The Legend Of Zelda - Wenn ein Stern verglüht von David_Turman ================================================================================ Kapitel 34: TEIL 3 - Kapitel 4 ------------------------------ 4 Der hellblonde Hylianer drückte der Toten die Augen zu, hob den leblosen Körper auf seine Arme und trug ihn mit langsamen Schritten in die Höhle. Katanas Kopf hing schlaff herunter, so dass er ihr Gesicht nicht sehen konnte, wofür er dankbar war. Die Lampe hatte er bereits draußen entzündet und sich über den Arm gehängt. Er ignorierte die Felsvorsprünge, von denen sie gekommen waren, sondern ging den Pfad in die Höhle hinein, bis er an einen Seitengang kam. Er bog ein und erkannte einige Nischen, die seitlich in den Fels gehauen worden waren. Viele der Nischen waren mit Steinen ausgefüllt, die in unzähliger Menge auf dem Boden lagen. Link legte Katana in eine dieser Nischen. Er schnallte ihr Schwert ab und platzierte es neben sie auf den Stein. Dann faltete er ihr die Hände auf den Bauch. „Ich werde dich nie vergessen“, versprach er ihr, bevor er sie noch ein letztes Mal küsste. Dann begann er mit seiner Arbeit und füllte die Nische, in der sie lag, mit Steinen aus. Er hasste sich dafür, ihren Körper mit Fels bedecken zu müssen, aber vielleicht verirrten sich nachts Tiere in die Höhlen und dass ihr Leib von irgendwelchen Wesen zerfleischt wurde, wollte er erst recht nicht. Link sah nicht hin, als er ihr vorsichtig Steine aufs Gesicht legte. Navi saß stumm auf dem Boden und sah ihm zu, wobei sie ab und zu ein Schniefen hören ließ. Als Link keinen Stein mehr in die Nische legte, sondern nur noch stumm davor stand und die Stelle anblickte, an der ihr Gesicht lag, fragte sie vorsichtig: „Was machen wir jetzt?“ Es dauerte eine Weile, bevor Link antwortete. „Da wir schon einmal hier sind, können wir auch gleich meinen Doppelgänger aus der Höhle tragen. Wir müssen ihn sowieso mitnehmen.“ Link musste sich zwingen, vom Grab wegzugehen. Er kletterte die Vorsprünge hinauf und schon bald erreichten er und Navi, die ohne ein Wort neben ihm geflogen war, die Stelle, an der Link wenige Stunden zuvor sein Double überrascht hatte. Er blickte sich selbst an, entdeckte die Stelle, an der er sich übergeben hatte und erneut wanderten seine Gedanken zu Katana, zu der Xylte, die ihm immer wieder geholfen und sogar einmal sein Leben gerettet hatte. Er kniete neben dem toten Link nieder, schlug die Hände vor die Augen und weinte erneut. Er dachte daran, dass es ihm vielleicht gelungen wäre, die Kokiri zu überzeugen, so dass Katana und er bei ihnen hätten bleiben können. Diesmal dauerte es nicht so lange, bis er sich wieder beruhigt hatte, aber er saß trotzdem noch eine ganze Weile wie erstarrt neben seinem Ebenbild. „Der Sohn des Holzes hat einen sehr schmerzhaften Verlust erfahren müssen“, hörte Link die Stimme neben sich. Er erschrak nicht, denn er kannte die Person, der diese Stimme gehörte. Einen kurzen Augenblick lang flammte die Frage, wie seine Lebensretterin aus dem Kokiri-Wald wohl in diese Höhle gelangt war, in seinem Kopf auf. Aber die Antwort darauf interessierte ihn nicht wirklich. „Er wird über diesen Verlust hinweg kommen, aber es wird sehr sehr lange dauern. Und das verlorene Mädchen wird immer in seinem Herz und in seinen Gedanken weilen“, orakelte die alte Ednita. Link schwieg eine ganze Weile. Ednitas Worte trösteten ihn kein bisschen. „Warum?“, fragte er. „Der Sohn des Holzes sollte die Aufgabe, wegen der er hierher gekommen ist, auf keinen Fall vergessen. Und er sollte auch weiterhin wachsam bleiben, sonst wird er erneut jemanden verlieren, der für ihn sehr wichtig ist.“ Link schüttelte den Kopf. „Niemand war wichtiger für mich als sie.“ „Der, den der Sohn des Holzes sucht, befindet sich bereits auf dem Weg. Und er wird schon sehr bald hier eintreffen.“ Der Hylianer horchte auf. Plötzlich war der Hass wieder da. „Mido“, knirschte er voller Zorn. „Nichts kann dem Sohn des Holzes mehr schaden, als wenn er jetzt die Beherrschung verliert“, sagte Ednita. „Er muss weiterhin die gesamte Aufmerksamkeit auf sein Vorhaben richten. Und Ednita ist sicher, dass er das hier sehr gut gebrauchen kann.“ Sie griff in ihre Jacke und holte einen kleinen schwarzen Beutel hervor, der mit einer Kordel zugebunden war. Link griff nach dem Beutel, löste die Schnur und schaute hinein. Ein feines weißes Pulver war zu erkennen, aber das Behältnis war noch nicht einmal zu einem Achtel mit dem Pulver gefüllt. „Was ist das?“ „Er wird erkennen, wann er es gebrauchen sollte“, stellte Ednita fest. „Und jetzt sollte der Sohn des Holzes seine böse Seite mitnehmen und nicht wieder in diese Höhle zurück kehren.“ Link starrte Ednita an. Dann stand er auf, verknotete die Kordel des Beutels an seinem Gürtel und schnitt die Fesseln, mit denen die Hände seines Doubles auf dem Rücken gefesselt waren, durch und steckte sie ein. Er hievte seinen Doppelgänger auf die Arme. Aus der Stichwunde in der Brust floss kein Blut mehr. Die rote Flüssigkeit auf der Tunika war mittlerweile geronnen. Das Gesicht des toten Jungen rutschte gegen Links Oberkörper, wobei die grüne Mütze sich vom Kopf der Leiche löste und zu Boden segelte. Ednita hob sie auf und legte sie auf die Brust des Toten. Dann ging Link ein zweites Mal den Weg, den er schon ein paar Stunden zuvor zurückgelegt hatte. Als er sich nach einigen Metern noch einmal umdrehte, war von der alten Ednita keine Spur mehr zu entdecken. Navi flog neben ihm. Seit Katanas Beerdigung hatte sie kein Wort gesprochen, sondern einfach nur stumm zugesehen, was Link tat oder was er sagte. Als der Hylianer am Ausgang der Höhle angekommen war, blieb er kurz stehen, um sich auszuruhen. Und da hörte er den Hufschlag. Offenbar kam jemand auf die Höhle zu und der Teenager konnte sich auch schon denken, wer das war. Er kniete sich auf den Boden und setzte die Leiche mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt aufrecht vor den Höhlenausgang. Die Mütze rutschte in den Schoß des Jungen. Schnell erhob sich Link wieder und lugte um die Ecke der Felswand. In einiger Entfernung sah er einen Reiter näher kommen. Er behielt ihn im Auge und erkannte schnell, dass es sich nur um Mido handeln konnte. Der Kokiri, der früher mit Link zusammen in einem Volk lebte, wurde immer deutlicher sichtbar und mit jedem zurückgelegten Meter wuchs Links Hass auf ihn. Was hatte er ihm nicht alles angetan? Und zum krönenden Abschluss hatte er auch noch die Xylte umgebracht, die er am meisten geliebt hatte. In einer winzigen Zeitspanne stellte sich sein Hirn die Frage, wie Mido für den Tod von Katana verantwortlich war? Er konnte nicht weit entfernt gewesen sein, als er die Eisenkugel abfeuerte. Nur wie war er danach entkommen? Link hatte keinerlei Pferdehufe gehört. Aber diese Fragen drängte er schnell beiseite. Bei den anderen beiden Pferden angekommen, brachte Mido sein Tier zum Stehen und stieg ab. Er zog einen Sack vom Rücken des Pferdes, der offensichtlich leer war, denn für Mido war es eine Kleinigkeit, den Sack zu tragen. Völlig ahnungslos schlug der Kokiri den Weg zur Höhle ein, als Link mit grimmigem Gesichtsausdruck in seinen Weg trat. Der Kokiri schrak zurück und als er erkannte, wer da vor ihm stand, weiteten sich seine Augen. Ein ungläubiger Ausdruck trat in sein Gesicht. „Du?“, fragte er. „Wie kommst du …“ Weiter kam er nicht. Links Faust krachte gegen seinen Mund und mit einem gurgelnden Laut taumelte Mido rückwärts. Durch zwei lange Schritte nach vorne konnte ihn Link einholen. „Du mieses Schwein“, brüllte er und hämmerte Mido die Faust gegen das Kinn. Der Kokiri schrie auf, drehte sich halb um sich selbst und stürzte zu Boden. Der Hylianer war nicht zu halten und setzte nach. Er packte seinen Feind an der Tunika, hob ihn hoch und stieß ihm zwmal die Faust in den Bauch. Mido schrie dumpf auf und seine Hände fuchtelten suchend in der Luft herum, bis sie Links Arm fanden. Doch er war zu schwach, um die Finger des Hylianers von seiner Kleidung lösen zu können. Link stieß seinen Arm beiseite und ließ Mido los, der krachend auf den Rücken fiel und einen Schmerzensschrei ausstieß. Wimmernd lag er auf dem Boden und hielt sich den Magen. Link drehte ihn auf den Bauch und ignorierte seine Schmerzensschrei. Er drehte Mido die Arme auf den Rücken und band sie mit den Stricken zusammen, mit denen bis vor wenigen Minuten noch sein Doppelgänger gefesselt war. Dann rollte er den Kokiri wieder auf den Rücken, umfasste seine Arme mit festem Druck und schüttelte ihn. „So, und jetzt wirst du mir ein paar Fragen beantworten. Und ich rate dir gut, dass du dir vorher überlegst, ob du mir die Wahrheit sagst oder mich anlügst.“ Mido wimmerte. „Und hör auf zu heulen!“, schrie Link ihn an. Der Kokiri zog den Kopf zwischen seine Schultern, was Link nicht im geringsten beeindruckte. „Du und deine beiden feinen Komplizen, ihr habt zusammen Einbrüche begangen und den Leuten ihr Hab und Gut geraubt. Stimmt das?“ Mido reagierte nicht, doch als Link ihm den Kragen seiner Tunika umdrehte, nickte er eifrig. „Sehr gut. Das war doch gar nicht schwer. Wo habt ihr die Beute gelassen?“ Der Kokiri starrte den Hylianer an und Link konnte in seinem Gesicht lesen, dass er diese Frage nicht beantworten wollte. Mit einem Ruck hatte Link ihm die Mütze vom Kopf gerissen und krallte die Finger in sein Haar. „Wo habt ihr die Beute gelassen?“, schrie er den Kokiri an. „Versteckt“, gab Mido zu, doch das war nicht die Antwort, die Link hören wollte. „Hältst du mich für bescheuert?“, fragte Link und gab Mido zwei kräftige Ohrfeigen, von denen sein Kopf zur Seite flog. „Ich will wissen, wo ihr sie versteckt habt.“ „Etwas abseits vom Pfad nach Kakariko.“ „Da wirst du mich hinführen“, knurrte Link. „Und dann reiten wir gemeinsam nach Hyrule und du wirst allen erzählen, dass ich unschuldig bin. Hast du das verstanden?“ Als Mido schwieg, wiederholte Link seine Frage und ließ bei jeder Silbe die flache Hand in Midos Gesicht klatschen. Der Junge schrie gellend und nickte dann. Der Hylianer sah seinem Gegner in die Augen. Er war auf einmal furchtbar müde. „Warum hast du es nicht dabei belassen, mich zum Sündenbock für eure Taten zu machen? Warum wolltest du mich auch noch umbringen?“ Mit Angst in den Augen starrte Mido ihn an. „Ich hab dich etwas gefragt“, brüllte Link. „Ich wollte dich nicht umbringen“, schrie Mido zurück. „Du verdammter Lügner“, schrie der Hylianer und schmetterte Mido seine Faust gegen das Kinn, so dass er bewusstlos liegen blieb. Er durchsuchte den Jungen, aber eine Schleuder oder Eisenkugeln fand er nicht. Dann packte er den Kokiri, zog ihn zu dem Pferd, auf dem er gekommen war, legte ihn auf den Rücken des Tieres und band ihn fest. Ein letztes Mal kehrte der Hylianer zum Höhlenausgang zurück, nahm seinen toten Doppelgänger auf die Arme und legte diesen über den Rücken des grauen Pferdes. Schließlich verband Link die Zügel der Pferde mit einem Seil, stieg auf das verbliebene Tier auf und ritt los. Während er sich schweigend dem Gebiet der Goronen näherte, dachte er an die Fragen, die noch unbeantwortet geblieben waren und die er Mido dringend stellen wollte, sobald dieser wieder das Bewusstsein erlangt hatte. Link erinnerte sich daran, dass seine Verfolger den Kokiri-Wald betreten hatten, ohne Schaden zu nehmen. Die Lösung dieses Rätsels konnte ihm sicher sein Gefangener verraten. Auch was sie für einen Hinterhalt für Prinzessin Zelda geplant hatten, wollte der Hylianer wissen. Die nächsten Schritte waren für den Teenager bereits klar. Er würde nach Goronia reiten und den Steinwesen seinen Doppelgänger übergeben. Link wusste, dass die Goronen eine Art Kühlkammer besaßen, in der sie den falschen Link aufbewahren konnten. In der Zwischenzeit würde der Hylianer mit Mido den Pfad nach Kakariko abreiten und die geraubten Gegenstände holen. Da die Stadttore von Hyrule in der Nacht verschlossen waren, plante Link, bei den Goronen zu übernachten und dann sehr früh am nächsten Morgen weiterzureiten. Sehr oft dachte er an Katana und an die Gefahren, die sie gemeinsam überstanden hatten. Tief in Gedanken versunken achtete er gar nicht darauf, in welche Richtung er ritt, aber das hellbraune Pferd schien zu ahnen, was das Ziel ihrer Reise war, denn es schlug automatisch den Weg nach Goronia ein. Nach etwa zwei Stunden vernahm Link ein erbärmliches Stöhnen. Mido war wieder zu sich gekommen und die Schaukelei auf dem Pferd bekam ihm gar nicht gut. Der Hylianer stoppte die Reittiere, stieg ab und ging zum Kokiri hinüber. „Es trifft sich gut, dass du wieder aufgewacht bist“, meinte er, das klägliche Jammern des Jungen ignorierend. „Ich habe da nämlich noch ein paar Fragen an dich.“ „Mir ist schlecht“, presste Mido hervor. „Mir auch. Aber wir reiten gleich weiter und dann muss ich dich zum Glück nicht mehr angucken. Was habt ihr mit Zelda vor?“ Mido stöhnte. Der Hylianer umfasste sein Kinn und drückte den Kopf hoch. „Langsam solltest du begriffen haben, dass ich nicht gerne die gleiche Frage zweimal stelle.“ „Sie … sie macht morgen einen Ausflug. Wir wollten ihr unterwegs auflauern und sie überfallen.“ „Daraus wird jetzt wohl nichts. Habt ihr irgendeine Falle für sie aufgebaut?“ Mido schüttelte den Kopf. „Wir wollten alle drei am Wegrand warten, bis sie kommt und den Raub dann ausführen.“ „Fragt sich nur, ob ihr auch mit ihren Leibwächtern fertig geworden wäret“, knurrte Link. „Wie kommt es eigentlich, dass Hylianer den Kokiri-Wald betreten können, ohne sich in Pflanzen zu verwandeln?“ Mido sah ihn verständnislos an. „Was meinst du?“ Der Teenager überlegte. Das Unverständnis auf Midos Gesicht war ganz gewiss nicht gespielt. Der Kokiri schien keine Ahnung davon zu haben, dass der Zauber im Wald nicht mehr wirkte. Link stieg wieder auf sein Pferd und ritt weiter, ohne die Protestrufe von Mido zu beachten. Nach einigen Minuten hörte er den Kokiri würgen, gefolgt von einem spritzenden Geräusch. Er empfand keinerlei Mitleid mit ihm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)