Final Fantasy 8 - Dawn of the Guards von Drako_Draconis (Artemesias Untergang war nur der Anfang) ================================================================================ Kapitel 5: Ein (fast) normaler Tag ---------------------------------- Fünf Tage waren seit dem Turnier vergangen und der Tagesablauf im Garden ging wieder einen geregelten Gang. Ash befand sich, wie die restlichen Tage auch, bei Dr. Kadowaki in der Krankenstation. Seit seinem Turniersieg wurde er jeden Tag durch das Röntgengerät geschoben. „Und wie sieht es heute aus?“, fragte er Ash gelangweilt. Er lag schon eine halbe Stunde auf der Liege. „Wir sind gleich fertig.“, meinte die Ärztin freundlich. Hatte sie das nicht schon vor zehn Minuten gesagt, fragte sich Ash. „Willst noch ein wenig Musik?“, fragte die Ärztin über die Sprechanlage. „Ich will einfach nur hier raus.“, entgegnete Ash patzig. Langsam reichte es ihm. Wenn das so weiter gehen würde, könnte er Ende nächster Woche ohne extra Licht lesen. Dann ertönte das erlösende Piepen des Gerätes. Ein erleichterter Seufzer entfuhr ihm, als sich das Gerät langsam zur Seite bewegte. Vorsichtig, um seinen Kreislauf nicht zu überanstrengen, kletterte er von der Liege und ging in Richtung des Arztzimmers, wo der Doktor gerade die Röntgenbilder Auswerten dürfte. „Und was haben sie für Neuigkeiten für mich?“, erkundigte sich der SEED-Anwärter. „Eine gute und eine Schlechte. Welche möchten sie zuerst hören?“, fragte Dr. Kadowaki im Typischen Ton eines Arztes. „Wenn so ist, die Schlechte.“, meinte Ash und setzte sich auf den Patientenstuhl. Vor seinen Augen füllte sich sein Kalender mit Terminen fürs Röntgen, und allerlei Operationen. „Die Schlechte Nachricht ist, dass wir uns hoffentlich so bald nicht mehr sehen sollten.“, sagte der Arzt mit einem Lächeln, „Und die Gute ist, dass alles wie gewollt geheilt ist.“ „Das sind die besten Nachrichten, die ich seit einer Woche gehört habe.“, sagte Ash und versuchte nicht einmal seine Freude im Zaum zu halten. „Wenn du das nächste Mal so zu mir Kommst, Gips ich dich Komplett ein.“, meinte die Ärztin lachend und schickte ihn heraus. Einer Bitte, der er nur zu gerne Folge leistete. Ein Blick auf die Digitale Uhr um Verbindungsgang verriet ihm, dass es gerade mal halb neun war. Wenn er sich beeilen würde könnte er sogar noch was zu Essen in der Mensa bekommen. Auf halber Strecke sah er Niko aus der anderen Richtung zur Mensa schlendern. „Und was hat der Doc gesagt?“, erkundigte sich sein Freund neugierig. „Nichts, außer das ich wieder ganz bin.“, meinte Ash lächelnd. „Außer den paar Schrauben, die in deinem Kopf fehlen.“, erwiderte Niko grinsend. „Ja, aber die sind schon lange abgeschrieben.“ Zusammen schlugen sie sich zur Mensa durch. Der große Saal wies eine penible Anordnung der Tische und Stühle auf, die auf den ersten Blick doch recht chaotisch wirkte. Aber in den drei Jahren, die sie Mittlerweile hier waren, hatten sie genügend Zeit gehabt, sich darüber Gedanken zu machen. „Und weist du, wie es dem andern geht?“, erkundigte sich Niko als sie an dem Buffet standen. „Als ich das letzte mal mit ihm Gesprochen habe, wusste er seit seinem Sieg im Halbfinale nichts mehr.“, erklärte er während er sich ein paar Brotscheiben samt Belag auf sein Tablett lud. „Schon komisch die Sache.“, meinte Niko und tat es seinem Freund gleich, „Aber ich hab auch gehört, dass er ne ganz schöne Dosis BloodyMoon im Blut gehabt haben soll.“ Ash sah ihn nur fragend an. Niko war immer bestens informiert. Ob es nun die Lokalen Nachrichten waren oder Sache, die niemand wissen konnte, er wusste es. Es wurde schon lange spekuliert, wer sein Informant war, aber es gab keine Schlüssigen Beweise. Es wurde auch gemunkelt, dass er ein Profi-Hacker wäre den Esthar in Balamb eingeschleust hatte, um sie auszuspionieren. Als sie sich am Buffet ausgetobt hatten gingen sie zu ihren gewohnten Plätzen. „Sag, mal, wo ist Sam eigentlich? Der Verpasst doch nie eine Gelegenheit zum Essen?“, erkundigte sich Ash. „Keine Ahnung wo der sich rum treibt. Er war auch nicht auf seinem Zimmer.“, erklärte Niko und machte sich an sein Frühstück. Niko sah kurz auf und seufzte. Ash wusste, dass jemand, der eigentlich nicht dorthin gehörte, auf dem Weg zu ihnen war. „Morgen Jungs.“, schnurrte eine Mädchenstimme. Ash sah den Neuankömmling an. Eng anliegende Kleidung, die an Lack oder Leder erinnerte. Der Reißverschluss des Oberteils war bis zum Bauchnabel geöffnet, darunter war die nackte Haut zu sehen. Die Füße steckten in Stöckelschuhen, in denen sich jede andere die Füße gebrochen hätte. Die langen roten Haare waren zu einem Zopf gebunden und auf der Nase trug sie eine schmale Sonnenbrille, die ihre braunen Augen verdecken sollten. „Was willst du, Caro?“, fragte Ash sie genervt. „Aber was soll denn so eine gemeine Frage?“, entgegnete sie mit honigsüßer Stimme. Caroline Stone war eine von diesen Personen, die sich immer den größten Bekanntheitsgrad heraussuchten. Es war eine von den Personen die Ash am wenigsten leiden konnte. Solange dein Name auch nur eine Randerscheinung war, konntest du das Glück haben, Caroline zu treffen. Und wenn, war es meist nur für eine Nacht. Einen Festen Freund hatte sie seines Wissens nach noch nie. „Weil ich wissen will, warum du mich belästigst?“, fragte er erneut und spürte die Aggression in seiner Stimme. „Ich wollte dich doch nur mal sehen, Ash.“, sagte sie beleidigt und beugte sich ein Stück zu ihm herunter, sodass er einen noch besseren Blick in ihren Ausschnitt gehabt hätte. Er hingegen versuchte sie zu Ignorieren, was bei dieser Aufdringlichkeit ziemlich schwer war und versuchte sich auf sein Essen zu konzentrieren. „Komm schon, sag doch mal was.“, forderte sie ihn auf. Mit einem seufzen wandte er ihr den Kopf zu und sah ihr in die Augen. „Es tut mir Leid, wenn ich mit dir nicht reden will, aber ich habe Hunger.“, erklärte er und versuchte sie nieder zu starren. „Aber mich kannst du doch auch vernaschen.“, gab sie anzüglich zurück. „Entschuldige, aber da hat mein Essen schon einen deutlich höheren Unterhaltungs- und Nährwert als du es haben könntest.“, sagte er kalt und wendete sich wieder seinem Essen zu. „Warum bist du so gemein? Ich wollte doch nur mal freundlich sein.“, herrschte sie ihn mit gespieltem Drama an. „Dabei hab ich mich doch extra Schick für dich gemacht.“ Jetzt war das Maß voll, dachte sich Ash. Mit einem Ruck stand er auf, wobei er fasst den Tisch umgeworfen hätte, und wendete sich Caroline zu. Sie war einen Schritt nach hinten gegangen und sah ihn nicht mehr so sicher an. Er fixierte ihre Augen mit den seinen und ging langsam auf sie zu. „Willst jetzt wohl doch.“, fragte Caro mit einem verführerischen Lächeln. Ash lächelte sie ebenfalls an, wobei seines eher an das eines entflohenen Geisteskranken erinnern dürfte. Dann lies er seine Hände nach vorne schnellen. Eine packte den Reißverschluss, die andere den Bund der Jacke. Mit einem unsicheren Ausdruck sah sie ihn jetzt an und er konnte förmlich die Panik spüren, die von ihr Ausging. So blieb er ein paar Sekunden stehen. Die gesamte Mensa sah sie in der Zwischenzeit an. Dann riss er den Verschluss nach oben, bis er am Kragen des Oberteils zum stehen kam. Erschrocken wich sie erneut einen Schritt zurück und stieß an einen der Tische. „Wenn du nochmal so vor mir auftauchst, rufe ich den Sicherheitsdienst.“, sagte Ash mit Fester Stimme und ging zurück zu seinem Platz, wo sein Essen auf ihn wartete. „Ach ja, und warum?“, fragte Caro wütend. „Wegen sexueller Belästigung.“, sagte er trocken und beachtete sie nicht weiter. Zuerst sah sie ihn ungläubig an, dann verließ sie stürmisch die Mensa. „Endlich Ruhe.“, meinte Niko freudig und aß weiter. Auch Ash widmete sich seinem Essen. Er hatte das Gefühl doch recht grob mit der Situation umgegangen zu sein. Aber er konnte sie wirklich nicht leiden. Immer war es dasselbe. Knappe Kleidung, die man im besten Fall noch so nennen konnte. Dumme und Anzügliche Sprüche, den ganzen Tag, als ob man an einer Söldner-Elite-Schule nichts Besseres zu tun hätte, als Kerle auf zu reißen. „Sag mal, hatte die eigentlich mal einen festen Freund?“, erkundigte Ash sich neugierig bei seinem Allwissenden Klassenkameraden. „Nicht das ich es wüsste.“, gab dieser zurück, was schon einiges heißen sollte. Der Rest des Frühstücks lief zum Glück Ereignislos ab. „Was machen wir im Moment im Unterricht?“, erkundigte sich Ash auf dem Weg zu den Fahrstühlen, die sie in den Ersten Stock und somit zu den Klassenräumen brachte. „Wir gammeln zurzeit nur rum. Alles dreht sich im Moment um die Praktischen. Meist gehen wir de Regeln und Verhaltensweisen durch.“, erklärte Niko gelangweilt. Es waren nicht wirklich viele Regeln, die sie zu befolgen hatten. Kein Kontakt zu anderen Gruppen, kein unnötiger Kontakt zur Zivilbevölkerung. Und natürlich alle eingehenden Befehle sofort auszuführen. Und so zog sich der Unterricht in die Länge. Immer und immer wieder theoretische Vorgehensweise und die berühmten Was-wäre-wenn-Fälle. Situationen die so weit aus der Luft gegriffen waren, dass sie einfach eintreffen mussten. Es ging von Erdbeben bis hin zum Angriff irgendwelcher Außerirdischer. „So, ihr musstet es ja lang genug mit mir aushalten, oder?“, stellte Xell die Frage an seine Klasse, „Aber das ist ja bald vorbei. Nächsten Freitag beginnen die Praktischen Prüfungen.“ Schweigen kehrte in die sonst so unruhige Klasse ein. Xell sah sie der Reihe nach an und schien in Erinnerungen zu schwelgen. „Ich wünsche euch allen viel Glück und kommt heil nach Hause.“, sagte er und Salutierte im Garden-Gruß vor der Klasse. Es war schon ein komisches Gefühl, seinen Ausbilder so vor sich zu sehen. Ein Ruck ging durch die Klasse, dann standen sie und erwiderten den Gruß. Wie schnell die Zeit verging, dachte Ash, während er die Vergangenen Jahre Revue passieren lies. Viel war passiert, neue Freunde und Feinde, Feste und Verletzungen. Aber er konnte nicht sagen, dass er es bereute. „Aber verpasst nicht das Fest das das Komitee für euch schmeißen will.“, hörten sie Xell noch rufen, während sie auf den Gang drängten. „Fest?“, fragte Ash in die Runde, aber die anderen schienen auch ahnungslos zu sein. „Ein Strand-Event am Sonntag mit reichlich freier Haut und Cocktails in Masse.“, meldete sich Niko und erntete erstaunte Blicke. Auf die Frage, woher er das Alles wisse, meinte er nur: „Schwarzes Brett“. Die beiden Freunde waren die Letzten, die mit dem viel zu kleinen Fahrstuhl in der Eingangshalle ankamen. Als sich die Tür mit dem bekannten „Ping“ öffnete stand der dritte im Bunde vor ihnen. „Wo warst du denn? Wir haben uns schon Sorgen gemacht.“, meinte Niko mit gespielter Übertrieben. „Hatte ein Gespräch mit dem Direx. Ich soll mit nen paar anderen an einem Austauschprogramm Teilnehmen.“, sagte er und zuckte mit den Schulter. „Wann soll es denn los gehen?“, fragte Ash als sie sich auf den Weg in die Quartiere machten. „Montag. Es müssen erst noch ein bisschen „Bürokratie“ erledigt werden, wie der Direx meinte.“, entgegnete Sam fröhlich. Aber es war ihm garantiert nicht so angenehm wie er tat. „Wollen wir heute Abend noch in die Stadt? Noch ein bisschen Feiern.“, meldete sich Niko zu Wort, „Morgen ist Samstag und das Wochenende haben wir bis auf Sonntag frei.“ Auf die Nachfrage erzählte Niko ihm von dem Event, was das Komitee geplant hatte. „Das wird bestimmt lustig.“, meinte er mit einem breiten Grinsen. „Ja, außer Caro will unseren kleinen schon wieder anmachen.“, meldete sich Niko und klopfte Ash auf die Schulter. „Du musst mir unbedingt erzählen, was abgelaufen ist.“, lachte Sam und ging mit Niko zu ihren Gemeinschaftsquartier. Ash hatte, durch den Sieg im Turnier, das Glück ein Privatzimmer zu bekommen. Mehr Platz, keine schnarchenden Zimmernachbarn und eine Ausgangssperre. „Das Leben kann doch so schön sein.“, meinte er in seinem Quartier angekommen und warf sich aufs Bett. Mit einem Handgriff hatte er die Fernbedienung seiner Anlage in der Hand und drückte auf Play. Sofort begann die Anlage eine klassische Melodie an zustimmen, zu der sich dann Schlagzeug und E-Gitarren gesellte. Die Texte kannte er schon auswendig und so summte oder sang er leise Mit. Ein Klopfen riss ihn aus seiner Entspannungsphase. Rasch hatte er sich aufgesetzt und dem anderen erlaubt das Zimmer zu betreten. Er hatte eigentlich mit Niko oder Sam gerechnet, im schlimmsten Fall mit Caro. Aber kein anderer als ihr Direktor betrat das Zimmer. Er wollte aus dem Bett springen, aber sein Lehrer winkte nur ab. „Endlich treffe ich dich.“, sagte er und ging in das Zimmer. „Kann ich ihnen helfen, Herr Leonhart?“, fragte Ash rasch. „Du nicht, aber ich glaube, ich kann dir helfen.“, sagte er mit einem freundlichen Gesichtsausdruck. Im nächsten Moment legte er einen Kleidersack auf dem Bett ab. „Sieh mal rein, vielleicht gefällt es dir ja.“, meinte er mit einem Lächeln. Ash war unsicher, als er das Behältnis öffnete, war aber schon im nächsten Moment sprachlos. Darin lag die schwarze Jacke die er vor Jahren in der Boutique in Timber gesehen hatte. „Aber wie?“, fragte er fassungslos und sah den Direktor an. „Ich war damals dort im Urlaub machen. Ich hab die Jacke gesehen und sie mir gekauft.“, sagte er im Plauderton, „Und Rinoa hat mir von der Jacke erzählt.“ „Wow, danke, dass ich sie mir mal ansehen durfte.“, meinte Ash überrascht und bewunderte die Jacke. Squall begann zu Lachen, worauf er nur einen ungläubigen Blick von Ash erhielt. „Junge, du kannst sie auch anziehen. Sie gehört dir.“, sagte er freundlich. „Aber die Jacke bedeutet ihnen doch sicher viel!“, sagte Ash verunsichert. „Genau, ansonsten wäre es ja auch ein Wertloses Geschenk.“, erklärte Squall und verließ das Zimmer mit einem Lächeln auf den Lippen. Ungläubig betrachtete Ash die Jacke und nach einiger Zeit probierte er sie an. Sie war immer noch etwa zu groß, aber sie gefiel ihm trotzdem. „Dann kann der Abend ja kommen.“ Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er vor dem Spiegel stand, Squall war gerade wieder in seinem Büro angekommen. Seit fast einer Woche war er hinter dem Jungen her, nur um die Jacke loszuwerden. Was er aber nicht verstand, war warum Rinoa die Jacke unbedingt ändern lassen musste. Er hatte den Jungen und das ungläubige Gesicht noch vor Augen. „Hat sie ihm gefallen?“, hörte er die freundliche Stimme seiner Verlobten vom Sofa. „War ein Bild für Hyne persönlich.“, meinte er lächelnd und ging auf sie zu. „Er konnte es wohl gar nicht fassen?“, fragte Rinoa und lächelte ihren Verlobten an. Squall hatte inzwischen die Sitzgelegenheit erreicht und platzierte sich neben seiner Verlobten. Vorsichtig strich er ihr über die Wange. „Ich freue mich, dass du wieder da bist.“, sagte er und strahlte sie an. Sie lehnte sich an ihn und genoss seine Nähe. Rinoa war ein paar Tage zu Edea in deren Waisenhaus gefahren um ihr ein wenig zu helfen. Sie sollte erst Anfang der nächsten Woche wiederkommen. „Sie hat mich wieder zurück geschickt und gesagt „Komm Kind, geh zurück, ich seh doch, dass du ihn vermisst“ und hier bin ich.“, versuchte sie Edeas Stimme zu imitieren. Er sah sie an und konnte nicht glauben, wie sehr sie sich am Anfang immer gestritten haben. Sachte strich er über ihre Wange. Immer wieder war ihm bewusst geworden, wie sehr er sie liebte. „Was hast du?“, fragte Rinoa besorgt, als sie den nachdenklichen Gesichtsausdruck in Squalls Gesicht sah. „Ich frage mich einfach nur, was ich ohne dich machen würde.“, antwortete er und versuchte ruhig zu klingen. „Squall, Schatz, ich glaube nicht, dass es der Zufall war, der uns zusammengeführt hat. Ich glaube viel mehr, dass es etwas wie Schicksal war.“, sagte sie und streichelte seine Wange. „Ich träume in letzter Zeit so oft davon, als ich dich fast verloren hätte.“, brach es plötzlich aus ihm heraus, „Im Weltall, im Hexenmausoleum und in der Zeitkompression. So oft hatte ich dich dort sterben sehen, dass ich mir wünschte Tot zu sein.“ Rinoa legte ihre Hand auf seine Wange und küsste ihn sanft. In ihren Augen hatte sich eine Träne gesammelt. All das hatte sie nicht gewusst. Er war zwar manchmal nachts aufgeschreckt, manchmal hatte er sogar geschrien, aber er hatte nie davon erzählt, was ihn bedrückte. Nie über seine Träume gesprochen. „Ich werde immer bei dir sein, komme was will. Denn ohne dich, will ich nicht mehr sein.“, sagte sie mit sanfter ruhiger Stimme und küsste ihn erneut. „Bist du fertig?“, hörte Ash die kräftige Stimme von Sam durch seine Tür. Er sah noch einmal in den Spiegel. Seinen Haaren eine Frisur aufzwingen zu wollen, war erneut gescheitert. Sein rotes Hemd saß wenigstens, darüber die Jacke, die er von Squall bekommen hatte und die Jeans im Schlaghosen Format. Seinen Ausweis, die Schlüsselkarte und das Geld verstaute er in einer der Innentaschen der Jacke. „Bin Fertig.“, meinte er und trat aus der Tür. Sam pfiff und fragte neugierig: „Wann hast du dir denn das Teil gekauft?“ „Geheimnis.“, sagte Ash grinsend und begrüßte auch Niko. „Kommt gehen wir. Heute soll einiges los sein im „Beach Club“.“ So gehen war eigentlich immer was los im der einzigen Diskothek der Insel. Es war natürlich nicht zu vergleichen mit den Großraum-Diskotheken von Deling oder Esthar-Stadt, aber doch schon recht gemütlich. Sie hatten gerade das Haupttor passiert und waren auf der Straße nach Balamb als eines der Garden-Fahrzeuge neben ihnen hielt. „Sollen wir euch ein Stück mitnehmen?“, fragte der Fahrer, ein Anwärter. „Nein geht schon, wir laufen lieber.“, lehnte Ash freundlich ab. „Wenn wir gefahren wären, hätten wir noch mehr Energie für den Abend du Dummkopf.“, lies Sam seinen Ärger raus. „Glaubst du wirklich, dass dieser kleine Spaziergang dich so fertig macht? Hast du denn bei Xell gar nichts gelernt?“, erkundigte sich Niko frech. „Hast ja Recht.“, gab Sam klein bei. Auf dem Weg in die Stadt begannen sie zu scherzen und zu Lachen, der alten Zeiten willen. Vor Monster brauchten sie keine Angst zu haben, denn dicht an der Straße waren sie sicher, bis auf ein oder zwei kleine „Wildunfälle“ im Monat war die Straße ruhig. Die Stadt war nachts Still. Die meisten Leute schliefen um diese Zeit, nur die Laternen brannten Stetig vor sich hin. Der einzige Platz in der Stadt, der jetzt noch lebendig war, war der „Beach Club“. Die drei machten sich ohne Umwege auf den Weg zum Hafen, nur um dort enttäuscht zu werden. Auf einem Schild stand in Großbuchstaben, dass der Club über das Wochenende Renoviert wird. „Wer hat dieses Mal nicht aufs „Schwarze Brett“ geschaut?“, fragte Ash lächelnd. „Schwarzes Brett?“, fragte Sam verwirrt, was die anderen Beiden zum Lachen brachte. „Insider.“, sagte Ash und klopfte Sam tröstend auf die Schulter. „Was machen wir jetzt?“, fragte der Große neugierig in die Runde. „Entweder wir gehen wieder in den Garde, oder gehen zum Bahnhof, der Verkauft auch Nachts.“, schlug Ash vor. Nach kurzem hin und her entschieden sie sich für den Bahnhof, da noch niemand Lust hatte wieder zurück zu gehen. Den kurzen Weg nahmen sie gerne in Kauf und ein wirklicher Umweg würde es auch nicht sein. „Wenn das Ding auch zu hat, verklag ich die Stadt auf Versuchten Totschlag durch Langeweile.“, meinte Sam ärgerlich. Ash und Niko mussten nur Grinsen. Beide kamen sie von Außerhalb, daher wussten sie genau, dass der Bahnhof noch offen hatte. Der Shop war zwar klein, bot aber mehr Abwechslung als ihre Quartiere. Zusammen holten sie sich eine Flasche Wein. Sam und Niko holten sich noch ein Bier, nur Ash war mal wieder mit seinem koffeinhaltigen Erfrischungsgetränk auf der Nicht-Alkoholiker Seite des Trios. „Trink doch auch mal eins.“, meinte Niko offen und hielt Ash seine Flasche hin. „Mir schmeckt das einfach nicht.“, sagte er und hob die Hände. „Na, denn, auf die beste Zeit unseres Leben, und auf die Bestandenen Prüfungen.“, meinte Sam feierlich und prostete den anderen zu. Es war ein schöner lauer Balamb-Abend. Ruhig, kein Stress, keine Hektik. Alles was man zum Entspannen braucht. „Vorsicht ein Zug fährt ein.“, hallte die Automatische Stimme der Ansage durch den Bahnhof. „Die müssen einem sogar die Ruhe kaputt machen.“, meckerte Sam. Ash konnte nur mit dem Kopf schütteln. Den Jungen kriegt man echt mit nichts zufrieden. Hinter ihnen auf dem Gleis fuhr der Zug mit quietschenden Bremsen ein. „Wer fährt denn um die Uhrzeit noch mit dem Zug?“, fragte sich Niko und drehte sich zu den Gleisen um. „Jemand der uns unsere Ruhe nicht gönnen will.“, nörgelte Sam weiter und nahm noch einen Schluck. Als die Türen aufgingen drehte sich Ash um. Ein Mädchen von ungefähr ihrem Alter stieg mit einer recht großen Reisetasche aus dem Zug. Das auffälligste war die Garden-Uniform die sie trug. Dann kamen noch ein paar, scheinbar nicht mehr so nüchterne Zeitgenossen, aus dem Wagon gewangt. „Ob die zu uns will?“, fragte Ash leise. „Ich glaub nicht, dass du ihr Typ bist.“, meinte Sam grinsend. „Idiot, ich mein den Garden.“, fuhr Ash seinen Freund an, der sich beleidigt weg drehte. „Andere Frage.“, begann Niko und lenkte so die Aufmerksamkeit auf sich, „Ob die Typen was von ihr wollen?“ Das Mädchen stand am Stadtplan und studierte ihn, während die anderen sich ihr näherten. „Hey, Süße.“, lallte einer der drei, „Wie wäre es, wenn du erst mal mit zu uns kommst, morgen bringen wir dich, wohin du willst.“ Dann hatten sie sie schon umstellt, aber das Mädchen blieb standhaft. „Ich komme schon selber zurecht.“, meinte sie sicher und wollte an einem Vorbeigehen, als sie sie packten. Schlagartig waren Sam und Niko wieder nüchtern und gingen zusammen mit Ash auf die Gruppe zu. „Können wir helfen?“, fragte Ash und ging auf die Gruppe zu. „Verschwindet! Das ist unser Fang!“, lallte ein andere Laut. „Du kannst dir gleich mal eine Fangen und zwar von mir!“, gab Sam in der Selben Lautstärke zurück und baute sich zu seiner vollen Größe auf. Ash selbst war mit einem Meter sechsundachtzig nicht klein, aber Sam überragte ihn noch immer mit gut einer Kopfgröße. Schon allein Sams Größe schien die drei zu verunsichern, denn sie lockerten ihre Griffe. „Wollen wir ihnen mal zeigen, was wir so im Garden lernen?“, fragte Ash und sprach extra deutlich und auch etwas Lauter. Jetzt schien bei den Dreien doch die Lebenserhaltung ganz oben zu stehen. Sie ließen von dem Mädchen ab und rannten weg. „Alles ok bei dir?“, fragte Ash und reichte dem Mädchen die Hand. „Ja, danke. Das ging doch alles ein bisschen zu schnell.“, sagte sie und nahm die Hand dankend an. „Was fährst du auch so spät noch mit dem Zug?“, mischte sich Niko ein, der Sam die Tasche in die Hand drückte. „Ich bin fast den ganzen Tag unterwegs gewesen.“, sagte sie und sah die Gruppe neugierig an. „Ich bin Ash, der Muskelberg ist Sam und der Schmale heißt Niko.“, stellte er die Gruppe vor, „Wir sind Anwärter aus dem Garden.“ „Freut mich, ich bin Jade und komme aus dem Trabia-Garden.“, sagte sie Freundlich. „Warum bist du dann hier? Ist doch schon ein ganz schönes Stück.“, erkundigte sich Niko. „Ich mache hier meine Praktische. In Trabia gibt’s halt nicht so viele Aufträge wie Hier oder in den anderen Gardens.“, erklärte sie. Dann kehrte Stille ein, während sie sich musterten. „Ihr wärt nicht so freundlich, mich zum Garden zu begleiten?“, fragte sie vorsichtig. „Wenn du keine Angst davor hast mit drei Unbekannten eine lange, dunkle Straße entlang zu gehen, wo dich keiner Schreien hört?“, fragte Sam mit düsterer Stimme, erntete aber sofort eine Kopfnuss von Niko. „Sie sind gar nicht so schlimm, wie sie tun.“, erklärte Ash lächelnd. „Na dann, auf geht’s.“, sagte sie und folgte den anderen. „Und zur Not, ich hab ne Taschenlampe dabei, wenn ihr euch im Dunkeln fürchtet.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)