The Legend Of Zelda - Wenn ein Stern verglüht von David_Turman ================================================================================ Kapitel 22: TEIL 2 - Kapitel 10 ------------------------------- 10 Als Link wieder zu sich kam, stellte er fest, dass er sich in einem großen Raum befand. Von Katana oder Navi war keine Spur zu sehen. Der Hylianer setzte sich auf und schaute sich genauer um. An zwei gegenüberliegenden Seiten waren Fenster in die Wände eingelassen worden, durch die helles Tageslicht strömte. Der Einrichtung zufolge war er in einer Küche wieder aufgewacht. Große und kleine Töpfe, Schüsseln, Gläser und andere Gefäße standen in Schränken oder auch mitten im Raum. Auch Krüge und Behältnisse mit Kräutern oder Körnern konnte Link entdecken. Ein Tisch stand mitten im Zimmer. Was sollte er hier? Wie war er in diesen Raum gelangt? Er konnte sich nur noch an den heftigen Luftsog erinnern. Dann musste es schwarz um ihn geworden sein. Sein Zeitgefühl war verloren gegangen, doch er wusste, dass er nicht mehrere Stunden bewusstlos gewesen sein konnte, denn draußen war es noch hell. Der Junge stand auf und lief in der Küche umher. Es gab keine Tür, was ihn verwunderte. Wie sollte man in den Raum hinein gelangen? Die Antwort auf diese Frage erhielt Link einige Augenblicke später. Durch ein kleines Loch im Boden kamen vier Gestalten gekrochen. Sobald sie das Zimmer betreten hatten, wuchsen sie und wurden menschengroß. Sie trugen Kochlöffel und Suppenkellen in den Händen und starrten böse auf Link. „Hast du den Hafer inzwischen gefunden?“, fragte einer der vier Männer, der – wie seine Begleiter – eine weiße Jacke und eine weiße Hose trug. „Den … den Hafer?“, fragte Link verdutzt zurück. „Genau. Den Hafer, den du hier in der Küche abgeliefert hast und der jetzt verschwunden ist.“ „Hört mir zu, ich weiß überhaupt nicht, wie ich hierher gekommen bin. Ich war vorher noch nie in dieser Küche und habe auch keinen Hafer mitgebracht.“ Die Männer warfen sich vielsagende Blicke zu. „Wollen wir dem Kleinen mal ein wenig helfen, die Erinnerung wieder zu finden?“ „Ein guter Vorschlag“, meinte ein Mann mit schütterem grauem Haar und schlug mit dem Kochlöffel heftig auf Links Schulter. Link schrie auf und griff sich an die getroffene Stelle. „Was soll denn das?“, protestierte er. „Ich habe euch nichts getan.“ „Jetzt wird er auch noch frech“, meinte der Kerl, der Link mit dem Kochlöffel erwischt hatte. „Los greift ihn euch.“ Die Männer kamen auf ihn zu und Link flüchtete sich zwischen einen Tisch, auf dem mehrere Töpfe standen, und einen Schrank. Einer der Männer warf plötzlich ein Messer, das von einem Topf abprallte und auf den Boden klirrte. Link riss einen Topf hoch und warf ihn auf zwei Männer, die von links auf ihn zu kamen. Beide taumelten zurück. Link lief auf der Stelle los, doch die beiden anderen Köche schleuderten ihre Kellen nach ihm, die Link in den Rücken und am Kopf trafen. Die Treffer taten weh und der Hylianer gab einen Schmerzlaut von sich. Für einen Augenblick sah er Sterne, aber das legte sich rasch wieder. Er packte einen Topf an einem Henkel und schwang ihn immer wieder im Halbkreis vor sich her. Dabei ging er auf die zwei Männer zu, die ängstlich zurück wichen. Doch dann wurde er von hinten gepackt. Gewaltsam wurden ihm die Arme festgehalten und sofort stürmten die Köche vor ihm vorwärts und schlugen mit den Kochlöffeln auf ihn ein. Link konnte sich nicht wehren und die Schläge trafen ihn am gesamten Körper. „Aufhören“, schrie er, doch die Männer dachten gar nicht daran. Sie erschlagen dich, fuhr es Link durch den Kopf. Er nahm all seine Kraft zusammen und warf sich nach hinten. Diese Aktion überraschte die Männer und sie ließen ihn los. Augenblicklich wirbelte Link herum und traf die beiden Männer mit dem Topf, den er immer noch in der Hand hielt. Einer der anderen Männer riss eine Schublade auf und holte ein riesiges Messer hervor. Link warf den Topf nach ihm, doch er duckte sich und der Topf traf nur die steinerne Wand. Link stutzte. Eine Wand aus Stein? Er befand sich doch im Inneren eines Baumes. Es konnte hier keine Steinwand geben. Und von Fenstern, die sich in Bäumen befanden, hatte er auch noch nichts gehört. Ein Fausthieb traf seine Wange und der Junge wurde zu Boden geschleudert. Der Koch kniete sich neben ihn und hob die Hand, die das Messer hielt, in die Luft. Gleich würde die Klinge in Links Brust fahren und sein Leben beenden. Der Hylianer hielt abwehrend seinen Arm hoch und kreischte: „Das ist nicht real. Das ist nicht real.“ Der tödliche Messerstich blieb aus. Vorsichtig ließ Link den Arm sinken und schaute sich um. Die Küche war verschwunden. Er befand sich in einem Gang und die ihm bereits bekannten Lichter verbreiteten einen diffusen Schein. Sein Schwert lag vor ihm. Er hob es auf und schlich langsam vorwärts. Die Sorge um Navi und Katana wuchs mit jedem seiner Schritte. Er redete sich ein, dass es ihnen gut ging. Andernfalls wäre er wohl verrückt geworden und hätte nicht gewusst, was er tat. Der Gang endete vor fünf Türen, die allesamt geschlossen waren. Langsam schlich Link von Tür zu Tür, legte an jede sein Ohr an das Holz und horchte. Kein Geräusch drang nach draußen. Nach einigem Überlegen entschied sich der Hylianer dafür, die mittlere Tür zu öffnen. Eine Fledermaus flatterte ihm entgegen, worauf er sich so sehr erschreckte, dass er sein Schwert hochriss und das Tier aufspießte. Mit einem lauten Quieken löste sich die Fledermaus auf und etwas aus ihrem Körper fiel zu Boden. Link bückte sich und hob einen kleinen Schlüssel auf. Solche Vorkommnisse kannte er bereits und dieser Schlüssel würde bestimmt noch wichtig werden, also steckte er ihn ein. Nun ging der Junge zur Tür ganz rechts. Er vernahm leise Musikklänge, nachdem er sie geöffnet hatte. Link kannte die Melodie zwar nicht, aber sie war sanft und beruhigend und er ging durch den dunklen Gang auf die Musik zu. Doch je näher er ihr kam, umso bedrohlicher wurde sie. Schon bald mochte er den Sound nicht mehr und zog sich wieder zurück. Nachdem er sich ein wenig entfernt hatte, klang die Musik wieder freundlicher. Link entschloss sich, es erst einmal mit den restlichen Türen zu versuchen, bevor er zu diesem Gang zurückkehrte. Er widmete sich als nächstes der Tür, die sich links neben der mittleren Tür befand. Aus ihr spazierte ein kleiner Zwerg mit weißem Haar und langem weißen Bart. „Stelle mir eine Frage und ich werde dir wahrheitsgemäß antworten“, sagte er. Link guckte den Zwerg an. War er vielleicht schon das Orakel? Dann könnte er ihm die Frage stellen, die ihm auf den Nägeln brannte. Auf der anderen Seite war das vielleicht ein Fehler? Er konnte nicht sicher sein, ob der Zwerg das Orakel darstellte. Ein Zwerg als Orakel, das war ziemlich unvorstellbar. Also fragte Link: „Wie komme ich zum Orakel?“ „Eine kluge Frage“, sagte der Zwerg und klatschte begeistert in die Hände. „Eine sehr gute Frage. Willst du auf dem schnelleren oder auf dem sichereren Weg zum Orakel kommen?“ Der Junge überlegte kurz. Vielleicht waren beide Wege die gleichen. Spekulationen nutzten aber nichts, also entschied sich Link kurzerhand für den schnelleren Weg zu seinem Ziel. „Ich hoffe, du hast gut darüber nachgedacht. Denn der schnellere Weg bedeutet manchmal, dass man überhaupt nicht dort ankommt, wo man gerne hin möchte.“ Link wusste sofort, was der Zwerg meinte. „Das Risiko nehme ich auf mich“, sagte er. „Na schön, dann solltest du die erste Tür auf der linken Seite nehmen“, riet der Zwerg. Link bedankte sich und öffnete die genannte Tür, die sich augenblicklich wieder schloss, nachdem er die Schwelle passiert hatte. Er betrat einen großen Raum, in dem es kein weiteres Mobiliar oder sonstige Einrichtungsgegenstände gab. Das Zimmer war vollkommen leer, bis auf einen kleinen Zettel, der an der Wand klebte. Link ging zu dem Papier, auf dem lediglich das Wort „Stirb“ stand. Der Hylianer schüttelte den Kopf. Das war ja eine tolle Begrüßung. Er blickte zur Decke. Vielleicht war der Zettel ein Hinweis auf das, was ihm in diesem Raum passieren würde. Nur wie sollte das geschehen? Link dachte sich, dass vielleicht die Decke auf ihn herunterkommen und ihn zermalmen würde. Doch diese bewegte sich nicht. Dann hörte er ein Räuspern hinter sich. Er drehte sich um – und stand sich selbst gegenüber. „Wenn du aufgehört hast, die Decke anzustarren, dann können wir vielleicht zur Sache kommen.“ Es war einfach unglaublich. Der Link, der sich außer ihm noch in diesem Raum befand, war eine genaue Kopie von ihm. Er sah aus, redete und bewegte sich ganz genau wie das Original. Dem echten Link fuhr es in den Sinn, dass dies vielleicht sein gesuchter Doppelgänger war, aber bei den nächsten Worten verwarf er diesen Gedanken wieder. „Ich bin du“, sagte sein Gegenüber. „Ich bin mit den gleichen Waffen und Gegenständen ausgestattet wie zur Zeit du. Wir beide werden gegeneinander kämpfen. Und diesen Kampf wirst du verlieren. Ich kann dich angreifen wie ich möchte und du kannst dich nicht dagegen wehren. Auf der anderen Seite sieht es so aus, dass du dir selbst Schaden zufügst, solltest du mich angreifen. Dennoch ist es deine Aufgabe, mich zu besiegen. Denn erst dann wird sich die Tür wieder öffnen. Aber mache dir nicht allzu viel Hoffnungen. Du kannst nur verlieren. Also finde dich schon einmal mit deinem Tod ab.“ Link stellte fest, dass sein Gegenüber das Schwert ebenfalls bereits in der Hand hielt. Er stürmte vorwärts und schlug seinem Doppelgänger die breite Seite der Klinge gegen den Arm. Sofort spürte er selbst den Schmerz und stöhnte auf. „Siehst du, was ich meine?“, fragte sein Spiegelbild höhnisch. „Du kannst mich nicht besiegen.“ Er stieß mit dem Schwert zu, doch Link brachte sich noch rechtzeitig vor dem Stoß in Sicherheit, indem er zwei Schritte zur Seite machte. „Du könntest dein Schwert fallen lassen, dann gewähre ich dir einen schnellen Tod.“ „Das möchtest du wohl“, knirschte Link und stürmte vorwärts. Ruhig blieb sein Spiegelbild stehen. Die scharfe Schneide fuhr über seinen Schwertarm. Link schrie auf und ließ sein Schwert fallen, während sein Ebenbild die Waffe in der Hand behielt. Voller Entsetzen sah Link, wie der Ärmel seines weißen Shirts das Blut aufsog. „Du lernst ziemlich langsam, oder? Ich habe dir gesagt, dass es keinen Sinn hat. Ich werde als Sieger aus diesem Kampf hervorgehen.“ Link hob mit zusammengebissenen Zähnen sein Schwert vom Boden auf. Kaum hatte er es in der Hand griff sein Doppelgänger an. Die beiden Klingen prallten aufeinander und beinahe hätte Link ein zweites Mal sein Schwert fallen lassen. Er umklammerte den Griff mit beiden Händen und stellte sich seinem Feind, dessen Waffe soeben wieder heransauste und von Link pariert wurde. Schmerzen wirbelten in seinem Arm auf, doch der Junge ignorierte sie, so gut er konnte. Link führte seinen nächsten Hieb so stark, dass seinem Spiegelbild das Schwert aus der Hand gerissen wurde. Es wirbelte über den Boden und stieß gegen die Wand, ehe es liegen blieb. Links Zwilling breitete die Arme aus. „Komm, töte mich. Oder töte dich, ganz wie du möchtest.“ Er lachte dreckig. Link ließ sein Schwert fallen und mit drei schnellen Sätzen war er hinter seinen Gegner getreten, hatte ihm den Arm um den Hals gelegt und zugedrückt. Doch auch das nutzte nichts. Link stellte nur fest, dass er sich selber die Luft abschnürte. Schnell ließ er sein Duplikat los und rang nach Atem. Sein Gegner rammte den Ellbogen nach hinten und traf Link genau in den Magen. Der Hylianer fühlte sich, als sei eine Bombe in seinem Inneren explodiert. Er gab einen erstickten Laut von sich und fiel auf die Knie, die Hände gegen seinen Bauch gepresst. Der andere Link hob seinen Fuß und trat ihm kräftig in die Seite, so dass er auf den Rücken geschleudert wurde. Die Schmerzen fuhren mit furchtbarer Kraft durch Links Körper. Ihm war speiübel. Sein Feind setzte sich neben ihn und wartete darauf, dass er sich wieder erholte. „Ich werde dir so lange Schmerzen zufügen und anschließend warten, dass du dich wieder erholst, bis du glaubst, wahnsinnig zu werden. Und du wirst mich anbetteln, dass ich dich von diesen Schmerzen erlöse und dich töte. Aber das werde ich ganz langsam tun, damit du auch etwas von deinem Tod hast. Es gibt keinen Weg für dich, mich zu besiegen. Finde dich damit ab.“ Nach ein paar Momenten erhob sich das Duplikat und beugte sich über ihn. „Steh auf“, befahl er, doch Link rührte sich nicht. Der Doppelgänger packte Link an der Tunika und zog ihn hoch. „Du sollst aufstehen, habe ich gesagt.“ Nur mühsam gelang es Link, auf den Beinen zu bleiben. Er schaute seinen Peiniger an. Dieser lachte und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige, die seinen Kopf nach links schleuderte. „Ach ja, auch wenn ich mich selber verletze, wird der Schmerz auf dich übergehen“, grinste sein Ebenbild und ging zur Wand. „Soll ich es dir mal beweisen?“ Der Doppelgänger ließ seine Faust gegen die Wand krachen und Link dachte, seine Hand wäre gebrochen. Er schrie wie am Spieß und presste seine verletzte Hand mit der anderen gegen seine Brust. Die Schmerzen waren unvorstellbar und Tränen traten in seine Augen. Sein Zwilling ging zu ihm und sagte: „Ich hoffe, du versuchst in deiner Hilflosigkeit nicht zu fliehen. Erstens wäre es zwecklos und zweitens passt es auch nicht zu dir.“ Dann nahm das Double sein Schwert vom Boden auf. „Komm, lass uns weiterkämpfen“, forderte er das Original auf. „Ich fange an, mich zu langweilen.“ Trotz der Schmerzen in seiner Hand und in seinem Leib versuchte Link, einen klaren Gedanken zu fassen. Es musste einfach möglich sein, diesen Mistkerl zu besiegen. Was er auf gar keinen Fall wollte, war, von diesem umgebracht zu werden. Aber darauf würde es hinauslaufen, wenn ihm nicht schleunigst etwas einfiel. Nein, so lange er auch darüber nachdachte, es gab keinen Ausweg. Er hat die gleichen Waffen, die ich momentan habe, das hat er selber gesagt, dachte sich Link. Und er kann keinen Schaden davon tragen, da alle Verletzungen auf mich übertragen werden. Somit habe ich überhaupt keine Chance. Und plötzlich tauchte ein kleiner Hoffnungsfunke in Links Hirn auf. Nein, erkannte der Hylianer gedanklich, er hat nicht alle Waffen, die mir zur Verfügung stehen. Eine letzte Möglichkeit, seinen Gegner zu besiegen, gab es vielleicht noch. Link konnte sich nicht im entferntesten vorstellen, dass seine Überlegungen zum Erfolg führten. Aber er musste es wenigstens versuchen. Ächzend wankte er zu seinem Schwert und hob es auf. Der Doppelgänger grinste in Vorfreude auf den zu erwartenden Kampf, doch er wurde enttäuscht. Link schob sein Schwert in die Scheide. „Hey, was soll denn das?“, protestierte sein Gegenüber. „Soll ich dich unbewaffnet abschlachten? Zieh dein Schwert. Dir muss doch auch an einem fairen Kampf gelegen sein.“ „Fairer Kampf“, presste Link hervor. „Das hier ist kein fairer Kampf und wird auch nie einer sein.“ Das Double hob die Waffe. „Ich werde mich bemühen, dich in den Bauch zu treffen und langsam und qualvoll verbluten zu lassen. Das ist das wenigste, was ich für dich tun kann. Schließlich kennen wir uns doch schon so lange.“ Er stürmte auf Link zu, doch dieser wich aus und sein Ebenbild wurde vom eigenen Schwung vorwärts gerissen. Schnell rannte Link zur Wand, riss den Zettel herunter und drückte ihm seinem Gegner auf den Rücken, wobei er „Stirb“ rief. Das Duplikat bäumte sich auf und schrie unter entsetzlichen Qualen. Dann fiel es auf den Bauch, zuckte noch zweimal und lag still. Der Kampf war entschieden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)