Gedanken von Zofenluder ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Rodrigo sah zu, wie Farin vertieft sein Buch las. Die Lippen des Älteren bewegten sich hier und da zu einem Satz mit, er hatte die Augenbrauen leicht zusammengezogen. Jan schien wirklich konzentriert, und das gefiel Rodrigo. Der Bassist blätterte in seiner Zeitschrift um, schlug nun den rechten Fuß über den Linken, las wieder einen kurzen Artikel über eine Nachwuchsband aus Berlin, sah dann wieder zu Farin. Wann könnte er es machen? Noch heute? Er hätte alles dabei. Nicht umsonst schleppte er seinen Aktenkoffer durch die Gegend. Nur dass sich keine Akten darin befanden, sondern...nunja. Was wohl in dem hübschen Kopf des Bassisten vorging? Farin warf immer wieder einen verstohlenen Blick zu Rod, bewunderte immer wieder dessen anmütige Schönheit, diese Eleganz, obwohl Rod eigentlich nichts machte. Außer dazusitzen und zu lesen. Rod wusste, wie gut er aussah, und das setzte er auch zur Schau. Wenn auch unbewusst. Farin war fasziniert, konzentrierte sich mehr auf den Bassisten, als auf sein Buch. Leise seufzend wandte er seinen Blick wieder in seine Lektüre, las drei, vier Sätze, blätterte um, las weiter, ohne sich zu merken, was er da eigentlich gerade gelesen hatte. Wieder ein Blick über den Buchrand hinweg. Und wieder war Farin fasziniert. Als aber Rod seinen Blick erwiderte, schoss Farin das Blut in die Wangen. Und als Rod ihn sanft anlächelte, schoss ihm das Blut noch in ganz andere Regionen. Rodrigo lächelte triumphierend. Farin hatte sowas von angebissen. Und in Rodrigos Gedanken spielte sich immer wieder eine Szene ab, immer ein bisschen anders, aber sie geht immer gleich aus. Farin stirbt. Qualvoll. Verblutete grausam. Rodrigos Lächeln wurde kalt, er blickte dem Blonden direkt in die Augen und spürte, fühlte, wie er nervös wurde. Eine neue Version schlich sich in Rodrigos Gedanken. Wie er dem Blonden Finger für Finger abschnitt. Wie der Blonde schrie. Wie er weinte. Rod legte den Kopf leicht schief, lächelte Farin immer noch an, dieser erwiderte zögerlich, ehe sie beide wieder in ihre Lektüren sahen. Sollte er es ihm sagen? Sollte er ihm seine Liebe gestehen? Diese Liebe, die schon seit Monaten, Jahren zu Rodrigo bestand, ohne dass dieser davon wusste? Jan zögerte. Wenn er nur wissen würde, an was Rod gerade dachte.. Er selbst stellte sich die Situation immer wieder vor, jedes mal ein wenig anders. Einmal, wie Farin es ihm hier, im Proberaum sagt. Einmal, wie er es ihm vor einem Konzert sagt. Einmal, wie er es ihm nach einem Konzert sagt. Einmal, wie Rodrigo ihn einfach nur entsetzt anstarrt. Einmal, wie Rodrigo auflachte, ihn in den Arm nahm und ihn einfach küsste. Der letzte Gedanke gefiel ihm am besten. Etwas gedankenverloren zog Jan die Beine an, legte das Buch auf die Knie und versuchte, sich ganz auf die Lektüre zu konzentrieren. Das Skalpell glitt durch Farins Haut, ein Gurgeln war zu hören, ein schreckliches Gurgeln. Obwohl Rodrigo auf alle wichtigen Adern und die Atemwege aufgepasst hatte. Er hatte den Blonden betäubt, mit Ether ,so lag der Gitarrist nun hier, unter ihm und...hatte einfach nur Angst. Farin sollte alles schön mitbekommen. Er stand kurz vor der Ohnmacht, hatte schon längst aufgegeben, zu schreien. Stumme Tränen rannen über seine Wangen, die Augen waren schon längst in die Höhlen zurückgerollt. Blut. Überall Blut. Und Rod kniete neben dem Kopf des Gitarristen, das Skalpell in der Rechten, die Andere an Farins Wange und... er lächelte. Farins Brust hob und senkte sich schwach, er war nicht mehr wirklich zu retten. Da war er sich sicher. Und falls doch...seine Karierre wäre vorbei. Die Stimmbänder warscheinlich durchtrennt, die Finger mit einer Gartenschere abgeschnitten. Ja. Ohne Finger ließ es sich schwer Gitarre spielen. Und während Rodrigo sich diese Situation vorstellte, sah er den Mann ihm gegenüber auf dem Sofa sanft an und lächelte ihm lieb zu. Ja, irgendwann würde er es machen. Irgendwann. Würde Rodrigo ihm eine scheuern? Farin wusste es nicht. Aber er wusste, wie sehr er Rod liebte. Wie sehr er ihn begehrte. Und wie sehnslichst er sich es wünschte, mit ihm zusammen zu sein. Mit ihm zu leben. Mit ihm zu lieben. Würde Rodrigo seine Gefühle erwidern? All diese Möglichkeiten frustrierten Jan. Er wollte es ihm sagen, ja. Am Besten sofort. Doch als er zu sprechen ansetzen wollte, stand Rod auf, legte die Zeitschrift zur Seite. "Sorry, ich muss jetzt... hab noch ne Verabredung..." Rod lächelte Farin sanft an und dieser nickte nur, errötete wieder leicht. Eine Verabredung? Farins Stimme sank in den Keller. "Also bis morgen?" Jan nickte und sie umarmten sich kurz. Dann ging Rod aus dem Raum, den mysteriösen Aktenkoffer fest in der linken Hand. Farin wusste bis heute nicht, was sich darin befand. Der Gitarrist blieb zurück, griff wieder nach seinem Buch. Ja, irgendwann würde er es ihm sagen. Irgendwann. Ende. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)