Twilight - Die Neuen von Pijara ================================================================================ Kapitel 17: Die Vision ---------------------- „Verdammt!“ Alice sprang so rasch auf, dass Maya vor Schreck zusammenzuckte. Verstört blickte sie sie an. „Was ist los?“ Doch statt zu antworten, raste Alice durch das zerstörte Fenster in den Wald hinein, gefolgt von Edward, Emmett, Jasper und Rosalie. Carlisle blickte ihnen hinterher und drückte dabei Esme fester an sich. Maya runzelte die Stirn „Was haben die denn plötzlich?“ Unsicher blickte Dr. Cullen sie an und seufzte. „Joe und Angel stecken in Schwierigkeiten.“ „Die Erlöser?“ Maya war aufgesprungen und griff nach seinem Ärmel. „Sind es Die Erlöser?“ Zu ihrer Überraschung schüttelte der Arzt den Kopf. „Nein … die nicht.“ „Aber … was dann?“ „Das Rudel.“ Maya verstand nur Bahnhof. Das Rudel. Was meinte er damit? „Was für ein Rudel?“ Doch bevor Carlisle antworten konnte, zerriss ein unmenschliches Jaulen gefolgt von einem wütenden Knurren die Stille. Maya sog scharf die Luft ein und taumelte auf das Fenster zu. Eine Sekunde lang rauschten die Geräusche des Waldes durch ihren Kopf, begleitet von dem wütenden Knurren und dem gequälten Jaulen, bevor ihr Blick von Leere erfüllt wurde. Carlisle bemerkte Mayas Ausfall als Erster. Alarmiert blickte er auf, als sie einfach in sich zusammensackte und ihr Herzschlag einfach aussetzte. Esme schnappte nach Luft, während Carlisle rasch neben dem leblosen Mädchen in die Knie ging. Joe und Angel sprangen gleichzeitig auf. Glühende Augenpaare beobachteten sie und nahmen nach und nach Formen und Gestalt an. Joe knurrte. Ein bedrohliches Knurren, das ihr tatsächlich Angst machte. Sein Arm schob sich um ihre Taille und zog sie hinter sich. Angel zitterte. Werwölfe. Wenn es etwas gab, womit sie sich im Leben nicht anlegen wollte, dann waren es Werwölfe. Sie wäre zwar in der Lage, sich gegen sie zu wehren, aber man musste sein Glück auch nicht unbedingt herausfordern. „Joe, lass uns verschwinden. Bitte!“ „Das würden wir niemals schaffen.“ „Und was machen wir dann?“ „Ganz ruhig. Es ist nichts passiert, was einen Angriff durch sie rechtfertigen würde.“ Doch offenbar lag er mit seiner Vermutung ziemlich daneben, denn einer der Wölfe, der Größte unter ihnen, setzte zum Sprung an. Seine Zähne waren gefletscht und Geifer tropfte aus seinem Maul. Angel vergrub ihr Gesicht zwischen seinen Schulterblättern, als eine Sekunde später ein scharfer Schmerz durch ihren Körper raste. „Maya.“, stieß sie hervor und dann wurde alles schwarz. Jasper und die anderen hatten sich um Angel versammelt, die bewusstlos auf dem Erdboden lag. Ein Knurren und Fauchen erfüllte die kleine Lichtung und wurde von wildem Gejaule beantwortet. „Jacob, bitte! Komm wieder zur Vernunft!“, rief Edward laut und richtete sich in einer anmutigen Bewegung zu seiner vollen Größe auf. Joe, der noch immer über Angel kauerte, fauchte erneut, als Jacob sich langsam seinem jüngeren Bruder näherte. Jacob antwortete mit einem lauten Knurren. „Nein! Nicht!“, rief Edward und brachte Joe mit einer scharfen Geste zum Schweigen. Wenn auch nur widerwillig verstummte der Vampir, hatte aber immer noch die Zähne gefletscht und ließ Jacob keine Sekunde aus den Augen. Rosalie, Emmett, Jasper und Alice hielten unterdessen die restlichen Wölfe in Schach, die sich bis auf ein paar Meter genähert hatten. Ihre glühenden Augen waren auf Joe gerichtet, der Angel fest an sich drückte. So einfach würde er es ihnen nicht machen. Und dann nahm der Anführer – Jacob – seine menschliche Gestalt an, verwandelte sich vor seinen Augen zurück. Joe runzelte die Stirn. So etwas war ihm noch nie untergekommen. Edward stieß zischend die Luft aus. „Danke, Jacob.“ „Das hat noch lange nichts zu bedeuten!“, wischte dieser seine Bemerkung beiseite und funkelte Joe an. „Sag mir lieber, wer das ist und was er vorhat!“ Joe knurrte. „Das ist Joe! Mein Bruder.“ „Sieh einer an. Ich dachte, Vampire untereinander sind generell Brüder.“ „Er ist mein leiblicher Bruder.“ „Älter oder jünger?“ „Älter.“ Jacob grinste boshaft. „Ich hätte glatt auf das Gegenteil getippt.“ Joe fauchte laut, was mit einem bedrohlichen Knurren der übrigen Wölfe beantwortet wurde. „Ruhe!“, riefen Jacob und Edward gleichzeitig und augenblicklich kehrte wieder Stille ein. „Er hat das Mädchen bedroht!“, fuhrt Jacob fort und deutete auf Angel, die immer noch bewusstlos in Joes Armen lag. Edward schüttelte den Kopf. „Das würde er niemals tun. Angel ist sicher, das schwöre ich dir.“ „Und das soll mir als Garantie reichen?“ „Du hast mein Wort.“ Ein Knurren zu Edwards Rechten durchbrach die Stille und Jacob nickte wie zur Zustimmung. „Er hat vollkommen Recht! Du hattest auch geschworen, immer gut auf Bella und Renesmee zu achten!“ Ein bitterer Schmerz flackerte in Edwards Augen auf und trübte sein Blickfeld. Jasper und Emmett knurrten bedrohlich und funkelten über ihre Schultern hinweg Jacob an, der mit finsterer Miene Edward beobachtete. „Das war nicht nötig, Jacob!“, fauchte Jasper und wandte sich schließlich gänzlich dem Werwolf zu. „Was damals passiert ist, ist nicht Edwards Schuld!“ „Soll das heißen, Bella war selbst Schuld!“ „Niemand war es! Aber wenn du unbedingt jemandem die Schuld in die Schuhe schieben möchtest, dann nimm dir die Volturi vor. Immerhin waren sie es, die …“ Jasper sprach nicht weiter. Jacob lachte freudlos. „Du drehst dir das aber ganz schön zurecht, Reißzahn!“ „Glaub nicht, dass du der einzige bist, dem die Sache nahe geht! Uns hat es auch tief getroffen!“ „Merken tut man das nicht!“ „Nur weil sie nicht jeden Abend den Mond anheulen, muss das noch lange nicht heißen, dass sie nicht trauern!“, ging Joe dazwischen, der sich mittlerweile erhoben hatte und Angel in den Armen hielt. Jacobs Augenbrauen zogen sich zusammen. „Lass sie los!“ „Ich werd ihr schon nichts tun!“ „Wer garantiert mir das?“ „Ich selbst!“ „Na wenn das alles ist…“ „Jacob, bitte! Glaub mir einfach, dass Joe ihr nichts tun wird! Dazu wäre er nie imstande!“ „Ich nehme an, weil er so mächtig in sie verliebt ist, richtig?“ „Und weil sie ohne Probleme dazu in der Lage wäre, sich zu wehren!“ Mit einem Anflug von Freude bemerkte Joe, wie Unsicherheit in Jacobs Augen aufblitzte. „Was meinst du?“ „Sie ist nicht völlig wehrlos.“ „Was außer einem Vampir oder einem Werwolf soll in der Lage sein, sich gegen einen Vampir zu wehren?“, fauchte Jacob und verschränkte herausfordernd die Arme vor der Brust. Joe grinste böse. „Jemand, der auch für euch zum Alptraum werden könnte.“ „Ein Vampir!“, stieß Jacob verächtlich hervor, was eine neues Knurr- und Jaulorchester auslöste. Joe schüttelte anmutig den Kopf. „Sie ist kein Vampir! Sie ist durch und durch ein Mensch!“ „Was ist sie?“, schrie Jacob außer sich und begann zu zittern. Mit einem Mal schien er um einige Zentimeter zu wachsen, sein Gesicht verformte sich leicht und bildete bereits den Ansatz einer Wolfsschnauze, als er sich wieder beruhigte und seine menschlichen Gesichtszüge wieder annahm. Edward warf über seine Schulter hinweg einen weiteren Blick auf Angel, ehe er antwortete. „Sie ist die Jägerin.“ Verwirrt blickte sich Angel um, bis sie Maya entdeckte, die einige Meter von ihr entfernt am Rand einer Klippe stand und wie apathisch in die Tiefe starrte. „Maya!“ Keine Reaktion. Angel zuckte mit den Schultern und ging auf ihre Freundin zu. Um sie herum herrschte eine beunruhigende Finsternis, die nur durch ein bedrohliches feuerrotes Licht unterbrochen wurde. Verdorrte Bäume säumten ihren Weg. Eine trockene Ödnis, die sie ein wenig an die Hölle erinnerte. Endlich hatte sie ihre Freundin erreicht und legte ihr vorsichtig eine Hand auf die Schulter. „Maya?“ „Es ist so dunkel.“ Mayas Stimme war tonlos und nur noch ein Flüstern. Ein Flüstern, das Angel an Sandpapier erinnerte. „Na ja … strahlende Helligkeit herrscht nun wirklich nicht, aber … siehst du überhaupt nichts?“ „Nur sie.“, antwortete das Mädchen und deutete in die Ferne. Angel runzelte die Stirn. Zu sehen war nichts. „Da … da ist doch nichts.“, widersprach sie. „Aber da wird es sein.“ „Maya, langsam machst du mir Angst.“ „Angst macht vorsichtig! Und ohne Angst gibt es keinen Mut.“ Angel fuhr sich verstört durch das Haar. „Maya, bitte! Was ist los mit dir?“ „Die Schlacht ist nicht mehr weit entfernt.“ „Schlacht? Was für eine Schlacht denn?“ „Die alles entscheidende Schlacht.“ Angel schüttelte den Kopf. Was ging hier vor? Und dann vernahm sie das Knacken – und Schritte. Weit entfernt und doch nah genug, um die Verantwortlichen zu erkennen. Aus der tiefen Dunkelheit vor ihr, weit unten in der Schlucht tauchten sie plötzlich auf. Hunderte von Vampiren mit tiefrot glühenden Augen, gefletschten Zähnen und einem mehr als nur hungrigen Ausdruck in den Gesichtern. Ihre Blicke waren nach oben gerichtet, direkt auf Angel und Maya, die noch immer am Rand der Klippe standen und fassungslos hinabstarrten. Eine Armee von Vampiren, die sich ihnen näherte. Angel griff nach Mayas Hand. Sie war eiskalt und vollkommen leblos. „Maya!“ Maya reagierte nicht. Angel zerrte an ihrer Hand, um zu verschwinden, doch ihre Freundin rührte sich keinen Millimeter. Verängstigt blickte sie das Mädchen an und erstarrte. Mayas Augen waren blind, milchig. Das Haar hing stumpf und kraftlos an den Seiten herab. Und nach und nach fiel auch ihre gesamte Erscheinung in sich zusammen und zerbröselte zu Staub. Angel schrie. „Sie kommt zu sich.“ „Hast du den Herzschlag wieder?“, fragte Esme und seufzte erleichtert, als Carlisle nickte. Noch immer hielt er Mayas Handgelenk fest und prüfte ihren Puls, der immer mehr an Kraft zunahm. Das beruhigende monotone Schlagen ihres Herzens beruhigte ihn sofort. „Was war denn los?“ Carlisle zuckte mit den Schultern. „Das kann ich dir auch nicht sagen. Sie war … einfach weg.“ „Aber … Maya ist doch gerade mal … ein Herzinfarkt in dem Alter?“ „Das war kein Herzinfarkt.“ „Was dann?“ „Ich weiß es nicht.“ Und in seinen Augen konnte Esme erkennen, dass er wirklich nicht die leiseste Idee hatte… „Ruhig, Angel! Ganz ruhig! Alles okay!“ Joe drückte Angel an sich und strich ihr beruhigend über das Haar, während sie langsam und allmählich mit dem Schreien aufhörte. Das Rudel Werwölfe kauerte sprungbereit am Boden und knurrte unablässig. „Angel, bitte! Beruhige dich wieder!“ Joe schob sie ein Stück von sich weg, umklammerte aber noch immer ihre Schultern, während er ihr fest in die Augen sah. „Es ist alles in Ordnung.“ Einen Moment lang herrschte Schweigen. Das Knacken von Ästen und das Gezwitscher von Vögeln umgab sie und eine leichte Briese zog durch die Lichtung. Joe seufzte erleichtert und zog Angel wieder in seine Arme. „Siehst du. Es ist alles okay.“ „Was war denn plötzlich los?“, fragte Rosalie, die mit dem Rücken zu Joe stand und noch immer argwöhnisch das Wolfsrudel beobachtete. „Ich weiß es nicht. Aber wir wollten sie zurückbringen. Ich hab das Gefühl, das war nur die Spitze des Eisberges. Edward, kannst du hören, was sie gerade beschäftigt?“ Zerknirscht schüttelte dieser den Kopf. „Sie blockiert mich.“ Nicht nur Joe horchte alarmiert auf. Jasper, Emmett und Alice blickten ihn ebenfalls geschockt an. „Sie blockiert dich?“, fragte Jasper stirnrunzelnd und warf Angel wieder einen beunruhigten Blick zu. „Irgendetwas … hält mich momentan davon ab, ihre Gedanken zu hören.“ Das Schweigen, das daraufhin folgte, war noch unangenehmer als vorher. „Und die Wölfe?“, fragte Joe so leise, dass es ein Wunder war, dass Edward ihn überhaupt hatte hören können. Edward wandte sich an Jacob, der dem grauen Wolf neben sich einen kurzen Blick zuwarf. Der legte den Kopf schief und knurrte sofort. Jacob zuckte mit den Schultern. „Offenbar hat er das gleiche Problem.“ Joe schüttelte aufgebracht den Kopf und hob Angel auf. „Dann geht es halt nicht. Ich bringe sie zu…“ Überrascht stutzte er. Auch Edward runzelte die Stirn und blickte auf Angel. Es war schwach gewesen, doch er war sich sicher, dass sie etwas gesagt hatte. Joe blickte auf Angel hinab. „Was hast du gesagt?“ Es dauerte einen Moment lang, bis sie das leise Wimmern vernahmen. „Maya…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)