Tales of the Firefly von PenAmour (- Searching) ================================================================================ Kapitel 11: Ein böser Junge --------------------------- Ein böser Junge The innocent are so few that two of them seldom meet - when they do meet, their victims lie strewn all round (Elizabeth Bowen) Eine Stimme drang durch die wirren Träume zu ihr. Durch die Sandburgen, die eine nach der anderen in sich zusammen fielen und sie unter ihren Massen begruben. Eine Stimme, einem Summen gleichend, welches immer lauter wurde und sie schließlich dazu brachte ihre Augen zu öffnen. Die albtraumhafte Szenerie verblasste und das Rasseln ihrer Handschellen holte sie zurück in die Wirklichkeit. Ihr Körper fühlte sich merkwürdig taub an und schien erst langsam aus der Starre zu erwachen, die die Traumwelt auf ihn gelegt hatte. Und für einen kurzen Augenblick keimte in ihr die Hoffnung, dass die Ereignisse vielleicht nur zu den Träumen gehört hatten. Doch ihre Ketten erzählten ihr etwas anderes; Das Schluchzen der anderen Gefangenen zeugte von der Realität. Und die Gitterstäbe durch die sie in die Welt starrte, sprachen die Wahrheit. Der Sand hatte sich in eine Graslandschaft verwandelt, vereinzelt tauchten Büsche und Sträucher auf. Hier und dort auch Bäume, die ihre kahlen Äste gen Himmel streckten. Der Mantel der Morgendämmerung hatte sich über die Landschaft gelegt, so dass alles in eine milde Dunkelheit getaucht wurde, die nur durch die hereinbrechende Sonne gestört wurde und die Farben der Umgebung wurden in die Freiheit entlassen. Doch noch verdeckte die Dämmerung jedes hilfreiche Detail, welches ihr einen Anhaltspunkt über ihren Aufenthalt hätte geben können. „Du bist wach“, stellte eine leise Stimme fest und sie konnte die Umrisse der zerzausten Frisur erkennen. Es war die gleiche Stimme, welche sie aus ihren Träumen gerissen hatte. „Wie lang war ich weg?“ Vorsichtig wandte sie sich dem Mädchen zu, welches sie zuvor umsorgt hatte. Die Wunden, die ihren Körper bedeckten, schrieen auf als sie sich bewegte. „Nicht!“ Hastig war das Mädchen aufgesprungen. „Du reißt dir damit deine Verletzungen nur noch mehr auf.“ Während es seine Hand auf ihre Stirn presste. „Wenigstens scheinst du kein Fieber mehr zu haben“, seufzte es und reichte ihr eine kleine Holzschale aus der Wasser schwappte. Erst jetzt bemerkte sie, wie durstig sie war und nahm einen großen Schluck der kühlenden Erfrischung. „Danke“, flüsterte sie nachdem sie die Schale abgesetzt hatte und warf ein Lächeln durch das dämmrige Licht, in der Hoffnung, dass es das fremde Mädchen irgendwie erreichen möge. „Du hast fast zwei Tage immer Fieberschlaf gelegen“, berichtete es schließlich an die Gitterstäbe gelehnt. „Sie sagten, ich solle mich um dich kümmern und dass sie mich mit deinem Leichnam begraben würden, wenn ich versagte.“ Ihre Stimme geriet ins Stocken. Vorsichtig tastete sie nach der Hand des Mädchens und drückte sie. „Danke…“ „Elena – Ich heiße Elena.“ „Danke, dass du mir das Leben gerettet hast, Elena“, wiederholte sie. „Und entschuldige, dass du wegen mir leiden musstest“, fügte sie hinzu, bevor sie ihre Hand wieder zu sich nahm und einen Blick in die Runde warf und sich lautlos fragte, warum man auf sie nicht verzichten konnte, so dass andere ihretwegen um ihr Leben fürchten mussten. Sie verkniff sich weitere Fragen jedoch um Elena nicht noch mehr zu beunruhigen, die von alldem keine Ahnung zu haben schien und ängstlich den Kopf von einer Seite zur anderen drehte. Sie konnte nur die Schemen der anderen erkennen, die in diesem Käfig hockten. Hie und da hörte sich das Rascheln der Ketten, welche über den Holzboden streiften, doch es schien kein vertrautes Gesicht unter ihnen zu weilen. Sie wusste noch nicht, ob sie diese Erkenntnis erleichtern oder verängstigen sollte. „Wo sind wir nur?“, fragte sie sich halblaut, so dass Elena es hören konnte. „Wir haben die Wüste hinter uns gelassen“, berichtete diese. „Gestern tauchten plötzlich vereinzelt Bäume und Sträucher auf und der Sand verwandelte sich in eine Graslandschaft. Es ging alles sehr schnell. Zu schnell.“ Sie konnte spüren, wie schwer es Elena fiel, das Gesehene in Worte zu fassen. „Zu schnell für unsere Welt“, murmelte sie. „Aber nicht zu schnell für die digitale Welt.“ Die Erkenntnis weit weg von Zuhause zu sein schmerzte sie sehr, da konnte auch Elenas tröstende Gesellschaft nicht helfen. Sie war eben nicht ihr Partner, der sie ohne große Worte verstand. Und so starrte sie nur in die Savanne, die sich vor ihren Augen erstreckte und lauschte dem monotonen Räderklappern, während der Transporter Meter um Meter zurücklegte. Bis ein Ruck durch den Käfig ging und sie gegen die Stäbe gepresst wurde und der Wagen zum Halten kam. Doch einen Grund für den plötzlichen Stopp konnte sie nicht ausmachen. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie die Menschen sich aufrichteten und ihre Hälse reckten, um zu erfahren, was hier vor sich ging. Allein Elena blieb eingeschüchtert auf ihrem Platz sitzen und fuhr sich nervös durch das angesengte Haar. Die anderen Gefangenen raunten und ihre Ketten krachten gegen die Gitterstäbe, während sie sich dagegen drückten. Eine weiche, fast schon trällernde Stimme ertönte, deren Träger sie von ihrer Position aus nicht sehen konnte, und dessen Worte sie auch nicht verstand, aber die sie an die schreckliche Stadt erinnerte, mit der all das Unglück angefangen hatte. Stattdessen tauchten drei graufellige Wesen in ihrem Gefängnis auf. Aus ihren pelzigen Gesichtern stachen die blutroten Augen hervor, mit denen sie die Insassen des Käfigs musterten. Von der Statur her waren sie nicht viel größer als durchschnittliche Haushunde, doch durch ihren aufrechten Gang wirkten diese Digimon um einiges größer, und bedrohlicher durch die krallenbesetzten Pfoten, mit denen sie zwei Eimer in die Mitte des Käfigs stellten, aus denen das Wasser schwappte und in den Holzboden sickerte. Sofort sammelten sich die Gefangenen um die Behälter und tauchten begierig ihre zu Schalen geformten Hände in das kühle Nass und führten sie anschließend zum Mund. Sie selbst blieb auf ihrem Platz und beobachtete die Graufelligen, die kaum eine Regung von sich gaben. Die drei Digimon starrten nur weiterhin mit ihren unnatürlich roten Augen auf die Menschenansammlung. Ein Krachen durchzuckte die Stille und sie konnte hören wie sich die zugeschlagenen Autotüren verriegelten. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit von den drei Digimon ab und stattdessen den Geschehnissen zu, die sich außerhalb des Käfigs abzuspielen schienen. Für einen Moment glaubte sie ihren eigenen Sinnen nicht trauen zu können oder noch immer in ihren Träumen gefangen zu sein, als sie den braunen Wuschelkopf sah, der gerade einmal bis zum unteren Rand des Käfigs reichte. Seine fast leblos schwarzen Augen streiften nur kurz die Gitterstäbe, bevor sich der Junge mit hastigen Schritten entfernte und auf das Ende des Transporters zusteuerte, flankiert von weiteren graufelligen Digimon, die schließlich neben ihm zum Stehen kamen. Die kindlich, süße Stimme tönte erneut in einer für sie unpassenden Geschäftigkeit und richtete sich damit an das Geschöpf welches aus dem Schatten des Transporters hervortrat. Sein Körper war ebenso schwarz wie der Schatten und man hätte annehmen können, dass es aus dem Schatten selbst geboren worden war, während es mit seinen Augen – rot natürlich – seinen Gegenüber musterte, der kaum größer war als das echsenartige Wesen selbst, welches sich nun mit geschwollener Brust aufrichtete und seinen dinosaurierartigen Kopf in die Luft reckte. Sie konnte nicht genau hören, was das Digimon dem Jungen antwortete, doch dieser verzog verärgert das Gesicht und verschränkte die Arme vor der Brust. Vorsichtig rutschte sie näher an das Gitter und presste ihren Kopf gegen die Stäbe. „Shizukani!“, zischte der Junge und alles Kindliche wich aus seinen runden, weichen Gesichtszügen. „Hayaku hanashite.“ Das dinosaurierartige Digimon zuckte unter den harschen Worten des Jünglings zusammen, dessen haselnussbraune Locken ihm nun wild ins Gesicht fielen und einen düsteren Schatten über die Augen warfen, während sich seine Lippen ungeduldig zusammenpressten. Das rabenschwarze Digimon öffnete sein Maul und eine Reihe von Reißzähnen blitzte auf, während es sprach. „Der Gebieter schickt mich, um sicherzustellen, dass ein Mensch auch seine Anweisungen befolgen kann.“ „Naze?“ Verwunderung war nun ihm Gesicht des Jungen zu erkennen und ein Spur von Angst schien sich in die Augen zu schleichen, aber vielleicht hatte sie es sich auch nur eingebildet, denn von einer Minute auf die andere verdunkelten sich Iris wieder und ließ das Gesicht des Jungen unfassbar kalt aussehen. „Nun, der Meister bezweifelt, dass ein Mensch fähig ist, diese Aufgabe zu übernehmen, deshalb schickt er mich, damit alles zu seiner vollsten Zufriedenheit geschieht.“ Der Junge machte Anstalten zu widersprechen, doch das Digimon kam ihm zuvor. „Wie ist dein Name?“ Sie konnte das Gesicht des Jungen nicht erkennen, da dieser sich verwirrt zur Seite gedreht hatte, doch es war niemand da, um ihm zu helfen, so dass er schließlich zögernd mit einer Antwort herausrückte. „Yoshizawa Takashi“, murmelte er missmutig und drehte sich wieder zu seinem Gesprächspartner, so dass auch sie wieder sein Gesicht sehen konnte. „Yoshizawa Takashi, zweifelst du etwa an den Worten des Gebieters?“ Sie konnte sehen, wie der Junge das Zittern unterdrücken musste, während er beschwichtigend die Hand hob. „Zettaini ariemasen.“ „Gut, dann lass uns sofort aufbrechen, in wenigen Minuten kann die Zeremonie beginnen.“ Das Digimon hielt inne. „Zuvor müssen wir uns aber noch deiner Beobachtung zuwenden, mein Lieber Yoshiwaza Takashi.“ „Nani?“ Die beiden wanderten nun an der Profilseite des Transporters entlang. Rasch wandte sie den beiden den Rücken zu und duckte sich in der Nichtigkeit. „Der Meister will sichergehen, dass sich keiner von ihnen unbehelligt unter den Probanden befindet. Wir müssen sie auf Vices überprüfen und sie dem Meister direkt ausliefern. Und da du selbst behauptest, einen von ihnen gefangen zu haben…“ Das Digimon ließ die Worte in der Luft hängen. „Erabareshi Kodomotachi“, flüsterte der Junge namens Takashi zaghaft, als habe es für einen Moment Barmherzigkeit in ihm wachgerufen und ihn eine Portion Unwillen eingefügt, doch sein pechschwarzer Gegenüber unterzog ihn eines prüfenden Blickes und all das, was sie zuvor noch glaubte zu sehen, verschwand wieder hinter den kalten, dunklen Augen Takashis. „Ja, der Meister verlangt, dass deine Beute unverzüglich samt Vice zu ihm gebracht wird.“ Und mit diesen Worten wandte sich das dunkle Dinosaurier-Digimon an die Gazimon, die sich wieder an der Front des Transporters positioniert hatten und streckte die Hand nach den Schlüsseln aus, die sie hier festhielten. Ihr war, als zöge sich ihr Herz zusammen und schnürte ihr gleichzeitig die Luft zum Atmen ab. Panisch fasste sie an ihre Gürtelschnalle, während sie das Schlüsselgeklimper vernehmen konnte und sich Schritte dem Käfig näherten. Sogleich sich ihre Hand um das Digivice schloss, pulsierte es vertraut, als besäße es einen eigenen Herzschlag und unermessliche Kraft, die sie selbst kaum verstand oder kontrollieren konnte. Die Schlüssel fassten ins Schloss und unter Knacken und Knirschen drehten sie sich. Sie warf einen Blick über die Schulter, weder von den Gazimon, noch von Takashi oder dem schwarzen Digimon war etwas zu sehen. Sie mussten sich allesamt an der Tür zu ihrem Gefängnis befinden. Hastig riss sie das Vice von der Gürtelschnalle und warf einen Blick durch den Käfig. Doch niemand schien sie sonderlich zu beachten, die meisten waren noch damit beschäftigt, die letzten Tropfen aus den Eimern zu erhaschen, nur einige Wenige hatten die Bewegungen an der Tür bemerkt und richteten ihre volle Aufmerksamkeit auf das eiserne Schloss. Ihr blieb keine Wahl - als die Holztür mit einem Knarren aufgestoßen wurde, verabschiedete sie sich von der Hoffnung, und ihre Hände glitten zwischen den kalten Eisenstangen hindurch, noch ein letzter Pulsschlag, dann ließ sie los. Author’s Note: Nun melde ich mich endlich zwischen all dem Weihnachtstrubel zurück. Wieder befinden wir uns im Käfig, ihr werdet euch wohl mittlerweile denken können, wer „sie“ ist, dennoch werde ich noch mit ihrem Namen warten, bis sie ihn endlich selbst ausspricht.^^ Und wie versprochen wenden wir uns nun endgültig von allen FoD-Kenntnissen ab und ihr und ich betreten Neuland. Da der Junge Japaner ist und sie offensichtlich nicht, haben wir hier natürlich wieder die Sprachbarriere, aber da Digimon sich in der Universalsprache artikulieren, bekommen wir doch einige Einblicke in das Gespräch. Aber es ist auch eigentlich nur Erabareshi Kodomotachi wichtig, was so viel bedeutet wie Chosen Children. Und wenn ihr das googelt erfahrt ihr es bestimmt, wenn ihr es nicht auch so schon wisst^^ Nun ja, was soll ich zu diesem Kapitel noch sagen? Wer das Digimon ist, werdet ihr bald erfahren, wer Takashi ist, nun ja, ihr seid ihm sicherlich schon mal begegnet. So viel kann ich wohl sagen… Als dann, lasst euch gut beschenken und so. Bis dahin PenAmour Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)