Esmes Geschichte von Lesemaus (CarlislexEsme) ================================================================================ Kapitel 11: Wieder vereint -------------------------- Wieder vereint Die nächste Nacht war schrecklich gewesen. Jeder einzelne Knochen in meinem ganzen Körper schmerzte, egal wie ich mich hinlegte, um wenigstens etwas Ruhe zu finden oder mich bewegte, sei es beim Aufstehen oder Sitzen, nichts schien mehr zu gehen und allmählich bekam ich wirklich das Gefühl, als wäre ich eine 90-jährige Oma, die bereits einen Krückstock brauchte, um sich überhaupt auf den Beinen zu halten. Ich wusste, ich könnte mir das alles erleichtern, wenn ich nur ein paar Schlucke Blut zu mir nahm, aber ich hatte einen schwachen Willen, es würde nicht bei ein paar bleiben, sondern eher in ein oder zwei kompletten Flaschen ausarten, die ich mir dann zu Gemüte führen würde. Das wollte und konnte ich noch immer nicht verantworten. Allein wenn ich schon daran dachte, was das einmal für Tiere waren, drehte sich mir der Magen um, schlimmer noch als bei Carlisle und Edward, die ich ehrlich gesagt ein wenig vermisste. Auch das Denken fiel mir viel schwerer, als die letzten Tage, die ich so eigentlich gut durchgemacht hatte, wenn man einmal von diesen Schüben, wo man am liebsten jemanden zerfleischt hätte, einmal absah. Aber seit ich hier in vertrauter Umgebung war, schien mein Körper gar nichts mehr zulassen zu wollen. Ich hatte schon an dem Gedanken herum überlegt, ob ich nicht versuchen sollte auf menschliche Nahrung umzusteigen, die ich früher schon gegessen hatte, aber Lizzie, meine große Schwester, schien meine Gedanken lesen zu können, denn sie fauchte mich wirklich aggressiv an, dass ich nicht einmal auf die Idee kommen sollte. Seitdem war ich so von ihr eingeschüchtert, dass ich mich nicht mal mehr traute mich überhaupt in die Nähe des Kühlschranks oder gar der Küche zu begeben. Sie konnte mir wirklich gefährlich werden, so an sich hatte sie nichts mehr mit dem zierlichen Wesen zu tun, was ich damals kannte, aber das hatte ich schon festgestellt, seit ich gestern dort angekommen war. Leider, denn manchmal fehlte mir die frühere große Schwester, wenn ich nachts wieder zu einem kleinen Kind wurde, dass sich vor der Dunkelheit und finsteren, lauten Gewittern fürchtete. Daniel und Katharina waren mir gegenüber freundlich und aufgeschlossen, doch hielten sie sich mit freundschaftlichen Umarmungen, einem Schulterklaps oder anderen Dazugehörigkeiten zurück, als wollten sie mir nicht zu nahe treten. Daniel war ein Mann, die waren sowieso immer etwas kühler zu Frauen, also machte ich ihm deswegen keinen Vorwurf, doch bei Katharina hätte ich es mir gewünscht, schließlich war sie schon so überschwänglich gewesen, als ich zu Anfang dort aufgetaucht war. Diese neuliche Scheue gegenüber mir gefiel mir nicht, ich fühlte mich wie ein Klotz am Bein, der nicht gebraucht wurde. Wahrscheinlich durfte ich auch nur bleiben, weil Elizabeth es so gesagt hatte, mehr nicht. Daniel war schon gegen Morgen zur Arbeit gegangen, als es gerade einmal sechs Uhr war. Ich fragte zwar nicht weiter, was für eine Tätigkeit es war, aber viele kamen für diese komische Uhrzeit nicht in Frage. Um halb acht ging ebenfalls Katharina zu einer älteren Freundin unserer Art, um sich von ihr unterrichten zu lassen. Da sie schnell wuchs, hielt sie mühelos mit der Intelligenz der menschlichen Jugendlichen mit, dass Problem war bloß, wegen ihrem schnellen Wachstum, konnte sie keine normale Schule besuchen. Das würde nur Aufsehen erregen und Vampire hielten sich versteckt, zumindest die, die einen festen Wohnsitz hatten und diesen auch behalten wollten. Meine Schwester Elizabeth kümmerte sich zu der Zeit um den Haushalt, der Anstand und lehnte zu meiner persönlichen Verärgerung meine Hilfe ab mit der Begründung, dass ich angeblich Ruhe bräuchte, um meine Gefühlswelt wieder in den Griff zu bekommen und die letzten Tage so viel erlebt hatte, dass ich mir ruhig einen Moment Zeit für mich nehmen konnte. Ich fand es unfair, aber was sollte ich dagegen tun? Ihr Wort war Gesetz, so setzte ich mich geschlagen auf die Treppe im Flur, die in das zweite Stockwerk nach oben führte, schlang dabei meine Arme um meine angewinkelten Beine und den Kopf gegen das metallische Geländer, dass sich wunderbar kühl gegen meine ebenso kalte Haut drückte. Konnte ich gegen mein Schicksal denn gar nichts unternehmen? Konnte ich nicht von irgendetwas anderem leben als Blut? Egal von welcher Kreatur sie stammt, sei es nur von einer Ameise, es war mir verhasst und ich würde mich nie daran gewöhnen. Hoffentlich erzählte Elizabeth nicht Carlisle irgendetwas von meiner jetzigen Verfassung, er würde an die Decke gehen, dann hierher fliegen und mir gehörig die Leviten lesen, wenn ich bis dahin überhaupt noch klar denken konnte, was ich, wenn ich an meinen momentan Zustand dachte, eher unwahrscheinlich war. Bevor ihr fragt, was Carlisle mit der ganzen Sache zu tun hat, lasst mich noch den letzten Teil von gestern erzählen. Nach dem ich meine Unterredung mit meiner großen Schwester gehabt hatte, besonders um das Thema Bluttrinken hatten wir diskutiert, erzählte sie mir von Freunden von Daniel, die ebenfalls Vampire waren und verstreut in der ganzen USA arbeiteten. Darunter war ein mir nur zu bekannter Vampir, der als Arzt seinen Lebensunterhalt verdiente und merkwürdiger Weise nur eine Stadt entfernt von meiner ehemaligen Heimat wohnte. Ich war selbst total überrascht, als Lizzie mir auf einmal von Carlisle erzählte, dem Vampir, dem ich das ganze hier zu verdanken hatte. Aber diese Unterredung stellte sich als….anders heraus. Im Moment konnte ich nicht mehr sagen, was ich von diesem Mann noch glauben sollte und was nicht. Ich war mit so vielen Eindrücken überschüttet, dass es mir nicht mehr gelang zu unterscheiden, wen ich noch für meine Situation hassen sollte und wen nicht. Sie hatte mir so positive Charakterzüge von Carlisle erzählt, dass mir vor Verblüffung der Mund offen gestanden war. Würde ich diesem Mann nun gegenüber stehen, ich könnte nicht glauben, dass es derselbe ist, den ich vor über einer Woche kennengelernt hatte. Das war absurd! Leise Musik aus dem Radio drang aus dem Wohnzimmer zu mir herüber, wo Elizabeth gerade wie ein Wirbelwind durch die Gegend fegte und klar Schiff machte, während ich mich hier sacken ließ, um irgendwie ein bisschen Ruhe zu bekommen. Erschöpft schloss ich die Augen und lauschte der Musik, die mich angenehm umgab. Ich ließ mich vollends sacken, vergaß das Hier und Jetzt, wollte auch nichts mehr sehen. Es war eine Art Dösen, kein Schlafen, dass konnte ich ja nicht mehr, aber wenigstens das blieb mir, um mich zu entspannen. Zeit und Raum verschwammen zu einer unförmigen Masse in meinem Bewusstsein, bis die Dunkelheit mich ergriff und ich dankbar mein Bewusstsein verlor, um die nervigen Kopfschmerzen zu verdrängen. Das Klicken der Haustür und das eintreten begleitender Schritte nahm ich gar nicht mehr wahr. Sichtwechsel Endlich waren wir da. In Kalifornien. Und zu Esme dauerte es auch nicht lange, mit dem Auto aus dem Verleih keine halbe Stunde, doch je näher wir dem Zuhause von Daniel und Elizabeth kamen, desto beklemmter wurde mein Gefühl. Meine Sorge gegenüber Esme verstärkte sich dadurch nur. Irgendetwas war im Gange, was mir überhaupt nicht gefallen wollte. Edward saß am Steuer, er hatte mich auf dem Beifahrersitz verbannt, als ich beinahe in ein anderes Auto gerast wäre, als ich einen Moment nicht aufgepasst hatte, sondern meine Gedanken, wieder einmal, zu Esme gewandert waren. Nun hielt Edward mich für Unzurechnungsfähig und wenn ich so weiter machte, würde er mir auch noch meine Arbeit verbieten, nur weil er Angst hatte, ich würde einen falschen Schnitt setzen, wenn ich meine Gedanken schweifen ließ. Dann standen wir auch schon vor der Haustür und klingelten, allerdings hörte ich schon von innen die laute Musik, die eindeutig aus dem Wohnzimmer stammte und wusste: war Lizzie erst einmal in ihrem Aufräum-Modus, schaltete sie alles in ihrer Umgebung aus. Auf Deutsch: Ich konnte so viel klingeln wie ich wollte, sie würde es nicht hören. Also nickte ich Edward zu, drückte die Türklinke nach unten, war dabei nicht überrascht, dass sie offen war, schließlich gehörte schon viel dazu einen Vampir zu überfallen, jeder normale Mensch hätte den kürzeren gezogen, und trat mit Edward zusammen ein, wo mich direkt die nächste Überraschung wie auch Schock traf. Esme kauerte auf der Treppe, die in den ersten Stock führte, lehnte am Geländer, den Oberkörper gebeugt, als wäre sie müde. Ich hörte Edward hinter mir eintreten und da passierte es. Ganz von alleine kippte sie auf einmal nach vorne! Gerade noch gelang es mir die Rothaarige Frau in meinen Armen aufzufangen. Ihr Kopf kippte von allein in meine Halsbeuge, mir zugewandt, und ich konnte in ihr eingefallenes, noch blasseres Gesicht mit ihren blutunterlaufenen Augen. Sie sah furchtbar aus! Reglos lag sie in meinen Armen, wie eine Puppe, die keinen eigenen Willen hatte. Und die Ursache dafür lag nur allzu deutlich auf der Hand: Blutmangel. Diese Närrin hatte wieder kein Blut getrunken, obwohl ich es ihr deutlich gesagt hatte! Sofort hob ich sie mit einem sicheren Griff unter Kniekehlen und Schulterblättern hoch und rannte in meiner Geschwindigkeit innerhalb von einer Sekunde ins Wohnzimmer, wo ich sie auf der breiten Couch vorsichtig hinlegte. Elizabeth erschien an meiner Seite. „Was ist passiert?“, fragte sie alarmiert, musterte besorgt ihre Schwester. „So schlimm sah sie vorhin noch nicht aus.“, äußerte sie sich. Ich wandte mich ihr zu. „Erzähl mir bitte alles.“, wies ich sie eindringlich an. Ein Seufzer entwich ihr. „Du kennst Esme ja. Sie ist ein Starrkopf, wie er im Bilderbuch steht. Seit sie hier ist hat sie keinen einzigen Tropfen Blut zu sich genommen. Ich habe wirklich alles versucht, aber bei Gewalt hört es bei mir, wie du ja weißt, auf. Ich dachte sie würde zu sich kommen, weil sie weiß, was für sie auf dem Spiel steht, aber dem unterlag ich wohl einem Irrtum. Gut, dass du jetzt schon da bist, sonst hätte ich dich spätestens heute Abend über ihre Verfassung informiert. Was soll ich tun?“ Gut, dass war schon mal ein Anfang, wenigstens hatte sie versucht Esme dazu zu bringen Blut zu trinken. „Erst einmal hol mir ein paar Blutbeutel, dass Mädchen ist völlig ausgetrocknet und sie braucht Blut, jede Menge. Hast du irgendein Gästezimmer in was ich sie in Ruhe bringen kann?“, dort konnte ich sie in Ruhe behandeln, ohne weiter den Alltag von Lizzie zu stören. „Klar, die Treppe hoch zweite Tür rechts. Edward und du können fürs erste ins Gästezimmer die erste Tür rechts. Kommt sie wieder auf die Beine?“, fragte sie dann doch noch zögerlich hinter ran, was ich ihr nicht verdenken konnte, immerhin war Esme ihre kleine Schwester und als die Ältere fühlte sie sich für sie verantwortlich. Bestätigend nickte ich. „Wir sind noch rechtzeitig da, sie wird wieder auf die Beine kommen, da mach dir mal keine Gedanken. In wie weit hast du sie aufgeklärt?“ „Soweit wie möglich. Sie weiß Bescheid, wie ich zum Vampir wurde und was du und Edward damit zu tun haben, aber mehr auch nicht. Die Kleinigkeiten musst du ihr schon selbst beibringen, ich bin nicht dafür zuständig, dass du ihr hoffentlich endlich mal offenbarst, dass du sie aus einem anderen Grund zu euch geholt hast, als Edward nur eine Mutter zu sein, mein Lieber.“, schmunzelte sie. Ich wusste genau, welchen Punkt sie damit ansprach. Natürlich hatte sie Recht, dass ich es bei der gegebenen Situation nicht belassen konnte, sonst würde mir Esme schneller denn je davonlaufen, aber ich hatte ein wenig Angst, dass sie meine Gefühle mit Füßen trampeln würde, obwohl sie so ein mitfühlendes Wesen war. Ach ja, die Liebe war noch nie einfach gewesen und würde es wohl auch nie sein. Dann flitzte sie los, um die Blutkonserven zu holen, während Edward mir unsere Reisetaschen abnahm, damit ich Esme vernünftig ein Stockwerk höher bugsieren konnte. „Wie willst du ihr das Blut verabreichen, Carlisle?“, fragte mich Edward neugierig. „Du weißt, unsere Haut ist zu dick für irgendwelche Nadeln, selbst ein Edelstahlbohrer würde sich an uns die Zähne ausbeißen.“ Schlau beobachtet und kombiniert Watson… „Die einzige Möglichkeit das Blut direkt in ihren Organismus zu schleusen, ohne das er sich dagegen wehrt, ist direkt durch den Mund. Wie du selbst so schön bereits gesagt hast, würden intravenöse Einspeisung oder andere medizinische Eingriffe bei ihr keine Wirkung zeigen, deswegen möchte ich auch, dass du uns gleich alleine lässt, einverstanden?“, fragte ich Edward. Von meiner Autorität her, hätte ich es nicht tun müssen, aber er war nicht mein Laufbursche, er war mein Freund und so konnte ich mich ihm gegenüber auch wie ein Freund verhalten. Freunde befehlen nicht, sie bitten. „Natürlich, ich werde dann solange Lizzie unten helfen.“, erklärte Edward sich einverstanden und ich war ihm dankbar dafür. Er hatte den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden, weil er genau wusste, wie ich Esme das Blut einverleiben würde. So wie sie mich einmal gebissen hatte würde es zwar auch gehen, aber da sie sich momentan nicht bei Sinnen befand, würde das nie im Leben funktionieren, so blieb mir nur die Möglichkeit selbst einen Teil des Blutes zu schlucken und es ihr durch Aufdrücken ihres Kiefers direkt in die Mundhöhle zu verabreichen. Wenn ich die empfindlichen Druckstellen des Halses zu fassen bekam, könnte ich sie zum Schlucken animieren, damit sie nicht an dem eingenommenen Blut erstickt. Wie auch unten auf der Couch betete ich sie sanft in die Kissen, die Decke blieb dabei zurückgeschlagen. Esme sah wirklich nicht gut aus. In den weißen Lacken fiel sie kaum auf, nur ihre feuerrote Mähne, die aber auch an Glanz eingebüßt hatte, hob sich farblich von der Bettwäsche ab. Durch das Blut würde sie hoffentlich ein bisschen ihrer Farbe zurückgewinnen. Lizzie kam zurück und drückte mir drei Blutkonserven von jeweils einem halben Liter in die Hand. Um die junge Frau wieder zu Bewusstsein zu kriegen, reichte diese Menge auf jeden Fall aus, danach mussten wir mal schauen, was wir mit ihr machten. Sie musste endlich lernen zu akzeptieren, dass sie das Blut brauchte, sonst würde sie mir vor die Hunde gehen und verdammt noch mal, dass wollte ich nicht! Ich…ich…mochte sie mehr, als ich es mir selbst eingestehen wollte. Edward verließ mich mit ihrer großen Schwester direkt nach der Übergabe. Esme war so viel mehr für mich, als nur ein normaler Vampir. Für mich war sie die Vollkommenheit meiner Träume, die Frau, mit der ich den Rest meines unsterblichen Lebens verbringen wollte, die Frau, die ich liebte! Und ich würde alles tun, damit sie weiter am Leben blieb. Behutsam riss ich eine der Packungen an der markierten Linie auf und füllte eine kleine Menge in eine Tasse um, anschließend nahm ich aus eben dieser einen Schluck. Ich strich der Frau eine Strähne aus dem Gesicht, die offenbar dorthin gerutscht war, als ich sie hochgetragen hatte, ehe ich mich nach vorne beugte und langsam meine geschlossenen Lippen auf ihre presste. Es war nicht ganz leicht, aber ich bekam sie dazu, dass sie unterbewusst ihren Mund leicht öffnete, was ich dazu ausnutzte, meinen zu öffnen. Schon floss das Blut in ihren Mund und als ich alles übertragen hatte, massierte ich sanft ihren Hals, um sie zum Schlucken zu bringen. Es funktionierte zu meinem eigenen Erstaunen wunderbar, ich hatte es mir schwerer vorgestellt. Diese Prozedur wiederholte ich solange, bis sich der erste halbe Liter Blut in ihrem Organismus befand und ich schon die ersten Besserungen erkennen konnte. Die unterlaufenen Augenringe gingen zurück, ihre Haut nahm leicht an Farbe zu, ihre Atmung, vorher unregelmäßig, wurde gleichmäßiger, bis sie der eines schlafenden Menschens glich. Ich griff mir die nächste Packung. Auch wenn sie nun schon etwas besser aussah, noch lange hatte ihr Körper nicht genug von seiner alten Stärke zurückgewonnen, unter Umständen benötigten wir gut drei Liter, um sie vollends auf die Beine zu bringen, selbst danach musste sie noch jeden Tag genügend trinken, sonst würde dieser Zustand wieder zurückkehren, schlimmer, als sie es sich vorstellen könnte und mit einer Intensität, der sie das nächste Mal womöglich das Leben kosten könnte. Und das würde ich nicht zu lassen. Sichtwechsel Ende Als mein Bewusstsein allmählich zurückkehrte, war da irgendetwas. Etwas, was da nicht hingehörte und das nicht gemacht werden sollte. Feuchtes presste sich auf meinen Mund, zwang sich durch meine Lippen, nur um mir die Kehle hinunter zu laufen. Ich konnte es nicht ausspucken, irgendein Druck an meinem Hals verhinderte dies und ich hatte nicht die Kraft mich gegen das Etwas zu wehren, noch viel zu schwach war mein Körper. Was war überhaupt passiert? Ich wusste noch, dass Lizzie am Putzen gewesen war und ich hatte mich auf die Treppe zum ersten Stock gesetzt, um sie nicht zu stören, doch wenn ich mich weiter erinnern wollte, herrschte in meinem Kopf nur ein schwarzes Bild, die ganze Zeit! War ich zusammengeklappt? Ich hatte doch nur ein bisschen Kopfschmerzen und Übelkeit verspürt, dass verursachte doch noch lange keinen Zusammenbruch oder? Während mein Kopf sich Gedanken darum machte, was überhaupt passiert war, versuchte mein Bewusstsein zu erfassen, wo ich mich befand. Ich lag definitiv auf etwas weichem, sehr wahrscheinlich einer Matratze, so viel stand fest. Wer sich jedoch die ganze Zeit über mich beugte und was er genau mit mir veranstaltete, vermochte ich nicht zu erkennen, aber wenn er sich das nächste Mal über mich beugte, würde ich ihm kräftig in die Zunge beißen und von mir herunter katapultieren. Mich in dieser hilflosen Position zu überfallen war einfach niederträchtig und unfair, dass ließ ich nicht auf mir sitzen! Und ich musste auch nicht lange warten, bis meine Gelegenheit zum Zuschlagen kam. Als sich wenige Sekunden später wieder etwas gegen meinen Mund drückte, sich hindurch schlängeln wollte biss ich kräftig zu! Die Person, anscheinend von meiner plötzlichen Tat überrascht, zuckte zurück und ich riss die Arme hoch, um sie von mir zu stoßen. Mit einem ächzenden Laut der Überraschung schlug sie auf dem Boden auf. Geschmeidig wie eine Raubkatze sprang ich auf und ging auf der anderen Seite des Bettes in Deckung, um von einem sicheren Ort meine anvisierte Beute zu mustern. Zugegen überrascht von seinem Auftauchen war ich schon, aber mir gelang es gerade so eben dieses Gefühl hinter meiner ausdruckslosen Maske zu verstecken. Carlisle rappelte sich vom Boden auf. Ich sah ihn an. Er sah anders aus als sonst. Anstatt seinem Arztkittel trug er dunkelblaue Jeans, die sich hervorragend an seine Taille anpassten und seine leicht muskulösen Beine, aber nicht zu drahtig aussehend, anschmiegten. Ein hellblauer Pullover zierte seinen Oberkörper, einzelnd stachen wohlproportionierte Muskeln hervor, die nichts der Vorstellung überließen. Sein blondes Haar wirkte durch den Rückstoß von mir leicht durcheinander. Ein weißer Schal war um seinen schlanken Hals geschlungen, der sein ganzes Ebenbild abrundete. Jede andere Frau hätte sich wohl an ihn rangeschmissen, zugegeben er sah gut aus, aber diese Blöße würde ich mir vor ihm nicht geben. Niemals! Sein Erscheinungsbild hätte unschuldiger auf einen Menschen nicht wirken können, aber ich wusste, worauf ich an ihm achten musste, um die momentane Situation zu erläutern und diesen Hinweis fand ich auch schneller, als mir eigentlich lieb war. Seine Seelenspiegel verrieten ihn. Ein dunkles Schwarz strahlte mir entgegen, was mir einen merkwürdigen Schauer über den Rücken rieseln ließ, den ich nicht zuordnen konnte. So ein Gefühl hatte ich das letzte Mal bei Parker verspürt, als ihm wieder einmal die Hand gegenüber mir drohte auszurutschen und doch war es anderer Intensität. Ich fühlte mich von ihm in keiner Weise bedroht, es schlug eher ins Gegenteil aus, was mich noch mehr verwirrte. „Schön, dass du wieder wach bist Esme, aber du solltest noch liegen bleiben, du bist noch nicht wieder auf dem Damm.“, redete er so ruhig wie immer, wie ich ihn kennengelernt hatte, obwohl seine Augen mir das genaue Gegenteil vermittelten. Er war nicht ruhig. Äußerlich vielleicht, schließlich trug jeder eine Maske zur Schau, aber innerlich wusste ich, würde ich vielleicht endlich eine Seite an ihm kennenlernen, eine weitere, die er nur selten zeigte. Leicht legte ich den Kopf schief, als ich ihn betrachtete. „Was machst du hier?“, fragte ich leise, beobachtete ihn mit Adleraugen. Ein langer Seufzer entwich ihm. „Was glaubst du denn? Ich wusste, dass du zu deiner Schwester wollen würdest, nachdem du ihren Brief gefunden hast. Da Edward sich große Sorgen um dich gemacht hat, nachdem er mitbekommen hat, dass du ausgerissen bist, wollte er dir hinterher fliegen und da ich die Verantwortung für euch beide habe, bin ich mit hinterher. Das du allerdings wieder zu stur sein würdest Blut zu trinken, hätte ich dich gar nicht erst aus dem Haus gelassen. So geht das nicht weiter Esme!“, fuhr er am Ende mit schärferem Ton fort, als ich es von ihm gewöhnt war. Gelassen erwiderte ich seinen stechenden Blick. „Es ist meine Sache was ich mache, nicht deine.“ Irgendwie waren wir in vertauschten Rollen. Normaler Weise müsste ich Carlisle beinahe an die Kehle gehen, nicht umgekehrt, aber es war auch mal ein schönes Gefühl nicht die einzige zu sein, die ihre Kräfte nicht immer unter Kontrolle hatte. „Esme! Du bist ein neugeborener Vampir, du BRAUCHST Blut und das nicht zu wenig, wie oft soll ich dir das noch sagen?!“, zischte er noch lauter als eben, trat einen Schritt näher auf mich zu. Er war groß, größer als ich, dass ich zu ihm aufblicken musste, aber machte ich mir da etwas drauß? Nein. „Das ist mir egal. Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich dieses Leben nicht akzeptiere, außerdem ist es meine Sache, wenn ich vor die Hunde gehe, nicht deine.“, sagte ich tonlos, wandte mich von ihm ab, um aus dem Fenster zu sehen. Ein Fehler, wie sich herausstellte. Ich hörte ihn nicht, als er mich ansprang. Er hatte sich lautlos bewegt, als wäre er nur ein Windhauch. Mühelos, weil mein Körper noch immer geschwächt war, packte er mich von hinten an den Oberarmen mit einer Kraft, die ich ihm gar nicht zugetraut hätte. Mit Schwung drehte er sich mit mir um eine halbe Achse und ehe ich mich versah, presste er mich bäuchlings auf das Bett, auf dem ich zuvor noch gelegen hatte, welches unter der Wucht unseres Aufpralls protestierend knirschte, als würden die Metallfedern durchbrechen. Für Überraschungen war Carlisle unvorhersehbar und ich würde nun anscheinend die volle Ladung davon abbekommen, inklusive seiner Wut, deren Stärke ich nicht einzuschätzen vermochte. Wie lange hatte ich ein anderes Gewicht auf mir nicht mehr gespürt? Es schien eine Ewigkeit her zu sein und irgendwie empfand ich dabei ein elektrisierendes Gefühl, was mir schon einmal zwischen Carlisle und mir aufgefallen war, ich aber nicht zu ordnen konnte. Dieses Mal auch nicht. Carlisle Körper presste sich an meinen, machte es mir unmöglich mich zu bewegen. Meine Handgelenke wurden von seinen großen Händen umfasst und in die Matratze gedrückt. Ich spürte seinen Atem in meinem Nacken, wo meine Haare zu beiden Seiten heruntergerutscht waren. Oh, diese Situation würde für mich kein gutes Ende nehmen und dabei hatte ich ihn nicht mal sonderlich gereizt mit irgendwelchen Sprüchen, zynischen Bemerkungen oder Beleidigungen. Trotzdem ging er mir an die Decke, als hätte ich versucht Edward abzuschießen oder seiner Meinung nach sonst irgendetwas Schwerwiegendes. „Es reicht, Esme! Ich werde mir das nicht mehr länger bieten lassen!“, drang seine gefährlich leise Stimme zu mir durch, als er sich weiter über mich beugte, um sie mir ins Ohr zu flüstern. Leicht zog ich den Kopf zwischen die Schultern. Was hatte ich mir hier nur eingebrockt? „Ich weiß nicht, was dein Problem ist!“, stieß ich angestrengt dazwischen. Den Brustkorb in dieser Situation zu heben und zu senken mit seinem Gewicht, was mich in die Lacken drückte, war nicht gerade einfach. Jetzt erklang seine Stimme direkt an meinem Ohr, ich konnte fühlen, wie sein Mund meine Ohrmuschel streifte. „Mein Problem bist momentan du Esme. Du setzt dich über mich hinweg, befolgst keinen Rat meinerseits und tust, wann und wie immer es dir passt!“ Meine Güte, dann war ich halt ein Vampir, der froh war seine eigenen Entscheidungen zu treffen, was war daran verkehrt? „Was willst du mir damit jetzt unmissverständlich sagen?“, fauchte ich allmählich genervt von diesem Drum-herum-reden und seinem Gewicht auf mir zurück. Fester wurde ich in die Lacken gedrückt, was mich beinahe dazu brachte frustriert in die Decke zu beißen. Dieser Kerl war vielleicht anstrengend! Er hatte einen Mund zum Reden, also sollte er das gefälligst auch tun, anstatt mich hier auf die Matratze zu drücken, als wollte er mich gleich vögeln! Meine Gedankengänge stoppten abrupt. Was bitte hatte ich da gerade gedacht?! Ich war selbst erschrocken darüber, aber wenn ich mir unser momentanes Beisammensein zurechtsponn, dann drückte Carlisles Gesäß etwas zu fest an meinen Hintern, wo man sicherlich schnell auf Hintergedanken kommen konnte, wenn man denn in diese Richtung dachte, was jetzt nicht heißen sollte, dass ich das tat. Ich wog nur die Möglichkeiten aus, die sich hierdurch in den Vordergrund schoben und diese gehörte nun mal unweigerlich dazu. Wenn man sich dann noch vorstellte, dass man diese Gedankengänge in einer Nanosekunde hatte, machte man einfach nur noch „WOW“. Dann setzte Carlisle zu einer Antwort an. „Wir legen jetzt endlich die Rangordnung fest! Ich habe keine Lust mehr auf dieses Theater! Du bist ein Jungvampir und hast dich noch keiner Gruppe angeschlossen. Edward ist fast so jung wie du, er würde niemals auf die Idee kommen dich zu dominieren, ich schon!“, sprach Carlisle zu Ende und etwas in meinem Inneren, was ich von meiner vampirischen Seite noch nicht angenommen hatte, schien fröhlich halleluja zu schreien. Aha, Rangordnung. Was bedeutete das jetzt für mich? Fragen tat ich Carlisle danach nicht mehr, aber ich wusste, es würde so einiges auf den Kopf stellen, zumindest für mich. ****************************************************************************** Kapitel Ende So^^ Hier melde ich mich schon wieder mit einem neuen Kapitel zurück, mein Gott, dass geht in letzter Zeit aber auch schnell^^ Ich bin momentan im Carlisle und Esme Fieber, also könnt ihr euch auf noch weitere schöne Kapitel freuen und irgendwie werden die immer länger, ich kann nichts dagegen machen, denn wenn ich sie wieder abkürze, was ich schon einmal ausprobiert habe, hört sich das wieder total blöd an, weil ich dann das Gefühl habe, als hätte ich mitten in einem Kapitel unterbrochen-_- Also dürft ihr euch auf längere Kapitel freuen, die nichts der Fantasie lassen^^ Demnächst geht es für unsere zwei Turteltauben auf große Reise, damit sie sich näher kennenlernen und weil Edward der Kragen platzt, bei dem Drum-herum-Geschleiche, was Esme und Carlisle machen, nur um sich ihre noch neuen Gefühle für den jeweils anderen nicht einzugestehen. Aber das wird sich nun grundliegend ändern und hoffentlich seid ihr mir deswegen nicht böse, kommt Edward in den nächsten Kapitel nur noch einmal kurz zwischendurch erwähnt vor, weil die Esme und Carlisle halt verreisen. Nicht böse sein>-< Es wird sich wieder ändern, wenn die Zwei aus ihrem „Urlaub“ wiederkommen und dann wird es noch viel heftiger, weil dann noch die Volturis dazwischen funken. Ihr dürft also auf Spannung und Abenteuer, aber auch natürlich auf Romantik und Liebe, freuen, es wird jedenfalls nicht langweilig^^ Liebe Grüße Lesemaus Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)