A dream comes true. von abgemeldet (Doch manchmal anderst als man denkt.) ================================================================================ Kapitel 1: Die Wahrheit. ------------------------ Manchmal erscheinen Dinge so unwirklich, dass der Mensch an sich nicht fähig ist sie zu verstehen oder gar zu erklären. Menschen verdrängen genau diese Dinge und Geschichten. Viele Jahre später geraten sie dann in Vergessenheit, oder ziehen sich als Legenden und Erzählungen durch die Jahrhunderte. Von einer dieser vielen Legenden will ich erzählen. Wir befinden uns in Venedig, der Stadt der Mythen, Legenden und Romanzen. Kaum einer kennt Venedig nicht, mit seinen sechs Stadtteilen, dem Canal Grande (der Hauptverkehrskanal) und den vielen Brücken, wie z.B. der Ponte della Libertà (Brücke der Freiheit). Viele dieser Wassergassen können lediglich überquert werden, nicht aber kann man an ihnen entlang laufen. Venedig ist eine ruhige Stadt. Es gibt keinen Verkehr und durch die vielen kleinen Statuen wie z.B. dem geflügelten Löwen, der auch auf dem Wappen wieder zu finden ist, wird die Stadt noch romantischer und attraktiver. Der geflügelte Löwe wird auch Markuslöwe genannt und hält eine Tafel in den Pfoten Pax Tibi Marce Evangelista (Friede mit dir, Markus, Evangelist). Unsere Geschichte spielt im Stadtviertel San Marco genauer gesagt am Basilica di San Marco (Markusdom).Der sich auf dem größten und schönsten Platz Venedigs befindet, der Piazza San Marco (Markusplatz). “Laaaangweiiiliiiig!”, kreischte Smilla. “Wer soll denn sowas lesen! Schule hin oder her, sowas tu ich mir doch nicht an.” wütend warf sie das Buch auf den Boden und schaute sich im Zimmer um. Das Zimmer war sehr klein und doch war es bis oben vollgestopft mit allerlei Krimskram, vor allem Bücher gab es hier zu Genüge. Smilla liebte sie über alles. Sie konnte den ganzen Tag lesen ohne auch nur einmal aufzusehen. Selbst wenn ihre Eltern sie zum essen riefen, lies sie sich nicht aus den Welten reißen, in denen sie gerade stöberte. Es gab kaum Bücher, die sie nicht las, doch mit diesem Schulbuch konnte sie sich einfach nicht anfreunden. Sie vermisste die Wesen des Lichts, die der Dunkelheit, die Ritter, Hexen, Zauberer, Monster, Vampire.. Sie vermisste einfach all die Wesen denen sie in ihren Büchern begegnet war. Vor allem Engel und Vampire hatten es ihr angetan. Sie hatte sich immer gewünscht das es all diese Wesen wirklich geben würde. Viel mehr noch, sie hatte sich gewünscht selbst eines dieser Wesen zu sein. Sie hatte ihr Leben satt, jeden Tag das selbe. Der Alltagstrott eben. Nie geschah etwas in dem kleinen Dorf in dem sie lebte. Es war zwar wunderschön mit seinen Wäldern, Seen, Bergen und Tälern, aber nichts für eine 17 jährige. Es gab kaum Kinder in ihrem Alter. Die Jüngeren waren schon lange fortgegangen um nach Arbeit zu suchen, deshalb wimmelte das Dorf nur so von alten Menschen. Smilla hatte schon längere Zeit überlegt fortzugehen, doch wusste sie nicht, wie sie das hätte ihren Eltern beibringen sollen. Ihre Familie lebte schon seit Jahrhunderten in diesem kleinen Dorf. Ihrer Mutter gehörte die alte riesige Dorfsbibliothek. Smilla liebte es an Regentagen in der Bibliothek zu sitzen und einfach nur zu lesen. Sie liebte den Geruch der alten Bücher. Smillas Vater hatte kaum Zeit für die Familie, er arbeitete für den Bürgermeister des Dorfes und war daher immer Unterwegs. Manchmal ärgerte sich Smilla, dass sie ihren Vater so selten zu Gesicht bekam. Doch seine Arbeit war wichtig, das wusste sie. “Smilla? Kommst du bitte mal runter in die Küche? Dein Vater und ich haben etwas mit dir zu besprechen.”, rief ihre Mutter die Treppen hinauf. Sie schreckte auf. “Ja Mutter, ich komme gleich!”,rief sie zurück. Langsam schlurfte sie die Treppe hinab und überlegte, was es denn so wichtiges gäbe. Sie hatte keine Ahnung warum ihre Eltern sie plötzlich nach unten riefen. Normalerweise taten sie das nie, bisher waren sie immer zu ihr hinauf gekommen, wenn sie ein Anliegen oder Problem hatten. Als sie in die Küche kam, bemerkte sie gleich, dass etwas nicht stimmte. Ihre Eltern schienen bedrückt und die Stille die einkehrte, als sie das Zimmer betrat, drohte sie zu ersticken. Dann brach ihr Vater das Schweigen “Smilla? Deine Mutter und ich haben etwas wichtiges mit dir zu besprechen. Normalerweise sollten wir dir zu deinem 18. Geburtstag gratulieren, aber diese Sache ist sehr wichtig. Es tut uns leid, dass wir dir das so lange verschwiegen haben, aber wir wollten warten bis du reif dafür bist und der richtige Moment gekommen ist. Und er ist gekommen. Es tut uns leid dir sagen zu müssen, dass du.. Dass du nicht unsere leibliche Tochter bist.” “Ihr wollt mich auf den Arm nehmen? Das ist ein Scherz oder? Ihr wollt mich doch bloß an meinem Geburtstag mal so richtig verarschen?”, unterbrach sie ihren Vater. “Nein, Smilla es tut mir leid, aber dein Vater macht keine Witze. Du wurdest uns vor 18 Jahren in Tüchergewickelt auf die Türschwelle gelegt. Es war eine warme Sommernacht und ich erinnere mich noch ganz genau an den riesigen rötlichen Vollmond an jenem Abend. Du warst für uns ein Geschenk Gottes, da wir selbst kein Kind bekommen konnten, wir uns aber so sehr eines gewünscht haben.”, antwortete ihr ihre Mutter. “Das einzige was wir bei dir gefunden haben ist dieses kleine Medaillon.”, sagte ihr Vater und reichte es ihr. Smilla nahm es zitternd entgegen. Sie betrachtete es eindringlich. Es war aus Gold und hatte eine Ovale Form. In der Mitte des Medaillons befand sich ein großer blutroter Rubin. Für ein normales Medaillon sah es sichtlich groß aus. Sie wiegte es in der Hand und überlegte dabei, wie sich jemand so etwas schweres um den Hals hängen konnte. Da wurde ihr plötzlich klar, dass ihre Eltern es waren, die sich dieses Schmuckstück um den Hals gehängt hatten. Ihre leiblichen Eltern. Ihr wurde jetzt erst bewusst, was ihr da gerade erzählt worden war. Sie war adoptiert! Ihr ganzes Leben war eine Lüge! Sie hätte nicht die ganze Zeit hier bleiben müssen, sie hätte gehen können wohin sie gewollt hätte, hätte reisen können, all die Dinge tun können, die sie wegen ihrer Eltern, nein halt wegen ihrer Adoptiveltern, nicht getan hatte. Sie ärgerte sich. Warum war sie die ganze Zeit belogen worden? Warum hatten sie ihr nicht von Anfang an erzählt, dass sie nicht die leibliche Tochter war? Smilla liebte ihre Adoptiveltern ja trotzdem. Sie hatten sie schließlich aufgezogen, sie waren es die immer für sie da gewesen waren, als sie Kummer hatte, die sie getröstet und mit ihr gelacht haben. Tränen schossen ihr in die Augen und bevor sie noch lange nachdenken konnte, waren ihre Beine schon losgelaufen. “Smilla bleib hier!”, riefen ihre Adoptiveltern ihr hinterher. Aber sie wollte nicht bleiben, sie wollte laufen, einfach nur weg. Eine weile allein sein und über all das nachdenken, nachdenken was sie jetzt tun würde, denn jetzt musste sie nicht mehr wegen ihnen bleiben. Nach einem schier endlosen Lauf erreichte Smilla ihren Lieblingskirschbaum an einem See. Hierher zog sie sich immer zurück, wenn sie ihre Ruhe haben wollte. Sie liebte diesen Platz. Auf der anliegenden Wiese grasten manchmal ein paar Rehe und eines davon erkannte sie jedesmal wieder. Es kam immer zu ihr und lies sich streicheln. Das hatte sie von anfang an gewundert, da Rehe ja bekanntlich sehr Scheue Tiere sind. Auch gab es auf der Wiese eine Menge wilder Kaninchen. Ab und an lies sich auch mal eines dieser kleinen Wollknäule dazu herab sich von ihr streicheln zu lassen. Smilla liebte die Stille hier draußen. Sie liebte wie der Wind durch die Kirschblüten pfiff und dabei ein Meer aus Blütenblättern über dem kleinen See verstreute. Es sah einfach bezaubernd aus, als gäbe es auf der Welt nichts böses, als wäre immer alles gut. Doch es war nichts gut. Es gab auf der Welt durchaus nicht nur gute Dinge, nein es gab auch schlechte. Es war nicht so wie im Märchen, dass immer alles ein Happy End hatte, nein, das reale Leben war ganz anders. Sie hatte es eben doch selbst erlebt, dass nicht immer alles so lief, wie man es sich wünschte. Sie wusste immer noch nicht, was sie tun sollte. Die Gedanken schwirrten ihr durch den Kopf und langsam aber sicher bekam sie regelrecht Kopfschmerzen davon. Je stärker sie über die ganze Sache nachdachte, desto mehr musste sie feststellen, dass sie keine Antwort wusste. Was sollte sie tun? Was sollte sie sagen wenn sie zurückkam? Sollte sie überhaupt zurückgehen? Würde sich jetzt irgendetwas ändern? -Ja, sie war sich sicher, ändern würde sich auf jedenfalls etwas. Tränen liefen ihr über die Wangen, sie war so niedergeschlagen, dass sie den Kopf senkte. In der Hand hielt sie immer noch das goldene Medaillon. Unaufhörlich rannen ihr die salzigen Tränen über das Gesicht, sie bahnten sich ihren Weg, der Schwerkraft folgend, nach unten. Liefen über ihre zarten blassrosa Wangen, bis sie ihr schließlich auch von der Nase tropften und unweigerlich auch auf das Medaillon. Sie wischte die Tränen mit ihrem Ärmel ab. Da erkannte sie, dass sich auf dem Medaillon eine winzig kleine Inschrift befand. Sie fragte sich warum ihr das nicht schon vorher aufgefallen war und versuchte die kleine Schrift zu lesen. “Für unsere geliebte Tochter Lucy, weil dies alles ist, was wir dir geben können. Wir hoffen, dass dies dir auf deinem Weg helfen wird und du niemals vergisst, dass Träume wahr werden können und die größte Macht auf Erden, die eigene Fantasie ist. In liebe, deine Eltern. Marion und Elraon.” Als sie zu Ende gelesen hatte öffnete sich das Medaillon in ihrer Hand und fing an eine wunderschöne Melodie abzuspielen. Es klang als hätte der Himmel selbst sie komponiert. Sie lauschte dem wunderschönen Klang und konnte nicht definieren welches Instrument diesem Ton gleich kam, aber sie war sich sicher, dass sie genau dieses Lied, schon einmal gehört hatte. Sie überlegte, konnte sich aber nicht mehr erinnern. Der Melodie weiter lauschend schloss sie die Augen und nach einigen Minuten war sie unter dem blühenden Kirschbaum eingeschlafen. Kapitel 2: Victor. ------------------ Victor saß in einem Café. Ständig blickte er auf die Uhr, konnte kaum still sitzen, und schaute sich nervös um, als suche er jemanden. Tatsächlich, Victor erwartete jemanden. Er wartete auf Smilla, sie wollten zusammen ins Kino gehen und ihren Geburtstag feiern. Langsam machte er sich sorgen. Sie war schon über eine halbe Stunde zu spät und Smilla war sonst NIE unpünktlich. Es musste etwas passiert sein, das spürte er deutlich. Er hatte einen besonderen Draht zu ihr. Er spürte was sie spürte und sie spürte was er spürte. Die beiden verstanden sich blind und waren schon von klein auf nie voneinander weg zu kriegen. Ungeduldig starrte er vor sich auf den Tisch. Victor betrachtete die Kaffeetasse un den daran herunterlaufenden Kaffeetropfen. Die kleine Kaffeelache in der Untertasse war sogar schon angetrocknet, so lange wartete er. Doch er hatte angst, dass wenn er gehen würde, sie vielleicht gerade auf dem Weg hierher war und die sich verpassten. Also wartete er. “Nur noch 5 Minuten.”, murmelte er vor sich hin. Die Zeit verstrich langsam und zäh. Tick, tack, tick, tack. Diese ewige Warterei machte ihn krank. Tick, tack, tick, tack. Plötzlich sprang er auf, er hatte sich entschieden zu ihr nach Hause zu gehen und in Erfahrung zu bringen was los ist. Schnell warf er ein paar Münzen für den Kaffee auf den Tisch und rannte so schnell ihn seine Beine tragen konnten zu Smilla nach Hause. Als er bei Smilla an kam, war es totenstill. Er rief nach Smilla, aber niemand antwortete, bis ihr Vater auftauchte und ihm berichtete, was geschehen war. Victor hatte immer gewusst, dass Smilla nicht die leibliche Tochter der Norrisons war, aber es tat ihm leid, dass sie einfach weggelaufen war und ihnen solch einen Kummer bereitete. Aber er wusste auch, wo er sie finden konnte, denn kein anderer auf der Welt, kannte sie so genau wie er es tat. Er wusste alles von ihr, kannte ihre Macken die er so liebenswert fand und fand es süß, wenn ihr Gesicht vor Wut puterrot wurde, wenn er sie mal wieder geärgert hatte. Sie war das einzige auf der Welt, dass er noch hatte. Sie war ihm das liebste. Er konnte ohne alles, nur sie brauchte er. Ja, er liebte sie und das war schon so, seit sie beide klein gewesen waren, aber er hatte sich nie getraut ihr das zu sagen. Victor hatte angst, dass sie sich von ihm zurückziehen würde wenn sie es wüsste. Denn er wusste, dass sie nicht so empfand wie er. Sie sah ihn immer nur als eine Art Sandkastenfreund. Sie hatte zumindest nie etwas anderes angedeutet. Er verabschiedete sich von Smillas Vater und lief weiter in Richtung See. Er wusste, dass er sie dort finden würde, denn sie war immer da, wenn sie allein sein wollte. Sie hatte ihm den Platz früher einmal irgendwann gezeigt, als sie beide noch klein waren und eigentlich hatte er sie zuvor nie dort gestört wenn er wusste das sie dort war, aber er spürte ganz deutlich dass etwas nicht stimmte. Er spürte, dass es ihr nicht gut ging. Und so lief er durch das Kniehohe Gras so schnell er konnte, stolperte hier und da über einen Maulwurfshügel, fiel hin und stand sofort wieder auf, denn er wusste, dass er keine Zeit verlieren durfte. Wie schrecklich musste es für sie sein an ihrem Geburtstag zu erfahren, dass ihre Eltern nicht ihre leiblichen Eltern waren? Er hatte nie Eltern gehabt, daher konnte er es sich nicht vorstellen. Aber er wusste noch wie Schmerzhaft es gewesen war, als er seinen Onkel 3 Jahre zuvor bei diesem Unfall verloren hatte. Das schlimme nur war, dass er sich an nichts mehr erinnern konnte, was diesen Vorfall betraf, deswegen wollte er auch nie darüber sprechen. Er konnte es nicht, denn wie sollte er jemandem etwas erzählen, dass er selbst nicht mehr wusste, weil er es einfach vergessen hatte? Aber wie kann jemand so etwas einfach vergessen? Der Arzt hatte damals gemeint, dass es wohl der Schock gewesen sein musste, aber er hatte auch gesagt, dass die Erinnerungen eines Tages zurückkommen würde und das es wahrscheinlich genau dann war, wenn er es am wenigstens erwartete. Er wolle unbedingt wissen, was damals an diesem abend geschehen war, aber je mehr er sich konzentrierte, desto unklarer wurde das verschwommene Bild in seinem Kopf. Es braucht einfach Zeit, das sagte er sich immer wieder. PLUMPS und wieder war er hingefallen, vor lauter nachdenken sogar voll aufs Gesicht. Er hatte einfach vergessen sich mit den Händen abzufangen. “Auahh..”, stöhnte er. “Na Klasse, das hab ich ja wieder toll hingekriegt.” Er wischte sich die Erde aus dem Gesicht und blickte zurück um herauszufinden warum er hingefallen war. Da sah er den Kaninchenbau in den er blindlings hineingetreten war. Die wilden Kaninchen späten aus dem Loch und eines davon kam frech auf ihn zu gehoppelt. Es machte komische Bewegungen und Victor interpretierte dies als Drohgebärden. “Ist j schon gut kleiner Mann, ich wollte euch nichts tun. Das war alles ein Versehen.”, raunte er dem Kaninchen zu und rappelte sich auf, als er sich daran erinnerte, dass er ja zu Smilla wollte. Wie es ihr wohl geht? Er schüttelte den Kopf und machte sich wieder auf den Weg, denn er war schon fast da. Nur noch ein paar Meter, dann hatte er es endlich geschafft, dann konnte er sie wiedersehen und sie trösten. Er musste ihr einfach beistehen. Aber wie konnte er das? Er wusste, dass er der Einzige war, der sie richtig kannte. Aber tat er das wirklich? Er dachte nach und es wurde für ihn immer klarer, dass er zwar ihre Eigenarten und ihren Charakter kannte, aber wie es genau in ihr aussah, dass wusste er nicht. Wie sollte er ihr helfen? Hatte er sie jemals wirklich verstanden? Viele Abende saßen sie da und chatteten stundenlang, obwohl es so einfach gewesen wäre einfach aufzustehen und persönlich zu reden. Die moderne Technik eben, heutzutage machten es sich die Menschen viel zu einfach. Er schüttelte seine Zweifel ab. Victor war fest entschlossen seiner Freundin zu helfen. Er ging weiter und sah den Kirschbaum, nicht weit entfernt vor sich. Wie schön er wieder blühte, so schön wie jedes Jahr, nein dieses Jahr noch viel schöner. Und da sah er sie, wie sie unter dem rosarot blühenden Kirschbaum schlief. Ihre Hellbraunen Haare fielen ihr seidig glänzend in ihr etwas blasses Gesicht. Wie schön sie aussah und wie lange er dieses Gesicht schon kannte. Es war ihm so vertraut. Victor wollte sie nicht wecken, also stand er weiter reglos da und beobachtete sie. Dann, ganz plötzlich öffnete Smilla ihre strahlend Azurblauen Augen und fixierte damit die seinen. Victor stand ganz verblüfft da und konnte sich nicht mehr bewegen. Mit einer leichten fließenden Bewegung stand sie elegant auf und mit federnden Schritten kam sie auf ihn zu. Er wusste nicht wie ihm geschah, als sie plötzlich direkt vor ihm stand. Sie stelle sich auf ihre Zehenspitzen, jetzt war ihr Mund direkt auf Höhe seines Ohres. “Danke.”, hauchte sie. Victor nahm sie fest in seine Arme, dann geschah es. Er bemerkte einen stechenden Schmerz an seinem Hals und spürte wie etwas warmes seinen Hals hinunterlief. Er wollte seine Hand heben um zu sehen, um was es sich handelte, doch konnte er sich nicht mehr bewegen. Aber eigentlich wusste er ganz genau, was es war. Denn er hatte gewusst, dass genau dieser Augenblick einmal kommen würde. Genau genommen wusste er sogar, dass dieser Augenblick jetzt hatte kommen müssen. Das hatten sie ihm vor 18 Jahren bereits gesagt. Und genau das, war seine Aufgabe gewesen. Lucy beizustehen, wenn sie erwachte. Doch eigentlich, hatte er sich diese Aufgabe nicht so schwer vorgestellt. Er spürte, wie seine Beine langsam nachgaben. Der Kirschbaum fing an zu verblassen, die Welt wurde still. Er hörte nur noch sein Herz und das von Lucy im Gleichklang schlagen, dann wurde die Welt um ihn schwarz. Victor viel zu Boden und rührte sich nicht mehr. Kapitel 3: Tot, oder lebendig. ------------------------------ Lucy sah, wie Victors Körper zu Boden ging. Starr stand sie da und starrte auf ihn herab. Was war da gerade geschehen? Sie wischte sich mit der Hand über den Mund und blickte dann auf diese. Blut. Sie hatte Blut auf der Hand. Sie konnte nicht verstehen, was gerade eben geschehen war. Sie überlegte, doch war ihre Erinnerung verschwommen. “Was habe ich getan? Was zum Teufel habe ich da gerade getan?”, flüsterte sie verzweifelt vor sich hin. Lucy kniete sich neben Victor auf den Boden. Mit ihrer Hand streichelte sie seine Wange. Er rührte sich nicht. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Hatte sie gerade Wahrhaftig ihren besten Freund umgebracht? Sie beugte sich zu ihm hinunter und legte ihren Kopf auf seine Brust. Kein Herzschlag. Unweigerlich fing sie an zu weinen. Wie konnte das alles nur passieren? “Du kannst mich doch jetzt nicht einfach alleine lassen.”, schluchzte sie vor sich hin. Sie zitterte am ganzen Körper, konnte sie es doch nicht wahr haben, dass sie ihn nie wieder lachen hören würde, nie wieder mit ihm ins Kino gehen konnte. Erst musste sie erfahren, dass ihre Eltern nicht ihre leiblichen waren und dann passierte noch so etwas. Nun hatte sie niemanden mehr zum reden. Niemanden mehr, dem sie ihr Herz ausschütten konnte. Niemanden, der sie Verstand und wusste, was in ihr vorging. Und sie allein war schuld daran, auch wenn sie nicht mehr wusste wie das passiert war. Erst jetzt sah sie die zwei kleinen Einstichslöcher an seinem Hals. “Vampir?”, flüsterte sie erschrocken. “Bin ich ein.. Vampir?” Sie spürte, wie Victor seinen Arm hob und damit ihren Kopf an seine Brust drückte. “Ja, genau das bist du.”, sagte er kaum hörbar. “Du..du lebst?”, stotterte sie vor sich hin und versuchte sich aufzurichten, doch mit sanftem druck auf ihren Kopf, hielt er sie davon ab. “Ich bin genau wie du Lucy.” “Genau wie ich?” “Ganz genau wie du. Ein Vampir. Nur wusste ich es von anfang an und habe gelernt damit umzugehen und damit zu leben. Sowie ich wusste, was du in Wirklichkeit bist, ich kannte deine Eltern. Sie baten mich, auf dich acht zu geben.”, sagte Victor mit leiser Stimme. “Du hast also die ganzen Jahre alles gewusst und mir nichts erzählt!?”, schrie sie ihn an, während sie sich von seinem Arm löste. “Ja, ich habe es gewusst, doch konnte und durfte ich es dir nicht sagen. Hättest du davon Wind bekommen, wäre das Schutzsiegel deiner Eltern gebrochen worden. Und SIE hätten dich gefunden. Und wenn SIE das getan hätten, dann wärst du schon längst nicht mehr bei mir, Lucy.” “Wer sind SIE bitte? Und wovon sprichst du zum Teufel? Und warum habe ich nicht bemerkt, dass du ein Vampir bist? Du hast keine spitzen Zähne!”, tobte Lucy. Victor lachte. Eine Sekunde lang sah Lucy, dass er doch spitze Zähne hatte, doch in der nächsten wahren sie wieder normal. Sie fasste sich an ihre eigenen. “Spitz.”, flüsterte sie. “Du wirst noch lernen, sie zu verbergen. Genauso wie du lernen wirst, deine roten Augen zu verbergen.”, versuchte er sie ein wenig zu beruhigen. “Rote..Augen?..” “Ja, rote Augen, wobei mir deine schönen Azurblauen besser gefallen.”, schmunzelte er. Lucy boxte ihm in die Rippen. “Das ist nicht lustig! Hör auf mit diesen Späßen!”, knurrte sie. “Das ist kein Spaß, das ist mein voller Ernst.” antwortete er und sie hörte an seinem Tonfall, dass es die Wahrheit war. Sie sah ihm in die Augen. “Was soll das heißen?”, fragte sie leise und hatte eigentlich große angst davor die Antwort zu erfahren. “Lucy ich..”, Victor versuchte sich aufzurichten, doch mit einem leisen stöhnen ließ er sich zurückfallen. “Victor, was hast du?”, fragte sie besorgt, als sie sein schmerzverzerrtes Gesicht sah. “Du hast mir wohl ein kleines bisschen zu viel Blut abgezapft. Es wird wohl noch etwas dauern, bis ich mich wieder richtig bewegen, geschweigedenn wieder aufstehen kann.”, lachte er sie an. Lucy trieb es wieder die Tränen in die Augen. “Ich hab dich fast umgebracht..”, jammerte sie. “So schnell bringt mich nichts um. Aber es wäre schön, wenn du bei mir bleiben könntest, bis es mir wieder besser geht.”, sagte er aufmunternd zu ihr. “Es tut mir so leid..”, entschuldigte sie sich bei ihm und streichelte ihm abermals sanft über die Wange. “Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Lucy. Ich wusste, dass es irgendwann so kommen würde.”, sanft zog er sie mit seinem Arm wieder auf seine Brust. Lucy ließ es mit sich geschehen, fühlte sich seine Nähe doch gut an, obwohl er sie so lange belogen hatte. Doch konnte sie ihm einfach nicht böse sein. Dazu kannte sie ihn viel zu lange. Und dafür war er ihr viel zu wichtig. Sie könnte es nicht ertragen, ihn zu verlieren. Doch fragte sie sich immer noch, warum er das mit ihren Augen gesagt hatte. Sie war also ein Vampir. Lucy hatte viele Fragen, fühlte sie sich doch genau wie vorher. Sie hatte immer gedacht, dass Vampire im Sonnenlicht sterben würden, doch weder sie, noch Victor sahen annähernd so aus, als würde ihnen das Licht etwas tun. Warum? War an all diesen alten Legenden etwa nichts wahr? Sie erinnerte sich daran, wie Victor und sie erst letztes Wochenende zusammen Knoblauchbaguette gegessen hatten. War das mit dem Knoblauch dann auch bloß Humbug? War denn wirklich an nichts etwas wahres? Sie seufzte kaum hörbar. Doch hatte Victor ihr seufzen vernommen und fragte deshalb “Hast du irgendetwas? Ist alles in Ordnung bei dir?” “Es ist alles okay, ich hab nur etwas nachgedacht..”, gab sie ihm zur Antwort. “Denkst du immer noch über das nach, was ich dir gesagt habe?”, fragte er sie. “Ja, auch..”, flüsterte sie und schloss ihre Augen, nun konnte sie sein Herz wieder hören, zwar leise und schwach, aber das beruhigte sie ein wenig. “Ich habe es wirklich so gemeint, wie ich es gesagt habe. Du warst schon immer der wichtigste Mensch in meinem Leben, Lucy. Und ich hatte mein Leben lang angst, dir etwas davon zu sagen, obwohl es doch schon von Anfang an so war. Der Gedanke, dass ich dich verlieren könnte, wenn ich etwas sagen würde, oder du die Wahrheit erfahren würdest, schnürte mein Herz zusammen und schmerzte mich jeden Tag.”, mit diesen Worten drückte Victor sie noch enger an sich. Er hatte angst, dass sie einfach aufstehen und gehen würde. Lucy dachte sie hätte sich verhört. Sie konnte nicht begreifen, was er da gerade zu ihr gesagt hatte, hatte er ihr wirklich gesagt, dass er sie schon immer geliebt hatte? Sie fing an zu zittern, ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen, die ihr über die Wangen liefen und auf sein Hemd tropften. Victor spürte, dass seine Brust feucht wurde. Er sah, dass sie wieder weinte. “Habe ich etwas falsches gesagt?”, fragte er besorgt und ließ sie los. Was sollte sie ihm darauf antworten? Konnte sie ihm überhaupt antworten? Sie wusste nicht, wie sie ihm sagen sollte, dass es ihr genau gleich ging. Auch sie, war schon lange in ihn verliebt, doch hatte sie nie den Mut aufgebracht, ihm ihre Gefühle zu gestehen. Wie er, hatte sie Angst gehabt, auf Ablehnung zu stoßen. Sie waren beste Freunde und er war ihr bester Freund. Sie wollte nie riskieren, dass diese Freundschaft in die Brüche ging. Was war, wenn sich einer von ihnen beiden irrte und die Gefühle doch nicht so stark für den anderen waren? Wenn es im Grunde nur so etwas wie Geschwisterliebe war? Sie verwarf den Gedanken wieder, wusste sie doch genau, dass er für sie doch zumindest viel mehr war, als nur ein großer Bruder. Er war alles für sie. Wie oft hatte sie sich gewünscht, morgens neben ihm aufzuwachen. Wie oft war sie traurig gewesen, wenn sie ihn ein, zwei Tage nicht gesehen hatte? Lucy musste noch mehr weinen. Sie wollte ihm sagen, was sie für ihn empfand, doch brachte sie keinen Ton heraus. Stattdessen schluchzte und zitterte sie vor sich hin - den Kopf immer noch auf seiner Brust. “Bitte, rede mit mir..”, sagte Victor schon fast flehend. Er hatte angst, sie mit einen Worten irgendwie verletzt zu haben. “Vergiss bitte einfach, was ich gerade gesagt habe..”, bat er sie leise. “Vergessen?..”, schluchzte sie. “Ich soll all das wieder vergessen? Das kann ich nicht! Wie soll ich das denn auch? Du Idiot!” Sie hämmerte mit den Fäusten in seinen Bauch. “Du Idiot! Idiot! Idiot! Ich habe dich auch die ganze Zeit geliebt und du hast es nicht einmal gemerkt.. Dabei hab ich dir so viele Zeichen gegeben.”, sie hörte auf ihn zu schlagen und hielt sich die Hände vor das Gesicht. Victor traute seinen Ohren nicht. Das Mädchen, dass ihm auf der Welt am wichtigsten war, von dem er dachte, dass sie ihn nicht einmal als normalen Jungen ansehen würde, sondern nur als Bruder, genau dieses Mädchen hatte ihn gerade geschlagen und ihm gestanden, dass sie ihn liebte. Ihn. Er setzte sich auf und nahm sie fest in seine Arme. Drückte sie an sich und fuhr ihr sanft über das seidene Haar. Nie wieder würde er sie alleine lassen. Nie wieder würde er auch nur einen Blick von ihr wenden. “Dann warst du das also, damals in der Schule, die mir die Kirschblüte mit dem Kärtchen in den Spint gelegt hatte.”, flüsterte er. Je mehr er jetzt darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, dass nur sie das gewesen sein konnte. Das er nicht schon früher darauf gekommen war. Langsam nahm Lucy ihre Hände vom Gesicht weg. “Ja, das war ich damals.” sie hob ihren kopf und sah in seine rehbraunen Augen. “Ich habe dich die ganze Zeit geliebt, Victor.”, flüsterte sie. Er konnte sich nicht halten. Hatte er doch nie im Traum daran gedacht, einmal genau diese Worte von ihr zu hören. Er spürte wie sein Herz in seiner Brust zu glühen anfing, ein warmes Gefühl durchströmte seinen Körper. Er konnte nicht glauben, was gerade geschah, konnte nicht fassen, dass seine Wünsche und Gebete gerade wirklich in Erfüllung gingen. Mit glasigen Augen sah er sie an. Wie schön sie doch war, noch nie in seinem Leben, hatte er jemand schöneres getroffen. Nie war ihm jemand wichtiger gewesen. Nie hatte er für jemanden so viel empfunden. Er nahm ihr Gesicht in seine Hände, näherte sich ihren Lippen und küsste sie. Lucy war etwas verwirrt, hatte sie doch nicht mit dieser Reaktion gerechnet. Es war angenehm, seine Lippen auf ihren zu spüren. Ihre Wangen erröteten etwas und sie schloss ihre Augen, dann erwiderte sie seinen Kuss. Sie wollte nicht, dass dieser Kuss jemals endete, hatte sie doch noch nie so etwas schönes erlebt. ______________________________ tut mir leid, dass das so lange gedauert hat, ich werd mich in zukunft beeilen weiterzuschreiben! :) Danke fürs lesen. Kapitel 4: Valya's Amarth¹ Teil 1. ---------------------------------- Omg! Hab' ich lange gebrauch. *schäm* Hier dein (sehr spätes) Weihnachtsgeschenk Tsuki XD _____________________________________________________ CHILLLING CHILLING Der Klang einen Glöckchens unterbrach den besonderen Moment. Lucy schaute sich um, woher der Klang gekommen war, doch konnte sie nichts entdecken, egal wie sehr sie sich auch anstrengte, nichts war zu sehen. Sie sah, wie Victor erstarrte und sich dann ebenfalls, fast panisch, umsah. “Sie können nicht..”, murmelte er vor sich hin. Was hatte er gemeint? Sie spürte wie sie etwas von den Beinen zog. “Was..?” Mit einem lauten platschen landete sie im See. Victor hatte noch versucht nach ihr zu greifen, doch war ihm das nicht mehr gelungen. Was zur Hölle ging hier vor? Lucy versuchte an die Oberfläche des Sees zu kommen, doch irgendetwas hielt sie unter Wasser. In dem trüben Wasser war kaum etwas zu erkennen und egal, wie sehr sie sich auch anstrengte, sie konnte nichts erkennen. Sie ruderte mit den Armen und strampelte mit ihren Beinen, doch kam sie einfach nicht mehr vom Fleck. Was zum Henker ging ihr vor? Wenn das so weiterging, würde sie einfach ertrinken. Aber warum? Sie war immer eine gute Schwimmerin gewesen, so etwas war ihr noch nie passiert. Langsam ging ihr die Luft aus, sie erinnerte sich an einige Momente in ihrem Leben, als das alles noch nicht passiert war, als sie noch ganz normal war. Damals hätte sie um diese Zeit wohl wahrscheinlich wieder ein Buch gelesen und sehnsüchtig darauf gewartet, dass Victor wieder vorbeigekommen wäre. Sie sah nach oben. Die Sonne spiegelte sich in der Oberfläche des Sees. Musste sie nun wirklich sterben? Würde sie jetzt wirklich einfach so ertrinken? Lucy hatte nicht einmal mehr angst, alles um sie herum begann zu verblassen und immer undeutlicher zu werden. Sie sah eine Hand, die nach ihr Griff. Waren das die Toten, die sie versuchten in ihre Welt zu ziehen? Victor zog sie mit einem Ruck aus dem Wasser, als er bemerkte, dass sie gerade dabei war ihr Bewusstsein zu verlieren, rüttelte er sie unsanft. “Bleib wach!” Lucy hatte keine Macht mehr darüber, abermals hörte sie das Glöckchen klingeln, sie konnte sich nicht mehr bewegen, nicht mehr sprechen, lag einfach nur da und starrte teilnahmslos Victor an. Er hatte den Ton auch vernommen. “Wir müssen hier weg, bitte Lucy, du musst aufstehen!” Er versuchte sie auf die Beine zu stellen, doch es gelang ihm nicht. War es wirklich schon zu spät? War alles umsonst gewesen? “Komm raus und zeig dich! Ich lasse nicht zu, dass du sie dir holst!” Erneut ertönte das Glöckchen und daraufhin ein leises kichern. “Du willst es also nicht zulassen? Und wie genau, willst du mich davon abhalten?”, säuselte eine geheimnisvolle Stimme immer noch lachend. “Ich lasse nicht zu, dass du sie mir wegnimmst, nicht so lange ich lebe!”, schrei Victor entschlossen während er seine flache Hand nach oben ausstreckte und ein schwarzes Schwert erscheinen ließ, um dessen Griff sich ein kristallener Drache rankte. “Mit dem Zahnstocher willst du mich aufhalten?”, das kichernd schwoll zu einem lauten lachen an. “Pack dein Agarwaen* wieder weg Junge und ich verschone dein Leben.” “Mein Leben verschonen? Es ist mir egal was mit mir passiert!” “Wie süß, so sehr liebst du dieses Mädchen? Obwohl du ganz genau weißt, dass du alleine dafür erschaffen wurdest, ihr bei ihrer Auferstehung behilflich zu sein. Du wirst sie nie haben können, denn im Grunde existierst du gar nicht, das weißt du wohl am Besten!” “Sei still Niqesse²! Verschwinde und lass uns in Ruhe!” “Tut mir leid Victor, aber du weißt, dass ich das nicht kann.” Lucy sah, wie eine blasse weiße Frau mit schneeweißen Haaren hinter Victor auftauchte, sie wollte schreien, wollte rufen, sollte ihn irgendwie warnen, doch konnte sie sich nicht bewegen. Ihr Körper gehorchte ihr nicht. Sie konnte nur zusehen, zusehen, wie diese Frau ihren Speer aus Eis erhob. Lucy wollte schreien, konnte nicht hinsehen. Niqesse stach mit ihrem Speer zu. Victor schrie auf. Der Speer hatte sein Herz durchstoßen. “Ich war dir.. Keine große Hilfe.. Es tut mir leid..Lucy”, stöhnte er und das Blut tropfte von ihm herab. Einen Moment später zerfiel er mit einem zischen zu Staub. Lucy wollte schreien, wollte toben, wollte diese elendige Frau mit ihren bloßen Händen erwürgen, hatte sie ihr doch gerade das liebste auf der Welt genommen. “Nein!”, schrie sie mit erstickter Stimme. Die Tränen rannen ihr über das Gesicht, sie schluchzte, konnte nicht mehr aufhören. Es fühlte sich an, als hätte man ihr gerade ihr eigenes Herz herausgerissen. Was hatte das alles zu bedeuten? Warum hatte diese fremde Frau Victor getötet? Was wollte sie von ihr? Warum? Warum, hatte sie Victor getötet. Gerade war er noch so nah gewesen und jetzt, war er einfach fort. Fort - und er würde nie wieder kommen. Lucy schluchzte erneut und unter einem weiteren Ton des Glöckchens brach sie zusammen. Lucy erwachte. “Was für ein Traum..” Sie sah sich um. Ein großer heller Raum, mit wenig Möbeln und einem riesengroßen Himmelbett. Das war nicht ihr Zimmer. Sie realisierte langsam, dass das alles doch kein Traum gewesen sein konnte. Die fremde Frau - der Speer - Victor. Er war weg, unweigerlich musste sie wieder anfangen zu weinen. Gerade als wir uns endlich gefunden hatten. Was soll ich nur ohne ihn tun? Wie soll ich hier je wieder rauskommen? Sie stand auf und ging zu den Fenstern, enttäuscht stellte sie fest, dass sie vergittert waren. Blitzschnell drehte sie auf dem Absatz um und rannte zu Tür. Sie rüttelte fest daran, doch auch diese ließ sich nicht öffnen. “Lasst mich hier raus!”, schrie sie so laut sie konnte und hämmerte mit den Fäusten gegen die Türe. Doch bereute sie das ganze gleich wieder, ihr wurde Schwindelig und sie sackte an der Tür lehnend erneut zusammen. Vor der Tür hörte man eine Frau murmeln “Was für ein Kind, so laut. Und sie sagen sie haben sie untersucht? Haben sie etwas festgestellt?” “Ja Madam. In der tat, dass habe ich. Das Mädchen leidet unter Anämie³ .”, antwortet eine raue und tiefe Männerstimme. “Anämie? Ein Vampir mit Anämie?”, die Frau fing lauthals an zu lachen, während sich beide vom Zimmer entfernten. ___________________________________________________________________________ ¹ Valya’s Amarth bedeutet übersetzt so viel wie gottgewolltes Schicksal. (Frei nach der elbischen Sprache von J.R.R. Tolkien. :) mit einer kleinen Abänderung meinerseits. xD) Was genau Valya’s Amarth ist, wird im zweiten Teil erklärt. ² Niqesse ebenfalls elbisch, bedeutet Eisblume. ³ Anämie = Blutarmut. * Agarwaen = blutbefleckt. Die Wörter hab’ ich aus dem “Elbischen Wörterbuch nach J.R.R. Tolkien” vom Klett Cotta Verlag. :) *brav Quellen angeb* Kapitel 5: Valya's Amarth Teil 2. --------------------------------- “Was Gedenken sie wegen Victor zu unternehmen Madam?”, fragte der ältere Mann die junge Frau, als sie den Flur entlang gingen. “Victor? Ich denke er wird keinen Ärger mehr machen, Dr. Emeram ¹.”, sie musterte den alten Mann. Er trug eine ziemlich dicke Hornbrille, seine Augen waren schon ziemlich schlecht, das wusste sie, immerhin war er jetzt schon an die 111 Jahre alt. Ein gewöhnlicher Mensch halt, der im Gunst von Fürst Durgrond* stand. Niqesse bog in den nächsten Flur des riesigen Schlosses ein und ließ Emeram zurück. Dieser war tief in Gedanken versunken. Wusste die Madam denn nicht, dass sie Victor nicht mit einem Stück Eis töten kann? Solange er Argawaen besitzt, ist er unsterblich, dafür hatten Marion und Elraon schließlich gesorgt. Es war immerhin seine Aufgabe Lucy vor IHNEN zu beschützen. Emeram schüttelte die Gedanken ab und bog in einen anderen Flur ein, der Richtung Süden verlief und in sein Arztzimmer führte. Dort angekommen schloss er die Tür gleich hinter sich. Er musste herausfinden, was mit Victor geschehen war. Lucy erwachte leicht taumelnd am Boden vor der Tür. “Nicht schon wieder”, seufte sie vor sich hin. Immer dieses ständige umfallen, hatte das nie ein Ende? Nicht einmal dann, wenn sie ein Vampir war und gerade erst Blut getrunken hatte? Keiner der Ärzte bei ihr zu Hause hatte feststellen können, warum sie überhaupt an Anämie litt. Sie hatte es immer hingenommen, dass sie nicht am Sport teilnehmen durfte und das ihr auch sonst jede anstrengende Arbeit abgenommen wurde. Ihre Adoptiveltern hatten ihr früher auch vieles verboten, wenn andere draußen spielten, musste sie drinnen blieben weil es draußen zu “gefährlich2 für sie gewesen wäre. Hätte sie damals nicht Victor gehabt, der sich um sie gekümmert hätte, dann wäre sie wohl immer alleine gewesen. Victor.. Immer wenn sie versuchte an ihn zu denken, kamen ihr wieder die Tränen. Sie versuchte den Kloß in ihrem Hals herunterzuschlucken, doch ging das nicht. Sie wollte nicht mehr weinen, wollte einfach nur noch hier herauskommen und sich an dieser Frau rächen. Sie würde ihr nie verzeihen können, was sie Victor angetan hatte, niemals. Im innersten ihrer Seele schwor sich Lucy ihn zu rächen und was sie sich einmal vornahm, dass würde sie auch irgendwann schaffen. Sie suchte das Zimmer nach Gegenständen ab, womit sie das Türschloss öffnen konnte. Doch in keiner der beiden Kommoden noch in dem einzigen Schrank, konnte sie etwas finden. Stattdessen fand sie unter dem Schrank eine kleine hölzerne Schatulle auf der ein M. Eingraviert war. Sie öffnete diese, doch musste enttäuscht feststellen, dass sie leer war. “Warum sollte jemand eine leere Schatulle unter einem Schrank verstecken?”, sie untersuchte das Ding genauer und stellte fest, das es unterhalb so etwas wie ein Geheimfach gab. Nach einigem probieren hatte sie es dann tatsächlich geschafft das kleine Fach zu öffnen. Genervt zerrte sie es auf und war abermals enttäuscht, da sie darin nichts weiter als eine lange silberne Haarnadel mit einer getrockneten Kirschblüte darin fand. “Mist..” Moment mal. Haarnadel? Hatten die Diebe in den Büchern, die sie gelesen hatte nicht auch immer Schlösser mit Haarnadeln oder Dietrichen geknackt? Sie ging langsam auf die Tür zu, einen Versuch war es schließlich Wert, auch wenn sie nicht glaubte, dass sie die Tür so aufbekommen würde. Gerade als sie die Haarnadel in das Schloss stecken wollte, hörte sie draußen Schritte und viele Stimme. Sie hielt inne und lauschte gespannt. “Wird Fürst Durgrond nicht völlig ausrasten, wenn er das erfährt?”, piepste eine helle Frauenstimme. “Nicht, wenn er es nicht erfährt. Der Rat der Schatten hat nicht vor, ihm irgendetwas zu erzählen und Ihr, solltet das auch nicht tun, wenn ihr wisst was gut für euch ist, Alysha.”, hörte sie eine weitere Frauenstimme zischen, die sie als Niqesse’s erkannte. Sie presste ihr Ohr noch näher an die Tür, doch waren die Stimmen nicht mehr zu hören. Lucy wollte gerade abermals versuchen die Haarnadel in das Schloss zu stecken, als die Tür aufgerissen wurde und sie sich heftig die Nase stieß. Sie rieb sich mit einer Hand die Nase und ließ mit der anderen die Nadel schnell in ihrer Hosentasche verschwinden. “Was hast du an der Tür zu suchen?!”, brüllte Niqesse sie an. Lucy sah verdutzt auf. Neben Niqesse schwirrte eine kleine leuchtende Fee durch die Luft. War das die zweite Stimme, die sie gehört hatte? Feen.. Vampire.. Niqesse die diese unglaubliche Kälte ausstrahlte.. Alles an einem Tag. Das war doch ein wenig viel für Lucy. Sie taumelte langsam in Richtung Bett und setzte sich darauf. “Was zum Teufel wollen sie von mir?! Und warum haben sie Victor getötet?! Er hat Ihnen doch überhaupt nichts getan! Sie haben kein Recht anderen einfach das Leben zu nehmen!” “Schweig! Du törrichtes Kind. Oder soll ich mir auch dein Leben nehmen? Oder noch besser, ich liefere dich an IHN aus!”, mit einem grausamen lachen verhallten die Worte in dem großen Zimmer. Lucy schielte zur Tür, Niqesse hatte sie aufgelassen. Blitzschnell sprang sie auf und rannte an der Frau vorbei direkt auf den Flur. Sie musste hier weg, egal wie und sie rannte wie sie noch nie in ihrem Leben gerannt war. Hinter sich hörte sie Niqesse schreien und fluchen und die wachen rufen, doch darum kümmerte sie sich nicht, sie war nur darauf fixiert einen Ausgang zu finden, hier wegzukommen, einfach nur zu rennen. Blindlings lief sie durch die langen Flure, wusste nicht wie sie hier herauskommen sollte. Alles hier war für sie, wie ein riesiges Labyrinth. Sie hörte die Stimmen von den Wachen, gefolgt von schnellen Schritten. Es kam von beiden Seiten. Sie sah sich um, sie wollte nicht wieder in dieses Zimmer zurück, wollte nicht zu der Frau zurück, die ihr das Liebste genommen hatte. Sie entdeckte eine nahe gelegene Tür. Mit einem Blick nach links und rechts schlich sie hinein und blickte daraufhin einem älteren Herrn mit einer ziemlich auffallenden Brille in die Augen. Nun saß sie in der Falle, er würde bestimmt gleich nach den Wachen rufen. Der ältere Herr schien verdutzt darüber sie hier zu sehen. Zu Lucy’s erstaunen lächelte er sie sanft an. “Schnell komm hier herüber”, er deutete auf ein Nebenzimmer. “Darin kannst du dich verstecken, hier werden sie dich nicht finden. Sobald es dunkel geworden ist, werde ich dir hier heraushelfen. Ich wusste, dass du irgendwann einmal hierher kommen würdest.”, er zog sie sanft in eine Ecke des Hinterzimmers die man kaum einsehen konnte, hier würde sie tatsächlich niemand finden. “Woher kennen sie mich?”, fragte sie den Herr etwas verwirrt. “Mein Name ist Emeram. Und ich kenne dich, weil ich deine Mutter kannte und damals dabei war, als du auf die Welt gekommen bist, aber ich erkläre dir alles später, versteck dich erst einmal, ich glaube sie werden gleich hier herein schauen.” Er ging zurück in sein Zimmer und Lucy verharrte still in der Ecke des Zimmers in der Hoffnung, dass sie hier niemand finden würde. Sie war erleichtert, dass Emeram ihr helfen wollte. Wäre sie nicht auf ihn gestoßen, hätte sie womöglich nie einen Ausgang aus dieser misslichen Lage gefunden. Sie schloss ihre Augen und spürte wie erschöpft sie eigentlich war. Kurz darauf schlief sie ein. Lucy erwachte, als jemand sanft an ihrer Schulter rüttelte. Als sie ihre Augen öffnete, bemerkte sie, dass es längst dunkel geworden war. Sie blickte in Emerams Gesicht, der mit einer Kerze in der Hand vor ihr stand. “Du hast bestimmt viele Fragen, aber erst einmal solltest du etwas essen, du hast bestimmt großen Hunger.”, er wieß in Richtung eines großen Tisches. Lucy tat wie ihr geheißen und ging zu diesem Tisch hinüber um sich auf einen Stuhl zu setzen. Als sie endlich saß, reichte Emeram ihr ein Glas mit einer roten Flüssigkeit, sie wusste sofort, dass es sich hierbei um Blut handelte. Sie verzog ein wenig das Gesicht, hatte sie sich doch etwas anderes unter “essen” vorgestellt. Doch machte es letztendlich Sinn, dass er ihr dies gab, war sie doch ein Vampir geworden und das war dann die normale Nahrung, doch musste sie beim Anblick des tiefen rots daran zurückdenken, wie sie erwacht war und Victors Blut getrunken hatte. Emeram sah sie an. “Willst du das nicht trinken? Ich weiß, dass es schwer für dich ist, aber ich habe auch ein Mittel beigemischt, dass dir helfen wird. Du wirst nicht mehr so unter deiner Anämie leiden müssen.” “Woher wissen sie, dass ich Anämie habe?” “Ich wusste es schon, als du auf die Welt kamst, aber lass es mich erklären. Deine Eltern waren die Kinder mächtiger Herrscher, die sich bekriegten. Dein Vater Elraon, war der Sohn Calad’s ² des Fürsten des Lichtes und damit auch Oberhaupt vom Rat des Lichtes. Deine Mutter hingegen war die Tochter von Fürst Durgrond, dem Fürsten der Dunkelheit und damit dem Oberhaupt des Rats der Dunkelheit. Eigentlich hätten sich ihre Kinder auch bekriegen sollen, wo das Licht, sich doch nicht mit der Dunkelheit verstand. Doch Marion, deine Mutter, verliebte sich in deinen Vater Elraon und das, obwohl sie ein Erzengel und er ein hochrangiger Vampir war. Eine ganze Weile schafften es deine Eltern ihre Beziehung geheim zu halten, doch dann entstandst du. Marion wollte dich unbedingt behalten und so kam es zu einem fürchterlichen Streit zwischen allen beteiligten. Marion und Elraon wurden aus den Reichen verbannt, niemand weiß bis heute wohin und du solltest getötet werden weil du für sie alle ein Bastard warst, ein Mischling. Marion und Elraon schafften es gerade noch dich auf einer Türschwelle abzusetzen. Sie erschufen Victor und ließen mich und ihn über dich wachen, in der Hoffnung, dass sie dich nicht finden würden und 18 Jahre ging alles gut. Doch dann erwachten deine Kräfte und es war ihnen ein leichtes, dich zu finden. Die Anämie hattest du all die Jahre, weil tief in deinem innersten ein Kampf tobt. Deine Seite des Lichtes kämpft gegen deine Seite der Dunkelheit, darum geht es dir an manchen Tagen nicht so gut. Ich habe dir ein Mittel ins Getränk getan, dass dazu beiträgt, diese Seiten ein wenig zu vermischen, dadurch dürfte deine Anämie verschwinden.” Lucy war verwirrt. So viele Informationen, alles an einem Tag, es würde dauern, das alles zu verarbeiten. “Und wo bin ich jetzt?” “Du bist in Valya’s Amarth, deinem Heimatland, hier regieren Licht und Dunkelheit im Einklang. Hier gibt es viele verschiedene Lebewesen, die dir fremd sein werden und bei manchen wirst du nicht wahr haben wollen, dass sie existieren, doch ich fürchte, dass du deine Eltern suchen musst, Kindchen. Fürst Durgrond beginnt langsam aber sicher die Macht an sich zu reißen und Fürst Calad, ist mittlerweile zu schwach um ihm Einhalt zu gebieten. Er hat es bereut, seinen Sohn verbannt zu haben, es hat ihm das Herz gebrochen und auch er, hatte damals versucht dich zu retten. Du bist seine einzige Hoffnung, seinen Sohn je wieder zu sehen.” “Und unsere einzige Hoffnung der Dunkelheit zu entgehen”, fiepste eine helle Stimme aus der Ecke. Lucy erschrak, war das nicht die kleine Fee, die bei Neqisse gewesen war? “Du brauchst keine Angst haben”, beruhigte sie Emaram. “Alysha wird dir auf deiner Reise helfen, sie kennt sich aus und kann dir mit ihren Zauberkräften behilflich sein. So sollte euch niemand entdecken.” “MOMENT MAL! Ich soll also hier in einem fremden Land einen fremden Fürst aufsuchen, der meine Eltern verbannt hat und der mich wahrscheinlich hasst, weil ich an allem Schuld bin da ich ein Mischling bin?! Sag mal hackts bei dir OPA?!”, Lucy erschrak was ihr da eben herausgerutscht war, doch war ihr gerade alles zu viel. Zurück am See, begann sich Victors Asche wieder zusammenzusetzen. Er schüttelte sich. Es hatte viel zu lange gedauert. Victor musste feststellen, dass es schon Nacht war. Er sah sich um, Lucy war nicht mehr da. Sie hatte sie also mitgenommen. All die Jahre waren also umsonst gewesen. Hoffentlich hatte der alte Emeram irgendetwas für Lucy tun können, das war nun seine einzige Hoffnung, denn alleine könnte er niemals Niqesses Festung stürmen. Er war verzweifelt und hatte fürchterliche angst, dass Lucy irgendetwas passiert sein konnte. Doch was konnte er schon groß tun? Er musste abwarten, bis Emeram ihn kontaktierte, würde er Emeram kontaktieren, würde Neqisse vielleicht mitbekommen, dass er noch am Leben war und dann hätten sie keine Chance mehr Lucy vor ihrem Schicksal zu bewahren. Fürst Durgrond hatte mittlerweile nicht mehr vor Lucy zu töten, nein, er wollte sie benutzen um die Kräfte des Lichtes und der Dunkelheit kontrollieren zu können. Wenn ihm das gelingen würde, hätte er die absolute macht und niemand wäre mehr vor ihm sicher. Er würde alles Gute vernichten und alle Welten ins Chaos stürzen. Victor ging langsam zurück zu seiner Hütte. _________________________________ ¹ Emeram latein = allumfassend, groß / hab die liebe Jenny gebeten dem Dr. Einen Namen zu geben und sie schlug mir dann den vor xD ² Calad elb. = Licht * Durgrond = Dunkel-knüppel XD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)