Two Sides von Pythagoras (...everything is going to change.) ================================================================================ Kapitel 1: - 1 - ---------------- Tylor schaute konzentriert auf die Straße und versuchte die Sticheleien seiner beiden Freundinnen zu ignorieren. Schon seit guten 20 Minuten fluchten und meckerten sie ihn an, weil er sich verfahren hatte. „Tylor, ich denke wir hätte in dem Ort vorhin anhalten und nach dem richtigen Weg fragen sollen.“, sagte Angel Jane und schaute ihn vom Beifahrersitz her mahnend an. „Nein, noch besser… er hätte eine von uns fahren lassen sollen.“, mischte sich Emilia von hinten ein und seufzte danach. „Auf dieser beschissen engen Straße können wir nicht mal drehen, dank der Schneeverwehungen am Rand.“, murmelte sie und blickte genervt aus dem Fenster. „Ist gut! Wir fahren so weit, bis ich umdrehen kann und dann halten wir in dem Ort an und erkundigen uns…“, wollte er sagen, doch Emilia schnitt ihm mitten im Satz das Wort ab. „Du wirst nichts mehr… ich fahre danach weiter.“, sagte sie aufgebracht und trat Tylor gegen den Fahrersitz. Tylor warf ihr über den Rückspiegel einen finsteren Blick zu und achtete dann wieder auf die Straße. „Wärst du einfach nur auf der Route 70 geblieben und hättest nicht diese angebliche Abkürzung eingeschlagen, dann wären wir vermutlich schon im Skihotel angekommen.“, rügte Angel Jane ihn und warf einen Blick nach hinten, wo ihr Husky in der Transportbox anfing zu winseln. „Jace… ist okay, wir halten gleich und ich lass dich raus.“ „Mir gefällt das alles gar nicht.“, meldete sich Emilia wieder zu Wort und verschränkte die Arme vor der Brust. Seit einigen Minuten malte sie sich aus was wohl passieren würde, wenn sie hier liegen bleiben würden. Es lag überall Schnee und vom Himmel fielen immer mehr weiße Flocken hinab. Draußen herrschten eisige Minustemperaturen und der Wald links und rechts von der Straße war so dicht bewachsen, dass man nichts erkennen konnte. Zu allem Übel dämmerte es bereits und aus dem Schnee wurde ein leichter Schneesturm. „Wenn wir hier liegen bleiben, dann bringe ich dich um Tylor.“, fluchte Emilia. „Keine Sorge, wir haben noch genug Benzin.“, stöhnte Tylor und schaute kurz zu Emilia. „Du würdest mir einen großen Gefallen tun, wenn du endlich mal die Klappe halten würdest!“, zischte er. Eigentlich mochte er Emilia sehr gerne. Schon seit langem war er heimlich in sie verliebt gewesen und er hatte alles daran gesetzt zusammen mit Angel Jane und ihr in den Urlaub fahren zu können. Immer wieder hatte er Angel angerufen, E-Mails geschrieben und sie letztendlich sogar bestochen, dass er mitfahren durfte. Angel Janes und Emilias Autos waren nicht gerade für Schnee und Glätte geeignet, also bot er ihnen letztendlich an mit dem Geländewagen seines Vaters den Chauffeur zu spielen. Auf dieses Angebot ließen sich die beiden dann letztendlich ein, obwohl Emilia es bereits schon bereute. Eine weitere halbe Stunde war vergangen in der die drei stillschweigend im Auto gesessen hatten. Es war nun dunkel und eine Wendemöglichkeit oder gar das Ende der Straße noch immer nicht in Sicht. „Tylor, ich glaube nicht, dass man hier irgendwo noch wenden kann.“, bemerkte Angel Jane und brach damit die unangenehme Stille, welche im Auto herrschte. „Ich habe sogar das Gefühl, dass die Straße auf den letzten Kilometern immer schmaler geworden ist.“, fügte sie hinzu. Tylor schaute zu ihr rüber, er sah mehr als nur gequält aus. „Das sehe ich selber…“, murmelte er und seufzte dann. „Hier scheint schon länger kein Auto mehr entlanggefahren zu sein, vor uns sind keine Spuren im Schnee.“, bemerkte Angel Jane und sank etwas tiefer in den Beifahrersitz, zog sich den Kragen ihres schwarzen Rollkragenpullovers über das Kinn, linste zu Tylor rüber. „Na super… keine Menschenseele weit und breit.“, nuschelte Emilia von hinten. Sie zog ihr Handy und wollte das Hotel anrufen, doch sie hatte keinen Empfang. „Ganz toll! Kein Handynetz! Wir sind hier in der tiefsten Einöde Colorados gelandet, ohne Handy und ohne die Aussicht bald wieder unter Menschen zu landen.“, sagte sie, schaute hinaus in die Finsternis. Angel Jane zog ihr iPhone aus der Jackentasche und warf einen kurzen Blick darauf, auch sie hatte keinen Empfang. Unruhig blickte sie aus dem Fenster. Alles sah hier gleich aus, jeder Baum, jeder Zweig und jede Tannennadel, es kam ihr vor als fuhren sie im Kreis, doch die Straße vor ihnen war gerade. „Tylor, zeig mal dein Handy, vielleicht hast du ja Empfang.“, sagte sie und schaute zu ihrem langjährigen guten Freund rüber. Tylor nahm eine Hand vom Lenkrad und versuchte sich das Handy aus der Hosentasche zu ziehen, als die drei plötzlich von vorne geblendet wurden. Wie aus dem Nichts waren Scheinwerfer vor ihnen aufgetaucht die direkt auf sie zu hielten. „Tylor! Da ist ein Auto!“, schrie Angel Jane warnend, hielt sich krampfhaft an ihrem Sitz fest und schloss die Augen, zog den Kopf ein. „Scheiße…“, fluchte Tylor, griff hektisch wieder mit der Hand ans Lenkrad und versuchte dem anderen Fahrzeug auszuweichen. Er schaffte es dank seiner schnellen Reaktion dem anderen Wagen auszuweichen, doch der Geländewagen geriet ins Schleudern. Emilia verkrampfte sich und hielt sich an ihrem Gurt fest, als der Wagen sich überschlug und hart mit der Beifahrerseite gegen eine der eineinhalb Meter hohen Schneeverwehungen prallte. Die Scheinwerfer von Tylors Auto leuchteten in den dunklen Wald hinein und das hektische Blinken der Warnblinkanlage spiegelte sich in den glitzernden Kristallen des Schnees. Tylor lag bewusstlos über dem Lenkrad, Emilia hing in ihrem Gurt und Angel Jane saß schlaff auf dem Beifahrersitz, den Kopf an der Betasäule und Scheibe angelehnt… alles um sie herum war still. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)