Twilight - Die Neuen von Pijara ================================================================================ Kapitel 4: Angels Aufruhr ------------------------- Es war nur ein weißer Schemen und sie spürte auch nur einen raschen Luftzug und doch erfüllte es sie plötzlich mit Hoffnung. Und von einer Sekunde auf die andere war der Vampir verschwunden. An seiner Stelle stand Jasper. Seine Augen funkelten und wie ein Raubtier kauerte er ebenso anmutig vor Angel, um sie zu beschützen. Mayas Blick fuhr zur Seite. Direkt neben ihr hockte Edward. Seine Augen glühten ebenso heftig wie Jaspers und mit gebleckten Zähnen blickte er knurrend in die Dunkelheit. Einzig Angels keuchender Atem war zu vernehmen, während sie mit gequältem Blick versuchte, ihre Lungen mit Luft zu füllen. Jasper zögerte eine Sekunde, befand dann die Lage allerdings als ungefährlich und wandte sich Angel zu, die langsam wieder zu Boden glitt und sich auf die Seite kauerte. Ihre Beine hatte sie bis an die Brust gezogen in der Hoffnung, den Schmerz dadurch zu betäuben. Jasper näherte sich ihr langsam und strich ihr schließlich vorsichtig das verirrte Haar aus dem Gesicht. Stirnrunzelnd betrachtete er ihr Gesicht, zeichnete ihr Profil mit seinem Zeigefinger nach und horchte dann plötzlich auf. Mit einer fließenden und unglaublich schnellen Bewegung wirbelte er herum und ein ohrenbetäubendes Krachen machte Maya klar, dass er sich dem fremden Vampir in die Bahn geworfen hatte. Seinen Platz an Angels Seite nahm Emmett ein, der kurz darauf von Alice und Rosalie abgelöst wurde und sich gemeinsam mit Edward, der erst von Mayas Seite wich, als Esme neben ihr erschien, in den Kampf einmischte, um Jasper beizustehen. Maya beruhigte sich endlich, doch zu ihrem Pech bedeutete das auch, dass sie sich endlich des grauenhaften Schmerzes bewusst wurde, der sich in ihrem Körper ausgebreitet hatte. Esme warf ihr einen besorgten Blick zu und half ihr schließlich so vorsichtig auf die Beine, dass Maya keine zusätzlichen Schmerzen fühlte. „Mach dir keine Sorgen, jetzt wird alles gut.“ „Er war … plötzlich wie aus dem Nichts da. Und…“ Esme drückte sie vorsichtig an sich und strich ihr beruhigend über das Haar. „Ganz ruhig.“ Erst jetzt bemerkte Maya, dass sie wie verrückt zitterte und mühsam versuchte sie, sich ein wenig zu beruhigen. Zu ihrer Überraschung gelang es ihr tatsächlich. Besorgt blickte sie hinüber zu Angel, die sich noch immer auf dem Boden wand. Alice und Rosalie waren offenbar unschlüssig, wie sie reagieren sollten, denn sie blickten zu ihnen hinüber und zuckten mit den Schultern. Ein furchtbares Brüllen durchbrach ihre Gedanken und ließ sie verschreckt aufblicken. Nur verschwommen konnte sie den Umriss des Vampirs ausmachen, der zwischen den Bäumen verschwand. Edward warf Jasper und Emmett einen kurzen Blick zu und setzte zur Verfolgung an, doch ein lautes und bestimmendes Nein hielt sie zurück. Maya sah sich nach der Ursache um. Ein blonder, hochgewachsener, junger Mann hockte plötzlich neben Angel, doch sein Blick war auf Edward und seine Brüder gerichtet. „Ihr könnt euch später noch um ihn kümmern.“ „Aber…“ „Edward, bitte! Wir haben jetzt andere Sorgen. Mayas rechter Arm ist mehrmals gebrochen und ich schätze, dass ihre Gehirnerschütterung auch nicht ohne ist. Angels Rippen sind komplett zertrümmert und wenn ich sie nicht ins Krankenhaus bringe, dann wird es bald keine Jägerin mehr geben.“ Maya legte die Stirn in Falten. Stand es tatsächlich so schlecht um ihre Freundin? An Esmes schützenden Armen vorbei warf Edward Maya einen forschenden Blick zu, was Dr. Cullen offenbar nicht entgang. „Edward, bring Maya sofort ins Krankenhaus. Bleib bei ihr und beschützte sie. Ich fürchte, dass er nicht so leicht aufgeben wird. Jasper, Emmett, Alice… ich brauche eine Trage. Rosalie, du und Esme bringt mir so schnell ihr könnt meinen Koffer von Zuhause!“, wies er seine Anhängsel an, die sofort den Befehlen folgten. In der Zwischenzeit wandte sich Dr. Cullen an Angel. „Hör mir zu, Angel! Ich will, dass du dich jetzt ganz vorsichtig auf den Rücken legst, ich helfe dir dabei.“ Angel war kurz davor zu widersprechen. Ihr Widerwille, sich von Vampiren helfen zu lassen, regte sich sofort, doch zu ihrer Bestürzung musste sie sich klar machen, dass sie keine Wahl hatte, wenn sie lebend aus diesem Wald herauskommen wollte. Mühsam stützte sie sich mit den Armen auf dem Boden ab und ließ sich langsam absinken. Ein glühendheißer, stechender Schmerz schoss durch ihren Oberkörper und nahm ihr die Luft. Krampfhaft biss sie die Zähne zusammen und seufzte erleichtert, als Dr. Cullen mit der linken Hand ihren Rücken stützte, die rechte Hand um ihren Nacken legte und ihr somit weitere Schmerzen ersparte. Mit dem Blick eines Profi erfasste er ihre momentane Lage und blickte sich dann um. Alice, Jasper und Emmett waren verschwunden. Ebenso Esme und Rosalie. Einzig Edward stand noch auf der Lichtung und blickte unsicher zu ihm hinüber. Maya stand abseits da und unterdrückte mühsam das Zittern, das sie erfasst hatte. Noch immer hielt sie sich ihren gebrochenen Armen, während stumme Tränen über ihre Wange rannen. Carlisles Augenbrauen zogen sich zusammen. „Edward!“, zischte er wütend, was offenbar den Ausschlag gab. Edward straffte sich, hob Maya auf und sauste davon. Carlisels wandte sich wieder Angel zu, die krampfhaft nach Luft schnappte. „Warum … helfen Sie mir?“, knurrte sie abgehackt, doch der Arzt schüttelte den Kopf. „Rede jetzt nicht! Und wenn du den Drang verspürst zu husten, versuche es zu unterdrücken, okay?“ „Aber …“ „Glaub nicht, dass ich nicht Mittel und Wege finde, dich zum Schweigen zu bringen! Kein Wort!“, drohte der Vampir, was sie augenblicklich verstummen ließ. Nur schattenhaft flog Mayas Umgebung an ihr vorbei, während sie sich mit dem linken Arm an Edward festkrallte. Den rechten Arm hatte sie sicher und unter Schmerzen an ihren Körper gepresst. „Ist … ist der Kerl noch immer hinter uns her?“, fragte sie zitternd, hob den Kopf und betrachtete Edward forschend. Doch zu ihrer Bestürzung antwortete er nicht. „Ist Angel denn nicht immer noch in Gefahr?“, rief sie und versuchte dabei, ihre Angst so gut wie möglich unter Kontrolle zu bringen. „Carlisle kümmert sich um sie.“, antwortete er, als wäre ihre Frage damit beantwortet. Maya funkelte ihn wütend von der Seite an. „Das soll alles sein? Verdammt nochmal, Angel ist meine beste Freundin! Würdest du mir endlich sagen, was …“ „Angel kann sehr gut auf sich selbst aufpassen.“ „Dieser Typ hat ihr mehrere Rippen gebrochen. Wie soll sie da imstande sein, sich zu wehren?“ „Ich weiß, dass es schwer ist, aber du solltest du dich jetzt erst einmal auf dich konzentrieren.“ „Aber …“ „Maya, bitte!“ Für einen kurzen Moment blieb er stehen und blickte ihr tief in die Augen. Eine Gänsehaut kroch über ihren Rücken und ohne es zu wollen, machte ihr Herz plötzlich rasende Sprünge. Wenn er sie auf diese Art und Weise ansah, dann war es schwer, ihm nicht zu glauben. „Vertraue mir, ja?“ Ein ziemlich abgehacktes Nicken war die Antwort und sofort schoss er wieder davon. In der Zwischenzeit war Rosalie mit Carlisles Koffer zurück. Rasch und mit der präzisen Erfahrung, die man sich nur durch jahrelange Praxis erarbeiten konnte, zog er eine Morphiumspritze auf und versuchte, Angel das Mittel einzuspritzen. Zu seiner Überraschung prallte die Spitze von ihrer Haut ab. Verdutzt blickte er die zerbrochene Spritze an. „Interessant.“ Sein Blick fiel auf Angel, die zu zucken begann. „Kratzer scheinst du demnach auch nicht so leicht zu kriegen.“, bemerkte er und stieß einen zischenden Fluch aus, während sie sich immer wieder aufbäumte. Rosalie war einen Moment lang verunsichert, dann ließ sie sich neben Angel auf die Knie sinken und drückte vorsichtig aber auch bemüht ihre Arme fest zu Boden. Dann wandte sie sich wieder Carlisle zu. „Und nun?“ „Tja … das mit dem Morphium scheidet wohl erst einmal aus.“ „Ist ihre Haut denn so hart?“ Dr. Cullen unterbrach sein Vorhaben und blickte sie kurz an. „Ich schätze … man könnte es mit einem Lichtschutzfaktor vergleichen. Er hält das Schlimmste ab, um sie zu schützen. Ihre Haut ist nicht wie bei uns felsenhart … aber sie ist nicht so leicht zu … beschädigen. Deshalb werde ich mit einer kleinen Nadel wohl nicht so einfach durchkommen.“ „Das bedeutet, sie will jetzt die ganze Zeit über so einen Aufruhr veranstalten?“ „Sie verkrampft, weil sie keine Luft kriegt.“ Carlisle ergriff ihre Schultern und drückte sie zusätzlich zu Boden. „Er hat ihr nicht nur die Rippen zertrümmert, teilweise haben sie sich offenbar auch noch in ihre Lunge gebohrt.“ „Soll heißen?“ „Wenn ich sie nicht bald ins Krankenhaus bringe, um das wieder zu richten, dann …“ „Carlisle!“ Jasper, Emmett und Alice brachen durch das Unterholz. Emmett hatte sich die Trage unter den Arm geklemmt. Eine Sekunde später hatte Jasper Rosalie abgelöst und hielt nun seinerseits Angel am Boden. Sein Blick begegnete ihren Augen und zum ersten Mal zeichnete sich so etwas wie Erkennen in seinem Blick ab. Selbst ihr Geruch weckte eine tiefe Erinnerung an seine Vergangenheit. Ein entfernter Erinnerungsschimmer legte sich über seine Augen, der jedoch sehr schnell wieder verflog, als auch Emmett dazustieß und neben Jasper in die Hocke ging. Alice und Rosalie behielten die Umgebung im Auge. „Die macht ja einen ganzen schönen Aufruhr.“ „Das ist nicht witzig, Emmett!“ „Kannst du ihr kein Morphium spritzen?“ „Der Versuch schlug leider fehl.“ Emmett runzelte die Stirn. „So leicht kannst du eine Jägerin nicht erledigen.“, erklärte Carlisle. „Vielleicht…“ Emmetts rechte Hand wollte sich unter ihren Nacken schieben, doch in dem Moment, als seine kalte Hand ihre Haut berührte, drehte sie durch. Sie durchbrach Jaspers Griff, der überrascht zurücktaumelte, bäumte sich noch einmal auf und schleuderte Emmett zurück. Carlisle hob indes rechtzeitig seine Arme, um ihrem Aufruhr zu entgehen. Jasper kam bereits wieder auf die Beine und presste wieder ihre Arme zu Boden, während Carlisle sich nach Emmett umsah, der, bedeckt mit Zweigen und Blättern, aus dem Gebüsch kam, das gut zwanzig Meter entfernt war. Brummend zupfte er sich die Blätter und Zweige aus den Haaren. „Damit hätten wir wohl auch die Kandidatin für die Olympiaqualifikation im Vampirweitwurf. Und dabei wollt ich nur Spocks berühmten Vulkangriff demonstrieren.“ Dr. Cullen verdrehte die Augen und wandte sich wieder Angel zu. „Ruhig, Angel! Ganz ruhig!“ Doch Angel beruhigte sich nicht. Stattdessen bäumte sich ein weiteres Mal auf und spuckte einen Schwall Blut direkt in das Gesicht des Arztes, der geschockt zurückwich. Maya zuckte zusammen. Das Bild von Angel flackerte immer wieder vor ihren Augen auf. Angel, die sich immer wieder aufbäumte, blau anlief, Blut spuckte, sich gegen Jaspers Griff wehrte. „Sie kommt schon wieder in Ordnung! Mach dir keine Sorgen.“, beruhigte Edward sie, was sie verdutzt aufblicken ließ. „Was meinst du?“ „Ich denke, das weißt du ganz genau.“ Maya runzelte die Stirn. „Hast du … das auch gesehen?“ „Ich hab das gesehen, was du gesehen hast.“ Maya kniff die Augen zusammen. „Du liest Gedanken?“, rief sie schrill. „Schon möglich?“ Der kupferne Geruch von Blut stieg ihnen in die Nase und betäubte ihre Sinne. Instinktiv wichen Emmett, Rosalie und Alice ein paar Schritte zurück, um nicht in Versuchung zu geraten. Jasper, der die Hände zu Fäusten geballt hatte, blieb, wo er war, packte Angels Handgelenke und drückte sie wieder zu Boden. Er biss sich schmerzhaft auf die Zunge, um sich nicht von dem Geruch des Blutes verführen zu lassen. Krampfhaft schloss er die Augen, während er mit gigantischer Kraftanstrengung versuchte, Angel am Boden zu halten. Ein Zittern durchfuhr ihn, als sie erneut Blut spuckte und einige Tropfen sein Gesicht erwischten. Carlisle bemerkte sein Bemühen und war erstaunt, wie gut er sich in der Gewalt zu haben schien. Trotz seines Anfalls schaffte er es, sich nicht in Versuchung führen zu lassen. Er widerstand – und das obwohl er der Jüngste von ihnen war, sich bisher immer mehr als alle anderen bemühen musste, sich zu beherrschen. „Jasper …“ „Ich pack das.“ „Ich schaffe das auch allein.“ Jaspers Augen glühten, als er Carlisle anfunkelte. „Ich kriege das hin!“ Dr. Cullens Augen verengten sich kaum merklich, als ihm Jaspers forscher Ton auffiel. Offenbar lag ihm mehr an Angel, als er bereit war zuzugeben. Maya schleuderte den Kopf nach hinten. „Bring mich zurück!!“, fauchte sie, was Edward jedoch kalt ließ. „Edward, ich meine es Ernst! Bring mich zurück!“ „Der Kerl hat noch nicht aufgegeben.“ „Aber wir müssen Angel helfen. Sie können sie nicht ins Krankenhaus bringen, wenn sie sich so aufführt. Ich muss ihr helfen.“ „Und wie willst du das anstellen?“ Mayas Augen blitzen gefährlich. „Indem ich die Zeit anhalte.“ Edward stoppte. „Emmett, Alice, ich brauche eure Hilfe! Wir müssen sie auf die Trage legen, damit wir sie ins Krankenhaus bringen können.“ Emmetts Augen wurden groß. „Ich soll diese Irre noch mal anheben? Beim nächsten Mal fliege ich nicht nur zwanzig Meter sondern zwanzig Kilometer durch die Luft.“ Carlisle knurrte. „Emmett, bitte! Wenn wir sie nicht innerhalb der nächsten zwanzig Minuten ins Krankenhaus schaffen und uns um die Rippenbrüche kümmern, dann wird sie sterben!“ „Kann nicht Rosalie hel…“ Emmett seufzte. „Na schön.“ Vorsichtig näherten sie sich Angel. Wie eine Verrückte stemmte sie sich immer wieder gegen Jaspers Griff, dem die Anstrengung bereits anzusehen war. „Jetzt weiß ich auch, warum … warum sich die Vampire nie freiwillig mit der Jägerin … anlegen! Die hat eine Kraft … das grenzt ja schon an … Wahnsinn!“, keuchte er und drückte ihre Handgelenke mit seinem gesamten Gewicht zu Boden – ein Fehler. Obwohl ihre Augen vor ein paar Sekunden noch mit einem leichten Schleier bedeckt waren, funkelten sie jetzt wie Diamanten. In diesem Moment funktionierten sämtliche Sinne, die sie so einzigartig machten. Die Schmerzen missachtend kämpfte sie sich auf und schleuderte Jasper meterweit durch die Luft. Alice, Rosalie und Emmett wichen sofort ein paar Schritte zurück, einzig Carlisle blieb und wich ihren Schlägen aus. „Angel … Angel, beruhige dich! Wir wollen dir nur helfen.“ Doch Carlisle drang nicht zu ihr durch. „Was ist mit ihr?“ „Sie bekommt keine Luft. Und außerdem scheint sie eine tiefe Abneigung gegen Vampire zu haben! Anderenfalls würde sie sich bestimmt helfen lassen.“ „So können wir sie niemals auf der Trage transportieren. Da wären Eisenketten nötig, um sie festzuketten.“ „Vielleicht … hilft auch was Anderes.“, erklang hinter ihnen die erschöpfte Stimme eines Mädchens. Überrascht wirbelten die drei herum und blickten auf Maya, die neben Edward stand, sich noch immer den rechten Arm hielt und langsam an ihnen vorbei auf Carlisle zuging. Dr. Cullen funkelte Edward an. „Hab ich nicht gesagt, dass du sie ins Krankenhaus bringen sollst?“ „Sie kann helfen, Carlisle.“ Carlisle runzelte die Stirn, bevor er einen heftigen Schlag gegen die Seite erhielt und zurücktaumelte. Ungewollt musste er zugeben, dass er beeindruckt war von der Schlagkraft, denn selbst nach ein paar Sekunden konnte er noch immer ein schmerzhaftes Pochen in seiner Seite spüren. „Und wie … soll diese Hilfe aussehen?“ Maya lächelte gequält, warf Angel einen raschen Blick zu und schnippte einmal mit dem Finger. Und mitten in ihren wilden Bewegungen … erstarrte Angel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)