Die Frau in Blau von Deathcrumb ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Es wird eine kleine Ansammlung von kleinen Irrungen im Alltag :) Viel Spaß beim Lesen „Hallo schöne Frau, darf ich mich kurz zu Ihnen setzen“, fragte ich mit betont warmer Stimme und in ihre traumhaft blauen Augen blickend. Meine Gesichtsmuskeln fingen an, wie vorher in einem exakten Plan mit mir selbst besprochen, sich auf Befehl meines Gehirns in verschiedene Richtungen zu bewegen. Und da war es, mein charmantestes Lächeln überhaupt. Spätestens jetzt, dachte ich, wird sie meinem Sexappeal erlegen und sich sofort in mich verlieben. Die Frau meiner Träume, vielleicht 25 Jahre alt, schaute mich einige Sekunden lang an und sah sich dann langsam und elegant im Cafe um. Hier und da saßen noch einige Leute, Paare, die sich nichts zu sagen hatten und Verliebte, die sich anscheinend die Wörter gegenseitig aus dem Hals mit der Zunge rausholen wollten. Zwei gelangweilte Kellner standen an der Bar, an den fast orangefarbenen Wänden hingen große Filmposter aus jenen Zeiten, wo die heutigen Lärmgegner selbst hüfteschwingend die Straßen unsicher machten. Aus den Lautsprechern, die an der Decke eingebaut waren, war ein tieftrauriges romantisches Lied zu hören. Die Sängerin stöhnte das Lied sehr gekonnt. Ich wartete in diesen endlos langen Sekunden auf eine Antwort, die mir eigentlich klar schien. Ich war davon überzeugt, dass sie nur eine Antwort für mich haben konnte: „Ich bitte darum.“, oder so etwas Ähnliches. Und wenn es wirklich so käme, was würde ich tun? Ich würde bestimmt in einer Woche 50 Gedichte für sie schreiben und ihr mindestens 50 Rosen schenken. Ich würde sie ins Restaurant ihrer Wahl einladen und sie ins Kino und Theater begleitet. Ich würde mich morgens unbemerkt aus unserem Zimmer stehlen und für sie warme Brötchen und ihre Lieblingsmarmelade kaufen. Am Samstag, wenn bei uns Markt ist, würde ich frischen Fisch kaufen und ihn nach einem alten Familienrezept für sie zubereiten. Ich würde sie zu einem Spaziergang am Rhein in Düsseldorf überreden und hätte Freunde beauftragt, dort für uns in einer bestimmten Ecke einen Tisch für zwei Personen zu decken, mit Wein, Kerzen und etwas Käse, ihrer Lieblingssorte. Ich würde ihr eine ganze Nacht, die für mich schönsten Gedichte vortragen und ihr… Sie bewegte sich. Sie hob den Kopf etwas höher, lächelte mich zauberhaft an. Mein Herz raste schneller als der schnellste Gepard. Sie schlug mit einer zarten Bewegung ihre blonde Strähne hoch und strich mit der anderen Hand über ihr dunkelblaues Cocktailkleid. Ihre Lippen begannen sich langsam zu bewegen, das sichere Signal, dass ich bald meine heiß ersehnte Antwort zu hören bekäme. Und da war sie: Eine tiefe männliche, aber sehr freundliche Stimme sagte zu mir: „Bin weder Frau noch schön und außerdem ist der Platz hier neben mir leider besetzt“. „Neinnnnnnnnn! Das kann doch nicht wahr sein!“, schrie ich innerlich. War das wirklich ihre Stimme? Nein, ich habe mich einfach nur verhört. Wie kann eine Frau, die so schön wie die Sonne, so angenehm wie der Wind am frühen Morgen eines Sommertages ist, mit einer derartig männlichen Stimme zu mir sprechen? Das alles dachte ich in weniger als einer Sekunde und stand da wie versteinert. Ich denke, mein Mund stand offen. Ich hörte Millionen von Geräuschen um mich herum und fühlte mich plötzlich sehr heiß, als ob ich 40 Grad Fieber hätte. Meine Beine fühlten sich sehr schwer an und zitterten – nur ein wenig. Mein Lächeln… „Hallo“, sagte dieselbe Stimme von vorhin und riss mich aus meinen Alpträumen. „Was ist mit Ihnen? Geht es Ihnen nicht gut?“ Sie – oder er? – sah immer noch bezaubernd aus. „Hallo“, rief wieder die hässliche Stimme, die zwischen mir und meinen Träumen stand. „Wollen Sie mir noch was sagen?“. „Hm, hm“, stammelte ich, ohne zu wissen, was ich jetzt sagen müsste. „Warum haben Sie mich die ganze Zeit angelächelt und mir zu verstehen gegeben, an Ihren Tisch zu kommen?“, fragte ich vorwurfsvoll und erlangte langsam wieder meine Kräfte. Eine gewisse Wut beschlich mich. Ich sprach jetzt mit mehr Sicherheit: „Sie haben ununterbrochen zu mir herüber geschaut und mir eindeutige Zeichen gegeben.“, hielt ich ihr noch mal anklagend vor. „Man kann doch nicht mit den Gefühlen anderer Leute spielen!“, protestierte ich. Nun wollte ich für all meine geplatzten Träume eine zumindest ernst gemeinte Entschuldigung hören… „Es tut mir leid“, sagte er, über sein blaues Kleid streichelnd. „Ich wollte Sie nicht verletzten, wollte nur testen, ob ich bei Männern wirklich gut ankomme“. „Nur testen. Ist Ihnen aber gut gelungen“, erwiderte ich verärgert und kehrte zu meinem Tisch zurück. „Und?“, fragte mich mein Freund, der alles beobachtet hatte, neugierig. „Hast du sie rum gekriegt?“ „Ja, klar“, sagte ich mit einem absolut dreckigen Männerlachen. „Ich stellte fest, dass wir mehr Gemeinsamkeiten miteinander haben als ich mir je erträumen konnte.“ Hoffe es hat euch gefallen ;D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)