Kompliziert von DKelli (...und doch erschreckend einfach) ================================================================================ Kapitel 1: Jemand zuhause? -------------------------- Titel: Kompliziert Autor: DarkTinkerbell Fandom: Eigene Serie Wörter: ~500 Beitrag für: http://animexx.onlinewelten.com/zirkel/SuZe/?forum=7&kategorie=38016&thread=276298 Komliziert Ich stelle mir vor, dass es dort draußen keine Welt gäbe. „Schön, nicht?“ Ich nicke nur. Ich liebe diesen dunklen, verhangenen Himmel. Die Gewissheit, dass es hier drinnen warm ist, während draußen schneidender Wind um die Gräber auf dem Friedhof gegenüber fegt. Alles wirkt so irreal… „Komm, lass uns hingehen!“, quengelt der Junge. Ich schaue in die Fensterscheibe, sehe ihn aber nicht neben meinem Spiegelbild. Draußen herrscht der Herbst. Seufzend schüttele ich den Kopf. „Ich muss noch Hausaufgaben machen.“ „Achso…“ Er klingt enttäuscht. Meinen Blick von dem zu Ende gehenden Tag lösend, drehe ich mich um und schlurfe in mein Zimmer. Liebend gern wäre ich jetzt nach draußen gegangen, aber meine Mutter kam gleich von der Arbeit wieder. Und die Schulaufgaben machen sich auch nicht von allein. Lustlos hole ich meinen Kram raus und kritzele ein paar englische Phrasen hin. Alles ist so… langweilig. Eintönig, grau, unrealistisch. Wieso war es so schwer, sich auf den Text zu konzentrieren? „Bist du fertig?“, fragt er, nachdem ich genervt den Stift aus der Hand gelegt hatte. „Seh ich so aus?“, murre ich, lasse meinen Kopf auf die Tischplatte knallen und schließe die Augen. Er lacht. „Gut, dann lass uns gehen!“ Ich stöhne. „Es ist aber so kalt…“ „Wie jetzt? Was bist du heute für ein Weichei? Komm schon!“ Doch ich denke gar nicht daran, mich vom Fleck zu bewegen. Vor meinem inneren Auge sehe ich, wie er beleidigt die Arme verschränkt und muss schmunzeln. „Könnte ich dich anfassen, würde ich dich jetzt hier wegziehen… Das ist nicht fair!“, motzt der Kleine. „Du hast es mir versprochen!“ „Ich hab dir gar nichts versprochen!“, brumme ich. „Du bist langweilig.“ „Genau wie das Leben.“ „Menno, wieso kommst du nicht mit? Das ist fies!“ „Dann bin ich eben fies.“ Ohne Emotion klingt meine Stimme fast wie abgelesen. Stille. Ist er etwa abgehauen? Neugierig richte ich mich auf. Niemand da. „Du bist so eine beleidigte Leberwurst!“, rufe ich laut, ohne recht zu wissen, ob er mich hören kann oder nicht. „Was ist los?“ „Nichts.“ Meine Banknachbarin schaut mich argwöhnisch an. „Stress zu Hause.“ Die Antwort musste reichen. „Immer noch wegen dem Umzug?“ „Ja.“ Ich will einfach nicht reden, kann sie das nicht verstehen? „Bist du sicher, dass da nicht noch was ist?“, hakt sie nach. Nein anscheinend kann sie es nicht verstehen. „Ja, sicher“, wiederhole ich. „Irgendetwas mit deiner Mutter?“ „Alles in Ordnung, mach dir keine Sorgen“, versichere ich ihr mit einem falschen Lächeln, als es zum Schulbeginn klingelt. „Hallo, jemand zuhause?“ Ich stecke den Schlüssel ins Schloss und schließe von innen ab. Routine. „Warum fragst du das eigentlich jedes Mal? Deine Mama kommt doch immer erst abends.“ Ich lächele. „Ich sage es eigentlich nur, damit du wieder zu mir kommst.“ Es ist alles ein wenig kompliziert. Kompliziert, aber doch erschreckend einfach. Der kleine Junge, der mir dabei zusieht wie ich eine Banane schäle, ist nicht immer da. Denn er ist nur Imagination. Warum ich an so etwas glaube? Ich weiß es nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)