Der Engel des Todes von Dying_Phoenix ================================================================================ Kapitel 1: Der Engel des Todes ------------------------------ Ich sitze alleine in meinem Zimmer und warte auf ihn. Warte, dass er mich holen kommt, mich endlich von meinem Leiden erlöst. Obwohl ich weiß, dass er auch heute Nacht nicht kommen wird. Von vielen wird er gefürchtet, dabei ist er nur ein Werkzeug. Ein Werkzeug um uns das Hinübergehen leichter zu machen. Die Meisten gehen nur widerwillig mit ihm mit, versuchen sich sogar oft noch zu wehren. Wollen nicht wahrhaben, dass er wegen ihnen hier ist. Doch was bringt es ihnen, wenn er erst einmal hier ist, geht er nicht, bevor er hat weswegen er gekommen ist. Argumente hat er genug um das Hinübergehen leicht zu machen und bei genauem Überdenken sind seine Argumente auch nachvollziehbar. Oft genug habe ich versucht neu anzufangen, die Vergangenheit hinter mir zu lassen und bei null zu beginnen. Doch die irgendwann holt jeden die Vergangenheit ein, so sehr man auch versucht hat alles zu vergessen. Es kommen tagein tagaus neue Probleme hinzu und irgendwann schafft man es nicht mehr und man fällt in ein bodenloses Loch. Viel zu oft bin ich in dieses Loch gefallen, hab es irgendwie wieder geschafft mich irgendwo festzuhalten und mich an den unmöglich scheinenden Aufstieg gemacht. Doch kaum war ich oben, wurde ich erneut in die Dunkelheit gestoßen. Schon immer war ich anders als die meisten Menschen, fühlte anders und dachte anders und passte auch nicht gut genug auf, dass das niemand merkte. Ich versteckte mich nicht und sagte was ich dachte, was sich kurz darauf auch schon rächte. Inzwischen weiß man, dass Menschen sich akzeptieren, solange man der Norm entspricht. Sollte man jedoch anders denken, verschwindet die Akzeptanz und man bekommt das wahre Gesicht der Menschen zu sehen. Auch wenn man noch so oft sagt, dass man nicht auf die Meinung von Anderen hört, so hinterlässt doch jede Bemerkung eine Narbe. Mit der Zeit werden diese immer mehr und tiefer, bis es schließlich zu viel wird und man erneut in dieses Loch fällt aus dem nur Wenige wieder hochkommen. In solch einer Situation gibt es in dieser Welt nichts mehr für uns. Es ist alles vorherbestimmt und wir müssen den nächsten Schritt gehen. Andere wiederum erwarten ihn sehnsüchtig, aus diversen Gründen. Jene Seelen gehen widerstandslos mit ihm mit. Es ist traurig, dass Manche sich wehren wollen, doch es ist noch bei weitem trauriger, dass viele wirklich glauben, ihr angehäuftes Vermögen würde sie vor seinem Besuch wahren. Dabei hilft er ihnen nur den nächsten Schritt zu tun. Einen Schritt um mit dem alten Leben abzuschließen und ein neues zu beginnen. Ich will damit nicht sagen, dass man sich auf diese Stunde freuen soll, doch man sollte akzeptieren, wann sie gekommen ist. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir, dass es kurz vor Mitternacht war. Langsam stand ich auf und ging zum Fenster. Als ich die Vorhänge zur Seite zog sah ich plötzlich einen dunklen Schatten vor dem Fenster, welcher draußen zu schweben schien. Er breitete sich etwas aus und verdeckte inzwischen das gesamte Fenster. Langsam ging ich einige Schritte zurück woraufhin der Schatten wieder zu verschwinden schien. Ich wartete ein paar Minuten, bevor ich wieder zum Fenster ging um die Vorhänge zu schließen. Innerhalb weniger Sekunden baute sich der Schatten erneut vor dem Fenster auf und eine Sekunde später ging die Scheibe zu Bruch und hunderte Glasscherben schossen mir entgegen. Reflexartig hob ich meine Hände und hielt sie schützend vor meinen Kopf um kurz darauf zu spüren wie sich mehrere Glasscherben in meine Arme bohrten. Langsam ließ ich meine Arme wieder sinken und sah den schwarzen Schatten vor mir im Zimmer schweben. Es schien so als hätte er eine Art Mantel an, der bis zum Boden reichte, ein Gesicht war nicht zu erkennen, da die Gestalt in einem einheitlichen schwarz auftrat. Panik machte sich in meinem Kopf breit, ein Teil von mir wollte sofort weglaufen, doch ich war nicht mehr Herr über meinen Körper, so sehr ich auch versuchte mich zu bewegen, ich schaffte es nicht. Zwei schneeweiße Flügel breiteten sich vom Rücken der Gestalt aus und obwohl ich mich immer noch nicht bewegen konnte, faszinierten mich die Geschehnisse. Ruckartig bewegte sich etwas das anscheinend seinen Arm darstellen sollte. Ich wurde von den Füßen gerissen und gegen die Wand geschleudert. Doch anstatt auf den Boden zu fallen, schwebte ich in der Luft ohne mich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Langsam kam die Gestalt näher und musterte mich interessiert. Sie streckte mir die andere Hand entgegen und hielt mir diese vor mein Gesicht. Ich spürte die Wärme aus meinem Körper verschwinden, in meinem Kopf sah ich mein gesamtes bisheriges Leben ablaufen. Dabei breiteten sich in meinem gesamten Körper Schmerzen aus. Es fühlte sich so an als würde jeder meiner Knochen in Flammen stehen und meine Muskeln jeden Moment in tausend Teile gerissen werden. Jede Sekunde kam mir vor wie eine Stunde und jede neue Erinnerung schien den Schmerz noch zu verschlimmern. Als ich in der Gegenwart angekommen war, sah ich den Schatten wieder vor mir der im selben Moment von mir abließ und mir den Rücken zuwandte. Als er das Zimmer durch das Fenster verlassen hatte, fiel ich zurück auf mein Bett. Ich zitterte immer noch von dem soeben Erlebten und als ich etwas zu Atem gekommen war entspannte sich mein Körper allmählich wieder. Von den, vor wenigen Sekunden noch gefühlten Schmerzen, war jetzt nichts mehr zu merken und erst jetzt realisierte ich was gerade passiert war. Der Engel des Todes hatte mich soeben besucht, jedoch mich nicht mitgenommen. Er hätte es jederzeit tun können, davon war ich überzeugt, doch er wollte mir anscheinend nur beweisen, dass er jederzeit kommen konnte. Heute Nacht hatte er mir bewiesen, dass er jederzeit kommen konnte, jedoch würde es beim nächsten Mal keinen Ausweg mehr geben. Er würde kommen und sich holen was ihm zustünde, doch ich wusste auch, dass ich nicht mehr auf ihn warten würde. Die Zeit bis zu seinem nächsten Besuch würde ohnehin viel zu schnell vergehen.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)