Running Blind [YuKa] von DangoRamen (Kapitel 6, LETZTES kapitel on!) ================================================================================ Kapitel 5: Courage ------------------ Sooo, hier ist das LETZTE Kapitel von Running Blind. Obwohl ich für meine Abschlussprüfung lernen sollte, musste ich das Kapitel unbedingt zu Ende schreiben. Genauso wie das vorherige... *hust* Was man nicht alles tut, um sich vom lernen abzulenken! Naja... hiermit ist sie also beendet, meine bis jetzt längste Fanfic. Woow, das ich wirklich 6 Kapitel durchgehalten habe.... XD Genug gelaber! Ich hoffe es gefällt, und viel Spaß :3 Anbei, hier ein kleiner Musiktipp, den ich beim schreiben gehört habe: Yuki Kajiura - Hear our Prayer Ich liebe das lied, ein echter Ohrwurm, und ich finde es passt perfekt zur Stimmung dieses Kaptitels. Courage "Zu Hause... man sagt, zu Hause ist man dort, wo seine Familie ist. Aber ich habe keine Familie mehr Kai. Mein Team hat mich verstoßen, und meine Eltern sind schon lange tot. Der Tod... Ich schätze, das wäre wohl der einzige Ort, den ich zu Hause nennen könnte..." In einer ewigen Dauerschleife hallte Talas Stimme in seinen Ohren wieder, während ihn seine Füße mit schnellen Schritten die Krankenhausgänge entlang trugen. Wie wild rannte er durch den Flur, hinweg zwischen all den Menschen, den Besuchern, Rollstuhlfahrern oder Krankenschwestern. Er wusste nicht, wen er dabei alles wüst zur Seite schlug, aus dem Weg schubste, oder seinen Ellbogen in die Seite rammte, und nahm auch nicht die entsetzten Laute oder nachgerufenen Beschimpfungen wahr. Dieser kleine, auf den ersten Blick unbedeutsame Satz des Rothaarigen, war alles, was er in seinen Ohren wiederhallen hörte. Es war nicht oft geschehen, dass Tala etwas so tiefgründiges über die Lippen gebracht hatte. Gerade darum hatte sich dieser Satz, den der Rothaarige ihm vor ein paar Monaten anvertraut hatte, bis heute so in sein Gedächtnis gebrannt. Mit jedem erneuten Wiederhallen stieg die Panik in ihm, die seine Beine wie mechanisch vorantrieb, nur noch weiter ins unermessliche. Sein ganzer Körper fühlte sich träge und taub an, und schmerzte gleichzeitig bei jedem Schritt. Sobald Tyson ihn von seinen Armfesseln befreit hatte, hatte er sich wüst von den Schläuchen losgerissen, und war auf wackligen Beinen aus dem Zimmer gestürmt. Sein Blick war starr gerade aus gerichtet, in der stetigen Hoffnung nach der nächsten Ecke, nach den nächsten Metern endlich den Rücken des Rothaarigen ausmachen zu können. Er musste doch erst vor ein paar Minuten gegangen sein. Doch egal wie weit er rannte, er sah ihn nicht. Er durfte noch nicht weg sein, schoss es ihm in den Kopf. Übelkeit kam in ihm auf. Hoffentlich war es nicht schon zu spät. Tala durfte noch nicht gegangen sein. Hektisch erreichte er den Ausgang, stieß die Türen des Krankenhauses zur Seite. Noch ehe er realisieren konnte, was er überhaupt getan hatte, fand er sich bereits wenige Meter vor dem Gebäude wieder. Nur am Rande spürte er die dicke, kalte Schneeschicht unter seinen nackten Füßen, als er auf wackligen, aber schnellen Schritten aus dem Gebäude rannte. Plötzlich stockte er. Seine Schritte wurden langsamer... Dort war er. Nicht weit von ihm, gerade mal 7 Meter von ihm entfernt stand er, an der großen Bushaltestelle direkt vor dem Krankenhauseingang. Er war noch hier. Er war noch hier, wiederholte er innerlich. Um sie herum begann es plötzlich, leicht zu schneien. Ganz langsam tanzten die kleinen, weißen Flocken durch die Luft, bevor sie sich auf Haut, Haare, Kleidung und Boden niederliesen. Gefesselt beobachtete er die Schneeflocken, die über Talas Kopf tanzten bevor sie zährtlich an seinen Haaren hängen blieben. Sie bildeten einen extrem starken Kontrast zu Talas Haarfarbe... Schwer außer Atem musterte er den Rücken des Rothaarigen. Erst langsam realisierte er, was passiert war. Was er getan hatte. Wo er sich befand. In nichts als einem dünnen, hinten fast rückenfreien Krankenhaushemd stand er nun bis zu den Knöcheln im Schnee. Obwohl er erst wenige Minuten hier draußen stand, waren seine Füße bereits gefährlich rot angelaufen. An seinem linken Arm hing noch einer der dünnen, langen Schläuche, die bis vor wenigen Minuten noch an mehreren Geräten angeschlossen waren. Er hatte sich einfach mit einem starken Ruck von ihnen losgerissen, den entsetzten Blicken seiner Teamkameraden oder dem plötzlichen schrillen Piepen der Geräte keine Beachtung schenkend. Bei Tysons Worten, Tala würde nach Hause gehen, war ihm sofort dieser eine Satz in den Kopf geschossen. Für jeden anderen mag es sich vielleicht nach einem völlig normalen Wort anhören. Doch er kannte die Bedeutung. Er wusste, was es für Tala heißen würde, >nach Hause< zu gehen. Er, der doch selbst nie ein zu Hause gehabt hatte... Panik hatte ihn erfasst. Aus einem Impuls heraus, hatten ihn seine Beine hier her getragen. Schneller als er hatte über sein Handeln nachdenken können. Oder über die Konsequenzen.... Immer mehr Passanten drehten sich zu ihm um. Warfen ihm geschockte Blicke zu und tuschelten. Schließlich drehte sich auch die Person, die er die ganze Zeit angestarrt hatte zögernd zu ihm um. Und obwohl er vor wenigen Minuten bei Talas Anblick nichts als Leere und Schmerz empfunden hatte, überwältigte ihn ein völlig anderes Gefühl, als sich der Russe ihm diesesmal zuwandte: Erleichterung. Zum ersten mal seit er wieder aufgewacht war, konnte er Talas Gesicht erkennen. Die geweiteten, eisblauen Augen starrten ihn schockiert an. Sie waren gerötet. Er hatte also tatsächlich... Der eiskalte Schnee brannte regelrecht auf seiner Haut. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass seine Beine nachgaben. Kraftlos fiehl er auf die Kniee. Erst jetzt schien er das ungeheure Seitenstechen und das hektische Luftholen seiner Lunge wahrzunehmen. Sein Kopf schmerzte, und für einen kurzen Augenblick wurde ihm Schwarz vor Augen. Er atmete schwer, versuchte sich wieder zu fangen. Er blinzelte und schüttelte den Kopf, als könne er damit seine Schmerzen abschütteln. Erschrocken verkrampfte sich sein ganzer Körper, als er plötzlich etwas weiches auf seinen Schultern spürte. Vollkommen überfordert sah er auf, und bemerkte das der Rothaarige schnell zu ihm gerannt sein musste. "Kai..." Das weiche Gefühl auf seinen Schultern... Der unverkennbare Geruch... Die Wärme... Tala hatte seine Jacke ausgezogen, und sie ihm über die Schultern gelegt. Er hatte nicht über die Konsequenzen nachgedacht, als er Tyson angeschrieen hatte ihn loszumachen. In heller Aufregung und Angst um den anderen, hatte er keine Sekunde daran gedacht, was er tun oder sagen würde, wenn er den Rothaarigen tatsächlich einholen würde. Aber als er nun hier knieete, die Wärme und den Geruch Talas Jacke in sich einzog, schaltete sich sein Kopf komplett aus. Sein Herz wusste, was er zu tun hatte... "Kai... Es tut mir leid. Ich -" "Ich will es nicht hören!" fuhr Kai dazwischen. Tala schluckte. Zögernd hob er die Hand, um Kai damit sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht streichen zu wollen. Das hatte er zumindest vorgehabt. Doch noch bevor seine Hand Kai's Gesicht erreicht hatte, griff dieser nach ihr. Mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck besah er sich die große, raue Hand des Rothaarigen. Die ganze Hand war unglaublich geschwollen, und leuchtete in grellen Blau, Lila, und Grüntönen. Die Haut an den Fingerknöcheln war aufgeplatzt und blutig, und nicht minder Blau als der Rest. Der Handrücken hatte leichte Schürfwunden. Er musste sie ein paar Mal wütend gegen die Wand geschlagen haben. Das Tat Tala immer, wenn er aufgebracht war. Dieses Mal waren die Verletzungen jedoch besonders schlimm... Das Stechen in seinem Kopf wurde immer heftiger, und es fiel ihm immer schwerer, seine Augen offen zu halten. Tala's Hand verschwomm langsam vor seinen Augen. Er fühlte sich müde, konnte regelrecht spüren, wie all seine eben noch aufgebrachten Kraftreserven Sekunde für Sekunde weiter sanken. Ab und zu wurde ihm für einen Bruchteil der Sekunde erneut Schwarz vor Augen. Auch sein Atem ging schwer. Mit letzter Kraft hob er beide Hände, krallte sich an Talas Schultern fest. Vorsichtig zog er ihn zu sich herunter, sah Talas Gesicht immer näher kommen. Sein Blick war fassungslos, er konnte Talas Anspannung direkt unter seinen Händen spüren. Als sich ihre Gesichter so nahe waren, dass er Talas warmen Atem auf seinen kalten Lippen spüren konnte, stoppte er. "Ich..." Er zögerte einen Moment. Was, wenn er nicht das richtige tat? Was wenn... Aber... es fühlte sich so verdammt richtig an. Sein Blick verschwamm immer mehr. Er konnte nur noch ein paar grobe Umrisse ausmachen. "...hoffe du vergisst nicht... wo dein... Zu Hause liegt." und das letzte, was er hörte waren seine eigenen Worte, leise und weit entfernt, bevor schließlich alle Kraft aus seinen Knochen wich, und sich zum zweiten Mal in seinem Leben, alles vor seinen Augen Schwarz färbte. Mit dem kleinen Unterschied, dass er diesesmal nicht den kalten, eisigen Badezimmerboden unter sich spürte, als ihn langsam vor Erschöpfung das Bewusstsein verlies, sondern ein paar starke Arme, die ihn wärmten und festhielten. "Zu Hause... man sagt, zu Hause ist man dort, wo seine Familie ist. Aber ich habe keine Familie mehr Kai. Mein Team hat mich verstoßen, und meine Eltern sind schon lange tot. Der Tod... Ich schätze, das wäre wohl der einzige Ort, den ich zu Hause nennen könnte... ...wenn ich dich nicht hätte, Kai." ~*~ Die zierlichen Hände, die sich eben noch so fest an seine Schultern gekrallt hatten, verloren ruckartig ihre letzte Kraft. Die letzte Anspannung wich aus Kai's Körper. Da er direkt vor ihm war, fiehl er Tala regelrecht in die Arme. Jetzt konnte er sich nicht mehr beherrschen. So fest er konnte, drückte er den zierlichen Körper an sich. Er vergrub sein Gesicht in seiner Halsgrube, strich ihm immer wieder sanft über den Rücken, während er sich zum zweiten Mal an diesem Tag bemühte, ein Aufschluchzen zu verkneifen. Nur am Rande nahm er das quietschende Geräusch des Busses wahr, der soeben eingefahren war. Es war ihm egal. Er hatte ohnehin nicht gewusst, wohin er hatte fahren wollen. An einen See? Zu einem Hochhaus? Vermutlich hätte es auch der nächste Bahnhof und der Zug für sein Vorhaben getan. Jetzt war es ihm egal. Er wusste immernoch nicht, ob Kai ihm wohl jemals verzeihen können würde. Ob er ihn jemals wieder vertrauen können würde. Ob er ihm jemals wieder nahe sein können würde... Plötzlich legte sich eine Hand auf seine Schulter. "Da bist du! Tala? Was ist passiert? Geht es ihm gut? Er ist wie ein Irrer raus gerannt, wir haben ihn überall gesucht. Tala? ....Tala? Ist alles okay?" Er hörte es nicht, völlig in seinen Gedanken versunken. Vielleicht würde Kai ihm nie wieder verzeihen oder gar vertrauen können, aber zumindest schien er nicht zu wollen, dass er ging. Das war mehr als er sich je erhofft hatte, und wesentlich mehr als er überhaupt verdiente... Kai's Brustkorb hob und senkte sich regelmäßig. Talas Griff wurde nur noch fester. Und als sich seine Finger sanft in Kai's Haare krallten, um ihn nur noch dichter an sich zu pressen, nahm er sich vor, ihn nie wieder von sich zu stoßen oder gar loszulassen. Kai. Sein Zu hause. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)