Single Tear(s) von LillyAnn ================================================================================ Prolog: Nie wieder... --------------------- Prolog: Nie wieder... Januar 2008 "Okay, dann sage ich jetzt ganz offiziell: Ich will nie wieder etwas mit irgendeinem Kerl anfangen! Mir reicht es, ich habe die Nase gestrichen voll!", rief Jen in die Runde. "Hmm, meinst du nicht, dass nie wieder vielleicht ein bisschen übertrieben ist? Was ist, wenn du plötzlich deine große Liebe triffst?" "Ach Tina, komm doch mal runter von deiner Wolke! Ich finde, ich bin ein bisschen zu alt um noch an Märchenprinzen zu glauben..." "Naja, von für immer solltest du wahrscheinlich wirklich nicht reden... Ich habe immerhin meinen Märchenprinz gefunden", gab Melli grinsend zu bedenken, "aber wie wärs, wenn wir eine Wette daraus machen?" Zwei fragende Gesichter richteten sich auf Melli. Der Abend war zwar bereits feucht-fröhlich gewesen, aber so eine verrückte Idee konnte nur von dem Mädchen mit den bunt gefärbten Haaren kommen. "Ich schlage vor, dass du versprichst, in den nächsten 12 Monaten nichts mit irgendeinem Typen anzufangen!" "Pah, als wenn das schwer wäre! Kerle können mir echt gestohlen bleiben. Um was wetten wir?" "Hmm, wir könnten doch um unsere Freundschaft wetten?", schlug Melli vor, "Wenn du es nicht schaffst und dir doch wieder einen Kerl anlachst, dann kannst du Tina und mir von da an gestohlen bleiben, wir werden nie wieder ein Wort mit dir reden!" "Aber findest du den Preis nicht ein bisschen hoch? Ich meine, wir sind doch schon so lange..." Tinas leiser Einwurf wurde von Jen energisch vom Tisch gewischt: "Unsinn, ich werde die Wette doch sowieso gewinnen! Und für diesen, sehr wahrscheinlichen Fall müsst ihr mir versprechen, dass wir dann endlich unseren schon so lange geplanten Bali-Urlaub machen! Einverstanden?" "Einverstanden!", kam es sofort von Melli. "Okay, einverstanden", etwas zögerlicher von Tina. "Wunderbar! Auf uns Mädels! Freundschaft für immer!" "Freundschaft für immer", ertönte es, bevor die drei Freundinnen ihre Drinks hinunter kippten. ... Jen öffnete gequält ihre Augen. Sie hatte die Ereignisse des gestrigen Abends noch mal vor ihrem inneren Auge durchgespielt. War das alles wirklich passiert? Sie hatte definitiv ein bisschen mehr getrunken, als gut für sie gewesen wäre. Daher waren ihre Erinnerungen eher schwach, aber nun war sie sich ziemlich sicher, dass diese Wette wirklich stattgefunden hatte und es nicht bloß ein Traum gewesen war. Und sie dachte noch immer genauso über die ganze Sache, wie gestern. Was sollte schon passieren? Sie wollte nicht mal daran denken, jemals wieder etwas mit irgendeinem Typen anzufangen, nicht nach dem, was sie bis vor Kurzem durchgemacht hatte! Die letzten Wochen mit ihrem Ex waren der absolute Horror gewesen! Sie konnte wirklich froh sein, diesen Kerl endlich vom Hals zu haben. Zu Beginn ihrer 3 jährigen Beziehung waren sie doch noch so glücklich gewesen... Sie erinnerte sich noch glasklar an den Tag, als sie Chris zum ersten mal gesehen hatte. Sie war wie jeden Samstag Abend mit Melli und Tina in ihrer Lieblingsbar gewesen, als ihr plötzlich ein gutaussehender Unbekannter ins Auge stach. Er war irgendwie anders gewesen, als alle anderen Kerle, die lediglich durch uralte Anmachsprüche auf sich aufmerksam machten. Chris dagegen hatte ihr nicht mal einen Blick geschenkt und trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, wusste sie sofort, dass sie nur ihn wollte! Seine Kälte machte ihn einfach unheimlich sexy... Selbst nachdem sie endlich zusammengekommen waren und er nur noch Augen für sie hatte, wich doch niemals eine gewisse Härte aus seinem Blick. Aber Jen hatte das wohl immer ignoriert, war einfach viel zu glücklich, dass sie Chris endlich ihr Eigen nennen durfte. Und sie hatten auch wirklich eine wundervolle Zeit miteinander verbracht. Sie liebte ihn und er liebte sie- was gab es da auch groß für einen Grund, an irgendetwas zu zweifeln? Was war bloß schief gegangen? Sie musste wohl wirklich vollkommen blind vor Liebe gewesen sein, um nicht zu bemerken, wie selbstverliebt, egoistisch und eifersüchtig Chris wirklich war! Erst durch die offenen Augen und Ohren ihren besten Freundinnen hatte Jen schließlich die Wahrheit erfahren. Melli arbeitete neben ihrem Studium in einem kleinen Café in der Innenstadt. Durch Zufall hatte sie während ihrer Schicht beobachtet, wie Chris sich mit einer aufgestylten "Barbiepuppe" traf und sehr schnell recht intim mit ihr wurde... Eigentlich war es eine typische Fremdgehstory, so, wie man sie zuhauf hört und liest und immer denkt "Mir kann so etwas nicht passieren!" Nur kam bei Jen noch hinzu, dass Chris plötzlich eine krankhafte Eifersucht an den Tag legte. Und dass, obwohl er doch der Fremdgänger war! Möglicherweise trieb ihn sein schlechtes Gewissen dazu, Jen jedes Mal misstrauisch auszufragen, wenn sie sich mit ihren Freundinnen treffen wollte, hinter ihrem Rücken ihre SMS zu lesen und sie am Ende sogar zu verfolgen! Seine Besessenheit wurde immer schlimmer und die Konfrontation mit seinen Fehltritten half auch nicht, die Situation zu verbessern. Am Ende war die einzige Alternative, die Jen geblieben war, Schluss zu machen. Doch Chris hatte die Zurückweisung nicht akzeptieren können und begann, ihr hinterher zu stalken. Es find mit ständigen "Ich liebe dich so sehr und werde mich ändern" SMS an und ging über Telefonanrufe zu jeder Tages- und Nachtzeit bis hin zu Drohungen, er werde ihr etwas antun, wenn sie ihn nicht zurück nähme. Erst vor zwei Tagen war Jen ihn nun endlich losgeworden... Sie war umgezogen, hatte ihre Telefonnummer geändert und mithilfe von Tina, die bereits einige Semester Jura hinter sich hatte, hatte sie es geschafft, ihn glauben zu lassen, sie hätte eine einstweilige Verfügung erwirkt! Nun hatte sie seit mehr als 48 Stunden nichts mehr von ihm gehört und genau das war auch der Grund für ihre gestrige Feier mit Melli und Tina gewesen. Ein Blick auf ihren Wecker verriet Jen, dass es bereits 14.00 Uhr war. Sie musste wohl oder übel aufstehen, um nicht zu spät zum Geburtstag ihrer Oma zu kommen. Zwar hatte sie keinen Bock auf eine langweilige Familienfeier, schon gar nicht mit dem Schädel, den sie heute mit sich herumtrug, aber sie hatte ihren Eltern versprochen zu kommen. Wahrscheinlich würde ihr ein Treffen mit den Verwandten nach all dem Stress der letzten Wochen ganz gut tun... ... Melli lachte ausgelassen und begann um Gnade zu betteln, doch Alex lies nicht locker und kitzelte einfach immer weiter. Die beiden rollten über Alex großes Doppelbett und "quälten" einander. Melli hatte den letzten Abend deutlich besser weggesteckt als Jen, war aber auch schon immer die geübtere Trinkerin gewesen. Nun verbrachte sie den Sonntag Nachmittag wie geplant mit ihrem Schatz. "Ah, Alex, ich halts nich mehr aus, bitte, gönn mir mal ne Pause!", keuchte sie jetzt. "Wieso sollte ich? Ich liebe es, dich um Gnade winseln zu hören!" "Hm, vielleicht weil ich Neuigkeiten habe? Jen hat es endlich geschafft, Chris loszuwerden! Und wir haben ne kleine Wette abgeschlossen..." Plötzlich schien Alex hellhörig geworden zu sein und hörte abrupt auf, seine Freundin zu kitzeln. "Achja? Und was für eine Wette ist es?" "Ich will nicht zu viel verraten, aber ich kann sagen, dass sie ab sofort offiziell Single ist." "Aha...", murmelte Alex abwesend. "Hey, is was? Du guckst so komisch!" "Nene, is alles okay... Hm, hattet ihr denn sonst noch nen schönen Abend?" ~~~ Soweit der Prolog, ich hoffe ihr habt euch bisher nicht zu Tode gelangweilt xDD Ich denke (und hoffe), dass ich bald das 1. Kapi fertig habe und hochladen kann... Bis dahin *Kekse für alle da lass, die bis hierhin wirklich alles gelesen haben* xDD LillyAnn Kapitel 1: Von der Vergangenheit eingeholt... --------------------------------------------- Kapitel 1: Von der Vergangenheit eingeholt... "Hey, schön dich mal wiederzusehen Tom!", rief Jen als sie ihren Kusscousin erblickte. "Ich hab ja schon ewig nichts mehr von dir gehört, wie gehts dir denn so?" "Naja, muss ja, wie soll es anders sein?" Jen hatte ganz vergessen, dass sie ihren besten Freund aus Kindertagen heute wiedersehen würde. Viel zu beschäftigt mit dem Loswerden von Chris war sie gewesen, um sich gedanklich auf die Geburtstagsfeier vorzubereiten, denn sonst hätte sie wohl geahnt, dass Tom kommen würde und sie somit eigentlich einen Grund zur Vorfreude hatte. Als Kinder waren die beiden unzertrennlich gewesen, was kaum verwunderlich war, denn schließlich lagen nur 8 Tage zwischen ihnen und sie wohnten fast Tür an Tür. Umso erstaunlicher war es, dass sie sich, nachdem Tom mit 16 umgezogen war, nahezu völlig aus den Augen verloren hatten. Gelegentliche Familienfeiern waren seitdem ihr einziges Zusammentreffen. Trotzdem verstanden sie sich noch immer blendend und hatten eine Menge Spaß, wenn sie zusammen waren. Auch jetzt schaffte er es wieder, Jens Laune aufzubessern. Wie es bei Familienfeiern so üblich war, wurden jede Menge Geschichten von den guten, alten Zeiten erzählt und auch Tom konnte einige persönliche Erinnerungen zu Tage fördern. "Weißt du noch, wie wir damals das Auto unserer Nachbarin mit hübschen Ritzmotiven "verschönert" haben? Ich glaube, die war so blöd, dass sie nie rausgefunden hat, dass wir das waren", lachte er. "Ja, genau! Und erinnerst du dich noch an unsere "Waldmeisterbrause", die wir unseren Mitschülern angedreht haben? Die haben echt geglaubt, dass das gefärbte Wasser nach Waldmeister geschmeckt hat", stimmte Jen schmunzelnd mit ein. Der Braunhaarige strich sich die Locken aus dem Gesicht. Plötzlich setzte er ein ernstes Gesicht auf. "Und weißt du auch noch, wie ich dich damals geküsst habe?" Jen verfiel in betretenes Schweigen. Diesen Kuss hatte sie tatsächlich fast vergessen. Erst da Tom es nun erwähnte, konnte sie die Szene wieder deutlich vor sich sehen. Sie waren 14 gewesen und hatten mit einigen gemeinsamen Freunden ihren Geburtstag gefeiert. Nachdem alle gegangen waren, war sie noch geblieben um ihm beim Aufräumen zu helfen. Sie hatte sowieso beschlossen, bei ihm zu übernachten. Das machten sie öfter, auch wenn sie keine 5 Minuten entfernt wohnte. Es war einfach bequemer als mitten in der Nacht nicht noch einmal in die Kälte hinaus zu müssen. Als das Zimmer wieder halbwegs ordentlich ausgesehen hatte, waren sie erschöpft auf das schwarze Sofa gefallen. Für beide war es einer der ersten Abende gewesen, an denen ihre Eltern ihnen Alkohol erlaubt hatten und eben diesem hatten sie- für ihre Verhältnisse- reichlich zugesprochen. Sie hatten sich über belanglose Dinge unterhalten, bis plötzlich eine seltsame Pause eingetreten war. Tom hatte ihr tief in die Augen geschaut und sie hatte seinen Blick nicht deuten können. Noch nie hatte sie das gesehen, was dort in seinen Augen gestanden hatte. Nun im Nachhinein wusste sie, dass es sich um Verlangen und Verliebtheit gehandelt hatte. Jen hatte in die Augen eines pubertierenden Teenagers geschaut, der seine Hormone nicht im Griff hatte. Der Alkohol wirkte wohl außerdem Wunder, denn nie zuvor hatte Tom in irgendeiner Weise angedeutet, dass er mehr von ihr wollen könnte als Freundschaft. Doch an diesem Abend hatte er es durchgezogen. Er hatte sich zu ihr rübergelehnt und eh sie wusste, wie ihr geschah, hatte sie bereits seine feuchten Lippen auf ihren gespürt. Sie war regelrecht erschrocken, als dann auch noch seine Zunge um Einlass in ihren Mund gebeten hatte. Ihr Herz hatte begonnen zu rasen und sie hatte unendlich viele Schmetterlinge im Bauch gehabt, immerhin war es ihr erster Kuss gewesen! Doch plötzlich hatte sie sich besonnen, wessen Lippen sie da spürte. Sie hatte Tom impulsartig von sich geschoben und gestammelt, dass sie das nicht könne. Fluchtartig war sie aufgesprungen und nach Hause gerannt. Als Jen ihn dann am nächsten Tag wiedergesehen hatte, hatte sie erst nicht gewusst, wie sie sich verhalten sollte. Sie hatte ihm kaum in die Augen sehen können. Doch Tom hatte sich so normal wie immer benommen und so hatte sie auch schnell ihre Scheu verloren und das seltsame Ereignis des vergangenen Abends auf den Alkohol geschoben. Er hatte halt einfach nicht gewusst, was er tat... Toms Stimme schreckte Jen aus ihren Gedanken. "Erinnerst du dich?", wollte er wissen. "Ja, ja, natürlich", stammelte sie, "ich bin bloß erstaunt, dass du dich erinnerst. Ich dachte immer, du seiest so betrunken gewesen, dass du es nicht mehr wüsstest!" "Ach so ist das also... Du hast die ganze Sache auf den Alkohol geschoben?", hakte Tom nach. "Ja, natürlich! Ich meine, wir waren doch nie mehr als Freunde! Und außerdem hast du weder vorher noch nachher jemals irgendetwas erwähnt... Also ich glaubte nicht, dass da mehr wäre, ähm, also nicht,. dass ich es gewollt hätte oder so...", druckste die Schwarzhaarige herum. Die Worte schienen sich in ihrem Mund zu verheddern, alles, was sie sagte, klang plötzlich so falsch. Ihr Kusscousin nutzte diesen Moment der Schwäche natürlich sofort, um nochmals nachzufragen: "Ach, du glaubtest also nicht, dass da mehr wäre? Und was, wenn doch? Was, wenn ich an jenem Abend nicht mal halb so betrunken war, wie du glaubst? Was, wenn ich es ernst gemeint habe?" Mit einem Lächeln auf den Lippen kam er ihr etwas näher und fixierte ihre strahlend blauen Augen. Jen fühlte sich vollkommen überfordert. Was sagte er da? Das konnte doch nicht wahr sein. Sie waren doch schon so lange befreundet, wie hätte sich da mehr entwickeln können, ohne, dass sie es gemerkt hätte? Sie dachte immer, sie würde ihren Kusscousin gut genug kennen, um ihm all seine Gedanken von den Augen ablesen zu können. Anscheinend hatte sie sich getäuscht. Anscheinend war sie gefangen in einem Déja-vu und war gezwungen, diese seltsame Situation von vor 8 Jahren nochmals zu erleben. Nur dieses Mal war kein Tröpfchen Alkohol im Spiel gewesen... Es gab nichts, was sie auch nur im Entferntesten an Toms Glaubwürdigkeit zweifeln ließ. Wieder näherten sich seine Lippen den ihren. "Wollen wir es nicht noch einmal probieren, jetzt, wo du weißt was ich fühle?" Jen saß stocksteif da, bewegte sich keinen Millimeter. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie wollte ihn doch nicht verletzen! Egal, was in all den Jahren passiert war, sie hatten immer zusammengehalten, der eine war bedingungslos für den anderen da gewesen. Doch nun stellte er sie auf eine harte Probe. Die Beziehung zwischen ihnen würde nie wieder die gleiche sein, egal, was sie jetzt tat. Tom durchbrach die Stille ein weiteres Mal. "Jen, ich habe mich in dich verliebt, schon vor sehr vielen Jahren. Eigentlich gab es für mich seit ich denken kann keine andere als dich! Bitte, ich meine es ernst!" Er kam ihr noch näher. Panik stieg in Jen auf. Sie überlegte verzweifelt, ob es nicht doch noch irgendeinen Ausweg für sie gab. Nicht, dass sie wirklich etwas dagegen gehabt hätte, Tom zu küssen, sympathisch war er ihr schließlich alle mal und er sah nicht mal schlecht aus mit seinem süßen Lächeln und den klaren Augen, in denen man versinken konnte. Doch wenn sie ihn jetzt küsste, dann würde sie ihm in unmittelbarer Zukunft wehtun und diesen Gedanken konnte sie nicht ertragen. Sie war nach Chris einfach gedanklich noch nicht bereit, eine neue Beziehung einzugehen und außerdem durfte sie diese blöde Wette nicht verlieren... Es waren noch keine 24 Stunden nach deren Abschluss vergangen und sie war bereits drauf und dran ihre wichtigsten Freundschaften aufs Spiel zu setzen und zwar alle drei auf einen Streich! Jen klammerte sich an den einzigen Strohhalm, der ihr geblieben war und sprang auf. Sie flüsterte ein tief gerührtes: "Es tut mir so unendlich Leid!", und verließ die Feier so schnell wie möglich. Als sie in das graue, nass-kalte Wetter hinaustrat, rann eine einzelne Träne ihre Wange hinab... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)