Final Fantasy 8 - Dawn of the Guards von Drako_Draconis (Artemesias Untergang war nur der Anfang) ================================================================================ Kapitel 27: Hexen, Schicksal und Waisen --------------------------------------- Squall brütete erneut über den Akten. Es war ein Kampf, den er unmöglich gewinnen konnte. Hatte er eine Sache beendet waren schon wieder zwei neue hinzu gekommen. Trotz der Hilfe von Shou und Niida wurde es mehr und mehr zu einem aussichtslosen Kampf. „Squall?“, drang Shous Stimme aus der Freisprechanlage, „Ich habe hier ein Gespräch für dich.“ „Wimmel ihn ab.“, erwiderte Squall gereizt. „Es ist Dodonna.“, fügte sie hinzu. Squall schloss für einen Moment die Augen. Er hatte erst gestern mit ihm gesprochen und alle Unklarheiten aus dem Weg geräumt. Was er jetzt schon wieder wollte, war dem Direktor des Balamb-Garden ein Rätsel. Aber es gehörte wenigstens zum guten Ton, sich zu melden. Auch wenn danach die Verbindung durch technische Störungen abriss, dachte Squall und grinste. „Stell ihn durch.“, sagte er schließlich. „Viel Spaß.“, meinte Shou nur noch. Dann Begann das Klingeln der Freisprechanlage, dass ein Anruf einging. Lassen wir ihn warten, dachte Squall und wandte sich wieder seiner Akte zu. Erst nach dem fünften Mal nahm er das Gespräch endgültig an. „Leonhardt.“, meldete er sich mit kalter Stimme. „Hallo Squall.“, hörte er die schleimige Stimme Dodonnas, „Du scheinst ja ganz schön was um die Ohren zu haben.“ „Wie kommst du darauf?“, erkundigte er sich offen. „Du hast mich ganz schön warten lassen.“, erwiderte sein Gesprächspartner beleidigt. „Wir haben halt nicht alle so viel Freizeit wie du.“, antwortete Squall und wusste, dass der Schlag gesessen hatte. „Wobei wir beim Thema wären.“, meinte Dodonna nun ernst, „Wo ist dein Austausch-SEED?“ „Heute Abend müsste er bei euch ankommen.“, meinte Squall nebensächlich, „Er soll noch ein paar Sachen für mich erledigen.“ „Ach ja, und was?“, bohrte Dodonna nun, „Was kann denn so wichtig sein mich warten zu lassen?“ Squall warf dem Telefon einen schiefen Blick zu. Wieder stellte Squall fest, dass Dodonna nicht selbst verliebt war. Er hatte einfach nur ein gepflegtes Ego. Und dieses würde Niko ein wenig stutzen. „Die Schadensberichte aus Timber zusammentragen.“, meinte Squall gelangweilt. „Und warum kannst du nicht einen zweiten SEED schicken?“, erkundigte sich Dodonna höhnisch. „Weil der Rest zwecks Missionen aus dem Haus ist.“, erwiderte er gelassen. „Da können es ja nicht viele SEEDs sein.“, gluckste sein Gegenüber. „Wenn du nichts Vernünftiges mehr zu sagen hast, lege ich auf.“, meinte Squall kalt. Sekunden herrschte Stille am anderen Ende. „Warum denn so abweisend?“, erkundigte sich Dodonna mit gekränkter Stimme. „Durch die Blume oder offen?“ „Die Blume bitte.“, lachte der Direktor des Galbadia-Garden in den Hörer, „Ich warte.“ Squall holte tief Luft und konzentrierte sich. Er war dabei die eh schon brüchige Beziehung zum Galbadia-Garden endgültig zu ruinieren. Doch im Moment war es ihm egal. „Hör mal.“, meinte er dann versöhnlich, „Ich hab hier einfach zu viel zu tun.“ Dodonna schwieg einen Moment. Doch für Squall nicht lang genug. „Dann verabschiede ich mich hiermit.“, sagte der Galbadianer höflich, „Und richte Rinoa schöne Grüße aus.“ „Mach ich.“, erwiderte Squall, wobei er das „nicht“ in Gedanken einfügte. Er wäre zu gerne dabei, wenn Rinoa plötzlich bei Dodonna im Büro stehen würde und ihn zur Sau machte. Ohne Hektik beendete Squall das Gespräch. Fast im selben Moment öffnete sich die Bürotür und Shou brachte ein Tablett mit Kaffee und Kuchen. „Ich soll aufpassen, dass du nicht vom Fleisch fällst.“, sagte sie lächelnd. Squall seufzte Schwer, bevor er aufstand. Gemächlich umrundete er seinen Schreibtisch und betrachtete dabei das Chaos, was sich darauf ausgebreitet hatte. Aber vor allem lagen seine Augen auf der Telefonanlage. Mit einem friedlichen Lächeln wandte er sich an Shou. „Entschuldige und mach schon mal für übermorgen einen Termin mit den Elektrikern.“, sagte er und wandte seinen Blick wieder auf seinen Schreibtisch. Gerade als Shou etwas sagen wollte riss er seine schwere Revolver-Gun-Blade von der Hüfte, riss sie über seinen Kopf und lies die Klinge auf den Tisch niedergehen. Mit einem gequälten „Piep“ starb die Telefonanlage. „Sei froh, dass du mich nie besuchen kommst, Dodonna.“, flüsterte Squall, während er sich auf die Couch setzte und sich Kaffee und Kuchen schmecken lies. Langsam liefen Vine und Ash zurück durch Timber. Fast den ganzen Weg hatten sie sich unterhalten. Es gab nichts Spezielles. Sie unterhielten sich über alles Mögliche. „Ash, kann ich dich was fragen?“, erkundigte sich Vine leise. „Natürlich.“, erwiderte Ash und lächelte sie an. „Wenn du etwas ändern könntest, würdest du noch einmal zum Waisenhaus gehen?“, fragte sie und sah neugierig in seine Augen. „Ich weis es nicht.“, erwiderte Ash nachdenklich, „Vielleicht hat sich ja auch schon etwas getan.“ „Und wenn nicht?“, hakte die Rotäugige nach. „Hätte ich nicht die Möglichkeit etwas zu ändern.“, flüsterte er, „Jedenfalls nicht alleine.“ Sacht spürte er ihre Hand, wie sie seine streifte. Einem Impuls folgend nahm er ihre Hand. „Und ich bin nicht mehr allein.“, lächelte er und sah sie an. Auf ihrem Gesicht stahl sich ein Lächeln davon. Und wieder verlor er sich in ihren Augen. Egal wie oft er sie ansah, in ihre roten Augen sah, sie nahmen ihn jedes Mal gefangen. „Vielleicht sollten wir zum Hotel.“, sagte Vine plötzlich und riss Ash somit aus seinen Gedanken. „Wenn du willst.“, erwiderte Ash und musste erst einmal wieder richtig zu sich kommen. „Da kannst du mich dann auch in Ruhe anstarren.“, lächelte Vine und eine schwache Röte schimmerte um ihre Wangen. „Entschuldige.“, sagte Ash leise, „Aber ich kann mich immer nur schwer von deinen Augen los reisen.“ „Aber warum?“, erkundigte sie sich. „Ich weis es auch nicht.“, sagte er ehrlich, „Ich habe das Gefühl darin zu versinken, werde ganz ruhig und entspannt.“ Plötzlich begann er zu Lächeln. „Eben Liebe auf den ersten Blick.“ „Ist das nicht süß.“, hörten sie plötzlich Rinoas Stimme. Erschrocken fuhren beide herum, nur um die Weiße Hexe keine zwei Meter hinter ihnen zu sehen. Auf ihrem Gesicht lag ein breites Grinsen. „Sei froh, dass er dir so etwas jetzt schon sagt.“, meinte Rinoa und hakte sich bei Vine ein, „Ich musste erst fast sterben, bevor Squall auch nur in diese Richtung reagierte.“ Ohne auf die beiden zu achten, ging Rinoa weiter und zog sie mit sich. Als Ash zu seiner Freundin sah, erkannte er beruhigt, dass nicht nur er verwirrt war. „Wo wollen wir hin?“, erkundigte sich Vine leise. „Keine Ahnung.“, erwiderte die Hexe gelassen. Und während Rinoa weiterhin die Führung übernahm und ihrem Weg folgte, grüßte sie fast jeden, der ihr begegnete. „Ziemlich bekannt.“, murmelte Ash. „Ich habe hier auch eine Zeit lang gelebt.“, meinte die Rinoa offen. Wieder folgte Ash Gesichtern, die sie freundlich ansahen und grüßten. Doch plötzlich hatte etwas anderes seine volle Aufmerksamkeit, wie Rinoa und Vine nur Sekunden später feststellen mussten. Von einem Moment auf den Nächsten blieb er stehen. „Was hast du?“, fragte Vine leise und folgte seinem Blick in eine Gasse. Aber es kam keine Antwort. Noch immer war Ash wie versteinert. Vorsichtig sah Vine ihren Ash an. Seine Augen waren kalt wie Stahl und sein Mund zusammen gepresst. „Was hast du?“, fragte sie erneut. Plötzlich legte sich eine Hand auf ihrem Arm. „Lass ihn.“, sagte Rinoa leise. Fast augenblicklich lösten sich ihre Hände. Noch immer verwirrt sah sie zwischen Rinoa und Ash hin und her. „Bin gleich wieder da.“, sagte er plötzlich und verschwand mit langen Schritten in der Gasse. „Hör einfach hin.“, flüsterte Rinoa, noch bevor sie ihre Frage stellen konnte. Ihrer Aufforderung folgend schloss die Rotäugige die Augen und konzentrierte sich ganz auf ihr Gehör. Zuerst fiel ihr nichts Besonderes auf. Doch dann mischte sich ein für sie zu bekanntes Geräusch dazu. „Höre hin.“, flüsterte Rinoa erneut und legte sanft ihre Hände auf Vines Schultern. Mit einem Mal verstand sie die Welt um sich herum viel besser. Geräusche, die kaum oder gar nicht zu hören waren, klangen kristallklar. Aber die anderen Geräusche wirkten Dumpf, als würden sie nur im Hintergrund laufen. Ohne große Probleme fand sie das Geräusch in dem Wirrwarr wieder. Und dieses Mal gab es keine Zweifel. Dort weinte Jemand. Doch bevor sie reagieren konnte, wurden Stimmen Laut. „Wieso lernst du es nicht?“, meinte eine Kräftige, tiefe Stimme. „Du kannst uns eh nicht entkommen.“, schien eine zweite fest zu stellen. „Wenn du artig bist, müssen wir dir auch nicht wehtun.“, meldete sich wieder die erste zu Wort. Doch mit einem Mal verstummten die Stimmen. Genauso wie das Weinen. „Was passiert da?“, fragte Vine leise, doch in ihren Ohren klang es wie ein Schrei. Doch Rinoa schwieg. Langsam nahm sie ihre Hände von Vines Schultern. Kaum dass sie ihre Schultern losgelassen hatte, spürte die Schwarzhaarige, wie ihre Sinne sich normalisierten. „Was war das?“, fragte sie perplex, ohne sich umzudrehen. „Magie.“, erwiderte Rinoa nebensächlich. Zuerst bemerkte Vine nicht, dass Ash wieder aus der Gasse zurück kam. Aber was sie mehr überraschte, war das junge Mädchen, dass er an der Hand hatte. „Wir sollten gehen.“, sagte er bestimmt und sah seine Begleiterinnen an. „Gehen wir.“, erwiderte Rinoa und hakte sich erneut bei Vine ein. Noch bevor sie etwas erwidern konnte, wurde sie schon mitgezogen. Erneut wollte sie Fragen, was denn vorgefallen war, aber als sie in die angespannten Gesichter der anderen sah, beschloss sie, ihre Fragen aufzuheben. „Mir ist langweilig.“, sagte die kratzige Stimme monoton. „Mir geht es auch nicht anders.“, erwiderte die Angenehme. Seit einer gefühlten Ewigkeit saßen sie schon auf dieser Erhöhung. Rücken an Rücken spähten sie in die Ferne. „Was suchen wir eigentlich?“, erkundigte sich die Kratzige. „Was du willst.“, antwortete die Angenehme gelangweilt. Scheinbar in Gedanken versunken saßen sie da wie Statuen. Doch in dieser Tristen Welt gab es niemanden der sich über sie wundern konnte. Leise seufzte die Angenehme und wünschte sich wieder zurück zu der Hexe und dem Kamin. „Dann suche ich Kekse.“, sagte die Kratzige plötzlich und begann zu lachen. „Dann such ich den Tee.“, erwiderte die Angenehme und stimmte in das Gelächter ein. Keiner der Drei hatte sie kommen sehen oder hören. Aber dann standen sie vor ihnen. Ash wusste sofort, dass es an ihnen kein einfaches vorbeikommen gab. Wenn er ehrlich mit sich war, wollte er das auch nicht. „Gebt sie zurück.“, sagte einer der drei Männer und trat einen Schritt vor. Zwar waren es noch gute zehn Meter Abstand, die sie hatten, aber für den Jung-SEED war das nicht viel. Langsam spürte er auch die Unsicherheit seiner neuen Begleiterin. „Und was wenn nicht?“, fragte er nebensächlich. Nun traten auch die beiden anderen heran. „Das willst du gar nicht wissen.“, ergriff der Anführer wieder das Wort. Langsam lies Ash seinen Blick zu Rinoa wandern. Sie musste entscheiden. Nicht weil er es nicht wollte, oder gekonnt hätte. „Doch er will es wissen.“, sagte Rinoa herausfordern und lies Vines Arm los, „Ihr bekommt sie nicht.“ Mit diesen Worten, hatte sie die Hand des Mädchens genommen und ihm zugelächelt. Sofort spürte Ash, wie die Spannung aus ihrem Körper wich und seine Hand los lies. „Lass sie am Leben.“, flüsterte Rinoa und lächelte ihn an. „Wie du Wünscht.“, erwiderte der Blonde und wandte sich wieder den Dreien zu. Dem Anführer des Trupps entrann ein schwerer Seufzer. Dann hob er den Arm und zeigte an Ash vorbei. „Bringt sie mir.“, befahl er kalt. Kaum waren die Worte ausgesprochen, stürmten die beiden Handlanger los. „Du brauchst keine Angst zu haben.“, flüsterte Rinoa zu dem Mädchen, „Wir lassen nicht zu, dass dir etwas passiert.“ „Ich habe auch keine Angst.“, erwiderte sie besorgt, „Aber um ihn Sorge ich mich.“ Mit den Worten sah sie zu Ash, der noch immer reglos da stand. „Das brauchst du nicht.“, meldete sich Vine nun auch zu Wort, „Er kann auf sich aufpassen.“ Besorgt sah die Kleine zu Vine. „Woher weist du das?“, erkundigte sie sich. „Weil sie SEEDs sind.“, antwortete Rinoa sanft. „SEEDs?“, fragte die Kleine und ihre Augen weiteten sich vor erstaunen. „Ja, SEEDs.“, bestätigte Vine und legte ihr eine Hand auf den Schopf, „Wir werden mit allem fertig.“ Ash versuchte keinen der Beiden aus den Augen zu lassen. Er beobachtete jede Bewegung und versuchte ihr Können einzuschätzen. Zehn Meter sind dafür zu wenig, aber doch genug, um zu erkennen, dass die beiden keine ausgebildeten Kämpfer waren. „Gut.“, flüsterte Ash. Die Hälfte des Weges hatten sie schon hinter sich gebracht. Ein schwaches Lächeln huschte über Ashs Gesicht. Sie würden sich noch wundern, mit wem sie sich angelegt hatten. Ohne Vorwarnung sprintete Ash los. Zufrieden stellte er fest, dass dies seine Kontrahenten aus dem Konzept gebracht hatte. Dann war er auch schon bei ihnen. Den Ersten schickte er mit einer Geraden ins Land der Träume. Nur einen Wimpernschlag später vollführte er eine Drehung und lies die Ferse in der Magengrube des Zweiten landen. Nur Sekunden hatte er für die beiden gebraucht. Doch noch war er nicht fertig. Mit einer schnellen Drehung kam er wieder in einen festen Stand und fixierte den Dritten. Explosionsartig spurtete Ash los. Noch immer starrte der Anführer ihn perplex an. Nur noch zwei Meter trennten sie, als der Mann endlich reagierte. Doch der Schlag war zu langsam für den Kampferprobten SEED. Es war für Ash kein Problem, den Arm zu packen. Und bevor sein Kontrahent reagieren konnte, segelte er schon über Ashs Schulter, in Richtung seiner Freunde. Der Aufschlag war hart. Ungewohnt hart, denn sonst war er es, der die Leute durch die Gegend scheuchte. Aber in den wenigen Augenblicken, die der Junge gebraucht hatte, seine Kollegen und ihn auf die Bretter zu schicken, machten ihm Angst. Das waren eindeutig keine Halbstarken, die sich nur aufplusterten. Die Sterne hatten sich gerade verzogen und er wollte den Kopf heben, als ein schwarzes Loch vor seinen Augen auftauchte. Er brauchte mehrere Anläufe, bis er auch den Rest erkannte. Sein Hals war wie zugeschnürt, als er am Lauf des Revolvers hinauf sah und zwei blutrote Augen ihn kalt ansahen. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen trottete Ash zu den anderen zurück. Der Mann lag noch immer auf dem Boden und starrte den Revolver an. „Wer hat euch geschickt?“, fragte Vine mit schneidender Stimme. Ash lief es kalt den Rücken herunter. So hatte er sie noch nie erlebt, so kalt und gefühllos. Und er würde ihr auch niemals einen Grund dafür geben, schwor er sich. „Ich frage nicht noch einmal.“, meinte Vine und spannte mit Leichtigkeit den Hahn des Revolvers. „Ich sage es euch!“, rief der Mann panisch. Verzweifelt lies Jade den Kopf hängen. Die Zahlen und Buchstaben drehten sich schon langsam, als sie wieder auf das Blatt vor sich sah. „So schlimm?“, fragte Niko neugierig und warf einen Blick auf ihre Aufzeichnung. „Ich komm einfach nicht drauf.“, erwiderte sie geschlagen. Ohne ein weiteres Wort nahm sich Niko das Papier und studierte die Worte. „So schlimm ist das doch nicht.“, sagte er schließlich und legte das Blatt wieder an seinen Platz. „Du bist ja auch ein wandelndes Lexikon.“, beschwerte sich Jade. „Und wofür ist ein Lexikon da?“, fragte Niko mit einem Lächeln, „Sein Wissen weitergeben.“ Mit diesen Worten zog er sich einen Stuhl heran und setzte sich neben Jade an den Tisch. „Das wichtigste ist immer einen kühlen Kopf zu bewahren.“, begann er sanft, „Du kennst die Lösung. Lass sie zu dir kommen und erzwinge sie nicht. Denn dann willst du einfach nur etwas aufschreiben.“ Jade folgte gespannt seinen Worten und nickte leicht, als er fertig war. Langsam und vorsichtig legte sie den lädierten Stift auf den Tisch. Langsam und ruhig atmete sie und konzentrierte sich nur auf die Frage, sagte sie immer und immer wieder in Gedanken auf. Einem plötzlichen Geistesblitz folgend, griff sie den Stift und schrieb ihren Gedanken auf. Doch nur einen Moment später fragte sie sich im Stillen, ob es Richtig war. „Der erste Gedanke ist meistens der Richtige.“, meinte Niko zufrieden, „Und das ist richtig.“ „Aber sie zählt nicht.“, meinte Jade und klappte den Bogen zu, „Weil sie unter fremder Hilfe beantwortet wurde.“ Nur diese eine Frage hatte für den nächsten SEED-Rang gefehlt. „Trotzdem danke.“, sagte sie und lächelte Niko schwach an. „Sie zählt.“, erwiderte er mit einem Grinsen. „Und wie kommst du darauf?“, erkundigte sich Jade verwirrt. „Weil wir Freunde sind.“, antwortete Niko mit einem breiten Grinsen, „Keine Fremden.“ Verdutzt sah sie ihren Team-Kollegen an. Und sie musste ihm Recht geben. Sie waren Freunde. „Dummkopf.“, sagte sie lächelnd und stieß sanft mit ihrer Faust an seine Schulter. „Fast wie in Balamb.“, lachte Niko und rieb sich die Schulter. Das plötzliche Klingeln ihres Telefons lies beide erstarren. Beim zweiten Klingeln begann Jade hektisch in ihren Taschen zu suchen. Beim Dritten hatte sie es in der Hand. „Hallo.“, sagte sie freundlich, doch ihr Gesicht wurde im nächsten Moment ernst. „Was treibst du eigentlich den ganzen Tag?“, rief Xell durch die Tür des Direktorats. Dass sie Schalldicht war, interessierte ihn nicht. Doch er wartete keine Antwort ab, sondern stieß ohne Vorwarnung die Tür auf. „Ich hab schon den ganzen Tag versucht dich anzurufen!“, sagte Xell wütend, doch blieb auf der Hälfte der Strecke stehen. Der Schreibtisch war leer. „Jetzt schreie nicht so herum.“, vernahm er die Stimme des Direktors neben sich. Auf der Stelle fuhr er herum, nur um seinen Freund und Vorgesetzten auf der Couch liegen zu sehen, ein Waffenmagazin auf dem Gesicht. „Warum nimmst du keine Anrufe an?“, fragte Xell gereizt. Doch er antwortete nicht, sondern zeigte nur auf seinen Schreibtisch. Xell folgte neugierig dem Fingerzeig. Und dort, mitten in der Telefonanlage, zog sich eine Kluft durch die Technik. „Was ist passiert?“, erkundigte sich der blonde SEED. „Ich hatte ein Gespräch mit Dodonna.“, erwiderte Squall und richtete sich langsam auf. Xell nickte verstehend. „Soll ich mir die Anlage mal ansehen?“, erkundigte er sich. „Brauchst du nicht. Morgen kommt ein Techniker.“, erklärte Squall lächelnd, „Bis Dahin hab ich wenigstens meine Ruhe.“ „Kauf ich dir nicht ab.“, erwiderte Xell wissend. „Und doch hab ich wenigstens Ruhe vor Dodonna.“, meinte Squall und streckte sich. „Und keinen Kontakt zu Rinoa.“, sagte der Blonde grinsend. Doch anstatt Squall ertappt zu haben, lächelte dieser nur. „So sicher?“, fragte er und kramte ein mobiles Telefon aus seiner Tasche. „Wir sind so schnell gekommen wie möglich.“, keuchte Jade und sah Rinoa fragend an. „Um was geht es?“, erkundige sich Niko. Ash lächelte schwach, als er die beiden sah. Wieder einmal hatten sich Xells Schindereien gelohnt. „Wir werden dem Waisenhaus einen Besuch abstatten.“, meinte Rinoa lächelnd. Doch die Kälte in ihrer Stimme strafte das Lächeln lügen, lies es kalt und unberechenbar wirken. Ohne ein weiteres Wort ging sie auf die Treppe zu, deren Stufen direkt zum Eingangsportal des Waisenhauses führte. Schon von weitem hatten sie den Mann vor der Tür gesehen. Er wirkte wie ein Fels in der Brandung. Gemäßigten Schrittes führte Rinoa sie die Treppe herauf. Doch kaum hatten sie die letzte Stufe betreten, machte der Mann einen Schritt nach vorn. „Das Waisenhaus ist heute für Besucher nicht zugänglich.“, sagte er sofort. „Also darf ich nicht eintreten?“, fragte Rinoa freundlich. „Nein.“, erwiderte der Mann regungslos. „Na gut.“, meinte Rinoa und wandte sich um, „Ash, Niko. Eintreten.“ Synchron nickten beide. Und noch bevor der Mann etwas erwidern konnte, waren sie schon an ihm vorbei. Ein Kräftiger Tritt beider gegen die Beiden Türen lies sie widerstandslos aufschwingen. „Wenn ihr keinen Ärger wollt, verschwindet ihr besser.“, erklang die Drohung des Mannes. Doch so wie Ash es hörte, glaubte er nicht an seine Worte. „Wir gehen, wohin wir wollen.“, sagte Rinoa kalt und Schritt auf ihn zu, „Oder willst du uns aufhalten?“ Nur einen Schritt vor ihm blieb die Hexe stehen und sah ihn unverwandt an. „Natürlich nicht.“, meinte er nach ein paar Augenblicken. „Wo ist die Herrin des Hauses?“, fragte Rinoa. „Ich weis es nicht.“, antwortete der Mann. Scheinbar glaubte Rinoa ihm, denn sie schritt ohne ein weiteres Wort an ihm vorbei. Erst jetzt widmete Ash seine Aufmerksamkeit der Eingangshalle. Er sah immer noch genauso aus wie damals. Nur die Tapete schien erneuert worden zu sein. „Weist du, wo sie ist?“, hörte Ash Rinoa fragen. „Vielleicht.“, erwiderte Ash und ging in Gedanken den Grundriss des Gebäudes Durch, „Vielleicht im Büro, oder im Haus unterwegs.“ Seinen schlimmsten Verdacht wagte er nicht auszusprechen. Und er betete auch, dass er nicht wahr werden würde. „Sie will uns wieder weh tun.“, klang eine dünne Stimme zu ihnen. Hastig drahte sich Ash um. Hinter einer der Säulen schaute ein Kind hervor, vielleicht sechs oder sieben Jahre alt. „Sie hat sich meinen Bruder geholt und wird ihm wieder weh tun.“, sagte der Junge ängstlich, „Und das nur, weil ich so ungehorsam war.“ Was er da hörte, schnürte dem jungen SEED den Hals zu. Seine eigene grausame Vergangenheit in dem Waisenhaus schlug wieder zu. Zwei Impulse stritten sich gerade in seinem Innersten. Dem Jungen zu Hilfe eilen und der unbestimmte Drang einfach nur zu verschwinden. Langsam drehte er sich zu den anderen um, die unschlüssig da standen. Scheinbar hatte Rinoa sich das alles anders vorgestellt, denn sie wirkte genauso unentschlossen. Dann sah er wieder den jungen an, der sich noch immer nicht hinter seinem Schutz hervor getraut hatte. „Ich hol ihn für dich.“, sagte Ash plötzlich, „Ihr passt auf die Kinder auf.“ Ohne eine Antwort abzuwarten spurtete er los. Er hatte keine Zeit zu verlieren. Keine zehn Minuten, nachdem die SEEDs gegangen waren, hatten die Häscher des Waisenhauses ihre Jagd wieder aufgenommen. Sie konnte einfach nur rennen und hoffen, dass sie sie dieses Mal nicht wieder in eine Sackgasse treiben würden. Ash flog fast die Treppe herunter, als er sich von der obersten Stufe abstieß. Kaum hatten seine Füße den Boden berührt rollte er sich instinktiv ab. „Noch zwei.“, flüsterte er und stürmte weiter, getrieben von einer Mischung aus Verzweiflung und Wut. Schneller und schneller schwand die Strecke unter ihm. „Nicht noch einmal.“, flüsterte Ash und setzte zum Endspurt an. Irritiert sah sie die Wand vor sich an. In ihrem Kopf drehte sich alles um den weiteren Fluchtweg. Aber sie würde nicht weg können. Seit dem sie das letzte Mal draußen war, schien sich doch einiges verändert zu haben. Hastig fuhr sie herum. Dort, keine fünf Meter von ihr Entfernt wäre die Flucht weitergegangen. Sie hatte noch nicht einmal mehr die Möglichkeit auf die Gleise zu springen, über die der Galbadia-Express fahren würde. Und ihre Verfolger kamen Siegessicher langsam näher. Obwohl der ganze Platz voller Menschen war, schien sich keiner für sie zu interessieren. „Hast du noch etwas zu sagen?“, fragte einer der Männer schadenfroh. Ihr Mund war trocken, die Kehle wie zugeschnürt. Doch mit einem Mal kamen ihr die Worte der jungen Frau wieder in den Sinn. Sie nahm allen Mut zusammen und atmete tief durch. „Der Wald lebt!“, rief sie so laut sie konnte. Und der ganze Platz schien stillzustehen. Vor der letzten Tür blieb Ash stehen. Ein Eiskalter Schauer lief seinen Rücken herunter. In seiner Zeit im Waisenhaus war er ein paar Mal hier gewesen. „Gehorsam durch Schmerz.“ Das war das Lehrmotte der Hausherrin. Ein sehr schmerzhaftes Prozedere wie sie schnell herausfanden. Und nun stand er wieder vor dieser verhassten Tür. Doch das Schlimmste war die beängstigende Stille die hier herrschte. Nichts deutete darauf hin, dass seine alte Peinigerin oder der Junge hier war. „Bin ich zu spät?“, fragte er sich leise. Doch schon einen Wimpernschlag später hörte er das typische Zischen der Gerte. Instinktiv zuckte Ash zusammen. Lautlos öffnete er die Tür und späte in den Raum. Die Leiterin des Waisenhauses stand mit dem Rücken zu ihm, die Gerte lag fest in der Hand. Dann holte sie schon wieder aus. Dem Pfeifen folgte ein schwaches Keuchen. Ein großer Stein viel dem SEED vom Herzen. „Ihr werdet es auch noch lernen.“, sagte die Frau kalt und emotionslos. Für einen Moment sah sich Ash wieder vor dieser Frau, der ihre Arbeit auch noch Spaß machte. Lautlos ging er weiter in den Raum. Was die Frau sagte, hörte er nicht. Oder er wollte es nicht hören. „Hast du es verstanden?“, fragte die Frau wütend. Doch der Junge antwortete nicht. Ein Blick über ihre Schulter zeigte Ash, dass er das Bewusstsein verloren hatte. „Wach auf!“, brüllte sie und hob erneut die Gerte. In dem Moment schoss Ash Hand nach vorn. „Geht es dir gut, Mädchen?“, fragte die ältere Frau. „Ja, vielen Dank.“, sagte sie und konnte noch immer nicht fassen, was passiert war. Mit einem Mal waren alle da und hatten ihr geholfen. Ihre Häscher lagen gefesselt am Boden und wurden von einer Gruppe Männer bewacht. „Was ist passiert?“, fragte die Kleine verwirrt. Für sie war alles viel zu schnell gegangen. Zuerst standen alle wie Statuen da und sahen sie an. Dann mit einem Mal beschützten die Menschen sie. „Damals, vor der Unabhängigkeit, war fast jeder hier in einer Widerstandsgruppe.“, sagte die ältere Frau mit einem sanften Lächeln, „Und das haben die Leute nicht vergessen.“ „Wenn jemand nach Hilfe ruft, sehen wir nicht mehr Tatenlos zu.“, mischte sich ein Mann ein. Ungläubig sah sie von einem zum anderen. Am liebsten hätte sie angefangen zu weinen. „Wenn du willst, kannst du erst mal zu mir kommen.“, bot die Frau mit einem sanften Lächeln an, „Ich hab sicher noch ein paar Sachen und was zu essen für dich.“ „Danke.“, sagte sie mit erstickter Stimme, „Aber ich weis noch nicht einmal, wie ich sie nennen soll.“ „Ich bin Mutter Fuchs.“, sagte sie mit einem breiten Grinsen. Rinoa lief wie auf heißen Kohlen auf und ab. Sie war besorgt darüber, wie Ash reagieren würde, wenn er die Leiterin fand. Sie betete dafür, dass er keine Dummheiten machte. „Los, vorwärts.“, hörte sie Ash Stimme. Sie war Eiskalt. Aber als sie in seine Richtung sah, war sie erleichtert. Eine Frau mittleren Alters lief vor ihm her, die Hände mit einem dicken Seil zusammen gebunden. Hinter ihr lief Ash, einen Jungen auf den Armen. „Rinoa, ich brauche dich.“, sagte der Blonde SEED. Während Rinoa zu Ash und dem Jungen ging, sorgten die anderen dafür, dass die Frau auf keine dummen Ideen kam. „Er wird wieder.“, sagte Rinoa mit einem sanften Lächeln. Vorsichtig legte sie ihre Hände auf die Brust des Jungen. Schon spürte sie, wie die Magie durch ihren Körper wanderte und in den Jungen überging. Fast Augenblicklich verschwanden die Blessuren. Sanft strich sie über seine Stirn und stand vorsichtig auf. „Er wird sich bald erholt haben.“, sagte Rinoa und wandte sich um, „Aber mit ihnen haben wir noch einige Sachen zu klären.“ Langsam schritt die Junge Hexe auf die Frau zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)