Final Fantasy 8 - Dawn of the Guards von Drako_Draconis (Artemesias Untergang war nur der Anfang) ================================================================================ Kapitel 23: Abschlussball mit Überraschungen -------------------------------------------- Der Nächste Tag war viel zu schnell gekommen. Die Nacht war einfach zu kurz. Langsam dämmerte Ash aus seinem Schlaf, geweckt von einem penetranten Klopfen an der Tür. Er warf einen Blick auf die Uhr und fluchte leise. Es war gerade kurz vor acht Uhr morgens. Trotz der knapp Zehn Stunden Schlaf fühlte er sich schlapp. Erneut hämmerte jemand gegen seine Tür. „Herein!“, rief er und setzt sich an den Bettrand. Mit einem leisen Zischen glitt die Tür beiseite und eine gut gelaunte Frau betrat das Zimmer. „Guten Morgen, Herr Timber.“, sagte sie überschwänglich, „Ich bringe ihnen ihre Uniform und würde bitten, sie auszuprobieren.“ Gegen den Wunsch seines Körpers stand Ash auf. Zum Glück hatte er sich eine schlechte Angewohnheit angeeignet: In seinen Straßensachen zu Schlafen. Im Vorbeigehen griff er sich den Kleidersack und verschwand im Bad. Schnell hatte er die Uniform an und schritt erneut durch die Tür. „Und was sagen sie?“, fragte sie erwartungsvoll. „Viel zu Eng. Da drin kann ich mich kaum bewegen.“, erwiderte er mürrisch. „Dann bringen sie die Uniform bitte in die zweite Etage. Dort wird sie geändert werden.“, sagte sie noch, dann war sie auch schon wieder verschwunden. Mit einem Seufzer ergab sich Ash. Der Tag würde wieder anstrengend werden, dass wurde ihm mit einmal klar. Der Weg in den Zweiten Stock schien heute besonders lang. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass sein ganzer Körper von der gestrigen Anstrengung schmerzte. Es fühlte sich an, als würde man ihm glühende Nadeln in die Muskeln rammen. Und das bei jedem Schritt. Und die Aussicht auf den Ball machte das alles auch nicht einfacher. Wenn er sich vorm tanzen drücken wollte, so würde Xell das auf keinen Fall mitmachen und ihn notfalls mit Gewalt auf die Tanzfläche bringen. Aber vielleicht hatte er ja Verständnis für seine Situation. Ash blieb vor der Gesuchten Tür stehen und lies den Letzten Gedanken noch einmal Revue passieren und kam zu der Erkenntnis das das nicht passieren würde. Ihr Ausbilder hatte sie niemals geschont, außer sie waren verletzt und selbst dann fand er noch immer eine Beschäftigung für sie. Seufzend ergab er sich in sein Schicksal und klopfte an die Tür. Ein gedämpftes Herein erklang. Der Aufforderung folgend betrat Ash das Zimmer. Mehrere Nähmaschinen standen in Reihe, daran saßen Personen und Arbeiteten schon tüchtig. „Du schon wieder.“, erklang eine Belustigte Frauenstimme. Ash sah in ihre Richtung. Sie hatte ihm schon die passende Anwärter-Uniform heraus gesucht. „Was kann ich für dich tun?“, fragte sie freundlich. „Die Uniform passt in keinster Weise.“, meinte Ash ruhig und hielt ihr den Kleidersack hin. Sie nahm ihn mit einem ernsten Blick an. Sie ließ ihren Blick zwischen ihm und Ash hin und her wandern. „Ich kann dir sagen, warum der nicht passt.“, sagte sie nach einer gefühlten Ewigkeit, „Die Uniform ist nicht für dich.“ Damit verschwand sie zwischen den Kleidersäcken, die an der Raumseite auf gehangen waren. Drei Reihen, und von der Eingangstür bis ans Ende des Zimmers. Ungläubig betrachtete Ash die Masse an Uniformen, die hier gelagert wurden. So viele Anwärter und SEEDs hatte der Garden doch gar nicht. Jedenfalls soweit er wusste. „Hier ist was für dich.“ Ash schrak zusammen und sah zur Seite. Sie stand neben ihm, einen neuen Kleidersack in der Hand und sah ihn verwirrt an. Ash nahm den Kleidersack entgegen und sah durch die Schutzfolie. „Da hinten sind Kabinen.“, meinte sie. Ash folgte dem Fingerzeig und verschwand in einer Kabine. Vorsichtig nahm er die Uniform aus dem Kleidersack und schlüpfte Hinein. Sie war anders. Sie sah aus wie eine Anwärter-Uniform, hatte aber die Farben und Muster der SEED-Uniform. Verwirrt verließ er die Kabine. Die Uniform saß perfekt. „Perfekt.“, meinte Ash, hob die arme und drehte sich einmal. „Freut mich wirklich.“, sagte sie freundlich, doch klang sie erschöpft. „Seit wann sitzt ihr hier?“, fragte er offen. „Die halbe Nacht.“, erwiderte sie und das Lächeln wurde schwächer, „Viele SEEDs kommen zum Ball und die ganzen Uniformen müssen wieder umgearbeitet werden. Es ist ein Horror.“ „Kann ich mir gut vorstellen.“, erwiderte Ash mit einem schwachen Lächeln. „Aber wenn ich euch dann so ansehe, weiß ich wenigstens, dass sich die Arbeit gelohnt hat.“ Ash sah sie noch einen Moment an, dann verschwand er wieder in der Kabine. Schnell war die viel zu lang getragene Straßenkleidung angezogen und das Offizielle im Kleidersack verstaut. „Und schafft ihr das bis heute Abend?“, fragte Cifer in die muntere Runde. „Immer!“, rief eine gut Gelaunte Selphie aus der Masse. Sie war, soweit er sie kannte, immer gut gelaunt. Ein wahrer Sonnenschein. Und diese Laune war ansteckend. Jeder im Ballsaal war mit Elan am arbeiten. „Seh du nur zu, dass das heute Abend klappt.“, rief sie zurück. „Immer!“, rief Cifer zurück und musste schmunzeln. Für den Heutigen Abend stand etwas ganz besonderes an und er freute sich wirklich schon sehr darauf. Rinoa hatte die Idee vor Monaten eingeworfen und Seitdem wurde daran gefeilt. Die alten SEEDs würden sie hassen lernen, aber das war ihnen egal. „Sind die Instrumente alle in Ordnung?“, fragte Selphie, die sich aus dem Pulk von Mitwirkenden befreit hatte und auf ihn zu kam. „Soweit so gut.“, erwiderte Cifer schulterzuckend, „Die anderen machen gerade den letzten Check, dann werden wir es sehen.“ „Ich freue mich schon richtig auf heute Abend.“, trällerte sie und sprühte vor Energie. „Dann übertreibe es nicht, so wie letztes Jahr“, sagte er lächelnd, „Nicht, dass du wieder einschläfst.“ „Ich doch nicht!“, rief sie überzeugt und riss eine Faust in die Luft. „Kommst du heute Abend mal zum Ball?“, fragte der stämmige, gebräunte Mann. „Ich glaube schon.“, erwiderte die blonde SEED unsicher. „Ist es mal wieder wegen mir?“ „Nein.“, sagte sie leise und lächelte ihn an, „Ich mag diese Veranstaltung einfach nicht. Die alten SEEDs sauen die Jungen so oft herunter und das will ich mir nicht mehr antun.“ Schweigend saßen sie nebeneinander. Beiden war diese Pause unangenehm, aber sie wussten nicht, was sie sagen sollten. Vorsichtig lies der große Mann seine Hand auf der Bank wandern. Sachte streichelte er ihre Hand und legte seine Hand auf ihre. Erst jetzt realisierte er, dass seine Hand fast doppelt so groß war. „Was ist denn los, Rai?“, fragte die Blonde und sah ihm in die Augen. Sie spürte, wie er mit sich rang, aber er wandte den Blick nicht ab. Enttäuscht sah sie zu Boden. Doch nur Sekunden später spürte sie seine andere Hand an ihrem Kinn. Sachte drehte er ihren Kopf, dass sie ihn ansah. „Ich liebe dich, Quistis.“, sagte er offen und sah ihr in die Augen. Sie begann zu Lächeln. Jetzt verstand sie, warum er so mit sich gerungen hatte. Sein Charakteristisches „mal“ hatte gefehlt. „Ich dich auch, du Dummkopf.“, erwiderte sie ernst. Doch bevor er etwas sagen konnte, hatte sie ihn schon zu sich herunter gezogen und jegliche Widerworte im Keim erstickt. „Ich bin heute Abend da.“, flüsterte sie, als sie sich nur eine Sekunde voneinander gelöst hatten. „Wollt ihr schon wieder los?“, fragte der ältere Mann. „Jetzt sei doch nicht so neugierig.“, erwiderte seine Frau scherzhaft. „Wir müssen uns langsam auf den Weg machen.“, antwortete die kratzige Stimme. „Leider.“, stimmte die Angenehme ein, „Aber wir werden wiederkommen.“ „Aber meldet euch vorher bitte an.“, meinte der Mann lächelnd, „Ansonsten gibt es weder Kekse noch Tee.“ „Das können sie uns doch nicht antun.“, rief die angenehme Stimme empört, „Nicht bei so leckeren Sachen.“ „Sowas kannst du doch nicht sagen, Cid.“, sagte Edea belustigt. Seufzend standen die beiden vermummten Gestalten auf. Eine bedrückte Stille entstand im Zimmer. „Ich wünschte, ich könnte hier bleiben.“, sagte die Angenehme traurig, „Aber irgendwann schaff ich auch das.“ Cid und Edea standen nun ebenfalls. „Unsere Türen stehen euch immer offen.“, sagte sie freundlich und lächelte den beiden zu. „Danke.“, sagten die beiden zeitgleich. Schon in der nächsten Sekunde waren sie verschwunden, so als wären sie nie da gewesen. „Komische Leute.“, sagte Cid und griff nach dem Tablett. „Das mag ja sein.“, sagte Edea nachdenklich, „Aber bei ihnen habe ich das Gefühl, als wären zwei meiner Kleinen wieder da.“ „Sie kommen doch wieder, Schatz, also freue dich lieber auf das nächste mal.“, erwiderte Cid lächelnd und verschwand in der Küche. Edea hatte sich schon halb herum gedreht, blickte dann aber noch einmal zurück. Wirklich nichts deutete darauf hin, dass sie so spät nachts noch Besuch gehabt hatten. Nur ein paar Krümel auf dem sonst makellosen Boden waren der einzige Beweis. Rinoa schreckte auf. Neben ihrem Kopf schien ein Fanfarenzug zu spielen. Erst nach ein paar Augenblicken erkannte sie, dass es Squalls Mobiltelefon war. Hastig sah sie neben sich und sah ihren Verlobten selig schlafen. In aller Ruhe griff sie nach dem Handy und nahm den Anruf an. „Wenn das nicht dringend ist, lege ich wieder auf.“, begrüßte sie den Anrufen freundlich. „Dann ist es nicht so wichtig.“, erwiderte die gut gelaunte Stimme von Squalls Vater, „Wollte eigentlich nur fragen, wie die Prüfung bei den anderen Gruppen gelaufen ist.“ „Drei Tote und mehrere Verletzte.“, antwortete Rinoa nüchtern. „Tut mir leid.“, sagte ihr Gesprächspartner aufrichtig, „Und wie geht es euch so?“ „Du kannst froh sein, dass ich mit Squall zusammen bin und nicht eine andere.“, sagte sie ernst, konnte sich ein schmunzeln aber nicht verkneifen. Es dauerte einen Moment, bevor Laguna reagierte. Entweder verstand er nicht, was sie damit meinte, und damit rechnete sie, oder er dachte wieder etwas Schmutziges. „Und warum?“, fragte er schließlich, doch konnte sie die Belustigung in seiner Stimme hören. „Weil er nichts hört, ansonsten wärst du jetzt wahrscheinlich Tod.“, antwortete sie ehrlich. Rinoa konnte Laguna schwer schlucken hören. „Er hat die letzten paar Tage nicht geschlafen. Als wir nach Hause gekommen sind, ist er wie ein Zombie ins Schlafzimmer gewankt, aufs Bett gefallen und sofort eingeschlafen.“, erklärte sie, während sie sich aus ihrer Decke schälte, „Und damit er nicht aufwacht, wenn jemand klingelt oder anruft, habe ich ihn mit einem Taubheitszauber belegt, der verschwindet, wenn er in Gefahr ist oder aufwacht.“ „Da bin ich ja beruhigt, dass ich noch ein wenig leben darf.“, sagte er belustigt, „Dann will ich euch auch nicht mehr stören.“ „Hättest auch ein paar Minuten früher drauf kommen können.“, erwiderte Rinoa sarkastisch und legte auf. Hastig schaltete sie das Telefon aus und sah auf die Uhr. Den halben Tag hatten sie schon verschlafen. Nach einem Schluck Wasser legte sie sich auch wieder hin. Vorsichtig kuschelte sie sich an ihren Verlobten. Nur Sekunden später spürte sie seinen Arm, der sich um sie legte. Der Tag war doch schneller herum gegangen, als es Ash lieb war. Unruhig stand er an der Wand des Ballsaals. Noch hatte die Zeremonie nicht begonnen. Als Squall die Leitung des Gardens endgültig übernommen hatte änderte er einige der Gewohnheiten. So wurden zu Beginn des Balls die SEED-Zeugnisse offiziell überreicht. Angeblich damit die alteingesessenen SEEDs die Neuen zu Gesicht bekamen. Doch noch fehlten der Direktor und auch seine Verlobte. „Sie sind ziemlich spät dran, oder?“, fragte er Xell, der neben ihm Position bezogen hatte. „Ja.“, meinte dieser knapp, „Aber die werden schon Auftauchen. Squall hat eine Vorliebe für solche Auftritte entwickelt.“ Wieder starrte Ash auf die Bühne. Noch immer hatte sich nichts getan. Wie bestellt und nicht abgeholt stand dort oben das Mikrophon. „Es tut mir gar nicht Leid, wenn ich euch habe warten lassen.“, erklang Squalls Stimme über die Lautsprecher des Saals, „aber ich hatte noch einen dringenden Termin mit meinem Kopfkissen.“ Sofort war Gelächter zu hören. Dann betrat er die Bühne. Seine Uniform saß wie angegossen und neben ihm betrat Rinoa das Sichtfeld. Ein cremefarbenes Kleid, das ihr bis zur Mitte der Oberschenkel ging. Angeblich trug sie das Kleid schon damals, als sie Squall kennen gelernt hatte. „Aber da ich nun schon mal hier bin, sollten wir anfangen.“, sagte der Direktor mit einem leisen, feierlichen Ton in der Stimme. Er winkte den Neuen zu und nacheinander betraten sie die Bühne. Die Reihenfolge war kurz vor Beginn des Balls ausgelost worden. Ash fühlte sich mehr als unwohl, da er der Erste war, der auf den Präsentierteller kam. Vorsichtig sah er zur Seite und sah in die Gesichter der SEEDs. Zu seinem Leidwesen erkannte er mehr und mehr Abneigung. Sie würden ihnen den Abend, wie immer, verderben. Es dauerte nur eine gute Minute, auch wenn es sie wie Stunden anfühlte. Doch letztendlich standen sie in Reihe und Glied auf der Bühne, die Augen auf die restlichen Gäste gerichtet. Erneut brandete ihnen eine Welle entgegen, die alles andere als Akzeptanz bedeutete. „Meine Damen und Herren.“, sagte Rinoa plötzlich, „Hiermit möchte ich sie alle zum Diesjährigen Abschlussball begrüßen.“ Langsam trat sie vor Ash und die anderen und sah zu den anderen Hinab. Und schlagartig änderte sich der Ausdruck in ihren Gesichtern. Auch wenn sie sie nicht freudestrahlend ansahen, so war doch wenigstens das hochnäsige verschwunden und einem neutralen Ausdruck gewichen. Entweder Rinoa hat sie verzaubert, oder mit einem Blick den Tod versprochen, raste es durch Ashs Kopf. Egal was es nun war, jetzt fühlten sie sich wesentlich besser. „Ich würde sagen, wir lassen das ganze Gerede weg und kommen gleich zur Ausgabe.“, meinte Squall und gesellte sich zu Rinoa. Dann traten Shou und Niida auf die Bühne. Beide mit einem Tablett voller Schriftrollen. Um jede war ein rotes Band gewickelt und mit dem Siegel des Gardens geschlossen. Feierlich stellten sie sich neben Squall und flankierten diesen. Dann wandte sich der Direktor um und ging die Reihe vor, bis er vor Ash stand. Ein breites Grinsen stand dem Direktor im Gesicht. Niida trat neben ihn und hielt ihm das Tablett hin. Ohne auch nur einen Blick darauf zu werfen nahm er die oberste Rolle und hielt sie Ash hin. Vorsichtig griff dieser nach ihr und langsam schloss sich seine Hand um das Papier. Doch Squall lies nicht los. Stattdessen lehnte er sich ein Stück vor. „Eigentlich sollte ich dich in einer Einzelzelle verrotten lassen.“, sagte er ernst, „Aber dann würden wir dein Unglaubliches Talent einfach wegwerfen.“ Erst nach diesem Satz ließ er die Rolle los und ging zum Nächsten. Dort wiederholte er die Prozedur. Für jeden hatte er noch einen letzten Rat oder aufmunternde Worte. Und endlich verstand Ash, warum seine Vorgänger ihn so mochten. Er konnte ein ganz schöner Arsch sein, aber das war nur gespielt, dass hatte er nun verstanden. Im Grunde war er ein herzensguter Mensch. Ein fähiger Anführer, zu dem man nur aufsehen konnte. Langsam sah er sich im Saal um. Und nacheinander fand er die Gesichter der Helden. Die Gruppe, die damals mit ihrem Direktor gegen Artemesia gekämpft und Gewonnen hatten. Jene SEEDs, die ihn Ausgebildet hatten. Sie alle hatten große Heldentaten vollbracht: die Hexe Edea gestürzt, ein Bündnis zwischen den großen Ländern geformt, die Hexe Adell besiegt. Und doch waren sie so normal. Wenn er es nicht gelesen und gehört hätte, hätte er es nicht geglaubt. Und nun stand er hier oben. Ebenfalls ein SEED. Würde er auch solche Heldentaten vollbringen? Aber lange konnte er nicht mehr darüber nachdenken. „Damit wären wir mit der Ausgabe am Ende.“, sagte Quall und schritt die Reihe wieder zurück, das Gesicht den anderen zugewandt. „Lasst den Abschlussball beginnen.“, sagte Rinoa, während sie zu ihrem Verlobten ging. Hastig huschten die frisch gebackenen SEEDs von der Bühne. Keine Sekunde zu Früh. Als Ash die letzte Stufe hinter sich gelassen hatte konnte er Zischen hören. Neugierig sah er zurück und staunte nicht schlecht, als sich Teile der Bühne geöffnet hatten. „Ich möchte um eine Freundliche Begrüßung bitten.“, rief Squall und sprang kurzerhand von der Bühne. Schon im nächsten Moment erhoben sich daraus die Musiker, die seit mehreren Jahren den Ball begleitet hatten. Angeführt von Cifer, Fu-Jin und Rai-Jin. Im Laufe der Jahre hatten sich viele Gefunden, die bei dieser Zeremonie mitwirkten. Es war schon ein imposanter Anblick, wie dort standen. Erneut sah sich Ash um. Die ganze Tanzfläche hatte sich schon mit Paaren gefüllt. Alles hochrangige SEEDs. Auch dieses Jahr würden sie es den Neuen nicht leicht machen Anerkennung zu finden. Und dann entdeckte er etwas Ungewöhnliches. Weiter hinten sah er drei bekannte Gesichter, die er hier aber niemals erwartet hatte. Schnellen Schrittes machte er sich auf. Der halbe Saal lag vor ihm und die Leute standen Dicht genug, um wie eine Wand zu wirken. Doch mit einem Dutzend Entschuldigungen und dem Vorsichtigen Gebrauch von Schultern und Ellenbogen kam er letztendlich an sein Ziel. „Was macht ihr denn hier?“, fragte er die Drei überrascht. Verwundert sahen sie ihn an, doch dann lächelten sie freundlich. „Wir haben ein längeres Gespräch mit deinem Direktor hinter uns. Er hat gesagt, dass wir bleiben können.“, erklärte Biggs. „Wir können nicht in Galbadia Bleiben und auch sonst haben wir keinen Platz.“, erklärte Jesse traurig, „In Galbadia sind wir Kriegsverbrecher, auf die nur das Erschießungskommando wartet. Wenn das AGM uns in die Hände bekommt ergeht es uns nicht anders. Und in Trabia und Esther kennen wir uns nicht aus.“ „Also hat dein Chef uns kurzerhand zum Sicherheitsdienst gesteckt.“, schloss Wedge den Bericht. Ash freute sich wirklich, dass die drei im Garden eine Chance erhielten. Sie waren keine Schlechten Menschen, das hatten sie in Timber bewiesen. „Und er hat uns eine Ausbildung zum SEED angeboten. Aber uns reicht der Sicherheitsdienst.“, meinte Biggs und musterte Ash eingehend. „Wie fühlt man sich so als SEED?“, fragte der große Mann neugierig. „Ihr werdet Lachen, aber es fühlt sich nicht anders an.“, erwiderte Ash Lächelnd. „Hast du denn keine Zweifel, ob das richtig ist, was du tust?“, fragte Jesse neugierig. „Doch klar. Aber ich habe meinen Grund gefunden, diesen Weg zu gehen.“, erwiderte Ash offen. „Dann erzähl mal.“, meinte Wedge neugierig und betrachtete ihn eingehend. „Ich will die Menschen beschützen. Vor Monstern und vor sich selbst.“, sagte Ash und wartete auf eine Reaktion der drei. „Wie bist du darauf gekommen?“, erkundigte sich Biggs neugierig. „Die Situation mit dem Mädchen in Timber ist mir in den Sinn gekommen. Und, ihr könnt ruhig Lachen, aber sie hat mir im Traum gedankt.“, sagte der SEED leise. „Warum sollten wir da lachen? Wir haben ähnliche Erlebnisse hinter uns und auch unser Ziel war das Beschützen.“, sagte Biggs und schlug Ash freundschaftlich auf die Schulter. „Nur leider sind wir dann auf die Lügen des AGM hereingefallen und standen plötzlich bei denen, die wir aufhalten wollten.“, erklärte Wedge offen. „So schnell kann es gehen.“, meinte Ash grinsend, „Aber ihr seid hier in Sicherheit, solange der Direktor das will.“ „Und das will er.“, erklang Squalls Stimme plötzlich hinter ihm. Langsam dreht Ash sich um. Squall und Rinoa standen hinter ihnen. „Guten Abend, Sir.“, sagte er zu Squall und wandte sich dann zu Rinoa, „Auch euch einen schönen Abend, werte Lady.“ Rinoa grinste ihn an. „Warum denn so höflich?“, fragte sie belustigt. „Hexe klang in dem Moment etwas falsch.“, erwiderte Ash und kratzte sich am Kopf. Plötzlich schwieg die Musik. Neugierig drehten sich alle Anwesenden in Richtung Bühne. Die Tanzfläche war wie leer gefegt. Plötzlich trat eine junge Frau aus der Masse. Sie ging in Ashs Klasse und das konnte nichts Gutes bedeuten. Das knöchellange Kleid war seitlich geschlitzt und perfekt fürs Tanzen geeignet. „Was haben die denn jetzt schon wieder vor?“, fragte Squall und klang ein wenig genervt. „Beruhig dich, Schatz, du wirst es schon früh genug sehen.“, erwiderte Rinoa grinsend. Nun stand die junge Frau in der Mitte der Tanzfläche und sah sich suchend um. „Auf wen wartet sie?“, fragte sich Ash leise. Doch dann war es schon zu spät. Ein Stoß in seinen Rücken ließ ihn zwischen den SEEDs nach vorne Taumeln. Als er sich wieder gefangen hatte stand er auch schon auf der Fläche, nur ein paar Schritte von der Tänzerin entfernt. Hastig drehte er sich um und suchte den Schuldigen. Es überraschte ihn hingegen gar nicht, als sein Ausbilder ihn angrinste. „Sollen wir?“, fragte die Tänzerin. „Habe ich denn eine andere Wahl?“, erwiderte er die Frage und drehte sich um. Sie setzte ein schelmisches Grinsen auf und antwortete mit einem kurzen, eindeutigem „Nein“. Dann setzte die Musik wieder ein, erst leise wie ein Flüstern, aber immer lauter werden. Und Ash wollte Xell am liebsten erwürgen, als er die Musik erkannte. So einen Tanz vor allen Anwesenden zu vollführen grenzte schon an Körperverletzung, besonders wenn jemand Besonderes dabei war. Noch einmal lies Ash seinen Blick über die Anwesenden wandern. Dann sah er ihre roten Augen. Vine sah ihn verwirrt an. Er versuchte sich Still zu entschuldigen und hoffte, dass sie es verstand. Dann wandte er sich seiner Tanzpartnerin zu. „Bringen wir es hinter uns.“, sagte er trocken. „Was wird das?“, fragte Vine ihre Umgebung. Sam und Niko standen grinsend neben ihr. „Glaub mir, das wird die Hölle für ihn.“, sagte Sam ohne sein Grinsen zu verbergen. „Da hat sich Xell aber was ganz schön böses ausgesucht.“, stimmt Niko dem Großen zu. „Was soll das?“, fragte Vine erneut, diesmal energischer. „Xell will das er Tanz.“, erörterte Sam das offensichtliche. „Tango.“, ergänzte Niko grinsend. Ungläubig starrte Vine auf die Tanzfläche. Sie hatte schon einmal einem Paar zugesehen, als sie im Galbadia-Garden für einen Ball geübt hatten. Und dieser Tanz war wirklich nichts Gewöhnliches. Und dann ging es los. Vine folgte den Bewegungen der Beiden mit den Augen. Es war ein unglaubliches Schauspiel. Als hätten die beiden ihren Lebtag nichts anderes gemacht. Aber so fasziniert sie auch war, tat es ihr weh. Dieser Tanz versprach gerade zu mehr als ein paar Tanzschritte. Wie sie sich eng aneinander drängten, sich aneinander schmiegten. „Der gibt sich echt keine Mühe.“, sagte Sam plötzlich und nippte an seinem Sekt. „Was willst du auch erwarten?“, fragte Niko neugierig, „Wenn es Vine gewesen wäre, würde er sich nicht zurückhalten.“ Ungläubig sah sie von einem zu anderen. „Er hält sich zurück?“, fragte sie vorsichtig. „Ja, er war der beste aus der Klasse. Auch wenn er diesen Tanz immer gehasst hatte, gerade wegen der Nähe, hatte er alle in die Tasche gesteckt.“, erklärte Niko offen. Wieder sah sie zu dem tanzenden Paar. Und jetzt bemerkte sie es. Ash Bewegungen wirkten, im Gegensatz zu seiner Tanzpartnerin, verkrampft. Wieder trafen sich ihre Blicke. Und nun verstand sie auch den Ersten. Er wollte sich dafür entschuldigen. Unmerklich setzte sie ein Lächeln auf und nickte Schwach. Schon im nächsten Augenblick erwidere er die Geste. Plötzlich waren seine Bewegungen fließender, entspannter. Jetzt zeigte er, was er konnte. Und auch wenn Vine am liebsten mit der Tänzerin getauscht hätte, konnte sie den Blick nicht davon abwenden. Jede Bewegung, jede Berührung war sinnlich, verführerisch. „Endlich hat er den Dreh wieder raus.“, erklang Xells Stimme neben ihr. „Entschuldige, ich wollte dir den Abend nicht verderben.“, sagte er nun an Vine gerichtet, „Aber ich wollte den alten SEEDs endlich mal zeigen, was die Neuen so drauf haben. Und er ist ein Paradebeispiel.“ „Es geht schon.“, erwiderte sie und rang sich zu einem Lächeln, „Aber warum kann es das so gut?“ „Ich habe sie verschiedene Tänze lernen lassen. Walzer, Tango, Samba und einige mehr.“, erklärte er offen, „Ich habe gedacht, dass es ihnen helfen würde, ein Gefühl für ihren Körper und den des Gegenüber zu geben. Und siehe da, es hat funktioniert.“ Mit einem schnellen Blick sah sie ihn an. Ein breites Lächeln stand in seinem Gesicht, während er sich im Raum umsah. Sie folgte seinem Blick und versuchte nicht an dem Tanzpaar hängen zu bleiben. Auch wenn es sie einige Überwindung kostete wollte sie den Anblick doch nicht vermissen. Die Alteingesessenen SEEDs standen da und staunten nicht schlecht. Einigen stand sogar der Mund ein Stück offen. Damit schienen sie nicht gerechnet zu haben. Aber um ehrlich zu sein glaubte Vine nicht daran, dass irgendjemand damit gerechnet hättet. Plötzlich verstummte die Musik. Ruckartig sah sie wieder auf die Tanzfläche. Ash und die Tänzerin schienen in der Bewegung eingefroren zu sein. Vine hingegen konnte die beiden nur ungläubig ansehen. Sein Arm lag um ihrer Hüfte und ihr Bein um seiner. Sie hatte sich so weit zurück gelehnt, dass man denken konnte, dass sie gleich stürzte. Ihre Arme waren nach hinten ausgestreckt, während sein Gesicht nur wenige Zentimeter von ihrem Bauch entfernt war. Vor ihrem inneren Auge veränderte sich die Szene plötzlich drastisch. Sie hatte mit der Tänzerin getauscht. Schlagartig schoss ihr das Blut ins Gesicht. Die Szene war für mehrere Sekunden eingefroren, bis die Anwesenden begannen zu Applaudieren. Auch Vine stimmte in diesem Sturm mit ein. „Vine?“, hörte sie eine zu bekannte Stimme hinter sich. Als sie sich umdrehte sah sie in das Gesicht ihres Ausbilders Irvine Kinneas. „Kann ich kurz mit dir sprechen?“, fragte er vorsichtig. Und an seinem Tonfall merkte sie schon, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Vorsichtig richtete sich Ash wieder auf. Er hätte sie auch einfach loslassen können, aber das war nun mal nicht seine Art. Er half ihr wieder in einen sicheren Stand und verbeugte sich dann. Endlich hatte er diese Tortur hinter sich. Aber es schien wirklich Eindruck geschunden zu haben. Suchend sah er sich nach Vine um, fand sie aber nirgends. Schnellen Schrittes war er bei Xell. „Wo ist Vine?“, fragte er ohne Um schweife. Er antwortete nicht, sondern zeigte hinter sich auf den Ausgang. Ash drängte sich durch die noch immer applaudierenden Anwesenden und ignorierte ihre Glückwünsche über die erbrachte Leistung und die freundschaftlichen Schläge auf die Schulter. Seine Gedanken waren ein heilloses Durcheinander. Warum war sie gegangen? Hatte er sie mit dieser Tanzeinlage verletzt? Hatte er ihren Blick und das Lächeln falsch gedeutet? Endlich hatte er es geschafft sich aus dem Saal zu kämpfen. Dann sah er sie schon. Sie sah hinauf zu den Sternen, die Hände hatten sich fest um das Geländer gelegt. Vorsichtig ging er auf sie zu. „Vine?“, fragte er leise, „Ist alles in Ordnung?“ Es war eine der dümmsten Fragen, die er stellen konnte. Aber was sagte man in so einer Situation? Vorsichtig sah sie ihn an. Ihre Augen waren gerötet und eine dünne Spur Tränen war noch zu erkennen. Sofort verkrampfte sich sein Herz. „Nein, ist es nicht.“, sagte sie plötzlich, mit einem bitteren Ton in der Stimme. Langsam sah Ash auf und in ihre Augen. Trauer und Wut spiegelten sich darin. Er wollte gerade etwas sagen, da fuhr sie fort. „Ich muss Morgen zurück nach Galbadia.“ Und kaum hatte sie das Gesagt, drehte sie sich zu ihm. Ash brauchte einige Sekunden um das gehörte zu verstehen. „Aber warum?“, fragte er leise. „Befehl vom Direktor.“, erwiderte sie ebenfalls leise, „Alle sollen zurück in den Garden kommen.“ Langsam ging er auf sie zu. „Du könntest Squall fragen, ob du nicht hier bleiben kannst.“, platzte es aus Ash heraus. „Keine Chance.“, erwiderte sie und lächelte schwach, „Wenn unser Direktor sich etwas in den Kopf gesetzt hat, lässt er nicht mehr los.“ Endlich hatte er sie erreicht. Wenige Zentimeter trennten sie nur noch. Nein, er wollte sie nicht gehen lassen. Und wenn er sich dafür gegen den ganzen Galbadia-Garden stellen musste. Vorsichtig legte er seine Arme um sie und zog sie an sich heran. Es gab noch etwas, was er ihr sagen wollte. Aber er wusste, dass er damit keinem helfen würde. So begnügte er sich mit dem Gefühl, sie in den Armen halten zu können. „Ich will nicht weg von hier.“, flüsterte sie, „Ich habe hier endlich Freunde gefunden.“ Langsam schloss sie ihre Arme um Ash und schmiegte sich an ihn. „Ich habe dich gefunden.“ Auch wenn er diese Worte gehört hatte, verstand er sie nicht. Schmerz hatte den Verstand betäubt, jegliches denken ausgeschaltet. Sekunden wurden zu Minuten. Regungslos standen Ash und Vine in ihrer Umarmung. Weder hörten sie auf das Kichern der Vorbeigehenden, noch das was sie sagten. Für einen Moment gehörte ihnen ihre eigene kleine Welt. „Zu schade, dass sie schon gehen muss.“, erklang eine Männerstimme. Ash sah auf. Aus Richtung des Saals kam eine Gruppe von Männern. Den Uniformen nach waren SEEDs. „Da hast du recht.“, erwiderte ein anderer, „Da müssen wir ja zusehen, dass wir heute noch auf unsere Kosten kommen.“ Rasch hatte Ash die Umarmung gelöst und fuhr herum. Sein Gefühl, dass der Abend doch anstrengend werden sollte, schien sich zu bewahrheiten. „Lasst sie in Ruhe.“, sagte er ernst. Er versuchte sich seine innere Zerrissenheit nicht anmerken zu lassen. Im Endeffekt war es aber nutzlos, da sie bestimmt genug gesehen und gehört hatten. „Willst du denn wirklich zulassen, dass sie verletzt wird?“, fragte der Anführer der Gruppe. Nein, das war das letzte, was er wollte. Er würde sie nicht an sie heran lassen, soviel war sicher. „Verschwinde.“, befahl er ihr. „Ich lass dich nicht alleine!“ „Sie wollen dich, also verschwinde!“, sagte er nun energischer, „Ich werde schon mit ihnen fertig.“ Ash sah über die Schulter in ihre besorgten Augen und grinste. „Vergiss nicht, ich hab schon schlimmeres Überstanden.“ Sie nickte schwach und ging langsam rückwärts. Ash hingegen richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Gegenüber. Die Gruppe umfasste ein ganzes Dutzend. Langsam kamen Ash Zweifel, dass er sich doch übernommen hatte. Gegen Anwärter hätte er kaum Probleme gehabt, aber das hier waren professionelle Söldner. Aber er musste Vine wenigstens Zeit verschaffen. „Tja, dein Pech.“, sagte der Anführer der Gruppe. Und im Nächsten Moment hörte er hinter sich einen Schrei. Panisch fuhr Ash herum. Als er Vine sah weiteten sich seine Augen vor Schreck. Hinter ihr Stand ein weiterer Mann und hielt ihr ein Messer an die Kehle. „Ich würde sagen, wir schnappen uns erst den Kleinen.“, schlug einer vor, „Dann können wir diesem Möchtegern-Ausbilder zeigen, dass er doch nichts kann.“ „Gute Idee.“, stimmte der Erste zu, „Und dann können wir mit der Kleinen unseren Spaß haben.“ „Das werde ich nicht zulassen.“, erwiderte Ash aufgebracht. Wenn sie etwas gegen Xell hatten, hätten sie ihn gleich angreifen können. Aber das sie auch noch Vine da mit hinein zogen war zu viel. „Ach ja, nur zur Warnung.“, wandte sich der Anführer an Ash, „Wenn du zurück schlägst, kriegt deine Süße ein neues Grinsen.“ Während er das sagte zog er mit den beiden Zeigefingern eine Linie, vom Mund bis zu den Ohren. Und Ash wusste, dass er es befehlen würde. Damit verringerten sich seine Chancen geradezu auf null. Dann begann der Tanz. „Ash.“, flüsterte Vine leise, doch dann war schon wieder das Messer an ihrer Kehle. „Halt die Klappe!“, befahl der Mann leise und streng. Aber sie machte sich keine Sorgen um sich. Am liebsten hätte sie ihm zugerufen, dass er keine Rücksicht nehmen sollte. Aber sie wusste, dass er das nicht tun würde. Stumme Tränen kämpften sich den Weg an die Oberfläche, während sie dem schrecklichen Schauspiel folgen musste. Die Gruppe stürzte sich ohne Vorwarnung auf ihn. Beine und Arme, Schläge und Tritte aus allen Richtungen. War er einem Angriff ausgewichen trafen schon zwei weitere. Und sie würden nicht von ihm ablassen, wenn er am Boden liegen würde. „Sieht so aus, als würde dein Freund sang und Klanglos untergehen.“, sagte ihr Peiniger freudig. Vine wäre am liebsten zusammengebrochen. Aber sie durfte keine Schwäche zeigen. Sie dürfte sich nicht brechen lassen. „Und danach bist du dran.“, flüsterte er in ihr Ohr. Sie schloss die Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Es musste doch einen Ausweg geben. Plötzlich war das Messer verschwunden und sie stolperte nach vorne. Ein paar Arme fing sie auf. Verwirrt sah sie auf und in Jesses grüne Augen. „Was?“, war das einzige, was sie sagen konnte. Dann drehte sie sich um. Der SEED kniete am Boden, die Arme in einer schmerzhaften Pose nach hinten gezogen, und in seinem Rücken entdecke sie Wedge. „Alles in Ordnung bei dir?“, hörte sie die Frage der jungen Frau. Aber ihre Gedanken schossen Schlagartig weiter. Sie fuhr herum und Schrie seinen Namen. Ash kniete am Boden und hielt sich den Bauch. Der letzte Tritt war doch kräftiger als er erwartet hatte. Als er auf sah näherten sich schon die nächsten beiden Angreifer. Aber er war am Ende. Es waren zu viele, zu kräftige Treffer in zu kurzer Zeit. Kaum war ein Angriff erwischten ihn mehrere in kurzer Folge. Hätte er nur für sich gekämpft wäre er nicht so sang und klanglos untergegangen. Aber da sie Vine hatten, blieb ihm kaum eine Wahl. Der Rest der Gruppe hatte sich ein Stück zurückgezogen um ihren beiden Kameraden nicht im Weg zu sein. Sie hatten gerade zum Angriff angesetzt, dann ging alles zu schnell. Zwei Schemen schossen an ihm vorbei und beförderten die Angreifen mit einem gezielten Angriff ins Traumland. „Kann man dich nicht einmal alleine lassen?“, fragte der eine. „Wie hast du denn nur die Prüfung geschafft?“, erkundigte sich die andere. Ash brauchte einige Augenblicke um die beiden zu erkennen. Sam und Niko grinsten ihn an als wäre nichts gewesen. „Drei gegen Zehn! Ihr seid immer noch in der Unterzahl!“, reif der Anführer siegessicher. „Wir wollten ihm nur eine kurze Pause verschaffen.“, sagte Niko und wandte sich zum gehen. „Außerdem steht es Zehn zu zwei, also denkbar schlecht für euch.“, setzte Sam hinzu und folgte seinem Freund. „Zwei?“, fragte Ash leise, ohne den Blick von seinen Gegnern abzuwenden. Plötzlich packte ihn eine Hand am Oberarm und zog ihn auf die Beine. „Alles noch dran?“ Ash sah verwirrt zur Seite. Sein Ausbilder grinste ihn unbekümmert an. Plötzlich rückte all das in den Hintergrund. In einem Ruck fuhr Ash herum. Vine saß am Boden und sah ihn mit verwässerten Augen an. Neben ihr kniete Jesse, ein Messer kampfbereit in der Hand. Ein Stück hinter den beiden erkannte sie den hinterhältigen Angreifer und Wedge, der ihm inzwischen Hand und Fußfesseln angelegt hatte. „Ja, jetzt ist alles in Ordnung.“, antwortete Ash und wandte sich wieder nach vorn. Langsam und sicher ging er in Richtung der Angreifer. „Zu dumm für euch, dass ich mich nicht mehr zurückhalten muss.“, sagte er wütend. Ein wütender Befehl wurde gebrüllt, dann kam die Meute schon auf die beiden Kämpfer zu. „Zeigen wir ihnen, was wir können.“, sagte Xell mit fester Stimme. „Gerne.“, erwiderte Ash ruhig. Doch dann brach seine ganze Wut aus ihm heraus. Vine Traute ihren Augen nicht. Ash und sein Ausbilder wütenden zwischen ihren Gegner wie zwei Berserker. Sie steckten einen Treffer nach dem anderen ein, doch diese schienen wirkungslos an ihnen zu verpuffen. Es dauerte höchstens drei Minuten, da lagen acht der zehn Kampfunfähig am Boden. Unter den beiden letzten war auch der Anführer dieses Überfallkommandos. „Bin ich froh, dass ich nicht mehr auf der anderen Seite stehe.“, sagte Wedge beeindruckt. „Kannst du Laut sagen.“, stimmte Jesse bei. Vine betrachtete die Szene schweigend. Der Schock saß immer noch tief. Aber es war noch nicht vorbei. „Schnapp dir die Göre und mach sie kalt!“, Befahl der Anführer plötzlich. Und der andere folgte dem Befehl sofort. Ohne Vorwarnung sprintete er los. Im Rennen schickte er Xell mit einem Schlag des Ellenbogens auf die Bretter. Ash sprang in seinen Weg, doch es war vergebens. Kaum hatte der junge SEED den Boden berührte, traf ihn schon die Faust wie ein Dampfhammer und lies ihn zusammenbrechen. Plötzlich war Bewegung in die Galbadianerin gekommen. Jesse rannte geduckt auf den Mann zu, das Messer bereit zum Streich, jedoch vergebens. Geschickt wich der andere aus und seine Faust traf ungebremst ihren Kopf. Sie hörte Wedge hinter sich schreien, dann war er auch schon an ihr vorbei. Diesmal versuchte sein Gegner nicht einmal auszuweichen. Wedge ließ seine Faust gerade nach vorne schnellen. Aber für den Kampferprobten SEED war er viel zu langsam. Binnen eines Wimpernschlages hatte er den Arm des Galbadianers abgefangen und seine Hand wie einen Schraubstock darum gelegt. Schon im nächsten Moment riss er den Mann herum und lies ihn unsanft gegen den Wand schlagen. „Und jetzt zu dir.“, sagte der SEED und drehte sich in ihre Richtung. Zwei Schritte ging er normal, dann sprintete er. Vine war unfähig sich zu bewegen, wegrennen war in den Schuhen unmöglich und sie brauchte es auch nicht mit einem lächerlichen Angriff versuchen. Dieser Mann war ein Profi. „Jetzt hab ich dich!“, schrie er und streckte seine Hand nach ihr aus. Wie in Zeitlupe kam sie näher, Millimeter für Millimeter. Sie konnte seine Hand schon an ihrem Hals fühlen, wie er langsam und genüsslich zudrückte. „Glaube ich nicht.“, sagte plötzlich jemand neben ihm. Schlagartig lief die Zeit wieder in normalem Tempo. Plötzlich war in ihrem Sichtfeld ein Bein, was ungebremst auf seinen Magen traf. Die Reaktion seines Körpers wirkte Grotesk, wie ein Klappmesser, das auf die Letzten Millimeter klemmte. Arme und Beine wurden nach vorne gerissen, als sein Körper auf das Hindernis traf. Dann war das Bein wieder in Bewegung und setzte seine Reise noch ein Stück fort, schleuderte den Gegner zu Boden. „Bist du verletzt?“, hörte sie die Stimme. Verwirrt sah sie zur Seite. Eine dünne Spur Blut lief von der Schläfe abwärts. Sie hatte das blonde Haar am Ansatz rot gefärbt und tropfte am Kinn ungehemmt auf die schwarze Uniform-Jacke. Nur langsam konnte sie den Blick davon abwenden und ihrem Gegenüber ins Gesicht sehen. Vorsichtig hob sie die Hand und strich ihm eine Verirrte Strähne aus dem Gesicht. „Mir geht es gut.“, erwiderte sie leise, bevor sie sich an ihn lehnte. „Danke, Ash.“ Gerade noch rechtzeitig hatte er sich gefangen. Auch wenn Jesse und Wedge ihn nicht aufhalten konnte, so hatten sie ihm doch wichtige Sekunden verschafft. Und er hatte ihn noch rechtzeitig erreicht und Ausgeschaltet. Als er dann noch Vines Stimme hörte fiel ihm endgültig ein Stein vom Herzen. Er wollte nicht mehr als sie nur noch ihn seine Arme zu schließen und diesen ganzen Tag abschließen. „Irgendwann kriege ich euch!“, schrie plötzlich jemand. Ohne Hektik sahen die beiden in die Richtung. Der Anführer der Gruppe suchte gerade das Weite und hastete den Gang entlang. Plötzlich schoss ein Arm um die Ecke und traf ihn am Brustkorb. Unsanft landete er auf dem harten Boden. „Doch gut, dass ich immer die Armwaffen hatte.“, hörten sie eine Neue Stimme. Biggs kam um die Ecke geschlendert und rieb sich den Unterarm. „Und sowas nennt sich SEED, da sind die Anwärter ja noch anspruchsvoller.“, meinte er grinsend, bevor er ihn in Ketten legte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)