Mädchen, warum hast du nichts gelernt? von Die_Georgesons (... die haben behauptet, das ist ein Job mit Zukunft.) ================================================================================ Kapitel 1: Alles eine Frage des Timings. ---------------------------------------- Kapitel 1. Und so begab es sich, dass Lieschen… Entschuldigung. Bitte was? Ehrlich gesagt hätte ich ein paar Anmerkungen zu machen. Was den Erzählstil angeht. Bitte was? Nun, ich bin die Sue, nicht? Also habe ich das Recht, die Geschichte auch aus meiner Sicht heraus zu erzählen. Ich zitiere aus dem offiziellen Handbuch, Kapitel V, Seite 40 Satz 11: ‚Sollte es Ihnen möglich sein, so versuchen Sie, in Geschichten unterzukommen, die aus ihrer Perspektive erzählt werden. Immerhin sind Sie die Hauptfigur, also sollte man nur mit Ihren Gedanken zu tun haben. Was interessiert der Rest? Das will sowieso niemand lesen.’ Also, wenn ich bitten dürfte? Na spitze… komm zu den Autoren, haben sie gesagt. Schreib Fanfictions, haben sie gesagt. Da kann man kreativ sein, haben sie gesagt. Das will niemand hören. Bewundere mich. Ich bin deine Schöpfung. Na da hab ich aber was ganz Feines erschaffen… wie schön und klug und wunderbar du doch bist… Perfekt. Und jetzt ein paar hübsche Sonderzeichen, die perfekt einleiten, dass ich jetzt das Sagen habe. *** Ich kam also in Hogwarts an. Natürlich nicht, wie jeder andere auch, mit dem Zug, nein, ich bekam meine eigene, fliegende Luxuslimousine, die mich direkt im Hof der Schule absetzte, wo eifrige Hauselfen mir einen Teppich aus rotem Brokat ausrollten, damit meine Manolo Blanik Schuhe ja nicht dreckig wurden. Die Schuluniform anzuziehen, hatte ich mich geweigert. Weder stand sie mir, noch wollte ich in der Masse untergehen. Nicht, dass das mit meinem, im Moment violett schimmernden und nach Mandelblüten duftenden, Haaren, hätte passieren können, aber man sollte sich schließlich niemals auf eine Situation nicht vorbereiten. Das hinterließ ein schlechtes Bild… und ich konnte kein schlechtes Bild hinterlassen. Für solche Situationen bekamen wir, am Ende der Ausbildung, eine Zyankalikapsel ausgehändigt. Von wegen tragischer Tod zur Rettung der Erde… Beschwingt schritt ich die Stufen nach oben und stieß – denn natürlich kannte ich mich in der Schule schon perfekt aus – in einer Anleihe an einen anderen Film, den ich hier nicht weiter nennen möchte, dramatisch beide Flügeltüren auf, die in die große Halle führten. Das Geschnattere verstummte auf der Stelle und alle Blicke richteten sich auf mich. Auf mich alleine. Und in dieser Sekunde wusste ich wieder, warum ich das hier tat. Weil es sich gut anfühlte. Weil es einem sanften Prickeln gleichkam, welches den Nacken nach oben kroch und sich wohlig warm im ganzen Körper ausbreitete. Es war großartig. Es war wunderbar, es… redete jemand. Der Blick meiner rubinroten Augen bohrte sich in den Rücken des kleinen Jungen, der es wirklich wagte, sich weiterhin mit seinem Nachbarn zu unterhalten, jetzt, wo ich eigentlich in der atemlosen Stille hätte nach vorne gehen müssen und dabei weiterhin bewundernde Blicke hinter mir herziehen. Mit dem bezauberndsten Lächeln, welches ich zur Verfügung hatte, trat ich hinter ihn und tippte ihm, mit meinem perfekt manikürten Nagel des rechten Zeigefingers, auf die Schulter. Irritiert drehte er sich um und erblasste, in der Aura meiner überwältigenden Erscheinung, zu dem Nichts, welches er neben mir einfach war. „Du hast also zu reden, während ich hier ankomme, ja?“ Meine Stimme war purer Honig, jede Silbe absolute Verheißung und das Blut der anwesenden Männer begann spürbar zu kochen, obwohl ich dabei war, ein Kind in Grund und Boden zu stampfen. „Ja, ich… Miss Sue, ich… wissen Sie, ich wollte ja nur sagen… ich hab so viel von Ihnen gehört und jetzt haben wir auch unsere eigene Mary Sue hier, Miss und ich musste doch, es ist… eine Ehre, wissen Sie.“ Natürlich wusste ich das. Verdammt, hielt er mich für dumm? Hielt er mich etwa für dumm? Meine Augen wurden einen Tick schmaler. „Wenn du es noch einmal wagen solltest, zu reden, wenn ich einen Raum betrete und nicht all deine Kraft darauf verwendest, mich anzuhimmeln und mich zum Mittelpunkt deiner Gedanken zu machen, dann reiße ich dir die Zunge heraus.“ Und damit wandte ich mich ab, hinterließ eine betörende Duftwolke, zusammengestellt aus allen möglichen Parfüms, die es auf dieser Welt zu haben gab, ohne aber aufdringlich zu wirken und schwebte, unter donnerndem Applaus der Anwesenden, hin zum Lehrertisch, um mir den sprechenden Hut aufzusetzen. Dumbledore begrüßte mich mit einem Handkuss, Snape rückte mir den Stuhl zurecht und McGonagall war bereit, mir ein Kissen zu besorgen, immerhin war es schon ein wenig unbequem, nicht wahr? Und dann kam das Ding wirklich auf meinen Kopf. Und ehrlich gesagt, ich machte mir mehr Sorgen darum, dass es meine Haare irgendwie eindrücken könnte, als dass ich in ein Haus kommen konnte, welches mir nicht so ganz passen würde. Stunden hatten wir gebraucht, damit es so aussah und dann ein stinkender Hut, gab es eigentlich keine andere Möglichkeit, es auszuwählen, gab es… Etwas räusperte sich über mir. „Was denn? Ich denke.“ Frechheit. „Ich weiß, aber Miss Sue, wir brauchen doch ein Haus für sie.“ Gut, da hatte er Recht. Ich konnte hier ja nicht ewig sitzen, obwohl, ich musste ewig sitzen, soweit ich das wusste. Länger als Potter. „Wie lange saß Potter?“ „Nun, das war eine ganz andere Situation, Miss, das war ja…“ Wut kochte in mir hoch. „Potter ist also etwas Besondereres als ich, ja?“ Ein Hüsteln. „Ich weiß nicht einmal, ob das Wort existiert, Miss.“ Dieser Hut. Dieser verdammte Hut, ich würde ihn zu Stoffresten verarbeiten, wenn er nicht gleich das tat, was ich von ihm wollte. Wie konnte er sich mir widersetzen? Ich war die Sue! Die Sue! Nicht irgendeine Feld, Wald und Wiesen Pomeranze, die mal hier eben so reinschwebte und nur ein kleiner Nebencharakter war. „Es existiert, ich habe es benutzt. Ich bin besser als Potter. Ich bin wichtiger als Potter. Was ist er schon, nur ein schnöder Hauptcharakter, der dieser Buchreihe seinen Namen gegeben hat!“ Meine Stimme überschlug sich in einer hässlichen Art und Weise, die lieber ansonsten niemand zu hören bekam. „Ich habe doch nicht dem grausamen Tod meiner geliebten Eltern“ Die gerade jetzt zufrieden in Oberhausen saßen und sich die Tagesschau ansahen. „überstanden, mich alleine durchs Leben geschlagen und mir selbst alles beigebracht“ Abgesehen von meinem Nachhilfelehrer für Mathe und Englisch, weil ich es einfach nicht begriffen hatte. „bin von Durmbaxton“ Gut, in der Hektik mischte ich beide Namen ein wenig, aber kleine Fehler machten doch erst richtig sympathisch oder nicht?“ „hierher gekommen, um jetzt so behandelt zu werden.“ Na, das hatte aber gesessen. Das hatte doch jetzt aber wirklich gesessen. Zufrieden mit mir selbst und der Welt, verschränkte ich die Arme vor der Brust. Wenn er immer noch nicht nachgab, dann würde ich eben noch eine unglückliche Liebe hinterher schieben. Aber der Hut schien endlich zu begreifen, mit wem er es zu tun hatte und ich hörte seine Auswahl: „Miss Mary Sue ist so wunderschön, intelligent und perfekt, dass ich zu dem Entschluss gekommen bin, dass keines der vier Häuser ihrer genügen würde, weswegen ich sie gleich zur Schulleiterin ernenne.“ Na bitte. Noch mehr donnernder Applaus, Blumen und Unterwäsche wurden mir zugeworfen und ich stand mit einer einzigen, perfekt fließenden Bewegung auf und drehte mich einmal um mich selbst, damit sich auch jeder meine perfekte Figur – ich hatte ein Vermögen für die Schönheitsops ausgegeben – ansehen konnte. „Wissen Sie, Miss Sue…“ Ein unglaublich abstoßender Mann mit zu großer Nase und fettigen Haaren stellte sich neben mich und schenkte mir – nur mir – ein Lächeln. Oh Gott. Gehörte der etwa zu… nein. Bitte nicht. Bitte nicht. Aber Kapitel VII des Handbuches schob sich unbarmherzig in meinen Kopf: Sollten sich Ihnen männliche Hauptcharaktere nähern, so werfen Sie sich Ihnen an den Hals. Sie wurden nur dazu kreiert, um mit Ihnen eine Verbindung einzugehen, um sich für Sie zu opfern und Ihnen ewige Liebe zu schwören. Ignorieren Sie dabei auf jeden Fall jeglichen Altersunterschied oder mögliche, gegebene äußerliche Hässlichkeiten. In Ihrer Umgebung werde die von selbst verschwinden. Herrlich. Ich blinzelte leicht, strich mir durch die Haare, verzog die Mundwinkel krampfhaft zu einem Lächeln und überdachte meine Aussage also noch einmal. Damit stand jetzt also ein geheimnisvoll wirkender Fremder vor mir, dessen einzigartigen Züge und Aufmachung, die ihn deutlich von den anderen Lehrern hier unterschied, mich auf der Stelle faszinierte. Und ich konnte sehen, riechen und schmecken, dass es ihm genau so ging, als er weitersprach. „Ich denke, da der Posten des Lehrers für Verteidigung gegen dunkle Künste“ Irgendwo konnte ich einen zuckenden Arm ausmachen. „gerade eben erstaunlicherweise frei geworden ist, denke ich, dass Sie das doch ebenfalls noch übernehmen könnten. Ich denke keiner wäre – außer mir – besser dazu geeignet.“ Jetzt auch noch Arbeit. Ach, verdammt, Arbeit. „Aber natürlich wäre mir das eine Ehre. Ich werde das hervorragend machen.“ Aus dem Handgelenk schütteln würde ich es. Was war an ein bisschen Verteidigung gegen was auch immer schon schwer? Nichts. Also ließ ich mich von Dumbledore – der auf der Stelle einsah, dass er einfach zu alt für den Posten und ich sowieso viel besser dafür geeignet war – in mein neues Büro führen. Wie scheußlich. Aber wofür hatte ich meine singenden Innenarchitektenvögel? Die würden sich schon darum kümmern, dass es am Ende nach was aussah. Zudem brauchte ich einen Spucknapf für meinen Kautabak. Den ich seit knapp zwanzig Minuten schon gern ausgepackt hätte. „Kann ich ansonsten noch etwas für euch tun, Miss Sue?“ „Nein. Danke. Ich bin ein wenig erschöpft von der Reise und würde mich gern ausruhen.“ „Natürlich. Morgen werden Sie dann Ihre Aufgaben antreten?“ „Natürlich.“ Und damit ließ er mich alleine. Mit einem Aufstöhnen ließ ich mich in den Stuhl fallen, schleuderte die Schuhe von meinen Füßen, an denen sich deutliche Blasen zeigten und kratzte mich erst einmal ausgiebig am Hintern. Die Stelle störte mich schon, seitdem diese Fahrt angefangen hat. Das war ja nicht auszuhalten. Und wie das juckte und wie… „Ich hätte ja wissen müssen, dass sie dich auch schicken.“ Wie von der Tarantel gestochen fuhr ich hoch und sah mich hektisch um, bis mein Blick auf die Gestalt fiel, die dümmlich grinsend in der Ecke saß. „Anneliese Schmidt…“ Was tat diese Ziege hier? Nach mir Zweitbeste des Jahrgangs – nein, das konnte ich hier jetzt wirklich nicht zugeben – und meine ewige Erzrivalin. Warum zum Teufel war sie hier? Warum? Und wieso grinste sie so unglaublich zufrieden, als sie sich langsam erhob und auf mich zukam. Mit grünen Haaren. Wie unglaublich out war das denn? Las sie denn überhaupt keine Newsletter? Stümperin. „Nun, ich wurde auch hierher beordert… nur, dass ich es nach Slytherin geschafft habe.“ „Wie super.“ Ganz toll, erwartete sie jetzt Applaus? Sie war wie immer nur die Zweite geworden. Aber sie war hier, um mir doch noch den Rang abzulaufen. Dieses Schloss war nicht groß genug für zwei von uns. Sie musste weg. Und zwar schnell. “Ja, das finde ich auch.“ Wie hielt sie ihre Zähne nur so weiß? „Aber weißt du… ich glaube, eine von uns sollte gehen.“ „Ganz meine Meinung.“ Wir schenkten uns beide synchron ein bezauberndes Lächeln, aber ich war schneller dabei, einen Arm um sie zu legen. „Lass uns doch bei einem Tässchen Tee darüber reden, meinst du nicht? So von Sue zu Sue und dann finden wir sicher eine Lösung, denn ich denke, du würdest das hier sicher besser machen, als ich.“ Anneliese, die dumme Kuh, ging mir wirklich auf den Leim. Ließ sich nach draußen führen, hin zu einer der Treppen, wo ich ihr einfach einen harten, festen Stoß gab und zusah, wie sie nach unten fiel. Nein, man musste sich keine Sorgen um sie machen. Wir starben andauernd, wir hatten eine hervorragende Krankenversicherung, aber wer einmal hier starb, nun, der konnte eine Weile nicht mehr in den Fandome zurück. „Bye, bye Anneliese.“ Ich winkte ihr hinterher, betrachtete, wie Schüler sich zu ihr nach unten beugten, presste ein paar Tränchen heraus, um die Aufmerksamkeit auf mich zurückzulenken – immerhin hatte das ja ein Anschlag einer unbekannten Macht gewesen sein können, die es auf mich abgesehen hatte, obwohl ich gar nicht wusste, warum – und wollte mich gerade zum Gehen wenden, als mein Blick auf ihn fiel. Mürrisch, so schlecht gelaunt, wie ich es eigentlich die ganze Zeit gerne gewesen wäre, unzufrieden mit seiner Arbeit, als er den leblosen Körper wegschleppte, aber dennoch mit einem Beruf gesegnet, der Zukunft hatte. Der uns beide durchbringen würde und damit konnte ich das hier an den Nagel hängen. Mein Herz schlug bis zum Hals und ich spürte, dass ich das erste Mal meinem Ziel wirklich ganz nah war. Unglaublich nah. Da gab es nur ein Problem: der Hausmeister stand nicht auf der Liste der Charaktere, denen ich mich an den Hals zu werfen hatte. Ich aber verfiel Filch in diesen Sekunden rettungslos. Wer wäre das nicht? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)