Feuerzauber von HiYasha (Eine Frau zwischen zwei Männern...Inu Yasha oder Sesshoumaru?) ================================================================================ Kapitel 1: Streitereien ----------------------- Hallo Mädels, ich habe mit meiner Freundin Eskaria diese Story begonnen. Manche von euch kennen sie und ihre tollen Geschichten vielleicht von FF.net. Leider konnte sie nicht weiter schreiben, aber sie hat mir erlaubt, ihre Kapitel zu verwenden. Um was es geht, müsst ihr selbst heraus finden. Nur ein Hinweis: es gibt ne Menge sexy Jungs... Streitereien „Ach ja? Dann geh doch! Na los, geh zu der dummen Kuh, das willst du doch!“ Wütend drehte Kari sich um. Sie wollte nicht, dass er sah, wie verletzt sie war. Ihre Lippen zitterten und nur mühsam konnte sie die Tränen zurückhalten. Sie hob eine Hand und legte sie sich über die Augen. Immer das Gleiche. Kagura hier, Kouga da. Immer nur Streit und Verdächtigungen. Wie lange konnte das noch gut gehen? „Ja, dreh dich nur weg. Darin bist du ja gut, nicht? Stell nur jeder Diskussion aus!“ Sie hörte den Zorn in seiner tiefen, männlichen Stimme und die Erkenntnis, dass dieser Zorn ihr galt, brach ihr schier das Herz. Die Tränen brannten in ihrer Kehle. Plötzlich hörte sie das Geräusch einer ins Schloss fallenden Tür. Entsetzt wirbelte sie herum. Leer! Die Wohnung war leer! Von Bankotsu keine Spur! Er war gegangen, einfach so. Die Tränen ließen sich nicht mehr länger zurückhalten. Unaufhaltsam bahnten sie sich ihren Weg über die blassen Wangen. Mit einem lauten Schniefen warf sich die junge Frau auf das nahe Bett, den Kopf in den Armen vergraben, geschüttelt von den Schluchzern. Doch dieses Mal kam niemand, der sie tröstete, niemand der sie in den Arm nahm und zärtlich über ihren Rücken strich. Sie war allein und ihre Schluchzer verhallten ungehört. Es dauerte einige Minuten bis die hysterischen Schluchzer verstummten, stattdessen lag Kari jetzt seitlich auf dem Bett, starrte stur gerade aus und ignorierte die Tränen, die ihr immer noch über das Gesicht liefen. Es tat so weh! Warum verstand er nicht? Wollte er nicht verstehen? Wieder rollte sich das Mädchen zusammen, ganz so, als wolle sie sich vor irgendetwas schützen. Doch der Schmerz, der aus ihrem Inneren kam, ließ sich nicht abwehren. Schließlich stand sie doch auf, wischte sich halbherzig die Tränenspuren aus dem Gesicht. Dann folgte sie einem plötzlichen Impuls, schaltete die Stereoanlage ein, suchte eine bestimmte CD raus, legte sie auf, drehte die Lautstärke höher und startete das erste Lied. Erst war lange nichts zu hören, dann das sanfte Fallen von Regentropfen. Schließlich setzte dann doch die Musik ein. Die junge Frau setzte sich wieder aufs Bett, die Ellbogen auf die Knie gestützt und den Kopf auf die Hände gelegt. Leise lauschte sie den sanften Klängen von A-ha ‚Cryin’ in the rain’. Unwillkürlich begannen die Tränen wieder zu fließen. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass er einfach so gegangen war. Ohne ein Wort, ohne eine Erklärung. Mit einer hektischen Geste wischte sie wieder die Tränen weg, allerdings ohne viel Erfolg. In diesem Moment läutete es an der Tür. Sofort sprang Kari auf und rannte hin. Vielleicht war es Banko? War er zurückgekommen? Mit einem freudigen Lächeln auf den Lippen riss sie die Tür auf. Doch schon im nächsten Moment verschwand das Lächeln wieder, die Hoffnung starb und machte tiefer Niedergeschlagenheit Platz. Entschuldigend lächelte sie ihre Freundin, die vor der Tür stand und sie verdutzt anstarrte, an. „Kari-chan? Was ist denn los?“ Hi runzelte die Stirn, als sie die rot geweinten Augen ihrer Freundin sah. Ihre Stimme klang unsicher. Eine Augenbraue wanderte nach oben, als sich die blonde Frau plötzlich in ihre Arme warf, sich an ihre Bluse klammerte, laut losschluchzte und irgendetwas Unverständliches vor sich herbrabbelte. Sacht legte sie die Arme um den zitternden Rücken und strich sanft darüber. „Na, na, komm. Beruhige dich doch mal!“ Ohne Kari loszulassen, schob sie sie wieder in die Wohnung zurück. Aus irgendeinem Zimmer dröhnte ihr A-ha entgegen und Hi ahnte, was los war. Es gab immer nur einen Grund, wenn das Lied in dieser Lautstärke durch die Räume schallte. Vorsichtig sah sie sich um. „Wo ist Bankotsu?“ Lautes Schluchzen an ihrer Brust war ihr Antwort genug. Sie seufzte leise auf, ehe sie die zitternde und heulende Frau auf einen Stuhl drängte. Dann ging sie vor ihr in die Knie und begann leise auf sie einzureden. „Kari-chan? Kari-chan, sieh mich an! Komm, hör auf zu weinen und sieh mich an!“ Tatsächlich wurde das Schluchzen leiser und die Angesprochene hob den Kopf. „So und nun erzählst du mir, was passiert ist, ok?“ Kari nickte leicht. Dann holte sie tief Luft. „Ach, Hi-chan! Es war so schlimm! Er ist weg! Was soll ich nur tun, ich hab es ihm nicht einmal erklären können.“ Dann erzählte sie einer ihrer besten Freundinnen die ganze Geschichte. Kapitel 2: Männergespräche -------------------------- Diese Geschichte spielt voll in der Neuzeit. Sie ist sehr modern, sehr realistisch und direkt am Nabel der Zeit. Wie beide haben hier viel von usneren Erfahrungen und auch Anischten eingebracht, und wir hoffen, dass euch das gefällt. Wir haben beide die Berufe, die wir wirklich ausüben. Nur unsere Freunde, die sind ein wenig Fiction *g*. Der Anfang ist mehr auf die Beziehungen bezogen, es wandelt sich dann aber in Reisebrichte und jede Menge Abenteuer...jedoch auf eine Art, wie ich sie selbst schon erlebt habe. Was ihr hier lest, könnt ihr alle selber machen. Zumindest mein Teil ist ziemlich autobiografisch. Es hat mir sehr geholfen wie auch Spaß gemacht, all meine Fragen, die ich an das Leben stellte, mal aufzuschreiben und (auch) für einen Roman zu verwenden. Und ich habe auch einige Antworten wie auch Kommentare und Ansichten meiner Leser dazu erhalten. Mal sehen, ob auch irh hier Lust habt, mir eure Meinung zu schreiben...das wäre sehr schön! Bussi Hi-chan Männergespräche Bankotsu wanderte, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben, die Straßen entlang. Er fragte sich, was er nun machen sollte. Zurückgehen wollte er noch nicht. Er hatte vorerst genug von den Streitereien. Noch dazu, dass man mit Kari nicht streiten konnte, da sie einfach abblockte. Das brachte ihn jedes Mal auf die Palme. Er hatte es nicht sehen können, wie sie ihm den Rücken zu gedreht und ihn ignoriert hatte. Also war er einfach gegangen. Gleiches mit Gleichem vergelten. Als er vor der Wohnung gestanden hatte, hatte es ihm schon wieder Leid getan, denn normalerweise rannte er vor seinen Problemen nicht davon. Dann hatte er sich aber entschlossen den Jackenkragen hochgekrempelt und war gegangen. Sollte sie doch erst mal ausschmollen, dann konnte man ja immer noch weiterreden. Einen Moment überlegte er, ob er zu Kagura gehen sollte, verwarf diesen Gedanken dann aber schnell wieder. Nein, das wäre nicht gut. Also kramte er sein Handy aus der Tasche, drückte einige Tasten und hielt es sich ans Ohr. „Inu? Banko hier! Hör mal, hast du Lust was trinken zu gehen? Wie? Ja, geht klar, in 10 Minuten bei Hardy’s.“ Zufrieden legte er auf und machte sich auf den Weg. Der Streit war schon fast wieder vergessen. Inu Yasha erwartete ihn schon. Freudig reichten sie sich die Hände. „He, Mann, lange nicht gesehen! Schön, dass du dich gemeldet hast!“ Zusammen betraten sie dann das Lokal. Sie setzten sich an die Bar und bestellten erst mal beide was Hochprozentiges. Beide nahmen einen tiefen Schluck, ehe sie sich einander zuwandten und zu erzählen begannen, was es in ihren beiden Leben Neues gab. So vergingen die Stunden und ehe sie es sich versahen, war es auch schon dunkel. Sie wurde aus einem interessanten Gespräch über die neueste Schwertschmiedetechnik für die seltenen mittelalterlichen Schaukämpfe verwickelt, als ein Handy zu läuten begann. Entschuldigend sah Inu Yasha auf seinen Freund, ehe er in seiner Hosentasche zu suchen begann. Sekunden später zog er das Telefon heraus, schaute auf das Display und sein Gesicht hellte sich auf. „Hai?“ Eine Weile hörte er schweigend zu. Banko konnte sehen, wie sich sein Gesicht zunehmend verdüsterte und er interessierte Blicke auf ihn warf. „Was? Kari geht es nicht gut? Was fehlt ihr? Ach so…ja, ich verstehe. Hm, ja, der ist auch hier. Willst du mit ihm reden? Hm, na gut…ja, werd bald heimgehen. Ja, ich dich auch! Bis später!“ Dann legte er wieder auf und schaute fragend auf Banko, der bei der Erwähnung von Kari kurz zusammengezuckt war. Mit einem schnellen Blick erkannte er entsetzt wie spät es schon war. Verdammt, er war verhockt und das gewaltig. Er sollte schauen, dass er nach Hause kam. Kari wartete bestimmt schon. Erst jetzt fiel ihm wieder ein, dass Inu erwähnt hatte, sie wäre krank. Schnell sprang Banko hoch, warf einige Münzen auf den Tisch, überlegte es sich dann noch mal anders, legte einen Schein dazu und meinte zu dem Barkeeper: „Das geht auf mich!“ Dann schnappte er den verdutzten Inu Yasha und zerrte ihn hinter sich aus der Bar. Draußen angekommen ließ er ihn los und schaute ihm forschend ins Gesicht. „Das war doch gerade Hi, oder? Ist sie bei Kari? Was ist mir ihr? Warum ist sie krank?“ Inu Yasha hatte abwartend die Arme vor der Brust verschränkt, und wartete bis das Fragenbombardement seines Freundes vorüber war. Dann schaute er leicht belustigt in die blauen Augen seines Gegenübers. „Ja, das war Hi, und ja, sie ist bei Kari! Ich weiß nicht, was Kari hat, aber anscheinend geht es ihr nicht gut. Dann wollte sie noch wissen, ob du bei mir wärst. Sie kommt jetzt bald nach Hause. Also, wenn du nichts dagegen hast, dann geh ich jetzt auch. Ich möchte vor ihr da sein…ach, und danke, dass du bezahlt hast!“ Mit diesen Worten wollte sich Inu umdrehen, wurde aber erneut von Banko zurückgehalten. „Hör mal, Inu! Ich hätte da eine Idee. Wie wär’s, wenn du mit mir nach Hause kommst und deine Liebste abholst?“ Inu schien einen Moment zu zögern, nickte dann aber zustimmend. „Ja, das ist eine gute Idee!“ Gemeinsam machten sie sich also auf den Weg. Doch es wollte kein rechtes Gespräch mehr aufkommen. Jeder hing seinen Gedanken nach. Inu schien es, als würde Banko schneller werden, je näher sie der Wohnung kamen. Verwundert sah er hoch. Schon klar, dass sich der andere Sorgen um seine Freundin machte, aber Hi hatte was erwähnt, dass sie gestritten hätten. Was war da los? Als sie vor der Wohnungstür ankamen, hatte Banko den Schlüssel schon in der Hand und in Sekundenschnelle öffnete er die Tür. Er stürmte hinein, geradewegs an der verdutzt wirkenden Hi vorbei in den Wohnraum. Sie schaute ihm verwirrt nach und wurde so von den sanften, starken Armen, die sich plötzlich um ihre Taille schlangen überrascht. Ein sanftes Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht, als sie entspannt den Kopf zurücklegte und an die Brust hinter ihr lehnte. Sie spürte seine Lippen nahe an ihrem Ohr. „Hi, Süße! Was ist los?“ Noch ehe Hi auf seine Frage antworten konnte, stürmte Banko auch schon wieder aus dem Wohnzimmer. „Wo ist sie?“ Seine Stimme klang voller Ungeduld und war eindeutig lauter als sie sein sollte. Vorwurfsvoll sah er auf Hi. Diese starrte genauso böse zurück. „Was ist los, Bankotsu? Machst du dir plötzlich Sorgen? Reichlich spät, ne?“ Sie konnte sehen, wie einen kurzen Moment Wut in seinem Blick aufleuchtete, dann aber sofort wieder von der Besorgnis überschattet wurde. Müde hob sie eine Hand, deutete auf das Schlafzimmer und sagte: „Sie schläft! Also sei bitte leise, wenn du rein gehst, ja?“ Banko hörte ihr schon nur mehr mit halbem Ohr zu. Leise drückte er die Klinke runter und betrat das gemeinsame Schlafzimmer. Alles war dunkel! Nach kurzem Zögern schaltete er das Licht auf und hörte ein leises protestierendes Stöhnen aus Richtung Bett. Er lächelte. Sie mochte es nicht, wenn man mitten in der Nacht das Licht anmachte, das wusste er. Aber er musste sie sehen, sich vergewissern, dass es ihr gut ging. Leise trat er näher, achtete nicht auf Hi, die immer noch in Inus Umarmung gefangen im Türrahmen stand und ihn beobachtete. Inu legte sacht seinen Kopf auf His Schulter und ließ seinen Freund auch nicht aus den Augen. Kari lag im Bett und schlief tief und fest. Doch Banko konnte auch die Spuren sehen, die die Tränen auf ihrem Gesicht hinterlassen hatte. Sein Kissen hielt sie fest umschlungen und die Stirn hatte sie immer noch leicht gerunzelt. Es tat ihm weh, zu wissen, dass er Schuld daran trug, dass sie selbst im Schlaf noch so traurig wirkte. Er beugte sich hinab und hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Mit einem letzten Blick drehte er sich zu seinen Freunden um und lächelte sie entschuldigend an. Dann verließ er nach ihnen das Zimmer, drehte das Licht ab und schloss die Tür. „Tut mir Leid, dass ich dich so angefahren habe, Hi!“ „Schon gut, ich werd’s überleben!“ Sie warf Banko ein schwaches Lächeln zu. „Sei nett mit ihr, ja? Sie hat sich große Sorgen und große Vorwürfe gemacht.“ Ohne auf seine Antwort zu warten, drehte sie sich zu Inu Yasha um. „Lass uns nach Hause gehen, ja? Ich bin auch müde.“ Zeitgleich nickte Inu ihr zu, zog sie wieder in seine Umarmung und hauchte ihr einen zarten Kuss auf die Lippen. „Ja, lass uns gehen!“ Banko begleitete die beiden noch bis zur Tür, sah ihnen nach, wie sie Arm in Arm in der Dunkelheit verschwanden und schloss dann die Tür. Mit einem Seufzen schloss er ab, dann lehnte er sich gegen das Holz. Mit dem Blick fixierte er die Schlafzimmertür. Nach einigen Sekunden rappelte er sich wieder hoch, strich sich eine seiner Strähnen aus dem Gesicht und betrat den Raum. Im Dunkeln zog er sich aus, warf die Kleidung unbeachtet auf den Boden und schlüpfte dann, nur mit Boxershorts unter die Decke. Das war ja noch nicht das Problem. Decke hatte er ja eine, nur kein Kissen! Vorsichtig um Kari nicht zu wecken, rutschte er näher, schob eine Hand unter ihrem Nacken durch, legte die andere über ihre Taille und zog sie so noch enger an sich. Mit einem Lächeln hörte er ein zufriedenes Grummeln. Reden konnten sie morgen auch noch. Für heute genügte es ihm, sie in den Armen zu halten, ihre Wärme zu spüren und ihren Herzschlag zu fühlen. Er kuschelte seinen Kopf auf ihr Kissen, seines hielt sie ja immer noch umklammert. Bald darauf übermannte auch ihn der Schlaf. Kapitel 3: Heimweg ------------------ So, meine lieben Leser...einige hab ich ja, wie die Statistik zeigt. Da gab es gewaltig Krach bei Kari und Banko. Auch Hi und ihr Inu sind ziemlich schockiert deswegen. Aber was kann man tun? Das liegt nur bei den beiden. Heimweg „Was hat es denn heute schon wieder gegeben?“ Inu Yasha sah fragend auf Hi. Diese zuckte nur die Schultern und schmiegte sich eng an seine Seite. Streits waren ihr nicht geheuer, und ein ungutes Gefühl ließ sie noch mehr Wärme und Kontakt suchen als sonst, als ob es darum ging, sich hinter ihm zu verstecken und dem Negativen im Leben zu entwischen. Dabei betraf der Streit sie nicht einmal selbst. Trotzdem fühlte sie sich unwohl. Er kam der Aufforderung gerne nach und zog sie zu sich heran. „Das übliche, denke ich.“ „Kagura?“ „Hm, und Kouga!“ Hi starrte stur gerade aus, doch ihre Hand wanderte suchend an seinem schlanken Rücken entlang um dann in der Gesäßtasche seiner Jeans zu verschwinden. Inu Yasha seufzte auf. „Wann werden diese verbohrten Dickschädel endlich erkennen, dass sie nur sich lieben? Das ist doch nicht so schwierig, oder?“ Hi kicherte leise. „Du hast ja so Recht. Warum manche Leute das einfach nicht gleich erkennen, ist wahrlich ein Rätsel.“ Inu Yasha war klar, dass sie damit auf ihr ‚Zusammenkommen’ anspielte, bei dem er auch das ein oder andere Mal auf der Leitung gestanden hatte. Er lächelte, dann packte er sie bei der Hüfte, wirbelte sie herum und presste seine Lippen in einem leidenschaftlichen Kuss auf die ihren. Zufrieden bemerkte er, dass sie den Kuss sofort erwiderte. Langsam und widerstrebend löste er sich von ihr, fasste sie wieder um die Taille und setzte seinen Weg fort. Er wollte nach Hause und es war schon dunkel. Die Straßenlaternen verströmten unwirklichen Glanz, der von den zuckenden Schatten der vielen Insekten zum Flirren gebracht wurde, die um sie herumtanzten. Trotzdem kamen sie nur langsam voran, da sie sich immer wieder von den Küssen des anderen ablenken ließen, einsam im silbernen Licht der Laternen. So brauchten sie doppelt so lange zu ihrer gemeinsamen Wohnung als gewöhnlich. Vielleicht war es ihr Beitrag für den Abend, ihr Anteil an Versöhnung und Liebe, den ihre besten Freunde gerade nicht füreinander aufbringen konnten. „Ach, wie die beiden nur immer so streiten können“, meinte Hi traurig, als sie endlich vor dem Haus angelangten. „Ja, ich versteh das auch nicht.“ Sein Blick schweifte ab und verlor sich in der Ferne. Er dachte an den Freund, den er vorhin noch nach Hause begleitet hatte. „Was war eigentlich mit den beiden los?“ Er schaute auf His Gesicht hinunter. Sie stand ebenfalls gedankenverloren an seine Brust geschmiegt. „Na, sie haben Schluss gemacht!“. „Oh je, wieder mal…“ seufzte Inu Yasha nur. Immer wieder das gleiche Trauerspiel bei den Beiden. Sie stritten sich so oft, um sich mit nach viel Streit und Verletzungen wieder zu vertragen. Er blickte wieder auf die Frau hinunter und meinte mit einem aufmunternden Lächeln. „Na, zum Glück sind wir nicht so.“ Ebenfalls mit einem Lächeln blickte sie zu ihm auf. „Nein, wir nicht…“ und küsste ihn auf die Nasenspitze. Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn sanft zu sich herunter. Banko erwachte. Langsam schlug er die Augen auf und versuchte sich zu orientieren. Etwas war anders als sonst. Sein Kopf lag ungewohnt…flach. Überrascht hob er ihn etwas hoch und konnte so sehen, dass Kari quer über seine Brust lag, eine Hand hielt noch immer sein Kissen fest, die andere hatte sie knapp unter seiner Kehle liegen. Doch damit nicht genug, hatte sie es geschafft, ihn während der Nacht auf seine Seite des Bettes zu drängen, ihr Kissen lag also unbenützt auf ihrer Bettseite, während er ohne eines schlafen musste. Er grinste. Dann strich er ihr sacht eine der blonden Strähnen, die ihr ins Gesicht hingen, hinters Ohr. Sie reagierte nicht. Scheinbar schlief sie immer noch tief und fest. Vorsichtig befreite er sich also aus ihrem Griff und stand auf. Während er sich reckte, schaute er auf die schlafende Gestalt im Bett. Sie lag quer über die große Matratze, in der einen Hand ein Kissen, die andere auf dem Platz liegend, auf dem er sich kurz vorher noch befunden hatte. Leise seufzte er auf. Warum nur musste es immer so kompliziert sein? Er liebte sie doch und sie liebte ihn, warum also? Er konnte dem Drang nicht widerstehen, beugte sich hinab und küsste sie sanft auf die halboffenen Lippen. Sehr zu seinem Erstaunen erwiderte sie den Kuss, ehe sie langsam die Augen öffnete. Mit einem verschlafenen Blick schlang sie die Arme um seinen Nacken und zog ihn fordernd näher. Überrascht stützte er die Arme seitlich ihres Kopfes auf, um sie nicht mit seinem Gewicht zu erdrücken. Blaue Augen trafen auf mitternachtsblaue, heiße Lippen machten sich Geständnisse. Banko beschloss, dass man auch später noch reden konnte und ließ sich sanft auf die junge Frau sinken. Er spürte, wie sie sich seinen doch etwas zerzausten Zopf um ein Handgelenk wand und mit der anderen Hand sacht über seinen Rücken zu streichen begann. Ohne den Kuss zu unterbrechen, umrahmte er mit seinen Händen ihr Gesicht, presste sich noch enger an sie, sodass er sie ganz spüren konnte. Als nächstes spürte er ihre Beine, die sich um seine Hüften schlangen und ihn so hielten. Er lächelte leicht, während seine Hand über ihren Hals zu ihrer Brust strich, dann die Seite entlang bis zu ihrer Hüfte und dort unter dem Shirt verschwand, das sie zum Schlafen trug. Seine kühlen Finger berührten warme, sanfte Haut. Er fühlte wie sie leicht erzitterte und in seinen Mund seufzte. Ihre Lider hatten sich schon lange gesenkt, verbargen nun die Augen und wohl auch die Leidenschaft, die sich darin spiegelte. Doch er wusste genau, wie er das wieder ändern konnte. Wild vertiefte er den Kuss, eroberte ihre Lippen und ihre Mundhöhle im Sturm – nicht, dass er viel Widerstand gehabt hätte. Seine Hand verfolgte aber ganz andere Absichten. Leicht strich er knapp unterhalb ihres Bauches über die seidige Haut. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er spürte, wie sie erschrocken zusammenzuckte und sich dann zu winden begann. Ihre Lider schossen hoch, schauten ihn beinahe vorwurfsvoll an. Es war auch zu blöd, dass er genau wusste, wo sie kitzlig war. Ja, das waren die Vorteile, wenn man sich schon einige Zeit kannte. Einen kurzen Moment dachte er an die Zeit zurück, als alles neu gewesen war, sie sich gerade erst kennen gelernt hatten, damals auf dem Medieval Festival. Er war Mitglied eines der Schaukampfteams gewesen und sie hatte eine Freundin dort hin begleitet. Er hatte sie angesprochen, größtenteils weil sie so desinteressiert gewirkt hatte. Es hatte ihn interessiert, was sie dann überhaupt auf dem Fest machte. Schnell waren sie sich näher gekommen. Und dann die Zeit des Kennenlernens. Es war eine schöne Zeit gewesen, immer die Schmetterlinge im Bauch, wenn man an den anderen dachte, aber zugleich auch die Unsicherheit in allem was man tat. War es dem anderen schon recht? Dieses Stadium hatten sie inzwischen hinter sich gelassen, sie wussten genau, was der andere mochte und was nicht. Dennoch wurde es nie langweilig. Ganz im Gegenteil, das Sichkennen brachte auch einen gewissen Reiz mit sich, den Drang zu erforschen, wie man den anderen doch noch aus der Reserve locken Am selben Morgen fiel die Sonne durch das großes Ostfenster eines Zimmers und erwärmte zwei andere Körper, die nackt und eng umschlungen auf einem großen Bett lagen. Lange, silberne Strähnen bedeckten sie teilweise, doch diese lagen auch über das ganze Bett verteilt, wo sie in der Sonne wie eine seidene Decke schimmerten. Eine erste Bewegung war zu erkennen, der Mann, dem die silbernen Haare gehörten, hob leicht den Kopf und schnüffelte. „Da kocht einer Kaffee im Haus. Das könnte ich jetzt auch gebrauchen!“ Er wollte schon aufspringen, wurde aber von ihren Armen festgehalten. „Noch nicht gehen...“ brummelte ihre verschlafene Stimme und zog ihn enger an sich. „Mann, du wieder, kommst wieder nicht aus dem Bett.“ „Nur wenn du drin liegst…“kam als Antwort. Ihr lächelndes Gesicht erhob sich aus der Umrahmung ihrer dunklen Locken. Sie schob sich näher zu seinem Gesicht und fing an, an seinem Hals zu knabbern. „Ich brauch keinen Kaffee, ich esse dich zum Frühstück.“ Er lachte kurz auf und suchte dann ihre Lippen. Davon konnte er nie genug bekommen. Seit er mit ihr zusammen war, kamen sie nicht mehr auseinander. Und auch wenn er sie schon tausend Mal geküsst hatte, es war immer wieder gleich schön. Er vertiefte den Kuss, packte sie dabei und zog sie auf sich. Der volle Kontakt, den ihre Körper dabei hatten, blieb nicht ohne Folgen. Obwohl sie sich in der Nacht schon geliebt hatten, hatte er schon wieder Lust auf ihren Körper. Sie spürte es…und lachte ihn frech an. Aufreizend rieb sie sich an seinem Becken, rieb ihre Schläfen an seinen und versenkte ihren Kopf dann an seinem Hals und in seinen langen Haaren. Sie hingegen konnte nie genug bekommen von seinen prächtigen Haaren. Sie hatte ja schon immer für lange Haare geschwärmt. Als ihre Freundin Kari erzählte, ihr Banko kenne einen mit Haaren bis in die Kniekehlen, war sie hellhörig geworden. Sie wollte eigentlich nicht verkuppelt werden, aber da sie schon lange alleine war, beschloss sie, dass es Zeit wäre eine solche Gelegenheit zu nutzen und hatte sich schließlich bereitwillig zu einem Treffen schleppen lassen, dass die Beiden extra arrangiert hatten, um sie mit ihm bekannt zu machen. Es war Liebe auf den ersten Blick gewesen. Nicht nur die Haare hatten sie umgehauen, sie fand den ganzen Kerl gleich zum Anbeißen. Obwohl seine wilde und etwas ruppige Art sonst nicht unbedingt das war, was Frauen anzog, so war sie doch sofort von ihm begeistert gewesen. Sie wollte keinen Charmeur, der ihr Lügen erzählte, sondern lieber einen Wildfang, den sie sich zähmen konnte. Und Inu Yasha war durchaus bereit, sich von ihr zähmen zu lassen. So viel ruhiger als er war sie schließlich auch nicht. Sie wühlte immer noch in seinen Haaren, während er ihr sanft den Rücken massierte. Er konnte ihre Gier gar nicht begreifen, mit der sie sich über seine silbernen Strähnen hermachte. Aber wenn es ihr so gefiel, nun, er wollte sie nicht davon abhalten. Dafür konnte er ausgiebig ihren Körper betasten, der ausgestreckt auf ihm lag. Ihre Haut war weich und noch heiß von der Hitze der Nacht. Er strich die Linie ihres Rückens entlang, fasste ihren Po mit beiden Händen und presste ihn leicht gegen das eigene Becken. Ein Stöhnen drang aus ihrem Mund, der gerade neben seinem Ohr lag. Er grinste. Sie reagierte immer prompt, wenn er sie gegen seine harten ‚Weichteile’ drückte. Na, und weich waren die nie, wenn sie in der Nähe war. Sie hob langsam den Kopf und sah ihn mit verschlafenen Augen an. „Junge, du machst mich fertig. Aber du bist selbst schuld, wenn ich jetzt über dich herfallen muss. Wenn du mich auch so reizt…!“ Inu Yasha grinste sie nur frech an. Ja, so konnte der Morgen beginnen, da wartete er auch gerne mit dem Kaffee. Nachdem sie völlig erschöpft wieder voneinander abgelassen hatten, lagen sie eng umschlungen auf dem Bett. His Gedanken wanderten zu ihrer Freundin. Sie wusste, wie traurig diese gestern Abend noch gewesen war als sie sich getrennt hatten. Wieder hatte sie mit Banko gestritten und er war davon gerannt. Das hatte sie nun schon so oft erlebt. „Du, Inu, was hat Banko denn gestern erzählt? Was war denn wieder mit Kari und ihm los?“ „Hm, der hat gar nichts erzählt.“ Hi rollte mit den Augen. „Du weißt schon, dass sie wieder einmal Schluss gemacht hatten? Und da erzählt er dir überhaupt nichts? Aus Männern soll einer mal schlau werden.“ Inu Yasha drehte ihr sein Gesicht zu und sah sie fragend an. „Wirst du aus mir nicht schlau?“ Sie lächelte, küsste ihn auf die Nase. „Doch, aus dir schon. Aber wie kann er das verschweigen? Redet ihr Männer denn nicht über eure Beziehungen?“ „Na, wenn es gut geht, ist das nicht nötig, und wenn’s schlecht läuft, hilft es auch nichts.“ „Und worüber habt ihr dann geredet?“ „Na, über Schwerter und so Kram…“ „Und hast du ihm nicht angemerkt, dass was nicht stimmt?“ „Doch, er war etwas geistesabwesend, aber ich habe nicht nachgefragt. Man muss ja nicht immer über Probleme reden. Und Probleme haben die beiden doch dauernd.“ „Ja, das stimmt leider. Und ich verstehe nicht warum. Ich mache mir so Sorgen um Kari. Ob es ihr gut geht? Ich ruf mal bei ihr an.“ Sie wälzte sich über den Jungen hinüber zu dem Telefon, das neben dem Bett auf einem Tischchen stand. Er nutze es gleich aus, um nach der Brust, die an seinem Gesicht vorbei zog, zu schnappen. Aber sie hatte schon die eingespeicherte Nummer gewählt und lauschte in den Hörer… Kapitel 4: Ein besorgter Anruf ------------------------------ Hallo Leute, es geht weiter bei Hi und Kari, den beiden Freundinnen. Während Kari immer Streit hat, ist Hi anscheinend eine Frohnatur. Aber auch bei Kari wurde herftig Versöhnung gefeiert... Ein besorgter Anruf Sie sah in sein verschwitztes Gesicht, in die strahlend blauen Augen und strich sanft eine feuchte Strähne seines schwarzen Haares hinter sein Ohr. Dann zog sie ihn näher zu sich, drückte einen Kuss auf seine Lippen. Sanft begann sie dann an ihnen zu nagen, nahm die Unterlippe zwischen die Zähne und nagte sanft daran. Ihre Blicke hatten sich nicht losgelassen und stumm forderte sie ihn auf, sich ihrer zu erbarmen und die süße Folter doch zu beenden. Er grinste siegessicher, beugte sich näher…und zuckte zusammen. Ein schriller Ton schallte durch die Wohnung. Ring! Ring! Banko biss die Zähne zusammen, sah auf das enttäuschte Gesicht seiner Freundin und flüsterte ihr ins Ohr: „Ignorier es!“ Doch das penetrante Läuten konnte nicht ignoriert werden. Ring! Ring! Wer auch immer da anrief, hatte eine Engelsgeduld. Fluchend rappelte Banko sich auf, warf einen letzten Blick auf die betrübte Kari und hastete dann nackt wie Gott ihn schuf zum Telefon. Mit leichtem Unwillen in der Stimme maulte er in den Hörer: „Hai? Hier bei Hiwatari!“ "Banko, bist du das? Ist Kari da? Gib sie mir mal..." kam es aus dem Hörer. "Hi? Bist du das? Kari liegt noch im Bett, kannst du nicht später anrufen?" Leicht genervt strich sich Banko die feuchten Haarsträhnen aus dem Gesicht. "Na immerhin ist er wieder bei ihr!" flüstere Hi Inu Yasha zu. Der war aber mehr an der Brust interessiert, die direkt vor seinem Gesicht lag, als an den Problemen seines Freundes. "Seid ihr ...beschäftigt?" Banko verdrehte die Augen gen Himmel. Was für eine Frage! "Nein, jetzt nicht mehr!" Dankbar lächelte er Kari an, die nun wieder mit dem Shirt bekleidet zu ihm trat und ihm einen Bademantel reichte. "Na, dann gib sie mir. Aber stören will ich euch nicht..." Hi wusste nicht so recht, ob sie nicht eine friedliche Morgenidylle unterbrochen hatte. Banko war gereizt wie immer. "Hm! Hier für dich!" Unwillig reichte er Kari den Hörer hin. "Deine Freundin!" Damit machte er sich auf den Weg ins Wohnzimmer. Hi zuckte mit den Schultern. Mein Gott, der Kerl war ja so männlich, aber irgendwie schien er zu viele Hormone in sich zu haben. Kari fuhr ja voll darauf ab, sie himmelte ihren Macho an, aber es war auch sehr schwierig, mit ihm umzugehen. Er ging immer so schnell hoch. Und Hi machte es leider einen Höllenspaß, Leute auf die Palme zu bringen. So war Banko nicht immer gut auf sie zu sprechen. Kari presste den Hörer an ihr Ohr. "Hi-chan? Bist du das?" Sie hörte wie Banko im Wohnzimmer werkelte. Es war unschwer zu erkennen, dass er über die Störung nicht erbaut war. Kari nahm sich vor, ihn danach dafür zu entschädigen. Aber erst musste sie mit ihrer Freundin reden! "Hey, was hat er denn? Habt ihr euch wieder ertragen? Er klang ja nicht sehr fröhlich...und wie geht es dir denn? Ich mach mir so Sorgen um dich, Süße!" Ein freudiges Lächeln huschte über Karis Gesicht, als sie die vertraute Stimme von Hi vernahm. "Na, bei uns läuft alles wieder prima, keine Sorge! Er ist nur ein kleiner Morgenmuffel!" Kari hoffte, dass Hi ihr die Lüge abnahm. Sie war wirklich dankbar, dass ihre Freundin sich so um sie sorgte und wollte nicht, dass diese ein schlechtes Gewissen hatte, weil sie glaubte bei irgendwas gestört zu haben. "Inu, lass das...ahhhh. Ah, sorry, Inu ist wieder ungezogen und beißt mich. Wenn du wüsstest wo...also, wo waren wir? Prima läuft es? Na, dafür ist er aber zu mürrisch. Habt ihr denn geredet?" Karis freute sich wohl, als sie die Freude in His Stimme vernahm. Trotzdem begann sie nervös auf den Hörer zu trommeln. "Geredet? Nun..." "Inu, jetzt hör auf, ich telefoniere..." Die Stimme wurde leiser und Kichern war im Hintergrund zu hören. Dann kurz dumpfe Stille, Rascheln und His Stimme erklang wieder im Hörer. "Sorry, ich musste mich mal um mein Hundchen hier kümmern, das beißt und leckt immer...Kari, ich muss mal ernsthaft mit dir reden. Es wird nicht besser, wenn du alles vor dir herschiebst. Was habt ihr beide denn bloß miteinander? Warum streitet ihr euch so viel?" Auch wenn sich Kari für ihre Freundin freute, gab es ihr einen kleinen Stich, als sie hörte wie unkompliziert sie mit Inu umging. Ihr Gesicht verdüsterte sich. "Naja...ich weiß auch nicht...ich...er...ach, es ist nicht leicht!" Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Wie konnte sie ihre Freundin beruhigen? Anlügen mochte sie sie nicht, sonst hätte sie ja behaupten können, dass sie sich ausgesprochen hatten und alles zum Besten stand. "Gibt es eine Andere bei ihm? Bist du deswegen so empfindlich? Ist es diese Kagura? Rennt er ihr denn hinterher? Läuft da was? Oder wo liegt das Problem? Was sagt er denn?" "Er? Er sagt gar nichts...immer nur: Da ist nichts! Sie ist nur eine Freundin! Und..." Kari spürte, wie ihr wieder Tränen in die Augen traten und verstummte. "Ach Schatz, du liebst ihn doch so, und er dich auch, das sieht man ihm an. Warum kommt ihr dann nicht miteinander klar? Was ist denn so schwierig? Soll Inu mal mit ihm reden?" Inu Yasha hob den Kopf als er seinen Namen hörte, nahm aber die Lippen nicht von ihrer Brust, an der er die ganze Zeit saugte. "Mann, du bist doch kein Baby..." herrschte Hi ihn leise kichernd an und versuchte, ihn wegzudrängen. Aber er sah sie nur mit seinen honigbraunen Augen an und saugte weiter. Kari hörte wieder das Gekicher im Hintergrund und schluckte. "Ich...ich weiß nicht, ob er mich liebt. Ich glaube nicht, dass es was bringt, wenn Inu mit ihm spricht, du kennst ihn doch...dann ist er noch mehr eingeschnappt. Du...ich muss jetzt Schluss machen...wir sehen uns, ja?" Kari konnte es nicht mehr ertragen. Die Tränen brannten schon wieder in ihrer Kehle. "Nicht auflegen, und bitte nicht weinen, Süße! Wenn sie nur eine Freundin ist, dann sollte das doch kein großes Problem sein. Misstraust du ihm? Denkst du, da ist mehr im Spiel?" "Ich weiß nicht...ich weiß gar nichts mehr...ich weiß nicht, was läuft, ich weiß nicht, was ich tun soll, einfach gar nichts. Was soll ich denn tun? Was kann ich tun? Nichts...absolut gar nichts..." Hoffnungslosigkeit hatte sie wieder überfallen. Sie fühlte sich plötzlich wieder einsam und allein. Am liebsten hätte sie aufgelegt und wäre weggelaufen. Aber das wollte sie ihrer Freundin nicht antun, nicht nachdem die sich so besorgt zeigte und ihre helfen wollte. Hi seufzte. Ach, der Freundin ging es gar nicht gut. Sie war so verunsichert und unglücklich. Sie wusste nicht, was da Ursache und was Wirkung war. War sie so traurig und zog ihre Beziehung mit in diesen Strudel hinein? Oder war sie so, weil die Beziehung so schlecht lief. Sie wusste nicht, wie viel an der Sache mit der anderen Frau dran war. Aber was konnte sie ihrer Freundin nur raten? Verwirrt biss sie auf ihrem Zeigefinger und starrte ins Leere. Was sollte sie ihr nur raten? "Sprich doch mal mit ihm. Erzähl ihm, wie es dir geht, wie du dich fühlst. Er ist doch ein lieber Kerl und hat bestimmt Verständnis für dich und wird dir helfen. Öffne dich, rede mit ihm. Bitte, tu es für mich. Sei mutig!" Ha, das klang alles so einfach! Wenn es doch nur so wäre...ja, sicher war er ein lieber Kerl...wenn man ihn nicht ärgerte. Aber das musste sie allein durchstehen, keiner konnte ihr hier helfen. "Hm, ja mach ich!" Sie versuchte soviel Überzeugung in ihre Stimme zu legen, wie ihr nur möglich war. "Ich wünsch dir noch einen schönen Morgen, bestell Inu doch meine Grüße, ja? Wir sehen uns!" "Gut, Kari, aber bitte tu es, rede mit ihm. Machs gut, und bitte melde dich wieder. Ruf an, wenn du Hilfe brauchst, und wenn du reden möchtest, ja? Versprich es! Baba..." Sie legte den Hörer auf. Heute war nichts mehr aus der Freundin heraus zu bringen. Immerhin war Banko ja noch bei ihr. Sie wollte sie nicht weiter von dem Gespräch abhalten, das Kari nun endlich mit ihrem Liebsten führen sollte. Wenn sie es nur tat... "Ach Inu, was soll ich mit den Beiden denn nur tun? Die machen sich so das Leben schwer." Sie schaute auf den silbernen Schopf hinunter, der sich immer noch an ihrem Busen vergnügte. Kapitel 5: Versöhnung? ---------------------- Versöhnung? Auch Kari legte dann den Hörer auf, blieb aber noch einige Sekunden unschlüssig stehen. Dann nahm sie all ihren Mut zusammen und ging ins Wohnzimmer, wo Banko schon wartete. Er hatte sich in der Zwischenzeit die Stereoanlage ein geschalten und lauschte nun der CD, die Kari am vorigen Tag eingelegt hatte. Als er sie sah, lächelte er erfreut, runzelte dann aber unsicher die Stirn, als er die ungeweinten Tränen in ihren Augen sah. Schnell stand er auf, ging zu ihr und zog sie an sich. Sie bettete den Kopf an seine starke Brust und schloss die Augen. Warum konnte es nicht einfach so bleiben? „Was ist los mit dir, Baby?“ Seine Stimme klang voll Sorge. Er zog sie mit sich, ließ sich wieder nieder und setzte sie auf seinen Schoß. Ihren Kopf hielt er an seine Brust gedrückt. Er strich sanft durch ihre Haare, während er geduldig auf eine Antwort wartete. Kari holte tief Luft. Schließlich hatte sie Hi versprochen, dass sie mit ihm reden würde. Aber wo sollte sie anfangen? „Banko-kun? Sag, was bedeutet dir Kagura?“ Augenblicklich spürte sie, wie seine Hände von ihrem Kopf und ihrem Rücken glitten. Zaghaft hob sie den Blick und schaute ihn seine verengten Augen. „Nicht schon wieder!“, stöhnte er dann genervt auf. „Ich habe es dir schon hundert Mal erklärt! Zwischen uns ist nichts! Sie ist in derselben Truppe wie ich, das ist alles. Wann glaubst du mir endlich? Langsam kommt mir der Verdacht, dass du mir nicht ein bisschen vertraust!“ Wütend schob er sie von sich und stand auf. Kari seufzte. Sie hatte es so kommen sehen. Es war jedes Mal dasselbe. Sie wollte mit ihm reden, er blockte ab. Sie konnte auch schon sagen, was als nächstes kam: Kouga! „Ich könnte dich auch fragen, was du mit diesem Wildtierfuzzi am Hut hast!“ Ärgerlich hatte er sich von ihr weggedreht. „Er ist kein ‚Wildtierfuzzi’, sondern ein Raubtierexperte.“ Das war dann die falsche Antwort gewesen. Wütend schoss Banko wieder herum und packte sie bei den Schultern. Seine Finger bohrten sich schmerzhaft in ihr Fleisch. „Es interessiert mich nicht die Bohne, was er ist. Ich sehe es nur nicht gern, wenn er mit meiner Freundin rummacht.“ Kari sah ängstlich zu ihm hoch. In seinen wunderschönen Augen brannte ein Feuer. Plötzlich und völlig unerwartet ließ er sie wieder los und drehte sich weg. „Ist ja auch egal, lass es uns vergessen, ja?“ Doch dieses Mal schüttelte Kari den Kopf. „Nein, ich will es nicht vergessen! Ich will wissen, was da los ist. Jedes Mal, wenn du nicht hier bist und ich nicht weiß, wo du umgehst, sehe ich dich in ihren Armen! Das macht mich kaputt! Ich will nicht mehr!“ „Ach ja? Und was meinst du, soll ich dagegen tun? Soll ich dich überall hin mitnehmen? Oder soll ich meine Arbeit hinschmeißen, nur weil du in deinen grundlosen Verdächtigungen schwelgst?“ Seine Augen funkelten, die Lippen hatte er zusammengekniffen. Doch auch Kari war jetzt auf 180. Es hab kein Halten mehr. „Aber nein, wie könnte ich auch verlangen, dass du nur einmal wegen mir zurückstellst? Weißt du was? Es ist mir egal! Tu doch, was du willst!“ Sie brüllte schon. Er hatte sie zornig gemacht, dieses Mal aber so richtig zornig. Nicht ein Wort, dass er sie verstand, dass er helfen wollte, das Problem zu lösen, nein, nichts! Einen Moment schien er verblüfft. Doch dann sagte er mit eisiger Ruhe: „Gut, wie du willst!“ Hi wandte sich dem Jungen zu und zog ihn nun etwas nachdrücklicher von ihrer Brust weg. Sie machte sich Sorgen um ihre Freundin, und er, er wollte nur ihren Körper. War ihm denn alles egal? „Jetzt hör doch mal auf. Du denkst auch immer nur an das Eine. Da geht es meiner besten Freundin schlecht, und das auch noch mit deinem Freund, und dich interessiert das gar nicht!“ Sie sah ihn vorwurfsvoll an. Aber er zeigte keine Reue, deutete nur einen Schmollmund an und drehte dann beleidigt sein Gesicht weg. Hi seufzte. „Nein, nicht das schon wieder! Komm her…“ Sie fasste sein Kinn und drehte gegen seinen Widerstand sein Gesicht wieder langsam zu ihr her. Da schloss er die Lider wie ein kleines Kind, um sie ja nicht ansehen zu müssen. Dabei wusste sie genau, dass er insgeheim nur darauf wartete, dass sie sich ihm wieder zuwandte. Und sie tat ihm den Gefallen, irgendwie mochte sie diese albernen Spielchen, und so zog sie sein Gesicht näher zu dem ihren und küsste ihn sanft auf die Lippen. Er spielte erst noch den Empörten, dann als ob er ihr nicht widerstehen könne und gab sich schließlich dem Kuss hin. Wieder kippten sie in inniger Umarmung auf das Bett und blieben dort einige Zeit kichernd liegen. „Jetzt will ich aber wirklich einen Kaffee…“ Inu Yasha sprang schwungvoll aus dem Bett. „Wer geht zum Bäcker? Du oder ich?“ „Geh du, du rennst doch so gerne. Ich decke inzwischen den Tisch!“ Sie rief ihm dies nach, er war schon in Richtung Dusche unterwegs. Nachdenklich kaute Hi eine Semmel mit Orangenmarmelade und genoss dabei die Sonne, die auf den kleinen Balkon schien, auf dem ihr Frühstückstisch stand. Schon am Morgen draußen sitzen können, das gehörte für sie zu einem ordentlichen Sommer. Genüsslich räkelte sie sich in den warmen Strahlen. „Was machen wir denn heute? Was hast du vor? Das Wetter ist ja super. Ich würde gerne in die Stadt gehen und bummeln. Vielleicht ruf ich Kari noch mal an, ob sie mitgeht. Das könnte sie ein wenig aufheitern.“ Inu Yasha blickte sie an und grübelte kurz. Er futterte gerade das dritte Brötchen. Er hatte immer Hunger, konnte Unmengen Essen vertilgen und war kurz darauf wieder am Suchen. „Ich würde gerne mal wieder laufen gehen!“ meinte er. Sie grinste nur. Danach würde er bestimmt wieder ordentlich Hunger haben. Aber er konnte nie still halten, musste immer rennen, laufen, jagen. „Na, hast noch nicht genug von heute Nacht? Wie packst du das nur, so endlos herumzutollen? Na, dann geh nur! Läufst du wieder mit Banko? Dann versuch doch mal heraus zu bekommen, was bei dem los ist.“ Männer unter sich…vielleicht würde das die Zunge lösen. Inu Yasha räumte gerade den Tisch ab, während Hi unter der Dusche stand. Wie bei ihr üblich plärrte Gackt aus der Stereoanlage, während sie bei geöffneter Türe im Bad zugange war, damit sie die Musik schön laut hören konnte. Ohne mochte sie nicht baden. Inzwischen cremte sie sich schon ein mit einer Pfirsichlotion. Er liebte es, es machte ihre Haut so weich und sie duftete danach so gut, wie ein leckerer Nachtisch. Schnell zog er sich um, immer noch begleitet von Gackts tiefer Stimme. Wie sie nur so laut Musik hören konnte. Sein empfindliches Gehör reagierte äußerst empfindlich, aber sie vergaß es in ihrer guten Laune immer wieder, und er wollte sie ihr nicht verderben. Trotzdem beeilte er sich, rammte seine Füße in die Laufschuhe und band sie zu, als sie nur in ein Handtuch gewickelt aus dem Bad kam, die langen Haare in einem Turban versteckt. "Ich ruf jetzt Kari an, ob sie mitkommt...du kannst ja gleich Banko fragen, ob er mit dir mitläuft, ja?" Er nickte nur, kam auf sie zu und griff unter ihr Handtuch. "Inu..." Kapitel 6: Jogging ------------------ Jogging Inu Yasha stieg aus dem Auto und schaute sich um. In der Ferne sah er Bankotsu an einer Holzstange lehnen. Er sah mürrisch und erschöpft aus. Aber doch war er der Anfrage gleich gefolgt und war sofort bereit gewesen, sich mit ihm zum Laufen zu treffen. Sein Vormittag war wohl nicht so entspannt gelaufen wie sein eigener. Bedauern erfasste ihn. Schade, dass die Beziehung der beiden nicht so locker und unbeschwert lief wie seine eigene mit Hi. "Hallo, schön dass du gekommen bist. Komm, lass uns gleich loslaufen!" Banko nickte nur kurz, stieß sich von der Holzstange ab und begann dann mit gleichmäßigen Schritten neben seinem Freund herzutraben. Normalerweise entspannte er sich dabei immer, doch dieses Mal wollten seine Gedanken nicht zur Ruhe kommen. Anders bei Hi Yasha. Der verspürte bereits das befreiende Gefühl, dass er immer bekam, wenn er eine Weile lief. Er schwebte beinahe über dem Boden, fühlte sich leicht und frei. So könnte er ewig Laufen ohne müde zu werden. Er warf einen kurzen Blick auf seinen Freund neben ihm. Banko war der Einzige, der mit ihm mithalten konnte über die lange Entfernung, die sie immer liefen, aber heute wirkte er angestrengt. Er kannte ihn zu gut, um zu wissen, dass dies keine körperliche Erschöpfung war. "Was'n los?" knurrte er knapp zu seinem Freund hinüber. Banko sah überrascht hoch. Er hatte Inu Yasha ganz vergessen, so vertieft war er in seine Gedanken gewesen. „Hm, nichts weiter. Kari zickt mal wieder! Nicht der Rede wert!“ Sein Gesicht bekam einen grimmigen Ausdruck. Mittlerweile tat es ihm leid, dass er zugesagt hatte, mit Inu Yasha joggen zu gehen. Die Gedanken frei schweifen zu lassen, war im Moment nicht das Richtige. "Ach, was habt ihr bloß? Warum klappt es denn bei euch nicht?" Inu Yasha sah vorsichtig zu seinem Freund hinüber. Der presste verbissen die Lippen zusammen. " Komm, Kumpel, rück doch mal raus..." Einen Moment schien Banko noch unsicher, dann seufzte er laut auf. „Ich weiß es doch selbst nicht! Immer bohrt sie wegen dieser Kagura. Sie will einfach nicht aufgeben. Manchmal kommt mir fast vor, sie wünscht sich, dass ich was mit der hätte. Ich frage dich, ist das normal?“ Banko hatte den Blick stur gerade ausgerichtet. Es fiel ihm schwer über die ganze Sache zu reden. Aber es war Inu Yasha, mit dem er sprach. Er war einer seiner ältesten Freunde und wenn ihn jemand verstand, dann er. "Und? Ist was dran? Hast du was mit der Tuss? Ich kann mir das von dir nicht vorstellen. Aber warum kommt ihr dann nicht drüber weg?" Inu Yasha trabte weiter. Sein Freund fiel ein wenig zurück, seine Stirn runzelte sich und er konnte die dunklen Wolken erkennen, die über seinen Gedanken lagen. „Vielleicht passen wir einfach nicht zusammen…“ Bankos Stimme klang sehr unsicher und auch düster. Inu Yasha grübelte. Ob sein Freund vielleicht doch mit dieser Frau aus seiner Gruppe etwas am Laufen hatte? Warum sollte Kari sonst so wütend und eifersüchtig sein. Frauen spürten das meist. Er wusste nicht, woran es lag, ob sie den Geruch der anderen spürten, so wie er es konnte, oder ob es nur ein Gefühl war, ein paar Eigenheiten im Verhalten, aber Frauen merkten es einfach, wenn es eine Andere gab. Ob Kari da einen begründeten Verdacht hatte? Ob Banko so etwas tun würde? Prüfend betrachtete er den Freund. Wie sah ein Mensch aus, der betrog? Sah man ihm das an? Merkte man es als Freund, als Bekannter? Dabei war er sich immer so sicher gewesen, dass die beiden gut miteinander harmonierten. Banko war sehr männlich und liebte es, eine zarte und romantische Frau zu haben, die er umsorgen und beschützen konnte. Ganz anders als er selbst. Er liebte, starke, unabhängige Frauen, die stolz ihren eigenen Weg gingen und denen er nicht bei jedem Schritt hilfreich nebenher laufen musste. So eine wie Hi halt. Aber Kari müsste seiner Meinung nach genau Bankos Fall sein. Warum sollten die beiden also nicht zusammen passen? Es musst etwas anderes sein, was die Harmonie störte. "Na, ich denke, ihr passt sehr gut zusammen. Es muss etwas anderes sein, was bei euch immer stört." Banko blieb stumm. Undurchdringlich schienen seien Gedanken, und er hüllte sich eisern in Schweigen. "Ist da wirklich nichts bei dir am Laufen?" Inu Yasha wollte nur sicher gehen, dass er ein Fremdgehen ausschließen konnte. Er traute es seinem Freund auch nicht zu... „Nein, verdammt! Wofür hältst du mich? Fang du nicht auch noch an!“ Zornig funkelte Banko Inu Yasha an. Erschrocken zuckte dieser zurück. Eine so heftige Reaktion hätte er nicht erwartet. Sonst war sein Freund ein ruhiger Typ, diese grobe Zurückweisung war schon sehr auffällig. Tja, wie sollte er nur darauf reagieren? Er dachte sich inzwischen eh seinen Teil und wollte in Zukunft mal ein wenig genauer hinsehen, mit wem sich sein Freund so rumtrieb. Sein Verhalten war leider zu verdächtig. Dennoch wollte er jetzt nicht gerade einen Streit vom Zaun brechen. Ändern konnte er sowieso nichts. Also würde er sich einfach dumm stellen und ganz harmlose Fragen stellen. "Na, wenn das so ist, dann überzeuge sie davon. Tu was, dass sie dir glauben kann. So ein Verdacht tut schon weh. Und so zart und empfindlich wie sie ist, wird es für sie besonders schlimm sein. Nimm ihr das!" Zart und empfindlich. Damit hatte er Kari gut beschrieben. Zickig und schnell beleidigt würde besser passen, aber das wollte er nicht sagen. Sein Geschmack war die Lady auf alle Fälle nicht, aber er wollte den Freund nicht beleidigen und hatte sich daher mit seiner Meinung immer zurück gehalten und seine Ansichten immer sehr höflich formuliert. Banko grübelte. Anscheinend hatte er mit seinen Worten doch etwas in ihm berührt. „Aber wie?“, fragt der Freund verdrießlich. Inu Yasha spürte den Verdruss Mannes neben sich. Oho, dieses Thema war heikel und er musste aufpassen, die passenden Formulierungen zu finden ohne dass ihm sein Freund an die Gurgel sprang. Normalerweise war er ja nicht der besonders feinfühlige Gesprächspartner. Zum Glück machte Hi das nie was aus, sie wischte mit einem schallenden Lachen seine ganzen Patzer vom Tisch. Aber Banko wirkte im Augenblick sehr gereizt und empfindlich. "Versetze dich in sie hinein. Das sollte doch gut gehen, wenn es dir mit diesem Kouga genau so geht!" "Woher weiß du...? Natürlich, Hi!!" Die Antwort auf diese Frage erübrigte sich wohl. Inu Yasha spürte deutlich, dass Banko erst recht verärgert war, dass Kari anscheinend ihre Probleme herum tratschte. Abe da ging es ihm selbst wohl auch nicht besser. Er wollte gar nicht erst wissen, was seine Holde mit Kari alles besprach. „Kennst doch die Weiber…“ raunte er dem Freund versöhnlich zu."Schon recht, Kumpel!" "Tu was für sie, biete ihr etwas an, mach einen Handel aus. Kannst du Kagura nicht eine Weile aus dem Weg gehen? Mach doch Urlaub mit Kari, fahr weg mit ihr, nur ihr zwei. Und kümmere dich dann gut um sie, dann wird es schon wieder klappen..." Urlaub? Wie war er jetzt auf die Idee gekommen? Weil Hi immer nur von Urlaub schwärmte? Aber es klang doch ganz gut. Da konnte Banko ja mal zeigen, dass er auch ohne Kagura auskam. Und wegfahren, Tapetenwechsel, eine andere Umgebung, das wirkte immer stimulierend auf eine Beziehung. Das war doch ein ganz guter Tipp. Inu Yasha war stolz auf sich. Das könnte er seiner Kleinen auch gleich vorschlagen… Banko rührte sich. Anscheinend hatte er über den Vorschlag bereits nachgedacht. „Hm, das ist eigentlich gar keine so dumme Idee. Ich habe schon ewig keinen Urlaub mehr gehabt! Und ein paar Wochen nur mit Kari, das wäre auch nicht schlecht…vor allem wenn es sich um seine gutgelaunte Kari handelt.“ Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Auf einmal schien er es eilig zu haben zu seiner Freundin zurückzukommen und legte einen Zahn zu. Inu Yasha steigerte ebenfalls das Tempo uns holte wieder auf. Kapitel 7: Ein Gläschen ----------------------- Das kleine Caffee mit den Tischchen auf der Straße gibt es wirklich...ich hab da ganze Sommer verbracht *g* Ein Gläschen Hi saß schon an einem der kleinen Tische in der Altstadt bei einem Glas Prosecco als Kari ankam. Entspannt und gelassen blätterte sie gerade in einem neuen Manga, den sie sich zugelegt hatte. Sie blickte auf, als die Freundin sie begrüßte und zu ihr setzte, ihr Lächeln war wie immer strahlend. Kari schaute etwas neidisch auf sie hinab. Seit sie mit Inu Yasha zusammen war, war sie unendlich glücklich. Ganz anders als sie selbst. Ihre Beziehung war immer in der Krise. Was machte sie nur falsch? Die Freundinnen begrüßten sich mit einer herzlichen Umarmung. Kari setzte sich mit an den Tisch und bestellte einen Kaffee. Sekt schon am Morgen bekam ihr nicht. Eine Zeit lang sprachen beide kein Wort. Kari merkte sehr wohl den fragenden Blick, den Hi ihr immer wieder zuwarf, versuchte ihn aber zu ignorieren. In ihr kochte immer noch die Wut über Bankos wenig entgegenkommendes Verhalten. Dieses Mal war sie nicht traurig, nein, sie war verärgert. Gespannt wartete sie darauf, dass Hi ihr eine Frage stellen würde. Hi legte ihren Manga weg und schaute die Freundin prüfend an. "Kari, was ist los? Du siehst gar nicht glücklich aus? Habt ihr euch nicht wieder versöhnt?" Kari schaute verlegen zu Boden. Sah man ihr den Streit schon an? Und dass sie so unglücklich war? Hi ließ nicht locker. "Los, rück raus! Habt ihr euch versöhnt? Oder habt ihr immer noch Ärger? Worum geht es denn?" „Ach nichts! Vergiss es einfach, ja? Er ist ein Idiot! Echt mal!“ Karis Stimme bebte vor unterdrücktem Zorn und immer noch konnte sie ihrer Freundin nicht in die Augen sehen. Es war ihr schon lange zu blöd, Hi jedes Mal, wenn sie sich trafen, mit ihren Beziehungsproblemen voll zu jammern. Es schien ihr so, als würden sie über gar nichts anderes mehr reden. Und auch wenn Hi immer verständnisvoll reagierte, so befürchtete sie doch, dass der Freundin irgendwann der Kragen platzte. Hi saß da und wippte mit dem übergeschlagenen Bein. Sie sah die Freundin besorgt an und wartete, ob sie von sich aus mit dem Reden beginnen würde. "Na, so wie ich eure Geschichte kenne, geht es um Eifersucht, richtig?" Kari schwieg betreten, aber genau diese Stimmung verriet Hi, dass sie einen Treffer gelandet hatte. "Ach Schatz, was macht ihr beiden denn bloß?" Sie nahm die Hand der Freundin und drückte sie. "Hast du denn einen begründeten Verdacht?" Sie sah ihr fragend ins Gesicht, erhielt aber weiterhin keine Antwort. "Also mehr ein ungutes Gefühl?" Nun blickte Hi zu Boden. "Kari, ich muss dir mal was erzählen..." Kari schaute entsetzt auf. Die Stimme der Freundin klang auf einmal sehr bedrückt. So kannte sie sie gar nicht, sie war doch sonst immer heiter und gut gelaunt. Mit erschrockenen Augen blickte sie auf: "Also, Inu hat mir da was erzählt. Ich wollte es dir nie sagen, ich dachte, ihr bekommt das selbst geregelt. Aber dem scheint ja nicht so zu sein..." Hi hob ihren Blick und fixierte die starr sitzende Freundin. Sollte sie wirklich? "Also, Inu hat mal Banko abgeholt bei seiner Schautruppe. Und er hat ihn dort mit Kagura gesehen. Die hing wohl ziemlich an seinem Arm und machte ihm schöne Augen. Banko hat eindeutig versucht, sie abzuwimmeln, aber die schien sehr zäh und hartnäckig gewesen zu sein. Inu meinte, sie wirkte sehr aufdringlich. Als er dazu kam, habe sie missbilligend geschaut und sich schmollend verzogen." Kari konnte es nicht fassen. Wie erstarrt saß sie da, während ihr unzählige Gedanken durch den Kopf schossen. Was bedeutet das? Banko hatte gesagt, zwischen ihm und Kagura wäre nichts. Warum hatte er nicht gesagt, dass sich die Schlampe so an ihn ranwarf? Kari wusste warum. Weil sie dann wieder seiner Meinung nach ‚hysterisch’ reagiert hätte. Ja, das hätte sie…aber was war falsch dran? Sie liebte ihn nun mal. Unsicher was sie sagen sollte, klappte sie nur ein paar Mal den Mund auf und zu. „Und dann?“ "Nichts, nichts und dann." Hi fasste den Arm der Freundin. "Pass mal auf, Kari. ich kann verstehen, dass das nicht schön ist, dass es weh tut. Aber wenn du in jedem Augenblick daran denkst und es an ihm auslässt, dann vermiest ihr euch die Stimmung. Und irgendwann gibt er der nach, nur um vor dem Ärger zu fliehen oder wenigstens etwas davon zu haben, dass er welchen hat. Du treibst ihn ja richtig von dir weg. Das ist ein Teufelskreis. Ihr müsst da unbedingt raus, sonst geht ihr beide und eure Beziehung daran kaputt." Im ersten Moment war Kari versucht, ihre Freundin anzubrüllen, was sie denn davon verstehe. Sie, ihr perfekter Inu und ihre perfekte Beziehung. Doch sie wusste, dass sie ihr damit Unrecht tat, dass nur der Schmerz, der in ihrem Inneren wütete, sie dazu trieb. Langsam ließ sie sich auf ihrem Stuhl zurück gleiten, zog ein Bein an und überdachte His Worte. Sie hatte wohl recht mit dem, was sie sagte. Selbst wenn Banko ihr treu war, so trieb sie ihn ja regelrecht davon. Wenn nur diese Zweifel nicht wären. Wissen konnte sie es nun mal nicht. In einer Beziehung war man immer abhängig von dem, was der andere einem sagte, Aber sie wollte der Beziehung unbedingt einen positiven Schub geben, wollte heraus kommen aus ihrer Eifersucht und mal eine Zeit verleben, in der sie ihr nicht alles vergällte. Nein, sie würde ihn nicht vergraulen. Sie würde um ihn kämpfen. Er mochte zwar seine Macken haben und ein sturer Kerl sein, aber sie liebte ihn nun mal. Er war es ihr wert. „Was soll ich denn dann tun?“ Interessiert und mit einem schwelendem Feuer im Blick sah sie auf ihre Freundin. "Hm, wie wäre es mit einem Ortswechsel? Weg von dem Weib, weg von dem Ärger? Ihr beide mal ganz allein, ohne Störungen von außen? Musst ja nicht gleich wegziehen, aber mach doch wenigstens mal Urlaub mit ihm, fahrt weg, unternehmt was Schönes!" Kari schaut noch immer betroffen auf den Boden. Ihr wurde klar, dass sie wirklich bald am Ende war wenn es mit Banko so weiter gehen würde. So sehr wie sie ihn liebte, schmerzte sie der ewige Verdacht, aber sie bekam ihn auch einfach nicht los. Die Idee war gut. Ihr standen noch über 3 Wochen Urlaub zu, Bankos Truppe ging in die Sommerpause, die Zeit war ausgesprochen günstig. Vor lauter Streit waren sie bisher noch gar nicht zu einer Urlaubsplanung gekommen. Sie hatte sich auch nicht getraut, ihn zu fragen. Entschlossen setzte sie sich auf. Ja, sie würde es tun! Sie würde mit ihm in Urlaub fahren. Und wenn sie dieser dummen Nuss Kagura das nächste Mal über den Weg lief, dann würde sie ihr die Zähne aus ihrem ach so hübschen Gesicht schlagen. Der Gedanke zauberte ein Lächeln auf Karis Gesicht. Natürlich würde sie das nicht tun, aber manchmal waren so kleine Tagträume ganz befreiend. Hm, jetzt hieß es nur noch, Banko von ihrem Vorhaben zu überzeugen. Mit Schrecken erinnerte sie sich an ihre vormittägliche Unterhaltung. Er war ziemlich sauer gewesen. Naja, sie hatte ihn ja auch noch nicht oft angebrüllt. Also, bevor sie zur Urlaubsplanung gehen konnte, musste der Bankoversöhnungsplan in die erste Runde gehen. „Hm, Hi, ich glaub ich brauch eine Idee von dir!“ "Na klar, stets zu Diensten! Was braucht du?" "Einen Tipp. Wie kann ich ihn versöhnen und ihm meinen Wunsch nahe bringen, ohne dass er gleich wieder ausrastet?" "Na, warum sollte er denn ausrasten wenn du mit ihm in Urlaub fahren willst? Steht es denn schon so schlimm bei euch? Habt ihr euch so tierisch gefetzt?" Kari nickte nur betreten. Hi biss sich auf die Unterlippe und blickte verloren vor sich hin. Dass es so schlimm bei den beiden stand, hätte sie nicht gedacht. Kapitel 8: Die gleiche Idee --------------------------- Ja, das zieht sich echt noch, und ich wollte dafür schneller on stellen...ist auch nix geworden. Aber jetzt geht's weiter, und ich beeil mich, denn das wird noch...*g* Die gleiche Idee Hi grübelte gerade, wie sie weiter helfen konnte, als ein Auto am Straßenrand hielt und ein junger Mann sportlich heraussprang. Er war leicht verschwitzt aus, das graue T-Shirt war feucht, als hätte er gerade einen längeren Lauf hinter sich. Sein langes, pechschwarzes Haar war zu einem langen Zopf gebunden, der herum wirbelte, als er sich den beiden zuwandte. Es war Banko! Inu Yasha hatte den Freund gleich mit dem Auto in die Stadt gebracht. Er wusste, wo die beiden Frauen sich gerne trafen: Die Idee mit dem Urlaub hatte bei Banko voll eingeschlagen und er konnte es gar nicht mehr erwarten, seiner Freundin den Vorschlag zu unterbreiten. Als Kari ihn sah, sprang sie auf und ging einige Schritte auf ihn zu. Dann erinnerte sie sich wieder daran, wie sie sich getrennt hatten und blieb abwartend stehen. Auch Banko war inzwischen auf sie zugekommen, stand nun wenige Meter vor ihr und schaute sie an. Sie war überrascht über den liebevollen Blick. Zaghaft lächelte sie und keuchte überrascht auf, als er sie stürmisch in seine Arme zog. Ihre Lippen trafen sich und es war Banko egal, dass sie den halben Platz als Publikum hatten. Er presste sie eng an sich und sie nahm seinen Duft tief in sich auf. Er roch herb, nach Schweiß und nach Aftershave. Nur zu gern kuschelte sie sich in seine starke Umarmung. Sie bemerkte nicht, dass Inu inzwischen zu Hi getreten war und beide zu ihnen sahen. Sie war einfach nur glücklich. Hi hatte Inu Yasha von weitem auf die Gruppe zuschlendern sehen. Er hatte das Auto um die Ecke geparkt und wollte nun auch mitbekommen, wie sich die Urlaubsplanung seines Freundes wohl entwickeln würde. Erfreut sah er Kari bereits in Bankos Armen liegen. Die beiden küssten sich leidenschaftlich und hatten völlig vergessen, dass sie mitten auf der Straße standen. Er grinste. Hoffentlich stimmte sie zu, es wäre eine gute Lösung für die Probleme der beiden, eine gute Chance um das gereizte Klima zu beruhigen und einen neuen Anfang zu machen. Hi sah ihm strahlend entgegen. Sie streckte die Arme nach ihm aus, ihr Lächeln erhellte ihr Gesicht als er sich zu ihr beugte und sie zur Begrüßung küsste. Banko löste seinen Mund nur ungern von Karis. Während er sie noch einmal eng an sich drückte, sah er zu seinem breit grinsenden Freund rüber. Dann beugte er sich zu ihr hinab, schaute ihr tief in die Augen und meinte: „Ich habe etwas mit dir zu besprechen! Lass uns wieder Platz nehmen! Ich komme mir hier so beobachtet vor!“ Erst jetzt sah Kari auf die Leute, die sich rund um sie gesammelt hatten und sie interessiert anstarrten. Sie barg ihren Kopf in Bankos Shirt und hörte sein leises Lachen. Dann führte er sie zurück zu dem Tisch und dem dort wartenden Paar. Ein Blick in His und Inus Gesichter sagte ihm, dass er mit mindestens einer blöden Bemerkung zu rechnen hatte. Er bereitete sich innerlich schon einmal darauf vor. Inu Yasha schaute ihn aber nur fröhlich an. Er freute sich sichtlich für seinen Freund. "Ich glaube, wir gehen dann mal, ich muss heim duschen. Vielleicht schrubbt mir ja jemand den Rücken?" Er sah dabei grinsend auf Hi hinunter, die gerade den letzten Schluck Prosecco austrank und ihrer Börse zog. Sie legte ein paar Münzen auf den Tisch, schnappte ihre Tasche und ergriff Inu Yashas Hand. "Komm, mein Süßer, ich werde gleich mit dir in unter die Dusche steigen! Und ihr beiden macht’s gut! Meldet euch, wenn ihr wieder Luft bekommt!" Inu Yasha lachte auf und griff der Frau neben sich um die Taille. Die beiden wirbelten davon in Richtung auf den geparkten Wagen zu. „He, Hi-chan!“ Die Angesprochene blieb stehen und warf einen gespielt ungeduldigen Blick zurück. „Was gibt’s, Quälgeist?“ Kari zog einen Schmollmund, dann lächelte sie. Sie wusste, dass ihre Freundin es scherzhaft meinte. „Kommt ihr heute Abend zu uns zum Essen? Natürlich erst, wenn ihr beide sauber seid…solltet ihr dann noch stehen können.“ Hi lachte auf. "Na klar kommen wir. Und wir werden Kraftnahrung brauchen..." Ein breites Grinsen lag auf ihrem Gesicht. "Komm!" Sie zog ihren Freund heftig mit sich. Der ließ sich anscheinend ganz gerne abschleppen und im Nu waren die beiden um die Ecke verschwunden. Auf dem Weg nachhause fragte sie, warum er mit seinem Freund eigentlich in die Stadt gekommen war. Er erzählte ihr von dem Vorschlag mit dem Urlaub, als sie lauthals zu lachen begann. "Das ist gut, den gleichen Vorschlag hab ich ihr auch gemacht, Na, da wird er offene Türen einrennen." Kapitel 9: Versöhnung --------------------- Weil es ein wenig schleppend geht, hier gleich das nächste Kapi. Dann geht es rascher auf den spannenden Teil zu... Versöhnung Auch Kari und Banko machten sich auf den Weg. Banko hatte einen Arm um die Frau an seiner Seite geschlungen und hielt sie dicht bei sich. Sie spürten ihre Füße aneinander reiben, bei jedem zweiten Schritt, den sie machten. „Sag, Baby, wo hast du denn unsere Kutsche stehen?“ Sie lachte und deutete zu den Parkplätzen ganz in der Nähe des Platzes. „Dort drüben! Aber ich fahre.“ Herausfordernd sah sie ihn an. Es war eine immer wiederkehrende Frage wer von ihnen beiden fahren durfte. „Bist du dir sicher?“ Bankos Stimme klang belustigt. Ein schelmisches Lächeln blitzte in seinen Augen auf. Das war der Banko, den Kari so liebte. Überzeugt nickte sie. „Hai, ich habe den Schlüssel!“ Siegessicher wedelte sie mit dem Schlüsselbund vor seinen Augen. Ehe sie es sich versah, hatte er sie wieder um die Taille gepackt, zu sich gezogen und ihre Lippen vereinigt. Nur zu gern gab sie seinem Drängen nach, erwiderte den Kuss stürmisch. Ihre Arme schlangen sich um seinen Hals. Er drängte sie zurück, bis sie mit dem Rücken gegen das Auto stieß. Sie seufzte auf, gab sich geschlagen, schloss die Augen und konzentrierte sich ganz auf den Kuss. Sie spürte, wie er seine Hüfte gegen ihr Becken stieß, dann mit seinen Händen ihren Armen entlang strich und - plötzlich von ihr zurücktrat. Überrascht sah sie auf – erst auf ihn, der in einigen Schritten Entfernung stand, dann auf ihre leere Hand, die gerade noch den Schlüssel gehalten hatte. Mit immer noch verklärtem Blick sah sie zu erneut auf sein triumphierendes Lachen und schürzte dann die Unterlippe. „Das war jetzt gemein!“ Er ging an ihr vorbei, sperrte mit dem ergaunerten Schlüssel das Auto auf und lachte sie wieder an. „Du weißt doch, im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt!“ Nur wenige Minuten später waren sie auch schon auf dem Weg nach Hause. Kari saß auf dem Beifahrersitz und hatte die Augen geschlossen. Banko war ein sicherer Autofahrer, er fuhr zwar nicht immer langsam, aber sie fühlte sich bei ihm gut aufgehoben. „Du wolltest etwas mit mir besprechen?“ Sie sah nicht zu ihm, spürte aber, wie er leicht zusammenzuckte. „Ja, ich habe mir gedacht…da du doch jetzt Sommerferien hast…und wir in die Sommerpause gehen…könnten wir doch ein paar Wochen Urlaub machen. Was meinst du?“ Sie schaute ihn überrascht an. Wie…? Ein leises Lächeln stahl sich auf ihre Züge, als sie eine kaum wahrnehmbare Unsicherheit in seinem Blick feststellen konnte. Er war sich also nicht so sicher, dass sie ja sagen würde, wie er tat. Zufrieden ließ sie den Kopf wieder zurück gleiten und schloss die Augen. Sie würde ihm nicht verraten, dass sie ihn das gleiche gefragt hätte, wenn er ihr nicht zuvor gekommen wäre. „Das wäre wunderbar!“ „Gut, dann wäre das also abgemacht!“ Er klang erleichtert. „Hm“, murmelte sie zustimmend. Das sanfte Schaukeln des Autos und das warme Gefühl des Glücks machten sie schläfrig. Ehe sie es sich versah, war sie eingeschlafen und merkte auch nicht, dass sie nur Minuten später zu Hause ankamen. Banko drehte den Zündschlüssel um und der Motor erstarb. Dann stieg er aus, ging um das Auto herum, öffnete die Beifahrertür und hob Kari heraus. Mit dem Fuß kickte er die Tür wieder zu und ging die Treppe zu ihrer Wohnung hoch. Dort erwartete ihn dann das erste ernst zu nehmende Problem. Wie sollte er mit der Frau auf seinen Händen die Tür aufsperren? Ein dämonisches Grinsen erschien auf seinem Gesicht, als sich sein Mund sanft dem ihren näherte. Kari spürte sachte Berührungen, die sie aus der Welt des Schlafes zurückholten – sanft aber unbarmherzig. Sie schlug die Augen auf und sah direkt in Bankos mitternachtsblaue Augen, die wie verbotene Sterne über ihr leuchteten. Ehe sie sich an dem Anblick erfreuen konnte, fühlte sie sich gepackt und über seine Schulter geworfen. Dadurch hatte er eine Hand frei und konnte nun bequem die Tür aufsperren. Kari begann zu zappeln und zu zetern. „Banko! Lass mich runter!“ „Was gibst du mir dafür?“ „Ha? Du hast doch schon alles, was soll ich dir noch geben?“ Enttäuscht seufzte Banko bei dieser wenig entgegenkommenden Antwort auf, stellte sie auf die Füße und meinte: „Weib! Geh und lass Wasser in die Wanne laufen. Ich werde dir zeigen, was du mir geben kannst, von dem ich nie genug bekomme!“ Kari drehte sich um und streckte ihm die Zunge raus. „Und was ist, wenn ‚Weib’ sich weigert?“ Einen Moment schien Banko nachzudenken. Dann grinste er. „Dann gibt es drei Wochen keine Küsse…und sonst auch nichts!“ Kari zuckte lediglich mit den Schultern und wandte sich ab. „Wie du meinst!“ Sie tat desinteressiert, wartete aber begierig auf seine Reaktion. Tatsächlich ließ sie auch nicht lange auf sich warten. Ein Körper schob sich zwischen sie und die Küchentür, eine Hand fasste unter ihr Kinn und hob ihren Kopf leicht an. Sie sah wieder in seine Augen, die von wirklich von einem Blau waren, wie es der Himmel zur Stunde der Mitternacht zeigte. Kari hatte es einmal verglichen. Nun sahen sie empört auf sie hinab. „He, das ist aber jetzt nicht dein Ernst, oder?“ Kari hob eine Hand, strich über die dichten, schwarzen Strähnen, die ihm ins Gesicht fielen und zeichnete den lila vierspitzigen Stern auf der Stirn nach. Er ließ sich alles gefallen, blieb ruhig stehen. Ein warmes Lächeln zog über ihr Gesicht, als sie seine Hand nahm und ihn ins Badezimmer führte. Dort angekommen drehte sie das Wasser auf, stellte die Temperatur richtig ein und ging dann zum großen Schrank rechts der Wanne. Sie öffnete die Flügeltüren, warf einen Blick hinein und wollte dann wissen: „Hmm, welch Duftrichtung bevorzugt Ihr denn, oh großer Meister der Schwertkunst?“ Banko grinste. Er wusste, dass Kari, wenn es um Duschgel oder Badeöl ging eine ausgesprochene Sammlerleidenschaft an den Tag legte. Auch wenn zu Hause der Schrank voll Badeschaum stand, sobald sie eine neue Duftrichtung sah und auch nur annähernd glaubte, dass sie ihr gefallen konnte, nahm sie sie mit. Resultat: Er hatte die Qual der Wahl. „Such du etwas für mich aus!“ Sie sah ihn skeptisch an, wandte sich dann wieder dem Schrank zu, griff hinein und kam mit einer Flasche zurück. Sie schwenkte sie kurz vor seiner Nase, ehe sie eine großzügige Menge ins Wasser schüttete. Er glaubte „Aloe Vera“ darauf gelesen zu haben. Sie stellte die Flasche dann wieder zurück, ging zur Tür und meinte: „Ich lasse dich dann mal allein!“ Ehe er auch nur reagieren konnte, hatte sie die Tür von außen wieder ins Schloss gezogen. Einen Moment stand er perplex da, dann hoben sich seine Mundwinkel. Frau wollte also gebeten werden, wie? Das würde man sehen. Gemächlich begann er sich seine Kleider auszuziehen. Als er nur mehr in der Boxershorts dastand, folgte er ihr. Kaum dass er die Tür geöffnet hatte, dröhnte ihm auch schon Musik entgegen. Dieses Mal war es The Rasmus. Er warf einen Blick in das Wohnzimmer, aber das lag verlassen da, genauso wie die Küche. Im Schlafzimmer wurde er dann endlich fündig. Kari brachte gerade das große Bett in Ordnung. Er hörte, wie sie leise die Melodie des Liedes mitsummte. Kari schob das Kissen an seinen Platz und schlug die Decke zurück. Plötzlich fühlte sie sich um die Hüfte gepackt und fand sich im nächsten Augenblick über Bankos Schulter geworfen. Sie quietschte auf und schlug ihm spaßhalber auf den Rücken. Er aber marschierte zielstrebig auf das Bad zu, ließ sie neben der Wanne, in die noch immer das Wasser lief, zu Boden gleiten und schloss dann die Tür. Mit einem lasziven Lächeln drehte er den Schlüssel und zog ihn ab. „So schnell kommst du hier nicht mehr raus!“ Dann trat er auf sie zu und begann ohne Verzögerung das T-Shirt, das sie trug hochzustreifen. Willig hob sie die Arme, um ihm die Arbeit zu erleichtern. Kaum dass er ihr das Kleidungsstück abgestreift hatte, presste er seine Lippen auf die ihren. Sie spürte seinen heißen Atem und drückte sich unwillkürlich enger an ihn. Er seufzte auf, seine Finger nestelten am Bund ihrer Hose, fanden schließlich den Verschluss und öffneten ihn. Das Kleidungsstück glitt unbemerkt zu Boden. Während er auch noch ihren BH öffnete, griff sie nach hinten und drehte das Wasser ab. Dann strich sie über seine Brust zu seiner Boxershorts und schob sie sanft über seine Hüften. Ihre Hände strichen dabei sanft über seiner Erregung und er stöhnte auf. Mit einem Ruck befreite er sie auch noch von dem Höschen, nahm sie dann ohne den Kuss zu unterbrechen hoch und setzte sich mit ihr in die Wanne. Sie spürte das heiße Wasser um ihren Körper schwappen, riss einen Moment die Augen auf und war versucht wieder aus der Wanne zu hechten. Doch Banko hielt sie unbarmherzig fest, in seinen Augen ein Lächeln. Sie keuchte. „Das ist verdammt heiß! Willst du, dass ich verbrenne?“ „Ja, aber wegen mir und nicht wegen dem Wasser!“ Sie lag nun ausgestreckt auf ihm, seine Arme über ihrem Hintern verschränkt, ihre Hände auf seiner breiten Brust aufgestützt. Ihre Gesichter waren nur Zentimeter voneinander entfernt Es schien ihm so, als würde sie einen Moment überlegen, was sie von der Aussage zu halten hätte, dann aber ließ die Anspannung in ihren Armen nach und sie ließ sich auf seine Brust gleiten. Wieder einmal dankte er sich selbst dafür, dass er darauf bestanden hatte, die alte Wanne durch eine neue, größere zu ersetzen. Dadurch konnte er sich nun bequem mit ihr herumdrehen, sodass sie unter ihm zu liegen kam. Das Wasser schwappte ihr bis zum Kinn, die langen, blonden Haare, die wie üblich in einem Pferdeschwanz gefangen waren, hatten sich bereits voll gesogen und schwammen im Nass. Er spürte, wie sie hinter ihn griff, dass Band von seinem Zopf löste und die Haare entwirrte. Schon bald vielen ihm die ersten Strähnen über die Schulter, vermischten sich im Wasser mit den ihren. Er senkte den Kopf, presste seine Lippen wieder auf die ihren. Das Blut begann noch schneller durch seinen Körper zu pulsieren, er spürte, wie seine Erregung wuchs, wie seine Leidenschaft ihn immer mehr beherrschte. Seine Hände tasteten unter Wasser über ihren Körper. Es war ein Erlebnis ganz anderer Art, ihre vertrauten Formen durch die dämpfende Wirkung des Wassers wahrzunehmen. Er spürte ihre Hände, die sich um seinen Nacken schlangen und gab dem leichten Druck gerne nach. Er legte sich zwischen ihre Beine, bereit in sie einzudringen und sah ihr tief in die Augen. In den ihren konnte er grenzenloses Vertrauen lesen, nichts war mehr zu sehen, von dem Schmerz oder der Trauer. Er lächelte. Dann hauchte er ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. „Ich liebe dich, Kari-chan!“ Auch sie lächelte nun. „Ich liebe dich auch, Banko-kun! Mehr als ich sagen kann!“ Das Wasser schwappte hoch und als sie endlich wieder zur Ruhe kamen, war die Badewanne nur mehr halb so voll. Banko war erschöpft auf Kari gesunken, lag nun, das Gesicht an ihre Brust geschmiegt auf ihr und keuchte schwer. Er konnte ihren Herzschlag hören, schnell und hart und grinste zufrieden. Er spürte auch, wie sie mit den Händen durch seine nassen Haare strich, über seine Schultern und seinen Rücken. Genussvoll schloss er die Augen. Einige Minuten blieb er so liegen, dann beschloss er, dass es besser wäre, aus der Wanne zu steigen, ehe sie einschliefen. Er setzte sich auf und sah auf die blondhaarige Frau runter. Als sie seinen Blick spürte, öffnete sie die Augen und lächelte ihn dann an. „Ich wasche dir die Haare, dann müssen wir uns aufmachen und das Essen vorbereiten!“ Er nickte zustimmend und drehte ihr den Rücken zu. Ihre sanften Hände verteilten das Shampoo in seinem schwarzen Haar, spülten es dann wieder aus. Noch einmal wiederholte sie das Ganze, dann gab sie ihm einen Stups in die Rippen. Er drehte den Kopf. „Fertig?“ „Ja, du kannst schon mal gehen, ich muss auch noch schnell meine Haare waschen…nun, da sie ohnehin schon nass sind!“ Er grinste sie vielsagend an. „Bereust du vielleicht, dass du zu mir in die Wanne gestiegen bist?“ „Na, von ‚in die Wanne steigen’ kann ja wohl nicht die Rede sein…du hast mich förmlich hineingeworfen!“ Sie streckte ihm die Zunge raus. Er lachte auf. „Hineingeworfen, wie? Als wenn du dich so gewehrt hättest!“ „Du hast mir keine Zeit gelassen!“ Er war inzwischen aus der Wanne gestiegen und sah sie nun tadelnd an. „Musst du denn immer das letzte Wort haben?“ Sie nickte nur, hielt sich die Nase zu und tauchte mit dem Kopf unter. Als sie wieder hochkam, erwarteten sie schon seine warmen Lippen. Die Augen immer noch geschlossen, erwiderte sie den Kuss. „Ein Versprechen auf mehr…später!“ 5 Worte und schon war er verschwunden. Nur knapp entging er dem nassen Socken, der platschend auf der geschlossenen Tür landete. Kari konnte ihn hinter der Tür lachen hören. Schnell schlüpfte sie auch noch aus dem zweiten Socken, warf den nassen Stoff in den Wäschekorb, wusch sich die Haare und kletterte dann aus der Wanne. Kopfschüttelnd sah sie dann auf ihre triefnasse Fußbekleidung. Dass er auch immer nur halbe Sachen machen musste. Kapitel 10: Besuch ------------------ Nachdem sie sich nun wirklich versöhnt hatten (Also ohne Fragezeichen), kann es weiter gehen. Nur ob Kari mal ein wenig besser drauf sein wird, bleibt zu bezweifeln...aber es kommt nun jemand vorbei, der recht interessant ist. Für alle Sesshy-Fans..........er kommt!!! Besuch Hi war eingeschlafen. Sie fand sich auf einem nassen Handtuch auf ihrem breiten, arabischen Bett mit den viele Kissen wieder und erwachte von einer Bewegung. Inu Yasha lag auf ihr, seine Haut war noch nass und glitschig von dem nicht mehr abgespülten Duschbad, dass sie ihm unter der Dusche hingebungsvoll auf seiner heißen Haut verteilt hatte. Seine langen, silbernen Haare lagen weit ausgebreitet auf der weichen Unterlage und tropften vor Nässe. Auch er war eingeschlafen nach ihrem wilden Liebesspiel, nur ab und zu zuckten seine Beine, vielleicht von dem langen Lauf, den er hinter sich hatte. Sie hob ihre Hände, strich die feuchten Strähnen zur Seite und berührte ihn sanft an der Hüfte. Vorsichtig, um ihn nicht abrupt zu wecken, glitten ihre Hände auf seinem Rücken entlang zu seinem wohlproportionierten Po. Sie konnte ihre Finger einfach nicht von ihm lassen, sein knackiger Körper war einfach zu verlockend. Er erwachte jetzt langsam, seufzte auf und hob ein wenig seinen Kopf. Seine Lider öffneten sich über seine goldfarbenen Augen, mit denen er verschlafen auf die Frau unter sich blickte. Als er sie endlich deutlich erkannte, lächelte er. „Ich dachte schon, ich träume…“ flüsterte er verschlafen. Sie hatte ihre Hände zurückgezogen, an seine Schläfen gelegt und schaute ihn zärtlich an. „Es ist ja auch wie ein Traum mit dir…“ Überglücklich zog sie sein Gesicht wieder zu sich herunter, seine Lippen direkt auf ihre. Der daraus folgende Kuss war lang und sanft, beide tasteten vorsichtig nach den Lippen des anderen, saugten, knabberten und leckten zart und liebevoll wie zwei frisch Verliebte, als die sie sich immer noch fühlten. Schwere Tropfen fielen aus den Strähnen seiner Haare und perlten auf die Frau unter ihm. Das Handtuch wurde immer feuchter und sie drehte sich zur Seite, um der Nässe zu entgehen. „Wir werden hier noch wegschwimmen…“ flüsterte sie lachend zu ihm hoch. Inu Yasha riss mit einem energischen Schwung den Kopf nach hinten. Nur ein Teil seiner Haare folgten der Bewegung und schwangen in großem Boden um seinen Kopf nach hinten auf seinen nackten Rücken, wo sie klatschend landeten. Aus seinen Stirnfransen rieselte immer noch Wasser in His Gesicht. Vorsichtig nahm er eine Ecke des Handtuchs und wischte ihr Gesicht trocken, wobei er gleich mit den Lippen der trockenen Spur folgte. Sie genoss die Berührung, lachte aber auf, als weiter kleine Bäche Wassers aus seinen Haaren ihr Gesicht erreichten. „Ich werde ertrinken…“ meinte sie nur und begann sich unter dem Körper des Mannes hervor zu winden. Er drückte sich absichtlich etwas fester auf sie, hielt ihre Handgelenke fest und grinste frech zurück. „Was gibst du mir, wenn ich dich rette?“ „Ha, ich kann schwimmen…“meinte sie nur keck und wand sich weiter unter ihm mit dem Versuch, sich zu befreien. „Keine Chance..“, kam es frech zurück. Ihre Augen blitzen angriffslustig auf als er das sagte. Sie wand sich mehr, worauf er sie nur noch fester hielt. Sie sammelte ihre Ganze Kraft, bäumte sich unter ihm auf und versuchte, ihn von sich herunter zu werfen, aber er drückte sich unbarmherzig zurück. „Ach komm…“, bat sie flehentlich. „Was bekomme ich?“ „Mehr davon…“ antwortete sie verschmitzt und drückte ihr Becken gegen ihn so stark sie konnte. Sie rieb sich mehrmals hin und her und spürte, wie er prompt auf sie reagierte. Er grinste. „Akzeptiert, aber erst heute Nacht. Ich kann nicht mehr…und ich hab Hunger. Wir sind doch zum Essen eingeladen. Es ist bestimmt schon spät.“ Er schaute auf die Uhr, die auf dem Nachtisch neben dem Bett stand. „Ah, wunderbar, gleich ist es soweit, ich hab so'n Kohldampf. Komm raus Süße, und mach dich fertig.“ Er glitt von der Frau herunter und landete vor der Bettkante auf seinen Füßen. Dann richtete er sich auf und ging wieder in Richtung Bad. Sie sah ihm träumerisch nach. Seine muskulöse, nackte Gestalt klebte voller nasser Strähnen seines silbernen Haares, sein Gang war elastisch und weich. ‚Was für ein schöner Mann, und er ist meiner’, dachte sie nur als er durch die Türe verschwand und räkelte sich auf dem nassen Handtuch. Sie schloss die Augen und lächelte voll Glück. Wie schön, dass er bei ihr war. Sie war gerade damit fertig geworden, sich das restliche Duschbad vom Körper zu waschen, als sie die Türglocke hörte. Die Türen standen wie immer offen, und Gackts melodieöse Stimme plärrte aus der Stereoanlagen. Inu Yasha war schon aus dem Bad draußen und sie bekam mit, wie er zur Tür ging und sie öffnete. Ein kurzer Wortwechsel folgte, sie meinte eine sehr tiefe Stimme zu hören, die ihr aber nicht bekannt vorkam. Dann fiel die Türe wieder ins Schloss. Sie stieg aus der Dusche, band sich ein Handtuch knapp um den Körper und fasste gerade nach einem anderen, um sich die nassen Haare darin einzuwickeln. Mit noch tief gesenktem Kopf, er unter einem Handtuch verborgen war, tappte sie aus dem Badezimmer. „Wer war es denn?“ „Ich.“, ertönte eine tiefe, ihr unbekannte Stimme. In dem Augenblick stieß sie auch schon gegen einen Körper, der plötzlich vor ihr stand. Sie konnte ihn nicht erkennen, nur dass er sehr groß sein musste. Sie packte die Enden des Handtuchs und zog sie mitsamt den Haaren über ihren Kopf zurück. Als sie wieder freie Sicht hatte, sah sie zuerst nur ein paar Füße, die in einfachen, aber eleganten Zehensandalen steckten. Die Beine waren in schwarzes Leder gekleidet. Sie hob langsam den Kopf, die Hände immer noch damit beschäftigt, aus dem Handtuch einen Turban zu formen. Ihr Blick glitt an endlos langen, schlanken Beinen entlang hinauf zu einer sehr schmalen Hüfte. Ein schwarzes Lederhemd umhüllte seine schlanke Taille, die flache Brust und seine breiten Schultern. Aus den Ärmeln ragten lange, schmale Hände, die mehrere dunkelrote Streifen an den Handgelenken aufwiesen. Zu ihrem Erstaunen rankten um seine ganze Gestallt silberne, lange Strähnen, die hinter seinem Rücken verschwanden und bis in die Kniekehlen zu reichen schienen. Sie hob ihren Kopf weiter und sah ein gutes Stück über ihr ein schmales Gesicht, zwei dunkelrote Streifen auf beiden Wangen verzierten es, ebenso ein nachtblauer Halbmond auf seiner Stirn, der von den silbernen Strähnen leicht verdeckt wurde. Das Gesicht dieses Mannes war unbeschreiblich schön, seine Züge waren sehr fremdartig und exotisch, jedoch blickte er aus seinen goldfarbenen Augen vollkommen ausdruckslos. Ihr stockte der Atem. Diese Augen kannte sie, es waren die gleichen wie die Inu Yashas und auch die Haare sahen gleich aus. Ihr blieb die Luft weg. Sie stand wie erstarrt und blickte auf diese Gestalt, die wie ein fremder Engel vor ihr stand. Ihre Hände fassten immer noch den Turban auf ihrem Kopf. Er war schön wie ein Traum, zu schön um wahr zu sein. Hi spürte, wie sich das Handtuch um ihren Körper langsam löste. Geistesabwesend griff sie danach und zog es wieder fest, den Blick immer noch auf den geheimnisvollen Mann vor ihr gerichtet. Da kam Inu Yasha wieder vorbei, inzwischen in Jeans und einem roten T-Shirt. Mit schräg gelegtem Kopf rieb er seine Haare mit einem Handtuch trocken. „Ich hab keine Zeit. Wir sind gleich wo eingeladen. Was willst du denn?“ Er stellte sich vor den fremden Mann und sah ihn fragend an. „Wer ist denn das?“ fragte Hi immer noch völlig abwesend. Sie konnte nicht die Augen von dem schönen Wesen wenden. „Das ist mein Bruder Sesshoumaru.“, kam es von Inu Yasha nur knapp. Er war immer noch mit dem Trocknen seiner langen Haare beschäftigt und bemerkte nicht, wie Hi den Fremden anstarrte. „Dein Bruder? Ich wusste gar nicht, dass du einen hast. Er sieht dir aber nicht sehr ähnlich…nur die Augen und die Haare…“ stammelte Hi. „Ah, er ist auch nur mein Halbbruder. Was willst du denn nun?“ Inu Yashas war mit dem Zustand seiner Haare zufrieden, nahm das Handtuch herunter und sah seinen Bruder an. „Es wäre dringend…“ meinte der nur kühl. Inu Yasha verschwand schon wieder im Bad, wo er das nasse Handtuch aufhängte und sich seine Haare bürstete. „Ich hab jetzt keine Zeit. Komm ein andermal wieder.“, klang seine Stimme etwas gereizt aus dem Bad. Der große Mann schwieg. Hi starrte ihn immer noch an. Noch immer konnte sie keine Regung in seinem Gesicht erkennen. „Hallo, ich bin Hi, Inu Yashas Freundin. Nett dich kennen zu lernen. Kann ich dir helfen?“ „Ich habe eine dringende Angelegenheit mit meinem Bruder zu besprechen.“ Seine Stimme klang kühl und emotionslos. „Da wirst du nicht viel Glück haben. Wenn er ein Essen vor sich hat, lässt er sich nicht aufhalten.“ Hi grinste Sesshoumaru an, der blickte immer noch wie versteinert auf sie herab. „Ach, weißt du was? Komm einfach mit, dann könnt ihr dort alles besprechen. Ich ruf meine Freundin an, bei der wir eingeladen sind, ob es in Ordnung ist wenn wir dich mitbringe.“ Sie verschwand im Schlafzimmer, wo er sie telefonieren hörte. „Du kannst mit!“, tönte es kurz darauf aus dem Zimmer. Kapitel 11: Essen mit Freunden ------------------------------ So, Hi nimmt den Fremden mit zum Essen bei Kari. Wie es dort wohl läuft? Essen mit Freunden Das Essen war pünktlich geliefert worden, der Tisch war gedeckt und alles war bereit. Kari saß in Bankos Arme gekuschelt auf dem Sofa und wartete auf ihre Gäste. Sie hatte den leisen Verdacht, dass Banko sie so hielt, weil er Angst hatte, dass sie sonst schon zu knabbern begann, aber sie sagte nichts und genoss die Berührung. Als es an der Tür klingelte, sprang sie dann doch hoch, drückte dem Mann noch schnell einen Kuss auf die Lippen und rannte in den Gang. Mit einem breiten Grinsen riss sie die Tür auf. „Hallo alle zusammen!“ Hi stand direkt vor der Tür und umarmte sofort ihre Freundin. "Hallo du, da sind wir. Inu Yasha hat schon tierischen Hunger..." Sie ließ Kari wieder los und sah ihr prüfend ins Gesicht. Keine Tränen, nur ein strahlendes Lachen, dass von ihren wundervollen blauen Augen erhellt wurde. Anscheinend hatten die beiden sich wieder versöhnt. Erleichtert seufzte sie auf und schritt durch die Türe. Inu Yasha begrüßte Kari ebenfalls herzlich und stellte dann seinen Bruder vor, der schweigsam hinter ihm stand. Beide traten ein und gingen in Richtung Wohnzimmer. Hi hatte dort schon den Wein abgestellt, den sie mitgebracht hatte, mehrere Flaschen Merlot. Der Abend konnte lustig werden… Im Wohnzimmer wartete auch schon Bankotsu auf die Ankömmlinge, grüßte Hi, winkte Inu und drückte Inus Bruder die Hand. Währenddessen war Kari schweigend gefolgt, zog nun von allen unbeobachtet kurz an His Ärmel und deutete dann mit offenem Mund auf den groß gewachsenen Mann, den sie heute zum ersten Mal gesehen hatte. Sie schluckte einmal und meinte dann leise, sodass nur Hi sie hören konnte: „Der sieht ja…einfach…göttlich aus!“ "Ja, find ich auch. Ich stand erst mal nur da und gaffte, als ich ihn zum ersten Mal sah...und ich war auch noch halb nackt im Handtuch." Kari schaute ihre Freundin entsetzt an. „Du hast WAS?“ Schnell dämpfte sie ihre Stimme, als Banko ihr einen neugierigen Blick zuwarf. „Warum das? Was hat Inu gesagt?“ "Na der rannte in der Bude rum und ließ ihn stehen. Ich wusste nicht, dass er ihn rein gelassen hatte und prallte voll beim Haaretrocknen auf ihn drauf." Sie kicherte als sie an den Vorfall dachte. Auch Kari konnte ein leichtes Kichern nicht verbergen. Sie konnte sich das Ganze wunderbar vorstellen. Typisch Hi!! „Also, wenn ich Banko nicht hätte…den würde ich auf keinen Fall von der Bettkante stoßen! Wie ist er denn sonst so?“ "Keine Ahnung, er sagt ja nichts. Ich weiß nicht mal, was er eigentlich will. Er meinte nur, es sei dringend, Und da Inu schon mit den Gedanken beim Essen hier und damit nicht zu bremsen war, hab ich mir halt erlaubt, ihn mit einzuladen. Ich denke, diesen Anblick wolltest du dir bestimmt nicht entgehen lassen, oder, Süße?" „Gott, du bist so gnädig mit mir, Hi-chan! Jetzt kann ich in Ruhe sterben! Ne, der sieht echt…unglaublich aus. Ha, wenn du mir das erzählt hättest, hätte ich es dir ohnehin nicht geglaubt.“ Hi grinste nur. Sesshoumaru sah schon verboten gut aus, da bestand kein Zweifel. Aber sie rätselte schon, warum er bei seinem Bruder aufgetaucht war und was er eigentlich wollte. "Ich denke, wir sollten mal mit Futtern anfangen, sonst wir die schöne Pizza kalt. Vielleicht bekommen wir ja was aus dem Engelchen raus." „Ja, machen wir! Banko hat sich doch solche Mühe gegeben mit bestellen!“ Kari grinste schelmisch. „Na dann mal los! Auf zur Spionage.“ Sie packte Hi an der Hand und zerrte sie dann ins Wohnzimmer, wo die anderen schon auf sie warteten. "Kommt, fangen wir doch gleich an!" Alle setzten sich an den großen Esszimmertisch, die Balkontüren waren weit geöffnet und ließen den lauen Sommerwind herein. Leider besaßen die beide keinen Garten, in dem sie ihre Gäste bewirten konnten, doch sie sommerliche Dekoration mit Blüten und Früchten, die Kari auf den Tisch gezaubert hatte, boten einen schönen Ersatz. Bankotsu schenkte von dem Wein ein, den er gerade geöffnet und in eine Karaffe gefüllt hatte. Inu Yasha fiel heißhungrig über seine Pizza her, die anderen ließen es etwas ruhiger angehen. Der unbekannte Gast nahm Essen und Getränk schweigsam ein. Er schien nicht sehr unterhaltsam zu sein. "Wie sieht es denn nun aus mit eurer Urlaubsplanung?" Hi schaute Kari neugierig an. Kari blickte einen Moment überrascht auf Hi, dann schlich sich ein kleines Lächeln in ihre Augen. „Ach weißt du…wir waren so beschäftigt mit…Essen bestellen, dass wir gar keine Zeit hatten, darüber zu reden. Aber das holen wir noch nach. Warum fragst du?“ Kari bemühte sich, um wenigstens nicht dauernd auf den stillen Bruder Inu Yashas zu starren, stattdessen sah sie interessiert zu ihrer Freundin. Außerdem wollte sie ihr Liebesleben nicht so detailliert vor einem Fremden ausbreiten. "Na, weil wir uns doch auch schon ein Weile überlegen, dass wir beide auch gerne ein wenig zusammen Urlaub machen würden, Und da wollte ich nur mal hören, was euch so vorschwebt, Vielleicht bekommen wir ja einen guten Tipp von euch für unser Reiseziel." Kari drehte sie sich wieder zu Banko, der neben ihr saß und bisher schweigend zugehört hatte. Er seufzte auf, ehe sie auch nur den Mund aufgemacht hatte. „Ich weiß schon, was du sagen willst!“ Möglichst treuherzig blickte sie ihn an. Die Unterlippe leicht vorgeschoben und den Kopf etwas zur Seite geneigt meinte sie: „Und was meinst du?“ „Frag doch erst mal ob sie überhaupt wollen!“ Hi betrachtete versonnen Sesshoumaru. Die ganze Zeit war er so gut wie stumm geblieben. Wieso sagte er denn überhaupt nichts? Er bedankte sich zwar höflich für alles, sein Essen, den Wein, aber er beteiligte sich in keiner Weise an dem Gespräch. Dabei hatte er eine so wohlklingende, tiefe Stimme. Ganz anders als die von Inu Yasha. Wieder und wieder musterte sie sein schönes Gesicht, das so unergründlich wirkte. Verwirrt wandte sie den Kopf ihrer Freundin zu. Was hatten die beiden gerade gesagt? Dieser seltsame Mann lenkte sie gewaltig ab. Inu Yasha spürte von ihrer Verwirrtheit zum Glück gar nichts, er war völlig mit dem Vertilgen seiner Pizza beschäftigt. Eigentlich war sein Essstil schon peinlich. Wirklich peinlich. Hi fiel es immer wieder auf, wobei sie gar nicht so sehr drauf achtete. Äußerlichkeiten waren ihr eigentlich egal. ‚Es wäre aber trotzdem schön, wenn er ein wenig manierlicher essen könnte‘ dacht sie sich. Dann wandte sie sich an die schon ungeduldig werdende Freundin. "Um was geht es?" Kari versuchte nun Hi genauso treuherzig anzugucken, wie vor kurzem noch ihren Liebsten. „Habt ihn nicht Lust mit uns gemeinsam wegzufahren?“ Hi schaute überrascht und blickte dann gleich zu Inu Yasha hinüber. Der mampfte immer noch an seinem Pizzastück. "Na, wo wolltet ihr denn hinfahren?" „Hörst du mir überhaupt zu? Ich hab doch gesagt, wir wissen es noch nicht! Also, ich würde ja gern Sonne, Strand und Meer. Was meinst du?“ Banko schaute sie mit einem milden Lächeln an. „Was immer du willst!“ Kari beugte sich vor und drückte ihrem Schatz ungeachtet der neugierigen Blicke einen Kuss auf die Wange. An Hi gewandt meinte sie dann: „Also, was meinst du? Oder willst du es mit Inu Yasha besprechen, NACHDEM er fertig gespeist hat?“ "Der ist eh gleich fertig, so schnell wie der wieder isst. Was ist mein Schatz, hättest du Lust?" Sie schaute fragend zu ihrem Freund hinüber. Der nickte nur kauend. "Scheint gebongt zu sein... Also mir würde es auch Spaß machen, wenn wir auch des Öfteren mal was...äh, alleine unternehmen würden. Geht das in Ordnung?" Hi schaute die Freundin und Banko fragend an. "Wie wäre es mit Meer, Inu?", hakte sie auch gleich bei ihrem Freund nach. Der war immer noch mit der Pizza beschäftigt und anscheinend nicht bereit, einen Beitrag zu liefern. His Augen fingen an zu strahlen. Urlaubsplanung, eine ihrer liebsten Hobbies. "Tauchen..!" kam es nun doch von Inu Yashas Seite. „Allein sein geht in Ordnung, eh klar! Wollen wir ja auch. Aber reden wir dann weiter, wenn Inu mehr als nur ein Wort am Stück rausbringt, ja?“ Kari wandte sich nun ihrem Überraschungsgast zu. Sie hatte genug von seiner schweigsamen Art. Der Typ hatte nicht einmal den Mund aufgemacht, seit der bei der Tür reinmarschiert war. „Und? Was treibt dich in diese Gegend? Wir wussten ja nicht mal, dass Inu Yasha einen Bruder hat. Ihr seht euch nicht so oft, oder?“ "Nur ab und zu...", erwiderte er mit ruhiger Stimme und blickte seiner Gastgeberin direkt in die Augen, so dass dieser ein Schauer über den Rücken lief. Er wusste genau, wie er sich zu bewegen hatte, um den höchst möglichen Eindruck bei Frauen zu erzielen. Inu Yasha hatte seinen schlimmsten Hunger gestillt und knabberte noch an dem übrig gebliebenen Rand seiner Pizza. Er blickte zu seinem Bruder hinüber, der in einem breiten Sessel saß und gerade elegant sein Glas in der Hand hielt. Gedankenverloren blickte er in die dunkelrote Glut des Weines. "Hey, sag mal, was wolltest du eigentlich?" „Ich brauche eine Bleibe…“ „Ach, hat dich eine aktuelle Flamme rausgeschmissen? Ist ja wohl nicht das erste Mal! Und dann kommst du wieder mal zu mir gerannt.“ Kari warf interessierte Blicke zu Hi. Schien ganz so, als wäre der Bruder ein Schürzenjäger. Na ja, bei dem Aussehen eigentlich auch kein Wunder. Sie musste zugeben, dass sie immer noch in dem Blick schwelgte, den er ihr zugeworfen hatte. Welche Frau würde ihm widerstehen können? Und nun wollte er also bei Inu Yasha und Hi einziehen? Kari wusste nicht so recht, ob sie ihre Freundin beneiden sollte, oder froh sein, dass ihr die Versuchung erspart blieb. Schweigend wartete sie auf Sesshoumarus Antwort. Inu Yasha sprach weiter. "Na du kannst ja in unserem Appartement wohnen, wenn wir wegfahren. Dann hast du ein paar Wochen Zeit um dir was Neues zu suchen. Aber such dir mal ne Wohnung und nicht ne Frau! Geht das in Ordnung, Hi?" Die Angesprochene musterte immer noch den hübschen Mann und wartete auf eine Reaktion in seinem Gesicht. Aber trotz der frechen Worte seines Bruders blieb seine Miene unverändert. Sie drehte langsam den Kopf und schaute zu Inu Yasha hinüber. "Es ist dein Bruder, du musst wissen ob es OK ist. Von mir aus kann er..." Der Gedanke, dass dieses Wesen in ihrem Bett liegen würde, ließ ihr Herz jedoch schneller schlagen. „Na, dann passt das doch super! Ich würde vorschlagen, ihr setzt euch schon mal auf die Couch, nehmt euch die Getränke ruhig mit und ich räum inzwischen den Tisch ab, ja?“ Kari stand auf und trug die erste Runde schmutziges Geschirr in die Küche. Nur wenig später folgte Banko ihr, warf seinen Freunden noch einen aufmunternden Blick zu, ehe er durch die Tür verschwand. Bald darauf hörte man Gekicher und gemurmelte Worte. "Ich geh mal raus eine rauchen!" warf Hi der Gruppe zu und schritt auf den Balkon hinaus. Sie war die einzige Raucherin in der Gruppe. Überraschenderweise folgte ihr Sesshoumaru. Sie zog hinter ihm die Balkontüre zu, damit der Rauch nicht in die Wohnung drang und fingerte sich dann eine Zigarette aus der Schachtel. Als sie sie anzünden wollte, kam Sesshoumaru ihr zuvor. Er gab ihr Feuer und blickte ihr dabei tief in die Augen. Sie bemerkte seinen Blick und stutzte erstaunt. Sein Blick war unheimlich faszinierend. Tief goldene Augen leuchteten ihr entgegen, aber anders als Inu Yashas stets fröhlicher Blick war dieser tiefgründig und rätselhaft. Irgendwie zog er sie magisch an. Er zündete sich dann selbst eine Zigarette an, hing betont lässig an der Hausmauer und musterte sie weiter. "Du kannst schon bei uns wohnen, du brauchst dir keine Mühe mehr zu geben", entgegnete Hi auf seinen lasziven Gesten hin. Sie war schon einiges an provozierendem Verhalten von ihren Kollegen in der Firma gewohnt, warum reagiert sie so auf ihn? Er lächelte, hielt seine Körperhaltung aber weiter bei. Ihr wurde schon richtig heiß, bis er den Blick dann endlich von ihr abwandte. "Was ist? Bist du immer so?" Ein wenig verunsichert blaffte sie ihn an. "Du gefällst mir halt.", hauchte er ihr nur entgegen. "Lass das mal deinen Bruder nicht hören. Der ist gewaltig eifersüchtig" Sie grinste den großen Mann neckisch an und rauchte äußerlich ruhig weiter, im Innern aber war sie völlig konfus. Was wollte er nur von ihr? Warum baggerte er sie an? Er wusste doch, dass sie mit seinem Bruder zusammen war. 'Ist wohl seine Masche…'dachte sie nur und versuchte sich wieder zu beruhigen, was ihr aber doch ziemlich schwer fiel. Als sie fertig geraucht hatten, hielt er ihr die Türe auf und streifte sie wie rein zufällig. Sie zuckte zusammen und musste ihren Atem beruhigen, als sie sich zu Inu Yashas auf die Sofalehne schlich, um sich neben ihn zu setzen. Kapitel 12: Sesshoumaru ----------------------- Die beiden Mädels kümmern sich um den Abwasch...und der gute Sesshy kümmert sich um sie... Sesshoumaru Kari hatte inzwischen in der Küche das Geschirr in die Spüle gehäuft. Dann drehte sie sich zu Banko um, der auch sofort die Arme um ihre Taille schlang. „Was hältst du von Sesshoumaru?“ Sie wollte seine Meinung als Mann hören. Er runzelte die Stirn und verstärkte den Druck seiner Arme. Dann presste er rasch die Lippen auf ihre. „Hm, ich weiß nicht! Und du?“ Sein neugieriger Blick traf sie. Rasch bemühte sie sich, ihn auf andere Gedanken zu bringen, sie wusste, wie rasch er eifersüchtig wurde. „Ich? Ach, er redet mir zu wenig! Komm, lass uns zu den anderen gehen!“ Banko hielt sie zurück, ehe sie den Raum verlassen konnte. „Bleib hier! Ich hatte heute Abend so wenig von dir.“ Hi stand wieder auf um zur Küche zu eilen. Sie hatte ganz vergessen, der Freundin mit dem Geschirr zu helfen. Als sie durch die Türe schritt, sah sie gerade noch, wie Banko Kari um die Taille fasste und versuchte, sie zu sich zu ziehen. "Oh, ich wollte helfen, aber ich glaube, ich störe hier!" Sie grinste die beiden frech an. „Bleib nur hier!“ Kari versuchte sich aus Bankos Umarmung zu befreien, aber sein eiserner Griff lockerte sich nicht. Auch seine Stimme, unüberhörbar mit Sarkasmus bezeichnet, ließ sich nun vernehmen: „Ja, Hi, bleib nur! Du störst doch NIE!“ "Ah, danke, hab den Wink verstanden!", grinste sie und drehte wieder um. "Dann müsst ihr halt alleine spülen", rief sie den beiden noch hinter her und kehrte wieder aufs Sofa zurück, wo sie sich an Inu Yasha lehnte. „Das hast du jetzt davon!“ Kari maulte. „Und wer kann wieder alleine spülen? Ich!“ Banko verschloss ihr den Mund mit seinen Lippen. Nur zu gern erwiderte sie den Kuss. Dann löste er sich von ihr und meinte: „Nun, gut, ich werde dir Hilfe besorgen, ok?“ Ehe sie auch nur antworten konnte, hatte er die Küche verlassen. Banko betrat den Wohnraum und wandte sich an Hi. „Ehrenwerte Hi, verzeiht meine patzige Antwort. Wäret Ihr wohl so gütig und würdet meiner besseren und zweifelsohne auch schöneren Hälfte zur Hand gehen, während ich Euren werten Lebensgefährten betreue?“ "Ha, die Männer drücken sich wieder vor dem Abwasch...", frotzelte Hin, stand aber auf und ging grinsend zur Küche. Sesshoumaru stand ebenfalls auf und folgte ihr. Die beiden Männer schauten ihm überrascht nach, blickten sich dann an und zuckten mit den Schultern. Wenn er den Mädels helfen wollte, dann sollte er ruhig. Sie machten es sich auf dem Sofa bequem und griffen zu ihren Weingläsern. Kari stand bereits am Waschbecken, die Hände tief im warmen Wasser vergraben und summte irgendeine undefinierbare Melodie vor sich hin. „Hi Hi!“ Sie hörte die Freundin die Küche betreten. „Nett, dass du dich meiner erbarmst!“ Hi ergriff ein Geschirrtuch und fing an, das schon gespülte Geschirr zu trocknen, als Sesshoumaru die Küche betrat. Die beiden Frauen wandten überrascht die Köpfe und sahen den großen Mann erstaunt an. Er griff sich schweigend ein Geschirrtuch und stellte sich neben Hi. Langsam ergriff er einen Teller und fing an, ihn sorgfältig abzutrocknen. "Na das nenn ich Emanzipation!", frohlockte Hi und grinste ihn an. Kari schaute überrascht. Er lächelte die beiden Mädchen an und wischte wortlos weiter. „He, das ist nett, dass du das machst! Du musst aber nicht, weißt du?“ Noch ehe sie ganz geendet hatte, rammte ihr Hi schon beinahe schmerzhaft den Ellbogen zwischen die Rippen. „Lass doch, du verscheuchst uns die Arbeitskraft!“ Kari stieß die vor Schmerz angehaltene Luft wieder aus. „Ok, also Sesshoumaru. Was treibst du sonst so?“ "So dies und das…", kam es wortkarg von ihrem Helfer. “Na gesprächig bist du ja wirklich nicht gerade. Stimmt es, dass du bei einer Frau rausgeflogen bist?" , fragte Hi neugierig und schaute den großen Mann neben sich direkt an. Auch Kari blickte gespannt in sein Gesicht. Er nickte nur leicht mit dem Kopf und widmete sich wieder seinem Teller. "Inu Yasha scheint dich ja gut zu kennen." Hi schmunzelte vor sich hin. Kari versenkte gerade die nächste Partie Teller in der Spüle. Doch bevor sie wieder mit den Händen in das Becken griff, spurtete sie sehr zum Erstaunen ihrer beiden Helfer zur Tür. „Ich komme gleich wieder! Ich sehe doch nicht ein, warum sich die zwei Herren draußen nen schönen Abend machen sollen, und steh‘n hier auf dem Trockenen.“ Nur wenig später kam sie mit einer Flasche Rotwein und der Flasche Baileys wieder zurück. „So, für wen darf es was sein?“ "Ich mag nen Wein..." "War ja klar, Hi, dass du wieder Wein süffelst. Ich mag nen Baileys. Und was darf ich dir anbieten?" Sie schaute Sesshoumaru an, der den Teller inzwischen weggestellt hatte. "Wein, bitte." Der tiefe Klang seiner Stimme ging den Mädchen durch Mark und Bein. Kari fischte in paar Gläser vom Regal und schenkte jedem sein Getränk ein. "Na denn Prost!" Hi erhob ihr Glas und nickte den beiden zu. Sesshoumaru fasste sein Glas elegant am Stil und tippte es leicht gegen His Glas. Ein tiefer, wohlklingender Ton er füllte die Küche. „Kampai.“ Tief sah er Hi beim Klang dieser Worte in die Augen. Dann wandte er sich zu der anderen Frau und ließ sein Glas kurz gegen das ihre klingen. Er wiederholte das fremdartige Worte und sah auch Kari tief in die Augen, so dass ihr ganz schwummrig wurde. Die zwei Frauen wussten nicht so ganz, was sie von seinem Benehmen zu halten hatten. Unsicher nahm Kari einen tiefen Schluck und trat dann an die Spüle. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie auch Hi das Glas an die Lippen führte und es dann zur Seite stellte. Sesshoumaru nippte leicht an seinem Getränk, stellte es dann lässig neben sich auf die Theke und fischte wieder nach dem Geschirrtuch. „Hmm, was war das jetzt für eine Sprache?“ Kari hatte inzwischen wieder ihre Stimme gefunden. "Japanisch.", antwortete er knapp. "Hm, das lerne ich auch gerade, aber Trinksprüche kenne ich noch nicht.", entgegnete Hi, die sich auch wieder erholt hatte. "Woher kannst du es?" "Ich habe dort eine Weile gelebt." Hi sah überrascht zu ihm auf. Weitere Auskunft schien er nicht geben zu wollen. Kari platzte der Kragen. Sie hasste es, wenn sie mit Leuten reden sollte, denen man jedes Wort aus der Nase ziehen musste. „Sag mal, bist du immer so wortkarg? Wundert mich, wie du dann zu so vielen Frauen kommst!“ Er sah sie verwundert an und legte dann den Kopf schräg, Ihre Empörung schien ihn zu amüsieren. Still lächelte er in sich hinein, zuckte nur mit den Schultern und nahm wieder einen Schluck Wein aus seinem Glas, über dessen Rand er die beiden Frauen weiterhin musterte. Dann flüsterte er etwas, wieder in einer Fremdsprache. "Hey, macht dir das Versteckspiel mit den Sprachen Spaß? Diesmal hast du Pech, wir können nämlich beide Englisch." Hi sah ihn frech an und wiederholte ihrer Freundin, was er geflüstert hatte. "Curiosity killed the cat!" Karis Augen verengten sich kurz. „Mir egal, ob die Katze nun tot ist oder nicht. Ich weiß schon, du machst einen auf mysteriös, dass kommt bei der holden Weiblichkeit sicher gut, ne? Oder hast du Angst dich zu verplappern, wenn du den Mund aufmachst?“ Kari ignorierte His Fuß, der schon ne halbe Ewigkeit mit vollem Druck auf ihren Zehen stand. Hi lachte schallend und nahm ihren Fuß wieder von dem ihrer Freundin. "Na lass ihn doch, wenn er nicht will. Bei Kari hast du aber keine Chancen mit der Masche." Sie lächelte ihn an und versuchte sich damit für die dreisten Worte ihrer Freundin zu entschuldigen. "Hab ich denn bei dir welche?" Er sah Hi wieder mit seinem unergründlichen Blick an. Hi fing an zu schwitzen, schnappte sich dann ihr Glas und verließ die Küche. "Na, die ist gut, lässt mich jetzt mit dir Süßholzraspler hier alleine. Hey, wie wär’s, machen wir das Geschirr voll fertig?" Kari schaute ihn provokant an. "Ich helfe Frauen gerne..." erwiderte er nur und nahm sein Geschirrtuch wieder in die Hand. Er widmete sich wieder dem nächsten Teller und stellte ihn in die Ecke zu den anderen. „Mhm, ich bin sicher, dass du Frauen gerne ‚hilfst’!“, murmelte sie gerade so laut, dass sie sicher war, dass er es gehört hatte. Ihre Stimme troff förmlich vor Sarkasmus. Er senkte das Geschirrtuch und schaute sie höchst amüsiert an. "Ist etwas dagegen einzuwenden?" fragte er trocken. "Du willst doch, dass ich dir helfe, oder nicht?" Er griff nach dem Besteck und trocknete es vorsichtig und mit sanften Bewegungen ab. Kari riss unter größter Anstrengung ihren Blick von seinen Händen los. Sie tauchte ihre Hände wieder in das inzwischen schon kälter gewordene Wasser. „Ja, doch, sicher! Find ich eh klasse von dir, ehrlich! Bin mir auch absolut 100% sicher, dass sich jede andere Frau mit Augen im Kopf gern von dir helfen lassen würde…sofern sie nicht wie Hi feige die Flucht ergreift!“ Den letzten Satz sprach sie etwas lauter aus, aber sie war sich nicht sicher, ob die drei im Wohnzimmer sie gehört hatten. Wohl eher nicht. "Ha, das hab ich gehört." Hi stürzte wieder in die Küche zurück, ihr Weinglas immer noch in der Hand. Sie hatte sich von der ungewohnten Anmache inzwischen erholt und traute sich wieder in die Höhle des Löwen. "So, Hübscher, jetzt hörst du mal auf uns Mädels hier ganz wuschig zu machen. Wir spülen jetzt zu Ende, ich hab genug von dem Scheiß." Sie schnappte sich wieder ein Geschirrtuch, nahm es in ihre Fäuste und blickte ihn herausfordernd an. Er grinste wieder, nickte und entgegnete nur. "Ganz wie sie befehlen, Madame!" Dann trocknete er das restliche Besteck ab. „Erst feige verschwinden und dann große Reden schwingen, wie? Das mögen wir ja schon. Wo steckt denn Banko-kun?“ Kari wunderte sich nun doch ein wenig, dass ihr Schwertkämpfer nicht schon lange in der Küche aufgetaucht war. Normalerweise stand er sofort hab Acht, wenn er auch nur die leiseste Vermutung haben könnte, sie wäre mit einem halbwegs attraktiven Mann alleine. "Der quatscht mit Inu. Wir müssen uns hier schon alleine unserer Haut wehren. Und du bist jetzt brav, nicht wahr, mein Süßer?" Sie schaute mit strengem Blick zu Sesshoumaru hoch. Der legte kurz sein Geschirrtuch weg, kreuzte die Arme und legte die Handflächen auf die Vorderseite der Schultern und grüßte mit diesem arabischen Gruß ergeben. Dann nickte mit verschmitztem Grinsen, nahm das Tuch wieder auf und arbeitete weiter. "Na also..." Hi nickte schelmisch und half der Freundin, mit dem Abwasch fertig zu werden. Obwohl sie so selbstbewusst tat, war ihr der seltsame Mann doch äußerst unheimlich. Seine Anmache blieb bei ihr nicht ganz erfolglos und sie hatte Mühe, die Ruhe zu bewahren. Daher war sie aus der Küche geflohen und hoffte nun, mit Schneid mit der Situation fertig zu werden. Kari war zu dem Schluss gekommen, dass außer einer schönen Fassade wohl nur heiße Luft hinter Inus Bruder steckte. Ihr waren die Kerle, die sagten was Sache war, eindeutig lieber. Sie hasste es, um den heißen Brei herumreden zu müssen. Mit einem Seufzer der Erleichterung legte sie den letzten gewaschenen Teller zur Seite, leerte dann das Baileysglas mit einem Zug, schenkte sich nach und verließ mit einem frechen Grinsen die Küche. „Ich geh dann mal, mein Soll ist erfüllt. Hi, ich überlasse dir die Zähmung, ja?“ "Danke Süße, ich bin dir sehr ergeben." Hi packte das Spültuch und wischte das Becken damit aus, dann vorsichtig die Ablagefläche, auf der noch ein paar Gläser standen. Sie spürte die Wärme seines Körpers, als er hinter sie trat um über ihre Schultern hinweg ein Glas zu greifen. 'Will der mich ärgern', dachte sie nur und fuhr herum. "Lass das, Sess." "Was denn? Ich trockne nur die Gläser ab." Er gab einfach nicht auf, machte weiter mit seiner Unschuldsmasche. "Hey, wenn du bei uns wohnen willst, dann hörst du auf damit, ja?" Sie legte das Wischtuch beiseite, schob ihn mit feuchten Händen ein Stück von sich weg und schritt an ihm vorbei zurück ins Wohnzimmer. Kapitel 13: Urlaubsziele ------------------------ Sesshoumaru scheint viele Freunde zu haben...und kann durchaus hilfreich sein. Na, noch ein paar Leser hier??? Wie wärs denn mal mit einer kleinen Nachricht? Ich würde so gern wissen, wer hier alles mitliest... LG Hi-chan Urlaubsziele Kari hatte sich dicht an Banko gekuschelt und sah nun hoch, als Hi aus der Küche kam. Sie wirkte irgendwie verärgert. Einen Moment fragte sich Kari, ob sie deshalb sauer war, weil sie sie mit Sesshoumaru allein gelassen hatte. „He, Hi. Alles klar?“ "Ja, alles klar. Unser Helfer ist ein bisschen frech." Hi setzte sich zu Inu Yasha, der gleich den Arm um sie legte und sie zu sich her zog. "Ach, das ist er immer. Gib ihm eins auf die Finger, Süße. Und du lass sie in Ruhe, sonst bekommst du Ärger mit mir." Er schaute seinen Bruder ärgerlich an, der gerade auf den Wohnzimmertisch zusteuerte. Der trug inzwischen wieder seine unnahbare, kühle Maske zur Schau. Alle vier schüttelten nur den Kopf. Kari hatte inzwischen nach Bankos Zopf geschnappt und ließ ihn jetzt durch ihre Finger gleiten. „Also, dann! Wo wollen wir denn nun in Urlaub fahren? Ich will wo hin, wo es warm ist…warm oder gar heiß…also weiter weg, denn es soll sich schon auszahlen auch, oder? Was meint ihr?“ Interessiert sah sie nun zu den anderen und wartete darauf, dass auch die ihre Wünsche offenbarten. "Ich will Meer, türkisfarben...", schwärmte Hi mit verklärtem Blick. Den kleinen Streit in der Küche hatte sie schon vergessen. "Tauchen", kam es von Inu Yasha. "Und surfen!", murmelte er weiter. "Weißer Strand!", kam von Kari. "Viel Sonne!", war Inus weitere Bedingung. "Palmen" seufzte Bankotsu. Alle kamen richtig ins Schwärmen. Sie sahen ihr Urlaubsdomizil schon vor sich. Die Pärchen rückten unbewusst noch näher aneinander. „Ägypten!“ Alle Köpfe schwenkten herum und starrten Sesshoumaru an, von dem dieses Wort gekommen war. „Ich habe einen Freund in Ägypten. Dem gehört ein Club. Dort gibt es alles, was ihr sucht. Ich kann ihn mal anrufen, ob er noch was frei hat.“ Die Vier schauten überrascht auf. „Das wäre fein!“, meinte Hi und nickte. „Würde es euch passen?“ Die anderen nickten ebenfalls. Sesshoumaru stand tatsächlich sofort auf und zog sein Handy aus der Hosentasche. Er wandelte durch das Wohnzimmer, wählte eine lange Nummer und wartete, bis die Verbindung hergestellt war. Sein Gesicht leuchtete kurz auf, als am anderen Ende anscheinend abgenommen wurde. Er begann zu sprechen, arabisch. Ein kurzer Wortwechsel begann. Nach der Begrüßung, die sich wohl recht lange hinzog, wurden die Worte schneller. Sesshoumaru schaute nach kurzer Zeit zu der Gruppe hinüber, die sein Gespräch aufmerksam, aber ohne etwas zu verstehen, verfolgt hatte. „Er hat noch was frei, wann wollt ihr reisen?“ "Wow, toll. Ich muss aber erst noch in der Firma nachfragen, ob ich den Urlaub bekomme. Wie sieht es bei euch aus?" Hi schaute in die Runde.Kari grinste sie an. "Du weißt doch, Lehrer haben den ganzen Sommer über frei!" "Ja, und wir gehen nächste Woche für drei Wochen in die Sommerpause." Bankos Stimme klang erfreut. "Inu, wie ist es bei dir? Geht das so schnell? Du hast ja mal erwähnt, dass eure Schwertkampfschule eh ab nächste Woche geschlossen hat..." Inu nickte nur. "Also, ich frage nach und wir melden uns dann bei dir. Es könnte schon klappen in der nächsten Woche. Kannst du das so schnell organisieren?" Hi schaute zu dem langhaarigen Mann, der wieder gelassen in seinem Sessel saß und das Gespräch beendet hatte. Sesshoumaru nickte. "Ich könnte euch auch die Flugtickets besorgen..." Kari sah ihn misstrauisch an. Warum war der Kerl so entgegenkommend? Das passte so überhaupt nicht zu dem Bild, das sie sich von ihm gemacht hatte. Doch ehe sie auch nur reagieren konnte, hatte Banko Sesshoumaru mit der Hand leicht auf den Rücken geklopft. „He, das wäre super, wenn du das machen könntest! Was meinst du, Baby?“ Kari nickte zögernd. Hi schien keine Bedenken zu haben, sie nahm das Angebot ohne zu zögern an. "Super, Sessh, ich werde mich gleich morgen bei dir melden, wenn ich es weiß. Was müssen wir noch tun? Kannst du uns noch ein paar Infos über den Club geben?" Sesshoumaru nickte. "Ich geb dir einen Internet-Link. Und ich werde meinen Freund noch mal anrufen und für euch vorsorglich reservieren. Die Tickets werde ich in wenigen Tagen haben, vorausgesetzt, du bekommst deinen Urlaub." "Da sollte es keine Probleme geben..." meinte Hi strahlend. Kari wunderte sich wie ungezwungen Hi plötzlich mit Sesshoumaru umging, beschloss aber, dass das nicht ihre Angelegenheit war. Also schnappte sie nach der angebrochenen Flasche Wein auf dem Tisch und schwenkte sie die Runde. „Wer hat noch nicht, wer will noch mal? Heute geht es frei Haus, also Leute schlagt zu!“ Fragend sah sie von einem zum anderen. Alle waren wegen der herrlichen Aussichten guter Laune und griffen beherzt zu, nur Sesshoumaru blieb still in seinem Sessel sitzen und nippte weiter an seinem halbvollen Glas. Sie malten sich ihren Urlaub in den schönsten Farben aus, bis Inu Yasha zu gähnen anfing. Er schaute auf die Uhr und meinte dann nur knapp: " Es ist schon spät, ich hau mich jetzt in die Falle." Kari und Banko waren es gewohnt, dass Inu recht überraschend dem Abend ein Ende setzte. Sie nahmen es ihm nicht übel. „Willst du hier übernachten?“, fragte Banko mit einem neckischen Blitzen in den Augen. "Ne, danke, ich will in mein Bett. Fahren wir, Hi?" "Na du hast es mal wieder mal eilig. Warte doch erst mal bis ich mein Glas ausgetrunken habe..." Sie schaute ihn vorwurfsvoll an. Er blickte sie nur müde an. "Ja, ja, wenn du satt bist, willst du schlafen..." Sie hob ihr Glas und trank den letzten Rest mit einem Schluck aus. "Ich muss unseren Kleinen ins Bett bringen…" grinste sie Kari und Banko an. Auch Sesshoumaru hatte sein Glas geleert und stand schon auf. Er schien froh zu sein, dass der Besuch beendet werden sollte. Auch Kari hatte seinen überraschend erleichterten Gesichtsausdruck bemerkt. „Na hör mal, so schlimm war es hier jetzt auch wieder nicht, oder? Du tust ja gerade so, als hätten wir dich zu irgendwas gezwungen!“ „Kari-chan, nicht doch!“ Banko redete beruhigend auf seine Freundin ein und sah entschuldigend auf Inu Yashas Bruder. Kari war da recht eigen, wenn sie ihre Ehre als Gastgeberin verletzt fühlte. Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck drehte sie sich weg und murmelte nur noch leise: „Na, ist doch wahr!“ Banko reichte Sesshoumaru die Hand und bedankte sich noch mal, dass er den Frauen beim Abwasch geholfen hatte. Dann zuckte er nur hilflos die Schultern, als er auf seine immer noch leicht schmollende Freundin sah. Sesshoumaru nickte nur, als er sich bei den Gastgebern verabschiedete und schweigend durch die Türe ging. Hi schaute ihm nach, zuckte ebenfalls mit den Schultern und umarmte Kari dann überschwänglich. "Ach komm, mach dir nichts draus. Es war herrlich wie immer. Und immerhin hat er uns die Reise vermittelt. Ist doch auch was! Mal sehen, vielleicht bekomme ich ja noch was aus ihm raus." Sie lächelte verschwörerisch und zog den müden Inu Yasha durch die Türe. Kapitel 14: Schlaflos --------------------- Hi Fans...-jubel - auf tisch tanz - ich hab Leser...und Review Schreiber. Vielen, vielen Dank!!! Gleich ein wenn auch kurzes Kapi mit Kari und Banko, die sich gerade von ihrem Bescuh erholen. Schlaflos Erleichtert schloss Kari die Tür hinter ihren Freunden. Dieser Bruder von Inu Yasha war ihr unheimlich. Sie wusste ihn nicht einzuschätzen. Doch ansonsten hatte sie wie immer die Gesellschaft von Hi und Inu genossen. Lächelnd nahm sie die Flasche Eristoff, die Banko ihr unter die Nase hielt. Sie sah hoch und fand seinen Blick. Ein Lächeln lag in den Tiefen seiner Augen. „Lass uns noch etwas aufs Sofa sitzen, ja?“ Nur zu gern folgte sie ihm in das Wohnzimmer, das immer noch nach Pizza und Alkohol roch. Sie öffnete die große, gläserne Balkontür noch weiter, und hoffte, den Gestank rauszubringen, ehe er sich in den Möbeln und Stoffen festsetzte. Ein kühler Wind wehte herein, bauschte die weißen Vorhänge und ließ Kari erschauern. Schnell setzte sie sich zu Banko auf das Sofa und kuschelte sich eng an ihn. So gern sie ihre Freunde um sich hatte, so sehr mochte sich auch das Danach, wenn wieder Ruhe in die Wohnung eingekehrt war, sie wieder wie ausgestorben wirkte. Genüsslich schloss sie die Augen, während sie noch einmal kurz an der Flasche nippte. Sie sollte sich in Acht nehmen. Für heute hatte sie schon genug Alkohol gehabt. Außerdem war sie müde – verdammt müde. Schon seit einigen Tagen fühlte sie sich matt und schlaff. Der Urlaub wäre genau das Richtige um sie wieder auf Vordermann zu bringen. Sie hob ein Lid und warf einen kurzen Blick auf die Uhr am Videorecorder. Schon nach halb eins. Das Lid schloss sich beinahe unbemerkt wieder. Alles verschwand in einem grauen Nebel aus Tönen und Bewusstsein. Sie wusste nicht, war sie noch wach oder schlief sie schon? Alles was sie wahrnahm, war Bankos warmer Körper direkt neben dem ihren. Sie konnte seinen gleichmäßigen Herzschlag hören. Es war wunderbar. Mit einem leisen Seufzer kuschelte sie sich noch enger an ihn. Sie spürte, wie er den Arm um sie legte und sie so ein wenig vor der Kälte schützte, die sich nun doch immer rascher im Raum ausbreitete. Sie fröstelte schon leicht, doch sie war nicht mehr fähig die Augen zu öffnen, geschweige den die Tür zu schließen. Nur undeutlich nahm sie war, dass ihr die Flasche aus der Hand genommen wurde, dann spürte sie sich weg geschoben und wollte schon empört die Augen aufreißen (unter Mobilisierung aller ihr verbliebenen Kraftreserven), doch dann spürte sie seine sanften Lippen auf ihrem Mund und ließ sich entspannt zurück auf die Couch sinken. Sie spürte das Kissen unter ihrem Kopf und die Decke, die sich über ihren Körper legte. Sie war nun wieder halbwegs aus ihrem Wegdriften aufgewacht, war aber immer noch zu müde, um die Augen zu öffnen. Also verließ sie sich ganz auf ihr Gehör. Sie hörte das leicht quietschende Geräusch als die Balkontür geschlossen wurde, dann leise Schritte, schließlich wie die Stereoanlage angeschaltet wurde und wie zarte Klänge von irgendeiner Kuschelrock CD den Raum erfüllten. Nur wenig später sackte das Polster an ihrer Seite um einige Zentimeter tiefer, das Zeichen, dass sich Banko wieder zu ihr gesetzt hatte. Sie rutschte etwas zur Seite, sodass er sich neben sie legen konnte. Kaum dass sie seinen warmen Körper wieder neben sich spürte, rutschte sie wieder näher, schlang einen Arm um seine Taille und legte den Kopf auf seine Brust. Sie spürte, wie seine Hand zu ihrem Kopf wanderte und sanft durch die Haare strich. Gemeinsam lauschten sie der Musik. Vertraut lagen sie nebeneinander und waren damit zufrieden, nur die Anwesenheit des anderen zu genießen. Nur hin und wieder strich eine Hand über die Haut des anderen, versicherte ihn von der eigenen Anwesenheit. Wieder kam diese bleierne Müdigkeit über Kari und der Nebel ließ nicht lange auf sich warten. Wieder rückte alles in unwirkliche Ferne, doch dieses Mal verblasste selbst Bankos Berührung, wurde undeutlich und beinahe irreal. „Ich liebe dich!“, schaffte sie noch zu sagen, ehe ihr auch ihre Stimmbänder nicht mehr gehorchten. Sie glaubte noch eine leichte Berührung auf ihrer Stirn zu spüren, dann wurde alles in eine angenehm ruhige Schwärze gehüllt. Kapitel 15: Verletzungen ------------------------ So, ish hab noch mal ein wenig umgeschrieben und hoffe, dass das Kapi schön nachvollziehbar ist...und auch Spaß beim Lesen macht. Würd mich über ein Feedabck freuen. Verletzungen Sie kamen sehr spät nachhause. Inu Yasha war bereits sehr müde und verzog sich schon in Richtung Schlafzimmer während Sesshoumaru verlassen im Flur herum stand. „Was ist, kannst du heute Nacht irgendwo unterkommen?“ Hi schaute ihm forschend ins Gesicht. Er stand verlegen da, wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Es war ihm offensichtlich peinlich. „Also nicht…! Komm, du kannst hier schlafen. Ich mach dir das Sofa zurecht. Es ist eh riesig, da solltest auch du drauf passen.“ Sie grinste ihn einladend an. Das Sofa, auf das sie zeigte, war eine Insel aus Rattan mit einer gewaltig großen Sitzfläche. Es passte zu den andern Kolonialstilmöbeln, die ebenfalls noch in dem afrikanisch dekorierten Raum standen. Hi hatte mit viel Aufwand Masken und Statuen gesammelt, die zwar nicht unbedingt echt waren, ihr jedoch vom Stil her gut gefielen. Sie zierten die orangefarben gestrichenen Wände, eine gewebte Decken mit Leopardenmuster hing an einer Holzstange an der Wand, geschwungene Eisenlampen mit Ziegenlederschirme, auf die mit Henna Palmen gemalt waren, erhellten den Raum mit ihrem warmem Leuchten. „Ich sag Inu noch Bescheid…“ Und schon war sie im Schlafzimmer verschwunden. Inu Yasha stand dort vor dem ausladenden, mit vielen Kissen bedeckten Bett. Vier schön gedrechselte Pfosten begrenzten es und gaben einem Himmel Halt, der aus vielen Lagen Brokat- und Seidenstoffen bestand. Rings herum fielen orangefarbene, hauchdünne Schleier bis zum Boden die sowohl einen Sichtschutz als auch die Funktion der Insektenabwehr übernahmen. Auch die Wände waren mit vielen Stoffen verziert und gaben dem Zimmer den Look eines arabischen Beduinenzeltes. Dekorieren war eine von His großen Leidenschaften. Inu Yasha wirkte in dieser Umgebung wie ein arabischer Prinz. Mit nacktem Oberkörper stand er da und drehte ihr den Rücken zu. Die gleichen langen Haare wie die seines Bruders bedeckten silbrig weiß glänzend seine Haut. Ob auch der Bruder diese seltene Halbalbino-Krankheit hatte, bei der nur das Haupthaar betroffen war? Sie näherte sich leise von hinten und schlang die Arme um ihn. Er zuckte erst kurz zusammen, dann bedeckte er ihre Hände mit seinen, legte den Kopf in den Nacken und genoss ihre Berührung. Sie hielt ihn fest, spürte die festen Muskeln unter seinen Haaren und lehnte ihren Kopf an ihn. Inu Yasha drehte sich um, küsste sie kurz und brummelte dann: “Ich fall um vor Müdigkeit. Ich muss ins Bett. Kommst du auch?“ Sie lächelte. „Sesshoumaru kann nirgends hin. Ich lass ihn im Wohnzimmer übernachten, ja?“ „Hm, mir egal…“ Inu Yasha zuckte nur mit den Schultern und zog sich weiter aus. „Wenn ich schon mal schlafen kann…“ Hi drehte sich um, schloss die Schlafzimmertüre und ging wieder hinaus zu ihrem Gast. Schweigend richtete sie ihm das Bett, legte eine saubere Decke auf die Polster, und er half ihr wo er konnte, sagte aber keinen Ton. „Hast du Gepäck dabei?“ Er schüttelte verneinend den Kopf. „Es ist alles noch…dort.“ „Bei dieser Frau?“ Er nickte nur. „Handtücher sind im Bad, bedien dich. Und die Küche steht dir natürlich auch zur Verfügung. Ich geh jetzt auch schlafen, ich muss morgen wieder früh raus zur Arbeit. Schlaf gut!“ Sie lächelte ihm freundlich zu und verschwand dann im Bad. Als sie wieder heraus kam, stand er auf dem Balkon und blickte schweigend in die klare Nacht. Er rührte sich nicht, also ging sie einfach ins Schlafzimmer und schloss die Türe. Inu Yasha schlief schon, aber er brummelte, als sie sich zu ihm legte und zog sie eng an sich heran. Hi wachte auf, weil sie brennenden Durst verspürte. ‚Das waren wohl wieder in paar Gläser Wein zu viel gewesen…‘, dachte sie grinsend und löste sich aus Inu Yashas Armen. Sie wollte schon nackt in die Küche gehen, erinnerte sich aber an ihren Besuch und warf ihren seidenen Morgenmantel über. Leise öffnete sie die Türe und schlich in die Küche, um sich ein Glas mit Wasser zu füllen. Sie trank es mit einem Zug leer, stellte es leise wieder hin und verließ den Raum wieder. Als sie durch das Wohnzimmer kam, warf sie einen kurzen Blick auf das Sofa. Sie erkannte Sesshoumarus Silhouette. Er lag auf den Ellbogen gestützt da, umgeben von seinen endlos langen Strähnen, die sanft im Mondlicht schimmerten. Er sah Inu Yasha doch sehr ähnlich, nur dass er größer und schmaler war. Sie versuchte in der Dunkelheit sein Gesicht zu erkennen und ging langsam ein paar Schritte auf ihn zu. „Entschuldige, hab ich dich geweckt?“ Er gab keine Antwort. Sie beugte sich vor, konnte aber nichts sehen, obwohl sie suchend in seine Richtung blickte. Doch langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit, und seine Züge tauchten auf, das kantige Kinn, die tief liegenden Augen, der Halbmond auf der Stirn. Überrascht stutze sie, als sie seinen Gesichtsausdruck erkennen konnte. Er sah unendlich traurig aus, Schmerz und Qual spiegelten sich in dem Gesicht wieder, das den ganzen Abend so abweisend und kühl gewirkt hatte. „Oh, dir geht es aber gar nicht gut. Und dich hab dich noch zu diesem Essen mitgeschleift.“ Entschuldigend blickte sie ihn mit schlechtem Gewissen an. „Magst du darüber reden?“ Ihre Stimme klang sehr leise und vorsichtig, und sie hoffte vergebens auf eine Antwort. Er schwieg. Sie setzte sich vorsichtig neben ihn auf das Sofa und lehnte den Kopf gegen die Kissen. Geduldig blieb sie so eine Weile schweigend liegen. Als er sich immer noch nicht rührte, nahm sie ihren Mut zusammen und fragte flüsternd: „Ist es wegen dieser Frau?“ Er regte sich nicht, und so wollte sie schon wieder aufstehen und ihn doch alleine lassen, als sie nochmals kurz zu ihm hinüber schaute. Überrascht erkannte sie eine Tränenspur, die über seine Wange verlief. Er weinte völlig lautlos, ohne einen Muckser, ohne sich zu bewegen. Mitleid erfasste sie, aber sie wusste nicht so recht, was sie tun sollte. Sie kannte ich doch gar nicht...aber ihn so alleine sitzen lassen wollte sie dann auch wieder nicht. Also lehnte sie sich wieder zurück und blieb einfach bei ihm liegen. „Ist es denn so schlimm?“ Er nickte sacht, immer noch ohne einen Ton von sich zu geben. Ob sie nicht doch lieber gehen sollte und ihn alleine lassen? Wahrscheinlich störte sie ihn nur. Sie war ja eine Wildfremde, hatte ihn am Abend gerade zum ersten Mal gesehen. Wie sollte sie ihm schon helfen können? Warum sollte er gerade ihr erzählen, was ihn so schmerzte? Aber sie brachte es auch nicht übers Herz, ihn einfach so liegen zu lassen. Wieder schaute sie ihn an. Er rührte sie, wie er so da lag, völlig stumm, und sie Tränen auf das Laken tropften. Sie seufzte und hob vorsichtig die Hand, um sie sanft auf seine Schulter zu legen. Unbeholfen lag sie da und wusste nicht, wie sie sich weiter verhalten sollte. Da kippte er ihr mit dem Oberkörper entgegen und legte seinen Kopf sacht auf ihre Schulter. Vorsichtig legte sie den Arm auf seinen Kopf und fing unbewusst an, ihm sanft über die Haare zu streichen, als ob sie ein kleines Kind trösten würde. Sie spürte, wie er zu zittern begann. Ihre Schulter wurde bereits feucht von seinen Tränen, als er auf dem Ellbogen einsank und sich voll gegen sie lehnte. Sie grub den anderen Arm unter ihm hervor, umfasste damit seine Schulter und strich ihm weiter sacht über die Haare, wusste nicht, was sie sonst tun sollte, um ich zu trösten. Wie ein Häufchen Elend lag er da und bebte. Ihr schien es, als ob sie endlos so ausgeharrt hatten. Inzwischen hatte er sich wieder beruhigt, weinte aber immer noch stumm in ihren Morgenmantel. Sie spürte die heißen Tropfen durch den Stoff dringen. Irgendwie war es seltsam. Eigentlich hätte es sie doch gar nicht berühren dürfen, sie kannte ihn doch gar nicht, doch war sie von ihrem Mitgefühl einfach übermannt worden. Und trotz alle seines Kummers konnte sie es sich nicht verkneifen, seinen Körper zu betrachten. Ausgestreckt lag er auf der breiten Liegefläche, die Decke über die schmale Hüfte gebreitet, den muskulösen Oberkörper nackt und teilweise unter seinen langen Haaren vergraben. Das Mondlicht schimmerte auf seiner dunklen Haut und ließ seine endlos langen, silbernen Strähnen glänzen. Atemberaubend sah er aus. ‚Auch Schönheit schützt vor Trauer nicht’, fuhr es ihr durch den Sinn, als ihr Blick über seinen makellosen Körper schweifte. Sie beugte ihren Kopf, um sein Gesicht zu betrachten. Er hatte die Augen geschlossen, aber in seinen Zügen waren immer noch Anspannung und Schmerz zu erkennen. Sie versuchte, ihm vorsichtig mit dem Handrücken die Tränen abzuwischen. Er ließ es geduldig geschehen, dann drückte er auf einmal seine Schläfe gegen ihre Hand. Sie legte ihre Handfläche gegen seine Wange und barg so sein Gesicht in ihrer Hand. Die Geste schien ihn zu beruhigen, der Strom der Tränen versiegte langsam, und sein Körper entspannte sich. Sanft strich sie ihm die feuchten Strähnen aus dem Gesicht und schaute ihn wieder an. Er hob langsam den Kopf und blickte sie aus halb verschlossenen Augen traurig an. Der dunkle Halbmond auf seiner Stirn war fast vollständig von den Stirnfransen verborgen, aber die Streifen auf den Wangen gaben ihm immer noch ein seltsam exotisches Aussehen. Wie wunderschön er war, auch wenn es so verzweifelt wirkte. Weiter näherte er sich ihrem Gesicht, reckte sich ihr entgegen und versuchte, ihren Mund zu erreichen. Hi schaute überrascht auf ihn hinunter. Was tat er denn da? Wollte er sie…küssen? Ihr Herz begann wie wild zu pochen, ein richtiger Schreck durchfuhr sie. Damit hatte sie nicht nun wirklich nicht gerechnet. Aber sie riss sich zusammen und fasste sich schnell wieder. Noch nie hatte sie sich bei einem so extrem gut aussehenden Mann auch nur irgendwas gedacht. ,Zu schön für mich.‘ war einfach ihr Urteil, wenn sie so einen Herzensbrecher sah und ging zur Tagesordnung über – ganz anders als ihre Freundinnen oder Kolleginnen, die völlig aus dem Häuschen waren, wenn ein solcher Gott in ihrer Nähe auftauchte. Vielleicht konnte sie deswegen ihr wallendes Blut wieder einigermaßen unter Kontrolle bekommen und ihr Hirn wieder einschalten, obwohl seine Lippen ihr so schrecklich nahe waren, dass sie sie zu spüren meinte. „Sesshoumaru…“ Hi blickte ihn an, legte ihre Hand auf seine Schläfe und hielt damit sein Gesicht zurück. “Das ist es nicht, was du brauchst!“ Sie zog seinen Kopf wieder an ihre Schulter und hielt ihn dort vorsichtig fest. Er gab ihr nach, gab auf und lehnte sich ergeben an sie. Wieder fuhr sie ihm über das Haar und hoffte, dass er vor weiteren Übergriffen absehen würde. Denn ob sie ihn nochmals abwehren konnte, das wusste sie nämlich nicht. Auch wenn sie so unbeeindruckt wirkte, war das ganz schön knapp gewesen. Meine Güte, und wie knapp. So betörend wirkten seine Lippen, so bezaubernd das Mondlicht, so verlockend lag sein Körper da. Hi kämpfte um ihre Beherrschung. Und ein Zimmer weiter lag ihr Freund! War sie denn von allen guten Geistern verlassen? Beinahe hätte sie… Aber sie hatte es nicht getan. Hoffentlich hörte er ihr Herz nicht hämmern. Nein, sie hatte die Situation überdacht, und sich richtig entschieden. Er war nur einsam und verlassen. Und sie hatte nur Mitleid. Ganz klar! Er schien ihre Ablehnung zu akzeptieren, entspannte sich zusehends unter ihren Händen und wurde wieder ruhiger. Sie strich weiter, langsam und besänftigend über die glänzenden Strähnen, immer mit dem gleichen Rhythmus, um ihn zu beruhigen…und auch sich. Nachdem sie nicht mehr wusste, wie lange sie schon so lag, stellte sie die Bewegungen langsam ein. Sie blickte auf sein Gesicht, die Augen waren wieder geschlossen, er lag tatsächlich ruhig atmend neben ihr und schlief. Sie lächelte. Es hatte wohl doch geholfen. Ganz vorsichtig zog sie ihre Schulter unter ihm weg und bettete dafür ein Kissen unter seinen Kopf, um ihren Körper zu ersetzen. Langsam stand sie auf, drehte sich noch einmal um. Er atmete wieder ganz ruhig. Vorsichtig zog sie sich zurück, huschte mit steifen Gliedern zur Schlafzimmertüre, öffnete sie leise verschwand. Den feuchten Morgenmantel zog sie aus und hängte ihn über die Stuhllehne, dann kroch sie unter die Decke zu dem schlafenden Mann, der dem im Nebenzimmer so ähnlich sah. Kapitel 16: Der Preis der Schönheit ----------------------------------- Der Preis der Schönheit Am nächsten Morgen standen sie in der Frühe auf. Die Sonne schien golden durch die breiten Fenster der Dachwohnung, die vielen Blumentöpfe mit Palmen und mediterranen Pflanzen auf dem kleinen Balkon waren noch von Tau bekränzt. Sie mussten beide zur Arbeit. Sesshoumaru schlief noch, als Hi an ihm vorbei ins Badezimmer strebte. Erst einmal wollte sie heiß duschen, damit sie richtig wach wurde. Gackt, der androgyne japanische Sänger war wie so oft in den letzten Wochen ihre Wahl im Ghettoblaster, der auf einem Regal stand, aber mit ‚Fragrance‘ hatte sie eines der sanften und romantischen Liedern ausgewählt. Die saftig grünen Blätter der Rankpflanzen, die überall aufgehängt waren, wippten leicht, als sie die gläserne Duschkabine öffnete. Inu Yasha werkelte inzwischen in der Küche herum und kochte Kaffee. Er war im Bad schon fertig, aber sie konnte noch den Duft deines Duschbades riechen. Die Espressobohnen wurden schon aufgebrüht, als die junge Frau wieder heraus kam, und der wundervolle Duft des arabischen Kaffes durchzog die Wohnung. Allein der war schon das Aufstehen wert. Als sie wieder aus dem Bad kam, saß ihr Gast aufrecht in seinem Bett, die wirren Haare rings um sich ausgebreitet. Sie sah zu ihm hinüber und lächelte ihn an. „Na, gut geschlafen?“ Er nickte ihr zu. Inu Yasha kam aus der Küche und fragte, ob er auch einen Kaffee wollte. „Ja, bitte.“ Seine Stimme klang rau aber gefasst. Hi schaute ihn fragend an. „Genki desu ka?“ Wieder nickte er, diesmal mit einem Lächeln im Gesicht. „Genki. Arigato gozaimasu!“, kam von ihm als Antwort. Hi atmete erleichtert auf. „Was brabbelt ihr denn da?“ Inu Yasha schaute irritiert, fegte aber schon wieder in die Küche, um sich um den Kaffee und das Geschirr zu kümmern. „Du bist heute dran mit Semmeln holen“, rief er laut. Hi war im Schlafzimmer verschwunden um sich anzuziehen. Als sie wieder heraus kam, trug sie ein leichtes, dunkelrotes Sommerkleid. „Kommst du mit zum Bäcker?“ fragte sie Sesshoumaru aufmunternd, der sich inzwischen ebenfalls angezogen hatte. Er nickte nur und folgte ihr. Schnell griff sie nach ihrer Geldbörse und dem Schlüssel, schlüpfte in ein paar lederne Flip-Flops und öffnete schon die Türe. Sie stürmte wie immer die Treppe hinunter und wartete dann unten geduldig auf ihren Gast, der etwas gemächlicher hinterher kam. Sie war morgens immer voller Tatendrang, und der Erfolg ihrer nächtlichen Hilfsaktion erfüllte sie zusätzlich mit Freude. Sie hatte gar nicht daran gedacht, dass er nicht solch ein Tempo draufhaben würde. Mit Inu Yasha rannte sie manchmal um die Wette nach unten, wobei sie mehrere Stufen auf einmal nahmen. Schon einige Mitbewohner hatten verwundert die Köpfe geschüttelt und sich auch schon mal beschwert, wenn die beiden wie die wild gewordenen Teufel durch das Treppenhaus brausten. Keck schaute sie die Stufen hinauf, wie Sesshoumaru ihr entgegen kam. Irgendwie kam er ihr inzwischen vertraut vor, wie ein Freund. Das Erlebnis in der Nacht hatte sie auf eine Art verbunden, wie es nur selten vorkam. Und sie konnte kaum den Blick von ihm lassen, wie er das die Stufen hinab schritt. Das schmale Gesicht wirkte müde und traurig, das halboffene Hemd ließ einen Einblick auf seine glatte Brust zu, die langen Beine steckten wieder in der schwarzen Lederjeans und seine langen Haare wehten wie ein Umhang hinter ihm her, als er ihr entgegen schwebte. Während er den Kopf hob und sie anblickte, gewannen seine bernsteinfarbenen Augen langsam an Feuer, und als er das quirlige Mädchen an dem Treppenabsatz auf sich warten sah, begann er zu lächeln. Mit leicht schräg gelegtem Kopf grinste er sie dann etwas anzüglich an. Hi musterte ihn eingehend. Er war wirklich eine Augenweide, aber am meisten gefiel ihr das warme Lächeln, das nun endlich mal seine Züge erhellte. Vielleicht ging es ihm ja wirklich ein wenig besser. Es machte sein Gesicht noch schöner. „Wah, du siehst verboten gut aus…“ schwärmte Hi völlig offen und verschmitzt. Er betrachtete sie amüsiert, während er die letzten Stufen hinabstieg. Sie kam ihm wohl als ziemlicher Widlfang vor. Na und? Das war ihr egal. Sie war einfach so, und hatte keine Lust, sich zu verstellen, sich ‚gesittet‘ zu verhalten, wenn ihr doch ganz anders war. Es war ihr schon immer egal gewesen, wie andere Menschen sie sahen, ob sie schockiert waren oder gar empört. Sie versuchte niemanden zu stören, aber manchmal ging es auch einfach mit ihr durch und sie musste springen und rennen und hüpfen…wie zum Beispiel 5 Treppenstufen auf einmal nehmen. War das denn verboten? In der Firma musste sie lange genug still sitzen, aber zuhause ließ sie sich nicht bremsen. Sie selbst war sich wohl gar nicht richtig bewusst, dass auch sie ganz gut aussah, mit den leicht geröteten Wangen, dem flatterndem Kleid, das der Bräune ihrer Haut schmeichelte. Ihre schokoladenbraunen Locken umtanzten ihr Gesicht, die nachtschwarzen Augen glitzerten vergnügt. „Danke, und du auch.“, gab er das Komplimente zurück. „ Aber das ist nicht immer ein Segen.“, erwiderte er mit ruhiger Stimme. „Ja, ich werde dich mal bedauern, wenn ich Zeit habe.“, gab sie frech zurück. Irgendwie fühlte sie sich heute so energiegeladen, so voller Tatendrang, einfach wie unter Strom. Und sie hatte keine Scheu vor ihm, war flapsig, locker, unbeschwert. „Du wirst schon sehen…“ deutete er unbestimmt an. „Was sehen?“, fragte sie ihn verwundert, während sie auf die Straße hinausgingen. Was er nur meinte? Aber schon nach wenigen Metern war es ihr klar. Hi kam sich vor wie in einem schlechten Film, oder wie den Promis auf der Spur. Sie ging wie immer ganz normal den Gehweg entlang, passierte die alten, gotischen Fassaden der schmucken Stadthäuser und sah schon von weitem die großen Schaufenster der Bäckerei, die nur wenige hundert Meter entfernt lag. Sie ging ein ganz klein wenig voraus, um ihm den Weg zu zeigen, und so fiel ihr es erst ein wenig verspätet auf, dass die ersten Frauen, die ihnen begegneten, ihre Schritte verlangsamten und Sesshoumaru anstarrten. Anders als sonst, wo die Passanten sich geschickt aneinander vorbei schlängelten, blieben sie heute teilweise stehen. Manche starrten den jungen Mann mit offenem Mund an, ein paar Schulmädchen kreischten sogar und zeigten mit den Fingern auf ihn. Es gab einen richtigen Auflauf, und die Menschen auf der gegenüberliegenden Straßenseite schauten schon neugierig, was das los war. Nur ganz wenige gingen still und unauffällig an Sesshoumaru vorbei. Wirklich jeder wandte den Kopf um ihn zu betrachten. Sogar die Männer warfen ihm teilweise missgünstige Blicke zu und betrachteten verhohlen seinen wohlgeformten Körper. „Geht dir das immer so?“ Hi schaute ihn ungläubig an. Er zuckte nur knapp mit der Schulter. Wie konnten diese Menschen ihn nur so offen anglotzen? Klar sah er gut aus, er fiel auf, und wie. Daran waren auch seine beinahe knielangen Haare schuld. Wer trug schon so lange Haare, und das noch als Mann? Sie selbst hatte auch noch nie einen Menschen mit so einer Mähne gesehen. Sie hatte immer gedacht, Inu Yashas Haare wären die längsten, die sie jemals gesehen hätte. Und dabei hatte er nicht mal so ausgefranste, dünne Strähnen, sondern schön kräftiges, dickes Haar. Es reichte ihm bis zur Hüfte, und Sesshoumarus Haare waren noch länger. Und die Farbe Weiß war nun mal auch nicht gerade häufig, vor allem nicht bei einem so jungen Menschen. Es war ja auch eine absolut ausgefallene Krankheit, der die beiden ihre silbernen Strähnen zu verdanken hatten. Und dann die Tätowierungen mitten im Gesicht. Dabei sah man die doch gar nicht so genau, weil seine langen Haare sie eh verbargen. Aber sie würde sich schämen, einen Menschen so anzustarren. Und wenn er nur ein Bein hätte, so stiert man doch niemanden an. Nun, offenbar ging es nicht allen so. Sie kam sich seltsam vor an seiner Seite. Mühsam bahnten sie sich einen Weg durch die glotzende Menge, die sich dann endlich wieder zerstreute und jeder den Weg fortsetzte, den er eingeschlagen hatte. Manno, war das nervig. Hi kam alles total peinlich vor und war froh, als sie endlich die Bäckerei erreicht hatten. Dort wieder der gleiche Aufruhr, verstohlene Blicke von allen Seiten, offen stehende Münder, kichernde junge Teenager und eine Bedienung, die vor lauter Seitenblicke bedeutend langsamer war als sonst. Hi bestellte hastig eine Auswahl an Brötchen und Croissants, die er schnell bezahlte, bevor sie ihre Börse hervorziehen konnte. Als die Angestellte ihn beim Rückgeben des Wechselgeldes anscheinend zufällig berührte, schoss tatsächlich eine satte Röte in ihr Gesicht. Das konnte doch nicht wahr sein! Hi wandte sich um, ihr Blick glitt über die Gesichter der hauptsächlich weiblichen Kundschaft in dem Geschäft. Strahlende Augen, deren Blicke an Sesshoumarus Gestalt hingen, völlig gebannt, als ob sie gerade einem Geist begegnen würden. Krass! Schnell rafften beide die Tüten zusammen und verschwanden wieder aus dem Laden. Auf dem Rückweg trafen sie zum Glück auf nicht gar so viele Leute, aber sie erregten immer noch eine Menge Aufsehen. „Macht dir das nichts aus?“, fragte Hi mit hörbarem Ausatmen, als sie wieder in ihrem Wohnblock im Treppenhaus angelangt waren. Kopfschüttelnd stand sie da, konnten kaum wahr haben, was sie da gerade erlebt hatte. „Ich kann nichts dagegen tun.“ Er grinste sie nur an. „Na, du könntest deine Haare färben, sie kürzer schneiden, das Hemd geschlossen tragen, halt was tun, um nicht so derbe aufzufallen.“ Wieder lächelte er amüsiert. „Und wenn ich das nicht will? Wenn ich meine Haare genau so mag, wie ich sie trage? Mit genau der Farbe und keine künstliche hinein schmieren mag? Das Hemd nun mal gerne im Sommer offen trage?“ Hi wusste darauf erst keine Antwort. Aber sie gab noch nicht auf. „Na, deine Tattoos im Gesicht sind nun auch ein ganz schöner Hingucker, die hat nicht gerade jeder.“ Er schwieg, sagte nichts dazu. „Ach komm, dir gefällt es doch, wenn du auffällst. Sonst würdest du nicht so rumrennen.“ Wieder schaute er sie amüsiert an. „Na und? Hat nicht jeder das Recht, sich so zu zeigen, wie er am Besten aussieht? Du achtest doch bestimmt auch drauf, dass dir dein Kleid und deine Frisur stehen und nicht, das du damit möglichst unscheinbar aussiehst. Und ich muss sagen, du hast vollen Erfolg damit.“ Nun wurde Hi rot wie die Verkäuferin in der Backstufe. „Äh, danke für das Kompliment. Na ja, eigentlich hast du recht. Aber mich würd es nur furchtbar stören, so angegafft zu werden.“ „Na und? Würdest du dich deswegen mit Absicht hässlich machen?“ „Na ja, hässlich muss es ja nicht gerade sein, aber vielleicht ein wenig…verbergen?“ „OK, tue ich…“, antwortete er ernst und zog seine Sonnenbrille, die im Ausschnitt seines Hemdes hing, und setzte sie auf. Dann wandte er sich ihr zu, damit sie ihn prüfen konnte. „Besser?“ Hi lachte laut auf. „Perfekt, nicht mehr wieder zu erkennen!“ Kapitel 17: Ein nettes Leben ---------------------------- Ein nettes Leben Hi kam schon am frühen Nachmittag wieder nachhause. Sesshoumaru saß auf dem Balkon, die Beine auf das Geländer gelegt und sonnte sich. Sein Hemd hing über dem Liegestuhl wie auch seine lange Haare, die fast bis zum Boden reichten. Er trug seine Sonnenbrille, der Oberkörper war nackt. Ein Glas Wasser stand auf dem Tisch. Hi trat auf den Balkon hinaus. „Na, erholst du dich gut?“ Er blickte sie an und nickte. „Schon zurück?“ „Ja, ich muss bis morgen warten, bis ich weiter machen kann. Ich warte auf eine Lieferung, und ohne das Teil kann ich nichts Vernünftiges tun. Dafür muss ich dann wieder Überstunden machen, wenn es da ist.“ Hi zog eine Schnute, aber die Lachfalten um ihre Augen bewiesen, dass ihr ein freier Nachmittag bei so schönem Wetter nicht gerade ungelegen kam. „Was tust du denn überhaupt?“ Sesshoumaru hatte die dunkle Brille auf seiner Nase etwas nach vorne gezogen, damit sie seine Augen sehen konnte. Hi war dankbar dafür, sie sprach nicht gerne mit jemandem, dessen Augen sie nicht erkennen konnte, und sie hatte es genauso gemacht, denn ohne Sonnenbrille ging sie eigentlich nie aus dem Haus. „Embedded Engineering, im Automotivbereich.“, antwortete sie und wollte abwarten, ob ihm diese Begriffe etwas sagten oder ob er nachhaken würde. „Power Train, Car Body oder Multi Media?“, kam nur fragend zurück. Aha, ein Fachmann. Er kannte sich also bestens aus in diesem Bereich. „Car Body, Komfortsteuergeräte. Hast du auch damit zu tun?“ Die junge Ingenieurin blickte ihn fragend an. „Manchmal.“ Hi wunderte sich. Wie konnte man manchmal mit einem Beruf zu tun haben? Hatte er mehrere? Aber sie hatte keine Lust, weiter nachzubohren. Daher schwenkte sie gleich zu einem anderen Thema. „Den Urlaub bekomme ich übrigens, dann kann es ja nächste Woche losgehen.“ Er nickte nur. „Dann werde ich gleich heute Abend bei meinem Freund anrufen um es klar zu machen.“ Nun nickte Hi. Die befürchtete schon, dass die Situation verkrampfen würde. Dann ging sie einfach in die Offensive…wenn sie schon mal so früh zuhause war, warum nicht mit ihm was machen? „Na, was machen wir mit dem angebrochenen Tag?“ Sie schaute ihn unternehmungslustig an. „Ich würde gerne meine Sachen abholen…“ „Bei ihr?“ Er senkte den Kopf und nickte wieder. Es schien ihm nicht sehr wohl bei dem Gedanken zu sein. „Wie weit ist das denn?“, fragte Hi vorsichtig. „Eine knappe Stunde, am Rand der nahegelegenen Großstadt.“ Seine Antwort kam zögerlich, die Stimme wurde unsicher. „Soll ich mitkommen?“ Er hob wieder den Kopf und sah sie an. Sein Gesicht war wieder von der Trauer überschattet, die sie in der Nacht erblickt hatte. „Das wäre nett. Hast du denn Zeit?“ Hi blickte auf die Uhr. „Inu kommt erst in mehreren Stunden heim. Ich schicke ihm schnell eine SMS, dann kann’s losgehen.“ Sie verließen das Haus, er bog in die nächste Querstrasse ein und sie folgte ihm. Er wollte wohl seinen Wagen nehmen. Hi war gespannt, bei welchem Auto er halten würde. Sie hatte schon gerätselt. Der rote, klapprige, alte Ford Eskort wird es ja wohl nicht sein. Nein, sie gingen vorbei. Ein Astra Caravan, ein Smart, nein, bitte nicht. Sie hasste dieses hässliche Auto. Aber er ging weiter, den kopfsteingepflasterten Gehweg der breiten Altstadt entlang. Hi hatte ja schon berufsmäßig viel mit Autos zu tun, vor allem mit Nobelkarossen, und es war immer wieder witzig, bei welchem Wagen den verschiedenen Kollegen das Wasser im Mund zusammen lief. Und dann zu tippen, welches Auto zu welchem Typ passte, war immer ein lustiges Spiel, das auch viel über die Besitzer aussagte. Welches Auto würde nun dieser engelsgleiche Mann fahren? Einen sündhaft teuren Sportwagen? Lamborghini? Ferrari? Oder einen Amerikanischen? Eine Rarität? Eine Corvette? Ein Mustang? Sie hatte keine Ahnung. Je mehr er auf sich selbst halten würde, umso ausgefallender und angeberischer würde sein Auto sein. Hi war auf alles gefasst. Da, vielleicht der chromblitzende Geländewagen, der bisher wohl nicht mal einen Feldweg gesehen hatte? Oder ein kleiner Porsche? So viele lustige Begebenheiten hatte sie da schon erlebt. Der PS-starke, quietschgelbe Lamborghini, der dröhend an ihr auf der Autobahn vorbeiraste. Und als sie ihn vorne im Stau wieder fand, das stand eine Frau an der Beifahrerseite und posierte schon wieder, das ultrakurze Röckchen flatterte im Wind, die langen Beine nackt, die platinblond gefärbte Mähne fiel lang und aufreizend über ihre nackten Schultern. Doch als sie sich umdrehte (der Ausschnitt war atemberaubend), das war die Frau doppelt so alt wie sie von hinten wirkte. Und erst der Fahrer. Alt, abgelebt, die Haare im Rückzug begriffen, ein spießiger Anzug, faltige, genervte Züge. Das Auto sollte die Energie ausstrahlen, die die beiden nicht mehr hatten. Na ja, die beiden, die Frau war eh gekauft oder gemietet. Oder die perfekt restaurierte Corvette auf dem Firmenparkplatz, die mit ihren weißen Streifen über den Kotflügeln die Aufmerksamkeit auf sich zog. Hi hatte die genaue Bezeichnung vergessen, die sie später nachgeschaut hatte. Etwas Ausgefallenes und sehr Seltenes auf alle Fälle. Es war wirklich eine Schönheit. Die langgezogene Schnauze, der endlos große Motorraum, das Verdeck offen, der Lack neu und glänzend, wunderschöne, frische Ledersitze, alles vom Feinsten. Nur der Besitzer nicht. Abgehalftert und müde war er, hatte einen Bauch und auch hier musste das Auto die Eleganz verbreiten, die ihm fehlte. Oder der junge Kerl, ein Mitstudent, der erst innbrünstig an seinem Polo hing, um dann von einem Golf zu träumen. Was sollte an einem Golf denn toll sein? Nur nicht auffallen, das war wohl die Devise, der ganze Lebensinhalt. Generation Golf. Ha, den Spruch hatten Werbedesigner eingeführt, und er wurde für die Beschreibung einer ganzen Generation Jugendlicher hergenommen, einer Generation, die sich hinter Durchschnitt und Mittelmäßigkeit verbergen wollte? Oder die vielen Porschefahrer, meist spießige ältere Herren, die das nötige Taschengeld hatten, um sich endlich einen Jugendtraum zu erfüllen. Vom Matchboxauto zum echten Wagen, auch wenn es lange gedauert hatte und Jugendlichkeit und Elan schon verflogen waren und nach der kleinen Spritztour Mama zuhause mit dem Familie wartete. Als Sesshoumarus Auto sich dann als ein schwarzer Z3 heraus stellte, war sie verblüfft. Sie mochte das Auto sehr, es war schlicht, auch wenn seine Form an einen Haifisch erinnerte, mit den wie Kiemen geöffneten Lüftungsschlitzen hinter den vorderen Kotflügeln. Der kleine Flitzer sah neu und gepflegt aus, aber Hi wusste, dass es ein älteres Modell war. Den ihrer Meinung nach vom Design her nicht so gelungenen Nachfolger Z4 sah sie schon seit einiger Zeit auf den Straßen ihrer Stadt herumkurven. Sesshoumaru öffnete die Türe für sie und auch gleich das Verdeck. Automatisch natürlich. Sie musste an ihren wirklich uralten Mazda MX5 denken. Knallrot und klein, ohne jeglichen Luxus. Sie liebte seine Form, die ihr mehr Wert war als eine luxuriöse Technik, die sie doch selbst mit entwickelte. Alt war er und schon langsam verrostet, und es wäre Zeit, sich nach etwas Neuerem umzusehen. Sein Verdeck musste von Hand geöffnet werden. Tja ja, immerhin ein wenig nobel. Er hatte Stil und Geschmack. „Nettes Auto“, meinte Hi lächelnd und machte es sich auf dem Beifahrersitz bequem. Die Fahrt durch die wirbelnde Sommerluft dauert nicht lange, sie spürte die Sonne auf ihrer Haut brennen und der Fahrtwind zerrte an ihren Haaren. Die Landschaft sauste an ihnen vorbei, matt golden gefärbt von den Gläsern der Sonnenbrille, und bald hatten sie bei dem Tempo den Randbereich der Großstadt erreicht. Er fuhr von der Autobahn herunter in ein luxuriöses Villenviertel. „Hier wohnt sie? Sie muss ja ganz schön reich sein.“ Hi schaute sich die prächtigen Villen zu beider Seiten der Straße an. „Ist sie denn nett?“ Erst nach längerem Schweigen gab er ihr eine Antwort. „Ja, zu Beginn. Nett und schön, wunderschön.“ „Und später war sie es nicht mehr? Hast du es nicht kommen sehen?“ Sein Blick verdüsterte sich. „Schon, aber da war es schon zu spät!“ „Du hattest dich schon verliebt…“, brummelte Hi mehr zu sich selbst .und blickte dann zu ihm hinüber. Er sah schon wieder sehr unglücklich aus. Der Gedanke an diese Frau schien ihn ganz schön fertig zu machen. „Na, du musst ja nur kurz deine Sachen holen. Das ist schnell passiert und wir können wieder fahren.“, versuchte sie ihn aufzumuntern. „Da kennst du sie schlecht…“, erwiderte er leise und düster. Er hielt schon bald vor einer prächtigen Villa im toskanischen Stil. Schwere schmiedeeiserne Tore begrenzten das Gelände. Sie waren weit geöffnet und gaben eine gekieste Auffahrt frei. Er fuhr den Weg bis direkt vor das flache Gebäude hinauf und stieg aus. Das Gebäude bestand aus schönen Sandsteinen. Riesige, weiße Fensterflügel standen teilweise offen, duftige Vorhänge wehten heraus. Oleanderbüsche standen in Kübeln um das Haus verteilt. Sesshoumaru klingelte an der breiten Pforte. Eine dunkelhäutige, ältere Frau öffnete und strahlte, als sie ihn sah. „Ah, Signore Sesshoumaru, sie sind wieder da? Kommen sie doch herein…“ Ihr Akzent war eindeutig italienisch. Sie öffnete freundlich die Türe und ließ sie eintreten. „Ich hole nur meine Sachen, Maria. Das ist eine Freundin von mir, Hi.“, stellte er seine Begleiterin vor. Sie traten ein und befanden sich in einer großen Halle. Im Hintergrund kam eine junge Frau durch die Türe. Sie hatte lange, dunkelbraune Haare, trug ein leichtes, cremefarbenes Seidenkleid, dessen Ausschnitt bis zum Bauchnabel geöffnet war. Ihre wohlgeformten Brüste zeichneten sich deutlich unter dem Kleid ab, ebenso ihre perfekte Figur. Ein Schlitz im Rockteil ließ auch ihre langen Beine hervorblitzen. Sie kam lässig durch den Raum geschlendert und blieb vor Sesshoumaru stehen. Sie war sehr hübsch, nur ihr Lächeln hatte etwas Hinterhältiges an sich. Hi beobachtete sie und Sesshoumaru abwechselnd. Er stand nur still da und beobachtete sie. „Na, willst du deine Sachen abholen? Da stehen sie, ist ja nicht viel!“ Sie wies mit spöttischem Blick auf eine große, schwarze Ledersporttasche, die neben einem Stuhl auf dem Boden stand. Eine Bewegung im Hintergrund zog den Blick der beiden an. Ein Mann mit nacktem Oberkörper kam zur Terrassentüre herein und lehnte sich lasziv in den Türrahmen. Pechschwarze Locken umspielten sein braungebranntes Gesicht und er schaute mit tief schwarzen Augen spöttisch herüber. „Darf ich vorstellen, das ist dein Nachfolger, Pablo. Latinos sind ja gerade sehr angesagt, nicht wahr, mein Liebster?“ Die Frau deutete mir einem betont strahlenden Lächeln zu dem Mann hinter ihr, der etwas verlegen herüber grinste. Sesshoumaru erstarrte, als sie wieder den Kopf wandte und ihn weiterhin lächelnd fixierte. „Da Geld überweise ich dir nächste Woche, wenn die Transaktion durchgeführt ist. Oder brauchst du jetzt schon was? Ich kann dich ja für deine Dienste bezahlen.“ „Jetzt reicht es aber…“zischte Hi, ging entschlossen zu der Tasche, packte sie, warf sie sich über die Schulter und ging zurück zu Sesshoumaru, der immer noch verharrte. „Komm!“ Sie packte Sesshoumaru mit ihrer freien Hand und zerrte ihn mit sich. „Ach wie nett. Hast du dir schon wieder eine Neue geangelt?“ spottete die Frau hinter ihnen her. Hi schritt entschlossen zur Türe, wo immer noch die freundliche Haushälterin stand. „Arrivederci!“ grüßte sie sie und zog den schweigenden Mann hinter sich zur Türe hinaus. Die Haushälterin sah ihnen lange nach und winkte, dann schloss sie die Türe. Sesshoumaru stand in der gleißenden Sonne und rührte sich nicht. Seine Haare glänzten und hüllten ihn in silbernen Schimmer, aber seine Haut war fahl. Seine Züge waren vollkommen erstarrt und er blickte abwesend auf den Boden. Hi ging zu ihm und zupfte ihn vorsichtig am Ärmel. „Komm, gib mir die Schlüssel, ich fahre!“ Er händigte ihr wortlos die Autoschlüssel aus. Sie öffnete den Kofferraum, verstaute die Tasche, schloss sie wieder und schob ihn zur Beifahrertüre. Er öffnete sie langsam und setzte sich wie in Trance. Dann ging sie um das kleine Auto herum und stieg ein. Sie musste den Sitz ein ganzes Stück nach vorne schieben, damit sie an die Pedale kam. Sie startet zügig den Wagen, legte den Gang ein und jagte über den Kiesweg davon. Er hatte den Kopf gegen die Nackenstütze gelehnt und die Augen geschlossen und verbrachte so fast die meist Zeit der Fahrt. Hi schaute besorgt zu ihm hinüber. „Von welchem Geld sprach sie denn?“, versuchte sie ihn ein wenig ihm von seinem Leid abzulenken. Er schwieg lange, dann öffnete er die Augen und schaute kurz zu ihr herüber. „Ich habe ihr mein ganzes Geld für eine Aktienspekulation geliehen.“ „Na, hoffentlich bekommst du es wieder zurück.“ „Sie ist darin sehr geschickt und außerdem sehr anständig, was Geldgeschäfte betrifft.“ „Bei Beziehungen ist sie das wohl weniger…“, brummelte Hi vor sich hin. Sesshoumaru schwieg. „Wie verdienst du eigentlich zur Zeit dein Geld?“ Sie schaute ihren Beifahrer neugierig an. Das Gespräch schien ihm gut zu tun, er setzte sich etwas aufrechte hin und begann zu erzählen. „Ich kaufe Autos, lasse sie richten und verkaufe sie wieder, hauptsächlich in Japan oder den USA, manchmal auch in arabischen Ländern.“ „Was für Autos?“ „Ferraris.“ „Und davon kann man leben?“ „Ja, ganz gut. Manchmal kaufe ich auch verwahrloste Anwesen, renoviere sie und verkaufe sie wieder.“ „Wo denn?“ „In Australien. Wenn die Lage gut ist, kann ich gute Gewinnspannen erzielen.“ Hi schwieg, dann lächelte sie. „Ein nettes Leben führst du da…“ Kapitel 18: Der Wolfsfreund --------------------------- Der Wolfsfreund Karis Hand stieß auf einen Widerstand. Langsam öffnete sie die Augen und sah das Muster ihrer Wohnzimmercouch nur Millimeter vor ihren Augen. Sie blinzelte ein-, zweimal und versuchte dann die Decke etwas höher zu ziehen – mit mäßigem Erfolg. Mit einem Seufzen drehte sie sich auf die andere Seite und sah nun Banko, der ruhig und friedvoll neben ihr schlief. Einen Arm hatte er um ihre Taille geschlungen – der Grund warum sie die Decke nicht höher ziehen konnte, sein Mund war halbgeöffnet. Mit einem leisen Lächeln schob sie ihm einige der schwarzen Strähnen aus der Stirn, sodass seine Tätowierung besser sichtbar war. Am Anfang hatte sie sich ja schon gewundert, wie ein Mensch so blöd sein konnte und sich mitten auf die Stirn einen lilanen Stern tätowieren lassen konnte. Doch mittlerweile liebte sie dieses Tattoo genauso wie alles andere an ihm. Er war ja an und für sich ein wandelnder Widerspruch. Die langen Haare hätten ihm etwas Verweichlichtes geben können, aber dem war nicht so. Im Gegensatz, für Kari machten sie Banko noch männlicher, gaben ihm etwas Verwegenes, etwas Rebellisches. Doch das für sie schönste und wunderbarste an ihm verbargen nun seine Lider – die Farbe seiner Augen zu beschreiben war unmöglich. Man musste sie gesehen haben und ihnen zu widerstehen gelang nur wenigen. Kari gehörte nicht dazu. Sobald er sie angesehen hatte, war es um sie geschehen gewesen. Manchmal lachte er sie aus, wenn sie ihm verliebt in die Augen sah, doch sie wusste, dass er es mochte. Ein letztes Mal sah sie in sein schlafendes Gesicht, dann robbte sie langsam unter seinem Arm nach unten weg. Sie wollte ihn nicht wecken, selbst aber auch nicht mehr liegen bleiben. Nachdem sie neben ihm stand, warf sie einen neugierigen Blick auf die Uhr. Es war knapp nach 10 Uhr. Kari seufzte auf. Sie konnte noch so müde sein, ihr Körper, ihre innere Uhr oder wer auch immer, erlaubte ihr nur höchst selten länger als bis halb 10 zu schlafen. Also streckte sie sich noch mal durch und überlegte, was sie nun machen sollte. Sie hatte keine Idee. Frühstücken wollte sie jetzt eigentlich nicht – jedenfalls nicht alleine. Plötzlich hatte sie eine Idee. Sie ging ins Arbeitszimmer und fuhr den Computer hoch. Früher hatte sie mit Hi fast nur über Mail kommuniziert, aber seit die Freundin in der Nähe wohnte, war das nicht mehr notwendig. Aber heute wollte sie Mails schreiben. Der Zufall wollte es, dass ihr sobald sie Media Player angeworfen hatte, Gackt entgegendröhnte. His Musik, Kari lächelte. Dann begann sie zu tippen. Ehe sie es sich versah, war eine halbe Stunde um. Zufrieden warf sie einen letzten Blick auf die Mail. Es erinnerte sie an frühere Zeiten. Sie klickte auf den Senden/Empfangen-Button. Nun erst sah sie, dass sie auch Mails bekommen hatte. 4 Stück! Die erste war eine Review auf eine ihrer Geschichten, die sie im Netz online gestellt hatte. Schnell überflog sie das Geschriebene, war eh meist dasselbe. Dann noch zwei Mails von zwei Freundinnen! Auch die waren nicht sonderlich interessant. Als sie dann den Absender der letzten Mail sah, seufzte sie auf. Kouga! Unbewusst warf sie einen Blick zurück, um sicherzugehen, dass Banko nicht in der Nähe war. Er würde wieder toben. Kari kannte Kouga schon einige Jahre, doch hatten sich ihre Wege getrennt. Es hatte sich unglücklich getroffen, dass sie genau zu der Zeit, als sie einen Streit mit Banko hatte – wieder einmal, wie Hi zweifelsohne feststellen würde, das Thema „Tiere des Waldes“ in ihrem Unterricht behandelte. Sie wusste auch nicht warum, aber Kouga war ihr eingefallen. Er hatte immer schon ein großes Interesse an den heimischen Raubtieren gezeigt und aus diesem Grund war er auch Tierforscher geworden. Seine Leidenschaft galt ganz besonders den Wölfen. Kari hatte sich also mit ihm in Kontakt gesetzt und er war als Vortragender an ihre Schule gekommen, hatte den Kindern etwas über Wölfe und andere Raubtiere erzählt. Sie hatte danach noch einen Kaffee mit ihm getrunken, sie hatte Erinnerungen aufgefrischt und Kari hatte neu entdeckt, wie nett und charmant er sein konnte. Darin hatte er sich nicht verändert. Er hatte sie abgelenkt, und sie musste gestehen, dass sie Wölfe recht gern mochte, auch wenn sie noch nicht viel mit ihnen zu tun gehabt hatte. Kouga hatte sie eingeladen, mit ihm einmal eine Spritztour in ein Wildreservat zu machen und sie hatte nicht ausdrücklich nein gesagt. Es hatte sie interessiert und außerdem wollte sie von Banko loskommen. Auf jeden Fall hatten sie Nummern und Mailadressen getauscht. Sie wusste nicht, wie es zugegangen war, aber Banko hatte Wind von der Sache bekommen. Kari erinnerte sich, dass es damals einen heftigen Streit gab und er deshalb auch ein paar Tage verschwunden gewesen war. Sie hatte sich große Sorgen gemacht und war mehr als erleichtert gewesen, als er eines Abends wieder vor der Tür gestanden hatte. Doch die Erleichterung hatte sich schlagartig verzogen, als er ohne auch nur einen Gruß oder ein freundliches Wort Zeter und Mordio zu schreien begann. Sie war nur daneben gestanden und hatte ihn mit einer Mischung aus Überraschung und Unglauben angestarrt. Irgendwann hatte auch sie dann gerafft, dass er gekommen war, um sie wegen ihrer „Untreue“ zur Rede zu stellen. Ihr war das Ganze zu blöd gewesen, schließlich war ja nicht sie für mehrere Tage in der Versenkung verschwunden und so hatte sie ihn einfach im Gang stehen gelassen und war wieder zurück an ihren Computer gegangen – sie hatte es wenigstens vorgehabt, denn auf halben Weg hatten sich plötzlich seine Arme um ihre Taille geschlungen und sie zurück an seine Brust gezogen. Seinen Kopf hatte er in ihrem Haar verborgen und so hatte sie seine gemurmelten Worte nur undeutlich verstanden. „Weißt du denn nicht, dass ich dich brauche…dass du nur mir gehören sollst!“ Sie war ruhig stehen geblieben, seine Worte, wenn auch recht machomäßig, hatten sie gerührt – aber so schnell wollte sie nicht klein beigeben. Er hatte sie noch enger an sich gezogen, so als befürchte er, dass sie sich wieder von ihm lösen würde. Sie hatte gespürt, dass er leicht gezittert hatte und langsam hatte sie sich in seinen Armen zu ihm umgedreht. Sie hatte gewusst, dass es ein Fehler war, denn sobald sie in seine Augen sah, würde sie ihm fast alles verzeihen – so war es immer. Auch dieses Mal. Dieser Blick so traurig, doch mit ein wenig Hoffnung, so unsicher und beinahe schon verletzt…er hatte sie erobert, zurückerobert. Ohne ihr Zutun und fast gegen ihren Willen hatten sich ihre Lippen getroffen, hatten sich erneut kennen gelernt, sich erneut gefunden und wieder erkannt. Worte waren nutzlos geworden. Sie verstanden sich auch so. Kari hatte sich hochgehoben gefühlt. Nur undeutlich hatte sie wahrgenommen, dass Banko in ihr gemeinsames Schlafzimmer gegangen war. Erst als er sie auf dem breiten Bett niederließ, war sie wieder in die Realität zurückgekehrt. Langsam hatte sie sich von ihm gelöst, hatte ihm Halbdunkel des abendlichen Zimmers in seine Augen hoch geschaut, die verlangend und zärtlich geleuchtet hatten, wie zwei mysteriöse Steine, die ein geheimes Feuer in sich trugen. Ihr war ganz heiß geworden. Unsicher, wie sie sich verhalten sollte, hatte sie die Hand gehoben, hatte sie auf seine Wange gelegt. Er hatte nichts gesagt, war nur schweigend über ihr verharrt, seine Formen mehr dunkle Schatten. Kein Wort war gefallen in diesen Stunden, in denen sie ihre Liebe erneuert hatten. Nur geflüsterte Namen hatten sie begleitet auf der Suche nach dem anderen, der nur wenig entfernt war und doch unerreichbar schien. Erschöpft waren sie eingeschlafen, den anderen fest im Arm, so als wollten sie sich nie mehr loslassen, das Versprechen ihrer Liebe neu besiegelt. Kari seufzte, als sie sich an jene schwierigen Tage erinnerte, in denen sie Bankotsu wieder fand, aber in denen auch Kouga und Kagura in ihr gemeinsames Leben getreten waren. Auf der Unterlippe kauend fragte sie sich, ob sie Kougas Mail lesen sollte. Sie hatte ihm klar gemacht, dass sie wieder in einer festen Beziehung war, aber es schien so, als ließe er sich davon nicht abschrecken. Wieder sah sie auf die Mail vor ihr auf dem Bildschirm: Betreff: Ein nettes Wochenende. Das verhieß nichts Gutes. Sie gab sich geschlagen, sie wusste, dass ihre Neugier ohnehin siegen würde. Also klickte sie auf die Mail. Ein dicht beschriebenes Dokument öffnete sich vor ihren Augen. Sie begann zu lesen. Nach den ersten Zeilen seufzte sie schon das erste Mal innerlich auf – nur innerlich, aus Angst, Banko könnte sie hören und in Folge die Mail sehen. Aber mutig, wie sie sich an diesem Morgen fühlte, las sie weiter. Bei der Hälfte war sie versucht, das Mail zu löschen, las dann aber doch weiter – weibliche Neugier eben. Als sie geendet hatte, musste sie sich erst mal zurücklehnen und den Kopf klar machen. Schlug er ihr da wirklich vor, was sie glaubte, dass er ihr vorschlug? Sie las es noch einmal und kam zum gleichen Schluss. Er lud sie zum Wochenende in ein Wildreservat ein. Wölfe gucken. Das „Problem“, das seiner Meinung nach keines war, war nur, dass es dort keine Hütte und nichts gab. Man müsste also im Freien übernachten. Die Kälte wäre kein Problem, denn er hätte einen bequemen Doppelschlafsack, den man zur Not auch zusammenpacken könnte – zum Einander wärmen. Kari legte sich die Hand über die Augen. Der hatte Vorstellungen! Kari wagte nicht, daran zu denken, was geschehen würde, wenn Banko diese Mail zu Gesicht bekommen würde. Wenn Kouga dann mit dem Leben davon kam, konnte er seinem Schöpfer und am besten auch allen anderen danken. Wenn es kurz und schmerzlos ging, dann hatte Kouga noch Glück gehabt. Schnell schloss Kari die Mail und löschte sie. Nicht dass Banko eine Leuchte am Computer wäre, aber man konnte nie wissen. Es waren schon viel seltsamere Dinge passiert. Sorgsam fuhr sie dann den Computer wieder runter und ging zurück ins Wohnzimmer. In Gedanken war sie aber immer noch bei der Mail. Es war ein gewisser Reiz vorhanden, zu den Wölfen zu fahren. Sie mochte die großen Tiere wirklich. Aber die Umstände, die mit dieser Reise zusammenhingen, behagten ihr gar nicht. Allein mit Kouga? Vielleicht noch in einen Schlafsack gekuschelt? Was würde Banko sagen? Na, der würde gar nichts mehr sagen, der würde handeln – ohne Rücksicht auf Verluste und mit geballter Zeichensprache…die Faust im Gesicht, nicht gerade der angenehmste Tod. Kari schüttelte den Kopf. Sie hatte gestern wohl etwas zu tief in die Flasche geguckt, wie sonst ließen sich ihre seltsamen Gedankengänge erklären? Kapitel 19: Ein Telefonat ------------------------- Ein Telefonat Kari kam zu dem Schluss, dass es an der Zeit war, ihren Liebsten zu wecken. Mit einem geschulten Blick stellte sie fest, dass er immer noch schlief. Leise schlich sie näher, ließ eine Hand unter die Decke wandern, und fuhr, während sie sein Gesicht nicht aus den Augen ließ tiefer. Mit einem Finger strich sie über seinen Bauch, ließ dann die Hand keck in der Hose verschwinden. Sein Gesicht begann immer unruhiger zu werden, aber noch war er nicht erwacht. Sanft begann sie ihn zu streicheln. Sein Gesicht hatte sie nicht losgelassen und nun sah sie, wie sich seine Lider langsam öffneten und einem verschlafenen Blick freigaben. Schnell zog sie ihre Hand zurück, sprang auf die Beine, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und meinte: „So, Süßer! Zeit zum Aufstehen!“ Sie hatte eigentlich nutzen wollen, dass er noch nicht ganz wach war, aber das ging leider daneben. Denn noch bevor sie auch nur an Flucht denken konnte, fühlte sie sich am Handgelenk gepackt und ohne dass sie sagen konnte, wie es zugegangen war, lag sie unter ihm auf der Couch. Sie hatte unterschätzt, wie schnell er sein konnte. Er seufzte auf, senkte den Kopf und verschloss ihr den Mund mit seinen Lippen, bevor sie aufbegehren konnte. Kari küsste gern und zu ihrem Glück war Banko da einer Meinung mit ihr. Folglich ergab sie sich nur allzu gern dem Ansturm seiner Lippen. Verzückt schlang sie die Arme um seinen Nacken, spürte dabei seine langen Haare, die über ihre Haut rutschten und einen Schauer erzeugten. Nach schier endlosen Minuten unterbrach Banko den Kuss und legte seinen Kopf zufrieden auf ihre Brust. Sie spürte, die Wärme, die von ihm ausging. Als sie sah, dass er die Augen wieder geschlossen hatte, versuchte sie ihn von sich zu schieben, mit dem einzigen Resultat, dass er ihre Hände schnappte und sie über ihrem Kopf festhielt. Dann gab er irreal laute und falsche Schnarchgeräusche von sich. Kari lachte auf. „Banko! Das ist grässlich! Los, steh auf, du Faulpelz!“ Er reagierte nicht und die Versuche sich aus seinem Griff zu befreien waren einfach sinnlos. Also gab sie sich geschlagen, lag einfach nur ruhig da und starrte an die Decke. Er musste den nächsten Schritt machen, denn ihr waren ja förmlich die Hände gebunden. Tatsächlich dauerte es nicht lange bis er den Kopf hob und sie fragend ansah. „Gibst du schon auf?“ Sie ignorierte ihn, starrte weiterhin an die Decke. Er schob seinen Kopf in ihr Blickfeld, was sie veranlasste ihren Kopf zu drehen. „He, was ist los mit dir? Warum bist du denn jetzt sauer?“ Sie spürte, wie er den Griff um ihre Hände lockerte. Sie musste sich ein zufriedenes Grinsen verkneifen. Erst als er sie ganz losließ um nach ihrem Gesicht zu greifen, nutzte sie ihre Chance, stieß ihn von sich und rappelte sich hoch. Doch ehe sie sich auch nur einen Schritt entfernt hatte, hatte er ihren Knöchel gepackt und sie festgehalten. Kari, hatte sich schon in Sicherheit gewusst und ihren ganzen Schwung in den nächsten Schritt gelegt. Nun rumpelte sie Kopf voran zu Boden. Ein schmerzhaftes Stöhnen hallte durch den Raum, als ihr Hinterkopf unerwünschte Bekanntschaft mit dem Tischbein machte. Geschlagen blieb sie liegen, seltsam verdreht, halb auf dem Sofa, halb auf dem Boden, die Arme vor dem Gesicht gekreuzt. Banko war in dem Moment aufgesprungen, als sie zu Boden gegangen war. Nun saß er neben ihr, und rief ihren Namen. „Kari, Kari! Hörst du mich? Hast du dir wehgetan?“ Ohne die Hand von den Augen zu nehmen, meinte die Angesprochene: „Mann, brüll hier nicht so rum, ich bin ja nicht taub. Und was soll die blöde Frage, ob ich mir wehgetan habe? Nein, angenehm war’s, lass es uns gleich noch mal machen!“ Banko hörte sehr wohl den leichten Sarkasmus in ihrer Stimme und lächelte erleichtert. Wenn sie so reden konnte, dann fehlte nicht viel. Einmal stöhnte sie noch laut auf. „AU!!! Ich bin tot und du bist Schuld…“ Dann nahm sie die Hand von den Augen und setzte sich auf. Sie hörte sein lautes Lachen und blitzte ihn böse an. Er sah es und lachte noch lauter. „Ich mach uns Frühstück, ja?“ Mit diesen Worten stand er auf. „Es ist schon beinahe zwölf, kannst gleich Mittagessen machen!“ Der Tag verlief recht entspannt. Sie alberten herum, kuschelten und küssten. Kari traute sich nicht, auch nur irgendwas von ihrer Einladung verlauten zu lassen. Sie wollte einfach nur das schöne Wochenende genießen. Und die Ruhe. Gegen 4 beschloss Kari kurz unter die Dusche zu springen. Als sie wieder herauskam, hatte sich etwas verändert, auch wenn sie erst nicht wusste, was es war. Banko saß im Wohnzimmer auf der Couch und starrte vor sich hin. Als sie sich räusperte, sah er hoch. Sie erschrak über seinen zornigen Blick. „Banko?“, fragte sie vorsichtig, „was ist denn los?“ Erst da bemerkt sie ihr Handy, das vor ihm auf dem Tisch lag, und das vorher sicher nicht dagelegen hatte. Ein Verdacht begann sich in ihr zu formen. Er war ihrem Blick gefolgt und lächelte nun grimmig. „Du hattest einen Anruf!“, meinte er dann nur. „Wer war es denn?“ Sie wollte sich eigentlich zu ihm setzen, aber sein warnender Blick hielt sie ab. „Na, wer wohl? Dein Wolfsfreund!“ Sie hatte es befürchtet. Dennoch versuchte sie ein möglichst unbeteiligtes und langweiliges Gesicht zu machen. „Ach? Und? Wollte er was Bestimmtes?“ „Allerdings!“ Banko stand auf, wirkte in seiner Wut noch größer. Kari kam sich dagegen klein und schwach vor. Unbewusst trat sie einen Schritt zurück, was ihm nur einen verächtlichen Blick kostete. „Er meinte, dass ihr nicht unbedingt dieses Wochenende wegfahren müsstet. Das wäre jederzeit möglich, wann immer du Zeit und Lust hast.“ Kari schluckte. Kein Wunder, dass Bankotsu wütend war. Während sie noch überlegte, wie sie es ihm erklären konnte, sprach er weiter: „Nachdem ich ihm gesagt habe, was ich davon halte, dass er mit MEINER Freundin übers Wochenende wegfahren will, hat er sich recht kleinlaut verabschiedet. Also, echt Kari, ich hätte erwartet, dass du wenigstens einen Kerl anschleppst, der sich wehren kann und nicht bei erstbester Gelegenheit den Schwanz einzieht.“ Kari starrte ihn mit offenem Mund an. Die Beleidigung hatte gesessen! Sie verstand ja, dass er zornig, wütend und traurig war. Aber er hatte sie verurteilt, ohne dass sie auch nur die Möglichkeit gehabt hatte, es ihm zu erklären. „Also…das ist ja…du bist da völlig auf dem Holzweg, weißt du?“ Sie versuchte den Schmerz in ihrem Inneren zu verdrängen und vernünftig mit ihm zu reden. Er aber schien nicht vernünftig reden zu wollen. „Ja, sicher doch…ich glaube dir auf’s Wort!“ Seine ironische Stimme nahm ihr auch noch den letzten Rest an Nervenstärke. Ihr Blick wurde eisig, sie strahlte eine erschreckende Kühle aus, als sie zu sprechen begann. „Ich frage mich, warum du dich überhaupt noch mit mir abgibst, Bankotsu, wo ich doch so ein schlechter Mensch bin. Nein, antworte nicht! Hab heute schon genug Beleidigungen von dir wegstecken müssen. Ich hab die Nase voll. Weißt du was? Das letzte Mal bist du gegangen, heute geh ich, ja?“ Ohne einen Blick zurückzuwerfen, schlüpfte sie in ihre blauen Turnschuhe, schnappte sich die schwarze Schlabberjacke und hatte das Haus verlassen. Zurück blieb ein schweigender Banko, der sich fragte, ob er nicht doch ein wenig überreagiert und zu weit gegangen war. Wütend stapfte Kari drauflos. Sie machte sich überhaupt keine Gedanken darüber, wohin sie ging, Hauptsache weg von diesem uneinsichtigen Idioten. Wah, wenn er sie doch wenigstens erklären hätte lassen, aber nein. Stattdessen unterstellte er ihr auch noch, dass sie Kouga absichtlich ‚angeschleppt’ hätte. Wie konnte er das nur sagen? Kari kochte! Sie brodelte! In Gedanken beschimpfte sie Banko mit allem was sie in den unterschiedlichsten Sprachen aufbringen konnte. Sie war sich sicher, hätte er sie gehört, er hätte nie wieder mit ihr geredet. Aber er hörte sie ja nicht, und außerdem war ihr in diesem Moment ohnehin egal, ob er jemals wieder mit ihr sprach oder nicht. Sollte er doch bleiben, wo der Pfeffer wuchs. Erst nach einiger Zeit fiel ihr ein, dass sie weder Handy, noch Geldbörse oder Schlüssel dabei hatte. Konnte sie denn gar nichts richtig machen? Jetzt lieferte sie hier den Abgang ihres Lebens und dann…musste sie umdrehen, weil sie nichts dabei hatte? Hektisch begann sie in ihren Taschen zu kramen und dankte wieder einmal ihrem Sinn für Chaos und Unordnung. Fand sie doch tatsächlich etwas Geld in einer ihrer Hosentaschen. Ein 20€-Schein lachte ihr entgegen, zwar nicht viel, aber immerhin. Erst mal würde sie damit über die Runden kommen. Mit grimmiger Befriedigung nahm sie ihre Wanderung wieder auf. Ha, sie würde nicht zurückgehen! Sollte doch er sich mal Sorgen machen. Ein leises Stimmchen in ihr, warf die Frage auf, ob er sich denn überhaupt Sorgen machen würde. ‚Ach, halt die Klappe! Von mir aus tut er, was er will!’ Kari schüttelte über sich selbst den Kopf. So weit war es nun schon gekommen. Sie führte mit sich selbst Gespräche und nicht nur das, nein, sie wies sich selbst zurecht. Musste irgendeine Art von recht unangenehmer Lehrerkrankheit sein. Sie lachte auf. Sie wusste nicht warum, aber wenn sie über sich selbst spotten konnte, ging es ihr gleich besser. Also warf sie einen Blick auf die Uhr. Die Zeiger standen auf Viertel vor fünf. Wenn sie sich beeilte, hatte sie noch genug Zeit um den Mangaladen in der Innenstadt unsicher zu machen. In einer guten Viertelstunde konnte sie in der Stadt sein und ihre 20€ beim Fenster rauswerfen. Schon etwas leichter im Herzen machte sie sich auf den Weg. Für die nächsten Stunden wollte sie einfach mal Männer und alles was damit zusammenhing vergessen. Kapitel 20: Im Straßencafe -------------------------- Im Straßencafe Hi hatte ihn überredet, noch mit in die Stadt in ihr Lieblingsstraßencafe mit zukommen. Sie wollte die Sonne und ihren freien Nachmittag genießen und nicht in der Wohnung verbringen. Zögernd kam er mit. Sie erreichten den breiten, gepflasterten Platz vor dem Cafe und Hi suchte sich einen Sonnenplatz aus. Auch er wählt einen Stuhl im vollen Licht und setzte sich. Der Ober grüßte Hi, er kannte sie schon von ihren häufigen Besuchen. Nur ihren Begleiter schaute er unverhohlen neugierig an. „Das Übliche?“ Hi nickte nur lächelnd. Sesshoumaru angelte sich die Karte vom Tisch und schaute sie kurz durch. „Laphroigh“. Der Ober nickte und verschwand. Hi schaute erstaunt zu ihm hinüber. “Du magst Inselwhiskeys?“ Er nickte nur leicht. „Ist auch meine Lieblingssorte…aber nicht am Nachmittag. Na ja, du wirst es brauchen können, war ein harter Tag…“ Sie versank in Gedanken, der vergangene Nachmittag lief vor ihrem inneren Auge noch einmal ab. Die herzlose Verabschiedung ging ihr durch den Kopf, die Härte und Spottlust der Frau, die gnadenlose Kälte, die sie ausstrahlte. Es war bedrückend, vor allem da sie wusste, wie sehr er sie liebte. Eine steile Falte bildete sich auf ihrer Stirn. Sie hatte nichts für ihn tun können außer da zu sein. Und da war nicht gerade sehr viel gewesen. Sie sah zu ihm hinüber und beobachtete ihn. Er trug die dunkle Sonnenbrille, die seine goldenen Augen verbargen, aber sie konnte erkennen, dass er die Lider geschlossen hatte. Er saß nur da, völlig ruhig und unbeweglich und nahm die Wärme der Sonne auf, die einzige Wärme, die es für ihn auf der Welt zu geben schien. Hi tat das Herz weh, sie wusste wie sehr er litt, und sie verdammte ihre eigene Hilflosigkeit. Er sah so verlassen aus, eingehüllt in seine schimmernden Haare wie ein einsamer Engel. Er wirkte wie nicht von dieser Welt, so schön, so perfekt, und trotzdem wurde ihm so wehgetan. Unwillig schüttelte sie den Kopf. Sie ertappte sich dabei, wie sie völlig in seine Betrachtung versunken war. ‚Meine Güte, jetzt starre ich ihn auch schon so an wie all die anderen Frauen.’ Aber sie konnte den Blick nicht mehr von ihm wenden. Seine Haare wehten im leichten Sommerwind, nur ab und zu gaben sie den Blick auf den tiefblauen Halbmond auf seiner Stirn frei. Woher er dieses Tattoo nur hatte? Es schien arabisch. Dann die Streifen auf den Wangen und an den Handgelenken. Er wirkte so fremdartig. Auch Inu Yasha hatte diese langen Haare, die sie so liebte. Aber dessen Gesicht war breiter, offener, nicht so geheimnisvoll. Wer war dieser Mann nur? Der Ober kam und brachte die Getränke. Sesshoumaru erwachte aus seiner Starre und griff zu seinem Glas. Da er nicht gewillt schien, ein Gespräch anzufangen, überlegte Hi vorsichtig, wie sie sein Schweigen brechen könnte. Sie nippte an ihrem großen Glas Prosecco und aß die kleine Frucht, die am Rand hing. Dabei ließ sie ihn nicht aus den Augen. Sie grübelte, über welches unverfängliche Thema sie nur mit ihm reden konnte. „Du hast die gleichen tollen Haare wie dein Bruder…“ Er sah nur kurz zu ihr hoch und nahm nochmals einen tiefen Schluck aus seinem Glas. Dann lehnte er sich wieder zurück und schloss erneut die Augen. Hi seufzte resigniert, als er auf einmal die Stimme hob. „Lebst du mit ihm zusammen?“ Überrascht stelle sie ihr Glas ab. „Ja, seit ein paar Monaten.“ Sie wunderte sich, dass er doch zu reden begonnen hatte. Vielleicht war es ein Fehler gewesen ihn mitzuschleppen. Vielleicht wäre er lieber alleine gewesen…sie hätte sich in seiner Situation nur noch im Bett verkrochen. „Seid ihr schon lange zusammen?“ Seine dunkle Stimme klang warm und angenehm, aber nicht neugierig. Ob es ihn wirklich interessierte oder er nur aus Höflichkeit fragte? Inu Yasha hatte nie von einem Bruder gesprochen, also schienen die beiden nicht viel Kontakt zu haben. Aber sie musste gestehen, dass sie mit Inu Yasha noch nie sonderlich viel geredet hatte. Am Anfang ihrer Zusammenseins hatte er ihr sein ganzes Vorleben ausgebreitet, aber dann war schlagartig Schluss gewesen .Als sie einmal nachhakte, meinte er nur verstimmt, sie wisse doch nun alles und solle sich damit zufrieden geben. Er mochte einfach nicht so gerne erzählen und außerdem waren sie ja eh intensiv mit anderen Dingen beschäftigt gewesen. Hi musste lächeln als sie daran dachte. „Nein, gerade mal ein halbes Jahr.“, entgegnete sie. „Und? Wie kommt ihr miteinander aus?“ „Danke, ganz gut. Was ja auch einfach ist die erste Zeit...“ Sie lächelte wieder. Ja, es waren stürmische Monate gewesen, und sie hatte sich einfach nur gefreut, einen unkomplizierten Menschen gefunden zu haben, der nicht viel fragte und bereit war, einfach mit ihr zusammen zu sein. „Und wird es weiter gehen?“ Hi zuckte zusammen. Wieso fragte er das? Sie lebte in den Tag hinein, machte sich nur wenige Gedanken, was morgen sein würde. Ihre letzte Beziehung hatte mit einer totalen Katastrophe geendet, von der sie sich lange nicht erholt hatte. Zu einer anderen Beziehung als der unkomplizierten mit Inu Yasha wäre sie nicht in der Lage gewesen, und sie wusste selbst nicht, wie es genau weiter gehen sollte. „Ja, ich denke schon.“ Er sah sie prüfend und nachdenklich an, sagte aber erst nichts dazu. Dann zögerte er, schien zu überlegen und stelle ihr dann doch ein Frage: „Schlechte Erfahrungen gemacht?“ Verblüfft stellte sie ihr Glas ab. Woher wusste er das? Es war doch so lange her…sah man ihr das noch an? „Äh, ja, aber nicht mit Inu Yasha. Wie kommst du darauf?“ Während ihrer Wanderung in die Stadt hatte Kari sich wieder halbwegs beruhigt und voll Freude marschierte sie in Richtung des Mangaladens, vorbei an ihrem und His Stammcafe. Automatisch, aber ohne großes Interesse, ließ sie ihren Blick über die Tische gleiten. Sie hatte den Kopf schon wieder weggedreht, als sie kurz innehielt. Dann drehte sie sich noch mal um, schaute genauer hin, erkannte den lockigen Haarschopf und rief voll Freude den Namen ihrer Freundin. „Hi!!!“ Erst im nächsten Moment sah sie, wer da bei Hi saß und ihre Euphorie sank deutlich dem Nullpunkt entgegen. Das hatte ihr gerade noch gefehlt! Hi riss den Kopf herum, diese Stimme kannte sie doch... Sie sah wie Kari auf sie zukam, ihren Schritt jedoch verlangsamt hatte und schon fast stand. Was hatte sie? Sie folgte ihrem Blick: sie sah abschätzig auf Sesshoumaru. Hi fiel sein seltsames Verhalten vom letzten Abend ein. Das hatte Kari bestimmt nicht gefallen, ihre Freundin war da sehr empfindlich. "Hey Kari, komm doch her..." Sie winkte der Frau zu und hoffte, dass sie sich auf die Einladung einließ. Kari blieb unsicher stehen. ‚Na toll, nichts mit der männerfreien Zone. Wenn’s wenigstens ein netter Mann gewesen wäre, aber der da?’ „Äh, ich weiß nicht. Ich wollte nicht stören. Ich habe nicht gesehen, dass du…nicht alleine hier bist!“ "Ach komm, du störst doch nicht. Bitte, setz dich doch..." Sie bot Kari den Stuhl neben sich im Schatten an, aber die Freundin zögerte noch immer. Sie schaute zu ihr hoch und setzte einen bittenden Blick auf. Irgendwie war ihr Sesshoumaru unheimlich und sie war sogar froh, dass ihr die Freundin zu Hilfe kam. Kari gab sich geschlagen. Sie hasste es, wenn Hi diesen Ich-tu-keiner-Fliege-was-zu-leide-und-hab-alle-lieb-Blick aufsetzte. Seufzend ließ sie sich auf den ihr angebotenen Stuhl nieder. Sie warf einen kühlen Blick zu Sesshoumaru und sah dann wieder die Freundin an. „Wo ist Inu Yasha?“ "Noch bei der Arbeit. Er meldet sich bestimmt, wenn er fertig ist. Ich musste raus noch ein bisschen die Sonne genießen, hatte heute Nachmittag frei…" Sie räkelte sich dabei auf ihrem Stuhl und streckte sich. “Schön, dass du auch kommst. Was hast du gemacht? Wie geht es dir?" „Mir? Ach mir, geht’s doch bestens. Wie sollte es jemanden wie mir nicht gut gehen?“ Bankos Worte nagten noch an ihr, als sie aber den fragenden Blick ihrer Freundin sah, versuchte sie sich wieder zu beruhigen. Stattdessen winkte sie dem Ober und bestellte nach einigem Überlegen einen Baileys. Sie brauchte jetzt was Stärkeres. „Na, ich wollte eigentlich noch in den Mangaladen…aber das war nicht so wichtig.“ "Hey Süße, was ist? Du klingst so gereizt?" Hi schaute ihre Freundin forschend an. Irgendetwas stimmte da nicht. Das war nicht nur die schlechte Laune Sesshoumaru gegenüber, der Karis Nerven gestern Abend ziemlich strapaziert hatte. Der hatte sich auch wirklich komisch aufgeführt. Kari sah die Freundin nachdenklich an. Sie hätte wissen müssen, dass Hi den Braten riechen würde, aber sie war nicht gewillt hier vor Mr. Ich-bin-zu-gut-für-diese-Welt ihre Sorgen und Probleme auszubreiten. „Na, das muss dich täuschen! Mir geht’s gut…“ "So so..." Hi sah sie kritisch an und schmunzelte erst, dann verdunkelte sich ihr Blick. Sie legte den Kopf schräg und musterte die Freundin intensiv. "Ihr habt wieder gestritten...", kommentierte sie ihren Blick leise und mit trauriger Stimme. "Ach Kari..." Kari verfluchte sich selbst für ihre mehr als miserable schauspielerische Leistung. Aus den Augenwinkeln warf sie einen Blick auf Sesshoumaru, aber der saß immer noch gleich unbeteiligt da. „Lassen wir das, ja? Ist hier nicht Thema!“ Endlich brachte der Ober ihr Getränk und sie musste sich zusammenreißen um nicht alles auf einmal hinunterzuschütten. Hi hatte ihren Seitenblick bemerkt und beschloss die Freundin in Ruhe zu lassen. Es war ihr offensichtlich sehr unangenehm, dass Sesshoumaru mit am Tisch saß. Sie selbst hatte ganz vergessen, dass sie ja fast den ganzen Tag mit ihm verbracht hatte...und einen Teil der Nacht. Wenn Kari das wüsste...bei ihren strengen moralischen Vorstellungen. "OK. Komm, erst mal anstoßen...Auf dich, mein Schatz!" Sie lächelte die Freundin an und hielt ihr ihr Glas hin. Vorsichtig hob Kari das Glas und stieß es leicht gegen His. Sie war froh, dass die Freundin nicht versuchte noch mehr in sie zu dringen. „Also, was treibt dich hier her…? Und noch dazu in so…unerwarteter Begleitung?“ Nun druckste seltsamerweise Hi herum. "Wir haben was erledigt und ich wollte noch ein bisschen raus. Und ihn wollte ich auch nicht alleine in der Wohnung sitzen lassen, Da hat er mich begleitet." Kari, die für diesen Tag wirklich genug von aufdringlichen Männern hatte, warf ihm einen wütenden Blick zu. „Aha? Schon klar…Seid ihr gestern noch gut nach Hause gekommen?“ Hi zuckte irritiert mit dem Kopf, als müsse sie sich an gestern Abend erst noch erinnern. "Gestern? Ja, klar, null Problemo.... Und ihr? Habt ihr auch noch einen schönen Abend gehabt?" Kari warf einen fragenden Blick auf ihre Freundin. Sie war doch sonst nicht so…vergesslich? Die nächste Frage holte sie dann aber auch schon wieder in die Realität zurück. „Wir? Ja, der Abend war noch schön…wir sind beide auf der Couch eingepennt!“ Kari grinste bei der Erinnerung. Bei ihr war es ja nichts ungewöhnliches, dass sie immer und überall schlief, aber Banko bevorzugte normalerweise das Bett. Dann wurde ihr Blick wieder distanziert und kühl. Sie wollte jetzt nicht an Banko denken. Hi konnte sich keinen Reim auf das Mienenspiel ihrer Freundin machen. Irgendetwas musste vorgefallen sein. Aber sie würde es bestimmt nicht vor dem Mann ausbreiten, der sie gestern noch so geärgert hatte. Sie würde es auf später verschieben der Freundin genauer auf den Zahn zu fühlen. Kari drehte gedankenverloren ihr Glas in den Händen. Zu allem Überfluss begann nun auch noch ihr Kopf zu schmerzen, wo sie sich am Vormittag angeschlagen hatte. Alles nur wegen Banko. Plötzlich zuckte sie zusammen, als ein Handy zu läuten begann. Kapitel 21: Gespenster ---------------------- Gespenster Hi begann in ihrer Tasche zu suchen und zog bald darauf das Telefon heraus. Karis Name leuchtete auf. Noch bevor die Freundin abheben konnte, machte Kari wilde Zeichen. „Hör mal! Du hast mich nicht gesehen, klar? Du weißt nicht, wo ich bin!“ Hi schaute überrascht. Was war denn da los? Wer rief mit Karis Handy an, wo sie ihr doch gegenüber saß? Das konnte nur Banko sein. Und warum wollte sie nicht mit ihm reden? Da gab es nur eine Erklärung: sie hatten wirklich gestritten...wieder mal. "Oh Kari...", entfuhr es ihr nur. Sie nahm den Anruf an und presste das Handy an ihr Ohr. "Hallo, hier Hi..." „Hi? Hier Banko!“ Kari glaubte die tiefe, männliche Stimme bis zu ihr zu hören. „Weißt du zufällig wo Kari steckt?“ Hi blickte hektisch zu Kari hinüber. "Es ist Banko..." flüsterte sie und hielt das Mikro dabei zu. Ihr war es sehr unangenehm zu lügen, das wusste Kari. Hi fuchtelte mit dem freien Arm herum und winkte sie symbolisch heran, doch mit ihm zu sprechen. Kari schüttelte den Kopf. „Ich weiß, dass es Banko ist. Ich will nicht mit ihm reden!“ Sicherheitshalber rutschte sie noch ein Stück mit dem Sessel zurück. Hi verdrehte die Augen. Jetzt musste sie auch noch für die Freundin eine Ausrede einfallen lassen. Das tat sie so ungern. Aber diese schien nicht gewillt zu sein, ihr das zu ersparen. Sie kannte ihren Sturschädel. Sie würde eher über den ganzen Platz davon rennen als sich zwingen lassen, ans Telefon zu gehen. Hi seufzte. "Nein, Banko, sie ist nicht hier. Soll ich ihr was ausrichten, wenn ich sie noch sehen sollte?" Einen Moment herrschte Schweigen in der Leitung. „Na, ich hatte gehofft, sie ist bei dir, denn sie ist hier raus, ohne Schlüssel, Telefon oder Geldtasche. Sag mir doch Bescheid, wenn du sie siehst, ja? Und sag ihr…sag ihr, dass ich mit ihr reden müsste. Und dass es mir leid tut, machst du das für mich?“ Er klang geknickt. Hi fuchtelte wieder wild mit der Hand und gestikulierter ihrer Freundin, dass sie doch unbedingt ans Telefon gehen sollte. Ihr tat der Mann leid, der am anderen Ende so reumütig um einen Gefallen bat. Als die Freundin immer noch nicht reagierte, legte sie bittend die Hände zusammen und sah sie mit flehenden Augen an. Ob sie sich endlich erweichen lassen würde? Kari gab sich geschlagen. Sie deutete Hi ihr das Telefon rüberzureichen. Sie schätzte es schon hoch ein, dass Hi für sie gelogen hatte, denn sie wusste, dass das normalerweise nicht ihre Art war. Ergeben seufzend wartete sie darauf, dass Hi Banko Bescheid gab und ihr das Handy reichte. His Gesicht leuchtete auf. Sie nahm wieder das Handy ans Ohr und rief freudig hinein:" Ah, warte, du hast Glück, da kommt sie gerade. Moment...ich geb sie dir..." Sie nahm das Handy vom Ohr, wartete ein wenig und übergab es dann der nicht sehr erbauten Freundin. „Ja?“ Ungeduldig maulte Kari in das Telefon. Dann horchte sie einige Sekunden. Kurz angebunden antwortete sie dann. „Nein, in der Stadt…zu Fuß…ja, hab ich…ne, 20 €. In der Hose…du willst mich abholen? Ja, wenn du meinst…na, will erst noch bei Hi sitzen bleiben…nein, nicht allein…Inu Yashas Bruder…ja…weiß ich nicht…wie lange wir noch hier bleiben?“ Sie sah fragend zu Hi. "Ich warte auf Inu hier...", flüsterte sie ihr zu, "Noch ne halbe Stunde mindestens..." Kari wandte sich wieder ihrem Gespräch zu. „Hi wartet hier noch auf Inu Yasha. Du weißt doch, dass er frühestens in ner halben Stunde kommt. Aber vielleicht kann ich mit ihnen mitfahren. Was, du holst mich lieber ab? Ja, ist gut…in ner Stunde dann. Ja, ist gut…ja….JA! Bis dann!“ Genervt legte sie auf und gab der Freundin das Telefon zurück. „Bist du nun zufrieden?“ "Ja, meine Süße. Er klang soooo traurig. Gib ihm doch ne Chance, egal was war. Bitte, für mich..." Sie sah die Freundin wieder mit bittendem Blick an und streichelte dabei Ihre Hand. „Tut er dir jetzt vielleicht auch noch leid? Das brauch er nicht…Außerdem wird mir nichts anderes übrig bleiben, als ihm noch ne Chance zu geben, weil er es sich ja nicht hat nehmen lassen, mich abzuholen…“ Kari lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, als Zeichen, dass dieses Thema nun für die beendet war. "Ach Kari, sei doch nicht immer so sauer! Alle meinen es gut mit dir..." Hi hoffte, dass die Freundin sich wieder beruhigen würde. Sie befürchtete, dass deren Beziehung nicht mehr lange halten würde, wenn es bei den beiden weiter so kriselte. „Komm schon, Hi, lass einfach gut sein, ja? Du weißt ja nicht mal was gewesen ist, oder? Also…es ist nicht so, dass die armen Männer immer völlig zu Unrecht zum Handkuss kommen, weißt du?“ Kari war nicht bereit, ihren Zorn auf Banko so schnell aufzugeben. Allerdings konnte die Freundin nichts dafür, also bemühte sie sich ein etwas freundlicheres Gesicht zu machen. Sesshoumaru hatte die beiden Frauen interessiert beobachtet, sich aber still zurückgehalten. "Soll ich euch lieber alleine lassen?" Sein Blick machte fragend die Runde. „Ne, lass mal stecken, jetzt ist auch schon egal. Wenn, dann bin ich die, die geht…schließlich hab ich euch ja gestört, nicht?“ Hi und Sesshoumaru sahen sich kurz an. Kari wusste nicht so recht, wie sie diesen Blick deuten sollte. Hatte sie vielleicht wirklich gestört? Wobei? "Quatsch, du bist immer willkommen. Wir hingen nur hier rum ein bisschen absacken." Kari konnte das jetzt nicht so ganz glauben. Die Antwort kam zu schnell und zu hektisch, widersprach ganz dem Blick, den die beiden getauscht hatten. Kari deutete dem Ober. „Wisst ihr was? Ich geh jetzt wirklich, heut ist einfach nicht mein Tag…seh schon.“ Müde fuhr sie sich übers Gesicht. Sie verbreitete nur schlechte Laune und das wollte sie eigentlich nicht. Hi schaute die Freundin eindringlich an. "Bitte, Kari, bleibe, mach mir die Freude. Es tut dir bestimmt auch gut, hier ein bisschen in der Sonne zu sitzen und dich zu erholen. Meinst du nicht?" Kari hielt kurz inne. Dann warf sie einen kritischen Blick von ihrer Freundin zu Sesshoumaru. „Weißt du, Hi, irgendwie hab ich das Gefühl, dass dir Mr. Casanova hier auch schon den Kopf verdreht hat. Ich will ja euer kleines Treffen hier nicht stören…andererseits, bin ich sicher, dass Inu das Ganze sehr interessant finden wird.“ Dann wandte sie sich Sesshoumaru zu. Der Ärger vom vergangenen Abend gärte immer noch in ihr und suchte sich nun seinen Weg nach draußen. „Und du scheinst ja relativ schnell Ersatz für deine Verflossene gefunden zu haben. Machst du eigentlich vor gar nichts halt, nicht mal vor der Freundin des eigenen Bruders?“ Hi lachte. Sie schaute Kari belustigt an. Mr. Casanova! Kari war heute wirklich sehr vernichtend, was die Männerwelt betraf. "Da ist nichts, was Inu nicht wissen dürfte. Du sieht ja Gespenster." Ihr Blick wanderte zu Sesshoumaru hinüber…und stutze. Er fand das Ganze wohl nicht gar so lustig. Ihr fiel ein, was er am Nachmittag erlebt hatte und konnte gut nachvollziehen, dass er nicht sehr begeistert war, als Frauenheld hingestellt zu werden, wo er gerade so übel eine Korb bekommen hatte. Und die Verdächtigungen seinem Bruder gegenüber? Hi wusste nicht einmal, wie er zu seinem Bruder stand, aber es würde ihn wohl schon stören, solche Vorwürfe zu hören Sesshoumaru hob den Blick und schaute die erzürnte Frau an. "Ich habe eh keine Chancen bei ihr.“, meinte er nur trocken. „Und was mein Bruder tut oder hat, ist mir egal." Hi riss die Augen auf. Was redete er denn da? „HA!“ Kari deutete mit dem Finger auf ihn. „Hab ich’s doch gewusst! Aber ich seh Gespenster, was, Hi? Ich sehe keine Gespenster, ich sehe die Männer so, wie sie sind! Bei ihnen selbst nehmen sie immer einen anderen Maßstab als bei den Frauen. Und es stört sie auch nicht, wenn eine Frau schon vergeben ist…nein, da wird dann erst richtig angebaggert! Das ist doch das Schöne daran, nicht? Ihr seid doch alle gleich!“ Der Kopfschmerz hatte sich inzwischen noch verstärkt, aber das störte sie jetzt nicht mehr. Endlich hatte sie ein passendes Opfer gefunden, an dem sie ihre Aggressionen loswerden konnte. „Waren wir dir gestern wohl leicht im Weg? Warst du deshalb so froh, als Inu endlich heim wollte. Ja, ich kenn mich schon aus! Nur das Verbotene und das, was man nicht haben kann, sind reizvoll, nicht? Ihr Männer seid so…so…ach, was weiß ich. Und das Schlimme ist dann, dass ihr automatisch annehmt, dass die Frauen auch so sind!“ Sesshoumaru schaute sie amüsiert an. Und tatsächlich hob er sogar an zu einer Antwort an. "Wieso sollte ein Mann es denn nicht versuchen? Wie sollen WIR denn wissen, ob eine Frau einen Partner hat? Und wenn, ob sie glücklich ist mit ihm? Vielleicht will sie sich ja schon lange trennen? Vielleicht ist sie unglücklich und wartet nur darauf, dass ein anderer kommt, der sich für sie interessiert. Vielleicht freut sie sich ja, wenn sie jemanden zum Reden findet, jemand, der sie nachdenklich macht, der ihr vielleicht sogar hilft, aus ihrer kaputten Beziehung auszubrechen oder sich wenigstens zu überlegen, ob diese noch Sinn macht? Es ist doch die Entscheidung der Frau, ob sie darauf eingeht. Warum sollen denn die Männer schuld sein?" Einen Moment war Kari sprachlos. Dann wurde ihr Blick eisig. „Ja, hast ja Recht, wir leben noch im Mittelalter, in dem die Frauen nicht fähig waren, sich aus eigener Kraft aus ihrer Beziehung zu befreien. Auf die Idee, dass ihr mit euren ‚Versuchen’ eine Beziehung erst so richtig kaputt macht, kommt ihr nicht, gell? Nein, dass wär zu viel verlangt, schließlich wissen wir ja alle, dass ein Mann nicht mit dem Hirn denkt, sondern mit dem, was er in der Hose hat. Geht doch zurück ins Mittelalter, da gehört ihr alle hin!“ Sesshoumaru schmunzelte. "Du solltest vielleicht Hilfe beim Lösen deiner Beziehungsprobleme annehmen. Eine gute Partnerschaft wird durch einen Konkurrenten nicht zerstört, höchstens belebt. Wenn das Schwierigkeiten bereitet, dann stimmt die Beziehung nicht mehr." Das brachte Kari gerade so richtig auf die Palme. Sie erbleichte richtig vor Wut, ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. „Ha, hört ihn euch an! Und aus welcher Rolle sprichst du da jetzt? Aus der des ‚Belebers’, oder? Kann ich mir schon vorstellen, dass du gern Beziehungen ‚belebt’ hast! Welche Frau wäre auch so dumm und würde auf Dauer bei dir bleiben? Keine, denn wem gefällt es schon, als kleine Schachfigur im Spiel des Lebens missbraucht zu werden…ach, vergiss es…Lasst mich doch einfach alle in Ruhe!“ Hi zuckte zusammen. Das hatte gesessen. Dabei konnte Kari doch gar nicht wissen, was Sesshoumaru gerade erlebt hatte. Sie blickte zu ihm hinüber, machte sich ernsthaft Sorgen um ihn. Aber er zeigte keine Regung, nur das vorher noch so amüsierte Lächeln auf seinem Gesicht schien eingefroren zu sein. "Ach Kari, lass doch gut sein. Du bist heute wieder auf 180. Er hat dir nichts getan, also bitte, geh nicht auf ihn los.", versuchte sie zu beschwichtigen. "Auch Frauen spielen Schach..." kam es nur von Sesshoumarus Seite. Dann verstummte er und blickte zu Boden. Kari schien sich erst jetzt bewusst zu werden, was die da gesagt hatte. Müde ließ sie sich wieder auf ihren Stuhl nieder, legte eine Hand über die Augen und lehnte den Kopf zurück. „Ja, ich weiß“, gab sie ihm dann nur leise Recht. „Es tut mir Leid!“ Dann sagte sie nichts mehr, nahm die Hand von den Augen und starrte in den Himmel. Sie fühlte sich so elend, wie schon lange nicht mehr. Das Schlimmste war, dass sie ihren Zorn an einem Unschuldigen ausgelassen hatte – na ja, beinahe unschuldig wenigstens. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Die zoffen ganz schön, nich? Obwohl es ja schon wieder versöhnlicher klingt. Wollt ihr sehen, wie das weiter geht? Überraschend auf alle Fälle… Kapitel 22: Abschied -------------------- Kari ist gar nicht gut drauf und lässt ihre Freundin das deutlich spüren. Diese heischt um Verständnis, aber ob das was hilft? Ein ungewöhlicher Abschied entsetzt die tugendhafte Kari dann vollkommen...sie glaubt nicht recht zu sehen... Danke an meine lieben Review-Schreiber undliebe Grüße Hi-chan Abschied Eine Weile saßen sie alle schweigend da. Dann schob Sesshoumaru einen Geldschein unter sein fast leeres Glas und stand auf. Er blickte auf die beiden Frauen hinunter, nickte Kari zu und schaute dann zu Hi. Diese blickte erstaunt zu ihm auf. „Was ist los? Willst du schon gehen? Wo gehst du hin?“ Er gab keine Antwort, aber die junge Frau ließ nicht locker. „Willst du nicht noch bei uns bleiben? Du bist herzlich willkommen…“ Er schüttelte den Kopf. „Danke, ich mach mich wieder auf den Weg.“ „Wohin denn? Wo willst du denn wohnen?“ „Ich will wieder weiter, vielleicht ein Geschäft anleiern…“ Bei diesen Worten fiel Hi ein, dass er bis nächste Woche wohl ohne Bargeld auskommen musste. „Kann ich dir was leihen? Du bekommst doch dein Geld erst nächste Woche wieder...“ Er zögerte kurz und überlegte. „Ich werde es mit den Kreditkarten überbrücken können.“, meinte er ablehnend. Hi war inzwischen aufgestanden und stand ihm gegenüber. „Ach komm, nimm doch wenigstens ein bisschen was mit. Du kannst es mir irgendwann zurückgeben, ja?“ Sie steckte ihm einen großen Schein zu, den er nur zögernd annahm. Kari schaute überrascht auf. War Mr. Extravagant in Geldschwierigkeiten? Er schien das Geld wirklich zu brauchen, sonst würde er es wohl nicht annehmen. Die beiden standen sich schweigend gegenüber und schauten sich an. Kari kam das ganze seltsam vor. Was lief zwischen den beiden? Sie wirkten so…vertraut. „Seh ich dich irgendwann mal wieder?“ His Stimme klang unsicher. „Ich weiß noch nicht. Ich weiß nicht was ich machen werde. Ich schicke euch die Tickets, ich habe ja deine Adresse.“ „Wirst du denn bei uns wohnen, wenn wir in Urlaub sind?“ „Ich weiß es noch nicht…“ Dann standen sie wieder stumm da. Hi war seltsam berührt. Sie kannte ihn gerade mal einen halben Tag, aber sie hatte so viel mit ihm erlebt, wie mit andern in Wochen. Leider nichts Angenehmes, dafür war es sehr intensiv gewesen. Der Gedanke, dass er schon wieder gehen und aus ihrem Leben verschwinden würde, schmerzte sie seltsamerweise. Sie war selbst überrascht darüber. Hilflos stand sie ihm gegenüber und wusste nicht, was sie sagen, geschweige den tun sollte. Dafür machte er plötzlich einen Schritt auf sie zu und nahm sie einfach in die Arme. Kari stand der Mund offen. Sie starrte sie beiden an wie zwei Außerirdische. Was lief denn zwischen den beiden? Und dann, sie glaubte ihren Augen nicht zu trauen, küsste er sie…sanft und vorsichtig, kein intensiver Kuss, aber auf die Lippen, nicht etwa auf die Stirn oder die Wange, nein, mitten auf den Mund. Und Hi stand da wie gelähmt und ließ ihn gewähren. Was lief da ab???? Und dann, ihr fielen fast die Augen aus dem Kopf, legte Hi auch noch die Arme um seinen Hals: „Machs gut…und lass dich nicht unterkriegen!“, flüsterte sie richtig sanft und zärtlich. Sie zog ihn an sich, drückte ihn leicht und legte dann ihren Kopf auf seine Brust. Er zog sie ebenfalls enger zu sich heran, hielt sie einen Augenblick mit geschlossenen Augen fest und löste sich dann wieder von ihr. Sie öffnete ebenfalls die Arme und ließ ihn gehen. „Danke für alles…“ sagte er leise, hielt sie noch kurz an beiden Händen und ließ sie dann los. Und ohne sich noch einmal umzudrehen ging er davon. Auch Kari stand auf, ging zum Ober und zahlte. Unwillig kam sie zur Freundin zurück, schaute ihr einen Moment in die Augen und senkte dann den Kopf. „Du bist auch nicht besser!“, meinte sie nur traurig. „Du bist wie alle anderen!“ Kari war müde, überall wohin sie kam, roch sie nur mehr Verrat und Untreue. Hi schluckte. Das waren harte Vorwürfe. Ihr wurde jetzt erst klar, welchen Eindruck diese Abschiedsszene auf ihre Freundin gemacht haben musste. Ob sie es ihr erklären sollte? Aber dann musste sie sich darüber auslassen, was bei Sesshoumaru vorgefallen war, und das wollte sie nicht. So versuchte sie die Vorhaltungen einfach abzublocken. "Was hab ich denn getan? Er ist nur ein Freund, den ich verabschiedet habe..." Kari winkte ab. „Ja, ja, schon klar! Sie sind immer nur Freunde,,,“ Ihre Stimme klang tonlos. Sie mied den Blick ihrer Freundin. Was wohl heute noch alles passierte? Gerade war ein weiteres Luftgebilde vor ihren Augen zerplatzt. Der Traum einer perfekten Beziehung, so wie sie Hi und Inu hatten. Auch wenn es nicht so aussah, so hatte sie doch immer angestrebt, auch eine solche Beziehung zu haben. Sie wünschte sich, sie könnte ins Bett fallen, 100 Jahre lang schlafen und erst wieder aufwachen, wenn der ganze Scheiß vorüber war. "Weißt du was, Kari? Ich weiß wirklich nicht genau, wie viel Sesshoumaru mir bedeutet. Aber alles, was existiert, ist eine Freundschaft. Und vertraue ein wenig meiner Menschenkenntniss: er ist nicht so schlecht wie du ihn siehst, er ist einfach ein wenig durch den Wind." Kari wusste nicht mehr, was sie glauben sollte und was nicht. Sie zuckte nur hilflos die Schultern. Sie konnte und wollte nicht mehr länger streiten, kämpfen, analysieren…sie wollte nur mehr ihre Ruhe haben. Vorsichtig fuhr sie mit der Hand auf den Hinterkopf, an die Stelle, von der der Kopfschmerz auszugehen schien. Sie zuckte zusammen, als sie die große Beule dort berührte. Schmerzhaft verzog sich ihr Gesicht. „Ganz wie du meinst, Hi!“ „Ach komm, Kari, was ist los? Darum geht es doch gar nicht. Bist du sauer? Was ist passiert?“ Hi schaute besorgt zu der Freundin hinüber. "Hast du Kopfschmerzen?" His Stimme klang schon viel weicher. Kari nickte schwach. „Hm, ich hab mir heute den Kopf angeschlagen. Ich bin nicht sauer…ich bin nur…ach, ich weiß auch nicht!“ "Wie ist das denn passiert? Du fällst doch sonst nicht wo gegen?" „Naja…“, es war Kari nun schon ein bisschen peinlich, Hi über ihre mittägliches Kräftemessen mit Banko aufzuklären. „Es war ein Unfall!“ Sie wusste, die Freundin würde nicht eher Ruhe geben, bis sie eine genaue und detaillierte Beschreibung erhalten hatte – aber einen Versuch war es trotzdem wert. Hi schaute kurz auf und murmelte dann nur "So so, ein Unfall. Habt ihr...gestritten? Verprügelt er dich jetzt schon?" Entsetzt riss Kari die Augen auf. Wie konnte Hi nur auf so eine Idee kommen. Schnell beeilte sie sich, die Bedenken ihrer Freundin zu zerstreuen. „Nein, nein, wir haben nicht gestritten. Wir haben nur etwas herumgealbert…und da…hab ich nicht aufgepasst und bin gegen das Tischbein gepoltert. Banko würde mich doch nie schlagen!“ Hi seufzte erleichtert auf. "Na, das würde ich ihm auch nicht raten, dann bekäme er es nämlich mit mir zu tun..." Sie beugte sich vor und betastet vorsichtig den Hinterkopf der Freundin. "Du hast da ne ordentliche Beule. Bist du sicher, dass du keine Gehirnerschütterung hast?" Kari sah in das besorgte Gesicht ihrer Freundin, das nur Zentimeter entfern war. Wie hatte sie ihr böse sein können? Dann erinnerte sie sich an die gestellte Frage. „Hm, ich denke nicht. Ich hab nur Kopfschmerzen.“ "So, und jetzt sagst du mal, warum du so giftig drauf bist. Wenn ihr nur gealbert habt, warum dann die schlechte Laune? Du bist ja auf Sesshoumaru losgegangen wie sonst was." Neugierig schaute sie Kari an, die sich immer noch den schmerzenden Kopf rieb. „Dieser Ich-bin-ein-Geschenk-an-alle-Frauen-also-wisst-mich-zu-würdigen-Macho ist mir einfach auf den Senkel gegangen, ok? Ich hab nur die Wahrheit gesagt!“ „Stört dich Sesshoumaru denn dermaßen? Warum regst du dich so über ihn auf? Hat er einen wunden Punkt bei dir erwischt oder warum würdest du ihn am liebsten teeren und federn?“ Bockig schüttelte Kari den Kopf, verdrehte aber gleich die Augen vor Schmerzen. „Man wird ja wohl sagen dürfen, was man denkt. Oder herrscht hier keine Meinungsfreiheit mehr?“ Hi wunderte sich immer mehr. Warum war die Freundin nur so furchtbar gereizt? Was hatte sie so verstimmt? Sie hatte eine Vermutung, „Ärgert dich jetzt, was da gerade gelaufen ist? Nimmst du daran Anstoß? Ich kann mir schon denken, dass das nicht so in dein moralisches Weltbild passt. Sah ja wohl wirklich…etwas ungewöhnlich aus. Ist es das? Oder hast du selbst ne schlechte Erfahrung im Hinterkopf rumspuken?“ His Stimme klang etwas genervt, sie musterte die Freundin dabei ungeduldig. Auch Karis Blick wurde kalt. „Weißt du was? Ist mir doch egal, was du treibst! Ich muss mich vor dir nicht rechtfertigen. Ist doch dein Leben…und wenn du selbst weißt, dass es komisch aussah, was knutschst du den Typen dann auch noch ab, he? Auf offener Straße!“ Hi senkte etwas betroffen den Kopf und stammelte gedankenverloren. "Hast ja recht...auch wenn ER MICH geküsst hat...macht ja wohl keinen Unterschied...für dich." Sie grübelte, dachte nach, wie sie der Freundin erklären konnte, was vorgefallen war. Dann platze sie heraus: "Es war ein Dankeschön, für heute Nacht!" Kari war einen Moment sprachlos…zum einen, weil Hi ihr Recht gab, zum anderen, weil sie ihr unterstellte, verbohrt und dickköpfig wie sie nun mal war, nicht unterscheiden zu können und zum dritten des letzten Satzes wegen. Irgendwie rief es Erinnerungen an das Streitgespräch mit Banko wach. Nun hatte sie also nicht nur ihn verloren, sondern auch noch ihre beste Freundin – und dass innerhalb weniger Stunden. Sie fragte sich, ob sie wirklich so ein schlechter Mensch war, wie sie alle darstellten. „Ein Dankeschön…für heute Nacht?“, stammelte sie dann nur. Sie wollte der Freundin auf keinen Fall zeigen, wie sehr die sie mit ihrer letzten Aussage verletzt hatte. Hi drehte langsam den Kopf und schaute ihre Freundin eindringlich an, dann hob sie den Arm und legte ihre Hand auf Karis. Ihr war es anscheinend wichtig, dass die Freundin ihre Handlungen nachvollziehen konnte. „Hey, Kari. Ich weiß ja, dass das alles seltsam klingt, und es ist mir wichtig, dass wenigstens du mich verstehst…wo ich mich kaum selbst verstehe.“ Sie blickte wieder zu Boden und suchte nach den Worten, mit denen sie die Vorkommnisse der Freundin erklären konnte, ohne zu viel Privates von Sesshoumaru bekannt zu geben. „Ich habe ihm…beigestanden in der Nacht. Es ging ihm furchtbar dreckig. Und es war harmlos, wirklich.“ Sie blickte Kari an, um irgendeine wohlwollende Geste zu finden. Aber deren Gesicht blieb immer noch abweisend. „Ach bitte, sei nicht sauer. Was hast du denn? Warum bist du so unnahbar? Geht es dir nicht gut?“ „Oh doch, mir geht es einfach wunderbar. Wie sollte es einem nicht gut gehen, wenn man so eine verständnisvolle Freundin und einen mindestens ebenso verständnisvollen Freund hat? Wenn man euch verstehen soll, da seid ihr immer gleich bei der Hand, aber wenn man selbst mal etwas Verständnis haben will – Pustekuchen! Toll, dass du ihn noch verteidigst, obwohl er sich gestern aufgeführt hat, als wäre er in irgendeine billige Absteige eingeladen worden. Ich weiß jetzt wenigstens, wo deine Prioritäten liegen, Hi, danke, dass du mich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt hast!“ Hi öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Sie war sprachlos. Warum war die Freundin nur so wütend? Und so gemein? Hatte sie wirklich zu viel an sich selbst gedacht? Sie musste zugeben, dass ihr die letzten Stunden nur noch dieser schöne Mann durch den Kopf spukte. Hatte sie dabei die Freundin vergessen? Aber sie hatte doch versucht, ihr zu helfen, sie aufzuheitern, hatte immer wieder gefragt, was los sei. Das wollte sie sich nicht vorwerfen lassen. Und Sesshoumaru? Der hatte sich wirklich sehr komisch aufgeführt an dem Abend. Hatte wohl voll seine Masche abgezogen, und zwar eine ziemlich blöde. Sie war ja einiges gewohnt, trotzdem hatte diese ständige Anmache sie schon irritiert. Wie musste das dann auf erst auf die eher brave Kari gewirkt haben? Hi hatte ja ständig ihre meist männlichen Kollegen um sich, als Frau in einem Männerberuf blieb das nicht aus. Und so konnte sie männliches Imponiergehabe ständig live und in allen Abarten bewundern. Aber für Kari, die gesittete Lehrerin, etwas prüde und sehr verschlossen, für die musste es ja eine ziemliche Zumutung gewesen sein. Wieder versuchte sie zu beschwichtigen. "Leg sein gestriges Benehmen nicht gar so auf die Goldwaage. Es war wirklich eine Ausnahmesituation. Wenn ich gewusst hätte, wie er drauf war, hätte ich ihn nicht mitgeschleift. Sei gnädig mit ihm, bitte. Und was kann ich denn für dich tun? Magst du mir nicht endlich erzählen, was los war?" „Ich hätte es ja wissen müssen, du hilfst ihm immer noch.“ Kari massierte ihre schmerzenden Schläfen, dann warf sie einen Blick auf die Uhr und die lange Einkaufsstraße entlang. Erleichtert seufzte sie auf. „Du, ich sehe gerade, da kommt Banko. Ich muss dann los, ja? Vielleicht sehen wir uns ja wieder mal.“ Hi schaute ebenfalls die Straße entlang und sah Banko kommen. Er schaute düster drein. Die beiden hatten wohl doch wieder Streit gehabt, aber die Freundin schien nicht bereit zu sein, etwas davon zu berichten. Sie gab auf. "Hm, ja, geh nur. Und bitte...melde dich, und pass auf dich auf. Geh lieber zum Arzt, wenn es mit den Kopfschmerzen nicht besser wird. Es tut mir wirklich Leid, wenn Sess dich so geärgert hat, ich nehm es auf mich, ich hab ihn ja unbedingt mitbringen wollen. Es kommt nicht wieder vor, er ist ja eh geflohen...dem hast du gezeigt, was du von ihm hältst." Hi grinste und versuchte, die Stimmung mit ihren Scherzen noch etwas aufzuheitern. Auch Kari versuchte zu lächeln, doch sie glaubte nicht, dass es sehr überzeugend wirkte. Ja, in der Tat, Sesshoumaru war der Einzige gewesen, bei dem ihre Wutausbrüche wenigstens teilweise gefruchtet hatten. Hi mit ihrem Dauergrinsen und Banko schienen nicht weiter darüber überrascht zu sein. „Ja, ja, sicher…bestell Inu schöne Grüße!“ Hi nickte nur und schaute der Frau hinter her. Heute hatte sie keine Chance mehr. Das kannte sie schon, sie würde ein paar Tage warten müssen, bis sie sich wieder von alleine melden würde. Geduld war nicht gerade ihre Stärke, aber es gab keine andere Lösung. Sie lehnte sich zurück und trank einen Schluck aus ihrem Glas. Inu Yasha würde auch bald kommen und sie abholen. Sie freute sich schon auf seine fröhliche, unbefangene Art, die ihr helfen würde, über ihre eigene Unsicherheit und den Ärger mit Kari hinweg zu kommen. Trotzdem wurde sie das Gefühl nicht los, dass die Freundin sich von ihr abgewandt und sogar verabschiedet hatte…für immer. Kapitel 23: Verborgene Gedanken ------------------------------- Verborgene Gedanken Hi war mit Inu Yasha nachhause gefahren. Al s sie die Türe öffnete, fiel ihr Blick als erstes auf das breite Rattansofa, dass Sesshoumaru in der Nacht als Bett gedient hatte. Die Decke lag noch dort, achtlos beiseite geschoben, und die Kissen, die er benutzt hatte, waren leicht zerknautscht. Unwillkürlich musste sie an die Stunden denken, die sie auf diesem Lager mit ihm verbracht hatte, doch die Erinnerung verblasste bereits und alles kam ihr vor wie ein Traum: das silberne Mondlicht, dass sich in seinen Haaren gespiegelt hatte, das blasse, schmale Gesicht und die unendliche Traurigkeit, die ihn umgeben hatte wie ein dunkler Mantel. Und doch konnte sie die Lippen nicht vergessen, die sich den ihren genähert hatten, und der Schauder, der ihr dabei über den Rücken gelaufen war. Unwillig schüttelte sie den Kopf und legte die Schlüssel beiseite. Dann ging direkt auf das Sofa zu und begann geschäftig, das Laken abzuziehen. Sie wollte unbedingt die Erinnerung tilgen. Er war weg, verschwunden, und sie musste aufhören, dauernd an ihn zu denken. Inu Yasha war in der Küche verschwunden und stöberte im Kühlschrank auf der Suche nach etwas Essbarem. Wie immer hatte er einen Bärenhunger, wenn er von seinem Kendo-Dojo nach Hause kam. Gerade legte sie das Betttuch zusammen, das sie in den Schmutzwäschekorb werfen wollte, als ihr Blick auf den Fleck fiel, den Sesshoumarus Tränen auf einem Kissen hinterlassen hatten. Ein großer, ovaler Schatten zeichnete sich dort ab und mit einem Seufzen setzte sich Hi auf das Sofa und strich über den Fleck. In ihren Gedanken sah sie sein verzweifeltes, verweintes Gesicht wieder vor sich. Sie hatte schon einige Männer getröstet in späten Stunden in ihrer Lieblingsbar, aber noch nie war ihr einer untergekommen, der so unglücklich gewesen war. Seine Tränen waren endlos geflossen, ohne dass er einen Ton von sich gegeben hatte. Er musste diese Frau sehr geliebt haben, wobei die es in keiner Weise verdient hatte. Wirklich nicht! Hi musste zugeben, dass es sie sehr gerührt hatte zu sehen, wie sehr ein Mann lieben konnte. So wollte sie auch einmal geliebt werden. Sie war sehr beeindruckt gewesen und hatte sich schnell gefragt, ob Inu Yasha ihr auch so tiefe Gefühle entgegen brachte. Die meisten Männer taten doch Emotionen nur als weibisch ab und redeten nicht darüber. Und Inu gehörte absolut dazu. Nur wenige trauten sich, Traurigkeit oder Liebe sogar Fremden zu zeigen, so wie Sesshoumaru in dieser Nacht. Aber es war wohl nicht freiwillig geschehen, sie war nur ein zufälliger Zeuge seiner tiefen Verzweiflung gewesen. Sie strich nochmals mit der Hand über den Fleck, er hellte sich schon auf und ohne das Wissen seiner Existenz war er beinahe nicht mehr zu sehen. Nur für sie würde er wohl endlos mit dieser Couch verhaftet bleiben. Geflissentlich ordnete sie die Kissen wieder und ging endlich ins Bad. Das Laken in ihren Armen strömte seinen Duft aus, eine leichte Note nach Moschus und sie konnte nicht umhin, ihre Nase in dem Tuch zu versenken um diesen Geruch und die Erinnerung an ihn noch einmal voll in sich aufzunehmen. Dann warf sie es in den Wäschekorb. Vielleicht sah sie ihn nie wieder, warum an ihn denken? Sie hoffte lediglich, dass es ihm besser ging und ihm ihre Nähe in der Nacht über das Schlimmste hinweggeholfen hatte. Sie holte sich eine Flasche Wasser aus der Küche, wo Inu Yasha sich gerade über eine Tafel Schokolade hermachte. „Kochen wir später noch was? Oder gehen wir essen?“ „Wie du Lust hast…“, kam es nur von ihm zurück, den Mund voller Schokolade. Sie ging mit der Flasche auf den Balkon, und stellte sie dort auf dem kleinen Tisch ab. Dann zog sie sich den Stuhl heran, setzte sich und legte die Beine auf das Gitter. Mit einem tiefen Atemzug schloss sie die Augen und lehnte sich weit in die Lehne zurück. Wieder schoss ihr das Bild von Sesshoumaru durch den Kopf, den sie in genau der gleichen Haltung am Nachmittag in diesem Stuhl vorgefunden hatte. Warum musste sie dauernd an ihn denken? Unwillig schüttelte sie den Kopf und versuchte, die hartnäckige Erinnerung an ihn zu vertreiben. Seine Schönheit war wirklich beeindruckend, aber normalerweise machte sie einen großen Bogen um solche Männer. Die meisten wussten genau wie gut sie aussahen, und ihr Verhalten war entsprechend arrogant und überheblich. Sie fühlten sich als etwas Besseres und nicht bereit, mit einem ‚normalen’ Wesen zu verkehren. Noch nie hatte Hi sich für solche Schönlinge interessiert. Die spielten in einer andern Liga, und sie gehörte nicht dazu, wollte mit diesen meist oberflächlichen Lichtwesen auch eh nichts zu tun haben. Sie hatte ja schon Bedenken, als Kari ihr damals Inu Yasha vorgestellt hatte. Er sah ihrer Meinung nach beeindruckend gut aus und sie hatte befürchtet, dass auch er diese Allüren hätte. Aber sie hatte Glück gehabt, Inu verhielt sich völlig normal. Sein Körper war schlank und gut durchtrainiert, seine Bewegungen geschmeidig, er zog sich lässig und unauffällig an, nur seine langen, silbern schimmernden Haare fielen sehr auf. Hi fand ihn ausgesprochen hübsch, sein kantiges Gesicht mit den goldglänzenden Augen machten einen gewaltigen Eindruck auf sie. Dabei schien er sich seines guten Aussehens nicht besonders bewusst zu sein. Er war locker, natürlich und ungezwungen und schien seinen Körper lediglich beim Sport zu nutzen, nicht um auf Frauen zu wirken. Ein solcher Mann war selten, und sie war umso überraschter gewesen, als er ihr gleich seine volle Aufmerksamkeit geschenkt hatte, als sie ihn zum ersten Mal traf. Ja, das war jetzt schon einige Zeit her. Hi war vor einem knappen Jahr in diese Stadt gezogen, ihr war hier ein Job angeboten worden und sie hatte ohne zu zögern zugegriffen. Es war die Stadt, in der ihre Freundin Kari wohnte, mit der sie bis dahin nur eine intensive E-Mail-Bekanntschaft gepflegt hatte. Sie war froh gewesen, aus ihrer alten Gegend wegzukommen, in der sie alles an ihre vorherige, zerbrochene Beziehung erinnert hatte. Sie hatte nur noch weg gewollt, die Stadt hinter sich lassen, die mit so endlos vielen unglücklichen Erinnerungen gepflastert war und in der sie jeden Moment gefürchtet hatte, auf eine der Frauen zu stoßen, mit er sie schon betrogen worden war. Sie hatte die Gelegenheit zum Umzug nur zu gerne wahrgenommen, auch wenn sie sich in ihrer neuen Heimat erst viel in ihrer Wohnung verschanzte. Sie ging nur mit ihrer Freundin aus, gelegentlich begleitet von der Freund Bankotsu. Die meiste Zeit hatte sie auf ihrem Balkon oder vor dem Computer verbracht, Musik gehört und gelesen. Sie war gar nicht begeistert gewesen, als die beiden sie mit Bankotsu Freund Inu Yasha bekannt machen wollten, gab das aber nicht zu. Sie wollte Kari nicht die Freude verderben, und außerdem hatten sie ja Recht. Sie saß damals schon wochenlang nur zuhause herum. Eine neue Bekanntschaft würde ihr sicher gut tun, und so ging sie doch bereitwillig zu dem Treffen mit. Er gefiel ihr sofort, vor allem seine langen Haare bezauberten sie, obwohl sie eigentlich nicht verkuppelt werden wollte. Aber seine Unbekümmertheit, die er den ganzen Abend ausstrahlte, ließ sie ihre Bedenken vergessen und als er sie beim ersten Abschied schon scheu küsste, fühlte sie sich leicht und unbeschwert. Die nächsten Treffen genoss sie schon, er erzählte mit großer Begeisterung von seiner Schwertkampfschule und dem Training, dass er dort jeden Tag absolvierte. Er legte wie selbstverständlich den Arm um sie und sie warf ihre Bedenken über Bord und ließ ihn gewähren. Bald rief er regelmäßig bei ihr an und lud sie ins Kino ein. Früher war sie nur alleine ins Kino gegangen, war kurz vor der Vorführung in den Saal geschlüpft und hatte sich gleich nach dem Ende durch die vielen, eng umschlungen stehenden Pärchen hindurch wieder nach draußen geschoben, um zu ihrem Auto zu eilen und schnell nach Hause zu fahren in ihre vertrauten vier Wände. Mit ihm traute sie sich endlich wieder in die Stadt hinein, nahm am öffentlichen Leben teil, ging mit ihm essen und auf Konzerte und hatte langsam wieder das Gefühl, dass die Sonne auch für sie wieder scheinen würde. Er hatte sie nie groß über ihre Vergangenheit befragt. Er lebte in der Gegenwart für seinen Sport, genoss das Leben und das Zusammensein mit ihr. Er war nicht der Typ, der lange analysierte und grübelte, er hasste lange Gespräche und knifflige Situationen und wusste sie auch immer zu vermeiden. Seine naive Fröhlichkeit war genau das, was sie brauchte, um dem Leben wieder die schönen Seiten abzugewinnen, und so zog sie bald mit ihm zusammen, um ihm bei Tag und Nacht nahe sein zu können. Sie verbrachten wundervolle Wochen und Monate, fröhlich und unbeschwert, und Hi hatte das Gefühl, ihre traurige Vergangenheit endlich überwunden zu haben. Er liebte sie, und auch sie war sich sicher, eindeutige Gefühle für ihn zu empfinden. Und nun war ihr Leben durcheinander gewirbelt worden. Sie fühlte sich nach den unbeschwerten Monaten zum ersten Mal verwirrt und unsicher. Warum ging ihr Sesshoumaru nicht aus dem Kopf? Warum musste sie immer an ihn denken? Und warum sprach er davon, sie hätte ihn abgewiesen, und das noch vor ihrer Freundin Kari? Wie kam er dazu? Er tauchte hier auf, machte sie sofort an und sie sollte das für voll nehmen? Sie wusste aus eigener Erfahrung, dass einem in tiefer Verzweiflung und Trauer jeder Mensch, der sich ein wenig um einen kümmerte, wie ein edler Retter vorkam, dem man aus tiefstem Herzen dankbar war und den man sofort zu lieben glaubte. Aber wenn die Tränen am nächsten Tag getrocknet waren, blieb oft nur Peinlichkeit und manchmal sogar Reue. Manchmal konnten sie sich an nichts mehr erinnern, weil sie so betrunken gewesen waren. Und nur wenn man Glück hatte, war man an einen Menschen geraten, der auch bei Tageslicht betrachtet eine freundliches Wesen hatte und die schwache Stunde nicht ausgenutzt hatte, um schnell zum Stich zu kommen oder um sich selbst als ach so großartigen Menschen zu beweihräuchern. Außerdem lebte sie nach der eisernen Regel, Männer, die tief in einem Beziehungsproblem steckten, außen vor zu lassen. Sie waren meist so mit ihren Problemen verhaftet, dass sie außer diesen nichts anderes mehr sahen. Erst musste der Mensch heilen, bevor er sich auf etwas Neues einlassen konnte. Das hatte sie bei sich selbst nur zu gut gemerkt. Aber was dachte sie da nur? Es ging doch gar nicht darum, dass sie sich auf irgendetwas einließ. Sesshoumaru war schon längst wieder verschwunden und sie gehörte zu Inu Yasha. Sie sollte sich viel mehr Gedanken um Kari machen. So aggressiv wie die auf Sesshoumaru losgegangen war, hatte sie gerade ordentliche Probleme mit Bankotsu. Sie war sonst nie so heftig, schon gar nicht zu fremden Männern, und es war nie ihre Art gewesen, öffentlich einen Streit mit jemandem auszutragen. Auch wenn Sesshoumaru etwas provokante Ansichten vorgetragen hatte, sie hätte nie damit gerechnet, dass Kari ihn dafür so zur Schnecke machen würde. Sie fand seine Ausführungen ja teilweise durchaus einsichtig. Wenn eine Beziehung sicher und gefestigt war, dann würde ein Nebenbuhler auch völlig wirkungslos abprallen…so hatte sie früher zumindest gedacht. Immerhin würde sie selbst nie auf den Gedanken kommen, einen liierten Menschen anzumachen. Sobald ihr bekannt war, dass ein Mann eine Partnerin hatte, egal ob verheiratet oder nicht, war er für sie einfach tabu. Nie hatte sie geflirtet, sondern höchstens einen kumpelmäßigen Umgang gepflegt. Ja, aber so wie sie waren nun mal nicht alle. Eher im Gegenteil! Inzwischen empfand sie sich als die einzig Dumme, die sich an solch edle Vorsätze hielt. Den meisten Frauen um sich herum schien so etwas vollkommen gleichgültig zu sein...das hatte sie auch am eigenen Leib erfahren müssen. Aber was hatte Karí nun gehabt? Sie hatte eine solche Wut auf Männer an den Tag gelegt, die sie voll an Sesshoumaru ausgelassen hatte. Hatte Banko sie so geärgert? Oder war noch ein anderer Mann im Spiel? Warum hatte sie sich so darüber aufgeregt, als es um Nebenbuhler ging? Normalerweise waren Menschen nur dann so auf Hundertachtzig, wenn sie selbst ‚Dreck am Stecken‘ hatten und ihr schlechtes Gewissen mit besonders lautem Wettern übertönen wollten. Aber das würde ja bedeuten…gab es bei ihr einen Mann, der ihrer Beziehung gefährdete? ‚Natürlich, Kouga!!!’ schoss es Hi durch den Kopf. Darum war sie wohl so extrem aggressiv. Vielleicht hatte sie sich ein wenig in Kouga verguckt, oder sie hatte ein schlechtes Gewissen wegen ihm oder einfach ein paar unterschwellige, recht unanständige Wünsche, die an ihr nagten und ihre Seelenruhe beeinträchtigten. Sie würde ja gerne mit der Freundin reden, würde gerne die Wahrheit aus ihr heraus kitzeln und ihr dabei auch mir Rat und Tat zur Seite stehen. Aber sie hatte den Eindruck, dass Kari im Augenblick niemanden an sich heran ließ. Ihr blieb also nur übrig abzuwarten, ob sie sich wieder melden würde…wenn überhaupt. Inu Yasha kam mit seiner Tafel Schokolade auf den Balkon heraus und unterbrach ihre Gedanken. Er umarmte sie kurz und setzte sich dann neben sie, die Beine ebenfalls auf das Gitter gestützt. „Na, wie geht’s? Genießt du noch die Sonne?“ Hi tat seine Anwesenheit gut und sie schaute erfreut zu ihm hinüber. „Ja, jeden Strahl.“ Sie räkelte sich in ihrem Stuhl und schloss wieder die Augen. Ob sie mit ihm über ihre neusten Erkenntnisse reden sollte? Doch noch schwieg sie. „Und? Wie war dein Tag? Ist Sesshoumaru schon wieder verschwunden?“ Hi zuckte leicht zusammen, als er seinen Namen erwähnte. Sollte sie Inu Yasha von dem Nachtmittag erzählen? Na, warum nicht, sie hatten keine Geheimnisse voreinander, aber zu sehr austreten wollte sie die Sache auch wieder nicht. „Wir waren weg seine Sachen holen und danach in der Stadt. Kari hat ihn dort ziemlich fertig gemacht und er ist dann schnell verschwunden.“ Inu Yasha zuckte nur mit den Schultern. „Er wird’s verdient haben. Er hat Kari doch schon am Abend vorher so genervt.“ Dann schnappte er sich die Wasserflasche vom Tisch und nahm einen langen Zug. „Und wie war die Frau, die, bei der er rausgeflogen ist?“, wollte er noch wissen. „Das war eine absolut üble, reiche Zicke. Sie hat ihn total mies behandelt.“ Inu Yasha zuckte wieder nur mit den Schultern. Hi schaute erstaunt. Das Schicksal seines Bruders schien ihn völlig kalt zu lassen. Hi selbst hatte keine Geschwister, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass einem das Wohlergehen des eigenen Bruders so gleichgültig sein könnte. War ihr eigener Freund wirklich so gefühllos? „Auch das wird er verdient haben.“ Hi stieß empört die Luft aus. „Nein, das hat kein Mensch verdient! Du scheinst deinen Bruder nicht besonders leiden zu können, oder?“ Inu Yasha brach sich wieder ein Stück Schokolade ab und schob es sich genüsslich in den Mund. „Ich habe nicht viel von ihm mitbekommen. Er ist der Sohn der ersten Frau meines Vaters. Ich habe ihn erst spät kennen gelernt, und da war er schon ein großer Mädchenschwarm gewesen, hatte dauernd ne andere Freundin. Das ging mir gewaltig auf den Geist.“ Hi atmete ein wenig auf. Also war er nur der Stiefbruder. Und sie musste grinsen, legte ihren Arm auf seinen und schaute Inu über ihre Sonnenbrille hinweg ironisch an. „Bist du denn kein Mädchenschwarm gewesen?“ „Keh, da hatte ich nie nötig. Ich habe mich nie so für Mädchen interessiert.“ Das nahm sie ihm glatt ab. Sport beherrschte sein Leben, Laufen, der Schwertkampf, den er sich schon als Kind ausgesucht hatte. Er bekam nicht viel von dem mit, was um ihn herum passierte, lebte wie ein unbescholtenes Kind in den Tag hinein, genauso begeistert, genauso staunend und mit großen, freudigen Augen. Eine Eigenschaft, die Hi meist bewunderte, die sie mitriss, begeistere, von dem manchmal öden und langweiligen Alltag ablenkte. Andererseits war Inu unfähig, sich einmal mit ein paar Problemen auseinander zu setzen. Er hasste es, ernsthaft zu reden. Und daher beschloss sie, die Sorgen um ihre Freundin für sich zu behalten. Er würde kein Ohr dafür haben. Lieber wollte sie den Abend beschließen, indem sie unbeschwert den Anekdoten lauschte, die er heute wohl wieder in seinem Dojo erlebt hatte. Kapitel 24: Tiefste Verwirrung ------------------------------ Tiefste Verwirrung Viel erfuhr Hi von ihrer Freundin Kari nicht mehr, denn sie musste extrem viel arbeiten. Die Zeit, die sie vertrödeln hatte, weil sie auf die Lieferung gewartet hatte, musste nun aufgeholt werden. Dazu kam noch, dass sie sich ihren Urlaub regelrecht erarbeiten musste. Sie durfte nur gehen, wenn sie ihre Aufgabe vollständig und fehlerfrei beendet hatte. Gerade die Tests waren umfangreich und zeitaufwändig, und so saß sie bis in die tiefe Nacht hinein in den Testlabors der großen Firma, bei der sie arbeitete. Spät abends traf sie sich mit Inu, meist um noch schnell in der Stadt etwas essen zugehen, bevor sie todmüde ins Bett fiel. Zeit für einen Plausch mit der Freundin blieb ihr dabei nicht mehr, und sie hatte das Gefühl, dass diese ihr das ziemlich übel nahm. Aber Hi konnte nicht anders, so lief es nun mal in ihrem Beruf. Sie war schon froh, den freudig herbeigesehnten Urlaub ergattert zu haben. Als Kari auf all die vielen Mails nicht antwortete, die Hi ihr geschrieben hatte, nutzte sie Ruhe einer Mittagspause, um bei der Freundin anzurufen. Nach langem Klingeln wurde der Hörer endlich abgenommen und sie hörte die leicht verschnupfte Stimme ihrer Freundin. Sie musste wissen, wer anrief, die Nummer war auf dem Display bestimmt angezeigt worden. Hatte sie es darum so lange klingeln lassen? Wollte sie absolut nicht mit ihr reden? „Hallo Kari, wie geht es dir denn? Ich hab mir Sorgen um dich gemacht, hab doch schon so lange nichts mehr von dir gehört.“ Erst einmal herrschte Schweigen, und sie hörte nur die langsamen Atemzüge der jungen Frau. Diese saß zuhause auf ihrem großen Balkon unter einen tiefblauen Sonnenschirm und hatte gelesen. Als Lehrerin hatte sie viele, schöne Sommerwochen frei und genoss es, nicht wie ihre Freundin zur Arbeit gehen zu müssen. Lange hatte sie überlegt, ob die den Hörer abnehmen sollte. „Kari? Was ist denn los?“ ,probierte es Hi noch einmal. „Nichts ist los.“ Diesmal war deutlich zu hören, dass Kari nicht gerade erfreut war, von Hi zu hören. Die knibbelte nervös an ihren Fingern herum, konnte es nicht fassen, dass sich die gute Beziehung zu ihrer Freundin anscheinend in Luft aufgelöst hatte. Wieder einmal…es war nicht die erste Frau, die sich absolut abrupt von ihr abwandte. Dabei wusste sie nun wirklich nicht, was sie verbrochen haben könnte. Und sie hatte sich doch noch geschworen, sich nicht mehr auf eine Frau einzulassen. Und doch war sie sogar wegen ihr in diese Stadt gezogen. Hi seufzte. Das konnte doch nicht wahr sein. „Kari, was hast du denn? Was hab ich dir denn getan?“ „Ach, nichts.“, kam es wirsch zurück. „Hast du denn Ärger zuhause, dass du so angefressen bist?“ So schnell wollte Hi nicht aufgeben. Mit dieser Frau hatte sie schon über ein Jahr verbracht, da ließ sie sich nicht von ein paar barschen Worten abschrecken. „Kouga hatte angerufen – auf meinem Handy! Und Banko ging ran!“ Anscheinend hatte Kari sich doch ein Herz gefasst, ihr von ihrem häuslichen Ärger zu erzählen. Hi lachte erleichtert auf. Auch konnte sie sich zu gut vorstellen, wie der durchaus eifersüchtige Banko sich wohl aufgeführt haben musste. Wie lange das wohl schon her war? "Na, da muss er Kouga aber ganz schön fertig gemacht haben. Um was ging es denn?“ „Ach nichts.“ Wieder blockte die Freundin ab. Aber Hi ließ nicht locker. „ Was ist denn jetzt eigentlich los mit diesem Kouga? Hattest du was mit ihm vor?" Und prompt kam eine Reaktion, äußerst heftig sogar. Hi erschien es, als ob ein heftiger Wind durch den Telefonhöher blies. Da hatte sie also den wunden Punkt getroffen. „Wofür hältst du mich? Natürlich nicht. Ich meine, ich würde gern mal Wölfe beobachten gehen, aber mit ihm allein? Und übers Wochenende? Keine Chance! Na, er hat mir ja schon eine Mail geschrieben, die ich einfach gelöscht habe…und dann hat er angerufen…und leider ging Banko ran. Na ja, seitdem hat er sich aber nicht mehr gemeldet!“ Hi war ein wenig verwirrt von der Schilderung, konnte aber doch nachvollziehen, um was es wohl ging. "Na, das wundert mich nicht. Er wird ein geplatztes Trommelfell haben, weil ihn Banko so angebrüllt hat." Sie schmunzelte bei der Vorstellung, wie Banko wohl mit dem Wildhüter umgesprungen war. Wenn er mal in Fahrt war, war er nicht sehr zimperlich. "Wirst du dich wieder bei Kouga melden? Willst du noch Wölfe beobachten? Oder war dir das genug Krach deswegen?“ Anscheinend hatte Kari ihre Ablehnung ein wenig überwunden, immerhin ging sie auf die Fragen ihrer Freundin ein. „Na, so schlimm war es dann auch nicht, immerhin ist Banko nicht gleich losgestürmt und hat Kouga gemeuchelt…er hat ihn nur am Telefon auf eine Größe von einem Zentimeter mit Hut zusammengestaucht.“ Kari wiegelte ab, dabei schloss Hi, dass ihr Leben gewaltige in Schieflage gekommen war. Warum spielte sie das so herunter? Wollte sie nicht mit ihr drüber reden? Oder verschloss sie die Augen vor der Erkenntnis, dass ihre Beziehung einen tiefen Sprung hatte? Vorsichtig fühlte Hi vor. „Wie kommen denn du und Banko miteinander klar?" „Wir? Miteinander? Ach, einfach wunderbar…solange sonst niemand da ist. Keine Probleme weit und breit. Na ja, wie auch immer…ich werd den guten Kouga anrufen, und mich entschuldigen. Soll ich Banko davon erzählen? Das letzte Mal, als ich was von ihm verbergen wollte, ging das gehörig nach hinten los!“ "Solange du kein Treffen mit ihm ausmachst, wird das ja wohl ok gehen, oder? Es ist doch auch wichtig, dass man den Scherbenhaufen, den man hinterlassen hat, wieder aufräumt. Ihr habt wohl beide ganz schön ausgeteilt in letzter Zeit...und da trifft es auch durchaus Unschuldige…“ Sie ließ ihre Andeutung im Raum stehen und wartete ab, wie Kari reagieren würde. Kari wusste sehr genau, worauf ihre Freundin nun anspielte. Seit dem Beginn dieses Telefonats wartete sie gereizt darauf. Sie hasste das. Unsicher rutschte sie auf ihrem Sessel hin und her. Wie sollte sie ihr ansonsten doch untypisches Verhalten nur erklären? „Du meinst also, es gibt noch mehr, bei denen ich mich entschuldigen müsste?“ Kari beschloss, dass Dummstellen vorerst mal das Beste war. Sie war ja schließlich blond, nicht? Warum nicht auch Vorteile daraus ziehen? "Ach, das ist eh schon zu spät. Er ist weg, auf nimmer Wiedersehen...." Hi schaute verloren über die sonnenbeschienen Dächer der Firmengebäude in der Umgebung. Sie war deswegen eine ganze Weile auch sehr sauer auf ihre Freundin gewesen. Ihr Verhalten hatte immerhin dazu geführt, dass Sesshoumaru so schnell aufgebrochen war. Aber ihre Wut hatte sich längst wieder gelegt. Kari wusste nicht, was sie angesichts der Enttäuschung und dem unterdrückten Ärger, den sie aus den Worten ihrer Freundin heraushörte, tun sollte. Sie zog die Beine auf ihrem Korbstuhl an, schlang die Arme herum, legte den Kopf auf die Knie und meinte nur leise und kaum hörbar: „Es tut mir leid!“ "Na ja, es ist nun schon passiert. Aber trotzdem danke. Ich verstehe ja, wenn du sauer bist, weil alles bei dir drunter und drüber geht und es dir einfach zu viel wird. Aber bedenke, was du anderen Menschen damit antun kannst, wenn du über sie herfällst. Mach mich fertig, ich weiß woher es kommt und wie es gemeint ist. Aber nicht..." sie verstummte. Ihr stand immer noch das Bild vor Augen, wie Sesshoumaru nach dem Wortwechsel aufgestanden und verschwunden war. Nur sie wusste, was die ungerechten Vorwürfe in ihm verursacht hatten. Kari riss unwillig den Kopf hoch. Ja, war ja klar, dass Hi diesen Kerl wieder schützen würde. Hatte sie überhaupt etwas anderes erwartet? So schlimm war es dann auch wieder nicht gewesen, und außerdem hatte er ja angefangen, von wegen Beziehung ‚beleben’. Kari stand auf, klemmte den Hörer hinters Ohr, nahm ihr leeres Glas vom Tisch und ging Richtung Küche. Sie wollte raus aus dem Gespräch, ihr ging die Beweihräucherung dieses Typs gewaltig auf die Nerven. Sie hasste diesen Kerl, und Hi ging ihr nur noch auf den Geist. Also schwieg sie eisern. Sollte Hi doch zappeln. Und Hi lauschte vergebens, ob ihre Freundin noch etwas zu dem Thema sagen würde. Es schien Kari überhaupt nichts auszumachen, dass sie Sesshoumaru beleidigt hatte, im Gegenteil, sie machte einen genervten Eindruck, dass sie überhaupt darauf anspielte. Langsam kroch die Wut wieder in ihr hoch. Wie konnten nur alle so gleichgültig sein? Inu Yashas Worte gingen ihr durch den Kopf, die genau so unbeteiligt und abwehrend gewesen waren. Der Ärger schnürte ihr den Hals zu und sie begann mit gepresster Stimme ihrem Groll freien Lauf zu lassen. "Ja, immer das Gleiche. Es wird getan, als ob nichts gewesen wäre, oder er wird es schon 'verdient' haben. Da trifft es doch eh keinen Unschuldigen...Wie kommt ihr denn alle zu diesen Behauptungen? Kennt ihr ihn? Weiß einer von euch, wie er eigentlich wirklich ist? Hat sich irgendjemand darum bemüht, das heraus zu finden? Nein, aber im Vorurteile in die Welt setzen seid ihr alle groß, darin ihn fertig zu machen, ihn abzukanzeln, zu ignorieren..." Kari blieb stehen. Sie war nicht gewohnt, dass sie ihre Freundin so reden hörte. Ihre Augen verengten sich etwas. „Kennst du ihn denn, Hi? Kennst du ihn nach ein paar lausigen Stunden? Weißt du was, ich hab gesagt, es tut mir leid, ja? Aber darauf hin bist du nur noch ärgerlicher geworden. Was erwartest du von mir? Soll ich loslaufen und ihn für dich suchen? Und weil wir gerade bei Fairness und so sind: ICH kann mich nicht daran erinnern, dass ICH auch nur ein einziges Mal gesagt hätte, er hätte was auch immer verdient. Und er war auch nicht gerade feinfühlig mit seinen Argumenten. Aber das ist dir ja wieder egal. Weißt du, ich kann auch nicht mehr sagen, als dass es mir leid tut, und wenn du nur angerufen hast, um seine angekratzte Ehre oder seinen verletzten Stolz zu retten, dann hast du das damit getan.“ Mit diesen Worten und bevor sie noch etwas sagte, dass ihr wirklich leid tat, knallte sie den Hörer auf, schaltete beim Vorbeigehen die Stereoanlage aus und marschierte in die Küche. Hi hörte verblüfft das Freizeichen und legte den Hörer dann langsam auf. So, nun hatten sie sich auch noch wegen einem Kerl in die Haare gekriegt, der längst über alle Berge war. Warum hatte sie sich nur hinreißen lassen, ihn so vehement zu verteidigen? Hatte sie zu sehr darauf herumgeritten? Hatte Kari recht, dass sie zu sehr für ihn Partei ergriff? Wie kam sie nur dazu? Für einen hergelaufenen Kerl, der ihr nachts die Hucke vollgeheult hatte. Warum war sie nur so heftig geworden? Du meine Güte, die ganze Szene war so total überdreht. ‚Ich will hier weg, ich brauche Urlaub!‘, dachte sie nur noch. Fairness! Ja, es war Inu Yasha, der immer nur meinte, Sesshoumaru habe eh alles verdient, was er abkriegt. Das hätte sie der Freundin nicht vorwerfen dürfen. Da war sie auf Inu sauer, nicht auf Kari. Aber wütend auf sie war sie trotzdem. Sie grübelte. Warum waren beide so extrem gefühllos gegenüber Sesshoumaru? Woran lag das? Die waren doch sonst nicht so hart. Hatten sie vielleicht Vorurteile? Konnte es sein, dass sie ihn mies behandelten, weil er so gut aussah? War jeder neidisch auf ihn, dachte, er habe ein leichtes Leben und bekommt alles geschenkt? Und darum wird auf ihm rumgehackt? Wahrscheinlich wäre Kari freundlicher zu ihm, wenn er hässlich wäre, oder behindert oder schwarz oder sonst was. Und dabei ist es nicht mal von Vorteil, so auszusehen. Ihr war noch zu gut in Erinnerung, was passiert war, als er auf die Strasse ging. Das konnte man nur noch als Spießrutenlaufen bezeichnen. Er wurde angestarrt, manche Frauen zeigten mit dem Finger auf ihn. Sie würde das keine 10 Minuten aushalten, und er muss das schon ein Leben lang erdulden… ‚Ja ja, der arme Schönling!‘, fuhr es ihr blitzartig durch den Kopf und sie fühlte sich dabei wie ertappt. Nein, jetzt war sie selbst schon der beste Beweis für solche Vorurteile. Jetzt ist aber Schluss! Hi hatte genug. Sie hatte es mit der Freundin verschissen, womöglich war die Freundschaft wirklich am Ende. Und sie musste immerhin noch einen gemeinsamen Urlaub überstehen. Den wollte sie einfach ohne Streit und Ärger hinter sich bringen, und dazu musste sie aufhören, immer nur an den verdammten Kerl zu denken und ob auch alle gerecht zu ihm waren oder nicht. Er brachte nur böses Blut. Kapitel 25: Noch ein Anruf -------------------------- Danke meinen lieben Reviewern, dass ihr dabei gebleiben seid. Ja, das Frauentrallalla löst sich so langsam auf...aber noch kommen ein paar Spitzen. Und dann? Geht's ab in den Urlaub. Noch ein Anruf Sie zuckte zusammen als das Telefon klingelte. Langsam nahm sie den noch warmen Hörer wieder ab, nannte Namen und Abteilung und wunderte sich, als sie wieder die Stimme ihrer Freundin hörte. Sofort setzte sie zu einer Entschuldigung an. „Sorry, Kari, ich war wohl etwas heftig. War nicht so gemeint…“ Aber die Freundin schwieg. Hi wartete ein wenig, ob sie noch etwas sagen würde, aber die vernahm keinen Laut. Was sollte das denn? Solle sie jetzt einfach auflegen? Aber immerhin hatte sich Kari noch einmal gemeldet, dann würde sie auch nicht so schnell die Segel streichen sondern einfach weiter reden. Vielleicht traute sich Kari ja dann, etwas zu entgegnen. „Weißt du, mich hat das einfach ziemlich fertig gemacht, einen Menschen so zu sehen, so traurig, so verstört. Ich hatte die Nacht bei ihm verbracht…nicht was du denkst. Er hat nur…ach, er war völlig fertig. Ich bin bei ihm geblieben und am nächsten Tag war ich mit seine Sachen abholen. Du hättest die Frau erleben sollen, die Arktis ist warm dagegen. So viel Spott, so viel Hohn, und er stand nur da…“ Wieder lauschte Hi, aber auch ihre Freundin schenkte ihr nur eisiges Schweigen, und Hi wurde langsam ärgerlich. Warum hatte sie denn dann überhaupt angerufen? Aber so schnell wollte sich nicht auch nicht unterkriegen lassen. Diese Freundschaft war ihr doch einiges wert, und es machte ihr auch nicht so viel aus, sich einmal zum Narren halten zu lassen und sich abzuhampeln, wenn sie damit Kari ein paar Worte aus der Nase ziehen könnte. Sie schluckte und setzte tapfer wieder an, um Verzeihung zu bitten. „Entschuldige bitte, mir geht so etwas einfach an die Nieren. Ich wollte dich nicht beschimpfen. Du konntest es ja nicht wissen…“ His Augen füllten sich auf einmal mit Tränen. Die Ereignisse drohten sie zu überrollen. Die vielen Überstunden und die damit verbundene total Erschöpfung, der schon befürchtete Verlust der besten Freundin, der verzweifelte Kampf, diesen Mann endlich zu vergessen. Sie kam sich vollkommen aufgelöst vor und fing an zu schluchzen. "Mensch Kari, ich weiß nicht mehr, was mit mir los ist. Ich bin total durcheinander, ich weiß nicht mehr was ich tue, was ich sage. Ich muss nur noch an ihn denken..." Sie drückte sich fest in ihren Bürostuhl. Zum Glück waren die Kollegen alle zu Mittag gegangen und keiner bekam ihre inneren Kämpfe mit. "Hilf mir doch, was soll ich nur tun???" Kari war einen Moment überrumpelt. Sie hatte nicht erwartet, dass bei der Freundin so schnell die Stimmung wechselte. Sie seufzte lang und atmete dann tief ein. Eigentlich hatte sie mit Hi in Ruhe reden wollen, aber als sie sie dann hörte, war ihre Wut auf sie wieder so übermächtig gewesen, dass sie einfach stumm geblieben war. Sie hatte es richtig genossen, wie die Freundin sich abgemüht hatte, aber als sie nun so abrupt in Tränen ausbrach, rührte sie sie doch. Sie hatte Hi bisher nur sehr selten mal weinen sehen. "Nun lass uns mal Klartext reden. Ich kenn dich ja gar nicht mehr, Hi. Seit wann geht dir ein Mann so an die Nieren?" Hi atmete auf. Endlich sprach Kari mit ihr. Soviel drang noch zu ihr durch, auch wenn sie den Eindruck hatte, nach einer Woche heftiger Verdrängung gerade von einer Woge von Gefühlen weggerissen zu werden, mit der sie nicht gerechnet hatte. Die ganze Woche war es ihr ganz gut gegangen und sie hatte gar nicht mehr an ihn gedacht. Was da an Worten aus ihr heraus brach, kam aus den Tiefen ihrer Seele, und sie war selbst überrascht, was in dieser noch schlummerte. "Das weiß ich selbst nicht...ich weiß gar nichts mehr..." Dabei brütete sie stumpf vor sich hin und biss sich dabei auf die Unterlippe. Sie wirkte vollkommen abwesend. Dann hob sie langsam den Kopf, ihr Blick verlor sich in undefinierbarer Ferne. "Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist." Sie flüsterte mehr, als dass die sprach. Kari seufzte auf. Es war für sie ungewohnt, dass sie es war, die Trost spendete oder Problem zu lösen half. Sie würde ihrer Freundin ja auch gern helfen, wenn es nur nicht ausgerechnet dieser Mann wäre. "Na ja...wie siehst du ihn denn? Wie passt denn Inu in dieses Bild? Ich dachte, ihr wärt glücklich? Es passte doch alles, oder? Doch nicht?" Kari hatte keine Ahnung, wie sie ihrer Freundin helfen sollte. Vielleicht war es ja gut, wenn man sie an ihren Freund erinnerte. "Ach, Inu hat gar nichts damit zu tun. Nein, es ist..." Hi schwieg wieder und grübelte vor sich hin. Eine steile Falte auf ihrer Stirn ließ auf intensives Nachdenken schließen. Wieder setzte sie zu einer Erklärung an. „Es ist…er sah so…ach, er tat mir so leid. Ich konnte so gut verstehen, wie es ihm ging. Ich habe mich auch so gefühlt, vor einiger Zeit. Und mir hat niemand geholfen, kein Mensch, ich war vollkommen alleine. Damals habe ich dich doch noch nicht gekannt. Ja, und ich war…beeindruckt? Berührt? So viel Gefühl zu sehen bei einem Mann. Und da hat wohl mein Beschützerinstinkt zugeschlagen, als du ihn so angegriffen hast. Entschuldige, ich sah nur noch seine verletzten Gefühle, und dich hatte ich dabei vollkommen vergessen.“ Die blonde Frau in ihrer Küche machte ein nachdenkliches Gesicht. Das war es, was sie am meisten geärgert hatte…dass Hi nur ihn verstanden hatte, oder verstehen hatte wollen. Dadurch war sie noch einmal ein Stück aggressiver geworden. „Schon in Ordnung! Lass es uns vergessen, ja?“ Es schmerzte zwar, dass Hi dieses Mal nicht auf ihrer Seite gestanden hatte, aber sie wollte der Freundin auch nicht unnötig lange ein schlechtes Gewissen machen. „Was willst du nun machen?“ „Na, der ist weg, wohl für immer. Was soll’s, es ist vielleicht besser so….“ Wieder starrte sie vor sich hin. „Ich hoffe, er schickt uns noch die Tickets und die Reiseunterlagen.“, grübelte Hi. „ Sonst sind wir aufgeschmissen. Ich weiß ja auch nicht, ob er zuverlässig ist. Inu hat nicht viel von ihm erzählt. Er kann ihn auch nicht leiden…“ Sie versuchte zu grinsen, was ihr aber diesmal nicht ganz gelang. Es sah aufgesetzt aus, wobei Kari es ja eh nicht sehen konnte. „Na, ich kann ihn verstehen…“, kam nur trocken die Antwort von Kari. Hm, das hatte Hi befürchtet. Sie kam hier wirklich in Teufels Küche und hatte bald alle gegen sich, wenn sie so weiter machte. Kari hakte nach: „Ich versteh nur nicht, was für einen Narren du an ihm gefressen hast, Hi. Du bist doch sonst nicht so. Ich frage mich…“ Sie verstummte kurz. „Gibt dir die Beziehung zu Inu nicht dass, was du haben willst?“ Forschend achtete sie auf noch so kleine Regung in der Stimme der anderen Frau. Was war nur los mit Hi? Sie, Kari, würde es schon noch in Erfahrung bringen. Oder auch nicht. Eigentlich nervte sie das alles nur noch. "Ach Inu, der ist ein lieber Kerl, es ist schön mit ihm, aber es ist eine Schönwetterbeziehung. Alles ist fein, alles ist super, wenn er seinen Sport und was zu essen hat. Ja, er mag mich sehr, ich bin sicher, er liebt mich. Aber reden kann ich mit ihm nicht. Ich wollte es auch gar nicht. Ich wollte nur meine Ruhe im Kopf haben, mich erholen, einfach nur genießen und in den Tag hinein leben, über nichts nachdenken. Und dass kann man mit Inu wunderbar." Kari versuchte His Gedankengang zu folgen. Es klang ja alles recht plausibel, aber eines störte Kari an His Ausführungen nun doch. Sie beschloss, alles in einen Topf zu werfen. „Und du, Hi? Liebst du ihn? Liebst du Inu?“ Hi verstummte. Das hatte sie sich schon lange nicht mehr gefragt. Die Routine des Zusammenlebens überwog. Er war einfach immer da. "Ja, ich denke, ich liebe ihn, wirklich. Ich habe nur Angst, dass ich eines Tages nicht mehr mit dem zufrieden sein könnte, was er mir geben kann. Dass ich mich verändere, ich wieder denken, reden, Tiefe haben will und das bei ihm nicht finde." Diese Aussage überraschte sie selbst. Darüber hatte sie gar nicht nachgedacht, es sprudelte einfach so aus ihr heraus. Kari schwieg. Was sollte sie auch sagen? Sie konnte der Freundin nicht sagen, was die Zukunft für sie bereithielt. Das wäre auch zu einfach gewesen. Genauso wenig konnte sie ihr sagen, was besser für sie war, eine Frohnatur wie Inu oder ein Mann mit Tiefgang wie dieser Sesshoumaru. „Also, weißt du, Hi. Mir kam es bisher immer vor, dass du doch recht gut mit Inu auskommst. Na gut, er ist keine Plaudertasche, aber dafür hat er andere Vorzüge. Ihr seid so ein süßes Paar zusammen, ich dachte eigentlich immer, ihr wärt wie füreinander gemacht. Banko meint das auch. Ich sehe keinen Grund, warum du zweifeln solltest!“ Hi dachte über die Worte ihrer Freundin nach. Sie hatte doch Recht, Sie war mit Inu glücklich. Was sollte sie sich von jemanden verrückt machen lassen, den sie gar nicht kannte...auch wenn er so geheimnisvoll war, unverschämt gut aussah…und sie von Anfang an angemacht hatte… Sie stöhnte leise auf, versuchte aber, dass Kari es nicht mit bekam. ‚Oh je, so wird das nichts.’ Sie riss sich zusammen, ordnete ihre Gedanken, in dem sie vor allem versuchte, das Bild eines Mannes mit einem Halbmond auf der Stirn daraus zu verdrängen, und wandte sich dann wieder ihrer Freundin zu. „Ja, du wirst Recht haben, und ich mach mich nur selbst fertig. Ich kann dir auch nicht sagen, was mich so verwirrt hat. Ist bestimmt ganz gut, dass der Herr - wie nanntest du ihn? -Beziehungsbeleber wieder weg ist und wir uns in Ruhe unseren Partnern widmen können.“ „Ja, tatsächlich, dass war einer der vielen schmeichelhaften Namen, die er von mir bekommen hat!“ Kari lächelte, aber nicht spöttisch. Sie traute dem Frieden nicht ganz. Hi hatte ihr zu rasch, zu vollständig zugestimmt. Da war mehr im Busch. Der Kerl hatte sie mehr beeindruckt, als sie zugeben wollte. „Na, du hast leicht reden, dein Partner ist eh pflegeleicht! Füttern und knuddeln und er ist zufrieden gestellt.“ Beinahe hätte sie scherzhalber hinzugefügt: ‚Wenn du ihn nicht mehr willst, dann nehm ich ihn!‘ Aber im letzten Moment konnte sie es sich noch verkneifen. Die Bemerkung wäre wohl nicht so passend gewesen. Stattdessen nahm einen tiefen Schluck aus ihrem Eisteeglas. Hi konnte ja nicht wissen, was der Freundin auf den Lippen lag, und so konterte sie aufmunternd. „Na komm, so schwierig ist Banko doch auch nicht. Habt ihr euch wieder versöhnt? War er auch lieb zu dir und hat auf dich aufgepasst? Ich hab mir so Sorgen um dich gemacht.“ „Ja ja, passt schon.“ Hi stutzte wieder. Das klang aber immer noch sehr kurz angebunden. Und bevor sie richtig reagieren konnte, hatte Kari sich schon mit einer Ausrede verabschiedet und den Hörer wieder aufgelegt. Oh oh, das klang…angespannt. Auch wenn Kari nochmal angerufen hatte, im Reinen war ihre Freundschaft deswegen nicht. Und Karis Beziehung zu Banko schon rein gar nicht. Auf dem Weg nachhause war Hi dann sehr nachdenklich. Endlich hatte sie ein Gespräch mit ihrer Freundin Kari führen können. Und sie hoffte, dass der seit einiger Zeit schwelende Streit wegen Sesshoumaru damit eingermaßen begraben war. Sie hatte sich zwar mehr Hilfe erhofft bei ihrer eigenen Verzweiflung, aber das ging wohl über Karis Vorstellungsvermögen hinaus. Alles was sie zu sagen gewusst hatte, war ein Hinweis auf InuYasha, auf ihre Beziehung zu ihm und die damit geforderte Treue. Das war nicht immer die Lösung auf alle Probleme. Aber auch Karis eigenen schienen sich dadurch nicht lösen zu lassen. Sie hatte die Verwirrung gespürt, die in der Freundin lag, als sie von Kouga erzählte. Da gab es etwas tief in ihr vergraben, das sich auch nicht einfach mit den üblichen Gut-Wetter-Sprüchen über ewige Liebe und Treue vom Tisch wischen ließ. Sie war gespannt, was da noch auf sie zu kommen würde. Es lag wohl eine aufregende Zeit vor ihnen. --- Hi schloss die Wohnungstüre auf und fand Inu Yasha auf dem Balkon sitzend vor. Sie begrüßte ihn strahlend und mit einem Kuss und setzte sich dann zu ihm. Er erzählte ihr von seiner Arbeit, den letzten Prüfungen vor der Sommerpause, die seine Schüler erfolgreich absolviert hatten, aber sie bemerkte bald, dass es ihr schwer fiel, ihm zu folgen. So hörte sie nur still zu und nickt ab und zu. Sie war froh, dass er da war, sie ablenkte mit seiner begeisterten Erzählung. Sie versuchte, die ständigen Gedanken an seinen Bruder gar nicht erst aufkommen zu lassen und betrachtete dafür sein strahlendes Gesicht. So verlief der ganze Abend, sie kochten noch etwas und aßen auf dem nächtlichen Balkon bei Kerzenlicht, danach saßen sie noch eine ganze Weile, er bei einem Bier, sie bei einem Glas Rotwein. Dann gingen sie ins Bett. Sie war müde, doch sobald sie dalag, stieg in ihren Gedanken wieder das Bild des sichelmondgeschmückten Mannes vor ihr auf. Kapitel 26: Der Club -------------------- Nun ist genug gequatscht und es geht endlich ab in den Urlaub...in dem ihr wohl auch alle seid. Der Club Die restlichen Tage bis zum Urlaub kämpfte sie damit, ihn zu vergessen, und sie schien damit langsam Erfolg zu haben. In Inu Yashas Armen, wenn sie sein lächelndes Gesicht sah, verschwamm das Bild endlich, machte Platz für die Vorfreude, die sie für den bevorstehenden Urlaub empfand. Nur als sie den Umschlag mit den Flugticketreservierungen und der Buchungsbestätigung für den Club in Ägypten erhielt, empfand sie wieder einen Stich in ihrem Herzen. Ein kurzer Brief lag dabei, der den geliehenen Betrag enthielt, knapp geschrieben und irgendwie unpersönlich. Er sei in Eile, habe ein Geschäft am Laufen, das ihn in Anspruch nehme und er wünsche ihnen einen schönen Aufenthalt im Club seines Freundes. Einerseits war sie enttäuscht, aber es war wohl auch besser so, als wenn er ihr einen Roman geschrieben hätte. Sie rief die Freundin an, um ihr vom Erhalt der Unterlagen zu berichten und fing langsam an, ihre Sachen zu packen. Der Flug war recht unspektakulär, nur dass Kari wie jedes Mal beim Landen Probleme mit ihren Ohren hatte. Kaugummikauen half genauso wenig, wie den Mund offen stehen lassen. Es schmerzte höllisch und den ganzen restlichen Tag hörte sie auf dem Ohr nichts mehr. So sprach sie auch mit ihrer Freundin kaum ein Wort. Die lag eh die ganze Zeit schlafend in ihrem Sitz. Die letzte Woche schien sie recht mitgenommen zu haben, außerdem konnte Hi eh überall einschlafen, und das auch noch sofort. Sie war unmöglich, setzte sich hin und schlief auch schon, wo andere stundenlang kämpfen mussten, um auch nur einen Zipfelchen Schlaf zu ergattern. Die Fahrt nach Dahab dauerte dann recht lange. Sie waren bei Sharm El Sheikh gelandet, einer reinen Touristenstadt im Süden der Insel Sinai, Dahab lag dagegen auf halber Höhe im Osten. So zuckelten sie im klimatisierten Bus die staubige Küstenstraße entlang, eine Freude für Hi, die sich nicht sattsehen konnte an der Wüste, den hohen, kargen Bergen zur Linken und dem Strand auf der rechten Seite. Die anderen dagegen wurden langsam ungeduldig. Kari beschwerte sich schon leise bei Banko, dass sie lieber in einem der luxuriösen Hotels direkt in Sharm El Sheikh gewohnt hätte wie in einem blöden Kaff mitten in der Wüste. Hi bekam ihr Meutern mit, und sie hatte wieder ein ungutes Gefühl. Warum sagte die Freundin das nicht einfach frei heraus? Warum tuscheln und flüstern? Aber vielleicht wusste Kari nicht einmal, wohin es genau ging. Das legendäre Katharinenkloster und der Berg Mose lagen dort gleich um die Ecke. Das würde Kari doch bestimmt gefallen. Hi selbst hatte damals sofort nachgesehen, wo die Clubanlage lag und sich sehr darauf gefreut. Sie war froh, nicht in einem Touristenkaff festzusitzen, sondern etwas abseits zu wohnen. Aber eigentlich war es ja mehr Zufall gewesen, wohin sie es verschlagen hatte. Immerhin hatten sie keinen Finger für Reservierung und Buchung rühren müssen, selbst die Flugtickets hatte Sesshoumaru ihnen ja besorgt. Hi war das sehr recht, sie hätte die Zeit nicht gehabt, alles zu managen, und Kari war auf diesem Gebiet recht faul. Immerhin hatte ja eigentlich genug Möglichkeiten gehabt, mal nachzusehen, wo sie unterkommen würden. Jetzt zu schimpfen fand sie irgendwie unfair. Am frühen Nachmittag kamen sie in ihrer Clubanlage an. Die Fahrt hatte sich auf alle Fälle gelohnt, Hi kam es wie ein Paradies vor. Blendendweiße, kleine Bungalows lagen verstreut in einem parkähnlichen Gelände, das vor allem mit einheimischen Gewächsen wie Palmen und purpur blühenden Bougainvilleen bewachsen war. Nicht weit entfernt hörte man das Meer verheißungsvoll rauschen. In Zentrum des Hüttendorfes gab es Bars und ein Restaurant, ein kleines Café, Kioske und Läden mit Souvenirs und den Kleinigkeiten, die die Gäste zwischendurch benötigten. Alles strahlte Ruhe und eine heitere, exotische Gelassenheit aus, die bunten Farben leuchteten grell im Licht der ägyptischen Sonne. Die Pärchen wurden von Bediensteten auf verschlungenen Wegen zu ihren Appartements geführt. Mit großen Augen betraten sie durch die große Eingangstüre ihr neues Zuhause für die nächsten Wochen. Ocker herrschte vor, warme Farben und viele Bilder. Hi war entzückt. Es erinnerte sie an den Stil ihres Schlafzimmers zuhause. Schnell erkundete sie alle Zimmer. Ein einladendes, großes Bett stand in einem luftigen Schlafzimmer, ein gigantischer Ventilator war an die Decke montiert, der mit sanftem Rauschen nächtliche Kühle versprach. Das Wohnzimmer war ebenfalls herrlich eingerichtet. Mehrere Diwans, mit vielen Kissen bestückt, luden zum Ausruhen ein. Ein niedriger Tisch aus dunklem Holz stand davor, mehrere Regale aus demselben Holz waren an den Seitenwänden aufgestellt. Fotos von der Umgebung, Kamele, Strand, türkisfarbenes Meer, bunte Fische unter Wasser zierten die Wände. Und erst das Bad! Hi stieß einen begeisterten Schrei aus, als sie es betrat. Weiß verputzte Wände hoben den Kontrast zu den winzigen Mosaikfliesen in allen Blautönen noch besonders hervor, die überall in breiten Bändern verlegt waren. Die Dusche war mit den kleinen Steinchen verziert, wie auch die Borde, in denen die Waschbecken integriert waren. Mehrere geflieste Säulen verliehen dem Raum einen sehr arabischen Touch, und Hi wusste jetzt schon, dass sie diese genau untersuchen würde, um in ihrem heimischen Bad ebensolche einbauen zu können, zumindest nachgemachte. Die Paare hatten beschlossen, dass sie sich gleich nach der Zimmererkundung wieder in dem kleinen Café treffen wollten. Es herrschte drückende Hitze und Kari war froh, endlich aus ihren durchschwitzten Gewändern zu kommen. Sie schlüpfte in eine kurze Hose und ein Top mit Spaghettiträgern. Dann machte sie sich mit Banko gemeinsam auf den Weg ins Cafe, in dem Inu Yasha und Hi schon warteten. Hi saß überraschenderweise mit einem langärmligen, dünnen Kleid da, Inu Yasha mit kurzen Hosen und einem T-Shirt. Beide hatten schon eine winzige Tasse Kaffee vor sich auf dem Tisch stehen, außerdem 2 große Gläser Wasser, die sie aus dem bereitstehenden Krug gerade wieder füllten. Hi lächelte ihnen entgegen, als sie Banko und Kari kommen sah. Kari setzte sich an den Tisch, Banko neben sie. Selbst im klimatisierten Café spürte man, dass vor der Tür eine geradezu mörderische Hitze brütete. Während sie auf den Kellner wartete, schaute sie Hi an. „Ist dir denn nicht heiß?“, meinte sie dann neugierig. Hi schaute zu ihr hoch. "Na ja, wir sind hier in der Wüste, mitten im Hochsommer im Sinai. Und alles hält meine Haut auch nicht aus. Die ersten Tage ist das besser so. Und außerhalb des Clubs mag ich eh nicht anders. Hab da schon einiges erlebt mit Tops. Und auch wenn man durchaus erkennt, dass wir europäische Touristeninnen sind, so will ich es doch nicht drauf ankommen lassen." Mehr wollte Hi auch nicht sagen, und so trank sie mit einem Schluck ihr Wasser leer. Kari schaute auch schon reichlich beunruhigt. Unwillkürlich rückte sie näher an Banko ran. „Wieso…? Was kann denn da passieren? Vielleicht sollten wir dann besser immer im Club bleiben?“ Doch das kam schon der Kellner und auch die zwei Nachzügler konnten ihre Bestellung aufgeben. Zweimal Limo extra groß und extra kühl. Kari freute sich schon auf die Eiswürfel. Hi grübelte, wie sie Kari überhaupt auf dieses Thema einstimmen sollte. Sie wollte sie wirklich nicht belehren, aber sie wollte sie auch nicht einfach so in eine ‚Falle‘ laufen lassen. Eine Gelegenheit, vorher mit der Freundin darüber zu reden, hatte sie ja leider nicht gehabt, auch deswegen, weil die sie so strikt gemieden hatte. Hi selbst hatte hier selbst durchaus negative Erfahrungen gemacht, teilweise mit den eigenen Eltern, deren Gleichgültigkeit für klösterliche Kleidungsvorschriften ihr schon mal eine äußerst peinlichen Verhüllungskation ihrer nackten Teenagerbeine mit Strickjacken eingebracht hatte. Wie hatte sie sich geschämt! Aber auch ihre eigene Unbedarftheit hatte sie im Süden Griechenlands in eine brenzlige Situation gebracht, aus der sie ein mitreisender Mitstudent vor den Nachstellungen der männlichen Dorfjugend rettete. Damals war sie wütend gewesen, aber heute suchte sie die Schuld nur noch bei sich selbst. Wie arrogant und anmaßend sie mit ihrem Top die Kleidungssitten der Einwohner dort verletzte hatte, war ihr erst später mit viel Scham und Reue bewusst geworden. Sie hatte seither hier eine Entwicklung durchgemacht, die ihr wichtig war, hatte sich erst mal für die Menschen und ihre Gepflogenheiten interessiert und dann für dass, was sie in dem fremden Land machen wollte. Dabei fielen ihre Wünsche durchaus auch mal unter den Tisch, wie die Besteigung des Ayers Rock in Australien, der den Eingeboren als heilig galt. Und ihre Kleidung hatte sie seither immer den regionalen Gepflogenheiten angepasst. Aber das war ihre Art, ein Land zu bereisen. Ihre Freundin sollte hier ganz für sich selbst entscheiden. Sie wollte sich da eigentlich in keiner Weise einmischen. Nur wollte sie auch keinen Ärger bekommen, wenn sie mit mal ihr durch das angrenzende Dorf streunen wollte. Eine schwierige Situation. Was sollte sie sagen? Was nicht? Also versuchte sie nur vorsichtig ein wenig anzudeuten. „Wir sind hier in einem muslimischen Land zu Gast. Die Frauen zeigen hier üblicherweise gar nichts von ihrem Körper, nicht mal ihre Haare. Ich denke, wir sollten da ein wenig Rücksicht drauf nehmen“. Kari wirkte auf His Ausführungen hin etwas nervös. Plötzlich, ohne nachzudenken, hob sie ihre Hand und begann in ihrem Ohr zu bohren und zu rütteln. So lange bis Banko ihr die Hand mit einem zärtlich vorwurfsvollen Blick herabzog. „Das hilft doch nichts! Also, wenn wir raus gehen, dann ziehst du dir einfach was Längeres über und dann wird schon nichts passieren! Oder?“ Sein fragender Blick traf Hi, die sich mit den Sitten und Gebräuchen in diesen Ländern recht gut auszukennen schien. "Na, lass nur. Hier im Club ist es egal, da schenken sie ja auch Alkohol aus. Da können wir rumlaufen wie wir wollen, ohne dass uns einer blöd kommt. Nur die Sonne, der ist egal, welche Religion wir haben und wo wir herkommen. Die verbrennt uns völlig einheitlich." So, damit war da Thema hoffentlich vom Tisch. Sie nippte an ihrem Kaffe und schaute dann fragend in die Runde: "Na, was machen wir mit dem angebrochenen Tag noch? Ich werde auch alle Fälle noch im Meer baden gehen, und ein bisschen Schnorcheln um zu gucken, was es hier im Wasser gibt. Kommt jemand mit?" Kari dachte an den Sonnenbrand, den sie unweigerlich am Ende des Tages haben würde. Passte doch dann perfekt zu ihrem Ohr. Das einzig Gute war, dass sie sich dann von Banko eincremen lassen konnte. Dann nickte sie Hi zu. „Klar, ich komm mit!“ Banko warf schon einen erfreuten Blick zu Inu Yasha. Genug Zeit und Ruhe, um ein paar Bierchen zu schlürfen. "Was ist denn mit deinem Ohr los?" Hi schaute die Freundin neugierig an. "Juckt es? Kommt das vom Flug?" Kari nickte. „Ja, das hab ich immer. Die blöde Landung…bis morgen hör ich wohl nur halbseitig!“ Banko grinste. „Das werde ich natürlich sofort ausnutzen…dann kann ich alle hübschen Mädchen anquatschen, ohne dass du was merkst!“ Kari schaute böse. „Ach ja? Ich freu mich ja schon auf heute Nacht. Das erste Mal, dass ich schlafen kann, ohne dass dein Geschnarche mich stört!“ Dann wandte sie sich an ihre Freundin. „Gehen wir? Ich brauch nen Kaugummi! Kommt ihr Jungs mit?“ "Ich glaub, ich bleib hier und zisch mit Banko ein paar Bierchen. Geht nur mal, ihr Wassernixen. Sag mir dann, was es alles zu sehen gibt. Morgen leihen wir beide Flaschen, ist das OK, meine Süße?" Inu schien sehr erfreut, seinen Freund für sich zu haben, und Banko schien auch nicht gerade darunter zu leiden. Hi nickte nur. Kari warf ihrem Liebsten noch eine Kusshand zu und sie gingen davon. "Komm, lass die Kerls sich mal betrinken, wir suchen solange nach Poseidon und lassen uns verführen!" Sie nahm die Freundin bei der Hand und verließ kichernd das wohltemperierte Kaffeehaus. Hi war erleichtert. Zum Glück war Kari wieder einigermaßen gut drauf. Hoffentlich blieb das so. Die Hitze schlug ihnen entgegen wie eine feste Wand, und sie mussten beinahe nach Luft schnappen. Aber das nahe Meer lockte, und sie waren schon auf dem Weg zum Strand, als Hi aussprach, was ihr durch den Kopf ging. "Mann, das ist echt schade! Da kannst du ja morgen gar nicht mit tauchen gehen. Hast du denn zuhause eine Erkältung gehabt? Oder woher kommt das?" Der Blick der Freundin sah sehr enttäuscht aus und Hi tat es leid, dass ihre Freundin auf den schönsten Sport hier wohl verzichten musste. „Nein, das hat nichts mit einer Erkältung zu tun. Das hab ich jedes Mal! Ist immer auf dem rechten Ohr! Bis morgen ist es wieder vorbei.“ Hi bezweifelte, dass die Ohrprobleme so schnell vergehen würden, wenn sie so heftig waren, aber sie traute sich nicht, etwas zu sagen. Aber sie würde auf die Freundin aufpassen, dass sie keinen größeren Schaden nehmen würde. Ein geplatztes Trommelfell war eine äußerst schmerzhafte Sache und beim Tauchen schnell passiert. Schon von weitem konnten sie das Glitzern des Meeres zwischen den Büschen hindurch erkennen. Schnell rannten sie dem verlockenden Rauschen entgegen, und da lag es. Die sanften Wogen rollten träge an den Strand, verloren sich in schäumenden Gischtkronen und zogen sich wieder zurück, um mit nicht nachlassender Kraft wieder den Sand zu benetzen. Vorne schimmerte helles Türkis, das sich in der Ferne in tiefdunkles Blau verwandelte. Schön dazu passten die blau-weiß gestreiften Sonnenschirme, die die unter ihnen stehenden Sonnenliegen beschatteten. Der Strand war weiß, der Sand zwar nicht ganz so fein, aber von absolut makelloser Farbe. Bald waren ihre Schlappen voll Sand und sie zog sie einfachheitshalber aus. Das Glitzern des Meeres zog sie wie magisch an und als sie an der Wassergrenze angekommen waren, hüpfte Kari alsbald in die warmen Fluten und ließ sich die schäumenden Wogen um die Beine streifen. Dann griff sie mit beiden Händen hinein, schöpfte eine Hand voll Wasser und bespritzte ihre Freundin damit. Sie freute sich immer wie ein Kind, wenn sie ans Meer kam. Kapitel 27: Am Meer ------------------- Am Meer „Also, Hi! Wohin jetzt? Komm schon! Ich will schwimmen gehen! Wo bekommen wir denn die Tauchflaschen? Du gehst tiefer tauchen und ich schau mich an der Oberfläche ein wenig um.“ Begeistert klatschte sie in die Hände und schaute dann erwartungsvoll auf die Freundin. Hi stutze ein wenig, dann überlegte sie. Kari war so gut drauf, aber Flaschentauchen würde sie vielleicht die ganzen Ferien über nicht können. „Tut mir echt leid, aber ich befürchte, dass es bei dir nichts wird mit Tauchen. Bei deinen Ohrproblemen kannst du keinen Druckausgleich machen, und damit hast du leider keine Chance, auch nur etwas tiefer runter zu kommen.“ „Druckausgleich? Was ist denn das?“ Kari sah sie irritiert an. „Hm, hast du gar keinen Tauchschein?“ „Ne, braucht man den denn? Ich will doch nur ein wenig rumpaddeln und mir die Fische angucken. Und das mit dem Ohr ist doch nicht schlimm. Das ist morgen schon wieder weg“. „Unterschätze es nicht, wenn es dir so weh tut. Du musst da eine chronische Entzündung haben, wenn es dir solche Schmerzen bei Flügen bereitet. Sonst würde es nur ein wenig Blopp machen in deinem Ohr und das wäre alles. Schau doch, ob du hier nicht einen Arzt findest.“ Kari sah ein wenig genervt drein. „Das ist doch viel zu viel Aufwand wegen so einem bisschen Ohrenschmerzen. Du machst da so ein Drama draus. Was soll das denn mit dem Tauchen zu tun haben?“ „Viel, sehr viel sogar. Wenn du in die Tiefe gehst, nimmt der Druck extrem zu. All deine luftgefüllten Höhlen im Kopf werden zusammen gedrückt, dein Innenohr, die Nebenhöhlen und die Kieferhöhlen. Wenn in ihnen unterschiedlicher Druck herrscht, kann das gefährlich werden. Drum muss man einen Druckausgleich machen. Schau mal, so.“ Hi fasste sich fest an die Nase und deutete ein Einatmen an. Dann atmete sie kurz und heftig gegen die zugehaltene Nase aus. „Press dir die Nase zusammen und atme die Luft schnell aus, wobei du den Kehlkopf verschließt…“ Kari wollte es ihr sofort nachmachen, packte sich an der Nase und wollte schon kräftig Luft holen. „Halt, stopp, mach es langsam, gaaaaaanz vorsichtig!“, warnte Hi und deutete ihr an, wie sie die Luft in die verschlossene Nase pressen sollte. Durch die Warnung augerüttelt blies Kari nur ganz schwach, trotzdem schrie sie auf vor Schmerz, ließ die Hand von der Nase fallen, um sich mit gequältem Gesicht das Ohr zu reiben. „Aua, das tut höllisch weh. Und ohne das blöde Geblase kann man nicht tauchen?“, jammerte sie und funkelte Hi böse an. Dies nickte nur schweigend. Es war ihr unagenehn, die Freundin so zu verärgern. „Sorry…aber du hast da offensichtlich eine tierische Entzündung im Ohr, sonst würde es nicht so schmerzen. Die solltest du erst mal gründlich auskurieren, am besten mit Antibiotika, damit sie wirklich ganz weg geht. Das dauert leider ne Weile. Aber hier hat es auch Ärzte und Apotheken.“ Kari schaute verblüfft. Zu einem fremden Arzt gehen, der nicht mal ihre Sprache sprach? Und dann wegen einem blöden Medikament in dem Dorf rumrennen? Das dämliche Ohr konnte warten. Wenn es stimmte, dann schleppte sie diese Entzündung ja eh schon ewig mit sich rum. Dann musste sie die ja nicht gerade hier im Urlaub auskurieren. Ne, sie würde sich nicht weiter drum kümmern, dann gab es halt heute kein tauchen für sie, auch egal. Aber sie wollte einfach nicht klein bei geben. „Ach, das wird schon werden. Wirst sehen, in wenigen Tagen ist das vorbei. Dann holen wir uns so ne Flasche und gehen runter.“ Hi schüttelte den Kopf. "Neee, so einfach geht das leider nicht. Man sollte schon erst mal lernen, worauf es ankommt, wie man die Flasche benutzt, den Lungenautomaten einstellt und die Gewichte, und vor allem, welche Gefahren es gibt. Wenn du noch im Urlaub gesund wirst, könntest du ja dann noch einen Schnellkurs in Flaschentauchen machen, Den kann man hier bestimmt buchen.“ Kari bockte schon langsam. „Mein Gott, du tust ja grad so, als ob das weiß Gott wie gefährlich wäre.“ „Sorry, ich sag das nicht um dich zu ärgern, es ist einfach gefährlich. Und vor allem mit einem entzündeten Ohr. Tut mir echt leid.“ Sie traute sich gar nicht mehr zu sagen, dass sie nie die Verantwortung auf sich nehmen würde, mit einem Anfänger ohne jegliche Kenntnisse zu tauchen. Sie fühlte sich selbst ja noch als blutiger Amateur und würde nie ohne Tauchlehrer in die Tiefe gehen. Kari konnte nicht vermeiden, dass ihr das alles wie Ausreden vorkam und schaute entsprechend ungläubig und grimmig drein. Hi setzte nochmals an. Sie wollte der Freundin schließlich nicht die gute Laune verderben. „Wir können uns doch unsere Schnorchelausrüstung holen. Du bleibst einfach oben an der Wasseroberfläche, mit der Brille kannst du eh eine Menge sehen. Du kannst Inus haben, und wir schauen uns um, was es hier alles gibt." Dass sogar schnorcheln mit Ohrenentzündung wegen des ständigem Wassers im Ohr nicht gerade gut tat, verschwieg sie. Sie hatte das Gefühl, dass wenn sie der Freundin noch mehr dagegen sprach, würde diese sie lynchen. Und sie wollte die Stimmung nicht unnötig belasten. Ob sie es da riskieren konnte, dass sich die Erkrankung ihrer Freundin womöglich sogar verschlimmerte? Sie hatte kein gutes Gefühl dabei, aber Kari sah das Jucken im Ohr ja nicht mal als Erkrankung an. Vielleicht war sie ja auch wirklich zu streng mit ihr. Eihnetlich ging sie das doch gar nichts an. Warum musste sie nur wieder mal mit der Wahrheit rausplatzen, anstatt einfach höflich zu lügen und zu allem Ja und Amen zu sagen? Nur weil sie sich um die Gesundheut der Freundin kümmerte, zog sie wieder deren ärger auf sich. Frustriert zog sie los Brille, Schnorchel und Flossen zu holen. Hi ging rasch über die mit Steinplatten ausgelegten Wege zu ihrem Appartement zurück. Gut, dass sie kurz von Kari weg konnte um ein wenig frei durchzuatmen. Deren blankes Unverständnis für ihre Argumente machte sie ziemlich verdrossen. Irgendwie nervte das. Kari hatte sich eh in keiner Weise auf den Urlaub vorbereitet, obwohl sie die ganze Zeit schon frei gehabt hatte. Nicht mal eine Schnorchelausrüstung hatte sie dabei. Wahrscheinlich würde sie auch nicht zum Arzt gehen, weder hier noch später zuhause, sondern die Behandlung einfach schleifen lassen. Sonst wäre sie ja nicht inzwischen schon chronisch. Nein, sie wollte sich da weder ärgern noch großartig einmischen. Und schon gar nicht wollte sie hinein gezogen werden, wenn sie sich gar einen Trommelfellriss mit ihrem vereiterten Ohr zuzog. Autsch, was war denn dass? Hi brannten die Fußsohlen, da sie ihre FlipFlops am Strand hatte stehen lassen, und so musste sie schnell von einem Bein auf das anderen springen, da hier kein Gehen mehr möglich war. Am Appartement angekommen riss sie schnell riss sie die Türe auf, kramte in einer der Taschen, die noch am Boden standen und zog zwei Schnorchelausrüstungen heraus: zwei Taucherbrillen, Flossen und Schnorchel mit Mundstücken. Dann zog sie einen Badeanzug an und eine weites T-Shirt darüber. Sie schnappte sich eine Flasche mit Sonnenschutzlotion, ein großes Handtuch…und noch ein zweites T-Shirt für ihre Freundin…die würde bestimmt keines dabei haben oder besser, nicht dran denken eines überzuziehen. Dann ging sie wieder hinaus, um sich wie verabredet am Bootssteg mit der Freundin zu treffen. Kari wartete dort schon äußerst ungeduldig. Sie hatte die Beine ins Wasser gestreckt und ließ sie betont lässig baumeln, um von ihrer inneren Unruhe abzulenken. Gespannt sah sie ihrer Freundin entgegen. Es würde ihr erster mehr oder weniger ‚professioneller’ Schnorchelausflug werden, aber sie wusste sich bei Hi in guten Händen. Mit einem schelmischen Lächeln sah sie unter dem Rand ihres breiten Hutes auf die vor ihr stehende Freundin. „Ok, was muss ich machen? Ach ja, wenn ich draufgehen sollte, wird Banko furchtbare Rache nehmen…ich hab ihm ne Notiz hinterlassen, damit er weiß, wer mich auf dem Gewissen hat!“ Hi schaute ein wenig skeptisch, riss sich aber schnell zusammen und antwortete in lockerem Ton. "Na, keine Angst, Es wird das reine Vergnügen. Aber erst mal eincremen. Ich will nicht, dass du heute Abend als gekochter Krebs serviert wirst." Sie nahm sich selbst eine große Portion Lotion in die hohle Hand und reichte der Freundin dann die Flasche weiter. „Die Unterarme und der Nacken, und die Beine, vor allem von hinten.“ Hi verteilte bei sich die Lotion an den genannten Stellen. Kari tat es ihr nach. Dann warf ihr die Freundin das zweite T-Shirt zu. „Anziehen bitte, sonst bekomme ich es doch noch mit Banko zu tun“. Danach sprangen sie ins flache Wasser und Hi reichte ihr nacheinander die Tauchsachen. Sie zogen die Flossen an, spülten die Masken aus und Kari sah mit Entsetzten, wie Hi in ihre hineinspuckte. Hi schaute hoch und grinste. „Sieht eklig aus, ist aber das einfachste und beste Mittel gegen Anlaufen.“ Sie setzte die Maske auf, zeigte Kari, wie man den Schnorchel durch das Halteband schob und versank dann selbst im Wasser. Eine kurze Fontäne wie von einem Wal signalisierte noch, dass sich da unten jemand befand. Einen Moment sah Kari auf den Fleck, wo Hi versunken war, dann starrte sie wieder auf die Taucherbrille in ihren Händen. Erst als sie sicher war, dass sie sonst niemand beobachtete, spuckte auch sie zögerlich in die Brille, wusch sie dann aus und setzte sie auf. Dann folgte sie ihrer Freundin, um in den ‚Tiefen’ des Meeres zu versinken. Vorsichtig senkte Kari ihren Kopf ins Wasser, das sogleich in ihre Ohren lief und auf der rechten Seite zu einem sehr unangenehmen Ziehen führte. Doch die Sicht, die sich ihr auftat, entschuldigte sie für alle erlittenen Qualen und ihr Unmut war augenblicklich verschwunden. Die Strahlen des grellen Sonnenlichts zauberten einen gleisenden, silbernen Glanz auf die Landschaft unter Wasser. Kunterbunte Fische huschten unter ihr her, ein paar Pflanzen wogten am Grund in intensivem Grün, und wo sie hinblickte, entdeckte sie Leben. Weiter vorne sah sie Hi ihre Runden ziehen, die Hände verschränkt auf dem Rücken liegend und den Blick nach unten gewandt. Selbst in den Tiefen glitzerte es, wo sich die verblassenden Strahlen der Sonne in den Schuppen vieler Fische brachen, die sie neugierig anstarrten. Beide Mädchen hatten ihren Ärger vollkommen vergessen und schwammen einträchtig nebeneinander, erforschten die Felsen, erblickten hinter jedem Abgrund etwas Neues. Bald begleitete sie ein Schwarm silberner Fischchen, der an ihren Beinen entlang strich, um dann in schnellem Zickzack wieder zu verschwinden. Jeder bunte Fleck zog sie magisch an, sie untersuchten jeden Graben, erforschten jede Höhle, um all die vielen Lebewesen zu betrachten, die sich in dieser ungewohnten und atemberaubenden Welt versteckten oder offen vor ihnen rumpaddelten. Unter sich sahen sie Korallen mit ihren blumenähnlichen Bewohnern, die wie im Sommerwind dahin wogten, dazwischen huschten kleine Punkte hindurch. Leuchtendes Blau war gepaart mit knalligem Gelb, Orange mit Weiß, und kleine graue Krebse huschten über den Grund, um sich die Überreste der Mahlzeiten zu holen, die die größeren Fische ihnen hinterlassen hatten. Wie in einem Film kamen sich die beiden vor, die Sicht eingeengt von den Masken und auf die nächst Szene konzentriert, die sich vor ihnen auftat. Die Zeit schien still zu stehen. Irgendwann tauchte Hi wieder auf, schob sich die Maske auf den Kopf und wartete auf die Freundin. Auch Kari tauchte prustend neben ihr auf und riss sich die Maske vom Kopf. Ihre Augen glänzten und die Begeisterung war ihr deutlich anzusehen. „Wow, Hi! Das war fantastisch! Einfach super!“ Dann wurde ihr Gesicht wieder ernst. „Aber dass du mich mit dem In-die-Taucherbrille-Spucken gelinkt hast, find ich nicht nett!“ "Warum? Hat es nicht funktioniert?" Hi schaute überrascht zu ihrer Freundin hinüber. Deren Brille war tatsächlich deutlich angelaufen. „Oh! Hast du danach wieder gespült? Na, dann bringt es nichts.“ „Na toll, und das sagst du mir jetzt? Hab mich also ganz umsonst so geekelt. Aber der Blick da runter entschädigt mich für alles!“ Die Vorstellung, auch noch mit ihrer Spucke vor den Augen tauchen zu sollen, grauste sie noch mehr. Doch His Brille war klar. Vielleicht sollte sie sich beim nächsten Mal doch überwinden und es ausprobieren…ohne spülen. Mit den Schwimmflossen an den Füßen wateten die beiden Mädchen langsam rückwärts ans Ufer, bis das Wasser seicht genug war, dass sie, ohne bei jeder Welle umzukippen, die Flossen abnehmen konnten. Und Kari schwärmte ihrer geduldig lächelnden Freundin vor, was sie alles gesehen hatte, ganz so, als wäre die gar nicht dabei gewesen. Kapitel 28: Der Richtige ------------------------ Ja, die ewige Suche nach Mr. Right. Auch die beiden Freundinnen quatschen darüber... Kari hat da ein paar sehr interessante Fragen, die Hi gar nicht hören möchte. Der Richtige Nachdem die erste Aufregung sich gelegt hatte, gingen sie zurück zum Steg und setzten sich, um ein wenig zu verschnaufen. Hi baumelte mit den Beinen. "Und? Hat es dir gefallen?" Sie lehnte sich zurück, stützte sich auf die Arme und schaute aufs Meer hinaus. Dabei tröpfelte das Wasser von ihrem Shirt und malte dunkle Flecken auf das Holz des Stegs. Kari saß schweigend da. Ein Bein hatte sie angewinkelt und legte dann den Kopf darauf ab. Sie schien nicht ganz bei der Sache zu sein. "Du Hi? Woher weiß man, wer der Richtige für einen ist?" "Mann, du stellst Fragen. Ich denke, wenn du ihn erwischt hast, spürst du es tief in dir drin. Aber ganz ehrlich, ich weiß es auch nicht genau. Wie kommst du gerade jetzt darauf?" Hi war überrascht, da sie sich diese Frage gerade in den letzten Tagen auch schon öfter gestellt hatte. Hatte die Freundin etwas davon bemerkt? Konnte sie hellsehen? Oder war es nur ein seltsamer Zufall? Kari starrte weiterhin auf das Wasser. Immerhin war sie wieder freundlicher und offener, und sie kamen wieder gut miteinander aus. Hi hoffte, dass der Streit der letzte Woche vergessen sein könnte, aber so richtig sicher war sie sich nicht. Kari schien immerhin wieder zuzulassen, dass Hi Anteil an ihrem Beziehungsleben nahm. Vielleicht lag das einfach an der herrlich unbeschwerten Atmosphäre hier am Strand, dem lauen, nach Salz riechenden Wind, dem Duft nach Sonnenöl und Hitze. "Hmm? Ach, nichts weiter. Sag mal, ist Inu der Richtige für dich? Oder wärst du jetzt lieber mit seinem Bruder hier?" „Was? Mit dem Bruder? Was redest du denn da?“ Hi hob verärgert die Brauen. Jetzt hatte sie es gerade geschafft, ihn endlich zu vergessen. Und nun fing Kari wieder von ihm an. Es hatte doch wirklich genug Ärger wegen ihm gegeben, und sie wollte den Namen lieber gar nicht mehr aussprechen. Was wollte Kari denn eigentlich wissen? Ob Inu der Richtige war? Sie hatte es bisher immer gedacht, oder besser, sie hatte gar nicht darüber nachgedacht. Es hatte alles so gepasst, wie es war. Mehr hatte sie nicht gewollt, von mehr nicht geträumt. Erst Sesshoumaru hatte ihr Leben dermaßen durcheinander gewirbelt, dass sie begonnen hatte, sich diese Frage zu stellen. „Inu? Hab ich mir nie Gedanken drüber gemacht. Passt doch ganz gut im Augenblick…“ "Ja, im Augenblick! Aber bist du mit dem zufrieden, dass es im Augenblick passt? Ich meine...naja...willst du nicht was Längerfristiges? Woher weißt du zum Beispiel, dass du besser bei Inu bleibst, als dich auf Sesshoumaru einzulassen?" Kari sah ihre Freundin forschend an. Diese blickte völlig verwirrt. Auf diese Frage war sie nicht gefasst gewesen. "Nein, sag nichts. Ich weiß, dass es dich gereizt hätte. Warum hast du es nicht getan?" „Getan? Was denn? Mich ihm an den Hals schmeißen? Ich glaub, der Platz dort ist schon reichlich vergeben. Und er ist weg, schon lange, und ich habe keine Ahnung, wo er sich rumtreibt. Wahrscheinlich seh‘ ich ihn nie mehr wieder. Was soll der von mir schon wollen? Und was ich von ihm? Er ist eine Traumgestalt, mehr nicht. Ach, vergiss es! Und Inu? Ich denke wirklich nicht viel weiter als bis übermorgen. Ich will frei sein, unabhängig. Mir reicht es schon, immer in der gleichen Stadt die gleiche Arbeit machen zu müssen. Noch mehr festlegen will ich mich nicht. Du vielleicht?“ Kari merkte sehr wohl, dass die Freundin der eigentlichen Beantwortung der Frage auswich, wollte aber nicht noch mehr in sie dringen. Es reichte ihr, zu sehen, wie ruppig sie gleich auf Sesshoumarus Erwähnung reagierte um zu wissen, dass da mehr war, als Hi zugab. "Hmm, ja doch...ich denke schon. Na egal! Ist nicht so wichtig...glaube ich!" Kari starrte weiterhin in das klare Wasser. Hi dreht überrascht den Kopf und starrte die Freundin an. „Was? Du willst…dich festlegen? Was heißt das? Willst du…heiraten? Kinder???“ His Blick war äußerst irritiert. „Kari, was ist los? Ist was passiert?“ "Passiert? Was soll passiert sein?" Kari wusste nicht so recht auf was Hi hinaus wollte. "Nein, ich will nicht heiraten. Ich will nur...nun ja...sicher gehen, dass meine Beziehung auch Zukunft hat, verstehst du? Ich will sicher sein, dass da wenigstens eine Möglichkeit ist, dass es länger dauert als nur ein paar Jahre. Aber kann ich mir da jemals sicher sein?" Länger als ein paar Jahre? Hi runzelte die schon gebräunte Stirn und blickte hinaus aufs Meer, wo eine Gruppe Surfschüler sich gerade mit ihren Brettern abmühte. Gleich ein paar Jahre? Die meisten ihrer Beziehungen hatten bisher gerade mal zwei Jahre gedauert, die letzte jedoch länger. Gerade bei dieser hatte sie selbst noch gedacht, es würde ewig dauern, und war doch bitter enttäuscht worden. „Ich weiß es nicht, Kari. Ich habe mal gedacht, den Richtigen gefunden zu haben, dachte, es würde länger laufen. Aber es war ein Irrtum, und es kann immer wieder Irrtümer geben. Wie willst du es wissen? Und selbst wenn du es heute weißt, ist es morgen noch die Wahrheit? Alles ändert sich, auch die Menschen. Liebe kann vergehen. Der, der heute der Richtige ist, kann morgen der Falsche sein. Du kannst nur die Chance nutzen, einige Zeit mit dem Richtigen zu verbringen, so lange er es für dich ist und du es für ihn. Mehr geht wohl nicht.“ Das war nun nicht gerade die Antwort, die Kari sich erhofft hatte. Andererseits...gab es überhaupt eine Antwort auf ihre Frage? Wohl eher nicht. Also stand sie auf und sah mit einem halbwegs überzeugenden Lächeln auf ihre Freundin hinab. "Du hast wohl recht...na gut, lass uns gehen!" His Blick schweifte ab, verlor sich wieder auf dem Meer und plötzlich flüsterte sie: “ Ich glaube, du wirst es einfach spüren, tief in dir drin. Du wirst ihn ansehen und es einfach wissen, dass du nie mehr ohne ihn sein willst, dass du mit ihm alt werden willst. Du wirst es spüren bei jeder Berührung, bei jedem Kuss, an jedem Tag, in jeder Nacht bis in deine Träume hinein. Und du wirst es in seinen Augen lesen. Du weißt es einfach…“ "Aha..." Kari wirkte etwas unsicher, beinahe skeptisch. Klang ja reichlich abgehoben, was ihre Freundin da losließ…und nicht sehr real. Aber irgendwie auch überzeugend. Dann dachte sie etwas darüber nach. "Meinst du nicht, dass es dieses Gefühl auch bei mehreren gibt? Und was tust du dann?" „Bei mehreren?“ Hi fiel aus allen Wolken. Und das sagte ausgerechnet Kari. Was war nur mit ihr los? Es gab doch immer nur Banko für sie? „Kari? Was ist? Wieso kommst du auf mehrere? Gibt es da noch einen bei dir?“ Karis Blick wurde vorsichtig. Sie wollte und durfte sich nicht verraten. "Nein,..." Dann seufzte sie auf. Sich selbst zu belügen brachte doch nichts. "Ja,...vielleicht...ach, ich weiß es nicht!" Hi zog die Knie an und setzte sich auf die Seite, um die Freundin genauer mustern zu können. "Na jetzt aber raus mit der Sprache. Wer gackert, muss auch legen." "Ich bin keine Henne!" Beleidigt drehte Kari das Gesicht zur Seite. „Na komm, mein kleines Kücken, sag’s der lieben Hi. Welcher Gockel stolziert da noch vor dir herum?“ Sie konnte es kaum glauben. Die brave Kari, die sonst kein Wässerchen trüben konnte, erzählte ihr hier von einem zweiten Mann, der sie beschäftigte. Ihr war aber auch gleich klar, welches Unbehagen das ihrer Freundin bereiten musste. Sie riss sich zusammen und überlegte, wie sie ihr helfen konnte. „Ist es was Ernsteres? So ernst, dass du nicht mehr weißt, wer der Richtige ist? Dann muss es ja ganz schön heftig für dich sein.“ Hi betrachtete ihre Freund in versonnen. Da saß sie, schon ein wenig rot im Gesicht, die Nasenspitze ein bisschen verbrannt, ihre blauen Augen glitzerten und drückten eine Sehnsucht aus, die Hi bisher noch nie in ihnen entdeckt hatte. Kari senkte den Blick und stockte. "Also, weißt du...“, fing sie zögerlich an, „ich hab mit Kouga telefoniert, ganz so, wie du es mir geraten hast!" Wieder kamen die Gefühle hoch, die sie nach diesem Telefonat überrannt hatten. Was sollte sie nur tun? Unsicher zog sie mit der Fingerspitze die Maserung des Holzes nach. Hi fragte gleich neugierig. „Und? Was war? Hat er dich gleich so mitgenommen? Hat seine Stimme dich betört? Alte Gefühle wachgerüttelt?“ "Ich weiß nicht!" Wenn das so einfach zu beantworten wäre. "Ich weiß nicht, ob es nur alte Gefühle sind, oder da aber mehr dahinter steckt!" „Aber es scheint dich immerhin so umgehauen zu haben, dass du die Frage nach dem Richtigen stellst. Da muss doch mehr dahinter stecken. Und du weißt nicht was?“ "Hmmm...nein." Kari zögerte. Hi hatte recht, was steckte dahinter, dass sie so schnell an sich und Banko zweifelte? Was war Ursache und was Wirkung? Vielleicht machte sie sich auch einfach nur zu viele Sorgen, legte alles auf die Goldwaage? "Ach, ist ja im Moment egal! Komm, die Jungs warten sicher schon auf uns. Außerdem will ich mir unbedingt das Salzwasser aus den Haaren waschen!" Sie reichte der Freundin die Hand und half ihr hoch. Gemeinsam verließen sie dann den Strand in Richtung Hotel. Kapitel 29: Abendessen ---------------------- Für Wölkchen, meiner einzigen Reviewerin... und damit es schneller geht bis die richtige Action kommt... Knuffi Abendessen Hi kam gerade aus der Dusche, die Haare frisch gewaschen und versuchte, die noch tropfende Lockenpracht in eins der blendendweißen Hotelhandtücher zu wickeln, während ihr Freund g auf dem breiten Bett fläzte, die Arme hinter dem Kopf verschränkt hielt und ihr zuschaute. Die Mädchen waren nach ihrem ersten Schnorchelausflug ins Kaffee gegangen, um die immer noch dort sitzenden Männer loszueisen und zum Abendessen zu bewegen. Jeder hatte seine Freundin ins das Appartement begleitet, mit der Hoffnung, dass die Damen schnell umgezogen und zum Essen bereit wären, auf das sie schon jede Menge Appetit hatten. Hi stelle sich vor das Bett, schaute belustigt auf den ungeduldig wartenden Mann und fing an, sich wie ein Hund die nassen Haare zu schütteln. Schwere, wohlriechende Tropfen flogen auf ihn herab und durchtränkten im Nu sein T-Shirt. „Hey, lass das!“ Er griff anscheinend empört nach ihr, doch sie wich ihm aus und schüttelte erneut ihre Haare über ihn aus. „Na warte, du hast es nicht anders verdient!“ Er schnellte nach vorne und ergriff sie, packte sie fest und warf sie neben sich auf das Bett. Dort fing er an, sie durchzukitzeln. Sie kreischte auf, krümmte sich und versuchte, den empfindlichen Bauch vor ihm zu verbergen, den er so malträtierte. Dabei wälzte sie sich auf dem Bett hin und her, um den kräftigen Händen zu entkommen, aber er robbte hinter ihr her und packte sie flink an den Handgelenken. Schnell schwang er sich auf und kniete über ihr, ihre Arme hatte er ihr dabei weit hinter ihren Kopf gezogen und hielt sie dort fest. Nun war sie ihm ausgeliefert. „Na, gibst du dich geschlagen?“ Sie schüttelte nur stumm verneinend den Kopf, versuchte sich wieder zu befreien, indem sie die Knie anzog und sie gegen seinen Körper stemmte. Aber sie hatte keine Chance gegen seinen durchtrainierten Waschbrettbauch. Er bewegte sich um keinen Millimeter. Triumphierend senkte er sein Gesicht zu ihrem hinunter und schaute ihr herausfordernd in die schwarz blinkenden Augen. „Gibst du jetzt auf?“ „Nein, nie!“ Ein freches Grinsen erhellte ihr Gesicht, und sie zog wieder mit aller Kraft an ihren Handgelenken. Er hielt sie jedoch nur spöttisch lächelnd auf dem Bett festgenagelt. „Du hast keine Chance, gib dich geschlagen!“ Siegessicher beuge er sich über sie, glitt mit seinem Gesicht an ihrem Hals entlang. Sie spürte seinen Atem…und zuckte zusammen, als er auf einmal zubiss. Der Biss war nur mehr angedeutet, aber sie spürte seine Zähne deutlich auf ihrer Haut. „Hey, das ist gemein. Jetzt isst du mich schon auf.“ Ihre Stimme klang empört. „Na wenn du mich auch vom Essen abhältst…“, brummelte er nur, als er weiter an ihrem Hals entlang fuhr, während er die Haut zwischen seinen Zähnen hindurch gleiten ließ. Dann fing er an sie zu küssen, den ganzen Hals hinauf und hinunter, nicht ohne sie immer wieder neckisch zu beißen. Hi quietschte gespielt und wand sich, war hin und her gerissen zwischen Abwehr und Hingabe. „Ich fress‘ dich jetzt auf, wenn du dich bereit bist, mit mir essen zu gehen.“ Er schaute sie scheinbar bedrohlich an und knurrte ein wenig. Dann setzte seine Knabbertour fort, weiter ihren Hals entlang bis zur Schulter. Sie war schon längst nicht mehr hin der Lage, ihm Widerstand zu bieten. Ausgestreckt lag sie da, schloss die Augen und fühlte seine heißen Lippen über ihre nackte Haut gleiten Es war so schön mir ihm, so einfach, so verspielt, und sie genoss es, und die Freunde würden sich wohl leider ein wenig gedulden müssen, bis ihr Appetit aneinander gestillt war. --- Kari sah zum wiederholten Mal auf die Uhr. Inu Yasha und Hi waren schon ganz nett spät dran. Ihr Blick wanderte wieder zurück zu Banko, der neben ihr saß und ihr nun sanft zulächelte. Dann fasste seine Hand nach der ihren, strich sanft über den Rücken. Plötzlich drehte er den Kopf Richtung Eingang. Mit einem Lachen in der Stimme meinte er dann: "Sieh, da kommen sie ja schon...und wie sie sich beeilen. Drei Mal darfst du raten, warum sie so spät dran sind!" Hi und Inu Yasha steuerten zielgerichtet auf die freien Plätze an ihrem Tisch zu und ließen sich auf die Stühle fallen. Hi grinst die beiden an. "Sorry, wir sind wohl spät dran. Wir sind aufgehalten worden." Auch Kari konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. "Jaaaaaa, klar! Sicher doch, Hi-chan! Sag nur, der Weihnachtsmann war da und wollte wissen, was er euch nächstes Jahr bringen soll?" Bankos Grinsen vertiefte sich. "Es ist doch eine Schande, wie triebgesteuert manche sind, nicht?" "Was heißt hier triebgesteuert? Fresstrieb vielleicht. Dieser Kerl hier wollte mich bei lebendigem Leib auffressen. Und da musste ich mich doch wehren…“ Sie zeigte gespielt empört auf ihren Begleiter. „Gar nicht wahr, du hast mich vernascht.“ "Womit wir wieder bei den Trieben wären. Also, Leute, dass ihr darüber sogar eure besten Freunde vergesst, ts ts ts!" Banko nippte an seinem Bier und warf Hi und Inu über den Rand des Glases vielsagende Blicke zu. „Auf alle Fälle will ich jetzt was Richtiges zu essen. Habt ihr schon was ausgesucht?“ Inu Yasha schaute mit hungrigem Blick in die Speisekarte, die am Tisch lag. "Was Richtiges? Hi, ich wäre beleidigt, wenn ich du wäre...er hält dich für ungenügend! Nein, wir haben noch nichts ausgesucht. Wir haben lieber auf euch gewartet!" Kari und Banko hatten sich allerdings schon entschieden, was sie essen würden, also blieb es ihnen wenigstens erspart, mit Inu Yasha um die Speisekarte zu raufen. Hi schaute Banko vergnügt an. „Ungenügend? Nein, ich bin froh, dass er nur das Essen auf seinem Teller verschlingt, sonst wäre schon lange nichts mehr von mir übrig. Ich fühle mich eh schon ganz angeknabbert.“ Sie schaute über Inu Yashas Schulter in die Karte und winkte den Ober heran. „Wasser und Rotwein bitte, und für ihn ein Bier, oder, Inu?“ „Wollen Sie auch etwas zu Essen bestellen?“ Hi bestellte für sich. „Bringen Sie mir bitte die große, ägyptische Vorspeisenplatte gemischt.“ Das war da einzig richtig arabische Gericht auf der Speisekarte. Inu Yasha entschied sich für Steak und Backed Potato. Über den Nachtisch wollten sie später entscheiden. Als der Kellner alles fleißig notiert und sie wieder allein gelassen hatte, fragte Kari: "Und? Habt ihr denn schon was für die nächsten Tage geplant?" Hi schaute auf. "Ich will mal ins Dorf fahren, oder Stadt oder was Dahab eigentlich ist. Und auch in die Wüste. Kommt einer mit?" Sie schaute fragend in die Runde. Kari warf einen fragenden Blick zu Banko, der aber nur die Schultern zuckte. "Ich weiß noch nicht...werd dir dann spontan Bescheid geben, wenn das für dich in Ordnung geht?" Hi nickte. Sie wollte eh am liebsten alleine losziehen, um die Wüste zu erforschen. Sie brauchte dort absolute Stille, und das war immer schwierig, wenn sie begeleitet wurde. Die meisten Menschen brachten nicht viel Verständnis dafür auf, wenn sie auf allen Vieren durch die Büsche robbte, um irgendwelche Eidechsen zu verfolgen. Sie würde Kari lieber zum Shoppen einladen, da würde die Freundin auch etwas von haben. Kari hingegen wollte sich nicht so genau festlegen. Sie hatte sich vorgenommen, diesen Urlaub ohne andauernde Verplanungen über die Bühne zu bringen. Sie wollte einfach nur die Zeit mit Banko verbringen, im Schatten liegen, etwas Schwimmen und sonst einfach nur faul sein. „Wir werden morgen tauchen gehen, oder nicht, meine Liebste?“ Inu schaute Hi fragend an. Die nickte strahlend. „Ja, gerne, um 11 ist der erste Tauchgang. Sind wir dabei?“ „Klar doch! Treffen wir uns danach irgendwo am Pool?“ Inu schaute zu seinem Kumpel hinüber. "Ja, sicher! Wie lange seid ihr den unterwegs? Ich denke nicht, dass meine Holde und ich vor Mittag aus unserem Bettchen kriechen werden!" „Ne, das passt schon. Mit all den Vorbereitungen und dem Rausfahren aufs Riff dauert das mindestens 2 Stunden. Bis dahin seid ihr ja wohl auch fit. Oder wir vergnügen uns danach einfach ohne euch.“ Inu Yasha grinste seinen Freund breit an. "Oh, ich habe keinen Zweifel, dass unser Vergnügen dem euren in nichts nachstehen wird!" Banko liebte es, mit seinem Freund solche Gespräche zu führen, und es schien fast so, als wäre er an diesem Abend ganz in seinem Element. Inu Yasha lachte auf. Sein Magen knurrte und er wartete, dass der Ober mit dem Essen vorbei kam. Er packte His Hand und meinte: “Wenn es jetzt nicht bald was zu essen gibt, muss ich doch leider an dir weiter nagen…“ Hi zuckte zurück und riss ihm die Hand weg. „Untersteh dich…“ Als hätte der Kellner Inu Yasha gehört und wollte verhindern, dass in seinem Speisesaal etwas Blutrünstiges oder Unsittliches geschah, brachte er die Speisen. Schnell und geübt servierte er und verschwand dann wieder. Für die nächsten Minuten herrschte Ruhe am Tisch, da sich jeder seinem Essen widmete. Banko stibitzte sich die eine oder andere Gabel von Karis Paella, was sie ihm damit dankte, dass sie seine Pommes wegfutterte. --- Es kam so, wie es kommen musste. Eine leichte Röte zierte Karis Beine, als sie sich auf den Weg zurück zu ihrem Zimmer machten. Sie fand das so was von gemein, sie hatte sich eingecremt und das nicht nur einmal. Sie war die meiste Zeit im Schatten geblieben. Und wer hatte den Sonnenbrand? Sie! Sie spürte schon, wie es an den Waden zu spannen begann. Mit einem Seufzer der Erleichterung betrat sie das Zimmer. Es war herrlich kühl und ohne lange zu überlegen, ließ sie sich mit dem Gesicht voran auf das Bett fallen. „Ich wusste gar nicht, dass Urlaub so anstrengend sein kann!“ Sie murmelte in die Decke und eigentlich war es gar nicht so sehr an Banko gerichtet. Dennoch spürte sie seine warmen Hände, die sich unter ihr Shirt schlichen und es langsam hochschoben. „Was machst du da?“ Sie hatten den Kopf immer noch in der Decke vergraben, hob aber nun den Oberkörper leicht an, damit er leichter ran kam. „Ich entkleide dich, damit ich dich dann leichter verführen kann…was meinst du denn?“ Seine sanfte Stimme jagte ihr Schauer über den Rücken. Sie hob dann doch noch den Kopf an und er streifte ihr das Top darüber. Dann ließ er sie kurz allein, kam aber bald wieder und sie spürte, wie er den Verschluss ihres BHs öffnete. „Mann, du gehst aber heute ran, was?“ Ihre Stimme klang wieder gedämpft durch die dünnen Laken. Sie sah auch nicht sein Grinsen. Das nächste, was sie bemerkte, war die kalte Masse, die auf ihren Rücken tropfte. Erschrocken keuchte sie auf und wollte schon hochschießen. Doch eine starke Hand hielt sie unten. „Ist doch nur die Aftersun, Cara. Du leuchtest wie eine Ampel im Dunkeln! Also, bleib ruhig!“ Beruhigt entspannte sie sich wieder und konzentrierte sich ganz auf das gleichmäßige Streichen seiner Hände auf der gespannten Haut ihres Rückens. Sie wurde müde, er machte es auch zu gut. Nachdem er den Rücken fertig einmassiert hatte, strich er über die Schultern, die Arme vor bis zu den Fingern und wieder zurück. Zwischendurch ließ er immer wieder etwas von der kalten Creme auf ihre erhitzte Haut tropfen. Sie seufzte wohlig auf. „Mhmm, du hast eindeutig den Beruf verfehlt, Süßer!“ „Ich denke nicht, dass du so erbaut darüber wärst, wenn ich jeden Tag dutzenden hübschen Frauen den Rücken eincremen würde!“ Sie öffnete ein Auge und sah auf sein Profil. „Du hast Recht, bleib besser bei dem, was du jetzt machst!“ Nachdem er ihren Oberkörper versorgt hatte, wandte er sich ihren Beinen zu. Testend legte er eine Hand auf die Waden und zuckte erschrocken zusammen. Die Haut glühte schon förmlich. „Kari! Was hast du denn getrieben! Du weißt doch, wie empfindlich du bist!“ Sie schlief schon halb und außerdem erzählte er ihr nur Dinge, die sie ohnehin schon wusste. Warum sollte sie also eine Antwort geben? Er schien aber auch keine zu erwarten, sondern cremte nun auch noch mit der gleichen Sorgfalt ihre Beine ein. Kari genoss das kühle Gefühl auf ihrer Haut. Die Finger, die sacht über ihren Körper wanderten, hatten eine beruhigende Wirkung. Doch als sie plötzlich verschwanden, fühlte sie sich einsam und verlassen. „Kari? Bist du vorne auch rot? Dreh dich mal, damit ich schauen kann!“ Bankos Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen und hätte Kari nicht seine Hände auf ihren Schultern gespürt, hätte sie wohl nicht reagiert. So drehte sie sich langsam rum, spürte das kühle Laken an den heißen Stellen und Bankos Hände auf ihrem Körper. Sie hielt die Augen geschlossen, genoss einfach die Erfahrung der Berührung. Sie spürte, wie er sacht über ihre Schulter strich, die Arme entlang, über ihre Seite zu ihrem Bauch. Dort nestelten sie an dem Verschluss ihrer Hose, öffneten ihn und zogen sie dann über ihre Beine, vorsichtig, um den Sonnenbrand nicht noch mehr zu reizen. Nachdem er festgestellt hatte, dass sich die gerötete Haut auf der Vorderseite in Grenzen hielt, beschloss er, dass er Kari nicht so einfach würde davon kommen lassen. Hatte er sich nicht eine kleine Gegenleistung verdient, dafür, dass er sie so brav eingecremt hatte? Kapitel 30: Kougas Geschichte ----------------------------- Für Wölkchen... Kougas Geschichte „Er ist nicht ‚mein’ Kouga! Also…ich und Kouga…wir…“ Kari suchte nach einem passenden Beginn, um ihre Erzählung zu starten. Sie saß mit Hi am hoteleigenen Pool unter einem ausladenden Sonnenschirm und war mal wieder am Ratschen. Obwohl die beiden Badenixen auf andere Hotelgäste wie die besten Freundinnen wirkten, unternahmen sie nicht sehr viel gemeinsam. Kari hatte sich ziemlich zurück gezogen und schien ihre ruhige Zeit mit Banko sehr zu genießen. Hi war recht vorsichtig und passte auf, sich nicht aufzudrängen. Die alte, zwanglose Vertrautheit schien wie weggeblasen, und nur selten kam eine Stimmung auf, die an früher erinnerte. Doch auch diese Augenblicke gab es, und Hi genoss sie umso mehr, da ihr auch klar wurde, dass die Freundschaft wohl am Auslaufen war und es fraglich schien, wie es zuhause weiter gehen würde. Sie hatte inzwischen ein gutes Gespür für Veränderungen, und hier schienen deutlich welche anzustehen. So hatte die jungen Frau schnell ihr Buch liegen lassen, in dem sie geschmökert hatte und war freudig auf das Gespräch mit der Freundin eingegangen. Auf Kouga waren sie gekommen, weil Hi neugierig zu sein schien, was es mit ihm auf sich hatte. Sie schaute Kari auffordernd an, die noch ein wenig herumdruckste. „Wir waren einmal ein Paar!“ Nun war es raus. "Wie bitte? Also steckt doch was dahinter weswegen Banko sich so aufregt?" Kari sah ärgerlich hoch. „Hörst du mir überhaupt zu? Ich sagte, wir WAREN ein Paar! Mitvergangenheit…gleichbedeutend mit in der Vergangenheit liegend und abgeschlossen!“ Hi zog die Brauen hoch. "Na, aber immerhin war da mal was. Also sind Bankos Befürchtungen doch nicht so rein irreal." „Du übertreibst…warum sollte er Befürchtungen haben?“ "Weil es Kouga schon gab in deinem Leben. Das ist doch was anderes wie ein möglicher Kandidat, der gerade um dich rumwuselt. Findest du nicht?“ „Na, eben. Bei Kouga weiß ich schon, dass es nichts wird…“ Karis Blick wanderte in die Ferne. Sie erinnerte sich an die Zeit vor einigen Jahren zurück. "Bist du da so sicher? Du siehst so...verträumt aus. Wie habt ihr euch denn getrennt?" Karis Kopf schoss wieder zu Hi zurück. „Verträumt? Nein, sicher nicht…hmm…na gut, wenn du es unbedingt wissen willst…vor einigen Jahren, als ich noch in der Ausbildung war. Wir lernten uns bei einer Biologieexkursion kennen. Ich fand ihn sympathisch, lieb, süß…einfach umwerfend. Na ja, wir sahen uns dann öfter…regelmäßiger, und irgendwann kamen wir halt zusammen. Die Zeit war wunderbar. Er unternahm viel mit mir, gab mir das Gefühl von Geborgenheit und Liebe. Es war einfach…toll. Da er Biologie an der Uni studierte, nahm er viel an Ausflügen und Projekten teil. Und irgendwann eröffnete er mir dann, dass er mit einer Studentengruppe nach Australien zu gehen. Er hatte es sich damals in den Kopf gesetzt, den Beutelwolf zu erforschen und vielleicht auch das letzte lebende Exemplar, das ja noch irgendwo in den Wäldern herumgeistern sollte, zu finden. Das Ganze würde 2 Jahre dauern. Er präsentierte es mir, als würde er vom Mittagessen sprechen. Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Mit allem hatte ich gerechnet, aber nicht damit. Es wäre eine schwere Entscheidung gewesen und er wäre sich nicht sicher, dass es die richtige sei. Es würde ihm Leid tun und er würde natürlich nicht erwarten, dass ich 2 Jahre auf ihn warten würde. Das wolle er mir nicht antun. Na ja, so trennten sich unsere Wege also wieder…nach einem wunderbaren Jahr. Ich trauerte ihm lange nach…manchmal fragte ich mich, ob es nicht besser gewesen wäre, ihm zu sagen, dass ich auf ihn warten würde, egal wie lange es dauerte. Aber es war zu spät, er war schon weg gewesen. Meine Freunde machten sich zu dieser Zeit viele Sorgen um mich, versuchten mich immer wieder abzulenken. Ein halbes Jahr lang erfolglos. Dann schleppten sie mich zu jeder Veranstaltung, die auch nur halbwegs interessant sein könnte. Ich ging mit – ungern, aber ich ging mit. Doch war ich immer nur physisch anwesend, psychisch streifte ich durch Australien auf der Suche nach jemanden.“ His Augen wurden immer größer. Sie schaute die Freundin entgeistert an. "Bist du denn nie auf die Idee gekommen, einfach mit ihm mit zugehen? Wenn die Beziehung so gut lief, warum hättet ihr euch dann trennen sollen?" Kari schaute wieder traurig zur Seite. „An mir hat‘s nicht gelegen. Ich meinte, ich würde die Ausbildung fertig machen und dann nachkommen. Aber er war da nicht einverstanden. Das würde nie gut gehen, sagte er. Wir hätten keine Chance. Was blieb mir da anderes übrig, als ihn ziehen zu lassen?“ "Was? Keine Chance? Ich dachte, ihr seid so glücklich gewesen. Wieso wollte er es dann nicht? Er hätte sich doch freuen können, wenn du ihm um den halben Erdball gefolgt wärst." Kari zuckte nur die Schultern. Das hatte sie damals auch nicht verstanden. Naja, sie verstand es immer noch nicht, aber mittlerweile schmerzte es wenigstens nicht mehr. Sie hatte ihr Glück jetzt anders wo gefunden. Hi schüttelte ungeduldig den Kopf. "Na sag schon? Warum wollte er das nicht?" „Ich weiß es nicht! Frag ihn doch! Mich stört das nicht mehr. Mein Leben ging auch ohne ihn weiter. Selbst Schuld!“ "Du gibst dich da einfach so mit zufrieden? Hast du nie darüber nachgegrübelt, warum er so reagiert hat? Da muss doch was dahinter gesteckt haben..." „Klar, ich hab ewig darüber nachgedacht, bin aber zu keinem Schluss gekommen! Echt nicht…vielleicht wollte er einfach sein ‚neues’ Leben genießen?! Er hat wohl gedacht, er versäumt was.“ "Neues Leben? Das hätte er mit dir ja auch haben können." Hi schluckte, wusste, dass diese Antwort zu schmerzlich sein würde. Die einzige Antwort auf diese Frage war, dass er sie damals nicht mehr geliebt hatte. Das wollte sie lieber nicht aussprechen und schwieg daher. Kari seufzte auf. Dann bekamen ihre Augen einen lebhaften Glanz. „Wie auch immer, bei einer dieser spannenden Veranstaltungen, zu denen ich zwangsbeglückt wurde, traf ich auf Banko. Ich kann ihn noch sehen, wie er vor mir stehen blieb, ein fragender Blick in den Augen. Er wollte wissen, ob mir das Angebot der Show nicht gefalle. Scheinbar fühlte er sich persönlich angegriffen, wenn ich teilnahmslos und uninteressiert bei einer Veranstaltung bin, an der ER teilnimmt. Na, und das war der Beginn einer wunderbaren…und streitgeladenen…Romanze.“ Hi grinste mal wieder. "Ja, DEIN Banko. Er war schon immer sehr von sich überzeugt..." „Nein, also so schlimm ist er nicht!“ Kari konnte nicht anders, sie musste Banko verteidigen, auch wenn sie wusste, dass Hi gar nicht so falsch lag. An mangelndem Selbstbewusstsein litt Banko sicher nicht. Hi zwinkerte. "Er ist schon recht, Hauptsache er gefällt dir. Und das tut er doch, oder?" „Dass du da noch fragen musst!“ Kari strahlte Hi an. Ihren Banko würde sie freiwillig nicht mehr hergeben und wenn er noch so viele Macken hatte. Sie wusste, sie hatte sicher ein reichlich dämliches Grinsen auf dem Gesicht, aber sie konnte nicht anders. Wenn sie an Banko dachte, war sie glücklich. "Und wann ist dann der Australienforscher wieder aufgetaucht? Hat er dort gefunden, was er suchte?" Das Lächeln verschwand wieder. Nur zögerlich begann Kari zu erzählen. „Banko und ich hatten uns gestritten…ich weiß nicht mehr genau, warum…ich glaube, weil er soviel mit Kagura rumhing. Er stürmte wütend aus der Wohnung und ward nicht mehr gesehen. Ich machte mir schreckliche Sorgen. Na, auf jeden Fall traf es sich, dass zu dieser Zeit eine Info an die Schule ging, dass Fachleute Vorträge über bestimmte Tiere halten würden und sogar an die Schule kämen. Ich hab‘s mal durchgeblättert und bin auf Kougas Namen gestoßen. Zu der Zeit schwankte ich dann schon zwischen Sorge und Ärger. Auf jeden Fall habe ich mich einem Impuls folgend dazu entschlossen, Kouga einzuladen. Ich rief ihn also an…und er sagte mir für den nächsten Tag zu. Ich war aufgeregt und freute mich auch. Banko kam wieder nicht heim und mein Ärger auf ihn wuchs. Ich nahm mir vor, am nächsten Vormittag nicht eine Sekunde an ihn zu denken, sollte er doch machen was er wollte. Es war dann ein echt netter Vormittag!“ Gespannt wartete sie auf His Reaktion. "Ein netter Vormittag? Ganz harmlos? Oder ist mehr passiert?" „Wir haben noch Kaffee getrunken, er hat mir erzählt, was er in den letzten Jahren so getrieben hat. Seine Suche nach dem Beutelwolf war ergebnislos. Und dann…“ Kari erinnerte sich an seine Worte, die – auch wenn sie es nicht wollte – Schmetterlinge in ihrem Bauch hatte flattern lassen. Sie zögerte…sollte sie Hi davon erzählen? Aber welche Meinung würde die Freundin dann von ihr haben. Sie, die immer predigte, dass man seinen Partner nicht hintergehen sollte und einen mehr oder weniger unschuldigen Kuss schon verurteilte? Dann riss sie sich zusammen, sie hatte schließlich nichts Verbotenes getan. Sie hatte Kouga die Worte nicht in den Mund gelegt und welche Frau mit normalen Gefühlen würde sich nicht freuen, wenn sie so etwas zu hören bekäme? "Und dann? Na komm, rück schon raus..." Hi drängelte, war selbst gespannt auf das Geständnis, dass ihr die Freundin wohl machen würde. Das klang ja sehr interessant. Sollte die brave Kari, die sich immer gleich so sehr entrüstet, ein geheimes Privatleben vor ihr verbergen? Karis Blick wanderte in die Ferne, sie schnappte nach einer ihrer Haarsträhnen und begann daran zu zupfen. Gedanklich reiste sie in die Vergangenheit – zu jenem Tag, der nun auch schon wieder mehr als ein Jahr her war. Auch ihre Freundin hatte sie ganz vergessen. Erst einige Sekunden später sprach sie weiter. „Es war in einem ruhigen Cafe, es war fast nichts los. Wir kamen auf die Zeit zu sprechen, kurz bevor er ging. Er fragte, wie es mir seitdem ergangen sei. Sein Blick war seltsam…so hatte ich ihn noch nie gesehen. Hoffnungsvoll und doch traurig, während er mir zuhörte. Ich erzählte ihm von meinem Leben, nur von Banko erzählte ich nichts…ich wollte mir nicht durch die Gedanken an ihn den schönen Tag verderben. Vielleicht war es nicht richtig, aber das war mir in dem Moment egal. Ich wollte dann wissen, wie es ihm so ergangen war. Er schaute mich an, sagte lange Zeit nichts. Dann meinte er nur: ‚Ich weiß jetzt, dass meine damalige Entscheidung falsch gewesen ist!’“ Kari überlegte ob sie versuchen sollte, ihrer Freundin das Gefühl zu beschreiben, dass dieser einzelne Satz in ihr hervorgerufen hatte. Doch sie wusste, dass es zwecklos gewesen wäre, so etwas konnte man mit Worten nicht beschreiben. Wieder suchte ihr Blick den der Freundin, versuchte in ihren Augen zu lesen, ihre Gedanken zu erraten. "Das hat er dir gesagt?" Hi machte große Augen. "Und DU hast ihm nichts von Banko erzählt?“ Kari schüttelte verneinend den Kopf. „Oh je, ne heiße Sache...er zerfließt vor Reue und du präsentierst dich als Single, als ob du wirklich auf ihn gewartet hättest. Da brauchst du dich nicht wundern, dass er dir die Bude einrennt. Er will Verpasstes wieder gut machen, und landet gleich in Bankos Fäusten...netter Empfang..." Hi grinste vor sich hin. „Was erwartest du? Dann hab ich es ihm eh erzählt…auch von unserem Streit und dass ich nicht wüsste, wie es weiterginge. Er war sehr…verständnisvoll, hörte geduldig zu. Dann lud er mich ein, doch mit ihm mal auf Expedition zu gehen – Wölfe beobachten!“ "Hehe, und Chancen zu testen...er ist ja auch nicht blöd und versucht es halt." „Schon möglich!“ Kari wollte nicht mehr sagen. "Aha, bei ihm akzeptierst du es einfach so...aber wenn dir das jemand anderes sagt, dann springst du ihm empört an die Gurgel..." „Hmmm…“ Kari hatte nur mit halben Ohr zugehört. Nun richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Freundin. „Ich habe nicht gesagt, dass ich es akzeptiere und noch viel weniger, dass ich es gutheiße.“ Sollte sie der Freundin sagen, dass sie noch zuhause genau deswegen – wegen Kouga und seinen Versuchen – so schlechte Laune gehabt hatte? Sie schwieg besser. "Das hat dich also so wild gemacht, was, meine Süße? Da ging es nicht um irgendwelche theoretischen Diskussionen, du steckst in der Zwickmühle wegen dem Beutelwolfkrabbler." Kari überging den unschönen Namen, sah ihre Freundin nur Hilfe suchend an. „Was soll ich denn jetzt machen, Hi-chan? Was macht frau, wenn sie in so einer Situation steckt? Ich will ihn nicht verletzen, aber ich will auch, dass er akzeptiert, dass ich jetzt Banko hab!“ "Na, das Problem ist schon gelöst. Banko wird es ihm laut genug ins Ohr gebrüllt haben..." „Meinst du? Aber ich soll doch anrufen und mich dafür entschuldigen?“ Kari grinste leicht, als Hi sich über Bankos Art der Konfliktlösung lustig machte. "Klar sollst du dich entschuldigen, aber kapiert wird er es inzwischen bestimmt haben. Es sei denn, du willst ihn mit vollem Einsatz von etwas anderem überzeugen." „Mit vollem Einsatz?“ Kari brauchte etwas, bis sie His Anspielung verstand. „Nein, sicher nicht!“ "Dann ist doch alles klar. Wo liegt das Problem? Er hat dich sitzen lassen, jetzt hast du einen Anderen. Geh in Ruhe mit ihm Kaffee trinken wenn ihr drüber lachen könnt, geh ihm aus dem Weg wenn es dir zu schwer fällt!" Kari nickte zustimmend. So wie ihre Freundin es schilderte, klang es ganz einfach. Ja, so würde sie es machen. „Hm, ja. Ok! Nur heißt es also nur noch Banko davon zu überzeugen, dass von Kouga keine Gefahr ausgeht! Wie mach ich das?“ Sie hoffte auf eine Universallösung von Hi. "Ha, da liegt der Hund begraben. So wie ich ihn kenne, kannst du dich da auf den Kopf stellen, er wird toben, sobald du nur einen Schritt in Kougas Richtung machst." „Aber…was soll ich denn dann machen?“ Kari war am Verzweifeln. Es musste doch eine Möglichkeit geben, um Banko davon zu überzeugen, dass Kouga keine Gefahr für ihn war. Ihr Blick wurde immer flehender. Hi MUSSTE ihr einfach helfen! Hi grübelte, sichtlich angestrengt, für das vor ihr ausgebreitete Problem eine Lösung zu finden. "Ganz ehrlich, ich glaube nie, dass du Banko davon überzeugen kannst, außer du meidest Kouga total. Wenn du Kouga aber nicht so abservieren willst, dann kannst du ihm ja immer noch schreiben, mit ihm telefonieren...oder dich heimlich treffen und hoffen, dass Banko es nicht spitz kriegt. Oder du schickst einen Unterhändler." Kari rümpfte die Nase und machte ein zweifelndes Gesicht. „Ach, ich weiß nicht! Dass ich mich damals mit ihm in der Schule getroffen hab, hat er auch irgendwie rausbekommen. Und wenn er merkt, dass ich ihn beschwindle, dann ist die Hölle los. Du kennst ihn ja…ach, warum muss alles so schwierig sein!“ "Tja, es ist halt schwierig mit so instinktbehafteten Vollmachos. Da ist nicht viel mit reden..." Kari schaute böse auf die Freundin. „He, du brauchst nicht gleich gemein zu werden. So schlimm ist er nicht. Man kann schon mit ihm reden…und zu mir ist er meist ganz lieb!“ "Ja, Süße, zu dir ist er schon lieb, aber zu Kouga bestimmt nicht. Ich kann dir nur sagen: wenn du mit Banko Ruhe haben willst, solltest du Kouga eher meiden. Wenn er dir aber soviel Wert ist, dass du ihn treffen willst, dann lässt sich Streit mit Banko nicht vermeiden." Die Entscheidung fiel Kari nun wirklich nicht so schwer. „Na gut, dann werd ich ihn noch einmal anrufen, um mich zu entschuldigen und ihm zu sagen, dass er in Zukunft lieber nichts mehr von sich hören lassen soll!“ Kapitel 31: Ein Fahrer ---------------------- Ein Fahrer Schon beinahe eine Woche war vergangen. Hi und Inu waren jeden Vormittag tauchen, während Banko und Kari es sich endlos lange im Bett gemütlich machten. Manchmal ging Kari mit Hi schnorcheln, aber meistens hing sie mit Banko wie scheintot in ihrem Liegestuhl unter dem breiten Sonnenschirm und döste vor sich hin. Mit ihren dunklen Sonnenbrillen bewaffnet lagen sie beide nebeneinander und beobachteten das quirlige Treiben am Strand oder am Pool, je nachdem, wo sie sich hingelegt hatten. Wenn Hi ein wenig meckerte, schob sie ihre Ohrenentzündung vor, die sie ja auskurieren müsse. Sie hatte einfach keine Lust, auch nur irgendetwas zu unternehmen. Sie wollte einfach nur neben ihrem Banko liegen und ein wenig Frieden genießen. Hi war mit Inu Yasha unterwegs, hatte mit ihm das Clubgelände untersucht, alle noch unerforschten Räume abgeklappert, die weiteren Sportmöglichkeiten im Club erkundet und war gerade dabei, die Prospekte an der Theke durchzusehen. Da sie schon beinahe alle ihre Bücher durch hatte und auch der clubeigene Laden keinen brauchbaren Nachschub mehr aufwies, wollte sie ihrem Freund ein wenig Appetit machen auf einen der abwechslungsreichen Ausflüge in die Umgebung, für die die bunten Prospekte an der Theke warben. Sie schmökerten gerade die Flyer für geführte Kamelausritte, Jeepfahrten und Trekkingtouren in die Wüste durch, als sie auf eine Unterhaltung ganz in ihrer Nähe aufmerksam wurde. Eine der Stimmen kam ihr irgendwie bekannt vor, auch wenn die Sprache Arabisch war. Sie hob neugierig den Kopf…und erstarrte. Dort, am Ende der langen Theke am anderen Ende des Raumes, standen zwei Männer. Einer davon mit endlos langen, silbernen Haaren, stand mit dem Rücken zu ihr. Es hätte eine Frau sein können bei dieser Haarlänge, die längsten Strähnen reichten bis in die Kniekehlen, aber Hi wusste, dass es ein Mann war. Und was für einer. Er unterhielt sich mit einem wild gestikulierenden Einheimischen, der neben ihm auf einem Barhocker saß, redete auf ihn ein und versuchte ihn wohl von irgendetwas zu überzeugen. „Sesshoumaru.“, hauchte sie nur. Inu Yashas Kopf flog hoch und folgte erstaunt ihrem Blick. Auch er hatte mit dem Auftauchen seines Bruders nicht gerechnet. Hi traf sein Anblick wie ein Schlag. Sie hätte nicht gedacht, ihn jemals wieder zu sehen, schon gar nicht hier in diesem Club noch während ihres Urlaubs. „Ach, ist der auch da?“ Inu Yashas Stimme klang eher genervt als erfreut, während seine Freundin bereits wie in Trance aufgestanden und zu der Theke hinüber gegangen war. Sie konnte nicht anders, es zog sie magisch dorthin. Inu Yasha folgte ihr eher widerwillig. Sie kamen neben den beiden Personen zum Stehen, als diese ihre Gesichter wandten um zu sehen, wer neben ihnen stand. Sesshoumarus Augen leuchteten auf, als er registrierte, wer sie waren. Er lächelte Hi an und nickte seinem Bruder kurz zu. „Seit wann bist du denn hier? Ich habe dich bisher nicht gesehen.“ Inu Yasha wandte sich direkt an seinen Halbbruder. „Ich bin auch gerade erst gekommen. Darf ich euch vorstellen: das ist Abdul, der Besitzer dieses Clubs, das sind mein Bruder Inu Yasha und seine Begleiterin Hi.“ Der Mann auf dem Barhocker wandte sich ihnen zu und reichte freundlich lächelnd die Hand. Dann gestikulierte er wild weiter, dass er beschäftigt sei, keine Zeit habe, schwang sich vom Stuhl und rannte davon. Sesshoumaru seufzte und blickte nachdenklich vor sich hin. Plötzlich wandte er sich seinem Bruder zu. Hi war dabei froh, dass er sie nicht ansprach. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Wahrscheinlich war sie knallrot angelaufen, aber bei der bronzenen Bräune, die sie bereits angenommen hatte, merkte man das vielleicht gar nicht. „Inu, hör mal her, kannst du mir helfen? Ich muss morgen früh ein Auto im Hafen von Akaba abholen und ich brauche einen zweiten Fahrer. Würdest du mitkommen? Abdul kann hier nicht weg. Er muss sich um den Auftritt der Bauchtanzgruppe heute Abend kümmern und hat noch eine Menge Vorbereitungen zu treffen. Daher kann er mir auch keinen Angestellten überlassen, der mich begleiten würde.“ „Bauchtanzgruppe?“ Inu Yashas Gesicht erhellte sich begeistert. „Nimm doch ein Flugzeug. Du jettest doch eh ständig durch die Gegend.“ „Das letzte Flugzeug dorthin ist schon unterwegs. Ich muss nur einen Mietwagen nehmen und die Küstenstrasse entlang bis Akaba fahren. Es ist nicht so weit.“ „Pah, ich habe keine Lust durch die Wüste zu gurken!“ Sesshoumaru schaute enttäuscht auf, als sein Blick auf Hi fiel. Sie war froh, dass Inu Yasha die Unterhaltung bisher bestritten hatte, sie wäre nicht in der Lage gewesen, etwas zu sagen. Aber als Sesshoumaru Akaba erwähnte, war die Aufregung wegen seines Auftauchens wie weggewischt und tausend Bilder schossen ihr durch den Kopf. Akaba, die Stadt aus ‚Lawrence von Arabien’, einer ihrer Lieblingsfilme, Akaba, die Stadt am Rande der Wüste, das Funkeln der Lichter damals jeden Abend in der Bucht, Akaba, der Klang nach Romantik und Exotik. Sie hatte so viel verbunden mit diesem Namen, hatte die Stadt ständig von Weitem gesehen, sie aber nie besuchen können. Ihre Augen leuchteten. „Akaba?“ „Ja, ich muss um sechs am Hafen sein.“ „Ich komme mit…wenn du mich brauchen kannst.“ „Na, warum nicht. Aber du wirst die Bauchtanzshow verpassen.“ Er zwinkerte ihr zu und schwenkte den Blick kurz auf seinen Bruder, der sich offensichtlich dieses Ereignis auf keinen Fall entgehen lassen wollte. Dann wandte er sich ihr wieder zu. „Wir sollten sobald wie möglich losfahren. Ich habe einen Geländewagen. Pack ein paar Kleinigkeiten für die Nacht. Wir werden in Akaba übernachten. Ich hole ein Auto ab, das ich hier her bringen möchte. Du sollst den Jeep zurückfahren.“ Sie nickte, zu mehr war sie auch nicht in der Lage. Zu viel stürmte auf sie ein. Das Wiedersehen, und die Aussicht, diese Stadt zu besuchen, und dann noch mit ihm... Inu Yasha schaute verdutzt, ließ sie aber ohne Widerspruch gehen. Sie rannte erst mal los, um ihre Freundin zu suchen. Sie wollte ihr Bescheid geben, was sie vorhatte, damit sie sich keine Sorgen machte. Sie vermutete sie am Strand, wo sie bestimmt mit Banko genüsslich unter einem Sonnenschirm döste. Atemlos kam sie an und stoppte abrupt vor der Freundin. „Kari, ich fahr weg!“ Kari hob überrascht den Kopf, der bis dahin auf Bankos Brustkorb geruht hatte. Auch er schob die Sonnenbrille hoch und starrte auf die atemlose Frau. "Was machst du?" Karis Stimme klang verschlafen. „Na, ich fahr weg. Mit Sesshoumaru. Nach Akaba.“ "Er ist hier?" Kari zog überrascht die Augenbrauen hoch. "Und er hat nichts Besseres zu tun, als dich anzuleiern, dass du in deinem kostbaren Urlaub mit ihm durch die Gegend kurvst? Ist ja nett..." Sie wusste, dass sie es ihrer Freundin nicht mehr ausreden konnte, und so seufzte sie ergeben. "Bis wann kommst du denn wieder?" "Ach, so ist es ja nicht. Eigentlich hat er Inu gefragt, ob er mit kommt, aber der hat keinen Bock. Und ich wollte schon immer mal nach Akaba, ist ein alter Traum von mir. Das passt schon, ich freu mich richtig drauf." Sie lächelte ihre Freundin strahlend an, die Vorfreude stand ihr ins Gesicht geschrieben. "Ich werd bestimmt morgen Mittag wieder hier sein." Kari grinste zurück. Sie vergönnte ihrer Freundin die Freude, auch wenn sie Sesshoumaru nicht unbedingt zu ihren Lieblingen zählte. "Na dann! Viel Spaß! Und Hi? Versprich mir, vorsichtig zu fahren und pass auf dich auf...auch was Sesshoumaru betrifft, ja?" Als sie genau hinsah, glaubte sie eine leichte Röte in His Gesicht aufsteigen zu sehen. Hi senkte nervös den Blick. "Hm, ja, mach ich, keine Angst...und euch beiden auch viel Spaß. Es soll heute Abend eine Bauchtanzshow geben, Inu wird bestimmt auch hingehen." "Tja, dann...wir werden ihn trösten, während du nicht da bist, ja? Und morgen meldest du dich, sobald du wieder hier bist, verstanden?" Kari sah ernst auf Hi. Hi senkte den Blick und schaute scheinbar schuldbewusst zu Boden. "Ja, Mami, ich werd auch brav und artig sein, langsam fahren...und dem fremden Onkel nicht an die Wäsche gehen!" Hi konnte es sich nicht verkneifen, Kari ein wenig aufzuziehen. Trotzdem war sie gerührt, wie sehr sich diese Sorgen um sie machte. Sie grinste sie frech an. Kari schaute ein wenig nachdenklich auf die Freundin. Dann meinte sie nur: "Ich kenne dich!" Mit einem Lächeln im Gesicht entspannte sie sich wieder und legte ihren Kopf erneut auf ihren Lieblingsplatz. Banko schlang sogleich einen Arm um sie. "Wir sehen uns dann morgen, ja? Und wenn er dir blöd kommen sollte, dann sag es ruhig mir...ich erklär ihm dann schon, was Sache ist!" Hi lachte kurz auf. "Ja Mami, das werd' ich. Und dann bekommt er Haue von dir." Sie drehte sich um und winkte den beiden kurz zu. "Bis Morgen!" Kapitel 32: Ich kenne dich! --------------------------- Ich kenne dich! Schnell rannte sie durch den heißen Sand zurück zum Bungalowdorf. Dort verlangsamte sich ihr Schritt. Die Worte ihrer Freundin gingen ihr durch den Kopf: “Ich kenne dich!“ Auf was wollte Kari hinaus? Sie grübelte, während sie über die gewundenen Wege zu ihrem Appartement zurückging, vorbei an all den kleinen Häuschen, die weiß getüncht in der Sonne lagen, umrankt von den mit grell-lila Hochblättern übersäten Bougainvilleen. Diesmal genoss sie nicht wie sonst deren üppigen Anblick und schaute auch nicht den huschenden Eidechsen hinterher, sondern blickte nachdenklich auf den gepflasterten Weg vor ihr. Kari machte sich Sorgen, aber worüber genau? Sie würde durch 3 arabische Länder fahren, aber die Strecke war nicht weit und sie wusste, dass die Küstenstrasse sie ohne Probleme ans Ziel führen würde. Sie hatte die Straße schon gesehen, sie war gut ausgebaut und führte direkt nach Akaba. Und sie war ja nicht alleine. Sesshoumaru kam ja mit, und er kannte sich hier zweifelsfrei aus. Sie freute sich schon so, endlich mal aus dem Club heraus zu kommen. Bisher hatte sie niemand begleiten wollen, nicht einmal um einen kleinen Bummel durch Dahab zu machen, der kleinen Stadt, die unmittelbar neben dem Club lag, und so war sie schon mehrfach alleine losgezogen, um deren Gassen zu erforschen. Inu Yasha war mit dem Sport- und Freizeitangebot vollauf beschäftigt, er ging mit ihr tauchen und zusätzlich surfen, Wasserski fahren und Gleitschirmfliegen am Strand. Er nutzte die vielen Möglichkeiten sich zu bewegen voll aus, genoss das regelmäßige und üppige Essen im Restaurant und mehr erwartete er nicht. Er zeigte kein Interesse, Land und Leute kennen zu lernen, und ihr Wunsch, einmal in die Wüste hinauszufahren, stieß bei ihm nur auf Unverständnis. Als sie nun so überraschend doch noch die Möglichkeit bekam, etwas vom Umland kennen zu lernen, sagte sie natürlich sofort zu. Vielleicht zu schnell, wie immer bei ihr. Ob Kari das meinte? Sie fuhr mit einem Mann über Nacht weg, den sie kaum kannte, in eine wildfremde Gegend, in der sie voll von ihm abhängig war. Ach, was sollte das? Sie hatte vollstes Vertrauen zu Sesshoumaru, und sie war schon oft im Ausland gewesen und würde es sich mit ihren Englischkenntnissen durchaus zutrauen, auch alleine durchzukommen. Trotzdem nagte ihre innere Stimme weiter. Sie ließ ihren Freund hier sitzen, um mit einem Typen loszuziehen, der sie schon angebaggert hatte. Und dem nicht genug, sie wusste, dass sie durchaus empfänglich war für sein Werben. Sie hatte solche Probleme damit gehabt, ihn aus ihrem Kopf zu bekommen, gewaltige Probleme, wenn sie ehrlich war. Und nun wollte sie mit ihm eine Nacht in einer fremden Stadt verbringen? Vielleicht war sie wirklich etwas voreilig gewesen…was wenn sie ihm nicht widerstehen konnte? Sie schüttelte unwillig den Kopf. Er war der Bruder ihres Freundes, und sie würde nicht gleich mit ihm ins Bett steigen. Vielleicht hatte sich seine Begeisterung für sie eh schon längst gelegt, war doch nur seinem Verlassenheitsgefühl in der damaligen Situation entsprungen. Warum sollte sie sich von solchen Befürchtungen einen harmlosen Ausflug vermiesen lassen? Ach, sie würde schon aufpassen. Sie traf sich mit Sesshoumaru auf dem Parkplatz vor dem Club. Dort blieb sie stehen und musterte ihn erst mal von oben bis unten. Irgendwie war das mal wieder typisch. Das Schicksal konnte echt gemein und zynisch sein…oder einfach witzig. Was hatte sie sich abgemüht und es gerade geschafft, sich treiben zu lassen, die Gelassenheit und Hitze zu genießen und sich keine großen Gedanken mehr zu machen, und diese Trägheit hatte ihr auch geholfen, die Erinnerungen an ihn endlich verblassen zu lassen. Und nun, wo sie froh war, ihre innere Ruhe wieder gefunden zu haben, stand er so überraschend wieder vor ihr. Er trug eine weite, sandfarbene Trekking-Hose und dazu ein weißes T-Shirt und Turnschuhe. Seine Haut war sonnengebräunt, die langen, silbern glänzenden Haare bildeten zu der bronzenen Haut einen besonders starken Kontrast. Die Streifen auf seinen Wangen und Handgelenken waren durch die Bräune kaum noch zu erkennen, nur der dunkle Halbmond schimmerte unter seinen Haaren durch und seine honigfarbenen Augen leuchteten noch intensiver als sonst. Er war schöner als sie ihn in Erinnerung hatte, sein Anblick verschlug ihr den Atem und so stand sie nur da und schaute ihn an. Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen mitzukommen. Aber nun war sie hier. Er kam ihr entgegen, blieb vor ihr stehen und umarmte sie sachte. Sie konnte nicht umhin, kurz die Augen zu schließen, als sie die Berührung seines Körpers spürte. Es fühlte sich so gut an. Und sein betörender Duft, an den sie sich sofort wieder erinnerte. Er roch nach Sommer, nach Sonne und dieser schweren Süße von Moschus, die sie nie vergessen hatte, auch nachdem er gegangen und die Wäsche, in der er gelegen hatte, längst gewaschen gewesen war. Sie stand da wie gelähmt und nahm nur seinen Geruch auf. „Willkommen, ich habe dich noch gar nicht richtig begrüßt. Danke, dass du mir…schon wieder hilfst.“ Er lächelte sie an, während ihre innere Stimme laut Alarm schlug. ‚Oh oh, was tu ich nur? Ich kann doch hier nicht so stehen bleiben und ihn nur anstarren? Reiß dich zusammen, Hi!‘ Und tatsächlich, es wirkte, ihre Starre löste sich langsam. Sie war wieder in der Lage, ihn ebenfalls anzulächeln, schluckte kurz mal unmerklich und fing dann an zu sprechen. „Na, so uneigennützig ist meine Hilfe gar nicht. Ich bin so froh, mal aus dem Club herauszukommen. Und ich freue mich, dabei sogar eine orts- und sprachkundige Beleitung zu haben. Und nach Akaba wollte ich schon immer mal. Du siehst, du tust eher mir einen Gefallen.“ Sie gab sich einen Ruck und warf entschlossen den Rucksack, den sie dabei hatte, auf den Rücksitz und stieg ein. Er setzte sich ans Steuer des Jeeps und schaute kurz zu ihr herüber. Entweder hatte er ihre Verwirrung nicht bemerkt, oder er ignorierte sie geschickt. „Hast du deinen Pass und den Führerschein dabei?“ Sie nickte nur. Dann startete er den Motor und sie brausten los. „Warst du schon einmal in Akaba?“ Sie fuhren schon eine Weile die staubige Küstenstraße entlang, die Landschaft rauschte dank des flotten Tempos recht zügig an ihnen vorbei. Es gab kaum Gegenverkehr, und so konnte er unbesorgt zu ihr hinüber sehen, als er sie ansprach. Sie schüttelte den Kopf, erzählte ihm von einer früheren Reise nach Eilat in Israel, wo sie jeden Abend die Lichter von Akaba hatten leuchten sehen. Aber die vielen bewaffneten Soldaten an der Grenze nach Jordanien hatten ihr und ihrem damaligen Begleiter Angst gemacht, und so hatten sie sich nicht getraut, die malerische Stadt zu besuchen, die nur wenige Kilometer entfernt neben ihrem Appartement Nacht für Nacht in der Dunkelheit funkelte. Von ihrer Schwärmerei wegen dem Film erzählte sie nichts. Sie war von Inu Yasha zu oft dafür ausgelacht worden. Er verstand schon mal gar nicht, wie ein erwachsener Mensch sich so von einer künstlichen Erzählung anstecken lassen konnte und so traute sie sich nicht mehr zuzugeben, dass sie auch deswegen in die Stadt wollte, um dem Feeling eines Kinofilmes nachzuspüren. Wieder saß sie schweigend neben ihm, aber sie entspannte sich dabei langsam, räkelte sich schon genüsslich in ihrem Sitz und nahm die fremdartige Landschaft mit allen Sinnen auf. Die Gegend war karg, die Straße führte relativ knapp an der Küste entlang, links das bläulich schimmernde Felsmassiv, rechts einsamer Strand und dahinter glänzendes Meer, nur ab und zu behinderte eine Sandverwehung die schnelle Weiterfahrt. Vom Wasser her wehte eine leichte Brise, die angenehm rein und kühlend in den offenen Wagen blies, während sie hinter sich eine dicke, wirbelnde Staubwolke herzogen. His lockige Haarpracht wedelte sanft um ihre Schulten, die drückende Hitze, die im Club immer herrschte, war verschwunden. Er saß ganz entspannt am Steuer, lenkte zwar locker, aber nicht zu betont lässig den Wagen. Langsam überwand Hi ihre innere Anspannung, die sie so gelähmt hatte, als er sie auf dem Parkplatz umarmt hatte. Sie begann sich wieder mit ihm zu unterhalten, merkte wie sie lockerer wurde und endlich unbeschwert mit ihm reden konnte. Er wirkte verändert, ruhiger, gelassen. Er antwortete bereitwillig auf ihre Fragen, wollte wissen, was sie in der Zwischenzeit erlebt hatte. Und er machte sie auch nicht mehr so seltsam an wie damals beim Pizzaessen bei ihrer Freundin. Entweder war es wirklich nur eine Masche gewesen und er hatte eingesehen, dass er damit bei ihr nicht punkten konnte, oder sein Verhalten war doch aus seiner damaligen Situation heraus begründet gewesen. Auf alle Fälle gefiel er ihr so besser. Sie passierten die Grenze nach Israel und danach gleich die nach Jordanien ohne Zwischenfälle. Bewaffneten Soldaten patrollierten immer noch an den Zäunen, die die einzige Markierung der Landesgrenzen inmitten der Wüste waren. Aber außer den üblichen Passkontrollen gab es keine besonderen Vorkommnisse. Kapitel 33: Akaba ----------------- Akaba In Akaba angekommen lenkte er den Jeep vor ein einheimisches Hotel. Es war nicht pompös wie die nach westlichen Maßstäben eingerichteten an den Nobelstraßen der Stadt, aber die Inneneinrichtung war authentisch, was Hi besonders freute. Westlichen Einheitsbrei hatte sie schon genug im Club. Sie gelangten durch einen verträumten, kleinen Innenhof mit plätscherndem Brunnen und Palmen in Kübeln zu ihren Zimmern. Diese waren klein, aber gemütlich eingerichtet. Ein großes Himmelbett mit wehenden Vorhängen, ein niedriger Tisch mit vielen runden Kissen, ein winziger Balkon, Mosaiken an den Wänden. Es war wie in einem orientalischen Märchen. Er holte sie gleich wieder ab, um sie zum Abendessen in die nahe gelegenen, malerischen Gassen zu geleiten. Es war ein kleines, unscheinbares Restaurant, in das er sie dann führte, mit vielen gemütlichen, sanft ausgeleuchteten Nischen, alle mit einem niedrigem Tisch und vielen Kissen ausgestattet, auf denen sie sich niederließen. Sie waren angeordnet um einen Atrium, das mit einen plätschernden Brunnen und aufstrebenden Palmen wie eine Oase in der Wüste wirkte. Die junge Frau konnte sich kaum satt sehen. Sie nahm das exotische Ambiente voll in sich auf, sog tief den intensiven Duft des blühenden Jasmins ein, der an einem Rankgestell empor wucherte und dessen kleine, zarten Blüten gerade anfingen, sich zu öffnen. Sesshoumaru betrachtete sie still lächelnd. Obwohl er viel herumgekommen war, hatte er selten jemanden kennen gelernt, der eine neue Umgebung mit solcher Intensität in sich aufnahm. Sie saß nur da und schaute. Ihre dunkeln Augen nahmen jedes Detail in sich auf, und ihr neugieriges Gesicht zeugte von wahrer Begeisterung für den malerischen Ort. Sie schien ihn beinahe vergessen zu haben, doch schließlich landete ihr Blick wieder an ihrem kleinen Tisch und sie versuchte verzweifelt das Blatt zu entziffern, auf dem wohl die Gerichte angepriesen wurden, aber sie fand nur arabische Schriftzeichen vor. Sie seufzte auf und bat ihn, die Auswahl für sie zu übernehmen. Dazu nannte sie ihm noch ein paar Wünsche. „Bitte keine Innereien. Wenn Fleisch, dann Lamm, und ich würde so gerne was mit Okra und Auberginen probieren, und diese leckere Sesampaste…und Couscous.“ Er nickte ihr lächelnd zu und bestellte dann bei dem heraneilenden Ober. Sie verstand kein Wort und hoffte, dass etwas dabei sein würde, was ihr schmeckte. Das Essen war vorzüglich. Sie konnte nicht genug ausprobieren von den leckeren Speisen in den vielen Schalen auf ihrem Tisch. Sie aßen mit den Händen, unterhielten sich lachend im dämmrigen Licht, naschten immer wieder von den verschiedenen Gerichten, bis sie alles aufgegessen hatten. Ein solches Essen hatte sie bisher noch nie vorgesetzt bekommen. Sie liebte die fremden Gewürze, den ungewohnten Geschmack und vor allem Duft der Speisen, die ungewöhnliche Kombination von Fleisch, Mandeln und Datteln, die sanfte Schärfe der Gemüsegerichte. Leider gab es im Club nur sehr an den westlichen Geschmack angepasste Menus, und da sie die Sprache nicht beherrschte, waren ihr auch solche typisch einheimischen Restaurants bisher verwehrt gewesen. Sie erzählte ihrem Begleiter von den vielen Kochkursen, an denen sie schon teilgenommen hatte. Orientalisch hatte hierbei leider gefehlt. Nach einem Reinfall bei einem einheimischen, schwulen Koch, der einen wahren Frauenhass austobte, hatte sie darauf geachtet, nur noch Kurse bei Frauen zu buchen. Denn sie hatte es nicht ertragen können, dass der Typ all die anwesenden Frauen, von denen viele seit Jahren jede Menge Familienmitglieder mit bestimmt köstlichem Essen versorgten, als unfähig hinstellte, nur weil sie die teuren Messer, die er in einem Köfferchen dabei hatte, nicht so schnell und gewandt handhabten wie er selbst. Was für ein arroganter Mensch! Hi konnte sich so richtig aufregen, wenn sie nur daran dachte und ihr Begleiter schien ihre Empörung durchaus nachvollziehen zu können. Danach hatte sie Kochkurse belegt, die ihr weit mehr gefallen hatten. Afrikanisches Kochen bei einer schwarzen, kenianischen Professorin, die die herrlichsten Fladen in einer einfachen Pfanne ausbuk, höllenscharfes Thai-Essen, bei dem ihr am Anfang die Tränen in die Augen schossen, bis sie sich daran gewöhnt hatte. Dann noch philippinisch, das Kochen dieser herrlich duftenden, indischen Gerichte und kreolisch, wobei sie immer darauf bedacht war, dass die Kurse von Einheimischen oder immerhin Kennern der Küche abgehalten wurden. Sie wollte die Gerichte so kennen lernen, wie sie in den entsprechenden Ländern auch gegessen wurden. Kein Möchte-Gern-Exotik-Essen, bei dem nur um einen ausgefallenen Namen für ein übliches, angepasstes Einheitsessen ging. Den indischen Kurs hatte zum Beispiel eine Frau, die mit ihrem Mann in England gewesen war und die eigenen Kochkünste von ihrem indischen Nachbarn gelernt hatte. Ein lustiger Kurs mit vielen Anekdoten, die Hi mit Begeisterung weiter erzählte. „Ist des dir denn so wichtig, dass es ja immer authentisch ist?“ Sesshoumaru schaute sie fragend an. „Na ja, warum sollte ich etwas kochen lernen, das doch wieder angepasst ist. Ich will ja damit das Land kennen lernen, den Geschmack der Menschen, die dort leben. Und da will ich nichts vorgemacht bekommen, selbst wenn es mir dann nicht schmeckt. Aber das war bisher selten der Fall.“ Sie grinste anzüglich und fuhr fort. „Das ist wie in dem Club. Warum soll ich nach Ägypten fahren, wenn ich dort eh wieder Pommes und Schnitzel esse. Wozu fahr ich dann überhaupt weg? Da kann ich doch gleich daheim bleiben.“ Er schmunzelte, vermutete, dass sie auf ihre Ferienbegleitung anspielte, denn zumindest von seinem Bruder wusste er, dass der für Experimente, vor allem wenn sie sein geliebtes Essen betrafen, nicht zu haben war. Und die Freundin, die sie da dabei hatte, wirkte auch äußerst bieder. Was wollte so ein Freigeist mit solch langweiligen Weggenossen? Trotzdem wollte er sie ein wenig foppen. „Na, ich wär manchmal froh, wenn ich mal wieder einen Schweinebraten mit Knödel kriegen würde. Ich bin so viel unterwegs und bekomme so viel ‚authentisches‘ Essen, dass ich schon gar nicht mehr weiß, wie das von zuhause schmeckt.“ Hi musste lachen. Sonst hätte sie eine solche Vorliebe eher bei einem Landei erwartet, aber das war ihr Begleiter nun wirklich nicht. Dass sich jemand nach einem gut bürgerlichen Essen sehnte? „Ist doch auch wieder authentisch, original bayrisch. Wenn drauf Lust hast, dann kommst einfach zu mir und ich koch dir das.“ Sie giggerte vor sich hin. Ha ha, als ob es nicht genug Frauen auf der Welt gab, die bestimmt mit Freuden mehr taten, als ihm nur ein deftiges Essen zu kochen. Da würde er gerade zu ihr kommen. Aber sie wunderte sich trotzdem ein wenig über seinen Lieblingsessen, seine Stimme war ohne jeden Akzent, und sie hätte nicht vermutet, dass er wie sie aus dem Süden Deutschlands stammte. „Dafür verhilfst du mir jetzt zu nem tollen Essen, als Dolmetscher und Berater. Ich wär ja schon alleine losgezogen, aber es hapert bei mir leider an den Sprachkenntnissen, sonst hätte ich mich in Dahab schon längst kreuz und quer durch die Restaurants gefuttert.“ Und sie griff herzhaft zu den Nachspeisen, Nüsse und Feigen, Desserthäppchen und kandierte Früchte, die er gerade geordert hatte und die ihr schön arrangiert auf einer großen Schale zwischen Blüten und Blättern entgegen lachten. Nach dem Mahl wuschen sie ihre Finger in den mit Rosenblüten bestreuten Wasserschalen, die man ihnen reichte. Sie hatten ausgiebig von dem süßen Tee getrunken, der zum Essen serviert wurde und das Lokal wieder verlassen, um in dem Bazar in der Gegend noch bummeln zu gehen. Viele, kleine Stände schmiegten sich an die Mauern der malerischen, engen Gassen. Sonnensegel waren von einer Häuserwand zur anderen gespannt, um tagsüber vor der prallen Sonne zu schützen und die angenehme Kühle zu wahren, die hier herrschte. Unterschiedliche Waren lagen auf Tischen oder hingen an den Wänden: Goldschmuck, Uhren, Kleidung, Haushaltsgeräte, Fotozubehör und Andenken stapelten sich, aber auch Obst und Gemüse wurden in appetitlichen Bergen, die verschiedenen Gewürze in farbenfrohen Häufchen auf den Tischen präsentiert. Alleine dieser Anblick war schon die Reise wert gewesen. Die vielen Verkäufer und auch Kunden lungerten um die Stände herum und betrachteten sie neugierig. Wenn sie das ungewöhnliche Paar von weitem kommen sahen, wurden sie eingekreist und belagert. Er trug seine Haare zwar an diesem Abend zu einem langen Zopf gebändigt, und von vorne wirkte es, als ob er eine Kurzhaarfrisur trug. Trotzdem war deren Farbe immer noch ungewöhnlich, und die Male auf Wangen, Stirn und an den schmalen Handgelenken schimmerten doch leicht unter der gebräunten Haut durch. Sie fielen auf, und Hi wusste nicht so recht, ob wegen ihm oder ihr. Mit Händen und Füßen versuchten die Verkäufer ihre Waren anzubieten und sie zu ihren Ständen zu ziehen, doch Sesshoumaru wies sie mit kurzen Absagen wieder zurück. So schlenderten sie von Laden zu Laden, betrachteten ausgiebig die Auslagen und Hi kaufte einige Kleinigkeiten für ihr arabisch eingerichtetes Schlafzimmer zuhause, ein paar bestickte Tücher und Borden sowie lange Ketten aus dünn gehämmertem Messingplättchen. Leider war die Kleidung, die sie vorfand, nicht das, was sie zu finden hoffte, es gab hauptsächlich moderne T–Shirts und Jeans, aber keine traditionelle Kleidung. Aber sie war zufrieden, endlich einmal echte arabische Artikel zu sehen zu bekommen und nicht nur die Einheitssouvenirs, wie sie im Club und all den Touristengebieten erhältlich waren. Nur die vielen Blicke und die ständige Anmache beunruhigten das Mädchen. Dauernd wurde sie angesprochen, die Männer johlten beinahe bei dem seltenen Anblick einer europäischen Frau in ihren Gassen, sodass sie sogar die seltsamen Haare ihres Begleiters außer Acht ließen. Dabei hatte Hi so sorgfältig ihre Kleidung an die Sitten angepasst, hatte ein langärmlige und mit Rosenblüten bedruckte Bluse aus cremefarbenem Crepe de Chine gewählt, die wallend und üppig ihre Figur vollkommen verhüllte. Der Stoff war leicht und luftdurchlässig, und so wurde ihr trotz der immer noch herrschenden Hitze nicht zu warm, im Gegenteil. Das sanfte Wedeln des seidenweichen, aber griffigen Stoffes brachte ihr zusätzliche Kühlung. Dazu trug sie eine Jeans und feine Ledersandalen, die nur aus wenigen Riemchen bestanden. Sie hielt diese Kleidung auch für ein arabisches Land für durchaus schicklich, nur ihre Haare mochte sie nicht verbergen und so wippten ihre üppigen Locken bei jedem Schritt auf ihren Schultern. Ihr Gang wurde immer schneller, und ihr war anzusehen, wie sehr sie die Belagerung der zähen Verkäufer nervte. Aber diese hielten sich dann schlagartig zurück, als Sesshoumaru, dem ihr Unwohlsein aufgefallen war, seinen Arm um ihre Schultern legte und sie damit als sein ‚Eigentum’ auszeichneten. Er holte sich ihre Zustimmung mit einem fragenden Blick, als sie etwas verblüfft zu ihm aufschaute. „Dann geben sie Ruhe…“, deutete er ihr an und sie nickte zustimmend. Sie ließ es gerne zu, wenn sie auch ein seltsames Gefühl hatte, so nah neben ihm zu gehen, aber der Erfolg dieser Maßnahme war unabstreitbar. Jetzt war sie schon den halben Tag mit ihm unterwegs gewesen, aber nach ihrer Begrüßung im Club hatte sie gar nicht mehr daran gedacht, ihn zu berühren. Er war ein Freund, ein netter Bekannter, mit dem sie die Zeit verbrachte, und sie wäre nie auf die Idee gekommen, ihn anzufassen. So viel zu Karis Befürchtungen. Doch nun spürte sie ihn so deutlich an ihrer Seite. Sein Gang war weich und geschmeidig, seine Bewegungen ruhig und gezielt. Sie verglich ihn unwillkürlich mit Inu Yasha, dessen Bewegungen immer sehr energiegeladen und dynamisch, fast ein bisschen wild waren. Sie hatte es nie gestört, aber sie spürte auch, wie viel Ruhe und Gelassenheit Sesshoumaru ausstrahlte. Ob es daran lag, dass er älter war als sein Bruder? Oder war es sein anders gearteter Charakter? Sie musste zugeben, dass sie sich an seiner Seite ausgesprochen wohl fühlte. Und ein wenig warm wurde ihr schon bei dem Gedanken, hier so auf Tuchfühlung mit ihm spazieren zu gehen. Aber sie war auch schon mit sehr guten Bekannten eng umschlungen spazieren gegangen, und es war schön, aber absolut nichts dabei gewesen, einfach ein Zeichen der Freundschaft und Vertrautheit. Sie zwang sich, einfach nicht daran zu denken und sah sich weiter die Auslagen der Geschäfte an, beobachtete die Fledermäuse, die durch die langsam dunkel werdenden Gassen flitzten und den Himmel, an dem die ersten Sterne blinkten. Die Händler knipsten jede Menge Lampen an, mit denen sie ihre Ware auch bei Nacht beleuchteten, denn die Dunkelheit bedeutete hier noch lange nicht das Ende des Verkaufs. Wie in allen südlichen Ländern war das gemütliche Einkaufen am Abend eine ganz normale Sache, die Kühle der Nacht lockte viele Kunden erst in die Gassen und es ging gar noch turbulenter und lauter zu als am Nachmittag. Er verließ mit ihr den Bazar mit dem Versprechen, noch ein besonderes Ereignis für diesen Abend für sie bereit zu haben. Die Luft war immer noch erfüllt von der Glut, die tagsüber in der Wüste geherrscht hatte, und wehte ihr sanft und wohlig über die nackten Füße. Unter ihren Sohlen konnte sie die gespeicherte Hitze im Bodenbelag noch deutlich spüren, aber der leichte Wind, der vom Meer her wehte, versprach angenehme Kühle für die kommenden Stunden. Langsam schlenderten sie auf den gepflasterten Gehwegen hinunter Richtung Meer. Erst hier fiel ihr auf, dass sie immer noch Arm in Arm gingen. Sie hatte gar nicht mehr daran gedacht, teilweise war es auch Gewohnheit, das sie mit ihrem Inu immer so spazieren ging. Als sie es merkte, überlegte sie kurz, und löste sich dann beim Überqueren einer größeren Straße wie zufällig aus seinem Arm. Er reagierte gar nicht darauf, wanderte auf der anderen Straßenseite weiter neben ihr her als ob nichts gewesen sei. Ob er ein wenig enttäuscht war? Sie konnte nichts in seinem Gesicht lesen, dass er ihr auch nur selten zudrehte. Er suchte anscheinend etwas, schaute prüfend die Gebäude an und führte sie weiter Richtung Hafen. Sie nahm an, dass es ihm wohl nichts bedeutet hatte. Er führte sie zu einem kleinen Club in der Nähe des Hafens, der aus einem mittelgroßen Innenraum bestand, in dem noch eine Band auftreten sollte. Doch das Besondere war die Veranda, die um das ganze Gebäude herum verlief, verbunden mit dem Konzertraum durch die weit geöffneten Türen und Fenster. Auf ihr waren lauter kleine Tische platziert, die nur von flackerndem Kerzenlicht beleuchtet wurden. Er hatte wohl vom Hotel aus reserviert, denn sie wurden nach einem kurzen Gespräch zu einem letzen der noch freien Tische auf der Veranda geführt. Als die Band den Innenraum betrat und ihre Instrumente auspackte, strahlte Hi erfreut. Ein Kontrabass wurde aufgestellt, ein Klavierhocker besetzt, ein paar Bläser bauten ihre Instrumente zusammen. Dann erschien noch eine wunderschöne Frau mit langen, dunkeln Locken in einem eleganten Kleid, die sich vor dem Mikrofon positionierte. Als sie die Stimme erhob, lief Hi eine Gänsehaut den Rücken hinunter. Die Frau hatte eine rauchige, tiefe Stimme und sang auf arabisch sanften Jazz. Die Musik war wunderschön, voll und ganz ihr Geschmack. Sie schaute Sesshoumaru überrascht an. „Woher weißt du, dass mir solche Musik gefällt?“ Er lächelte nur, doch dann gab er ihr doch eine Antwort. „Ich habe deine CD-Sammlung durchgesehen.“ Ach ja, genau, er war ja in ihrem Wohnzimmer gewesen. Sie hatte es schon beinahe vergessen. „Aber das hätten doch auch Inus CDs sein können.“ Er grinste verschmitzt und schüttelte dabei verneinend den Kopf. „Nein, nein. Ich weiß ja, was Inu so hört. Und Jazz ist wirklich nicht dabei.“ Sie schmunzelte. Inu bevorzugte harte Sachen, Rock und auch mal einen ganz normalen Pop-Song. Aber reiner Jazz war wirklich nicht sein Ding, genauso wenig Soul oder Funk. Das war ihm zu verschnörkelt, sagte er immer. Er wollte es gerade und ehrlich…und einfach, empfand Hi. Komplizierte Takte waren nichts für ihn. Da hatte sie auch keine Chancen, ihn zu einem Konzert mitzuschleppen. Nicht mal zu einem Blueskonzert hatte sie ihn bisher überreden können, obwohl er einige Blues-CDs in seinem Schank hatte wie die Blues Brothers oder ZZ-Top. „Aber dir gefällt es?“ Sie schaute den großen Bruder ihres Freundes fragend an. Konnten Familienmitglieder so verschieden sein? „Na, sonst wäre ich nicht hier. Nur aus reiner Sympathie ein Konzert zu besuchen, das mir überhaupt nicht liegt, würde ich dann doch nicht aushalten.“ Sie lehnte sich zurück, schloss dir Augen und genoss die sanfte, exotische Musik mit den ungewöhnlichen Gesangspassagen, die ihr immer wieder Gänsehaut beschieden. Der sanfte, laue Nachtwind strich leicht über ihre Wangen, und der ausgewogene, intensive Geschmack ihres hervorragend gemixten Fruchtcocktails erfüllte ihre Geschmacksknospen. Der Abend war perfekt, absolut perfekt! Sie hatte sich schon lange nicht mehr so wohl gefühlt. Er nickte ihr zu, erhob sein Glas und hielt es ihr entgegen. Sie registrierte die Geste und hob auch ihres, um mit ihm anzustoßen. Wie gewohnt wandte sie ihren Blick, um ihm in die Augen zu sehen. Sie legte großen Wert darauf, dass man dies beim Anstoßen nicht vergisst. In ihrer früheren Stammkneipe war das der Brauch gewesen, und die vielen Freunde hatten oft Witze darüber gemacht, dass einer, der sich nicht daran hielt, sieben Jahre schlechten Sex haben werde. Das wollte natürlich keiner herausfordern. So hatte sie vielen Männern tief in die Augen geblickt, hatte oberflächliche oder verlegene Blicke vorgefunden, aber auch tiefgehende und feurige. Trotzdem war sie nicht auf das vorbereitet, was sie nun traf. Kapitel 34: Der Blick --------------------- Der Blick Sie schaute ihn an und hatte den Eindruck, dass die Welt um sie herum zu schmelzen begann. Die kleine Bar verschwand wie im Nebel, die Veranda, auf der sie saßen, löste sich auf, selbst den Tisch mit der flackernden Kerze nahm sie kaum noch wahr. Wie bei der Fahrt durch einen Tunnel engte sich ihr Gesichtsfeld immer mehr ein, wurde magisch angezogen von seinem Gesicht, seinen Wangen, seinen Augen. Sie sah die purpurnen Male, die seine Wangenknochen zierten, den tiefdunklen Halbmond auf seiner Stirn, umrahmt von den sanft wehenden Strähnen seiner silbernen Haare, seine schmale Nase und die schönen, geschwungenen Lippen. Wie von einem Magneten angezogen, wanderten ihre Augen automatisch zu den seinen. Sie konnte nicht sagen, was passierte, ob es von ihr selbst ausging oder sein Blick sie so magisch anzog, sie wusste nur, dass es geschah. Irgendwann sah sie nur noch seine Augen, alles andere war hinter eine Wand aus Dunst und Nebel verschwunden, unwirklich und weit entfernt. Die Farbe der Iris war für sie immer noch ungewöhnlich, ein tiefes Gold mit einem amberfarbenen Strahlenkranz, der sie wunderschön und lebendig wirken ließ, wie sie so im sanften Kerzenlicht schimmerten. Aber viel mehr traf sie der Blick aus den leicht schräg stehenden Augen. Es gab kein Halten, keine Grenze, sie versank einfach in ihm. Sie blickte in diese Augen hinein, und sie wusste nicht mehr, wo sie war. Dunkle, lange Wimpern bekränzten sie, aber sie verdeckten nicht den Schimmer, der von ihnen ausging, ein seltsames Leuchten, dass ihr Einblick zu geben schien in die Tiefe seiner Seele. Sie konnte den Blick nicht mehr abwenden, sah den Schleier seiner Augen, fühlte sich gebannt um regungslos zu verharren. Sie sah nur noch ihn, blickte tief in ihn hinein, verlor sich, sah alles…und nichts. Ewig saß sie so da, alles war verschwunden aus ihrem Bewusstwein, das Leben aus ihr gewichen, sie saß nur da, versunken in die bersteinfarbenen Augen vor ihr. Er regte sich nicht, hielt ihren Blick gefesselt, ließ ihn nicht los. Die Zeit stand still. Sie löste sich erst aus ihrer Starre, als sie spürte, wie er mit seinen Fingern sanft über ihren Handrücken strich. Sie erwachte wie aus einem Traum, blinzelte, als sie die Umgebung wieder erkannte, die Kerze auf dem Tisch, die leicht in der milden Abendbrise flackerte, das Glas in ihrer Hand, den Tisch, die Holzveranda, die Musik aus dem Raum drinnen. Sie hielt immer noch ihr Glas, die Arme auf den Ellbogen aufgestützt, die Hände aneinander gelegt nahe den seinen, und er streichelte ihr immer noch mit den Fingern über ihren Handrücken, betrachtete sie dabei sanft lächelnd mit schräg gelegtem Kopf. Sie schüttelte etwas verwirrt den Kopf, so dass ihre Locken wippten, versuchte wach zu werden und herauszufinden, wie lange sie so gesessen hatte. Sie hatte ihren Zeitsinn vollständig verloren. Die Kerze, war sie deutlich herunter gebrannt? Die Band spielte schon längst ein anderes Lied, aber wie viele hatten sie dazwischen gespielt? Sie hatte nichts mehr gehört, konnte es nicht sagen. Sie schaute sich verstohlen um, um nachzuprüfen, ob schon Gäste gegangen waren. Zum Glück war die Veranda immer noch bis auf den letzten Platz belegt. Ihr kam es vor, als wäre es mitten in der tiefsten Nacht und sie sei eingeschlafen gewesen, dabei schien nur wenig Zeit vergangen zu sein. Was war passiert? Was war mit ihr geschehen? Was hatte er gemacht? Sie schaute ihn an, seine Augen wirkten wieder völlig normal. Konnte er zaubern? Sie blickte ihn wieder genauer an…da, es passierte wieder, magisch wurde sie angezogen, wieder schien die Umgebung zu verschmelzen, der Tunnelblick, seine leuchtenden Augen, ihre Lähmung…nein, nein! Sie riss sich sofort zusammen, das durfte nicht geschehen, Das durfte sie nicht, wie konnte sie nur! Was war mit Inu Yasha? Sie konnte doch nicht hier sitzen und in den Augen seines Bruders ertrinken. Nein! Gewaltsam machte sie sich los, blickte rasch zur Seite, zog die Arme zurück, weg von seinen Händen, seinen liebkosenden Fingern, seine Wärme, seiner…Zärtlichkeit, und nippte nervös an ihrem Drink. Was er wohl von ihr dachte? Wie lange sie ihn wohl angestarrt hatte? Es war ihr so unendlich peinlich. Wie konnte sie nur… Sie sah zu ihm hinüber, aber sie begegnete nur seinem warm lächelnden Blick und freundlichen Augen. Ob er ihre Verlegenheit bemerkt hatte? Er hielt sich auf alle Fälle deutlich zurück, sie konnte keine Reaktion in seinem Gesicht lesen, seine Hände beließ er an seinem Glas. Langsam kam sie wieder zu sich. Die Alarmglocken in ihrem Kopf schrillten überdeutlich, aber sie schaffte es trotzdem, sich wieder zu beruhigen. Mein Gott, sie war schon mit vielen Männern aus gewesen, alleine, in Gruppen, mit anderen Frauen und auch ohne. Die vielen Kollegen, mit denen sie die Bars und Kneipen erkundet hatte in der fremden Stadt nach getaner Arbeit, oder die neuen Kollegen, die sie aus Prinzip immer eingeladen hatte, um sie ein wenig kennen zu lernen – was immer geklappt hatte. Nein, sie war geübt im Ausgehen mit beinahe fremden Männern, also warum sollte das hier so etwas besonderes sein? Warum sollte sie diesen Abend nicht in den Griff bekommen? Und wenn ihr einer mal besonders gefallen hatte…deswegen war sie auch nie auf den Mund gefallen. Meist war sie dann besonders frech, stellte dreiste Fragen, um zu sehen, wie sie reagierten, ob einer Mut, Schneid und vor allem Ideen hatte, um ebenfalls frech zu antworten, oder ob ihnen nichts einfiel und sie nur stammelnd und stotternd oder gar grimmig schweigend da saßen und vor sich hin schmollten. Es war ihr dann egal, wenn die sie nicht so mochten, denn sie war eh nicht interessiert an Langweilern, an den grauen Mäusen, denen nie was einfiel. Sie waren als Kollegen super Kumpels, zuverlässig und angenehme Mitarbeiter, aber als Gesprächspartner fehlte ihnen Esprit und Witz. Und wenn ihr einer gefiel und bestanden hatten, dann hatte sie ihn vorsichtig ausgefragt. Sollte sich heraus gestellt haben, dass er eine Freundin hatte, war er eh sofort tabu gewesen. Oder sie war tabu, weil sie liiert war…so wie jetzt. Aber es waren dann immer noch dufte Kumpels zum Ausgehen, zum Spaß haben, Lachen, Squash spielen und sich die Zeit zu vertreiben. Also schnell, was fiel ihr hier ein? Sie war doch sonst nie um ein paar Fragen verlegen? Um ein Thema. Das war doch ihre Stärke. Ihre gute Beobachtungsgaben, das Deuten von Gesten und Blicken, das Achten auf die Nebensätze, das Kombinieren von Informationen, die sie erhalten hatte, um sich einen Reim zu machen, wen sie da vor sich hatte und wie sie am besten auf ihr Gegenüber eingehen konnte. Hier schien sie zu versagen, ihn konnte sie nicht durchdringen, er wirkte zwar unwahrscheinlich freundlich und charmant, er erzählte ihr jede Menge, aber er blieb immer an der Oberfläche, war so anders als damals in der Nacht, sehr vorsichtig und verschlossen. Manchmal kam er ihr vor, als ob er gar nicht da wäre… „Du bist eine Waage!“, schleudert sie ihm kurz entschlossen entgegen. Astrologie war immer ein super Thema. Selbst wenn sie total dagegen waren und überhaupt nicht an die Sterne glaubten, so rückten sie, um gerade dies zu beweisen, auf einmal unbefangen mit intimen Details heraus. Sie schämte sich ein wenig, dass sie zu diesem Notanker griff, aber sie hatte das Gefühl, dass er wie in einem Buch in ihr las…dabei sagte er kein Wort, er sah sie bisher nur an. Sie wollte wieder die Kontrolle über sich zurück bekommen, wollte ein Thema, an das sie sich halten konnte, dass sie wirklich interessierte. Und er war eine Waage, da war sie sich sicher. Der gute Geschmack, die dezente, aber ihm ausgesprochen gut stehende Kleidung (der Löwe würde protzig daher kommen), der ausgesprochene Sinn für wunderschönes Ambiente, für Stimmung, das gab es nur bei Waagen in so absoluter Vollkommenheit. Und dann einerseits der Charme, und dann die luftige Kühle, das beinahe Nichtvorhandensein - gone like the wind. Typisch Luftzeichen. Und für einen Zwilling war er nicht geschwätzig genug. Sie grinste ihn herausfordernd an, gespannt darauf zu hören, ob sie richtig lag…und wie er zu dem ‚unwissenschaftlichen Blödsinn‘ stand. Puh, das war geschafft, sie hatte sich wieder im Griff und eine Aufgabe, etwas, was sie erfahren wollte, bei dem sie sich einbringen konnte, mit ihrem Charme und ihrem Interesse. Sie lächelte ihn herausfordernd an. Er nickte nur, stellte dabei seinen Kopf leicht schräg uns zog die Brauen ein wenig nach oben. „Woher weißt du das? Hat Inu dir das erzählt?“ „Nein, ich hatte keine Ahnung.“ Es stimmte also. Etwas schelmisch blickte sie über den Rand ihres Glases und nippte dann an ihren Drink. „Einfach nur geraten…“, wollte sie abwiegeln. „Nein, das glaub ich nicht. Dann wäre die Trefferquote eins zu elf gegen dich. Erzähl, wie kommst du darauf?“ Und sie erzählte es ihm, kam wieder ins Gespräch, unbefangen, mit viel leisem Lachen, ohne Magie, ohne Zauberblick, denn sie beherrschte sich sehr, ihm ja nicht zu lange in die Augen zu blicken. Er errötete nicht bei den Komplimenten, die sie ihm machte, über seinen Sinn für Stimmungen, seinen guten Geschmack. Er nahm es an, nicht verlegen, aber auch nicht eingebildet. Es war immer sehr aufschlussreich, wie Menschen auf Komplimente reagierten. Seltsam, man sagte doch was absolut Positives, und die meisten wussten nichts damit anzufangen, wichen aus, wiegelten ab, entschuldigten sich gar, oder sie waren stumm und liefen rot an. Kaum ein Mensch konnte sich einfach freuen und unbefangen damit umgehen. Er bedankte sich, lächelte…und freute sich tatsächlich. Und Hi war entzückt. Sie sah es als Zeichen eines gesunden Selbstbewusstseins, wenn er so gelassen mit einem Kompliment umgehen konnte, denn auch wenn sie selbst sich durchaus als gefestigte Persönlichkeit sah, so hatte sie doch lange üben müssen, um sich einfach bedanken zu können, wenn ihr jemand was Nettes sagte. Und gleichzeitig hatte sie sich auch vorgenommen, es immer auch laut zu sagen, wenn sie etwas registrierte, was ihr gefiel. Die Menschen sagten sich viel zu wenig nette Sachen. „Und du bist ein Schütze.“ Nun war es an Hi zu staunen. Ihr blieb der Mund offen stehen, war baff, dass auf einmal jemand den Spieß umdrehte und sie analysierte. Sie blinzelte verblüfft und hakte aber gleich nach. „Na, aber das hat dir Inu erzählt!?!“ Nun schmunzelte er. „Nein, hab ich einfach nur geraten.“ Hi kicherte, er war gut. Er beherrschte das Spielchen perfekt. Er war ganz nach ihrem Geschmack. Sie musste an Inu denken, wie sie ihn als wilden, ungestümen Widder enttarnt hatte, den Kämpfer für edle Ziele, mit viel Temperament und Herz beim Einsatz für eine gute Sache. Hatte der dumm geschaut. Hi musste grinsen, als sie an sein verblüfftes Gesicht dachte, dass sie so ungläubig angestarrt hatte. Er hatte nicht wahrhaben wollen, dass sie seinen Geburtsmonat allein aus seinem Verhalten hatte schließen können. Sie hatte ihm damals berichtet, dass sie das auch nie gedacht hätte, da sie doch, durch und durch Naturwissenschaftlerin, nur an das glauben wollte, was ihr logisch und einsichtig erscheine. Und dass Planeten jeweils ein Zwölftel der Bevölkerung beeinflussen sollten, dass sie ein bestimmtes Verhalten aufwiesen, war ihr wie reine Scharlatanerie vorgekommen. Auch wenn viele Menschen daran glaubten, das war noch lange kein Grund, dass es stimmen müsste. Früher hatten die Menschen auch geglaubt, dass Donner und Blitz von Göttern gemacht wurden, weil sie sich diese gewaltigen Entladungen nicht anders vorstellen konnten, als dass mächtige Wesen dahinter steckten. Daher hatte sie, ganz Wissenschaftlerin, ihre ‚Feldversuche‘ gestartet. Sie hatte sich Literatur besorgt, sich eingelesen und dieses neue Wissen an den neuen Kollegen regelrecht ausprobiert, von denen sie nichts wusste, weder Vorgeschichte, noch Geburtstag. Ihre Trefferquote lag zumindest bei der Bestimmung des Elements, also Feuer, Wasser, Erde und Luft bei über 90 Prozent. Und einer, bei dem es nicht gestimmt hatte, gab später zu, gelogen zu haben bei seinem Geburtsdatum, weil er sie verwirren und auch nicht wahrhaben wollte, dass sie mit so etwas rechthaben könnte. Er war Löwe, so wie sie es ihm anfangs ins Gesicht gesagt hatte. Hi hatte damals selbst nicht glauben wollen, dass dieses angelesen Wissen sich tatsächlich bestätigt hatte. Aber es war einfach so, sie konnte es nicht bestreiten, war sie doch selbst zur Firmenastrologin geworden. So musste sie akzeptieren, dass es da etwas gab, das der Wahrheit entsprach, auch wenn sie es sich nicht erklären konnte. Vielleicht waren es ja nicht die malerisch benannten Planeten wie Mars und Venus, sondern die Einflüsse der jeweiligen Jahreszeit, des zur Verfügung stehenden Nahrungsmittel, des Sonnenstandes, der sich auf die schwangeren Mütter auswirkten. Aber egal was es war, es war da. Eine Charaktergleichheit, eine Eigenschaft, die bestimmt und klassifiziert werden konnte. Und was ihr noch mehr gefiel als ihre neue Erkenntnis, war, dass sie mit ihren ‚Feldversuchen‘ zu einer Auflockerung der Gruppe, zu beschleunigtem Kennenlernen, zu großer Offenheit und für viel Gelächter sorgen konnte. Ein Kollege stachelte sie sogar immer an, die Neuen zu ‚bestimmen‘, weil diese ‚Zeremonie‘ das Eis brach und für eine lustige Atmosphäre sorgte. Und nun wurde sie hier auf Anhieb erkannt, von ihm. „Und wie kommst du darauf?“ Sie fragte nach und versuchte, ihm nicht zu deutlich zuzustimmen. Dabei hatte er vollkommen recht, Hi war Schütze, und wie. Sonne, Mond, Aszendent und Merkur lagen bei ihr im Schützen, und sie war im chinesischen Jahr der Ratte geboren, einem Zeichen, das wiederum dem Schützen entsprach. Aber kaum ein Mann interessierte sich von sich aus für dieses Thema, und sie war sehr verwundert, dass ausgerechnet, er, dieser ach so männliche Mann, sich gerade mit Astrologie auskannte. Gespannt lauschte sie, um seinen Argumenten zu folgen. „Nun, dich zieht es hinaus in fremde Welten, du liebst das Reisen. Du willst Neues kennen lernen, mit aller Macht. Nicht das Vertraute zieht sich an, nein, es langweilt dich zu Tode. Und du willst nicht nur vorüber ziehen, du willst eintauchen in diese neue Welt. Du willst es spüren, begreifen…wie andere Menschen leben, was sie Essen, wie sie wohnen.“ „Na ja, das war nicht schwer, wir sind ja auch gerade in Jordanien. Das könnte mir jeder hier erzählen, und er hätte recht.“ So leicht wollte Hi es ihm nicht machen. „Ach, da gibt es noch so viel mehr.“ Er lächelte sie wissend an. So viel hatte Hi doch gar nicht erzählt? Auf was bezog er sich? „Na dann erzähl mal, was dir aufgefallen ist.“, lockte sie ihn. „Schon dein Beruf. Der spricht Bände. Er ist ungewöhnlich für eine Frau. Du sprengst gerne deine Grenzen, lässt dich nicht einengen, dich nicht entmutigen, auch wenn du doppelt so viel Energie dafür brauchst, um zum Ziel zu kommen. Es ist bestimmt nicht einfach, sich als Frau in einer Männerwelt zu behaupten. Und du hast dir nicht gerade eine einfache Sparte ausgesucht.“ Hi grinste nur. “So schlimm ist es mir gar nie vorgekommen. Es ist nur Logik. Außerdem war es genau der Beruf, den ich haben wollte: Ein sehr spannendes Arbeitsgebiet, man ist immer vorne weg mit den neusten Entwicklungen dabei, dann sind die Verdienstchancen sehr gut und das auf er ganzen Welt. Wenn ich will, kann ich damit überall Geld verdienen. Und ich arbeitete tausendmal liebe mit Männern, als die Hackordnung unter Frauen mitmachen zu müssen. DAS wäre für die der blanke Horror. Wenn ich da nur an meine Ferienjobs denke. Vorne rum nett lächeln, und wenn du weg bist, dann hängen sie zusammen und lästern, was das Zeug hält. Die hauen dich in die Pfanne, wann immer sie können. Das wäre nichts für mich. Männer sind meist nett, einfach gestrickt, offen und ehrlich. Oder zumindest handhabbar.“ Sesshoumaru quittierte ihre Einschätzung der Männerwelt mit einen vergnüglichen Grinsen und griff erst mal zu seinem Glas, um sich einen Schluck zu genehmigen. Dann hob er wieder den Blick und betrachtete sie. „So, Männer sind handhabbar. Das spricht ja sehr für uns. Aber so einfach war dein Studium bestimmt auch nicht. Garantiert hast du dich gegen einige miese Vorurteile von diesen netten Männern zur Wehr setzen müssen.“ Hi zuckte kurz mit den Schultern. Anscheinend wusste er, wie es in den Männerkreisen zuging. „Ach, ging so, das hielt sich in Grenzen, und nachher, bei der Arbeit, sagte keiner mehr was.“ „Das gehört ja zu der Eigenheit deines Zeichens. Für dich gibt es keine Einschränkungen, Seitenhiebe steckst du einfach weg und die negativen Dinge fallen dir gar nicht so auf mit deinem grenzenlosen Optimismus. Du lässt dir nichts vorschreiben, und dich schon gar nicht bremsen. Dein freiheitsliebender Geist sagt sich los, steckt alle Kraft in einen neuen Weg, eine neue Idee, die du dir in den Kopf gesetzt hast. Und deine Energiereserven sind beinahe grenzenlos, da kommt keiner mit. Nur die Menschen um dich herum, die folgen dir nicht immer so begeistert und enthusiastisch. Meist bist du alleine, wenn du mal wieder was vor hast, denn die Anderen verharren lieber im Alten, Gewohnten, als etwas Neues anzufangen. Und drum bleibt dir meist nichts anderes übrig, als dich loszusagen von den langweiligen Menschen, die dich ewig behindern.“ Hi schluckte. Das war eine Menge harter Stoff. Wo hatte er denn das alles her? Und wen meinte er denn mit den langweiligen Menschen? Sah er womöglich Inu als so einen an? Leider hatte er recht, oft hielt ihr Freund sie zurück, hatte keine Lust, mal wieder die tolle Bar, das extravagante Konzert oder den ausgefallenen Workshop mit ihr zu besuchen und wollte lieber daheim mit ihr auf dem Sofa fläzen. Aber das konnte Sesshoumaru doch gar nicht wissen. Das hatte sie bisher eigentlich nie jemanden erzählt. Sie hatte sich meist gefügt, ging nur selten mal mit einer Freundin weg. „Und drum sitzt du nun mit mir hier, anstatt mit deinen Freund wie jeden Abend im wohlbekannten Club beisammen zu hocken.“ Ach so…Hi giggerte vergnügt. Er meinte Kari und Banko, die beiden abgeschlafften Sandflöhe, die beinahe auf ihren Liegestühlen festwuchsen. Trotzdem erkannte sie etwas in seinem Blick, an der Art, wie er sie gerade betrachtete, dass er vielleicht mehr wusste oder erahnte, als er gerade vorgab. Kapitel 35: Esoterik -------------------- Und auch dieses Kapi widme ich YoukaiYuuki, meiner treuen Reviewerin. Danke für die vielen Kommis! Esoterik Zeitig in der Frühe stand er vor ihrer Türe. Hi hatte gut geschlafen, in dem Bett schlief man genauso traumhaft wie es aussah. Und sie fühlte sich wieder ruhiger. Der Abend war nach dem intensiven Blick dann ziemlich harmlos verlaufen. Nachdem sie das Thema auf die Sternzeichen gebracht hatte, lief das Gespräch wie geschmiert. Locker und unbefangen hatte sie plaudern können, und ihn auch ordentlich ausgefragt, woher er denn sein Wissen hatte. Er deutete an, dass eine seiner früheren Freundinnen bekennende Esoterikerin gewesen war, die ihn voll hinein gezogen habe in ihre Welt der Geister und Schamanen, der Steine und Bachblüten, und dass er ihr zuliebe ernsthaft an das Thema herangegangen war. „Sie war schon sehr heftig drauf, pendelte sich alle ihre Entscheidungen vorher aus und ging keinen Schritt aus dem Haus, ohne ihre Orakel und Runen gefragt zu haben.“ Er grinste verschmitzt in Erinnerung an diese seltsame Freundin. „Hat dich das nicht genervt?“ Hi stellte sich das schon belastend vor, mit jemanden zusammen zu sein, der so einen Spleen hatte. „Na ja, auf Dauer schon. Wir waren auch nicht allzu lange zusammen. Aber der Sex war göttlich...“ Hi grinste ebenfalls. Ja ja, die Männer, einfache Ansprüche. Ein wenig Kamasutra und Tempelmassage und schon sind sie hin und weg. Dabei musste sie sich schon wundern, dass er bereit war, sich auf so viel Extravaganz einzulassen. Er konnte garantiert wählen, wen er an seiner Seite haben wollte, und das aus den Vollen. Drum konnte sie sich einen Kommentar nicht verkneifen. „Und bestimmt sah sie absolut traumhaft aus.“ „Nicht besser als du.“, kam sein Kommentar eher trocken zurück. Hi schluckte. Für so hübsch hielt er sie? Sie kannte solche seltsamen Hexen. Ihr Erscheinungsbild war immer exotisch und geheimnisvoll, sie waren meist gertenschlank, mit wunderschönen, langen, meist roten oder schwarzen Haaren. Ihre Klamotten waren ausgefallen, doch auch sexy. Sie trugen bunte Tücher und weite, lange Röcke, viel Schmuck, Unmengen an Ringen, Ketten und Armreifen, die klimperten und glänzten. Das war wirklich nicht das Übliche. Wie es wohl sein mochte, mit einer solchen Frau zusammen zu wohnen? Die Türen voller Perlenketten, die Wände abgedeckt mit Tüchern und überall der Duft von Räucherwerk. Langweilig war das bestimmt nicht. Sie dagegen, in ihrer Technikerkluft, meist mit Jeans und T-Shirt bekleidet, kam sich dagegen blass vor. Nur der Fanatismus hatte sie immer gestört, den solche Frauen an den Tag legten. Ihr Glauben bestimmte ihr Leben bis ins die letzte Detail. Nichts konnten sie mehr ohne ihr ganzes Equipment machen. Und Fanatiker mochte Hi sowieso nicht, egal, auf welchem Thema sie herum ritten. Na ja, da hatte er sich ihre Schönheit und die heißen Stunden im Bett bestimmt teuer erkaufen müssen. Ihr wäre der Preis zu hoch gewesen. Aber immerhin: er schien geduldig und anpassungsfähig zu sein. Sie kannte nicht viele Männer, die bereit wären, sich auf eine solche Erfahrung einzulassen. Denn dass er kein Fanatiker war, merkte man ja schon an seinem lockeren Wesen. Ein solcher verbrachte seine meiste Zeit mit dem verkrampften Anbeten seiner Sache, und sie machte immer sofort einen großen Bogen um solche Menschen. Tatsächlich ließ sich einiges nicht einfach von der Hand wischen von den esoterischen Weisheiten, und auch Sesshoumaru hatte anerkennen müssen, dass es eine völlig andere Sichtweise des Menschens gab, die der rein technischen, westlichen Medizin grob wiedersprach, aber durchaus logisch zu sein schien. Da kam er Hi gerade recht, denn auch sie hatte sich, längst neugierig geworden durch ihre Feldversuche, in einige Themen eingelesen und diese wiederum getestet. Die ganzheitliche Medizin, im Endeffekt Basis aller östlichen Heilslehren von Ayurveda mit den verschiedenen Chakren bis zur traditionell chinesischer Medizin mit ihrer Akupunktur beruhen auf einem Menschenbild, dass Körper und Geist eine Einheit seien und bei der Flüsse der Energie alles miteinander verbinden und im Gleichgewicht halten. Verletzungen der Seele resultieren in einer körperlichen Krankheit. Und es gab genug Ärzte, die Listen erstellt hatten, welche Krankheit ihrer Meinung nach zu welcher Verletzung oder psychischen Störung gehörten und wie man sich von ihr befreien könne. Sie hatte sich selbst schon mit diesen Anleitungen von kleinen Beschwerden heilen können und vorsichtig versucht, nahestehenden Menschen ein paar entsprechende Ratschläge zu geben. Aber es war erstaunlich, obwohl nur eine paar Änderung des Lebensstils oder eingefahrener Verhaltenseigenarten gefordert waren, so waren alle absolut beratungsresistent und weigerten sich vehement, auch nur irgendetwas anzunehmen. Lieber nahmen sie aufwändige Behandlungen, teure Medikamente und ständige Arztbesuche in Kauf, wie auch nur eine Kleinigkeit in ihrem Leben zu verändern. Sogar ihr ganzheitlicher Arzt, den sie inzwischen gefunden hatte, klagte ihr dasselbe Leid. Gerade hier kam sie intensiv mit Sesshoumaru ins Gespräch, der ebenfalls die Erfahrung gemacht hatte, dass Veränderungen gescheut wurden wie vom Teufel das Weihwasser. So war der weitere Abend im Fluge vergangen, sie hatte ihm gebeichtet, dass er Recht gehabt hatte und Stillstand für sie im Leben absolut undenkbar war. Auch hatte sie schon, wie er angedeutet hatte, so manche Freundschaft beenden müssen, weil sie mal wieder im Aufbruch gewesen und keiner mitgekommen war. Beide hatten erzählt von ihren Erfahrungen, von beeindruckenden Menschen, die sie kennen gelernt hatten und die anders waren, und Hi wusste schon lange, dass er für sie bereits zu einer dieser Personen gehörte. Nachdem das Konzert zu Ende gewesen war, saßen sie noch eine Weile auf der Veranda, bis die Bar geschlossen wurde. Danach zogen sie durch die Straßen zurück ins Hotel, wieder Arm in Arm, weil Hi so furchtbar fror. Die Nächte in der Wüste waren doch kühler als gedacht, und ihre luftdurchlässige Tunika wärmte sie nicht besonders, sein Körper an ihrer Seite dafür umso mehr. Aber es war unverfänglich, kein Kribbeln, kein Wunsch nach mehr, sie gingen einfach wie gute Freunde untergehakt durch die nächtliche Stadt. Im Hotel angelangt, zog sich jeder gleich auf sein Zimmer zurück, um ins Bett zu gehen und zu schlafen, damit so am nächsten Morgen fit waren für die bevorstehende Fahrt. Sie verließ das schöne Zimmer mit großem Bedauern, dabei hatte sie genügend Fotos gemacht, um einige der exotischen Dekorationen zuhause exakt nachbauen zu können. Sie schritt durch den schattigen Innenhof hinüber zu dem Speisesaal, wo sie sich an einen kleinen Tisch setzte und sich das Frühstück servieren ließ. Sesshoumaru stand noch am Empfang und zahlte. Er hatte sie eingeladen, was sie gerne annahm. Es war eh noch ungeklärt, wie sie das alles abrechnen wollten. Hi hatte eigentlich gedacht, dass sie ihre Kosten selbst zahlen würde. So war sie es gewohnt. Nie war sie eingeladen worden von ihren Freunden, denn die hatten auch nie mehr Geld als sie selbst gehabt. Entweder waren sie beide arme Studenten gewesen, die eh nicht wussten, woher sie die Kohle für die nächste Woche hernehmen sollten und hatten sowie gespart wo es nur ging. Und später, als sie dann gearbeitet hatte, hatte sie meist mehr Einkommen als ihre Partner gehabt und hatte großzügig besondere Kosten übernommen. Sie wollte lieber einen Begleiter haben, wie auf einen Ausflug oder Urlaub verzichten zu müssen, nur weil er ihn sich nicht leisten konnte. Sie war immer der Kumpel, die Frau zum Pferdestehlen, und nicht gewohnt, hofiert oder gar beschenkt zu werden, Es war ihr so fremd, eingeladen zu werden, dass sie sich schon fragte, ob etwas komisch lief in ihrem Leben. Andererseits beobachtete sie, wie sich andere Frauen komplett aushalten ließen von ihren Partnern, sich wie selbstverständlich mit Geschenken überhäufen ließen und alles galant lächelnd annahmen. Dann fragte sie sich schon, wo hier der Unterschied zur Prostitution lag. Auch wenn sie manchmal ein wenig traurig war, dass sie selbst so wenige Aufmerksamkeiten von ihren Männern bekommen hatte, aber verkaufen wollte sie sich nicht. Und so hatte sie immer darauf bestanden, abwechselnd die Restaurantrechnung zu zahlen. Doch inzwischen nahm sie auch gerne mal eine Einladung an, wenn sie ihr angetragen wurde. Früher hatte sie noch empört abgelehnt. Doch warum nicht sich ab und zu mal verwöhnen lassen oder ein Geschenk oder eine Ausgabe annehmen? Sie schaute hinüber zu Sesshoumaru, der gerade seine Kreditkarte zurück bekam. Dann reichte ihm der Portier noch ein Paket, das gut verpackt und verschnürt in einem Regal gelegen hatte. Er blickte auf Hi und gab irgendeinen Kommentar auf Arabisch ab, den sie nicht verstand. Sesshoumaru nahm ihm da Paket ab und brachte es zu ihr an den Tisch, an dem sie auf ihn wartete. „Für dich, aber erst im Club aufmachen!“ Er grinste sie an und schien schon voller Vorfreude, wie es ihr wohl gefallen würde. Verwundert nahm sie das Bündel an, drückte es ein wenig und legte es auf einen leeren Stuhl neben sich. Es war weich, fühlte sich wie Stoff an, aber sie hatte keine Ahnung, was es sein könnte. Ein T-Shirt? Sie frühstückten hungrig und schnell, und natürlich orientalisch: Humus, ein Kichererbsenmus, dazu Sesambrei, Schafskäse, Gurken und Tomaten. Hi genoss es, einmal so selbstverständlich mit jemand die ausgefallensten Dinge der Speisekarte bestellen zu können, und das ohne Gemäkel und Protest, im Gegensatz. Sess hatte die gleiche Lust wie sie auf mal etwas ganz anderes, als er sonst aß. Sie musste an Inu denken, der jetzt bestimmt im Club beim ewigen kontinentalen Frühstück saß, das dort einzig angeboten wurde, bei Toast und Ei, Kaffee und Marmelade. Der Gipfel des Ausgefallenen war da lediglich der frisch gepresste Orangensaft. Dann machten sie sich auf, gingen zu ihrem Jeep und fuhren mit ihm zum Hafen hinunter. Kapitel 36: Im Hafen -------------------- Im Hafen Er kannte den Weg, schien hier schon öfter gewesen zu sein. Zielsicher fand er seinen Weg vorbei an den vielen Anlegestellen und Lagerhallen, wo die vielen Hafenarbeiter schon mitten in der Arbeit waren und die rostigen Schiffe be- und entluden. Sie mussten nicht lange auf das Schiff warten, ein riesiges Frachtschiff, das bereits am Anlanden war. Schwarz und rot war es gestrichen, und es würde immer größer, je näher es kam. Mächtige Taue wurden geworfen und vertäut, dann zog sich das riesige Schiff mit ihnen dicht an die Kaimauer heran. Ein Kran senkte bald seine Ketten in die Tiefen des Rumpfes und unter viel Geschrei und Aufregung wurde von wuselnden Dockarbeitern ein roter Ferrari aus dem Bauch des Frachters gehoben. Er hing in einem engmaschigen Netz knöcheldicker Seile und wurde sanft am Quai abgesetzt. Ein Arbeiter hängte das Netz aus dem dicken Stahlhaken aus, worauf es an den glatten Seiten der Karosserie herunter glitt und das Auto entblößt dastand. Der Lack funkelte in der Sonne, die kantige Form zog die Aufmerksamkeit sämtlicher Arbeiter auf sich und bald war von dem Nobelschlitten nichts mehr zusehen, da er in den Menschentrauben unterging. Sesshoumaru hielt sich zurück und ließ die Männer gaffen. Erst nachdem die erste Aufregung sich gelegt hatte, überprüfte er zufrieden den Wagen. Liebevoll strich er über die Flanken des Wagens, der Lack hatte keine Schäden, die Scheiben keinerlei Kratzer, nur ein wenig schmutzig war er geworden. Obwohl Hi durch ihren Beruf ständig mit teuren Autos zu tun hatte, denn nur die Nobelkarossen bekamen den ganzen elektronischen Firlefanz verpasst, den sie hingebungsvoll programmierte, legte sie keinen Wert auf einen prestigeträchtigen Wagen. Fahren musste, zuverlässig anspringen bei jedem Wetter, nicht zu viel Unterhalt kosten und sonst war ihr das meiste egal. Sogar die Farbe war ihr gleichgültig. Nur in einem winzigen Kleinwagen wollte sie dann doch nicht setzen. Da sie viel fuhr, war ihr viel Blech um sich herum doch lieb, dass sie bei einem Crash schützen würde. Und da sie immer am Basteln war, hatte sie seit einigen Jahren einen Kombi mit großem Laderaum, in dem sie die vielen Dinge heim schleppen konnte, die sie im Baumarkt kaufte. Na ja, und unter hundert PS sollte eine Karre auch nicht gerade haben, sonst war das Fahren doch recht langweilig. Aber das alles bekam man schon für wenige tausend Euro gebraucht. Wenn sie daran dachte, was diese Schickimicki-Autos kosteten...dafür konnte man ein Haus kriegen. „Gefällt er dir?“, fragte er sie neugierig. „Na ja, sieht wirklich nett aus, aber ich will nicht wissen, was der Spaß kostet. Was ist das denn für einer?“ „Ein F40.“ Der Wagen sah heiß aus, kantige Formen, sehr tief gelegen, eine Frontschürze, die fast den Boden küsste, eine Heckscheibe aus Kunststoff mit Schlitzen darin und mächtige Luftansaugkanäle knapp hinter den Türen. Ein gewaltiger Heckflügel betonte die sportliche Form. „Könnte dir denn ein schönes Auto keine Freude bereiten?“ Die meisten Männer waren bereit, notfalls ihr ganzes Gehalt für einen schicken Flitzer dreinzugeben. Hi war dies immer vollkommen unverständlich. „Wenn ich dran denke, was ich mit dem Geld sonst anfangen könnte, dann vergeht mir die Freude.“ „Na ja, der hier ist schon ein wenig teurer, aber als Ingenieurin solltest du dir doch ein schickes Auto leisten können. Du verbringst doch bestimmt auch einige Zeit mit Fahren. Wenn das dann auch noch tierischen Spaß machen würde, das wäre doch was.“ Er ließ nicht locker und sie seufzte. „Ja, aber so einen bestimmt nicht. Das wär mir dann doch zu teuer. Ich bin ja auch schon tolle Autos gefahren, und es hat Spaß gemacht. Ein drängender Motor mit viel Leistung, eine direkte Lenkung, Beschleunigung, die in den Sitz drückt und ein Fahrwerk, das in der Kurve klebt, da bereitet es schon Vergnügen, von A nach B zu kommen und ist nicht nur reine Routine. Tja, vielleicht sollte ich wirklich mal sehen, dass ich ein nettes Auto finde, das noch erschwinglich ist und nicht gleich die Welt kostet. Wer weiß, ich steh ja eigentlich auch total auf Roadster.“ Er nickte nur zustimmend, denn er konnte sich noch gut erinnern, wie ihr sein alter Z3 gefallen hatte, den er in Deutschland fuhr. „Aber den Kombi müsste ich auch behalten, zum Lasten schleppen.“ Hi grübelte versonnen, und er musste lachen. „Na, du wirst dir ja wohl auch beides leisten können. Was fährst du denn für ‚nen Kübel?“ „Ach, nen billigen Astra Kombi...einen Opel-Popel. Hab ich günstig im Internet gefunden. War echt ein Schnäppchen. Und das ist ja eh mein Firmenwagen. Ich bin doch Freiberuflerin.“ Er schüttelte den Kopf. „Na dann, dann hast du eh Geld wie Heu.“ Er grinste noch provokativer, doch bevor sie weiter diskutieren konnten, kam ein etwas zwielichtig wirkender Mann herbeigeschlendert und näherte sich neugierig dem Tumult. Sesshoumaru ging zum Jeep, holte einige Papiere aus dem Handschuhfach, ging dann auf den strubbligen Mann zu und sprach mit ihm. Der prüfte erst die Papiere und dann verschwanden beide in einem kleinen Häuschen nahe den Kais. Hi wartete, sie schienen die Zollformalitäten zu erledigen und was immer noch nötig war, damit sie mit dem kleinen Flitzer losfahren konnten. Als sie zurückkam, grinste Sesshoumaru über das ganze Gesicht. Hi spielte mit dem Autoschlüssel des Jeeps, den er ihr schon ausgehändigt hatte und beobachtete den fremden Mann. Der unterbrach seine Unterhaltung mit Sesshoumaru und blickte zu ihr herüber. Er fixierte ihren Schlüsselanhänger. Sie hatte wie gewohnt den fremden Autoschlüssel an ihren eigenen Bund gehängt, an dem auch ein kleiner Chip mit dem Firmenlogo ihrer Firma hing, den sie geschenkt bekommen hatte. Der Anhänger piepte, wenn man pfiff, was sie sehr praktisch fand, weil sie ihre Schlüssel dauernd verlegte. Der Mann gestikulierte, zeigte auf sie und fing an, auf Sesshoumaru einzureden. Erfolglos versuchte sie dem Gespräch zu folgen und herauszubekommen, um was es sich handelte. Sie fragte nach. „Ob du dort arbeitest. Er würde dich gerne anwerben.“, erklärte ihr Sesshoumaru knapp den Zusammenhang. „Na, nicht schlecht. Ein Arbeitsplatz in der Sonne, vielleicht bekomme ich ja noch ein paar Assistenten.“ „Daran würde es bestimmt nicht mangeln, aber du weißt schon, was er gerne von dir hätte!“ Sie nickte grinsend. Es gab immer wieder Gerüchte, dass Autoschieberbanden versuchten, Autoelektronik-Entwickler zu entführen oder zu bestechen, um die Immobilizer-Software zu knacken, die Wegfahrsperre des Autos. „Sag ihm, ich bin da nur Sekretärin!“ Leider schien der Mann sich nicht davon überzeugen zu lassen, und erst als Sesshoumaru heftig mit dem Kopf schüttelte und abwehrte, gab er Ruhe und zog ab. Das schien kein Land für Frauen zu sein. Ohne Beschützer hatte man hier keine Chance. „Entschuldige wenn ich dir Ärger bereitet habe. Der scheint ja auch nicht so ganz sauber zu sein.“ „Er erledigt nur meine Zollgeschäfte. Er weiß genau, wen er schmieren muss. Mehr will ich nicht von ihm, was er sonst noch so treibt, geht mich nichts an und will ich auch gar nichts wissen.“ „Na, wäre ja ein netter Job gewesen. Ich wollte schon immer mal eine andere Arbeitsumgebung. Nur dass ich dann in einen Harem verkauft werde, wenn ich nicht erfolgreich bin, gefällt mir nicht so sehr.“ Sie grinste ihn frech an. „Na, das könnte dir da schon blühen. Lass uns lieber verschwinden bevor er auf dumme Ideen kommt.“ Er stieg in den Sportwagen und startete den Motor. Das Geräusch klang tief und röhrend, im Nu waren wieder dutzende von Hafenarbeitern um sie herum versammelt und lauschten johlend dem machtvollen Sound. „Wer bekommt den eigentlich?“ Sie stand an der Fahrertüre und schaute auf Sesshoumaru hinab, der den Motor warmlaufen ließ. „Ein Scheich, der gerade bei Abdul im Club ist. Er hat sich dort eingemietet in einem abgelegenen Teil des Clubs, wo seine Frauen unbeobachtet ihren Urlaub verbringen können. Abdul hat das Geschäft eingefädelt, ich habe die ganze Zeit gebraucht, um diesen Wagen zu besorgen, zu richten und pünktlich dort hin zu liefern. Möchtest du ihn einmal fahren? Er wäre jetzt warm“. Sie nickte, er stieg aus und sie nahm unter dem Grölen der Hafenarbeiter in dem schmalen Cockpit Platz. Sie schaute sich die Schaltung an, die auch nicht so anders aussah wie die in ihrem Auto. Sie drückte das Gaspedal im Leerlauf vorsichtig durch, der Motor röhrte auf, viele Pferdestärken wummerten unter der Haube. Sie schaute sich die Strecke an, weite, breite Wege auf dem Hafengebiet, eben und mit viel Platz schienen eine gute Gelegenheit zu bieten, das Auto auszuprobieren. Sie hätte nie gedacht, dass sie jemals einen Wagen in dieser Preisklasse fahren würde. Sie legte den Gang ein und zog den Motor hoch. Im Bruchteil von Sekunden hatte sie das Ende des Drehzahlbereiches erreicht und schaltete gleich in den nächsten Gang. Die Beschleunigung war fantastisch, kraftvoller als bei einem Motorrad und dass sie nach wenigen Sekunden schon über 200 km/h drauf hatte, fiel gar nicht auf. Sie schoss die Hafendocks entlang, drehte am Ende vorsichtig und fuhr mit einigen Umwegen wieder zurück. „Nett!“ meinte sie nur und warf Sesshoumaru wieder den Schlüssel zu. Kapitel 37: Leere Betten ------------------------ Leere Betten Müde schlug Kari die Augen auf. Die Sonne strahlte bereits in das Zimmer. Sie spürte den warmen Körper neben sich und Bankos Arm auf ihrer Hüfte. Zufrieden und glücklich sah sie auf seinen schwarzen Haarschopf. Die Nacht war lang gewesen – lang und erfüllend. Dann fiel ihr wieder Inu ein, der einfach nicht mehr aufgetaucht war. Hoffentlich hatte er nichts angestellt und sich ihre Worte nicht zu sehr zu Herzen genommen oder gar das Falsche herausgelesen. Leise, um Banko nicht zu wecken, schob sie sich unter seinem Arm hervor und ging ins Bad. Eine kühle Dusche würde ihr jetzt sicher gut tun. Dann wollte sie doch schauen, ob Inu in seinem Zimmer war. Genießend stand sie nur Minuten später unter dem kühlen Wasserstrahl. Konnte sie es sonst nicht heiß genug haben, liebte sie es hier, kühl zu duschen. Das Gefühl des Erfrischtseins danach war nicht zu beschreiben. Während sie das Shampoo in ihre Haare einmassierte, wanderten ihre Gedanken wieder zu Hi. Ob mit ihrer Freundin auch alles in Ordnung war? Hoffentlich gefiel ihr der Ausflug so, wie sie sich das gedacht hatte. Ach was, immerhin war es Hi. Die würde es sich schon so drehen, dass es ihr gefiel. Kari drehte das Wasser aus und griff anschließend nach einem der weichen Frotteebadetücher. Während sie sich abtrocknete, überlegte sie, was sie heute noch so alles anstellen konnte. Banko würde sicher auch bald aufwachen und dann konnten sie ja wieder an den Strand gehen. Andererseits würde sie auch gerne eine Bootsfahrt machen. In der großen Eingangshalle des Clubs hatte sie eine Kopie gesehen, die für solch eine warb. Man fuhr mit einem Schiff, das den früheren Piratenschiffen nachempfunden worden war – ganz aus Holz. Sie hoffte nur, dass die Passagiere nicht auch noch rudern durften, das würde ihr dann doch nicht so gefallen. Sie war schon mal gespannt, was Banko zu diesem Vorschlag sagen würde. Immerhin war er doch an allem interessiert, was in der Vergangenheit lag, warum nicht auch an sowas? Und sie, Kari, hätte ihre Freude, wenn sie das Schiff erforschen, die frische Meeresluft schnuppern und den Gischt der Wellen auf der nackten Haut spüren konnte. Sie beschloss also, ihrem Freund diesen Vorschlag bei nächster sich bietender Gelegenheit zu unterbreiten. Aber erst wollte sie doch schauen, ob Inu in seinem Zimmer war und wenn möglich, das, was sie verbockt hatte, wieder gut machen. Leise schlich sie also in ihr Zimmer zurück, in dem Banko immer noch friedlich vor sich hin döste. Inzwischen hatte er sich leicht gedreht, sodass er beinahe die ganze Breite des Bettes brauchte. Kari ging zum Kleiderschrank, schnappte sich ein Trägertop und eine kurze Hose. Die Unterwäsche hatte sie sich schon mit ins Bad genommen gehabt und so musste sie nur noch diese zwei Sachen überwerfen, in ihre Sandalen schlüpfen und nach ihrer Sonnenbrille greifen. Ohne die ging sie nicht mehr aus dem Zimmer, seit sie am eigenen Leibe erfahren hatte, wie grell die ägyptische Sonne sein konnte. Zwar brauchte sie nur durch eine breiten Gang gehen und dann bei der Verzweigung rechts abbiegen, aber man konnte ja nie wissen. In Gedanken noch bei dem schlafenden Banko klopfte sie wenig später an die Tür zu Hi und Inus Zimmern. Keiner antwortete. Klar, Hi war wohl noch nicht da, aber ob Inu schon bereit war, mit ihnen Frühstücken zu gehen? Sie klopfte nochmals, erhielt aber wieder keine Antwort. Was sollte sie machen? Wieder zurück gehen? Sie wollte sich aber auch versichern, dass er nicht sauer war auf ihre Bemerkung, Also drückte sie vorsichtig die Türklinke. Die Tür war unverschlossen, und Kari spickte vorsichtig in das dämmrige Apartment hinein. Es herrschte Totenstille, nicht mal ein Schnarchen war zu hören. „Inu?“ Vorsichtig rief sie, aber sie erhielt keine Antwort. Sie schob sich ganz durch die Türe und huschte zum Schlafzimmer, dessen Türe offen stand. Das Bett war leer. Kapitel 38: Eilat ----------------- Eilat Sie verließen den Hafen, Sesshoumaru fuhr mit dem tief liegenden Sportwagen vorsichtig voraus, sie folgte mit dem Jeep. So gelangten sie aus der Stadt s und fuhren wieder die Küstenstraße entlang, wo sie bald schon die Grenze nach Israel passierten. Sie wurden intensiv überprüft, die Pässe dreimal nachgeschlagen, die Papiere des Wagens genau gecheckt und der Ferrari einer gründlichen Untersuchung unterzogen. Aber Hi hatte eher den Eindruck, dass die Zollbeamten und Soldaten sich den Flitzer mal genau ansehen wollten, als dass sie wirklich irgendwelche Vorbehalte gegen ihre Einreise hatten. Der Name des neuen Besitzers schien dann ein Übriges zu tun, dass sie ihre Weiterfahrt wieder aufnehmen konnten. Hi konnte bereits den Strand erkennen, an dem sie damals in einem Ferienhaussiedlung gewohnt hatte. Die teuren Hotels ein paar Meter weiter hatte sie gemieden. Sie mochte Hotels nicht besonders mit ihren Regeln und Ordnungen, eine eigene Ferienwohnung mit ausreichend Platz war ihr schon immer lieber gewesen. Sie liebte große Räume und wollte auch im Urlaub nicht bedrückt werden von zu engen Wänden. Eigentlich konnten ihr Räume nicht groß und licht genug sein. Sie vermittelten ihr Freiheit und Großzügigkeit, und auch wenn sie nur eine Mietswohnung in einem Wohnhaus hatte, so war diese doch über 100 qm groß, die Decken hoch und die Räume sonnendurchflutet. Hotelzimmer dagegen waren meist bessere Besenkammern, und so zog sie immer Ferienwohnungen vor, auch wenn sie dafür auf ein paar Sterne Luxus verzichten musste. Die Hütten damals waren mit Stroh gedeckt gewesen, das Wasser in der Dusche hatte salzig geschmeckt, weil es aufbereitetes Meerwasser war, und das Frühstück gab es in einer Art offenen Halle, in der sich morgens alle versammelt hatten. Bei einem Kaffe, der direkt im Glas aufgebrüht wurden, hatten sie an den Tischen gesessen und gefrühstückt. Nette Leute waren in dem Hüttendorf gewesen, unkompliziert und offen, die sich gerne unterhielten. Und mit wenigen Schritten war sie direkt am Strand gewesen, hatte jeden morgen dort gesessen und das Meer beobachtet. Einmal leistete ihr ein Kamel Gesellschaft, das hochmütig auf die Weite des Meeres blinkend neben seinem Herrn, einem Beduinen, saß. Eilat, Israels einziger Badeort am Golf, war wahrlich keine Idylle, eine nüchterne Würfel-Wüstenstadt, Hafen, Öl-Verteilungszentrale und strategischer Stützpunkt zugleich. Ihr kleiner Korso passierte gerade die vielen Hotelneubauten, Straßen, die vollgestopft waren mit Fastfood-Restaurants und Falafel-Buden, Cafés, Bars und Diskotheken. Sie umrundeten die vielen Kreisverkehre, die dort entstanden waren für den Touristenstrom und machten noch Halt an einer Tankstelle. Es lohnte sich hier zu tanken, denn das Benzin war wegen der Raffinerien hier besonders billig. Hi bewunderte die hohen, schlanken Palmen, die die Straßen säumten. Sie alle waren auf LKWs angekarrt und eingegraben worden, denn die Stadt war viel zu jung und künstlich, um etwas Altes zu besitzen. Eilat war umgebaut worden zur Touristenstadt, die Hotels waren aus dem Sandboden gestampft direkt an dem kleinen Stück Land, das Israel am Roten Meer besaß. Sogar den Strand hatten sie inzwischen künstlich verlängert und aufgeschüttet und Sand mit feinerer Körnung herbeigeschafft. Die Israeli wollten außer von dem einzigen Hafen am roten Meer auch Anteil haben an dem großen Boom der Winterurlauber, der Sonnenanbeter und Taucher, die sonst nach Ägypten flogen. Dabei betrug die Länge des israelischen Küstenabschnitts gerade mal 12 Kilometer. Dahinter lag die Wüste Negev. Sie fuhren bereits wieder die Küstenstraße Richtung Ägypten entlang, als er ihre Scheinwerfer im Rückspiegel kurz aufblitzen sah. Verwundert beobachte er, was sie wohl vorhätte, und sah sie auf einen Parkplatz einscheren. Er hielt seinen Wagen ebenfalls an, stieg aus schaute sich um. Sie wies auf einige Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Der Komplex umfasste drei einstöckige Gebäude mit auffallend runden Dächern am Strand und ein Unterwasserobservatorium, einem Turm mitten im Meer. Ein Laufsteg verband ihn mit der Küste. „Haben wir Zeit? Sie haben das inzwischen ausgebaut und ich würde es gerne sehen.“ Sie standen vor dem Aquarium von Eilat. Er nickte, sperrte den Wagen zu und schlenderte mit ihr zum Eingang. Der Glasturm mitten im Riff war die Sensation des neuen Aquariums, aus dem man die Fischwelt rings herum beobachten konnte, außerdem gab es auch einige Haibecken. Sie lösten die Tickets und gingen gelangten dann über die lange Pier zu dem Turm, in dem sie über eine Wendeltreppe in viereinhalb Meter Tiefe hinabzusteigen. Durch die großen Panorama-Scheiben konnten sie nun das submarine Treiben beäugen. Obwohl Hi jeden Tag tauchen oder schnorcheln war, konnte sie sich nicht immer noch nicht satt sehen an der atemberaubenden Unterwasserwelt. Das Licht brach sich auf diese typische Weise, wie das nur unter dem tanzenden Wasserspiegel geschah und flirrende Streifen erhellten den sandigen Grund. Schwärme von hunderten kleinen, silbernen Fischchen schossen umher, immer wieder abrupt die Richtung wechselnd. Die Farben der Unterwasserbewohner waren einfach unbeschreiblich, und wer noch nie getaucht hatte, konnte sich hier endlich vorstellen, wie intensiv sie unter Wasser leuchteten. Orangefarbene Clownsfische mit ihren weißen Streifen schmiegten sich in ihre Anemonen, die wie ausgefranzt wirkenden Rotfeuerfische mit ihren fächerartigen Flossen und den roten und weiße Streifen am ganzen Körper schwebten im Wasser wie schwerelos. Grelles Gelb auf runden Bäuchen, gemischt mit Flieder und Purpur, Azur und tiefem Dunkelblau, alles war vertreten. Kugelige Fische und schlanke, mit Warzen und Knoten auf dem Kopf oder ganz glatt. Da saßen sie als zitronengelbe, violette oder türkise Tupfen auf wabernden Wasserpflanzen, leuchteten wie Blinklichter aus der Tiefe herauf, in knalligem Pink, Orange oder Grün. Die seltsamsten Tierchen tummeln sich in den tropisch warmen Fluten, Schwärmer und Einzelgänger – alle zum Anfassen nah. Hi wusste nicht allzu viele Namen, Kofferfische, Buntbarsche oder was das waren, aber sie Bezeichnungen waren ihnen eh egal, sie schaute einfach nur. Sesshoumaru betrachtete geduldig mit ihr all die leuchtenden Punkte, ließ sich von ihr ihre Entdeckungen zeigen und machte sie aufmerksam auf ein paar besonders ausgefallene Meeresbewohner. Meist spürte sie ihn hinter sich, wo er über ihre Schulter durch die dicken Scheiben blickte. Hi wusste nicht so recht, ob er das alles ihr zuliebe machte oder ob er wirklich interessiert war, aber er schien schon begeistert. Immerhin hatte er auch einen Tauchschein, also kannte er das. ‚Na, er ist alt genug um zu sagen, wenn es ihm nicht gefällt oder er nicht genug Zeit hat.‘ ,dachte sie nur kurz. Trotzdem riss sie sich dann los. Sie wollte noch zu den Haien, die sich in einem großen Becken tummelten, und dann sie mussten weiter. Nach einem schnellen Kaffee machten sie sich dann wieder auf den Weg. Schon nach wenigen Minuten überquerten sie die ägyptische Grenze, wo sie nicht mehr so intensiv gefilzt wurden, wenn auch der Rennwagen immer noch genug Aufsehen erregte. Doch trotz seiner Straßentauglichkeit blieb er leider immer wieder hängen, da Sandverwehungen, die für den Jeep kein Hindernis bedeuteten, das tief liegende Fahrwerk aufsetzen ließen. Und so hieß es, zu den Schaufeln greifen, die sie im Jeep lagen, und schippen, wobei die Wüstensonne auf ihre gebeugten Rücken knallte. Hi richtete sich auf und wischte sich die feuchte Stirn. Das war eine seltsame Straße hier, so anders als zuhause. Der Teer war schwarz und glatt wie bei den heimischen Straßen auch, aber er klebte so eklig und roch, die Hitze briet ihn so sehr, dass er zu Schmelzen begann. Gut, dass er ständig mit Sand bestreut wurde, sonst wären sie womöglich kleben geblieben. Der Rand der Straße bestand nur aus Schotter, und schon wenige Meter dahinter ging schon die Wüste los. Loses Geröll und Gestein säumte den Weg, kaum ein Strauch hielt sich in dem steinigen Boden fest, und im Hintergrund erhob sich, violett leuchtend, die steinige Gebirgskette des Sinai. Jede Menge Sand wurde ständig durch die schmalen Täler geblasen, sammelte sich in großen Verwehungen und begrub den Asphaltunter sich. Die schweren Tanklaster, die die Strecke entlang fuhren, rauschten mühelos hindurch und hinterließen einen gewaltigen Wirbel, der sich erst nach zehn Minuten wieder legte. Aber der flache Ferrari hing gnadenlos fest. Ein absolut untaugliches Auto für die Wüste. Aber Sesshoumaru hatte es bald raus. Wenn er extrem langsam durch die Düne fuhr, schaffte er es ohne Schaufel oder gar Seilwinde. Das hielt zwar auch auf, aber es war weniger anstrengend. Hi jedoch gefielen die vielen Stops. Sie schaute sich um, genoss die Stille der Umgebung, die Kargheit, das Einsamkeitsgefühl, das in Deutschland so nie aufkommen mochte. Sie vertrat sich die Beine, packte mit an und freute sich richtig an dem steten Wechsel von Fahrt und Stillstand. Sie hätte ewig so unterwegs sein können. Da sie die Zwischenstrecken jedoch mit einer recht hohen Geschwindigkeit zurücklegen konnten, erreichten sie zu ihrem Bedauern bereits am Vormittag wieder den Club. Sesshoumaru bedankte sich bei ihr und brachte den Wagen weg zum Waschen, eine Aufgabe, bei der ihm die Söhne von Abdul wohl mit Begeisterung behilflich sein würden, während Hi zu ihrem Appartement zurückging, das Paket unterm dem Arm, das er ihr im Hotel überreicht hatte. Kapitel 39: Arabische Frauen ---------------------------- So, was ist in dem Päckchen? Schreibt mir, ob ihr richtig gelegen habt... Arabische Frauen Hi betrat ihr Zimmer, das vollkommen verlassen war. Inu fetzte wohl irgendwo der Gegend herum. Gleich Sie würde sie ihn suchen gehen. Aber erst öffnete sie neugierig das Paket und schaute hinein. Ihr Blick fiel auf einen Ballen burgunderroten Stoffs mit Stickereien...aber sie konnte noch nicht so recht erkennen, was es sein könnte. Was hatte er ihr da geschenkt? Sie fasste den Stoff und zog ihn vorsichtig auseinander, woraufhin sie ein Oberteil mit langen Ärmeln in Händen hielt. Im Paket lag noch ein zweites Teil, wohl ein Rock und noch Schmuck, ein Kette oder etwas ähnliches, die aus vielen gehämmerten Messingplättchen bestand, verziert mit filigranen Mustern und Perlen. Es war ein arabisches Festtagskleid, und sie fragte sich, wo er es so schnell herbekommen hatte. Sie schlüpfte in den weiten Rock, der ihr bis zu den Knöcheln reichte und zog dann das schmale, bestickte Oberteil an. Jetzt hätte sie ich gern im Spiegel betrachtet, aber in diesem Augenblick klopfte es an der Türe. Sie öffnete und ließ das Zimmermädchen herein, das zum Bett eilte, um dieses aufzuschütteln und neu zu machen. „Oh, Bett schon gemacht sein!“ Sie drehte wieder ab und überprüfte im Badezimmer, ob sie Handtücher austauschen musste, dann ging sie wieder. Hi starrte auf das Bett. Es lag unberührt vor ihr. Und Inu Yasha war bestimmt nicht derjenige, der in einem Urlaub mit Zimmerservice sein Bett alleine machen würde. Er hatte also nicht in diesem Bett geschlafen in dieser Nacht. Wo war er dann gewesen? Und vor allem: bei wem? Ihr Herz hämmerte wie wild, und sie spürte einen Stich in der Magengrube. Nein, sie wollte sich nicht aufregen. Noch wusste sie gar nichts. Also warum gleich das Schlimmste annehmen? ‚Weil es meistens stimmt!‘, beantwortete ihre innere Stimme gleich unverblümt diese Frage und machte ihre eigene Hoffnung nieder. Ach, sie hatte doch auch nicht in diesem Bett geschlafen, und es war auch völlig harmlos, also was sollte das? Warum machte sie sich Sorgen und hatte gleich die schlimmsten Befürchtungen parat? Es gab bestimmt eine plausible Erklärung. ‚Ja klar, versuch dich nur einzulullen. Bist du nach all den miesen Erfahrungen noch nicht klüger geworden?‘ Sie schalt sich selbst und trotzdem versuchte sie sich zu beruhigen und abzulenken, wandte sich wieder ihrem neuen Kleid zu. Mit aller Macht kämpfte sie das Misstrauen in sich nieder, aber trotzdem blieb ein mächtig ungutes Gefühl in ihr zurück. Sie dachte an die schlechten Erfahrungen, die sie schon in ihrem Leben gemacht hatte. Mit so einer Entdeckung hatten sie meist begonnen. Sie schüttelte den Kopf, versuchte die üblen Gedanken zu vertreiben und betrachtete weiter das Geschenk. Die absolute Krönung des Kleides war der Kopfschmuck, als das sich das letzte Stück entpuppt hatte. Es passte genau auf ihre Haare, umfing dabei den Kopf wie eine Krone. An den Wangen waren lange perlen- und goldverzierte Gehänge, etwas kürzere Kettchen waren an dem Stirnteil befestigt, ein längeres wieder in der Mitte, das ihr bis zur Nasenwurzel reichte, wobei ein dunkelrot schimmernder Schmuckstein den Abschluss bildete. Lange hatte sie das Teil hin- und her wenden müssen, bis sie heraus hatte, wie man es anlegte. Als sie dann in den Spiegel schaute, meinte sie eine völlig Fremde zu erblicken. Ihr Gesicht war so sehr veränderte, dass sie sich selbst nicht wieder erkannte. Um den Effekt noch zu verstärken, zog sie ihre Augen mit Kajal so dunkler nach, wie es bei den Araberinnen üblich war und betrachtete sich dann ausgiebig. Das Kleid war ein Traum, sie sah darin wie eine arabische Prinzessin. Ihre Haut hatte eh schon die moccabraune Färbung der Einheimischen angenommen, die dunkelbraunen Locken mit dem rötlichen Schimmer passten ebenso gut wie ihre glutvollen, tiefdunklen Augen. Auf alle Fälle erkannte sie sich selbst nicht mehr. Wie konnte Sesshoumaru nur wissen, wie sehr ihr so etwas gefiel? Und woher wusste er, welche Größe sie hatte und welcher Schnitt ihr stehen würde? Er musste das Kleid bestellt haben, bevor sie abends ausgegangen waren. Da hatte er sie doch kaum gekannt und schon gar nicht über ihre Vorlieben Bescheid gewusst. Darüber hatten sie doch erst im Laufe des Abends gesprochen. Woher also hatte er das gewusst? Waren es wieder Rückschlüsse aus ihrer Wohnung wie bei der Musik? Wegen ihres arabischen Schlafzimmers? Das hatte er doch gar nicht gesehen, oder doch? Hatte er geschnüffelt? Nein, Hi, fiel es ein, sie ließen ja tagsüber alle Türen offen stehen. Natürlich hatte er reinschauen können. Und da konnte ein Blinder mit Krückstock sehen, auf was sie stand. Es war so leicht, an der Wohnungseinrichtung abzulesen, welch ein Mensch darin wohnte. Am meisten sagte die Farbe aus, die in den Räumen vorherrschte. Die meisten Menschen zogen weiß vor, dabei war weiß gar keine Farbe im klassischen Sinn. Zwar wurden alle Wohnungen weiß übergeben, stellte dies doch die beste Grundlage dar für alles, was der neue Mieter oder Besitzer mit seinem Heim anfangen wollte. Nur blieb es bei beinahe 80 % der Bewohner bei diesem sterilen Anstrich. Hi hatte schon oft gerätselt warum. War es Faulheit? Oder fehlender Ehrgeiz, sich für das eigeneWohlbefinden aufzuraffen und mal den Pinsel in die Hand zu nehmen? Wenn sie nachfragte, hieß es immer, dann müsse man nicht so viel renovieren, wenn man wieder auszog. Dabei mussten auch weiße Wände wieder getüncht werden. Daran konnte es eigentlich nicht liegen. Meist wurden gerade mal ein paar Bilder an die Wand gehängt, ein wenig Kleinkram aufgestellt, um es ‚gemütlich‘ zu machen. Auch die Möbel waren bei den meisten nur willkürlich zusammengestellt, am ehesten noch hatten die Alternativen mit ihrer Massivholzschwemme einen gewissen Stil. Nur wenige gingen ihre Wohnungen komplett an, um sie zu ihrem Reich umzugestalten. Dabei verbrachte man die meiste Zeit doch in den eigenen vier Wänden. Nichts veränderte ein Zimmer so sehr wie ein farbiger Anstrich und einen konsequent durchgezogenen Stil, und wenigstens die TV-Serien mit professionellen Einrichtern gaben ihr recht. Die ließen keinen einzigen Raum ungestrichen, wenn sie die Ärmel hochkrempelten um eine Langweilerwohnung in ein gemütliches Zuhause zu verwandeln. Die Vorher-Nachher-Bilder waren immer eine Wucht und Hi hatte sich viel gemerkt, um es bei sich anzuwenden. So hatte sie sich in der ganzen Wohnung für warme Farben entschieden, meist Erdtöne und sonnige Farben, um ihr auch im Winter die Wärme zu vermitteln, die sie in ihrem Leben ständig benötigte. Das Schlafzimmer war in burgund gestrichen, das Wohnzimmer sandfarben und braun mit Wischtechnik, die Küche orange und nur das Badezimmer wies kühles Blau und Türkis auf. Sie kannte einige Menschen, die auch kalte Farben wie tiefes Blau in ihrem Wohnbereichen vorzogen, immer Menschen, die die Ruhe und Abgeschiedenheit suchten. Jedes ihres Zimmer hatte ein eigenes Thema: das Wohnzimmer mit den vielen Masken und den kleinen Geckos an den Wänden war auf afrikanisch getrimmt. Rattan und dunkle Kolonialstilmöbel ergänzten das Ambiente, die Küche war im toskanischen Landhausstil gehalten mit einem massiven Tisch aus hellem Holz in der Mitte und hohen Rattanstühlen darum herum. Die Oliven- und Orangenbäume in den Ecken waren dabei die I-Tüpfelchen in den Ecken. Das Schlafzimmer war eher wie eine Höhle gestaltet. Die Decke war komplett mit üppigen Bahnen dunkelroten Stoffes abgehängt, die Wände ebenso mit Stoff und Tücher behängt, auch der Schrank verschwand hinter einem Vorhang. Dagegen setzten sich dir orangefarbenen Seidentücher besonders schön ab. Man fühlte sich wie in einem arabischen Beduinenzelt, in dessen Mitte ein großes Himmelbett thronte. Und da wunderte sie sich wirklich noch, woher jemand, der einen Blick in diesen Raum geworfen hatte, ihre Vorliebe für arabische Muster und Stoffe kannte? ‚So, und was mach ich jetzt?‘ Sie hätte ihr Geschenk gern ihren Freunden vorgeführt und beschloss, sie zu suchen. Vorsichtig öffnete sie die Türe ihres Appartements und lugte hinaus. Niemand war draußen zu sehen, und so huschte sie schnell durch die Türe. Es war kurz vor Mittag, und sie wollte erst mal Richtung Restaurant gehen, wo sie sich die größten Chancen ausmalte, ihre Freunde zu finden. Ein paar Gäste, auf die sie unterwegs stieß, musterten sie kurz irritiert, gingen dann aber weiter. Schnell huschte sie die schmalen Wege entlang und hatte schon bald den offenen Vorraum vor dem Restaurant erreicht, einer Art überdachte Nische mit vielen Sitzkissen auf gemauerten Bänken, kleinen Tischchen und Sesseln. Hier herrschte großer Trubel. Jede Menge Frauen waren dort versammelt, schwarzhaarig und mit bronzefarbener Haut, glutvollen Augen, einem stürmischen Temperament und losen Mundwerk. Sie schnatterten auf Arabisch wild durcheinander. Manche rannten ständig hin und her, als ob sie etwas suchen würden, andere standen in Gruppen herum oder lungerten in den bequemen Sesseln. Sie sahen alle phantastisch aus, hatten biegsame Körper und jede eine Topfigur, die schwarzen Haare trugen alle lang und glänzend. Das mussten die Tänzerinnen der Bauchtanzgruppe sein, die am Abend zuvor wohl aufgetreten waren. Du meine Güte, waren diese Frauen schön. Hi war stehen geblieben und beobachtete die quirlige Gruppe. Die meisten trugen Jeans und T-Shirts, aber auch diese westliche Kleidung brachte ihre sinnlichen Kurven voll zur Geltung. Wie atemberaubend sie wohl erst in ihrem Tanzdress aussahen? Überall standen Taschen und Koffer herum. Die Damen waren wohl zur Abfahrt bereit, und außer Hi standen noch mehr Clubgäste herum, die neugierig die Gruppe begutachteten. Plötzlich ging eine Türe auf, die zu den Privaträumen des Clubs gehörten, und Hi staunte nicht schlecht, als Inu Yasha, umringt von mehreren Schönheiten, über die Schwelle schritt und sich den anderen Damen näherten. Die kreischten auf, wandten sich ihm zu und gackerten wild los. Ein Hahn im Hühnerstall! Hi war verblüfft. Ihr Inu unter lauter Frauen? Dafür war er doch gar nicht er Typ? Ein kurzes Hupen drang vom Parkplatz her, und die Aufregung verdoppelte sich. Wild stürmten die Tänzerinnen durcheinander, stopften schnell noch irgendwelche Sachen in ihre Taschen, bevor diese abgeholt wurden. Und sie umringten ihren Inu, dass sie ihn fast nicht mehr sehen konnte. Jede schien sich von ihm verabschieden zu wollen, Küsschen wurden verteilt, Arme um seinen Hals geschlungen, ein paar streiften verführerisch mit ihren Wangen an seinem Gesicht entlang. Hi war völlig verblüfft. ‚Was hat der diese Nacht mit diesen Frauen getrieben, dass die sich so innig verabschieden?‘ Sie konnte eine Frau nach der anderen zusehen, wie sie ihrem Freund am Hals hing, ihm schöne Augen machte und flirtete, was das Zeug hielt. Hi stand stocksteif da. War das ihr Freund? Der stille Kerl, der sich sonst nur um Sport und sein Essen kümmert und der viel zu schüchtern wäre, um Frauen anzusprechen? Sie wollte ihren Augen nicht trauen. Sprachlos blieb sie stehen und schaute zu, wie die Truppe dann Richtung Parkplatz davon zog und Inu Yasha winkend und lachend im Vorraum zurück ließen. Ein paar Kußhände wurden noch geworfen, dann war der laute Haufen verschwunden. Ein paar der männlichen Gäste blickten neidisch zu ihm hinüber und draußen auf dem Parkplatz hörte sie die Meute dann noch lauter johlen. Ob sie ihren Busfahrer auch so empfingen? Hi trat langsam zu ihm hin und stand schon knapp hinter ihm, aber er bemerkte sie nicht. Selig lächelnd stand er da, sah ein wenig müde aus und er roch intensiv nach schweren, orientalischen Düften. Sie machte sich bemerkbar, aber sein Blick glitt nur kurz über sie hinweg, dann wollte er sich schon Richtung Restaurant umdrehen. „Hast du denn keine Zeit für mich?“, frage Hi ihn ein wenig vorwurfsvoll. Dass er einfach wegging, damit hatte sie nun gar nicht gerechnet. „Wie bitte?“ Er sah sie prüfend an, und ihr war klar, dass er sie gar nicht erkannt hatte. Sie musste wirklich total verändert aussehen. Er stierte ihr ins Gesicht, kam näher und begutachtete sie prüfend. „Mensch Hi, wie schaust du denn aus? Ich hab dich gar nicht wiedererkannt.“ Lachend hob er die Arme und ergriff unbefangen ihre Hände, um sie ein wenig herum zu ziehen und das Kleid zu begutachten. „Wow, meine Hi! Du kannst locker mit denen mithalten.“ Und er nickte mit dem Kopf in die Richtung, in der die Frauen verschwunden waren. „Ah, schön dass ich meinen Platz verteidigen kann. Darf ich mich in der Reihe hinten anstellen?“ Sie konnte nicht vermeiden, dass die Frage etwas spitz heraus kam, und das, obwohl sie sich extrem beherrschte, dass ihr nicht etwa viel Gröberes heraus rutschte. Sie war empört. Erst mal. Aber sie wollte ruhig bleiben, wollte von ihm hören, was da abgegangen war. Vielleicht gab es eine ganz einfache, harmlose Erklärung. Wobei sie, egal welche Ausrede es da gab, wirklich keine Lust hatte, Frauen in solche Posen am Hals ihres Freundes zu sehen. Für ihren Geschmack ging das etwas zu weit. „Hä? Was soll denn das? Bist du eifersüchtig? Das hast du doch gar nicht nötig.“ Er wollte sie gleich zu sich herziehen, aber sie machte sich steif und blieb auf Abstand. „Ich würde gern mal wissen, was da los war und wo du heute Nacht gewesen bist.“ Wieder klang ihre Stimme ziemlich schroff. „Ach Hi. Komm mit, ich erzähl dir alles.“ Seine Stimme klang völlig unbefangen und er zog sie mit zum nahegelegenen Cafe hinüber an einen Tisch, wo er für sie beide einen Mocca bestellte. Sie war willig mitgegangen. Seine Unbedarftheit machte ihr wieder Mut. Wenn er das so locker hinstellte, dann war vielleicht auch gar nicht viel passiert. Hi nippte schweigend an ihrem Kaffe und wartete auf seine Erklärung, er blickte mit immer noch glänzenden Augen in weite Ferne. ‚Toll. Träumt er jetzt jede Nacht von denen?‘ Hi wurde doch wieder gereizter. „Und wo warst du jetzt die ganze Zeit?“, fragte sie ungehalten und skeptisch, nachdem er sie so lange warten ließ auf seine ‚Erklärung‘. „Ich war die ganze Nacht bei den Bauchtanzmädels. Nein, nicht was du denkt...“, ergänzte er gleich, als er ihr irritiertes Gesicht sah. „Na, was denn dann?“ fragte Hi etwas provokant. Sie konnte nicht vermeiden, dass eine steile Falte des Misstrauens auf ihrer geschmückten Stirn erschien. „Also die Mädels haben mich mit Sesshoumaru verwechselt. Sie haben mich am Empfang stehen sehen, sahen meine langen, weißen Haare und dachten, ich wäre er. Und dann schleppten sie mich gleich ab. Sie würden Sess gut kennen, er würde als Party mit ihnen machen, und wenn er schon nicht da sei, dann müsse ich wenigstens mit ihnen feiern. Sie haben einen völlig abgeschlossenen Raum für sich mit einem Leibwächter davor, weil betrunkene Touristen oft versuchen würden, in ihre Räume einzudringen. Sie zogen mich also mit, an dem Wächter vorbei in ihrem Harem oder wie man das nennen soll. Und da ließen sie mich nicht mehr weg.“ Inu grinste vergnügt, als er davon berichtete, ohne dabei seine Freundin aus den Augen zu lassen. Er wusste schon, dass es sich nicht gerade unschuldig anhörte, wenn er eine ganze Nacht bei lauter Frauen verbracht hatte. Hi versuchte sich eher, Sesshoumaru als Playboy vorzustellen. Passte zu ihm. Und Inu sonnte sich in seinem Ruhm. Eigentlich musste sie schmunzeln bei dem Gedanken. „War aber auch lustig dort, und das, obwohl es nur Tee gab und so leckeres Zeug zu essen. Und ein paar Worte Arabisch kann ich jetzt auch. Ich musste dauernd erzählen, wo ich herkomme, und wie es war, mit Sess aufzuwachsen. Und dann haben sie noch getanzt. Nur für mich.“ E nahm wieder einen großen Schluck Mocca. Dann lachte er auf. „Ich dachte mir, dass du wieder da bist, aber ich habe dich nicht erkannt. Doller Fummel, steht dir.“ Hi blieb unbeweglich sitzen. Das klang alles so harmlos und unschuldig. Und sie war trotzdem knatschig, weil ihr die Anhänglichkeit der Damen doch ein wenig zu heftig gewesen war. Sie hatte keine Lust, wieder einen Freund zu haben, dem alle Mädels um den Hals hingen und sie daneben stehen durfte, um freundlich lächelnd zuzusehen. Und wenn ihr nicht nach Lächeln war, dann sollte SIE sich wieder schuldig fühlen, wenn es ihr nicht gefiel? Sie hatte gedacht, das hätte sie hinter sich gelassen und gehofft, dass Inu dazu wirklich nicht der Typ wäre. Tja, getäuscht. Wieder mal. Aber was sollte sie jetzt tun? Eine Szene machen? Er kam sich so vollkommen unschuldig vor und sah keinerlei Grund, über den sie sich ärgern könnte. Ach, was sollte sie nur machen? Was Inu zu berichten hatte, klang plausibel und irgendwie traute sie ihm auch nicht zu, sie auf diese schmähliche Weise zu intergehen und ihr dann auch noch mit diesem Grinsen ins Gesicht zu lügen. Aber es ging ihr gegen ihren Stolz, sich eine solche Szene mit ansehen zu müssen. Hi seufzte ein wenig und schaute ihn dann etwas angestrengt lächelnd an. "Na, dann hast du ja auch deinen Spaß gehabt. Ich würde es aber vorziehen, wenn ein paar Frauen weniger an deinem Hals hängen würden." „Ach, das machen die bei allen so.“ Er sah immer noch keinen Grund, warum sie ihm das nicht gönnen sollte. „Das kann schon sein, aber mir gefällt es eben nicht.“ „Ach, sei doch nicht so empfindlich. Wie war es denn bei dir?“ „Toll, einfach super. Ein prima Essen, dann hat er mich in einen Jazzclub eingeladen...“ -Inu Yashas Lippen verzogen sich-„und am nächsten Tag sind wir noch ins Aquarium gegangen.“ „Oh, süß, Fische gucken, es gibt hier ja so wenige.“ Irgendwie klang seine Stimme hämisch. Hi schwieg. Warum spottete er über ihre Erlebnisse? Sie sollte sich für ihn freuen, aber er nicht für sie? War er eifersüchtig? Sauer, dass sie mit seinem immer bevorzugten Bruder unterwegs war? Sie hatte den Eindruck, es wäre besser zu schweigen, um ihn nicht noch mehr zu provozieren. Und sie würde ihm auch lieber nicht sagen, dass sie das Kleid von ihm geschenkt bekommen hatte. Er schien das Problem von alleine zu lösen, indem er den letzten Schluck Mocca hinunter stürzte und aufsprang. „Ich brauch jetzt erst eine Dusche und eine Mütze voll Schlaf. Ich bin ganz schön kaputt. Kommst du mit?" Er schaute sie kurz prüfend an, sie schüttelte den Kopf. „Geh nur, ruh dich aus, ich trink noch in Ruhe meinen Kaffee aus und schau dann, was ich mache.“ Dann verschwand er schon Richtung Ausgang. Und Hi machte sich so ihre Gedanken. Egal wie sie reagieren würde, sie musste sich einfach klar werden, dass ihr lieber, süßer Inu entweder nicht das stille Wasser war, für den sie ihn immer gehalten hattet, oder dass er sich schlicht und einfach verändert hatte. Beides konnte der Fall sein. Niemand konnte wissen, wie sich der Partner verhält, wenn man selbst nicht dabei war, denn man ist ja eben gerade nicht da und sieht es nicht. Doch hätte sie sich schon gewundert, wenn er sozusagen ein geheimes Doppelleben geführt hätte. Das wäre doch irgendwann heraus gekommen, dass er doch der große Charmeur war. Eher tippte sie auf eine Veränderung. Aber was sollte ihren Freund auf einmal zum Frauenschwarm machen? Er sah ja schon gut genug aus dafür, das konnte sie nicht bestreiten. Aber warum gerade jetzt? Um es dem Bruder gleich zu tun? Der alte Konkurrenzkampf? Gut möglich. Sie sah ihm nach, seiner wehenden, silbernen Mähne, dem athletischen Körper, ja, er war ebenfalls eine Schönheit, wenn auch nicht so lasziv wie sein großer Bruder sein konnte. Vielleicht stachelte ihn das wirklich so an. Kapitel 40: Auf der Flucht -------------------------- Uff, ja, hier war ich schon lange nimmer. Sorry, der Garten! Aber der wird und wird... hab schon eine Terrasse dank meines Schätzelchens, also wieder abends draußen sitzen. Das Leben wird wieder schön. Nur zum Schreiben und On stellen komm ich nimmer, sorry... Danke für eure Revs... Knutscha!! Auf der Flucht Fast im gleichen Augenblick, wie Inu Yasha durch die Tür streben wollte, kam Kari herein. Sie sprach ihn kurz an, als er gerade an ihr vorbei rauschte. Er zeigte zu dem Tisch, an dem Hi noch saß, dann war er weg. Kari blickte erstaunt, erst Inu hinterher, dann zu dem Tisch, an dem eine unbekannte Frau saß, die sie nicht kannte. Zögerlich schritt sie näher, ihr Gesicht spiegelte ihr anfängliche Verwirrung und dann das Erkennen, als sie endlich His Züge unter dem üppigen Schmuck gewahr wurde. Hi war aufgesprungen und gestikulierte wild, sie solle sich doch zu ihr setzen. Sie hatte schon befürchtet, die Freundin würde wieder gehen. „Kari, ich bin's doch. Hi. Sehe ich denn so fremd aus? Rate mal, von wem ich dieses phantastische Kleid habe...komm, trink ‚nen Kaffee mit mir, ich muss dir unbedingt erzählen!" „Boah, Hi! Wie siehst du denn aus? Sag schon, bist du auf der Flucht und deshalb verkleidet? Sesshoumaru hat wohl doch Dreck am Stecken, was?" Mit einem Grinsen, das den Worten ihren Ernst nahm, warf sie noch einmal einen bewundernden Blick auf ihre Freundin. Das fremdländische Kleid stand ihr gut, unterstrich ihre Züge. Wer auch immer es ausgewählt hatte, hatte eindeutig Geschmack. "Auf der Flucht? Nein, wirklich nicht. Es lief alle mit rechten Dingen, Kari, ALLES!" meinte Hi lachend und drückte Karis Hände. Gleich riss sie sich wieder los, drehte sich, sodass der bestickte Rock weit um sie herum schwang und ihr Kopfschmuck klingelte. Sie stoppte wieder, stemmte begeistert die Hände in die Hüften wie ein stolzes, kleines Mädchen und blickte die Freundin begeistert an. "Ist das nicht 'ne Wucht? Woher er nur weiß, dass ich so was schon seit Jahren suche...und bisher nie gefunden habe. Und jetzt schenkt er mir eins einfach so...nur weil ich ihm ein wenig geholfen habe. Ach, irre!!! Kari, es war so unbeschreiblich schön, der Abend, das Essen, der Jazzclub, der Ausflug...ich hab sogar den Ferrari kurz gefahren..." Die beiden setzten sich wieder und atemlos berichtete Hi von ihren Unternehmungen. Kari hörte ihrer Freundin lächelnd zu. Allein aus deren Erzählungen hörte man die Freude und den Spaß heraus, den sie gehabt haben musste. "Wow, mit nem echten Ferrari? Um diese Fahrt beneide ich dich jetzt wirklich! Meinst du, wenn ich Sesshoumaru ganz nett bitte, vergisst er für einen Augenblick, dass wir uns eigentlich nicht riechen können und lässt mich auch mal fahren?" Kari zwinkerte ihrer Freundin zu. "Aber ich bin froh, dass du wieder da bist! Unbeschadet vor allem! Und vor allem nicht auf der Flucht! Bist du schon lange da? Ich wollte ja eigentlich Inu suchen!" Hi zuckte etwas zusammen. „Na, der war die ganze Nacht unterwegs und hat sich gerade erst ins Bett verzogen. War er nicht erst mit euch zusammen?“ Sie schaute die Freundin an, sie wollte doch noch ein wenig heraus bekommen, wie das an dem Abend wohl gelaufen war. Kari zögerte, und damit es nicht so klang, als hörte sie sie aus, setzte sie schnell nach. „Ich bin ja gerade erst gekommen. Und wenn du den Flitzer mal fahren möchtest, Sess muss sich draußen irgendwo rumtreiben, den Wagen fertig machen für den Verkauf. Wenn du willst, kannst du ihn ja fragen ob du mal fahren darfst.“ Kari schüttelte den Kopf. „Nö, ich denk nicht. Wie kommt denn das? Wir streiten jedes Mal, wenn wir uns über dem Weg laufen und dann frage ich ihn, ob ich mit einem millionenteuren Auto fahren darf. Wahrscheinlich setze ich das Teil dann noch gegen einen Baum und er unterstellt mir Böswilligkeit! Ne, lass mal! Und ich weiß nicht, wo Inu an dem Abend war. Wir haben uns gestern beim Bauchtanzabend getrennt!“ Kari überlegte, wie viel und ob sie ihrer Freundin von vorangegangenem Gespräch erzählen sollte. „Na ja, millionenteuer ist das Auto nicht, aber schon ganz schön wertvoll.“, entgegnete Hi: Kari machte es sich in dem Korbsessel gemütlich, und bestellte für beide einen Kaffee. Hi sah sie dabei nachdenklich an und ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen. „Habt ihr euch gezofft, du und Inu?“ Kari griff nach der Hand ihrer Freundin. Ihr war doch ein wenig unwohl. „Na ja, gezofft ist das falsche Wort. Wir hatten eine Unterhaltung. Inu hat aber beteuert, dass alles in Ordnung wäre. Aber dann war er plötzlich ohne ein Wort verschwunden.“ Karis Blick suchte den der Freundin. „Ich wollte aber nicht, dass so was passiert, das musst du mir glauben!“ Hi blickte ein wenig irritiert „Über was habt ihr euch denn unterhalten? Es ist eigentlich nicht Inus Art wegzurennen. Ich glaub nicht, dass er sich deswegen verdrückt hat. Mach dir mal keine Gedanken!“ Der hatte ganz andere Gründe um sich zu verdrücken, und zwar viele schwarzhaarige und vollbusige, dachte sie ironisch. Kari druckste aber immer noch herum. War da doch etwas vorgefallen, wobei sie sich schuldig fühlte? "Na ja, ich wollte wissen, ob er überhaupt keine Bedenken hat, dich mit Sesshoumaru ziehen zu lassen. Aber er hat gemeint, dass wäre so schon in Ordnung. Glaubst du, ich habe was Falsches gesagt? Er lässt es doch dann nicht an dir aus oder so?" Besorgt sah sie zu Hi, wartete gespannt auf deren Reaktion. Hi folgerte, das Inus Verhalten vielleicht durchaus damit zu tu haben könnte, eine trotzige Reaktion auf Karis deutlichen Hinweis. Sie hatte es ihm ja schön unter die Nase reiben müssen. Aber als sichtbare Reaktion zuckte sie nur mit den Schultern. "Na, ich denke nicht. Er war doch damit einverstanden, dass ich mit Sesshoumaru nach Akaba fahre. Er war doch grade froh drum, dass er nicht fahren musste. Der hat es die Nacht ganz schön krachen lassen, so wie das aussah. Hättest hier sein müssen, wie die ganze Tanzgruppe an seinem Hals hing um sich innigst zu verabschieden.“ Sie tätschelte etwas nervös die Hand der Freundin. „Was, echt? Unser Inu? Der scheue Typ? Meinst du, da ist was gelaufen mit denen?“, wollte Kari auch sogleich wissen. Klar war sie neugierig, aber Hi tat es auch gut, gleich mit jemanden über ihre Beunruhigung reden zu können. Ein paar Gäste betraten den Raum, die ebenfalls einen Kaffee schlürfen wollten. Hi erntete dabei einige erstaunte Blicke. Ihre Aufmachung war schon reichlich ungewöhnlich, auch wenn sie sich mitten in Ägypten befanden. Die anderen Clubfrauen trugen Shorts und kurze Tops, aber Hi ließ sich davon nicht ablenken. Nachdenklich rührte sie in ihrem Milchkaffe, legte dann den Löffel ab und hob den Kopf. "Ich bin mir eigentlich sicher, dass es so war, wie er es mir gerade erzählt hat. Dass sie geschwatzt und geschäkert haben die ganze Nacht und sonst nicht. Ich war auch mit einem fast fremden Mann weg, und ich habe nichts getan, was ihn verletzten würde. Warum sollte es bei ihm anders sein?" Dabei musste sie unwillkürlich an den Bummel durch den Bazar und durch die nächtlichen Straßen denken. Was hätte Inu gesagt, wenn er dort an der Straßenecke gestandenen und sie in Sesshoumarus Arm gesehen hätte? War das wirklich so absolut sauber gewesen? Hi schlucke, ihr schlechtes Gewissen regte sich. Und sie hatte sich aufgeregt, weil da Frauen an Inus Hals hingen. Sie trank einen tiefen Schluck aus ihrer Tasse, um die Freundin nicht anblicken zu müssen. Kari hatte schweigend zugehört. „Du glaubst ihm das echt? Einfach so? Mann, du bist aber vertrauensselig. Ich würde meinem Banko ne Riesenszene machen, wenn den andere Weiber vor meinen Augen angrabschen würden.“ Eigentlich war das genau das, was Hi auch fühlte. Trotzdem verteidigte sie ihren Freund. „Er hatte mich ja nicht erkannt.“ „Na und, macht es das deswegen besser?“ Kari funkelte empört. Und Hi musste zugeben, dass sie damit genau ihre Empfindung traf. Also würde auch Kari so fühlen, und es war keine Überempfindlichkeit ihrerseits. „Da soll er dann doch lieber vor deinen Augen machen, als dass er das hinten rum so treibt. Meinst du nicht auch?“ ‚Er sollte es lieber gar nicht machen.‘ , dachte Hi nur…‘aber ich auch nicht. Aber warum regt es mich so auf? Weil einige der Frauen wirklich sehr anzüglich waren? Weil es soviele waren? Oder weil ich so überrascht war, dass ausgerechnet Inu nun auch so kommt? Das hätte ich ihm wirklich nicht zugetraut. Aber habe ich überhaupt das Recht, mich hier aufzuregen? Was war bei Sess und mir?‘ So viele Fragen, so viele Zweifel. Sie versuchte wirklich neutral zu sein und beide Szenarien unbefangen zu beurteilen. ‚Mir war kalt, oder ich wurde angemacht, und er hat mir durch das einzige geholfen, was hier genützt hatte. Und es war rein freundschaftlich…auch wenn es mir irgendwie gefallen hat. Ich habe es nicht provoziert, er hat sich nicht aufgedrängt, es gab keine verfängliche Szenen, nichts…jaja, fast, bis auf den Blick.‘ Hi lief knallrot an. Hoffentlich bekam Kari das nicht mit. Sie wollte einfach nicht mit ihr darüber reden. Sie wollte sich erst selbst darüber klar werden und später konnte sie ja mal mit ihr darüber sprechen, aber nicht jetzt. ‚Und bei Inu konnte es doch genauso sein. Ein wenig Spaß, den er mit den Frauen gehabt hat, unverfängliche Küsschen, also warum sollte ich mich aufregen?‘, grübelte Hi. „Ach, ich denke wirklich nicht, dass er irgendwas getrieben hat. Ich hab nicht vor, da gleich so pingelig sein und wegen jeder Kleinigkeit eine Szene machen.“ Erst als sie geendet hatte, schoss es Hi in den Kopf, dass sie Kari damit vor den Kopf stoßen könnte, denn gerade sie führte sich ja wegen jedem Fliegenpups gleich wie eine Furie auf. ‚Oh je, jetzt hab ich es vermasselt.‘ „Na, wenn du meinst. Dann steck es doch einfach weg und lass dich verarschen von ihm.“ Kari funkelte angefressen, ganz so, wie Hi befürchtet hatte. „Ach Kari, ich will mich doch nicht verarschen lassen. Aber ich werde einfach mal abwarten und sehen, wie es weiter geht. Ich halte das wirklich für harmlos, und ich will ihm ja auch nicht jeden Spaß vermiesen. Komm, las gut sein.“ „Gut, das ist deine Sache. Ich würd ihm das nicht abnehmen.“, entgegnete die Freundin nur reichlich schnippisch. Hi stutzte. Sollte sie jetzt Inu zusammenstauchen, nur damit Kari zufrieden war? Das ging ihr dann doch zu weit. „Ich bin vorsichtig, Kari, keine Sorge. Ich kann gar nicht mehr anders, als misstrauisch und vorsichtig zu sein. Ich habe das schon viel zu oft erlebt, dass ich verraten und verkauft wurde. Und ich bin auf der Hut. Aber ich will nicht den Teufel an die Wand malen. Ich bin so froh, wieder Vertrauen zu einem Menschen gewonnen zu haben nach all den üblen Erfahrungen, und Inu hat mich bisher nie enttäuscht. Also halt ich ihn erst mal für unschuldig. Das bin ich ihm schuldig.“ Kari schaute Hi nach diesem Vortrag ziemlich überrascht an. „Ist ja schon gut.“, brummte sie nur. Wenn Hi gewusst hätte, zu welchen Reaktionen ihre eigenen Aussagen später einmal führen würden, hätte sie ihre Worte vorsichtiger gewählt. Beide fuhren erschrocken zusammen, als sich plötzlich jemand in ihr Gespräch einmischte. „Ach, da müsst ihr euch keine Gedanken machen. Das Gehabe der Mädels sind zwar recht aufreizend, aber sie sind wirklich vollkommen harmlos. Da gibt es keinen Grund zur Sorge.“ Hi fuhr herum. Die Stimme kannte sie. Sesshoumaru war hinter ihrem Tisch aufgetaucht und schaute sie freundlich lächelnd an. Wie viel hatte er denn mitgehört? Seit wann stand er schon da? Und warum hatte Kari nichts bemerkt? Diese schien genauso überrascht zu sein wie sie selbst, aber bei weitem nicht so angenehm. Während Hi strahlte, obwohl sie anscheinend gerade bei einem recht persönlichen Gespräch belauscht worden war, schaute Kari ausgesprochen finster. Böse fauchte sie ihn an. “Was erlaubst du dir, dich einfach einzumischen. Das geht dich verdammt nochmal nicht an, was wir hier besprechen.“ Er verbeugte sich schuldbewusst und deutete eine Entschuldigung an. „Tut mir leid, meine Damen. Ich wollte nicht lauschen, ich wollte Hi nur Bescheid geben…“ Aber weiter kam er nicht. Karis Augen funkelten wie zwei Scheinwerfer, und die Wut stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Ha, von wegen. Woher willst du denn sonst wissen, worüber wir gerade gesprochen haben?“ Er deutete Richtung Türe. „Ich komme gerade vom Parkplatz, wo ich mich noch von den Tanzmädels verabschiedet habe. Sie haben mit erzählt, dass Inu die ganze Nacht bei ihnen war. Von euch beiden hab ich nur ein paar Wortfetzten aufgeschnappt, aber ich kann mir Eins und Eins zusammen reimen. Ich kenne die ausschweifenden Verabschiedungen der Damen.“ Mit einem Grinsen versuchte er die Stimmung ein wenig aufzuheitern. Hi nickte zustimmend. Das Johlen der Tänzerinnen draußen auf dem Parkplatz. Das war wegen ihm gewesen. Und wenn er die Frauen so gut kannte, dann würde er wohl auch wissen, wie ‚gefährlich‘ sie waren, oder eben nicht. Sie glaubte ihm, konnte sich nicht vorstellen, dass er ihr extra was vorlügen würde, nur um seinen Bruder zu schützen. Nur Kari, die war ganz und gar nicht besänftigt. „Ha, aufgeschnappt. Zugehört haste die ganze Zeit. Gelauscht, um was über dein Hi-Schätzelchen rauszubekommen, was du dann benutzen kannst, um sie ihrem Bruder auszuspannen.“ Fassungslos starrte Hi ihre Freundin an. Wie kam sie denn darauf? Das waren schon recht böswillige Unterstellungen. Sie wollte Kari ein wenig bremsen, doch Sesshoumaru antwortet bereits geduldig und ausgesprochen ruhig. „Tut mir leid, entschuldige bitte nochmals, wenn ich eure Privatsphäre verletzt habe. Ich habe die ganze Zeit dort drüben gewartet, dass ich mit Hi reden kann, aber sie wird ja regelrecht belagert. Ich muss leider wieder weiter und wollte ihr das nur sagen.“ Und zu Hi gewandt: „Atemberaubend siehst du aus, steht dir unwahrscheinlich…mein Hi-Schätzelchen.“ Mit diesen Worten und einem frechen Grinsen auf dem Gesicht brachte er sich in Sicherheit und verschwand winkend aus dem Cafe. Hi hatte ihre liebe Not, ein Lachen zu unterdrücken. Sie hätte losprusten können, wenn Kari nicht immer noch so böse gefunkelt hätte. Man, war die wütend. Immerhin, ein tolles Kompliment hatte er ihr da gemacht. Seinem Hi-Schätzelchen…sie musste schlucken, um das Kichern zu tarnen, das ihr die Kehle hoch stieg. Ein vorwurfvoller Blick traf sie von der Freundin. „Und du lachst auch noch über den Saukerl.“ Hi prustete los, sie konnte nicht mehr an sich halten. Kari wollte weiter toben, aber das Lachen ihrer Freundin war schon immer sehr ansteckend gewesen, und so saßen die beiden nach wenigen Augenblicken am Tisch und gickerten vor sich hin. Kapitel 41: Verfallsdatum ------------------------- Verfallsdatum Wieder einmal hatte Kari Sesshoumaru vergrault. Hi trocknete sich die Tränen, die ihr trotzdem vor Lachen heruntergelaufen waren. Wenigstens war die Stimmung gerettet, denn sie hatte keine Lust, sich weiter Karis Schimpftiraden anzuhören, was für ein mieser Mensch er doch sei. Eigentlich war sie sauer, denn sie hätte gerne gehört, was er vorhatte. Aber egal, weg war er so oder so, wieder einmal. Und wieder einmal Dank Karis Gezeter. Was hatte sie eigentlich gegen ihn? Warum tobte sie jedes Mal im Viereck herum, wenn er in ihre Nähe kam? War das so ausgemachte Antipathie? Oder hatte sie Angst, dass er sie ihr wegnahm? War sie neidisch? Oder eifersüchtig? Denn anders konnte sich Hi langsam diese ausgemacht schlechte Laune und die Unterstellungen ihm gegenüber nicht mehr erklären. Dabei hatte doch auch Kari ihm ihren Urlaub zu verdanken, und sie hatte keinen Handstreich dafür tun müssen. Er war doch höflich, witzig, wenn auch ein wenig frech. Aber wenn sie das gleich störte… „Tja, weg isser…wieder einmal.“ Hi schaute ein wenig verträumt zu der Türe, zu der hinaus Sesshoumaru verschwunden war. Kari musterte kurz ihr Gesicht, für sie war der Fall klar. Nur Hi wollte es wohl nicht wahrhaben. „Na, nimm doch den. Der ist wenigstens so richtig scharf auf dich und nicht auf eine Horde vollbusiger Tänzerinnen.“ Hi fiel der Löffel von ihrer Untertasse herunter, wo sie ihn gerade ablegen wollte. „Was? Gerade machst du ihn noch zur Schnecke, und jetzt soll ich mit ihm gehen?“ Fassungslos sah sie die Freundin an. „Mein Gott, Süße. Ich finde ihn ja ganz nett und witzig, aber er ist nur ein Freund. Und ich bin mit Inu zusammen. Also was soll das denn?“ Kopfschüttelnd und mit einer steilen Falte auf der Stirn sah sie Kari vorwurfsvoll an. „Ach komm, du fährst doch auch voll auf ihn ab.“ His Augen wurden immer größer. Dachte sie das wirklich? War Kari wirklich der Meinung, sie wäre so schnell entflammbar und würde ihre Beziehung einfach über Bord werfen? Und als ob Kari ihre Gedanken gelesen hätte, fügte sie noch hinzu: „Na, und die Beziehung mit Inu kannst du ja beenden. Wenn dem fremde Weiber wichtiger sind als seine Freundin, dann hat er es eh nicht besser verdient.“ Hi brachte den Mund nicht mehr zu. Die meinte das wirklich so. Empfahl ihr Kari allen Ernstes, ihren Inu aufzugeben wegen des Vorfalles mit den Tänzerinnen? Nein, das war zu viel. Sie bestellte erst mal einen neune Kaffe, um nachdenken zu können, was sie darauf antworten sollte. Wenn sie so weiter machte, würde sie noch einen Koffeinschock bekommen. Aber sie wollte versuchen, auf Karis Argumente einzugehen, auch wenn sie sie noch so willkürlich und an den Haaren herbeigezogen fand. Das war sie ihr schuldig. „Ich will doch gar nicht meine Beziehung beenden. Und schon gar nicht wegen einem Kerl, der ständig wieder verschwindet.“ Kari blickte sie provokant an. Irgendwie schien sie immer noch total gereizt. „Ach, musst du denn nie dran denken, wie lange eure Beziehung wohl noch halten kann? Geht dir das denn nicht ab und zu durch den Kopf? Ob sie nicht ihr Verfallsdatum schon überschritten hat? Oder denkst du, es könnte diesmal ewig dauern?“ Hi nahm Karis Hände in die ihre und atmete tief durch. "Weißt du, Kari, ich kann seit damals nicht mehr anders als an das Ende zu denken. Und dabei ist es nicht so, dass ich kein Vertrauen in eine Beziehung hätte. Ich habe ja eine begonnen, und genieße sie in vollen Zügen. Es ist schön mit Inu, ich fühle mich wohl...aber ich kann nie mehr vergessen, dass nichts ewig ist. Ich habe keine Ahnung, ob das mal wieder anders im Leben wird, ob ich es vergessen kann oder mir jemand so viel Geborgenheit vermittelt, dass ich nie mehr daran denken werde...ach was, das gibt es doch gar nicht. Nichts weilt ewig, alles geht einmal zu Ende, aber wir können nur das Beste draus machen, indem wir es genießen solange wir es haben. Und wenn dann mal was nicht so läuft, wie ich es gerne hätte, dann versuche ich erst mal, damit klar zu kommen und laufe deswegen nicht gleich davon.“ „Und er? Gibt er sich auch Mühe?“ Kari schaute kritisch, als ob sie keinerlei Vertrauen zu Inu Yasha hätte. „Ja, bestimmt.“ Kari schien nicht locker lassen zu wollen. „Und wenn nicht?“ Auf was wollte sie nur hinaus? „Wirbt er um dich? Zeigt er dir, wie viel du ihm Wert bist? Geht er auf dich ein?“ Hi musste schlucken. Nun, wenn sie ehrlich war, dann nahm Inu sie schon als sehr selbstverständlich hin. „Ach, das passt schon.“, wollte sie abwiegeln. „Ist es dir denn nicht wichtig zu wissen, dass du bei Inu die Nummer eins bist?“ „Ach, ich muss gestehen...", Hi schlang ihre Hände fester um Karis Finger, "dass mir die Beziehung mit Inu nicht unbedingt als das Wichtigste der Welt erscheint. Auch wenn du dir das vielleicht nicht ganz vorstellen kannst…es gibt auch andere wichtige Dinge in meinem Leben, und dabei…ist Inu in mancher Weise fast ein wenig...nebensächlich." Kari schaute total verblüfft. Und Hi selbst war vollkommen überrascht, dass ihr das heraus gerutscht war. Du meine Güte, was erzählte sie da? Kari nahm die Aussage auf wie eine hungrige Raubkatze den Fleischbrocken. Sie schien so richtig schön in ihrem Element und bohrte gleich nach. „Glaubst du, er war oder ist für dich nur so was wie ein Lückenbüßer? Ganz ernst, Hi: Als du etwas mit ihm angefangen hast, warum hast du das getan? Ich meine, war es damals für dich nur so was wie ein nettes Zwischenspiel – von Anfang an dazu verdammt, zu Ende zu gehen. Oder haben sich deine Gefühle erst jetzt geändert?“ Kari hatte wohl eindeutig einen Verdacht, doch sagen wollte sie nichts. Stattdessen drückte sie tröstend die Finger ihrer Freundin. Hi war verwirrt. Auf was wollte sie hinaus? Sie versuchte einfach zu erklären, wie sie die Situation sah. „Nun, ich habe eine schöne, friedliche Beziehung mit Inu. Wir verstehen uns blendend, jeder lässt dem anderen seine Freiräume. Wir haben jede Menge Spaß miteinander. Aber Inu ist nicht der Mensch, mit dem du intensiv werden kannst, der nach tiefschürfenden Dingen fragt. Inu lebt in den Tag hinein, Inu liebt es sich beim seinem Sport müde zu strampeln und dann nach einem schönen Bier, einem guten Essen und noch besserem Sex ins Bett zu sinken und friedlich zu schlafen wie ein Baby. Für ihn gibt es keine Probleme auf der Welt, zumindest redet er nie von welchen, fragt auch andere nie eingehender. Und gerade das war es, was mich so an ihm angezogen hat. Ich war eine offene Wunde als ich ihn kennen gelernt hatte, wollte eigentlich mit niemanden was zu tun haben, und er hat mich in Ruhe gelassen, obwohl er um mich geworben hat. Das hat mir unheimlich gut getan. Ich konnte mit ihm zusammen sein und trotzdem musste ich nichts von mir erzählen, denn alles tat nur weh. Ich konnte vergessen, konnte alles in Ruhe bewältigen und war trotzdem nicht alleine. Es war ein neuer Anfang, es war einfach wunderbar. Und wie kann ich ihm jetzt das vorwerfen, was mir so an ihm gefallen hat? Er fragt nicht lange nach, er zieht einfach sein Ding durch und ist zufrieden. Aber…“ Ihr Blick schweifte wieder ab, glitt hinunter zu der Tasse, die sie in Händen hielt. Sie starrte auf das Muster im Milchschaum, als könne sie darin die Zukunft lesen. Und wie von alleine formten sich die Worte in ihrem Mund. „Inzwischen nervt es mich schon ein wenig, dass ich immer alleine da stehe. Da ist kein Reden, kein Ergänzen, kein Nehmen und Geben, da heißt es nur: Vogel, friss oder stirb! Ich weiß, das klingt jetzt sehr hart. Aber ich glaube wirklich nicht, dass Inu bereit wäre, von seinem Lebensstil abzuweichen, um mir damit einen Gefallen zu tun. Ich habe es bisher auch nie verlangt.“ Kari schaute sie mit großen Augen an. „Ich…weiß nicht, was ich dir jetzt sagen soll, Liebes.“, entgegnete Kari. „ Ich denke, es ist normal, dass Gefühle sich ändern können, weißt du? Und wenn Inu nicht mehr der Typ Mann ist, mit dem du glücklich sein kannst, dann solltest du das akzeptieren. Belüg dich nicht selbst und ihn auch nicht. Zieh nicht etwas in die Länge, was laut dir ohnehin schon ein Ablaufdatum hat. Das, was ich jetzt für dich habe, sind wahrscheinlich keine tröstenden Worte…vielleicht helfen sie dir nicht mal. Aber ich denke, das Wichtigste für dich ist es jetzt, mit dir selbst ins Klare zu kommen. Dräng dich nicht zu irgendwas. Sieh Inu so, wie du ihn jetzt siehst, und nicht, wie er für dich war, als du ihn kennen gelernt hast. Du tust euch beiden keinen Gefallen damit. Und glaub mir, dein Problem ist schon tiefer gehend, als nur die Frage, ob er dich mal betrügen würde oder nicht. Kannst du mit ihm nicht glücklich sein, Hi? So richtig glücklich, ohne dass du sagen musst, dir fehlt etwas?“ Das hatte gesessen. Kari hatte Recht, das musste Hi zugeben. Diese Fragen hatte sie nicht erwartet, hatte sie sie doch sich selbst noch nie so deutlich gestellt. „Na ja, irgendwie hab ich den Eindruck, dass ich mich inzwischen weiter entwickelt habe. Ich habe meinen Schmerz verwunden, ich möchte reden, ich möchte dass jemand wirklichen Anteil an meinem Leben nimmt, mich etwas fragt. Und ich würde auch gerne wissen, was er denkt, was ihm durch den Kopf geht, was ihn wirklich berührt. Irgendetwas muss es da doch geben. Aber alles bleibt so wie es ist, alle Versuche meinerseits gehen ins Leere. Ich kann ihn nicht fassen. Aber was beschwere ich mich denn? Es war doch so schön so. Warum soll es auf einmal nicht mehr stimmen? Ich kann ihn jetzt doch nicht einfach stehen lassen, nur weil ich mich geändert habe? Das wäre gemein und ungerecht, das kann ich ihm nicht antun. Und ich mag ihn doch auch, sehr sogar.“ Kari schüttelte leicht den Kopf. Dabei musste sie ihr doch aus dem Herzen sprechen, Wie hielt sie es mit Banko aus? Der war doch noch schlimmer, der erzählte doch wohl gar nichts von sich. „Warum geht man eine Beziehung ein, Hi? Weil man einen Menschen gefunden hat, mit dem man sich versteht, der auf der eigenen Wellenlänge liegt, oder? Das gilt aber nur solange, bis sich einer der beiden oder auch beide verändern. Die Ausgangssituation ist nicht mehr dieselbe und es ist doch so, dass du euch beide belügst, wenn du nur bei ihm bleibst, weil du ihn einmal geliebt hast und ihm dich nur noch verpflichtet fühlst! Du nimmst euch damit beiden die Chancen, jemanden zu finden, der besser zu euch passt! Findest du nicht auch, Hi?“ Hi lächelte skeptisch…besser zu dir passt. Haha. Wer sollte das denn sein? Sie kannte weit und breit keinen Mann, der diese Anforderung erfüllen konnte. Und sie wollte auch keinen anderen Mann. „Muss man denn immer jemanden absolut Passenden finden? Niemand ist vollkommen, und man wird nie den perfekten Traumpartner finden, denn meiner Meinung nach gibt es den überhaupt nicht. Ich denke, es geht um Toleranz. Wie weit kann ich mich auf das Anderssein eines Menschen einlassen? Wo ziehe ich die Grenze? Sind wir da nicht viel zu pingelig? Schreien wir nicht viel zu früh bei jeder kleinen Unstimmigkeit nach einem neuen Partner? Beziehung mit Garantie und Umtauschrecht? Ich finde, damit machen wir es uns viel zu einfach. So darf man nicht mit Menschen umgehen, schon gar nicht mit welchen, die man liebt. Man gibt seine Kinder doch auch nicht einfach ab, wenn sie sich im Laufe der Jahre in eine Richtung entwickeln, die einem nicht gefällt.“ Kari hatte den Kopf schiefgelegt und sie kritisch angesehen. „Gegenfrage: Findest du es richtig, wenn du dich ewig mit einem Partner herumschlägst, der irgendwann mal richtig für dich erschien? Du sagst selbst, dass jede Beziehung ein Ende hat. Ich teile diese Meinung nicht. Aber wenn ich mich auf dich berufen darf: Warum ein ohnehin klares Ende unnötig hinausziehen! Versteh mich nicht falsch, Hi! Ich finde es schön und gut, wenn du um Inu kämpfen willst und er für dich wichtig ist. Aber er ist nun mal nicht mehr der, der er noch vor ein paar Monaten für dich war. Noch ist es möglich, einen schönen Schlussstrich zu ziehen. Wie ist das in ein paar Jahren, wenn vielleicht Kinder da sind? Dort wird es dann schon schwieriger, euch zu trennen. Und da seid ihr dann vielleicht so voneinander angefressen, dass ihr euch nicht einmal mehr sonderlich vertragt. Es geht nicht um pingelig, Hi! Es geht um die Möglichkeit! Noch hast du die Möglichkeit, einen neuen Partner zu wählen. Es wird sicher nicht leicht, es wird schmerzen und wehtun. Aber es ist dein Recht! Toleranz kann ich zeigen, solange ich weiß, dass ich mit dem Partner wenigstens noch soviel gemeinsam habe, dass ich mir ein Leben mit ihm vorstellen kann. Kannst du das, Hi? Willst du dein Leben – wenn möglich – mit Inu verbringen?“ Sie stellte diese Frage, und Hi musste zugeben, dass sie sie mit Nein beantworten musste. Dabei hatte sie sich darüber nie Gedanken gemacht, ob sie mit Inu so lange zusammen bleiben wollte. Darum war es ihr nie gegangen. Kinder, ewige Treue, dauerhafte Liebe, dazu war sie gar nicht in der Lage gewesen. Sie dachte an heute und morgen, an ein paar Gemeinsamkeiten, nicht allein sein zu müssen. Klar würde sie nie in einer Verbindung bleiben und sich auf Kinder und Familie einlassen, wenn ich nicht hundertprozentig von dem Kerl überzeugt und tausendprozentig in ihn verliebt wäre. Aber darum ging es hier doch gar nicht. Was führte Kari denn für ein Drama auf? Es ging ihr nur um eine lockere, freundschaftliche Beziehung bei der man sich mochte. Nicht mehr und nicht weniger. Bei Kari dagegen schien es um mehr zu gehen. Sie war eine alte Romantikerin. Sie glaubte immer noch an ewige Liebe und Treue und schien die Kirchenglocken schon läuten zu hören. Ob sie sich da nicht verrechnet hatte? Dabei sah Hi deren Beziehung als problematischer an als ihre mit Inu. Sie wusste wenigstens, dass sie auf Dauer nicht miteinander klar kommen würden. Vielleich würde sie ja irgendwann im Leben die große, totale Liebe finden, wenn sie bereit dazu war. Später mal… Manno, da ist es wirklich mit mir durchgegangen. Dieses Kapi war gar nicht so extrem geplant gewesen, Da spuckt Hi ja Sachen aus…wo soll das nur hin gehen? Das kam von ganz alleine. Ich wollte nur ihre lockere Art bei der Beziehung mit Inu beschreiben… und jetzt so was. So, und jetzt will ich es von euch wissen: was erwartet denn ihr von einer Beziehung? Muss es immer ums Ganze gehen? Bis dass der Tod euch scheidet? Oder darf es auch mal eine leichtere Variante sein? Und um was geht es? Den absolut passenden Traumpartner zu finden? Oder um die Fähigkeit zu trainieren, sich an das Anderssein anpassen zu können? Ich würde gerne eure Meinung hören… Kapitel 42: Eine Schiffsfahrt ----------------------------- Eine Schiffsfahrt Kari wechselte dann auch schnell das Thema und lud sie ein, eine Bootsfahrt mit ihr und ihrem Liebsten zu unternehmen. Hi hatte eigentlich keine rechte Lust, aber Kari bettelte sie so an, das sie nicht nein sagen wollte. Wenn schon einmal was in all den Tagen von ihrer Freundin ausging, wollte sie nicht der Spielverderber sein. Also sagte sie zu und sie zogen los, Banko zu suchen. Wie Kari vermutet hatte, fanden sie ihn am Pool, wo er seiner Freundin schon mehr als erleichtert entgegen sah. Immerhin war sie verschwunden, ohne ihm etwas zu sagen, und das schon eine ganze Weile. Hi hatte sich zwar vorher umziehen wollen, aber Kari hatte sie einfach weitergezogen. Sie solle Inu nicht stören, und Banko das Kleid zeigen. Eigentlich hatte Hi ihrer Meinung nach genug Aufsehen erregt mit diesem Fummel, aber Kari gab nicht nach. So tauchte das ungleiche Paar bald unter Bankos Sonnenschirm auf. Ein kurzer Blick mit gerunzelten Brauen von ihm traf die unbekannte Frau an Karis Seite, dann hatte er schon seine lachende Freundin an sich hängen, die ihn einen Kuss auf die Wange drückte. Überrascht sah er auf sie hinab. Es war höchst selten, dass sie sich so ungezwungen und ausgelassen gab. Aber es zauberte ein sanftes Lächeln auf seine Züge. So mochte er sie. „He, Banko, alte Schlafmütze! Weißt du, was ich mir gedacht habe? Lass uns heute einen Ausflug machen, ja? Du weißt schon, der mit dem Schiff! Komm schon, biiiitte!“ Aus blauen Augen sah sie ihn fast treudoof an, sodass er nicht mehr Nein sagen konnte. Außerdem versprach der Ausflug witzig zu werden, wenn sie in der Stimmung war. „Ja, ja, ja!“, begann sie dann auch schon zu jubeln, hängte sich an den Hals der Frau, die in ihrer Begleitung war und meinte dann: „Ihr kommt doch auch mit, Hi, nicht wahr?“, ließ sie ihr fast keine Wahl. Erst in diesem Moment erkannte Banko Hi. Sein Mund stand vor Überraschung offen. Diese arabisch gekleidete Frau schien tatsächlich Hi zu sein. Sie sah mit ihren dunkel geschminkten Augen und dem folkloristischen Kleid jedoch aus wie eine Einheimische. Aber bei Hi musste man immer auf eine Überraschung gefasst sein. Hi schaute nicht sonderlich begeistert. Nun war auch ihre Hoffnung, dass Banko schlicht weg zu faul wäre, versiegt. Also musste sie wohl mit. Gerade heute! Über eine Woche hingen die beiden jetzt schon auf ihren Liegen rum, und ausgerechnet heute, wo sie nach einer langen, anstrengenden Fahrt zurück kam, mussten sie einen Ausflug planen. Innerlich seufzte sie genervt. „Geht das nicht morgen auch noch?“ Aber ihre Freundin zog sofort eine Schnute. „Ne, die fahren immer nur an dem einen Wochentag, und nächste Woche sind wir schon nicht mehr da.“ Hi seufzte nochmals. „Na denn, dann lass uns mal.“, gab sie klein bei. Sie wollte Kari nicht den einen Ausflug vermiesen, den sie sich mal ausgesucht hatte. „Kommst du dann so mit?“ fragte Banko sie mit einem amüsierten Blick. „Ne, den Fummel zieh ich aus. Aber sieht doch geil aus, findest du nicht?“ Hi klingelte mit ihrem Kopfschmuck, der ihr auf der Stirn lag und grinste Banko schelmisch zu. Der grinste zurück. „Ja, hast recht. Hab schon fast erwartet, dass ein Araber hier angetrabt kommt und nach der Frau sucht, die aus seinem Harem ausgebrochen ist. Wo hast du denn das Teil her?“, wollte er wissen. Authentische Sachen interessierten ihn immer. „Tja, das war die Bezahlung für meine Fahrdienste. Inu Yashas Bruder hat es mir geschenkt. Er hat es ganz überraschend in Akaba besorgt. Ich hatte auf dem Bazar keines gefunden, und da hat er wohl mitbekommen, wie sehr ich mir die Finger nach so einem tollen Kleid lecken würde. Und prompt hat er mir eins geschenkt...nett, was?“ Hi schaute vorsichtig zu Kari hinüber, ob die wieder hoch ging, denn sie wusste ja zu gut, dass sie Sesshoumaru alles andere als nett fand. Diese schien aber dieses Mal gar nicht gewillt zu sein, auf den unliebsamen Bekannten einzugehen. „He, ich bin auch noch da“, meinte sie nur, hängte sich dann bei ihrem Schatz und bei Hi ein und zog diese in Richtung Hotelkomplex. „Na los, ihr faulen Säcke! Wir haben heute noch viel vor! Wo ist euer Abenteuersinn?“, lachte sie. Hi trabte gleich davon. Sie wollte Inu Yasha wecken und sich endlich umziehen. Bald schon kam sie mit Badetasche und dem Freund im Schlepptau am Bootssteg an, wo Kari mit Banko schon wartete. Dort hatte ein zu einem Piratenschiff umgebautes Segelschiff angelegt, das Touristen für einige Dollar mit hinauf aufs Meer nahm um entlegene Buchten anzufahren. Die Tickets konnten an Bord gelöst werden, und schon ging es los auf große Fahrt. Die Leinen wurden gelöst, als Piraten verkleidete Matrosen strafften die Segel und der heiße Wüstenwind blähte das Tuch an den Masten. Schnell schnitt das Schiff eine weiße Linie in die glatte Wasseroberfläche und rauschte davon. Das Flirren der Sonne wurde gedämpft von einem Sonnensegel, das über einen Teil des Schiffes gespannt war. Darunter konnte man es sich auf bequemen Liegen gemütlich machen oder an der Reling den Delfinen zusehen, die fröhlich springend dem schlanken Zweimaster folgten. Kari grinste zufrieden, während sie sich den Fahrtwind durch die Haare streichen ließ. Sie saß vor Banko, zwischen dessen Beinen und an seine Brust gelehnt. Hi und Inu saßen neben ihnen, beide ein wenig müde. Inu war nicht sehr erfreut gewesen, dass er schon wieder geweckt wurde. Aber Hi hatte ihn gebeten, doch mitzukommen, wenn die beiden anderen schon mal was vor hatten. Schlafen konnten sie ja noch genug, spätestens wenn die Freunde wieder auf ihre Liegen sinken würden. Also war er mitgekommen, erst ein wenig knurrig, aber dann gefiel es ihm doch ganz gut. Arm in Arm schauten sie nach vorne, in Richtung des endlosen Horizonts. Auf den unendlichen Wassermassen spiegelte sich die Sonne. Das Glitzern blendete in den Augen. Nach mehr als einer Stunde Fahrt ankerte das schlanke Segelboot in einer Bucht. Zuvor hatte es noch jede Menge Leckereien an einem kalten Buffet gegeben, das die Mannschaft mitten auf dem Deck aufgebaut hatte. Verschiedene Obstsorten, herrlich dekoriert, lachten die durstigen Ausflügler verlockend an. Dazu gab es süße Kuchen, starken Kaffee und kalte Getränke. Dann konnten sich die Fahrgäste nach Belieben vergnügen. Das Wasser in der Bucht war kristallklar, so dass man bis auf den Grund sehen konnte, und es bereitete besonderes Vergnügen, von einer Planke von der Reling aus direkt hinein in die glitzernden Fluten zu springen. Immerhin konnten Hi und Inu Bankotsu anstacheln, auch ein paar Mal mit zuspringen, bevor er sich wieder an Karis Seite verzog. Was war nur mit ihm los, was machte ihn zum untertänigen Sklaven zu Karis Füßen? Als reines Erholungsbedürfnis konnte das langsam nicht mehr gelten. Beiden war sein Verhalten ein absolutes Rätsel, jedoch ließen sie sich selbst davon nicht bremsen. Sie verfolgten die schillernden, bunten Fische in dieser abgelegenen Bucht. Da hier sonst kaum ein Mensch herkam, waren die Riffbewohner völlig ohne Scheu und ließen sich sogar berühren. Als sie davon genug hatten, tauchten sie unter dem Schiff hindurch, krabbelten immer wieder die Leiter hinauf an Bord um wieder und wieder mit einem Freudenschrei von der Reling zu springen. Kari wunderte sich nur über ihre kindliche Ausgelassenheit, aber nach einer Stunde kamen die beiden dann doch müde und glücklich wieder an Bord. In ihre Handtücher gehüllt gesellten sie sich zu dem befreundeten Paar, dass die Zeit mal wieder faul im angenehmen Schatten des Sonnensegels verbracht hatte. Nachdem die trocken und wieder angezogen waren, zogen Inu und Banko zusammen los, um sich das Schiff einmal näher zu besehen und ließen die beiden Frauen aus diesem Grund allein. Kari sah lächelnd auf die ausgepowerte Hi. „Na, war es lustig?“ Hi schnaufte immer noch heftig. Aber das begeisterte Lachen, das auf ihrem Gesicht stand, sprach Bände. „Ach, es war wunderschön. Ich fühl mich so gut.“ Sie zwinkerte der Freundin fröhlich zu. „Und ihr? Habt ihr euch auch vergnügt?“. „Wir? Neee, wir sind faul in der Sonne gelegen und haben euch kopfschüttelnd zugesehen!“ Karis Blick wanderte in die Ferne. „War richtig angenehm. Keinen Stress, nur wir. Könnte ruhig öfter so sein!“, meinte sie dann schelmisch. „Was meinst du damit? Gehen wir dir auf den Geist? Ich hoffe doch nicht...“ Hi überlegte kurz, dann fiel ihr ein, dass Kari zuhause doch noch große Probleme mit ihrer Eifersucht gehabt hatte. Ob die Freundin darauf anspielte? „Ihr? Nein, nicht doch! Du weißt, dass ich dich gerne bei mir habe, nicht? Ich meine nur so…sonst halt!“ Karis Blick wirkte etwas entrückt, als sie der Freundin antwortete. Doch dann lächelte sie schon wieder. „Du sprichst in Rätseln. Ich blick jetzt nicht mehr ganz durch. Erklär doch mal etwas genauer. Was geht dir durch den Kopf?“ Hi und Kari standen mit dem Rücken an die Reling gelehnt. Hi ließ sich von der Sonne wärmen und ihre Haare trocknen, während Kari halb im Schatten stand. Mit einem leisen Lächeln blickte sie auf ihre Freundin. "Na, weißt du...die Probleme, die wir zuhause hatten, sind hier einfach vergessen. Als würden sie gar nicht existieren. Das ist doch fein, nicht?" Die blonde Frau drehte sich, sodass in das Gesicht ihrer Freundin sehen konnte. Hi bohrte nach. „Es geht um Kagura, die Schnepfe aus Bankos Laden, oder? Du genießt es, sie einmal weit weg zu wissen. Das ist es, oder?“ Sie drehte ihr Gesicht zu Kari hin und schaute ihr dabei direkt in die Augen, als sie noch ein wenig nachhakte. Sie hatte plötzlich eine Vermutung und wollte wissen, ob sie damit richtig lag. „Ist Banko deswegen so verwandelt? So hilfsbereit, so anhänglich? Ich erkenne ich nicht wieder. Er ist ununterbrochen mit dir zusammen und tut alles, was du willst. Habt ihr irgendwas ausgemacht für diesen Urlaub?“ Kari nickte selig lächelnd, wobei ihre blauen Augen vor Stolz und Freude strahlten. „Ja, haben wir. Es sollte ein Urlaub werden ganz für mich, in dem ich vollkommen bestimme, was abgeht. Und er würde nur für mich da sein, immer an meiner Seite. Das hat er mir geschenkt. Ist das nicht schön?“ Sie lächelte siegessicher, während Hi richtiggehend entsetzt war. Wie konnte sie es genießen, ihren Freund so zu verbiegen, von ihm anzunehmen, dass er gegen sein stürmisches Naturell ankämpfte um zum stillen Sklaven an ihrer Seite zu mutieren? Bereitete es ihr tatsächlich Freude, zwei Wochen lang die Herrin zu spielen? Sie schaute Kari prüfend an, aber die meinte es allem Anschein nach Ernst. Nun, sie musste einen triftigen Grund für ihren abartigen Wunsch haben. Und sie genoss es offensichtlich. Und wenn Banko das mitmachte…na, nicht ihr Problem. Hi schüttelte trotzdem unmerklich den Kopf. Sie konnte es doch nicht lassen, ein wenig ihren Senf beizusteuern. „Na ja, ich befürchte nur, dass das eurer Beziehung nicht unbedingt weiter hilft. Wenn ihr wieder daheim seid, geht es einfach da weiter, wo ihr aufgehört habt,“ - sie bereute die Worte bereits, als sie Karis enttäuschtes Gesicht sah - „…aber es ist ein schönes Geschenk und bestimmt eine herrliche Auszeit für dich.“, setzte sie schnell nach. Kari nickte nur stumm. Sie schaute so bedrückt, dass sie Hi leid tat und die schuldbewusst ihren Arm streichelte. „Ach komm, wenn er dir hier einen so schönen Urlaub bereitet, dann bist du ihm sehr viel Wert.“ Wenn sie sich das recht überlegte, war sie sogar sehr beeindruckt davon, was Banko bereit war für Kari zu tun. Er musste sie wirklich sehr lieben. Sie versuchte es nochmal mit anderen Argumenten, hintern denen sie eher stehen konnte. „Denk doch mal an deinen Banko! Fühle tief in dich hinein. Würde er es tun? Etwas mit der anfangen? Würde er dich betrügen? Kannst du dir das wirklich vorstellen?“ Bilder stiegen schlagartig in Hi hoch, wie sie selbst betrogen worden war von Frauen, denen sie es nie zugetraut hatte, und ohne es zu merken, setzte sie schnell nach. „Ich frag nicht, ob SIE es tun könnte. Leider gibt es viel zu viele Frauen, die ohne mit der Wimper zu zucken mit deinem Typen ins Bett steigen würden. Nein, ich frage dich, ob ER es könnte. Was sagt dir dein Herz?“ Kari überlegte, wobei sie durchaus merkte, dass in Hi wohl einige Erinnerungen an ihre Vergangenheit aufstiegen. Aber sie sagte erst mal nichts, sondern genoss die Berührungen ihrer Freundin. „Nein, ich glaube nicht, dass er das tun würde!“, meinte sie dann. Nachdenklich kaute sie auf ihrer Unterlippe. „Ich vertraue ihm. Ja, das tue ich. Aber sie…ich mag sie nicht, und ich sehe doch immer, wie sie sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit an ihn ran wirft.“ Hi nickte zustimmend. Wie konnte sie die Freundin nur ein wenig sicherer machen, was Bankos Treue betraf? „Ja, solche Weiber gibt es mehr als genug. Aber denke immer an ihn. Schließe die Augen, atme tief durch und denke nur an seine Liebe für dich, und dass er das nie tun würde. Solange du zulässt, dass die Zweifel dich überfallen, wirst du nur verlieren. Und du und Banko, ihr habt doch eine so feste Liebe, eine so tiefe Beziehung. Kari-Schätzchen, die dumme Kuh kann dir doch gar nichts.“ Kari runzelte die Stirn. Das, was Hi sagte, klang einleuchtend…aber auch viel zu leicht. Auch wenn sie sonst sie die große Romantikerin war…sie konnte sich leider nur zu gut vorstellen, dass ihr Banko gar nicht so abgeneigt war gegen intensivem Kontakt mit dieser grässlichen Frau. Sie tastete nach der Hand ihrer Freundin und meinte darum fast abweisend: „Ach, Hi, wenn es doch so einfach wäre. Ich weiß, dass ich manchmal unfair ihm gegenüber bin, aber wenn ich sie zusammen sehe, dann würde ich sie am liebsten anspringen. Und er bekommt es dann meist zu spüren. Ich verstehe gar nicht, wie du da mit Inu so ruhig bleiben kannst wie heute Mittag.“ Dass sie gar nicht so ruhig gewesen war, wollte Hi nun nicht gerade zugeben. Aber umso besser konnte sie die Freundin verstehen. Nur übertrieb diese in die andere Richtung, und Hi hatte so ihre Bedenken, ob deren Freund nicht einfach mal die Nase voll hätte von dem ewigen Theater und gerade erst Recht mal das tun würde, was sie ihm immerzu vorwarf. „Na, dann geh einfach mal hin und sag der das ganz deutlich, dass du es nicht magst und dass sie es bleiben lassen soll. Aber mach das vorher mit Banko aus. Erklär ihm, wie sehr es dir weh tut, wenn die sich immer so an ihn ranhängt, wie sie dich ständig provoziert. Wenn er dich liebt, wird er es verstehen und dich bestimmt unterstützen. Bitte ihn, sich diese Frau einfach deutlich auf Abstand zu halten.“ Hi glaubte selbst nicht so recht daran, dass das was helfen würde. Sie kannte keine Frau, die sich von irgendetwas beeindrucken ließ, die Hände von einem Kerl zu lassen, nicht mal, wenn sie die beste Freundin darum anflehte. Das hatte sie selbst schon schmerzlich erfahren müssen. Aber sie wollte Kari zum Handeln bewegen, das sie nicht nur herum zeterte und Banko verrückt machte, wenn sie wieder zurück waren, sondern mal etwas tun würde.. Vielleicht würde wenigstens Banko dabei klar werden, wie sehr Kari unter der anhänglichen Ziege litt, und er machte sogar ein wenig mit. „Meinst du, er versteht mich?“ „Na, wenn er dich liebt, sollte er auch bereit sein, etwas für dich zu tun.“ „Und wie soll ich deiner Meinung nach vorgehen?“, wollte sie dann noch von der Freundin wissen. Hi blickte nachdenklich übers türkisfarbene Meer. „Sprich auf alle Fälle mit Banko. Und mach ihm klar, dass etwas passieren muss, dass du so nicht klarkommst. Tut mir leid, wenn ich jetzt ein wenig persönlich werde, aber ich habe ja eure Streits oft genug mitbekommen. Du willst doch bestimmt auch nicht mehr, dass es so weiter läuft. Er geht ja bald die Wände hoch, und du wirst noch wahnsinnig dabei. Und zwei Wochen Waffenstillstand im Urlaub helfen da auch nicht auf Dauer. Ich denke, es sollte eine eindeutige Aktion von euch beiden geben, die dem blöden Miststück ein für alle mal klar macht, wo ihre Grenzen sind. Ob das von Banko aus passiert oder von dir, ist egal. Aber Banko muss dann auch entsprechend konsequent sein, dir zuliebe. Wenn er alles nur halbherzig angeht, dann seid ihr keinen Schritt weiter. Aber ich bin mir sicher, dass dein Held der Puppe zeigen wird, wo der Hammer hängt. Trau dich einfach!“ Hi grinste die Freundin aufmunternd an. Kari ließ sich wieder nach hinten sinken, begann mit der Sonnenbrille, die sich von der Nase genommen hatte, zu spielen. Dann zeigte sich ein entschlossener Gesichtsausdruck. „Ja, du hast Recht! Absolut und sowieso! Die Tussi wird sich noch wünschen, sie hätte nie ein Auge auf meinen Macho geworfen!“ Gelöst zwinkerte Kari Hi zu. Die Freundin nannte Banko immer Macho. Welch wahres Wort! Hi kannte Banko kaum, aber er war ein Macho vom Feinsten. Konnte sie schon kaum mit Inu reden oder ihn dazu bekommen, mal ein wenig auf sie einzugehen, so war das anscheinend mit Banko gänzlich unmöglich. Warum sich Kari genau in solch einen mit Testosteron getränkten Gockel verguckt hatte, konnte sie kaum nachvollziehen. Gut, er war ja so männlich, er sah athletisch aus, war sportlich, ein richtiger Kerl. Aber auf was lief das Zusammenleben mit ihm hinaus? Da war sie froh, dass sie mit Inu die etwas abgeschwächtere Variante erwischt hatte. Kapitel 43: Gedanken -------------------- Oh, das habe ich gar nicht bemerkt, dass ich diese Geschichte gar nicht weiter on gestellt habe. Dafür gibt es diesmal gelich 2 Kapitel. Viel Spaß beim Lesen... Gedanken Sie saß bei Sonnenuntergang am Rande der Wüste und schaute zu, wie sich langsam lila Schatten auf die Berge legten. Da Land wurde in ein unwirkliches rosa Licht getaucht, und die Kühle der Nacht war schon leicht zu spüren, obwohl die Steine noch gewaltige Mengen der am Tage gespeicherten Hitze abgaben. Sie wusste, dass es bald empfindlich kalt werden würde, da weder Erde, noch Baum, noch Strauch oder irgendein anderes Gewächs die Wärme aufhalten würde. Auf einem Felsen sitzend, die Beine angezogen und die Arme um sich geschlungen, reckte sie ihr Gesicht der untergehenden Sonne entgegen. Sie war alleine losgezogen, weil wie üblich keiner mitkommen wollte. Eigentlich hatte sie erst einen Ausflug in die kleine Stadt machen wollen, dann war sie doch in die andere Richtung abgebogen, hinaus in die Stille und Unendlichkeit der Wüste. Sie war ein ganzes Stück gegangen, immer weiter hinein in die ruhige und abweisende Landschaft, die sie zwar duldete, aber ihr keine Geborgenheit vermittelte wie die heimischen Wiesen und Wälder. Trotzdem fühlte sie sich hier wohl. Sie blickte hinauf in den Himmel. Er war offen und endlos, und genau diese Unbegrenztheit war es, die sie hier heraus gelockt hatte. Sie spürte den trockenen Wind auf ihrer Haut, der so gefährlich war, weil sein ständiges Wehen verhinderte, dass Schweiß auf der Haut stand. Er verdunstete, bevor er sichtbar wurde, und man meinte gar nicht zu schwitzen. Das war zwar sehr angenehm, aber trotzdem lag der Wasserbedarf extrem hoch. Aber sie hatte heute schon 2 Flaschen Wasser getrunken und spürte im Augenblick keinen Durst. Sie war froh, mal etwas Ruhe um sich herum zu haben. Seit ihrem Ausflug waren gerade mal ein paar Tage vergangen, aber viele Gedanken kreisten durch ihren Kopf und würden ihr keine Ruhe geben, bis sie gründlich nachgedacht hatte. Der Ausflug, ja, er war so atemberaubend gewesen, einfach perfekt. So viele Dinge, die sie sich schon seit ewigen Zeiten wünschte, waren erfüllt worden: der Besuch einer Stadt, der ihr schon lange am Herzen lag, ein echt arabisches Essen in einer einheimischen Restaurant, ein Abend mit exotischer Musik, die auch noch live von einer Band gespielt in einer traumhaften Umgebung, ganz zu schweigen davon, dass Sesshoumaru die ganze Zeit bei ihr gewesen war. Er war ihr wie ihr Schutzengel vorgekommen, unendlich schön und ständig um sie herum. Sie würde ewig an diesen Tag denken, die Fahrt, einfach alles. Ewig vor allem deswegen, weil es dazwischen so schrecklich wenig geben hatte, an was sich das Zurückdenken lohnen würde. Und sie musste zugeben, dass es diesen einen Tag auch nur gegeben hatte, weil sie Glück hatte, weil zufällig Sesshoumaru da war, er zufällig einen Fahrer gesucht hatte und sie zufällig da war. Zu viel Glück und Zufall und zu wenig Gewährleistung für ihren Geschmack, solche unvergesslichen Eindrücke öfter erleben zu können. Sie war unruhig und unzufrieden, stützte ihr Kinn gedankenverloren auf ihre Hand auf und blickte weiter der verschwindenden Sonne nach. Sie wollte mehr von der Welt sehen, und das nicht nur durch reinen, puren Zufall. Wenn sie warten würde, dass sie jemand aufforderte, konnte sie ewig warten. Sesshoumaru war verschwunden, er hatte bestimmt irgendwo zu tun gehabt oder war eingeladen worden, vielleicht von dem Scheich, der das Auto von ihm gekauft hatte. Sie hätte es ja erfahren, wenn Kari ihr nicht wieder die Suppe versalzen hätte. Aber nun war er halt weg, und sie wusste weder wohin noch, ob er noch mal vorbei schauen würde. Dabei hoffte sie schon, dass er wenigstens nochmal aufkreuzen würde, um sich zu verabschieden. Nur fest damit rechnen, das mochte sie dann doch nicht. Dazu fand sie ihn zu wenig greifbar. Und dass er noch mal Zeit für sie hätte und was mit ihr unternehmen würde, das traute sie sich schon gar nicht zu hoffen. Nein, sie konnte sich nicht darauf verlassen, sich irgendwo dranhängen zu können, auch wenn das bequem und verführerisch war. Wenn sie mehr erleben wollte, musste sie selbst aktiv werden. Und sie musste es notfalls alleine tun. Denn ihre Urlaubsgefährten erwiesen sich immer mehr als die absolut ungeeigneten Partner für ein wenig Abenteuer und ein paar Ausflüge. Banko und Kari kamen aus dem Bett oder den Liegestühlen kaum noch hoch, und Inu machte inzwischen bei allen Sportkursen mit, die er nur finden konnte: Jet Ski, Gleitschirmfliegen am Strand, Surfen, Wasserski, dazu noch die Tauchkurse, an denen sie immer noch gemeinsam teilnahmen. Dann machte er mit bei sämtlichen Beach-Volleyball-Turnieren, und abends, wenn Hi dachte, dass er nun endlich Ruhe geben würde, rannte er wieder zum Strand und spielte mit ein paar Jungs Fußball. Ihr war das eindeutig zu viel, so viel Sport war aber nun mal typisch für ihren Inu. Er genoss es, sich dermaßen austoben zu können, und so gab sie ihm einen dicken Schmatz auf die Nase, bevor er strahlend mit dickem Handtuch um den Hals zum nächsten Event raste. Hauptsache, sie musste nicht überall mit. Also musste sie sich selbst drum kümmern, wenn sie etwas erleben wollte. Wobei ihre Ausflugsziele nun ja auch nicht immer Standard waren. Zu oft hatte sie erlebt, dass sie auf Unverständnis oder gar Kritik stieß mit ihren Wünschen, ihre Umgebung ihr die Aktionen eher madig machten als sie zu unterstützen. Oder dass die andern zwar groß redeten, sie dann aber doch sitzen ließen, wenn es ernst wurde, weil sie einfach nicht die Energie dazu aufbrachten, obwohl sie schon (angeblich) das gleiche Ziel gehabt hätten. Auf einmal war es das Geld, oder die fehlende Zeit, die angeblich die Reise verhinderten, obwohl sie vorher voll getönt hatten, dass sie selbstverständlich dabei wären. Meist war dann gar nichts aus den vielen Vorsätzen und Plänen geworden, und sie war teilweise auf den Kosten sitzen geblieben. Seither sammelte sie erst die Anzahlungen ein, denn Geld war das einzige, das die gemachten Zusagen der Reiseteilnehmer auch ernst machen lies. Doch auch wenn sie in einer Gruppe unterwegs war, meist gab es Ärger, die Teilnehmer zerstritten sich untereinander oder brachten einfach keine gemeinsame Unternehmungen zustande, so wie jetzt. Aber Hi hatte sich gewappnet. Erst mal hatte sie mehrere Überlebenskurse gemacht, einfach, um sich sicherer zu fühlen, wenn sie dann doch mal alleine losziehen würde. Sie lächelte, als sie an den damaligen Ausbilder dachte. Sie sah seinen träumerischen Blick vor sich, als er beim nächtlichen Lagerfeuer erzählte wie gerne er für zwei Wochen in Norwegen von einem Fjord zum anderen wandern wollte, abseits der Zivilisation, nur auf das eigenen Können, auf Orientierungsfähigkeit sowie Trittsicherheit angewiesen. Aber er wollte diese Tour im Winter bei Schnee machen, und sie hasste die Kälte. Außerdem stand da eine sehr eifersüchtige Ehefrau im Weg, die zu verhindern wusste, dass sie und die anderen Mädels vom Kurs sich mit ihm auf eine solche Reise hätten begeben können. Aber sie verstand zu gut seinen Antrieb, sie hätte auch Spaß an einer solchen Unternehmung gehabt…in den Tropen. Seither hatte sie so manchen Alleingang unternommen. Auch bei Gruppenreisen setzte sie sich immer wieder von der lärmenden Meute ab, um ein wenig Ruhe und Abgeschiedenheit zu erfahren. Diese Exkursionen waren es auch, die ihr zu den Höhepunkten einer Reise verhalfen…wie damals in Australien. Sie war schon fast eine Woche mit der Tierfreunde-Reisegruppe unterwegs gewesen. Nachdem sie alle Parks und Zoos in Singapur abgeklappert hatten, ausgiebig shoppen waren und nachts im Pool geplätschert hatten, waren sie endlich in Darwin eingetroffen und dann in die Nationalparks weiter gezogen. Die oberflächlichen Gespräche ihrer Mitreisenden langweilten sie inzwischen zutiefst, und so hatte sie sich eines abends einfach von den vielbevölkerten Tischen im klimatisierten Speiseraum erhoben, ihre Trecking-Stiefel angezogen und war im Gelände verschwunden. Der Mond hatte damals halb am Himmel gestanden und genügend Licht verbreitet, dass sie in der abendlichen Kühle genügend hatte sehen können. Sie war langsam hinunter zum Wasser geschlendert, dem abgelegenen Bilabong entgegen, an dem die kleine Lodge gelegen hatte, in der die Truppe untergekommen war. Der Lärm und das Lachen der plaudernden Gruppe waren verklungen, ebenso konnte sie nach einiger Zeit das Knattern des Notstromaggregats hinter sich lassen. Stille breitete sich aus, und zum ersten Mal konnte sie das Land in seiner Ursprünglichkeit auf sich einwirken lassen. Wie verzaubert lag der abgeschiedene Flussarm da, dessen glatte Oberfläche im Mondschein glänzte. Nur ab und zu durchbrach der Sprung eines Fisches die Stille, doch immer wieder wurde sie auch an die harte Realität erinnert, wenn sie das laute Klappen der Kieferknochen eines Krokodiles hörte, dass sich wiederum einen Fisch schnappte. Ihr war schon ein wenig mulmig gewesen, wenn sie daran dachte, dass nur wenige Meter entfernt Urechsen von gewaltiger Länge im Wasser lauerten, aber sie hielt sich deutlich vom Ufer entfernt, so wie der mitreisende Biologe, mit dem sie längst Freundschaft geschlossen hatte, es ihr geraten hatte. Und draußen im Busch, in den sie dann ihre Wanderung fortsetzte, hatte es eh keine gefährlichen Raubtiere gegeben. Sie hatte sogar Walabis leise neben sich herhüpfen hören. Sie waren ihr in sicherem Abstand gefolgt und hatten immer wieder zu ihr herüber geschaut. Nur das unheimliche Heulen eines Hundes in weiter Ferne hatte sie damals etwas irritiert. Doch wie der Reisleiter ihr später erklärte, war es gar kein Hund gewesen, sondern eine Eule, deren Heulen wie das von Hunden klang. Der silberne Mondschein auf der ungewohnt roten Erde, die bizarren Schatten der Termitenhügel, die nächtlichen Geräusche, die sich nur wenig von der Stille abhoben, der laue Wind und die ungewöhnlichen Gerüche hatte sie nie mehr vergessen. Genau diese Nacht war die intensivste und damit die unvergesslichste gewesen, die sie auf der ganzen Reise erlebt hatte. Und sie hätte sie nicht erlebt, wenn sie nicht auf eigene Faust losgezogen wäre. Denn als die anderen Reiseteilnehmer nach ihrer Rückkehr erfuhren, was sie unternommen hatten, wollten sie alle mitmachen und sie am nächsten Abend unbedingt begleiten. Erst hatte sie sich über die rege Teilnahme an ihrem nächsten Ausflug gefreut, aber auch schnell bereut, denn die Gruppe verscheuchte mit ihrem Geschrei und Getrampel sowohl die Tiere als auch die Stimmung. Danach hatte sie sich ihre Begleiter äußerst sparsam und gründlich ausgewählt. Insgesamt hatte sie inzwischen auf so viele Vorhaben verzichtet, die sie jemals geplant hatte und die bestimmt auch eindrucksvoll geworden wären, dass sie sich fragen musste, warum sie das zuließ. Sie hatte sich angepasst, hatte Gefallen getan, hatte endlos auf Freunde oder Bekannte gewartet, dass die mitkommen konnten…und meist war es nichts geworden. So wenige Unternehmungen waren wirklich etwas geworden, und sie hatte keine Lust mehr, es immer auszuschieben und abzuwarten, bis jemand sie begleiten würde. Es war ihr zu wichtig, zu wertvoll, um darauf verzichten zu können. Es gab Gelegenheiten, die musste man einfach nutzen wie den Aufenthalt hier in Ägypten. Wann würde sie je wieder hierher kommen? Wenn sie jetzt nicht unternahm, wozu sie Lust hatte, würde die Gelegenheit für immer verstreichen. Sie wollte weder die Freundin noch Inu Yasha zu irgendetwas zwingen oder überreden. Sie alle hatten das Recht, ihren Aufenthalt so zu gestalten, wie sie es wollten und sie war noch nie der Typ gewesen, der den Freund gedrängelt und getriezt hätte, um ihn zu irgendwelchen Unternehmungen zu bewegen, die er eigentlich nicht wollte. Aber sie wollte sich auch nicht dazu zwingen lassen, die zwei Wochen nur mit den anderen am Strand herum zu hängen oder wie blöde von einem Sportkurs zum nächsten zu hetzen. Sie würde einfach alleine losziehen. Sie seufzte. Keiner ihrer Partner hatte jemals die gleichen Interessen wie sie geteilt. Ihr Wunsch nach Fernreisen war immer schon gebremst worden, und so war sie am Ende schon zufrieden gewesen, wenn sie mal Frankreich oder Italien mit dem Auto erkunden konnte. Ein paar Highlights hatte es gegeben, aber die hatte sie immer selbst aufgetan und schnell und spontan durchgezogen wie eine Einladung nach Tobago von den Trommlern ihres Afro-Tanzkurses. Die Reise hatte sie kurz entschlossen umgesetzt, denn wann hatte man schon die Gelegenheit, direkt in das Dorf eines der Trommler eingeladen zu werden. Zwar lag ihr damaliger Freund dann lieber mit einem Bier am Strand, aber trotzdem genoss sie das Schnorcheln in den fischreichen Gewässern, und in den tropischen Urwald in der Mitte der Insel war er ja sogar mitgekommen. So war der Aufenthalt ein wunderbares Erlebnis gewesen, vor allem, weil die Trommler sie zu so vielen Auftritten mitgenommen hatten. Aber noch viel mehr Angebote hatte sie sausen lassen, wie eine Südamerikatour mit einem früheren Kollegen, der nun dort wohnte und die Gegend in- und auswendig kannte. Er war zwar ein wenig verschroben, aber seinen Hang, das Land weitab von den ausgetretenen Touristenpfaden zu erforschen, hätte sie sehr gereizt. Warum hatte sie es nur nicht gemacht? Oder die Möglichkeit, ein paar Jahre im Ausland zu studieren oder zu arbeiten, hatte sie nur ungenutzt an sich vorüber ziehen lassen. Immer hätte sie alleine gehen müssen, denn ihre Partner hatten sie immer nur gebremst und zurückgehalten. Kein einziges Mal erhielt sie Unterstützung von ihnen. Heute bereute sie es, nicht damals schon den Mut gehabt und sich einfach alleine auf den Weg gemacht zu haben. Das sollte ihr nicht wieder passieren. Hier ging es ja eh nur um ein paar kleine Ausflüge. Entschlossen blickte sie den letzten Strahlen der Sonne nach und stand dann auf, um wieder zurück zum Club zu marschieren. Sie würde sich gleich überlegen, wie sie die nächsten Tage nutzen würde, um sich wenigstens hier ein paar ihrer Wünsche zu erfüllen. Einmal in der Wüste übernachten, das wäre etwas, was sie reizen würde. Kapitel 44: Eine Nacht in der Wüste ----------------------------------- Und hier wie versprochen Kapitel 2 Eine Nacht in der Wüste Eine Nacht in der Wüste, das wär’s. Sie musste echt mal weg, sonst bekam sie noch einen Clubkoller. Angetan von ihrer Idee wühlte Hi in den vielen Flyern, die auf einem Tischchen nahe er Rezeption auslagen. « Das Kloster St. Katherina am Berg Moses, wo sich Himmel und Erde berühren. » Das klang ja bombastisch. « Festungsartig liegt St. Katherina im steinernen Meer der Sinai Wüste wie eine unerschütterliche Insel. » Das Kloster war nicht weit entfernt, laut Foto eine Ansammlung kleiner Steinhäuser mitten in der Wüste, umgeben von einer hohen Mauer. Dort hatte sich angeblich der brennende Dornbusch befunden, den Moses einst gesehen hatte. Es gab Ausflugsbusse, die täglich dorthin fuhren, aber sie wollte eigentlich nicht in einen solchem Bus gequetscht voll akklimatisiert durch die Wüste gekarrt werden, um sich dann wieder mit Hunderten von quasselnden Leuten durch die engen Gassen zu drücken. Ne, wirklich nicht. Dann gab es auch Ausflüge auf den nahe gelegenen Mosesberg, sogar geführte Nachtwanderungen, um dann den Sonnenaufgang von dessen Hängen aus genießen zu können. Wieder wühlte sie in den Prospekten. « Ein Bandwurm von Taschenlampen schlängelt sich im sanften Mondlicht den steilen Pfad hinauf. Hunderte sind unterwegs, um die ersten Sonnenstrahlen des Tages auf dem Gipfel des Mosesberges zu erleben.» Davon hatte sie schon gehört, es solle eine atemberaubende Aussicht sein. Sie stelle sich vor, wie die aufgehende Sonne langsam über sie rosafarbenen Berge zog...und sie inmitten einer Meute plappernder Touristen stand. Nein danke, auf keinen Fall! Dann lieber alleine. Sie konnte ja hinfahren zu dem Kloster, sich irgendwo eine verlassene Stelle suchen wo sie keiner sah, dort schlafen und am nächsten Tag zeitig aufbrechen, um sich in aller Ruhe das alte Gemäuer anzusehen. Ja, das wär’s. Kari und Banko würden eh keine Lust haben, die schützenden Mauern des Clubs zu verlassen, und so wollte sie die Frage, ob sie mitkommen wollten, lieber gleich gar nicht stellen, um so ja keinen in die Verlegenheit zu bringen, zu meinen, sie begleiten zu müssen. Obwohl das auch Spaß gemacht hätte, zu sehen, wie sie sich winden würden. Nein, sie wollte niemanden zu etwas zwingen, jeder sollte seinen Urlaub nach seiner Art genießen und nicht wegen einem Gefallen seine Vorlieben aufgeben müssen. So konnte auch sie frei entscheiden, wie sie zu dem Kloster gelangen wollte und musste keine Kompromisse schließen. Ihr war es lieber, morgens in der Frühe schon da zu sein, wenn alles noch still und ruhig war und sie die engen Gassen für sich alleine hatte. Und wie würde sie hinkommen? Ein Auto mieten, einen Geländewagen wie Sesshoumaru einen gehabt hatte? Sie stand auf und schlenderte zu der Theke hinüber, auf der weitere Prospekte lagen. Sie überflog sie…und blieb an einem hängen, auf dem Geländemotorräder abgebildet waren. Sie nahm das bedruckte Blatt Papier und las versunken darin. Man konnte sie leihen, um Wüstentouren zu machen, auf Wunsch mit einem Reiseleiter. Das wäre auch eine interessante Sache, aber die Touren erstreckten sich über mehrere Tage und sie wollte Inu Yasha nicht so lange alleine lassen. Aber mit einem Motorrad durch die Wüste zu fahren wäre schon nett. Sie könnte sich eines nur für die Tour mieten, auch Schlafsäcke und ganze Campingausrüstungen konnten geliehen werden. Ihr Plan reifte langsam. Sie sah auf die Uhr, es war erst früher Nachmittag. Sie konnte diesen Ausflug noch heute unternehmen. Aber sie könnte es ja probieren und doch mal Inu Yasha fragen, ob er nicht vielleicht Lust hätte mitzukommen. Er fuhr immerhin ganz gerne Motorrad, auch wenn er keine eigene Maschine besaß. Vielleicht würde ihn der Ausflug ja sogar reizen. Gleich machte sie sich auf den Weg ihn zu suchen, auch wenn sie sich schon wieder schalt, sich womöglich falsche Hoffnungen zu machen. Sie wollte doch niemanden belästigen. Aber mal fragen kostet doch nichts, dachte sie nur. Nachher wär es sauer, wenn sie es nicht getan hätte. Also los. Es war grad seine Zeit für ein Bierchen im gekühlten Cafe, vielleicht saß er ja mit Banko zusammen dort. Sie fand ihn tatsächlich dort, allerdings war er alleine. Erfreut lächelte er sie an, als er sie durch die Türe stieben sah und wies auf den freien Platz neben sich. „Ah, kreuzt du auch mal wieder auf? Wo warst du denn?“ Strahlend setzte sie sich zu ihm hin und bestellte ein Glas Cola. „Du, Inu, hör mal…“ begann sie sofort begeistert zu fragen und teilte ihm ihre Ausflugspläne mit. Sie beobachtete dabei aufmerksam sein Gesicht und mussten nur zu schnell erkennen, dass er an ihrem Vorschlag nicht so besonders interessiert zu sein schien. „In der Wüste schlafen? Warum das denn? Wo wir hier doch so schöne Betten haben…und du willst freiwillig auf Steinen liegen?“ Er schüttelte verständnislos den Kopf. Na ja, genau das hatte Hi bereits befürchtet. „Würde dir denn eine Motorradtour wenigstens gefallen?“ Sie schaute ihn hoffnungsvoll an, bereit, ihre Pläne etwas zu ändern wenn er sie dann wenigstens begleiten würde. „Ja, schon. Wann wolltest du den los?“ „Heute Nachmittag, und morgen Nachmittag wären wir wieder da.“ Er senkte den Kopf, spannte die Lippen und legte sich die Worte zurecht, mit denen er ihr antworten wollte. „Äh, ich hab heut an der Tauchstation erfahren, dass sie morgen Vormittag einen Tieftauchgang machen zu einem alten, versunkenem Schiff, das hier in der Nähe auf Grund liegt…“ Hi gab auf. Nein, das wollte sie ihm nicht vermiesen. Also ohne ihn. Sie schaute ihn an und zwang sich zu einem erleichterten Lächeln. „Na, das passt doch super! Du weißt doch, dass ich keine Tieftauchgänge machen mag, weil mir das Ausharren auf den Dekompressionsstufen zu öde ist. Und ich trau mich schon gar nicht in ein altes, dunkle Schiff rein.“ Er fuhr mit dem Kopf hoch und schaute sie ungläubig an. „Aber du machst doch sonst alles mit? Das wäre doch was Tolles…“ „Aber ich hab…Platzangst in so einem Wrack. Mich kriegst du da nicht rein. Außerdem war ich die letzten Tage so oft tauchen, ich mag mal was anderes machen. Daher passt das doch einfach prima. Ich fahr über Nacht mit dem Motorrad weg, schau mir das alles in Ruhe an und du kannst den Tauchgang mitmachen. Und wenn du Lust hast, können wir ja noch mal zusammen Motorräder leihen und einen Ausflug machen, ja?“ Hi versuchte, sichtlich zufrieden zu klingen und dass sie froh sei, eine so gute Lösung gefunden zu haben. Er sollte ihr ihre Enttäuschung nicht anmerken, denn sie wollte auch ihm seinen Tauchgang wirklich nicht vermasseln. Trotzdem schaute Inu sie besorgt an. „Na, ich weiß nicht. Willst du wirklich ganz alleine in der Wüste übernachten?“ „Ach, du weißt doch, ich habe mehrere Überlebenskurse gemacht. Ich kann mir eine Ausrüstung ausleihen und es gibt hier auch keine wilden Tiere vor denen man Angst haben müsste.“ Von den Schlangen und Skorpionen erzählte sie lieber nichts, sie wollte ihn nicht beunruhigen. Er hätte wahrscheinlich bedeutend mehr Angst vor denen als sie, und außerdem hatte sie gelernt, wie man aufpasst, dass man nicht gebissen wurde. Inu Yasha war immer noch nicht überzeugt. „Wegen der wilden Tiere mache ich mir weniger Sorgen, das Tier, das dir gefährlich werden kann, heißt Mann.“ „Da hat er Recht!“ Die tiefe Stimme ließ beide hochschrecken. Sesshoumaru stand hinter ihnen und blickte auf die beiden hinab. Mit ihm hatte sie jetzt wirklich nicht mehr gerechnet. Wie kam es, dass er immer dann auftauchte, wenn sie sich gerade mit jemandem unterhielt. War der doch ein Lauscher? Oder war sie so unaufmerksam, wenn sie in einem Gespräch vertieft war? Auf alle Fälle musste er einen sehr leisen Gang haben. „Stehst du da schon lange? Ich habe dich gar nicht kommen hören.“ Hi blickte erstaunt in sein hübsches Gesicht. „Na, lange genug um eurer Diskussion folgen zu können.“ Er schmunzelte und wandte sich dann an seinen Bruder. „Wie wär’s? Ich revanchiere mich für ihre Hilfe und begleite sie dafür in die Wüste. Dann brauchst du dir keine Sorgen um sie machen.“ Hi schaute überrascht zu ihm auf. Er wollte sie begleiten? Warum fragte er dann Inu zuerst und nicht sie? Außerdem wollte sie nicht, dass sich wieder jemand verpflichtet fühlte, ihr einen Gefallen zu tun. „Ach nein, lass mal. Das ist sehr nett, aber du bist mir keinen Dank schuldig und brauchst nicht wegen mir unbequem in der Wildnis zu übernachten. Das will ich doch gar nicht.“ Aber die beiden reagierten überhaupt nicht auf ihre Einwände, sondern verhandelten über sie über ihren Kopf hinweg. Inu Yasha sah seinen Bruder stirnrunzelnd an. Er wollte seine Freundin auf keinen Fall alleine in die Wüste gehen lassen, wo sie von weiß Gott wem überfallen werden konnte. Er malte sich das bereits in den düstersten Farben aus. Aber ob er sie stattdessen gerade seinem Bruder, dem Weiberheld anvertrauen sollte? Auf alle Fälle hatte er keine Lust, selbst mit in die Wüste zu gehen und sich dort das Kreuz auf dem harten Boden krumm zu liegen, und er wusste auch, dass sie keine Ruhe geben würde, wenn sie sich mal was in den Kopf gesetzt hatte. Trotzdem wurde er den Verdacht nicht los, dass er Sesshoumaru mehr fürchten musste als ein paar dahergelaufene Räuber, wenn es um sie ging. Aber ob er da nicht übertrieb? Ob nicht einfach die alte geschwisterliche Rivalität in ihm hochstieg? Er sah seinen Bruder misstrauisch an. Hi hatte ihm so begeistert von ihrem Ausflug nach Akaba erzählt, und wenn er sich ihre Schilderungen genau in Erinnerung rief, war zwischen den beiden wirklich nichts gewesen. Warum sollte er es ihnen dann verwehren? Sollten sie sich mal das Kreuz lahm liegen. Hauptsache er musste nicht mit. „Na, dann geht doch. Aber bring sie mir wohlbehalten wieder zurück!“ Hi schaute dem Treiben verärgert zu. Was erlaubten die sich denn? Sie redeten über sie, als ob sie nicht da wäre. Und sie selbst wurde gar nicht erst gefragt. Dabei war die Wüstentour ihre Idee gewesen, sie hatte Inu Yasha ja nur einladen wollen, wenn er Lust dazu gehabt hätte. Sie war stinksauer. „Habt ihr zwei es jetzt?“ Ihre Stimme klang reichlich gereizt. Sesshoumaru schaute sie mit einem um Verzeihung heischenden Blick an. Aber sie schnaubte weiter. „Ich will nicht, dass mir jemand einen Gefallen tut. Ich mach das lieber alleine.“ Er schaute sie an, bemerkte wohl, dass sie sich überfahren fühlte und setzte zu einer Erklärung an, mit der er sie zu besänftigen hoffte. „Vielleicht geht es mir da wie dir: es ist nicht ganz uneigennützig. Ich würde auch gerne mal wieder draußen übernachten und möchte die Gelegenheit nutzen, das nicht alleine tun zu müssen.“ Entwaffnet schaute sie ihn an, er hatte sie mit ihren eigenen Worten geschlagen. Sie zuckte mit den Schultern. Ob er wirklich der Typ war, der gerne im Freien schlief? Wenn das eine Höflichkeitslüge war, würde er es bald bitter bereuen. Nur widerwillig gab sie nach. Zusammen gingen sie zur Rezeption, um zu fragen, wo sie die Motorräder und Schlafsäcke leihen konnten. Dort bekamen sie eine Adresse in Dahab, wo sie die Sachen abholen konnten. Ein Anruf von dem netten Hotelangestellten bestätigte, dass genügend Motorräder frei waren. Sesshoumaru kannte die Straße und sprach mit Hi ab, sich mit ihr in einer halben Stunde wieder an der Rezeption zu treffen. Hi machte sich brummig auf, in ihr Appartement zu gehen um sich zu duschen, umzuziehen und ein paar Sachen für die Nacht und den nächsten Tag zu packen. Inu Yasha begleitete sie, und obwohl Hi erst nicht in Stimmung war, dauerte das Duschbad mal wieder etwas länger als sie geplant hatte. Er ließ es sich nicht nehmen, sie unter die Dusche zu begleiten, und sie konnte ihm nicht widerstehen, als er ihr anbot, ihr den Rücken zu waschen, auch wenn sie immer noch wütend auf ihn war. Wie konnte er einfach so über sie bestimmen? Trotzdem hatte sie auch ein schlechtes Gewissen, ihn schon wieder alleine zu lassen, aber sie wollte auch dir Tour unbedingt machen. Hin und her gerissen umarmte sie ihn schließlich innig unter der lauen Dusche. Er war so gutgelaunt und verspielt, dass sie ihm nicht weiter böse sein konnte. Ihm war überhaupt nichts anzumerken, wie er nun zu allem stand, und als sie nachfragte, lachte er nur und alberte unter dem Wasserstrahl mit ihr herum. Und als er sie danach zum Bett trug, um mit ihr zu schlafen, wehrte sie sich nicht, sondern ging auf ihn ein, auch wenn die Zeit knapp war. Er war stürmisch und ungestüm, vielleicht war der Gedanke, sie diese Nacht schon wieder nicht neben sich im Bett zu wissen, ein Anreiz für ihn, seine Bedürfnisse vorher noch zu stillen. Oder es war einfach seine Art ihr zu zeigen, dass sie zu ihm gehörte und er sie vermissen würde. Sie verabschiedete sich von ihm mit einem langen Kuss und einer innigen Umarmung. Sie spürte noch die Hitze seines Körpers, und es fiel ihr schwer, sich loszureißen, doch nun musste sie aufbrechen, sonst würde sie zu spät kommen. Inu sah sie nachdenklich an, als sie ihren Rucksack packte und auf den Rücken schwang. „Bleib sauber, meine Kleine!“ Sie schaute ihn erstaunt an. Also hatte er doch so seine Bedenken, ihn mit seinem attraktiven Bruder gehen zu lassen. Trotzdem hatte er recht schnell zugesagt...ohne sie zu fragen. “Keine Angst, mein Süßer.“, versicherte sie ihm. Sie winkte ihm noch zu, dann verließ sie das Zimmer. Er dagegen legte sich in Ruhe hin um ausgiebig zu schlafen. Wenn es ihr Wunsch war, so verrückte Unternehmungen durchzuziehen, dann sollte sie ruhig gehen. Er hatte wirklich keine Lust dazu, sich in der sengenden Wüste rumzudrücken, und wenn sein perverser Bruder Bock hatte, sie da zu begleiten, dann nahm er das gerne an. Hauptsache, er konnte sich erholen und ein Schläfchen halten. Später würde er dann wieder am Strand beim Fußballspiel mitmachen, das sie ja eh nie interessierte. Dabei wollte er ja auch, dass sie ihren Spaß hatte, wollte ihr nichts vermiesen. Er hoffte nur, dass sie unbeschadet wieder zurückkam, mit dem Strahlen in den Augen, das er so an ihr mochte. Kapitel 45: Klippenspringer --------------------------- Klippenspringer Sesshoumaru wartete schon auf sie und sie gingen zu Fuß nach Dahab, um dort bei dem Verleih die Motorräder anzuholen. Es war nicht weit. Die Formalitäten waren schnell erledigt. Sie mussten nur ihre Führerscheine vorzeigen und die Pässe, die sie immer griffbereit halten sollten für die zahlreichen Sicherheitskontrollen, mit denen sie zu rechnen hätten. Dann zeigte der junge Mann ihnen ihre Maschinen, die unter einem Wellblechdach im Hof standen, startbereit und vollgetankt. Es waren leichte Geländemaschinen mit grobstolligen Reifen, ideal für eine solche Tour. Auf den Gepäckträgern zurrten sie ihre Schlafsäcke als auch die Rucksäcke fest, so hatten sie den Rücken frei und konnten die Maschinen besser ausbalancieren. Da es in Ägypten keine Helmpflicht gab, konnten sie nun gerade mal mit Sonnenbrillen bewaffnet aufsteigen und loslegen. Hi trug eine Cargohose in sandfarbenem Tarnmuster, ein weites Shirt mit langen Ärmeln, dazu hochgeschlossene Turnschuhe bis über die Knöchel. Das sollte genügen. Hi war aufgefallen, dass Sesshoumaru sich ebenfalls einfach, aber passend angezogen hatte. Seine hellbraune Trekkinghose und das moccafarbene Shirt waren unauffällig, die dazu passenden Boots ließen sein komplettes Outfit äußerst sportlich aussehen. Egal was er trug, er sah unverschämt gut darin aus. Ob er aber auch wirklich Erfahrung hatte, sich in der Wildnis zu bewegen? Sein Bruder hatte ihn als Jetsetter dargestellt, und die Wohnung der Ex-Freundin damals war von ausgesuchtem Luxus gewesen, nicht unbedingt der Hort für Naturfreaks. Sie würde keine Skrupel haben, ihn in einem Hotel auf der Strecke abzusetzen, wenn er sich als ‚untauglich’ erwies. Irgendwie war sie immer noch sauer, dass die beiden Jungs einfach so über sie bestimmt hatten. Immerhin war er in Stiefeln und nicht mit offenen Sandalen angerückt, ein unbedingtes Muss in einer Wüste voller Schlangen und Skorpione. Er startete seine Maschine, und an seiner Haltung konnte sie schon erkennen, dass es das nicht zum ersten Mal tat. Seine endlos langen Haare trug er wieder offen und Hi wunderte sich, dass er nicht irgendwo damit hängen blieb, aber er schien das so gewohnt zu sein, dass ihm nicht passierte. Hi selbst war jahrelang Zweiräder gefahren, früher in ihrer Schulzeit ein selbst zusammen gebautes Moped (sie war schon ihr Leben lang Technikerin), später dann ein recht großes Motorrad, dass sie sich mir einem Kerl zusammen gekauft hatte, mit dem sie mal kurz zusammen gewesen war und der sich dann schnell verkrümelt hatte, ihr aber die Maschine hinterlassen hatte. Immerhin etwas, sonst hatte er nicht viel getaugt, außer dass er sehr attraktiv gewesen war mit seinem durchtrainierten, muskulösen Körper und dem sinnlichen Dreitagebart. Und damit war er hausieren gegangen bei den Frauen. Hi hatte ja immer noch den Verdacht, dass Sesshoumaru auch so ein Typ war, nur bisher hatte sie nichts bemerken können. Die junge Frau sprang mit voller Wucht auf den Kickstarter, brachte den Motor damit zum Laufen und gemeinsam rollten sie aus dem Hof der Straße entgegen, die sie mitten in die Wüste bringen würde. Er fuhr voran, zügig aber nicht schnell, bedacht darauf, dass sie immer mithalten konnte. Das Motorrad war angenehm zu fahren, es war viel leichter als ihre schwere Maschine zuhause. Aber als sie wohl zu vorsichtig die erste Sandverwehung passierten, die die Straße bedeckten, merkte sie überrascht, wie sie ins Schlingern kam und das Motorrad sich quer stellte. Sie verringerte das Tempo noch mehr, fing es wieder ein und fuhr langsam weiter. Er hatte schon gedreht, kam zu ihr zurück und fragte, ob sie zu Recht käme. „Wie kommst du durch den Sand durch?“ Sie schaute dabei fragend zu ihm hinüber. „Reiß sie hoch am Lenker, und werde nicht zu langsam. Dann geht es.“ Sie nickte und probierte es an der nächsten Verwehung aus. Es funktionierte, die Maschine wurde auf das Sandbett hochgerissen und fuhr dann leicht darüber, ohne sich darin einzugraben. Die Maschine schlingerte nur noch ganz wenig, und durch die stetige Beschleunigung flog sie regelrecht über den Sand. So fing die Fahrt an ihr richtig Spaß zu machen. Er hatte also wirklich Ahnung vom Crossfahren. Sie fegten über die Sandhügel und ließen dabei eine riesige Staubfahne hinter sich, die weithin sichtbar war. Asphalt und Sand wechselten sich ab, nur dass auf dieser Straße ins Landesinnere im Gegensatz zu der Küstenstraße der Sand überwog. Bald kam die erste Straßenkontrolle, aber sie ließen sie nach einem misstrauischen Blick in die Papiere ohne weiteres ziehen. Irgendwie war sie doch froh, ihn dabei zu haben, das sie inzwischen wusste, wie wenig eine Frau hier wert war und wie gut es war, die Sprache des Landes zu beherrschen. Sie fuhren weiter, immer tiefer in die Wüste hinein. Es wurde heißer, die Landschaft dabei immer karger, die umliegenden Berge höher. Das Kloster lag mitten auf dem Sinai, und die Straße von Dahab führte genau drauf zu. Nach einiger Zeit blieb er am Straßenrand stehen, wartete auf sie und beugte sich dann zu ihr hinüber, als sie neben ihm zum Halten gekommen war. Er rief nur: „Komm mit!“, dann verließ er die Straße und fuhr über das Geröll, das neben der Asphaltspur lag, weiter. Sie fuhren über Hügel und Wellen, und als die Berge steiler wurden, fuhren sie Abhänge hinauf und wieder herunter. Dann fing er an, über kleine Erhebungen zu springen. Sie schaute zu und tat es ihm nach. Die gut gefederten Geländemaschinen fingen den Aufprall sanft ab und mit immer größerem Vergnügen überwanden sie Hügel und kleine Bergketten. Sie sah ihn mit seinen endlos langen, wehenden Haaren vor sich, wie er auf den Rasten des Motorrads stehend über die Abhänge sprang. Er schien das schon öfter gemacht zu haben und sie fragte sich wieder, was für ein Mensch er wohl sei. Sie wusste so wenig von ihm, aber diese Fahrt schien ihm auf alle Fälle Spaß zu machen. So tobten sie viele Kilometer an der Straße entlang, mal fuhr er voraus, mal sie, wobei sie noch eine Passkontrollen passierten, bis sie dann eine kleine Stadt erreichten. Er lenkte sein Motorrad an den Straßenrand vor ein kleines Lokal. Sie stieg ebenfalls ab. „Wie sind jetzt kurz vor dem Kloster. Lass uns hier essen gehen und dann eine Platz suchen, solange es noch hell ist.“ Sie nickte nur und folgte ihm in das Restaurant. Es war schäbig und klein, aber sie suchten sich ein paar Dinge aus der auch englischsprachigen Speisekarte aus, die überraschend gut schmeckten. So gestärkt brachen sie auf, um sich einen Platz zum Übernachten zu suchen. Er verließ nach einer Hügelkette wieder die Straße und fuhr querfeldein in die Wüste. Dort gelangten sie in ein kleines Tal, das aber völlig ausgetrocknet vor ihnen lag. Nur ein paar vertrocknete Büsche wiesen darauf hin, dass hier irgendwann im Jahr Wasser floss. Sie war einverstanden mit dem Rastplatz, den er ihr vorschlug, und so stellten sie die Mottoräder bei den Felsen ab. Die Schlafsäcke ließen sie auf den Gepäckträgern, damit keine Tiere hineinkrabbeln konnten, dann zogen sie los um etwas Holz zu sammeln. Die Nacht würde bald herein brechen und sie wollten noch etwas Licht haben. Hi brauchte mal wieder recht lange, da sie jeder Eidechse nachlief, die sie entdeckten konnte. Mit einer Hand voll Holz von den abgestorbenen Büschen kam sie wieder zurück. Er war um einiges erfolgreicher gewesen und hatte bereits einen Riesenhaufen Holz gesammelt. Die Sonne ging gerade unter und sie sah ihn auf einem Felsklotz sitzend dem sinkenden Feuerball nachschauen, der rasch hinter den Bergen verschwand. Er wirkte so abwesend und gedankenverloren. Über was grübelte er denn? Sie schaute zu ihm hinüber, sein Gesicht wirkte auf einmal vollkommen verschlossen, die goldenen Augen blickten irgendwie traurig und unbestimmt in die Ferne. Sie betrachtete ihn genauer, wie er da im Gegenlicht der untergehenden Sonne saß, die langen Haare, die ihn vollständig umgaben, wehten leicht im abendlichen Wind, seine schlanke Gestalt hob sich ab gegen den leuchtenden Fels. Ihr stockte der Atem, er sah so wunderschön aus, wie ein romantisches Gemälde, eine aus Marmor gemeißelte Statue, aber er wirkte auch so einsam und verloren. Er sah aus wie der verführerische Amor einer kleinen Statuette, die sie einmal bei einer Tante gesehen hatte. Sie hatte damals nachgeschlagen, wer das leidenschaftliche Paar war, das sich so verliebt umschlang und betrachtete. Der gut gebaute Mann mit den langen Locken und dem perfekten Gesicht war Amor gewesen, der Sohn der Göttin der Liebe, und seine ebenfalls perfekt aussehende Geliebte Psyche, eine Königstochter, die seiner Schönheit vollkommen verfallen war. Tja, bei dem Aussehen war das wohl auch kein Wunder, wobei sie weiter gelesen hatte, dass auch sein Herz vollkommen rein und er also ein ‚echt netter Kerl‘ gewesen und dazu bis über beide Ohren in sie verliebt war. Der innige Ausdruck der kleinen Figuren hatte sie berührt, und ihr Begleiter hier erinnerte sie doch sehr an einen zum Mensch gewordenen Liebesgott. Amor und Psyche, Liebe und Seele. Nur wer war seine Psyche? Trauerte er deswegen? Fühlte er sich einsam, weil er seine Seele verloren hatte? Vermisste er vielleicht seine letzte Gefährtin, die er in seinen Armen spüren wollte? Sie wagte es nicht, ihn anzusprechen und so schichtete sie einfach ein wenig Holz zu einem Stapel auf und zündete es an, als die letzten Strahlen der Sonne hinter den Bergen verschwunden waren. Das Feuer prasselte leise, als er von dem Felsen herunterkam und sich neben sie setze. Sie schaute ihm ins Gesicht, aber er wirkte immer noch sehr verschlossen. Er kramte nach einer Packung Zigaretten und bot ihr eine an, und so saßen sie schweigend und rauchend an dem knisternden Feuer. „Hast du das schon öfter gemacht?“ Vorsichtig stellte ihm diese Frage, sie wollte nicht zu neugierig sein, aber auch gerne ein Gespräch anfangen. „Was? Im Freien schlafen? Ja, früher sehr viel. Ich habe meine ersten Reisen fast nur so verbracht, weil ich mir selbst die billigsten Hütten nicht leisten konnte.“ Er blickte wieder geistesabwesend ins Feuer. Er war nicht gerade sehr gesprächig an diesem Abend. Was er wohl hatte? „Und dann hast du deine Zeit mehr in Hotels verbracht?“ Irritiert schaute er zu ihr herüber. Hatte er sie überhaupt verstanden? Doch langsam nickte er. „Ja, ich fing an, gute Geschäfte zu machen und konnte es mir leisten. Und da sich auch meine Kundschaft dort aufhielt, nutzte ich es, um neue Deals anzuleiern. Aber glaub mir, ich wollte schon lange mal wieder so übernachten, wie an den Anfängen. Der Luxus, der sich dir bietet, ist nicht immer wirklich gut für dich.“ Er sprach diese Worte mehr zu sich selbst als zu ihr, fast als ob er sich die Worte selbst einprägen wollte oder sie schon einmal gehört hätte. Dann verstummte er wieder. Was war heute nur mit ihm los? So kannte sie ihn ja gar nicht. Er plauderte doch sonst immer recht charmant und unbefangen mit ihr. Sie starrten weiter ins Feuer, legten noch ein paar Mal Holz nach und ließen es dann verglimmen. Er war heute Abend einfach nicht zum Reden aufgelegt, und sie wollte nicht weiter in ihn dringen. Irgendwie schien er bedrückt, aber wenn er nicht darüber reden wollte, konnte sie auch nichts machen. Dafür kannten sie sich noch viel zu wenig. Er war immerhin ein Luftzeichen, und wenn die nicht wollten, dann konnte man sie auch nicht fassen. Das kannte sie zu Genüge. Dann wollte sie lieber schlafen gehen, um in aller Früh am nächsten Tag aufzustehen und den Sonnenaufgang zu betrachten. Außerdem wurde es schon langsam frisch. So stand sie auf und schnappte sich ihren Schlafsack, den sie kräftig ausschüttelte. Auch er kontrollierte den seinen sehr sorgfältig, ob sich nicht doch irgendwelche Tiere darin verkochen hatten. Danach legten sie sich beide hin, nahe an das noch glimmende Feuer. Von vorne wärmte sie die prasselnde Glut sehr angenehm, aber im Rücken kroch bereits die Kälte hoch. Sie kuschelte sich tief in die weiche Hülle und schloss die Augen. Nach wenigen Minuten war sie bereits eingeschlafen. Kapitel 46: Kälte ----------------- Ich versuche zum zigsten Mal hier neue Kapis on zu stellen. Hier was zum Lesen... wenn nicht wieder gelöscvht wird... Kälte Hi wachte auf. Beißende Kälte drang vom Boden her durch die Schlafsackhülle hindurch, ihre am Boden liegende Hüfte fühlte sich eiskalt an und tat schon weh. Sie hätte nie gedacht, dass es bei einer Hitze von beinahe 50 Grad am Tage nachts so kalt werden konnte. Ihr fiel es gar nicht auf, dass sie bereits vor Kälte zitterte und mit den Zähnen klapperte. Ihr Versuch, wieder einzuschlafen, gelang ihr nicht, obwohl das sonst so gut klappte. Sie konnte ohne Probleme bei großer Hitze schlafen, aber die Kälte hielt sie gnadenlos wach. Sie überlegte. Michael, ihr Trainer von den Überlebenskursen, die sie gemacht hatte, hatte geraten, sich bei Kälte zu bewegen. Nachts wandern, tagsüber schlafen. Sie musste ja keine Entfernung überwinden, aber sie konnte ein wenig spazieren gehen. Leise öffnete sie also den Reißverschluss des Schlafsackes und griff nach ihren Schuhen, aber nicht ohne sie vorher umgedreht und ausgeschüttelt zu haben, damit sich eventuell einnistenden Insekten wieder heraus fielen. Für die waren angewärmte Stiefel ein idealer Ruheplatz, und sie konnte keinen Skorpion am großen Zeh gebrauchen. Doch ihre Schuhe waren vollkommen leer. Aber sicher war sicher. Vorsichtig zog sie sie an und richtete sich auf. Sie blickte auf Sesshoumaru herunter, der tief und fest schlief. Sein Gesicht wurde sanft von den silbernen Mondstrahlen beschienen, die dunklen Male und der Halbmond setzten sich leicht ab, die Stirn war wieder glatt, die Sorgen, die ihn geplagt hatten, waren verschwunden und er lag völlig entspannt vor ihr. Sie war versucht, ihm über die Wangen zu streichen, an den Tätowierungen entlang, aber sie unterdrückte den Wunsch. Sie wollte ihn auf keinen Fall wecken und so kramte sie leise eine Jacke aus ihrem Rucksack und machte sich auf, ein wenig in dem Tal spazieren zu gehen, damit ihr wieder warm wurde. Leider half diese Strategie überhaupt nicht, denn sie klapperte noch immer mit den Zähnen. Sie sammelte umständlich und steif etwas Holz und kehrte zu dem Lagerfeuer zurück. Dort entfachte sie erneut die Glut und hoffte mit ausgestreckten Händen auf etwas Wärme. Das Feuer begann zu knacken und zu knisterten, endlich strahlte es ein wenig Wärme ab. Als Harz in einem Zweig explodierte, wachte er auf und schaute zu ihr hinüber. „Du frierst?“ Sie nickte nur. „Du nicht?“ Er schaute sie lächelnd an. „Nein, Kälte macht mir nicht so viel aus. Warst du heute viel im Wasser?“ Sie nickte wieder. „Ich weiß, heute morgen, wie immer zu lange und nun bin ich unterkühlt. Ich vergesse einfach immer die Zeit, wenn ich tauche.“ Sie wusste, auch wenn das Meerwasser mit seinen 28 Grad schmeichelnd warm war, bekam sie trotzdem eine Unterkühlung, wenn sie länger als eine halbe Stunde ohne Neoprenanzug tauchte. Und natürlich war sie wieder nicht rechtzeitig heraus gekommen. Sie hatte zwar den Augenblick abgepasst, aber wie immer gestaltete sich die Jagd nach dem letzen Fisch, den sie noch sehen wollte, endlos und am Ende hatte sie wieder maßlos überzogen. „Na komm, du wirst ja wohl wissen, wie man sich vor Kälte schützt.“ Natürlich wusste sie das, man nutze die Körperwärme anderer, aber damals, bei ihrem Überlebenskurs, hatte sie neben wildfremden Männern gelegen, und sie hatte den Einruck, dass ihr das weniger ausmachte als hier auf einmal neben ihm zu liegen. Er war schon aufgestanden und hatte ihren Schlafsack genommen und ihn über seinen eigenen gezogen, um so eine doppelte Hülle zu bekommen. Dann legte er sich wieder hinein und hielt ihr einen Einschlupf einladend offen. „Jetzt komm schon! Sonst kühlst du immer mehr aus.“ So lagen sie nun beide in den doppelten Schlafsack gehüllt auf dem Rücken. Zum Glück war es kein enger Mumienschlafsack, und so hatten sie wenigstens ein bisschen Platz. Dafür wärmte er auch nicht so gut. Die Kälte schmerzte sie immer noch in jeder Faser ihres Körpers, aber sie unterdrückte das Zähneklappern so gut sie konnte. Bestimmt wurde es ihr bald wärmer. Er hatte die Arme hinter seinem Kopf verschränkt und blickte hinauf in die Unendlichkeit der Sterne. Sie lag neben ihm, den Kopf leicht auf seinen muskulösen Oberarm gebettet, ebenfalls den Blick zum Himmel gewandt, der hier besonders weit und endlos erschien. Tiefschwarz glänzte er, und eine undendliche Zahl blitzender Sterne schimmerte am Firmament. So hoch und weit hatte sie das endlose All schon lange nicht mehr erlebt. Lange lagen sie so da und schwiegen. Die Aussicht war gigantisch, die Sterne schimmerten hell, der Mond beleuchtete die unwirkliche Landschaft und ein fahler Schatten lag auf den Bergen um sie herum. Ihr Zittern hatte sich gelegt, die doppelte Hülle der Schlafsäcke schien sie bereits gewärmt zu haben wie auch die Hitze seines Körpers, von dem sie aber mit Absicht recht weit entfernt blieb. Eine seltsame Scheu ließ sie vorsichtig sein. Er blieb regungslos liegen und sie dachte schon, er wäre bereit wieder eingeschlafen. Doch auf einmal hob er seine dunkle Stimme und fragte sie leise: “Was fühlst du?“ „Freiheit, Weite, Endlosigkeit!“ Ihre Stimme klang befreit, glücklich, sie endete ihre Aufzählung sogar mit einem Seufzer. Er lächelte und schaute kurz zu ihr hinüber. Ihr Gesicht war den Sternen zugewandt, die über ihr funkelten, ihre Züge entspannt und gelöst. „Dir scheint das hier wirklich zu gefallen…“ Er klang überrascht, als hätte er nicht damit gerechnet. Sie drehte ihm den Kopf zu und meinte spöttisch:“ Warum, denkst du, habe ich hier heraus gewollt? Nur um zu frieren?“ „Sag es mit doch!“ Wieder kehrte Stille ein, in der sie überlegte, wie sie ihre innersten Gefühle formulieren sollte. Sie hatte so lange selbst nicht gewusst, was sie trieb, was sie eigentlich suchte, wenn sie sich allein in einen ruhigen Winkel verzog, und es erschien ihr schwer, dies einer anderen Person zu vermitteln. Bisher hatte sie selten jemand richtig verstanden, konnte kaum ein Mensch nachvollziehen, um was es ihr ging. „Ich habe immer irgendwas gesucht, habe mich oft unwohl gefühlt. Ich wusste ewig nicht wieso. Ich habe viel Zeit im Freien verbracht, bin viel spazieren gegangen, habe Bergtouren gemacht und Überlebenskurse, angeblich weitab von der Zivilisation. Aber egal wo du bist, spätestens nach einer halben Stunde begegnest du Menschen. Mit fiel das besonders auf, als ich mal eine Phase hatte, wo ich unbedingt alleine sein wollte, keine Lust hatte, jemanden freundlich zu grüßen oder auch nur zu sehen. Und da wusste ich, was es war. Du bist nie alleine! Die Landschaft ist völlig zersiedelt mit Häusern, Dörfern, Städten. Überall triffst du auf Menschen und ihre Werke, keine zwei Kilometer, keine halbe Stunde und die Zivilisation hat dich wieder. Und sie sind laut. Sie brüllen, wenn sie gehen, sie können nie leise sein, sie wollen, müssen ständig auffallen. Sie sind so maßlos aufdringlich. Ich habe es erst wirklich bemerkt, als ich in Länder kam, in denen es anders ist. Ich habe zum ersten Mal frei geatmet, als ich die Weite der Wüste spürte, oder die offene Weite der Landschaft Amerikas, die üppigen Wälder, die endlosen Strassen, die riesigen Felder. Auch in Frankreich ist es an manchen Stellen besser.“ Er führte ihre Gedanken weiter. „Ja, und wenn du zurückkommst, dann macht es dich fertig. Du meinst…“ „…erdrückt zu werden…“ „…zu ersticken!“, vollendeten sie sich gegenseitig den Satz. Sie seufzte wieder leicht auf, diesmal in Gedanken ihre heimatliche, laute Welt. „Manchmal war ich wochenlang völlig erschlagen von dem hektischen Verkehr, den voll gestopften Städten, der Enge der Landschaft…und den unfreundlichen Leuten.“ „Ich bin geflohen, so bald und so oft ich konnte.“ Seine tiefe Stimme verlor sich, wohl in Gedanken versunken an seine ersten Reiseziele. Das gab es doch nicht. Er schien tatsächlich zu wissen, was sie meinte, und es ging ihm sogar genauso. Das hätte sie jetzt nicht gedacht. Sie sah ihn eher zuhause in schicken Wohnvierteln und überquellenden Bars und Diskotheken. So konnte man sich von einem ersten Eindruck täuschen lassen. Neugierig fragte sie weiter. „Und? Wie ist es? So weit weg von zuhause?“ „Frei…und manchmal sehr einsam!“ „Hm, deswegen habe ich mich gescheut, auf Dauer wegzugehen. Ich hatte Angst vor der Einsamkeit, verloren zu sein ohne die vertraute, eigene Sprache, nichts zu kennen, immer fremd zu sein egal wo du bist. Und trotzdem…“ „Was?“ „Trotzdem zieht es mich weg, kann ich die Sehnsucht nicht unterdrücken woanders sein zu wollen.“ Wieder schwiegen beide. “Ich denke, die Heimat befindet sich hier drin.” Sie hob ihre Arme und beschrieb damit einen Kreis vor sich. Er lachte kurz auf, dann sah er sie fragend an. „Was meinst du damit?“ Sie schwieg lange, bevor sie mir leiser Stimme antwortete. „Die Heimat liegt in den Armen des Menschen, den du liebst, der dich liebt. Wenn du in denen liegst, bist du zuhause, egal wo du bist.“ Wieder folgte lange Stille. „Aber sie gehen meist nicht mit.“ Seine Stimme klang rau, als er das sagte. Wie viele solcher Erfahrungen er wohl gemacht hatte? Wie viele Frauen er zurück gelassen hatte und allein in die Welt gezogen war? Sie wartete, ob er noch mehr dazu sagen würde, und tatsächlich führte weiter aus: „Dann musst du mit ihnen zurückbleiben oder alleine gehen.“ „Und? Was hast du gemacht?“ Sie sah wieder kurz zu ihm hinüber, versuchte zu erkennen, in welcher Stimmung er sich befand. „Du bist wohl alleine gegangen?“ Er lachte kurz auf. „Wirke ich so auf dich? Nein…nur wenn es gar nicht anders mehr ging. Ich bleibe lieber, mir ist eine Beziehung mehr wert als meine Freiheit, auch wenn du anscheinend einen anderen Eindruck von mir hast. Aber ich gehe, wenn keine Liebe mehr da ist…sobald ich kann!“ Diesmal schnaubte sie kurz auf und meinte sarkastisch: „Ja, sobald man wieder aufrecht gehen kann.“ „Du hast wohl auch schlechte Erfahrungen gemacht…“ Er ließ seine Aussage ohne weitere Frage zwischen ihnen stehen. Wieder schauten sie gemeinsam in den Himmel, betrachteten die flackernden Sterne und Planeten, die um so vieles heller strahlten als in den nachts hell erleuchteten Gegenden der Großstädte. Der einsame Mond warf lange Schatten auf die geduckt stehenden Büsche. Sie staunte, konnte kaum wahrhaben, dass gerade er so genau nachvollziehen konnte, was und wie sie fühlte. Ihr Fernweh, die drängende Sehnsucht nach Weite und das gleichzeitige Unverständnis, das ihre Partner ihr dabei entgegen brachten. Nur selten hatte sie dieses Gefühl des Verstandenseins gehabt, bisher nur bei zwei Frauen, die das gleiche Sternzeichen wie sie hatten, beides Schützen. Nur mit ihnen hatte sie einen Satz beginnen können, den die andere dann vollendete. Das sie das ausgerechnet mit ihm das konnte…sie schüttelte unwillig den Kopf. Damit hätte sich nicht gerechnet. „Danke für damals!“ Überrascht drehte sie den Kopf und schaute in an. Ihr huschten Erinnerungen durch den Kopf, wie er auf ihrem Sofa lag, völlig niedergeschlagen und am Boden zerstört. Ein Mann, der zugab, manchmal einfach fertig zu sein und nicht mehr weiter zu können. Es geschahen noch Zeichen und Wunder. Sein Gesicht war immer noch den Sternen zugewandt. „Na, gern geschehen. War doch selbstverständlich! Außerdem habe ich eh nichts für dich tun können.“ „Doch, du warst einfach da. Du hast das einzige getan, was mir wirklich geholfen hatte.“ Ja, sie hatte einfach bei ihm gesessen, damit er nicht alleine war. Er fasste ihre Hand, und sie wusste nicht genau, warum sie dies zuließ. Aber es war ein schönes Gefühl, gehalten zu werden in dieser einsamen Nacht, mitten in der Wüste. Nun lag sie da, mit klopfendem Herzen, und er hielt ihre Hand. Wohin würde das noch führen? War das wirklich noch ‚sauber‘? Sie musste an Inu Yasha denken und das Versprechen, das sie ich gegeben hatte. Am Anfang des Ausflugs war sie so wütend gewesen auf beide, auf ihn und seinen Bruder. Wenn sie ehrlich war, war sie doch sehr enttäuscht, dass Inu Yasha nicht mitgewollt hatte. Sie und ihre Ideen waren ihm mal wieder zu lästig gewesen, zu unbequem, und sie war ihm das wohl nicht wert, dass er mal über seinen Schatten sprang und mitkam. Wenn sie dagegen an den unterwürfigen Banko dachte…nein, lieber nicht. So etwas wollte sie dann auch wieder nicht. Aber der Gedanken, dass Inu wenigstens um sie besorgt war, erwärmte sie. Andererseits war ihr auch wichtig, dass er sie gehen ließ. Sie hätte es einfach nicht akzeptiert, wenn sie schlicht weg verboten bekommen hätte, zu unternehmen, was sie nun mal machen wollte. Das wäre für sie das Ende jeder Beziehung gewesen. Aber dann hatte er einfach Sesshoumaru als ihren Begleiter zugelassen, und das, ohne sie zu fragen. Wie sollte er auch wissen, welche Mühe es sie gekostet hatte, diesen Mann hier neben ihr aus ihrem Kopf zu bekommen? Die eineinhalb Wochen nach seiner überstürzten Abreise waren schon schlimm genug gewesen, aber sie konnte es sich selbst noch als verirrte Schwärmerei verzeihen. Dann sein überraschendes Auftauchen und die Fahrt nach Akaba, die so vollkommen gewesen war. Dieser Kerl hier entpuppte sich immer mehr als ihr Traummann, sie fühlte sich, als ob sie schon ewig mit ihm zusammen wäre und musste mit Bestürzen feststellen, dass sie es auch gerne weiterhin wäre. Und Inu ließ das zu, ja, förderte es sogar. Was dachte der sich nur? Dachte er überhaupt etwas? Und wie stand sie selbst dazu? Sie war fast froh gewesen, als Sesshoumaru dann im Club einfach verschwunden war. Sie hatte ihn nicht gesucht, hatte nicht versucht herauszufinden, wo er sich aufhielt. Sie war zu Inu Yasha zurückgekehrt, in seine Arme, und hatte nur versucht, nicht mehr an seinen Bruder zu denken. Sie hätte nichts mehr mit ihm unternommen, die Sache war ihr zu heiß geworden, sie hatte Angst…Angst…wovor auch immer. Und dann hatte Inu Yasha sie mit ihm weggeschickt. Er hatte es ausgemacht, dass ausgerechnet Sesshoumaru mit ihr hier in die Wüste kam. Über Nacht. Und das ohne ihre Zustimmung. Sie wusste nicht, was sie gesagt hätte, wenn sie gefragt worden wäre, sie hätte vielleicht den ganzen Plan aufgegeben. Sie wusste, dass es riskant für sie war, ihm wieder zu begegnen. Und nun lag sie hier neben ihm und er hielt ihre Hand. Und sie kam ihm nicht aus. Sie spürte seinen Körper neben sich, so nahe, so verflucht nahe, dass sie ihn riechen und seine Wärme spüren konnte. Warum hatte sie nur so lange getaucht? Warum war sie nie vernünftig? Warum brachte sie sich immer in so unmögliche Situationen? Warum lag sie hier? Ausgerechnet in seinem Schlafsack? So nahe, so eng neben ihm. Oh Gott, sie spürte ihn vom Kopf bis zu den Füßen, seine langen Beine, seine Hüften, der flache Bauch, die breite Schulter direkt neben ihrem Kopf, sein Brustkorb, der sich hob und senkte, seine seidigen Haare, sein kantiges Gesicht, so verflucht nahe. Sie durfte gar nicht die schön geschwungenen Lippen betrachten, die sich so nahe neben den ihren befanden, die erhabene Kurve der Wangenknochen oder gar die hinter den dunklen Wimpern verborgenen Augen, die sie anzogen wie der Honig den Bären und an denen sie auch jedes mal entsprechend festzukleben schien. Ob es an ihrer Farbe lag? Nein, nicht hin schaun! Sie schloss schnell die Augen, doch es half ihr gar nichts. Was machte schon das Sehen aus, wenn sie ihn mit jedem Zentimeter ihrer Haut spüren konnte, wenn sie eingehüllt war von seinem Duft, der sie so hilflos machte, seiner Wärme, die sie umfing. Ihr Bauch begann bereits höllisch zu kribbeln. Nun war es passiert und es zerriss sie beinahe. Sie wusste genau, wie sehr sie in Gefahr war, wie groß die Versuchung war, sich zu ihm hinzudrehen, sich an ihn zu lehnen, die Hand auszustrecken, ihn zu berühren, zu streicheln, seine Arme, seinen Hals, seine Lippen… und ihn dann…zu küssen. Sie riss sich krampfhaft zusammen. Nein! Das durfte nicht sein! Hör auf, Hi, lass das! Hör auf, dir das vorzustellen. Was ist mit Inu? Was hast du ihm versprochen? Außerdem ist das nur ein blöder Klein-Mädchen-Traum. Du kannst ihn nicht einfach anknabbern. Bist du verrückt? Nur weil du ihn so toll findest? Warum sollte er das wollen? Blamier dich nicht, reiß dich zusammen und gib Ruhe. Und so hielt sie einfach nur seine Hand. Er war zum Glück heute sehr zurückhaltend, sehr nachdenklich. Wenn er ihr diesen Abend mit seiner offenen, charmanten Art begegnete wäre, die sie sonst an ihm kannte, wäre es schon längst um sie geschehen gewesen. Aber es war auch so schwer genug für sie. Sie schaute weiter in den Himmel und versuchte sich zu beruhigen und ihr wild klopfendes Herz zu beschwichtigen. Mein Gott, er roch so gut. Die warme Haut, ein Hauch von Deo, und ein unbeschreiblicher Duft…nach Mann. Mein Gott, Hi, halt dich zurück!!! Er hatte keine Schuld, er hatte ihr und seinem Bruder nur einen Gefallen tun wollen. Er wusste bestimmt nicht, was er in ihr auslöste. Oder vielleicht war es ja sogar so gewohnt von all den Frauen, mit denen er zu tun hatte. Welche würde sich nicht sofort in ihn verlieben und ihn umschwärmen? Ihm um den Hals fallen? Nein, sie würde sich nicht bloß stellen. Er hatte sie immerhin in Ruhe gelassen, sich nie an sich rangemacht…gut, die Nacht auf dem Sofa und den Abend davor mal ausgenommen, aber das war eine Ausnahmesituation. Er hatte sich seither einfach wie ein Freund verhalten und wollte ihr doch jetzt nur helfen, wieder warm zu werden. Na ja, und die Hand, das war doch nur eine freundschaftliche Geste. Bestimmt! Ob er eine Ahnung hatte, wie schwer es ihr fiel, hier so ruhig und gelassen neben ihm zu liegen? Ob er ihr Herz pochen hörte? Sie seufzte und schaute wieder nach oben zu den Sternen in der Hoffnung, wieder zu der Ruhe zu finden, die sie benötigte, um mit der Situation fertig zu werden. Irgendwann hatte sie es geschafft und sich wieder im Griff. Sie drehte sich zur Seite, von ihm weg, wobei sie extra eine Lücke ließ zwischen ihnen, um sich der Verlockung seines Körpers zu entziehen. Aber sie hielt weiterhin seine Hand, denn er ließ sie nicht los. Er drehte sich mit ihr, und als sie versuchte, vorsichtig noch ein wenig von ihm wegzurutschen, fasste er sie um die Taille und zog sie wieder enger zu sich. „So bringt das nichts, du wirst wieder frieren.“, schalt er sie mit schläfriger Stimme. Er zog sie mit ihrem Rücken so nah zu sich heran, bis sie seinen Körper wieder deutlich durch ihre Kleidung hindurch spürte und seinen Atem auf ihrem Haarschopf vernahm. Seinen Arm legte er außerhalb des Schlafsackes schützend über ihren Körper, wobei er aber immer noch ihre Hand gefasst hielt. Sie zitterte und hoffte, dass er meinte vor Kälte, dabei hielt sie den wohligen Schauer kaum noch aus, den seine Nähe bei ihr erzeugte. Sie biss sich auf die Lippen, atmete tief durch und kämpfte gegen ihr Verlangen an. Nein, bloß nicht! Ganz ruhig! Sein Atem ging schon lange recht flach, und er blies ihr sanft auf den Scheitel. Na, er konnte so prima schlafen. Schön, wunderbar…also Hi, reg dich ab und gib Ruhe, schalt sie sich selbst. Vorsichtig robbte sie wieder von ihm weg. Doch was tat er? Selbst im Schlaf ließ er nicht locker und zog sie wieder näher zu sich heran. Sie gab auf. Eingehüllt in seine Arme, geschützt und gewärmt von seinem Körper schlief sie dann endlich ein. Sie war reichlich erschöpft von diesem Kampf gegen ihre Triebe. Was sie nicht sah, war das Lächeln auf seinen Lippen, als er sie so hielt. Kapitel 47: Good bye -------------------- Good bye Am nächsten Tag erwachte sie kurz vor Sonnenaufgang. Sie fand sich fest umschlungen in seinen Armen wieder. Seinen Kopf hatte er immer noch in ihren Nacken gelegt, sie ruhte auf seinem muskulösen Oberarm und spürte seine regelmäßigen Atemzüge. Kurz genoss sie es, so gehalten zu werden, schloss noch einmal die Augen und gewährte sich einen intensiven Augenblick, indem sie seinen Körper fühlte, der so nah an ihren gebettet lag. Sie nahm das Gefühl voll auf und versuchte es sich zu merken. Aber sie wollte sich auch keinen falschen Gefühlen hingeben. Sie hatte schon mit mehreren Männern übernachtet, auf die sie wirklich auch ein Auge geworfen hatte. Und selbst mit dem, der ja angeblich nichts von ihr wollte, wachte sie morgens Seite an Seite auf, in seinem Arm, bei der gemeinsam besuchten Freundin auf dem Gästesofa. Nun, er hatte geschworen, immer noch nichts von mir zu wollen…und die Zukunft hatte ihm recht gegeben. Außer einem Kuss auf einem Parkplatz war leider nie etwas geschehen, obwohl sie ihn schon gewollt hätte. Und sie hatte sich noch so viel daraus gemacht, aus der Stellung, in der sie erwacht war. Vergeblich! Oder einer ihrer Freunde, der wollte im Bett immer schön alleine liegen. Er bräuchte Platz, viel Platz, hatte er immer versichert. Und was war dann? Mitten in der Nacht grabschte er nach ihr und zog sie zu sich, schleifte sie quer durch das ganze Bett, was ihm mit seinen durchtrainierten Muskeln auch nicht sonderlich schwer fiel, um sie dann fest in seinem Arm zu halten. Und morgens, wenn sie ihn darauf ansprach, hieß es dann, er wüsste da nichts von, er habe geschlafen und nichts gemacht...haha…lustig, nicht? Also, warum taten sie das, die lieben Männer? Auf Gewohnheit? Reflex? Unabsichtlich? Das musste sie ja dann wohl so stehen lassen. Lieber nicht drüber nachdenken. Die Begierde der letzen Nacht war zum Glück verschwunden, sie kam ihr inzwischen richtig lächerlich vor. Hatte es sie tatsächlich so gepackt? War das wirklich geschehen oder nur einer ihrer spleenigen Frühlingsträume? Das durfte doch nicht wahr sein, dass sie sich so nach einem Menschen verzehrte. Aber sie musste auch an ihre verrückten Träume denken, die sie als vor allem mit anbrechendem Frühling überfielen. Erotische Episoden mit Männern, die sie schon ewig kannte, denen sie täglich begegnete, und zu denen sie sich eigentlich nie hingezogen gefühlt hatte. Sie brauchte morgens eine ganze Weile, um die intensiven Träume abzuschütteln, und wenn sie besonders schön waren, setzte sie sie in Tagträumen fort. Auf einmal kam ihr dann das Blau der Augen so verführerisch vor, oder eine schmale Hüfte tänzelte extrem aufreizend vor ihrer Nase herum. Manchmal hatte sie wirklich Mühe, Traum und Realität zu unterscheiden, und sie kicherte, wenn sie dran dachte, was der entsprechende Kollege wohl sagen würde, wenn er gerade ihre Gedanken lesen könnte. Aber das waren Spielereien, die sie sich erlaubte. Nur einmal hatte sie gestanden, was sie geträumt hatte, nur einmal hätte sie es gerne Wirklichkeit werden lassen. Sie hatte sich mit ihm getroffen, dem Kollegen, mit dem sie schon Monate im gleichen Büro verbracht hatte, war mit ihm ins Kino gegangen, einem Film im Eis (Fräulein Smillas Gespür für Schnee) mitten im heißen Sommer, und er fror so, und sie hielt seine Hand…um ihn zu wärmen, wie sie sagte. Ihr fiel die Szene wieder ein – welch seltsame Parallele zu dem, was sie in der letzten Nacht erlebt hatte. Menschen schoben oft vor, sich wärmen zu wollen, auch wenn sie etwas ganz anders beabsichtigen…na ja, damals hatte sie sich offenbart, und es bitter bereut. Sie hatte ein wenig auf der Leitung gestanden, und viel zu spät mitbekommen, dass der Kollege schon seit langer Zeit heftig in sie verliebt gewesen war. Was das betraf, war sie öfter ein wenig schwerfällig von Begriff. Meist konnte sie sich Interesse an ihr nicht so recht vorstellen, obwohl sie nicht gerade unter Minderwertigkeitsgefühlen litt. Da musste einer schon deutlich mit dem Zaunpfahl wedeln. Aber sie achtete viel zu sehr auf das Leben, auf all die Neuigkeiten und die Abenteuer, die sie überall sah, als dass ihr die heimlichen, stillen Gefühle auffielen, die extra vor ihr verborgen gehalten wurden. Vielleicht war sie ein Trampel, was das betraf, und so fühlte sie sich wirklich schuldig, als ihr klar wurde, dass sie da ein Frühlingsgefühl ausleben wollte mit einem Mann, der sie längst tief und innig liebte. Sie war immer Scully gewesen im Büro, und er Mulder, denn beide liebten sie Akte-X, die Mytserie-Serie. Und beide hatten sie das Interview mit dem Macher gelesen, der meinte, ehe friere die Hölle zu, als dass Scully und Mulder mal zusammen kämen. Und sie hatten beide den Kinofilm gesehen, in dem Scully sehr wohl mit Mulder zusammen kam, und lachten beide darüber. Und als er dann leise meinte, die Hölle sei doch zugefroren, da vermutete sie zum ersten Mal, dass er nicht die beiden Leinwandhelden meinte, sondern sie beide, den anders konnte sie den leidenschaftlichen Blick nicht mehr deuten, den er ihr dabei zuwarf. Sie hatte schnell die Bremse gezogen, sie mochte ihn, sehr sogar, aber er hatte mehr verdient als das, viel mehr, und sie glaubte nicht, dass sie ihm das hätte geben können. Schnell hatte sie alles abgebrochen, es bedauert und sich vorgenommen, so etwa nicht mehr zu machen. Dabei war eh nicht mehr passiert als das Händchenhalten. Daher galt bei ihr inzwischen die Devise: Träumen ja, umsetzen nein! Prinzipiell und immer! Und so kam ihr auch die letzte Nacht und ihr innerer Kampf weit weg vor, wie ein Traum, abgehakt und vergessen. Trotzdem spürte sie eine tiefe, innere Zufriedenheit, hier in seinen Armen zu liegen. Ach, was sollte das. Sie würde es nie wieder spüren. Energisch und doch vorsichtig wand sie sich aus dem Schlafsack, setzte sich auf und kontrollierte wieder ihre Schuhe, bevor sie hinein schlüpfte. Er erwachte, lächelte sie an und kroch dann ebenfalls aus den doppelten Hüllen. Sogar halb verschlafen sah er noch so unverschämt gut aus. Ein Hauch von Bart zierte seine Wangen, dessen Haare aber nicht rein weiß waren, sondern eher wie meliert, dunkel und hell gleichzeitig. Es gab ihm das Aussehen eines reiferen Mannes, obwohl er noch so jung war, ließ ihn aber auch irgendwie verwegen aussehen. Hach, und sie stand doch so auf graue Schläfen. „Na, gut geschlafen?“ Sie nickte, während ihre Gedanken doch wieder zu der Erinnerung zurück schlichen, wie eng umarmt er sie die ganze Nacht gehalten hatte. Ob er das nun mit Absicht getan hatte oder unbemerkt im Schlaf? Sie würde lieber nicht nachfragen, es war eh schon alles viel zu kompliziert für sie. Sie stellte sich mit einem angezogenen Bein an einen Felsen, um den raschen Sonnenaufgang zu betrachten und putzte sich nebenbei die Zähne. Die Sonne stand zwischen den steilen Bergen bereits nach 10 Minuten hoch am Himmel und erhellte das ganze Tal. Schon war die Hitze wieder zu spüren, die sich am Tag gnadenlos ausbreiten und die Gegend zum Kochen bringen würde. Sie packten zusammen und brachen auf. Die weitere Reise verlief unbeschwert und absolut unverfänglich. Sie erreichten das Kloster in der Frühe des Morgens, tranken Kaffee, schlenderten durch die verlassenen Gassen, ganz wie sie es sich vorgestellt hatte. Immer noch machte sie sich Vorwürfe wegen der vergangenen Nacht. War sie zu weit gegangen? Hatte sie ihre Beziehung zu Inu damit verletzt? Oder gar gefährdet? Aber es war doch nichts geschehen. Nur, wenn sie zugab, was sie gefühlt, was sie gerne gewollt hätte. Oh nein. Böse Sache. Aber nun liefen sie doch ganz brav nebeneinander her. Er wollte doch gar nichts von ihr. Und sie nichts von ihm. Nein, das war alles vollkommen harmlos. Aber sie würde Inu nichts davon erzählen, dass sie in einem Schlafsack gepennt hatten. Was würde der nur denken? Und ob er ihr glauben würde, dass nichts geschehen war? Nein, das wollte sie dann doch lieber für sich behalten. Endlich konnte sie sich lösen von den ganzen Selbstzweifeln und Vorwürfen und genoss einfach den Ausflug und seine Anwesenheit. Das Kloster war uralt, jeder Stein erzählte eine lange Geschichte, und die hohen Mauern trotzen der lebensfeindlichen Umgebung hier mitten in der kargen Wüste. Sie betrachte die Pflastersteine der Gassen und rätselte, wie viele Sohlen schon darüber geschritten waren. Jeder Meter war hier getränkt mit Geschichte, mit Mystik und Glauben, und drum besuchten viele Touristen diesen Ort, die Basilika, die auf der Stelle gebaut worden war, wo Moses der brennende Dornbusch erschienen war. Juden und Christen strömten herbei, um den Ort dieses Wunders mit eigenen Augen zu betrachten, doch die lagen um diese Zeit noch in ihren Hotelbetten, und so war das Kloster noch ruhig und lag wie verlassen da. Sesshoumaru war ständig neben ihr, seine Anwesenheit war ihr noch so vertraut, es waren ja nur wenige Tage vergangen seit sie Seite an Seite mit ihm durch die Gassen einer anderen Stadt gezogen waren. Aber heute achtete sie darauf, dass sie ja nicht Arm in Arm mit ihm lief. Es waren auch kaum Menschen unterwegs. Ein paar Einheimische saßen in den wenigen Cafés und schauten ihnen nach. Hier waren sie Touristen gewohnt, und auch dieses ungewöhnliche Paar zog ihre Blicke nicht länger als ein paar Sekunden auf sich. So beendeten sie bald ihren Rundgang und brachen wieder mit den Maschinen auf, quer durch die Wüste zurück nach Dahab zu dem kleinen Shop, in dem sie die Motorräder geliehen hatten. Vom Motorradverleih aus waren sie zurück zum Club gegangen und hatten gerade den ersten Innenhof erreicht, als er seine Schritte verlangsamte und schließlich stehen blieb. Sie reduzierte ebenfalls ihr Tempo und kam neben ihm zum Stehen. Er wandte sich ihr zu, schaute sie an, den Rucksack hatte er mit einem Riemen über die Schulter geworfen und hielt ihn mit einer Hand fest. Sie trug den ihren auf die gleiche Weise. Erwartungsvoll blickte sie ihn an, die Freude über die gerade verlebten Stunden standen ihr noch ins Gesicht geschrieben. Er richtete seinen Blick auf sie, wanderte mit ihm über ihre lockigen, dunklen Haare, ihre Stirn, die Wangen hin zu ihren tiefbraunen Augen, fing diese ein und schaute sie schweigend an. Dann begann er zu sprechen. "Ich muss wieder los. Ich habe heute Nachmittag einen Flug gebucht." Sie schluckte kurz, war offensichtlich überrascht von dieser Mitteilung, aber sie zuckte nur kurz mit den Lippen und setzte dann wieder ihr strahlendes Lächeln auf. Es war ihr ja klar, dass er wieder gehen würde. Sie hatte die ganze Zeit damit gerechnet und sich schon gewundert, dass er nicht gleich nach der Abwicklung seines Geschäftes wieder abgereist war. Er trat ihr einen Schritt entgegen und hob seine freie Hand, strich ihr mit dem Handrücken sanft über die Wangen und glitt mit seinen Fingern an ihrer Schläfe entlang in ihre Haare hinein. Sie war völlig verblüfft, hatte nicht mit einer solch zärtlichen Geste gerechnet und blieb wie erstarrt stehen. Vielleicht spürte er das, denn er zog seine Finger doch wieder zurück. Dann schaute er ihr tief in die Augen. "Es war schön mit dir." Verwirrt blinzelte sie ihn an und fing an zu stammeln. "Mit dir auch. Danke, für deine Begleitung." Da war er wieder, dieser Blick, dem sie nicht widerstehen konnte, der sie gefangen hielt, hineinzog in eine Tiefe, aus der sie sich nicht mehr befreien konnte. Sie holte tief Luft, wurde nervös und versuchte, seinen goldenen Augen zu entgehen. Er fixierte sie weiter, senkte den Kopf und näherte sich ihrem Gesicht. Was hatte er nun vor? Er würde doch nicht…??? Sanft legte er seine Lippen auf ihre und küsste sie vorsichtig. Sie antwortete ihm aus einem Reflex heraus, küsste ihn zurück wie einen Freund zum Abschied. Warum denn nicht? Sie verabschiedete sich von einigen Freunden so. Das hatte er doch auch damals in ihrem Lieblingscafé so gemacht. Warum war sie nur so angespannt? Er hatte sich doch eh schon wieder von ihr gelöst, sah ihr lächelnd in die Augen mit einem Blick, der ihr wehmütig vorkam. Plötzlich spürte sie ein leichtes Zucken in seiner Hand, er zog ihren Kopf nochmals näher zu sich heran, beugte sich wieder über sie und murmelte noch: "Ich wäre gerne für immer mit dir zusammen." Dann spürte sie wieder seine Lippen auf den ihren, aber diesmal war es kein harmloser Freundeskuss mehr. Sie sah noch, wie sich seine Lider leidenschaftlich über den bernsteinfarbenen Augen senkten, und automatisch schloss sie auch die ihren, dann brannte die Hitze seiner Haut auch schon auf ihren Wangen. Sie fühlte das Brennen ihrer eigenen Lippen bei seiner Berührung, der Hauch seines heißen Atems streifte über ihr Gesicht. Ein Kribbeln stieg ihr im Bauch hoch und explodierte schlagartig. Was tat er da? Er hatte sie völlig überrumpelt. Er hatte sich doch die ganze Zeit zurückgehalten, sie nie mehr richtig küssen wollen wie damals in der Nacht auf ihrer Couch. Er hatte sich doch seither immer auf Abstand gehalten. Was machte er nur jetzt? Sie war zu keiner Gegenwehr fähig, stand da wie gelähmt, spürte nur noch seine fordernden Lippen. Und sie gab ihnen nach. Sie öffnete ihren Mund leicht, als er nach ihrer Zunge tastete, um ihm entgegen zu kommen. Sie berührten sich sanft, betasteten sich gegenseitig, liebkosten, umwarben sich, ein Spiel der Sinne brach los. Sie schloss fest die Augen, gab sich dem Kuss hin und vergaß alles dabei, wo sie stand, ob sie jemand beobachtete, ihr war alles egal. Sie wurde hinweg gespült aus der Realität, spürte nur noch ihn, die Weichheit seiner Lippen, das Spiel seiner Zunge, die Wärme seiner Haut, dieses endlose Prickeln ihres ganzen Körpers. Ihr wurde schwindelig. Und sie konnte nicht mehr aufhören. Sein Bart streifte ihre Haut, und die fing an zu pochen und zu glühen. Ihre Lippen schienen das Zentrum ihres Körpers, und sie fühlte sich, als ob sie abhob, zu fliegen begann und zu schweben. Da war nur noch er, um den sie sich drehte, nur noch der heftige Atem, das Beben in ihrem Herzen, das Vibrieren ihrer Lungen. Sie stieg auf, und sie fiel gleichzeitig, umfasste seinen Hals um sich festzuhalten und um ihn noch mehr zu spüren. Sie wusste nicht, wie lange sie so gefangen war in seinem Bann, ob Sekunden, Minuten oder Stunden, sie hatte wieder mal jedes Zeitgefühl verloren. Doch irgendwann löste er sich langsam wieder von ihr. Sie öffneten beide die Augen, sahen sich an mit einem warmen, liebevollen Blick. „Wir sehen uns wieder…wenn du es willst! Ich melde mich…“ Mit diesen leisen Worten verabschiedete er sich von ihr, küsste sie noch einmal kurz auf ihre bebenden Lippen. Langsam nahm er seine Hand wieder herab von ihrem Nacken, streifte dabei sanft ihr Gesicht und liebkoste es mit seinem Daumen. Dann packte er seinen Rucksack fester und drehte sich um. Seine silbernen Haare wallten in weitem Bogen um seine schlanke Gestalt, waren beinahe alles, was sie noch von ihm erblicken konnte. Er schritt den Weg entlang ohne sich noch einmal umzudrehen und verschwand um die Hausecke. Sie konnte nicht erkennen, ob es ihn viel Überwindung kostete, einfach so wegzugehen. Sie sah nur seine langen Strähnen bei jedem Schritt wippen und konnte nicht glauben, dass er einfach so locker davon ging, nach diesem Kuss. Lange stand sie regungslos da und starrte auf die Stelle, wo er verschwunden war. Der Rucksack glitt ihr von der Schulter und geistesabwesend griff sie schnell nach dem Riemen, bevor er zu Boden fiel. Sie stand da, beide Hände um den Schultergurt verkrampft, und verharrte, sein Bild immer noch vor Augen. Ihre Lippen brannten noch von seiner Berührung, fühlten sich wie geschwollen an, als ob ein Fieber darin wütete. Sie schloss die Augen und seufzte tief. Dann gab sie sich einen Ruck und schritt gedankenverloren zu dem Café hinüber, das in der Nähe der Rezeption lag. Dort würde sie zu dieser Zeit auf keinen der anderen treffen. Inu war ja tauchen, und Kari und Banko lagen bestimmt noch im Bett oder am Pool. Sie wollte alleine sein, brauchte Zeit, um ihre aufgewühlten Gedanken zu beruhigen. Sie setzte sich an einen kleinen Tisch, bestellte einen Mocca und trank ihn völlig geistesabwesend. Sein Worte hallten durch ihren Kopf: “ Wie sehen uns wieder…wenn du es willst!“ Wollte sie denn? Ja, sie wollte ihn gar nicht gehen lassen. Aber er ging. Und ob sie ihn dann wieder sehen wollte? Sie wusste es nicht, wusste gar nichts mehr. Sie saß lange in dem Cafe, trank viel zu viele Moccas, rauchte einige Zigaretten und versuchte, ihre verwirrten Gedanken irgendwie zu ordnen, aber es gelang ihr nicht. Sie sah immer nur sein Bild vor sich, wie er um die Häuserecke bog. Sie schalt sich selbst, warum sie sich so von ihm so gefangen nehmen ließ. Er war weg, flog davon und sie wusste nicht einmal, wohin und ob sie ihn jemals wieder sehen würde. Und sie saß hier und war wie gelähmt, konnte nur noch an ihn denken. Welch blödsinnige Situation! Warum konnte sie nicht einfach zur Tagesordnung übergehen? Inu wartete bestimmt auf sie, und Kari. Aber eigentlich hatte sie überhaupt keine Lust auf ihre Freunde. Er war gegangen, und was wusste sie schon, was ihm dieser Kuss wirklich bedeutet hatte? Vielleicht hatte er nur mit ihr gespielt, hatte es ihm Spaß gemacht, sie zu verwirren? Ihr Gefühl sträubte sich jedoch gegen diesen Gedanken. Nein, es hatte nicht wie ein Spiel gewirkt, seine Gefühle waren von Herzen gekommen, sie hätte es sonst gespürt. Aber vielleicht war es für ihn lediglich der Ausdruck einer momentanen Emotion, einfach im Augenblick ausgelebt ohne größere Bedeutung? Und sie saß hier und machte sich vollkommen verrückt. Immerhin, er konnte gut küssen. Sie schüttelte den Kopf. Nein, sie würde es nicht zulassen, sich von einem Kuss aus der Bahn werfen zu lassen, auch wenn er noch so schön gewesen war. Vielleicht hatte er in der nächsten Stadt eine andere Frau, bei der er sich nach ein paar schönen Stunden genauso verabschieden würde. Sie stand entschlossen auf. Sie würde mit Freuden an die wundervolle Zeit mit ihm denken, an das wunderbare Geschenk, dass er ihr gemacht hat, aber sie würde nicht mehr daraus machen als es wirklich war: nur ein paar schöne Stunden! Sie ging zurück zu ihrem Appartement, zu den Freunden, dem Urlaub, ihrem Leben und würde nicht darauf warten, ihn jemals wieder zu sehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)