Just waiting von Pudel ================================================================================ Kapitel 1: Just waiting ----------------------- Just waiting Mit einem wohligen Seufzer taucht er seine Hände in die Eisschüssel. Er wird einfach zu alt für den ganzen Zirkus. Es sind nicht nur die Schwielen und schmerzenden Arme, auch sein Rücken meldet sich immer öfter und früher. Ihm graut ein wenig, wenn er daran denkt, dass der nächste Off- Tag noch eine Woche hin ist. Doch aufhören? Kann er nicht. Will er nicht. Nicht, dass ihm noch allzu viel an der Band liegen würde. Sie hatten alles gemacht, was man machen konnte, sind alle zusammen reich genug um sich irgendwo in der Südsee ein Insel leisten zu können und selbst das Miteinander ist zu etwas geworden, dass ehr Gewohnheit gleicht als Freundschaft. Nein, es gibt nicht wirklich etwas, dass Bela B. bei den Ärzten hält. Aber aufhören? Das kommt nicht in Frage. Ist keine Option. Schließlich gibt es da noch etwas. Es ist nicht groß. Ehr eine Kleinigkeit. Wie eine winzige Gräte, nicht groß genug um einen zu ersticken, aber stets störend. Jedoch... es reicht um ihn zu halten. Ihn warten zu lassen. Seit fast einer halben Ewigkeit nun schon. Angefangen hatte alles im Ballhaus. Als ihm dieser blonde Hüne aufgefallen war. Braungebrannt und mit diesem festgewachsenen Atomgrinsen im Gesicht, steckte er Jan zuerst eigentlich in die Schublade „Nette Bekanntschaft“. Der Jüngere passte nicht zu seinem restlichen Freundeskreis. Zu fröhlich, zu aufgedreht, mit dieser fast schon krankhaften positiven Einstellung zum Leben. Doch sie wurden Freunde. Irgendwie. Noch heute zum Erstaunen Belas. Er holte ihn in seine Band. Soilent Grün. Obwohl Jan so schlecht mit der Gitarre war, wie Bela am Schlagzeug. Er löste sie sogar für den Blonden auf. Weil der nicht mit dem Ernst des Politpunk klar kam. Es war in Ordnung. Schließlich waren sie Freunde. Und er war lieber mit den immerzu gut gelaunten Jan zusammen, als sich jedes Wochenende in irgendeine Schlägerei verwickeln zu lassen. Sie gründeten die Ärzte, wechselten die Namen. Aus dem grinsenden Jan wurde der urlaubsliebende Farin und aus ihm selbst, dem kleinen Punk Dirk, der dunkle Graf Bela B. Es gab den ein oder anderen Auftritt, dann die erste eigene Wohnung. Mit Farin natürlich. Best Friends forever und so weiter. Mädchen kamen und gingen, manchmal winkte ihm auch die Liebe zu. Meist war es aber nur Schmerz. Als Konstante: Farins Lächeln. Jedoch schon damals kamen diese Gedanken. Nachts im Dunkeln, wenn ihre alten Betten um die Wette quietschten. War es wirklich normal? War ER wirklich normal? Jeden Tag eine Ausgeburt der Freude, immer nett und adrett, schon am Morgen ein Energiebündel, egal wie Lang es in der Nacht davor wurde. Stets den Schalk im Nacken sitzen habend, selbst wenn er am Tag zuvor einen Laufpass kassiert hatte... Noch ärgerte es Bela nicht. Es bekann ihn lediglich... zu interessieren. Auf eine für ihn völlige unbekannte, rein wissenschaftliche Ebene. Was wohl passieren musste damit die Cheshire Cat ihr Grinsen verlor? Er nannte es Experiment. Obwohl, damals noch, die Bezeichnung Spiel treffender gewesen wäre. Er veränderte sich, distanzierte sich von Farin. Ging nicht mehr auf seine Albernheiten ein, ließ sich nicht von seiner guten Laune anstecken. Irgendwann legte er sich sogar mit Sani an. Nicht weil ihm sein Verhalten wirklich so sehr störte, sondern weil er wusste, dass der Harmoniesüchtige Farin Streit in der Band nicht ertragen könnte. Er trieb es weit. Doch Farin lächelte weiter. Er drohte mit ausstieg. Farin lächelte. Er begann alles zu tun, was der Blonde verabscheute, Farin blieb an seiner Seite, mit diesem gottverdammten Lächeln auf den Lippen. Es wurmte ihn. Und ein wenig nagte es auch an seinem Selbstbewusstsein. Was machte er falsch? Wieso war er es nicht, der immer glücklich sein konnte? Der eine Bassist wurde gekickt, ein anderer herangeholt. Was mit stoischer Gleichmäßigkeit wuchs war ihr Erfolg und Farins Grinsen. Bela jedoch verstrickte sich in seinem eigenen Spiel. Trank, weil der Blonde es nicht mochte, wechselte die Mädchen wie Unterwäsche, weil Farin so etwas zuwider war, nahm Drogen. Er wartete, er hoffte ja geradezu auf den großen Knall, auf den ersten wirklichen Ausbruch des Jan Vetters, nur... er kam nie. Der Ärger wich Zorn. Dann war der werte Herr Urlaub eben der perfekte Mensch und er nur ein weiteres Exemplar der fehlerhaften Produktion. Dann ging er halt eben zu Grunde. Aber wenn schon denn schon richtig. Mit großen Getöse und allem Drum und Dran. Sie lösten die Band auf. Im Guten natürlich. Was sonst wenn ein Farin Urlaub daran beteiligt war? Er sank weiter. Vielleicht weil er nichts besseres zu tun hatte, vielleicht weil er darin schon wirklich ein Profi geworden war. Irgendwann dann traf er Rod. Und es war eine Erlösung. Er zeigte Bela, dass man nicht perfekt sein musste, um gut zu sein. Das man ruhig Fluchen konnte und trotzdem tolle Lieder schrieb, dass es normal war, auch mal die Welt zur Hölle zu wünschen. Ohne den Chilinen, wäre der Graf sehr früh und sehr einsam gestorben... Sein Zorn wich der Vergessenheit. Farin interessierte ihn einfach nicht mehr. Er gehört zu einem Abschnitt in seinem Leben, der vergangen war. Mochte Farin Urlaub länger strahlen als die Sonne, ihn würde er nicht mehr verbrennen. Bis... Ziemlich spät hatte sich seine Zwillingsschwester doch noch dazu entschieden zu studieren. Psychologie. Ausgerechnet. Für ihn war es mehr ein Witz. Doch die Bücher waren wirklich interessant. Unter ihnen war auch ein Erfahrungsbericht. Melanie M., das Leben in Überfluss oder so ähnlich. Es war wie ein Schlag. Direkt in die Magengrube. Und Bela begriff. Dieser unbändige Redefluss Farins, den er nicht mal auf Speed einholen konnte. Der Bewegungsdrang, den er verzweifelt versuchte durchs Joggen zu befriedigen. Das ständige Songtext schreiben und Lieder komponieren. Seine Reiselust. Die krampfhaft gute Laune, die jeden in seiner Umgebung anzustecken schien. Es war eine Manie. Farin Urlaub war ganz einfach manisch. Nichts mit Glückskind und vom Leben Verwöhnter. Er war, grob gesagt, nur ein durchgeknallter Irrer. Niemand den man also wirklich beneiden musste. Seitdem verschlang Bela jedes Buch, dass er zu diesem Thema finden konnte. Es passte einfach alles. Jan, der als Kind ehr zu den Unauffälligen gehörte und immer noch Konflikte scheute, schien in seinen Hochs (die Bela rückblickend auch als solche erkannte), zu allem fähig. Immer und überall da, ein Partytier auch ohne Alkohol, großartig selbst in den Dingen die er eigentlich nicht konnte... kurzum also nichts, was tatsächlich schädlich gewesen wäre. Hätte es da nicht die andere Seite gegeben. In jedem Buch, Bericht und noch so kleinen Vortrag den sich Bela zu Gemüte geführt hatte, hieß es immer, dass es nach der manischen Phase ein depressives Tief gab. Ein Zustand der quälender sein sollte, als alles andere. Etwas, womit sich Bela bestens auskannte und von dem er ernstlich gerne gewusste hätte, wie der Blonde damit umgehen würde. Wie es aussah, wenn er am Boden lag, getreten vom Schicksal, vielleicht sogar seines Seins müde. Die Frage war bloß; war Farin ein medizinisches Wunder oder würde dieses Tief, dieser Einschlag noch kommen? Belas Interesse war wieder geweckt. Das Leben indes nahm seinen Lauf. Depp Jones wurde gegründet und wieder aufgelöst. Rod entpuppte sich als wirklich guter Freund und schließlich bekam er eines schönen Tages den Brief von Farin. Er erkannte es als die Gelegenheit die es war. Doch er musste es ruhig angehen. Er gab sich geziert, ließ sich geradezu bitten, um von guten Worten und dem alt bekannten Farin Lächeln überredet zu werden. Und es wurde gut, fast schon besser. Mit Rod an ihrer Seite feierten sie Hit um Hit. Die Ärzte wurden größer als sie je waren und von Jahr und Jahr schien der Erfolg immer unglaublicher. Sie konnten sich austoben, ob als Verleger, Produzent oder Urlauber. Das Leben war schön, wenn auch nicht perfekt und Bela hatte genug zu tun, in der Zeit, in der er wartete. Nun aber, wird es langsam langweilig. Es gibt nichts mehr was ihn reizt oder 100% begeistert. Doch er wird weiter warten. Nicht nur, weil er es schon so lange tut. Sondern weil er es sehen will. Wie Farin fällt. Nicht um zu halten. Oder aufzufangen. Er will ihn fallen sehen. Um ihn am Boden zu begrüßen. --------------------------------------------------------------------------------- Das Ende ist irgendwie... na ja... hoffe es konnte trotzdem gefallen pudel Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)