long-lost things von Panakeia (Reituki ^^) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Huhu ^^ Kommt nicht sonderlich oft vor, aber ich stell auch mal wieder was neues on xD War paar tage nich in der schule und hatte kein net, dafür aber viiiiel zeit zum schreiben ^^ Ich hoff mal, die ff gefällt euch. Ist auf etwa 3 Kapitel angelegt. Viel Spaß beim Lesen ^^ _____________________ Es kam mir vor als wäre ich ewig weg gewesen. Dabei waren es doch nur neun Jahre. Acht Jahre waren nicht die Welt, und doch.. Acht Jahre, in denen sich in Tokyo so viel verändert hatte. Irgendwie war alles viel hektischer geworden. Oder kam es mir nur so vor, weil ich so lange abseits einer Großstadt gelebt hatte? Kleine Ortschaften in Amerika ließen sich schließlich nicht mit einer Millionenstadt wie Tokyo vergleichen. „Taka? Bist du festgefroren?“, riss mich eine Stimme aus den Gedanken. Ich blickte auf und bemerkte, wie Yutaka dort vor mir stand – mit dem Unterschied, dass er sich schon in der Bahn befand und ich hingegen noch draußen stand. Einige Leute starrten mich unfreundlich an, wahrscheinlich weil mein Freund gerade die Tür für mich aufhielt und die Bahn deshalb nicht weiterfahren konnte. Schnell fasste ich mich wieder und gesellte mich zu Yutaka. „Denken, sie wären allein auf der Welt“, hörte ich von irgendwoher gemurmelt, beachtete es aber nicht weiter. Durfte man nicht mal in Gedanken versinken? In dem Dorf, in dem ich gelebt hatte, waren die Menschen nicht so unfreundlich. „Alles okay?“ Ich sah Yutaka an und nickte kurz. Es ist schon seltsam. Hier in Japan war ich aufgewachsen, hatte meine Kindheit verbracht und hier hatte ich auch lieben gelernt. Und trotzdem kam mir mit einem mal alles so fremd vor. Obwohl ich doch schon wieder seit fast zwei Monaten hier war. Wäre mir dieser Aushang an einer Laterne, auf dem ein Mitbewohner gesucht worden war, nicht aufgefallen, hätte ich wohl auch nach zwei Monaten noch keine richtigen Kontakte geschlossen. Doch so fühlte ich mich hier wenigstens ein bisschen willkommen – aufgenommen von einer Horde verrückter Kerle, die mir das Leben abwechslungsreich gestalteten: Yutaka, Yuu und Kouyou. Ein ziemlich bunt gemischter Haufen, bei dem ich es mir überhaupt nicht erklären konnte, wie sie überhaupt miteinander auskamen. Doch mittlerweile fragte ich mich solche Dinge nicht mehr. Freundschaft ließ sich einfach nicht erklären, das hatte ich hier gelernt. „Ich wette, Yuu und Kouyou sitzen nur wieder vor der Konsole, obwohl sie heute mit Essen machen dran sind!“, plapperte Yutaka drauf los und holte mich mal wieder zurück in die Wirklichkeit. „Wir sollten wirklich mal härter durchgreifen und Strafen für nicht gemachte Hausarbeiten einführen. Was meinst du?“ Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen, während ich nickte. „Abwasch für einen ganzen Monat.“ Ich sah schon vor meinem inneren Auge wie Yuu mit Gummihandschuhen dastand und Teller für Teller abwusch, die er an Kouyou weiterreichte, der mit einem Geschirrhandtuch darauf wartete, den nächsten Teller abzutrocknen. Beide natürlich mit einer Miene als hätte man sie dazu verdonnert, jeden Morgen um fünf Uhr aufzustehen. „Das ist doch mal ne gute Idee“, stimmte mir Yutaka zu und verließ hinter mir die Bahn, als wir an unserer Haltestelle ankamen. „Als Ausrede, warum sie nicht gekocht haben, kommt sicher, dass sie ja überhaupt keine Möglichkeit dazu hatten, weil wir einkaufen sind.“ „Meinst du?“, sah ich ihn grinsend an. „Vielleicht haben sie heute ja mal eine andere Geschichte für uns. Im Kühlschrank war nämlich noch was, was sie hätten kochen können.“ „Sicher“, nickte Yutaka nur lachend und wir machten uns daran, die Untergrundhaltestelle zu verlassen. „Aber mit dem, was da drin ist, können sie sicher nicht viel anfangen. Ich glaub, wir haben keine Tiefkühlpizza mehr… oh! Guck mal!“ Abrupt blieb er stehen und starrte vor sich auf eine Stufe. „Fast wäre ich draufgetreten!“ Erst beim näheren Hinsehen fiel mir auf, was er meinte. Yutaka stellte seine Plastiktüte mit den Einkäufen auf einer Stufe ab, bevor er einfach so mitten auf der Treppe in die Hocke ging und sich das Schmuckstück, das dort auf dem Boden lag, genauer ansah. „Komm, lass uns weitergehen. Die anderen warten bestimmt schon. Außerdem ist das Ding sicher kaputt und liegt nur deshalb hier rum“, drängte ich ihn. Wir waren schon den ganzen Tag in der Stadt rumgelaufen und mir taten die Füße weh. „Und was, wenn es jemand verloren hat?“, erwiderte Yutaka aber und hob die Kette auf, bevor er es in seine Hosentasche stopfte und wieder die Tüte mit den Lebensmitteln in die Hand nahm. „Wir nehmen es mit und sehen uns das zu Hause mal an.“ Ein wenig genervt nickte ich und setzte mich wieder in Bewegung. Noch von draußen hörte ich die Geräusche, die unweigerlich aus dem Fernseher kommen mussten. „Heute koch ich nicht für die beiden mit! Sollen sie doch verhungern!“, grummelte Yutaka nur, während er den Schlüssel umdrehte und uns Zutritt zur Wohnung verschaffte. Ich wusste, dass er gerne kochte, doch nach so einem Tag hatte er sicher auch nichts dagegen, wenn das Essen schon auf dem Tisch stand. Außerdem hatten wir nun mal einen geregelten Haushaltsplan – auch wenn einige sich allzu oft nicht daran hielten. Nicht einmal als wir ins Wohnzimmer traten, wurden wir bemerkt. Viel zu sehr waren die beiden anderen Mitbewohner mit ihrem Spiel beschäftigt. „Was willst du essen?“, fragte mich Yutaka mit einem genervten Gesichtsausdruck. Okay, vielleicht wäre ein wenig Rücksicht jetzt angebracht. „Mir egal. Vielleicht haben wir ja auch noch was da, was nicht so lange braucht?!“ „Oh! Ihr seid schon zurück?“ Überrascht wandte sich Yuu um und sah uns an als hätte er uns erst in ein paar Stunden erwartet. „Wir sind seit heute Mittag weg gewesen, Yuu“, gab ich ihm zu verstehen. „Eben. Und jetzt ist es…“ „Halb acht. Abends.“ Ich bemerkte, wie sich jetzt auch Kouyou umdrehte und zuerst Yutaka und mich und anschließend die Wanduhr anstarrte. Dann wanderte sein Blick zurück zu uns – besser gesagt: Zu Yutaka. „Hey, das tut uns echt Leid!“ Wenigstens wussten sie gleich, was sie verbrochen hatten. Ein Fortschritt war das zumindest schon mal. „Wir machen gleich was!“, rief jetzt auch Yuu und ließ seinen Controller fallen. Zögernd wagte ich einen Blick zu Yutaka, der aber nur die Augen verdrehte und sich mit den Einkäufen Richtung Küche davonmachte. „Nein, warte, wir machen das!“, hörte ich noch, während Kouyou und Yuu an mir vorbeirauschten. Sie wussten, wie wütend unser Mitbewohner werden konnte. Vor allem, wenn es um Pflichten ging. Seufzend ließ ich mich auf das Sofa fallen und betrachtete den flimmernden Bildschirm, der mich dazu aufforderte, das Spiel neu zu beginnen. Sicher hatten die beiden uns nur bemerkt, weil das Spiel gerade zu Ende gewesen war. Ein müdes Lächeln entfloh meinen Lippen, bevor ich die Augen schloss und nur noch dem Geklirre und Geklimper aus der Küche lauschte, unterbrochen von einigen Mahnungen und Anweisungen seitens Yutakas. Eben dieser ließ sich ein paar Augenblicke später neben mir auf die Polster sinken. „Ich frag mich immer wieder, wieso ich mich gerade mit den beiden anfreunden musste“, seufzte er. Ich grinste nur als Antwort. Ja, diese Frage hatte ich mir auch schon öfters gestellt. Aber was hatte man denn groß für eine Wahl, wenn man nur wenig Geld hatte und schnell eine Bleibe suchte? Ich hatte nicht viele Auswahlmöglichkeiten und letztendlich konnte ich wirklich froh sein, dass es mich dann doch so gut getroffen hatte. Sicher, meine Mitbewohner waren alles andere als ein ruhiger Pol – Yutaka vielleicht ausgenommen -, doch so wurde das Leben nie langweilig und außerdem waren sie tolle Freunde. Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich innerhalb von den zwei Monaten, in den ich jetzt wieder in Japan war, so schnell Anschluss finden würde. Nach einiger Zeit der Stille fuhr der ruhige Pol unserer Wohngemeinschaft auf, was mich ebenfalls aufschrecken und die Augen öffnen ließ. „Du hattest Recht. Ist kaputt“, sagte er, während er die Kette in seiner Hand betrachtete. „Der Verschluss… da ist irgendwas gerissen oder so.“ Dann hielt er sie mir vor mein Gesicht, sodass ich scharf die Luft einsog. Es war eine silberne Kette mit einem ovalen silbernen Anhänger. Er sah irgendwie teuer aus, doch das war nicht das, was mich so reagieren ließ. Der Anhänger kam mir bekannt vor. Hatte ich damals nicht auch so einen besessen? Ich konnte mich nicht mehr genau daran erinnern, doch er rief etwas in mir wach, woran es sich zu erinnern lohnte. Etwas, woran ich erinnert werden sollte. „Kennst du ihn?“ Yutaka sah mich neugierig an und ließ das Schmuckstück dabei leicht hin- und herpendeln. „Ich glaub, ich hab mal so einen ähnlichen besessen. Ist schon ziemlich lang her. Ich weiß nicht mehr so genau…“, antwortete ich und ließ mich zurücksinken. „Vielleicht sollten wir es zum Fundbüro bringen. Sieht irgendwie teuer aus.“ „Findest du? Ich finde, er sieht aus als könnte man ihn in jedem Laden an der Ecke kaufen. Ziemlich schlicht.“ Ja, da hatte er allerdings Recht. Der Anhänger war wirklich schlicht, doch das hielt ihn ja nicht davon ab, Geld gekostet zu haben. Außerdem könnte es doch sein, dass Erinnerungen daran hingen. Jeder Gegenstand trug seine eigene Geschichte mit sich und mit jedem Gegenstand waren Erinnerungen verbunden. Wieso also nicht auch mit dieser Kette? „Schon, aber die gehört doch irgendjemandem. Und derjenige würde sie sicher gern wiederhaben. Ich bring sie morgen zum Fundbüro!“, entschied ich darum. Was sollten wir denn auch damit anfangen? „Wenn du meinst.“ Yutaka zuckte nur mit den Schultern, bevor er das Schmuckstück auf den Wohnzimmertisch vor uns legte und dann wieder die Augen schloss. „Essen!!“, riss mich eine ziemlich laute Stimme aus meinem Halbschlaf. Sie gehörte allerdings nicht Yutaka, was mich daran zweifeln ließ, ob ich wirklich aufstehen wollte, um nachzusehen, was es da zu essen gab. „Komm schon, Taka. Lass es uns wenigstens ansehen.“ Yutaka wusste wohl ganz genau, was ich dachte. „Und danach lassen wir sie zuerst probieren, um herauszufinden, ob wir das auch essen können.“ Grinsend öffnete ich die Augen und erhob mich seufzend von der Couch. „Sicher, dass wir nicht ein paar Minuten warten sollten, bevor wir uns auch daran versuchen? Vielleicht hat das Essen ja irgendwelche Spätfolgen?“ Yutaka lachte. „Ich hab ihnen genau aufgeschrieben, was sie machen sollen. Nicht mal die beiden könnten da irgendwas falsch machen… Hoffe ich.“ „Jetzt kommt schon, sonst wird alles kalt!“, hörte ich Yuus Stimme aus der Küche und machte mich daran, ihr nachzugehen. Auf dem Küchentisch stand eine große Portion gebratene Ramen, die – ich musste es ehrlich zugeben – gar nicht mal so schlecht aussahen. Da hatte Yutaka wirklich ganze Arbeit geleistet und den beiden unmissverständlich aufgeschrieben, was sie zu tun hatten. Voller Vorfreude setzte ich mich und begann mir eine Portion zu nehmen, wartete dann aber doch darauf, dass Kouyou und Yuu den Anfang machten. „Wir sollten öfters kochen!“, strahlte Kouyou seinen Freund an, der ihm als Antwort zufrieden zunickte. Auch Yutaka schien ziemlich zufrieden – entweder mit den beiden Chaoten oder mit seiner Beschreibung -, was mich dazu veranlasste, ebenfalls hungrig über das Essen herzufallen. _______ Kommis wärn toll ^____^ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Es war ein seltsames Gefühl, als ich am nächsten Morgen mit dem Amulett in der Hand die Wohnung verließ. Zu gern wüsste ich, was die Geschichte hinter diesem Schmuckstück war. Solche Dinge hatten mich irgendwie schon immer fasziniert, denn schließlich besaß alles seine Geschichte und seinen eigenen Wert. Was wohl hinter diesem steckte? Unwillkürlich musste ich an mein eigenes Amulett zurückdenken. Was wohl daraus geworden war? Es sah diesem so ähnlich und doch wirkte dieser Gegenstand in meiner Hand so anders. So fremd. Völlig unterschiedlich zu dem Gefühl, das ich hatte, als ich mein eigenes Amulett damals in Händen gehalten hatte. ~*~ Es war ein Geschenk von meiner Mutter zu meinem zwölften Geburtstag gewesen. Ein schlichtes, silbernes, ovales Amulett. „Damit du etwas hast, auf das du aufpassen musst“, hatte sie mir erklärt. Sie wollte, dass ich Verantwortung übernahm und lernte, auf meine Sachen Acht zu geben. Und, obwohl ich so sehr darauf Acht gab und es mir so ans Herz gewachsen war, begleitete es mich nur acht Jahre lang. Acht Jahre, die ich niemals in meinem Leben vergessen werde. Kurz nach meinem zwölften Geburtstag kam ich auf eine höhere Schule. Dort lernte ich Akira kennen. Akira war nicht sonderlich beliebt, darum färbte dies auch auf mich ab, als ich immer mehr Zeit mit ihm verbrachte. Die Leute wandten sich von mir ab, sobald ich mit Aki sprach, aber es war mir egal. Ich hatte ja ihn – Akira. Akira, der mein bester Freund wurde und Akira, mit dem ich alles zusammen durchstand. Jedes tolle Erlebnis, jede Klassenfahrt, jede verbotene Kleinigkeit, die uns mehr zusammenschweißte, aber auch jedes Nachsitzen, jede Strafe, jedes Problem. Auch das Problem der Liebe, als wir sechzehn wurden. Ich bemerkte es wohl schon ein paar Monate vor meinem sechzehnten Geburtstag, doch wollte ich es nicht wirklich wahrhaben. Verliebt. In einen Jungen! Das war so absurd. Damit hatte ich mich nie befasst. Und doch wusste ich, dass es wahr war. Dass ich es mir nicht ausreden konnte. Jedes Mal, wenn ich ihn sah, wenn ich mich mit traf, schlug mein Herz schneller. Immer öfter dachte ich daran, ihn einfach zu küssen. Oder ihm meine Liebe zu gestehen. Ich war nie wirklich verliebt gewesen… ein paar Mal verknallt in ein Mädchen, doch das konnte man kaum zählen. Und trotz meiner fehlenden Erfahrung war ich mir in der Sache mit Akira sicher: Das musste Liebe sein. Wenn es das nicht Liebe war, dann würde ich sie nie erleben. Ich hatte mich verliebt. In Akira. Irgendwann zu diesem Zeitpunkt fing er an, ein seltsames Nasenband zu tragen. Ich fragte ihn danach, warum er es trug, doch er wollte mir nie eine Antwort geben. „Ist halt so.“ Damit wimmelte er mich immer ab und ich fragte irgendwann auch nicht mehr nach. Ja, es verletzte mich schon, dass er mir nicht den richtigen Grund nannte – und ich wusste, dass es einen richtigen Grund gab -, doch wenn er wollte, dann würde er ihn mir schon irgendwann erzählen. Der Tag, an dem er ihn mir mitteilte, kam. Wir waren allein bei mir zu Hause. Saßen auf der Couch und sahen uns einen Film an, während wir Pizza mit Schinken aßen. Es regnete, doch es war ziemlich warm draußen. Oktober. Seltsam, dass ich mich noch an all diese Kleinigkeiten erinnere, doch sie haben sich in mein Gedächtnis gebrannt wie Feuer. Jedenfalls war der Film zu Ende. Die Pizza aufgegessen. Wir saßen nur da und schwiegen uns an. Ich hatte es im Gefühl, dass Akira irgendetwas sagen wollte, also wartete ich. Es war eine ungewohnte Stimmung. Irgendwie erdrückend. „Du wolltest wissen, warum ich es trage“, begann er nach einiger Zeit. „Was?“ Ein wenig verwirrt starrte ich ihn an. Die Sache mit dem Nasenband war für mich mittlerweile so normal geworden, dass ich mich gar nicht mehr wirklich damit beschäftigte und es deshalb schon fast vergessen hatte. „Na das Band!“ Jetzt sah auch er mich an. „Ach, das. Ähm… ja?“ Er verunsicherte mich. Warum war es so ernst? Warum kam er plötzlich mit diesem Thema? Schließlich hatte ich ihn schon lange nicht mehr danach gefragt. Und wieso sah er mir so durchdringend an? „Ich wollte, dass sie sich eher gegen mich wenden. Dass sie ihre Aufmerksam mehr mir zuwenden.“ Ich blinzelte kurz. Was redete er da? War Akira so egozentrisch, dass er unbedingt im Mittelpunkt stehen wollte? Ich verstand es nicht. Zum ersten Mal in meinem Leben, verstand ich ihn nicht. „Dass sie dich nicht so beachten, wenn… wenn sie rausbekommen, dass… dass wir…“ Er brach ab. Sprach nicht weiter. Unsicherheit durchdrängte seinen Blick, als er ihn abwandte. Und plötzlich wusste ich genau, was er sagen wollte. Er fühlte es auch. Und er wusste, dass ich ebenso fühlte. „Du wolltest, dass sie nur über dich reden, weil du dann sowieso… anders bist und dass sie mich in Ruhe lassen?“, fragte ich nach einiger Zeit ungläubig nach. Akira nickte. Ich schwieg. „Taka… du… du merkst es doch auch, oder? Ich rede mir das nicht nur ein?!“ In mir zog sich alles zusammen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass wir wirklich irgendwann darüber reden würden. Dachte, dass alles so weitergeht. Freunde, nichts weiter. Aber das Blatt hatte sich gewendet. Ich hatte seine Zuneigung mir gegenüber immer als Freundschaft abgetan, obwohl ich doch merkte, dass es nicht nur Freundschaft sein konnte. Freundschaft war nicht so intensiv. So anders. Nach einer endlos langen Zeit nickte ich. „Ja. Ich merk es auch.“ „Und…“ Akira sprach weiter. Mich wieder musternd. „Meinst du wir schaffen das?“ Ohne nachzudenken nickte ich erneut. Ich hatte schon zuvor viel zu oft darüber nachgedacht. Obwohl ich es doch nie wahr haben wollte, hatte ich darüber nachgedacht. „Ja, ich glaube schon“, antwortete ich leise. Mein Herz begann schneller zu schlagen, als mir bewusst wurde, was hier gerade passierte. Das war kein gewöhnliches Gespräch unter Freunden. Wir gestanden uns hier gerade unsere Liebe! Beste Freunde, die sich ineinander verliebten. Eigentlich nichts Ungewöhnliches und doch so anders als es normal war. Wir waren Jungs. Wir wollten unseren Spaß. Unbeschwert. Dennoch konnten wir nicht dagegen ankämpfen. Warum auch? Gefühle sollte man nicht bekämpfen. Sich ihnen stellen – das war der einzig richtige Weg. Und diesen Weg hatten wir in dem Augenblick gewählt. „Taka, du… verarscht mich doch nicht, oder?“ Akira schien so verunsichert. So völlig entgegengesetzt zu seinem normalen Charakter. Dies war ein Thema, das ihn wirklich mitnehmen musste, sonst würde er sich nicht so offen geben. So verletzlich. Und als mir das klar wurde, bemerkte ich dieses Gefühl, das sich in mir ausbreitete. Ein Gefühl, das meinen Verstand aussetzen ließ und mich dazu veranlasste, mich zu ihm hinüberzubeugen. Eigentlich war er es immer, der mich in den Arm nahm, mich beschützte. Diesmal hatte ich aber das Bedürfnis ihn zu trösten. Ihm zu zeigen, dass ich es ehrlich meinte. Seine Lippen waren genau so wie ich es mir hunderte Male vorgestellt hatte. Mein Herz setzte aus, als sich seine Lippen begannen gegen meine zu bewegen. So völlig gleich. Als hätten wir es schon unzählige Male getan. Als wäre es uns bestimmt. Es war ein befreiendes Gefühl und ich ließ mich fallen. Schlang meinen Arm um seine Schulter und zog ihn an mich. Ich wollte ihm nah sein. Ihn festhalten und nie mehr gehen lassen. Erst jetzt bemerkte ich, wie sehr ich mich nach Akira sehnte. Sicher, ich war mir meiner Liebe schon zuvor bewusst gewesen, doch dieser eine Augenblick verstärkte alles. All meine Wünsche und all mein Verlangen. Ich wollte nur noch diesen einen Menschen. Nur widerwillig löste ich den Kuss, jedoch nicht die Umarmung, die mit der Zeit entstanden war. Mein Gesicht vergrub ich an seinem Hals und sog seinen Duft ein. Einen Duft, den ich nie wieder vergessen wollte. „Nein, ich verarsch dich nicht“, flüsterte ich. Die Monate vergingen. Unsere Beziehung wurde öffentlich. Manche reagierten gelassen darauf, manche hatten in uns Opfer gefunden, die es zu verhöhnen galt. Doch es war uns egal. Wir hatten immer alles gemeinsam durchgestanden. So auch das. Und was waren auch die Momente des Hohns, wenn wir so viel mehr schöne Momente teilten? Mit unserer Beziehung ließ sich einfach alles ausgleichen. Akira war der Mensch, den man wohl Seelenverwandten nennt. Die wahrscheinlich glücklichste Zeit meines Lebens verbrachte ich also in der Beziehung zu ihm. Nichts konnte uns trennen. Auch nicht unsere Eltern, die anfangs nicht sehr angetan von der Sache waren. Doch auch sie gewöhnten sich irgendwann daran und ließen uns tun, was wir tun wollten. Bis zu dem Moment, in dem mir meine Eltern eröffneten, ich solle im Ausland studieren. Natürlich war ich dagegen! Wollte hier bleiben. Bei Akira. Und dennoch… es kam so, dass ich ging. So schwer mir die Entscheidung auch fiel, meine Eltern versprachen mir, alle Studiengebühren, alle Wohnungs- und Nahrungskosten zu zahlen, sollte ich ins Ausland gehen. Und sie öffneten mir die Augen, dass ich wirklich bessere Berufschancen haben würde. Sicher, letztendlich war es immer noch meine Entscheidung, doch ich kam zu dem Entschluss, dass ich ja wiederkommen würde. Ein Studium dauerte nicht ewig. Ich würde Akira wiedersehen – keine Frage. „Aki? Ich ziehe weg“, meinte ich eines Abends vor dem Fernseher. Er starrte mich nur an. Wollte es nicht glauben. „Wann? Warum?“ Sofort war alle Aufmerksam auf mich gerichtet. „Ich werde im Ausland studieren. Aber… ich komme zurück! Versprochen!“, warf ich gleich darauf ein. Es tat mir weh. In diesem Moment dachte ich sogar darüber nach, alle Pläne über den Haufen zu werfen und doch hier zu bleiben. Hier bei der Person, die ich liebte. Hier, wo ich glücklich war. Was hatte mich eigentlich dazu geritten, wegziehen zu wollen? Eine lange Pause trat ein, in der mich Akira näher an sich zog. „Und… wann kommst du wieder?“ Anscheinend hatte er den ersten Schock überwunden. Ich war froh, dass er es akzeptierte und keine große Szene daraus machte. Es war mir so schon schwer genug gefallen. „Ich weiß nicht. Zwei Semester muss ich dort studieren und dann…“ Hilflos schüttelte ich den Kopf. „Ich weiß nicht. Aber Aki… Ich liebe dich. Egal, was passiert und wie lange ich weg bin.“ Er nickte nur, schloss die Augen und küsste mich. „Ich liebe dich auch“, hauchte er schließlich. Doch irgendetwas in seiner Stimme sagte mir, dass etwas nicht in Ordnung war. „Aber…“, fuhr er fort und ich wünschte, er würde es nicht sagen. Egal, was kam. Ein „aber“ war nie gut und so auch diesmal. „Aber ich weiß nicht, ob ich das schaffe. Eine Fernbeziehung, meine ich.“ Ich schluckte. „Du willst… mit mir Schluss machen?“ Nein! Das durfte er nicht. Das würde ich nicht überleben. Ja, eine Fernbeziehung war nicht das Wahre, doch wenn es jetzt und hier endete, dann würde ich mir ewig Vorwürfe machen! „Nenn es nicht so.“ Er drückte mir einen erneuten Kuss auf. „Sag nicht solche Sachen, bitte.“ Seine Stimme war so liebevoll. So, als hätte er mir eben nicht eröffnet, mich zu verlassen. Im Grunde verließen wir uns nämlich damit beide. Ich verließ ihn physisch und er verließ mich psychisch. Mühsam löste ich mich aus seiner Umarmung und setzte mich auf, um ihn anzusehen. Ich war aufgebracht. Mit einem Mal. Wie sollte ich es denn sonst nennen? Er konnte nicht mit einer Fernbeziehung leben, also stellte er mich vor die Wahl: Entweder blieb ich oder ich ging und er machte Schluss. „Aki… Tu das nicht…“ „Ich will nicht mit dir Schluss machen. Ich liebe dich! Aber… nennen wir es… eine Pause. Nur bis du wieder da bist. Lass uns sehen, was in dieser Zeit passiert.“ Mein Herz zog sich zusammen. Wenn man einen Menschen bedingungslos liebte, dann machte man keine „Pausen“! Wir hatten doch alle Probleme auch sonst immer gemeinsam durchstanden. Wieso sollten wir dieses jetzt plötzlich alleine bewältigen? Ich verstand es einfach nicht. „Warum? Warum können wir nicht so weitermachen?“ „Taka… Mach es nicht schwerer als es ist… bitte.“ „Ich will nicht, dass du mich vor diese Wahl stellst.“ Tränen sammelten sich in meinen Augen, aber ich wollte nicht weinen. Ich wusste ja nicht mal, was es für Tränen waren, die sich plötzlich einen Weg über meine Wangen bahnten. Enttäuschung? Angst? Verlust? „Ich stell dich nicht vor eine Wahl. Du hast sie schon getroffen. Und wenn du wiederkommst, dann machen wir weiter wie früher. Als wärst du gar nicht weg gewesen, ja?“ Eine weitere lange Pause trat ein. Als wäre ich nicht weggewesen… „Ja…“ Die letzten zwei Monate vergingen viel zu schnell. Unsere weitere Beziehung verlief irgendwie seltsam. Unsere Liebe war genau so stark wie vor unserem Gespräch, doch es schien fast so als hätten wir schon damit abgeschlossen. Als würden wir uns schon darauf einstellen, dass ich bald weg war. Dass wir uns nicht mehr sehen konnten. Dass wir ohne einander auskommen mussten. Als würden wir schon jetzt in ständigem Gedanken daran leben, damit es später nicht mehr so wehtat. Ein seltsames Gefühl. Eines, von dem ich nicht gewusst hatte, dass es überhaupt existierte. Alles war plötzlich so anders, obwohl wir doch noch genau so fühlten wir früher. Am Tag meiner Abreise kam er zu mir nach Hause. „Gib mir irgendwas, was du liebst“, forderte er plötzlich, noch bevor er über der Türschwelle war. Verwirrt sah ich ihn an. Etwas, das ich liebte? „Komm erstmal rein.“ In meinem Zimmer setzten wir uns auf mein Bett und ich gab ihm endlich eine Antwort. „Du bist alles, was ich liebe.“ Ja, es klang kitschig. Und ja, ich war mir dessen durchaus bewusst, doch wieso sollte ich meine Gefühle und Gedanken vor ihm verstecken? Er kanntest mich schließlich sowieso in- und auswendig. „Gib mir etwas, das ich dir wiedergeben kann, wenn du zurückkommst.“ Seine Augen fixierten meine. Ließen keine Widerrede zu. Ich überlegte einen Moment, ehe ich meine Kette abnahm und seine Hand nahm, um sie hineinzulegen. Er wusste, wie sehr ich an diesem Schmuckstück hing. Und er legte es sich mit einem Lächeln um den Hals, bevor er sich zu mir hinüberbeugte und mich in einen langen Kuss verwickelte. „Ich will nicht, dass du gehst“, flüsterte er mit trauriger Stimme anschließend in mein Ohr. Es hörte sich so ehrlich an. So aufrichtig. So, als hättest er mir seit langem mal wieder seine Gefühle unverhüllt und ehrlich gestanden. Und es schwangen so viele unterschiedliche Emotionen mit. Angst, Liebe, Sehnsucht, Trauer. Ich nahm ihn in den Arm und ließ ihn lange nicht mehr los. „Es tut mir so Leid…“ Alles tat mir Leid. Dass ich mich so entschieden hatte. Dass ich ihn allein ließ. Dass ich unsere Beziehung, die doch eigentlich so perfekt gewesen war, aufs Spiel setzte. „Es muss dir nicht Leid tun. Du kommst wieder, nicht wahr? Und dann wird alles wie früher.“ Wie früher… ~*~ Gedankenverloren starrte ich auf das silberne Amulett in meinen Händen, das nicht mir gehörte. Wie früher. Nichts war mehr geworden wie früher. Es waren nur kindische Wunschvorstellungen gewesen. Nichts weiter. Ein naiver Traum. ______________________________ Sou, das war das zweite Kapitel. Mit dem nächsten is die ff wahrscheinlich abgeschlossen ^^ Ich würd mich hier wirklich sehr über reviews freuen, weil ich diesmal irgendwie gar nich einschätzen kann, ob mir das kapitel gelungen is >___< Irgendwie fehlts so bisschen an Gefühl, aber andererseits.. ach.. xD" Also ne Rückmeldung wär jedenfalls super! ^___^ Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Gedankenverloren starrte ich auf das silberne Amulett in meinen Händen, das nicht mir gehörte. Wie früher. Nichts war mehr geworden wie früher. Es waren nur kindische Wunschvorstellungen gewesen. Nichts weiter. Ein naiver Traum. Anfangs hatte ich mir Vorwürfe gemacht, doch irgendwann war ich damit klar gekommen. Wir mussten unser eigenes Leben leben. Konnten nicht ewig aufeinander warten. Wir hätten damit rechnen müssen. Dieses Amulett in meiner Hand erzählte zwar nicht meine Geschichte, doch es erinnerte mich an sie. Und es erinnerte mich daran, wie meine Geschichte weiterverlief, nachdem ich Japan verlassen hatte. Aki und ich schrieben uns anfangs jeden Tag Mails, doch die Nachrichten wurden irgendwann weniger. Der Kontakt im Allgemeinen schwächer. Wirkliche Freunde hatte ich sowieso nicht gehabt, also hatte ich auch sonst keinen wirklichen Kontakt mehr nach Japan – meine Eltern ausgeschlossen. Ich blieb. Noch ein Semester. Und noch eins. Irgendwann wurde mir ein Ausbildungsplatz angeboten und anschließend ein Arbeitsplatz. Die Vorwürfe ließen nach. Ja, ich hatte Akira gesagt, ich würde ihn immer lieben, egal wie weit und wie lange ich weg war. Doch man sagte viel in dem Moment, in dem man von seinen Gefühlen bestimmt wird. Ich war damals ehrlich gewesen, das stand außer Frage, doch ich hatte nicht darüber nachgedacht, was werden könnte. Naiv. Die Jahre vergingen. Bis zu dem Tag, an dem mir eine Versetzung nach Japan bevorstand. Es war naheliegend, dass es irgendwann passierte. Ich war Japaner, warum sollte ich dann nicht in meinem Heimatland für meine Firma arbeiten? Einen besseren Mann konnten sie dafür nicht finden. Und so kehrte ich im Alter von 27 Jahren nach Japan zurück. Es war ein seltsames Gefühl. Heimat. Was war Heimat? Dieses Land, in dem ich achtzehn Jahre meines Lebens verbracht hatte, aber zu dem ich nun keine wirkliche Verbindung mehr hatte? Der Kontakt zu meinen Eltern war geblieben, doch sonst kannte ich niemanden mehr. Die letzte Mail an Aki hatte schon vor ein oder zwei Jahren meinen Computer verlassen und andere Freunde… nein. Ich musste mich anfangs allein in Tokyo durchschlagen. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, als ich an den Tag dachte, an dem ich die Anzeige wegen eines neuen Mitbewohners gefunden hatte und auch gleich zu einem Treffen eingeladen wurde. Ein chaotischer Haufen, der sich wohl darüber gefreut hatte, dass jemand so verrückt war, sich auf solche Mitbewohner einzulassen, doch mittlerweile die besten Freunde, die ich mir vorstellen konnte – nach Aki. Ich hatte es noch nicht geschafft, bei seiner Wohnung vorbeizugehen oder mich überhaupt zu einem Treffen mit ihm zu verabreden. Wie auch? Zum einen wusste ich ja nicht mal, ob er überhaupt noch zu Hause wohnte und zum anderen… ich schaffte es einfach nicht. Es war so viel passiert. Ich konnte ihm doch jetzt nicht einfach so wieder gegenüberstehen als wäre nie etwas geschehen. Ja, ich hatte die schönsten Jahre meines Lebens mit ihm verbracht, und doch fiel es mir plötzlich so unheimlich schwer, meinem alten Leben wieder zu begegnen. So viel hatte sich verändert. Wahrscheinlich zu viel, um das einfach so wieder aufzunehmen. Dabei hatte ich mir doch so fest vorgenommen, ihn zu besuchen, sobald ich wieder in Japan war. Schmunzelnd ging ich an der Stelle vorbei, an der Yutaka gestern die Kette gefunden hatte, bevor ich zur Bahn rannte, die eben an die Haltestelle fuhr. Das nächste Fundbüro war nicht weit weg. Ich kannte es, da ich schon ein paar Mal etwas für Yutaka, den Vergesslichsten in unserem Bunde, abholen war. Als ich die schwere Tür des Büros öffnete, kam mir ein fast schon antiker Geruch entgegen. Ein Geruch, den ich mochte und dem ich immer wieder gern begegnete. Vielleicht meldete ich mich deshalb immer freiwillig, Yutakas Sachen abzuholen, obwohl der eigentlich immer darauf bestand, die Sachen selbst zu holen mit dem Argument, er hatte sie schließlich selbst vergessen. Doch ich setzte mich immer wieder durch, denn Yutaka wusste, dass er mir damit einen Gefallen tat. Mit einem wohligen Gefühl sah ich mich im Laden um. Wie viele Gegenstände hier wohl herumlagen? Das wäre doch mal eine Arbeit. Dinge für Menschen aufbewahren, bis diese irgendwann bemerkten, dass ihnen etwas Wichtiges oder auch eher Unwichtiges fehlte – und dann deren erleichterten und fröhlichen Gesichter zu sehen, wenn sie diese Gegenstände wiederbekamen. Für manche Menschen wäre es sicher ein langweiliger Beruf, von dem sie nicht verstanden, was man davon hatte und wieso er einen glücklich machte, doch ich konnte mir durchaus vorstellen, das die Menschen in einem solchen Beruf sicher auch ein wenig Erfüllung fanden. „Wir werden uns melden.“ „Vielen Dank.“ Die Stimme des Angestellten und eines Kunden holte mich zurück in die Realität. Und da war so ein Mensch, der etwas Wichtiges verloren hatte und nun hoffte, es wiederzufinden. Was es wohl war? Ob er es wohl je wiederbekommen würde? Mein Blick war auf die Regale ein paar Meter entfernt hinter dem Tresen gerichtet, als sich der Kunde umdrehte und sich auf den Weg zum Ausgang machte. Erst als er neben mir ging, sah ich ihn an und stutzte. Seine Augen. Sein Blick, der sich nur für den Bruchteil einer Sekunde mit Meinem kreuzte, war so durchdringend und vertraut, dass es mir die Luft abschnürte. Sofort dachte ich an Akira. Bilder schossen durch meinen Kopf. Bilder von früher. Von uns. Von der schönsten Zeit meines Lebens. Der Augenblick war kurz, denn der andere Kunde war an mir vorbeigegangen, während ich noch immer in der Mitte des Raumes stand und vor mich hinstarrte. Die Türglocke klingelte, als er den Laden verließ. Und mit dem Klingeln fiel mir etwas anderes auf. Etwas, das sich eben in meine Erinnerung gebrannt, ich aber gar nicht wirklich bemerkt hatte. Bis jetzt. Ein Band über der Nase. Fast schon wollte ich loslachen. Unmöglich. Das musste ein neuer Trend sein. Das war einfach zu absurd. Nach all den Jahren. „Was kann ich für Sie tun, bitte?“ Nur langsam schlich sich die fremde männliche Stimme in mein Unterbewusstsein und holte mich aus meinen Gedanken. „Wie kann ich ihnen helfen?“, fragte sie noch einmal eindringlicher, als ich nicht regierte. Kurz schloss ich die Augen, holte tief Luft und schritt zum Tresen hinüber, von dem mich nur noch ein paar Meter trennten. Unmöglich. Ich musste mich zusammenreißen. Das konnte doch nicht sein, dass mich eine solche Kleinigkeit so aus der Bahn warf! Das mit Akira war Jahre her und doch bestimmte es auf einmal wieder so mein Leben. „Ich habe…“ Meine Hand wanderte in meine Hosentasche und zog das silberne Kettchen mit dem ovalen Anhänger hervor. „…das hier gestern gefunden.“ Das Amulett wurde auf den Tresen vor mir gelegt, von dem es der ältere Angestellte nahm und begutachtete. Dann hob er den Kopf und sah mich mit einem seltsam prüfenden Blick an, bevor er an mir vorbeischielte und dorthin deutete. „Der Mann, der eben hier war…“ Nein. Das war nur ein Zufall. „Er beschrieb mir eine solche Kette, die er vorgestern verloren hatte. Die Beschreibung passt. Am besten fragen sie mal nach. Und wenn es ihm nicht gehört, dann kommen sie einfach wieder und ich nehme ihre Daten auf und die Kette in Verwahrung.“ Purer Zufall. Erstarrt stand ich da. So was passierte doch nur im Märchen! Die Wirklichkeit war hart und grausam. So wie auch mein Leben nach meinem Verlassen Japans gewesen war. Damals war das Leben kein Märchen gewesen. Nichts war so gelaufen, wie es geplant gewesen war. Das Schicksal konnte mir jetzt nicht solch einen Streich spielen. Es konnte mir nicht weismachen, dass ich eben an Aki vorbeigegangen war und ihn nach all den Jahren wieder gesehen hatte. „Wenn Sie nicht bald gehen, wird er weg sein.“ Der Angestellte verstand mein Problem nicht. Wie auch? Er wusste nicht, dass ich mit eben jenem Mann zusammen gewesen war. Dass ich die schönsten Monate meines Lebens mit ihm verbrachte hatte. Dass dieses Schmuckstück, das er gerade zurück auf den Tresen gelegt hatte, in Wahrheit mir selbst gehörte und ich es Aki nur gegeben hatte, damit er es mir eines Tages zurückgeben konnte! Er verstand nicht, was das Schicksal hier mit mir veranstaltete. Doch in diesem Moment begriff ich eines: Dass genau dieses Schicksal mir soeben eine neue Chance gegeben hatte. „Sie können die Kette natürlich auch hier lassen und wir werden uns dann mit…“ Fast schon panisch griff ich nach dem Schmuckstück und hörte gar nicht mehr auf den Angestellten. Stattdessen drehte ich mich um und verließ ohne ein Wort das Geschäft. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Alle Gefühle, die ich in den letzten Jahren verloren geglaubt hatte, waren wieder da. Alles, was ich verdrängt hatte. Wie konnte ich nur so dumm sein und Aki verlassen? Wie konnte ich nur? Mein Leben spielte sich hier ab und das hätte es auch immer schon tun sollen! Hier war ich glücklich. Hier und mit Aki. Und nur mit ihm. Verzweifelt wandte ich mich nach links und rechts und stieß beinahe einen Freundensschrei aus, als ich ihn sah. Viel zu lange hatte ich gewartet. Zu lange war ich weg gewesen. Zu lange für einen Neubeginn? Ich rannte los. Wollte immer wieder seinen Namen rufen, doch es gelang mir nicht. Erst als er über einen Zebrastreifen gehen wollte, fand ich meine Stimme. „Aki…“ Nur ein leises Keuchen, doch er hörte es. Ich stand ein paar Meter von ihm entfernt, als er sich umdrehte. „Aki…“, keuchte ich erneut. Sein Blick war verwirrt. Erkannte er mich nicht? Doch ich konnte es ihm auch nicht übel nehmen. Wir hatten uns verändert und es waren nicht gerade wenige Jahre vergangen, seit wir uns das letzte Mal richtig gesehen hatten. Erst als er auf die Kette in meiner Hand blickte, weiteten sich seine Augen und mein Herz machte einen Sprung. „Du…“ Weiter kam er nicht. Ich hatte den kurzen Abstand zwischen uns überwunden und meine Arme um ihn gelegt, um ihn an mich zu ziehen. Sofort war das Gefühl wieder da, das ich immer gespürt hatte, wenn ich bei ihm gewesen war. Glück. So lange verloren geglaubte Gefühle waren wieder da als wären sie nie versteckt worden. Ich wusste gar nicht, wie ich es geschafft hatte, all diese Jahre mit diesen versteckten Gefühlen zu leben. Als ich auch noch seine Hände auf meinem Rücken spürte, vergaß ich die Welt um mich herum. Es fühlte sich an, als wären wir in der Zeit zurückversetzt worden. Als würden wir wieder in unserer Jugend leben. Und in diesem Moment wusste ich: Es konnte wieder so werden. So wie früher. Wir hatten die Pause überstanden. Hatten sie gemeistert, auch wenn die Zwischenzeit nicht ganz so verlaufen war, wie wir sie uns vorgestellt hatten. Ich hatte das, was ich schon lange verloren geglaubt hatte, endlich wieder gefunden… ________________________________ Das war also das letzte kapitel von "long-lost things" ich hoff ihr seid zufrieden mit dem ende ^^ Ursprünglich war n dialog zwischen den beiden geplant.. und der war sogar schon geschrieben.. aber glaubt mir, ohne is es für alle besser xD""" (ums kurz zu sagen: Er war grottig und irgendwie find ich, passt das Ende so auch besser zur restlichen ff ^^) und kein happy end hätte ich bei der ff sowieso nich übers herz gebracht xDD ne fortsetzung gibts vielleicht.. irgendwann.. xD"" mal schaun ^^ und sonst.. ich würd mich natürlich total freuen, wenn ihr mir noch n kommi dalasst >____< und vielen dank an alle kommi-schreiber und an die, die mich auf ihrer favo-liste haben.. und auch an die schwarzleser da draußn xD Liebe Grüße, Kei Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)