Sura von Decken-Diebin (Frühlingswichteln 2009 - Wichtelgeschichte für butterfly81) ================================================================================ Kapitel 2: Im Palast des Feuerlords ----------------------------------- Nur gute zehn Tage später stand Katara einen ganzen Morgen vor dem Spiegel und zweifelte an sich selbst. Nach dem Treffen mit Zuko konnte sie es kaum erwarten, ihn ein zweites Mal zu sehen und mit ihm zu reden. Oh ja, sie wollte sich mit ihm unterhalten, ihn Fragen über Fragen stellen und zusammen mit ihm lachen. Katara wusste, dass sie sich an diesem einem Abend schon sehr viel von der Vergangenheit erzählt hatten, und sie wusste, dass sie nicht wusste, über was sie denn heute erzählen konnten, aber das war ihr reichlich egal. Die Wasserbändigerin hatte sich so schnell wie möglich per Post mit ihm verständigt und die beiden hatten sich auf den heutigen Tag geeinigt, an dem Katara den Feuerlord in seinem Palast besuchen würde. „Meinst du, dass mir so ein Zopf steht, Sura?“, rief sie ihre kleine Adoptivtochter ins Bad. Die kam auf die Frage von Katara hin sofort ins Bad gelaufen. Ihre großen Augen musterten die junge Frau. „Hübsch.“, sagte sie nur und grinste Katara an. Katara lachte und hob sie anschließend hoch. „Danke.“, erwiderte sie, „Aber ich glaube, ich trage meine Haare lieber offen. Und du bekommst so einen schmucken Zopf, du bist schließlich von uns beiden die Feuerbändigerin!“ Sura sah sie nur blinzelnd an, nickte dann trotzdem. Zu schade, dass ich ihr nicht zeigen kann, was genau das Feuerbändigen ist…, dachte Katara sich. Dieser Punkt hatte ihr schon öfters Sorgen bereitet. Sura war die Tochter zweier Feuerbändiger, aber sie selbst konnte nur das Wasser bändigen. Ihr war es nicht möglich, Sura das Feuerbändigen zu zeigen. Und wo Aang war – das wusste sie nicht, und sie wollte auch nicht Wochen damit verbringen, ihn zu suchen. „Freund Feuerlord, Freund Feuerlord“, sang Sura vor sich hin und lief Kreise. „Freust du dich darauf, Zuko wieder zu sehen?“ Das kleine Mädchen nickte eifrig. „Freund Feuerlord ist nett!“, wiederholte sie unbewusst den Satz, den sie schon einmal gesagt hatte. Katara erinnerte sich daran. „Du bist ein kluges Mädchen“, meinte sie zu Sura, „Du kennst Menschen nicht lange, aber du weißt sehr gut ihren Charakter einzuschätzen. Als würdest du sie schon jahrelang kennen.“ Sura sah sie verdutzt an. „Häh?“, machte sie. Der Frau entfuhr ein kurzes Lachen. „Schon gut. – Du siehst gut aus. Heute ist tatsächlich ein guter Tag um dein neues Kleid anzuziehen.“ „Jaah“, grölte Sura und hüpfte durch die Gegend, sodass ihr rotes Kleid herum flatterte, „Hübsch, hübsch! Sura hübsch, Mama hübsch!“ „Findest du?“, fragte Katara eher an sich selbst gewandt. Sie drehte sich vor ihrem Spiegel einmal um ihre eigene Achse. Den Zopf, den sie sich vorhin gemacht hatte, hatte sie nun wieder gelöst. Zuerst hatte sie gedacht, ein Zopf, wie sie ihn damals in der Feuernation getragen hatte, wäre ganz passend. Aber sie gehörte nun einmal zum südlichen Wasserstamm; sie musste schon ein bisschen zeigen, dass sie nicht wirklich zur Feuernation gehörte. Zumindest war sie dieser Meinung. Um sich aber nicht völlig abzuheben, trug sie ein rotes Kleid, das ihr bis zu den Knien ging. Es war ein schlichtes Kleid mit dünnen Trägern. Katara mochte es sehr und glücklicherweise passte auch ihre alte Kette ihrer Mutter dazu. „Wann gehen wir?!“, rief Sura ihre Mutter da auch schon. „Ich bin fertig, Schatz, wir können los.“ Gewissenhaft schloss Katara die Tür hinter sich ab. Sura sang auf dem ganzen Weg ‚Freund Feuerlord, Freund Feuerlord’ vor sich hin und hüpfte an der Hand ihrer Adoptivmutter auf und ab. Es war ein merkwürdiges Gefühl, als normale, bürgerliche Frau die lange Hauptstraße in Richtung königlicher Palast zu gehen. Man war niemand Besonderes, aber man hatte die Ehre eben jenes Schloss zu betreten. Auf eine gewisse Weise fühlte sich Katara gut. Aber am meisten spürte sie Freude. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, musste sie sich eingestehen, dass sie ihn vermisst hatte. Diese anderthalb Wochen waren vor sich hin gesiecht, als hätte jemand auf einen Knopf für die Zeitlupe gedrückt. Die junge Frau verstand sich selbst nicht genau. So sehr sie sich vor gut drei Jahren gehasst hatten, so sehr mochte sie ihn jetzt. Hatte das etwas damit zu tun, dass sie jetzt viel älter waren? Oder woran lag es? Die ganze Zeit hatten sie nicht einen Hauch von Sehnsucht verspürt. Und dann hatte sie ihn urplötzlich gesehen und eine Menge von Eindrücken hatte sie befallen: die Männlichkeit, die seine markanten Gesichtszüge ausstrahlten, die königliche Krone als Zeichen seiner Macht, die geradezu auffällige, große Brandnarbe über seinem Gesicht, die von seiner Kampferfahrung zeugte und diese ganz besonderen bernsteinfarbenen Augen, die warm und zufrieden aussahen. „Mama?“ Katara schrak hoch. Etwas verwundert sah sie Sura an. „Ja, Schatz?“ „Du träumst dauernd!“, lachte sie, „Guck, wir sind schon fast da!“ Das stimmte. Der Palast erstreckte sich vor ihr, nur noch knappe fünfzig Meter von ihr entfernt, riesig und anmutig. Und so ging sie diesen Prachtbau bewundernd mit langsamen Schritten voran. Sura zerrte nicht an ihrer Hand, sie war ebenso begeistert. Mit ihren Kinderaugen versuchte sie alles zu erhaschen. Sie war erst zwei, aber sie wusste, dass der Feuerlord und auch der Palast etwas Besonderes waren. „Sind Sie Fräulein Katara vom südlichen Wasserstamm?“, ertönte da eine männliche Stimme. Verwundert sah die Angesprochene auf. Vollkommen in den Feuerpalast vertieft hatte sie gar nicht gemerkt, dass sie schon beim Eingang war und von Dienern empfangen wurde. Es standen zwei an dem Haupttor, der eine, der sie angesprochen hatte, war ein freundlich aussehender und gut beleibter Mann. „Ja“, antwortete sie mit einem kurzen Nicken. Sura sah ganz aufmerksam zu den zwei rotgekleideten Menschen. „Dann werde ich Sie und die reizende junge Lady zu Feuerlord Zuko geleiten.“, sagte der Mann und betrat zuerst den Palast. Katara und ihre Tochter folgten ihm. Doch kaum wurde sein Name wieder erwähnt, schien die Wasserbändigerin abwesend zu sein. So sehr sie soeben noch auf das mächtige Schloss geachtet hatte, so sehr dachte sie nun an den Eigentümer dieses Palais. Nicht lange, nur noch wenige Momente, dann würde sie ihn wieder sehen. Oh, was hatte sie nur? Es war nicht so, weil er der Feuerlord war, nein. Vielleicht viel mehr, weil er ein äußerst gut aussehender junger Mann mit Charme und Attraktivität war. Ein alter Freund, der womöglich vor Jahren Gefühle in ihr ausgelöst hat, die sich in dieser Zeit angestaut haben und nun zu platzen schienen. War er unbewusst der Auslöser dafür gewesen, dass sie hierher in diese Stadt gezogen war? Die ganze Welt schien sich falsch herum zu drehen. Lief die Zeit rückwärts? Sie wollte ihn unbedingt sehen, mit ihm reden, und dann fiel ihr ein, dass sie nicht die leiseste Ahnung hatte, was sie zuerst zu ihm sagen wollte. Und mit dieser Erkenntnis stellte sie fest, dass sie sich wie ein Mädchen in der Pubertät verhielt, das gleich ihrem größten Schwarm begegnen würde. Ein Druck an ihrer Hand. Ihre Tagträumereien verschwanden urplötzlich und sie sah zu Sura, die sich Katara etwas näherte. Ihre großen Augen huschten hin und her, auf den kahlen, grauen Wänden des Korridors, den sie gerade durchschritten. Hier wirkte es kühl und trist. Nur die Fackeln zeugten hier von Wärme. Katara strich mit ihren Daumen über Suras Hand. Dann nahm sie sie hoch auf ihre Arme und flüsterte ihr zu: „Es sieht hier nur so traurig aus. Das liegt an den alten Feuerlords, verstehst du?“ Der Diener, der sie unabsichtlich gehört hatte, da es in diesem Gang schallte. Er stoppte kurz und drehte sich zu ihr. „Sie haben Recht. Feuerlord Ozai und seine Vorgänger hielten nicht viel von Gemütlichkeit. Aber Feuerlord Zuko möchte den Palast ein bisschen freundlicher einrichten. Sehen Sie, dort vorne hat er bereits alte Familienporträts auf gehangen.“ Interessiert ging Katara ein paar Schritte weiter. Und es stimmte, da hingen Fotos und Zeichnungen von den Familien der damaligen Feuerlords, insbesondere waren da Bilder mit Zuko, seiner Schwester Azula und seinen Eltern, wie sie noch eine glückliche Familie gewesen waren. Auch Fotos, wo er nur mit Azula zu sehen war und sich wie richtige Geschwister benommen hatten. Bewundernd betrachtete sie diese Aufnahmen und ihr Blick harrte auf dem makellosen Gesicht des jungen Zukos. Es war ungewohnt, einen Zuko ohne Narbe zu sehen. „Nun denn. Es ist nicht mehr weit. Feuerlord Zuko wartet bestimmt schon auf Sie.“ Und da waren die Bilder schon wieder uninteressant. Zügig schritt sie dem sympathischen Mann hinterher und mit jedem schnellen Schritt hallten die Geräusche ihrer hochhackigen Schuhe wieder und ihre langen, offenen Haare wippten im Takt mit. Ein mitreißender Geruch von der Blüte einer Feuerrose erfüllte ihre Nase, ihre Ohren wurden mit königlicher Geigenmusik verwöhnt und sie glaubte, den Geschmack von Männlichkeit im Mund zu haben. Die Eindrücke überströmten sie wieder, in einem Moment von Tausendstelsekunden, in dem sie einmal mit den Augen geblinzelt hatte. Er tauchte vor ihren Augen auf, als hätte er soeben gebadet, er schien so sauber und rein zu sein, dass seine Haut glitzerte. Doch Katara war sich sicher, dass dies nur ein Hirngespinst von ihr war. Aber in diesem gut anliegen schwarzem Hemd sah er geradezu hinreißend aus. Mit einem Mal hatte sie das Verlangen ihn zu berühren, sie wollte ihre Hand auf sein Gesicht, seine Haare, seine Brust legen… Das Blut schoss ihr in die Wangen. Es war wirklich sonderbar, was ihr da gerade alles durch den Kopf schoss. Aber ihr Blick hing an dem Feuerbändiger, und so entging ihr das wohlwissende Lächeln Suras und des Dieners, der jetzt den Raum verließ. Und als die Tür sich mit einem leisen Klacken schloss, war Katara wieder in der Realität. Zuko kam mit eleganten Schritten auf sie zu. „Willkommen, Katara“, begrüßte er sie, „Gefällt dir mein Palast?“ Sie musste sich wahrhaftig zurück halten, ihn blitzartig zu umarmen oder gar zu küssen. Stattdessen setzte sie Sura wieder auf den Boden ab. „Sehr. Er ist wirklich hübsch.“ Er kam zu ihr, und nahm ihr wie ein Gentleman ihr dünnes Jäckchen ab. Seine warme Hand streifte kurz die gebräunte Haut der Wasserbändigerin. Eine leichte Gänsehaut breitete sich auf ihren Schultern aus, doch Zuko merkte nichts davon. Er brachte das Kleidungsstück auf einen Ständer nahe der Tür. „Sag Zuko auch hallo“, meinte Katara da zu Sura. Jener kam auch schon wieder, nahm die junge Frau an die Hand und geleitete sie langsam zu dem großen, gemütlich aussehenden Sofa in seiner riesigen Wohnstube. Sie setzten sich und als Katara auch Sura hoch geholfen hatte, sagte die Kleine: „Hallo, Freund Feuerlord! Ich mag dein Schloss auch. Das ist soooo groß!“ Sie breitete die Arme so weit aus, wie sie konnte. Zuko lachte. „Durchaus, ja“, sagte er, „Schön, dass du es magst, auch wenn es so traurig aussieht.“ „Traurig, ja“, wiederholte sie und legte den Kopf schief, „Ganz viele Wände hier sind grau, ganz grau.“ Zuko nickte nachdenklich, und Katara lächelte ihn unwillkürlich an, als er so grübelte. „Ja, die Wände sind alle grau. Das Schloss ist alt und früher kannten die noch keine Tapete dergleichen. Da haben sie dieses Schloss mit kahlen, grauen Steinen gebaut und bis vor kurzem hat keiner an die Gemütlichkeit und Freundlichkeit gedacht, die dieses Etwas von Schloss ausstrahlt… ich versuche, es etwas netter wirken zu lassen und es wärmer zu gestalten.“, dachte er laut vor sich hin. Überfordert sah Sura ihre Mutter an. „Mama, was hat er grad gesagt?“ Katara lachte. „Zuko, falls du Sura antworten wolltest, solltest du nicht so viel und so schnell reden. Mit einigen Wörtern kommt sie auch noch gar nicht klar. – Freund Feuerlord hat gesagt, dass er das Schloss hübscher machen will. Sein Papa und sein Opa haben dies nicht getan.“ „Ach so!“, rief sie da aus, „Das ist aber toll von dir, Freund Feuerlord!“ Jener Feuerlord kratzte sich verlegen am Kopf. „Wenn du meinst… na ja, Katara, was hast du so die letzten Tage gemacht?“ Die Frau sah auf. „Oh“, machte sie kurz, „Nun, außer dem bisschen Geld verdienen eigentlich nur das Alltägliche. Kochen, Sura zum Kindergarten bringen und wieder abholen, ein bisschen Lesen, mit ihr spielen und rausgehen, ein klein wenig Schlafen.“ Sie zuckte mit den Schultern. Den Punkt ‚auf dem Sofa liegen und an dich denken‘ ließ sie aus. „Du liest gerne, nicht? Ich könnte dir ein paar Bücher von hier mitgeben. Viele davon interessieren mich gar nicht.“, schlug er vor, aber Katara winkte ab. „Nein, nein, lass nur. Wenn ich neue möchte, dann kauf ich mir welche von meinem Geld.“ „Von dem du so viel hast…“, warf er ein. Die blauen Augen verengten sich kurz bei dieser Tatsache. Er hatte nicht Unrecht, aber es war genug da. Sonst hätte sie sich schon in einer misslichen Lage wieder gefunden. „Es reicht aus um Sura und mich zu ernähren.“, meinte sie und sah zu ihrer kleinen Adoptivtochter, die gerade interessiert die Blumen in einer kunstvollen Vase betrachtete. „Guck, Mama, die Blumen sehen alle anders aus! So wie Menschen.“, stellte sie fest. „Ja, deswegen haben sie auch alle andere Namen.“, erklärte sie, „Sieh mal, die hier heißt Margerite, und die daneben Narzisse. Die kleinen gelben heißen Sumpfdotterblumen.“ „Und warum heißen die kleinen gelben alle gleich?“, fragte Sura verwirrt und zog die Augenbrauen zusammen. „Ich glaube, das verstehst du noch nicht, wenn ich es dir erkläre.“ „Doch, ich will es wissen.“, schmollte sie. Zuko betrachtete das Spektakel interessiert. Es war wirklich eindrucksvoll, wie sie das Kind erzog; und das als junge Frau. „Hm. Schön, ich versuche es dir zu erklären… du weißt ja, man kann Menschen unterscheiden, nicht?“ „Ja, es gibt Mamas-“, sie zeigte auf Katara, „und Papas!“, sie zeigte auf Zuko, der bei dem Wort ‚Papa‘ und dem zusätzlichen Fingerzeig auf ihn stutzte. „Richtig. Und es ist ja so, dass alle Mamas auf der Welt anders aussehen, aber eigentlich sind alle gleich. Und alle Papas, die es gibt, sind eigentlich auch gleich. Die ganzen Sumpfdotterblumen, die es gibt, sind eigentlich auch gleich, also haben sie einen Namen.“ „Häh? Mama, das versteh ich nicht.“, sagte Sura verdutzt. „Ich hab’s dir doch gesagt!“, meinte Katara lachend. Trotzig wechselte sie das Thema und fragte nach der großen, roten Blume in der Mitte des Straußes. Da mischte Zuko sich ein. „Das ist eine Feuerrose, die es nur in der Feuernation gibt. Sie blüht besonders in meinem Hof…“ „Hof?“, äußerte Katara sich da verwundert, „Welcher Hof?“ „Du kennst ihn nicht?“, fragte Zuko da verwundert, „Oh ja, stimmt, wann hättest du ihn auch sehen sollen… der Innenhof. Eigentlich ist es eher ein Garten.“ „Wenn du es Garten nennst, ist es wahrscheinlich ein halber Park.“, meinte die Frau unverblümt dazu. Zuko zuckte mit den Schultern. „Wenn du meinst… aber ich glaube, dass kommt auf die Perspektive an.“ „Was ist ein Pepedings?“, quasselte Sura dazwischen, die den Erwachsenen zugehört hatte. Zuko bemerkte, dass das kleine Mädchen sehr wissbegierig war. Das musste sie von ihrer Adoptivmutter ‚geerbt‘ haben. „Es heißt Perspektive, Schatz.“, fing Katara auch gleich an auf mütterliche Weise zu erklären, „Versuch erst gar nicht, dir dieses Wort zu merken, das ist noch zu schwer für dich. Sag lieber Sichtweise.“ „Wie Sichtweise?“, meinte Sura nun gänzlich verwirrt. Zuko und Katara lachten. „Sie will wohl immer alles wissen, versteht es letztendlich aber noch nicht, was?“, sagte der Feuerbändiger zu der alten Freundin neben ihm. „Ja“, bestätigte dieses seine Vermutung, „Das ist eine ganz typische Eigenschaft von ihr. Nicht, Sura?“ „Wie? Was ist?“, schrak sie aus ihren Gedanken über die Sichtweise auf. Abermals begann das Gelächter der zwei. Bockig verschränkte Sura die Arme vor der Brust. „Pöh!“, machte sie nur noch. „Wie auch immer“, meinte Zuko dann, „Willst du mal diesen halben Park sehen?“ Nach diesem Satz schienen Kataras blaue Augen geradezu zu funkeln. „Gerne, sehr gerne! Wenn man jahrelang beim südlichen Wasserstamm gelebt hat, ist es zu schön, mal richtige Pflanzen und Blumen zu sehen. Während der Reise vor drei Jahren habe ich, glaube ich zumindest, meine Liebe für Blumen entdeckt.“ Sie lachte kurz, die Wangen waren leicht rot aufgrund des plötzlichen Gedankenn, dass Zuko die schönste Blume sei. „Leider hatte ich nicht genug Geld um mir ein Haus mit Garten zu kaufen…“ Zuko schenkte ihr ein bezauberndes Lächeln, das die Röte auf ihren Wangen nicht gerade verminderte. „Dann wird dir mein Garten sicherlich gefallen.“, sagte er, „Kommt mit.“ Katara stand auf, half Sura von dem Sofa herunter und nahm sie an die Hand. Dann folgten die beiden Zuko, der sie durch die langen und auch kurzen Gänge des Schlosses führte, bis sie schließlich durch eine Tür traten und von der Sonne geblendet wurden. Zukos Innenhof oder auch Garten war tatsächlich ein halber Park. In der Mitte des Geländes war ein hübscher, kleiner Teich umringt von großen Bäumen, die Schatten spendeten. Auf einer großen, freien Fläche wuchs das Gras nur spärlich. Anscheinend wurde hier früher viel trainiert. Ansonsten war der Garten über und über mit Blumen bewachsen. Wie Zuko gesagt hatte, gab es Feuerrosen zahlreich in seinem Hof, und das Rot stach gerade zu heraus. Aber hier wuchsen auch Narzissen und Tulpen, die kleinen Sumpfdotterblumen und Gänseblümchen, und was noch auffällig war, war der große weiße Flieder. „Ich liebe ihn.“, sagte Katara begeistert. Sie ließ Suras Hand los und lief weiter in den Hof hinein auf den grünen Rasen bis zu dem Teich. Hockend betrachtete sie die Fische, die darin schwammen. Ihre kleine Tochter kam ihr hinterher gelaufen und Zuko kam ebenfalls. „Wen liebst du?“, fragte er die Wasserbändigerin. Merkwürdigerweise kam es ihm so vor, als würde er etwas Bestimmtes hören wollen, als würde es ihm wohlig warm ums Herz werden und er ließ es zu… „Deinen Garten!“, lachte sie. Zuko blinzelte kurz. Immerhin… „Er ist wunderschön. Als würde ich mich nicht in der Mitte eines Palastes befinden, sondern irgendwo in der Natur. Das ganze Grün, das Vogelgezwitscher… und der Teich erst, das Wasser…“ Sie hob ihre Hände und ein bisschen Wasser stieg nach oben. Sie ließ es sich in Kreisen und Spiralen bewegen, und mit einem Ruck ihrer Hände schoss es blitzschnell in Richtung Baum, umkreiste ihn und platschte wieder auf dem Teich auf. „Das hast du toll gemacht, Mama!“, rief Sura ihr zu und klatschte. Die Wasserbändigerin grinste. „Ich hab das ewig nicht gemacht.“ „Du hast es nicht verlernt.“, meinte Zuko dazu. Damit hatte er Recht. Sie spürte durchaus nach dem bisschen Wasserbändigen die Kraft des Wassers in ihr. Und darüber war sie froh. „Die Fische sind toll! Die schwimmen ganz schnell…“, plapperte Sura und planschte mit den Händen im Wasser, „Mama, warum sind die so schnell?“ „Die Fische sind an das Wasser angepasst, Schatz. So wie wir nur auf Land atmen können, können sie zum Beispiel nur unter Wasser atmen. Und sie können nicht laufen, nur schwimmen!“, erläuterte Katara kurz die Lebewesen. „Nur schwimmen? Das ist aber blöd…“, meinte Sura da. Ihre Mutter lachte. „Ja, vielleicht.“ Sie setzte sich neben Sura und spielte mit ihr mit dem Wasser, und formte einige Figuren, die dem Mädchen gefielen. Nebenbei fiel ihr auf, dass es nicht anders wie früher war – Zuko war still und redete selten. Da kam ihr eine Idee, als sie sah, wie der Feuerbändiger so gedankenverloren hinter ihnen stand und sie tippte Sura an, damit sie darauf achtete. Katara bändigte nur drei kleine Tropfen Wasser und ließ diese zu kaltem Eis erstarren. Diesen kleinen Eisbrocken beförderte sie langsam hinter Zukos Kopf, an seinen Nacken… und schließlich ließ sie es in sein Hemd fallen. Belustigt sahen die beiden zu, wie Zuko zusammenschreckte und sich blitzartig umdrehte. Da fingen sie lauthals an zu lachen, Zuko sah zu den beiden und wusste Bescheid. „Katara…“, grummelte er, „Das war jetzt nicht lustig.“ „Doch!“, lachte sie, „Du hast doch geträumt.“ Und so fies diese Aktion eben auch gewesen war, so konnte Zuko es jetzt nicht lassen, sie anzustarren. Sie sah sehr hübsch aus, wenn sie lachte, fand er. Glücklich schien sie zu sein und Spaß haben tat sie wohl auch… aber hatte das mit etwas zu tun, dass sie und ihre Adoptivtochter bei ihm waren? Oder lachte sie ihn nur aus? Nein, dachte Zuko sich. Sie ist kein böser Mensch, sie lacht nicht aus, sie lacht mit… So dachte er. Und vielleicht dachte er gar nicht so falsch, dass sie nur mit ihm lachen wollte und mit ihm Spaß haben wollte. Katara mittlerweile kam sich komisch vor, so angestarrt zu werden. Zuko sah sie die ganze Zeit an und schon begann sie sich zu fragen, ob sie irgendetwas im Gesicht hatte oder nicht. Es konnte natürlich einen guten Grund geben, sie zu fixieren, aber so ganz glauben konnte sie das nicht. Und so war ihr etwas unwohl… „Sag mal, Zuko“, fing sie an, „Kannst du mir sagen, wo deine Toilette ist? Also Gasttoilette?“ Er nickte. „Ich werd dich hinbringen lassen. – LIN!“ Ein junges Mädchen mit hellbraunen Haaren eilte herbei und verbeugte sich. „Ja, mein Feuerlord?“ „Bring Katara bitte zu den Toiletten. Das ist alles.“, wies Zuko an. „Sehr wohl!“, bestätigte Lin mit einem Lächeln, „Wenn Sie mir bitte folgen würden, Fräulein Katara…“ So ging Katara dem Dienstmädchen hinterher, dieses Mal nur wenige kurze Korridore entlang. „Soll ich auf Sie warten und Sie zurückbringen?“, fragte Lin. „Nein, danke“, winkte die Wasserbändigerin ab, „Ich finde den Weg allein zurück.“ Das Mädchen nickte und ging zurück. Katara derweil betrat die äußerst große Gasttoilette. Hier waren mehrere Klos, Waschbecken und Spiegel aufgebaut, wahrscheinlich falls irgendwann mal eine festliche Veranstaltung im Schloss statt fand. Da die Wasserbändigerin aber nicht auf die Toilette musste, blieb sie vor einem Waschbecken mit Spiegel stehen und betrachtete sich selbst. Eigentlich sah sie recht gut aus. Ihre Schminke war nirgendswo verwischt, ihre Augen sahen hübsch aus und der Rest auch. Ausnahmsweise war sie dieser Meinung auch einmal, immerhin kam es nicht oft vor, dass sie Make-up trug. Doch nachdem Zuko sie so angestarrt hatte, war sie sich nicht sicher, ob es wirklich schön aussah. Aber sie hatte auch sonst nichts im Gesicht und ihre Haare saßen auch. Sie kam sich eigentlich ziemlich blöd vor. Anstatt minutenlang vor dem Spiegel zu stehen und sich darüber Gedanken zu machen, ob sie gut aussah oder nicht, sollte sie lieber zurück gehen. So machte Katara kehrt und begab sich zu Zuko und Sura zurück. Der Weg war leicht zu merken gewesen. Schließlich hatte sie die Tür zum Innenhof wieder gefunden, doch als sie gerade hinaus gehen wollte, stockte sie. Da saßen Zuko und ihre kleine, zweieinhalbjährige Tochter auf dem Rasen und schienen sich zu unterhalten. Das Thema war leicht zu erraten: Feuerbändigen. Da saß Zuko und bändigte eine kleine Flamme auf seiner flachen Hand. Da saß er und schien Sura etwas über das Feuerbändigen zu erklären. Da saß Sura und bändigte ebenfalls ein kleines Feuer auf ihrer Hand. Da saß sie und bändigte Feuer. Sie. Ihre Adoptivtochter. Ihre zweijährige Tochter. Und Katara riss die Hände hoch, das Wasser preschte aus dem Teich und schoss geradewegs aus Zuko zu; gerade so merkten er und Sura dies, ihr Feuer ging aus von dem Schock und Zuko sprang zur Seite und entwich dem Wasser gerade so. Es fiel auf den Boden. „ZUKO!“, schrie die Wasserbändigerin wutentbrannt über den ganzen Hof. Sie hörte die Diener murmeln, aber das war ihr egal. „Wie kannst du es wagen?!“ Zornig ging sie über das Gras, bis sie bei ihnen war. Verdutzt schaute Zuko sie an und schien das für einen schlechten Scherz zu halten, Sura sah nicht nur verwirrt, sondern auch ängstlich und den Tränen nahe aus. Katara nahm die Kleine vom Boden auf ihre Arme und sagte leise zu ihr: „Alles ist gut, zum Glück ist nichts passiert…“ Dann wandte sie sich wieder zu dem Feuerbändiger vor ihr auf dem Boden. Er hatte sich noch kein Stückchen bewegt, viel zu überrascht ob der Situation. „Und du! Wie kamst du nur auf diese blöde, irrsinnige, vollkommen hirnlose Idee?! Kannst du mir das mal sagen? Wie kannst du es wagen, ihr zu zeigen und auch noch beizubringen, wie man Feuer bändigt?! Es hätte sonst etwas passieren können! Sie ist erst zwei! Ich warne dich, wenn du noch mal ihr so gefährliche Sachen zeigst… und komm nicht auf die Idee mir jetzt hinterher zu laufen! Ich hab die Nase voll!“ Und so ging sie schnellen Schrittes von dem Hof herunter und aus dem Schloss, und die Diener sahen Zuko fragend an, doch er winkte ab, und ließ sie gehen. Bedrückt saß er auf dem Boden. Er fühlte sich miserabel. Katara hatte ihn aufgrund seiner Unachtsamkeit angeschrien. Dieses drückende, schlechte Gefühl in seiner Brust ließ ihn nicht mehr los. Da machte er einen Fehler und sie lief davon. Die alte Freundin, die Zweisamkeit, der Spaß, das Vertrauen, die Liebe… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)