiter "Wenn sie es nicht sagen würden, werden sie nie eine Reaktion bekommen.. Wenn sie es sagen, haben sie eine größere Chance, sie zu bekommen.. und selbst wenn nicht, weiss man immerhin woran man ist, richtig?" Ich nickte. "Liebe ist.." "..Liebe" Für das Gefühl "Liebe" gibt es eigentlich gar keine Definierung.. Liebe ist Liebe.. Liebe ist alles und nichts.. Ein Mensch der die Liebe für jemanden hegt, kann der glücklichsten, und gleichzeitig der unglücklichste Mensch sein.. wo gibt es solche Parallelen? Dinge die weh tun, haben in der Liebe einen positiven und negativen Hintergrund.. Ein Mensch, der verliebt ist, und sich nicht traut es preiszugeben - ist ein Mensch voller Glück, Unglück, Unsicherheit und Hoffnung.. Wenn jetzt noch hinzukommt, dass die Person für die er Gefühle hegt die einzige Person ist, wo er sich Zuhause fühlt, ist das Ganze noch trauriger.. Man muss sich das einmal vorstellen. Man liebt jemanden, der immer da ist, und der Einzige ist, wo man sich wohlfühlt. Was für eine Qual das sein muss, sich zu entscheiden.. Was für eine Angst man haben muss, diese Person dadurch zu verlieren. Noch dazu, dass wenn man sie verliert, man niemanden mehr hat.. "Was denken sie?" Fragte mich der Mann "Ich denke nach.." "Haben sie Sorge?" "ich glaube schon.." "Wovor, wenn ich fragen darf?" ich lächelte "Vor einer Reaktion.." Der Mann schmunzelte.. "ich weiss nicht wer es ist, aber ich hoffe, sie wird positiv sein" Ich schwieg. Der Wind blies. Die Sonne brach durch die Bäume mit einer roten Farbe. "Haben sie Freunde?" fragte er mich "Ich weiss es nicht.." Antwortete ich "Sie werden es wissen, wenn die Reaktion nicht die ist, die sie wünschen" Wie gemein ist das denn bitte..? Wenn ich einer Person sage, dass ich sie Liebe, und sie sich von mir abwendet, geht es mir schlecht, dreckig, mies - und wenn ich dann Zuflucht bei Freunden suchen möchte, finde ich im idealsten fall noch heraus, dass ich keine wirklichen habe und steh völlig allein da.. Gefühle sind doch.. "Trauen Sie sich - Auch wenn es schmerzvoll wird, wissen sie dann endlich woran Sie sind" Dieser Moment.. er war schmerzhaft.. aber immer noch schön.. Ich schloss die Augen und lehnte mich zurück. Ein Zug fuhr ein und die Bremsen quietschten laut. Ich stand auf und ging auf den Zug los. "Wo fahren sie hin?" fragte mich der Mann "zurück.." "Sie Feigling" "Was wissen sie schon?" fragte ich sauer. Der Mann nahm seine Sonnenbrille ab und sagte: "Ich weiss, dass meine Frau mit einem Blinden nicht mehr zusammenbleiben kann - Aber ich weiss es - was wissen Sie denn?" Ich schwieg. Der Zug fuhr los.. Ich saß am Fenster in einem leeren Abteil.. "Ich Feigling...." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)