Eric von nufan2039 ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ein Vampir, der seine Geschichte aufschreibt, ich glaube, das hat es so auch noch nicht gegeben. Aber was anderes bleibt mir nicht übrig… Erzählen kann ich meine Geschichte schließlich schlecht. Ich bin nämlich stumm. Das ist nicht normal für einen Vampir… Selbstheilungskräfte hätten dafür sorgen müssen, dass ich weiterhin sprechen kann, auch nach der Verwandlung… Ja, ich bin erst stumm, seitdem ich ein Vampir bin. Ich kann meine Opfer nicht mit meiner Stimme betören, aber da ich nie Menschen angreife, die „unschuldig“ sind, wenn es das heute noch gibt, brauch ich auch keine Stimme, die mein Essen vorher hypnotisiert… Wenigstens etwas. Wie es dazu kam, dass ich stumm bin? Es ist nichts psychologisches, das steht schon einmal fest. Es war nicht der Schock, der mir noch immer in den Knochen sitzt… Mal ehrlich, nach 2 Jahren sollte der auch mal weg sein, oder nicht? Nein, vermutlich bin ich selbst Schuld… Aber dazu später. Mein Name ist Eric Falter und ich bin 21 Jahre alt. Zum Zeitpunkt meiner Verwandlung, vor ungefähr zwei Jahren war ich ein neunzehnjähriger Psychologiestudent im zweiten Semester. Und ich war von mir selbst so überzeugt, dass es nicht mehr schön war. Ich hielt mich für einen starken Kerl, ich stand mit beiden Füßen auf dem Boden, war gut in meinem Studium und auch ein talentierter Musiker und Sänger… Ich hatte wahnsinnig tolle Freunde, dachte ich zu diesem Zeitpunkt, und ich war na ja, ein recht beliebter Student… Das alles änderte sich an jenem Abend, an dem ich in einer Bar mit meiner Band ein Konzert gegeben hatte, das sehr erfolgreich war. Ein Produzent hatte zugesehen und bot uns einen Vertrag und ich hatte stundenlang mit ihm gesprochen. Das war in Ordnung, ich war der Kopf der Band und niemand hatte ein Problem damit, dass ich den Termin für die folgende Woche vereinbart hatte. Gegen drei Uhr nachts verließ ich die Bar und spazierte gemütlich nach Hause. Es war nur ein 15-Minuten Weg. Es hätte nichts passieren können. Dachte ich… Doch bereits nach 3 Minuten hatte ich ein komisches Gefühl. Ich tat es einfach ab, aber unterbewusst beschleunigte sich mein Gang und ich wollte schnell nach Haus, um mich in meinem Bett zu verkriechen. Aber je weiter ich kam, desto mehr verstärkte sich dieses beängstigende Gefühl in der Magengegend. Und dann hörte ich auch noch Schritte. Es waren schwere Schritte, so als trüge der Verfolger schwere Bikerboots. In mir stieg Panik auf und ich rannte zu meinem Wohnblock. Ich wusste ja nicht, wovor ich wegrannte. Ich wusste nicht, dass es keinen Sinn haben würde. Ich musste nur noch um mein Haus, nur noch zum Eingang, aber in dem Moment wurde ich von hinten gepackt und gegen einen Müllcontainer geschleudert. Ganz benommen wollte ich mich wieder aufrichten, aber der Mann, der mich umgehauen hatte, stand bereits vor mir und drückte mich an die Wand, die sich hinter mir befand. Mein Blick klärte sich und ich sah, dass der Mann sehr dünn war und niemals diesen Krach hätte verursachen können. Aber er hätte mich eigentlich auch nicht so fest halten können, wie er es tat. Ich schüttelte meinen Kopf, in der Hoffnung, dass ich ihn mir nur zu stark angestoßen hatte und mir meine Augen einen Streich spielten, aber ich irrte mich nicht: Der Mann vor mir begann zu grinsen und seine Eckzähne waren zu spitz. Ich kam kaum mit diesem Anblick klar, da stieß er mir seine Zähne in den Hals, und zwar vorne. Nicht wie man aus den Legenden kannte, nein er bis mir richtig in die Kehle. Es tat furchtbar weh und ich hatte Angst. Diese Kombination ermöglichte mir, meine Kraftreserven zu mobilisieren und stieß den Mann von mir. Blind vor Schmerz und Angst griff ich neben mich, um eine improvisierte Waffe zu kriegen und fand eine Eisenstange. Ich schlug den Mann zweimal kräftig damit und rannte zur Eingangstür. Mit meiner Hand drückte ich die Wunde zu, aber kaum war ich in meiner Wohnung, wurde mir schwindelig und ich fiel… Als ich wieder zu mir kam, war es helllichter Tag und ich wusste nicht, was geschehen war. Ich lag auf meinem Flur und schüttelte benommen den Kopf. Ich dachte, ich hätte einen furchtbaren Kater. In der Küche trank ich ein Glas Wasser nach dem anderen, aber mein Durst ließ sich nicht stillen. Ich wollte unter der Dusche wieder einen klaren Kopf bekommen, aber was mir wieder einfiel als ich unter der Dusche stand war ein furchtbarer Albtraum. Ich sprang sofort aus der Duschwanne, um meinen Hals zu kontrollieren, aber ich sah keine Wunde, nichts. Ich atmete lautlos aus und ging wieder unter die Dusche. Das warme Wasser tat gut und ich war mir sicher, dass die vermeintliche Erinnerung wirklich nur ein Albtraum gewesen war. Mit dem Handtuch um die Hüfte brachte ich meine Wäsche vom Vortag in die Waschmaschine, wie immer kontrollierte ich meine Kleidung und sah, dass mein Shirt total blutig war. Unsicher ging ich in den Flur, der in der Nacht mein Bett gewesen war und sah auf den Boden. Dort war eine riesige Blutlache, genug Blut, als das ich unmöglich fröhlich durch meine Wohnung hätte hüpfen können. Ich wollte einen Angstschrei ausstoßen, aber aus meiner Kehle drang kein Laut. Ich zog mir schnell frische Kleidung an und verließ meine Wohnung. Ich wollte es irgendwie kontrollieren, aber hinter meinem Haus fand ich keinen Hinweis auf mein gestriges Erlebnis, nicht mal die Eisenstange war noch da. Ich schüttelte den Kopf und wollte mich selbst beruhigen. „Alles in Ordnung, Eric…“, aber kein Ton verließ meine Kehle. Ich machte mich auf den Weg zu meinem Hausarzt, er sollte herausfinden, was mit mir los war. Ich verstand so vieles nicht. Der unstillbare Durst, die Kehle, die wieder verheilt war und die Tatsache, dass ich keine Stimme mehr hatte. Es war nicht leicht, der Arzthelferin verständlich zu machen, was ich wollte und auch meinem Arzt musste ich mein Problem niederschreiben. Ich begann einfach mit meiner nicht vorhandenen Stimme. Wenn er mir nichts sagen könnte, so dachte ich, könnte ich noch immer auf meine Wahnvorstellungen eingehen. Er sagte, ich solle meinen Mund öffnen, damit er nachsehen könne, ob ich eine Rachenentzündung hätte, aber kaum, dass ich meinen Mund geöffnet hatte, riss er die Augen auf und schrie mich an: „Verschwinde, du Monster! In meiner Praxis gibt es keine Konserven!“, ich sah ihn ganz verwirrt an. Ich wollte ihn beschwichtigen, aber egal was ich tat, es regte ihn nur noch mehr auf. In seiner Schublade hatte der Mann eine Waffe, man stelle sich das einmal vor. Er zielte auf mich und schrie mich an, zu gehen. Ich wollte wirklich nicht erschossen werden, also wand ich mich zum gehen, aber mein Arzt zitterte und schoss mir in den Rücken. Die Kugel kam aus meinem Bauch wieder heraus, es tat weh, aber es begann auch gleich zu kribbeln, so als würde es heilen. Ich drehte mich zu ihm um und sah ihn verstört an. Er entschuldigte sich, aber bestand darauf, dass ich gehen sollte. Ich wollte ihn bitten, mir zu erklären, was geschehen war, aber er schüttelte nur den Kopf. Resigniert ging ich nach Hause. Ich wollte mich wieder hinlegen, vielleicht war alles wieder normal, wenn ich aufwachte. Aber Ich konnte gar nicht erst einschlafen. Mein Telefon klingelte fast den ganzen Tag, so dass mein Anrufbeantworter schon fast glühte. Meine Band wollte wissen, was ich mit dem Produzenten abgesprochen hatte, aber ich hätte ihnen nicht antworten können und mir gingen zu viele Dinge durch den Kopf. Irgendwann hörte ich die Stimme meines Arztes auf dem AB: „Eric, hören Sie zu! Es tut mir leid, dass ich Sie angeschossen habe, aber Sie werden ja bereits festgestellt haben, dass ihre Wunde wieder verheilt ist…“, gedankenverloren steckte ich meinen Zeigefinger durch das Loch in meinem T-Shirt, das Blut war mittlerweile getrocknet und bildete einen krustigen Rand um das Loch. „Ich gehe davon aus, dass Ihr Durst nicht zu stillen ist und das Sie gestern von einem Menschen verwundet wurden, gebissen wahrscheinlich.“, führte mein Arzt seine Erläuterungen fort. „Ich schätze, Sie hielten es bis gestern für einen Mythos…, aber Eric, Sie sind ein Vampir.“, hätte ich meine Stimme gehabt, dann hätte ich gelacht. „Ich schätze, dass der Vampir, der Sie gebissen hat, Ihre Stimmbänder zertrennt hat. Eigentlich hätten sie korrekt wieder zusammenwachsen müssen, aber vielleicht passiert das auch erst, wenn Sie das erste Mal menschliches Blut getrunken haben. Eric, ich wünsche Ihnen alles Gute, aber bitte halten Sie sich von meiner Praxis fern!“, dann legte er auf. Ich schüttelte den Kopf, okay, es war irgendwas Komisches geschehen, aber Vampirismus? An so etwas glaubte ich nicht! Die kommende Woche verließ ich meine Wohnung nicht, ich ignorierte mein Telefon und meine Hausklingel und außerdem dachte ich, ich würde trotz mehrerer Liter Getränke verdursten. Ich konnte mir vorstellen, wie es in der Wüste sein musste, wenn man einer Fata Morgana zum Opfer fiel. Man trinkt und trinkt aus einer Oase, aber in Wahrheit schaufelt man sich Sand in den Mund und macht alles nur noch schlimmer. Eine Woche nach dem Angriff drehte ich fast durch und stürzte aus meiner Wohnung. Ich kann mich bis heute an nichts erinnern, aber als ich zu Haus war, war ich voller Blut und es ging mir besser. Sprechen konnte ich aber immer noch nicht. Ich wusste, dass mein Arzt anscheinend die Wahrheit gesagt hatte, allerdings machte mich das nicht glücklich. Weitere Wochen vergingen und ich fand mich langsam mit meinem Schicksal ab. Ich war nicht zufrieden, aber ich wusste, ich würde es überstehen. Ich wusste, ich könnte mich auf meine Freunde verlassen. Aber ich hatte mich getäuscht… Meine Freunde kamen nicht mit der Tatsache klar und ließen mich ängstlich im Stich. Ich hätte ihnen niemals etwas antun können, aber sie vertrauten mir nicht. Aber auch das habe ich überstanden und heute steh ich wieder mit beiden Beinen auf dem Boden und komme zurecht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)