The Legend Of Zelda - Wenn ein Stern verglüht von David_Turman ================================================================================ Kapitel 30: TEIL 2 - Kapitel 18 ------------------------------- 18 Eine weitere Stunde später hatten sie die Verlorenen Wälder durchquert und standen im Tunnel, der den Verbindungsweg zu den Goronen bildete. Sie gingen langsam hindurch und gelangten nach Goronia. Am Ende des Tunnels stand auf der rechten Seite ein Gorone, der an einem Stein kaute. Steine gehörten zu den Lieblingsspeisen der Goronen. Das Steinwesen hatte einen runden dicken Kopf und einen noch dickeren Körper, die aus festem Material bestanden, das wie Stein aussah. Link hatte schon mehrmals mit ihnen zu tun gehabt und sich immer gefragt, ob es irgend etwas gab, was den Goronen Schaden zufügen konnte. „Hallo“, sagte der Gorone gelangweilt und biss ein großes Stück von seinem Stein ab. Offenbar war er nicht sehr überrascht, dass Fremde nach Goronia kamen, aber die Goronen waren sowieso dafür bekannt, dass fast nichts sie überraschen konnte. „Hallo“, grüßte Link. „Wir kommen, um …“ Mit einem angewiderten Aufschrei warf der Gorone den Stein weg. Link und Katana sahen in erstaunt an. „Steinläuse“, erklärte er. „Ähm, ja“, druckste Link. „Wir müssen ganz dringend ins Gebirge. Könntest du uns bitte zum anderen Ausgang führen?“ Goronia konnte von zwei Seiten aus betreten werden. Neben den Verlorenen Wäldern gab es noch einen Zugang, der direkt am Gebirge gelegen war. „Nein, ich darf von hier nicht weg. Aber ihr könnt sowieso nicht ins Gebirge. Niemand kann momentan dort hin.“ „Aus welchem Grund“ fragte Katana und der Gorone nahm sie erst jetzt richtig wahr. Er nahm eine gerade Haltung an. „Entschuldige, ich habe dich gar nicht gesehen. Wenn man so lange hier herumsteht, dann vergisst man alles um sich herum. Willst du vielleicht ein bisschen Steinsalat? Er ist ganz frisch.“ „Nein, vielen Dank“, lächelte das Mädchen. „Oder etwas anderes? Schotterchips vielleicht? Wir kriegen nicht oft Besuch von so hübschen Wesen.“ Link traute seinen Ohren nicht. Flirtete der Kerl etwa mit seiner Freundin? „Das ist unheimlich lieb von dir, aber ich möchte momentan nichts. Eventuell komme ich später darauf zurück.“ Der Gorone nickte heftig. „Warum kann niemand ins Gebirge“, fragte Link laut, um den Steinmann abzulenken. „Hm?“ Der Gorone drehte seinen dicken Kopf und sah Link an. „Wer bist du denn?“ Dann erinnerte er sich offenbar und schlug sich gegen den Kopf. „Ach so, natürlich. Tut mir leid. Wenn man so lange hier herumsteht, dann …“ „… vergisst man alles um sich herum, schon klar“, beendete Link den Satz. „Ach, du kennst das also auch“, stellte der Gorone fest. „Du musst wohl auch immer Wache schieben, was?“ „So in etwa. Weshalb kann denn nun keiner in die Berge?“ „Na, wegen des Riesen“, antwortete der Gorone. „Hält der euch fest, so dass ihr nicht weggehen könnt?“, grinste Link. Der Gorone lachte aus vollem Hals. „Der war gut“, meinte er und knuffte Link gegen die Schulter, dass er mehrere Schritte zurücktaumelte. Erschrocken schlug der Steinmann seine Hand vor den Mund. „Oh, entschuldige bitte. Das wollte ich nicht. Ich denke oft nicht nach, bevor ich etwas tue. Zeig mal her.“ Ehe Link oder Katana ihn hindern konnten, war der Gorone neben Link getreten und schob die Tunika und das Shirt beiseite, um sich die Schulter des Jungen anzusehen. „Hey, was fällt dir denn ein?“ Schimpfend war Navi aus Links Kleidung geflogen und wuselte nun vor dem Gesicht des Steinmannes herum, wobei sie ihm mit dem Zeigefinger drohte. „Ziehst du alle Leute, die du erst zwei Minuten kennst, gleich aus?“, wollte sie wissen. Der Gorone zuckte zurück und seine Augen rollten wild herum, als er versuchte, der Fee mit dem Blick zu folgen. „Wer bist ’n du?“ „Jemand, mit dem du dich besser nicht anlegen solltest.“ „Schon gut, tut mir leid“, entschuldigte sich der Gorone mit gesenktem Kopf, bevor er sich wieder an Link wandte. „Aber auf deine Prellung solltest du Kieselerde streuen“, riet er dem Teenager. „Danke für den Tipp“, ächzte Link mit zusammengebissenen Zähnen. „Was ist jetzt mit dem Riesen?“, fragte Katana und umfasste Links Arm. „Tja, der sitzt oben im Gebirge und wirft mit Felsen.“ „Was?“ „Nun ja, das ist ja nicht so schlimm. Immerhin kriegen wir so unser Essen frei Haus geliefert. Aber er schreit dabei immer so furchtbar. Wie soll man bei dem Gebrüll in Ruhe essen, frage ich euch? Und für den Verdauungsschlaf ist diese Schreierei auch nicht gerade förderlich.“ „Aber warum wirft er mit Felsen nach euch?“, wollte Katana wissen. „Keine Ahnung. Richtig unangenehm wird es erst, wenn er irgendwelche Häuser oder Vorratskammern von uns trifft. Neulich mussten wir ein ganzes Fass Steinpilze wegwerfen. Alle zermantscht, stellt euch vor.“ „Entsetzlich“, meinte Link lapidar. „Aber wir müssen ins Gebirge. Ganz dringend.“ „Das könnt ihr vergessen. Dieser Riese verjagt jeden, der den Gebirgspass hinauf will. Es gibt aber noch einen Zugang, der liegt aber einige Dis entfernt.“ „Ganz toll“, sagte der Hylianer ärgerlich. „Ich habe doch nicht den ganzen Weg auf mich genommen, um jetzt wieder mit leeren Händen umzukehren.“ „Warte mal“, unterbrach ihn Katana. „Wir können zwar nicht ins Gebirge, aber wir kennen jemanden, der unbeschadet an dem Riesen vorbei kommt.“ Link guckte sie überrascht an und schüttelte dann den Kopf. „Mag ja sein, dass du jemanden kennst, aber ich …“ Dann dämmerte es ihm. „Navi“, flüsterte er. „Genau. Vielleicht kann sie ja herausfinden, wieso der Riese mit Felsen um sich wirft.“ „Habe ich das richtig verstanden?“, fragte die Fee. „Ihr wollt mich tatsächlich zu diesem Riesen schicken? Werde ich vielleicht vorher auch mal gefragt?“ „Komm schon, Navi, das ist doch keine große Sache.“ „Stimmt“, nickte Navi Link zu. „Und deshalb kannst du das sicher auch viel besser erledigen als ich.“ „Ich komme an dem Riesen gar nicht erst vorbei.“ „Und was macht dich so sicher, dass ich an ihm vorbei komme?“ „Du bist viel kleiner als ich.“ „Jetzt wird auch noch auf meiner Größe herumgehackt. Ich frage mich, warum ich nicht einfach im Kokiri-Wald geblieben bin.“ Navi flog ein Stück weiter, kehrte Link, Katana und dem Goronen den Rücken zu und schaute beleidigt auf eine Steinwand. Die Xylte warf Link einen vorwurfsvollen Blick zu, doch der Junge zuckte nur mit den Schultern. Der Gorone ging auf die Fee zu und sagte: „Kannst du dir vorstellen, wie es ist, wenn man nicht mehr weiß, wo man seine Vorräte lagern soll, weil alles zerstört ist? Das erwartet uns, weil der Riese unkontrolliert Steine durch die Gegend wirft. Wir können unsere Nahrungsmittel und Werkzeuge nicht mehr lagern. Du bist zwar nicht sehr groß, aber dadurch kannst du dich auch viel schneller bewegen und bist wendiger. Es würde uns sehr helfen, wenn du mit dem Riesen Kontakt aufnehmen würdest, um herauszufinden, warum er so randaliert und ihn bitten würdest, das in Zukunft zu lassen. Ein anderer von uns kommt nicht an ihm vorbei und wir sind ihm körperlich unterlegen. Bitte, tue es für uns. Ich würde es selbst tun, wenn ich du wäre. Ehrlich, jetzt wünsche ich mir ganz stark, deine Körpergröße zu haben.“ Navi drehte sich um und starrte ihn erstaunt an. „Wirklich?“ Der Gorone nickte. „Na gut“, gab die Fee nach ein paar Augenblicken des Nachdenkens nach. „Ich mache es.“ Sie flog zu Link und sagte zu ihm: „Aber für dich mache ich das nicht, damit das gleich klar ist.“ Der Hylianer wusste nicht, was sie meinte und guckte ihr verdattert nach. Das Steinwesen kam zu den beiden wartenden zurück und sagte: Alles in Ordnung. Sie wird zu dem Riesen fliegen.“ „Das sollten wir uns ansehen. Komm, Katana.“ Link packte ihr Handgelenk und zog sie mit sich. Er lief nach links und bog dann links in eine Art Tunnel ein, in dem Treppen in den Boden gehauen waren. Sie stiegen eine Etage empor und eilten dem Ausgang entgegen. Nach einigen Schritten erhob sich rechts neben ihnen eine steile Felswand, in die ein kleiner Weg eingelassen war. Link ging diesen Weg bis zur nächsten Biegung und blieb stehen. „Hier können wir warten. Navi kann nur diesen Weg nehmen, um zurückzukommen. So erfahren wir als erste, ob sie erfolgreich war.“ „Was meinst du, wie lange es dauert?“, fragte Katana und Link zuckte mit den Schultern. Also warteten sie und während dieser Zeit zerbrachen sie sich die Köpfe. In diesem Gebirge gab es unzählige Höhlen. Wenn Katana die Worte des Orakels richtig gedeutet hatte, wie sollten sie die richtige Höhle finden? Und immer noch wussten sie nicht mit der Zange des Hummers anzufangen, wobei sich noch eine weitere Schwierigkeit ergab. Hummer hatten zwei Zangen. Welche davon war gemeint? „Was wirst du tun, wenn wir tatsächlich deinen Doppelgänger ausfindig machen?“ „Fesseln und ihn nach Hyrule bringen, damit er dort öffentlich verkündet, dass nicht ich für seine Verbrechen verantwortlich bin. Das wird hoffentlich genügen.“ Ein dumpfes Rumpeln unterbrach den Jungen. Er und Katana schauten nach oben in Richtung Gebirge. „Was ist …?“, begann Katana die Frage, die ihr aber einen Augenblick später bereits beantwortet wurde. Kleine und große Felsbrocken lösten sich aus der Wand und donnerten auf den Weg hinunter. „Weg hier“, schrie Link, packte die entsetzte Katana am Arm und zog sie mit sich. Hinter ihr landeten die Steine krachend auf dem Boden. Ein kleines Stück Gestein traf Link am Hinterkopf, aber er achtete nicht auf den kurzen Schmerz, sondern rannte wie wild, um dem Steinschlag zu entgehen. Nach etwa einer Minute war alles vorbei. Heftig atmend und mit stark klopfendem Herz erholten sich Link und Katana von dem Schreck und wandten sich um. Der Weg war von Felsbrocken versperrt. „Super. Auch das noch“, sagte Link. „Sieht nicht so aus, als wenn Navi erfolgreich gewesen wäre.“ Link nickte grimmig. Sie mussten in dieses Gebirge und notfalls würde er es auch alleine mit dem Riesen aufnehmen. „Hoffentlich ist ihr nichts passiert“, sagte Katana sorgenvoll, doch schon sahen sie in der Ferne Navi herbei fliegen. Sie schien überaus gute Laune zu haben. „So, alles in Ordnung.“ „Alles in Ordnung“, schnauzte Link sie an. „Guck dich mal um und sage mir dann noch einmal, dass alles in Ordnung ist. Wir wären beinahe unter Stein begraben worden.“ Navi bemerkte den durch Steinen versperrten Weg und ihr einziger Kommentar war: „Oh.“ „Was ist da oben passiert, Navi?“, wollte Katana wissen. Die Fee wedelte wild mit den Flügeln. „Ihr könnt an dem Riesen vorbei.“ „Wirklich, wie hast du das denn geschafft?“ „Das … das ist doch egal. Ich war erfolgreich und nur das zählt. Gehen wir gleich los?“ „Würden wir gerne, wenn dieser Weg frei wäre“, schimpfte Link. „Was ist da oben vorgefallen? Das interessiert mich brennend.“ „Wann gehen wir denn dann los?“, lenkte Navi ab. „Navi“, sagte Link drohend. „Nun ja, ich bin nach oben geflogen und habe den Riesen gefunden. Und es war ja auch kein Wunder, dass er bei den Schmerzen mit Steinen geschmissen hat.“ „Was für Schmerzen?“, wunderte sich Katana. „Na, er hatte Zahnschmerzen. Die waren ziemlich schlimm. Und er war total wütend, dass jemand ihn gestört hat. Deshalb hat er versucht, mich zu fangen.“ „Das hat er offenbar nicht geschafft“, stellte Link fest. „Nein“, antwortete Navi stolz, „ich bin ja so klein und wendig. Und bei dem Versuch, mich zu erwischen ist er über eine Felskante getreten und einen Berg hinuntergefallen. Das könnte die Ursache für die Felslawine gewesen sein.“ „Könnte?“, schrie Link. „Du solltest herausfinden, warum der Riese mit Steinen wirft. Von uns umbringen war nie die Rede.“ „Ständig hast du was zu meckern“, brüllte die Fee zurück. „Langsam bin ich es leid. Mach doch deinen Mist demnächst selber, wenn du alles besser kannst, Mister Oberschlau.“ „Ruhe jetzt, verdammt noch mal“, schrie Katana so laut, wie sie konnte. Erschrocken blickten Link und Navi sie an. Das Mädchen holte tief Luft, ehe sie sagte: „Es bringt uns überhaupt nichts, wenn wir uns gegenseitig anschreien. Ihr hört jetzt auf mit den Kindereien.“ Ihre Worte verfehlten die Wirkung nicht. Die beiden angesprochenen bleiben mucksmäuschenstill. „Navi, warum bist du so sicher, dass der Riese uns jetzt nicht mehr angreifen wird?“, fragte die Xylte mit ruhiger Stimme. „Weil er sich durch den Sturz den kaputten Zahn ausgeschlagen hat. Und jetzt macht der ihm keine Sorgen mehr. Der Riese war mir direkt dankbar, dass er durch meine Ausweichversuche gestürzt ist.“ Ein Gorone kam herbei, besah sich den Schuttberg und meinte: „War das der Krach von eben? Gewaltiger Gorone, das sind ja richtige Leckerbissen. Die sollten wir gleich einlagern, bevor sich jemand anderes an ihnen vergreift.“ „Wer vergreift sich an Steinen?“, wollte Link wissen. Der Gorone wiegte den Kopf. „Hinterher ist man immer schlauer. Vorsicht ist besser als nichts zu essen.“ „Übrigens, der Riese macht euch keine Probleme mehr. Ihr könnt wieder gefahrlos ins Gebirge und euch eure Steine selber holen“, verkündete Katana. Der Steinmann blickte sie neugierig an. „Wie habt ihr das denn geschafft?“ „Frag lieber nicht“, knurrte Link. „Wärt ihr so nett, die Steine aus dem Weg zu schaffen, damit wir unseren Weg fortsetzen können?“ „Ja, aber das sind eine ganze Menge und es dauert eine Weile. Vor morgen früh werdet ihr auf keinen Fall weiterwandern können, denn es ist absolut nicht ratsam, in der Dunkelheit ins Gebirge zu gehen. Und es wird ja bald dunkel. Also bleibt doch noch für diese Nacht in unserem Dorf.“ Link und Katana sahen sich an und waren sich einig, dass sie das Angebot wahrnehmen würden. Sie gingen wieder zurück nach Goronia und legten sich dort zum Schlafen auf den Boden, denn das, was die Goronen ihnen als Bett anboten, sah ganz und gar nicht gemütlich aus. Bevor Katana sich hinlegte, entfernte sie sich mit Navi ein Stück und sagte zur Fee: „Sei Link bitte nicht böse. Wir waren beide zu Tode erschrocken, als die Felsen auf uns hinunterkrachten. Beinahe hätten sie uns erwischt. Aber Link weiß, dass du den Steinschlag nicht mit Absicht ausgelöst hast. Möglicherweise steht er kurz vor dem Ziel, sein Double zu finden. Da ist klar, dass er nervös ist und auch ungerecht wird.“ Nachdem Navi versprochen hatte, dass sie dem Hylianer nichts nachtragen würde, konnte Katana beruhigt schlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)