Bittersweet Symphony von Pei-Pei (Ich habe dich gefunden – Mein Glück - -Die letzten zwei Kapitel sind da) ================================================================================ Kapitel 12: Eindrücke eines Tages --------------------------------- Es tut mir so unendlich leid, dass ich euch so lange hab warten lassen. Gomen nasai. *verbeug* Leider hatte ich in letzer Zeit wahnsinnig viel zu tun, da ich umgezogen bin. Ich hoffe, ihr könnt mir verzeihen. Als Wiedergutmachung ist dieses Kapitel um einiges länger geworden. Ich hoffe, es gefällt euch. ^^ Liebe Grüße eure Pei-Pei. P.S. Vielen lieben Dank für eure Kommis zum letzten Kapitel *knuffz* Eindrücke eines Tages Ich spürte etwas Warmes auf meiner Nase, weshalb ich diese sofort kraus zog. Unbeeindruckt dessen nahm die Wärme weiter zu. Ich wandte hierauf mein Gesicht in die andere Richtung, ohne meine geschlossen Lider anzuheben. Ich wollte noch nicht richtig aufwachen, wollte diesen Dämmerzustand noch beibehalten. Denn in dem Zustand zwischen Schlaf und Erwachen umhüllte mich sein süßlicher Geruch, der sich schmeichelnd um meine Nase schmiegte noch stärker, als er es sonst schon tat. Ich drückte mein Gesicht tiefer in den weichen Stoff, sog tief die Luft ein, fühlte mich sogleich wie berauscht. Die Wärme kehrte zurück, legte sich dieses Mal auf meinen Rücken. Murrend öffnete ich jetzt doch meine Augen, schloss diese gleich wieder, da das Sonnenlicht, das durch den Vorhang fiel, blendete. Hob diese dann wenige Sekunden später wieder leicht an, beobachtete die Staubflocken, die im Licht tanzten. Sonnenschein in Forks. Kaum zu glauben, aber wahr. Passte sich das Wetter derzeit an meine Gefühlslage an? Wenn ja, so würde Forks einige sehr sonnige Tage bevor stehen. Eine kleine Abwechslung zu dem sonst tristen Grau, was einem vom Himmel her anlächelte. Ich streckte mich, zog die Decke wieder enger um meinen Körper, bevor ich mich leicht drehte, meine Augen durch den Raum schweiften, bis sie fanden, was ich suchte. Einige Meter von mir entfernt lag Edward eingekuschelt auf seiner Couch. Er und ich mussten uns sein altes Zimmer hier in Forks teilen, da Esme gerade dabei war das Gästezimmer zu renovieren und dessen Bewohnung daher derzeit unmöglich war. Obwohl von müssen von meiner Seite aus nicht die Rede war. Ich liebte die Vorstellung jede einzelne Sekunde mit ihm im gleichen Raum zu verbringen. Etwas was ich definitiv nicht so wahrnehmen durfte und doch tat ich es derzeit ohne eine Spur von Reue. Mein eigener Egoismus, diese Tage in vollen Zügen zu genießen war stärker als alles andere. Es war gestern Abend noch vorgeschlagen worden, dass wir ein Mädchenzimmer und Jungenzimmer einrichten könnten. Natürlich stammte dieser Vorschlag von niemand anderen als Alice. Und ich wusste gestern schon, was dabei in ihrem hübschen Köpfchen vorgegangen war. Ich wäre jeden Tag mit einer anderen Frisur herum gelaufen. Alice hätte mich offiziell zu ihrem persönlichen Frisier-Kopf ernannt. Ein kleiner Racheakt dafür, dass ich Truman mitgebracht hatte. Denn wie nicht anders zu erwarten gewesen, wich der Alaskan Malamute gestern Abend fast keine einzige Sekunde mehr von Alice Seite wenn sie den Raum verließ, quetschte sich bei jeder Gelegenheit zwischen meine beste Freundin und ihren Freund. Zeigte Japser was er davon hielt, wenn er Alice in den Arm nahm und ließ der Kleinen der Zwillinge keine ruhige Minute – außer wenn er sich gerade mit einem anderen Familienmitglied beschäftigte. Ich wusste, dass Alice Truman mochte. Das Einzige, was sie störte, war seine überschwängliche Art, die er bei ihr an den Tag legte. Ich empfand aber in diesem Punkt kein Mitleid mit ihr. So spürte sie einmal am eigenen Leib, was sie mir tagtäglich antat. Schließlich glich sich die Art meines Hundes mit der Art meiner besten Freundin in dieser Beziehung wie einem Ei dem anderen. Emmett war dann derjenige gewesen, der meinte, dass er überhaupt keine Lust auf ein Jungezimmer hätte, dem Edward – zu meinem Erstaunen – sofort zustimmte. Ich könnte auch bei ihm schlafen, legte er sogleich noch nach, sah sofort zu mir hinüber, um nachträglich noch meine stumme Zustimmung einzuholen. Und jetzt lag ich hier in seinem Bett. Eigentlich hatte ich gestern darauf bestanden auf der Couch, die in seinem Zimmer stand, zu schlafen. Aber Edward war stur gewesen, hatte mich mit sanfter Gewalt auf sein Bett gedrückt. Ich war nur noch in der Lage gewesen meinem schnellen Herzschlag zu lauschen, das Atmen einzustellen, damit ich nicht durch seinen Geruch völlig den Versand verlor, während ich von der Sehnsucht?!, die mir aus seine Augen entgegen strahlte – als er mich auf das Bett drückte – entwaffnet wurde. Jegliche Kraft war aus meinem Körper gewichen. In diesem Moment war ich wie Wachs in seinen Händen gewesen. Er hätte mit mir tun können was er wollte, ich hätte es geschehen gelassen. Und verdammt ich hatte mir flehentlich gewünscht, dass er tun würde, wonach mir der Sinn stand. Dass er sich einfach zu mir hinunter beugen würde und meine Lippen mit den seinen versiegeln würde. Dass ich ihn schmecken, spüren, fühlen konnte. Ich verzehrte mich nach ihm. Das war der Wunsch meines Herzens. Ein Herzenswunsch, der jedoch ein Wunschtraum bleiben würde. Ein Wunschtraum, der mir genau solche unwirklichen Momente, wie die, in denen Edward Sehnsucht empfinden würde, bescherte. Momente in denen ich Edwards Mimik einfach falsch deutete. Alles andere wäre einfach nur illusorisch. Eine Illusion durch die Mitwirkung meines Herzens hervor gerufen wurde. Mein Verstand wusste um diesen Tatbestand. Die Gier danach linderte er dennoch nicht. Und ich spürte, wie mir die Fäden immer weiter und weiter aus meinen Händen glitten. Krampfhaft versuchte ich meine Finger darum zu schlingen, sie festzuhalten, bei mir. Doch dieser Teil, der dagegen ankämpfte, wurde immer kleiner und kleiner. Schrumpfte in sich zusammen. Mein Verstand zischte mir zu, dass ich dass nicht zulassen durfte. Ich durfte nicht noch einmal zulassen, dass mein Herz die Überhand gewann, wie in dem Moment, in dem Edward mich um eine Chance gebeten hatte. Aber war es nicht das Beste, was ich hatte tun können in diesem Moment? Seit dem hatte sich mein Leben wieder so sehr zum Positiven gewendete, nur weil er wieder bei mir war. Was wäre wenn ich auch jetzt wieder einfach auf die Stimme meines Herzen hören würde? Es einfach tun lassen würde, was es sich wünschte, was ich in meinen Träumen, meinen Fantasien sah? Wenn genau dadurch – durch diesen Entschluss, den ich dadurch fassen würde, meine Welt endgültig von hellem warmen Licht überflutet werden würde. Eine Welt ohne quälende schwarze Schatten. Zweifel begannen an mir zu nagen, während meine Augen über Edwards Silhouette strich. Ich konnte nicht viel von seinem Gesicht erkennen, das tief im Kissen vergraben war und noch von einem Teil der Decke verdeckt wurde. Sein Brustkorb senkte sich gleichmäßig, was mich darauf schließen lies, dass er noch tief und fest schlief, woran bei mir nicht mehr zu denken war. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass wir gerade mal neun Uhr hatten. Aber da ich wusste, dass ich nicht mehr einschlafen würde und in Tagträumen versinken würde – die eindeutig nicht gut für mich wären – wenn ich hier weiterhin liegen bleiben würde, beschloss ich mich dazu aufzustehen. So leise ich konnte, schlich ich mich aus dem Zimmer, wobei ich mich nicht daran hindern konnte, noch einmal aus der Nähe einen Blick auf Edward zu werfen, was meinen Herzschlag sofort wieder für einen Augenblick beschleunigte. Als ich mich geräuschlos durch den Flur in Richtung Treppe bewegte, hörte ich bereits aus der Küche ein gedämpftes Lachen, was immer noch nicht so richtig abgebrochen war, als ich die besagten Raum betrat. Sofort sahen Esme und Carlisle, die zusammen am Küchentisch saßen, auf. „Guten Morgen!“ „Guten Morgen Liebes.“ Esme sprang auf, schloss mich kurz in ihre Arme. Ich liebte diese herzliche Art der Cullens. Um nichts auf der Welt wollte ich diese missen. „Setz dich Bella.“ Carlisle, zog den Stuhl direkt neben ihm ein Stück zurück. Dankbar ließ ich mich darauf fallen. „Gut geschlafen?“, fragte Esme, während sie mir eine Tasse Tee einschenkte. „Ja, sehr gut sogar!“ Esme belegte mich hierauf mit einem wissenden Blick, der mir die Röte ins Gesicht trieb. Gott, wie ich diese Eigenart von mir in bestimmten Situationen doch hasste. Sie sagte jedoch nichts, außer „Sehr schön, dass freut mich.“, gefolgt von einem sanften Lächeln. Die nächste halbe Stunde verbrachte ich damit, mich mit meinen quasi Zweiteltern über alles möglich zu unterhalten. Die ungezwungene Atmosphäre regte einen nahezu an, über Gott und die Welt zu plaudern. Wir wurden erst in unserem nicht abbrechenden Redefluss unterbrochen, als Alice leicht entnervt in die Küche gerauscht kam dicht gefolgt von – wie sollte es auch anders sein – Truman. Ich konnte mir diesbezüglich ein Schmunzeln einfach nicht verkneifen. Um ihre Gefühlslage noch mehr zu unterstreichen, ließ sich die Jüngste der Familie Cullen mehr als nur theatralisch auf ihren Stuhl mir gegenüber sinken, was ihre Eltern dazu veranlasste mit einer Mischung aus Amüsement und Skepsis Alice zu betrachten. Alice überging – wie immer – diese Tatsache und kam ohne zu fackeln gleich zum Punkt. „Bella, mach was!“ Sie bat nicht, sondern forderte. Eigentlich hätte sie rein gar nichts sagen müssen. Allein ihr Blick sprach Bände. „Dir auch einen guten Morgen.“, gab ich gleichgültig zurück, strich Truman über den Kopf, den er mir in den Schoss gelegt hatte. „Bella! Ich schwöre dir, ich mach aus ihm einen Bettvorleger, wenn er mich weiterhin so nervt.“ Ich verdrehte die Augen. Es waren nicht mal vierundzwanzig Stunden vergangen, seit dem ich Truman mitgebracht hatte. Was sollte ich da sagen? Ich musste Alice tagtäglich ertragen. Und an manchen Tagen war dies eine ganz besondere Herausforderung, wenn man bedachte, dass meine beste Freundin meist eine Energie an den Tag legte, bei der man sich selbst fragte, ob sie die Nacht direkt neben einer Steckdose geschlafen hatte. „Alice!“, begann ich. „Dann schenk ihm doch einfach etwas mehr Aufmerksamkeit. Er liebt dich nun mal.“, gab ich beschwichtigend von mir. Sie hob eine ihrer Augenbrauen an, während ihre hellgrünen Augen mich argwöhnisch musterten. Ich hielt ihrem Blick stand. „Wenn du meinst, dass das etwas hilft.“, gab sie nicht gerade überzeugt von sich, klatschte dann aber leicht mit ihrer Hand gegen ihren Schenkel. Sofort war Truman zur Stelle und Alice begann ihn zu graulen, was ihm sichtlich zu gefallen schien. „Guten Morgen, Mom, Dad.“ Esme lachte leise auf, während Carlisle sich kopfschüttelnd wieder seiner Zeitung zuwandte. Allmählich erwachte auch der Rest des Hauses zum Leben und einige Zeit später schwirrten acht Stimmen durch die Küche. Seit dem Frühstück war bereits eine Weile vergangen. Ich sprang gerade frisch geduscht und angezogen die Treppe hinunter und wurde sogleich von Alice bettelnder Stimme empfangen, die jedoch nicht an mich gerichtet war, mir aber sagte, dass sie irgendetwas durchsetzen wollte. Ich lief ins Wohnzimmer, sah Emmett und Rosalie auf der Couch sitzen. Die Zwei beschäftigten sich dem Fernsehprogramm, den Zwillingen in keinster Weise Beachtung schenkend. Japsers saß in direkter Nähe zu Alice auf einem Sessel, schaute entspannt abwechselnd auf den Fernseher, dann wieder auf seine Freundin, die vor ihrem Bruder stand. „Alice!“, ertönte Edwards bereits leicht genervte Stimme. „Warum denn nicht?“, konterte sie. Ok, die beiden befanden sich gerade inmitten einer Diskussion. „Weil ihr von dem gleichen Einkaufszentrum redet wie ich, oder?“ Kritik schwang in seiner Stimme mit. Ich verstand aufgrund dieses Satzes auf Anhieb. Sie sprachen eindeutig vom einzigen Kaufhaus in Port Angels. Und ich wusste auch sofort, auf was Edward mit seiner Aussage hindeuten wollte. Das Kaufhaus in Port Angels war im Vergleich zu den Zentren in Seattle lächerlich, weshalb er Alice Bitte und Begeisterung – die ich aus ihrem Gesicht entnehmen konnte – nicht so ganz nachvollziehen konnte. Aber wenn ich Richtig vermutete, ging es Alice nicht um den bevorstehenden Einkauf, sondern um die Unternehmung selbst. „Bitte Edward!“, zugleich schnappte sie sich den Arm ihres Bruders, schmiegte sich an diesen, hob ihr Gesicht an. Ihre Augen schimmerten leicht. Ein Flehen lag darin, während sie ihre Unterlippe nach vorne schob. Alice fuhr schwere Geschütze auf. Hinter uns begann Emmett in ein amüsiertes Brummen zu verfallen, froh darüber, dass er nicht von seiner kleinen Schwester bearbeitet wurde. Denn er wäre bereits eingeknickt. Edward war da schon der härtere Brocken und das wusste Alice. „Bitte!“ Esme, die alles aus dem Esszimmer heraus beobachtete, hielt sich dezent eine Hand vor den Mund, um ein Auflachen zu unterdrücken. „Alice.“, erklang es von Edward erneut. Der Widerstand bröckelte. Ich wusste, dass meine beste Freundin fast an ihrem Ziel angekommen war und Alice wusste es auch. „Oh bitteeeeee!“ Ohne großartig darüber nachzudenken griff ich nach Edwards anderer Hand, drückte diese leicht. Seine Augen huschten zu mir. Tu ihr den Gefallen, formte ich mit meinen Lippen. Ich konnte den kurzen Kampf in seinen Augen sehen. Unsicherheit und Sorge, die gleichermaßen aufblitzte, was mich dazu veranlasste meine Augenbrauen leicht zusammen zu ziehen. Was hatte das nur zu bedeuten? Ein seltsames Gefühl flackerte kurz in mir auf. Doch schnell klärten sich seine Augen wieder und er seufzte ergeben, was Alice dazu brachte begeistert in die Hände zu klatschen, mich ablenkte. „Wunderbar. Mom, hast du das gehört? Wir sind alle dabei!“, rief sie, während sie trippelnd auf Esme zueilte. Tja und jetzt stand ich hier in dem einzigen Buchladen, den das Einkaufszentrum in Port Angels zu bieten hatte. Die Auswahl war nicht gerade riesig, auch wenn sich das Angebot immerhin über eineinhalb Stockwerke verteilte, was für Port Angels schon eine beeindruckende Menge war. Aufmerksam lief ich durch die Reihen, meine Finger berührten die Buchrücken. Seit dem ich das letzte Mal hier gewesen war, war die Sortierung der Bücher geändert worden. Ich musste zugeben, dass ich derzeit durch das neue System überhaupt nicht durchblickte. Wieso konnte man nicht etwas so lassen, wie es war? Immer diese dämlichen Veränderungen. Obwohl im mancherlei Hinsicht eine Veränderung Wunder bewirken konnte. Im Moment jedoch rief diese Veränderung bei mir eher Frustration hervor. Ich setzte meine Suche fort. „Bella? Bella Swan?“ Automatisch drehte ich mich in die Richtung, aus der die Stimme meinen Namen gerufen hatte und meine Augen begegneten einem grünen T-Shirt, was mir verdammt nah war, etwas zu nah für meinen Geschmack. Perplex zog ich meinen Kopf etwas zurück, wollte aufschauen, als ich die Stimme von neuem vernahm, bevor ich überhaupt dazu kam, mir das Gesicht näher zu betrachten. „Tatsächlich, du bist es.“ Im gleichen Moment schlangen sich bereits zwei Arme um mich, die mich an den mir immer noch fremden Körper pressten. Völlig überrumpelt erstarrte ich umgehend. „Mensch, Bella. Damit hätte ich jetzt überhaupt nicht gerechnet. Es freut mich dich hier zu treffen.“, flötete die Männerstimme freudig weiter und in meinen Kopf macht es Klick. Es gab nur eine einzige Person, die sich mir bisher immer so genähert hatte. Ich schloss kurz meine Augen, atmete tief durch. „Hi, Tyler.“ Zeitgleich legte ich ihm meine Hände auf seine Brust, drückte mich so etwas von ihm weg, um etwas Abstand zu gewinnen und auch zu ihm hinauf blicken zu können. Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen strahlte er mir entgegen, unterbrach seinen Redefluss jedoch nicht. „Stell dir mal vor, gerade vor zwei Tagen hatten wir noch die Rede von dir, und nun stehst du vor mir. Ist das nicht lustig?!“ „Ja, wahnsinnig lustig.“, gab ich von mir, obwohl ich gerade nur Bahnhof verstand, unterdrückte gleichzeitig den Drang meine Augen zu verdrehen. Was meinte er mit “wir“? Und warum ließ er mich nicht endlich los?! Ich hatte noch nie so groß auf dieses Begrüßungsszenario mit herzerweichender Umarmung gefolgt von Bussi links und Bussi rechts gestanden. Die Cullens waren bis jetzt die Einzigen gewesen, bei denen ich diese Sache ohne Gemurre über mich ergehen ließ, es sogar genoss. Und ab und an Tyler, wenn er mich wie jetzt von hinten überfiel. Leider hatte ich noch keine Augen im Hinterkopf, die manchmal ziemlich praktisch sein würden, wie ich jetzt wieder feststellen musste. „Ich bin gespannt, was er sagt, wenn er dich sieht?“, gluckste er, was mir doch etwas Angst machte. „Wen….?“ Doch weiter kam ich nicht, denn Tyler drehte leicht seinen Oberkörper zur Seite, suchte anscheinend eine Person hinter sich und lockerte dabei seinen Griff. Das war meine Chance. Schnell schlüpfte ich aus seinem Griff, bracht eins, zwei Sicherheitsschritte zwischen ihn und mich, während er seine Stimme erhob. „Hey Mike. Sieh mal, wen ich hier entdeckt habe!“ Bitte nicht!, ging es mir noch durch meinen Kopf, doch es war so spät. Kaum dass sein Name gerufen wurde, erschien er: Der fleischgewordene Alptraum meiner letzten Schuljahre. Oder sollte ich eher sagen ab dem Zeitpunkt, ab dem Edward und ich geschiedene Leute gewesen waren. Es war so, als hätte Mike immer nur auf diesen Augenblick – auf die sogenannte Gunst der Stunde - gewartete. Auf den Tag, an dem ich meinen persönlichen Schutzschild verlor. Denn von da an, war ich keine einzige Minute mehr vor seinen Flirtversuchen sicher. Es war wie eine Klette gewesen. Es war ja nicht so, dass ich Mike nicht leiden konnte. Ganz im Gegenteil. Ich mochte ihn sogar sehr als Freund. Und in manchen Sportstunden war ich ihm auch überaus dankbar gewesen, wenn er sich mal wieder ritterlich für mich eingesetzte, mich vor einem fliegenden Ball oder sogar vor der Bekanntschaft mit dem Hallenboden bewahrt hatte. Aber zu meinem eigenen Bedauern hatte Mike Newton nie verstehen wollen, dass es niemals mehr als Freundschaft zwischen uns geben würde. Und ich musste mir eingestehen, dass mir gerade in dem Moment, in dem er mich mit seinen blauen Augen entdeckte, wieder ziemlich mulmig wurde, was sich schlagartig verstärkte, als sich dieses unheilvolle Lächeln – was ich nur all zu gut kannte, sich förmlich in mein Hirn eingebrannt hatte - auf seinem Gesicht bildete, mit dem er mich immer bedacht hatte, wenn er mal wieder mit mir ausgehen wollte. Ich wusste schon gar nicht mehr, wie oft er mich schon in diese Richtung gefragt hatte. Solch mehr als unangenehme Situationen vergaß ich immer so schnell wie möglich wieder. So schnell ich konnte sah ich mich nach einer Rettung um. Aber keiner meiner Freunde war nur Ansatzweise in der Nähe. War überhaupt noch jemand mit mir hier in diesem Laden? Unaufmerksamkeit war in solchen Situationen absolut fehl am Platz, musste ich jetzt zu meinem eigenen Bedauern erkennen. Mit schnellen Schritten kam Mike auf uns zu. Oh Gott! Instinktiv trat ich sofort noch einen Schritt zurück. Links und rechts von mir befanden sich jeweils Bücherregale, so dass ich mit dem Rücken zu einem kleinen Durchgang stand, der durch diese gebildet wurde. Somit hatte ich eine Fluchtmöglichkeit, wenn ich diese in Betracht ziehen musste, was ungemein beruhigend war. „Hi, Bella.“, sprach er, hielt wenige Schritte vor mir inne, steckte sich lässig seine Hände in die Hosentasche und musterte mich ungeniert, was mir doch etwas unangenehm war. Wenigstens kam er nicht auf die Idee, mich umarmen zu wollen. „Na, dass nenn ich doch mal ein Zufall.“ Oh ja, und was für einer, dachte ich sarkastisch. Das schlechte Gefühl in meiner Magengegend nahm zu und ich wusste, dass dies nichts Gutes voraussagte. Warum konnte sich nicht genau jetzt zufällig zu meinen Füßen der Boden auftun und mich verschlucken? So was passierte doch ab und an mal. Da ich jedoch auf ein derartiges Wunder nicht hoffen konnte, begann ich zu sprechen. „Hi, Mike!“ Dabei versuchte ich meine Stimme so neutral wie möglich klingen zu lassen. Nur nicht zu viel Gefühl darin mitschwingen lassen, was nicht falsch zu verstehen ist. Wie gesagt, ich mochte Mike. Er war lieb und nett….. „Du siehst bezaubernd aus.“ - wenn er nicht gerade so etwas von sich gab. Der Startschuss war gefallen und Mike legte ohne Umschweife los. Ich hätte am liebsten laut aufgeseufzt. „Äh…..danke.“ Weiter dazu äußern, wollte ich mich eigentlich nicht, was Mike auch nicht all zu sehr zu stören schien. Stattdessen trat er noch einen kleinen Schritt näher. „Charlie hat mir gar nicht gesagt, dass du dieses Wochenende kommst.“ „Nun ja, es war auch mehr ein Überraschungsbesuch!“, antwortete ich wahrheitsgemäß, froh darüber, dass er mit leichtem Small-Talk begonnen hatte und dass ich meinem Vater von diesem Besuch wirklich nichts gesagt hatte. „Oh, na dann hast du dir ja das ungünstigste Wochenende ausgesucht.“, schmunzelte Mike. Ich hob fragend meine Augenbrauen. Woher wusste er das? „Meine Eltern feiern dieses Wochenende ein großes Fest und hatten Charlie dazu eingeladen. Aber er hat abgesagt und mitgeteilt, dass er seit einigen Wochen bereits einen etwas größeren Angelausflug plant und vor zwei Tagen war er bei meinen Eltern in Laden, hat noch eins, zwei kleine Dinge dafür besorgt.“ „Aha.“, war das einzige, was ich darauf erwiderte, schließlich hatte ich meine Erklärung bekommen. Tyler hatte sich dezent zurück gezogen, begutachtete gerade einige Bücher in einem Regal, während Mike kurz hüstelte, dann wieder seinen Mund öffnete. „Du hör mal, Bella. Ich meine, wenn du jetzt sowieso das Wochenende in Forks bist….. Und nun, da Charlie nicht zu Hause ist, hast du keine Lust auf das Fest zu kommen. Ich meine immerhin besser, als alleine zu Hause zu sitzen. Und wenn es uns dann nicht gefällt, dann können wir ja dann abends noch etwas…..“ Schnell unterbrach ich ihn. „Das ist sehr nett von dir, Mike, aber ich bin nicht alleine.“ Gott, warum hatte ich das jetzt gesagt? Warum hatte ich nicht gesagt: Es tut mir leid Mike. Aber ich habe kein Interesse. Aber nein, ich war mal wieder zu sehr darauf bedacht, seine Gefühle nicht zu verletzen. Das wäre nicht der erste Korb gewesen, den Mike in seinem Leben erhalten hätte. Zumindest von mir war es zwischenzeitlich gewohnt. Und es hatte seinem Ego bis jetzt nichts antun können, was ich gerade aufs Neue feststellen konnte. Verfluchte Diplomatie. „Ach ja?“, frage Mike sofort neugierig nach. War ja klar, dass das jetzt kommen musste. „Hast du einen Freund?“, setzte Tyler hinzu. Na dafür, dass er die ganze Zeit interessiert Bücher betrachtete hatte, hatte er aber doch sehr genau aufgepasst. Sollte ich einfach ja sagen? Das wäre wirklich eine schöne Lösung. Sehr verlockend. Aber um ehrlich zu sein, hatte ich keine Lust darauf, zu einem Gesprächsthema in Forks zu werden, zu dem Charlie dazu noch ständig gelöchert werden würde. Und mein Dad würde sich bedanken, wenn er plötzlich über den frei erfundenen Freund seiner Tochter berichten müsste. „Weist du, Mike, ich…….“ Doch weiter kam ich nicht, denn in diesem Moment näherte sich mit der wunderschönsten Stimme meine Rettung. „Ich hab es, Bella. Aber ich weiß echt nicht, warum du dir diesen Schinken wieder kaufen willst. Nach deiner alten Ausgabe zu urteilen, musst du doch jede Seite schon in- und auswendig können. Ich……“ Edward verstummte sofort, als er die Gesellschaft bemerkte, in der ich mich befand. Unglaube spiegelte sich sofort in Mikes sowie auch Tylers Blick, der von mir zu Edward und wieder zurück wanderte. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper. Brrr. Schlagartig war die Temperatur um zehn Grad gefallen. Mikes Augen hatten sich leicht zusammengezogen, während Tylers Gesichtszüge sich verhärteten. Nach der damaligen Prügelei waren die Fronten zwischen den beiden ziemlich verhärtet gewesen – ich korrigiere mich – sie waren es immer noch. Und da Tyler Mikes bester Freund war, nahm er diese Sache Edward ebenfalls äußerst übel. Obwohl man erwähnen muss, dass Edward und Mike sich nie richtig leiden konnten. Zwischen den beiden hatte schon immer eine gewisse Antisympathie bestanden, die je älter wir wurden, immer größer geworden war. „Hallo, Mike. Tyler.“ Edward trat direkt neben mich, nickte den beiden zu. Er war darauf bedacht, seine Stimme freundlich zu halten. Von ihrer Seite kam nichts. Tyler verschränkte demonstrativ seine Arme vor der Brust, lies ein leises Schnaufen verlauten und funkelte böse in Edwards Richtung, was diesen überhaupt nicht zu stören schien. Mike hingegen musterte noch einmal Edward, fast so, als würde er eine Erscheinung haben, bevor er wieder mich fixierte. „Du und Cullen?“ Argwohn lag in seiner Stimme. „Hast du etwas dagegen?“, erklang die mir liebste Stimme. Und auch wenn ich diese Facette der Stimme kannte, entging mir nicht die Drohung, die darin mitschwang. Dieser Unterton war mir völlig fremd, hatte ich noch nie gehört. Verwundert sah ich auf, betrachtete mir seine Gesichtszüge genauer. Auf den ersten Blick wirkte er völlig entspannt. Doch wenn man genauer hinsah, bemerkte man die leichte Anspannung seines Kiefers, seine Augenbrauen hatten sich etwas nach unten geschoben, seine Augen waren wachsam und ein dunkles Funkeln verbarg sich darin. Auch Mike schien dies nicht entgangen zu sein, denn ich bemerkte, wie seine Haltung sich wandelte. Er kurz unsicher wurde, dann seine Körperhaltung straffer wurde. „Nein. Es hat mich nur verwundert, euch wieder zusammen zu sehen.“ Gut, das konnte ich sehr gut nachvollziehen. Nicht einmal ich hatte daran geglaubt, dass es diese Konstellation jemals wieder geben würde. Allen Anschein nach war Mike doch ziemlich aus der Fassung geraten. Und nach seinem Blick zu urteilen, analysierte er gerade bis ins kleinste Detail unsere Bewegungen. Ich konnte ganz deutlich die Frage lesen, die ihm in Leuchtschrift auf der Stirn prangte: Ein Paar? Jetzt würden wir eindeutig das nächste Stadtgespräch sein. Dafür würde Mike sorgen. Was diese Sachen anbelangte, war Mike genauso eine Tratschtante wie seine Mutter. Wie sagte man immer so schön: Der Apfel fällt nicht weit von Stamm. Arme Esme. Wahrscheinlich würde sie bei ihrem nächsten Einkauf gerade zu überfallen und so lange genötigt werden, bis sie dazu Stellung beziehen würde. Die Mütter oder Frauen in Forks konnten so was von penetrant sein, wenn es um den neusten Klatsch ging. Man konnte sie dann mit ausgehungerten Tieren gleichsetzen. Aber wer konnte es ihnen verdenken. In einer kleinen Stadt wie Forks geschah nicht all zu viel. An den Überfall, den Charlie bevor stand, wollte ich erst gar nicht denken, also wandte ich meine volle Aufmerksamkeit wieder den anwesenden Personen zu. Bis jetzt war nichts weiter geschehen. Es herrschte Stille. Eisige Stille. Selbst die Geräusche um uns herum schienen verklungen zu sein. Mike hatte begonnen mit Edward ein Blickduell auszufechten, was Edward um einiges lockerer nahm, als Mike. Ich fand es lächerlich, mehr als kindisch und doch traute ich mich genauso wenig wie Tyler, die beiden in ihrer stummen Konversation zu unterbrechen, bis Mike dies selbst tat, leicht seinen Kopf absenkte. Der Kampf war somit aus, weshalb sich Mike leicht abwandte, dann jedoch noch einmal innen hielt. „Also, Bella, falls du es dir noch einmal anders überlegst.“ Er legte seine letzte Hoffnung in den Satz. „Ähm danke, Mike. Aber…“, setzte ich an, versuchte milde Worte zu benutzen, als ich einen Arm bemerkte, der sich um meine Hüfte schlang, mich leicht zur Seite zog. Ich riss meinen Kopf nach oben, sah zu Edward auf. Die Wärme, die von seinem Körper auf meinen überging, verursachte, dass mein Blut begann zu kochen. Ich hatte das Gefühl, dass meine Haut, dort wo er mich berührte, in Flammen aufging. Sein Daumen rieb leicht über meine Hüfte, was mich zum Japsen brachte. Mein Herz holperte unkontrolliert. Meine Konzentration war dahin. Ich wusste nicht einmal mehr, was Mike mich gerade gefragt hatte. „Verstehe!“, erklang ein mehr als wütendes Zischen, was mich dazu veranlasste, meinen Blick von Edward abzuwenden. Mikes dunkle Augen lagen auf Edward, seine gehegten Mordgedanken waren nur zu genau aus seinen Zügen zu lesen. „Na dann!“, schnappte er noch, bevor er sich umwandte und zwischen den Regalen verschwand. „Dann machs mal gut, Bella!“, kam von Tyler, bevor er seinem besten Freund folgte. „Was war denn das für ein Abgang?“ Es sollte unwissend klingen, aber er konnte das Lachen doch nicht vollständig unterdrücken. „Das fragst du noch?“ „Du kennst den Grund?“, fragte er umgehend nach, hob unschuldig seine Augenbrauen an. Ich kämpfte derweil mit meiner Fassung, da sein Arm immer noch um mich lag, sein Daumen seine Streicheleinheit immer noch nicht eingestellt hatte. Der Sprache war ich nicht mehr mächtig. Edward würde als mit einer Antwort nicht rechnen können. Ich war froh, überhaupt noch zu stehen. Oh Gott. Ich würde verglühen, wenn das nicht sofort aufhören würde. Ich musste mich aus dieser Umarmung lösen. Aber ich tat es einfach nicht. Mein Körper, ich, genoss es einfach zu sehr. Es war zum Haare raufen. Er hatte es nur getan um Mike eins Auszuwischen. Eine von Edwards Spezialitäten, wenn es um Mike ging. Ich durfte mir darauf – auf diese Geste – überhaupt nichts einbilden. Leider sah das mein Herz ganz anders. Dessen Schlag wollte sich überhaupt nicht mehr normalisieren, pumpte noch mehr Blut in meine ohnehin schon hochroten Wangen. Innerlich flehte ich inständig um Erlösung. Um irgendeine. Egal welche! „Ich bin mir vollkommen sicher. Er ist es!“ Ich wusste nicht, warum ich aufgrund dieses unbedeuteten Satzes meinen Kopf abwandte, noch wusste ich noch nicht einmal, ob ich wirklich richtig gehört hatte und doch tat ich es und war dadurch abgelenkt. Ich sah fragend zu Seite, suchte mit meinen Augen nach der Stimme, die gerade zischend diese zwei Sätze hervor gepresst hatte. Doch das einzige, was ich noch sehen konnte, war eine Gestalt mit dunkler Haut, die ein Handy am Ohr hatte und die blitzschnell durch die gläserne Eingangstür schlüpfte, um mit der Menge der Passanten, die am Buchladen vorbeiströmten, zu verschmelzen. Für einen kurzen Augenblick war es mir so vorgekommen, als hätte ich diese Statur schon einmal gesehen. Sie kam mir bekannt vor. Ich wusste nur nicht woher. Jemand aus dem Reservat? Wenn ich nach der Hautfarbe ging, konnte das gut möglich sein. Ich kniff meine Augen zusammen, kramte nach der Erinnerung, als mich seine Stimme zurück rief. „Bella?“ Ich folgte seiner Stimme, begann zu lächeln als ich in Edwards Gesicht sah, dass mich leicht besorgt, leicht fragend musterte, bevor sein jetzt wachsamer Blick dem meinem folgte. „Alles in Ordnung. Ich dachte ich habe jemanden entdeckt, den ich kenne. Aber ich hab mich wohl getäuscht.“ Ich zuckte mit den Schultern, als augenblicklich Emmett durch die Tür trat, uns sofort begann zu sprechen, wodurch er die Aufmerksamkeit des halben Buchladen auf sich zog – was ihn überhaupt nicht störte. „Hey ihr Zwei, wie sieht es aus? Können wir dann?“ Er schien ungeduldig. „Irgendetwas vor, Emmett?“, stellte Edward sogleich meine unausgesprochene Frage. Emmett grinste breit. „Ich sag nur ein Wort: Baseball.“ Seine Augen begannen dabei zu funkeln, während ich meine verdrehte. Ich wusste, dass dies ein ziemlich nasses Vergnügen werden würde. Der sonnige Vormittag war zwischenzeitlich gewichen. Dicke dunkle Wolken waren aufgezogen und befreiten sich derzeit von ihrer schweren Last. Was nichts anderes bedeutete, als dass es schon seit geraumer Zeit wieder regnete. Nicht ungewöhnlich für Forks. Und daher war auch absolut nichts Ungewöhnliches daran, in diesem Regen ein Baseballspiel stattfinden zu lassen. „Ihr seid natürlich dabei!“ Was bedeutete, dass Widerworte nutzlos waren. Freudig rieb sich der Grizzly seine Tatzen, was jeden, der ihn nicht kannte und in seiner unmittelbaren Nähe stand, genau jetzt einen Schauer über den Rücken jagte. Das einzige, was ich noch tun konnte war ergeben zu nicken, während Edward bereits wie sein großer Bruder Feuer und Flamme war, was er durch ein breites Grinsen, was dem von Emmett durchaus Konkurrenz machte, verdeutlichte. Und wenn die Cullens Baseball spielen, dann bedeutete das mit allem drum und dran! Denn schließlich redeten wir hier von Baseball. Amerikas Nationalsport. Wenn Charlie das hören würde, vermutlich würden ihm genau jetzt Tränen in den Augen stehen. In voller Montur standen wir auf der großen Wiese, die sich hinter dem Haus befand. Mittlerweile lag nur noch neblige Feuchtigkeit in der Luft. Perfekt für ein Spiel. Wir spielten eine vereinfachte Version, von Emmett erfunden. Drei gegen Drei. Carlisle stellte sich uns als Pitcher zur Verfügung. Esme war Schiedsrichterin und zugleich Catcher für beide Teams. Da wir ja jeweils nur zu Dritt spielten, gab es insgesamt nur drei Base-Felder, die es zu überqueren galt, die in einer Entfernung von ungefähr fünfzehn Meter zueinander in einem Dreieck angeordnet lagen. Jeweils ein Spieler der gegnerischen Gruppe befand sich als Feldspieler auf der Wiese. Das Mitglied, das in der Gruppe des Schlagmanns war, konnte durch sein Eingreifen verhindern, dass der Ball vom Gegner gefangen wurde und der Läufer damit out war. Wieder eine Regel von Emmett, die ihm immer ungemein Spaß machte, wenn er damit an der Reihe war, denn Emmett war erbarmungslos. Brutal, um es genauer zu definieren. Man konnte nur froh darüber sein, wenn man bei ihm in der Gruppe war. Dem Rest empfehle ich eine gute Schmerzsalbe nach dem Spiel aufzutragen und zwei Tage Bettruhe. „Die Aufteilung?“, wollte Japser wissen, während er nach einem der Schläger griff. „Rosalie und Bella sind in meinem Team.“, bestimmte Emmett sofort. Gott, ich danke dir. „Du nimmst freiwillig Bella?“, spottete Edward. Ich wusste, dass er mich damit aufziehen wollte, was mich nicht daran hinderte ihm die Zunge heraus zu strecken. „Na los, Kleines!“, war Emmetts einziges Kommentar hierauf, setzte mir sogleich ein Basecap auf „Dann zeigen wir es mal dem kleinen Angeber!“ Ich nickte bestätigend, grinste. Und wie wir es ihm zeigen würden. „Abwarten.“, war Alice Antwort auf den letzten Satz. „Du hast es erfasst, Alice!“, erklang nun Rosalies hochnäsige Stimme, die sie heraus kehrte, wenn es um Dinge ging, bei dem sie siegen konnte. Und Rosalie war ein Gewinnertyp. „Los geht’s!“, warf Esme in die Runde der bereits leicht erhitzen Gemüter, klatschte in die Hände. Carlisle bezog seine Position in einiger Entfernung zum Schlagmal, während Esme dahinter in die Hocke ging. Emmett trat mit einem Schläger in der Hand vor seine Mutter, während sich Rosalie und Jasper auf dem Spielfeld positionierten. Edward und ich stand etwas Abseits, jedoch alles im Blick. Alice stand an der letzten Base, wartete auf ihren Einsatz – sprich sie war in dieser Runde dafür zuständig, den zurück geworfenen Ball entgegen zu nehmen. „Bereit?“, wollte Carlisle wissen. „Bereit.“ Das Oberhaupt der Cullens nickte, holte mit seinem Wurfarm Schwung und der Ball flog mit hoher Geschwindigkeit auf Emmett zu. Dessen Miene war hochkonzentriert. Seine Augen auf den Ball fixiert, der immer näher kam, sein gesamter Körper zum Schlag bereit. Ein Knall ertönte, der darauf hindeutete, dass er den Ball getroffen hatte. Jasper sprintete los, Rosalie dicht hinter ihm. „Mach schon, Rose!“, feuerte ich sie begeistert an. „Du glaubst doch nicht allen ernsten, dass sie Jasper aufhalten kann!“, warf mir Edward entgegen. Ich ignorierte ihn gekonnt, verfolgte stattdessen weiterhin Rosalie, die immer mehr an Jasper heran kam, während sich dieser immer weiter dem Ball näherte. Kurz huschte mein Blick zu Emmett, der unterdessen die erste Base passierte, dann wieder zu den anderen Zwei. Jasper streckte seine Hand nach oben, setzte zum Sprung an. Er würde dadurch definitiv den Ball bekommen. Doch er hatte nicht damit gerechnet, dass Rosalie sich mir ihrem gesamten Gewicht gegen ihn warf. Seine Augen weiteten sich, wodurch er den durch die Luft fliegenden Ball verfehlte und wie dieser – jedoch eher unsanft - auf den Boden fiel oder eher gerissen wurde. Rosalie war gerade dabei sich wieder aufzurichten, warf ihre langen Haare nach hinten und klopfte sich den Staub von ihren Hosen, als Esmes Stimme erklang. „Safe!“ „Super, Rosie!“ „Das war noch gar nichts!“ Rosalie begann ihrem Freund entgegen zu strahlen, half dann Jasper auf, der über diesen Verlauf doch etwas angesäuert wirkte. „Noch Fragen?“ Ich darauf bedacht, meine Stimme herablassend klingen zu lassen. „Das war erst der erste Punkt!“ Die pure Herausforderung strömte aus seiner Stimme. „Du sagst es, der Erste und nicht der Letzte.“ Um meine Geste zu unterstreichen, schüttelte ich mein Haar auf, trat dann zu Emmett, der sofort seinen Arm um mich legte, sich etwas zu mir nach vorne beugte. „Hör mal, jetzt auf dem Spielfeld, ist es nicht so schlimm, wenn du denn Ball nicht bekommst. Viel wichtiger ist es, dass du alles in deinen Schlag setzt.“ Da stimmte ich ihm zu. Auf der Wiese war es viel wahrscheinlicher, dass ich eventuell fiel, wenn ich mich auf den Ball konzentrierte, als wenn ich nach meinem Schlag lossprinten musste. Denn dabei konnte ich auf den Boden sehen. Ich begab mich auf das Feld. Alice neben mir. Dieses Mal war es Edward, der sich zum Schlag aufstellte. Ein Grinsen legte sich auf sein Gesicht, als sein Blick mich streifte. Meine Augen hingegen verschmälerten sich. Es bereitete ihm tierischen Spaß mich aufzuziehen. Carlisle warf wieder und wie nicht anders zu erwarten, traf Edward und ich lief los. Und wie ich mir selbst prophezeit hatte, hatte ich Probleme voran zu kommen. Alice war somit schneller, fing den Ball und garantierte Edwards problemlosen Durchlauf. Gleichstand. Wir stellten uns wieder auf, Rosalie war nun am Schlag, Emmett in Feld. Als nächstes würde ich dran sein. Und ich musste sagen, dass ich innerlich darauf brannte. Mein Körper vibrierte vor Vorfreude, als ich auf das Schlagmal zulief. Ich winkelte meine Beine minimal an, mein Oberkörper war etwas nach vorne geneigt. Ich lockerte meine Finger, bevor sich diese fest um den Griff des Schlägers schlangen, dessen Ende über meine rechte Schulter ragte. Ich war bereit. Carlisle warf, meine Augen ließen den Ball keine einzige Sekunde aus den Augen. Der Ball gewann immer mehr an Geschwindigkeit, begann in der Luft leicht zu verschwimmen und doch ging es mir immer noch nicht schnell genug. Die Ungeduld wurde von Sekunde zu Sekunde größer. Dann war es soweit. Mit all meiner Kraft, schwang ich den Schläger nach vorne, spürte den Druck des Balls, als er auf das Holz traf, in Wellen meine Arme hinauf schoss. Sofort warf ich den Schläger zu Boden, rannte los. „Woho! Genau so schlägt man einen Ball!“, grölte Emmetts Stimme in meinem Rücken. „Tja, da guckst du jetzt dumm aus der Wäsche, was, Bruderherz!?“ Damit hatte ich meine Bestätigung, dass ich den Ball gut getroffen hatte und Emmett amüsierte sich dadurch köstlich. Was wollte ich mehr?! Ich eilte auf das zweite Base zu, weshalb ich mir einen Seitenblick gönnte. Ich sah Edward rennen, Rosalie weit abgeschlagen hinter ihm. Das dachte ich mir schon. Edward war schnell, zu schnell. Ich beschleunigte weiter, achtete akribisch darauf nicht über meine eigenen Füße zu fallen. „Safe!“ Ich hatte es geschafft. Eine breit grinsenden Rosalie kam langsam auf mich zugelaufen, ihre Augen deuteten für Bruchteile auf, was ich bereits ins Visier genommen hatte. Ein ziemlich ungläubig drein schauender Edward. Wenn ich ihn jetzt so sah, tat er mich doch schon etwas leid. Denn woher hätte er wissen sollen, dass Emmett sich einen Sommer lang sich meiner mehr als nur miserablen Baseballfähigkeiten angenommen hatte und jeden Tag mit mir trainierte, bis ich endlich einen passablen Schlag – nach Emmetts Vorstellung natürlich – vorzeigen konnte. Das Ergebnis hatte ich soeben eindrucksvoll, was mir Edwards Gesichtsausdruck bestätigte, demonstriert. Es hatte wieder begonnen zu regnen und da der Regen leider von Minute zu Minute stärker geworden war, hatten wir eine viertel Stunde später beschlossen, dass Spiel abzubrechen und ein andermal fortzusetzen. Ich trat gerade in Edwards Zimmer ein, nachdem ich mit einer heißen Dusche die Kälte aus den Knochen erfolgreich vertrieben hatte. Truman schoss an mir vorbei, lies sich neben der Couch auf den Boden nieder. Ich bewegte mich eher ziellos durch den Raum, bevor ich mich spontan dazu entschied, näher an eins der Regal heran zu treten, wobei mir ein ganz bestimmter Buchrücken sofort ins Auge stach. Ohne großartig darüber nachzudenken, griff ich danach und zog das Buch, das mit blauem Stoff bezogen war, heraus. Vorsichtig strich ich mit meiner Hand über den Einband, bevor ich mich auf die Couch fallen lies. Ich zog meine Beine zu mir heran, lehnte mich bequem zurück und schlug das Jahrbuch unseres Abschlussjahres auf. Sofort stahl sich ein Grinsen auf mein Gesicht, als ich mir die Bilder einiger Klassenkameraden betrachtete. Wenn man bedachte, wie manche von uns damals aussahen. Meine Gedanken schweiften wieder zu der Begegnung mit Mike und Tyler im Einkaufscenter, heute Nachmittag, zurück, als ich Mikes Foto betrachtete. Mike sah mit seiner jetzigen Kurzhaarfrisur eindeutig besser aus. Durch die etwas längeren Haare, die er zu unserer Schulzeit durch Gel stylisch nach oben gestellt hatte, hatte er wirklich eine verwechselnde Ähnlichkeit mit einem Golden Retriever gehabt. Bei diesem Vergleich musste ich kurz auflachen. Es war gemein so zu denken, aber nichts desto trotz unheimlich komisch. Ich erinnerte mich daran, wie er sogar einen zeitlang versucht hatte, Edwards Wuschellook zu imitieren. Vermutlich, um meine Aufmerksamkeit zu erlangen, was ihm nie gelungen war. Bis heute sah ich ihn ihm nicht mehr, als einen guten Freund aus der Schulzeit. Wobei ich ihm seine Hartnäckigkeit durchaus anrechnen musste. Mike besaß schon ein sehr beeindruckendes Selbstvertrauen. Ich blätterte weiter die Seiten durch. Fand Alice, die mir mit dem gleichen strahlenden Lachen entgegen sah, was sie heute noch trug. Über ihrem Foto prangte in feiner Schrift. *Ein Bruder und eine Schwester, nichts Schöneres kennt die Welt. Kein Band im Leben hält fester, wenn einer zum anderen hält. Ich hab dich lieb. Vergiss das nie. Deine Schwester Alice* Ich kam nicht drum herum, sanft zu lächeln. Jemand Fremdes würde der quirligen Alice solche Worte überhaupt nicht zutrauen. Aber Alice war um einiges tiefgründiger, als man ihr vielleicht auf den ersten Blick ansehen würde. Meine Augen wichen zum nächsten Bild. Edward. Vorsichtig tupften meine Fingerkuppen über sein Foto, auf dem er sein berühmt berüchtigtes verschmitztes Grinsen trug. Er hatte sich seit damals vom Äußeren her fast überhaupt nicht verändert. Die Gesichtszüge waren immer noch die Selben. Das gleiche verwuschelte Haar, was sich so weich anfühlte. Und diese tiefgrünen Augen, die mich selbst auf diesem Foto in ihren Bann zogen. Ich sah mir die anderen Gesichter an, las über die Glück- und Zukunftswünsche, sah mir Seite für Seite an, bis ich an meinem Bild stoppte. Ich war bis jetzt die Einzige, bei deren Foto nichts dabei stand. Selbst Mike und Tyler hatten einen schlichten Abschiedsgruß hinterlassen. Nur ich nicht. Ich seufzte auf, strich über die leere Stelle über meinem Foto. Die Erinnerungen an die Vergangenheit kamen wieder hoch. Auch wenn sie nicht mehr so schmerzten wie früher, spürte ich jedes Mal immer noch ein leichtes Ziehen in mir. Es war einfach nicht zu verhindern. Erinnerungen verblassten, was auch die meinen bereits taten, dennoch konnte man sie nie ganz vergessen. Der Unfall und auch Edwards distanzierte Haltung danach hatten mich geprägt. Sie waren ein Teil meines Lebens, waren immer da. Ständige Begleiter sozusagen. Aber alles hatte sich wieder so sehr verändert. Etwas, womit ich niemals im Leben rechnete. Und nie wäre ich im Glauben gewesen, dass es so einfach werden würde. Doch genau das Gegenteil wurde mir bewiesen, hatte Edward mir bewiesen. Niemals wäre ich auf die Idee gekommen, dass es wieder eine Zeit geben würde, in der wir uns wieder so annähern würden. Doch genau diese erlebte ich jetzt. Und ich genoss sie mit vollen Zügen. Mein Blick wandelte sich umgehend, wurde fest entschlossen, als ich nach einem Stift griff und begann sicher die erste Buchstaben über mein Foto zu setzen. **Zart ist der Faden der Freundschaft, doch unzertrennlich wie jede Kette, die Himmel und Meer und die Gestirne umschlingt, aber auch dehnbar wie Gold, er windet in lieblichen Knoten selbst um die Freunde sich leicht, welche das Schicksal getrennt. In Liebe Bella** Worte des Frühromantikers Novalis. Sie brachten unsere Beziehung genau auf dem Punkt. Denn auch wenn wir uns aus den Augen verloren hatten, so waren wir doch nie wirklich getrennt gewesen, auch wenn es keiner von uns richtig wahrgenommen hatte. Zufrieden nickte ich, ging weiter auf Entdeckungsreise in die Vergangenheit. Auf einer weißen Seite prangte mir in silberfarbig geschwungener Schrift: Abschlussball entgegen. Allein beim Gedanken daran schüttelte es mich. Ich, der auserkorene Tanzmuffel hoch fünf, war von Alice in Schuhe mit Mörderabsätzen gesteckt worden, deren einziger Halt aus Satinbänder bestanden, die um meine Knöchel geschlungen wurden. Ich wusste noch, wie mir der kalte Schweiß ausgebrochen war, als ich diese Dinger allein schon im Schuhkarton betrachtet hatte. Damals war ich mir sicher gewesen, dass ich diesen Abend nicht überleben würde. Ich würde am Tag des Abschlussballs durch einen selbst herbeigeführten Genickbruch sterben. Dieser Abgang wäre ganz sicher in die Geschichte der Forks Highschool eingegangen als Bella Swan, ihre Tollpatschigkeit und sechs Zentimeter Absätze waren ihr Verhängnis. Möge ihre Seele in Frieden ruhen. Nun gut, heute wusste ich, dass ich ziemlich übertrieben hatte. Aber damals war der reine Gedanke an diese Veranstaltung der blanke Horror gewesen. Und wäre Alice damals nicht so penetrant gewesen, wäre ich dort auch nicht erschienen, trotz Anwesenheitspflicht. Ich wäre einfach zu Hause die Treppe runter gefallen. Niemand hätte mir für diesen Vorfall böse Absicht unterstellt. Ich war immerhin die Tollpatschigkeit in Person. Bin es heute immer noch. Aber nun ja, ich gab nach, tat Alice diesen Gefallen. Ich war inzwischen dazu übergegangen mir die Bilder des Balls anzusehen. Das Kleid, das ich damals trug war wirklich sehr hübsch gewesen. Alice hatte es für mich entdeckt und ich hatte es auf Anhieb gemocht. Ich musste zugeben, dass der Abend recht lustig geworden war, auch ohne Begleitung an meiner Seite. Ich hatte jede Einladung konsequent abgelehnt. „Du siehst wunderschön aus. Blau stand dir damals schon ausgezeichnet.“ Ich zuckte zusammen, hob ruckartig meinen Kopf an, um Edward zu erkennen, der sich lässig über die Sofalehne gebeugt hatte. Sein Blick war auf das Bild gerichtet. „Obwohl…. eigentlich siehst du immer wunderschön aus." Verschmitz grinste er mir hierauf entgegen. Sofort wandte ich mich wieder ab, starrte krampfhaft auf das Buch, um meine Röte zu verbergen. „Hör auf mich zu ärgern, Edward.“, nuschelte ich noch schnell. Ein Glucksen war die Antwort, bevor er sich neben mir auf der Couch nieder lies und ich unweigerlich wieder seine Nähe genoss. Er beugte sich weiter zu mir. „Mit wem warst du damals eigentlich dort?“ „Warum willst du das wissen?“ Er zuckte zunächst nur die Schultern. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dich mit irgendjemand anderes als mit Emmett oder Leland tanzen gesehen zu haben.“ Oh ja, noch so eine Erinnerung, an die ich nicht gerne zurück dachte. Emmett und Leland – der Alice Begleiter gewesen war - sicher auch nicht oder sollte ich wohl sagen, eher Emmett, oder doch dessen Begleitung?! Denn Emmett war in Punkto tanzen damals genauso eine Niete, wie ich es gewesen war. Weshalb wir eher auf der Tanzfläche herum gestolpert waren. Aber was solls. Dafür hatten wir viel gelacht. Und ich glaube Emmetts Partnerin war ganz froh darüber, dass ihre Füße ab und an eine Verschnaufpause gegönnt wurden – nämlich dann wenn Emmett mit mir tanzte. Ich entschloss mich zunächst für ein Ausweichweichmanöver. „Mit wem warst du denn dort?“ Wenn ich ihn in meinem Jahrbuch nicht auf einem Foto entdeckt hätte, hätte ich geglaubt, dass er gar nicht dort gewesen wäre. „Mit Jacob.“ „Hör auf mich zu veralbern, Edward.“, warnte ich ihn, verkreuzte meine Arme. „Ich meine das ganz ehrlich, Bella. Jacob und ich. Eigentlich hatte ich überhaupt keine Lust dort aufzukreuzen.“ Ja, das konnte ich sehr gut nachvollziehen. „Nur leider bestand diese bescheuerte Anwesenheitspflicht, was mich jetzt nicht daran gehindert hätte, diesem Spektakel trotzdem fern zu bleiben. Aber nachdem Esme mich mehrmals darum gebeten hat, dass ich doch wenigstens eine Stunde dort hingehen sollte, da es doch der Abschlussball – mein Abschlussball wäre… Nun ja, ich tat ihr also den Gefallen. Und nachdem ich Jacob mein Vorhaben mitgeteilt hatte, haben wir spaßeshalber beschlossen, zusammen hinzugehen.“ Ich musterte ihn mit Verblüffung. Er sah mir entgegen ohne nur mit der Wimper zu zucken. Also sagte er doch tatsächlich die Wahrheit. „Du kannst dir vorstellen, wie begeistert meine Mutter war, als sie gehört hat, dass ich keine weibliche Begleitung erwählt habe, sondern Jacob.“ Er grinste. Ich schüttelte nur den Kopf, konnte nicht anders, kicherte über die Bemerkung kurz auf, bevor ich wieder ernst wurde. „Ich war ebenfalls mit niemanden dort.“, antwortete ich mit gedämpfte Stimme wahrheitsgemäß auf seine gestellte Frage. Verwundert hob er seine Augenbrauen an, was mich sogleich wieder den Wunsch verspüren ließ, einfach meine Hand zu heben um diese Konturen nachzustreichen. „Warum? Ich kann mir nicht vorstellen, dass dich niemand gefragt hat.“ Die Verblüffung in seiner Stimme war nicht zu überhören. Aber genau die gleiche Frage könnte ich ihm ebenfalls stellen. An Angeboten hatte es ihm damals bestimmt nicht gemangelt. „Nein,……..das war es nicht.“ Das war Antwort genug. Warum hatte ich auch nicht die Klappe halten können? Ich biss mir auf die Unterlippe, wandte meinen Blick in die andere Richtung. „Bella.“ Ich spürte seinen Finger, die sich sanft um mein Kinn schlangen, mein Gesicht wieder in seine Richtung zogen. Dennoch waren meine Augen weiterhin nieder geschlagen. Ich wusste auch so, dass sein Blick auf meinem Gesicht ruhte und ich wusste, dass er meine Reaktion darauf schon wahrgenommen hatte. „War es wegen mir?“, fragte er einfühlsam. Ich schluckte, mein Mund fühlte sich so trocken an, gleichzeitig schlug mein Herz heftig in meiner Brust. Meine Wangen glühten bereits. „Warum?“ Ich schüttelte einfach meinen Kopf, was ihn frustriert ausatmen lies. „Bitte, Bella, sag es mir.“ Doch ich schwieg weiterhin beharrlich, was Edward dazu brachte, aufzuseufzen. Ich bemerkte, wie er sich langsam von der Couch erhob. Meine Finger krampften sich um das Buch, das immer noch auf meinem Schoß lag. Ich hatte ihn verärgert. Etwas, was ich eigentlich nicht beabsichtigt hatte. Ich nahm seine Schritte wahr, die sich von mir entfernten. So schnell ich konnte, hob ich meinen Blick an. „Edward, ich….“ Ich verstummte, als ich sah, dass er direkt vor mir stand. „Lass uns tanzen.“ Erstaunen legte sich in meine Züge. Doch Edward ging nicht darauf an, griff stattdessen nach meiner Hand, woraufhin ich sogleich wieder die elektrische Spannung spürte, die jedes Mal durch meinen Körper jagte, wenn er mich berührte. Durch dieses mehr als angenehme Gefühl völlig abgelenkt, zog er mich widerstandslos auf meine Beine, legte seine andere Hand sanft auf meine Taille. Ein wohliger Schauer war die Folge. Erst jetzt bemerkte ich die leise Musik, die aus den Boxen zu uns heran drang. (http://de.youtube.com/watch?v=bor44-RK44U) „Joe Cocker?“, stellte ich in einem neckenden Ton fest. „Ich finde das Lied mehr als passend.“, murmelte er sanft, was mir den Atem verschlug. Geschickt zog er mich noch näher an seinen Körper heran. Sein süßer Geruch liebkoste meine Nase, beschleunigte meinen ohnehin schon erhöhten Herzschlag weiter. „Edward, ….ich kann nicht tanzen.“ Meine Stimme war nicht mehr als ein schwaches Wispern. Er lachte leise in sich hinein. „Wie kommt es, dass ich dir das nicht so ganz abnehme?!“ Fragend legte ich meine Stirn in Falten, sah wieder zu ihm auf, während er mich in eine Drehung zog. Mein Blick glitt hierauf irritiert zur Seite. Eigentlich hatte ich dort das Sofa erwartet, aber ich musste erkennen, dass wir uns in der Mitte des Raums befanden und uns nahezu elegant zum Takt der Musik bewegten. Ich konnte mir diesen Umstand nicht direkt erklären. Mein Körper reagierte auf jede kleine Bewegung, jeden noch so kleinen Druck, den Edwards Hand auf meine Hüfte ausübte, passte sich geschmeidig seinen Bewegungen an, was ich jedoch bis jetzt nicht realisiert hatte. Ich konnte nicht anders, begann glücklich zu lächeln, meinen Kopf an seine Brust zu betten, woraufhin Edward mich noch enger zu sich zog, sein Gesicht leicht hinab senke, damit er seine Wange auf mein Haar betten konnte. Die Welt um mich herum begann mehr und mehr zu schwinden. Ich wusste, niemals hätte der Abschlussball diese Gefühle in mir auslösen können, wenn ich mit jemand anders hingegangen wäre, wie ich sie gerade empfand. Völlig ungetrübt und rein. Dieses Gefühl war einzigartig und stark und ich empfand es nicht zum ersten Mal. Es war immer da gewesen, hatte bereits vor langer Zeit von meinem Körper, meiner Seele besitzt ergriffen. Ich lauschte dem Liedtext. “Mehr als passend“, hatte er gesagt. Glückselig schloss ich meine Augen, lauschte seinem Herzschlag, vergaß alles andere um mich herum endgültig. Gerade in diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlichster, als dass die Zeit für immer anhielt, ich für immer mit ihm so verharren könnte. Edward und ich. Für immer. **** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)