Wie weit... von Phoenix_Frost (...muss ich gehen?) ================================================================================ Kapitel 1: one -------------- 1. » Mein Leben dreht sich so monoton und still « Ich liege auf dem Rücken und starre an die Decke. Mein Kopf ist leer, ich denke an nichts. Dabei gibt es doch so viel, worüber ich nachdenken sollte. Oder auch muss. Ich muss nachdenken. Aber ich kann nicht. Mein Kopf ist träge und meine Gedanken gleiten zähflüssig von Synapse zu Synapse. Mein Blick analysiert meine Umgebung. Sie ist dunkel und in ihr geschieht rein gar nichts. Überhaupt nichts. Alles, was sich bewegt, bin ich. Mein Brustkorb hebt und senkt sich langsam und wenn ich mich darauf konzentriere, kann ich sogar den niedrigen Sauerstoffgehalt der Luft in diesem Zimmer schmecken. Die Luft hier schmeckt rauchig und bitter. Sie passt zu der Welt, welche sie umgibt. Sie ist dunkel und kalt. Irgendwie gruselig und verlassen. Träge senken sich meine Augenlider, um danach wieder auf zu schlagen und mir erneut die Decke des Raumes zu zeigen. Durch das Fenster werfen sich seltsame Schattenformen an die Deckenwand und hin und wieder rennt ein heller Richtkegel von Schatten zu Schatten. Ich fühle mich seltsam. Ich fühle mich erdrückt und gepeinigt. Immer noch. Wenn ich extrem tief einatme, so dass mein Körper sich mitbewegt, kann ich das Bett unter mir leise ächzen hören. Das Gestell ist alt und gebraucht und die Federn der Matratze stechen sich durch dicke Stoffe in meinen Rücken. Es ist unbequem und doch genieße ich es. Ich finde, ich habe so einen Schlafplatz verdient. Ich atme tief ein und ein seltsames Gefühl regt sich in mir. Das Gefühl von Lust. Ich bemerke meinen Wunsch nach Körpernähe, ich will jemanden bei mir haben. Ich will jemanden berühren, anfassen, blanke Haut von lästigen Stoffen befreien. Doch woher kommt dieses Gefühl? Wieder hole ich tief Luft und ein vertrauter Geruch steigt mir in die Nase: Der Geruch von Blut. » Und zeichnet dabei einen Kreis « Langsam drehe ich den Kopf und schaue mit schaalem Blick zur Zimmertür. Sie ist halb offen und ich sehe, wie mattes Licht vom Flur hinein scheint. Der Lichtkegel zieht sich elend lang und er erinnert mich an mich selbst. Elend dünn, lang und von innen nach außen immer blasser. Mein Blick folgt dem Verlauf des Lichtstrahls, bevor das Geräusch von leisen Schritten mich aufschauen lässt. Ich bleibe ruhig auf dem Rücken liegen und beobachte den offenen Türspalt. Der Geruch von Blut wird stärker, er steigt mir wie wohliger Duft in die Nase. Ich lecke mir über die Lippen und bemerke, wie mir das Wasser im Mund zusammenläuft. Schon seit Tagen habe ich nichts mehr zu mir genommen. Die Schritte kommen näher und ich sehe einen kräftigen maskulinen Körper vorbeischlendern. Ich sehe schwarze Kleidung, ich sehe Muskeln und glimmerndes Rot. Kurogane. Ich seufze leise auf und ich spüre ein Kribbeln in meinen Fingern. Das Gefühl, der Wille, Haut zu berühren, Nähe zu spüren, wird immer stärker. Ich frage mich, wann er auf mich zu kommt. Er hat eine gewisse Routine entwickelt. Wenn ich seiner Meinung nach zu lang nichts mehr zu mir nehme, um dieses Gefühl, welches mich nun so quält, zu stillen, steht er vor mir und verlangt danach. Er drängt mich so lange, bis ich tue, was er sagt. Und doch… » Kreis der Ewigkeit « Ich halte für einen Moment die Luft an, bevor ich aufspringe und aus dem Raum taumele. Ich brauche eine Weile, um mein Gleichgewicht zu finden, kralle mich an den Türrahmen und starre den Flur hinunter. Ich sehe ihn den Gang entlang gehen und betrachte seinen freien Rücken. Über einer seiner Schultern hängt ein Handtuch. Ich kann auf diesem rote Flecken sehen. Ob er glaubte, es vor mir verstecken zu können? Ich atme auf und drücke mich an das Holz des Türrahmens. Ich spüre die harten Kanten und meine Fingernägel kratzen unsanft über die Oberfläche. Ich will, dass er stehen bleibt und mich beachtet. Und er tut dies auch. Er hört mich. Er spürt mich und meinen Blick. Ich sehe, wie seine Schritte verebben und er einen Blick über die Schulter wirft. Er sieht mich. Und ich erwidere seinen Blick. Auch, wenn er es ist, der mich zu alle dem zwingt, so bin ich doch der, der die Oberhand hat. Ich herrsche über ihn. Er ist mein Eigentum. Mein Opfer. Ich lecke mir langsam über die Lippen und beobachte ihn stumm. Ich sehe, wie sein Blick mich von oben bis unten durchschneidet, bevor er sich abwendet und weiter geht. Ich kenne ihn. Ich spreche seine Sprache. Und ich weiß, ich soll ihm folgen. Gedanklich verfluche ich mich dafür, aufgestanden zu sein. Ich hatte mich nicht bewegen wollen doch meine Triebe rissen an mir. Es ist, als seien sie Schnüre, Ketten, die mich mit ihm verbinden. Und auch, wenn er immerzu voraus geht, so bestimme ich doch, wohin er voraus geht. Ich lasse ihn ein wenig laufen, bevor ich mich vom Türrahmen loseise. Meine Fingernägel hinterlassen tiefe, schmale Kratzer in dem dunklen Holz. Ich spüre meine Körperkraft. Sie schwappt über. Ich werde immer stärker, je größer mein Hunger ist. Es ist anders, als bei einem Menschen. Menschen werden schwach, wenn sie hungern. Doch ich nicht. Ich werde stark. Ich brauche Nahrung, um mich zu beruhigen. Dennoch will ich sie nicht. Doch ich weiß, wenn ich sie nicht freiwillig nehme, wird er mich dazu zwingen. Also folge ich ihm. Kapitel 2: two -------------- 2. » Ich kann dem Gefühl nicht entgehen « Leise schließe ich die Tür hinter mir, nachdem ich in den Raum getreten bin. Ich lehne mich gegen das glatte Holz und meine Fingerspitzen streifen den Rahmen des schmalen Einganges. „Du rufst mich spät zu dir…“ Schnurre ich leise und ich bemerke, wie mein Körper sich rar macht. Ich kann das Blut riechen, ich kann es sehen und es macht mich wahnsinnig. Ich habe den Geschmack bereits auf der Zunge. „Fünf Tage.“ Ich horche auf, als ich seine Stimme höre. Nurmehr ein tiefes Grollen. Er ist nicht gut gelaunt und doch bleibe ich ruhig. Ich halte den Abstand zwischen uns. Ich lächle. Doch nicht so, wie ich es sonst tue. Ich weiß, dass etwas an mir anders ist. Und das ist es seinetwegen. Und ich verfluche ihn dafür. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich das so durchgehen lasse?“ Langsam wendet er sich mir zu und ich habe die Gelegenheit, ihn genauer zu betrachten. Mein Blick zieht jede Muskelschattierung auf seinem Oberkörper nach, die er findet. Es sind viele. Und sie sind gespickt von Narben. Sie scheinen seinen Körper zu bedecken und erzählen davon, dass es für ihn keine Bürde ist, mein Eigentum zu sein. Er war schon im Besitz anderer, die ihn schlecht behandelten. Die ihm wohl noch sehr viel mehr Blut raubten. Und mir muss er es aufzwingen. Ich weiß, welch große Arbeit ich ihm mache. Und doch… „Wie liebevoll von dir.“ » Ich sei ein dauerhafter Gast « Er gibt einen abschätzenden Laut von sich und wendet sich ab. Ich muss grinsen. Ich weiß, dass er es hasst, wenn ich ihm sein weiches Herz vorwerfe. Auch ich behandle ihn schlecht. Ich trample auf diesem Herzen herum, so, wie er seine Fäuste gegen die Schutzmauer vor meinem Herzen schlägt. Und seine Fäuste sind zerschunden und blutig. Ich weiß, dass er sich niemals erholen wird und doch versucht er es einfach weiter und immer wieder. Ich beobachte ihn weiter. Ich kann meinen Blick nicht von ihm lassen. Auch, wenn ich nur noch ein Auge habe, so klebt dieses eine an ihm, als hinge mein Leben davon ab. Jeden Millimeter seiner Haut, den mein Blick abtastet, bringt meine Fingerspitzen mehr zum kribbeln. Ich will ihn anfassen. Ich will seine Haut berühren. Mein Grinsen bleibt süffisant, während ich ihn mit meinem Blick fessele. Er wendet den Kopf ab und lässt sich langsam auf einem breiten Sofa nieder. Er lehnt sich zurück und ich weiß, dass er wartet. Ich stoße mich von der Tür ab und gehe mit langsamen, geschmeidigen Bewegungen auf ihn zu. Ich bin auf der Jagd und meine Beute ist ahnungslos und still. Sie weiß nicht, was auf sie zu kommt. Ich genieße diesen Moment und ich höre, wie die harten Sohlen meiner Schuhe auf dem Holzboden aufkommen. Schritt für Schritt. Ich nähre mich ihm und meine Hand streckt sich aus, um sich auf die Lehne des Sofas zu legen und auf ihr entlang zu fahren, während ich um ihn herum gehe. Er beachtet mich nicht. » Das Gold dieser Welt ist nichts wert « Seine Ignoranz macht ihn als Opfer nur noch reizvoller. Ich stelle mich hinter ihn und ziehe den Geruch des Blutes ein. Ich sehe eine tiefe Schnittkerbe, welche sich von seiner Schulter bis an seine Halsbeuge zieht. Sie ist vom heutigen Kampf. Er war heute unkonzentriert und müde gewesen, ein Gegner hatte ihn erwischt. Schon in diesem Moment war ich aufmerksam geworden, doch es war nicht der richtige Zeitpunkt dafür gewesen. Ich hebe die Hand und lasse meine Fingerspitzen über die Wunde streichen. Das Blut quillt nicht mehr, aber sie ist noch frisch. Mit einem Ruck fahre ich die Krallen aus und beuge mich herunter, um meine Wange an die seine zu schmiegen. Ich fühle seine Haut. Sie ist weicher, als ich mir damals immer vorgestellt hatte. Sie ist angenehm. Ich hebe die Hände, um ihm meine Krallen zu präsentieren und er versteht, was ich will. Er bewegt sich nicht, er zuckt nicht. Denn er weiß, was ich will, doch er weiß nicht, was ich vor habe. So ziehe ich meine Klauen wieder ein und lehnte mich auf seine Schultern, um mit einer Hand durch sein wirres Haar zu fahren. Es ist weich und unbändig. Ich sehe aus dem Augenwinkel, wie sein Blick mich trifft. Er lässt sich irritieren. Mein Opfer tappt in meine Falle. Doch ich lächle nur. Ich lächle wie immer. Denn mein Opfer ist ahnungslos und das soll es bleiben. » Verbrennt meine Haut « „Ist das von da aus nicht ein Wenig unbequem?“ Ich höre das Sticheln in seiner Stimme und grinse nur stumm. Ich schlinge meine Arme über seine Schultern und während meine eine Hand sich wieder in seinem Haar vergräbt, streicht die andere über seine bloße Brust. Meine Fingerspitzen ziehen seine Konturen nach und ich beobachte dabei, wie er scheu den Kopf neigt und mein Gesicht so gut es geht zu analysieren versucht. Ich weiß, dass es ihm unwohl ist, wenn ich so etwas tue, doch er weiß auch, dass mein Hunger unbeschreiblich groß ist und größer wird, je näher ich ihm komme. Er hebt die Arme, verschränkt sie fest und schneidet meiner Hand den Weg ab. Er will nicht, dass ich ihn von hier aus berühre? Gut, dann anders… Mit einem leisen, verheißungsvollen Lachen ziehe ich mich zurück. Ich richte mich auf und wieder fällt mein Blick auf seine Wunde. Ich spüre den Appetit, den Hunger. Und ich spüre das Gefühl, welches damit verbunden ist. Ich spüre die Lust und das Kribbeln in meinen Fingerspitzen. Ihnen durstet es nach mehr von dieser Haut und mir durstet es nach dem Blut, welches unter dieser fließt. Kapitel 3: three ---------------- 3. » Wie weit muss ich gehen um zu sehen « Ich sehe, wie er den Kopf hebt, um mich an zu schauen. Ich weiß, welche Fragen sich in seinen Gedanken aufwerfen. Er versteht mich nicht, aber er nimmt es hin. Er weiß nicht, wie nah Liebe und Hass und Lust und Hunger bei mir zusammen hängen. Er weiß nicht, was ich fühle, wenn ich ihn sehe. Mit langsamen Schritten gehe ich weiter um das Sofa herum und mein Blick ruht weiter auf dem muskulösen Körper, welcher sich voll und ganz mit einer stummen Abwehrhaltung zu schützen versucht. Doch vor mir kann er sich nicht schützen. Ich werde ihn unterwerfen und ihn mein Eigen machen. Und er wird nichts dagegen tun können. Meine Mundwinkel heben sich selbstsicher und ich blecke die Zähne. Ich fahre mit der Zungenspitze über sie und ich bemerke meine messerscharfen Eckzähne. Sie stechen hervor und ich weiß, er sieht sie. Er spürt meinen Zustandswechsel schneller, als ich dies tue. Er kennt mich und er beobachtet mich. Ich trete auf ihn zu. Unsere Blicke liefern sich ein kraftvolles Duell, dicht an dicht und es ist nur eine Frage der Zeit, wann er aufgeben würde. Unsere Blicke stoßen aneinander, wie die Gegenseiten zweier Magnete. Sie stoßen sich ab und trotzdem versuchen wir beide, sie gewaltsam genau in die Richtung des anderen zu halten. » Dass die Nacht ein Ende sucht « Als ich direkt vor ihm stehe, gibt er auf. Sein Blick gleitet zur Seite und er neigt den Kopf. Ich grinse. Ja, ich bin der Stärkere von uns. Wieder wallt dieses Gefühl in mir auf. Ich kann nicht mehr warten. Ich lasse mich von meinem Trieb leiten und stütze ein Knie zwischen seine Beine auf die Sitzfläche des Sofas. Sofort schaut er wieder zu mir hoch, doch ich bin schneller, als er es ist. Meine Hände legen sich sanft auf seine Unterarme. Ich will den Knoten lösen. Ich will das anfassen, was er schützt. Ich will ihn wehrlos sehen. Er soll hilflos in meinen Griffen zappeln, doch er wehrt sich noch zu sehr. Ich werde es ihm noch austreiben. Das nehme ich mir jedes Mal vor und dieses Mal, das weiß ich, werde ich es schaffen. Ich lehne mich ein Stück zu ihm herunter und immer wieder streichen meine Hände über seine Arme. Ich spüre, wie seine Muskeln sich entspannen und sein harter Griff sich löst. Mein Grinsen ist siegessicher und noch bevor er seine Barrikaden erneuern kann, stürze ich mich dazwischen. Ich greife nach seinen Handgelenken und ziehe sie auseinander um meinem begierigen Blick freie Bahn auf seinen Körper zu verschaffen. Ich spüre seinen argwöhnischen Blick doch ich lasse mich nicht beirren. Ich weiß nicht, was ich will, doch meine unendliche Blut- und Nähegier weiß es. Sie steuert mich und fesselt mich magisch an ihn. » Wie viel muss ich geben um zu fühlen? « „Ich habe kein Messer bei mir.“ Ich schmunzele ihn an und lasse seine Handgelenke los. Auch mein anderes Bein hebe ich, um mich schließlich auf seinem Schoß nieder zu lassen. Meine Hände strecken sich aus, um begierig von unten nach oben über seinen Bauch zu streichen und ich lehne mich an ihn. Ich komme ihm näher. Näher und lasse eine Hand dabei immer höher rutschen, um sie in seinen Nacken zu legen. Meine Fingerspitzen wandern immer wieder seicht über seine Haut, kraulen, streicheln. Mein Gesicht nährt sich dem seinen, doch er zieht den Kopf scheu zurück. „Das macht nichts…“ hauche ich leise und ich sehe den Argwohn und einen Funken von Abscheu in seinem Blick. Ich weiß, dass er es hasst, wenn ich das tue, was ich bei Hunger zu tun pflege. Ich weiß, dass er es hasst, wenn ich ihn anfasse. Er hasst es, wenn ich ihn streichle und meine Hand durch sein Haar fahren lasse. Er hasst meine anzügliche Nähe. Er hasst mich. » Bin ich denn verflucht? « Doch er stößt mich nicht weg. Ich spüre den Zwiespalt, in den er sich begibt. Er will mich nicht bei sich haben, er will meine Nähe und meine Berührungen nicht, doch er will, dass ich etwas zu mir nehme und dass ich lebe. Ich kann seinen Kopf arbeiten sehen. Ich sehe die Nachdenklichkeit in seinen Augen. Ich sehe, wie sehr ihn diese Überlegung quält und ich genieße es schnurrend. Ich hebe den Kopf und wieder schmiege ich meine Wange sanft an die seine, während ich mein Auge schließe. „Keine Angst, Kuro-sama… ich tue dir nicht weh.“ höre ich mich flüstern und noch immer verwöhnen meine Hände seine Haut, welche unter den zarten Berührungen immer wieder erschaudert und zuckt. Er will sich zurückziehen, doch ich lasse ihm keinen Raum. Denn er ist meine Beute, mein Opfer, mein Eigentum und ich will ihm keinen Raum geben. Nicht jetzt. Denn so frei er sich sonst bewegen kann – jetzt ist er mein und das zeige ich ihm. Er antwortet mir nicht, er bewegt sich nicht, außer bei seinen Versuchen, mir aus zu weichen. Kurogane hat Angst vor zärtlicher Nähe. Und ich weiß es. Ich nehmen keine Rücksicht auf seine Angst, ich konfrontiere ihn mit ihr und ich zwinge ihm auf, sich ihr zu stellen. » Will ich’s wagen ist es gut « Ich drehe langsam den Kopf und spüre, wie meine Lippen an einzelnen Härchen vorbeiziehen und über seine Ohrmuschel streichen, langsam immer weiter hinab zu seinem Hals. Ich spüre die Lust und die Vorfreude in mir aufwallen. Ich kann das Blut riechen und ich kann seinen Körper spüren. Ich kann mein Bedürfnis nach Nähe stillen und doch schreit mein Inneres nach mehr. Es will mehr von ihm und seiner Nähe. Und je mehr es bekommt, desto mehr will es auch. Meine Hand, welche eben noch in seinem Nacken lag, greift in sein Haar und die andere nach einem seiner Handgelenke. Ich drohe ihm, still zu halten. Meine Fingernägel drücken sich in sein Handgelenk und wenn er sich gegen mich wehrt, werde ich ihn zurück schlagen. Langsam, genüsslich und mit beinah zarter Berührung fahren meine Lippen seinen Hals hinab, bis ich an ihnen den Schnitt in seiner Haut spüren kann. Ich lecke mir über die Lippen und ich schmecke Blut. Ich bemerkte, wie sein Brustkorb sich hektisch hebt. Er atmet durch. Er will sich wappnen. Und ich lasse ihm gnädigerweise Zeit, bevor ich meine Reißzähne in sein Fleisch jage. » Oder bin ich doch verflucht? << Kapitel 4: four --------------- 4. » Mein leben ist einsam « Er zuckt zusammen. Ich weiß, dass mein Biss ihm schmerzt, doch ich halte ihn fest. Seine Muskeln und Sehnen verkrampfen sich und er hält die Luft an. Er hat nicht damit gerechnet, dass ich wirklich zubeiße. Weil er mich nicht ernst nimmt. Doch er hat mich ernst zu nehmen, denn ich stehe über ihm. Ich weiß, dass er Angst hat. Angst vor meiner Nähe. Ich sauge an der Wunde und es ist Balsam für mein Gemüt, als ich das Blut auf meiner Zunge schmecken kann. Ich lasse sein Handgelenk los und meine Hand streichelt sanft an seinem Arm hoch und runter. Ich will, dass er sich entspannt und beruhigt, dass er wieder atmet und mir vertraut. Ich ziehe meine rechte Hand aus seinem Haar und beginne wieder, seine Haut zu streicheln, seinen Nacken zu kraulen und ihm Zärtlichkeiten zukommen zu lassen, die er von mir nicht kennt. Vor denen er Angst hat. Ich dränge meinen Leib an den seinen und ich spüre, dass ich immer mehr will. Ich will immer mehr von ihm, ich will ihm näher sein, noch näher, als jetzt. Unsere Körper aneinander zu pressen, reicht mir nicht! » Ich bin zu schwach um aufzustehen « Ich atme einige Male tief ein und aus, ziehe seinen Geruch ein und genieße ihn. Ich warte darauf, dass meine Gefühle abschwellen und ich mich beruhige. Doch nichts der gleichen tritt ein. Ich spüre stattdessen, dass ich immer mehr will und ich bemerke mein Triumphgefühl, als er wieder flach atmet und er sich langsam entspannt. Ich streichle ihn weiter, gebe ihm mehr Nähe und ich bemerke, dass er sie plötzlich annimmt. Oder bilde ich es mir nur ein? Langsam wird mir klar, dass nicht nur meine blutdurstige, sondern auch meine friedliche Hälfte seine Nähe sucht. Sie beide suchen Liebe, Wärme, Nähe und Schutz. All das, was Kurogane gibt und geben kann. Langsam lasse ich locker, ich lasse von der Wunde ab und lecke mir ausgiebig über die Lippen. Sein Blut schmeckt süß und unbeschreiblich gut für mich. Es zieht mich an und es macht mich genau so taub, wie der Rest von ihm. Ich ziehe den Kopf nicht weg, doch langsam öffne ich mein Auge und mein Blick geht ins Leere. Ich will mehr. Mein Hunger will einfach nicht vergehen. Ich habe so viel Nachholbedarf, ich will so viel schmecken, so viel spüren. Mein Körper räkelt sich, versucht verzweifelt, dem seinen immer näher zu kommen. Ich streichle weiter über seine Haut, meine Hand fährt seinen Arm hoch und legt sich ruhend auf seine Schulter. » Gestreckt auf dem Boden wie gelähmt « Ich will nicht, dass dieser Moment schon aufhört. Ich fühle mich wohl so nah bei ihm. Er verteilt das kräftige Kribbeln aus meinen Fingerspitzen in meinem ganzen Körper und er gibt sich mir freiwillig hin, weil ich danach verlange. Er gibt und ich nehme. Und das ist so, seit wir uns das erste Mal gesehen haben. Ich nehme viel von ihm. Ich nehme seine Zeit, seine Aufmerksamkeit, seine Gefühle, seine Beachtung, seine Nähe und nicht zuletzt auch seinen Körper und sein Leben. Er hat mich gelehrt, dies alles zu nehmen. Erst nahm ich nur unbedeutendes, alles andere… und sein Leben? Sein Leben warf er mir achtlos vor die Füße. Immer und immer wieder. Er riss es sich vom Leib und hielt es mir hin, ob blutgetränkt oder von Schmerz zerfressen. Ob nett verpackt oder lieblos dahin geworfen. Er bot es mir immer wieder an und nun habe ich es widerwillig angenommen. Doch langsam, Stück für Stück, gelingt es mir, gefallen daran zu finden. Ich beginne, etwas zu empfinden für dieses Leben, das er mir schenkte. Mir aufdrängte. Aufzwang. Ich beginne, etwas daraus zu machen. Wenn auch nur langsam und nur mit seiner Hilfe. Doch ich tue es. » Der Himmel ist zu schwer « Doch ich spüre immer wieder, wie mein Gemüt wie eine schwere schwarze Wolke über mir hängt und immer wieder zucken Blitze und der Donner grollt, wenn ich wage, sein Leben zu genießen. Kapitel 5: five --------------- 5. » Meine eigenen Regeln sind mein Feind « Meine Lippen streifen sanft über die Verletzung, welche ich mit meinem Biss wieder aufgerissen habe. Ich habe noch nicht genug. Ich will mehr. Mehr Blut und mehr Nähe. Ich kralle mich an seinen Körper, presse mich an ihn, zeige ihm, dass er mir gehört und dass ich ihn nicht loslassen will. Mein Körper agiert, wie der eines jeden meiner Art. Er begehrt und nimmt. Ich fahre mit meiner Zunge über die Wunde und beiße erneut zu, um fort zu fahren damit, meinen unersättlich scheinenden Hunger zu stillen. Ich höre, wie er plötzlich unter meinem kräftigen Griff aufseufzt und er reckt seinen Hals, um mir mehr Raum zu geben. Es überrascht mich und gleichzeitig stellt es mich zufrieden und macht mich neugierig. Ich will wissen, wie er auf mehr reagiert. Also beginne ich, zu spielen. Ich schicke meine Hände wieder auf Wanderschaft, seinen Körper zu liebkosen und seine Haut zu verwöhnen. Immer mehr entspannt er sich, es ist, als ob er müde wird, aufgibt und sich mir hingibt. Sein Protest ist verebbt und es ist, als ob seine Angst schwindet. Seine Angst vor mir und meiner Nähe. Sie schreit immer leiser und langsam verstummen ihre Schreie zu einem leisen Winseln. Zwischen ihre leisen Jammer tönt plötzlich eine andere Stimme. Ich höre ein leises Keuchen aus dem Mund meiner Beute und ich ziehe zufrieden die Mundwinkel hoch. Ich bemerke, wie sein Körper sich meinem Entgegen bewegt. » Wie die Trägheit in mir « Nun ist es mein inneres Ich, welches in einen Konflikt kommt. Am Anfang dieser Reise hatte ich mir felsenfest vorgenommen, niemandem nah zu kommen und niemanden an mich heran zu lassen. Doch es scheint, als habe ich mich meinen Prinzipien gegenüber aufgeweicht. Ich verstoße gegen sie und ich verachte und ignoriere sie. Ich kann sie nicht mehr beachten, also werfe ich sie über den Haufen. ER warf sie über den Haufen. Er warf mir sein Leben vor die Füße, ich musste es annehmen und nun bin ich hier, teile sein Leben mit ihm und ich kann einfach nicht leugnen, dass es mir gut dabei geht. Ich komme ihm immer näher und auch, wenn ich es so sehr will, ich kann es nicht bereuen! Stattdessen sättige ich mich an seinem unschuldigen Blut, dränge mich an seinen Körper und fordere seine Stimme heraus, mit mir zu sprechen, sich mir laut zu geben und zu beweisen, dass er wach ist, lebt. » Und etwas zu ändern ist so schwer « Ich kann und will nicht mehr zurück, ich will meine Augen schließen vor alle dem, was passiert. Ich will sie schließen und Schutz bei ihm suchen. Ich will seine Arme spüren, seine Wärme und alles andere an ihm. Seine starken Emotionen und sein aufbrausendes Wesen. Er ist der gefühlvollste Mensch, den ich je sah und er hat mich eingefangen. Und dafür lasse ich ihn nun büßen. Er soll sehen, was er davon hat, mich ein zu fangen und an sich zu ziehen! Er soll darunter leiden. Er soll darunter leiden, es zu genießen! Meine Rache zu genießen, die ich ihm gebe, weil er sie verdient. Ich räche mich und gleichzeitig verletzte ich mich und ihn. Denn wir leben nun gemeinsam ein Leben und wir fühlen auch gemeinsam. Also werden wir auch gemeinsam leiden und lieben. Mein Biss wird fester und er reagiert mit einem leisen Keuchen darauf. Ich weiß, dass ich ihm wehtue und dass ich ihn in einen Zweispalt der Gefühle und Taten bringe. Denn meine Zähne reißen sich gnadenlos in seine Haut, während meine Hände sie streicheln und zärtlich zu ihr sind und mein Körper sich verlangend an seinen drückt, um ihn aus der Reserve zu locken. » Ein Krieg den ich verlier « Meine Gedanken und Gefühle bekriegen sich und mein Hass und meine Liebe kratzen und beißen sich. Soll ich ihn dafür hassen, dass er mich am Leben gehalten hatte? Soll ich ihn dafür lieben, dass er mich von meinem ewigen Leid befreit hatte? Ich weiß es nicht. Mein Atem wird schwerer und ich bemerke, dass mein Körper und meine Gefühle nach immer mehr verlangen, als ich selbst es tue. Oder verschweige ich mir selbst das, wonach ich durste? Will ich mehr von ihm? Will ich mehr von seiner Nähe? Will ich mehr von seinen Gefühlen? Kapitel 6: six -------------- 6. » Wie weit muss ich gehen um zu sehen « Ich versage. Ich versage im Kampf gegen mich. Denn ich will ihn und ich will ihn nicht. Doch die Seite in mir, die immer und immer wieder versucht, ihn zu hassen, scheitert plötzlich. Mein Biss lässt nach, ich ziehe meine Zähne aus der Wunde und lecke mit der Zunge vorsichtig darüber. Meine Hände bleiben zärtlich und ich spüre, dass mein Hunger gestillt ist, doch ein Verlangen, das ich nicht deuten kann, ist noch da. Ich richte mich auf, um in sein Gesicht zu schauen. Unsere Gesichter sind sich nah. Ich sehe, dass seine Augen halb geschlossen sind und er wirkt müde. Die Verletzung hat ihm den Tag schwer gemacht und der Blutverlust streckt ihn nieder. Ich betrachte sein Gesicht. Ich kann ihn nicht mehr hassen. Es geht einfach nicht. So sehr ich es versuche, ich kann einfach nicht. Langsam streicht meine Hand von seiner Schulter hinab und ergreift seine Hand. Sie ist schlaff und zuckt nicht, doch er reagiert trotzdem auf mich. Ich sehe, wie sein müder Blick sich zu mir hebt. Er ist schwach und er unterliegt mir. Ich habe ihn besiegt und bestraft. » Dass die Nacht ein Ende sucht « Doch nun bereue ich meine Rachsucht. Denn während ich ihn betrachte, fallen mir Dinge auf, die ich mehr lieben als hassen will. Seine Gesichtszüge sprechen von Müdigkeit und doch wirken sie weicher und entspannter, als zuvor. Sie sehen nicht hassenswert aus. Auf keinen Fall. Seine Augen sind trüb und doch schauen sie mich wachsam an. Erst jetzt, jetzt in diesem Moment, in dem ich ihn zu Fall brachte, sehe ich etwas in seinen Augen, was mein Herz zusammenschnürt. Ich sehe Treue und Wärme. Ich habe es oft gesehen doch habe ich es nie wahr genommen. Egal, wie kalt sein Ausdruck doch ist, seine Augen sind stets warm und treu. Genauso, wie seine Seele. Ich hebe die Hände und lege sie vorsichtig auf seine Wangen. Ich will, dass er mich direkt anschaut und ich hebe seinen Kopf. Er wehrt sich nicht gegen mich, denn er hat verloren und jeder weiß, dass ein Hund, der erfolgreich unterworfen wurde, still hält und alles mit sich machen lässt. Doch ich will das nicht ausnutzen, denn ich hasse ihn nicht. Ich will ihm nicht mehr weh tun, denn das habe ich genug getan. » Wie viel muss ich geben um zu fühlen? « Ich kann nicht anders, ich muss ihm näher kommen. Vorsichtig lehne ich meine Stirn gegen seine und wir schauen uns in die Augen. „Sprich mit mir…“ Bettle ich leise und ich höre, wie er Luft holt. Meine Hände liegen noch immer auf seinen Wangen und meine Daumen streichen immer wieder sanft über seine Haut. Er ist etwas blass um die Nase geworden und leise Schuldgefühle regen sich in mir. „Geht es dir besser?“ fragt er mich leise und versetzt mir einen Stich ins Herz. Er macht sich Sorgen um mich und ich werfe ihm meinen Hass und meine Rache auf. „Mach dir keine Sorgen um mich.“ Kontere ich und beobachte, wie er resignierend die Augen schließt. Er hasst es, wenn ich ihm sage, dass ich weiß, dass er ein gutes Herz hat. Doch wenn er hasst, was ich tue… hasst er dann auch mich? Wenn er mich hasst, warum tut er all dies? So lange will ich ihn das schon fragen. Warum habe ich es nie getan? Ich weiß es nicht. Ich höre, wie er leise seufzt und beginne erneut, ihn sanft zu streicheln. Ich will, dass er sich entspannt. Ich will, dass er mir vertraut. Ich will, dass er meine Nähe akzeptiert. Seine Augen bleiben geschlossen und ich betrachte ihn noch immer. Ich untersuche seine Gesichtszüge und immer wieder fällt mir auf, dass er eigentlich gar nicht so böse aussieht. » Bin ich denn verflucht? « „Kuro-sama…“ „Hm?“ Langsam öffnet er die Augen wieder und schaut mich an. Er schaut zu mir auf, wie ein müder Hund, ich sehe den Blutverlust an seinen matten Augen. Das arme Tier wurde geschändet. Es hat Angst davor, gestreichelt zu werden, weil irgendjemand, der es einmal gestreichelt hat, es plötzlich direkt danach geschlagen hat. Ich hege den Wunsch, es wieder daran zu gewöhnen. Ihm bei zu bringen, dass gestreichelt zu werden schön ist und nichts Böses. „Was ist?“ seine Stimme klingt dünn und schwach. Ich schenke ihm ein warmes Lächeln. Meine heftigen Gefühle sind abgeschwollen doch mein Wunsch nach Nähe ist geblieben. Ich möchte ihn noch immer anfassen und ihm nahe sein, aber anders, als eben. Meine Belange liegen nicht mehr auf seinem Körper. Ich will nicht mehr sein Blut. Ich will seine Seele und sein Herz. Denn er hat die meinen geheilt und nun will ich seine Wunden nähen. Vorsichtig streicheln meine Hände über seine Wangen, an seinem Hals hinunter und wieder hinauf. „Du solltest die nächsten Tage eine Pause machen… unser nächster Kampf ist noch etwas hin.“ Er blinzelt mich unverwandt an und ich warte auf seine Antwort. » Wie groß ist die Sehnsucht die mich trägt « „Wieso…?“ „Weil ich mir Sorgen um dich mache.“ ich betrachte sein Gesicht. Es regt sich nicht. Und doch kann ich so viel darin sehen. Wieder wandert meine eine Hand in seinen Nacken, um ihn zu streicheln, zärtlich zu ihm zu sein. Ich weiß nicht, warum ich das tue. Ich weiß nicht, warum ich es genau auf diese Art tue. Aber ich tue es gern so und ich möchte es so tun. Ich entferne mein Gesicht wieder von dem seinen und beobachte, wie seine Augenlider sinken, während ich seinen Nacken kraule. Er genießt es? Ich muss lächeln. Ich bin irgendwie stolz und glücklich. Heißt das, er verzeiht mir? „Du bist ein Idiot.“ Mahnt seine Stimme mich leise und ich muss lachen. Ja, ich bin ein Idiot, ein ganz großer. Aber er versteht mich. Er scheint zu wissen, was ich ihm sagen, zeigen und geben will. Meine linke Hand streicht über seine Schulter herunter, sucht wieder nach dem Kontakt zu seiner Hand, welche eben noch so reglos gewesen war. Sie tippt sie an, spielt mit ihren Fingern, zeichnet sie nach. Und plötzlich regt sie sich. Ich lächle zufrieden und lehnte meine Stirn wieder an seine. » Verlier ich meinen Ruf « Unsere Hände sind es nun, welche unser Blickduell für unsere müden Augen weiterführen. Sie rangeln miteinander, scheinen sich gegenseitig zu streicheln, schieben einender weg und greifen wieder nacheinander, bis sie sich flach aufeinander legen. Ich hebe den Kopf und sehe, dass er seine Augen wieder geöffnet hat. Er beobachtet stumm, wie unsere Handflächen aufeinander liegen und mein Blick folgt dem seinen, um zu untersuchen, was er sieht. Unsere Hände sind genauso unterschiedlich, wie der Rest von uns. Meine Hand ist blass, meine Finger sind dünn und sehnig. Meine Nägel stechen in einem sanften Rosaton hervor und meine Haut ist fein hell. Kuroganes Hand ist anders. Sie ist größer als meine, auch sehnig, aber kräftig und seine Fingerkuppen ragen über die meinen hinaus. Trotz des Unterschiedes ergeben unsere Hände eine seltsam harmonierende Eintracht. Ich sehe, dass er seine Hand leicht dreht, so, dass unsere Finger jeweils die Zwischenräume der des anderen ergänzen. Ich lenke ein. Meine Hand greift nach der seinen und hält sie fest. Ich spüre, wie sein Blick sich wieder auf mich legt. Ich erwidere ihn und sehe, dass er mich fragend und neugierig anschaut. Er will wissen, was ich damit sagen will. Doch ich weiß noch nicht, ob ich es ihm erzähle. » Soll ich mich ergeben oder leben « „Kuro-sama.“ „Hm?“ Wieder hebt er den Kopf und sein Blick ruht weiterhin auf mir. Ich schenke ihm erneut ein Lächeln. „Bitte frag mich nicht, was das soll.“ Er ist irritiert. Ich bin mir sehr sicher, dass es das nächste ist, was er mich gefragt hätte. Wenn nicht jetzt, und auch nicht in fünf Minuten, dann morgen oder sobald er sich erholt hat. „Warum nicht?“ will er mit schwindender Stimme von mir wissen. Ich sehe, wie erschöpft und müde er ist. Mein Lächeln bleibt standhaft und ich auch. Ich halte seine Hand weiter fest, während ich es ihm erkläre. „Weil ich es dir nicht sagen kann. Ich kann es dir nicht erklären.“ Ich beobachte, wie seine Mimik wieder zum Leben erwacht. Er schaut nicht misstrauisch, wie immer. Seine Augenbrauen ziehen sich leicht zusammen und sein Blick wirkt irgendwie … traurig. Es ist seltsam. Ich kann es nicht deuten. Ich möchte nicht, dass das Hündchen winselt. „Ich… kann es dir leider nur zeigen.“ Eröffne ich ihm dann und warte auf seine Reaktion. Ich muss breiter lächeln, als ich sehe, dass er seinen Kopf leicht schief legt und seine Gesichtszüge sich entspannen. Seine Nachfrage springt mir aus seinen Augen entgegen. Ich weiß, dass er zu müde ist, seine Stimme dazu zu erheben. Soll ich es ihm wirklich zeigen? Soll ich es ihm mit einer Tat erklären? Auch, wenn ich sie vielleicht bereuen würde? Ich bin mir unsicher, doch mein Herz schreit. Ich höre es. Es schreit danach. Es will, dass ich mich öffne. Und ich will mich nicht mehr wehren. Ich bin dessen müde geworden. Ich will endlich das nehmen, was ich mir wünsche. Und so bin ich egoistisch und tue dies. » Das leben nach der Flut « Ich sehe, wie sein neugieriger Blick mein Gesicht streift, meine Züge untersucht. Er versucht, mir die Antwort ab zu lesen. Ich weiß es. Doch ich werde es ihm abnehmen. Denn ich werde ihm antworten. Ich werde es ihm erklären. Ich ziehe meine rechte Hand aus seinem Nacken. Sie streicht vorsichtig an seinem Hals hinauf und legt sich erneut auf seine Wange, während ich mich vorlehne. Ich lächle. Ich fühle mich wohl bei dem, was ich tue, auch, wenn er vielleicht falsch ist. Ich weiß es nicht einmal. Ich nähre mich ihm immer mehr und bemerke, dass er den Kopf dieses Mal nicht wegzieht. Noch immer halte ich seine Hand fest, und ich schaue in seine Augen. Sie sehen mich fragend an. Noch immer. Ich seufze leise und lege mein Lächeln mit einer sanften Berührung auf seine Lippen. Ich streichle über seine Wange, an seinem Hals hinab und wieder hinauf, immer und immer wieder. Ich küsse seine Lippen, ich bin ihm nah, ich beobachte ihn dabei. » Will ich’s wagen ist es gut « Ich sehe, wie seine Augenlider langsam sinken und er sich mir ergibt. So schließe auch ich mein Auge und lächle in seinen sanft und vorsichtig erwiderten Kuss, als ich spüre, wie seine Hand auf den Druck der meinen antwortet. Und ich spüre, dass es richtig ist. » Oder bin ich doch verflucht? << Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)