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Moondance

KanamexZero
von

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1. Nacht

Hi Leute!

Jah, meine erste Vampire Knight FF.

Hoffe, sie gefällt euch^^ Rechtsschreibfehler sind keine drin, denke ich...

Jedenfalls viel Spaß.

Wär nett wenn ihr nen Kommentar dalassen könnt, egal ob positiv oder negativ.

Viel Vergnügen!

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[align type="center"][style type="bold"][style type="underlined"]Moondance[/style][/style][style type="bold"][style type="underlined"][/style][/style][/align]
 

„Tut mir Leid, Zero…“

„Wieso kannst du nie aufpassen?“, grummelte er. „Du hast doch Direktor Kurosu gehört… Aber nein, du musstest deinen Dickkopf wieder einmal durchsetzen…“

Das Mädchen keuchte schwer, aber sie rang sich ein Lächeln ab. „Es ist… eben unser Job… als Guardians…“
 

Alles war still im Gebäude.

Der Weißhaarige zündete eine Nachttischlampe an, um das andere Mädchen nicht zu wecken. Er schlug die weiche weiße Decke zurück und bettete das glühende Mädchen auf ihr Kopfkissen.

„Danke“, flüsterte sie heiser und zog sich die Bettdecke bis unters Kinn. „Kann ich noch ein Glas Wasser bekommen?“

„Du hast immer Extrawünsche, was?“, knurrte der Junge, der an ihrem Bettende stand.

„Yuki…?“

Zero drehte sich ruckartig herum. Ach, es war nur Yukis Zimmergenossin. Wie hieß sie gleich noch mal? Er konnte – und wollte – sich die Namen seiner Mitschüler einfach nicht merken.

„Yuki, was ist los…?“ Verschlafen stand sie auf und tappte zu ihrer Freundin ans Bett.

„Yori-chan schlaf einfach weiter“, versuchte Yuki ihre Freundin zum schlafen zu bewegen.

„Du siehst ja gar nicht gut aus…“ Vorsichtig legte sie die Hand auf die Stirn der Braunhaarigen.

„YUKI-CHAN!“

Ein Schrei, ein Krachen und ein Wimmern folgten.

Der sehr besorgte Ziehvater und Direktor der Cross Academy lieferte wieder einen filmreifen Auftritt hin, nachdem er heulend die Tür aufgedonnert hatte.

>Das war’s dann mit der Stille< dachte Zero säuerlich und fixierte Kurosu mit einem Mörderblick. „Sie können’s nicht lassen, was? Immer so einen Terz zu veranstalten… Es ist mitten in der Nacht und andere Leute schlafen!“

Mit verschnieften Gesicht drehte sich der Ziehvater um. „Aber Kiryu-kun… Meine Tochter liegt im sterben… Wie kannst du nur so etwas sagen?“, wimmerte er.

„Sie hat nur Fieber“, meinte Yori plötzlich ganz sachlich und nahm ihre Hand von der Stirn ihrer Freundin. „Und jetzt seid bitte leise, sie schläft endlich.“

>Ich fass es nicht… Wie kann sie bei dem Lärm eingeschlafen sein?< fragte sich Zero nur und verschwand ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer.

Mit schnellen Schritten lief er die Flure entlang, Treppen hinauf, bis er auf die Brüstung des Anwesens der Academy kam. Von hier oben konnte er alles sehen – sogar bis in den Aufenthaltsraum des Hauses ‚Mond’.
 

Fast wäre das Haus ‚Mond’ auch sein neues Zuhause geworden…

Warum musste er nur einer von denen geworden sein?

Diese abscheulichen, blutrünstigen Monster, die beim kleinsten Blutgeruch auftauchten und wie die geifernden Tiere auf eine Gelegenheit lauerten.

Aber… er war nicht besser als sie.

Er hatte sie gehasst. Und er hasst sie immer noch.

Vampire.
 

Schnell vertrieb er die aufkeimende Wut in seinem Innern und sah sich um.

Alles war ruhig.

Die Wiesen und Waldbodenstücke, die der Mond erhellte, lagen ruhig in seinem Licht.

Aber Zeros Augen konnten viel mehr in dieser Dunkelheit sehen. Seitdem er ein Vampir geworden war.

Kühle Nachtluft umspielte sein Haar und seinen Nacken. Diese wunderbare Stille.

Keine Yuki, die ihn ständig fragte, ob er noch etwas oder jemanden sah.

Yuki – sie war nicht da, sondern lag krank im Bett.

Sie hatte sich schon am Vortag nicht wohl gefühlt, aber sie hatte ja unbedingt die beiden Nachtschichten mitmachen müssen. Sie war so ein Sturschädel. Selbst auf den Direktor hatte sie nicht gehört, als er ihr sagte, sie solle sich ausruhen, damit es nichts Ernstes wird.

Nach dem üblichen Gerangel bei dem Hauswechsel zwischen der ‚Day Class’ und der ‚Night Class’ war sie einfach so zusammengebrochen.

Jetzt hütete sie mit Fieber das Bett.
 

>Manchmal wird Dickköpfigkeit eben bestraft< dachte Zero kopfschüttelnd.

Ihm war klar, dass er die nächsten Nächte allein wachen musste.

Zum Glück war nichts los.

Was wohl die Vampire machten?

Sein Blick schweifte zum einzigen Fenster des Aufenthaltsraumes, der nicht mit Gardinen verhangen war und aus dem gedämpftes Licht kam.

Kaname Kuran.

War es der Schreck, der ihm den Magen ganz kurz krampfen ließ?

Er stand lässig am Fensterrahmen und schaute hinaus in die Nacht. Nein –

Kaname schaute IHN an.

Dieser undurchschaubare Blick. Diese lockeren braunen Haare, die ihm ins Gesicht fielen. Diese weißen, schlanken Finger an seinen bezaubernden Lippen.

Was dachte er gerade?

Zero hätte vieles dafür gegeben.

Bestimmt machte er sich Sorgen um Yuki und machte ihn dafür verantwortlich; kein Wunder, warum er ihn so anstarrte.

Der Vertrauensschüler konnte seinen Blick einfach nicht lösen. Das sanfte Licht, dass Kaname in seiner weißen Schuluniform einen verträumten Anstrich verlieh, ließ dessen rote Augen leuchten.

Wunderschöne Augen, die ihn fixierten wie ein –
 

Was war das?

Ein Knacken.

Der Geruch von Blut.

Sofort sprang Zero mit der Leichtigkeit einer Katze über die Brüstung, landete sicher auf Händen und Füßen, bahnte sich einen Weg durch das kleine Waldstück, das vor dem Haus ‚Mond’ angelegt worden war.

Der Blutgeruch wurde stärker.

Zero bemerkte, wie sich immer mehr Speichel in seinem Mund sammelte. Verdammt! Nicht jetzt!

„Was macht ihr hier?“

Der weißhaarige Junge war wütend und er machte sich keine Mühe es zu verbergen. Vor ihm standen zwei erschrockene Mädchen aus der ‚Day Class’.

„Ich habe euch etwas gefragt!“, raunzte er die zitternden Mädchen an.

Schon wieder dieses durchdringende Verlangen nach Blut. Es wurde stärker.

„Redet endlich!“

Die eine von beiden – ein Mädchen mit honigblonden Zöpfen – piepste: „Wir- wir wollten nur eine Einladung ab- abgeben..:“

Jämmerlich. Einen bemitleidenswerten Eindruck machten die Zwei vor ihm. Hier roch es am stärksten nach Blut. Aber sie waren nicht verletzt.

>Diese pubertierenden Weiber!< regte sich der Weißhaarige auf und wollte seinem Groll freien Lauf lassen, als –
 

„Das wäre aber nicht nötig gewesen.“

Noch ehe der Satz zu Ende gesprochen war, hatte Zero seine Waffe gezogen. Er zielte genau zwischen die Augen des Vampirs.

„Kaname-senpai“, quietschten die Mädchen und wurden rot.

„Was willst du?“ Zeros Stimme war bedrohlich ruhig. Obwohl es ihn seine ganze Willenskraft kostete sich zusammen zu reißen – es roch überall angenehm nach Blut – zitterte die Hand mit der er seine Bloody Rose hielt, nicht.

„Ich möchte diese Einladung an mich nehmen“, meinte der Vampir und Hausvorstand des Hauses ‚Mond’ nur mit einem Lächeln.

Zeros Mundwinkel zuckten.

Dieser verdammte Typ blieb ganz cool trotz der Waffe an seinem Kopf. Und schaffte es auch noch, dieses kribbelnde Gefühl in seinem Magen hervorzurufen.

„Nimm die Waffe runter, Kiryu-kun. So etwas sollten Mädchen nun wirklich nicht sehen.“

Der Vertrauensschüler rührte sich nicht.

Kaname hielt seinem Blickkontakt stand, nein, er intensivierte ihn. „Nimm die Pistole runter“, er betonte jedes Wort, „Zero.“

Als er seinen Namen aussprach, holte der ehemalige Mensch kurz Luft. Langsam, unendlich langsam, ließ er die Waffe sinken. Immer Kaname beobachtend.

Das andere Mädchen, was sich hinter ihrer Freundin mit den Zöpfen versteckt hatte, trat nun vor. „Kaname-sama! Hier ist eine Einladung für dich“, fiepte sie, so aufgeregt war sie.

„Ich danke dir.“ Mit seinem seriösen Lächeln nahm er den hellblauen Umschlag entgegen, sich den prüfenden Blicken Zeros bewusst. „Ihr solltet wieder schlafen gehen. So junge Mädchen brauchen ihren Schönheitsschlaf.“

„J-ja natürlich!“

„Und erzählt nichts von dem, was ihr heute Abend gesehen habt. Das ist unser kleines Geheimnis.“

Zero sah ihnen nach, wie sie mit geröteten Gesichtern verschwanden. >Kleines Geheimnis, tze. Sie sollen nur nichts über meinen Revolver erzählen< dachte er.
 

„Wie geht es Yuki?“

Zero richtete seine ganze Aufmerksamkeit wieder dem Vampir vor ihm. Kaname war keine Armlänge mehr von ihm entfernt. Wieso hatte er sich ihm genähert? Wollte er erschossen werden?

„Sie ist krank, aber nichts Schlimmes, denke ich“, antwortete er wahrheitsgemäß. War ja klar, dass Kuran sich wieder Sorgen um Yuki machte. „Was tust du hier?“, stellte er die Gegenfrage.

Kaname legte den Kopf ein wenig schief und lächelte. „Der Geruch von Blut hat mich hergelockt. Du hast ihn doch auch gerochen, nicht wahr?“

Verdammt, dieser Kerl…!

„Sie waren nicht verletzt“, meinte Zero trocken.

„Eine von ihnen hatte ihre Monatsblutung“, erklärte Kaname ihm in ruhigem Ton.

Wie konnte dieser Kerl nur so ruhig sein? Er passte perfekt an einen friedfertigen Ort wie hier. Nur der Wind strich durch die Baumwipfel und das Mondlicht ließ die weiße Uniform des Vampirs leuchten. Noch dazu seine weiße Haut… Weiche, zarte, weiße Haut…

„Wo sind die anderen?“

Kaname wusste, wen Zero mit ‚die anderen’ meinte. „Ich habe den anderen ‚Night Class’ Schülern gesagt, sie sollen sich ruhig verhalten, ich werde nur nachschauen, was es hier für ein Problem gibt. Und das habe ich getan.“

Am liebsten wäre Zero gegangen. Dieser Typ setzte ihn innerlich immer unter Spannung.

Aber so leicht war es nicht.

Er konnte nicht zuerst gehen, wird wüsste, ob Kuran ihn von hinten angreifen würde. ‚Drehe einem Vampir niemals den Rücken zu’, hatte sein Mentor damals immer gesagt, als er zum Vampirehunter ausgebildet worden war.

Und… es war ein nachdenklicher Moment der Stille, womöglich des Friedens. Keiner von beiden wollte dieses lautlose Band zerreißen, was zwischen ihnen war. War es Feindschaft? Nein. Keiner von beiden hatte die Absicht, den anderen anzugreifen.

Es war etwas anderes, Unbeschreibliches. Es gab nur sie beide und diesen Moment.
 

„Gute Nacht, Zero.“

2. Nacht

„Yuki-chan..?“

Das leise Klicken der schließenden Tür hallte an den Flurwänden wider und verschwand im Nichts.

„Schon okay Yori-chan, es war nur Zero…“, hörte er noch aus dem Zimmer in seinem Rücken.

Mit hängendem Kopf lehnte der Weißhaarige noch eine Weile gegen die Tür.

Alles verschwamm vor seinen Augen. Seit Tagen hatte er nicht mehr geschlafen, weil er die Nachtschicht für Yuki mit bewältigen musste. Morgen würde sie wieder in den Unterricht gehen können und er konnte endlich wieder normal schlafen.

Obwohl er nicht der optimistische Mensch war, gestand er sich, dass es gut gewesen war, dass keine weiteren Vorfälle mit fanatischen Mädchen passiert waren. Mit diesen verrückten Weibern kannte sich die Tochter des Direktors wesentlich besser aus. Die war ja selbst hoffnungslos in Kuran verschossen…

Schon wieder Kuran. Wieso tauchte er immer wieder vor seinem inneren Auge auf? Er war doch nicht eifersüchtig auf ihn. Natürlich hatte er einige Vorzüge, aber nichts, auf das man neidisch werden könnte. Er sah gut aus, aber auch nur weil er ein Vampir war, er war beliebt, war von hohem Rang und hatte diese ruhige Aura um sich, die den anderen Jungen aus seiner Klasse Angst machte.
 

„Direktor, die Schicht ist beendet und Yuki habe ich auch davon berichtet“, meinte Zero monoton, als er klopfte und unaufgefordert eintrat.

„Du bist so ein zuverlässiger Guardian Kiryu-kun“, meinte Kurosu lächelnd. „Wunderbar, wie du die Schichten allein über so lange Zeit überstanden hast. Du erfüllst deinen Vater mit Stolz…“ Bei seinen letzten Worten heulte er fast und holte ein Taschentuch aus seiner Hosentasche.

„Ich bin nicht ihr Sohn, wie oft noch?“ Eigentlich sollte sein Ton harscher ausfallen, aber eine große Woge der Müdigkeit übermannte ihn wieder. „Ich bin dann weg, bis morgen.“ Ohne eine Antwort von dem alten Spinner abzuwarten, fiel die Tür ins Schloss und er steuerte das Badezimmer an.

Jetzt nur noch waschen und Zähne putzen, dann für zwei Stunden schlafen und wieder Schule…

Zero seufzte innerlich. Wo war noch mal das Bad? Seine Augen wurden klein und er musste sich umschauen, wo alles war. Gott, er brauchte unbedingt Schlaf…
 

Unerwartet traf es ihn wie ein Schlag. Der Schüler keuchte, fasste sich instinktiv an den Hals und schluckte.

Nicht jetzt. Nicht schon wieder.

Ein heftiger Schmerz keimte in ihm auf, der ihn fast zerriss. Er hatte Durst. Fürchterlichen Durst.

Zum Glück war niemand in der Nähe.

Was tun? Vor Müdigkeit und pochendem Verlangen nach Blut konnte er nicht mehr klar denken.

Yuki.

Er brauchte sie jetzt. Nein! Er durfte sie nicht ständig damit bedrängen, noch dazu in der Nacht.

Ein innerer Zweikampf tobte in Zero. Die eine Seite wollte Yuki Kurosus Lebenselixier, die andere – sein normaler Menschenverstand – ermahnte ihn es nicht zu tun.

Bluttabletten? Nein, die schlugen bei ihm nicht an.

Was dann? Was gab es noch für Möglichkeiten? Fieberhaft versuchte er seine Lage zu überdenken. Er war allein. Das war es! Und nur so würde es gehen.
 

Mit schnellen, zitternden Schritten lief er nach draußen. Bloß weg, denn womöglich könnte ihn jemand sehen.

Sein Puls raste, sein Atem ging stoßweise. Die feinen Nerven in seinen Lippen pulsierten und ließen sie zittern. Er musste etwas dagegen tun.

Zeros Füße trommelten auf den Boden. Weg von hier so schnell wie möglich…

Trockenheit beherrschte seine Kehle, machte seine Zunge pelzig und seine Gier nach Blut noch stärker. Seine Müdigkeit war wie weggeblasen. Jetzt hatte er nur noch eines im Kopf.

Erst als das erleuchtete Fenster des Büros vom Direktor klein wie ein Glühwürmchen war, wurde der junge Vampir langsamer. Er atmete so heftig, dass es in seinen Ohren dröhnte. Er sog die Luft ein, als wäre sie Blut, welches er jetzt unbedingt brauchte.

In seinem Rausch fühlte er seine warmgeschwitzte Uniform nicht, die auf seinen Schultern lastete. Auch nicht die kühle Nachtbrise, die durch die Baumwipfel strich und hinaufstieg in den sternenklaren, tiefblauen Himmel.

Zero lehnte sich gegen einen Baum, der ihn in dieser schwachen Stunde stützte. Mit einem herzhaften Ruck versenkten sich die scharfen Zähne des Vampirs in seinem weichen Fleisch.
 

Langsam klarten seine Gedanken auf. Der Puls verlangsamte sich.

>Wo bin ich? – Weit weg von jeglichen Zeugen.<

Während er an seinem linken Arm den roten Lebenssaft ableckte, wanderten seine Augen umher. Er hatte fast das Haus ‚Mond’ erreicht, wie es schien.

>Wie erbärmlich… Ich kann einfach nicht auf Blut verzichten. Aber besser mein Blut als Yukis…<

Mit einem verbitterten Blick schluckte Zero das Blut hinunter, nur um danach noch mehr aus der Wunde zu saugen. Es schmeckte nach nichts, ganz im Gegensatz zu Yukis schmackhaften – Nein, so durfte er nicht denken. Es stillte seinen Durst und das war das einzig Wichtige.
 

„Nicht so gierig Zero-kun.“

Für einen Moment verhaarte der Angesprochene und funkelte zu dem Besucher herüber ohne auch nur die Lippen von seinem Oberarm zu nehmen.

Gemütlich schlenderte der Andere auf den Weißhaarigen zu und lächelte.

Zeros Mund füllte sich erneut und er musste schlucken. Wieso war dieser Kerl hier? Sollte er sich für sein Verhalten schämen? Schließlich hatte jemand wie Kaname Kuran es nicht nötig, sein eigenes Blut zu trinken. Er hatte schließlich Bluttabletten. Noch dazu lagen ihm fast alle Menschen, wie auch Vampire, zu Füßen, die er nach Lust und Laune um einige Liter Herzblut erleichtern könnte.
 

„Du solltest deinen verpassten Schlaf nachholen.“

Immer noch schritt der vollblütige Vampir auf ihn zu. Wie immer mit seinen undurchschaubaren Augen.

Zwangsläufig verspannte der Andere sich ein wenig und schluckte noch etwas Blut herunter. Die Rinde in seinem Rücken drückte gegen seine Muskeln. Was wollte er hier? Wohl bestimmt keine Ratschläge geben. Seine freie rechte Hand wanderte unter seinen Mantel, um nach der Bloody Rose zu greifen, doch Kaname war ihm plötzlich so nah, dass er Zeros Handgelenk mit eisernem Griff festhielt.

Zero blickte dem Braunhaarigen in die weinroten Augen und konnte sich nur schwer von diesem Anblick lösen. Eigentlich wollte er seinen Mund von seinem Arm nehmen, aber er hätte danach sofort einen Verband anlegen müssen, sonst hätte er zu viel Blut verloren. Aber auch Kanames Augen hinderten ihn daran. Er spürte, dass Kaname nach seinem blutenden Arm griff und befreite ihn sanft, aber mit einer Bestimmtheit die Zero nur von seinem Mentor kannte, aus seinen eigenen Fängen.

Warmes, tiefes Rot rann an seinem Unterarm herunter, doch eine weiche Zunge fing sie auf, folgte der Spur bis zur Wunde selbst. Sanft umspielte Kanames Zunge die Bissspuren.

Hätte er sich nicht selbst gebissen und wüsste er nicht, dass der Junge vor ihm ein Vampir war, hätte Zero diese Situation mehr als lächerlich gefunden. Wäre alles normal gewesen, wäre er selbst normal gewesen, wäre dies niemals eingetreten. Er würde nicht an dieser Schule lernen und Kaname Kuran kennen. Den bezaubernden Vampir, den er hasste und doch wiederum unwiderstehlich attraktiv fand.

Es fühlte sich an, als würde sein Arm gefühllos, betäubt. Konnten hohe Vampire so etwas? Auch wurde es immer weniger Lebenssaft, bis es schließlich versiegte.

Der Weißhaarige konnte nichts sagen, nichts tun, es war alles so seltsam… Und da war noch dieses animalische Glitzern in Kanames Augen…

„Du siehst erschöpft aus“, stellte Kaname fest und brach mit seinem leisen Ton das Schweigen. „Oder hast du noch Hunger…?“

Der Vampir ließ den Arm des Anderen fallen und benutzte seine freie Hand dazu, sanft in dessen Nacken zu gleiten. Wieder mit dieser bestimmenden Art fuhren seine schlanken Finger in die weißen Haare und drückten Zeros Kopf zu sich.

Ihre Lippen trafen auf einander, was Zero keinesfalls überraschte. Noch nicht einmal abstieß, nein, er schloss genüsslich die Augen. Selbst wenn er keinen betäubten oder einen freien Arm gehabt hätte, hätte sich der Junge dieses Spiel gefallen lassen.

Warum nur….
 

Die warme Zunge Kurans leckte das restliche Blut aus Zeros Mundwinkeln, ehe sie seine Lippen durchstieß. Mit Bedacht nicht an die scharfen Zähne zu kommen, forderte Kanames Zunge die andere heraus. Schnell war entschieden, dass er besser war.

Ehe er sich aus Zeros Mund entzog, schnitt er sich die Zunge an seinen scharfen Zähnen auf und ließ ihn etwas von seinem Blut in den Mund träufeln.

Der Weißhaarige stöhnte überrascht und erregt in den Kuss. Verlangend bewegte er seine Lippen fordernd gegen den anderen Vampir. Ein Gefühlsrausch durchflutete ihn und der Geschmack des Blutes durchdrang seine Sinne. Doch ehe er mehr bekommen konnte, verließen die Lippen des Braunhaarigen ihn wieder.
 

Zero atmete schwer. Während sein Körper das eben zu verarbeiten versuchte, ging Kaname mit seinem Mund ganz nah an sein Ohr. Als der Weißhaarige den leisen Atem hörte, ging es ihm durch und durch.

Dieser Typ… Dieser Vampir… Kaname machte ihn verrückt.

„Ich liebe deine blutunterlaufenen Augen“, hauchte der Braunhaarige. „Die Bestie, die in dir lauert, dürstet nach meinem Blut, stimmt’s?“
 

Warum hatte er das getan? Wieso hatte er ihm diesen unübertreffbaren Geschmack seines Blutes kosten lassen?

Zero wollte Antworten, aber Kaname war schon im gehen.

>Von hinten sieht er so schmal und zierlich aus… Fast schon zerbrechlich…<

Mit einem Mal drehte sich der ‚Night Class’ Schüler um. „Die Obersten billigen Vampire nicht, die von Reinblütlern getrunken haben, ich denke aber, das wusstest du bereits. Ich wünsche dir angenehme Träume… Zero.“

3. Nacht

„Zero! Zero!!!“

Das Mädchen pochte und hämmerte wild gegen seine Zimmertür.

„Jetzt mach endlich auf oder ich schlag die Tür ein!“

Die Klinke wurde heruntergedrückt und ein übermüdeter Vampir blinzelte in den erhellten Flur. „Was soll das Gezeter? Müsstest du nicht im Unterricht sitzen Yuki? Gott, ist das hell…“

Empört stemmte die Braunhaarige die Hände in die Hüften. „Ich bin deswegen nicht im Unterricht, weil DU es auch nicht bist! Also komm jetzt, zieh dich an!“

Um die Sonnenstrahlen abzuhalten hielt Zero sich die Hand über die Augen. „Ich bin aber so müde…“

„Stell dich nicht so an.“ Yuki wollte ihn nach draußen zerren, aber er bewegte sich kein Stück. Es war, als hätte eine Ameise einen Felsen bewegen wollen.

„Nicht so anstellen?“, murrte er. „Wer hat denn die letzten 4 Tage die Nachtschicht für dich übernommen? Ich muss mich nur Mal richtig ausschlafen, heute Abend bin ich wieder fit.“

Als wäre die Sache geregelt, schloss Zero die Tür, doch Yuki steckte ihren Fuß dazwischen. „Okay, bis heute Abend. Du bist aber da, versprich mir das.“ Warmherzig lächelte sie ihn an. Ihr adoptierter Halbbruder hatte viel für sie getan und sie wusste das zu schätzen.

Von der müden Partei kam nur ein Brummen als Antwort, die Tür fiel ins Schloss und ein fast schon schlafender Kiryu ins weiche Bett.
 

„Da kommen sie! Schaut!“

Das übliche schrille Gekreische der Mädchen ging los, als die ‚Night Class’ aus ihrem Haus trat. Die Sonne war gerade untergegangen und es begann IHRE Zeit.

„Nicht drängeln!“, rief die Vertrauensschülerin über die Mädchen mit hochroten Köpfen hinweg und blies in ihre Trillerpfeife. „Bleibt zurück!“ Wo blieb Zero nur? Langsam wurde es ihr zu viel. Und ihr Freund hatte das jeden Abend ohne sie gemacht während sie krank im Bett gelegen hatte?
 

„Nanu, wo ist denn Kiryu-kun?“, murmelte der blonde Vampir Aido vor sich hin. „Muss die kleine Yuki jetzt alles allein machen? Scheint so, als würde sie das nicht packen…“

Erstaunt blickte Kaname auf, als er Aidos Selbstgespräch hörte. Ja, die ‚Day Class’ war laut und nervenstrapazierend wie immer, als würden sie ein Konzert ihrer Lieblingsstars besuchen. Die Braunhaarige versuchte mit allen Mitteln die pubertierenden Mädchen zurückzudrängen und kein Zero weit und breit war zu sehen.

Seltsam. Hatte er etwa seinen Rat befolgt und schlief die ganze Zeit durch?

„Ach, da hinten ist er ja“, lächelte Aido erleichtert. Er mochte es nicht, wenn die Mädchen ihm so nahe kamen, auch wenn er ihre Bewunderung und Aufmerksamkeit genoss.

Doch Kaname Kuran hörte ihn nicht, er war in Gedanken versunken und lief den anderen einfach hinterher.
 

Die gestresste Yuki erblickte Zero just in diesem Moment und ihr fiel ein kleiner Stein vom Herzen, er hatte sein Versprechen gehalten. Gerade als sie ihn herüberwinken wollte, hielt sie inne. Hatte er wirklich geschlafen? Ein matter Zug lag um seine Augen und ließ ihn etwas schwach wirken. Dürstete der Vampir in ihm wieder nach Blut…?
 

„Ruhe jetzt!“, bellte er in herrschendem Tonfall, sodass die Mädchen zusammenzuckten.

Anscheinend hatten sie gemerkt, dass der Strengere von den Vertrauensschülern gekommen war, und hielten sich etwas zurück mit ihren Drängeleien.

Sichtlich genervt trottete der Junge zu seiner Freundin.

„Geht’s dir besser?“, fragte sie besorgt.

„Ich bin ziemlich schlapp, aber es geht schon“, versicherte er ihr mit einem unterdrückten Gähnen. Wenn die ‚Day Class’ seine Fangzähne beim Gähnen sehen würde… Wer weiß, wie die Schüler reagieren würden. Nicht minder geschockt, als wenn herauskäme, dass die ‚Night Class’ aus Vampiren bestand.
 

Plötzlich trat jemand an die beiden heran. „Wie ich sehe, geht es dir besser Yuki. Freut mich, dich wieder hier zu haben.“

Das angesprochene Mädchen sah, wie Kaname ihr lächelnd die Hand auf die Schulter legte. „Kaname-senpai...“ Ihre Stimme zitterte etwas und sie errötete. „Danke… J- ja, mir geht’s wieder besser“, lächelte sie verlegen zurück.

Bevor sie eine Antwort erhalten konnte, riss der Junge neben ihr – den sie ganz vergessen hatte – die Hand des Vampirs weg und funkelte Kaname an.

Doch dieser lächelte auch ihn an. „Du scheinst dich noch nicht ganz ausgeschlafen zu haben, wie ich es dir geraten hatte“, meinte er mit einem traurigen Unterton in der Stimme. „Als Guardians solltet ihr immer fit sein.“

Zeros Hand krallte sich fester in Kurans Handgelenk und blickte ihm starr in die Augen. Yuki bemerkte die angespannte Situation und versuchte sie irgendwie zu retten. „Ja, du hast Recht. Ich werde Zero auch früh ins Bett schicken, damit wir morgen auch unseren Job machen können! Lass ihn los Zero...“
 

Ruckartig ließ der Weißhaarige den Arm fallen und Kuran nickte ihnen zum Abschied zu.

Stolz wie ein Honigkuchenpferd lächelte Yuki zurück. Nach Tagen konnte sie ihm endlich wieder nahe sein. Im Augenwinkel sah sie, wie die Mädchen wieder rangelten, also drehte sie sich um, um sie zu beruhigen.

Darum sah sie nicht, wie Zeros violette Augen den in weiß Gekleideten weiterhin verfolgten und sich seine finstere Miene entspannte. Ja, es war fast ein sehnsüchtiger Blick. Ein verlangender Blick, der nur diesem einen Reinblütler gehören solle.

Kurz bevor die Vampire ins Gebäude traten, wandte sich der Hausvorstand um. Er zog mit einem Finger an seinem Uniformkragen, als würde er nicht genug Luft bekommen und fixierte Zero mit einem vielsagenden Blick, ehe sich das Portal hinter ihm schloss.
 

„Jetzt aber ab in eure Zimmer!“ Yukis Befehl hallte über den Platz und ließ auch Zero aus seiner Starre erwachen.

Das Geschnatter der ‚Day Class’ verebbte, als sich die Menge in ihr Haus zurückzog. Zufrieden sah das Mädchen zu, wie das Tor hinten ihnen geschlossen wurde. Wieder einen Abend geschafft. Und sie hatte Kaname wieder sehen können! Mit leichten Schritten hüpfte sie zu dem anderen Vertrauensschüler. „Na, bereit für den nächtlichen Rundgang?“

Was war das gerade gewesen? Nachdenklich drehte er sich zu Yuki um, ehe er wirklich realisierte, dass sie ihn fragend ansah.

„Hast du überhaupt gehört, was ich dich gefragt habe?“

„Oh. Nein, tut mir Leid… Was hattest du gesagt?“

Sie seufzte. „Schon gut, schon gut. Sag Mal, bist du so unkonzentriert, weil du noch müde bist oder was ist mit dir los? So bist du doch sonst nicht.“

Zero fixierte das besorgte Mädchen. Sie ahnte doch nicht etwas was…?

„Oder“, fing sie zögerlich an, „Hast du etwa… du weißt schon –“

„Nein!“ Die Antwort auf die unausgesprochene Frage war fast gebrüllt gewesen, so rasend hatte ihn Yukis Andeutung gemacht. Als wäre ein Schalter in ihm umgelegt worden.

Unwillkürlich zuckte Yuki zusammen. „Entschuldige Zero, ich…“

„Nur weil ich ein Vampir bin, heißt das nicht, dass ich ständig an das eine denken muss! Du weißt, wie mich mein Problem ankotzt, musst du es mir auch noch ständig unter die Nase reiben? Es reicht, dass ICH damit klarkommen muss!“

Ein schreckliches Gefühl breitete sich in Yuki aus. Was war los? Sie hatte ihn doch nicht damit verletzen wollen! Außerdem hatten sie sich doch gesagt, dass sie dies alles gemeinsam durchstehen wollten… Wie konnte Zero sagen, dass er allein dagegen kämpfen wollte? Es war, als würden seine Worte wie Schläge auf sie niederprasseln. Sie hatte einen Kloß im Hals und war unfähig etwas zu sagen. Ihn zu beruhigen wäre sicherlich nicht möglich gewesen, denn er funkelte sie dermaßen zornig an, dass sie sich klein und unfähig wie eine Maus fühlte.

„Das lass ich mir nicht gefallen. So was kann ich jetzt echt nicht brauchen! Ich bin in den letzten Tagen gut ohne dich klargekommen!“
 

Ihr Denken setzte aus, sogar ihr Herzschlag verließ sie für eine Sekunde. „Was?“ Ihre Frage war ein leises, zittriges Fiepen.

Zero hätte am liebsten verächtlich geschnaubt und wäre gegangen – doch als er Yukis verstörten Gesichtsausdruck sah, meldete sich sein Gewissen. Was hatte er eben gesagt? An die Hälfte konnte er sich nicht mehr erinnern, obwohl es erst vor ein paar Sekunden gewesen war. Und das nur, weil sie ihn nach seinem Befinden gefragt hatte… Sein Tobsuchtsanfall war völlig unberechtigt gewesen. Seine Freundin hatte ihm doch nur helfen wollen, genau wie sie es ihm versprochen hatte.

-‚Das nächste Mal werde ich dich aufhalten!’-

Bedrückte sah er zu Boden. „Yuki, ich… Es tut mir Leid, ich wollte dich nicht so anfahren… Ich weiß, dass du es nur gut gemeint hast“, meinte er und sah ihr fest in die Augen.

Traurig sah sie zur Seite. Schwieg.

Sanft legte der Weißhaarige ihr seine Hand auf die Schulter um sie an sich zu ziehen und zu umarmen. „Entschuldigung.“

Der Kloß in ihrem Hals verschwand, obwohl sie am liebsten geweint hätte. Stattdessen überkam sie ein leichter Schauer. War es Angst? Wenn ja, wovor? Wohl nicht vor Zeros Umarmung und seiner Entschuldigung…

Auch der Schüler hatte ihr Schaudern gefühlt. Verbittert kniff er die Augen zusammen. Yuki hatte wirklich geglaubt, er würde sie wieder beißen. Es schmerzte ihn sehr, dass sie so von ihm dachte.
 

„Wir müssen langsam los.“

„Ja… Lass uns einfach unseren Job machen und nicht mehr an unseren Streit denken, ja Zero?“, lächelte sie ihn traurig an.

Er hingegen wusste, dass sie ihn dies nur bat, weil sie sich selbst mit dieser Bitte aufmuntern und vergessen machen wollte. Lächelnd nickte er. „Wir sehen uns in einer Stunde wieder.“
 

Ihr Rundgang trennte die Guardians, sodass jeder eine Seite des Geländes abgraste. Auf halber Strecke, also einer guten Stunde, trafen sie sich wieder um kurz zu besprechen, ob etwas vorgefallen sei. Wenn aber etwas Schlimmeres geschah, war der andere meist auch immer zu Stelle. Gut war es doch, einen Pager zu haben.

Beruhigt steckte Zero Kiryu die Hände in die Hosentaschen und spazierte über das Schulgelände. Vorbei an den Ställen und dem Reitplatz, der Schwimmhalle und riesigen Grasflächen, alles in kühles weißes Mondlicht getaucht.

Es war eine dunkle Frühherbstnacht. Vollkommene Stille durchtränkte das Waldstück, durch das ihn sein Weg führte. Nur das Rauschen der Baumwipfel untermalte diesen belebenden Moment der Freiheit.

Freiheit und Ruhe, was wünschte man sich mehr? Vielleicht war doch etwas Wahres daran, wenn ihm die anderen Schüler nachsagten, er sei ein einsamer Wolf.

Ein paar helle Haarsträhnen fielen ihm ins Blickfeld. Lässig pustete er sie sich aus der Stirn. Augenblick. War er nicht neulich hier gewesen, als ihn einer seiner ‚Anfälle’ übermannt hatte? Ja, ganz bestimmt. Er hatte Kaname Kuran getroffen, der ihn –

Unbehaglich schüttelte Zero den Kopf. Himmel, das war doch nicht normal.

Da fiel ihm der Vorfall von vorhin wieder ein. Wieso hatte es ihn so aufgeregt, als der Kerl Yuki angefasst hatte? Natürlich weil Kaname ein Vampir war.

Und seine Handbewegung mit diesem seltsamen Blick? Kuran hatte so etwas noch nie gemacht. Nein, der edle Vampir war stets auf seine Bewegungen und Äußerungen bedacht. Wahrscheinlich war ihm nur warm gewesen. Und hatte Zeros Blick gespürt und sich umgedreht, um ihn zu ermahnen, vorsichtiger zu sein.

Während der Weißhaarige nachdachte, checkten seine Augen schon automatisch die Umgebung, ob irgendetwas gegen die Schulordnung geschah. Doch alles war ruhig. Keine übereifrigen Weiber, die kuriose Liebesbriefe überbringen wollten oder Fotos von den Nachtschülern machen wollten. Wie langweilig…

Herzhaft gähnte Zero mit vorgehaltener Hand. Hier war es egal, ob jemand seine Zähne sah, denn im Schutz der Dunkelheit hätte er es auch als Einbildung abtun können.

Alles war ruhig und friedlich. Schien nicht so, als würde Kaname ihm heute Abend wieder einen Besuch abstatten… Schade eigentlich… Moment! Was dachte er denn da?!

>Du bist echt von diesem Vampir besessen< stichelte eine innere Stimme in ihm.

„Tze“, schnaubte Zero verächtlich. Nur weil er eben Mal über diesen anziehenden Schüler nachdachte, war er doch nicht von ihm besessen, also wirklich!
 

„Na, bei dir auch alles still?“

„Außer einem Blutsaugervorfall Stufe fünf eigentlich nichts Besonderes“, antwortete Zero kalt.

„Wie bitte?! Wieso hast du mich nicht benachrichtigt???“ Ungewollt wurde Yuki laut. Doch als Zero nichts sagte, sondern nur wieder gähnte, verstand sie langsam den Witz. „Oh haha, sehr witzig“, brummte sie säuerlich. „Du weißt, dass ich solche Späße echt nicht lustig finde. Auch der Direktor würde solche Scherze nicht billigen!“ Ohne ein weiteres Wort stapfte sie davon.

Verwundert sah der Junge ihr nach. Wahrscheinlich hatte sie sich wieder nur zu viele Sorgen gemacht und war deshalb so gereizt. Immerhin hatten sie nur noch die halbe Strecke vor sich und konnten sich dann entspannen. Aber erst nachdem er von Yuki an den Direktor verpetzt worden war und er sich eine Standpauke anhören musste á la ‚Du solltest Yuki in ihrem geschwächten Zustand nicht noch mehr Sorgen machen Kiryu-kun!’

‚Der Direktor würde solche Scherze nicht billigen!’ hallte es in seinem Kopf. Natürlich, denn wenn so ein Blutsaugervorfall wirklich geschehen wäre, wäre sein ganzer Pazifismusplan im Eimer, Vampire und Menschen friedlich zusammenleben zu lassen.

‚Die Obersten billigen Vampire nicht, die von Reinblütlern getrunken haben.’ Diese Warnung fiel im plötzlich wieder ein wie ein Déjà-vu. Was hatte das zu bedeuten?

Den Wink mit dem Zaunpfahl war ihm nicht entgangen, aber eine Frage warf sich Zero trotzdem auf: Welche Obersten? Waren die Reinblütler nicht die Chefs der Vampire? Kuran war seines Wissens nach doch einer…

Kaname schwebte vor seinem inneren Auge. Wie nah sein Gesicht doch gewesen war, sogar sein warmer Atem hatte seine eigene Haut gestreift, ehe er ihm einen blutigen Kuss abverlangt hatte.

Zero seufzte verzweifelt. Gott, das konnte doch nicht wahr sein! Was dachte er denn ständig darüber nach?
 

Ein Lichtstrahl und ein Geruch nach trocknendem Handtuch wehten in den Flur, als der noch tropfende Junge dem wartenden Mädchen vor der Tür ein Zeichen gab. „Na dann. Schlaf gut Yuki.“

Sie nickte ihm nochmals zu bevor sie die Tür zum Badezimmer des Direktor hinter sich zuzog.

So. Jetzt nur noch ins Bett. Langsam fingen schon seine Schläfen an zu pochen. Wie von selbst schlurfte er in sein Zimmer, schmiss das Handtuch auf sein Kopfkissen und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. Er musste ziemlich geschafft aussehen – und so fühlte er sich auch. Obwohl noch ein paar Wassertropfen den Weg an seinem freien Oberkörper herunter zum Hosenbund fanden und diese kühle Frische ihn wach hielt, überwog der Schmerz des Schlafentzugs zu sehr.

Seine Hand fuhr unbewusst zu seinem Mal am Hals. Viele Erinnerungen kamen wieder hoch, doch Zero versuchte sie zu verdrängen. Nicht vor dem Schlafengehen.

Apropos schlafen: Wo war sein Schlafanzug? Mist, wo hatte er den in aller Eile vor der Nachtschicht hingeschmissen?

Mit einem verärgerten Brummen ging er an seinen Schrank um einen neuen Pyjama zu holen. Für eine Suche war er zu erschöpft.
 

„Schau in deinem Wäschehaufen nach.“
 

Instinktiv griff Zero an seine Hüfte, zog mit einer geübten Bewegung seine immer angelegte Pistole und richtete sie auf den Besucher. Es war still, bis auf das leise Klirren der Kette mit dem die Waffe an seiner Hose befestigt war.
 

„Was willst du?“ Der Tonfall des Weißhaarigen war schneidend scharf.

„Wieso bist du so aggressiv? Früher kam ich doch oft ohne Ankündigung.“

„Aber nur um Yuki zu sehen. Und da bist du hier ziemlich falsch. Oder hat der große Reinblütler Kuran etwa keinen Orientierungssinn?“

Die Miene des Braunhaarigen wurde traurig. „Immer diese Reinblütlergeschichte…“, seufzte er.

Als Zero sah, dass sich der unangekündigte Besucher lässig gegen den Türrahmen lehnte, ließ er langsam die Waffe sinken. Er schien ihm nicht gefährlich werden zu wollen.

Als hätte Kaname seine Gedanken gelesen, meinte er mit einem spöttischen Lächeln: „Ach, hast du das auch endlich gemerkt? Wenn ich dich töten wollte, hättest du gar keine Zeit um zu agieren.“

Dafür hatte der Andere nur ein verächtliches Schnauben übrig, obwohl es ihn doch etwas beunruhigte. „Was tust du hier? Hast du keinen Unterricht?“
 

Kaname verschränkte die Arme vor der Brust. „Trage ich etwa meine Uniform? Heute Nacht ist der jährliche Großputz des Unterrichtgebäudes.“

Ja, das war Zero aufgefallen. Der attraktive Vampir trug ein schwarzes Hemd und wirkte ziemlich normal. Abgesehen von seiner Aura und seinem undurchschaubaren Blick.

„Ihr Glücklichen“, meinte er nur. Er wusste nicht Recht, was er sagen sollte, denn mit dieser Auskunft war seine Frage nicht zu seiner Zufriedenheit beantwortet worden. Was wollte Kaname? Fragend schaute er sein Gegenüber an. Doch Kaname sah ihm nicht in die Augen – vielmehr an ihm herunter. „Was?“, knurrte Zero, als er Kanames Blick bemerkte.

„Ich sagte doch, dein Schlafanzug liegt in deinem Wäschehaufen“, entgegnete er ruhig und lächelte dabei.

Ein paar Sekunden fixierte der Weißhaarige ihn noch, denn drehte er sich um, um in seinem Haufen zu wühlen.
 

„Obwohl… Du brauchst ihn gar nicht anziehen.“

Sofort hielt Zero in seiner Bewegung inne. Ohne sich umzudrehen fragte er in einem Tonfall der seine Unruhe um keinen Preis verriet: „Was hattest du gesagt?“

Er hörte den anderen lächeln. „Hm. Ich sagte, dass ich eigentlich hier bin, um dir eine Einladung zu überreichen. Obwohl du nicht einmal die Wahl hast, ob du kommen willst oder nicht.“

War wieder typisch, dass der Vampir vom Thema ablenkte und in Rätseln sprach. Gefasst drehte der Junge sich um. „Wie meinst du das? Außerdem hat man immer eine Wahl.“

Wieder lächelte Kaname ihn an. Dieses Lächeln war irgendwie unheimlich… „Morgen Nacht, drüben im Haus ‚Mond’, direkt nachdem die anderen Nachtschüler ins Schulgebäude gewechselt haben. Mit dem Direktor ist das schon abgesprochen.“

„Und um was geht es?“

„Eine kleine Untersuchung. Einer aus dem Senat kommt her um dich zu prüfen“, erklärte er sachlich, aber Zero merkte, wie Kuran immer kurz dorthin schaute, wo nicht seine Augen waren. „Jetzt schau doch nicht so verdutzt. Der Senat kontrolliert halt die niederen Ränge bei uns.“

Dem jungen Vampir war klar, dass er zu den ‚niederen Rängen’ gehörte und Kuran zum Höchsten. Aber wieso sagte er ihm das?

„Der Prüfer schaut, ob du – absichtlich oder nicht – die falschen… Wesen gebissen hast.“

„Und dazu gehören?“ Zero hatte eine düstere Vorahnung.

„Unter anderem Menschen. Die gebissen wurden und am Leben gelassen.“

Ein Stich fuhr durch Zeros Brust. Yuki…!

„A-aber von was soll sich jemand wie ich, der Bluttabletten nicht verträgt, sonst trinken?“, versuchte er sich zu verteidigen.

Kanames Züge gefroren. „Uneingeweihte Menschen müssen getötet werden. Bei Yuki-chan ist das anders. Dennoch hast du noch nicht die Berechtigung Menschen in deiner Nähe zu überfallen.“

„’Noch nicht’? Drück dich klarer aus.“

Kaname ließ sich nicht von diesem Befehl beeindrucken und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Die bekommst du, wenn du deinen Meister beseitigt hast. Denjenigen, der dich zum Vampir gemacht hat. Und wenn du dich als nützlich erweist.“

Zero ballte eine Faust. Was sollte der ganze Scheiß? „Nützlich? Das hört sich für mich nach einem miesen Scherz an.“

Kaname hielt sich die Hand vor den Mund, doch der andere meinte, ein ehrliches Lachen gesehen zu haben. „Mache ich Scherze?“, fragte der Brünette mit belustigter Stimme. „Du wirst schon sehen, es läuft alles von allein. Du bekommst Aufträge, den Abschaum der Vampire zu beseitigen und wenn du alles nach der Zufriedenheit des Senats machst, wird alles klappen. So wie in der Schule: Pass im Unterricht auf und mach deine Hausaufgaben und die Lehrer akzeptieren dich. Obwohl – schlafen tust du ja ziemlich oft im Unterricht…“

„Woher willst du das wissen?“ Ein Stein war von Zeros Herzen gefallen. Also schien es wirklich nicht allzu schwierig zu werden. Aber ihn beunruhigte es doch, dass dieser Nachtaktive über sein Leben am Tag Bescheid wusste…

Dieses Mal machte Kaname sich gar nicht die Mühe sein Lachen zu verstecken. „Nicht so wichtig.“

Argwöhnisch beobachtete Zero Kanames aufrichtiges Lächeln, als er auf ihn zuschritt. Was war denn so lustig gewesen?

„Du solltest schlafen. Mach dir keine Sorgen wegen morgen Nacht.“

„Mach ich mir auch nicht“, brummte Zero. Vor dem Typen würde er doch keine Schwäche zeigen.

Leise lachte Kaname auf. „Ach ja? Ich kann deine Angst riechen.“

Urplötzlich hörte Zero den leisen Atem an seinem Ohr. „Nicht nur deine Angst…“ Vorsichtig, als könne sie zerbrechen, nahm Kaname die Hand des anderen Vampirs und hob sie an seine Lippen. „Ich hole mir nur zurück, was mir zusteht.“
 

Eigentlich wusste Zero, was jetzt geschah. Doch als Kaname seine weißen Fänge in seinem Handrücken versenkte, zuckte er schmerzerfüllt zusammen und spannte seinen Arm an. Dieser…! Hätte er die Stelle nicht wenigstens vorher mit seinem Speichel betäuben können?
 

„Schau doch nicht so grimmig.“

Zero hatte gar nicht gemerkt, dass der Braunhaarige seine Wunde bereits wieder verschlossen hatte und ihn mit funkelnden Augen ansah. Ehe er etwas darauf erwidern konnte, ließ Kaname seinen Arm sinken. „Du schmeckst genauso wie du riechst“, grinste Kaname. „Nur besser.“

„Was?“, fauchte Zero. Das klang ja beinahe so, als könne man ihn auf tausend Meter Entfernung riechen.
 

Irgendwie amüsierte ihn dieses Kratzbürstige an Zero sehr. Wieso regte es ihn denn so auf?

„Du kennst das doch sicher. Deine unterdrückten Gefühle und Ängste kann man schmecken. Und ich kann sie sogar riechen.“

Das bissige Gesicht des anderen war unbezahlbar. Schade dass Kaname nichts hatte, um diesen Moment festzuhalten. „Das klingt so, als würdest du mich ausspionieren“, murrte Zero, „das ist widerwärtig.“
 

„Du findest Blut trinken ekelhaft?“

Unwillkürlich lief ein Schauer über Zeros Rücken. Himmel, was hatte Kaname plötzlich für eine dämonische Aura? Hatte er die auch schon vorher gehabt…?

Kanames kalte Hand drückte ihn aufs Bett.
 

„Dein Körper sagt aber etwas anderes.“

Tief sog Kaname den Geruch des Jüngeren ein. Nur mühsam behielt er die Kontrolle über sich, als er Zeros Wange hinunter strich. Diese ganzen Pheromone die der Weißhaarige ausstrahlte, vernebelten seinen Verstand. Doch ein einziger Gedanke erschien ihm noch klar vor Augen: Er musste hier weg. Sonst würde er wirklich über ihn herfallen. Der Geschmack von Zeros köstlichem Blut lag ihm immer noch auf der Zunge.

„Du solltest schlafen, Kiryu-kun“, meinte Kaname monoton und zwang sich dazu, aufzustehen. Bloß weg hier. Bloß weg von Zero und seinen violetten Augen.

Wieso brachte dieser Junge ihn so neben die Spur? Das war noch keinem Menschen oder Vampir gelungen. Was hatte Zero, was andere nicht hatten?

Erst als er an der Tür stand, traute er sich, sich umzudrehen. „Bis morgen.“

4. Nacht

Vielen lieben Dank an Shitsu *knuffz*

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„Gut, ich bin dann mal weg.“

Zero sah noch, wie der Direktor ihm aufmunternd zulächelte, ehe er die Tür hinter sich schloss. Gut. Dass er heute keine Nachtschicht schieben musste, wäre schon mal geklärt, jetzt musste er nur noch Yuki benachrichti –

„Auf geht’s, Zero! Bist du fit?“, tönte es ihm auch schon entgegen, bevor er überhaupt zwei Schritte gegangen war. Yukis Lachen schwand aber dahin, als sie seine angespannte Miene sah. „Ist was…?“

„Ich werde heute Abend nicht mitkommen. Hab was Wichtiges zu erledigen“, meinte er knapp und drängte sich an ihr vorbei.

„Was ist denn so Wichtig…? Eine Sache von der vampirischen Art?“, fragte sie zögerlich.

Abrupt blieb Zero stehen. Musste sie schon wieder damit anfangen? „Ja. Und ehe du noch weiter rumrätselst und mich aufhältst: Ich geh ins Haus ‚Mond’, dort habe ich eine Unterredung mit dem Hausvorstand und einem Senatsmitglied. Und nein, du kannst nicht mitkommen. Bis später.“
 

Die Braunhaarige sah ihm beleidigt nach. Dieser Blödmann! Das hätte er auch netter sagen können! Außerdem… Was für eine Besprechung? Mit einem aus dem Senat? Wie war das denn zu verstehen?

Gedankenversunken betrat sie das Büro des Direktors. „Direktor Kurosu? Ich –“

„Wieso sagst du nicht O-too-san?“, wimmerte der blonde Mann und knallte den Kopf auf den Tisch. „Bin ich so ein schlechter Vater…?“

„Äh, so meinte ich das doch nicht“, beeilte sich Yuki zu sagen. Es war schwierig für sie, ihren Ziehvater außerhalb des Unterrichts als richtigen Papa anzusehen. Also hieß es jetzt erst einmal, den lieben Papi aus seiner Midlife-Crisis rauszuholen. Ja, das Leben eines Guardians war nicht gerade leicht!
 

Mit entschlossenen Schritten bewältigte Zero die Stufen und stieß kraftvoll die Flügeltüren auf. Wider Erwarten quietschte das große Portal des Hauses ‚Mond’ nicht.

Wachsam seine Umgebung beäugend betrat er die große Eingangshalle. Wo waren denn alle? Dies würde doch keine Falle sein…? Nein, die anderen Vampire würden bestimmt keinen Hinterhalt gegen Kanames Willen planen. Und obwohl er in dieser Dunkelheit – denn es war nirgends Licht auszumachen – recht gut sehen konnte, war er bis aufs Äußerste gespannt und wachsam. Solange Yuki ihm nicht wieder hinterher spionierte, war alles halb so schlimm. Aber der Direktor würde sie schon hinhalten… Er hatte da so seine Methoden.

Er schritt weiter. Nur seine Schuhe machten ein Geräusch in der Stille, die mit der Dunkelheit verschmolz und alles überzog wie ein leichter Dunst. Schwerlich konnte er die Bodenfliesen und ein kleines Tischchen mit Blumen konnte er erkennen, wusste aber, dass noch Gemälde an den Wänden hingen und Treppen nach oben führten, doch dafür war sein Sehsinn nicht ausgeprägt genug. Verdammt, wieso war hier denn niemand? Hier sollte doch irgendwo dieser Senatstyp zu Gast sein, oder? Und wieso war es dann so still?

Zwischen seine eigenen Schritte mischte sich noch jemand. Es schien von der Treppe zu kommen –
 

„Schön, dass du gekommen bist, Kiryu-kun.“

Mit seiner üblichen Art schritt der Hausvorstand die Treppe hinab, die Hand lässig auf dem Geländer. „War deine verfrühte Ankunft geplant? Bestimmt macht das einen guten Eindruck bei Minase-sama.“

Nach einem begrüßenden Kopfnicken folgte der Junge Kaname die Treppe hinauf. Minase-sama… Das war also einer der hohen Tiere, die ihn prüfen sollten. Aber was musste er denn für eine Prüfung ablegen? Bloß nicht so viel darüber nachdenken; da Minase ein Reinblütler war, denn nur Reinblütler durften solche Ämter innehaben und Kaname sprach ihn mit der höflichen Anrede –sama an, würde er sicherlich merken, dass er nervös war… Und ihn dann gewiss als unbrauchbar einstufen, nach dem Vorsatz: ‚Wenn er nicht so einem geringen Druck standhalten kann, ist er überflüssig.’

„Beruhige dich… Lass dir nicht anmerken, wie du dich fühlst“, murmelte Kaname leise, ohne ihn anzuschauen und lotse ihn durch die Gänge. „Jede noch so kleine Gefühlsregung können wir im Blut schmecken, also mach dich frei. Wenn er dich als kalt und unnahbar ansieht, bist du für einen Job als Level E Vampirehunter gut genug, ungeachtet von deinen Fähigkeiten.“

Zero blickte ihn mit einer Mischung aus Verwunderung und Zweifel an. „Schön und gut, aber wie soll ich mich äußerlich verhalten?“, flüsterte er schnell, denn Kaname hatte schon die Hand auf der silbernen Klinke der dunkelbraunen Eichentüre.

„Behandle ihn höflich und mit viel Respekt.“ Kaname richtete sich die Krawatte. „Und noch was: Manchmal sagt Schweigen mehr als Worte.“ Im selben Augenblick öffnete er die Türe und helles, nahezu grelles Licht empfing Zero, der ein paar Mal blinzeln musste, ehe er erkannte, dass der Raum exklusiv ausgestattet war: Gemälde in schweren Goldrahmen, dunkelbraune Eichenholzmöbel, zwei Stühle an einem Tischchen mit einem silbernen Teeservice, hell leuchtende Lampen an den Wänden und im Mittelpunkt zwei schwarze Ohrensessel. Alles hatte einen leichten englischen Touch, was Zero ein wenig irritierte. Mit einem sanften Klicken fiel die Tür ins Schloss und riss den Weißhaarigen aus seinem Staunen.

Eine Gestalt in schwarzen Mantel erhob sich aus einem der Sessel. Kaname trat neben ihn. „Minase-sama, darf ich Sie mit Zero Kiryu bekannt machen? Kiryu-kun, dies ist Minase-sama.“

Etwas unsicher verbeugte Zero sich. Ganz gelassen bleiben…

Minase-sama nahm sich zeit, Zero mit seinen kalten Augen von oben herab anzublicken. Nichts in seinem Gesicht zeugte von Zufriedenheit oder Missfallen. Fest blickte er in Zeros Augen, ehe er ganz leicht seinen Kopf neigte.

„Dann nehmen Sie Platz“, brach Kaname das Schweigen. Zero wartete höflich, bis der uralte Vampir sich gesetzt hatte, bis er sich dann in den anderen bequemen Ohrensessel setzte. Kuran selbst nahm nicht Platz, sondern stellte sich neben den Sessel des Senatmitglieds. „Kiryu-kun, weißt du, warum du hierher berufen wurdest?“, fragte er sachlich, um alle Formalitäten zu erledigen.

„Ja.“ Um seine Aussage zu unterstreichen, nickte Zero und hielt dem prüfenden Blick des weißhaarigen Greises stand. Ihm fiel auf, dass Minase-samas Haare einen anderen Weißton hatten als seine eigenen. Wie alt mochte der Vampir sein? Natürlich alterten Vampire nicht so schnell wie Menschen, aber sie taten es doch. Wie viel Erfahrung hatte Minase bloß? Er konnte sich kein richtiges Bild davon machen. Aber an Selbstvertrauen und Hochmut mangelte es dem Senatsvampir nicht. Allein seine funkelnden, kleinen Augen! Der dünne Mund, zu einem Strich verzogen, nichts sagend. Da er auch seine Hände unter seinem Mantel hielt, konnte Zero keine abwehrende Haltung ausmachen – es war sehr schwierig, sich ein Bild von ihm zumachen. Aber eins war klar: Minase war sich zu fein dafür, um mit einem niederen Vampir wie ihm zu sprechen.

Leise trat Kaname neben den jungen Vampir. „Kommen wir zum wichtigen Teil. Kiryu-kun, gib mir deine Hand.“

Gut, jetzt ging es um alles. Zero machte seinen kopf frei und stand auf, um Kuran seine linke Hand zu geben. Seine hellhäutigen Finger streiften Zeros Ärmel hoch und drehten die Handfläche nach oben. „Minase-sama.“ Er forderte den Alten auf, sich zu erheben, ließ aber den Arm nicht los. Als Minase nach Zeros Arm griff, merkte er, wie fest der andere zupackte – und sich seine Zähne in Zeros Pulsadern gruben.

Mit einem Lächeln erklärte der Braunhaarige: „Minase-sama ermittelt anhand deines Blutes, ob die Gefahr bestände, dass du ein Level E Vampir wirst. Und das wirst du am schnellsten, falls du von den falschen Wesen Blut getrunken hast.“ In diesem Moment ließ der alte Vampir von Zeros Handgelenk ab und schritt unverzüglich, ohne Zero eines weiteren Blickes zu würdigen in Richtung Tür. „Zu den Falschen gehören Menschen, die nichts von unserer Existenz wissen dürfen, ebenso wie Reinblütler.“

Die schwere Tür fiel ins Schloss und Zero fühlte sich, als wäre gerade die Tür zu seinem Untergang geöffnet worden.
 

„Was?“

„Setz dich hin Zero, du bist ja ganz zittrig…“, bemerkte Kaname und drückte ihn sanft zurück in den Sessel, nachdem er das herunter laufende Blut mit seinem Speichel zum Versiegen gebracht hatte.

Seine Berührung verscheuchte die grausamen Bilder, die vor Zeros Augen erschienen waren. „Das darf doch nicht wahr sein…“, flüsterte er. Er war so gut wie tot. „Das kann nicht wahr sein!“, herrschte er sein Gegenüber an. Dieser Arsch!

Währenddessen hatte Kaname sich auch gesetzt. „Was ist denn mit dir los? Beruhige dich, Minase-sama kann jeden Moment von seiner Berichterstattung wiederkommen und –“

„Wieso?“, tobte der Weißhaarige und sprang auf. In seinem Kopf drehte sich alles… Gut, außer Yuki hatte er keine anderen Menschen gebissen, das war klar. Außerdem war Yuki eine Ausnahme, da sie von der Existenz der Vampire wusste. Aber – „Wieso hast du mich auf eine so niederträchtige Art ins Messer laufen lassen?!“ Eine unglaubliche Wut wallte ihn ihm hoch. Ein solcher Hass, dass ihm schlecht wurde.

Gerade als Zero ihm wieder etwas gegen den Kopf schmeißen wollte, erhob sich Kaname und sagte in schneidendem Ton: „Was hast du für ein Problem?“

Fassungslos starrte Zero ihn an. „Was ich habe? Wegen dir werde ich gleich getötet! Weil ich REINBLÜTLERBLUT getrunken habe!“
 

„Zero, ich…“

„Wie konnte ich nur so blöd sein!“, schalt er sich selbst und tigerte im Zimmer auf und ab. Er hätte es sich ja denken können: Wenn er schon anderen Vampiren sein Blut vorenthielt… Aber Kuran hatte schließlich angefangen! Er hatte doch die Initiative ergriffen und ihm freiwillig etwas gegeben! Vielleicht war das ja eine Ausnahme? Nein, es lief aufs selbe hinaus. „Verdammt!“ Diese Reinblütler waren immer nur auf ihren eigenen Vorteil oder Spaß aus, genau wie es mit der Vampirin gewesen war, die ihn zu einem Blutsauger gemacht hatte. Das war einfach nur zum kotzen. Was sollte er denn jetzt tun? Irgendetwas musste er doch tun!

„Hör mir zu, Zero.“

Wie von der Tarantel gestochen drehte der Weißhaarige sich um. Grimmig funkelte er den anderen an. „Was bringt das denn? Gleich ist mein leben eh vorbei! Und du wirst hoffentlich ein so schweres gewissen haben, dass du dich noch lange an mich erinnern wirst“, fauchte er grimmig, kehrte ihm den Rücken zu und dachte nach. Er wollte noch nicht sterben! Es gab noch so viel zu tun…

„Dir wird nichts geschehen.“

„Tze! Das ich nicht lache. DU hast mich doch von deinem Blut kosten lassen! Warum muss ich das ausbaden?“ Klares Denken war nicht mehr möglich, denn jeden Moment musste Minase wiederkommen.

Zero hörte, wie das Polster knarrte, als Kaname sich erhob. „Ich hatte es dir gesagt. Aber dennoch wird dir nichts passieren, kein Grund zur Sorge. Setz dich wieder hin und warte die Bewertung ab.“

So wie Kaname mit sanfter Stimme auf ihn einredete, flaute seine Wut minimal ab und er befolgte dessen Rat. Erschöpft und innerlich hilflos ließ er sich in den Sessel sinken. Schloss die Augen, um für ein paar Augenblicke nichts mehr sehen zu müssen.
 

Inzwischen war Kaname Kuran hinter ihn getreten, sanft über die glatten Haare streichend. „Lass dir deine Wut nicht anmerken, denn er kommt gerade wieder.“ Im selben Moment hörte Zero, wie sich leise Schritte näherten und die Tür wurde aufgestoßen.

Zero fragte sich, ob er Kaname vertrauen sollte. Er hätte es liebend gern getan, aber sein Verstand weigerte sich, dem hinterhältigen Reinblütler Glauben zu schenken. Was sollte er tun?

Vertrauen oder…

5. Nacht

Danke schön für deine lieben Kommis Shitsu ^o^

Hier das letzte Chapter von Moondance... Aber es gibt ja ne Fortsetzung namens 'Sundance' *harhar*

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„Der Bericht wurde abgeschickt.“

Minase-samas Stimme war nicht alt und knorrig, wie Zero vermutet hatte, sie war melodisch mit einem angenehmen rauen Unterton. Doch das konnte Zeros Angespanntheit nicht einmal ein winziges Bisschen lindern.

Der Bericht war abgeschickt. Er war ein toter Mann. Denn er hatte das Blut eines Reinblütlers getrunken.

Verdammt, wo kam denn nur dieser kalte Schauer her? Von der Angst, die ihn erfüllte. Bodenlose, panische Angst vor dem Sterben.

Der uralte Vampir, der gerade erst hereingekommen war, trat auf Zero zu und bedeutete ihm mit einer Handbewegung aufzustehen. „Zero Kiryu.“

Der Weißhaarige sagte nichts. So gelähmt und angewurzelt war er noch nie in seinem Leben gewesen. Aber wann weiß man auch schon, dass man im nächsten Augenblick stirbt?

Minases kleine, ernste Augen fixierten ihn. Sein eiskalter Blick war in dem angenehmen warmen Licht des Raumes unpassend, trotzdem sog Zero ihn auf wie ein schwarzes Loch. „Du hast eine Ausbildung zum Vampirehunter absolviert.“

Da es nicht ganz klar war, ob es eine Frage war, bejahte Zero.

„Du hasst blutrünstige, vom Instinkt getriebene Vampire, die völlig ihren Verstand verloren haben.“

„So ist es.“

„Obwohl du eher ein einsamer Wolf bist, hast du gern jemanden zum reden um dich. Und obwohl du ein Vampir bist, gibt es Menschen, die dir am Herzen liegen.“

Mist, das mochte der Alte doch nicht falsch deuten? „Richtig.“

Doch Minase zuckte nicht einmal mit der Wimper. Seine Miene hatte sich absolut nicht verändert. „Es gibt sogar jemanden, den du um keinen Preis verlieren willst und für den du dich sogar aufopfern würdest, soweit ich das richtig aus deinem Blut gedeutet und ins Protokoll geschrieben habe.“

Ja, klasse! Am Besten würde der Alte noch einmal sein ganzes Leben aufrollen! „So fühle ich zurzeit, ja.“

„Wie wichtig ist dir dein Leben?“

Wie bitte? Hing sein Leben jetzt von dieser Frage ab? Oder war es ohnehin schon entschieden? Nicht zu viele Gedanken machen. „Sehr wichtig.“

„Welchen Grund hast du, um weiterzuleben?“

„Ich werde den Vampir, der mich verwandelt hat, aufsuchen und töten“, antwortete Zero mit festem Unterton. „Ich will bei denen sein, die mich so annehmen wie ich bin und sie vor solchen Vampiren beschützen.“

Der alte Vampir mit den schlohweißen Haaren fragte nichts mehr und wandte sich Kaname zu, der sich im Hintergrund gehalten hatte. „Kaname, komm her. Gut. Da du hier alles unter Kontrolle hast, wirst du Kiryu-kun unter deine Fittiche nehmen.“

Zero fühlte sich, als wäre er vor eine Wand gerannt. Was sollte das? Er sollte nicht getötet werden? Aber wieso? Hatte Minase Mitleid?

„Das werde ich“, lächelte Kaname und verbeugte sich leicht.

Minase musterte wieder den jungen Vampir. „Der Bericht fiel positiv aus. Ich habe geschrieben, dass du ab sofort ein Hunter in unseren Diensten bist, Zero Kiryu.“
 

Der Brünette sah Zeros ungläubigen Gesichtsausdruck und musste sich ein Grinsen verkneifen. Er sollte sich eher freuen, denn er blieb am Leben und hatte es umso besser, da er nun für den Senat arbeitete.

„Deine Aufgabe wird nun sein, gefallene Vampire zu finden und zu erledigen“, erklärte Minase sachlich. „Du wirst Order von uns erhalten und Kaname wird uns einen Bericht senden, sobald der Auftrag wie gefordert erfüllt worden ist. Ein Honorar wirst du nur bekommen, wenn du Level E Vampire auslöschst, die nicht in deinen jeweiligen Auftrag fallen.“

Belustigt sah Kaname, wie Zeros Miene sich änderte, als er verstand, welche Aufgabe ihm zuteil wurde. Wie er schon gesagt hatte: Es wird nichts Schlimmes geschehen.

„I-Ich danke Ihnen, Minase-sama.“ Zero verbeugte sich – wie Kaname bemerkte, zum ersten Mal so tief! – und als er aufsah, lag ein leichtes Funkeln in seinen Augen. Es war schwer zu sagen, woher es kam, ob nun von Freude, Rührung oder Stolz.

„Du brauchst dich nicht zu bedanken, schließlich hast du keine Fehler gemacht: Dein Blut war sauber. Gut, ich werde dann auch gehen. Danke für deine Gastfreundschaft, Kaname.“

„Es war mir eine Ehre. Beehren Sie uns bald wieder. Einen angenehmen Abend noch.“

Zum wiederholten Male schlug die Tür zu.

Kaname setzte sich entspannt in einen Sessel und überschlug die Beine. Er war wieder einmal mit sich selbst zufrieden, so wie er es immer war, wenn seine Pläne aufgingen. „Gratuliere Zero.“

Zero drehte sich zu ihm um. Anscheinend wollte er wütend gucken, aber man sah ihm sein aufgewühltes Inneres an. „Wieso gratulierst du mir? Ich habe doch gar nichts getan. Dein Plan ist aufgegangen, hab ich Recht? Du warst dir ja die ganze Zeit so sicher gewesen…Wieso?“

„Immerhin hast du mir vertraut und bist hier geblieben.“

„Was hätte ich sonst tun sollen?“, murrte Zero und setzte sich lässig in den anderen Sessel.

„Du hast doch mit dem Gedanken gespielt zu flüchten, richtig? Deine kurzen Blicke zum Fenster habe sogar ich bemerkt.“

„…“

„Wärst du geflohen, hätte Minase mir befohlen, dich zu töten…“ Kaname strich sich eine Strähne aus der Stirn. „Du hättest dich natürlich gewehrt und alles wäre ziemlich unschön ausgegangen… Blutflecken sind nur schwer aus dem weißen Teppich zu entfernen, wusstest du das?“

„Ha ha. Echt lustig. Du hast mir aber immer noch nicht meine Frage beantwortet. Woher wusstest du, dass mein Blut ‚sauber’ ist? Ich hatte doch von deinem Blut gekostet…“

„Hm… Um es simpel zu erklären: Ich wusste schon sehr früh von deiner Untersuchung bei Minase. Als ich dir mein Blut gab, habe ich versucht, dich von deiner Gier nach Yukis Blut abzubringen und habe es ‚neutralisiert’, wenn du so willst. Gestern habe ich mir mein eigenes Blut nur wieder zurückgeholt, denn Reinblütlerblut vermischt sich nicht mit dem Blut anderer Vampire.“
 

Zero schluckte. Er hatte das alles im Voraus geplant? Und ihm damit das Leben gerettet. Nur langsam realisierte er, in welcher Lage er sich befand.

Irgendwie musste er sich bedanken. Auch wenn es ihm gegen den Strich ging, denn bedanken war nicht wirklich seine Art.

Plötzlich lachte Kaname. „Ich kann jeden Gedanken aus deinem Gesicht lesen. Seit wann bist du so leicht durchschaubar?“

Ja, seit wann? Ganz einfach: Seit er dem Reinblütler verfallen war.

„Kaname, ich –“

„Ja ja, ich weiß“, sagte der dunkelhaarige Vampir und schenkte Zero sein wärmstes Lächeln.

Ein Klopfen unterbrach die Szene.

Gelangweilt drehte Kaname seinen Kopf zur Tür, ohne etwas zu sagen. Gespannt blickte auch Zero zur Tür, aber nichts geschah.

Es klopfte noch einmal.

War Kuran sich etwa zu fein, die Tür aufzumachen? Zero erhob sich. Dann eben so, bevor der Besucher sich die Hand brach bei dem Hämmern.

„Pass auf Zero. Es ist nicht Ichijo, der würde direkt nach dem ersten Klopfen eintreten. Also…“

… ist es jemand, der womöglich etwas gegen ihn hatte. Natürlich würde er aufpassen und wenn der Besucher ihm etwas antun würde, wusste er sich schon zu wehren. Zero drückte die kalte Klinke herunter.

„Kaname-sama? Ich wollte –“ Die blonde Frau stockte. Ihrer Überraschung wich Wut. „Du? Hier?!“

„Auch hallo“, blaffte Zero zurück. Er hatte sie schon einmal gesehen, aber ihr Name war ihm nicht bekannt.

Ihre Augen waren nur noch Schlitze. „Lass mich vorbei.“

Zero stützte sich absichtlich mit dem Arm noch gegen den Türrahmen, damit sie nicht hinein kommen konnte. „Habt ihr adligen Vampire kein Benehmen? Oder kennst du das Wort ‚bitte’ nicht?“

„Werd nicht frech“, zischte sie.

Eine innere Schadenfreude keimte in dem Weißhaarigen hoch. „Müsstest du nicht längst im Unterricht sitzen? Oder hast du auf deinen ach so tollen Kaname-schatz gewartet?“, fragte Zero dreist. Er meinte sogar Kaname im Hintergrund leise auflachen hören. Die Wangen der Blonden zierte ein leichter Rotschimmer. Er hatte richtig gelegen.

„Du…!“ Ihre rechte Hand schnellte hervor, um Zeros Kehle zu umklammern, aber er machte einen lässigen Schritt nach hinten. Das Mädchen wurde noch zorniger und kam auf ihn zu, versuchte ihm bei jedem Schritt die Augen auszukratzen.

Während Zero ihren Attacken auswich, musste er unweigerlich grinsen. Das Mädel war echt putzig. Und sie wollte ein Vampir von Adel sein? Sie erinnerte ihn eher an Yuki bei einem ihrer lächerlichen Wutanfälle.
 

„Schluss jetzt mit dem Theater, Ruka.“

Das Mädchen erschrak und hielt inne. „Entschuldige vielmals, Kaname-sama“, beeilte sie sich zu sagen und knickste vor dem Reinblütler, der sich zwischen sie gedrängt hatte. „Dieser Kerl da“, sie zeigte auf Zero, „hat sich unmöglich aufgeführt!“

„Man zeigt nicht mit nacktem Finger auf andere Leute“, stänkerte der junge Vampir und hatte das Bedürfnis dieser Zicke die Zunge rauszustrecken, ließ es aber sein. Das war dann doch zu kindisch.

Kaname schlug ihm mit der flachen Hand gegen die Brust. „Schluss.“ Er wandte sich an Ruka. „Was ist los?“

„Ich wollte dir Bescheid geben, dass Ichijo mit dir reden möchte“, sagte Ruka demütig und zum wiederholten Male legte sich ein Rotschimmer auf ihre Wangen.

„Gut, ich komme sofort. Danke.“
 

Als Ruka fort war, brummte Zero missmutig. „Wow, die steht ja echt auf dich.“

„Ich aber nicht auf sie“, sagte Kaname und richtete sich seine Krawatte.

„Gut so, sonst würdest du mich nie wieder sehen.“

„Du bist ein elender Erpresser.“

„Aber sonst kann ich mir ja nicht sicher sein, dass du mich liebst, oder?“, meinte Zero keck.

Kaname sah ihn gespielt fragend an. „Wann habe ich so etwas gesagt?“

Es stimmt schon. Es war mit keinem Wort bisher gefallen, aber…

„Sag nicht, das hast du schon vergessen?“ Auch Zeros Erstaunen und Bestürzen waren eine Spur zu dick aufgetragen, sodass beide lachen mussten.

„Gut, dann sag ich es dir noch ein einziges Mal.“

Zero setzte sich auf die Armlehne des Sessels. „Fang an“, sagte er mit einer gönnerhaften Handbewegung.

Der Brünette legte leicht den Kopf schief. „Du hast dir eindeutig zu viel von mir abgeguckt“, bemerkte er belustigt. „Nur bei mir wirkt diese Pose besser.“

„Dafür habe ich mehr Sexappeal“, meinte Zero mit einem lässigen Schulterzucken, als wäre es das Normalste auf der Welt. „Und ich bin stärker.“

„Stärker? Hm… Ich glaube nicht. Aber das wird sich in Zukunft noch zeigen.“
 

Ja, die Zukunft. Wie würde die aussehen? Ungewissheit keimte in ihm auf. Doch die Zukunft brachte immer dieses Gefühl mit sich.

Irgendwie freute sich Zero insgeheim darauf. Ob das mit Kaname und ihm etwas werden würde? Warum nicht? Schon wieder diese Zweifel.

Aber… Vielleicht würden sie beide es schaffen, aus diesen Zweifeln eine Zukunft zu formen. Er musste kämpfen. Und wenn schon! Er würde kämpfen wie die Sonne, die gerade anfing, aufzugehen. Zero schaute aus dem Fenster. Seltsamerweise schien ihm die aufgehende Sonne wie ein Omen zu sein. Oder wie aus einem schlechten Film.
 

Zero zog die Stirn kraus. „Eine Zukunft mit dir stell ich mir irgendwie… wie soll ich sagen…“

„Nicht so negativ. Die Zukunft wird spannend, vertrau mir.“
 

‚Vertrau mir.’

Dieses Mal war es wirklich einfach.
 

„Ich liebe dich, Zero.“
 

~ Owari ~
 

~ Fortsetzung folgt in Sundance ~



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Kommentare zu dieser Fanfic (13)
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Von:  mor
2012-03-19T19:09:29+00:00 19.03.2012 20:09
süße story ^^ ich werde mir die fortsetzung auf jedenfall ansehen ^^
Von:  Akira_kun
2009-12-12T14:46:55+00:00 12.12.2009 15:46
ein wenig mehr romantik währe nicht schlecht gewesen, aber es ist gut so, und ich freue mich auf die Fortsetzung!^^

Bis bald und liebe grüsse

akira_kun ^^
Von:  Akira_kun
2009-12-12T13:54:27+00:00 12.12.2009 14:54
halöle!
die idee den kleinen zero alleine in die grosse gefährliche Guardian-Welt zu schicken ist supi! Der Anfang deiner FF ist allerdings weniger supi...
Wortwiderholung im Ersten Satz...tes tes tes !^^
Ansonnsten ist alles baletti, besonderst der Auftrit von kaname!

Grüsse

akira_kun (w)
Von:  Akira_kun
2009-12-12T13:54:14+00:00 12.12.2009 14:54
Kaway! was für eine erotische art Blut zu trinken/spenden!!!!
Ich bin hin und weg! (Will auch mal!^^)
Das kapitel ist einfach hamma! wirklich inhaltlich gelungen!

Gruss akira_kun
Von:  Akira_kun
2009-12-12T13:52:13+00:00 12.12.2009 14:52
halöle!
die idee den kleinen zero alleine in die grosse gefährliche Guardian-Welt zu schicken ist supi! Der Anfang deiner FF ist allerdings weniger supi...
Wortwiderholung im Ersten Satz...tes tes tes !^^
Ansonnsten ist alles baletti, besonderst der Auftrit von kaname!

Grüsse

akira_kun (w)
Von: abgemeldet
2009-07-14T16:10:44+00:00 14.07.2009 18:10

Also mir gefällr die Story gut
Vorallem das Ende ist gut geschrieben^^
Muss mir gleich die Fortsetzung anschauen


Von:  Shitsu
2009-04-21T10:25:06+00:00 21.04.2009 12:25
Ui ui ui! x3~
Nu ist es raus hihi xDD
*strahl*
Hab aber nen halben Herzinfarkt erlitten als ich sah das dort "abgeschlossen" stand xDD zum Glück kommt ja noch ne Fortsetzung <3
*smile*
Ich freu mich total wenn es weiter geht! *-*~
Bin aber auch gespannt was die Zukunft so bringt xDD~ Was die beiden angeht =3 *hrhr*
Schnell weiter machen *-* *süchtig ist*
*knuddl* x3
Von:  vampire_bride
2009-04-20T21:53:10+00:00 20.04.2009 23:53
Aaaaww nice!! Zero ist einfach süß^^
Ich liebe seine "grimmige" Ader!
Aber...du hattest im ersten Kapitel so einen fantastischen Satz:
"Diese weißen, schlanken Finger an seinen bezaubernden Lippen."
Das war im ersten Moment iwie missverständlich^^
... <3
Schreib bitte schnell weiter!
Von:  Shitsu
2009-04-20T21:51:40+00:00 20.04.2009 23:51
Waaiiii <3
Ich freu mich das du mich am Anfang genannt hast *_*
*umknuddel*
*unruhig rumhibbel*
Woaaah~
Ich bin gespannt was nun mit Zero passiert o_o"
Hoffe mal nichts allzu schlimmes q_q"
*drop*
Das Kapi war mal wieder erste Sahne x3~
Ich freu mich schon wenn es weiter geht *-*
*ungeduldig drauf wart* <3
Von:  Shitsu
2009-04-20T07:48:19+00:00 20.04.2009 09:48
Huii huii~ x3
Ich dachte nu knallt Kaname Zero xDD
*lach*
Aber wieder ein tolles Kapi x3 Was anderes ist auch nicht zu erwarten
*smile*
Ich freu mich schon wenn es weiter geht *.*~
*winke*
Shitsu~ <3


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