In Memoriam von ZMistress ================================================================================ In Memoriam So lange hatten sie darauf gewartet und so hart hatten sie gekämpft, um es zu dieser Insel – eigentlich ihrer Insel – zurück zu schaffen und nun schien das Leben so viel eintöniger zu sein. Sie hatten so viel Zeit damit verbracht zu rennen und große Schlachten auszufechten und das Schicksal und die Sicherheit von unzähligen Welten zu sichern, sowohl solchen, die sie besucht hatten als auch die, von deren Existenz sie nichts wussten. Und jetzt... Alles war wieder zur Normalität zurückgekehrt. Zum Alltäglichen. Zum Gewöhnlichen. Für eine Weile war es wundervoll. Sie konnten friedlich in ihren Betten schlafen, sicher in dem Wissen, dass sie wohl nicht von Herzlosen oder Niemanden verschlungen würden, während sie träumten. Sie liefen am Strand herum, legten sich hin um den Sonnenuntergang anzusehen und liefen nach Hause um die Wette. Sie hatten keine Sorge, dass es einen Angriff gäbe, waren nicht besorgt, ob es zum Kampf käme, und hatten keine Angst davor, was ihnen zustoßen mochte, woher sie die nächste Mahlzeit bekämen oder ob die anderen in Sicherheit waren. Die drei Kinder, die einmal von Abenteuern geträumt und ein Floß gebaut hatten, um andere Welten zu suchen, waren älter geworden und nun schienen sie recht zufrieden damit zu sein, mit beiden Beinen sicher im heimischen Leben zu stehen. Aber als die Wochen vergingen, konnte Sora kaum anders, als sich irgend ein Abenteuer zu wünschen. Tief in seinem Innern vermisste er es, mit Donald und Goofy zu reisen. Er vermisste das Abenteuer. Aber er vermisste es nicht, nach seinen Freunden zu suchen. Es hatte viel zu lange gedauert sie zu finden. Er sah auch in Riku die Veränderung, mehr als in allen anderen. Der Sarkasmus und die Rivalität waren etwas gewichen und er war stiller, nachdenklicher. Die gespielten Schwertkämpfe und Wettrennen, um eine Papaou-Frucht für Kairi zu gewinnen, gehörten der Vergangenheit an. Riku hatte die Dunkelheit gesehen und war von ihr verschlungen worden und war wieder eintkommen, etwas was nur wenige andere geschafft hatten. Es hatte ihn verändert und er trug das Gewicht und die Weisheit, die damit gekommen waren, ohne zu klagen. Kairi war ihr Ruheanker. Sie behielt sich so viel ihres Humors und ihrer Fröhlichkeit, wenn sie auch durch eine Weisheit in ihren Augen gezügelt wurden, die viel zu alt für jemand so junges wirkte. Sie neckte und schwatzte und neigte dazu, das was sie erlebt hatte, für sich zu behalten, und tröstete ihre Jungs in ruhigen Momenten, wenn sie gebraucht wurde. Sie hatte von den dreien die wenigsten Schrecken mit angesehen, aber sie hatte dennoch gesehen, wie ihr bester Freund zu einem Herzlosen geworden war. Und für Sora und Kairi gab es noch eine andere Seite, etwas das sie beide erst am Ende ihrer Reise um einander zu finden, verstanden hatten. Eine Zeit lang waren sie beide in zwei Personen aufgespalten gewesen: Sora und Roxas, Kairi und Naminé. Ihre Niemande. Als sie es geschafft hatten aus der Dunkelheit und den Überresten von Kingdom Hearts herauszukommen, hatten Roxas und Naminé versprochen, dass sie zusammen sein würden, wann immer Sora und Kairi zusammen waren. Aber es gab einen seltsamen Nebeneffekt wenn ein Niemand und sein Anderer sich wieder vereinigten und zu einer ganzen Person wurden. Es war ja wirklich etwas völlig Neues – wenn jemandem sein Herz genommen wurde, entstand ein Herzloser. Die verbliebene Hülle wurde zu einem Niemand. Die Gedanken und der freie Wille vergingen. Deshalb wussten sie nicht ob noch jemand so eine Erfahrung gemacht hatte und konnten sich mit niemandem sonst vergleichen. Aber es gab flüchtige Erinnerungen an Dinge, die nicht stimmen konnten. Erinnerungen an Gegebenheiten, von denen sie wussten, dass sie sie nicht selbst erlebt hatten. Kairi sprach einmal von einem Traum, in dem sie in einem weißen Raum war, umgeben von Bildern von Leuten, die ihr viel zu vertraut vorkamen, und als Sora eine Treppe hinab ging, hatte er plötzlich das Gefühl er sollte die Stufen zählen, um zu sehen, ob sich ihre Zahl änderte. Da war auch noch etwas anderes... eine Erinnerung, die wirklich seine war, sich aber mischte mit einer Reihe Erinnerungen, die ihm nicht ganz gehörten. Etwas, das Kairi zu erzählen, Sora nicht richtig fertig brachte. Etwas an das Roxas sich erinnerte. Und etwas, an das er selbst sich erinnerte. Schließlich entschied er sich diese zwei Erinnerungen allein zu ehren. Es gab einen kleinen Platz auf der Insel, den er dafür aussuchte, einen Ort dicht bei der See. Es war ein steinerner Vorsprung, der vor langer Zeit von den Elementen glatt geschmirgelt worden war. Wenige gingen dorthin, was es zu dem perfekten Platz für sein Vorhaben machte. Er ging eines Nachmittags allein dorthin, als sowohl Riku als auch Kairi anderswo beschäftigt waren. Es gab genug Schatten um ihn vor der Sonne zu schützen, was das Umfeld angenehm genug für seine Aufgabe machte, obwohl die Arbeit allein schon eine gewissen Anstrengung war. Einen nach dem anderen brachte er mehrere Steine dorthin, stapelte sie auf einander und formte dort wo sich die zwei angrenzenden Steinfronten zu einem V-förmigen Platz trafen ein Hügelgrab. Während er das tat, dachte er nach, sowohl über seine eigenen Erinnerungen als auch die seines anderen Ichs. Jeder Stein, den er bewegte, brachte eine andere Erinnerung mit sich... „...Mich würde eh keiner vermissen...“ „Das stimmt nicht... ich schon...“ Noch ein Stein. „Wir waren die besten Freunde!“ Ein dritter Stein wurde an seinen Platz gesetzt. „Das passiert wenn man seine ganze Existenz in einen Angriff legt.“ Noch ein Stein schob sich auf den Stapel. „Ich wollte Roxas wiedersehen.“ Ein Fünfter, der Letzte, wurde auf die Spitze gesetzt um den kleinen Hügel zu krönen. „Er gab mir das Gefühl ein Herz zu haben.“ Außer Atem wie er jetzt war, richtete sich Sora auf und wischte sich den Dreck von den Händen. Es war klein und es war wahrscheinlich, dass niemand richtig verstehen würde, warum er ein Monument gebaut hatte, um jemanden zu ehren, der theoretisch sein Feind gewesen war. Aber... er musste es tun. Er stand für einen Moment da, spürte den Wind in seinem Haar und die winzigen Tröpfchen, die vom Ozean herüberspritzten auf der Haut. Und er dachte und erinnerte sich für zwei Personen... Aber es wurde spät. Er musste los. Als er sich zum Gehen wandte, hielt er noch einmal inne und blickte zurück auf das, was er geschaffen hatte. „Das stimmt nicht... ich schon...“ Sora lächelte und hörte sich sprechen: „Ich vermisse dich auch, Axel.“ Irgendwie wusste er, dass es nicht nur seine eigenen Worte waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)