Vindicta von Kruemelchen (Die Rache der Feuerpokémon) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Es war ein herrlicher Tag; die Sonne schien als ob es keine Probleme gab, Flugpokémon zogen ihre Kreise am Himmel und der Himmel erstrahlte in einem nahezu mächtigem Blau. In einem Dorf, nicht fern einer Gebirgskette, waren schon alle wach. Kleine Jungpokémon liefen umher, spielten miteinander, während die erwachsenen Pokémon sich ihren Arbeiten widmeten. Hinter all dem Frieden, der in diesem Dorf zu herrschen schien, verbarg sich eine lange Geschichte, die selten und viel zu ungenau erzählt wurde. Das Leben war dort nicht immer so friedlich verlaufen, genauso wenig wie in all den anderen Dörfern und Städten die auf dem Kontinent lagen. Krieg hatte vor einigen Jahrzehnten noch geherrscht und war nun verstummt. Alles hatte einen normalen Ablauf eingenommen, ohne Störungen. In einer Hütte in diesem kleinen Dorf, etwas angehoben auf einem Hügel lag es, konnte man zwei katzenartige Pokémon spielen sehen. Das eine war größer und deutlich älter. Das andere jung und klein. Das Ältere war schwarz und über jedem Bein einen violetten Ring, sowie an der Rute und den Ohren, und zuletzt solch einen Ring auf der Stirn. Seine Augen waren dunkelrot. Dieses Pokémon war ein Nachtara und nahm, nicht nur durch sein Alter, einen hohen Rang in dem Dorfe ein. Das Fell des anderen war hellbraun. An seinem Hals war sein Brustfell dunkelbraun, als auch die Schwanzspitze die gleiche Farbe hatte. Seine Augen waren grün, beinahe schon ein Minzgrün. Dieses Pokémon war ein Evoli. Die beiden lebten in einer einfachen Hütte; Strohdach und Holzwände. Türen waren, da die beiden relativ kleine, wendige Pokémon waren, nur kleine Bögen in den Wänden und, damit die kalte Luft im Winter nicht zu stark durchkam, hing ein dicker Vorhang vor der Eingangstür. Die Fenster, welche im übrigen auch nicht sehr groß waren, hatten nur teilweise Scheiben. Die, die keine Scheiben hatten, hatten, wie die Tür auch, einen Vorhang vor hängen. Draußen standen einige Bäume um jene Hütte, die, da es gerade Frühling war, teilweise prachtvolle Blühten trugen. Das Dorf an sich war schön und lag inmitten eines Laubwaldes. Nur einige wenige Pokémon lebten noch dort, nach dem Krieg waren viele gegangen, wegen dem Gebirge, dass nahe lag. Das Gebirge war bekannt für seine Feuersteine, die normalerweise Feuerpokémon nur so anziehen würden. Und dort lag nun einmal das Problem, die Angst war einfach noch zu groß, zu viel Schaden wurde damals angerichtet durch jene Pokémon. Ein paar kleine Pokémon liefen den Weg zu der Hütte, in denen das Nachtara und das Evoli waren, lachend und voller Freude und Unbeschwertheit. Ihre Füße trugen sie zu Hütte, immer schneller werdend, bis sie dann zu einem abrupten Halt kommen mussten, als sie sich an die Größe des Einganges erinnerten. Angeführt wurden die Pokémon von einem Endivie, das um sein Blatt auf dem Kopf eine rosane Schleife gebunden hatte. Es selbst war hellgrün, das Blatt dunkelgrün. Die Knospen am Hals, aus denen später, wenn es sich entwickelte, Blätter und dann Blumen werden würden, waren kräftig lila. Die Zehen schwarz und die Augen grünblau. Hinter dem Endivie kam ein Dratini, das eine ziemlich hellblaue, schuppenartige Haut hatte. Diese Haut war im vorderen Bereich schon weiß, ebenso die Nase und die flügelähnlichen Ohren. Der kleine Stein auf dem Kopf hellrosa, die Augen ein kräftiges Blau im Vergleich zu der Haut. Auf das Dratini folgte ein Wiesor. Sein Körper war in einem mittleren Braunton. Auf seiner Brust war ein großer, weißer Kreis, der wiederum einen Kreis in der normalen Farbe des Fells in sich hatte. Die Ohren waren etwas dunkler als das normale Fell. An dem Schwanz des Wiesors befanden sich Ringe in dem selben Braun, dass auch die Ohren hatten. Und die Augen waren nahe zu schwarz wie Kohle. Das Endivie stoppt zuerst, nur, um dann das Dratini und das Wiesor dazu zu bringen, in es hinein zu rennen. Die beiden hatten einfach nicht aufgepasst. „Passt doch mal auf, ihr beiden!“, rief das Endivie genervt aus, als es unter den beiden wieder hervorkam, „Ihr seit echt zu nichts zu gebrauchen.“ Die Angesprochenen sahen sich an und mussten dann anfangen zu lachen. „Oh, Envi! Du müsstest dich mal selber hören“, lachte das Dratini. Das Endivie, das allem Anschein nach Envi hieß, hob nur seine Nase hoch in die Luft und schloss seine Augen. Das Ganze ließ Envi ziemlich arrogant erscheinen. Schließlich sagte sie: „Ha, als ob du etwas anderes gesagt hättest, Dani, wenn Sent und ich auf dich draufgeflogen wären!“ Envi war sich ihrem Sieg in dieser Diskussion schon sicher. „Also ob!“, lachte das Dratini, dass wohl Dani war, „Bei mir wäre es erst gar nicht so weit gekommen, stimmt's Sent?“ „Richtig, Dani“, erwiderte das Wiesor, das Sent war, und lief weiter zu der Hütte. „Evo! Herr Umbreon!“, rief Envi, als sie zusammen mit Sent und Dani die Hütte erreichte. Nach einander betraten sie die Hütte durch den schmalen Eingangsbogen, um dann von dem Evoli fröhlich begrüßt zu werden: „Envi! Sent! Dani! Ich freu' mich so, dass ihr doch kommen konntet.“ „Wäre auch schlimm, wenn meine Mutter wirklich darauf bestanden hätte, dass wir ihr alle bei was auch immer sie macht helfen, Evo!“, grinste Envi das Evoli, das sie eben mit Evo angesprochen hatte, schief an. Die vier Freunde lachten daraufhin nur. „Wie ich sehe, seit ihr doch noch gekommen“, ertönte eine tiefere Stimme hinter den Jungpokémon, die wohl Umbreon gehören musste. Sent antwortete nur: „Ja, zum Glück. Ich glaube nicht, dass ich Eda lange aushalten würde.“ Dafür bekam er von Envi einen Schlag von ihrem Blatt ab. „Pass auf was du sagst“, warnte Envi ihn dann, bevor sie sich an Umbreon wendete, „Herr Umbreon, können sie uns nicht mal erzählen, wie es zu dem Krieg und dem Ende kam? Keine im Dorf will es uns erzählen!“ Es klang fast wie ein Jammern und Envi setzte ihren traurigsten Blick auf, um Umbreon dazu zu bringen, ihnen es zu erzählen. „Also gut“, seufzte Umbreon geschlagen, „Ich erzähle euch, was ich weiß, aber nur, wenn ihr mir versprecht es niemanden zu erzählen!“ Er sah die Kinder an und alle nickten synchron, fast schon, als ob sie es einstudiert hätten. „Kommt mit“, damit wandte sich Umbreon um und ging in einen anderen Raum, der an den Eingangsbereich angrenzte. Es war so etwas wie eine Art Wohnzimmer. In einer Ecke lagen einige Decken und Kissen, auf denen man es sich gemütlich machen konnte. Direkt neben dem Türbogen stand ein kleines, schwarzbraunes Regel, in dem einige alte Bücher standen. Das war einer der wenigen Räume, dessen Fenster Glasscheiben hatten. Zwei Fenster waren es, um genau zu sein. Die Kinder liefen zu den Kissen und Decken und machten es sich bequem, so dass sie gut zuhören konnten und nicht ständig hin und her wälzten, weil sie sich nicht richtig hingelegt hatten. Umnbreon setzte sich in die Mitte, zwischen Envi und Dani. Neben Dani saß Evo und neben Envi Sent. „Vor mehreren Jahrzehnten hatte der Krieg begonnen offiziell. Vorher war er auch schon gehalten, in jedem Dorf und jeder Stadt für sich. Versklavt hatte man die Feuerpokémon, da man ihre Macht durch das Feuer fürchtete. Man hatte Angst, sie würden diese Kraft ausnutzen, um Wälder und Landstriche zu zerstören, um die Macht an sich zu reißen. Es war eine Urangst, die die Pokémon nicht überwinden konnten. Viele von ihnen hatten schon schlechte Erfahrungen gemacht gehabt in früherer Zeit mit dem Feuer. Meistens jedoch war es nicht durch Feuerpokémon geschehen“, erzählte Umbreon ruhig, während ihm die vier gespannt zuhörten, „In einem Dorf, vielleicht noch nicht einmal weit von hier, gab es ein Flamara. Seinen Namen kenne ich nicht, niemand kennt ihn. Das Flamara hatte seine Mutter verloren als es noch klein war. Das Dorf hätte seine Mutter beschützen können, aber stattdessen hatten die Dorfältesten sie ihrem Tod ausgeliefert und das wusste es. Man hatte ihm immer erzählt, man hätte nichts tun können, aber das stimmte nicht. Eines Tages stellte das Flamara den Dorfältesten zur Rede.“ Umbreon legte eine kleine Pause ein, bevor er weiter sprach: „Der jedoch lachte das Flamara nur aus, erzählte ihm dann doch, dass seine Mutter es nicht wert gewesen war, andere Pokémon in Gefahr zu bringen. Das ließ Hass in dem noch sehr jungen Flamara aufglühen und es beschloss, sich für seine Mutter zu rächen. Als es größer wurde, vielleicht war es gerade mal erwachsen, sandte es Feuerpokémon aus seinem Dorf zu anderen Dörfern aus, um deren Feuerpokémon zu benachrichtigen, dass es Rache wollte. Es kamen viele Zusagen, dass die Pokémon mitmachten, es unterstützen und sie auch Rache wollten. Es breitete sich wie ein Buschfeuer über Eglysyas aus, die Nachricht der Rache. Leider bekamen die anderen Pokémon nichts mit, und so kam es, dass man es nicht verhindern konnte, den Tag nicht hatte kommen sehen, an dem sie zuschlugen.“ „Es war grausam. Wer überlebte, verlor geliebte Personen. Auch wenn die Feuerpokémon in der Unterzahl waren, so hatten sie sich besser organisiert, hatten mehr Stärke entwickelt in der Zeit. Sie waren aber nur so stark geworden, weil das Flamara von der Stärke des Feuers gewusst hatte. Die Dorfältesten bei ihm hatten sich verraten als sie mit ihm so abfällig über das Feuer sprachen. Er hatte es gewusst und so konnte es so kommen, wie es kam. Chaos und Feuer herrschte an jenem Tag. Viele Dörfer wurden komplett vernichtet, Familien ausgelöscht und Erinnerungen an vergangene Zeiten ausradiert“, er sah alle prüfend an und fuhr fort, „Warum es so plötzlich endete, weiß keiner. Viele meinen, dass das Flamara getötet worden sei, andere munkeln, dass die Feuerpokémon ihre Schwäche eingesehen haben und geflohen sind. Jeder hat seine eigene Meinung dazu und man kann nicht sagen, welche falsch und welche richtig ist, bis man einen Beweis hat.“ Es herrschte Stille in dem Raum. Alle vier Kinder dachten über ihren Standpunkt nach. Was wohl wirklich geschehen war? Jeder von ihnen schien seine eigene Idee davon zu haben und alle vier begannen zu schmunzeln, während sie sich ihre Idee für die Wirklichkeit ausmalten und sich verstellten, es wäre so und würde so kommen. „Danke Herr Umbreon, dass sie uns das erzählt haben!“, Dani durchbrach die Stille, die sie genervt hatte. Sie mochte die Stille nicht, es war meistens so unangenehm für sie. Als Antwort erhielt sie ein Nicken von Umbreon: „Ihr drei solltet nun aber gehen. Der Tag ist nicht mehr der jüngste und denkt an eure Eltern!“ Damit erhob er sich und ging in den Eingangsbereich, während die vier Jungpokémon seinem Beispiel folgten. Draußen vor dem Eingang angekommen, verabschiedete sic Evo von seinen Freunden: „Tschüss ihr drei, bis morgen oder so!“ Evo blieb noch so lange draußen stehen, bis seine Freunde nicht mehr zu sehen waren. Umbreon war schon hinein gegangen. Der Himmel begann schon sich zu verfärben und im Osten war er schon dunkelblau geworden. Dort konnte man auch schon einige Sterne sehen, dessen Anblick Evo genoss. „Mal sehen, was die nächsten Tage so bringen...“, dachte er sich lächelnd, auch, wenn sein Lächeln etwas traurig erschien, „Mama...Wo bist du nur? Damit wandte er sich vom Himmel ab und ging hinein, um sich auch schlafen zu legen, so, wie all die anderen in dem Dorf, Equality. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Der Prolog ist vollbracht! Das nächste Kapitel kommt frühestens nach Weihnachten, schätze ich. Lasst mich wissen, was ihr denkt :) eure Kruemelchen Kapitel 1: sinnlose Diskussion - oder doch nicht? ------------------------------------------------- Die Sonne brachte ihre Strahlen über Equality und weckte die wenigen Bewohner. Der Himmel spielte mit den warmen Farben der morgenländischen Sommersonne und eine seichte Brise spielte mit den grünen Blättern der Bäume. Einige der kleinen Pokémon schliefen noch, während die Erwachsenen schon ihren Tätigkeiten nach gingen. So war es jedoch nicht bei der kleinen Hütte abseits. Umbreon schlief noch und Evo war schon einige Zeit auf den Beinen. Er schlüpfte durch die Bögen hin in die Küche, suchte sich einige Beere zu essen und schleppte diese anschließend nach draußen an die frische Luft. Draußen zog der Wind an seinem Fell, wollte ihn Richtung des Gebirges locken, das sich hinter Equality erstreckte. Sein Blick folgte dem Wind und Erinnerung an früher kamen zurück. Keiner seiner Freunde wusste von dem Ereignis, wahrscheinlich interessierten sie sich noch nicht einmal dafür. Als Evo daran zurück dachte, stiegen ihm Tränen in die Augen. Tränen voller Verzweiflung. Angst. Es war das Schlimmste gewesen, was einem kleinen Pokémon widerfahren konnte. Er verfluchte jenen Tag und all die Umstände, die sein Unwohlsein mit zu tragen hatten. „Wie lange ist es schon her? 4, nein 5 Jahre. Doch schon so lange?“, Evo wand sich von den Bergen ab, so groß war doch der Schmerz der Erinnerung, den er eigentlich vermeiden wollte. Doch die Erinnerung kam wieder und wieder und nichts konnte sie stoppen. Und so war es auch dieses Mal; ein Flashback, dass er niemanden offen legte, niemanden dran teilhaben ließ. Er hielt es für das Beste, seine Freunde nichts davon wissen zu lassen. Trotz all der Leugnung, die er versuchte, konnte er sich immer noch klar erinnern, was an jenem Tag geschah. Es war ein Tag. Ein perfekter. Der Himmel erstrahlte in einem mächtigen Blau, das einen nahezu blendete. Die Sonne schien auf die Erde nieder, so wie sie es immer tat und nicht eine einzige Wolke wagte es diesen trügerisch perfekten Himmel zu trüben. Irgendwo im Wald um Equality, kurz vor dem Feuergebirge, dem Gebirge, hinter jenem Dorf, waren zwei Evolis unterwegs. Das eine jung und voller Lebensfreude, das andere erwachsen. Das erwachsene Evoli hatte sehr helles, braunes Brustfell, noch heller als das des Schützlings, und der Rest des Fells hatte auch einen hellen Braunton. Das Kleine hingegen hatte recht dunkles Fell. „Mama!“, rief das kleine Evoli, „Wo gehen wir denn hin? Ich kann es kaum noch erwarten!“ Freudig sprang das Kleine energiegeladen umher, verfehlte nur knapp einen der umstehenden Bäume. „Du solltest dir lieber um deine Umgebung Sorgen machen, mein lieber Evo!“, gab seine Mutter lachend zurück. Evo lachte darauf hin nur. Er war nun einmal ein kleines Energiebündel, voller Lebensfreude und Lust am Abenteuer. Dann lachte er: „Ja, Mama!“ Und dann salutierte er, nur so zum Spaß und seine Mutter lächelte ihn an. Sie liebte ihren Sohn wirklich sehr und sie würde alles für sein Wohl tun, das hatte sie oft genug bewiesen. „Wir sind da“, verkündete Evos Mutter dann strahlend, während sie ihren Blick gen Himmel wand und die puren Sonnenstrahlen genoss. Die beiden standen in Mitten einer Lücke des Waldes, einer Lichtung, wenn man es so nennen wollte. Direkt vor ihnen erstreckte sich das Feuergebirge in seinem rotbraunen Glanz. Evos Blick schweifte umher. Es war wunderschön dort, einfach herrlich. Das Gras war strahlend grün und noch ein wenig Tau von der Vornacht lag auf diesem. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf eine Höhle, die in dem Gebirge war. „Mama“, fragte Evo, „Was ist das für eine Höhle da?“ Und bevor seine Mutter ihm eine Antwort geben konnte, lief er auch schon los, direkt auf die Höhle zu. „Evo!“, rief sie panisch und rannte ihm hinterher, ihm noch rechtzeitig den Weg versperrend, indem sie ihren Schweif vor seine Nase hielt. „Nein“, atmete sie dann schwer, „Nein, hier dürfen wir nicht rein. Dort drin, und auch überall in diesem Gebirge, befinden sich Feuersteine. Du weißt, was das heißt, oder?“ Beschämt sah Evo zu Boden. Seine Neugier war halt einfach zu groß gewesen. „Entschuldigung“, murmelte er dann kleinlaut und ging rückwärts, um sich von der Höhle zu entfernen. Er wollte seine Mutter nicht wütend machen, oder besorgt. Bevor seine Mutter ihm jedoch folgen konnte, begann die Erde zu beben. „Evo, lauf!“, rief sie ihm noch zu, ehe einige Steine sich von dem Gebirge löste und auf die Erde nieder fielen. Evo lief, wie sie ihm befohlen hatte und die Steine verfehlten ihn nur knapp. Staub umgab das Feuergebirge nun. Heller, gelbbrauner Staub, der einem die Sicht komplett nahm. „Mama?“, fragte Evo, als der Staub begann sich auf den Boden nieder zu setzten. Er erhielt keine Antwort. Tränen stiegen in seine Augen. Nein, ihr war doch nichts passiert! Das durfte nicht, er brauchte sie doch noch. Dann schrie er nach ihr: „Mama!“ Und auch dieser Ruf blieb unbeantwortet – zumindest von jenem Pokémon, das er vergebens versuchte zu finden. „Nein“, murmelte er dann unter Tränen, „Mama...“ Die Tränen liefen nun frei seine Wangen hinab und er kniff seine Augen zusammen. Das war alles nur seine Schuld! Wäre er doch nicht so neugierig gewesen. Wahrscheinlich war sie nun tot, nur seinetwegen. „Pai, Evo! Seid ihr hier irgendwo?“, erklang dann eine besorgte Stimme oberhalb von Evo. Dort war ein orangenes, vogelartiges Pokémon zu sehen, von dessen Kopf rote, lange Strähnen hingen. Es war ein Tauboss. Einige seiner Federn am Flügel waren eisblau und stachen sehr hervor. Sein Brustfell, wenn man es so nennen mochte, war in einem strahlendem Gelb gefärbt. Und seine Augen waren ein sattes, dunkles Grün. „I-ich bin hier, Pidge“, schluchzte Evo, der mittlerweile niedergeschlagen am Boden lag und seinen Kopf zwischen seine Pfoten gegraben hatte. Pidge landete direkt neben Evo und fragte dann: „Was ist denn passiert? Und wo ist deine Mutter?“ „Ich weiß es doch selber nicht!“, schrie der Angesprochene unter Tränen und hob dabei ruckartig seinen Kopf, „Mama. Die Steine – sie war dort!“ Damit deutete er hinüber zum Gebirge. Pidges Augen weiteten sich: „Oh bitte nicht...Pai!“ Schnell entfaltete er seine Flügel und begann sie zu schlagen, um den restlichen Staub, der ihnen die Sicht versperrte, zu beseitigen. Als er das geschafft hatte, glaubten beide nicht, was sie sahen. Dort, zwischen einigen Steinen, lag ein Pokémon, das einem Evoli sehr ähnlich sah, nicht zu vergessen Evos Mutter ebenso ähnlich sah. Das Pokémon hatte ein sehr hellorangenes Fell und auf dem Kopf und am Hals hatte es langes, weißes Fell. Dieses traf auch für die Rute zu. Und, auch wenn die Augen dieses Pokémons nahezu geschlossen waren, konnte man die klaren,hellen, grünen Augen erkennen, die Evo bisher nur von seiner Mutter kannte. „Sag mir, dass du nicht Pai bist!“, rief Pidge dann aus, die Aufmerksamkeit des Pokémons endlich bekommend. Es schüttelte traurig den Kopf: „Tut mir Leid, Pidge, aber ich bin Pai. Bring Evo zu Umbreon, er schuldet mir eh noch was. Aber ich weiß nicht, soll ich es als Schande empfinden, ein Flamara zu sein?“ Pai blickte Pidge ausdruckslos an, auch wenn Tränen ihr Gesicht hinab liefen. Tränen der Trauer, der Gewissheit, ihren Sohn nie wieder zu sehen. „Empfinde es als das, was du willst. Es ist nicht an mir, dich als Feuerpokémon zu beurteilen, doch ist es an mir, dich hiermit des Dorfes zu verbannen. Aber ich versichere dir, Evo wird zu Umbreon kommen“, gab das Tauboss in der selben, ausdruckslosen Art zurück, kehrte Pai dann den Rücken zu und ergriff Evo mit einem seiner Klauenfüße. „Mama!“, schrie dieser voller Angst, „Nein, ich will mit dir! Nein, verlass mich nicht!“ Ein verzweifelter Ausruf, ein vergeblicher Versuch, das zu behalten, was von seiner Familie ihm geblieben war, doch vergebens. Seine Mutter, Pai, drehte sich um und lief los, aber nicht, ohne vorher zu Evo zu sagen: „Geh deinen Weg, mein Kleiner. Hör auf dein Herz und egal was passiert, ich bin bei dir!“ Dann lief sie ohne ihren Blick noch einmal zurück fallen zu lassen, nicht ein einziges Mal auf die verzweifelten Schreie ihres Kindes reagierend, einfach gerade aus, am Gebirge entlang, fort von Equality. „Nein, Mama...“, war das letzte, was Evo noch heraus brachte, bevor er das Bewusstsein verlor. In den ersten Jahren nach diesem Ereignis hatte sich einiges geändert. Nicht nur war Evo nicht mehr so lebensfroh wie zuvor, sondern war er auch bei Umbreon eingezogen, wie seine Mutter es sich gewünscht hatte. Die erste Zeit waren Umbreon und er nicht wirklich mit einander klar gekommen, was mit an Evos Uneinsichtigkeit und Trauer lag. Das hatte sich dann schnell gelegt und nun stand Evo dort, wo er war; draußen mit dem Wind durch sein Fell wehend. Tränen standen in seinen Augen und am liebsten hätte er wieder geweint, doch dann hörte er, wie ihn jemand rief. Schnell verschwanden seine Tränen und er drehte sich um, nur, um dort seine drei Freunde zu sehen, die den kleinen Hügel hinauf liefen, wie am Abend zuvor. „Hoffentlich wollen sie nicht schon wieder über Feuerpokémon reden“, dachte sich Evo seufzend. Es war einfach unvorstellbar seinen Freunden von dem zu erzählen, was seiner Mutter damals widerfahren war. Sie würden nicht verstehen, wie er sich dennoch so nach ihr sehnen konnte und sie nicht verabscheute, weil sie ein Feuerpokémon war. „Heya, Evo!“, rief Sent fröhlich aus, als er auf ihn zu sprang. Envi und Dani kamen nach ihm und grüßten Evo ebenfalls. „Wie ich sehe, hat Evo mal wieder an uns gedacht!“, bemerkte Dani lachend, als sie auf die Beeren deutete, die Evo nach draußen gebracht hatte. Wenn er ehrlich war, hatte er gehofft, sie würden kommen, deswegen hatte er viele Beeren mitgebracht. „Typisch Evo“, sagten Sent und Envi darauf hin nur und die vier Freunde lachten. Ja, so konnte man doch leben. Mit seinen Freunden schon am frühen Morgen draußen auf dem Gras sitzen und gemütlich essen. Doch dieser Frieden sollte für Evo nicht lange währen, denn Sent schnitt ein sehr empfindliches Thema an: „Und, was denkt ihr euch so zu der Geschichte, die Herr Umbreon uns gestern erzählt hat?“ Fragend sah er in die Runde, nur, um dann gleich eine Antwort von Envi zu erhalten: „Also, ehrlich gesagt, halte ich es für schwachsinnig. Warum sollten die Feuerpokémon damals unterdrückt worden seien? Ich würde sagen, sie wollten einfach nur die Macht über Eglysyas und deswegen haben sie sich so organisiert!“ Envi war aufgesprungen und sah wütend zum Feuergebirge. „Oh, dieses verdammte Gebirge! Verflucht sei es. Nur wegen diesem kommt niemand unser Dorf besuchen“, gab Envi dann von sich. Oh ja, sie hasste dieses Gebirge zutiefst. Sie würde den Tag willkommen heißen, an dem es in sich zusammen fiel. „Ich gebe dir schon irgendwie recht, Envi“, sagte dann Dani, „Aber irgendwo kann ich mir schon vorstellen, dass die Feuerpokémon unterdrückt worden waren. Wieso sollte Herr Umbreon uns da anlügen, immerhin hasst er sie doch auch, oder, Evo?“ Nun waren alle Blick auf Evo gerichtet, der nach den richtigen Worten zu sagen suchte. Schließlich gab er nach und sagte: „Ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Ich lebe doch nur 5 Jahre bei ihm, das wisst ihr doch. Und nein, ich habe keine Meinung zu der Geschichte.“ „Ich weiß, dass sie mir das nicht glauben. Aber was soll ich denn machen? Ihnen das erzählen? Pah, nein...“, dachte sich Evo, während er die ungläubigen und skeptischen Blicke seine Freunde in Empfang nahm. „Komm schon Evo, wenn du uns schon nicht einweihst, warum du überhaupt bei ihm lebst und nicht bei deiner Mutter! Wir wissen doch, dass sie dich verlassen hat!“, ertönte Envis überhebliche Stimme, die Evo rasend machte. „Sie hat mich nicht verlassen!“, knurrte er, „Ihr habt doch keine Ahnung! Sie mu – ach vergesst es. Glaubt doch, was ihr wollt.“ Dann schloss er seine Augen und versuchte sich zu beruhigen. Wie lange könnte er es noch geheim halten? Es wollte raus, dass spürte er deutlich, doch er war es, der es nicht freilassen wollte. „Envi, du hast mal wieder übertrieben“, warf Dani Besagter vor, „Wir haben kein Recht über seine Mutter, noch über alles andere worüber wir nichts wissen, zu urteilen. Und wenn Evo uns nicht erzählen mag, was geschehen ist, dann ist das eben so. Über meine Mutter hast du so etwas auch noch nie gesagt.“ Gegen Ende wurde Danis Stimme leiser. Sie hatte ihre Mutter noch nicht einmal kennen gelernt, wurde ihr Ei damals doch einfach nur hier abgetreten, zurück gelassen. „Um ehrlich zu sein, ja... ich beneide ihn doch irgendwie schon. Er hatte die Chance immerhin. Ich nicht, warum? Warum, oh, Arceus? Warum...“, Danis Gedanken kreisten nur um diese eine Frage; Warum wurde sie verlassen, bevor sie überhaupt wirklich lebte? Um ihren Kopf von diesem quälenden Gedanken frei zu bekommen, schüttelte sie diesen. Envi hatte mittlerweile ihren Kopf gesenkt und sah beschämt zu Boden. „Es tut mir Leid“, murrte sie dann. Evo jedoch winkte nur ab: „Ist schon in Ordnung.“ „Nein, finde ich nicht“, mischte sich dann Sent in die Geschichte ein, „Ich möchte nun endlich wissen, was mit deiner Mutter geschehen ist!“ Evo sah ihn entgeistert an. Nein, das konnte nicht sein Ernst sein, das durfte nicht sein Ernst sein. „Nein“, protestierte Evo dann, „Nein, dass kann ich nicht!“ Er war sichtlich geschockt aufgrund Sents plötzlicher Bitte – sofern es denn eine war. Sent hingegen schien ihm das nicht zu glauben: „Du kannst, dass weißt auch du. Warum willst denn nicht, hm? Benimmst dich ja fast schon so, als ob sie ein Flamara gewesen war.“ „Als ob“, lachte Dani, „das müsste ja heißen, dass sie bei dem Erdbe – oh.“ Das war alles, was sie sagte, bevor sie sich Evo zuwand. Jetzt wurde ihr so einiges klar. Kein Evoli hätte sich freiwillig, zumal es Mutter war, zu einem Flamara entwickelt, es sei denn, es konnte es nicht verhindern. „Das war also deine Mutter?“, flüsterte Dani halb entsetzt und halb mitfühlend. Evo nickte nur, versagte seine Stimme doch mal wieder, als sein Hals sich so anfühlte, als würde er zugeschnürt werden. Sent und Envi sahen sich gegenseitig fassungslos an. Sie hätten es als seine Freunde ahnen müssen! Was waren sie für Freunde, die ganze Zeit auf Feuerpokémon herum hackend und nicht fähig, zu merken, dass sie damit einen ihrer besten Freunde an seine empfindlichsten Stelle trafen? „Schlechte Freunde...“,, ging es den beiden gleichzeitig durch den Kopf, „sehr schlechte.“ Aber was gesagt war, war gesagt und es ließ sich nicht mehr ändern. So sah es auch Evo. „Macht euch da mal nun keine Gedanken drüber. Immerhin konntet ihr das ja nicht ahnen“, beruhigte Evo seine Freunde, als er endlich wieder die Kraft zu sprechen fand. Zwar wollten seine Freunde ihm das nicht so wirklich glauben, doch nach einigen Protesten gaben sie endlich auf – sehr zu Evos Erleichterung. Nur ungern hätte er noch weiter mit ihnen diskutiert. So saßen sie dann dort weiter, vorerst in Stille, und aßen die Beeren. Mit Mal nahm der der Wind zu und wehte die Reste der Beeren weg, weit weg, hin zum Gebirge. „Mist?“, halb lachend fragte Evo dieses in die Runde. Heute schien auch nichts richtig zu laufen! Dabei war es doch eigentlich so ein schöner Tag, sah man mal von dem enormen Westwind ab. „So etwas musste ja passieren!“, sprach Envi dann den Gedanken aller aus, „Heute scheint es nicht so zu klappen, wie es sollte.“ „Doch klar“, erwiderte Sent voller Sarkasmus, „Ich finde es einfach herrlich!“ Die Vier lachten dann, sich nicht mehr um die weg fliegenden Beeren sorgend. Unbemerkt blieb ihnen jedoch auch ihr Beobachter, der über sie hinweg flog in jenem Moment, hatte er doch zuvor noch in einem der umstehenden Bäume ihre kleine Diskussion belauscht. „Interessant“, murmelte dieser, „Den Herrn wird es bestimmt erfreuen, dass meine Suche erfolgreich war.“ Mit diesen Worten flog er davon, dem Feuergebirge nördlich folgend. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 1 doch noch vor Weihnachten, früher als erwartet! Sagt ruhig eure Meinung, ich beiße nicht :) eure Kruemelchen Kapitel 2: Familie?! -------------------- Die Sonne hatte mittlerweile ihren höchsten Standpunkt erreicht und noch immer flog der Beobachter von den vier kleinen Pokémon seinen Weg in Richtung Norden. Pokémon, die am Boden waren, würden sich sagen, es sei mal wieder ein Staraptor unterwegs. Natürlich war so etwas nicht ungewöhnlich. Häufig wurden wichtige Nachrichten mit Flugpokémon verschickt, damit diese noch rechtzeitig und so schnell wie möglich ankamen. Keiner würde vermuten, dass dieses Staraptor – er war unter dem Namen Alex bekannt – kein solcher Briefbote war, sondern gerade auf seinem Weg war, seinem Herrn Report zu erstatten. Die grauen und weißen Federn des Staraptors waren dreckig und verklebt und auch schien es diesem Pokémon alles andere als gut zu gehen. Schwer nur hielt es seine Augen offen, von Müdigkeit und Erschöpfung geplagt. „War ja klar“, seufzte Alex schließlich dramatisch, „Anstatt ausgeruhte Pokémon los zuschicken, musste man mich aussenden...“ Gestresst schloss er seine eisblauen Augen, die zuvor noch starr nach vorne geblickt hatten. „Immer ich, immer nur ich. Hoffentlich muss ich nicht sofort zurück, das halte ich nicht mehr aus...“er raunte genervt bei dem Gedanken, gleich wieder weiter ziehen zu müssen, „Einen Tag Ruhe...Vielleicht wird ihn mein Bericht gnädig stimmen, ansonsten muss er sich bald jemand Neues suchen, weil's mich nicht mehr gibt!“ Er verdrehte seine Augen. Seinem Herrn würde es noch nicht einmal stören, würde er vor Erschöpfung sterben. Ein Schwächling wäre er nur in dessen Augen und es nicht wert, auch je zu ihm gehört zu haben. Seit einer Niederlage, noch nicht einmal so lange her, hatte er einen enormen Hass gegenüber Pokémon entwickelt, die sich gegen ihn stellten, was überraschender Weise wirklich wenig waren. Er war ein tyrannischer Herrscher und nahm keine Rücksicht auf Bedürfnisse und Wohlbehagen seiner Gefolgsleute. Die meisten, die zu ihm gehörten, fürchteten ihn mehr, als dass sie sich zu ihm und seinem Streben nach Macht hingezogen fühlten. Seit der Niederlage, seit je her traute sich niemand mehr gegen ihn anzugehen. Er war dem Tod gegenüber getreten, er hatte ihn getroffen und doch hatte er ihn umgangen. Man erzählte sich viel über ihn, doch nur die wenigsten wussten, welches wahr war. Und die, die es wagten, die Wahrheit zu sprechen, wurden rücksichtslos getötet. „Tyrann. Elender, feiger Tyrann. Und doch...widersprechen kann ich nicht. Er hat mich in seinen Klauen und loslassen? Nein, das würde er nicht, nein niemals...“, ein ironisches Lachen entfloh Alex, als er über seinen Herrn nachdachte, dem er doch größten Respekt und Achtung erwies. Die Furcht war es, die ihn noch bei dem Tyrannen hielt. Langsam näherte er sich seinem Ziel. Er war dem Feuergebirge hoch in den Norden gefolgt und bald, wenn er das Meer überquert hatte, würde er bei einer Inselgruppe von drei Inseln ankommen. Sie lagen nicht weit weg vom Festland und waren trotz ihrer Vulkane sehr belebt. Das Gebirge zog sich durch das Meer hindurch und endete erst auf der größten der drei Inseln. Direkt dort schloss ein Vulkan an, der aber schon seit Jahrhunderten inaktiv war. Eine Insel, nordöstlich von der Hauptinsel, war eine komplette Vulkaninsel. Der Vulkan war, im Gegensatz zu dem anderen, aktiv. Dort lag Alex' Ziel. Und endlich sah er die Inseln kommen. Noch einmal angespornt von der Hoffnung, endlich eine Rast zu bekommen, legte er noch einmal ein wenig zu, um da zu sein, wenn sein Herr mit essen fertig war. Es war relativ gut abzuschätzen. Stand die Sonne am höchsten Punkt, brachte man ihm sein Essen. Ein, zwei Stunden ließ er sich dann Zeit, sein Mahl zu sich zu nehmen und er vermochte es außerordentlich nicht, dabei gestört zu werden. Als Alex endlich sein erwünschtes Ziel erreichte, empfing ihn sofort ein Magnayen, dass, wie die meisten dort, eine Narbe über dem linken Auge trug. Es kennzeichnete ihn als jemanden, der einstig zu jemanden gehörte, der bei der Niederlage seines Herren umgekommen seien soll. Über diesen Jemand wusste man nicht viel, nur dass auch er nur ein Teil in des Herren Spieles war. „Ein Spiel für ihn, der Tod für uns“, Alex schüttelt den Kopf. Wieso war er nur hier? Aber nun war es zu spät. Einmal ein Teil des Spiels, konnte man nicht mehr zurück. „Willkommen Alex“, grüßte ihn das Magnayen vergnügt. Alex blickte sie einmal kurz müde, aber dennoch fröhlich an und erwiderte: „Hallo Sonja.“ „Und“, erkundigte sich Sonja nun bei ihm, „Waren wir erfolgreich?“ „Ja, ich hoffe nur, dass ich mich eine Nacht ausruhen darf“, er gähnte einmal und schüttelte danach seinen Kopf, um etwas mehr Klarheit in diesen zu bekommen. Die Müdigkeit raubte ihm noch den Verstand! Das Magnayen neben ihm hingegen sah ihn nur skeptisch an, aber beließ es dabei. Sonja sah sehr gepflegt aus. Ihr Fell glänzte in der Mittagssonne und ihre Augen, von welchen das rechte grau und das andere rot war, blitzten freudig auf, als die Sonne ihr Fell erwärmte. Auf dem rechten Augen war sie blind und dennoch schien es so viel ausdrücken zu können. „Ach ja“, fügte sie noch an, „Der Herr ist gerade fertig geworden. Er ist heute gut gestimmt. Wenn du dich höflich und ehrwürdig benimmst, wird er dir wohl deine Rast gönnen.“ Dann verschwand sie in dem dicken Geäst, das rund um den Vulkan wuchs. „Herr!“, rief Alex ehrwürdig aus, als er in eine große Höhle im Vulkaninnern trat, „Ich habe euch Bericht zu erstatten und ihr werdet nicht enttäuscht sein.“ Geduldig wartete er, dass sich jemand meldete. Hinten im Schatten konnte man sehen, wie sich zwei rote Augen öffneten, das Pokémon sich jedoch nicht von seinem Platz erhob. „Sprich weiter“, entgegnete das Pokémon, dass noch immer völlig in Schatten gehüllt war. Das Staraptor zögerte nicht lange und sprach: „Sehr wohl. Wie mir aufgetragen, konnte ich den Erben ausmachen. Aber...“ „Aber? Ich dachte, ich würde erfreut sein!“, nun hatte sich das Pokémon erhoben, war aber immer noch nicht aus dem schützenden Schatten getreten. „Bitte lasst mich beenden“, erwiderte Alex trocken, „So gesehen ist es kein 'aber'. Sie können Penelope zurückrufen, ich habe die Tochter schon selber gefunden.“ „Ah, sehr gut“, lachte der Herr Alex' zufrieden, „Schön, sehr schön. Ruhe dich den restlichen Tage aus. Die Dämmerung wird dein Start sein, lasse Sonja suchen und nehme sie mit.“ Dann war das Gespräch beendet. Zufrieden mit seiner Arbeit drehte Alex sich um und verließ die Höhle. „Die Tochter. Sie wird uns nützlich sein. Sehr nützlich“, lachte das Pokémon in die Dunkelheit der Höhle hinein, „Ja, ja, warte nur meine Liebe. Ich werde meine Rache bekommen und nun beginnt das ganze Spiel!“ Währenddessen lagen Evo, Dani, Sent und Envi gemütlich in dem hohen Gras neben Umbreons Hütte. Der Wind fegte über sie hinweg und die Blätter und Gräser erzeugten einen rauschenden Ton, als sie mit dem Wind stetig nach Osten gezogen wurden. Nach dem kleinen Desaster am Vormittag hatten sie sich erholt und es schien beinahe so, als habe es diese Diskussion nie gegeben. Fröhlich lachend lagen sie in dem Gras und redeten über die alltäglichen Dinge. „Wisst ihr“, murrte Envi dann, „Meine Mutter will mich irgendwo hinschleppen. Zu einem Ort, irgendwas mit 'Flower'. Wisst ihr, welchen Ort ich meine?“ Ein allgemeines Kopfschütteln löste ihre Hoffnungen auf, vorher noch herauszubekommen, wie dieser Ort hieß. „Naja, wisst ihr was? Sie sagte, sie wolle mir dort zeigen, wie man sich richtig mit den Blumen, der Natur und dem allen eins fühlt“, Envi verdrehte ihre Augen in einer belustigten Art und Weise, während ihre Freunde sie nur stumm anstarrten. Schließlich war es Sent, der etwas sagte: „Meint sie das wirklich ernst? Weil, wenn ja, dann sollte sie mal jemanden aufsuchen, der ihr hilft. Sie braucht dringend professionelle Hilfe!“ Die drei anderen nickten ihm zustimmend zu. Eda, Envis Mutter, ein Meganie, war manchmal wirklich etwas seltsam und man wunderte sich, dass sie noch von niemanden auf ihre seltsame Art angesprochen wurde. Nach einer kurzen Zeit des Schweigens, brachen die vier Freunde in Gelächter aus, bei dem Gedanken, jemand würde Eda zum Therapeuten schicken. Es war dann, dass Umbreon völlig verschlafen aus seiner Hütte kam und gähnte: „Guten morgen, ihr Vier!“ „Oder auch nicht“, erwiderte Dani belustigt, „Schauen Sie doch, es ist schon einige Stunden nach Mittag!“ „Mein Fehler, oh allmächtige Dani!“, scherzend verbeugte sich Umbreon vor Dani, bevor er dann wieder ernst wurde, „Ihr solltet wieder nach Hause gehen. Envi, der Ort heißt Flowermountain. Du wirst ihn mögen, glaube mir. Komm Evo!“ „Ihr habt ihn gehört, Tschüss!“, fröhlich lief Evo hinter Umbreon her, der einem Weg Richtung Süden folgte. Und natürlich, so wie jedes Kind, siegte die Neugierde Evos und es platzte nach einiger Zeit des Wanderns förmlich aus ihm heraus: „Wo gehen wir denn hin? Ist es dort schön? Wie weit ist es denn?“ Umbreon antwortete ihm nicht, er knurrte nur missbilligend wegen der Ungeduld seines Schützlings: „Siehst du dann schon, Evo. Sei nur nicht immer so ungeduldig.“ Während die beiden sich auf den Weg zu einem für Evo unbekannten Ziel machten, liefen Dani, Sent und Envi zurück. Dani und Sent lebten momentan zusammen mit Envi bei Eda, Envis Mutter. Sents Eltern, die auch Dani mit aufzogen, hatten das Meganie darum gebeten, auf die beiden zu achten, da Sents Großmutter erkrankt war und diese am anderen Ende Eglysyas lebte. Als die Drei bei Edas Haus ankamen, konnte man ein großes Maganie im Eingang stehen sehen. Die Blütenblätter um ihren Hals waren dunkellila, wurden zum Hals aber gelblich. Die Haut des Maganies war hellgrün und die Augen waren dunkelblau. „Da seid ihr ja endlich“, lachte Eda, wurde dann aber wieder ernst, „Hatte ich nicht gesagt, zu Mittag seid ihr wieder hier?“ Strafend sah sie die drei Pokémonkinder an, die sie nur schelmisch angrinsten, darauf hoffend, dass die Strafe nicht zu groß werden würde. Schlussendlich seufzte Eda nur: „Was soll ich nur mit euch anfangen, ihr drei Chaoten?“ „Nicht, rein gar nichts, Mama“, grinste Envi ihre Mutter schief an, die dann kopfschüttelnd das Haus betrat. Im Gegensatz zu Umbreons waren hier Türen für die einzelnen Räume vorhanden, angepasst an die Tatsache, dass Eda und Envi Pflanzenpokémon waren und somit mit Rankenhieb die Türen leicht öffnen konnten. Die drei kleinen Pokémon folgten bald dem Maganie ins Haus und begannen zu spielen. Sie tobten regelrecht durch die Wohnung und es kam, wie es kommen musste: Sie stießen einige Sachen um und zogen eine wahre Spur von Chaos hinter sich her. „Jetzt reicht es aber“, hielt Eda die Pokémonkinder auf, „Geht raus und spielt dort. Aber vergesst nicht, nicht zu weit vom Haus, geschweige denn dem Dorf entfernen, habt ihr das verstanden?“ Dieses wurde mit einem leichten nicken der schon nach draußen laufenden Pokémon bejaht, bevor sie dann vollends aus Edas Blickfeld verschwunden waren. „Man, oh man“, lachte Sent, „Hat dieses Mal ja länger gedauert, bis sie keine Lust mehr auf unser Getobe hatte, nicht?“ Dani nickte zustimmend: „Ja. 'Aber nicht zu weit entfernen, hört ihr?'“ Dann lachten die drei Freunde. Oh, wie Eda doch fürsorglich war. Und besorgt, doch das kümmerte die Pokémon nicht. Sie hatten schon ihren eigenen Plan geschmiedet und das würde heißen, dass sie sich Eda widersetzen würden und sie auf in den Wald rund um Eglysyas machen. Währenddessen waren Evo und Umbreon still nebeneinander her gegangen. Sie befanden sich auf einem Pfad, der durch den Feuerwald, den Wald in dem Eglysyas lag, führte. Er war ziemlich breit und offensichtlich eine Wanderroute, die noch immer genutzt wurde. „Ich frage mich ja wirklich, wo Umbreon mich hinbringen will. Und besonders zu solch früher Zeit....Wie weit es wohl weg ist? Vielleicht treffen wir ja...nein, das ist absurd. So absurd. Außerdem, wieso sollte er das denn verschweigen? Was könnte denn noch...? Ach, das ist doch zum verrückt werden! Alleine werde ich nicht auf eine Antwort kommen...also muss ich wohl Plan B nutzen...Umbreon in den Wahnsinn treiben!“, dachte Evo angestrengt nach, bis es dann Umbreon grinsend ansah. Umbreon jedoch sah das Grinsen und ihm war bewusst, was nun auf ihn zukommen würde. Eine Tortur des Nervens bis es ihm sagte, wo sie hin wollten. Und weshalb. „Was?“, fragte Umbreon dennoch nach einigen Minuten, in denen Evo ihn nur von der Seite angrinste. Das kleine Evoli jedoch winkte nur ab: „Nichts, Umbreon. Wirklich rein gar nichts.“ Und so gingen sie weiter, doch Evos Blick verließ Umbreon nicht eine Sekunde. Der Weg führte nun dichter am Feuergebirge vorbei. Es war lange her, dass Evo diesem so dicht gewesen war und ein wenig beängstigen tat ihn der Gedanke schon, dass es dort nur so von Feuersteinen wimmelte, die ihn jeder Zeit in ein Flamara entwickeln könnten. Die Laubbäume, die dort wuchsen, hatten teilweise bunte, schöne Blüten zwischen ihren Blättern. Rote, Blaue. Das Farbenspektrum schien kein Ende zu haben. Die Nachmittagssonne durchflutete den Wald mit warmen Licht. „Weißt du Evo“, begann Umbreon dann, „Es ist nicht so, dass du keine Familie mehr hast. Deine Mutter, sie...“ Das Nachtara hielt in seinem Schritte inne und blickte das Gebirge hinauf, den Weg entlang, den sie nun folgen würden. Der Weg führte auf dem Feuergebirge entlang, ein steiniger Wanderpfad. Der Blick der Evolis lag schon neugierig auf Umbreon, nicht einmal den Weg beachtend. Was würde er ihm wohl über seine Mutter zu erzählen haben? Die Neugierde, die ihn übermannte war enorm. So enorm, dass Evo sogar für einen Moment lang vergessen konnte, dass er einer Gefahr so nahe war. „Was war mit ihr?“, fragt er dann doch, während Umbreon noch immer vor sich her starrte und auch nicht so erschien, als würde er schnellst möglich eine Antwort geben wollen. Das Nachtara seufzte, während sein Blick sich dem Boden vor seinen Füßen zu wandte, bevor er dann sprach: „Sie wurde von ihren Eltern abgegeben, da diese damals noch nicht für ein Kind bereit waren. Ihren Vater hat sie kennengelernt, als sie nach Equality kam...“ „W-Wie meinst du das? Wer?“, stotterte Evo verwirrt. Sein Großvater lebte in Equality? „Das ist unmöglich...nein, wie? Das kann nicht, kann es? Aber....wer?“, fragte Evo sich, während er spürte, wie Tränen in seine Augen stiegen, „Was, wenn das wahr ist? Warum...? Warum hat er sich dann nicht um mich gekümmert?...Warum?“ Sein Hals wurde trocken und er senkte seinen Kopf. Er konnte hören, wie Umbreon schwer seufzte. Nein, es fiel Umbreon nicht leicht, nun hier die Wahrheit zu sagen, zumal sie so lange verschwiegen worden war. „Evo“, begann er ruhig, doch man konnte die Bitterkeit in seiner Stimme dennoch hören, „Was wäre, wenn du ihn kennen würdest, gut sogar? Könntest du ihm verzeihen?“ Evo schüttelte seinen Kopf. Konnte er demjenigen verzeihen? Er kannte doch eigentlich niemanden wirklich gut in dem Dorf, außer den Familien von Sent, Dani und Envi. „Ich weiß es nicht, wirklich nicht. Aber ich denke, vielleicht...“, brachte das kleine Evoli hervor. „Super Umbreon, nun musst du es ihm sagen. Ruhig, du kannst das schaffen. Bleibe ruhig und konzentriert. Weiche nicht vom Thema ab, sage nicht zu viel...ach, was soll's! Ich bringe es jetzt hinter mich“, dachte Umbreon sich, bevor er dann sagte: „Ich hoffe, du kannst demjenigen wirklich verzeihen, denn dein Großvater, also, der bin ich.“ Ruhe. Nicht einmal der Wind spielte mit den Blättern. Mit großen, erschrockenen Augen sah Evo Umbreon an, der sein Gesicht beschämt dem Boden zugewandt hatte. „Es....Ich...Evo, es tut mir Leid, dass du es erst jetzt erfährst“, stammelte Umbreon unsicher, „Aber ich hatte es Pai versprochen, es dir nicht zu sagen. Sie wollte es nicht...“ „Meine Mutter...wollte es nicht?“, schoss es Evo durch den Kopf. Die Nachricht war noch nicht wirklich von ihm registriert worden. Umbreon, sein Großvater? Das hätte er sich nie gewagt vorzustellen. „Wieso?“, quiekte Evo leise, „Wieso wollte sie es nicht?“ „Ich weiß es nicht, wirklich nicht. Das du zu mir gekommen bist, war ich ihr schuldig, ansonsten wärst du wahrscheinlich bei einer anderen Familie unter gekommen, da ich ja nun einmal alt bin und niemand weiß, dass du mein Enkel bist“, gab das Nachtara nun wieder etwas sicherer von sich. Es war für ihn ein seltsames Gefühl, Evo nun gesagt zu haben, dass sie zu ein und derselben Familie gehörten. Er fühlte sich befreit, erleichtert und doch ließ ihn das Gefühl nicht los, bald seine gewonnene Familie loslassen zu müssen. Erklären konnte Umbreon sich das Gefühl nicht. Es war einfach da und verunsicherte ihm in dem, was er tat und sprach. Und dann wandte er sein Blick wieder dem Himmel zu, der noch immer in einem warmen Blau erstrahlte, den doch einige, weiße Wolken trübten. „Die Ruhe vor dem Sturm?“, fragte Umbreon sich, bevor er den Gedanken wieder verwarf und Evo andeute, ihm weiter zu folgen. Dieser folgte dem Nachtara ohne große Widerworte. Der Weg führte sie hoch auf das Feuergebirge auf eine Ebene. Das rotbraune Gestein schien die Sonnenstrahlen zu reflektieren. Dort oben schien alles so friedlich zu sein, dass man sich dort am liebsten hingelegt hätte und die Sorgen der Welt vergessen würde. Soweit man es erkennen konnte, gab es dort, auf dieser Ebene, auch keine Feuersteine, die Evo gefährlich werden konnten. Umbreon ging über diese Ebene hin zu einem Felsen, der auf dem Boden heraus ragte. Auf diesen setzte er sich und blickte in die Ferne, Richtung Norden, wo man das Meer sehen konnte. Evo tat es ihm gleich, legte sich neben Umbreon auf den Felsen und starrte auf das glitzernde Wasser. „Sag, Umbreon“, begann Evo, „Ist es wahr, dass dort, weit auf dem offenen Meer, eine Inselgruppe ist?“ Kurz sah der Angesprochenen den Jüngeren an, bevor er antwortete: „Ich weiß es auch nicht. Im Feuergebirge soll es einen Tunnel geben, der durch das Meer zu jenen Inseln führt, doch ob das wahr ist, weiß niemand. Außerdem kann man sich in dem Tunnelsystem des Feuergebirges schnell verirren, Evo.“ Danach herrschte eine angenehme Stille, die keiner der beiden stören wollte. Evo tat es dann doch, da ihm eine Frage auf dem Herzen lag, die er nicht unbeantwortet lassen wollte. „Sind wir jett eine Familie?“, fragend sah er den Älteren an, der ihn überrascht ansah. Schnell aber lächelte Umbreon das Evoli warm an, ehe er nickte: „Ja, sind wir, Evo.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Gott, hat es gedauert. Aber nun habe ich es doch geschafft, das neue Kapitel zu schreiben. Ich hoffe, es gefällt euch trotz der langen Wartezeit. eure Kruemelchen Kapitel 3: Traumdesaster ------------------------ Noch einige Zeit saßen Umbreon und Evo zusammen auf dem Felsen auf dem Feuergebirge. Der Wind wehte über sie hinweg, noch immer seinen Weg in den Osten weiterführend. Vor ihnen, hinter dem Gebirge, erstreckte sich eine weite, große Grünfläche, Blumen all über diese gewachsen. Man konnte auch deutlich einen Fluss in das Land aus Norden ragen sehen, tief floss er hinab in den Süden, endete weit über der Hälfte. Dieses war der Blueriver. Man hatte ihn so benannt, da er, bedingt dadurch, dass er aus dem Norden her floss, kaltes Wasser mit sich in das Land brachte. Und wenn man sagte, es war kalt, dann war es das auch. Er war eisig im Vergleich zu seinem Nachbarfluss, der vom Süden her seinen Weg floss und weiter im Osten lag. Der Redriver. Zwischen den Flüssen konnte man eine nicht geringe Erderhebung ausmachen: Das Flashgebirge. Mit nur einigen hundert Metern war er nichts im Vergleich zum Feuergebirge, dass ihn gerade zu in den Schatten stellte zu Abendstunden. Aber noch lange waren diese in Ferne, der Nachmittag gerade angebrochen, darauf wartend, genutzt zu werden. Das taten auch Sent, Dani und Envi zu genüge. Schnell trugen ihre Füße sie in den Wald, hinaus aus Equality. Auch, wenn man sagen musste, dass das kleine Dratini unter ihnen nicht lief, es schwebte in der Luft. Schatten legten sich mit den Baumkronen und deren Blättern über sie, während sie lachend unter diesen liefen. Die grünen Laubbäume trugen, entgegen der Bäume direkt am Dorf, keine Blüten. Es waren einfache Laubbäume mit hellgrünen, satten Blättern. Die warme Sommerluft hatte sich in dem Wald schon zu den frühen Morgenstunden ausgebreitet gehabt und war nun zu einer angenehmen Wärme angestiegen. Das Gras, das auf dem Waldboden wuchs, war kurz und teilweise deutlich nieder getreten. Womöglich zogen dort doch mehr Pokémon vorbei, als man vermutet hatte. Manches schien einfach nicht so zu sein, wie die meisten zu beginn dachten. Und so schien es auch mit der Belebtheit des Waldes zu sein. Doch wer wusste schon, welche Pokémon dort lang liefen? Dort, tiefer im Wald, fern von Equality, dem einzigen Dorf, das solch eine Nähe zum Feuergebirge barg. Doch dieses schien die drei Freunde nur noch neugieriger und in ihrem Handeln nur unvorsichtiger werden zu lassen. Dieses Verbot, dem Gebirge nicht zu nahe zu gehen, war für die drei, jungen Pokémon einfach nur zu verlockend, als sich dem Gesetz noch länger zu beugen. Und was sollte ihnen schon widerfahren? Keiner von ihnen könnte mit einem Feuerstein zu einer Entwicklung gedrängt werden. Es würde keinen Effekt auf sie haben. Viele würden von Naivität sprechen, wenn sie die Leichtsinnigkeit der Freunde mitbekämen, und doch schien es, als wäre es das einzig Richtige für die Jungpokémon zu tun, um ihre Grenzen zu finden und sich der Gefahr, welcher sie sich aussetzten, im klaren zu sein. Manchmal konnte all das Reden einfach keine Auswirkung auf das junge, naive Herz eines Kindes haben, das leichtsinnig und verantwortungslos sich in Abenteuer zu stürzen vermochte. Es bedurfte scheinbar nur einer starken Freundschaft und einem kleinen Anteil an dieser Naivität um solch einen Fehler zu begehen, sich doch so weit von der Sicherheit des Dorfes zu entfernen. Es sollte ihr Fluch werden, sollte sie verschlingen, doch jetzt, im Licht der Nachmittagssonne, da sollten sie noch laufen, lachen, spielen. „Kommt schon, ihr seid zu langsam!“, grinste Sent seine zwei Freundinnen schief über seine Schulter an, während er ein wenig vor den beiden lief. Er war schneller als seine Freunde. Dani konnte sich einfach nicht helfen lassen. Noch hatte sie es nicht herausgefunden, wie sie schneller durch die Luft gleiten konnte und wenn sie ehrlich war, brauchte sie das auch noch nicht zu wissen. Sie war jung und wozu brauchte sie schon Geschwindigkeit im Leben? Unnütze Energieverschwendung in ihren Augen. Sie berief sich lieber auf ihr Wissen und Schlussfolgerungen, Strategien, als auf pure Gewalt und Energie, so wie es Sent tat. Sie waren so Gegensätzlich, was auch gut war, so brachten sie die nötige Abwechslung in den Haushalt von Sents Eltern. Wann sie wohl wieder kommen würden? Den Gedanken schüttelte sie schnell ab, als Envi mal wieder fluchte: „Ach, sei doch ruhig! Kann ich was für diese Beine?“ Dani seufzte. Würden Dinge sich jemals ändern? Envi. Schon seit sie sich kannten, war Envi für Dani immer die nörgelnde, unzufriedene, zickige Freundin gewesen. Es war ein wahres Mysterium, warum sie so gut befreundet waren. Andererseits war es das auch wiederum nicht. Envi hatte auch ihre guten Seiten, auch, wenn sie diese sehr vernachlässigte, wie das Dratini fand. Plötzlich drehte der Wind, zog nun vom Norden her eine kalte Luftfront mit sich, die die Freunde erschaudern ließ. „Ich weiß ja nicht, aber ich glaube, es wird keine gute Idee bleiben, hier zu sein, drehen wir nicht um“, warnte Dani ihre Freunde, während sie auf den Boden sank. Sie wusste nicht genau wieso, aber es breitete sich ein unangenehmes Gefühl in ihr aus, als der Wind wechselte. Nordwind war kalt, eisig und sie traute diesem nicht. Es war einer ihrer Instinkte, denen sie Vertrauen schenkte, im Gegensatz zu ihren Freunden, die sie nun skeptisch ansahen. „Ach komm, Dani“, murrte Sent, „Du hast nur Angst vor dem Ärger, den wir bekommen werden, sollte es rauskommen!“ Und da war es wieder. Ihre Freunde glaubten ihr nicht und der einzige, der ansatzweise ihre zu Seite stehen würde, war nicht da. „Großartig...“, fluchte sie für sich, während sie Sent einen strafenden Blick zuwarf. Es war wirklich nicht das erste Mal, dass sie etwas taten, wofür sie Ärger bekommen würden. Das war er wirklich nicht. Ständig, konnte man doch wirklich schon sagen, betraten sie Pfade, die sie am Ende zu Strafen und Ärgernis führten. Naivität, so nannte man das, dass wusste Dani. Sie war nicht naiv, aber treu. Ihren Freunden treu, deswegen begab sie sich immer mit ihnen in die Gefahr. „Ich werde nicht weiter gehen!“, erbost wendete sich das Dratini von ihren Freunden ab, „Wir sind Freunde, oder? Vertraut ihr mir denn wirklich nicht?“ „Das tun wir schon, aber Dani! Was soll schon geschehen, hm?“, fragte Envi skeptisch, „Das Schlimmste, was geschehen kann, ist die Strafe meiner Mutter!“ Leichtsinnig, naiv. Vielleicht auch übermütig und unvorsichtig. Und doch schüttelte Dani ihr schlechtes und unangenehmes Gefühl ihren Freunden zu liebe ab und stimmte Envi schlussendlich zu, so dass sie dann weiter, immer tiefer in den Wald rein rannten. Währenddessen ruhte sich auf den Feuerinseln das Staraptor, Alex, aus. Kurz zuvor hatte er nach Sonja verlangt, mit der Nachricht, sie soll bei Dämmerung an der Westspitze des Vulkans sein und auf ihn warten. Seine Aufgabe konnte doch nicht unmöglich sein. Das Leben Zweier aufzumischen, die es eh schon nicht leicht in ihrem Leben gehabt hatten würde nicht zu schwer werden. Irgendwie erschien dieser Auftrag beinahe schon zu einfach für die sonstigen Ansprüche seines Herren. Die Informationen, die sein Herr ihm gegeben hatte, um seine Aufgabe zu erfüllen, waren karg gewesen und die Aufgabe erschien Alex damals unerfüllbar. Es hatte ihn Wochen des Arbeiten und Suchen gekostet, die nötige Informationen heraus zu finden. Ein Spiel gegen die Zeit war es gewesen. Vier Wochen hatte er damals Zeit bekommen, und diese vier Wochen würden am folgenden Tag zu Ende gehen. Alex war sichtlich froh, dass er es zuvor erledigen konnte und nun einige Stunden der verdienten Ruhe bekam. So kam es dann, dass er sich in einen der umstehenden Bäume einen Ast gesucht hatte, auf dem das Staraptor nun verweilte, die Augen geschlossen. Nichts würde ihm vom Erfüllen seiner Aufgabe nun aufhalten. Er verstand das Spiel seines Herren zwar nur wenig, doch je loyaler man ihm und seinen Aufgaben war, desto größer war die Wahrscheinlichkeit ein angenehmeres Leben in Angesicht der Zeit zu haben. Auch, wenn er lieber kein Teil dieses irren Spieles wäre, so fand er doch für sich, dass er auf der sicheren, stärkeren Seite war. Für Alex war das, was sein Herr ihm auf trug, wichtig und stets zu erfüllen. Hatte man keinen Erfolg, war man ein Fehler. Ein Fehler in dem komplizierten Netz, das nur sein Herr zu verstehen schien. Wenn das Staraptor in der Dämmerung seinen Weg zurück nach Equality führen würde, setzt er den nächsten Zug, spannte den nächsten Faden in dem Netz, das sein Herr gesponnen hatte. Loyalität und selbstloses handeln war, was ihn seit Jahren prägte und so schnell würde sich da nichts ändern. Sicherlich nicht. Auch wenn die einen etwas Schreckliches planten, so ahnten die zwei Pokémon auf dem Feuergebirge davon nichts. Umbreon und Evo saßen noch immer auf den Felsen, eine Stille zwischen ihnen, die reichlich abnormal für diese beiden war. Vielleicht lag es an der Tatsache, dass nun ein ganz neues Licht auf die Beziehung der beiden schien, seit Evo endlich die Wahrheit über Umbreon wusste. Wieso er in Pais Schuld gestanden hatte. Nun hatte Evo zwar jemanden, den er wirklich als solch eine Familie bezeichnen konnte, doch es fehlte noch immer das wesentliche. Seine Mutter. Sie hatte ihn groß gezogen und war immer für ihn da gewesen. Wie sehr er sie doch vermisste, wenn er Probleme hatte. Er hatte Skrupel mit Umbreon über die meisten Dinge zu reden. Bei Weilen kam Umbreon ihm distanziert, abgesondert vor. Das gesamte Verhalten des Nachtaras war und würde für Evo ein großes Geheimnis bleiben, dachte er für sich. Es war dann, dass Umbreon sich erhob und Evo andeutete ihm zurück nach Hause zu folgen. Dieses tat er auch, als er noch einen letzten Blick der Aussicht geschenkt hatte, die ihn der Platz geboten hatte. Langsam trotteten die beiden zurück nach Equality. Es dauerte nicht lange, bis sie dieses auch erfolgreich erreichte. Als sie dort dann ankamen und ihre Hütte betreten hatten, setzte sich die Sonne schon nieder und tauchte den Himmel in ein wunderschönes, warmes Farbenspiel. In dem Firmament, dass schon in das blaulilane Spiel übergegangen war, konnte man vereinzelt Sterne strahlen sehen. Es war ein schöner, beruhigender Anblick für Evo, der sich auf der Fensterbank seines Zimmers niederließ. Das Zimmer war klein, hatte ein Fenster und in einer der Ecken waren einige Kissen und Decken zu einem Schlafplatz aufgetürmt. Ein kleiner Tisch stand gegenüber diesem Schlafplatz auf der anderen Seite des Raumes, auf welchem ein kleines Radio seinen Platz gefunden hatte. Es war rar für Bewohner Equalitys solche Dinge zu haben. Von dem, was Evo wusste, gab es ganz unterschiedliche Entwicklungsstände der Orte. Zum einen gab es die großes Städte, für die elektronische Geräte Alltag waren. Dann die Kleinstädte und größeren Dörfer, die sich noch ein wenig auf Traditionen beriefen, dennoch deutlich technologische Ansprüche hatten. Und dann Dörfer wie Equality. Kleine, schon fast nicht nennenswerte Dörfer, die grundsätzlich nichts von dieser Technologie hielten. Altmodisch und sich auf die alten Traditionen und Einstellungen ihrer Vorfahren berufend. Diese Dörfer waren die, die den Krieg halbwegs durch überlebt hatten, oder zumindest einige der alten Einwohner diesen überstanden hatten. So war es für Equality der Fall gewesen. Man mochte es kaum glauben, doch Equality war von Pokémon, die gegen die Feuerpokémon gekämpft hatten, gerodet worden. Man hatte alle Bewohner fort gebracht und es dann zerstört. Nicht alle Dorfbewohner hatten sich dieses gefallen lassen und waren, nachdem sich die Lage ein wenig beruhigt hatte, zurück gekehrt und hatten das Dorf wieder aufgebaut. Man würde vermuten, dass die Pokémon des Dorfes die Pokémon, die das Dorf niedergerissen hatten, dafür hassten, doch das taten sie nicht. Sie machten trotz alledem die Feuerpokémon, die ja, wie man sagte, den Krieg begonnen hatten, verantwortlich. Wären sie nicht gewesen, hätten man ihr Dorf nicht abreißen müssen, nur, weil es so nahe dem Feuergebirge war. Für Evo waren das alles nur Gerüchte, Mythen, dessen Ursprung er sich nie bewusst werden würde, da er zu jener Zeit nicht gelebt hatte. Keiner konnte ihm seine Einstellung vorschreiben und so kam es, dass er sich doch nicht der großen Mehrheit seines Dorfes nun einmal anschloss. Seine Freunde ganz außen vorlassend, doch beeinflussbar war er nicht, und noch nie gewesen. Seufzend betrachtete Evo, wie der Himmel immer dunkler wurde und immer mehr Sterne sich offenbarten. Im Sommer tat er das oft, Sterne schauen. Nicht nur oft, sondern auch gerne. Es beruhigt ihn und gab ihm Zeit zu nachdenken, die er so oft nicht zu finden vermochte in seinem gewöhnlichen Tag. Viele Dinge dominierten sein Leben, so, wie mit seinen Freunden zusammen sein und Umbreon oder anderen Dorfbewohnern helfen. Ein typisches Kinderleben in Equality nun einmal. Und das, was ihn daran so verwunderte war, dass es ihn nicht einmal störte solch ein Leben zu leben. Gezwungen kam er sich nicht vor, es war die Erziehung die so gut wie jedes Kind des Dorfes dazu veranlagte den anderen bei Arbeiten im Dorf zu helfen. Es war ein Instinkt. Früher, bevor er seine Freunde kennen gelernt hatte, war er anders gewesen. Unfreundlich, unzuverlässig und oft traurig. Wie schnell sich das Leben ändern konnte, fand man doch nur den Sinn in diesem wieder, nachdem man Etwas für sich wertvolles verloren hatte. Evo gähnte, merkte er doch, wie ihn die Müdigkeit übermannte, er sich nicht länger wach halten konnte, schon gar nicht mit nur in die Dunkelheit zu starren. Das war wohl das Letzte, was ihn wach machen würde. So sprang er dann von seiner Fensterbank und wanderte zu seinem Schlafplatz und platzierte sich auf jenem so, dass es für ihn bequem war. Seinen Kopf ruhte er auf seinen Vorderpfoten, während er noch weiter von seinem Bett aus durch sein Fenster nach draußen starrte. Irgendwie überkam ihn das Gefühl, dass irgendetwas heute anders war als alle anderen Nächte. Vielleicht lag es an dem Nordwind oder der Tatsache, dass Neumond war. Neumond. Er mochte diese Nächte noch nie. Sie waren dunkel, kein Licht erhellte die Umgebung rund um Equality. In solchen Nächten würde er gerne in einer der Städte wohnen, die Laternen hatten, doch die Zeiten, in denen er gerne in dem Dorf lebte, überwog doch gravierend. Und dann schloss er langsam seine Augen, die Dunkelheit der Nacht vergessend und entschlief. *Traum* Kindergelächter. Überall nichts anderes. Wo war er hier? Er kannte das doch irgendwo her, aber woher? Er konnte sich nicht erinnern. „Was ist hier los?“ Abermals hörte man Gelächter; es drang wie ein nervendes Piepen in die Ohren, betäubte sie für einen kurzen Moment. Klare Gedanken fassen war nicht möglich: hatte man den „Faden“ gefunden, erschallte wieder das schrille, laute Gelächter von Kindern. „Wo zur Hölle bin ich?“, er schrie, schrie laut, laut in das nichts, wissend keine Antwort zu bekommen – doch hoffend. Irgendwas schien hier nicht zu stimmen: Das Gelächter wurde immer mehr zu flehenden Schreien, die von qualvollen Fiepsern unterbrochen wurden. Er hatte Angst, Angst vor dem Nichts. Angst vor der Einsamkeit, die ihn hier mit voller Kraft erwischt hatte – ja, er war einsam. Aber was sollte er tun? Plötzlich lief er los, einfach dorthin, wo ihn seine Füße hintrugen. Er stoppte. Er war aus dem 'Nichts' hinein gekommen in einen Wald. „Wo kommt der Wald nur her? Was ist hier los?“ Er stand auf mitten einer Lichtung. Um ihn herum, alles schien ihm so bekannt – jedoch auch ebenso fremd. Er wusste sich nicht zu helfen. Sein Blick schweifte umher und er entdeckte eine Höhle. Auf einmal ertönten wieder die Schreie. Diesmal konnte er heraushören woher sie kamen: aus der Höhle. Sollte er? „Nein ich kann das einfach nicht riskieren!...aber was wenn die Kinder – nein! Ich muss an mich denken...oder?“ Resignierend seufzte er: seine Neugier hatte gesiegt. Langsam ging er auf den Höhleneingang zu. Ein seltsamer Geruch stieg ihm in die Nase. Modrig, seltsam und die Sinne benebelnd. „Was kann das nur sein? Und von wem kommen die Schreie?“ Wieder ein Schrei, lauter und qualvoller als die anderen. Er zuckte zusammen, so etwas hatte er noch nie gehört. Die Schreie waren wie Messerstiche, einer schmerzte mehr als der andere. Wieder breitete sich die Angst in ihm aus, dennoch konnte er nicht anders als hinein zu gehen – etwas zwang ihn. Diese Angst, die ihn beschlich. Es war fast so, als wolle sie ihm klar machen, dass er etwas verloren hätte oder verlieren würde. Die Höhle wurde von Kristallen erleuchtet; an jeder Ecke schimmerte es. Die qualvollen Schreie wurden an den Wänden der Höhle widergeschallt, nur noch schriller in den Ohren dringend. Immer deutlicher wurden die Unterschiede zwischen den Schreien, immer klarer, dass es drei Verschiedene sein mussten, die dort schrien. Diese Zahl, sie löste ein Stechen in seinem Herzen aus. Die Stimmen, sie kamen ihm so bekannt vor. Doch woher? Ein Schrei. Schrill, laut und schmerzverzerrt. Ihm wurde mulmig. War es die richtige Entscheidung gewesen hier herein zu gehen? Was hier wohl passierte? Plötzlich fiel ihm wieder der Geruch auf: er war widerlich und betäubte seine Nase so, dass er nichts anderes mehr hätte riechen können, selbst wenn es ihm direkt unter seine Nase gehalten worden wäre. Ihm erschien der Höhlentunnel schier unendlich lang. Wenn denn einmal die Kinderstimmen verstummten, lag die Höhle in einer beängstigenden Stille. Es war so Still, er konnte sein Herz hören und sogar, wie es von den Wänden wieder zurückhallte. Das machte ihm Angst. War sein Herzschlag wirklich so laut? Erneut ein Schrei. Diesmal konnte er verstehen, was sie schrie. „Nein! Nicht! Wa-Was haben wir dir getan? Nein! Nicht! Lass mi-“, die Stimme erstickte und die Panik befiel ihn. Was, wenn das kleine Pokémon, zu welchem die ihm so bekannte Stimme gehörte, gerade umgebracht worden ist? Was, wenn ihm das Gleiche erwartete? Er schüttelte den Kopf, umdrehen wollte er nun auch nicht mehr. Außerdem, was hatte er schon zu verlieren? Gar nichts. Nichts hatte er mehr. Jeder die er als 'Familie' bezeichnen konnte waren fort. Selbst Er war fort. Er wollte damals nicht mehr dort bleiben, hatte sich auf den Weg gemacht, seinen Ziehvater zurückgelassen und ihn sogar für alles beschuldigt. Er hatte alles versaut. Sein Leben? Seins? „Seins“ gab es schon nicht mehr. Schon lange fühlte es sich leer. „Verdammt...“, fluchte er, „ich hätte nicht gehen dürfen...Er konnte doch nichts dafür! Ich bin so ein Idiot...“ Tränen? Nein, Tränen besaß er schon keine mehr, die er vergießen konnte. Man konnte nur hören, das sein Atem immer schwerer und stickender wurde und er oft nach Luft schnappen musste. Er war wirklich damals dumm gewesen. Wieso war er gegangen? Er wusste es nicht mehr genau. Die Erinnerungen an sein „Zuhause“, sie verschwanden immer mehr. Wer war er eigentlich damals dort gewesen? Hatte er Freunde gehabt - so richtige? Die Fragen türmten sich, doch nicht eine konnte er auch nur halb beantworten. Er konnte sich nur noch an seinen Ziehvater erinnern. Sein Herz schmerzte erneut und nun rang er schon nach Luft. Ihm erschien Luft mangelhaft, kaum genug zum leben. Wo war er hier? Wo war die Luft hin? Hatte er seine Vergangenheit und damit sein Leben aufgegeben? Hatte er wirklich den Fehler gemacht? Er war noch nicht erwachsen, das sah man auf den ersten Blick, trotzdem deutlich stärker als andere in seinem Alter. „Wer bin ich?“, kam gequält, kaum hörbar, über seine Lippen. Dachte er wirklich, er würde eine Antwort bekommen? War er wirklich schon so verbittert, dass er mit sich selbst sprach? Oder hoffte er, eine der drei Stimmen würde ihm antworten? Hoffen – ja, er hoffte seit langem wieder, nur leider an etwas, was nie geschehen würde, oder? „Aaaaah...!“, ein gequälter Schrei riss ihn aus seinem Selbstmitleid zurück in die Realität. Ihm fiel wieder ein warum er hier hineingegangen war: er wollte wissen, wem die Stimmen gehörten. Also ging er weiter den kristallbeschienenen Tunnel entlang. Noch immer ging sein Atem schwer und stockend, hin und wieder spürte er wie sein Herz wie wild gegen seinen Brust pochte, fast so, als wolle es hinausspringen und weg von ihm. Das wunderte ihn nicht. In ihm gab es keine Gefühle des Glückes mehr wofür er ein Herz bräuchte. Langsam schritt er immer tiefer hinein in die Höhle. Die Stimmen wurden immer lauter, schriller und – er stoppte. Vor ihm lag eine Art Saal. Die Decke schien sehr hoch zu sein und der Saal erstreckte sich viele Meter in Länge und Breite. Überall an den Wänden schimmerten Kristalle in den verschiedensten Farben, jedoch waren vieles kalte Farbe, die dem Raum eine dementsprechende Atmosphäre verliehen. Sein Blick schweifte durch den Saal. Seine Augen weiteten – aufgerissen, starr und voller Angst. Dort in der Mitte des Saales lagen drei kleine Pokémonkinder. Sein Herz schien für einige Sekunden auszusetzen. Konnten dies die Kleinen sein, denen die Stimmen der Schreie gehörten? Er ging einige Schritte in den Saal hinein, bis er sehen konnte, warum sie dort nur lagen: blutverschmiert, mit Schrammen, Wunden und Blutergüssen überseht lagen sie da – eine einzige Blutlache. Er traute seinen Augen nicht. War der Geruch das Blut der Kinder gewesen? Waren sie tot? Wenn ja, wer hatte sie umgebracht? Und warum? Was ihm so seltsam erschien, war die Vertrautheit, die ihn übermannte bei dem Anblick der drei Pokémon. Sie mussten so alt sein wie er es war, oder nicht? Sein Herz schlug wie wild, er wankte und drohte umzukippen, aber trotz allem ging er weiter hinein. Er wollte wissen, warum es ihn so sehr schmerzte, wollte wissen, ob er sie kannte, wollte endlich Klarheit haben. Jetzt war er bei ihnen. Seine Augen waren vor Schock und Horror geweitet. Erinnerungen schossen durch seinen Kopf. Er kannte die drei – oder hatte gekannt? Er stupste jeden mit seiner Pfote an, doch die Körper blieben leblos und regten sich nicht. „Schon dumm, wenn man so sehr in Selbstmitleid vertieft war und noch nicht mal seine einzigen und letzten Freunde retten konnte, nicht wahr?“, fragte ihn eine Stimme und kurz darauf trat ein katzenartiges Pokémon aus einer der dunklen Ecken des Saales. Es hatte langes, gelbliches Brustfell – und auch der Schweif hatte solches Fell – leicht gewellt und zerzaust, verklebt. Das rötliche Fell hatte auch keinen besseren Zustand. Nachdem er sich das Pokémon kurz angesehen hatte, erkannte er, was es war: ein Flamara. Das Flamara war größer als andere. Auch war es kräftiger gebaut. Die Augen des Flamaras waren blau, tiefblau. Es erinnerte ihn ein bisschen an sich selbst, aber wie konnte das sein? Er musterte das Flamara ängstlich.“Was wenn es mich auch umbringt? Was soll ich nur tun? Ich habe so schon versagt...Oh Freunde...“, seine Gedanken flogen wild durcheinander und verwirrten ihn, so war ihm gar nicht das blutverschmierte Gesicht des Flamaras aufgefallen. Er kniff die Augen zusammen. Er wollte nicht mehr, konnte nicht mehr und wusste auch nicht mehr weiter. Er war am Ende. Seine Freunde tot, seinen Ziehvater, Großvater, verlassen, zurückgelassen, ihn beschuldigt für alles. Nun stand er hier: gegenüber einem Flamara. Er hatte keine Chance, das wusste er, dennoch wollte er versuchen zu fliehen. Grade als er losrennen wollte, sprang das Flamara mit geöffnetem Maul ihm entgegen: es setzte zu einer Biss-Attacke an. Das Flamara biss zu und -*Traumende* Lautes Schreien erhellte die kleine Hütte Umbreons. Evo war aufgewacht aus einem schrecklichen Traum. Schnell schlug sein Herz gegen seine Brust, während er sich keuchend von seiner liegenden Position erhob. Was war das nur für ein Traum gewesen? Schrecklich und es hatte sich alles so real angefühlt, fast, als wäre dieses wirklich geschehen. „Umbreon!“, aufgebracht stürzten drei Pokémon zu Umbreons Haus, der, wie Evo durch sein Fenster sah, schon draußen aus diese wartete. Angerannt kamen Eda und zwei andere; ein Raichu und ein Luxtra. Das Raichu hatte braunes Fell und über dem linken Augen drei Narben. Die Augen waren auch braun, während die Streifen und seine Wangenfärbungen gelb waren. Sein Name war Paro. Fania, das Luxtra, hatte schwarzes Fell und die Streifen an ihren Beinen waren weiß und blau, ihre Augen auch braun. „Was geht hier vor sich?“, fragte Evo sich, während er sich auf seine Fensterbank nieder setzte, um dem Gespräch besser zu hören zu können. „Was ist denn los, Eda?“, fragte Umbreon verwirrt. Eda keuchte, Tränen liefen ihr Gesicht herunter, während sie ihm alles versuchte zu erklären: „Envi, Sent, Dani....nicht...weg!“ Es waren nur Bruchteile eines Satzes und doch versetzten sie Evo einen Stich ins Herz. Seine Freunde waren nicht bei Eda? Da, wo sie eigentlich schon seit Stunden sein müssten? Nein, das durfte nicht wahr sein. „Nein...“, flüsterte Evo, als er seine Augen zusammen kniff. War sein Traum doch nicht so irreal gewesen? ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So, das war das 3. Kapitel. Ob seinen Freunden wohl wirklich was geschehen ist, oder vielleicht sind sie ja nur zu dumm um zurück zu finden? eure Kruemelchen Kapitel 4: Bittere Enthüllungen ------------------------------- „Ich bin mir sicher, dass es ihnen gut geht geht. Sie haben sich wahrscheinlich doch nur verlaufen“, zögerlich begann Umbreon Eda zu beruhigen. Es war jedoch schwer, beachtete man, dass das Meganie in völlige Hysterie verfallen war. Angst, Panik, Horror. Das war, was ihr Gesicht, ihre Stimme, als auch ihre Gefühle zeichnete. Sie fühlte sich so unnütz, unfähig in der einfachen Aufgabe, die man ihr hat zu teil werden lassen. Wie Sents Eltern wohl reagieren würden, wenn sie wieder kämen, und da wären weder Sent noch Dani zu finden, die doch in der so wohl behüteten Obhut Edas verweilt waren? Edas Puls raste durch ihre Adern und jeder Versuch, sie zu beruhigen, prallte an ihr ab, wie ein Flummi vom Asphalt der Straßen es tat. Die Panik hatte schon bei bemerken des Fehlens der Drei die Vernunft und den Verstand gleichzeitig besiegt und so kam es nun einmal, dass sie dort vorzufinden war, in jenem Zustand, wo sie nun einmal war. Wenn sie nicht alle drei ihrer Schützlinge sicher zurück bringen könnte, sie nicht wieder kämen, das könnte sie sich nie verzeihen. Dabei hatte sie ihnen noch extra gesagt, sie erinnert, sich nicht vom Dorf zu entfernen. Aber Kinder waren Kinder, sie hätte es besser wissen müssen, hätte sie erst gar nicht das Haus verlassen dürfen. Das Verhalten der Jungpokémon, dass sie so ungezügelt in den Räumen herumgetobt hatten, es musste einfach alles ein kleiner Plan ihrer gewesen sein, um wieder hinaus zu dürfen und wahrscheinlich hatte dieser Plan auch den Abstieg in den Wald beinhaltet. Es war eine von vielen wirren, wilden Theorien, die Edas Verstand benebelten, während Tränen der puren Verzweiflung und Angst ihren Weg aus den blauen Augen fanden. Drei kleine Pokémon, die die Vernunft eines Erwachsenen mit einem einfach Trick hintergangen hatten und sich somit ihre Freiheit erworben hatten. Die Freiheit, ihrer Naivität einen freien Lauf zu lassen, den sie wohl nie vergessen würden. Jedoch das schrecklichste Szenario, das sich in Edas Kopf abspielte, war, die Drei zu finden, tot. Verletzt, dass würde noch zu akzeptieren sein, würden sie es denn alle überleben, aber wären sie tot, könnte sie mit der Schuld, ihre Pflicht verletzt zu haben, nicht mehr leben. Es würde sie zerstören, auffressen. Aber wenn sie jetzt noch länger in diesem Selbstmitleid verweilen würde, dann würde ihnen die Zeit davon laufen, und das war das Letzte, dass das Meganie nun noch wollte. Also riss sie sich zusammen und sprach zwischen unregelmäßigen Luftzügen: „Wir müssen, wir müssen sie finden! Jetzt!“ Ihre Stimme zitterte vor Anspannung, ihre Gliedmaßen verkrampft. Ohne zu zögern nickten ihr Paro, Fania und Umbreon zu. Sie wollten die Drei auch unbedingt wieder finden. Besonders Umbreon lag auch viel daran, waren sie doch die einzigen wirklichen Freunde seines Enkels. Würde Evo sie nicht mehr haben, Umbreon wüsste nicht, was mit ihm zu tun. Für Evo schienen seine Freunde alles gewesen zu sein, er selber hatte doch nur die Ersatzrolle für seine Mutter übernommen, immer Evo mit der Unwissenheit über ihre Verwandtschaft gelassen, bis heute, verstand sich. Und es war dann, dass die vier Erwachsenen los liefen, in den dunklen Wald, mit der Ungewissheit, wo sie beginnen sollten nach den drei Verschwundenen zu suchen. Zuvor auf der Feuerinsel, noch bevor sie Sonne unterging, ereigneten sich Änderungen in Alex' Plänen, von denen er bis späten Nachmittag nichts erfahren sollte. Es war Sonja, die einige Stunden nach dessen Ankunft zu ihrem Herren ging. „Herr, ich habe Bericht zu erstatten“, begann das Magnayen gleich, als es eintrat, gleich weitersprechend, „Penelope, sie kam gerade wieder und hatte auf ihrem Flug über dem Wald um das Gebirge drei kleine Pokémon gesehen. Ein Wiesor, ein Endivie und ein Dratini, alles vermeintlich die, von denen Alex Bericht erstattet hatte.“ Noch einmal ihre Wort überdenkend, trat Sonja tiefer in die Höhle hinein. Im Gegensatz zu Alex und vielen anderen auf dieser Insel, gehörte sie zu den wenigen, die ihrem Herren aus freiem Stücke treu waren und es erfreute ein Teil des Spieles diesem zu sein. „Sollen Alex und ich trotzdem wie geplant vorgehen, oder doch einige Änderungen an dem Ganzen?“, fragte sie in die Dunkelheit, nur, um erst einmal ein dunkles Lachen zu vernehmen. „Nein, nein“, ertönte die belustigte Stimme ihres Herren, „Schicke Alex vorerst alleine los. Er weiß, was zu tun, gibst du ihm diese Informationen kurz gehandelt, Sonja.“ „Sehr wohl“, damit wandte sie sich zum Gehen ab. Jedoch, bevor sie die Höhle verlassen konnte, sprach ihr Herr ihr noch einmal zu: „Ach, und, Sonja? Vergiss nicht, das, das dir verboten. Fehler kannst auch du dir nicht leisten.“ „Ich weiß“, gab die Angesprochene noch nüchtern zurück, als sie dann die Höhle endgültig verließ. „Er sollte langsam das Vertrauen zu mir haben, zu glauben, dass ich einen Befehl missachten würde. Lächerlich. Aber, ja, mein Temperament, vielleicht meinte er dieses? Ach, wer weiß bei ihm schon, an was man ist. Zum Glück hat er nicht in Rätseln dieses Mal gesprochen...“, ging es Sonja durch den Kopf, während sie zu dem Baum ging, in dem sie zuvor das Staraptor hat ruhen sehen. „Er wird das nicht hören mögen“, lachte sie leise zu sich selbst, „Nein, wirklich nicht.“ Lange dauerte es nicht, dann hatte sie den Baum erreicht, sich in dessen Schatten niedergesetzt und sah Alex einige Augenblicke schweigend an. „Alex!“, drang dann ihre Stimme kräftig und bestimmend in die Ohren des halbschlafenden Staraptors, „Der Herr wünscht, dass du jetzt losfliegst und ich nachkomme. Die Tochter wurde mit zwei Freunden abseits des Dorfes gesehen. Beeile dich, du weißt, was zu tun.“ Das Letzte, das sie hörte, war ein genervtes Raunen Alexes, bevor dieser sich erhob und davon flog. Und das war alles, zu wissen, dass zuvor der Einbruch der Nacht auf den Inseln ereignet hatte. Alex hatte sich sofort auf den Weg gemacht, so ungern er dieses auch getan hatte, wäre er doch viel lieber noch bis Dämmerung geruht, aber man gewährte es ihm nicht. „Ich glaube, ich habe ihre Fährte gefunden“, rief Fania aus, ihren Kopf kurzzeitig vom Boden hebend, „Der Geruch ist allerdings schwach, sehr schwach. Sie müssen gelaufen sein, schnell.“ „Kinder, sie sind Kinder. Sie spielen, toben. Macht euch nicht verrückt, ja?“, Umbreon schien in der Zeit der Verzweiflung der einzige zu sein, der klare Gedanken behielt. Selbst Paro, dass doch sonst so nüchterne und kühle Raichu, dass man doch zum Dorfoberhaupt gemacht hatte, war der Angst verfallen, die Drei nicht lebend wieder zu finden. Das Nachtara war mittlerweile schon leicht genervt über die unkoordinierte Vorgehensweise der anderen. Völlig kopflos durch den dunklen Wald zu rennen war bestimmt nicht die schlauste Methode für die man sich entscheiden konnte, aber bestimmt eine der wenigen, für die man sich impulsiv entschied und sich oft ins Verderben stürzte. Scheinbar schienen seine Worte auf purer Isolation zu stoßen, denn keiner der anderen reagierte auf sein Gesagtes. Genervt seufzte er und wandte sich von jenen ab, die einer völlig unnützen Fährte folgen würden. „Sie sollten doch wissen, die Kinder, schon öfters haben sie mit Evo im Wald getollt. Die Fährte, die wird ihnen nichts nützen!“, Enttäuschen zierte sein Gesicht, während er in den Wald hinein lief. Wenn sie schon nicht hörten, dann müsste er eben alleine versuchen Dani, Sent und Envi zu finden. Der Wald war groß, ganz außer Frage, aber sie waren immerhin noch Kinder, und keine Wanderer noch dazu. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie sich freiwillig zu weit entfernt hatten. „Was wenn?“, sprach er laut zu sich, „Nein, oder?“ Sein Blick wurde trübe, seine Ohren hingen zur Seite, während seine Schritte ihn schleifend immer tiefer in den nördlichen Weil der Waldes führten. „Ich habe damit abgeschlossen, aber dennoch, es verflogt mich. Man kann die Vergangenheit leider nie vergessen, egal wie schmerzhaft es für einen ist, solche Erinnerungen in sich zu tragen“,ein trauriges, bedauerndes Lächeln zeigte sich auf Umbreons Gesicht. Der Wald wurde dichter, das seichte Mondlicht immer mehr blockierend. Aber es war nicht so, als würde dieses Umbreon stören. Dunkelheit war etwas, mit der aufgewachsen war, die er liebte. Sie ar ein Teil von ihm, zumal seine Vergangenheit die Dunkelheit selber für ihn in Taten, Geschehnissen widerspiegelte. Niemand seiner jetzigen Bekannten wussten von seiner Vergangenheit, geschweige denn davon, dass vielleicht tief in ihm ein Teil noch immer danach schrie, danach verlangte, wieder ein Teil dieser Dunkelheit zu werden. Manchmal fragte er sich, ob er nicht sich und all denen um sich etwas vormachte, dass er die Feuerpokémon missachtete. War das wirklich das Richtige gewesen, sich gegen seine Vergangenheit zu entscheiden? Vielleicht hätte er Pai damals hinterher sollen. Dann würde er vielleicht ohne all seine sinnlosen und fragwürdigen Vorwürfe leben können, seine Vergangenheit nicht unterdrücken müssen. „Was mache ich mir vor? Selbst dann, ich bin anders, zu anders. Ich war einer von ihnen gewesen, von ihnen! Sie dankten es mir mit Tod und Verrat, jagten ein Messer durch meine Seele, und doch bin und bleibe ich ein Teil von ihnen“, schwer seufzend richtete Umbreon seinen trägen Blick vom Boden ab, die nähere Umgebung absuchend. Es war nicht lange, bis er dann einen gedämpften Schrei hören konnte. Der Schrei, er war so schmerzverzerrt, so voller Angst, Furcht. „Nein...“, murmelte er wie vereist unter seinem Atem, Augen weit aufgerissen. Sein Herz ging schneller, als er die Stimme erkannte: Envi. Sie war – zumindest in seinen Augen – die Erste zur Panik. Wenn sie es waren, würden sie die ängstliche zuerst zerstören, nicht nur äußerlich. Schnell trugen Umbreon seine Füße weiter in den Norden, tiefer in den Wald, fern ab von Equality. Es waren so viele Jahre vergangen, in denen er Equality nie zu fern gegangen war und jetzt gerade war es so fern ab von jenem Dorf, wie er schon seit vielen Jahren nicht mehr gewesen war. Das Geäst um ihn herum wurde immer dicker, immer schwieriger zu durchkämmen. Oft kamen ihm Äste in den Weg, sollten ihn eigentlich an seinem Weitergehen hindern sollen, doch er ignorierte den aufkommenden Schmerz durch die immer wieder auf ihn aufschlagenden Ästen, die immer öfter auf markante Dornen an sich trugen. Plötzlich kam er auf eine Lichtung, die Dunkelheit für ihn schon lange vergessen, war er doch ein Pokémon der Nacht selber. „Sieh an“, ertönte plötzlich ihm eine doch bekannte Stimme, „So trifft man sich wieder, Umbreon.“ Die Augen des Nachtaras weiteten sich vor Schock. „Also doch...“, murrte zu sich selber, bevor er dann den Besitzer der Stimme in einen der Bäume ausmachte. Dort, in einem der Bäume, auf einem Ast nicht all zu hoch, saß ein Staraptor, die eisblauen Augen Umbreon mit Hass und Verachtung durchbohrend. Es war ein Hass, der nur den beiden und all den anderen von der Feuerinsel zu verstehen war. Verrat war, dass den Hass zu solch einer Intensität gesteigert hatte, doch dem anderen etwas antun, daran dachte weder Umbreon noch das Staraptor, Alex. In der einen Klaue von Alex konnte Umbreon etwas Grünes ausmachen. Etwas dazu noch lebendiges, das sich schwach versuchte aus dem festen Griff zu befreien. „Was wollt ihr hier?“, knurrte Umbreon wütend, seine Ohren angelegt, während seine Augen die nähere Umgebung absuchten, „Und tue nicht so, als würdest du nicht wissen, wieso ich dich als 'ihr' adressiert habe. Wo ist sie?“ „Gleich hier, alter Freund“, ertönte eine weibliche Stimme im Schatten der Bäume, bis dann kurz darauf ein Magnayen aus jenem Schatten hervor trat: Sonja. Im Gegensatz zu Alex, empfand sie nicht den unbändigen Hass zu Umbreon, verstand sie doch ein wenig, wie es dazu gekommen war. „So trifft man sich wieder, hm?“, fragte Umbreon leicht melancholisch, seine Augen ausdruckslos auf Sonja liegend, „Spiele verbinden, nicht wahr?“ „Ja, wohl wahr, Umbreon. Leid tun wird mir die Misere, durch die wir gerade dich durchziehen werden mit dem Ganzen. Du hast nichts Falsches getan und doch, und doch bist du ein Teil, ein ewiger Teil, Umbreon“, Bitterkeit schwebte in Sonjas Stimme bei, während sie dichter an Umbreon heranschritt, nicht wollend, das kleine, grüne Bündel in Alex' Klauen durch solch seelischen Schmerz gerade jetzt zu schicken. Oder es zu wecken, machte es doch den Anschein, dass es das Bewusstsein verloren hatte. Das Nachtara lachte kurz ironisch auf, dann sprach er mit der gleichen Bitterkeit weiter, wie das Magnayen zuvor: „Ja, doch was ist schon die Ewigkeit? Wir sterben alle irgendwann, ob es wegen des Spieles Willen sei oder einfach nur striktes Versagen in des Schicksals Lauf?“ Es war nicht leicht, das Gesprochene des Älteren zu verstehen, wusste er doch viel mehr über die Abläufe des Spieles, als das Magnayen zuvor angenommen. Wie hatte sie nur denken können, dass er nichts darüber mehr wissen würde? Er war nun einmal ein Teil, ein eingeweihtes Teil, dass seinen eigenen Spielzug getan hatte. „Seltsam, all die Jahre haben mich so mürbe und gleichgültig gemacht, dass das Ganze auch für mich nur noch zum Spiel geworden ist. Es ist es, ja, aber dennoch, der Herr verliert das Wesentliche aus den Augen“, einen unzufriedenen Laut ausstoßend, ließ Sonja sich zu Boden fallen, ihr Kopf auf ihren Vorderbeinen ruhend. Während in noch sehendes, linkes, rotes Auge den Blickkontakt zu den dunkelroten Umbreons suchten, ertönte ein gedämpfter Laut aus dem Baum, der Alex in sich trug. „Sie wacht auf“, verkündete das Staraptor genervt, seine Augen müde und träge von der vielen Arbeit die ihm zu teile wurde. Ungeduldig lehnte er sich ein wenig nach vorne, die beiden auf dem Boden besser in seinem Blick habend: „Sonja! Wir sind nicht geschickt worden, um Gespräche zu halten, weißt du?“ Etwas leicht fühlte sich Sonja ja angegriffen, doch sie wusste, dass all seine Ungeduld nur die Angst hinter sich trugen, keinerlei Rast zu bekommen. Wie tief konnte man sinken? Sie wusste es nicht. „Sorge dafür, dass sie nicht aufwacht, Alex. Wenn du Rast willst, raste jetzt!“, es war ein befehlender Ton und Alex würde nicht einmal daran denken sich ihr zu widersetzen. Und dieses nutze sie gerne und auch oft aus, um viele der Pokémon auf der Feuerinsel zu kommandieren. Keine traute mehr gegen sie zu sprechen, war sie doch schon so etwas wie eine Tochter für den Herren über die Jahre geworden. Das war wahrscheinlich auch einer der Gründe für ihre Loyalität, die in keinster Weise mit Angst zu erklären war. Ein Raunen Alex' zeigte ihr, dass er ihren Befehl vernommen hatte und dann konnte man auch schon sein Flügelschlagen ausmachen, wie es sich ein wenig weiter in nördliche Richtung begab, sich dort dann in einen Baum niederlassend. „Warum alle drei?“, fragte Umbreon mit eindringlicher Stimme. „Warum?“, Sonjas Kopf wandte sich ihm zu, ihn ausdruckslos ansehend, „Befehle werden nicht hinterfragt, das weißt du, Umbreon. So Leid es mir tut, ich weiß keine Erklärung. So viel sei dir gesagt: Noch geht es allen Drei seelisch sowie körperlich gut. Aber man weiß nie mit den Launen des Herren. Es liegt in seinem Willen, was mit ihnen geschieht, verzeih, aber ich muss nun auch“,sie hielt es für angebracht, das Gespräch mit Umbreon an dieser Stelle zu beenden, würde es doch sowieso keinen sinnvollen Verlauf mehr annehmen. „Sonja“, in Umbreons Stimme lag etwas drohendes, dass wenn sie ginge, würde er folgen, ihre Aufgabe vereiteln bevor sie überhaupt auch nur annähernd zu der Feuerinsel kamen. Und eben dieses war, was sie seufzend ließ. „Du bist nervig, Umbreon. Du und deine Fragen und, dass du einen nicht gehen lässt, wenn man sie dir nicht beantwortet“, gegen Ende klang ihre Stimme anders, fast schon belustigt über den Fakt, dass sich ihr Gegenüber in all den Jahren doch kaum verändert hatte, „Aber, wie kommt, dass du den Erben kennst, den der Herr schon all die Jahre suchte?“ Nervosität breitete sich in Umbreon aus. Was sollte er sagen? Es war ja nicht so gewesen, als hätte er das zu diesen Zeiten noch gewusst, wusste er es doch erst zehn Jahr zuvor gewesen, dass Pai zu ihm gekommen war. „Ich wusste es damals nicht, glaube mir. Wie auch? Aber ihr werdet ihn nicht bekommen, so Leid es mir tut, ich kann das nicht zulassen!“, seine Stimme bebte, zitterte unter der Anspannung und Nervosität seines Körpers, womöglich etwas falsches zu sagen. Kurze Zeit herrschte Ruhe. Unangenehm hatte sie sich über den Wald gelegt mit solch einer Geschwindigkeit, mit der man sie nicht hatte erwartet. „Wir werden sehen, Umbreon. Befehle sind nicht zu missachten, dass weißt auch du, alter, alter Freund“, seufzte Sonja, ihr Blick zum Mond wandernd. „Weißt du, du hast noch immer die gleiche Angewohnheit wie früher, Sonja“, leicht belustigt grinste Umbreon sie von der Seite an, „Oft den Namen deines Gegenüber im Gespräch zu verwenden, wieso? Du hattest mir nie geantwortet.“ Zuerst war sie verwirrt, wandte ihren Blick vom Mond ab und sah ihn an, bis sie dann verstand was er meinte. „Gewohnheiten bleiben, Umbreon. Sie bleiben. Genauso wie die Treue meinerseits zu unserem Herren, Meister. Das wird es sein, was mich – oder jemand anderen in Angesicht der Stunde – zurück hier her schicken wird. Du wirst sehen, Befehle werden ausgeführt und der Erbe, er wird nicht hier bleiben, vielleicht auch nicht mit uns kommen, aber hier wird er nicht verweilen, Umbreon, niemals“, damit kehrte sie sich um, bereit zu gehen, „Lebe wohl, alter Freund, auf ein neues Wiedersehen unter anderen Umständen.“ Zögerlich nickte das Nachtara, sein Blick trübe, düster. Könnte das wirklich so geschehen, würde er dagegen nichts unternehmen können? Aber so sehr er es sich auch nicht eingestehen wollte, er wusste, dass den Herren Sonjas nichts stoppen würden in seinen wahnsinnigen Ideen des Spieles, das er doch hier mit allen tat, unbekannt und unbewusst all deren, die nicht zu ihm gehörten. Noch einige Zeit saß er dort, der kalte Nordwind mit seinem dunkelgrauen Fell spielend, während seine Augen sich geschlossen hielten. Versuchend, das Geschehene zu verstehen, einzuordnen, bemerkte er nicht den Schatten, der hinter einem der umstehenden Bäume hervor trat. Es war Evo, der heimlich den Erwachsenen gefolgt war, bis jene sich aufgeteilt hatten, nur, um dann seinem Großvater zu folgen. Ganz verstehen konnte Evo das, was er gesehen hatte, nicht. Wieso hatte Umbreon die beiden Pokémon nicht angegriffen, versucht, seine Freunde zu befreien, die doch wohl allem Anschein nach in der Gewalt der beiden ihm fremden Pokémon waren! Und wovon sie die ganze Zeit geredet hatten – Herr, Spiel. Was hatte das zu bedeuten, und besser, woher kannten Umbreon und dieses Magnayen sich überhaupt? Deutlich spürte Evo, wie sein Herz schwerer wurde, sich immer kraftloser in seinem Brustkorb niederfallen lassend. Tränen standen in seinen Augen. Tränen, die zeigten, dass er sich verraten fühlte. Verraten, dass Umbreon, sein Großvater, nichts daran gesetzt hatte, seine Freunde zu retten! Es riss ihm das Herz aus der Brust, trieb die warmen, salzigen Tränen in großen Horden in seine Augen, während sein Hals sich plump und trocken, zugeschnürt, anfühlte. Wieso tat Umbreon ihm das an? „Umbreon?“, Evo war auf die Lichtung getreten, Tränen zierten seine Augen schön, drohten über zu fließen und sein helles Fell zu nässen, „Warum?“ Es war nicht mehr als ein Flüstern, ein seichter Windhauch in der Nacht, doch trotzdem reagierte das Nachtara, die Ohren gesenkt, ebenso wie der Blick, der traurig und reuevoll den Boden vor seinen Pfoten anzustarren vermocht. „Es tut mir Leid, Evo. Egal was ich nun tun werde – ob dir erzählen oder nicht – es wird dich zerstören, und das wird alles meine Schuld zu tragen sein. Ich hasse mich dafür, es tut mir Leid“, flüsterte Umbreon, sein Blick sich in die entgegengesetzte Richtung bewegend, fern von dem Evoli. Evo fasste es nicht. Er wollte es ihm nicht erklären und dann noch sagen, es würde ihn zerstören? Das war zu viel für ihn, für sein Kinderherz, dass schon so viel hatte durchmachen müssen. Umbreon hasste sich dafür? Gut, er hasste ihn nun auch. Hasste ihn für seine Feigheit, noch nicht einmal ihm erzählen zu können, wieso er sie nicht gerettet hat, hatte er doch die Chance dazu gehabt. Und dann schrie Evo, von seinem Hass, seine Wut geleitet: „Ich hasse dich! Wieso hast du sie nicht einfach gerettet, sonder hast sie mitnehmen lassen? Wieso?“ Es stach Messer durch Umbreons Herz, musste er doch hören, wie sein Enkel ihm sagte, dass er ihn hasste. Und er wusste, er hatte es verdient. Warum war er nur noch immer so sehr mit seiner Vergangenheit verbunden, dass er es nicht wagen konnte, Sonja und Alex in ihrer Aufgabe im Wege zu stehen? Er war gegangen, hatte allen Grund dazu gehabt. Man hatte seine Familie, seine Eltern, ihm genommen, als Dank für seine Treue. Das war der Tag gewesen, an dem er gegangen war, nicht mehr fähig gewesen, dem Herren der Feuerinsel länger zu dienen. Ja, er war doch einer von ihnen gewesen, vielleicht war er es im Herzen doch immer noch, trotz allem, durch das man ihn geschickt hatte. Und es war doch noch lange nicht vorbei, begann es doch gerade erst. „Evo“, flüsterte Umbreon, endlich den Mut findend, dem Evoli in die Augen zu blicken, „Ich weiß nicht, wieso ich nichts getan habe. Es ist nur, ich gehörte einst zu ihnen, ich konnte die beiden nicht angreifen, genauso, wie sie mich nicht angreifen konnten! Es tut mir Leid!“ Tränen liefen sein Gesicht hinab, ebenso, wie bei seinem Enkel. Einige Zeit standen sie in der Stille, der Wind pfiff und brachte die Blätter zum Rauschen. Dann sprach Umbreon: „Ich bitte dich nicht um Verzeihung, da es einfach unverzeihlich ist. Aber ich bitte dich, nicht fort zu laufen, sonst holen sie dich auch und mach aus dir etwas, das niemand dir zumuten sollte. Envi und Sent, die beiden, es kann sein, dass du sie wiedersehen wirst. Dani, ich weiß es nicht, eher nicht. Glaube mir einfach, eines Tages, irgend einen Tag, da wirst du verstehen, wieso du nicht gehen solltest – egal ob du nun gehst, fort läufst oder nicht. Es liegt an dir.“ „Umbreon...“, Evo Stimme klang weinerlich, zitterte sie doch von den ganzen, vergossenen Tränen. Und doch, ja, doch, er würde nicht gehen. Sein Traum, er erinnerte sich. Er dachte, er habe jemanden verlassen, dass würde er nun nicht tun. Umbreon wusste doch, wovon er sprach, war er doch einmal ein Teil von ihnen gewesen. „Ich...ich weiß nicht, was zu tun. Vielleicht kann ich dir verzeihen, nur nicht jetzt“, es war ein bitterer Satz, der Evo so schwer fiel zu sprechen, dass er glaubte, er würde sich dem Schreien seines verletzten Herzens beugen und einfach davonrennen. Aber er konnte nicht, nicht jetzt. Vielleicht gleich, vielleicht. Sein Herz, es schrie und schrie vor Schmerz, sein Körper fühlte sich schlaff, während er versuchte eine Antwort zu finden. Sollte er rennen oder nicht? Er brauchte Zeit, Zeit zu denken, Zeit, die er nicht haben würde, würde er bleiben. „Es...es tut mir Leid, Umbreon, wirklich Leid“, Tränen flossen Evos Gesicht hinab, als er an Umbreon vorbei lief, ohne darauf zu achten wohin, einfach durch das dichte Geäst verschwindend. „Ich wusste es...“, murmelte Umbreon, bevor er sich schweren Herzens erhob und davon ging, wissend, seinen Enkel vielleicht nie wieder zu sehen. Und es schmerzte, ja, es schmerzte ihn zu tiefst, zu wissen, schon wieder einen Fehler getan zu haben. Wäre er damals nicht auf sie gestoßen – auf Evos Großmutter, Pais Mutter – würde er heute nicht in dieser misslichen Lage stecken, wäre vielleicht noch immer ein Teil – oder wieder – des Spieles und würde nicht diese unglaubliche Leere verspüren, die er in jenem Moment zu spüren erfuhr, als Evo an ihm vorbei rannte. Nicht würde mehr so sein, wie zuvor. Und Umbreon wusste, aber nun begann das Spiel, das man zu fürchten hatte, und im Zentrum stand doch Evo, somit auch er. Und es würde eine Misere werden, für alle jenen, die mit ihnen je zu tun hatten. Kapitel 5: zerstörte Herzen --------------------------- Seufzend trottete Umbreon in Richtung des Dorfes zurück, sein Blick auf dem Boden ruhend und sein Kopf vor Scham hinab hängend, nicht wollend, die Wahrheit zu sehen, die er sich über die Jahre selbst erschaffen hatte. Nur mit Mühe hatte er sich in Equality eingelebt, die Bewohner davon überzeugt, dass er im Herzen gut war und auf die Technologien der großen Städte nichts gab, sich auf die Traditionen des alten Dorfes berufen würde, würde er erst einmal die Gelegenheit bekommen, diese kennen zu lernen. Es hatte nicht viel gebraucht, die Dorfbewohner davon zu überzeugen, besonders mit der Geschichte seiner Eltern, die doch von Unterwürfigen – worunter man Pokémon verstand, die auf der Seite der Feuerpokémon waren – ermordet worden waren. Leicht schüttelte das Nachtara seinen Kopf. Wie konnten diese Pokémon so naiv gewesen sein, vielleicht sogar noch naiver als die kleinen Kinder, die nun in eben den Fängen waren, von denen er kam. Wahrscheinlich würde es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis er dem Dorf alles erzählen würde – zu verlieren war nun definitiv nichts mehr da. Damals war es ihm ziemlich egal gewesen – der Schmerz, den andere durch ihn oder andere seiner erfuhren, es konnte ihm egal sein. Er war grausam gewesen, ja, das wusste er nun mittlerweile auch. Er kannte zwar das Gefühl, das Gefühl, jemanden etwas zu nehmen, deren Leben zu zerstören, kannte es, wie es war, zu zusehen, wie jemandes Leben zu Grunde ging, seine Seele auseinander getrieben wurde, mit einer Grausamkeit, die man nie für Möglich gehalten hatte. Aber nie zuvor hatte er es wirklich selbst erfahren, selbst nicht, als man ihm erzählt hatte, seine Eltern wären durch andere seiner getötet wurden. Es war nicht dasselbe wie das, das ihm nun widerfuhr. Die Kälte, die mit einer unglaublich tiefen Leere sich in ihm ausbreitete, war Furcht erregend, sendete einen unangenehmen Schauer durch seinen Körper, ließ es so anfühlen, als würde sein Blut in den Adern gefrieren. Sein Atem ging schwerfällig, wollte stehen bleiben, sein Leben beenden. Es war sinnlos noch weiter zu machen, hatte er doch nichts mehr für das er zu leben hatte. Evo war fort und in ihm brodelte eine ungeheure Reue, dass er Evos Freunde nicht hatte retten können, noch nicht einmal es versucht hatte zumindest Envi ihnen zu entreißen. Es war die Loyalität gewesen, die noch immer tief in ihm schlummerte, dass er es nicht hatte tun können. Gegen einen sich zu setzen, denen er selbst einmal angehörte, widersprach ihm einfach tief in ihm. Ohne es zu merken hatte Umbreon den Weg zum Feuergebirge eingeschlagen, dem er nun immer dichter kam. Sein Blick löste sich vom Boden, leer und verletzt sah er das Gebirge hinauf, hinter dem ein Teil des Mondes hervor schien, ihn beschien. Mit einigen leichten Sätzen sprang er das Gebirge hinauf bis auf eine Fläche auf der Hälfte des Gebirges. Einige Steine hatten sich gelöst und fielen auf den trockenen Boden unter ihm. Sein Blick fiel hinter ihn, in die Richtung des Dorfes, sah dort nur wage durch die Baumkronen die vom Mond beschienenen Dächer und fragte sich, ob er dort wirklich hin zurück sollte. Nichts hielt ihn dort mehr, also, wofür? Völlig orientierungslos lief Evo währenddessen durch den Wald, immer weiter in den Norden. Das Geäst um ihn herum wurde immer dichter, immer mehr Nadelbäume wuchsen dort. Kleine, trockene Gräser wucherten teilweise auf dem staubigen, harten Waldboden. Der Wind hatte zugenommen, erschwerte ihm das Vorankommen nur noch mehr, als es eh schon war. Seine Seele schrie, blutete förmlich. Für ihn war das hier alles schrecklich – niemand war für ihn nun mehr da. Keine Mutter, keine Freunde. Wie war er hier nur rein geraten, allein und vollkommen ohne Schutz? War es das, was er verdient hatte - aber wieso? „Mein Leben, es ist ein Schutthaufen, dabei...dabei bin ich doch erst so jung!“, schrie es in seinem Kopf, immer und immer wieder sein kurzes Leben durchgehend. Nein, er konnte einfach keine Fehler finden, die er je begannen hatte, so dass ihm solch eine Misere seines Lebens zu stehen würde, mit einem Herzen, das kaum mehr war als ein kleiner Fetzen eines großen, alten Stofftuches, zerrissen in viele, kleine, unbrauchbare Stücke. Er war so naiv gewesen, hatte er Umbreon doch so sehr vertraut, dass er ihm gleich sofort für die Verheimlichung, dass er sein Großvater war, vergeben hatte. Aber so etwas? - Nein, nein, das war zu viel für sein Herz. Gerade, wo er gedacht hatte, sein Leben war endlich geheilt – eine Familie, Freunde – wurde es ihm grausam entrissen und man ließ ihn allein in der furchtbaren, kalten Welt, voller Gefahren, die er noch nie erfahren hatte. So recht konnte er es sich auch nicht erklären. All diese Missstände, die ihm und seiner vermeintlichen Familie und seinen Freunden wider fuhren, es war nicht mehr als normal zu verstehen. Sein Herz schlug schneller und schneller gegen seine Brust bei jedem Gedanken, wie zerstört sein Leben doch war, während Tränen sein Gesicht hinab liefen und eine feine, kaum sichtbare Spur im Waldboden hinterließen. Und er lief, brach durch Äste, Büsche hindurch, den aufkommenden Schmerz einfach ignorierend. Er konnte und wollte den seelischen Schmerz entkommen lassen und machte diesen durch körperlichen Schmerz wett. All die Schmerzen, die er durch die gegen ihn schlagenden Äste erfuhr, betäubten ihn regelrecht und es dauerte nicht lange, da war er taub. Taub in den Sinnen, seiner Wahrnehmung, seinem Verstand. So recht wusste Evo nicht, wohin er noch lief, die Richtung war ihm schon lange nicht mehr klar, nur der Wind war das einzige, der immer deutlicher kälter und eisiger gegen ihn peitschte. Den Laubwald hatte er schon lange hinter sich und nun bedeckten dunkle Nadeln die Äste der Bäume, versetzten ihm bei jeder Berührung einen leichten, pieksenden Schmerz, der ihm aber unbemerkt blieb. Das Gefühl für die Zeit war auch vergangen, der Blick nur noch ein trübes, dunkles Farbenspiel vermischter, unkenntlicher Farben. So kam es, das er sich nicht mehr halten konnte, sein Geist weiter wollte, weiter weg von Umbreon und all seinen Problemen, sein Körper aber nicht mehr konnte, die Kraft ihm einfach fehlte, und er hinfiel. Einige Meter rutschte er über den rauen, kalten Boden, wirbelte nebenbei einiges an Staub und Sand auf. Er jetzt bemerkte er wirklich, wie sehr seine Augen brannten. Rot geschwollen von dem ganzen Weinen stachen sie hervor, rot unterlegt und müde, leer gedämpft. Sein Puls ging schnell, unregelmäßig, während sein Herz in einem unpassenden Takt dazu gegen seinen Brustkorb schnellte, mit jedem Schlag einen Stoß von Schmerzen, Zuckungen über seinen Körper schickte. Er schluchzte, kniff seinen Augen fest zusammen, hoffend, flehend, dass die Tränen verschwinden würden und wenn er seine Augen wieder öffnete alles so war wie zuvor, er zuhause war und seine Freunde da waren. Das Atmen war eine Qual für ihn, immer und immer wieder musste er mehrer kurze, schnelle Atemzüge nehmen, die unverkennbare traurige Schluchzer zur Folge hatte. „Geht es dir nicht gut?“, hörte er eine leise, beinahe nicht vorhandene Stimme mit dem Wind fragen, „Was ist mit dir? Bist du nicht stark?“ Er horchte auf, versuchte mit letzter Kraft sich umzusehen, scheiterte aber vollkommen und ließ seinen Kopf kraftlos auf dem Boden sacken. Seine Tränen nässten den Boden direkt neben seinem Gesicht, hinterließen dunkle Punkte auf dem Boden. Die Zeit verging und Evo lag dort einfach nur, in Selbstmitleid versinkend und nicht einmal versuchend, seinem Elend zu entkommen. Er konnte nicht mehr und wusste auch nicht, wie er es hätte anstellen sollen, solch einer Qual zu entkommen, die er doch zu ertragen hatte. Sein Atem war langsamer geworden, wie auch sein Herz. Nur noch hin und wieder zog er unregelmäßige Züge der lauwarmen Nacht ein. Es dauerte nicht mehr lange, da entschlief er seinem Unwohl, seiner seelischen Qual, in einen traumlosen Schlaf. Auf ihn begann langsam ein leichter Regen nieder zu preschen, der mit zunehmender Dauer eine betäubende Wirkung auf seinen Körper im Schlaf hatte. Der Regen war kalt, unangenehm, ließ ihn frieren und sein Gesicht während seines Schlafes immer wieder unangenehm verziehen, so dass man denken konnte, er würde doch träumen, etwas Furchtbares. Weit ab im Osten Eglysyas, an dessen nördlicheren Meeresküste, um genau zu sein, in Nebelstadt, konnte man laute, schrille Sirenen zwischen den hohen Plattenbauten ertönen hören. So war es für die vergangenen Tage schon ergangen, die Bewohner der Großstadt nun schon verängstigt in ihren Wohnungen kauernd mit der Hoffnung, keines der unglücklichen Opfer zu werden, von denen sie die letzten Tage nur gehört hatten. Es war eine Reihe von Morden, die noch keinerlei Erklärung hatte, zumindest nicht für jemanden, der sich nicht in die missliche Lage eines der Opfer versetzen konnte – oder deren Familie. Es war nie ein Mord in den höheren Reihen, nur in den dunklen Gassen der Stadt, zwischen den maroden, verfallenen Plattenbauten, deren pastellfarbener Wandputz schon abbröckelte. Dort, in den niederen Gesellschaften, mit Alkoholikern, Verbrechern und eben der unteren Gesellschaftsschicht ihrer selbst, wo man die Morde fand. Es war für die Polizei dieser Stadt unerklärlich, woher auf einmal all diese Tötungen her kamen. Was sie aber viel mehr interessiert, oder doch eher verwirrte, war, dass sie jedes Mal informiert wurden und dieses kurz nach den Morden, wie sie feststellen konnten. Für sie war es ein unlösliches Rätsel, während es für ein kleines Pokémon zwischen all diesen großen Gebäuden ganz einfach zu erklären war. Für dieses war es einfach in die Hintergründe des Mörders zu sehen, verstand sein Vorgehen ohne es doch wirklich selber zu wissen und konnte nicht anders, als eben diesem Mörder zu danken, nicht nur, weil er es aus seinem schrecklichen Leben erlöst hatte, sondern auch, weil er doch der Stadt zeigte, welche Missstände sie in sich trug, kamen sie doch nicht so oft zur Kenntnis, traten nicht oft in das Tageslicht, so dass man sie hätte sehen können. Im dimmen Licht der flackernden Straßenlaternen lief eben dieses Pokémon, seine kleine, katzenartige Figur schnelle Schritte nehmend. Es war ein Evoli, dessen Fell in einer mittelbraunen, leicht goldenen Farbe schimmerte. Das Brustfell, sowie die Schwanzspitze waren weiß. Ihm hingen längere Haare ins Gesicht, die schwarz waren und dann zum Ansatz hin mit einem weiß in die eigentliche Fellfarbe übergingen. Die Augen des Evolis waren eigentlich blaugrau, aber dort, in dem trüben Licht, wirkten sie gräulich. Leicht schmunzelt blieb das Evoli vor einem Aushang an einer der maroden Wände stehen. Es waren Steckbriefe vermisster, bekannter Pokémon der Mordopfer. Einmal den Blick über die Papiere schweifen lassend, entdeckte es auch seinen Steckbrief, und sprach dann vor sich her: „Savy – Evoli – weiblich – 0,3m – braunes Fell – weißes Brustfell...He, ein bisschen scheinen sie ja über mich zu wissen! Welch Ehre es doch - !“ Plötzlich verstummend, spitze Savy ihre Ohren. Sie hatte etwas gehört, ein leises Aufkommen von Schritten hatte sie aufhorchen lassen, auch, wenn sie sich nicht sicher war, ob es nicht doch ihre Einbildung gewesen war. Vielleicht litt sie schon unter Verfolgungswahn? Immerhin wollte sich nicht gefunden werden, von niemanden dieser Verrückten der Stadt, in der sie doch leben sollte. Die Paranoia, die sie seit einigen Tagen befallen hatte, war ihr zu schwer zu verbergen, vor allem, wenn sie doch heraus gefunden hatte, dass man auch von ihrem Verschwinden wusste, auch, wenn ihr dieses ein Rätsel bleiben würde, wie sie es wussten. Leicht schüttelte das kleine Evoli seinen Kopf, die verwirrten Gedanken aus ihrem Kopf bekommend. Savy seufzte tief, schloss für einen Augenblick ihre Augen um sich zu fangen und dann ihren Weg fortzuführen. Langsame Schritte nehmend, ging sie den Bürgersteig Nebelstadts entlang, in die Richtung, die an den Stadtrand führte, fern von dem Zentrum, fort von ihrem alten Leben. „He, bist de nich - !“, eine raue, kratzige und offensichtlich genervte Stimme sprach sie von hinten an und die Panik überkam sie. Schnell hastete sie los, nur leider hatte sie denjenigen unterschätzt, der hinter ihr gewesen war. Hinter sich konnte sie einige kräftige Flügelschläge vernehmen, bevor ein Tauboga ihren weg versperrte. Giftgrüne Augen blitzen Savy entgegen, die von einer schwarzen Bumerangzeichnung, beginnend am hinteren Teil des Auges, gefolgt wurde. Die kurzen Kopffedern, welche ziemlich zerzaust und dreckig waren, hatten einen dunklen Violettton, den auch einige der Schwanzfedern hatten. Der Rest der Federn des Taubogas war in gelblichen Tönen gehalten, während Füße und Schnabel rosalich waren. Verärgert sah das Tauboga auf Savy hinab und gab ein nicht sehr erfreutes Raunen von sich, während es sich vor ihr aufbaute. „Und de glaubst, de jehst wohin?“, schnaubte das Tauboga verächtlich nun voll wach und mit hoher, schriller Stimme in Savys Ohren dröhnend. Dann breitete es seine Flügel aus und tat einen Schritt auf das deutlich kleinere Evoli zu. „Nun?“ Knurrend sah Savy zu dem Tauboga auf. Sie dachte nicht im Traum daran, diesem penetranten Tauboga auch nur in Ansätzen zu antworten. „Dieses aufgeblasene Pokémon! Nur weil sie größer ist als ich...“, gedanklich begann Savy das Pokémon ihr gegenüber zu beleidigen und malte sich wunderschöne Szenen aus, wie sie diesem lehrte, sie nicht anzusprechen. Besonders nicht, wenn sie gesucht war. „Arceus, ick fass' et nich! Biste nich zickig?“, quietschte das Tauboga genervt und verdrehte seine Augen, „Ick bin Penelope, damit wir dat klarjestellt haben. Nu antwort jefälligst!“ Ein Lachen bei dem lustigen Akzent des Taubogas unterdrückend, machte Savy kehrt und trottete davon. Das hatte sie nicht nötig, sich mit einem Tauboga abzugeben mit eigenartigem Akzent, von dem sie zusätzlich noch zickig genannt wurde. „Ick fass' et nich, ick fass' et nich!“, schrie Penelope empört Savy hinterher, ihre Flügel schlug sie dabei aufgeregt auf und ab, „Wie kannst dat wajen, Kleene? Du wirst schon sehen, wat de dir damit einjebrockt hast, dat gloob mir man!“ Gedroht, getan und abgehoben. Schnell war sie wieder im Weg Savys, ihre Augen das kleine Evoli vor ihr giftig ansehend. „Ejal. Sach, is deen Name Savy?“, fragte sie, während sie sich bedrohlich vor Savy aufbaute, die geschlagen ein genervtes Nicken gab und ihre Augen verdrehte. „Ja, das bin ich. Wieso?“, fügte sie noch bissig hinzu. Triumphierend grinste Penelope sie an und sagte: „Ha, wusst' ick's doch! Bist ne kleine Zicke!“ „Was, wer? Ich zickig? Bitte, was gibt dir denn den Eindruck? Jeder hat das Recht darauf, genervt zu sein, wenn er von einem komischen Tauboga mit ebenso komischen Akzent belästigt wird“, schnaubend wandte sich Savy erneut von Penelope ab und begann in einem neuen Versuch von dieser fortzukommen. Diese blickte der fortschreitenden Savy mit offenen Schnabel hinterher, bevor sie sich wieder fing und ihr nach rief: „Wart' doch mal! Ick bin hier her jeschickt wurden, um dir hier raus zu holen, Kleene. Allein würd's nie durchkommen. Meen Herr erwartet dich auf der Feuerinsel, hast bestimmt schon mal wat von jehört, nich?“ Damit hatte sie Savys Aufmerksamkeit gefangen, da diese sich umdrehte und ihr andeutete, fortzufahren. „Er kannte deene Eltern und er will dir helfen, Rache zu nehmen an de Feuerfeinden“, erklärte Penelope nun ruhig wie zuvor, „Det is, wenn de willst. Willst nich, muste nich mitkommen.“ Aber Savys Entschluss stand schon bei dem Wort Rache fest. Es gab keinen anderen Entschluss für sie. Wieder bei Evo, fand man diesen immer noch kraftlos auf dem Boden liegend, sein Fell nass an seinem Körper klebend und einige Pfützen im Mondlicht schimmernd. Noch immer rasselte der Regen betäubend auf Evo nieder und entmächtigte ihn jedes Denkens. Er war vor einer kurzen Zeit aus seinem traumlosen Schlaf erwacht und starrte nun nur mit leerem Blick und geröteten, angeschwollenen Augen zwischen den Bäumen hindurch. Ein kalter Windhauch ließ ihn zusammen fahren und brachte wieder einigermaßen Leben in ihn. Er keuchte und kniff seine Augen zusammen. „Uh...“, stöhnte er, als er versuchte sich aufzurichten und zur Seite gegen einen Baum taumelte. Erst jetzt wurde ihm richtig bewusst, wie lange er in diesem eisigen Regen hatte liegen müssen, um dass seine Glieder so steif und taub waren, dass er nicht einmal mehr fähig war sich aufzurichten und fortzubewegen. „Verdammt“, fluchte er in Gedanken, Tränen erneut sein Gesicht hinab fließend, „Warum ich? Warum? Ich...ich kann nicht mehr, nein, nein, nein...“ Schluchzend brach er zusammen und presste seinen Kopf zwischen seine Beine, während Tränen purer Verzweiflung aus seinen fest zu gepressten Augen quollen. Noch weiter nördlich war Alex unterwegs, der Dani, Sent und Envi zusammen gebunden mit seinen Krallen gepackt hielt und nun auf dem Weg zurück zu den Feuerinseln war. Sein Flug war unangenehm, besonders, wenn einer der Drei meinte sich winden zu müssen in der Hoffnung die Seile zu lösen. „Hört auf!“, fauchte er die Jungpokémon an und sah strafend zu ihnen hinab, „Ihr könnt die Seile nicht lösen. Und selbst, ganz theoretisch, glaubt ihr wirklich, ihr würdet solch einen Sturz überleben?“ Er lachte, sichtlich amüsiert mit der Naivität, die die Drei in sich trugen und auch noch so auslebten, als wäre es das Normalste von der Welt. Wütend wandte Envi sich in ihren Fesseln und begann, oder eher versuchte, mit Alex über den Sinn dieses Ganzen zu streiten: „Das ergibt doch keinen Sinn, du idiotisches, aufgeblasenes Staraptor, du! Wenn meine Mutter dich in die Ranken bekommt, oh, du wirst bibbern, dass dir die Federn ausfallen, du-“ „Oho, ganz ruhig da unten oder ich entledige mich mal ganz schnell von etwas Lautem und Grünen, das mir gewaltig auf die Nerven geht! Und ja, das kann ich“, völlig genervt raunte Alex und schloss seine Augen. Durch diese ganze Tortur mit dem kleinen grünen Endivie ging er nur, da er wusste, der Herr wollte alle Drei der kleinen Freunde haben und nicht nur zwei. Deswegen war seine Drohung nicht weiter als heiße Luft, aber das musste das vorlaute Pokémon ja nicht wissen. „Du, Envi, der meint das ernst, sei lieber ruhig“, besänftige Dani ihre temperamentvolle Freundin mit wenigen Worten, die aber auch ihre Wirkung hatten. Leicht am Ende ihrer Nerven sah Envi zu Sent, der scheinbar immer noch bewusstlos war oder schlief, jedenfalls lebte er noch, das war klar zu sehen, da sein Brustkorb sich immer noch auf und ab bewegte. Schließlich seufzte Envi: „Dani? Wird alles wieder gut?“ Überrascht sah das Dratini sie an. Wie sollte sie diese Frage beantworten können? Sie war doch in keiner anderen Position als ihre Freunde und konnte auch nicht mehr wissen als die. Aber ihr wurde klar, als sie in die flehenden Augen Envis blickte, dass Envi nur beruhigt werden wollte, um einen Frieden in sich zu finden, der sie schliefen ließ. „Ich denke schon“, nickte Dani dann, fügte dann aber so leise hinzu, dass keiner außer ihr es verstehen konnte, „Zumindest hoffe ich das inständig.“ Es vergingen noch einige Minuten, bis auch Envi es Sent endlich gleich tat und schlief. Dani seufzte und sah dann zu Alex hinauf. „Warum tut ihr das?“, fragte sie dann, ihre himmelblauen Augen mit innerem Schmerz glänzend, „Was wollt ihr von uns?“ Sie sprach in einem ruhigen, leisen Ton, der Alex reagieren ließ. Er blickte zu ihr hinab und sah sie bedauernd an, bevor er ihr antwortete: „Ist man erst einmal ein Teil, bleibt man eines. Es gibt bisher nur einen, der aussteigen durfte, konnte und das war euer geliebter Herr Umbreon, wie ihr ihn nennt. Bald wirst du meinen Herren kennen lernen, deine Freunde jedoch nicht. Was mit ihnen geschieht, dass kann ich dir nicht sagen. Ich weiß es nicht. Was ich weiß, dass das Ganze ein Spiel meines Herren ist, in dem auch du bald ein Teil stellen wirst.“ Geschockt starrte das kleine Dratini Alex an, Tränen sich in ihren Augen sammelnd. Ihr Atem hielt inne und ihr Herz zerriss. Sie sollte ein Teil von etwas werden, das böse und skrupellos war? Wie könnte sie das? Und warum wollten die sie haben? „Ich will das nicht...“, jammerte Dani unter Tränen, ihr Herz gegen ihren inneren Körper hämmernd, so stark, dass es begann zu schmerzen, „Nein, ich kann das nicht...“ Einen traurigen Blick auf Dani werfend seufzte das Staraptor tief, bevor er in einer beruhigenden und sorgenden Stimme sprach: „Schlaf jetzt. Ich werde dir eines versprechen: Ich werde dafür sorgen, dass einer deiner Freunde die Insel wieder verlässt, egal, was es mich kostet.“ Aber er sollte keine Antwort erhalten, dann das Dratini war schon entschlafen. „Bedauerlich, wirklich bedauerlich“, sprach Sonja nicht all zu fern von Evo, als sie diesen in seinem Selbstmitleid versinken sah und schüttelte seufzend den Kopf, „der Herr wäre enttäuscht dich so zu sehen, mein Lieber. Aber bald, bald schon wirst du verstehen, warum das hier alles zu geschehen hat.“ Es war nicht mehr als ein Flüstern, das sie von sich gab und doch setzte es seltsame Emotionen in ihr frei. Mitgefühl, Mitleid mit dem Elend, das auch sie mit zu verantworten hatte. War es, weil es Umbreons Enkel war, dass sie sich schlecht fühlte? Sie schüttelte den Kopf. „Nein, nein, Sonja, nein. Was würde der Herr von dir denken? Er wäre wahrlich nicht erfreut darüber, reiß dich zusammen! Das war doch noch nicht einmal der richtige Beginn...“, wieder flüsterte sie zu sich und schloss die Augen, nur, um diese dann wieder zu öffnen und ein letztes Mal auf die elende Gestalt Evos zu blicken. „Es tut mir Leid, aber es muss...“, leise brach sie ab, wandte sich ab und erhob dann ihre Stimme ein letztes Mal, laut genug, so dass Evo sie klar und deutlich vernehmen konnte, „Dein Vater wäre enttäuscht von dir, Evo, könnte er dich so sehen. Sei stark, Evo! Das ist nur der Beginn des Ganzen...“ Das gesagt, lief sie los, hoch in den Norden, ihre seltsamen Mitleidsgefühle ignorierend und hoffend, sie nie wieder fühlen zu müssen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Nach einer halben Ewigkeit das neue Kapitel. Nächstes Kapitel «Operation "Silbener Himmel"» „'War meine Anweisung nicht klar, Alex?!', hallte die zornige Stimme seines Herrens in seine Ohren, knurrend und voller Wut, 'Das zieht Konsequenzen. Endgültige! Ich wusste, du würdest mich verraten!'“ Bis zum nächsten Kapitel~ Lg 's Kruemelchen Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)