Rise of Blood von Pan_ ================================================================================ Kapitel 1: Unerwarteter Besuch aus dem Schneegestöber ----------------------------------------------------- „Du?“ Ein genervtes Seufzend entrang Zero, der an einem Baum gelehnt den großen silbernen Mond am Himmel betrachtete. „Finden sie dieses Versteckspiel nicht lächerlich Rektor? Ich habe sie längst bemerkt.“ Zero seufzte abermals, als der Kopf des Rektors aus einem mit Schnee bedeckten Busch schoss. Konnte er nicht einfach einmal seine Ruhe haben? „ahahahaaa…Guten Abend Zero. Na so ein Zufall aber auch, dich hier zu treffen.“ „Was haben sie in dem Busch gemacht?“ Verlegen zeigte der Rektor ein breites Grinsen. „Ach. Ich habe nur die Natur der nachtaktiven Lebewesen erforscht. Und was machst du hier Zero?“ Wortlos strich Zero mit seiner Hand über die Rinde einer Tanne, den Blick auf das Himmelsgestirn gerichtet. „Nichts.“, sagte er und ging davon. Bevor Zero sich dem Rektor gänzlich entfernen konnte, rief dieser im noch etwas hinterher. „Ohne Yuki ist es ja so langweilig. Es wird schwer sein einen neuen Reinblüter für diese Schule zu finden. Sie muss unbedingt wieder von ihrem früheren Glanz erhalten.“ Doch sosehr Zero auch ein Gefühl heraufbeschwören mochte, das annähernd an Wut herankam, behielt er seine Taubheit, die der Hass in ihm entfaltet hatte. Abermals Blutsauger auf diese Schule lassen. Wie hirnrissig konnte man sein? Man hat doch gesehen zu was das geführt hat. Ein kühler einsamer Wind peitschte Zero entgegen, währenddessen er über das leergefegte Schulgelände spazierte. Die Schüler waren über die Festtage nach Hause zu ihren Familien gefahren. Bilder drängten sich vor seine Augen. Bilder von Yuki, die lachend über den bepflasterten Boden rannte. Die mit größter Anstrengung die Day Class davon abhielt, die Grenzen zu überschreiten. Dann jedoch sah er die Vampiryuki, die er so sehr hasste. Die Vampiryuki die nur noch sehr wenig von seiner alten Yuki in sich trug. Unbewusst strich er über das kühle Metall seiner Boody Rose, hielt kurz inne und machte sich dann auf den Weg in das Schulgebäude. In seinem Zimmer angekommen, machte er sich nicht einmal mehr die Mühe sich umzuziehen. Mit einem aufgeknöpften Hemd lies er sich auf das gefederte Bett fallen, dachte lange nach und schlief dann irgendwann schließlich ein. „Habt ihr eigentlich noch einmal was von diesem Kiryu gehört?“, fragte Shiki die Anderen, die gerade in einem Monopolyspiel vertieft waren. „Nein. Schon lange nicht.“, antwortete Ichijo mit einem Lächeln. „Ich vermute einfach einmal er ist noch in der Cross Akademie. Du bist dran Aidou.“ Aidou ließ die Würfel auf die Tischplatte fallen. „Ich habe die Schlossallee!“ Seine Augen strahlten wie Christbaumkugeln. „Ich hab die Schlossallee! Die Schlossallee!“ „Klappe Aido. Du hast nicht gewonnen!“, schnaubte Shiki, der noch immer kein einziges Haus bauen konnte, wogegen Rima bereits eine ganze Hand voll Häuser auf dem Feld stehen hatte. „Du aber auch nicht.“, wandte sie mit einer Andeutung eines Lächelns ein. Nach einer geschlagenen Stunde war das Spiel vorbei. Rima hatte gewonnen, während Shiki mit Abstand der Schlechteste war. „Ich hatte doch die Schlossallee.“, jammerte Aidou. „Revange Rima!“ Doch Rima ließ sich nicht zu noch einer Runde überreden. Drei waren mehr als genug gewesen. „Ich geh ins Bett.“ Die Anderen wünschten ihr alle eine gute Nacht. So waren nur noch mehr Shiki, Aidou und Ichijo im Raum. Ichijo schmiss eine Bluttablette in das mit Wasser gefüllte Weinglas. „Habt ihr Yuki heute schon gesehen? In letzter Zeit zeigt sie sich nur noch selten.“ „Sie wird mit Hausvorstand Kuran unterwegs sein.“, erwiderte Aidou gähnend. „Wo sollte sie auch sonst sein?“ Das Herrenhaus in das die Vampire gezogen waren, stand fernab jeglichen Menschenortschaften. Ichijo konnte sich gut vorstellen, das dieses Leben für Yuki recht eintönig sein musste. Ihr war es nicht einmal erlaubt Jagd auf Level E zu machen. Doch Yuki wollte das sowieso nicht, wegen Zero, der selbst einmal ein Mensch gewesen war. „Sie ist nicht mit Kaname unterwegs. Heute Morgen habe ich ihn alleine weggehen sehen. Er hat gesagt, wir sollen auf Yuki aufpassen. Aber Yuki ist nicht im Haus.“, erklärte Shiki ungerührt, während Aidous Gesicht erbleichte. „W, was? Und wieso sagst du uns das nicht vorher? Kaname wird uns umbringen! Er wird mir wieder den Nachtisch streichen lassen. Kaname Kuran wird meine Geschenke wegschmeißen.“ „Ich dachte ihr wüsstet es schon.“ Ichijo stellte sein Weinglas ab, bevor er sich erhob, um einen Blick aus dem Fenster zu werfen. „Das heißt wohl wir müssen die Anderen zusammentrommeln und sie suchen. Was für ein Desaster und morgen ist Weihnachten. Gut das ich meine Einkäufe schon beisammen habe.“ Es war ein reiner Zufall, dass Kaname ausgerechnet heute nicht im Haus gewesen war. Die perfekte Gelegenheit einen Abstecher zur Cross Akademie, zu Zero, zu machen. Yuki streifte einsam durch die Schneegestöber. Mit einem warmen Lächeln erinnerte sie sich an alte Zeiten zurück, an die Festtage die sie mit Zero verbracht hatte. Obwohl sich diese Barriere zwischen ihnen aufgebaut hatte, hatte sie trotzdem den Wunsch bei ihm zu sein. Besonders in dieser Zeit. Würde er sie wohl davonjagen, wenn sie vor ihm stand. Wenn sie sich in die Augen sahen? Und wann würde Kaname dahinter kommen? Yuki erschauderte bei dem Gedanken. Nicht das Kaname besonders schlecht zu ihr war, besonders streng, aber…sie wollte ihn auf keinen Fall in irgendeiner Art und Weise verletzen. Atemlos hielt sie inne und stützte sich an einer Tanne ab. „Zero…“, murmelte sie. Die nächste Ortschaft lag nur noch eine halbe Stunde von ihr entfernt. Sie hatte extra einen Rucksack mitgenommen, um dort die zur Neige gegangenen Vorräte aufzustocken. Gedankenverloren betrachtete Yuki ein leeres Vogelnest, das sich hoch oben in den Baumkronen befand. Jagte sie etwa einem hoffnungslosen Wunsch hinterher? Ein Weihnachtsfest mit Zero, der sie hasste. Wunderbare Vorraussetzungen für ein frohes Fest. Aber sie musste es versuchen. Sie musste! Selbst wenn Kaname versuchen würde, sie aufzuhalten. Yuki war nun schon eine längere Zeit bei den Vampiren. Sie hatte dieses Dasein nicht satt. Nein. So konnte man es nicht ausdrücken, jedoch sehnte sie sich nach dem Rektor, nach Zero, nach ihren Freunden. Den Gedanken von Zero gehasst zu werden, konnte sie schon kaum ertragen. Aber…der Gedanke nie wieder ihre Freunde zu Gesicht zu bekommen, brachte sie um. Zitternd zog Yuki ihren Mantel enger. Es war eine kalte Nacht. Kalt und windig. Der Rektor summte „Stille Nacht.“, während er fröhlich in der Küche herumhantierte. „Ein schönes Festessen. Zero? Gib mir doch bitte einmal die Gewürzmischung.“ Zero legte die Gurkenraspel für den Salat auf den Tresen, griff nach der Dose und schob sie dem Rektor herüber. „Hach.“, seufzte der Rektor. „Es war beim besten Willen nicht einfach diesen Truthahn zu erschießen. Der kleine Kerl hat mir vielleicht Probleme gemacht.“ Einen kurzen Moment flackerte Überraschen auf Zeros Gesicht auf. „Haben sie ihn etwa selbst erschossen?“ „Natürlich. Vor meiner Hunterzeit bin ich oft in den Bayrischen Wald, oder nach Ungarn gefahren, um dort Hirsche zu jagen.“ „…….“ Mit glänzenden Augen präsentierte der Rektor eine stattliche Sammlung von Geweihen. „……“ Sein strahlendes Lächeln fiel in sich zusammen. „Mensch Zero.“, jammerte er. „Sag doch endlich was. Morgen ist Weihnachten. Wir sollten nicht trübsinnig sein. Nicht an diesem Tag. Bewahren wir die Erinnerungen auf, wie sie waren. Es wird anders sein. Aber anders bedeutet nicht gleich schlechter mein Sohn.“ Zero fuhr sich mit den Händen durch seine silbernen Haare. „Ich bin nicht ihr Sohn.“ Ein Tränenwasserfall schoss aus den Augen des Rektors, seine Lippen waren verzerrt. „Aber…a, aber Zerooohooo.“ „Geben sie mir dann doch bitte noch eine Hälfte von diesem Brot.“ Nachdem sie nun beim Metzger Käse und Wurst besorgt hatte, setzte sie ihren langen und beschwerlichen Weg fort. Eigentlich müsste sie morgen vormittags in der Cross Akademie angekommen sein. Im Notfall konnte sie sich auch eine Pension in dem Dorf suchen, dass in der Nähe der Corss Akademie war. „Es wird alles gut.“, sagte sie zu sich selbst. „Alles wird gut.“ Während sie das sagte, beschwor sie unweigerlich ein Bild vor ihren Augen auf. Kaname. … Im Schneegestöber steht er vor ihr, sieht sie an…Tiefe unsichtbare Wunden in seinem Blick, von ihr verursacht. Nein. So schlimm war es nicht. So schlimm war es gewiss nicht, redete sie ihre Gewissen gut. Mit jedem Schritt schwand die Nacht und der Morgen rückte näher. In der Ferne sah sie bereits die Zinnen der Cross Akademie, an der so viele Erinnerungen hafteten. So viele Erinnerungen. Unangenehme, wie haufenweiße Glückliche. Die ersten Sonnenstrahlen flossen in seidigem Licht über den Horizont. Seitdem Yuki ein Vampir geworden war, war sie des Öfteren von hellerem Licht geblendet, empfand dies jedoch nicht also Hürde, zu ihrer früheren Familie zu gelangen. Kaname hatte ihr Auftauchen mit Sicherheit schon längst bemerkt. Schon gestern Nacht, als sie noch durch die schneebedeckten Wälder streifte. Bald würde er da sein. Sie hätte nicht zurückkehren dürfen, weil es jetzt schon Klar war, wie dies alles zu Enden hatte. Diese Erkenntnis kam jedoch viel zu Spät, um jetzt noch einmal umzukehren. Die Vernunft stellte sich über den gedankenlosen Willen, der sie vorantrieb. „Wusste ich doch gleich, dass du hier bist…“ Yuki wagte nicht sich umzudrehen. Zero… Er stand nur wenige Zentimeter hinter ihr. Sie erschauderte, als sie das Kühle Eisen der Bloody Rose an ihrem Hinterkopf fühlte. „Yuki.“ „Zero…du bist…“ „Warum bist du zurückgekommen?“, schnaubte er. „Warum?“ „Ich…wollte…“ Ein Schuss ertönte. Erschrocken weiteten sich die Augen des Rektors. Die Bloody Rose! Kapitel 2: Herzlichst eingeladen -------------------------------- Schrill lachend rannte der Rektor an Yuki vorbei, kochte Tee, schüttete Plätzchen in eine Glasschale und stellte sie auf den Tisch. „Oh Yuki.“ Gerührt wischte er sich eine Träne von seiner Wange. “Das ich meine Tochter noch einmal zu Gesicht bekomme...Gib es doch zu Yuki. Du hast deinen Papa vermisst!“ Gerade als der Rektor seine geliebte Yuki in den Arm nehmen wollte, stand Yuki auf und ging zu Zero, der in der hintersten Ecke des Raumes stand. Ein lautes Scheppern und der Rektor krachte auf das Sofa, das unter der Last seines Gewichtes umfiel. „Zero…“ begann Yuki doch sie stockte. Sein kalter distanzierter Blick durchbohrte ihr Herz mit tausenden von Nadeln. Er sagte nichts. Nur das Ticken der Standuhr war zu vernehmen. Nicht einmal der K.O gegangene Rektor gab seinen Senf dazu, was vielleicht daran legen konnte, dass er K.O gegangen war. „Es tut…“ „Sag jetzt nicht es tut dir Leid!“, schnaubte Zero „Wehe du sagst es tut dir leit, dann schieß ich dir den Kopf weg.“ Erschrocken wich Yuki zurück und stieß dabei die Kaffeekanne um. „Z, zero.“ „Warum bist du zurückgekommen Yuki?“ „Ich wollte … dich wieder sehen.“ Beim letzten Wort brach ihre Stimme, doch sie weinte nicht. „Weihnachten. Wie früher. Weißt du noch Zero?“ Seine Hand berührte die Bloody Rose. „Du kannst heute nicht mit Früher vergleichen.“ „Warum?“ Zero drückte Yuki gegen die Wand. „Kapierst du es nicht? Die Dinge haben sich nun Mal geändert!“ Das Einzige, was sich verändert hatte war, dass Yuki nun ein Vampir war. Aber sie war doch immer noch sie selbst, oder? Hatte sie sich so sehr verändert. „Du bist nicht mehr die, die ich kannte. Nein… Wein nicht. Hör auf. Hör auf zu weinen. Yuki.“ Zero ging einige Schritte zurück. Seufzend setzte er sich auf das Sofa, neben der umgestürzten Couch. „Setz dich Yuki.“ Sie erstarrte. Diese Szene erinnerte sie doch an etwas. Ja. … An Ichijos Geburtstag war es so ähnlich gewesen. Nur das diesmal Zero statt Kaname, ihr einen Platz neben sich anbot. „Yuki.“, forderte er mit härterem Nachdruck in der Stimme. Doch statt Yuki setzte sich der Rektor neben Zero, legte seinen Arm um dessen Schulter und strahlte Yuki an. „Na komm Yuki. Komm her mein Mäuschen. Wie früher.“ Zuerst zögerte Yuki, dann jedoch gesellte sie sich zu ihnen, trank eine dampfende Tasse Tee und lies sich vom Rektor zureden. Zero machte wie immer ein grimmiges Gesicht. „Kaname! Warte!“ Ichijo rannte Hausvorstand Kuran, mit Shiki im Schlepptau, keuchend durch die Winterlandschaft, hinterher. „Sollten wir nicht die Anderen…?“ „Es genügt wenn ihr beide mich begleitet!“ „Aber Kiryu…!“ „Wird uns keine Schwierigkeiten bereiten.“ Shiki zog rasch seinen Wintermantel an. Vielleicht hätte er einfach zur Abwechslung einmal seinen Mund aufmachen sollen. Hätte er den Anderen eher bescheid gegeben, wäre ihnen das womöglich erspart geblieben. Kaname war stocksauer. So hatten die Beiden ihn noch nie erlebt. Yuki betrachtete mit betrübter Stimmung den hellen Weihnachtsbaum. Sie hätte nicht hierher kommen sollen. Wie dumm sie doch war… „So und jetzt stimmen wir alle -Stille Nacht und Heilige Nacht- an“ Zero knallte den Kuchenteller auf den Tisch und rauschte aus dem Zimmer. Verdattert starrte der Rektor ihm nach, wobei er Yukis Schulter tätschelte. „Hab ich was Falsches gemacht?“ Der Rektor hatte nichts Falsches gemacht. Die Einzige hier, die etwas Falsches gemacht hat, war doch Yuki. „Wir sind bald da.“, rief Kaname den anderen zu, die noch einige Meter hinter ihm waren. Was hatte sich Yuki nur dabei gedacht, einfach ohne ein Wort zu verschwinden? Wieso tat sie ihm das an? Wenn ihr was passiert war…Kaname seufzte tief durch, um sich zu beruhigen. Daran durfte er jetzt auf keinen Fall denken. Yuki war in Ordnung. „Wir haben nur noch ein paar Meilen!“ Noch immer verschleierten Tränen den Blick Yukis. Zögerlich verharrte sie vor Zeros Zimmer, welches abgeschlossen war. „Zero…ich.“ „Spar dir die Erklärungen!“ Seine Stimme klang nur gedämpft durch die Türe, jedoch keine Spur freundlich. Eine warme Hand drückte Yukis Schultern etwas nieder. „Keine Sorge Yuki.“, beruhigte sie der Rektor. „Gib ihm etwas Zeit. Es kommt ein wenig plötzlich für ihn.“ „Warum hasst er mich so?!“, schluchzte Yuki verzweifelt. „Was habe ich ihm den getan?“ Zero starrte nun schon seit einer Stunde die Wand an und es wurde nicht langweilig. „Wie konnte sie nur…“, fluchte er. „Yuki.“ Nie hätte er gedacht sie so plötzlich wieder zu sehen. Zero wusste einfach nicht wie er auf ihren Besuch reagieren sollte. Vor allem, da ihm jedes Mal, wenn er das Gesicht der Vampiryuki vor sich sah, bewusst wurde, welch schmerzlichen Verlust er erlitten hatte. Und wo Yuki war, durfte Kaname nicht weit sein. Herrliches Weihnachten! Seitdem die Vampire weg waren, kam er mit Ichiru auch besser aus. Dieses vertraute Glück wollte er auf keinen Fall verlieren. Wenn er schon nicht Yuki haben konnte…Was dachte er sich auch dabei? Yuki war ein Vampir. Sie war nicht mehr Yuki. Die Bloody Rose lag wie immer an ihrem Platz, unter dem Kopfkissen. Ihre Präsenz war Zero nur zu deutlich bewusst. Das was er vorhin zu Yuki gesagt hatte, bereute er zutiefst. Genau. Als wäre es Zero Möglich ihr das Hirn wegzublasen, geschweige denn ihr etwas anzutun. Sie sollte ihn fürchten, sollte Angst vor ihm haben und durch diese Angst so schnell wie möglich wieder von ihr verschwinden. Zero erhob sich von dem harten Boden, auf dem er gesessen hatte und ging zum Fenster, um einen Blick in die Schneelandschaft zu werfen. Was er dann sah, schnürte ihm die Luft ab. Kuran und zwei seiner Vampire, wie sie sich über das Schulgelände zu den Thoren bewegten. Allamiert packte Zero das Kissen, unter dem die Bloody Rose lag, schmiss es zu Boden und schob eben jene Waffe in seine Jackentasche. Auf den einsamen Gängen, hallten seine Schritte verräterisch laut wieder. Sie waren hergekommen um Yuki abzuholen. Schön und gut. Aber einen Fuß in diese Akademie werden diese elenden Blutsauger nicht setzen. Das würde Zero verhindern. Die Thore öffneten sich. Er hasste den Anblick Kurans und all dieser adeligen Kotzbrocken. Selbst mit nassen Haaren und durchgefrorenem Gesicht, sahen sie noch unverschämt gut aus. „Was wollt ihr?“ Die Frage war knapp und drückte vor allem Zeros Abneigung gegen diese Gestalten aus. Kurans Augen leuchteten in einem bedrohlichen rot. „Yuki.“, sagte er nur, ging einige Schritte auf Zero zu, der instinktiv seine Bloody Rose aus seinen Taschen zog. „Einen Schritt noch Kuran…“ Die schmalen Finger des Reinblüters griffen nach der Vampirwaffe, auf deren Oberfläche sich das amüsierte Lächeln Kanames spiegelte. „Als könnte mir dein Spielzeug etwas anhaben Kiryu.“ „Hört auf!“, ertönte Yukis Stimme hinter Zero. Schuldbewusst trat sie vor Kaname, sah ihn mit großen entschuldigenden Augen an, während Zero seinen Blick permanent woanders hinrichtete. Kurans Begleiter. Zwischen Rothaarige, der desinteressiert mit seinem Reißverschluss spielte, sowie Blondschopf, sagten kein Wort. Zwischen den Vampiren und Kuran herrschte eine seltsame Distanz. „Kaname. Es tut mir…“ Doch Yuki konnte nicht weiter sprechen, da Kaname sie in seiner festen Umarmung gefangen hielt. Shiki räusperte sich, nachdem er einen Blick auf seine Armbanduhr geworfen hatte. „Wir kommen nicht rechtzeitig zur Bescherung zurück.“ Diese unheimlich blauen Augen des Rothaarigen hielten Zero fest. Wo sich zuvor noch langweile in diesen Saphiren des Rothaarigen spiegelten, wuchs nun Interesse darin. „Ihr solltet jetzt vielleicht wirklich gehen.“, sagte Zero. „Jetzt wo ihr euer Schmuckstück wieder habt.“ Plötzlich wurde Zero umgenietet. Rektor Kurosu kam mit einer Dose gebackener Plätzchen zu der Gruppe herangestürmt, bot jedem ein Stückchen an. „Aber nicht doch aber nicht doch. Feiert Weihnachten doch bei uns! Ihr werdet sowieso nicht mehr rechtzeitig zurückkommen und du Zero benimmt dich gefälligst, gegenüber von unseren Gästen!“, mahnte der Rektor Zero, der sich brummend wieder aufrichtete. Zero entfernte sich fluchend von der Gruppe. Nun war Weihnachten völlig dem Bach hinunter. Kapitel 3: Die schwarzgelbgestreifte Katzen ------------------------------------------- „Aber nicht doch. Machen sie sich bitte keine Umstände wegen uns Rektor Cross. Wir wollen ihnen auch nicht länger zur Last fallen.“, versicherte Kaname Kuran in einem sanften, höflichen Tonfall. „Zur Last fallen? Aber Kaname! Was redest du den da? Nicht war mein Lieber Zero?“ Lachend schlug der Rektor auf Zeros Schulter, woraufhin dieser ihm vernichtende Todesblicke zuwarf. „Ach. Er ist nur mit dem falschen Fuß aufgestanden.“ Yuki beobachtete schon seit einer Weile Zeros Verhalten, vom Platz neben Kaname aus, was sich natürlich von selbst verstand. Auch er schien sich ihrer Blicke bewusst zu sein, da er demonstrativ in eine andere Richtung schaute. Während der Rektor und Kaname weiterhin in ihr Gespräch vertieft waren, erinnerte Yuki sich zurück. An ein Weihnachten, dass bereits lange der Vergangenheit angehörte. „Schau mal Zero.“ Kichernd hielt die kleine Yuki Zero eine schillernde Christbaumkugel unter die Nase. „Die habe ich selbst gemacht!“ Ausdruckslos griff Zero nach der Kugel, betrachtete die verschnörkelten Linien. „Was soll denn das bitte sein? Sieht mir nach einer fetten gestreiften Katze aus!“ Empört stampfte Yuku mit dem Fuß auf den Teppichboden. „Das ist keine Katze. Das ist eine Biene. Du bist gemein Zero! Man sieht es doch genau.“, sagte Yuki und fuchtelte beleidigt mit der Christbaumkugel vor seinen Augen herum. „Willst du mal sehen welche ich gemacht habe?“, fragte Zero seufzend. Aus seiner Jackentasche holte er eine dunkelblaue Christbaumkugel hervor, die mit silbernen Kirschblüten geziert war und zu Yukis Ärger, wunderschön war. „Was?! Die hast du alleine gemacht?“ Nickend ließ Zero die Kugel wieder in seiner Tasche verschwinden. Den ganzen Nachmittag waren sie damit beschäftigt den noch kargen Baum, weihnachtlich zu schmücken. Und ein jedes Mal wenn Yuki etwas zu Bruch ging, lachte der Rektor nachsichtig. Sie war ja noch so klein. „Zero?“ Yuki beugte sich ganz weit vor, sodass sich Zeros und ihre Nasenspitze beinahe berühren. „Es ist bald Weihnachten und du hast kein einziges Mal gelächelt. Lächle doch mal Zero.“ Nichts. Statt einer Antwort schlug Zero die Türe zur Küche hinter sich zu. Was hatte er bloß? Die beiden Kinder saßen gemütlich vor dem Kamin. Zero hatte noch immer nicht gelächelt. Die tanzenden warmen Flammen spiegelten sich in seinem Blick wieder, der keine starken Gefühle preisgab, während Yuki vor Freude nur so vor sich hinstrahlte. „Es dauert nicht mehr lange Zero und wir können unsere Geschenke auspacken. Freust du dich?“ Enttäuscht, da seine Antwort nur aus einem Schulterzucken bestand, wandte Yuki sich ab. Der Rektor kam angebraust. Lametta hing ihm um seine Schultern, auf seinem Kopf trug er eine rotweiße Weihnachtsmannmütze, die Yuki bewundernd betrachtete. Als sie noch jünger war, kurz nachdem sie von Kaname gefunden wurde, hatte sie immer an der Glocke gezogen, die am Ende der Mütze hing. „Wie wäre es mit Marshmallows?“ Yuki nickte begeistert, bevor sie die Schüssel, die der Rektor in seinen Händen hielt, an sich riss. Beinahe hätte Yuki vergessen, dass Zero auch noch da war und so nahm sie die Schüssel von ihren Schoß, um sie Zero anzubieten. „Hier.“, sagte Yuki lachend. „Nimm den Holzspieß. … …. …. …. Weißt du nicht wie das geht?“ Zero betrachtete das kleine weiße Stück, woraufhin Yuki sich hilfsbereit neben ihn setzte und das Stück auf den Stab aufspießte. „So! Und jetzt musst du es einfach nur ins Feuer halten. Genau so. Siehst du? Ist ganz einfach.“ Yuki erschrak. Zero hatte wieder neue Kratzspuren an seinem Hals. An der Stelle wo die böse Vampirin ihn einst gebissen hatte. Kein Wunder dass er nicht Lachen konnte. Aber Yuki würde es schon noch schaffen, ihn glücklich zu machen. Schließlich rückte die Bescherung immer näher. Er wird lachen, hatte sie sich fest vorgenommen. „Danke für ihre Aufmerksamkeiten Herr Rektor.“ „Was haltet ihr davon die Festtage hier bei uns zu verbringen?“ Yuku starrte auf den Boden. Ob das so eine gute Idee war? „Ich weiß nicht…“ Ein Stein fiel ihr vom Herzen. Kaname war zu sehr darauf bedacht, keine Umstände zu machen, als das Angebot anzunehmen. „Es würde mir eine Freude bereiten. Vor allem da ich Yuki wieder sehe.“ Die Augen des Rektors strahlten. Yuki verfing sich wieder in ihren Erinnerungen an Heilig Abend. Alle saßen sie um den gewaltig großen Christbaum, der jedes Jahr schöner leuchtete, als Vergangenes. Bezaubert von der Schönheit des Tannenbaumes, hockte Yuki da. Schmetterlinge flatterten, wegen der Aufregung in ihrem Bauch. „Das haben wir toll gemacht.“, flüsterte sie ehrfürchtig. „Nicht war Zero?“ „Ja. Er ist ganz schön geworden.“ Vielleicht war Zero einfach nicht der Mensch, der seine Gefühle offen zeigte. Schließlich war es schon immer so gewesen. Aber doch nicht an Weihnachten, dachte sich Yuki. Er konnte doch nicht so ein Gesicht ziehen, in der Erwartung Geschenke zu bekommen. Ob er sich über Yukis Geschenk freuen wird, oder wird er sie wieder auslachen? Hoffentlich nicht. Yuki konnte es kaum noch erwarten, sich auf die Päckchen unter dem Baum zu stürzen, doch bevor es so weit war, würden sie noch alle ein Lied anstimmen. Zumindest wollte es der Rektor so. Lachend setzte er sich an das Klavier. „So. Und jetzt alle gemeinsam!“, animierte er seine Adoptivkinder. Während Yuki hellauf Begeisterung mit dem Rektor zusammen „Stille Nach. Heilige Nacht sang.“ Verlor sich Zero nun doch in der Schönheit des Baumes. Es war nicht schlimm, dass Zero nicht mitsang. Er musste nichts machen, was er nicht wirklich wollte und vielleicht konnte er ja auch gar nicht singen. Es wäre nicht einmal überraschend, wenn es so wäre. Schließlich hatte sie ihn nie irgendetwas singen hören. „So!“, trällerte der Rektor. „Und jetzt geht’s ums Geschenke auspacken. Yuki?“ Zwei Päckchen wurden Yuki auf die Arme gehäuft. „Zero?“ Dieser bekam ein Kleines und ein Großes. Yuki zerfetzte freudiger Erwartungen das Geschenkpapier, welches nach nur wenigen Sekunden verteilt auf den Boden lag. Das war vom Rektor, das wusste Yuki sofort, da Zero ihr wohl kaum Schlittschuhe schenken würde. „Danke Papa.“, sagte Yuki, woraufhin der Rektor aus dem Häuschen geriet und schwärmend umhertanzte. Sie sagte nicht oft Papa zu ihm. Der Rektor war zwar nett, aber sie wusste dass er nicht ihr richtiger Papa war. An diesem Abend konnte sie wohl eine Ausnahme machen. Alle sollen glücklich sein. Der Rektor bekam eine selbst gemachte Christbaumkugel von Yuki und ein Kochrezeptbuch von Zero geschenkt. Ein gutes Geschenk…viel besser als das von Yuki. Weihnachten war schließlich nur einmal im Jahr und kochen konnte man ganzjährig. Aber der Rektor freute sich über beide Geschenke in gleichem Ausmaß. „Zero?“, fragte Yuki, als sie sah, dass seine Geschenke noch immer unberührt neben ihm auf dem Sofa lagen. „Willst du nicht nachschauen was du bekommen hast?“ „Das werd ich später machen.“ „Oh… na gut.“, antwortete Yuki in Gedanken. Später würde sie auch noch in sein Zimmer kommen und ihn fragen, was er von ihrem Geschenk hielt. Es hatte ihr richtig viel Arbeit gemacht. Yuki sah aus dem Fenster. In einem wilden Tanz tummelten sich die Schneeflocken in der Dunkelheit, genau so einen schönen Anblick bot das silberne Lametta, das das Licht der Kerzen reflektierte. Lange saßen sie noch so da, plauderten, lachten… bis der Rektor Yuki und Zero ins Bett schickte. Morgen würde Yuki ihre Schlittschuhe ausprobieren. Nachdem der Rektor ihr einen Gutenachtkuss gegeben hatte, wartete Yuki ab, bis die Luft rein war und sie das Schnarchen des Rektors vernehmen konnte. Leise tapste sie den Gang entlang, zu Zeros Zimmer. Wahrscheinlich schlief er schon, aber vielleicht hatte Yuki Glück und er war noch wach. Die Türe knarrte als Yuki vorsichtig dagegen drückte. Zero lag zusammengerollt in seinem Bett. Das bestickte Kissen, das Yuki ihm geschenkt hatte, drückte er fest an seine Brust. Ein Lächeln lag auf seinem Gesicht. Sie hatte es also geschafft. Und ihr Geschenkt gefiel ihm, obwohl die Biene auf den Kissen, wie eine fette, schwarzgelb gestreifte Katze, aussah. „Yuki?..Yuuuki! Träumst du?“ Yuki fuhr zusammen und fand sich in der Gegenwart wieder, wo Kaname Kuran sie nachsichtig anlächelte. „Ich war gerade in Gedanken. Entschuldige bitte.“ „Ich habe dich gefragt, ob es dir was ausmacht Weihnachten hier zu verbringen? Die anderen, die nicht mit mir gekommen sind, werden zwar nicht sehr erfreut sein, aber zeitlich schaffen wir es sowieso nicht mehr.“ „Und was ist mit …“ Zero fiel ihr ins Wort. „Tut was ihr nicht lassen könnt.“ Dieses Mal schien es fast unmöglich, Zero lächeln zu sehen. Kapitel 4: Vampire und Menschen vereint --------------------------------------- Der leuchtende Weihnachtsbaum war geschmückt mit Holzfiguren, Lametta, bunten Christbaumkugeln, Kerzen und einen riesigen wunderschönen Stern aus Kristall, an der Baumkrone. Zero hatte sich in seinem Zimmer verschanzt, während alle anderen mehrere Sofas verrückt hatten, um einen schönen Blick auf den Baum zu haben. Yuki wurde ganz warm, als sie den heißen Apfelzimt Tee hinunterschluckte und auch weil Kaname sie fest an seine Brust drückte. „Gefällt es dir?“, flüsterte er ihr mit seiner Samtstimme in die Ohren. „Ich glaube wir werden bald einen weiteren Gast empfangen.“ Der Rektor war gerade dabei Plätzchen zu verteilen, als es, wie auf ein Stichwort, an der Eingangstüre läutete. „Hast du noch jemanden eingeladen Yuki?“, fragte er Rektor sichtlich verwundert, doch Yuki schüttelte überrascht den Kopf. „Na…Wer mag das wohl sein?“ Kaname lachte finster in sich hinein, als wüsste er, wer bald durch die Türe treten wird. Wortlos stellte Shiki seinen Tee auf den Wohnzimmertisch. „Ich wird mal frische Luft schnappen Leute. Es könnte bald unangenehm werden.“ Wovon er wohl sprach, dachte sich Yuki besorgt. Bald würde sie Antwort, auf ihre dringliche Frage bekommen, denn just in dem Moment ging die Türe auf und der Rektor kam zurück. Im Schlepptau hatte er Ichiru. War er etwa wegen Zero gekommen? Das konnte nicht sein. Nein. Yuki konnte sich das beim besten Willen nicht vorstellen, da die beiden schon seit längerer Zeit verfeindet waren. Erschrocken sprang Yuki auf, obgleich Kaname sie zurückhielt, sie musste sofort zu Zero und ihn vorwarnen. Schnaufend eilte sie durch die finsteren Gänge, die nur vom blassen Mondlicht beleuchtet wurden. Da Zero über die Ferien nicht im Jungentrakt schlief, hatte sie keinen sonderlich weiten Weg zu laufen. Doch die Aufregung beschleunigte ihren Atem, sowie ihre Schritte. Zero hatte doch bereits genug Kummer wegen ihr und jetzt auch noch Ichiru. „Zero!“, schrie Yuki, wohl bedacht, dass er sie auch vernehmen würde, würde sie nicht so schreien. „Mach sofort die Türe auf, Zero!“ Nicht mehr als einen Spalt breit, ließ Zero sie in das Zimmer blicken. Seine hellvioletten kalten Augen, musterten sie verachtungsvoll. „Was willst du?!“ „Ich wollte dir nur sagen, dass…“ „Wenn du hier bist, weil du willst, dass ich mitfeiere, dann hast du falsch gedacht, Yuki. Mir ist nicht danach. „Nein, Zero warte doch!“ Bevor Zero die Türe wieder schließen konnte, stellte Yuki ihren Fuß in den kleinen Spalt. „Ichiru ist hier.“ Auf einmal wurde Yuki von Zero grob zur Seite gestoßen, welcher den Gang entlang rannte. Eine Welle der Eifersucht durchströmte, die am Boden liegende, Yuki. Ichiru, Ichiru, Ichiru. Wenn es um Ichiro ging, dann beeilte Zero sich. Dann kam Zero angelaufen, aber wenn es um sie ging, dann stellte er sich auf stur. Doch Yuki würde nichts sagen, da sie noch immer das Ziel hatte, Zero zum lächeln zu bringen. Wenn Ichiru half, dann würde sie das wohl oder übel akzeptieren. Niedergeschlagen stand Yuki auf, um sich auf den Weg in das Wohnzimmer zu machen. Verstehe, deshalb also, war Shiki gegangen, rauschte es Yuki durch ihre verwirrten ungeordneten Gedanken. (Ichiru auf einmal hier zu sehen, war selbst für sie ein Schock, der erst überwunden werden musste.) Shiki war einfach nicht der Typ, der sich mitten in ein Problem stellte. Nein. Er ging ihnen viel lieber aus den Weg, sofern ihm das möglich war. Die Wohnzimmertüre war weit aufgerissen. Yuki konnte nicht viel mehr, als Ichirus Rücken erkennen, doch die Atmosphäre, die hier herrschte, war eisig kalt. „…weil alles was ich bisher gemacht habe, ein Fehler war.“ Stille… „Zero?“, fragte Ichiru. Yuki schlich sich an den beiden vorbei, um sich neben Kaname auf das Sofa zu setzen. Zero starrte auf den Boden, seine Schultern bebten. Er weinte doch nicht etwa? Unmöglich. Zero zeigte nie diese Art von Gefühlen. Als er seinen Blick wieder hob, war seine Miene todernst, dann jedoch … wurde der Ausdruck in seinem Gesicht wirklich weicher? In seinen Augen konnte Yuki ein Lächeln erkennen. Auch Ichiru lächelte, ein seltsamer Anblick. Dann fielen sich die beiden Brüder um den Hals, sanken zu Boden. Er lächelte zwar immer noch nicht, aber das war Yuki egal. Hauptsache er freute sich, das Ichiru gekommen war. Nach einer Weile lösten sich die beiden Brüder aus ihrer Umarmung. Zero entschuldigte sich für einen Moment. Scheinbar brauchte er jetzt ein bisschen Platz zum Nachdenken. „Ich gehe ein wenig frische Luft schnappen.“ „Aber zur Bescherung bist du wieder da!“, forderte der Rektor, der Tränen in den Augen hatte und zugleich bis über beide Ohren strahlte. Die Sterne funkelten am wolkenlosen Himmelszelt. Ichiru. Er war zurückgekommen. Er war wirklich hier. Einsam streifte Zero um das Schulgelände. Auf einer großen Terrasse, der Day Class, verharrte Zero. Selbst jetzt in den Weihnachtsferien, mied Zero den Bereich der Night Class. „Eine ruhige Nacht.“ Zero erstarrte, als er die monotone Stimme des Rothaarigen hinter sich vernahm. „Wieso…“ „Wieso du mich nicht gerochen hast? Liegt wohl daran, dass mein Blut anders ist.“ Shiki zuckte unbekümmert seine Schultern und stellte sich neben Zero, dem es verwunderlicher Weiße nichts auszumachen schien. Irgendetwas hatte dieser Kerl an sich, was Zero zur Ruhe verhalf, oder war es der Kerl selbst? Trotz alle dem, war er immer noch ein, nach Blut dürstendes, Monster. „Ich hatte eine andere Reaktion erwartet.“, sagte Shiki, den Blick auf die Sterne gerichtet. Als Zero darauf nichts antwortete, machte der sonst so wortkarge Rothaarige weiter. „Mir scheint es, als schien es dir auch nicht so viel auszumachen, dass Yuki hier ist.“ Zero sagt wieder nichts. Nur an seinen angespannten Muskeln konnte man erkennen, wie gereizt er wirklich war. „Warum ziehst du dann so eine Show ab?“ „Das alles geht dich nichts an.“, knurrte Zero. Shiki kehrte ihm den Rücken zu und lies ihn alleine auf der Terrasse zurück. Ja…warum?, fragte sich Zero in seinen Gedanken. Mit verschränkten Armen, erwartete der Rektor Zero bereits vor der geschlossenen Türe zum Wohnzimmer, durch die lachende, plaudernde Stimmen drangen. „Seltsam nicht?“, sagte der Rektor, in einer Stimme, die überhaupt nicht zu diesem Kindskopf zu passen schien. Zero zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. Es machte ihn nichts aus. Ist ja schließlich nur sein Bruder. Aber wieso…jetzt? Wortlos versuchte Zero, sich an den Rektor vorbeizudrängen. Nicht jedoch in das Wohnzimmer, wo sich alle befanden, sondern ins ein Zimmer, wo er ganz ungestört sein würde. So konnte er in Ruhe seinen Gedanken nachhängen. „Nein Zero.“ Der Rektor verbot ihm mit seiner Hand, weiterzugehen. „Weglaufen bringt dir nichts. Dein Bruder hat viele Dinge getan, die nicht in Ordnung waren. Mir ist das durchaus bewusst, aber er hat eine zweite Chance verdient. Außerdem weiß ich, dass du dich insgeheim darüber freust Zero. Schließlich wohnst du schon seit vielen Jahren hier bei mir.“ „Lassen sie mich vorbei.“, forderte Zero. Der Rektor schüttelte abermals den Kopf. „Nein. Heute ist Weihnachten.“ „Na und?“ „Wir werden alle gemeinsam feiern. Findest du nicht, dass du wenigstens an diesem Tag, deinen Groll, den du gegen einige der Anwesenden hegst, unterdrücken solltest?“ Der Rektor hatte Recht. Und das wusste Zero. Als Zeros Hände die Türklinge herabdrückten, wurde es mucksmäuschenstill im Raum. Die Stimmen verebbten, während Zero sich seine Lippen blutig biss. Ichiru…, dachte er sich nur, mit einem tief sitzenden Schmerz in der Brust. Er öffnete die Türe. Die meisten Blicke richteten sich auf ihn und jene, die dies nicht taten, wandten sich verlegen ab. Ichirus Hand, die ein Weinglas hielt, zitterte so sehr, dass der Wein darin hin und herschwappte. „Zero…“, sagte er nur, ohne etwas sagen zu wollen. „Ichiru…danke.“ Allmählich wurde diese beklemmende Stille unangenehm. Wie auf ein Stichwort, klatschte der Rektor in die Hände. „Na, na, na! Warum den alle so still? Lasst uns gemeinsam die Geburt Christi feiern.“ Die Anderen verwickelten sich wieder in ihre Gespräche. Zero setzte sich neben Ichiru, mit dem er einiges zu besprechen hatte. Ein jeder hatte ein Lachen auf dem Gesicht, selbst Zeros Mundwinkel waren etwas nach oben geschoben. Yuki redete sich ein, dass es kein Lachen sei, aber für Zero war es das. Nun war sie diejenige, die nicht lachen konnte. Zeros Abweißung setzte ihr mehr zu, als sie jemals zugegeben hätte. Kaname schien ihre Trauer zu spüren. Seine Arme legten sich schützend und trösten um sie. „Yuki…“, sagte er nur, mit Bedauern in der Stimme. Die Stelle am Hals, auf die Kaname seine Lippen legte, wurde heiß. Nach all der Zeit, reagierte Yuki immer noch auf Kaname, als wären sie erst wenige Tage zusammen. Vermutlich war das unter Vampiren ja auch so. Der Rektor hatte noch einige Geschenke mehr unter dem Baum gelegt. Selbst Kaname und die Anderen, hatten noch etwas besorgt. Woher, das wusste Yuki nicht. Sie selbst, hatte auch etwas mitgebracht. Hauptsächlich für Zero und den Rektor. Kanames Geschenkt, war noch zu Hause. Vielleicht hätte sie es mitnehmen sollen, aber in der Eile, hatte sie gar nicht daran gedacht, dass man ihr folgen würde. „Über was denkst du gerade nach, Yuki?“ Kaname nahm ihr Gesicht in seine Hände. „Ich wünschte, du wärst nicht so betrübt.“ Yuki errötete. „E, es ist nichts.“ „Dummerchen.“, lachte Kaname leise, doch nicht spöttisch. Sein Lachen war voller Liebe. „Ich weiß doch, weshalb du hergekommen bist.“ „Ach Kaname.“, seufzte Yuki, die ihren Kopf an seine Schultern legte. „Es tut mir leid.“ „Yuki sieht traurig aus, findest du nicht Zero?“, sagte Ichiru, mit einem vorwurfsvollen Unterton. Automatisch blieb Zeros Blick an Yuki haften, die in Kanames Armen lag. Alle außer ihr, freuten sich. Gewissensbisse plagten Zero. Immer hatte er gedacht, das Dasein als Vampir, hätte Yuki ihr Lächeln gestohlen, doch im Grunde, wusste Zero, dass er der eigentliche Dieb war. „Du hast Recht. Ichiru.“, murmelte Zero, versucht sich nichts anmerken zu lassen. Die Schwerter in seinem Innersten, die gegeneinander fochten, fügten ihm Schmerzen zu. Manchmal wünschte sich Zero, er würde genau so handeln, wie er eigentlich wollte. Doch irgendwie, konnte er das nicht. Als würde ihn irgendetwas lenken. Immer war es schon so gewesen, dass er genau gegenteilig nach seinen Wünschen gehandelt hatte. Eigentlich wollte er Yuki doch in den Arm nehmen und ihr sage, wie sehr sie ihm gefehlt hatte. Dass es ihm egal war, dass sie ein Vampir war und dass sie immer noch Freunde bleiben konnten. Früher hatte er sie geliebt, aber diese Liebe war längst verloschen. Auch ihr schien es so zu ergehen. Zero sehnte sich mehr den je, nach dieser Freundschaft, die früher so innig gewesen war. Ichiru legte seine warme Hand auf Zeros Schultern. „Rede doch einfach mit ihr, Zero. Ich weiß, dass du sie gut leiden kannst.“ „Später.“, sagte Zero. „Nach der Bescherung. Der Rektor ist sowieso schon ganz aufgeregt.“ „Sie an.“, lachte Ichiru. „Verändern wird er sich wohl nie, was?“ Freudestrahlend setzte sich der Rektor an das Klavier, welches er an den Vortagen, noch stimmen lies. Wie jedes Jahr, war das erste Lied, welches er spielte. „Stille Nacht, Heilige Nacht.“ Vampire, sowie Menschen. Alle sangen sie im Chor mit. Die schönen Stimmen der Vampire. Die etwas raueren Stimmen der Menschen. Sie alle harmonierten perfekt. So ein Weihnachten, hatten sie wohl alle noch nicht erlebt. Vampire und Menschen. Und nirgendwo lag mehr eine Feindseeligkeit. Sie alle akzeptierten sich, feierten miteinander. Weihnachten sagte man nicht umsonst nach, es sei das Fest der Liebe. Kapitel 5: Rückkehr eines Durstenden ------------------------------------ Am nächsten Tag hatte sich Zero bereit erklärt, dass Wohnzimmer wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückzubringen, was nichts Anderes als „Putzen“, bedeutete. Yuki war in der Küche beschäftigt und beseitigte gerade die Reste des Schweinebratens. Wo die Vampire waren wusste er allerdings nicht. Das Geschenkpapier lag verteilt auf dem Boden, unter dem Christbaum, welcher bereits Nadeln warf. „Soll ich dir vielleicht helfen?“, sagte eine Stimme, die von der Türe kam. Es war der rothaarige Vampir, den Zero vor Weihnachten am Balkon angetroffen hatte. Auf dieses Angebot erwiderte Zero nichts Anderes als ein Schulterzucken. Shiki reagierte gar nicht darauf und machte sich daran, mit Zero, das Geschenkpapier aufzusammeln. Dabei berührten sich zufällig ihre Hände. Zero zuckte zusammen, starrte Shiki nur an. Dieser schien sich nichts anmerken zu lassen und setzte seine Arbeit einfach fort. Was war nur los mit Zero? Immer noch spürte er die Stelle, wo Shiki ihn berührt hatte, rieb sich sogar unauffällig darüber. Vermutlich war es die Aufregung und er reagierte auf Alles so sensibel. Das leise Rascheln des Geschenkpapiers, war das einzige Geräusch im Raum, abgesehen von der Spannung, die in der Luft war und Zero eine Gänsehaut verursachte. Die Anspannungen, redete er sich ein. Auch Shiki schien es zu spüren. Ungerührt verharrte dieser, so wie auch Zero. Beide starrten sie sich unverwandt an, ohne etwas zu sagen. Er hatte wahnsinnig schöne Augen, dachte Zero niedergeschmettert, so etwas überhaupt zu denken. „Ich geh dann mal.“, sagte Shiki, welcher die Türe, ohne eine Antwort von Zero erwartend, hinter sich, mit einem leisen Klicken, schloss. Schnaubend schmiss Zero das restliche Papier in den Müllsack, den er in den Händen hielt, und ließ sich dann auf das Sofa fallen. Was war nur los mit ihm? Warum war er so aufgewühlt. An Ichiru lag es nicht, dessen war er sich sicher. Er wusste auch ganz genau an wem es lag, aber er wollte es sich nicht eingestehen. „Blutsauger.“, murrte er voller Verachtung. „Yuki?“ Aufhorchend schmiss Yuki den Lappen über den Stuhl, mit welchem sie gerade noch das Geschirr abgetrocknet hatte. Kaname hauchte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. Ihre anfängliche Freude Kaname zu sehen, verwandelte sich in Enttäuschung, da er ihr sagte, es sei Zeit nach Hause zurück zu kehren. „Jetzt schon? Können wir nicht noch eine Weile bleiben?“ „Nein. Wir sind dem Rektor schon genug zur Last gefallen Yuki. Fang schon mal an dich von allen zu verabschieden. Ich werde währenddessen Ichiju und Shiki suchen.“ Erst als Kaname nicht mehr in der Küche war, erlaubte sich Yuki ihrer Trauer und Enttäuschung nach zu hängen. Sie hätte sich doch wenigstens noch erwartet, ein paar Tage zu bleiben. Aber vermutlich war es sogar besser so. Vor allem für Zero. Er war nicht sonderlich glücklich gewesen, sie hier zu sehen. Und irgendwo konnte Yuki dies auch nachvollziehen. Der Rektor, mit Zero und Ichiru im Schlepptau, stand an der Türe, wo die Vampire bereits zum Aufbruch bereit, standen. Kaname verbeugte sich. „Vielen Danke für die Gastfreundschaft, die sie uns entgegengebracht hatten, Rektor“ „Ach!“, lachte der Rektor. „Nicht der Rede wert. Ihr könnte jederzeit wieder einmal vorbeischauen und vergesst mir dann ja nicht Yuki Schatz mitzunehmen. Sag auf Wiedersehen zu deinem Papa.“ „Auf Wiedersehen Rektor.“, sagte Yuki stattdessen lächelnd. Der Rektor brach ich Tränen aus und schnäuzte sich geziert in sein Taschentuch. „Nun heißt es wohl Abschied nehmen meine lieben Freunde. Erinnern wir uns zurück, an dieses schöne Weihnachten, dass wir miteinander erlebt haben. Hoffentlich sehen wir uns Bald wieder.“ „Ja. Hoffentlich.“, antwortete Kaname. „Nun denn. Auf wieder sehen.“ Anmutig drehten sich die Vampire um, außer einer. Shiki. „Auf Wiedersehen Zero.“, sagte er mit besonderem Nachdruck in der Stimme, als wolle er ihm irgendetwas sagen. Zero nickte ihm nur zu, mit einem komischen Gefühl im Bauch. Was zu Hölle war mit ihm los? Es war doch alles perfekt. Die Vampire gingen und trotz Alle dem hatte er so ein Stechen in der Brust. Vor allem wenn er an Shiki dachte, was Zero überhaupt nicht gefiel. Am liebsten hätte er sich in das eigene Fleisch gebissen. Die Dunkelheit war schon vor Stunden eingebrochen und Zero lag noch immer wach in seinem Bett, da er keinen Schlaf fand. Nachdenklich starrte er die Decke an. Seine Augen waren feucht, weil ihm vor kurzem noch Tränen, über das Gesicht, gelaufen waren. Alles war falsch. Und sein Herz wollte einfach nicht aufhören, so wild zu pochen. Als würde es ihm gleich aus der Brust springen wollen. Am Schlimmsten war es, wenn er an den rothaarigen denken musste. Zero war kein Idiot. Er konnte seine Gefühle deuten. Er konnte sie vielleicht deuten, aber er konnte sie auch leugnen. Das musste aufhören. Ein für Alle mal. Zero hielt nichts von diesen eingebildeten arroganten Blutsaugern, also auch nichts von Shiki, der selbst einer war. Und auch nichts von sich, da er selbst ein Vampir geworden war. Wütend kratzte sich Zero alte, schon längst verheilte Wunden seiner Kindheit wieder auf. Sein Hals blutete. Die warme rote Flüssigkeit rann in dünnen Bahnen an seinem Nacken hinab, befleckte seine Brust, sowie auch die weißen Bettlaken. „Seit einiger Zeit wirkst du recht betrübt, Zero.“, sagte sein Zwillingsbruder Ichiru, der gerade eine Tasse Pfefferminztee trank. „Ist es wegen Yuki?“ Draußen herrschte ein wilder Schneesturm, der die Sicht, wegen seinem wilden Treiben, versperrte. Zero antwortete mit einer leisen Stimme: „Ich weiß es nicht.“ Kaname und seine Gefolgschaft stapften durch das Schneetreiben, welches immer schlimmer zu werden schien. Yuki, dich an Kaname gekuschelt, zitterte wie Espenlaub. „Kaname!“, schrie Ichijo. „Vielleicht sollten wir eine Rast einlegen. Etwa 500 Meter westlich von hier, ist eine Höhle. Ich habe ein wenig umhergekundschaftet.“ Sanft streichelte Kaname über Yukis eisige Wangen. Viel zu kalt. „In Ordnung.“, sagte er dann. Yuki sah von ihn von unten herab mit großen Augen an. „Wegen mir ist es nicht.“, nuschelte sie. „Wir können ruhig weitergehen.“ Doch Kaname schüttelte leise lächelnd den Kopf, zog sie mit sich durch den Nadelwald. Schon eine ganze Weile folgte ihnen Shiki, wortlos, still, wie ein Schatten. Nach einer kurzen Weile Gehen, kamen sie zu der besagten Höhle, die als schwarzes Loch tief in eine Klippe hineinführte. „Shiki.“, befahl Kaname. „Du gehst Feuerholz holen.“ Hätte sich Shiki noch so dagegen gesträubt, zu tun was er sagte, letztendlich hätte er den Kampf verloren. Kanames Macht fing ihn, genauso wie alle anderen Vampire, durch und durch ein. Gedankenverloren stapfte er durch das knackende Geäst. Seitdem sie von der Akademie aufgebrochen waren, spürte er so ein seltsames Ziepen in der Brust, welches er vorher nie verspürt hatte. Zumindest konnte er sich nicht daran erinnern. Er wusste zumindest schon einmal, dass Ursprung von diesem Gefühl, dieser Zero-junge war. Shiki hatte sich in ihn verliebt. Ganz klar. Vielleicht sollte er einen Versuch wagen und zurückkehren. Aber Kaname würde sofort dahinter kommen und ihn bestrafen. Ein hoffnungsloses Unterfangen. Brav hob er einige Äste auf, die sich in seinen Armen stapelten. Das dürfte genügen. Mit getrübter Stimmung wanderte der Rothaarige zurück zu den Anderen, um ihn beim Feuermachen zu helfen. „Zero? Warum isst du nichts?“, fragte der Rektor mit einer sehr besorgten Miene. Erwartungsvoll schob er Zero einen Teller voll Okonomiyaki zu ihm herüber. Zero rührte nichts an, erhob sich einfach und ging aus dem Zimmer. Betrübt schaute der Rektor zu Ichiru. „Weißt du was mit ihm los ist?“ „Sicher.“, mampfte dieser und aß bereits den dritten Teller Okonomiyaki. „Er ist verliebt.“ Das Feuer tanzte auf den Höhlenwänden und schenkte der kleinen Gruppe Wärme, als auch Licht. „Du hast Durst, Yuki?“ „Nein, nein.“, lachte Yuki munter. „Es ist nichts Kaname.“ Mit einer sanften Gewallt zog Kaname Yuki zu sich heran, nahm ihre braunen Haare in seine Hände und roch daran. „Du kannst mir nichts vormachen, Yuki.“, murmelte Kaname in ihre Haare. Verlegen wandten Ichijo und Shiki ihre Blicke von den beiden ab, während Kaname seine Arme um Yuki legte und mit seinen Lippen ihren Hals entlangfuhr, bis er schließlich die pochende Hauptschlagader gefunden hatte. Als Shiki den Duft des Blutes wahrnahm, biss er sich auf die Lippen. Sein Herz hämmerte wie ein Presslufthammer gegen seine Brust. Früher hatte es ihm herzlich wenig ausgemacht, wenn Kaname sich Yukis Blut bediente. Lag mit Sicherheit an diesem Zerojungen. Shiki stellte sich vor, wie seine Reißzähne langsam über Zeros Nacken fuhren. …. Hm… Mit großer Bestimmtheit konnte er behaupten, dass ihm diese Tatsache auf die Nerven ging. Vor allem, weil es eine einseitige Liebe war. Konnte man nichts machen. Auf einmal schrie Ichijo entsetzt auf, er habe seine Schlüsselanhänger in der Akademie vergessen und dass er ohne diesen Schlüsselanhänger einfach nicht mehr leben konnte. Kaname seufzte. „Dann gehst du eben noch einmal schnell zurück und kommst dann nach.“ „Geht nicht.“, antwortete Ichijo. „In unserem Wohnsitz muss ich noch durch die ganzen Rechnungen stöbern. Sie sind schon überfällig, aber wegen Weihnachten ist so viel zusammengekommen, dass ich nicht mehr daran gedacht hab und…“ „Schon okay.“, unterbrach Shiki ihn. „Ich werde zurückgehen und dir den Anhänger holen.“ Alleine lehnet Zero, an seiner Lieblingsstele, an einem Baum und blickte zum grauen Himmel empor. Der Sturm hatte sich etwas gelegt und seitdem stand Zero nun hier, um nachzudenken. Seit gestern hatte er nichts mehr gegessen. Unentwegt musste er an den Rothaarigen Blutsauger denken und langsam wurde dieser zum Mittelpunkt seines Daseins. Schon alleine, da er unentwegt an ihn denken musste. Knirschende Schneegeräusche rissen ihn aus seinen Gedanken. Zero fuhr herum und wen sah er, genau in diesem Augenblick? Shiki. „Was machst du schon wieder hier?“ Zeros Stimme war kälter als die eisigen Temperaturen in welchen beide, umringt von glitzerndem weißem Schnee, regungslos verharrten. Shiki blieb, trotz Zeros offenherziger Feindseeligkeit, vollkommen ungerührt. „Hab nur etwas vergessen. Zero.“ Wie dieser Typ seinen Namen aussprach. Unweigerlich stellten sich Zeros Nackenhaare auf, wodurch er seine Bloody Rose nur noch festern umklammerte. Shiki bemerkte, wie die Hand des Vampirjägers langsam zu seiner Waffe glitt, zeigte sich jedoch völlig unbeeindruckt. „Den Anhänger.“ „Was?“ „Ich bin hier um Ichijos Anhänger zu holen.“ Missmutig verschränkte Zero seine Arme, während winziger kristallener Schnee von den Tannen auf ihn herabrieselte. Er schnaubte: „Warum holt er ihn sich nicht selbst?“ „Hat wohl keine Zeit.“, erklärte Shiki. „Außerdem… wollte ich dich sehen.“ Diese Antwort schlug wie ein Beil auf Zero ein. „Bitte…was?“ „Soll ich es noch mal ganz langsam, extra für dich sagen?“ „…Nein...aber warum um alles in der Welt?“ Shiki zuckte nur mit den Schultern. In seinem Blick spiegelte sich Zeros fassungslose Miene wieder. „Keine Ahnung. Ich würde jetzt gerne den Anhänger holen.“ Zero wartete. Dann ergriff Shiki abermals das Wort. „Würdest du mich vielleicht freundlicherweise in das Wohnzimmer bringen, in welchem wir die Feier abgehalten haben?“ Wortlos kehrte Zero ihm kalt den Rücken zu. Obwohl er Shiki nicht die leiseste Andeutung gab, dass er ihm folgen soll, hörte Zero dessen knirschende Schritte hinter sich. Schließlich durchbrach Shiki die Stille, die um beide herrschte. „Du bist oft an diesem Ort.“ „Schnüffelst du mir hinterher?“ „Ich hab dich gesehen.“ Schon alleine Shikis Anwesenheit brachte Zeros Herz wild zum Pochen. Es war ihm ein Rätsel, wie dieser Shiki es schaffte seine Barriere der Gelassenheit so leichtfertig zu brechen. Der Weg zur Schule war nur sehr kurz und trotzdem kam es Zero wie eine halbe Ewigkeit vor, bis sie am Thor angelangt waren. Als Zero unter dem Blumentopf nach dem Schlüssel greifen wollte, war dieser nicht da. Hatte der Rektor ihn wieder woanders versteckt. Das Schlimme war, er war nicht einmal da, sondern in der Stadt, um Einkäufe zu erledigen. Das hieß: Er und dieser Blutsauger waren alleine. Wer wusste wie lange. In der Schneelandschaft leuchtete Shikis Haut nur noch blasser, als es sonst der Fall war. Zero war mit Sicherheit auch nicht besser. Unbefriedigt stellte Zero fest, dass er keine Antworten aus Shikis unergründlicher Miene schließen konnte. Schließlich sagte dieser in einem gelangweilten Tonfall: „Wie lange willst du hier eigentlich noch herumstehen. Dadurch kommt er auch nicht herbei geflogen.“ „Vorsicht Vampir.“, zischte Zero, die Bloody Rose direkt an Shikis Stirn gehalten. Irgendwie versetzte ihm dieser Anblick einen tiefen, stechenden Schmerz in der Brust. Eine Waffe an Shikis Stirn. Unverzüglich packte er sie wieder weg. Zero war mehr als verwirrt. Früher hatte es ihm nie viel ausgemacht, seine Bloody Rose herauszuholen, wenn die Blutsauger frech wurden. Auch Shiki schien sich zu fragen, was in Zero wohl vorging. Dieser fragende Ausdruck in seinem Gesicht, war das einzige Gefühl, das man daraus lesen konnte. Shiki schlug einfach irgendeinen Weg ein und Zero – der Trottel – folgte ihm auch noch. An einer der wenigen Pausenbänken lies der rothaarige Vampir sich mit einer unverschämten Anmut nieder. Zero konnte gar nicht anders, als sich neben ihn zu setzen. Eine ganze Weile sprach niemand auch nur ein einziges Wort. Zero verfluchte sein Herz dafür, dass es so laut schlug. Shiki hörte es mit Sicherheit, da seine Ohren hochempfindlich waren. „Irgendetwas wühlt dich auf.“, stellte der rothaarige Vampir nüchtern fest. Ja, antwortete Zero in Gedanken. Du! „Bildest du dir nur ein.“ Heulend pfiff der Wind um die Zinnen der Akademie. Shiki lehnte sich zurück. „Der Rektor kommt, Zero.“ Wie er seinen Namen aussprach, jagte Zero Schauer über den Rücken. „Was?“ „Der Rektor.“, wiederholte Shiki seine Worte. Und Tatsächlich. Summend schlenderte der Rektor zum Haupteingang. Seine Arme hatte er mit prall gefüllten Tüten beladen. „Ah.“, trällerte er vergnügt. „Shiki. Schön, dass du uns wieder besuchst. Aber so plötzlich hätte ich einen Besuch nicht mehr erwartet. Willst du rein kommen?“ Höflich verbeugte sich der rothaarige Vampir. „Nein danke, aber sehr freundlich von ihnen. Ich habe nur etwas vergessen und bin hergekommen, um es mir wieder zu holen.“ „Natürlich. Komm doch einfach nur kurz mit rein. Dann kannst du es dir wieder holen. Was ist es überhaupt?“ „Ein Anhänger.“, antwortete Shiki eher zurückhaltend. Er strahlte so eine für sich einvernehmende Aura ab, die Zero schlicht weg in seinen Bann zog. Darauf bedacht sich nicht aufzudrängen, folgte Shiki dem Rektor lautlos. „Wo hast du ihn den liegen gelassen?“ „In dem Wohnzimmer, worin wir gefeiert haben.“ Das ganze Wohnzimmer hatten sie durchkämmt, aber keine Spur von diesem Anhänger, den Ichijo angeblich vergessen hatte. Der Rektor schüttelte bedauernd den Kopf „Hier ist leider nichts.“ „Nein. Ist schon in Ordnung. Es tut mir leid ihre Ruhe gestört zu haben.“ Freundschaftlich klopfte der Rektor Ichijo auf die Schultern. „Aber nicht doch. Hast du dich mit Zero unterhalten? Ich habe euch da draußen auf der Bank sitzen sehen.“ Shiki lächelte gespielt verlegen. „Nein. Nicht sonderlich. Nur ein paar Worte.“ Zero lehnte an der Türe und lauschte dem Gespräch. Versteckte sich in Shikis Stimme etwa ein Hauch von Bedauern. Aus irgendeinem Grund verspürte Zero deshalb eine unergründbare Genugtuung. Es war eigentlich falsch an der Türe zu lauschen. Doch nur so musste er seine Gesichtszüge nicht kontrollieren und konnte ungehindert dieser schönen Stimme lauschen. Als der Rothaarige aus dem Raum trat, spürte Zero mit jeder Faser seines Körpers, wie ihn dessen Blick streifte. Etwas länger blieben Shikis Augen an ihm haften, als würde er etwas erwarten. Zero jedoch, sagte nichts und drehte sich einfach um. Nächste Woche würden die Ferien vorbei sein. Es war sowieso sinnlos. Shiki würde dann längst nicht mehr da sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)