In between von Leira ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Dieser Shot ist ein Experiment. Soviel mal vorneweg ^^; Dann darf ich jeden, der schon einmal soweit gekommen ist, herzlich willkommen heißen! Guten Tag :D Der Anlass, warum ich neben meiner laufenden Fic ‚Tagebücher‘ nun diesen Shot veröffentliche ist der, dass ich heute Fanfictionjubiläum auf Mexx ^.~ Zweijähriges. Und netterweise ist dies hier meine zehnte Fanfiction, also wird das rundum eine runde Sache. Die Geschichte ist ein Versuch einer Songfic – mit letztendlich sehr wenig Song und umso mehr Fic -.- Irgendwie war das Ding mal ganz anders geplant, hat sich dann verselbstständigt und daraus ist das hier geworden. Was ich wirklich davon halten soll, darüber bin ich mir noch nicht klar. Ich meditier nochmal darüber ^.~ Meine Meinung soll aber unerheblich für eure Meinung sein, und deshalb wünsche ich euch viel Vergnügen mit ‚In Between‘ – eine Ranichi zu Linkin Parks Lyrics. Widmen möchte ich sie an all die Leser, die meine Geschichten mitverfolgen! Dankeschön!!!!!!!!!!!!!!!!!! Viele Grüße, im Vorfeld schon mal vielen Dank fürs Lesen! eure Leira __________________________________________________________________________ Wie lange er schon hier stand und diese ihm so bekannte Tür anstarrte, wusste er nicht. Wie lange es schon verflucht heftig regnete, wusste er auch nicht; ihm war auch gar nicht so wirklich klar, dass er bereits vor Nässe triefte, ihm das Wasser von der Nase, aus den Ärmeln seiner Jacke und seinen Haaren tropfte. Er stand nur hier und wartete. Wartete darauf, dass ihm, der doch für alles einen flotten Spruch auf den Lippen und eine Lösung für jedes Problem hatte, endlich die richtigen Worte einfielen, um das zu sagen, was er sagen wollte. Sagen musste. Und er wartete darauf, dass endlich sein Mut zurückkehrte, der ihn immerhin bis hierher vor diese Tür getragen hatte, um dann auch endlich mal die Hand zu heben, den Finger auszustrecken und ihn auf den Klingelknopf zu pressen. Er ärgerte sich maßlos über sich selbst und wusste doch nicht, wie er es ändern sollte. Let me apologize to begin with Let me apologize for what I'm about to say But trying to be genuine was harder than it seemed And somehow I got caught up in between Ein Wassertropfen perlte über seine Lippe. Ja… sich entschuldigen. Damit anzufangen wäre wohl eine gute Idee. Erst einmal Abbitte leisten, für alles, was er verbockt hatte in den letzten zwei Jahren. Und dann erklären. Ihr erklären, was es mit Conan Edogawa auf sich hatte. Erklären, wer er gewesen war. Nur… wer war er denn gewesen? Und wer war er jetzt? Welche Seite an ihm war noch echt, authentisch… wer war er? War er Shinichi Kudô, und wenn ja, wie war er? Brillant, aber eingebildet, verliebt, aber viel zu feige ums zuzugeben, so intelligent, so schlau und so clever, aber doch blöd genug, unvorsichtig genug, um in diesen Schlamassel zu geraten? Sich so dermaßen in die Scheiße zu reiten, ums mal undiplomatisch auszudrücken. Er seufzte, grübelte weiter, ohne auf die schrägen Blicke der Leute zu achten, die an ihm vorbeigingen. Wer war er denn, verdammt? Ein Vorzeigemoralist, ein Wahrheitsfanatiker, ein Ritter für Recht und Gerechtigkeit oder doch ein Lügner, ein Betrüger…? Oder war er Conan? Klein, aber oho, wie man ihn gern bezeichnet hatte. Schlau, gewitzt, wohlerzogen und höflich, dabei aber doch witzig und irgendwo geistreich, irgendwie zu reif für sein Alter, aber das war hinzunehmen- Hilfsbereit, nett, fürsorglich, aufmerksam, stets zur Seite, wenn man ihn brauchte, im Gegensatz zu einer anderen Person… War er Shinichi? Oder war er Conan? Oder am Ende gar keiner mehr von beiden, sondern irgendein Mischwesen? Stand er zwischen ihnen? Let me apologize to begin with Let me apologize for what I'm about to say But trying to be someone else was harder than it seemed And somehow I got caught up in between Hatte er durch diesen Identitätswechsel, durch diese Schizophrenie, seine Identität nun völlig verloren? Fand er nicht zurück? Oder war sein früheres Leben, dieser Detektiv, den alle so verehrten, auch nur eine Rolle gewesen? Hatte er eine ganz neue Identität bekommen? Oder war dies sein eigentliches Ich? Wollte er das? Wenn ja, warum? Was hatte ihm am alten Shinichi nicht gepasst? Er wollte doch so lange wieder zurück… Aber so unsicher wie er jetzt war, wollte er doch auch nicht sein. Er war doch gern Herr der Lage gewesen. Er hatte nichts einzuwenden gegen Selbstsicherheit. Fakt war allerdings wiederrum; er wusste im Moment aber überhaupt nicht, was er eigentlich wollte. Irgendwo war ihm wohl auch durch die Reaktionen von anderen klar geworden, dass er doch auch seine Macken gehabt hatte. Als Shinichi Kudô, Erlöser der Japanischen Polizei. Wenn man sich den Titel allein schon anhörte… klang eigentlich fast schon peinlich. Reißerisch, für Schlagzeilen gemacht. Er wusste gar nicht, ob er unbedingt seine Visage auf jeder Zeitung sehen wollte. Viel gebracht hatte ihm das im Prinzip auch nicht. Anerkennung war gut, ja, ohne Frage- aber diese Art von Anerkennung brachte oft mehr Ärger als Nutzen oder Freude. Irgendwie musste er sein Leben wieder auf die Reihe kriegen. Dringend. Er seufzte. Aber was jetzt die viel dringendere Frage war, wie würde Ran reagieren? Wie sollte er das ihr klarmachen, dass er nicht mehr derselbe war, vielleicht nicht mehr zurückfand? Sie würde merken, dass er nicht mehr der war, der er gewesen war, bevor er ging… bevor er Conan wurde. Oder war er am Ende nun endlich er selber, und alles davor nur eine Rolle, die er angenommen hatte, damit man an ihn nicht herankam? War der, der jetzt im Regen vor dieser Tür stand, vielleicht nur unter Conan und dem alten Shinichi verborgen gewesen, und war jetzt hervorgetreten? Wenn ja, warum jetzt? Warum überhaupt? Was ist nur los mit mir…? Shinichi seufzte, presste die Lippen aufeinander. Er war unsicher, unsicher, wer er war. Wer er sein wollte. Aber er musste es ihr sagen. Unbedingt. Musste diese Lüge aus seinem, ihrem Leben schaffen. Wenigstens darin schienen sich alle seine Ichs einig zu sein. Ein zynisches Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Dann merkte er, wie nass eigentlich seine Umgebung war, als neben ihm eine Regenrinne überging und ein Schwall Wasser auf den Gehsteig prasselte. Er stöhnte genervt auf, wischte sich über die Augen, weil ihm der Regen von den Wimpern in die Augen troff, fluchte ungehalten, wollte umdrehen, denn so hatte es ohnehin keinen Zweck mit ihr zu reden, was machte er für einen Eindruck, patschnass von oben bis unten… Gerade, als er sich umgedreht und den ersten Schritt in die andere Richtung gemacht hatte, ging die Tür auf - und vor ihm stand Ran, einen Schirm bereits aufgespannt in der einen Hand, über der Schulter ihre Handtasche gehängt, im Arm einen Einkaufskorb. Er blieb wie in der Bewegung gefroren stehen, starrte sie an. Zu spät. Sie riss die Augen auf, als sie ihn stehen sah, ihre Lippen öffneten sich einen Spalt, langsam atmete sie aus. Zuerst hätte sie ihn beinah nicht erkannt - so hatte sie ihn noch nie gesehen, so… Verloren. Ja, so sah er aus. Irgendwie… schiffbrüchig. Gestrandet. Nass bis auf die Haut, kreidebleiches Gesicht, erschrockene Augen. Aber er war es dennoch, ohne Zweifel. Shinichi. Langsam schloss Ran die Lippen wieder, schluckte, räusperte sich. „Seit wann bist du wieder hier?“ „Noch nicht lang.“ Seine Stimme ging im Geprassel des Regens fast unter. „Wolltest du… wolltest du zu mir?“ Ihr Herz klopfte gegen ihre Brust. „Eigentlich schon. Aber… du hast wohl gerade keine Zeit? Das… das macht nichts. Geh… geh ruhig zuerst einkaufen. Ich…”, begann er hastig. Verdammt, Kudô, was bist du nur für ein Feigling… „Aber du bist ganz nass!“ Ran griff nach seinem Ärmel, erschrak kurz, als sie merkte, wie nass er wirklich war, zog ihn unter den Schirm. „Ich kann später auch noch einkaufen. Du solltest jetzt zuerst mal ins Trockene…“ Sie drehte sich um, schloss den Schirm, zerrte ihn hinter sich her. „Aber ich kann auch nach Hause…“, versuchte er zu widersprechen. „Ich glaub auch kaum, dass ich in deine Klamotten passe, Ran…“ Sie blieb stehen, schaute ihn an. Was zur Hölle war nur los mit ihm? So hatte sie ihn wirklich noch nie erlebt. Es schien fast, als wolle er um jeden Preis von hier weg. „Ich such dir was Altes von Paps. Der hat so viel Kram, den er nicht mehr braucht, schon ne Ewigkeit nicht mehr anhatte und ganz davon abgesehen auch gar nicht mehr reinpasst.“ Er seufzte nur, schaute auf den Boden, merkte, wie er nun zu allem Übel auch noch vor Kälte zu zittern anfing, als der Wind die Straße entlang heulte. Ran schluckte, schaute ihn an. „Shinichi, was ist los mit dir? Wüsste ich es nicht besser, könnte man fast glauben, du hättest Angst vor mir…?“ Sie versuchte zu lachen. Er hob den Kopf, schaute sie ernst an. „Nicht vor dir, Ran.“ Diese Antwort brachte sie aus dem Konzept. „Vor Paps? Der ist nicht da. Kommt heut auch nicht mehr…” Er schüttelte den Kopf, ein paar Tropfen prasselten zu Boden. „Nein, vor dem auch nicht. Obwohl ich nichts dagegen hab, dass er heut nicht da ist… das muss ich wohl zugeben.“ Langsam atmete er aus. „Ich… bin, wie du dir wohl denken kannst, nicht grundlos hier. Und warum ich so dumm im Regen rumsteh und mich begießen lasse ohne Sinn und Verstand - zeugt wohl von meinem momentan anscheinend etwas sehr desolaten Geisteszustand.“ Er wischte sich über die Stirn, lächelte bitter. „Ich bin gekommen, weil ich dir etwas erzählen wollte. Ich wollte… es ist wichtig, weißt du? Wirklich wichtig. Ich… weiß nur nicht, wie ich das anstellen soll. Weil ich im Grunde genommen… gar nicht mehr richtig weiß… was mit mir los ist. Wer ich noch bin… nach diesem Fall. Und hinterher wirst du mich unter Umständen hassen. Deshalb weiß ich nicht mehr, ob es so gut ist, gleich mit dir zu reden. Ich bin einfach...“ Shinichi schluckte, vergrub seine Hände in seinen triefendnassen Hosentaschen. Langsam bildete sich unter ihm eine Pfütze. „Scheiße.“, entfuhr es ihm, als er es bemerkte. „Ist doch nur Wasser.“, murmelte Ran. „Das ist gleich wieder weggewischt.“ „Aber trotzdem…“ Seine Stimme verlor sich. Ran schaute ihn lange an, biss sich auf die Lippen. „Was auch immer es ist, und dahingestellt ob ich dir hinterher den Kopf abreißen will oder nicht - du musst zuerst mal trocken werden. Andernfalls kriegst du noch ne Lungenentzündung.“ Er hob den Kopf, wunderte sich, dass sie nach all dem noch so praktisch denken konnte. Between my pride and my promise Between my lies and how the truth gets in the way The things I want to say to you get lost before they come The only thing that's worse than one is none Ungefähr zwanzig Minuten später saß er, frisch geduscht, in einer Hose und einem Pullover von Kogorô auf dem Sofa und hielt eine Tasse heißen Kaffee in den Händen. Das Aroma stieg ihm in die Nase, und er kam nicht umhin, aber… irgendwie fühlte er sich aufgehoben. Zuhause. Genau genommen hatte er das nicht verdient, bedachte man, wie weh er ihr getan hatte… in den letzten Jahren. Wie schrecklich er sie verletzt hatte, und wie sehr er sie gleich verletzten würde, wenn er ihr die Wahrheit sagte, über Conan Edogawa und das, was von Shinichi Kudô noch übrig war. Von Shinichi Kudô, der früher stets so stolz, so selbstsicher, so zuversichtlich und zum Teil so arrogant und unbedacht gewesen war. So blind. Der ihr immer versprochen hatte, all die Jahre, er würde wiederkommen. Auch dieses Versprechen konnte er nicht halten – er war wieder da, ja. Aber er war nicht derselbe, der sie verlassen hatte. Und all die Dinge, die er ihr hatte sagen wollen… Über seine Gefühle für sie… all das, was er ihr hatte geben wollen… Das alles war zwar noch da, aber er wusste nicht, ob sie es noch haben wollte. Als er es konnte, hatte er es nicht geschafft, ihr zu sagen, dass er sie liebte. Hätte er es ihr einfach viel früher erzählt, ihr viel früher alles gestanden, vor jenem schicksalhaften Tag im Tropical Land… dann wäre das alles vielleicht nie passiert. Aber dennoch… Mittlerweile war er sich relativ sicher, ihr wenigstens all das erzählen zu können. Ganz anders als noch vorhin im Regen hatte er sich jetzt wieder gefasst, auch wenn er immer noch schwankte, sich noch nicht ganz grün war, wie er über sich selbst dachte; sein Mut war wieder zurückgekehrt, wenigstens das. Im Licht der Deckenlampe im Wohnzimmer der Môris, war seine Müdigkeit, seine Erschöpfung langsam gewichen im Duft von Kaffee und Keksen, die Ran gerade vor ihm auf den Tisch stellte, bevor sie sich neben ihn setzte, ebenfalls eine Tasse Kaffee in den Händen. Es würde hart werden, aber er würde es ihr sagen. Alles. Und mit den Konsequenzen leben. Shinichi seufzte leise, ehe er zu sprechen begann. „Du solltest mich echt nicht so bemuttern, Ran. Ich habs wirklich nicht verdient. Du wirst mich hassen. Du solltest mich auch hassen, meiner Meinung nach.“ Er warf ihr einen schrägen Blick zu. Ran seufzte, nahm einen Schluck Kaffee, zog die Augenbrauen hoch. Ihr war jetzt wieder ein wenig wohler bei seinem Anblick, er sah nicht mehr ganz so erschöpft, so fertig aus. Allerdings hörte er sich immer noch alles andere als optimistisch an, auch wenn er seine Stimme wieder gefunden hatte. „Du hast was ausgefressen, wie?“ „Allerdings.“ Er seufzte. „Allerdings ja. So kann man das wohl sagen…“ „Und was…?“ Die Frage kam ganz behutsam. Er wandte den Kopf, schaute ihr in die Augen. Let me apologize to begin with Let me apologize for what I'm about to say „Ich denke, zu allererst muss ich mich entschuldigen. Erstens, dass ich so erbärmlich bei dir aufgekreuzt bin. Und dann… für die letzten zwei Jahre, die du gewartet hast, in denen ich dich immer wieder hingehalten habe, und dabei… belogen, betrogen und… ausgenutzt hab.“ Er bis sich auf die Lippen. Ran starrte ihm an, ihr entglitt fast ihre Tasse. „Shinichi?“ Ihre Stimme vibrierte sacht, sie klang unsicher und er wusste, sie war es auch. Seine Worte hatten sie treffen müssen, aber sah keinen Sinn darin, an seiner Erzählung irgendetwas zu schönen. „Es tut mir… es tut mir wirklich Leid, was ich dir jetzt gleich sagen werde. Es tut mir Leid, was ich dir angetan hab, und jetzt antun werde, wirklich.“ Er starrte in seinen Kaffee. Das Aroma roch er nicht mehr, und auch das warme Licht der Deckenlampe war jenseits dessen, was er sah. Vor seinem Auge grinste Conan. Er holte Luft. „Ich war Conan Edogawa. Du hast es so oft vermutet, ich hab dich so oft getäuscht, aber letzten Endes war es wahr.” Er wartete, gab ihr die Chance etwas zu äußern. Als er außer ihrem immer schneller, immer heftiger werdenden Atem nichts hörte, sprach er weiter. Er brauchte sie nicht anzuzusehen, um zu wissen, wie sie aussah. Sie war bestimmt leichenblass geworden, ihre Augen ungläubig aufgerissen, vor ihr brach immerhin gerade eine Welt zusammen. Eine Welt, der er das Fundament entrissen hatte, als er ihr die Wahrheit über sich erzählt hatte. Und das… er brachte es nicht über sich, sie so zu sehen. Aber sie musste die Wahrheit wissen. Es war nur gerecht. Und so fuhr er fort, leise, kontinuierlich und ohne weitere Unterbrechung. Erzählte ihr von dem Abend im Tropical Land, und allem, was danach gefolgt war. Erzählte ihr von Ai; davon, wer es alles gewusst hatte; wie er es ihr jedes Mal wieder ausgeredet hatte, wenn sie der Wahrheit zu nahe gekommen war und warum, nämlich zu ihrem Schutz, ja. Sehr nobel von ihm. Er wusste nicht, wie viel sie tatsächlich hörte. Aber er konnte sich lebhaft vorstellen, wie hohl das alles in ihren Ohren klingen musste. Auch wie es geendet hatte, erzählte er ihr. Dass er sich gestellt hatte, als er merkte, die Organisation kam ihnen zu nahe. Und von seiner Flucht erzählte er ihr, wie er an das Gegengift gekommen war, auch. Nur was in der Zeit passiert war, in den wenigen Tagen, als Conan nicht da gewesen war, und der Professor immer nur gemeint hätte, er wäre krank, läge bei ihm auf dem Sofa und er selbst kümmere sich um ihn, davon erzählte er nichts. Und auch von seinen Gefühlen… erzählte er nichts. Er hielt es für nicht angebracht, in diesem Moment. Als er fertig war, herrschte Schweigen in der Wohnung, und sowohl sein Kaffee, als auch ihrer waren mittlerweile kalt geworden. Sie hielt die Tasse in ihren verkrampften Fingern so fest, als müsse sie sich mit aller Gewalt an irgendetwas festhalten. „Das war alles?“, murmelte sie. Er stutzte kurz, ob dieser seltsamen Frage; dann nickte er. „Ja.“ „Dann will ich, dass du jetzt gehst.“ Ihre Stimme klang ganz leise. Er stand einfach auf und ging, ohne ein weiteres Wort, erhaschte nur einen kurzen Blick auf sie, die auf dem Sofa kauerte. Eine Träne rann ihr über die Wange. Shinichi schluckte hart, dann drehte er sich um, verließ die Wohnung, ließ sie allein. Es war ihr Wunsch, also würde er gehen, er hatte kein Recht, noch zu bleiben. Und fühlte sie so schlecht wie in all den Jahren nicht, in denen er Conan gewesen war. Wäre sie ausgerastet, wäre ihm das lieber gewesen. Sie hätte ihn anschreien sollen. Ihn verprügeln, er hätte es verdient. Egal wie, aber sie hätte ihren Frust, ihre Enttäuschung, ihre Wut und Verzweiflung über ihn irgendwie raus lassen müssen. Irgendwie. Stattdessen fraß sie wieder alles in sich hinein. Er hatte sie enttäuscht. Ihr Vertrauen missbraucht. Er hatte sie verloren, ein für alle Mal. Sowas verzieh man nicht. Auch nicht, wenn man ein Engel war, wie sie. Auch Engel kamen mal an die Grenzen, dessen, was sie ertragen konnten, und ihre… ihre waren erreicht worden. But trying to regain your trust was harder than it seemed And somehow I got caught up in between Zwei Wochen lang hörte er nichts von ihr. Es waren Ferien, deshalb traf er sie nicht in der Schule; er selbst schrieb seine Prüfungen nach, mit denen er mehr als genug zu tun hatte. Jedes Mal wenn er nach Hause kam, kontrollierte er den Briefkasten, den Anrufbeantworter, seine E-Mails und seine Handymailbox, aber nie kam auch nur ein Wort von ihr. Gar nichts. Genau vierzehn Tage, nachdem er bei ihr gewesen war, klingelte es an seiner Haustür. Er ging hin, demotiviert, überlegte, ob es eher Shiho, die mittlerweile auch wieder als sie selbst in der Gegend rumlief oder der Professor war; oder Heiji, der sich zu einem Überraschungsbesuch entschlossen hatte. Seinen Eltern, ja. Sie waren wieder nach Amerika geflogen, auf sein Drängen hin. Er wollte seine Ruhe haben. Sogar mit Kogorô hätte er noch eher gerechnet, der jetzt gekommen war, um ihm den Kopf abzureißen, weil er seinem Mausebein das Herz gebrochen hätte, aber nicht mit… Ran. Ihm blieb fast das Herz stehen, und sie sah ihm die Überraschung wohl deutlich an. Sie stand vor der Tür, etwas blass um die Nase, und einen Packen Klamotten in der Hand. Bei näherer Betrachtung stellte er fest, dass das jene Sachen gewesen waren, die er getragen hatte, als er vor zwei Wochen bei ihr aufgetaucht war. Er hatte sie bei ihr vergessen. Sie drückte sie ihm in die Hand, wortlos. „Ich hatte nicht mit dir gerechnet.“, flüsterte er schließlich. „Ich dachte eher, es wäre… vorbei mit uns… und unserer Freundschaft.“ Ran senkte den Kopf. „Das dachte ich auch.” Sie verschlang ihre Finger ineinander, dann trat sie einfach so an ihm vorbei ins Haus. Shinichi starrte ihr hinterher, sprachlos. Ran drehte sich um, sah seine Verwirrung. „Es ist dir doch Recht, wenn ich kurz reinkomme? Ich hätte… hätte da nämlich auch noch so einiges loszuwerden. Nachdem ich mir deinen Mist angehört habe, denke ich, es ist nur recht und billig…“ Leise Verärgerung schwang in ihrer Stimme mit. Er nickte nur, legte die Wäsche auf dem Telefontischchen in der Eingangshalle ab. „Du weißt, wo das Wohnzimmer ist. Willst du was trinken?“ „Nein, Danke. Ich will nur prüfen… ob ich mich wirklich so in dir getäuscht habe. Deshalb bin ich heute hier.“ Ihre Stimme klang zwar etwas wacklig, aber durchaus entschlossen. Sie ging voran, er folgte. Ihm Wohnzimmer angekommen, bedeutete sie ihm, sich zu setzen, blieb selber allerdings stehen. „Weißt du eigentlich…“, fing sie an. „Ist dir eigentlich klar, was du angerichtet hast?! Verdammt, ich hab dir vertraut! Ich dachte, du meinst es ehrlich mit mir!“ „Ich…“, fing er an, aber sie unterbrach ihn abrupt. „Nein, jetzt rede ich, und du hörst mir zu. Ich habe dir vertraut.“ Sie war leise geworden, schaute ihn jedoch immer noch starr an, in ihren Augen funkelte Wut. „So sehr vertraut. Und dann tanzt du an, reumütig und niedergeschlagen und gibst den Büßer und sagst mir nicht einmal die halbe Wahrheit. Ich dachte, wenn du schon all deine Verfehlungen in den letzten zwei Jahren beichtest, dann würdest du mir auch den Grund nennen. Dass du gerade das nicht getan hast, fiel mir erst auf, als du weg warst. Du hast wirklich alles wunderbar erzählt, und ich war hinterher wirklich wütend auf dich... Denn ich fühlte mich betrogen von dir, und angelogen, und ausgenutzt, ja. Genauso wie du es prophezeit hattest. Aber du hast mir nur die Hälfte erzählt. Ich dachte, du wolltest mir alles erzählen?” Shinichi starrte sie perplex an. „Aber… das… das hab ich doch!“, entfuhr es ihm. „Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Als du anfingst zu erzählen, war ich entsetzt. Ich war verletzt, ja. Sehr… sehr verletzt, wir wissen beide, was ich dir alles erzählt habe, in der Annahme, du wärest… Conan. Aber ich hab immer noch… bis zum Schluss darauf vertraut, dass du… das nicht alles grundlos gemacht hattest. Dass es etwas gab, das dich dazu veranlasst hat, mir das alles anzutun. Dass du… dennoch mein Vertrauen noch verdienen würdest, eben wegen diesem Grund. Aber den hast du mir vorenthalten, denn dass es keinen gab... das glaub ich nicht. Du hattest doch, verdammt nochmal, noch immer für alles... einen Grund. Aber du hast ihn mir unterschlagen, genauso wie gewisse andere Dinge. Die Woche, in der du weg warst, zum Beispiel. Du hast nichts davon erzählt, ich hab dann... deswegen mit Shiho und dem Professor geredet. Sie haben es mir nicht gern gesagt, aber sie taten es. Und ich will jetzt den Grund wissen, warum du das ertragen hast, und wir beide wissen, es war einiges... das du ertragen hast... ohne auch nur einen Ton zu mir zu sagen. Zu deiner angeblich besten Freundin. Ich versteh es nämlich nicht, Shinichi." Sie unterbrach sich kurz, warf ihm einen verletzten Blick zu, fuhr aber dennoch entschieden fort. "Ich will den Grund wissen, warum ich das ertragen musste. Wenn es ihn denn gibt, dann bist du ihn mir schuldig.“ Ihre Stimme klang bestimmt, auch wenn ein leises Zittern in ihr mitschwang. Man sah ihr an, wie aufgewühlt sie innerlich war, auch wenn sie sich gut beherrschte. „Aber ich sagte dir doch… ich wollte dich beschützen…” Seine Stimme klang kläglich, er war mit seinem Latein so langsam am Ende. Dass sie derart hartes Geschütz auffahren wurde, damit hatte er nicht gerechnet. Ran verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Das hättest du auch gekonnt, wenn ich gewusst hätte, wer du warst.“ „Aber…“ „Nenn mir einen Grund, welchen Unterschied es gemacht hätte. Heiji war doch auch nicht mehr in Gefahr, nur weil er es wusste, oder? Oder deine Eltern? Oder Professor Agasa? Ai? Oder Kaito KID! Sogar er wusste es. Wieso also ich nicht? Warum wäre ich deiner Ansicht nach mehr in Gefahr gewesen, mit diesem Wissen um dich? Wenn dir doch so viel an meiner Freundschaft liegt, warum riskierst du sie so leichtfertig?! Ich meine- du hast mich, selbst als ich dich quasi überführt hatte, immer noch so hinterhältig reingelegt! Das war nicht fair, Shinichi Kudô! So etwas macht man mit seinen Freunden nicht!! Das tut man ihnen nicht an, man lügt sie nicht so an!“ Sie schrie ihn an, war weiß vor Zorn. Er zog den Kopf ein. „Ich weiß ja.“ Seine Stimme war kleinlaut, seine Haltung zeugte von Reue und Schuldgefühl. Ran seufzte. „Warum also lässt du mich lieber an meinem eigenen Verstand zweifeln, warum siehst du mich lieber weinen und leiden, wo du doch angeblich das alles gar nicht wolltest? Du hättest es vermeiden können, indem du mir nur ein wenig früher gewisse Dinge mitgeteilt hättest. Deinen neuen Namen, zum Beispiel.“ Sie stellte sich hin, schaute ihn von oben herab prüfend an. „Nur, damit ich in Sicherheit bin, lasse ich als Grund nicht gelten. Dass du in Sicherheit bist, auch nicht. Ich nehme an, du traust mir wenigstens nicht zu, dass ich dich verpfiffen hätte…“ „Nein!“ Er fuhr hoch. „Nein, Ran! Nein… das nicht…” „Schön.” Sie seufzte. „Dann sag mir jetzt doch bitte, warum du mich durch diese Hölle geschickt hast, Shinichi.” Er schluckte, atmete resignierend aus. „Wie hätte ich als Conan hier wohnen können, mit dem Wissen, dass du weißt, dass ich Shinichi bin? Wie wärst du denn mit mir umgegangen?“ „Dann hättest du eben ausziehen müssen, wenn es gar nicht gegangen wäre.“ Ran gab sich diplomatisch. „Und wie hätte ich sonst auf ihre Spur…“, fing er an, brach ab, als er merkte, wie egoistisch das klang. „Ich hatte einfach keine Wahl. Ich musste hier bei euch bleiben… Und ich wollte, dass es für dich so einfach ist, wie möglich. Und das geht wohl besser, wenn man denkt, man hat ein Kind im Haus, als einen geschrumpften Oberschüler.“ „Ich wär schon klargekommen.“ „Das ist Schwachsinn, Ran, das wissen wir beide.“ Er stand langsam auf, dieses Aufschauen hatte er allmählich wirklich satt. „Aha.“ Ran verzog ihre Augen zu Schlitzen, presste ihre Lippen zusammen. „Woraus schlussfolgerst du das?“ „Na, du weißt es doch!“ Ihm wurde langsam wirklich heiß. „Herrgott, Ran, du hast es mir doch gesagt! Muss ich es dir wirklich noch sagen?!“ Ran hob den Kopf, schaute ihm ins Gesicht. Sie hatte ihn fast soweit, das wusste sie. „Ja, hab ich. Ich weiß. Ich weiß aber auch, dass ich dir ebenfalls gesagt habe, dass ich mir wünschte, du wärst Shinichi. Also Conan wäre Shinichi. Wie kannst du da noch glauben, ich wäre nicht in der Lage gewesen, damit klar zu kommen, dass du in geschrumpfter Version bei uns rumtanzt, als ewig so unsicher zu sein, mir solche Sorgen zu machen, um dich?! Und überhaupt, das ist meine Entscheidung! Die hattest du nicht zu treffen!“ Sie schlug ihm vor die Brust. Dann atmete sie durch, beruhigte sich wieder. „Also fassen wir zusammen, Sherlock: weil ich dir gesagt hab, das ich dich liebe, wolltest du mir nicht sagen, dass du Conan bist, hab ich dich Recht verstanden? Das zählt unter Anbetracht dieser anderen Aussage, die ich gemacht habe, nun nicht. Ich hab beides gleichwertig ernst gemeint. Dass du mir nicht gesagt hast, wer du wirklich bist, hängt also nur von deinem eigenen Ermessen ab.“ Sie lächelte dünn; Shinichi wich einen Schritt zurück. Dann gab er auf, ließ die Schultern sinken, seufzte. Between my pride and my promise Between my lies and how the truth gets in the way The things I want to say to you get lost before they come The only thing that's worse than one is none The only thing that's worse than one is none „Schön.“ Er schluckte, holte Luft. „Ich hatte noch andere Gründe. Einer war… weil ich zu stolz war, dir zu sagen, was mir wegen meiner Blödheit passiert war. Wo ich doch versprochen hatte, ich käme bald nach und… am Anfang dachte ich auch noch, das alles würde nicht so lange dauern. Ich hoffte, vielleicht müsstest du nie erfahren, was mir passiert war und ich müsste dich da gar nicht so reinziehen. Ich wollte nicht, dass du mich so siehst, in dem Wissen, dass ich es bin. Du solltest doch ein bestimmtes Bild von mir haben… mir war wichtig, dass du… mich als… gewissen Menschen kennst. Dann… dachte ich, manchmal, vor allem später, ich hätte es einfach nicht besser verdient. Weil ich es mit dir so oft verbockt hatte. Zu wissen, dass du… dass du mich liebst und ich… all meine Chancen hatte… verstreichen lassen…“ Mit den letzten Worten war sein Teint um die Nase dem satten Rot einer Tomate sehr nahe gekommen. Ran konnte förmlich zusehen, wie ihm das Blut in den Kopf stieg. „Ich hab dir nicht gesagt, wer Conan ist, weil… weil ich dich liebe. Ran.“ Seine Stimme war rau. Irritiert griff er sich an den Hals, räusperte sich, bevor er fortfuhr. „Ich wollte das alles für dich so angenehm, so erträglich wie möglich halten, es reichte doch, wenn ich neben dir leben musste, in dem Wissen, was wir haben könnten, und was so unerreichbar geworden war durch Conan Edogawa, durch meine verdammte Blödheit, weil ich so unvorsichtig war, so selbstsicher, so arrogant… ich wollte einfach nicht… dass du in die gleiche Situation gerätst. Es war nämlich... meine Hölle, weißt du? Deshalb… dachte ich, lieber hast du Conan, als einen geschrumpften Shinichi, der dir mit Sicherheit noch mehr Sorgen bereitet hätte, hättest du die ganze Geschichte gekannt... lieber war ich einfach nur ein Idiot, der sich in seinen Fall verrannt hat und sich alle Jubeljahre mal meldet…“ Er stand da, rang um Atem. „Verstehst du nun…?! Verdammt nochmal, es tut mir ja Leid! Ich wollte dich nie so anlügen! Nie so leiden sehen, nie weinen sehen, aber ich konnte dir das doch nicht antun, nicht wo ich doch wusste, was du für mich empfindest! Du hättest dich womöglich für mich auch noch selber in Gefahr gebracht, das wollt ich nicht, Himmel…!“ Shinichi strich sich über die Augen, ließ dann die Arme sinken. And I cannot explain to you In anything I say or do or plan Fear is not afraid of you But guilt's a language you can understand „Es tut mir Leid, wirklich. Und ich fühl mich auch schrecklich schuldig, aber ich wusste mir nicht anders zu helfen. Irgendwie weiß ich mir sowieso nicht mehr zu helfen, wer weiß, ob mir noch zu helfen ist, überhaupt.“ Shinichi holte Luft. „Ich glaub, ich dreh gleich durch.“ Er seufzte, strich sich erneut über die Augen. Ran schluckte, trat langsam näher. Das Lächeln auf ihren Lippen war sanfter geworden, nun, da sie ihn endlich zum Reden gebracht hatte. „Du hast viel durchgemacht…“, murmelte sie leise. „Da ist es nur verständlich, dass du ein wenig neben dir bist.“ „Ich hab aber das Gefühl, ich bin nirgendwo mehr. Nicht mal mehr neben mir.“ Shinichi seufzte resigniert. „Ich fühl mich so elend, ehrlich, ich wollte das alles nie. Ich wollte dich nie so anlügen. Ich hab mir… du hast keine Ahnung, wie oft ich mir vorgestellt hätte, was hätte passieren können, wenn damals nur… wenn ich ihm damals nicht hinterher gerannt wäre. Stattdessen kam aber Conan, und momentan weiß ich nicht, ob nicht doch noch mehr Conan in mir ist als Shinichi, und wenn ja, weiß ich nicht, wo der alte Shinichi geblieben ist und ob er nochmal wiederkommt. Und bestimmt hört sich das jetzt total schizophren an. Ran, du solltest besser gehen, ich bin kein guter Umgang, momentan…“ Er seufzte. Ran kicherte leise, dann zog sie ihn mit sich aufs Sofa. „Ach was. Ich hab nichts dagegen, wenn noch ein wenig von Conan da bleibt. Ich mochte Conan, weißt du.“ „Ja, Conan war wie ein kleiner Bruder für dich. Toll.“ Er zog die Augenbrauen zusammen. Ran lachte hell auf. Der zynische Tonfall in seiner Stimme war ihr nicht entgangen. „Den kleinen Bruder kürzen wir raus aus der Gleichung." Sie lachte erneut, dann hielt sie inne. "Conan… war so mitfühlend. So fürsorglich. Das warst du auch, deshalb denke ich auch, Conan war schon immer in dir... das denke ich wirklich. Aber du warst es nie in dem Maße. Du hast dich nie so... vergessen, wenn ich es so sagen kann. Du warst mir gegenüber nie so offen. Warum… nicht?” Sie schaute ihn ernst an, in ihren Augen lag ein fragender Ausdruck. Shinichi blinzelte sie an. „Musst du das echt noch fragen, nach all dem, was du gerade aus mir herausgekitzelt hast, Frau Kommissarin?“ Ran seufzte leise. „Du wolltest mir nicht zu nahe treten. Unsere Freundschaft nicht gefährden.” Er nickte stumm. „Ich auch nicht.“ „Dacht ich mir.“ „Weißt du, seit wann… seit wann ich dich… eigentlich…“ Sie schluckte. „…liebe?“ „Seit New York.” Ran starrte ihn überrascht an. „Nein, Ran.“ Er lachte. „Schiebs nicht auf unglaubliches Einfühlungsvermögen, das hab ich nicht. Du hast es mal geäußert. In einem Fiebertraum, nach dem Fall in dem Restaurant, erinnerst du dich?“ Sie nickte langsam. Ja, sie konnte sich dran erinnern, wie sie vom Stuhl gerutscht war. „… und du?“ Shinichi seufzte, er merkte, wie ihm wieder etwas heiß im Gesicht wurde und verfluchte es. „Lang, Ran.“ Sie merkte, wie es in ihren Fingern zu Kribbeln anfing. „Wie lang? Länger als ich?“ „Unwesentlich länger, ja…” Sie starrte ihn an. „Ich hab nie was geahnt…!“ Sie starrte ihn verblüfft an. „Das war auch Sinn und Zweck der Übung. Irgendwo bin ich wohl doch der Sohn meiner Mutter. Ich kann gut schauspielern. Aber nur, um dir einen Fixpunkt zu geben- du warst das Mädchen, weswegen ich Asami Uchida damals einen Korb…“ „WAS?“ Ran hatte ihn mit aufgerissenen Augen an. „Bitte was? Warum das denn? Sie ist viel schöner, viel gebildeter, viel…” Shinichi zog die Augenbrauen zusammen, legte ihr einen Zeigefinger auf die Lippen, brachte sie zum Schweigen. I cannot explain to you In anything I say or do But hope the actions speak the words they can Dann beugte er sich zu ihr. Ran ahnte, was er vorhatte, krallte erstaunt, auch ein wenig nervös, eine Hand ins Sofapolster, mit der anderen hielt sie die Hand fest, die gerade noch auf ihren Lippen gelegen hatte. Das Gefühl, als er sie küsste, war unbeschreiblich. Langsam löste sich ihre Anspannung; sie ließ sich fallen, strich mit ihren Fingern durch seine Haare, über sein Gesicht, genoss die Nähe, genoss die Wärme und ließ sich mit ihm nur allzu gern in die Sofakissen sinken. Schließlich lag er auf dem Rücken, sie auf seinem Bauch, als sie sich voneinander lösten, beide ein wenig atemlos. Sie seufzte leise, gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Glaub mir, du bist genau so richtig, wie du bist.“ Er lächelte sie an. "Tatsächlich?" „Wirklich, das bist du. Mach dir nicht immer so viele Gedanken, warum jemand dich gern um sich hat. Wir haben alle unsere Gründe, und ich meine ganz eigenen. Und es tut mir wirklich Leid…“ Ein Schatten glitt über sein Gesicht. „Schhht.“ Ran strich ihm eine Strähne seines Haars aus den Augen. „Es ist schon gut jetzt. Wie gesagt… jetzt wo ich endlich alle Gründe kenne… kann ich ja nachvollziehen, warum das alles sein musste. Du solltest dir aber unbedingt mal angewöhnen, nicht alles in dich rein zu fressen. Du kannst nicht alles allein bewältigen, und du kannst nicht alles Unglück von denen, die du liebst, abhalten. Das kann keiner, auch wenn wir’s gern wollen würden. Ich für meinen Teil hätte zu gern verhindert, dass du das durchmachen musstest. Andererseits durfte ich so Seiten an dir kennenlernen, durch Conan, die du immer fein versteckt hast.“ Er hob eine Augenbraue, sah sie fragend an. Ran gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. „Shinichi… du stehst nicht neben dir. Oder... außer dir.“ Sie lächelte ihn an. „Du bist beides, da bin ich mir sicher. Du bist du, das warst du immer. Du denkst viel zu viel nach, Shinichi. Du bist es nur nicht... gewohnt, dass du keine Rolle spielen musst, sondern einfach du selbst sein kannst... Du bist Conan und der alte Freak, den ich auch schon furchtbar gern hatte. Minus dem Kleiner-Bruder-Faktor, wenns dir damit besser geht...“ „Viel besser, danke.“ Er grinste, aber innerlich fiel ihm ein Stein vom Herzen, und er war sich nicht klar, ob Ran wusste, wie gut ihm ihre Worte taten. Ran lächelte ihn amüsiert an, ließ dann ihren Kopf auf seine Brust sinken. Er seufzte leise, sein Atem strich über ihr Haar. „Du verzeihst mir also? Und du kannst mir tatsächlich noch vertrauen, nach all dem, was…“ „Ja.“ Ihre Stimme klang entschlossen. „Ich weiß ja jetzt, dass es nicht aus einer Laune heraus war.“ Sie strich über sein Hemd, atmete langsam aus, merkte, wie ein wohliges Gefühl von Geborgenheit sie umfing. „Wenn ich dran denke, dass… wir das alles schon viel früher… vielleicht wäre dann wirklich nie… wie du vorhin gemeint hast…“ Shinichi stemmte sich auf die Ellenbogen, berührte zart ihre Lippen mit dein seinen. „Schh. Sich damit jetzt den Kopf zu zerbrechen bringt auch nichts mehr.“ Ran atmete langsam aus, während er sich wieder zurücksinken ließ. „Wahrscheinlich hast du Recht.“ „Ganz sicher hab ich das.“ „Idiot.“ „Danke.“ Ran lachte, dann schaute sie ihn noch einmal ernst an. „Sei nur so gut und mach so was nie, nie wieder…“, hauchte sie. „Du musst besser auf dich aufpassen, Shinichi, es kann nicht angehen, dass…“ Er drückte ihr einen Kuss auf die Haare, schluckte, legte ihre Arme um sie und drückte sie an sich, merkte, wie sie ihre Finger in sein Hemd krallte. „Ich versprechs.“ Ich versprechs. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)