Cruel Nature von Rhyo ================================================================================ Kapitel 29: Kampf und Beratung ------------------------------ Kampf und Beratung Mittlerweile ist es schon nach 23:00 Uhr. Raito hat Keisuke angeboten, ihn und Shizuka nach Hause zu fahren, und diese haben das Angebot ohne zu Zögern angenommen. Die Fensterscheiben des schwarzen Wagens sind verdunkelt, sodass man von außen nicht hineinsehen kann. Keisuke und Shizuka wurden von Raito gebeten, hinten Platz zu nehmen, und unterhalten sich gerade über den aufregenden Abend. Shizuka sagt ehrfürchtig: „Unglaublich, wie Frau Lilienfeld alles aufgeklärt hat, oder? Das war wie in einem Krimi! Ich hätte auch nie gedacht, dass uns mal sowas aufregendes passiert!“ „Also, mir passieren öfter aufregende Dinge“, lacht Keisuke; „Aber das heute war auch für mich neu.“ Raito biegt ab und schaltet das Radio ein, das über einen Stau auf einer der Autobahnen, die aus Logaly hinaus führen, aufklärt. „Ich hoffe nur, Mary wird wieder ganz gesund“, sagt Shizuka leicht bedrückt. Keisuke nickt: „Sie darf in ein paar Tagen schon wieder aus dem Krankenhaus, da musst du dir keine Sorgen machen. Ich frage mich eher, wie...“ Er wird plötzlich von Raito unterbrochen: „Mein Navigationsgerät zeigt mir eine Landstraße an, die wir als Abkürzung nehmen können. Okay?“ Etwas verwirrt sieht Keisuke zuerst zu Shizuka, die nur mit den Schultern zuckt, und stimmt dann zu. Ihm fällt ein, dass er ihn noch etwas fragen wollte: „Ähm, Raito, du weißt doch, mein Blut ist mir ausgegangen. Kannst du...?“ „Kein Thema“, lächelt Raito gelassen; „Ich schicke dir morgen einen Karton voller Blut.“ Erleichtert atmet Keisuke aus: „Danke.“ Er hatte wirklich befürchtet, dass Raito ihm den Gefallen nicht tun würde, und dann stünde er ganz schön dumm da. Die Fahrt geht noch ein paar Minuten unbekümmert weiter, doch plötzlich passiert etwas unvorhergesehenes: Quietschend legt das Auto eine Vollbremsung hin, sodass Shizuka und Keisuke leicht nach vorne gedrückt werden. Zum Glück sind sie angeschnallt. „Was, was ist los?“, ruft Shizuka ängstlich. Raito schnallt sich ab: „Dort vorne liegt jemand auf der Straße.“ „Was sagst du?“, fragt sie verwirrt und versucht, etwas zu sehen. Doch die Scheinwerfer des Autos reichen nicht weit genug, als dass sie etwas erkennen könnte. Keisuke wirft auch einen Blick nach vorne, und er kann in der Tat eine Person einige Meter vor dem Wagen erkennen. Ihm ist unmöglich zu sagen, ob es ein Mann oder eine Frau ist, aber auf jeden Fall liegt diese Person regungslos mitten auf der Landstraße. Er schnallt sich auch ab, aber Raito sagt sofort: „Ihr wartet hier.“ Resignierend bleibt Keisuke sitzen während der ältere Vampir aus dem Auto steigt, die Tür zumacht, vorsichtig zu der Person geht und sich zu Boden hockt. Dann scheint er etwas zu sagen, aber weder Keisuke noch seine Begleiterin können es verstehen. Nervös blickt Shizuka ihn an, und Keisuke weiß, dass sie sich fragt, was passiert sein könnte, ihm geht es nicht anders. Plötzlich ist ein extrem lautes Krachen wie bei einer Explosion zu hören, ein gleißendes Licht und vor ihnen fliegt Raito ein paar Meter von der Straße weg. „Oh mein Gott!“, ruft Shizuka und bleibt wie erstarrt sitzen, aber Keisuke steigt sofort aus und läuft zu ihm. Schwer atmend richtet sich Raito auf, ohne Notiz von Keisuke zu nehmen. „Ich habe es vermutet...“, knurrt er und schaut die fremde Person, die mittlerweile aufgestanden ist, verächtlich an. Die Person, die Keisuke als kahlköpfigen Mann identifiziert, ist ihm zwar völlig unbekannt, aber er ahnt schon, dass es sich um einen Vampir handelt. „Ein Curser!“, ruft er. Der Mann kommt lachend auf sie zu, und seine Augen leuchten rot: „Ich habe dich Raito, du bist in meine Falle getappt. Die Königin wird sehr erfreut sein, wenn ich dich ausgeliefert habe!“ Jetzt richtet er seine Hand auf die Beiden, und Raito schubst Keisuke zur Seite, bevor er sich selbst duckt, um einer strahlenden Explosion auszuweichen. Der Typ macht aus seiner Fähigkeit ja kein Geheimnis, denkt Keisuke und wirft einen Blick auf das Auto. Shizuka ist inzwischen ausgestiegen und steht nun völlig verdattert daneben. Raito faltet seine Hände schnell zusammen und beschwört einen schattenartigen Vogel herauf, der sich auf den Curser stürzt. „Bring dich in Sicherheit!“, ruft Raito Keisuke zu, und obwohl dieser lieber helfen möchte, nickt er stumm und läuft zu Shizuka. Der Schattenvogel macht dem Curser eine ganze Weile zu schaffen, doch der Vampir löst sein Problem schließlich auch mit einer Explosion. Der tapfere Vogel zerspringt in tausend Stücke und löst sich auf. „Verdammt!“, stöhnt Raito. Lachend kommt der Curser näher. Shizuka hat sich auf Keisukes Bitte hin wieder in das Auto gesetzt, und hilft ihm gerade dabei, nach einer Waffe oder ähnlichem zu suchen, irgendetwas, das Raito helfen kann. In einer Tasche auf dem Beifahrersitz findet sie ein silbernes, langes Messer und gibt es Keisuke. Er erkennt die Waffe wieder, denn erst vor kurzem hat er sie von Raito geschenkt bekommen, sie dann aber bei ihm zu Hause liegen lassen. Eilig springt er aus dem Fahrzeug und wirft Raito das Messer vor die Füße. Raito hebt es auf, doch bevor er es verwenden kann, trifft ihn eine weitere, gleißende Explosion. Keisuke hält sich die Ohren zu, und Raito fällt wieder ein paar Meter zurück. Er ist sichtlich mitgenommen. Sein schicker Anzug hat sich in ein paar verkohlte Stofffetzen aufgelöst, die nun vereinzelt auf dem Boden liegen. Sein muskulöser Oberkörper liegt vollkommen frei und weist auch schon einige Verletzungen und Brandwunden auf. Ohne zu wissen warum rennt Keisuke wieder auf Raito zu, doch ehe er ihn erreicht, schickt der Curser eine Explosion, die Keisuke zu Boden wirft. Zum Glück war sie nicht besonders stark, aber Keisuke kann nicht schnell aufstehen. Wenn der Feind ihn nun angreift, war es das. Plötzlich ist von Shizuka eine Art Kampfschrei zu hören, und Keisuke sieht auf. Sie hat sich ans Lenkrad des Autos gesetzt und braust nun mit voller Geschwindigkeit auf den überraschten Curser zu, der bei dem Versuch, auszuweichen hinfällt. Raito nutzt die günstige Gelegenheit und springt auf ihn drauf, rammt ihm das Messer in den Bauch, sodass ihm etwas Blut ins Gesicht spritzt. Der Curser flüstert etwas, dass Keisuke nicht verstehen kann, weil er zu weit weg ist, bevor er das Bewusstsein verliert und stirbt. Raito steht auf und wischt sich das Blut aus dem Gesicht. Auch Keisuke schafft es nach einigen Versuchen, sich zu erheben und zu ihm zu laufen: „Ist alles okay?“, fragt er besorgt. „Das sollte ich eher dich fragen“, sagt Raito ruhig und lächelt; „Du wurdest getroffen.“ Keisuke sieht an sich herunter. Sein Hemd und die Krawatte sind dreckig und an manchen Stellen verbrannt, und er spürt, dass er eine Schramme am rechten Ellenbogen hat. Raito berührt kurz Keisukes Wange und streicht ihm etwas Blut aus dem Gesicht. Keisuke erschrickt, aber Raito sagt nur ganz ruhig: „Keine Angst, du hast nur ein paar blutige Kratzer. Ich bin froh, dass du nicht schlimmer verletzt wurdest.“ Erstaunt schaut er Raito an. Er ist doch viel schlimmer in Mitleidenschaft gezogen worden als Keisuke, und trotzdem macht er sich Sorgen über ihn? Er muss lächeln. „Euch ist nichts passiert! Ich bin so glücklich!“, ruft Shizuka, die auf die beiden Vampire zugerannt kommt und zuerst Keisuke, und dann Raito umarmt. „Danke für deinen mutigen Einsatz“, lacht Keisuke; „Ich wusste gar nicht, dass du Auto fahren kannst.“ Shizuka grinst nur, anstatt zu antworten. Dann aber dreht sie sich zu dem am Boden liegenden Vampir: „Er... Er ist tot, oder?“ „Ja“, sagte Raito kurz. Shizuka sieht sehr bedrückt aus. „Ähm, aber du weißt, dass Raito keine Wahl hatte, oder?“, fragt Keisuke vorsichtig; „Der hätte doch immer weiter seine Explosionen auf uns abgefeuert.“ Sie sieht Keisuke leicht verstört an: „Das scheint dich ja gar nicht zu treffen, dass gerade jemand gestorben ist.“ Erschrocken starrt er sie an, ohne etwas zu sagen. Es ist nicht so, als würde es ihn vollkommen kalt lassen. Aber für ihn ist gerade eben wichtiger, dass es Raito und ihr gut geht. Shizuka seufzt: „Auch wenn er versucht hat, uns zu töten... Ich habe ein sehr schlechtes Gewissen!“ Plötzlich steht Raito direkt vor ihr, und Shizuka sieht ihn überrascht an. Zuerst schweigt er, doch dann legt er unerwartet seine Hand auf ihre Schulter: „Shizuka, du hast ein schlechtes Gewissen?“ Sie nickt zögerlich. Raito lächelt: „Ich bin stolz auf dich. Bewahre dir das auf. Du bist ein guter Mensch.“ Verwirrt schauen die beiden Jugendlichen ihn an. Warum lobt er Shizuka? Keisuke merkt, dass er eigentlich kein schlechtes Gewissen hat, weil der feindliche Vampir gestorben ist. Er fragt sich, ob das irgendwie böse ist, denn er wird von Raito nicht gelobt. Er entscheidet sich, nicht weiter darüber nachzudenken und das Thema zu wechseln: „Ähm, was machen wir jetzt mit dem Körper?“ Alle schauen auf die Leiche. Raito geht hin und zieht den langen, silbernen Dolch aus seinem Baum heraus. An der Klinge klebt eine Menge dunkelrotes Blut, das langsam auf den Boden tropft. Stumm zieht er ein weißes Tuch aus seiner Hosentasche und säubert das Messer damit, ehe er es zur Seite legt. Dann faltet er seine Hände wie bei einem Gebet zusammen, und vor ihm materialisiert sich ein schattenhaftes Wesen, dass sich nach ein paar Sekunden als Bär entpuppt. Raito nickt dem Bär zu, und dieser nimmt die Leiche des Cursers und schleppt sie davon. Shizuka sieht dem Tier ängstlich hinterher. „Wo bringt er ihn hin?“, fragt Keisuke. Raito lächelt: „Zu einem sicheren Ort, an dem er die Leiche fressen wird.“ Auf die teils verwirrten, teils entsetzten Blicke von Keisuke und Shizuka sagt Raito: „Das ist die beste Methode, die Leiche verschwinden zu lassen. Wir sollten jetzt auch wieder gehen. Es war nur Glück, dass in den letzten Minuten kein anderes Auto diese Landstraße entlanggefahren sind.“ Keisuke nickt und die drei gehen zum Auto zurück. Shizuka steigt schon einmal ein, aber Keisuke wird noch von Raito zurückgehalten. „Nimm das hier bitte“, lächelt er besorgt und drückt Keisuke das Messer in die Hand. „Meinst du wirklich, dass das okay ist?“, fragt Keisuke schüchtern und Raito nickt: „Die Klinge ist aus geweihtem Silber, damit kann man perfekt gegen Vampire kämpfen. Mein Vater hat es mir einst geschenkt, und jetzt möchte ich es dir schenken.“ Dankend nimmt der junge Vampir die wunderschön schimmernde Waffe an. Raito ist wirklich nett, denkt Keisuke. Er wüsste nicht, was er ohne ihn täte. Jetzt steigen sie aber endgültig ein und fahren weiter. Nach einiger Zeit hält Raito vor dem Haus, sie sind da. „Wartet noch kurz“, sagt er, damit Keisuke und Shizuka noch nicht aussteigen. „Ich möchte euch darum bitten, morgen zu Hause zu bleiben. Und ladet bitte alle Menschen, die von der Existenz der Vampire wissen und sicher auf eurer Seite stehen, morgen zu euch nach Hause ein.“ „Warum?“, fragt Shizuka irritiert. „Ich werde morgen vorbeikommen. Wir müssen über etwas wichtiges sprechen.“ „Okay!“, sagt Keisuke gut gelaunt. Die Vorstellung, dass Raito ihn bei ihm zu Hause besuchen kommt, gefällt ihm sehr gut. In Gedanken geht durch, wen er einladen muss: Yuri, Luna, Desmond, und seine Geschwister, aber die wohnen ja schon ohnehin bei ihm zu Hause. Schließlich verabschieden sie sich von Raito und steigen aus. Gerade möchte Keisuke die Haustür aufschließen, da wird sie von einer sehr wütenden Miho geöffnet: „Habt ihr einmal auf die Uhr gesehen?!“, schimpft sie sauer; „Wo habt ihr gesteckt???“ Am Samstagnachmittag sitzen schließlich Keisuke, Yuri, und Shizuka auf dem Sofa, Miho deckt den Tisch, an dem Luna und Desmond Platz genommen hatten. Nachdem sie telefonisch eingeladen wurden, sind sie mehr oder weniger zügig hergekommen, doch Raito ist noch nicht da. „Miho, wo ist eigentlich Sakito?“, fragt Keisuke nervös. „Nicht zu Hause. Er geht auch nicht an sein Handy“, antwortet Miho. Keisuke wird leicht sauer. Auf seinen Bruder ist auch kein Verlass! Soll er doch bleiben, wo der Pfeffer wächst. „Warum sind wir eigentlich hier?“, fragt die gelangweilte Luna. Heute ist sie mit dem Auto da und nicht mit dem Pferd. „Ich hoffe, dass es wichtig ist!“, schnaubt Desmond; „Ihr wisst ja nicht, wie viel ich noch arbeiten muss!“ Miho ignoriert seine Beschwerde und fragt ihn unbekümmert, ob seine Freundin Shou schon nach Kanada zurückgeflogen ist. „Nein“, lächelt der Wissenschaftler; „Sie bleibt noch eine Weile hier in Logaly, weil es ihr so gefällt und sie schon sehr lange nicht mehr hier war. Aber heute hat sie einen Friseurtermin. Das ist auch der einzige Grund, warum ich Zeit hatte, herzukommen. Eigentlich wollte ich an meinen Forschungen weiterarbeiten.“ Zufrieden putzt er sich seine Brille. Währenddessen fragt Yuri aufgeregt: „Raito kommt also echt hierher?“ Keisuke nickt: „Er hat leider keine Uhrzeit gesagt. Ich weiß nicht, wie lange wir noch warten müssen.“ Yuri möchte etwas antworten, doch bevor sie das tun kann, klingelt es urplötzlich an der Haustür. „Das muss er sein!“, rufen Keisuke und Shizuka gleichzeitig. Miho eilt in den Flur, um die Tür zu öffnen, und kommt ein paar Sekunden später mit Raito im Schlepptau zurück. „Hallo“, sagt Raito an alle. Er sieht viel fitter aus als am gestrigen Abend. Keisuke fällt die lange Plastiktüte auf, die in der linken Hand trägt. Miho schüttelt Raito freundlich die Hand. Sie hat schon viel von ihm gehört, hatte aber keine Gelegenheit, ihn einmal persönlich kennenzulernen. „Hallo Raito!“, rufen Keisuke und Yuri begeistert. Daraufhin geht Raito zu ihm und übergibt ihm die Plastiktüte. Keisuke sieht hinein. Sie ist mit Blutkonserven gefüllt. „Danke!“, lächelt er. „Was ist denn jetzt?“, fragt Desmond ungeduldig. Raito stellt sich in die Mitte des Raumes und wartet, bis alle zuhören: „Ich möchte mich dafür entschuldigen, euch heute Unannehmlichkeiten zu bereiten. Aber es gibt ein Thema, über dass ich mit euch allen dringend sprechen muss. Samuel und Alexa können heute leider nicht hier sein, aber das spielt jetzt keine Rolle.“ „Worum geht es?“, gähnt Luna herzhaft. „Um... Den Kampf gegen die Cursers. Wie ihr vielleicht wisst, wurden Keisuke, Shizuka und ich gestern ein weiteres Mal von einem Vampir angegriffen.“ „Was?!“, ruft Yuri erschrocken. Im Gegensatz zu Miho, der Keisuke und Shizuka es noch in der selben Nacht erzählt haben, wusste das Fuchsmädchen gar nichts davon. „Die Zeit drängt!“, erklärt Raito; „Ohne Verena sind wir extrem geschwächt. Ich wende mich nun an euch Menschen, mir im Kampf gegen die Cursers zu helfen.“ „Hm, das ist doch gefährlich, oder?“, fragt Luna leicht eingeschüchtert; „Ich wurde seit dem Vorfall in Desmonds Haus noch nicht von Vampiren belästigt.“ „Dasselbe gilt auch für mich!“, fügt Desmond hinzu. „Ähm, aber das ist bestimmt nur noch eine Frage der Zeit!“, ruft Keisuke. Ihm ist bewusst, dass sie die Hilfe des Wissenschaftlers und der Medizinstudentin brauchen werden. „Also ich werde helfen!“, sagt Yuri entschlossen und springt auf: „Wenn ich Raito irgendwie helfen kann, diese Organisation in ihre Schranken zu weisen, dann mache ich das! Für Vigor!“ Angespornt von Yuris Tatendrang sagt Shizuka: „Ich auch. Ich weiß zwar nicht, ob ich nützlich sein kann, aber das meine Eltern tot sind, ist letztendlich auf diese Typen zurückzuführen. Ich helfe auch!“ „Und ich werde auch helfen!“, entgegnet Luna, die jetzt ihre Meinung geändert hat; „Auch wenn es gefährlich ist, wenn wir alle zusammenarbeiten, wird es schon zu schaffen sein.“ „Ich könnte euch ja etwas nützliches erfinden, womit ihr sie besiegen könnt“, lächelt Desmond, und Yuri ruft lachend: „Aber bitte etwas besseres als ein mit Lampen präparierter Kimono!“ Der Wissenschaftler antwortet gereizt: „Das, meine Liebe, ist ein physikalisches Meisterwerk! Ich hätte nur an der Ausarbeitung noch feilen sollen...“ Als Yuri dann anfängt, lautstark zu lachen, sagt er: „Außerdem hast du ihn doch gekauft! Was willst du eigentlich?“ Keisuke wendet sich an Raito: „Was hattest du eigentlich genau geplant?“ Raito antwortet zögerlich: „Einen Angriff auf ihr Hauptquartier. Ich weiß, es ist riskant.“ Alle sehen ihn an. „Sie haben ein Hauptquartier?“, fragt Desmond, und Raito nickt. „Aber meine Befürchtung ist, dass wir nicht genug Leute sind, um es einnehmen zu können. Die Curser-Gesellschaft ist ein Haufen mächtiger Vampire. Aber bis auf Samuel und mich seid ihr alles Menschen, wenn wir Keisuke wegen seiner fehlenden Kraft mal auslassen.“ „Wieso erschaffst du dann nicht noch ein paar Vampire?“, will Keisuke wissen; „Ich bin mir ganz sicher, dass es viele Menschen gibt, die gerne Vampire wären und die uns auch helfen würden. Wir könnten uns ja mal im Internet umhören, oder so.“ Raito seufzt: „Keisuke, selbst wenn das nicht die Geheimhaltung unserer Existenz gefährden würde, musst du wissen, dass ich nur eine begrenzte Anzahl an Menschen zu Vampiren machen kann.“ „Wie?“, fragt Keisuke. Das ist ihm jetzt neu. „Auch wenn ich ewig lebe, kann ich in diesem ewigen Leben nur noch ein paar Menschen in Vampire verwandeln. Ich weiß selbst nicht genau, wie viele, aber nicht mehr als zehn. Deswegen gestatte ich nur gewissen Menschen die Verwandlung in einen Vampir.“ Keisuke erinnert sich daran, wie Raito ihm erzählt hat, dass er Alexa Lilienfeld in einen Vampir verwandeln würde, wenn sie sich dafür entscheiden würde. Scheinbar macht er nur Menschen zum Vampir, die durch ihre Fähigkeiten oder besonderen Talente nützlich für ihn sind. Miho ergreift nach langer Zeit mal wieder das Wort: „Naja, woher wollt ihr dann Unterstützung bekommen?“ „Die Polizei vielleicht?“, schlägt Shizuka vor; „Immerhin sind die Cursers doch eine Verbrecherorganisation...“ Raito schüttelt den Kopf: „Nein, das geht aus mehreren Gründen nicht.“ Da kommt Keisuke eine Idee: „Wie wäre es mit den Vampirjägern?“ „Die Vampirjäger unterscheiden nicht zwischen den Cursers und uns. Sie würden uns auch töten“, antwortet Raito. „Und wenn wir sie irgendwie überzeugen könnten, uns zu helfen?“, hakt Keisuke nach. „Wie willst du das machen?“, fragt Raito. Keisuke überlegt kurz. Die Vampirjäger haben schon mehr als einmal versucht, Keisuke umzubringen, und er kann sich auch an den Präsident Epheral Locover erinnern. Die Aussagen dieses Mannes lassen darauf schließen, dass alle Vampire gleich sind, seiner Meinung nach sind alle böse und gehören zur Hölle geschickt. „Hm, im Grunde müssten wir doch nur den Präsidenten überzeugen, oder?“, fragt er nachdenklich. „Epheral Locover, der Präsident der Provitas? Ich dachte, der sei tot“, sagt Yuri überrascht. Plötzlich steht Luna auf: „Wie bitte? Der ist nicht tot. Ich habe erst vor ein paar Tagen noch mit ihm gesprochen!“ „Was?!“, ruft Desmond. „Naja, ich habe dort eine Lebensversicherung abgeschlossen...“, murmelt sie; „Aber was hat das mit den Vampirjägern zu tun?“ Raito klärt sie auf: „Die Provita-Gesellschaft ist eine Organisation, die im Auftrag der katholischen Kirche Vampire jagt. Natürlich müssen sie unsere Existenz auch geheimhalten, deswegen tarnen sie sich als Versicherungsgesellschaft.“ „Echt?“, fragt Luna geschockt; „Ich dachte, es sei ein ganz normales Bürogebäude.“ „Irrtum“, sagt Yuri kurz; „So, wie wollen wir diesen Typen denn überzeugen?“ „Lasst mich das machen“, lächelt Luna; „Ich kenne ihn. Ich werde mit ihm sprechen.“ „Aber du solltest nicht alleine gehen, das ist zu gefährlich“, wirft Miho ein. „Dann komme ich mit“, ruft Yuri, aber Keisuke sagt: „Auf keinen Fall, denk daran, dass du ihn im Keller von Café 'Lexy' ganz schön gedemütigt hast. Wenn jemand mitkommen sollte, dann ich.“ „Du bist ein Vampir!“, sagt Desmond skeptisch; „Glaubst du nicht, du wirst sofort kaltgemacht?“ „Wenn kein Vampir mitkommt, glauben sie Luna bestimmt nicht und schicken sie weg! Aber wenn einer dabei ist, können sie das nicht so einfach ignorieren. Raito sollten wir nicht in Gefahr bringen, aber so habe ich auch mal eine Chance, nützlich zu sein.“ „Aber... das ist mir zu gefährlich!“, rufen Miho, Yuri und Raito gleichzeitig. Luna zuckt mit den Schultern. „Vertraut mir doch!“, bittet Keisuke; „Ich nehme auch den Dolch von Raito mit.“ Seufzend sagt Raito: „Na gut. Ich werde dir einen meiner Vertrauten mitschicken. Dann erlaube ich dir, zu gehen.“ „Aber sollten wir nicht auch mitkommen?“, fragt Yuri, und Desmond sagt: „Das wäre zu auffällig. Hast du ein Handy, Luna?“ Sie nickt. „Dann rufst du am besten sofort an, wenn es einen Notfall gibt. Dann kann Raito eins seiner Viecher zur Unterstützung schicken.“ „Gute Idee“, lobt Luna ihn; „Am besten fahren wir sofort los, heute muss ich nicht in die Uni. Aber vorher fahren wir noch schnell zu mir nach Hause und holen meinen Bogen mitsamt Pfeilen ab. Man weiß ja nie.“ Keisuke nickt und zieht sich die Schuhe an. „Möchtet ihr vorher noch etwas essen?“, fragt Miho, doch die beiden schütteln den Kopf. Daraufhin zieht Miho Luna etwas an die Seite und flüstert ihr zu: „Bitte Luna, versprich mir, dass du auf meinen kleinen Bruder acht gibst.“ „Mach dir nicht so viele Sorgen, Miho. Ich bin sicher, das alles gut wird“, sagt sie optimistisch. Raito hält Keisuke eine Blutkonserve hin: „Trink die im Auto, das wird dich stärken. Und seid nicht überrascht, wenn ihr auf dem Rücksitz von Lunas Wagen einer Katze begegnet. Sie ist einer meiner Vertrauten.“ Keisuke nimmt die Blutkonserve an und geht mit Luna gemeinsam aus dem Haus. Im Auto setzt sich Keisuke auf den Beifahrersitz, weil wirklich eine schattenartige, mysteriöse Katze eingerollt auf den Rücksitz liegt. Luna ist nicht überrascht: „Ach, die habe ich damals bei Desmond doch schon gesehen.“ Keisuke vergewissert sich noch ein letztes Mal, dass sein Messer an seinem Gürtel befestigt ist und dass er angeschnallt ist, ehe Luna den Motor anschaltet und losfährt. Sie weiß genau, wo es hingeht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)