Kleine SongFic-Sammlung von Khaosprinz (Diverse Pairs und FanDoms) ================================================================================ Kapitel 1: Die Königin der Kinder.katzen ---------------------------------------- Die Königin der Kinder.katzen Pair: RaYu Genre: Shôunen-Ai, Lime, Leidenschaft Warning: Shôunen-Ai, Lime Autor: DandyOfTheSouthSeas Disclaimer: Die Charaktere gehören Takao Aoki und ich leihe sie mir nur aus. Das Lied „Die Königin der Kinder.katzen“ stammt von der band Samsas Traum und ist auf ihrem Album „a.Ura und das Schnecken.haus“ zu finden. Ich verdiene keinerlei Geld mit dieser SongFiction. Kommentar: Alles in allem wünsche ich einfach nur viel Spaß beim Lesen. Widmung: ~~~~~~~~~~*~~~~~~~~~ ~Nachts sitzt du auf meinen Lungen Den Schweif um meinen Hals geschlungen Du erstickst mich Stiehlst mir den Atem~ Ein Schauer erfüllte mich, als du mir diesen einen Blick zuwarfst. Niemand anderes hatte es bemerkt, doch auf meiner Haut breitete sich eine Gänsehaut aus, die mich erneut erschaudern ließ. Vor etwas mehr als einem Jahr war ich nach Japan gezogen, weg von der Abtei, von Boris und weg von meiner Vergangenheit, die ich mehr als alles andere vergessen wollte. Ich war in eure Nähe gezogen, in der Hoffnung, dass Kai und ich, alte Freunde und Leidensgenossen, vielleicht neu miteinander anfangen könnten. Wieder Freunde werden, wie wir es einst waren, bevor er den Mut zu dem aufbrachte, wofür wir einst zu feige waren. Und ich hatte dich wiedergesehen. Du warst noch immer derselbe, noch immer ruhig, besonnen, doch wenn man dich provozierte... Man konnte sich hinterher in Einzelteilen an das nächste Krematorium schicken. Das hätte ich nie von dir gedacht... Nun gut, ich hatte dich damals gesehen, im Kampf gegen mein Teammitglied, doch ich hätte nie gedacht, dass du auch privat so auffahren kannst. Ich hatte dich näher kennen gelernt, das alles unter dem skeptischen Blick deines Leaders. Kai wollte nicht, dass ich mich einmischte, ich könne euch durcheinander bringen und Sachen einreden. Dennoch hatte ich mich so langsam mit dir angefreundet. Erfahren, dass du für dein Leben gerne kochst, jeden Abend meditierst und in deiner Heimat einst die Künste des Tai Chi und des Karate erlernt hattest. Das würde deine so gute Selbstbeherrschung erklären. Irgendwann war aus dieser Freundschaft mehr geworden, und ich hatte wieder eine ganz andere Seite an dir kennen gelernt. Du wirst wirklich nicht umsonst so häufig mit einer Wildkatze verglichen. Du bist ruhig und wild zugleich. Niemand kann dich zähmen, nicht einmal ich vermochte dies zu tun. Für die anderen mag es zwar so wirken, als sei ich der aktive Part in unserer Beziehung, doch ich weiß es besser. ~Nur du sollst mein König sein Ich will dich ganz für mich allein Deine Hände Gib mir die Hände~ Nun ist es später Abend. Die letzten Sonnenstrahlen waren schon vor Stunden am Horizont verschwunden, und ich liege auf meinem Bett, starre an die Decke, wohl wissend, was gleich geschehen würde. Du würdest in mein Zimmer geschlichen kommen, niemand würde es bemerken. Selbst deine Bewegungen ähneln denen einer Raubkatze, eines Tigers. Geschmeidig und lautlos. Und schon höre ich, wie die Klinke meiner Tür geöffnet wird. Ich setze mich ein wenig auf, blicke zu dir, wie du das schwere Holz wieder im Schloss einrasten lässt. Du drehst dich um, ein eindeutiges Funkeln in deinen goldenen Augen. Langsam kommst du auf mich zu und drückst mich wieder auf das Bett, lässt dich dabei auf meine Brust sinken und versiegelst meine Lippen mit den deinen. Nie hätte ich mir Träumen lassen, dass ich mich jemals in einer solche Situation befinden würde. Hätte es mir einer weißmachen wollen, hätte ich ihm wahrscheinlich den Vogel gezeigt und ihn sofort einweisen lassen. Doch es kommt bekannterweise ja immer anders, als man denkt. Und nun liege ich hier, du auf meiner Brust, und eine unbändige Hitze steigt in mir auf. Deine Finger graben sich leicht in meine Schultern und ich bin unfähig, mich auch nur das kleinste Bisschen zu bewegen. Du beißt mir in die Unterlippe, als du dich wieder von mir löst, und ich schmecke etwas Blut. Wieder hast du diesen Ausdruck in den Augen, von dem ich nie gedacht hätte, dass ausgerechnet du es sein würdest, der so schaut. Ausgerechnet du, der Ruhepol deines Teams, der, der meistens dafür sorgt, dass alle auf dem Boden bleiben und nicht vollkommen durchdrehen. Manchmal habe ich mich gefragt, wie du es mit diesen Leuten unter einem Dach aushalten kannst, wo ihr doch alle so verschieden seid. Doch mit der Zeit habe ich es gelernt. Sie sind deine Freunde, und da ist es dir egal, wie durchgeknallt sie auch sein mögen. Sogar Kai hat sich in dein Herz geschlichen, und du genießt sein vollstes Vertrauen. Als ich meinen alten Freund einmal gefragt hatte, wieso es gerade du bist, den er am Meisten achtet aus seinem Team, hatte er mir nur gesagt, dass du nicht ganz so dämlich wie die anderen seist. Dass du wüsstest, wann Schluss sei, und dass du zuverlässig seist. Ich habe gelernt, dass er Recht damit hatte, doch auch er hatte keine Ahnung davon, was in dir steckte. Stille Wasser sind tief, habe ich hinterher festgestellt. ~Dein Speichel tropft auf meine Brust In deinen Augen brennt die Lust Die Sehnsucht, das Verlangen Leidenschaft~ Ich habe das Gefühl, zu brennen, als du mit deinen schlanken Fingern unter mein Oberteil fährst und es mir dann mit einem Ruck vom Körper reißt. Ich bin noch immer unfähig, mich zu bewegen, lasse dich einfach gewähren. Ich hätte sowieso keine Chance, denn wenn du etwas willst, bekommst du es auch. Und jetzt willst du mich. Unter meiner allbekannten Jacke trage ich keine weiteren Sachen, was auch du mit einem Leuchten in deinen goldenen Augen feststellst. Die Schnallen dieser Jacke sind bei dieser Aktion gerissen, doch das stört dich reichlich wenig. Du lehnst dich nach vorn und ich kann spüren, wie du meinen Brustkorb mit deiner Zunge verwöhnst. Ein leises Stöhnen entweicht mir, und ich kann dein leises Kichern vernehmen. Du erhebst dich wieder nach kurzer Zeit, siehst mich kurz an und lehnst dich nach vorne, bis dein Gesicht dem meinem nur noch wenige Zentimeter entfernt ist. Plötzlich spüre ich etwas in meinem Nacken und ich werde hochgezogen. Aus den Augenwinkeln kann ich sehen, wie du deine Haare in der Hand hältst und sie wie ein Seil dafür benutzt, meinen nackten Oberkörper aufzurichten. Meine eisblauen Augen weiten sich in Erstaunen, was dir erneut ein kleines Kichern entlockt. „Yuriy, Yuriy...“ Ein Schauer jagt mir durch das Mark, als ich deine Stimme vernehme. Ich blicke dich an und mir fällt auf, dass deine Pupillen zu Schlitzen geworden. So, wie damals, als du gegen Bryan gekämpft hattest. Und ihn besiegt hast. Ein amüsierter Ausdruck ist in ihnen und schiefes Grinsen liegt auf deinen Lippen. Du lässt deine Haare wieder los, nimmst dafür meine Hände, welche bis dato reglos neben mir gelegen hatten. Du drückst sie über meinem Kopf in die Laken, und wieder kann ich deine Stimme hören, als du mir Worte ins Ohr hauchst, durch die sich meine Augen abermals weiten. „Denk dran, du gehörst ganz allein mir...“ ~Miau Miau Ich strecke meine Krallen aus Miau Immer tiefer in dein Fleisch~ Noch bevor ich etwas erwiedern kann, hast du deinen Mund auf meinen gepresst, schnürst uns beiden die Luft ab. Als du wieder von mir ablässt, fällt mir auf, dass auch du dich deines Oberteils entledigt hast. Wann? Es ist mir gar nicht aufgefallen. Erneut richtest du dich auf und blickst zu mir herunter. In deinen Augen brennt ein Feuer, und dieses Feuer droht, mich mit Leib und Seele zu verschlingen. Dennoch würde ich niemals auf die Idee kommen, mich davor zu verstecken. Es ist jedesmal eine Art der Ekstase, die mich innerlich aufbäumen lässt, mir einen süßen Tod verspricht, den ich nur zu gerne wieder und wieder sterbe. Langsam rutschst du immer weiter herunter bis du auf meinen Beinen sitzt und sich deine äußerst geschmeidigen Finger daran machen, den Gürtel meiner Hose zu öffnen. Ich entlasse mit einem lauten Zischen die Luft in meinen Lungen, als du mit meiner Erektion in Berührung kommst, und abermals lässt du ein kleines Kichern von dir hören. Ein leises Stöhnen entweicht mir, als du mich von meiner Hose befreist und sie mit einem zuckersüßen Lächeln neben dem Bett zu Boden fallen lässt. Nein, niemals hätte ich gedacht, mich jemals in dieser Position zu befinden. Meine Finger krallen sich in das Bettlaken unter mir, als du dich meinem erhitzten Fleisch zuwendest und es mit deiner Zunge liebkost. Du hinterlässt Spuren auf meiner Haut, und flüchtig überkommt mich der Gedanke, warum dein Speichel nicht auf meinem glühenden Körper sofort verdunstet. Du wanderst immer höher, so lange, bis du wieder auf meiner bebenden Brust sitzt und mir in den Nacken beißt. In dieser Tat steckt so viel Verlangen, dass ich fast erneut aufstöhne. Deine heißen Küsse liebkosen meinen Hals, meine Brust, meinen Bauch. Und ich bin zu nichts anderem in der Lage, als dazuliegen und auf deine nächsten Aktionen zu warten. ~Dein Kuss entzieht mir alle Macht Schwarz wie der Tod Süß wie die Nacht Ich bete dich um Gnade~ Mein komplettes Denkvermögen hat sich mittlerweile verabschiedet. In mir ist komplette Leere, bis auf die eine Stimme, die nach mehr schreit. Die verlangt, dass du endlich damit aufhörst, mich an den Rand des Wahnsinn und darüber hinweg zu treiben. Doch natürlich lässt du dir den Spaß nicht nehmen, mich weiterhin bis an den Abgrund zu treiben, nur um dann, kurz vor dem erlösenden Fall einen Rückzieher zu machen. Du quälst mich, doch dieser Schmerz ist so süß... Ich kann nicht genug von ihm bekommen. Genauso wenig wie von dir. Deine Hände fahren über meinen Brustkorb, hinterlassen ein Brennen und streichen über meine Schultern. Ich zittere voller Ekstase. Erwartung. Gier. Mein Rückgrat bäumt sich ein wenig unter dir auf, als du deine Fingernägel in mein Fleisch gräbst. Ich spüre, wie du meine Haut mit deinen Fingernägeln durchstößt, dich in meinen Schultern festkrallst. Du bist wie eine Katze, die ihr Lieblingsspielzeug gefunden hat und es auch nicht mehr loslassen wird. Nicht, dass ich das wollte, dennoch... Als du meine Schultern wieder los lässt und mit deinen Fingern wieder meinen Körper herunterwanderst merke ich, wie sie eine Flüssigkeit auf meinen angespannten Muskeln hinterlassen. Blut. Ich schaudere abermals und ein lautes, tiefes Stöhnen entweicht meiner Kehle. Deine Augen leuchten immer mehr, wirken jetzt so, als würde sie sogar die Dunkelheit in diesem Raume durchbrechen. ~Die wirst neues Leben nähren Ich werde Kinder dir gebären Unzählige kleine Kätzchen~ Du fährst mit deinem Zeigefinger über meine Lippen und ich schmecke mein eigenes Blut auf ihnen. Bitter und süß zugleich. Du hebst deine Hand zu deinem eigenen Mund, lässt mich dabei nicht aus den Augen. Langsam leckst du die rote Flüssigkeit von deiner Haut, hast das für dich typische Grinsen im Gesicht und ein weiteres Stöhnen ertönt. Dieses Mal jedoch von dir. Deine goldenen Augen sind verschleiert. Pure Lust ist in ihnen zu sehen, und ich frage mich, ob du genauso wie ich zu keinem klaren Gedanken kommst. Langsam entledigst auch du dich deiner Hose, sodass wir beide nur noch mit unseren BoxerShorts bekleidet sind. Noch immer sitzt du auf meiner Brust und blickst auf mich herab. Du nimmst deinen Haarzopf in die Hand, und langsam öffnest du ihn. Dein schwarzes Haare fällt wie ein Meer aus Seide um deinen Körper, nur dein Stirnband hält sie noch soweit in Form, dass deine Katzenaugen noch zu sehen sind. Die Spitzen deines Haars streicheln über meine Haut, und selbst diese Berührung ist wie Feuer. Mein Verstand schaltet sich von Minute zu Minute immer weiter aus. Geht es dir genauso? Treibe ich dich genauso in den Wahnsinn, wie du mich? Ich weiß es nicht. Alles, was ich weiß, ist, dass ich niemals genug von dir kriegen kann. Von eben dieser Wildkatze, die auf meiner Brust sitzt und sich langsam zu mir herunter lehnt. Deine Haare fallen nach vorn, wie ein Wasserfall. Wir sind umgeben von diesem Schwarz. Dein Mund verschließt meinen, ein weiterer von Leidenschaft beherrschter Kuss entbrennt zwischen uns. Ich spüre, wie meine Kraft immer mehr schwindet, mein Blut in meinen Adern kocht und ich diese ganze Szenerie bald nicht mehr aushalten kann. Wie lange willst du mich noch quälen? Bis ich um Gnade winselnd unter dir liege? Bis du mich mit deinem Tun um den Verstand gebracht hast? Unwiderruflich? Es wäre ein angemessener Preis, in meinen Augen. ~Du frisst mich auf wie eine Maus Verschluckst mich und würgst mich heraus Lass mich nicht länger leiden~ Wenige Augenblicke später wird mir das letzte bisschen Stoff von den Hüften gerissen. Ein leises Rascheln erklingt, als sie zu Boden fällt und sich, entzwei gerissen, zu meinen anderen Kleidungsstücken gesellt. Und bald darauf folgt auch deine. Ich habe keine Möglichkeit, mich dir zu entziehen, dein Griff ist eisern. Du vergräbst deine Hände in meinem Haar, ziehst daran, drückst mich in die Matratze. Auch meine Hände sind nicht mehr so untätig wie am Anfang. Sie streichen über deinen Rücken, malen unförmige Zeichen auf deiner weichen Haut. Ich liebe wirklich alles an dir. Deine Haare, deine Haut, deine Augen... Und diesen Charakter erst recht. Anfangs hatte es mich erschreckt, oh ja, und wie. Doch nun weiß ich die Früchte zu schätzen, die unsere Beziehung hervorgebracht hat. Ich bin der Einzige, der unter den Genuss deiner Leidenschaft, deines Verlangens kommen darf. Und das hat mir schon so manches Mal ein spöttisches bis selbstgefälliges Grinsen entlockt. Du hattest das jedesmal nur mit einem deiner berühmten, ruhigen Lächeln kommentiert, doch auch du warst stolz darauf, mich als dein „Opfer“ ansehen zu können. Und ich gab mich dir liebend gerne hin. Mein Stolz war mir egal, angesichts dieser glühenden Leidenschaft in deinen Augen, welche nur ich zu sehen bekam. Ich war stolz darauf, dein Lieblingsspielzeug zu sein, und auch du würdest mich niemals verlassen können. Denn wer sonst vermag dies zu vollbringen? Nach außenhin dominant, dennoch vollkommen unterworfen. Ich fresse dir aus der Hand, nicht du mir. ~Im Sterben liegt des Lebens Sinn Knie nieder vor der Königin So gib dich mir gänzlich hin Ich bin deine Königin~ ~~~~~~~~~~*~~~~~~~~~~ Momentan noch ungebetat, wird aber nachgeholt, sobald Puh-Schell wieder online ist. Dennoch hoffe ich, es hat euch Spaß gemacht, diese SF zu lesen. ^^ Geschrieben habe ich sie jedenfalls gerne. =P Und Lu? Ich hoffe, das Ding hat dir gefallen. ^^ Sieh es als nachträgliches Geburtstagsgeschenk an. =3 Ќ.ђǻǿşpŕĩŋž Kapitel 2: Die Krähen.kutsche ----------------------------- Die Krähen.kutsche Pair: None Genre: Dark, Death Warning: Dark, Death Autor: DandyOfTheSouthSeas Beta: broken_inside Wörter: 4050 Disclaimer: Die Charaktere gehören J. K. Rowling und ich leihe sie mir nur aus. Das Lied „Die Krähen.kutsche“ stammt von Samsas Traum und ist auf ihrem Album „a.Ura und das Schnecken.haus“ zu finden. Ich verdiene keinerlei Geld mit dieser SongFiction. A/N: Alles in allem wünsche ich einfach nur viel Spaß beim Lesen. Und nochmals vielen Dank an , weil sie so kurzfristig eingesprungen ist, weil keiner meiner anderen Betaleser zur Verfügung stand. xD B/N: Ich hab diese SF gern gebetat, es waren ja nur wenige Fehler drin, sodass ich eigentlich gar nicht benötigt wurde xD Ich wünsche euch viel Spass beim Lesen und das sie euch genauso gefällt wie mir x3 Widmung: None ~~~~~~~~~~*~~~~~~~~~~ ~Ich stehe ratlos Wie vor Jahren schon Erneut gab ich Auf mich nicht Acht Vor meinem Scherbenhaufen Spott und Hohn Ich hab' den einen Fehler Einmal mehr gemacht~ Mit dumpfen Augen blickte ein schwarzhaariger Junge aus dem Fenster, ohne die Landschaft wirklich wahrzunehmen. Der erste Schnee des Jahres fiel, dabei war es schon tief im Dezember. Stille umgab ihn, nur gelegentlich hörte man den Schrei einer Krähe. Der Krieg war vorbei. Und er hatte so viele Opfer gekostet. So viele Unschuldige waren gestorben. Und warum? Nur weil ein Wahnsinniger seine eigene Weltordnung hatte aufstellen wollen. Der Kampf hatte hier stattgefunden, auf dem Gelände der Schule, die er fast sein halbes Leben als Zuhause betrachtet hatte. Draußen waren Unmengen von Hexen und Zauberern zu sehen, die versuchten, die Leichen so schnell wie möglich weg zu bringen und dann zu bestatten. Sie hatten schon längst die Krähen angelockt. Leichenfresser. Auf eine gewisse Art und Weise ekelte es den Jungen an, was diese Vögel taten, und gleichzeitig faszinierte es ihn. Es war ihre Natur, sie konnten nicht anders. Von den meisten Menschen wurden sie verachtet, hatten also keine andere Wahl. Sie mussten sich von dem ernähren, was ihnen dargelegt wurde. Langsam wandte sich der Junge von diesem Bild ab und drehte seinen Kopf zur Tür, wo ein braunhaariges Mädchen leise nach ihm rief. „Harry? Kommst du runter? Es ist gleich Zeit für deine Rede.“ Hermine musste den Kopf schütteln. Sie verstand es nicht. Ihr Freund hatte mehr als genug mit seinen siebzehn Jahren durchmachen müssen, und jetzt hatte die gesamt Zaubererwelt darauf bestanden, ihren Retter reden zu hören. Worüber denn? Über den Krieg? Die Opfer? Seine Freunde? Was gab es denn noch, was sie nicht wussten, wurde doch jeder seiner Schritte durch den Fleischwolf gedreht und sofort weitergegeben. Harry nickte stumm, sah seine Freundin schweigend an. Sie war die einzige, die ihm noch geblieben war. Sie alle hatten ihr Leben geben müssen, und das nur, weil sie ihm nahe gestanden hatten. Aber selbst Hermine war nicht unbeschadet davon gekommen. Sie hatte eines ihrer Augen verloren, und ihren linken Arm würde sie auch nie wieder benutzen können. Langsam setzte sich der Retter der Zaubererwelt in Bewegung. Er kam auf die Braunhaarige zu, blickte sie mit einem traurigen Lächeln an. „Ich sollte sie wohl nicht warten lassen, oder?“ Abermals schüttelte das Mädchen den Kopf. Alles und jedermann schien seinen Verstand in diesem Krieg verloren zu haben, wenn sie einen jungen Mann, gerade volljährig geworden, an die Front schickten. Ihre ganze Hoffnung auf ihn setzten, sodass es ihm gar nicht möglich gewesen wäre, zu versagen. ~So kommt, ihr Krähen Kommt und hebt mich auf Und tragt mich auf den Winden fort Schafft mich weit weg von hier In eine Welt In der ein anderer als ich Über mich das Urteil fällt~ Die Zwei schritten langsam die Stufen hinab, die sie aus dem vollkommen leeren Gryffindorturm führte. Keiner von beiden sprach ein Wort. Es schien nur Hermine aufgefallen zu sein, wie sehr ihr Freund unter der Situation litt. Er hatte nie diese Aufmerksamkeit haben wollen, und nun, wo der Grund für seine Berühmtheit fort war, schien es noch schlimmer zu werden. Irgendjemand hatte sogar die wahnwitzige Idee ausgesprochen, dieses Internat, das seit über tausend Jahren Hogwarts geheißen hatte, tatsächlich in die „Harry-Potter-Schule“ umzubenennen. Nach einigen Minuten kamen sie in der Eingangshalle an. Überall sahen sie Leute von draußen hereinströmen, sie alle unterbrachen ihre Arbeit, nur um ihn sprechen zu hören. Die Leichen, die draußen von den Krähen zerfressen wurden, schienen unwichtig geworden zu sein. Mit einem Mal blieb der Schwarzhaarige stehen. Er wandte sich seiner langjährigen Freundin zu, die ihn fragend und zugleich wissend anblickte. „Ich geh' noch einmal kurz raus. Ich komme gleich wieder.“ Sie nickte nur und legte ihm ihre Hand auf die Schulter. Die eine, die sie noch bewegen konnte. Harry drehte sich um schritt durch das Eingangsportal. Eisiger Wind kam ihm entgegen, und sein Atem bildete kleine Kondenswölkchen vor seinem Gesicht. Er blickte sich um. Überall lagen noch töte Körper, halb vom Schnee bedeckt, und auf ihnen hockten die schwarzen Vögel. Sie pickten nach den Leichen, rissen ihnen das Fleisch von den Knochen und schluckten es hinunter. Mit einer Mischung aus Faszination und Anwiederung betrachtete der Junge das Schauspiel. Mit einem lauten Krächzen erhoben sich ein paar der Aasfresser und flogen davon. Sie hatten nicht weit von ihm einen der toten Körper fast vollkommen zerpickt. Er wollte nicht wissen, wer es gewesen war. Zu groß war die Angst, dass es einer seiner bisher noch vermissten Freunde sein könnte. Remus' Leiche war noch nicht gefunden worden. Genauso wenig wie die von Bill Weasley, Luna Lovegood und Minerva McGonagall. Auch seine Hauslehrerin und zuletzt Freundin hatte ihr Leben in diesem sinnlosen Krieg geben müssen. Er wandte seinen Blick wieder, richtete ihn auf die Krähen die am Himmel kreisten und hie und da auf einen der Körper hinabstürzten, sich auf ihm niederließen und dann wieder mit einem Schrei in die Lüfte stiegen, sich ein anderes Opfer suchten. ~An jedem Morgen, in jeder Nacht Halte ich schlaflos Am Fenster die Wacht Ich seh' die Krähen Am Himmel vorüberzieh'n Und wünschte, ich könnte Dem Schicksal entflieh'n~ Der Schwarzhaarige wandte sich langsam von dem Schauspiel ab und ging langsam zurück zum Eingangsportal. Er durfte die Anderen nicht warten lassen, wie würde das denn aussehen? Mit einem letzten Blick auf den Krähenschwarm über ihm öffnete er die schweren Türen und trat in die Eingangshalle. Sogar hier standen einige Hexen und Zauberer, tuschelten aufgeregt miteinander. Sie schienen über ihn zu reden, wie er den Blicken entnehmen konnte, als sie ihn entdeckt hatten. Ohne sich auch nur einmal umzusehen schritt er zwischen den Leuten hindurch, geradewegs in die große Halle hinein, wo es totenstill wurde. Alle hatten ihre Gespräche eingestellt und blickten gespannt zu ihm. Bedächtig ging er auf das Podest zu, das extra für ihn aufgestellt worden war. Hunderte von Augenpaaren verfolgten ihn, er spürte jeden einzelnen Blick in seinem Nacken. Als er auf dem Podest stand, sah er sich um. Nach einem kurzen Moment der Stille sprach er den Sonorus-Zauber auf sich, hielt sich dabei seinen Zauberstab an die Kehle. Er hielt kurz inne, schloss seine grünen Augen und sammelte sich, ehe er sie wieder öffnete, und zu sprechen begann. „Wir alle haben diesen Krieg gefochten. Wir alle haben Opfer bringen müssen und Menschen verloren, die uns nahe gestanden haben. Und das nur, weil ein größenwahnsinniger Zauberer seine eigene Welt erschaffen wollte. Aber wir haben gewonnen. Wir alle haben gewonnen, nicht nur ich. Ohne die Unterstützung von so vielen Menschen hätte ich das nie zustande gebracht. Durch jeden einzelnen von euch habe ich dem Druck standgehalten. Dem Druck, den ich ohne euch gar nicht ausgesetzt worden wäre.“ Nach dieser Aussage erntete er entsetzte Blick. Doch er ließ sich durch sie nicht beirren, fuhr mit seiner Ansprache fort, wandte sein Augenmerk nicht eine Sekunde von seinen Zuhörern ab. „Ich mache euch keinen Vorwurf. Was geschehen ist, ist geschehen. Doch ich möchte euch darauf hinweisen, dass ihr all eure Hoffnungen auf ein Kind gesetzt habt. Ich war elf Jahre alt, als ich Voldemort das erste Mal bewusst gegenüber stand. Habt ihr das gewusst? Bestimmt. Jedes Jahr stand ich ihm in einer Art und Weise gegenüber, die ihr euch niemals würdet träumen lassen. Im ersten Jahr hat er den Körper eines Lehrers übernommen und so versucht, an den Stein der Weisen zu gelangen, der zu der Zeit hier in der Schule gelagert worden war. Im dritten Jahr wurde ich, wie man es mir sagte, von einem verrückten Massenmörder verfolgt, der angeblich ein treuer Diener dieses Wahnsinnigen gewesen war. Im vierten Jahr wurde ich in das Trimagische Turnier eingeschleust, wo ich zum ersten Mal jemanden Sterben sah. Ich sah auch, wie Voldemort wiederkehrte, und ich habe gegen ihn gekämpft. Im fünften Jahr hat er mich durch eine Illusion in das Ministerium gelockt, wo ich wieder gegen ihn antreten musste, diesmal mit Hilfe einiger Freunde, deren Leben ich durch meine eigene Dummheit gefährdet hatte, und aus der selben Dummheit den Menschen verlor, der mir als Familie geblieben war. Im sechsten Jahr musste wieder jemand sterben, nur, weil er mir nahe stand. Ich habe seinen Körper vom Schlachtfeld getragen, direkt nachdem ich durch sein Opfer dem Todesfluchs Voldemorts entgangen war.“ Sie alle blickten zu ihm herauf, hingen an seinen Lippen, als ob sie gar nicht wirklich realisieren würden, was er sagte. Nur hier und da sah er ungläubige und mitleidige Blicke. Sie hatten nicht gewusst, durch was er alles hatte durchgehen müssen, um nun hier zu stehen. „Merkt ihr etwas? Es waren immer die selben Leute, dir zu mir gestanden haben. Die selben zwei Menschen, die nie an mir gezweifelt hatten und mich immer wieder aufbauten, wenn ich unter dem Druck zu zerbrechen drohte. Es waren nur diese zwei Menschen, dir wirklich mich, den unscheinbaren Jungen von nebenan, gesehen hatten, und nicht nur den Auserwählten. Getuschel ebbte auf. Sie konnten es kaum glauben, was ihr Held und Retter dort sagte. Sie hatten doch immer zu ihm gehalten! Harry merkte, was in den Köpfen der Zauberer und Hexen vor ihm vorging, und er konnte dem trockenen und zugleich traurigen Lächeln, das sich auf sein Gesicht schlich, nicht Einhalt gebieten. ~Von meinem Händen Rinnen Pech und Blut Ich war zum Unheil Stets verdammt Auf meinen Wegen Hat des Zornes Glut mir Unzählige Schwerter durch mein Stolzes Herz gerammt~ Der Blick des Schwarzhaarigen wandte sich zu seiner Freundin Hermine, die neben der Eingangstür stand und traurig zurücklächelte. Sie beide merkten, dass die Leute hier nicht verstanden, was er sagte, sie waren viel zu sehr von sich selbst überzeugt, um ihre eigenen Fehler ihm gegenüber zu erkennen. Er ließ seinen Blick nun über die Menge wandern, die sofort wieder verstumme, als er Anstalten machte, weiter zu sprechen. „Ich weiß, was ihr jetzt denkt. Ihr denkt, ihr hättet doch immer an mich geglaubt, mich niemals alleingelassen, mir immer geholfen. Aber was war damals, vor fünf Jahren, als ich entdeckte, dass ich ein Parselmund war? Oder als ich mich angeblich ins Trimagische Turnier eingeschmuggelt hatte? Oder als ich sagte, Voldemort sei zurückgekommen, und ich dafür beinahe angeprangert worden wäre?“ Er schwieg, und die Menge vor ihm tat es ihm gleich. Er hatte es ihnen praktisch direkt ins Gesicht geschrien, und nun, endlich, entdeckten die Menschen, welchen Fehler sie gemacht hatte. Doch gleichzeitig wussten sie auch, dass sie es nicht mehr rückgängig machen konnten, was geschehen war, war geschehen. „Ich weiß, ihr wisst nicht, was ich nicht durchmachen musste. Verehrung, Hass, Druck, Verachtung, Anbetung... Ich glaube, ich habe so ziemlich alles durch. Doch da steckt so viel mehr hinter, als ihr euch vorstellen könnt. Wisst ihr, wie ich aufgewachsen bin? Ihr denkt jetzt wahrscheinlich, dass ich über alle Maße verwöhnt wurde, mir die Schuhe geleckt wurden, weil ich jemanden auch nur angeguckt habe und ich alles hatte, was ich wollte. Aber das stimmt nicht. Ich wuchs bei meinen Muggelverwandten auf. Muggel, die alles hassten und Verabscheuten, was nur im Entferntesten mit Zauberei zu tun hatte. Ich wurde von klein auf in einem Schrank eingesperrt, musste die Wohnung putzen, sobald ich alt genug war, um einen Lappen zu halten, und habe mich all die Jahre von meinem Cousin triezen und jagen lassen müssen. Als ich herausfand, dass ich ein Zauberer war, war ich elf, und selbst da hatten sich mein Onkel und meine Tante weiterhin geweigert, dies einzusehen und wollten mich nicht auf diese Schule lassen, um gar keinen Preis. Schließlich kam ich doch hierher, und von Jahr zu Jahr wurde es schlimmer. Ich wurde einmal geschlagen und wieder in den Schrank unter der Treppe gesperrt, weil ich das Wort „Zauberei“ in ihrer Gegenwart verwendet hatte. Sie ließen mich eine Woche lang nicht raus, gaben mir weder Wasser, noch etwas zu Essen.“ Pures Entsetzen zeichnete sich in den Menschen der Leute ab, die diesen Worten lauschten. Harry Potter, der junge der Lebte und sie alle gerettet hatte soll so eine Kindheit durchlebt haben müssen? Das war doch unmöglich! Er war doch immer auf Händen getragen worden! „Ah, ich sehe, weder könnt, noch wollt ihr mir glauben. Nun gut, tut, was ihr wollt. Manche werden es besser wissen als ihr, aber ich werde meinen Atem nicht damit verschwenden, zu versuchen, euch zu überzeugen, das würde auch nicht funktionieren, wenn ich es euch ins Gesicht schreien würde.“ ~So kommt, ihr Krähen Nehmt mich mit euch mit, ich Verlange nach mehr als dem Tod Ich will Unendlichkeit Das eine Wort Ohne dessen Klang mir Schlimmeres als Aller Höllen Feuer droht~ Er wusste, Hermine ahnte, was er vorhatte. Sie hatte es schon gewusst, bevor er es getan hatte. Ein trauriges Lächeln erschien auf seinen noch so jungen und doch so geprägten Zügen. Sie war immer so schlau gewesen... Die klügste Hexe, die er kannte und je kennen würde. Es hatte ihm schon so oft geholfen, in allerlei Situationen wäre er ohne ihre Intelligenz verloren gewesen. Wieder blickte er zu ihr, und bemerkte, dass sie die Hexen und Zauberer vor ihm mit einem verachtenden Blick musterte. Trocken lachte er auf, ja, das war seine Hermine. Also ob sie gespürt hatte, dass er sie ansah, wandte sie sich zu ihm um, und nachdem sie sich kurze Zeit in die Augen geschaut hatten, nickte sie leicht. Flüchtig, man würde es kaum bemerken, und sie schenkte ihm ein weiteres, verstehendes und zugleich trauriges Lächeln. Als er so in ihre braunen Augen blickte, wurde ihm wieder bewusst, was sie für ein Opfer gebracht hatte, und das nur seinetwegen. Er wusste, der Krieg war gewonnen, doch es gab noch immer Hexen und Zauberer die seinen Tod wünschten. Und solange sie den nicht bekommen hatten, würden sie keine Ruhe geben. Ohne sich noch einmal der Menschenmenge vor ihm zuzuwenden, verließ er das Podest. Er hatte alles gesagt, was es zu sagen gab. Harry schritt an unzähligen Hexen und Zauberern vorbei, die ihn nicht zu bemerken schienen. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, sich selbst vor allen und niemanden zu rechtfertigen. Als er bei seiner langjährigen, treuen Freundin angekommen war, nahm er sie an die Hand und sie verließen das Schloss, traten ein in die Eiseskälte die wie zum Spott die Landschaft in ihrer weißen Pracht gefangen hielt. Sie standen schweigend nebeneinander, besahen sich zusammen das Schauspiel, das sich ihnen bot. Die Krähen hatten sich noch immer nicht an den gefrorenen Kadavern, die das Feld bedeckten, gesättigt. Majestätisch und widerwärtig wie sie waren, stiegen sie auf in die Lüfte, umkreisten eine Leiche mehrere Male und ließen sich dann mit einem lauten, krächzenden Schrei nieder, rissen das tote Fleisch von den Knochen und schlangen es in einem Stück herunter. Nach einer Weile bemerkte er, dass der Blick der Braunhaarigen nun auf ihm lag, und nicht mehr auf den Aasfressern vor ihnen. Auch er wandte seinen grünen Augen zu ihr und stellte sich ihrem prüfenden Blick. Nachdem sie sich einige Minuten lang einfach nur gemustert hatten, erhob sie die Stimme. „Wirst du es tun?“ Keiner von beiden musste erst noch erwähnen, wovon die Hexe sprach, sie wussten es beide. Schweigend blickte er wieder auf das Bild vor ihm, auf die Leichen, die Krähen, den blutdurchtränkten Schnee. Er sagte nichts, haderte noch mit sich selbst, ob er diesen Schritt wirklich gehen sollte, doch dann traf er seine Entscheidung. „Ja. Ich muss es tun. Einmal im Leben möchte ich etwas nur für mich machen, nur für mich allein. Ohne nachdenken zu müssen.“ Er sah sie nun flehend an, doch er wusste, dass er das nicht würde tun müssen. Sie würde ihn verstehen, sie hatte es immer getan, und sie nickte nur und lächelte etwas schief. „Dann wird das dein erstes, großes Abenteuer sein, auf das ich dich nicht begleiten kann. Trotzdem, bitte pass auf dich auf.“ Wieder nickte er nur und nach einem Moment zögern zog er sie an sich und umarmte sie fest. Sie erwiederte diese Geste, und er konnte das Lächeln in ihrem Blick spüren. „Ich weiß nicht, ob wir uns je wieder sehen werden. Bitte, sei vorsichtig.“ „Du auch.“ ~An jedem Morgen, in jeder Nacht Halte ich schlaflos Am Fenster die Wacht Ich seh' die Krähen Am Himmel vorüberzieh'n Und wünschte, ich könnte Dem Schicksal entflieh'n~ Sie lösten sich wieder voneinander und außer dem Schreien der Krähen und dem Geräusch von zerreißendem Fleisch und Stoff war nichts zu hören. Die zwei Freunde sahen sich an, und ein letztes Mal stellte sich Hermine auf die Zehenspitzen und küsste den Schwarzhaarigen auf die Wange. Er lächelte sie an und wandte sich ohne ein weiteres Wort von ihr ab, trat hinein in die weiße Einsamkeit, wo die einzigen Kumpane die er hatte der Tod und das Leben waren. Hermine sah ihrem Freund noch lange nach, ehe sie sich wieder umdrehte und das Schloss betrat, das so warm war und trotzdem so kalt wirkte. Harry stand nun an dem Ort, an dem der letzte Kampf getobt hatte, auf den Wiesen Hogwarts’, wo er und Voldemort sich das letzte Duell geliefert hatten. Die Krähen ließen sich durch seine Anwesenheit nicht stören, sie fledderten weiterhin die toten Körper um ihn herum, bis sie zur Unkenntlichkeit entstellt waren. Er wusste, er war allein, nur die Natur umgab ihn und er wusste, selbst wenn er wollte, nun konnte er keinen Rückzieher mehr machen, denn wenn er eine Entscheidung getroffen hatte, würde er ihr folgen, und sollte es seinen sicheren Tod bedeuten. So hatte er schon sein ganzes Leben lang gelebt. In der Halle war ein Tumult ausgebrochen. Die Hexen und Zauberer schienen endlich bemerkt zu haben, dass ihr Held den Raum verlassen hatte und nicht wieder zurückgekehrt war, auch wenn seine braunhaarige Freundin wieder neben den Flügeln der Eingangstür stand. Einige der Zuhörer sprangen nun auf und wollten sie bedrängen, wo er hingegangen war, das konnte doch nicht alles gewesen sein, was er ihnen hatte sagen wollen. Doch sie behinderten sich selbst gegenseitig dabei, auch nur einen Meter weiter zu kommen, sie rempelten aneinander in der Hoffnung, als erster bei der jungen Hexe anzukommen und ihrem Retter ebenfalls als erste zu begegnen. Es vergingen Minuten, ehe der erste Zauberer sie erreicht hatte, und nun stand er vor ihr und kämpfte um ihre Aufmerksamkeit, die jedoch für ihn unverständlicherweise im Himmel lag. Nicht in dem magischen über der Halle, nein, dem echten, so trist wirkenden, den man durch die riesigen Fenster beobachten konnte. Nachdem er sie mehrfach angesprochen hatte und langsam etwas ungeduldig wurde, schließlich gehörte der Held nicht ihr allein, legte sich ihr unlesbarer Blick auf ihn. „Miss, wissen Sie, wo Mister Potter hingegangen ist?“ „Gerade war er noch mit mir draußen. Vielleicht finden Sie ihn dort.“ „Ich danke Ihnen, Miss.“ Und schon stürmte er durch das Portal in die Eingangshalle und nach draußen, etliche Zauberer, die die Worte ebenfalls verstanden hatten, waren ihm auf den Fersen. Und nun standen sie dort, mitten im Schnee umgeben von Leichen und Aasfressern und suchten nach einem Zeichen das den Aufenthaltsort ihres Helden verraten würde. Sie störten sich nicht an den Krähen, sie ließen sie ihre eigenen Freunde und Verwandten auseinander nehmen. Der Junge, der lebte, war wichtiger, schließlich hatte er Rechenschaft abzulegen. „Ich glaube nicht, dass Sie ihn finden werden“, erklang plötzlich eine Stimme hinter ihnen und synchron wandten sich die Hexen und Zauberer um. Vor ihnen stand Hermine, die jedoch so desinteressiert wirkte, als ob sie gar nicht mit ihnen gesprochen hatte. Der Blick ihres braunen Auges ruhte noch immer im Himmel, doch nun schien sie einen Punkt gefunden und fixiert zu haben. „Wie meinen Sie das, Miss?“ „So, wie ich es sagte. Ich glaube nicht, dass Sie ihn finden werden. Er hat sich auf seine letzte Reise begeben.“ „Wollen Sie etwa damit sagen, er hätte sich das Leben genommen?!“ „Das würde er niemals tun, die Schlacht ist gewonnen!“ „Er hat keinen Grund, so etwas zu tun!“ „Lügen Sie uns nicht an, Miss, und sagen Sie uns lieber, wo wir ihn finden.“ Doch der aufgebrachte Redeschwall, der die junge Hexe nicht im Geringsten interessierte, wurde durch einen unmenschlichen Schrei unterbrochen. Ein Funkeln, zugleich glücklich und auch traurig, erschien in Hermines Auge und sie hob den Arm, um auf den Ursprung des Schreis zu zeigen. „Sehen Sie? Ich glaube nicht, dass Sie ihn finden werden.“ Sie deutete auf eine Krähe, die nun hoch über ihnen ihre Kreise über dem Schloss und der Umgebung zog. Wenn man nur etwas näher an ihr dran wäre, würde man erkennen, dass ihre Augen so unglaublich grün waren, dass es für ein Tier fast schon ungewöhnlich war. Die Menschen vor ihr brachen in Panik aus, und ein unverständliches Stimmengewirr ertönte. ~Eins, zwei, jetzt ist es vorbei Drei, vier, nimmer mehr bei dir Fünf, sechs, mit Erde bedeck's, Sieben, acht, hab's umgebracht Neun, zehn, kann die Krähen seh'n~ Jahre später hatte man schon unzählige Krähen gefangen, doch alle waren sie die gewöhnlichen Aasfresser gewesen. Manche Menschen sprachen sogar schon davon, dass das alles nur ein Trick gewesen sei, und ihr Held sich unter anderem Namen in einem anderen Land abgesetzt hatte, doch nur wenige glaubten diesem Gerücht. Sie alle waren sich sicher, dass ihr Held dies getan hatte, um sie auf die Probe zu stellen. Hermine konnte ob dieser Dummheit nur den Kopf schütteln. Sie wusste, dass Harry sein Leben nun als Krähe, als Aasfresser und Leichenfledderer fristete, doch sie wusste auch genauso, dass er es genoss. Nun war er nun noch einer von vielen, ohne bevorzugt oder benachteiligt zu werden. Er war einfach ein Teil des Schwarms, mehr nicht. Doch zugleich erschütterte es sie immer noch, dass er gerade diesen Weg hatte gehen müssen, um einmal ein ganz normaler Junge zu sein. Das hätte so nicht sein sollen, aber das Rad des Schicksals hatte es anscheinend für ihn so bestimmt. Und wer war sie, sich gegen das Vorbestimmte zu stellen? Lächelnd beobachtete sie, wie ein Schwarm schwarzer Vögel an ihr vorbeizog und ihre Haare im Wind wehen ließ. Ob Harry einer dieser Vögel war? Über sich selbst und ihre Dummheit lachend schüttelte sie den Kopf. Nein, ihr Freund war irgendwo anders, an einem Ort, wo er nicht mehr an seine Bestimmung erinnert wurde, und ganz gewiss nicht in diesem kleinen Städtchen in Nordengland, wo sie nun lebte und ihr Dasein als Geschichtsforscherin fristete. Sie stand auf dem Balkon ihrer kleinen Wohnung, in der sie lebte und arbeitete, und sah den Schwarm in einiger Entfernung auf einem Feld landen. Wahrscheinlich lag dort wieder irgendein totes Tier, das einer der Autofahrer umgebracht hatte und einfach über den Zaun geworfen hatte. Wie sah das denn aus, wenn eine tote Katze auf der Straße lag. Seufzend wandte sie sich um und fragte sich ein weiteres Mal, wie es ihrem Freund wohl ging. War er frei wie seine Geschwister dort auf dem Feld, oder war er von einem Züchter gefangen worden? Oder vielleicht war er von einem wütenden Bauern gar mit einem Gewehr abgeschossen worden? Sie glaube nicht, dass ein Zauberer oder eine Hexe ihn gefunden hätten, denn das hätte groß im Tagespropheten gestanden. Obwohl, es gab ja einige dieser fanatischen Menschen, die ihn bestimmt in einen Käfig gesperrt hätten und ihn all ihren Freunden gezeigt hätten. ‚Seht nur, ich habe Harry Potter gefangen!’ Die Braunhaarige empfand nichts als Abscheu bei diesem Gedanken, und sie schwor sich, sollte sie irgendwann einmal etwas in der Richtung hören, würde sie die Hölle auf Erden für diese niederträchtige Person sein. Mit einem letzten Blick auf die Krähen im Feld vor ihr wollte sie sich umdrehen und zurück in ihre Wohnung gehen und weiterarbeiten, doch etwas fing ihre Aufmerksamkeit ein. Sie kniff ihr Auge zusammen und sah genauer hin, sie meinte, sie hatte gerade etwas Grünes in ihre Richtung schauen sehen. Doch das war unmöglich… Oder? Plötzlich schrie eine der Krähen und alle anderen hoben ab, nur eine blieb an diesem Ort sitzen und sah direkt in ihre Richtung. Hermine konnte es kaum glauben, als die Krähe ihr mit stechend grünen Augen entgegen blickte, noch einmal wie zum Abschied schrie und dann abhob, um sich zu ihren Schwestern und Brüdern zu gesellen. ~An jedem Morgen, in jeder Nacht Halte ich schlaflos Am Fenster die Wacht Ich seh' die Krähen Am Himmel vorüberzieh'n Und wünschte, ich könnte Dem Schicksal entflieh'n~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)