Die Wächter von dark_shadow ================================================================================ Kapitel 2: Die Jagd ------------------- John saß den ganzen Tag an seinem Schreibtisch und sah sich die Unterlagen an, die Mr. Yang dagelassen hatte. John sagte alle seine Termine für den heutigen Tag ab. Er stand auf, ging zu der Couch, setzte sich hin und studierte die Blätter in seiner Hand. Seine Sekretärin machte sich große Sorgen. Noch nie hatte John einen Termin verpasst, geschweige denn abgesagt. Sie fragte ihn mehrmals, ob alles in Ordnung sei. John schüttelte sie aber jedes Mal ab und sagte, dass er über ein neues Geschäft nachdenken muss, dass seiner Firma angeblich ein paar weitere Millionen Euro Umsatz pro Jahr verspreche. Seine Sekretärin glaubte ihn und störte John nicht mehr. John überflog die Blätter mehrmals. Er las jeden Buchstaben dreimal. Dann legte er die Blätter vor sich auf den kleinen Glastisch und stand auf. Er ging ein paar Runden in seinem Büro umher, dann stellte er sich an die Glasfassade und starrte hinaus auf die Stadt. Die anderen Hochhäuser wirkten im Vergleich zu der Größe des Gebäudekomplexes, in dem John arbeitet, winzig. John ließ ein wenig seinen Blick schweifen. Er schaute nach unten auf die Autos, die sich durch die Straßen schlängelten und die Fußgänger, die unbeirrt ihres Weges gingen. Dann blickte John in den Himmel. Ein paar Wolken waren zu sehen, aber nichts Besorgnis erregendes. An der Tür klopfte es. John drehte sich um und sagte: „Herein.“ Seine Sekretärin trat ein, mit einem silbernen Tablett in den Händen. Darauf waren eine Tasse Kaffee, ein Glas mit Orangensaft, Besteck und ein Toast Hawaii. Sie ging zum Schreibtisch, stellte das Tablett ab und verbeugte sich leicht vor John. „Guten Appetit.“, wünschte sie ihm noch und verschwand gleich darauf mit einem Lächeln durch die Tür. John seufzte leicht. Er blickte auf seine Rolex. 13.00 Uhr. Er setzte sich an seinen Mahagoni Schreibtisch und nippte an seinem Kaffee. Gemütlich aß er seinen Toast und trank den Orangensaft. Als er fertig war, stand er auf, nahm seinen, noch nicht ganz ausgetrunkenen Kaffee mit und begab sich zur Couch. John fühlte sich müde. Der Schock über den Besucher, der sich als Geschäftsmann ausgab, und dann doch etwas anderes im Schilde führte, hatte ihn sehr mitgenommen. Er stellte seinen Kaffee auf den Tisch und legte sich auf die hellbraune Ledercouch. Er schloss die Augen und schlief sofort ein. John schlief unruhig. Er hatte einen furchtbaren Alptraum. In seinem Traum wurde er verfolgt. Er erkannte seinen Verfolger. Es war Mr. Yang, wenn das überhaupt sein richtiger Name war. Er trieb John in eine Ecke und wollte ihn töten. John riss die Augen auf. Schweißgebadet lag er auf seiner Couch in seinem Büro und atmete schwer. Er atmete tief durch, versuchte sich zu beruhigen und setzte sich aufrecht hin. Seine Kleidung klebte leicht an der Couch. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und ging zu seinem Schreibtisch. Aus der untersten Schublade holte er ein frisches Hemd heraus, das er dort für Notfälle aufbewahrte. Er zog sich um. Anschließend griff er zu seinem Handy. Er drückte die Kurzwahltaste 1 und hielt sich das Gerät ans Ohr. Noch bevor das Telefon ein zweites Mal klingelte, hob jemand ab. „Ist die Leitung sicher?“, fragte eine bissige Stimme an der anderen Ende der Leitung. Sie klang männlich, hatte jedoch einen scharfen Unterton. „Ja, es besteht keine Gefahr.“, versicherte John, bevor er weiter sprach. „Anscheinend ist uns jemand auf die Schliche gekommen. Ein Mr. Yang hatte heute einen Termin bei mir und legte mir unsere originalen Kontoauszüge mit sämtlichen Transaktionen vor.“ John's Stimme klang bedrückt und ein wenig ängstlich. „Beruhigen Sie sich erst einmal.“, riet ihm die andere Stimme langsam. „Er kann uns nichts anhaben. Die meisten Richter sind korrupt und durch ihren Einfluss wird sie niemand anklagen. Aber wir müssen vorsichtig sein. Am besten Sie fliegen morgen Früh gleich nach Paris. Ich habe Ihren Flug gerade gebucht. An unserem vereinbartem Treffpunkt erhalten Sie dann weitere Instruktionen.“ John nickte leicht und antwortete: „Verstanden.“ Die andere Stimme lachte. „Dann sehen wir uns morgen – und sprechen Sie mit niemanden.“ Das Telefon klickte. Der andere hatte aufgelegt. John ließ sich auf seinen Stuhl fallen und legte sein Handy auf den Schreibtisch. Er atmete erleichtert auf. Der Himmel über der Stadt war inzwischen mit schwarzen Wolken bedeckt. Es begann leicht zu tröpfeln. Dann wurde daraus ein sommerlicher Schauer. John sah wieder auf seine Uhr. 19.27 Uhr. Hatte er wirklich so lange geschlafen? Sein Büro wurde immer dunkler, da er das Licht nicht eingeschaltet hatte und der Himmel sich immer mehr verfinsterte. Und Freitags arbeitete John meist bis in die Nacht hinein, damit er am Wochenende nichts mehr zu tun hat. Seine Sprechanlage klickte. John fuhr panisch zusammen. Am anderen Ende meldete sich die sanfte Stimme seiner Sekretärin. „Ich werde jetzt gehen Mr. Malastar. Schönen Abend noch.“ John drückte auf den Gegensprechknopf. „Schönen Abend.“ Diese Worte brachte er nur mit Mühe heraus. Dann lehnte er sich zurück und legte seine Hände auf das Gesicht. Er dachte noch einmal über alles nach. Dem Flug nach Paris, sich mit dem Mann vom Telefon treffen, … Er würde heute früher Schluss machen, das wusste er. Er war zu geschafft. Hinter ihm hämmerten die Regentropfen gegen die große Glasfassade. Es blitzte. Der nachfolgende Donner riss John aus seinen Gedanken. Er ließ seine Hände mutlos auf den Tisch fallen. Er schaute auf die gegenüberliegende Wand und betrachtete die Tür. Es blitze nochmal. John fuhr erschrocken hoch, stand auf einmal aufrecht und stieß mit seinen Beinen seinen Stuhl nach hinten. Dieser krachte gegen das Glas. John war ganz bleich im Gesicht. Beinahe hätte er geschrien, so hatte ihn der Anblick geschockt. Er wischte sich über die Augen. „Das....das kann nicht sein....das muss ein übler Traum sein....“, stotterte er. Er war sich sicher, dass er nicht träumte, aber was war es dann? Er kniff die Augen ein wenig zusammen. Es blitze noch einmal und da war es wieder. Instinktiv duckte sich John und verkroch sich unter seinen Schreibtisch. Für das, was er gesehen hatte, fand er keine logische Erklärung – Bei dem Blitz wurde der ganz Raum erhellt. Der ganz Raum, bis auf einen Schatten, der auf die Eingangstür geworfen wurde. Genau dort, wo Mr. Yang das Büro betrat. Doch John war sich sicher, dass es nicht sein eigener Schatten war. Er stand dazu zu weit entfernt. John nahm allen Mut zusammen und kroch unter dem Schreibtisch hervor. Er stand auf und lief zur Tür. Er drückte die Klinke und zog an der Tür. Er wurde leicht panisch, als sie sich nicht öffnen ließ. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Dann fiel ihm ein, dass man sie nach außen öffnen muss. Er stieß die Tür auf und stolperte nach draußen in den Flur. Hinter sich knallte er die Tür zu. John lehnte sich an die Tür und atmete tief durch. Sein Herz raste. Jetzt, da er im hell beleuchteten Flur stand, beruhigte er sich wieder langsam. Sein Blick wurde entspannt und er beschloss nach Hause zu gehen. Er ging zum Fahrstuhl, doch er schaute ein paar Mal über seine Schulter. Er drückte auf den Knopf, um den Fahrstuhl zu rufen. Dann entschied er, dass er doch lieber die Treppe nehmen würde. Der Fahrstuhl war ihm heute zu unheimlich. Er öffnete die Tür zum Treppenhaus. Zum Glück war auch dieses hell erleuchtet, sonst hätte John wahrscheinlich die Nacht im Flur verbringen müssen. Er ging die 18 Stockwerke nach unten. Im Erdgeschoss ging er zum Empfand und verabschiedete sich von Sophie. Sie sah ihn schon von Weitem und winkte ihm zu. „Auf Wiedersehen Mr. Malastar. Schönen Abend noch.“, sagte sie mit einem Lächeln in ihrem Gesicht. „Schönen Abend.“, antwortete John und versuchte krampfhaft zu Lächeln. Er ging durch die Tür hinaus auf die Straße. Es hatte zu regnen aufgehört. So sind Sommergewitter nun mal. Sie sind vorüber, so schnell, wie sie angefangen haben. Der Asphalt strahlte noch seine Wärme ab und machte die Luft ein wenig schwül. Obwohl die Sonne noch nicht ganz untergegangen war, warfen die Hochhäuser schon ihre Schatten auf die Straßen. John machte sich auf den Weg in Richtung Bahnhof. Er ging schneller als sonst. Er wollte sich liebend gerne ein Taxi rufen, aber sein Handy lag noch in seinem Büro. Um keinen Preis in der Welt wollte er jetzt nochmal hinauf laufen. Er hatte außerdem immer ein Ersatzhandy zu Hause. Aber jetzt musste er erst einmal nach Hause und ein wenig schlafen. Dieser Tag war schon genug anstrengend gewesen. Er bog gerade nach rechts in eine Gasse ein und ging ein paar Schritte, als er schon seine Entscheidung bereute. Es war zwar eine Abkürzung, allerdings schirmten die umgebenden Hochhäuser die Gasse vor Sonnenlicht. Die Beleuchtung in dieser Seitengasse war schon angegangen, trotzdem wollte John am liebsten Umdrehen. Doch er fühlte sich verfolgt, so als ob hinter ihm jemand hergehe. Er atmete tief durch und ging stur weiter. Sein Herz schlug schon etwas schneller. Er hatte schon etwas mehr als die Hälfte des Weges hinter sich, als plötzlich am Ausgang der Gasse ein schwarz gekleideter Mann stand. Er bewegte sich nicht und schien auf etwas zu warten. John blieb abrupt stehen. Sein Herz begann zu rasen. Er drehte sich kurz um und schaute dann wieder zurück zum Ausgang. John bekam eine Gänsehaut. Der Mann war verschwunden. Erleichtert ging John weiter. Die Beleuchtung der Gasse begann zu flackern. John blickte nach oben auf die schon alte Straßenlaternen. Dann erloschen sie. Eine nach der anderen. John bekam fast einen Herzinfarkt. Er stand nun ganz allein in einer dunklen Gasse. Plötzlich hörte er hinter sich ein Geräusch. John fuhr herum und sah den dunklen Mann nur etwa zehn Meter hinter sich stehen. John's Körper wurde von Adrenalin durchflutet. Er drehte sich blitzschnell um und lief los. Er hatte den Ausgang schon fast erreicht, als der Mann aus dem Nichts vor ihm auftauchte. Der Mann stieß mit der Handfläche gegen John's Brust. John flog nach hinten und krachte mit dem Rücken gegen einen Müllcontainer. John bekam keine Luft mehr. Er schlang seine Arme um die Brust und keuchte. Ihm wurde leicht schwarz vor den Augen. Er schaute sich, so gut es ging, um. Und er sah niemanden. Keinen schwarz gekleideten Mann. Er blieb noch ein paar Minuten liegen und rang nach Luft. Dann stand er auf und machte zwei Schritte vorwärts. John wurde von der Seite gepackt und mit dem Rücken gegen die Wand gedrückt. Jetzt sah er seinen Angreifer. Der Angreifer war in einen schwarzen, eng anliegendem Neoprenanzug gehüllt. Er trug schwarze Stiefel und schwarze Lederhandschuhe. Zusätzlich hatte er eine schwarze Sonnenbrille, die das Gesicht von John in ihren Gläsern spiegelte. John sah den Mann voller Furcht an. „Was...was wollen Sie?“, röchelte John. „Sie wissen genau, was ich will.“, antwortete der Mann. John erkannte die Stimme. Es war die von Mr. Yang. „Mr. Yang.“, sagte John höflich, „wir können gerne neu verhandeln. Unsere Rendite werden....“ Der Mann fiel ihm ins Wort. „Ich bin nicht Mr. Yang. Und ich bin nicht interessiert an ihren Geschäften.“ Der Mann drückte John fester gegen die Wand. John bekam kaum noch Luft. „Ich bin gekommen, um ihre Seele zu holen.“ Der Mann lachte ein tiefes Lachen. John's Herz setzte kurz aus, und raste dann. Sein Blut gefror ihm in seinen Adern. Seien Pupillen wurden groß. „Nenne mich deinen schlimmsten Alptraum.“, sagte der Fremde. Mit seiner freien Hand nahm er seine dunkle Sonnenbrille ab und lies sie fallen. John wich sein Blut aus dem Gesicht, beim Anblick seiner Augen. Die Iris des Fremden waren blutrot. „Was bist du?“, keuchte John. „Ich bin ein Dämon.“, hauchte der Fremde. Er griff mit seiner Hand auf den Rücken. Dann zog er ein Wakizashi, ein japanisches Kurzschwert, heraus. Er hielt es John an die Kehle. „Noch ein letztes Gebet?“, fragte der Dämon. Doch bevor John noch antworten konnte, zog der Dämon sein Wakizashi durch John's Kehle, wie durch Butter. Der Dämon ließ John los und trat einen Schritt zurück. John's lebloser Körper sank zu Boden. Eine Blutlache bildete sich um seinen Leichnam. Der Dämon nahm ein Tuch, wischte sein Wakizashi sauber, ließ es in seine Hülle gleiten, nahm eine neue Sonnenbrille aus einer Tasche und ging seelenruhig davon. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)