Träume von LorenorMidori ================================================================================ Kapitel 20: ------------ *Futter hinwerf* So, da bin ich wieder. Habe mich kurzfristig dazu entschlossen, ein Mini-Kapitel zu veröffentlichen, da das ursprünglich geplante wegen unvorhergesehener Ideen sonst zuuu groß geworden wäre. ~.^ Also gibt´s hier schon mal einen Teil vorab. Den Hauptteil muss ich erst zusammen tippen, als Vorgeschmack auf das, was da kommt, muss das hier erstmal reichen! Vielen Dank für Eure Kommis und Eure Bereitschaft, diesen Schund hier zu lesen ;-) Und nur zu Info: in der Beschreibung steht "Darkfic". Also keine Beschwerden mehr jetzt! *grins* LG LorenorMidori __________________ „Jan?“ „Was jibt’s?“ „Hast du Lust, noch Party zu machen später? Rod, die Crew, alle sind dabei! Wär echt cool!“ „Och, ick weiß nich´...“ „Ey, jetzt lass doch mal einen Tag lang det scheiß Buch liegen, Alta! Det läuft dir schon nich weg, oder?“ „Ja, is ja schon jut, überredet... aber sach mal...“ „Hm, wasn?“ „Was de da vorhin uffer Bühne jesacht hast... wie bist´n da jetzt druff jekomm?“ „Wat meinst´n?“ „Na, als wa Zu spät gesung´ ham... als du mir den Heiratsantrag jemacht hast...“ „Ha ha ha! Na det hat dir jetze zu denken jejeben, wa?“ „Nee, ick wüsst nur jern, was du dir da... jedacht hast, quasi... also ick fand det schon sehr unjewöhnlich, sogar für deine Verhältnisse, Felse!“ „Na, wat soll ick dir sagen... ick lieb dir halt!“ „Ick dir ooch.“ . . . . . Farin erwachte und fand sich im abgedunkelten Schlafzimmer wieder. Er fröstelte leicht, obwohl es nicht kalt war. Seine Atmung brauchte eine Weile, um sich wieder zu beruhigen. Ebenso er. Er wusste, dass er solche Träume haben würde, hatte dies vor dem Schlafengehen einkalkuliert. Süße, leichte Erinnerungen, wie ein Sommerregen, an längst vergangene Tage. Die nun, als der Regen aufhörte und sich trüber, zäher, undurchdringbarer Nebel über ihn legte, Bauchschmerzen und Traurigkeit hinterließen. Eben noch standen sie unter diesem Sommerregen, doch nun haben sie einander im Nebel verloren. Kein Laut, keine Bewegung des anderen konnten sie wahrnehmen. Farin wurde mit einem Mal kalt. Aber wenn Nebel in der Luft lag, war das nur all zu normal. Er suchte nach Bela, rief nach ihm, doch erhielt er keine Antwort. Er wusste nicht wo sein bester Freund war, wusste nicht wo er selbst war. Ziellos irrte er umher, auf der Suche nach dem wichtigsten Menschen in seinem Leben. Und fand ihn nicht. Fand ihn nicht. Mehr zufällig fand er jedoch eine Spur. Der Nebel war immer undurchdringbarer geworden, die Temperatur war noch weiter gefallen. Farin wusste nicht, ob er zu diesen Bedingungen überhaupt eine Chance hatte, Bela zu finden. Er dachte darüber nach, umzukehren. Es war kalt, er konnte nicht sehen, und er wusste nicht wo er war. Doch leise, ganz leise, konnte er die ihm so vertraute Stimme des Schlagzeugers vernehmen: „Jan... wo bist du? Jan... du musst mich finden...“ Mittlerweile hatte es heftig zu schneien begonnen. Der Wind blies ihm ins Gesicht, stark und unerbittlich. Es wurde bitter kalt. Farin fror bis auf die Knochen. Belas Spur versank im Schnee. Er hörte einzig und allein seine Stimme... … und schlug abermals die Augen auf. Während er so zur Zimmerdecke hinauf starrte, war er abermals eingeschlafen. Diesmal war der Traum bei weitem realistischer. Bela zu finden würde keine leichte Aufgabe sein... im Moment wusste e ja nicht einmal, wie er das anstellen sollte. Er traute sich nicht so recht. Er hatte alles zerstört, hatte Bela zerstört. Und er schämte sich dafür. Dafür, dass er es vorzog, in Selbstmitleid zu versinken, anstatt seine Sinne für seine Umgebung zu schärfen. Er hätte feststellen müssen, dass Bela litt, und vor allem hätte er feststellen müssen, dass er der Grund dafür war. Deshalb beschloss er, zunächst gründlich über seine Vorgehensweise nachzudenken. Er musste Bela erst einmal dazu kriegen, ihm überhaupt zuzuhören, und dies war der schwierigste Part seines Vorhabens. Bela konnte verdammt stur sein. Und als ob dies nicht schon genug war, hatte Bela nicht einmal einen Grund, Farin überhaupt zuzuhören. Der blonde Gitarrist seufzte. Darüber sollte er eher am Tage nachdenken. Er drehte sich auf die Seite und versuchte wieder einzuschlafen, was ihm tatsächlich knappe zehn Minuten später auch gelang. Der nächste Tag hielt für Farin Kopfschmerzen und ein Gefühl, als sei er von einem Zug überrollt worden, bereit. Er hatte unglaublich schlecht geschlafen und war absolut kraftlos. Auch nach einem Tee und etwas Müsli wollte sich keine Besserung einstellen. Zumindest verfehlte eine kurze, kalte Dusche ihre Wirkung nicht. Desinteressiert spähte er auf das Display seines Telefons, nur um ebenso desinteressiert festzustellen, dass ihn niemand sprechen wollte. Das Handy hielt dieselbe Information für ihn bereit. Der Briefkasten war ebenso leer wie sein Herz. Warum schaute er überhaupt nach, ob ihn jemand suchte? War er etwa so leichtgläubig zu hoffen, Bela war ihm zuvor gekommen in seinem Vorhaben, ihre Freundschaft wieder aufleben zu lassen? Farin musste lachend den Kopf schütteln. So ein alberner Schwachsinn. Doch gleichzeitig bestätigte ihn das Desinteresse an seiner Person seitens Bela die Tatsache, dass sie getrennte Wege gingen. Bela wollte ihn nicht mehr sehen, sprechen, nicht mehr bei ihm sein. Farin fühlte sich so unglaublich einsam, so verloren. Nicht einmal auf seinen Reisen verspürte er dieses Gefühl. Draußen war es grau und trüb. Farin fragte sich, wo der Nebel abblieb. So melancholisch wie er drauf war, war es wohl keine gute Idee, Bela aufzusuchen. Er zog es vor, sich eine große, kuschlige Decke zu schnappen, sich aufs Sofa zu legen und seiner Melancholie zu frönen. Bewusst entschied er sich für die Couch, auf der Bela damals lag. Er mummte ein so gut es ging, legte den Kopf zur Seite und roch idiotischerweise am Sofabezug, in der Hoffnung, Belas Geruch wahrzunehmen. Doch dieses Erlebnis von damals von damals war zu lang her, als dass Belas Duft seiner Couch noch anhaften konnte. „Bela...“ Als Farin seinen Namen wisperte, musste er schluchzen. Sein Herz war doch noch da, das spürte er nun ganz genau. Er wusste nicht, welcher Teil seines Körpers ihm sonst in diesem Moment auch nur annähern solche Schmerzen bereiten könnte. Seit Tagen hatte er weder richtig gegessen noch geschlafen, geschweige denn gelebt. Er wusste von vornherein, dass es alles andere als einfach werden würde. Aber immerhin bestand die klitzekleine Aussicht auf eine allerletzte Chance. Farin fragte sich, wie es Bela wohl ging. Ob er auch, sich an die vergangenen Zeiten klammernd, vor sich hinvegetierte und sich wünschte, der vorige Tag hätte nicht in einer Katastrophe geendet. Ob er gerade an Farin dachte. Die Wahrscheinlichkeit war zwar äußerst gering, doch sie bestand. Er machte Farin nur allzu deutlich klar, dass er immer noch etwas für ihn empfand. Er wollte ihn am gehen hindern, obwohl er ihn von sich stieß. So war es schon immer. Miteinander konnten sie nicht leben. Aber ohne einander waren sie zum Sterben verdammt. Menschliche Gefühle hatten für Farin seit je her etwas seltsames, unerklärliches an sich. Man konnte Gefühle weder beeinflussen noch sie kontrollieren. Man konnte ewig einer unerwiderten Liebe hinterher trauern oder sein ganzes Leben immer auf die falschen Menschen hereinfallen. Man konnte für den Rest seines Lebens mit einem Menschen glücklich sein oder unendlich lange und endlos lang von Schmerzen und Misstrauen heimgesucht werden. Farins Beziehungen waren nie so glücklich verlaufen, wie er es sich erhofft hatte. Seine langen Reisen, seine Freunde und seine bedingungslose Leidenschaft für die Musik waren zum Teil ebenso ein Hindernis wie... seine absolute Ahnungslosigkeit von Gefühlen. Am wenigsten hatte er immer seine eigenen verstanden. In der vergangenen Woche hatten sie sich mal eben ganz neu entdeckt und ihn ohne jede Vorankündigung damit überrascht. Er hasste sie schon seit langem dafür, aber das war ihnen herzlich egal. Viel mehr interessierten sie sich für Bela und wichen ihm nicht mehr von der Seite. Theoretisch müsste Farin eifersüchtig auf den Schlagzeuger sein, dass er viel mehr Kontakt mit seinen Emotionen hatte als er selbst. In seiner Eifersucht hatte er leider nicht bemerkt, wie im Gegenzug Belas Gefühle zaghaft und leise bei ihm anklopften, aber aus irgendwelchen unerklärlichen Gründen hatte er sie nicht wahrgenommen. Zutiefst verletzt zogen sie wieder bei Bela ein, warfen Farins Gefühle raus und hier stand er nun, in dem Wissen, dass sie eigentlich bei Bela hätten bleiben und sich mit dessen Gefühlen hätten anfreunden wollen. Oder eher sogar noch mehr. Hach, Melancholie ist ja sowas von kontraproduktiv. Da hat man echt so keine Lust zu gar nix und gammelt nur auf der Couch rum. Für Farin eine völlig neue Erfahrung. Er hatte noch nicht einmal Lust aufs Klo zu gehen, und das obwohl er das eigentlich sollte. Egal. Muss ich eben aufstehen. Hab ich jetzt aber eigentlich so gar keine Lust zu. Farin erlitt eine Herzattacke, als unvorhergesehenerweise das Telefon schellte. Willkommen zurück in der Realität. Farin wendete sich ächzend auf der Couch herum, wobei er sich so wenig wie möglich zu bewegen versuchte, schielte aufs Display (das Telefon stand im Ladegerät, welches wiederum auf dem kleinen Beistelltisch neben Farins Sofa stand), schnaufte kurz und drehte sich wieder um. „Bin nicht zuhause“, nuschelte er. Axel ließ dennoch nicht locker. „Oah Mann ey, ick hab keene Lust mit jemanden zu reden, also leg n Hörer uff jetze. Mann.“ Das Telefon hörte auf zu bimmeln. Farin wälzte sich erneut auf der Couch herum. Er setzte sich aufrecht hin. Das hatte ihn nun völlig aus den Gedanken gerissen. Er war gezwungen, sich wieder mit seinem Leben zu befassen, und das war das letzte das er wollte. Wenn er schon von seinen Tagträumereien erwacht war, konnte er genau so gut aufs Klo gehen, befand er. Also hievte er sich langsam von der Couch hoch und schlurfte ins Badezimmer. Von dort aus ging es in die Küche, wo ein großes, randvolles Glas Wasser darauf wartete, seine Kehle hinunter rinnen zu dürfen. Er schnaufte wieder. Was für ein absolut beschissener Tag. Wieder im Wohnzimmer angelangt, musste er feststellen, dass sein Tag sogar beabsichtigte noch schlechter zu werden. Bela hatte ihm seinen Platz auf dem Sofa streitig gemacht und sah ihn mit erwartungsvollen Augen an. „Ach nee, du schon wieder“, ließ Farin enttäuscht verlauten. „Bist du jetzt sowas wie mein Bela-Ersatz oder was?“ „Ich könnte alles für dich sein“, hauchte Bela und warf ihm einen Handkuss mitsamt Schlafzimmerblick zu. Farin verzog angeekelt das Gesicht. „Was denn? Ich dachte, das ist genau das, was du willst.“ „Ich will, verdammt noch mal, meine Ruhe heute. Außerdem bist du eine Manifestation meiner schlechtem Angewohnheiten, und auf die bin ich ganz sicher nicht scharf.“ „Du hast doch grade überhaupt keine Wahl, wenn ich das richtig beurteilen kann, oder?“ fragte Bela leise, aber mit einem scharfen Unterton. „Und du keinerlei Anstand. Hab ich dir nicht gestern den Marsch geblasen?“ entgegnete Farin, mittlerweile leicht gereizt. „Ja, und das was leider auch das einzige, mein Schatz“, hauchte Bela und sah Farin lasziv in die Augen. Dieser verdrehte seine eigenen und fragte: „Was willst du? Mit abermals sagen, was für ein Depp ich doch bin? Hab ich begriffen. Mir abermals sagen, ich soll auf Bela zugehen? Hab ich auch begriffen. Sonst noch was?“ Ungeduld und Gereiztheit schwängerten seine Stimme. „Hm... dir Gesellschaft leisten?“ versuchte Bela es mit gespielter Naivität. „Das ist kein Ratespiel. Und auf solch schlechte Gesellschaft wie deine kann ich gut und gern verzichten.“ „Pah. Du musst grade reden. Dabei möchte ich wetten, dass deine Gesellschaft die im Moment schlechteste von allen ist. Ich hab´s nicht fertig gebracht, meine große Liebe abzuservieren“, erwiderte Bela schnippisch, und endlich schwangen die Ironie und der beißende Spott in seinen Worten mit, den Farin von ihm gewohnt war. „Könnte daran liegen, dass du nur ´ne scheiß Halluzination bist und somit keine große Liebe hast.“ konterte Farin und war jetzt richtig in Spiellaune. „So nennst du es also. Und das, obwohl ich dir schon seit Tagen-“ „Ungefragt!!“ „...Gesellschaft leiste und dir mit Rat und Tat zur Seite stehe. Was mache ich falsch? Was muss ich tun, dass du mich endlich erhörst?“ schmachtete Bela wie ein zweitklassiger Theaterschauspieler. „Dich verpissen. Irgendwann werd ich schon merken, was ich an dir hab“, zischte Farin bissig. Bela prustete und lachte kurz laut auf. „Ha! Genau! Darin bist du echt Meister aller Klassen! Das ist auch der Grund, warum du Bela vergrault und ihm all diese schlimmen, üblen Dinge an den Kopf geworfen hast: weil du erkannt hast, was er dir bedeutet. Ich bin begeistert!“ strahlte er. „Du bist ein wahrer Profi darin, mir die Worte im Munde herumzudrehen.“ „Du weißt, dass das eine schlechte Ausrede deiner Niederlage ist. Ich bediene mich lediglich deiner rhetorischen Fähigkeiten, was mir als Teil deines Selbst nicht all zu schwer fällt.“ Farin wandte den Kopf ab und tat möglichst desinterssiert. „Du weißt, dass das nicht geht. Ich bleibe so lange, wie du an mich denkst. Was in den letzten Tagen pausenlos war.“ „Ich dachte an deine bessere Hälfte, wenn du so willst. An den wahrlich existierenden Bela. Und nicht an seinen verkrüppelten Abkömmling“, giftete Farin und sah Hallu-Bela funkelnd an. „Nenn es wie du willst“, antwortete Bela gleichgültig. Er sah Farin mit einem übertrieben mitleidigen Blick an. „Oh. Ich schätze ich hab dir den Tag versaut. Stimmt´s?“ fragte er mit Unschuldsmine. „Na, das kannst du ja schließlich am besten. Oder besser gesagt, als einziges.“ erwiderte Farin bitter. „Na dann kann ich ja wieder gehen!“ freute sich Bela und verschwand. Farin warf ihm, einem plötzlichen Impuls folgend, ein Kissen hinterher. „Dieser Arsch! Ich hätte es besser wissen müssen, aber neeiin...“ Innerlich schalt sich Farin für den vollkommensten Idioten, der je auf diesem Erdball wandeln durfte. Aber möglicherweise wollte Hallu-Bela das. Wollte, dass Farin in seiner Tagträumerei nicht seine Dummheit vergisst, und seine Absicht, sich mit Bela zu versöhnen. Es war ihm, als würde er von dem Ebenbild Belas erpresst: vertrag dich wieder mit ihm oder ich werde ich so lange quälen, bis du´s tust. Farin legte sich zurück auf die Couch. Irgendwer gönnte ihm keine ruhige Minute. Dauernd dieser Ärger, diese Qualen. Sein Leben schien ihn auf eine sadistische Art und Weise bestrafen zu wollen, und versuchte mit allen Mitteln zu verhindern, dass er irgendwann doch noch glücklich werden konnte. Es hinderte Farin jedoch nicht daran, müde zu werden. Der Schlafmangel machte sich bemerkbar, die endlosen Nächte, die er sich unfreiwillig um die Ohren schlug, die Gedanken, die ihn einfach nicht mehr loslassen wollten. Langsam dämmerte er weg, trat den Weg ins Reich der Träume an. Glücklicherweise schlief er so tief und fest, dass er sich nach dem Aufwachen keinem seiner Träume bewusst war. Der frühe Abend war hereingebrochen und Farin Urlaub hatte es tatsächlich fertig gebracht, einen ganzen Tag lang absolut nichts zu tun. Er stand auf, machte sich etwas zu essen (diesmal was einfaches aus der Mikrowelle) und suchte das Bad auf, während das Essen warm wurde. Immer noch wollte niemand etwas von ihm wissen. Irgendwie gefiel ihm das nicht, dass wirklich niemand ihn vermisste. Rod musste gegenüber den anderen etwas fallen gelassen haben, sonst hätte sich sicher jemand nach ihm erkundigt. Axel hatte es lediglich einmal versucht, ihn ans Telefon zu bekommen, was ungewöhnlich war, erwies sich die Managerin sonst als wesentlich hartnäckiger. Aber im Grunde störte es ihn nicht sonderlich. So hatte er zumindest die Gelegenheit, zur Ruhe zu kommen und ohne Termindruck etwas auszuspannen. Trotz des vorangegangenen Tages fühlte er sich gut. Er war einigermaßen ausgeschlafen und das führte dazu, dass er an das Thema Bela etwas ruhiger und sachlicher denken konnte. Aber für den heutigen Tag hatte er genug gegrübelt. Er beschloss, sich zusammen mit der Fertig-Lasagne vor den Fernsehen zu setzen, eine Tüte Chips bereitzustellen (Schokolade hatte er ärgerlicherweise gerade nicht da) und seine Lieblings-Monty-Python-DVD anzusehen. Während er so DVD schaute, krümelte er experimentierfreudig seine Chips in die Lasagne (schmeckte eigenartig, aber gut), schaltete völlig vom Alltag ab und fühlte sich für den Rest des Abends pudelwohl. Die darauf folgende Nacht verlief größtenteils harmlos. Keine sonderbaren Albträume, keine nervigen Hallu-Belas. Farin argwöhnte am nächsten Morgen der Harmonie, die ihm umfing. Sein Gefühl sollte ihn nicht trügen, denn um kurz nach neun klingelte sein Telefon. Leicht missmutig schlurfte er den Flur entlang und stellte sich der Herausforderung „wieder aktiv am Leben teilnehmen“. Ein kurzer Blick aufs Display verriet ihm, dass es Axel war. „Du schon wieder“, begrüßte Farin seinen alten Freund. „Joa, icke. Sach ma, du Flitzpiepe, wat hast´n jestern jemacht? Ick hab dir anjerufen, aber nee, der Herr Urlaub hatte wat besseret zu tun, wa. Ans Handy biste ooch nich.“ „Det könnte daran liejen, dass ick´s ausjeschaltet hab“, erklärte Farin. „Wat is´n los, ey? Vorjestern warste plötzlich wie vom Erdboden vaschluckt, jestern ooch, Felse jenau so... wat habt´n ihr zwei wieder? Jeht´s mal mit´m Album weiter oder wie? Habt ´er Krach?“ löcherte Axel Farin mit aufgebrachter Stimme. „42.“ „WAT??“ rief Axel verwirrt. „Na, 42. Die Antwort uff allet is 42.“ erklärte Farin ihm nüchtern. „Is det alles was dir dazu einfällt?“ „Nee, aba det is allet, wat ick weeß.“ Schweigen. Farin hatte überhaupt keine Lust, sich jetzt lange mit Axel aufzuhalten. Zu irgendwas gedrängt oder genötigt zu werden. Deshalb wimmelte er ihn kurz angebunden ab. „Hör ma, icke würde jetzt janz gern wat frühstücken. Wenn allet soweit jeklärt is, ruf ick bei dir an und sach dir wie et weiter jeht. Okay?“ „Aber Jan...“ „Nix, aber! Wer is der Chef?“ Entnervtes Schnaufen. „Also jut. Aber mach hinne, Time is Money.“ „Jaja, is jut. Ciao.“ Farin rollte mit den Augen und trottete in die Küche. Er leitete alle eingehenden Anrufe auf den AB um, legte das Telefon auf die Anrichte und bereitete sein Frühstück zu. Als er sich damit an den Tisch setzte und gerade herzhaft in sein Brot beißen wollte, schellte es an der Haustür. „Ey, wollt´ er mir verarschen oder wat?“ murmelte Farin genervt und stand auf, um die Tür zu öffnen. Wer störte ihn wohl diesmal? Es war der Paketzusteller, der Farin ein kleines Päckchen in die Hand drückte. Farin krakelte seine Unterschrift auf das Gerät des Mannes, wünschte ihm einen schönen Tag (und sich auch) und begutachtete das Päckchen, nachdem er die Haustür wieder schloss. Natürlich kannte er die Handschrift des Absenders. Und natürlich kannte er den Absender auch. Farin seufzte. Der Tag hatte schon so merkwürdig angefangen. Da wäre es wirklich ein Wunder, wenn er nicht ebenso merkwürdig weitergehen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)