Lost in your eyes von desertdevil6 ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Autoren: SusyCute x desertdevil6 E-Mail: SusyCute911@hotmail.com braddyly@freenet.de Teil: 4/? Titel: Lost in your eyes Fandom: Fantasy Kommentar: Es ist nicht einfach eine Story gemeinsam zu schreiben, vor allem nicht, wenn man zweihundert Kilometer voneinander entfernt studiert oder zur Schule geht. Und wenn dann bei einem das Internet auch noch nicht funktioniert ist das echt zu Haare raufen. (Ja, sowas gib´s in der heutigen Zeit, wo wir sogar schon Gentechnik und veränderte Schafe haben auch noch!!) Disclaimer: alles gediebt von unserer Fantasie Warnung: Shounen ai Rating: PG-16 Pairing: Ascon x Laurin Lost in your eyes IV Ascon war wie zu Eis erstarrt, als der Kleinere die Arme um seinen Nacken schlang. Vor Überraschung setzte sein Herz einen Takt aus, bevor es mit doppelter Geschwindigkeit seine Tätigkeit wieder aufnahm. Verwirrung breitete sich in ihm aus. So etwas war ihm noch nie passiert. Sein Körper reagierte bereits nach kurzer Zeit in momentan nicht gerade angebrachter Weise auf den Jungen. Angespannt sah er in die erschrockenen Augen des Kleineren, näherte sich wie magisch angezogen den feinen Zügen und spürte plötzlich ein Verlangen in sich aufsteigen, das seinesgleichen suchte. Die halb geöffneten Lippen schimmerten rosig und schienen ihn förmlich zum Küssen einzuladen. Auf den zarten Wangen lag ein sanfter Rotschimmer und bei dem unschuldigen Blick, mit dem Laurin ihn ansah, beschleunigte sich sein Atem augenblicklich. Ascon verstand es nicht, doch er war es leid darüber nachzudenken. Denken würde ihn jetzt sowieso nicht weiter bringen, sagte er sich und deshalb näherte er sich langsam den einladenden Lippen des Kleineren, der zögernd die Lider senkte. Für Ascon existierte in diesen Sekunden nur der zierliche Junge in seinen Armen. Der Anblick des anderen hielt ihn gefangen, sodass er alles um sich herum ausblendete und sich nur noch auf die Eindrücke und Empfindungen konzentrierte, die sein Körper ihm sandte. Nur noch wenige Millimeter trennten sie voneinander. Ascon konnte sogar schon den warmen Atem des Silberhaarigen auf seiner Haut spüren, der ihn förmlich elektrisierte und kleine erregende Stromstöße durch seine Adern jagte. Er war kurz davor seinen kleinen Gefangenen zu küssen, als sich plötzlich mit einem Mal sein Denken wieder einschaltete und vor den Konsequenzen warnte, die diese Berührung für sie beide haben konnte. Wie als hätte er sich verbrannt zuckte der Schwarzhaarige zurück. Zwar hielt er Laurin immer noch fest, sodass der Kleinere nicht stürzen konnte und sich womöglich noch verletzte. Doch sowie Laurin sich nach dem Schrecken erholte, den Ascon ihm eingejagt hatte, löste er sich von dem Größeren und ließ sich wieder zurück in das kühlende Wasser gleiten. Der Junge war vollkommen verwirrt und wagte nicht mehr, aufzusehen. Als er spürte wie er zu zittern begann, senkte er seine Körpertemperatur, die in den letzten Sekunden enorm gestiegen sein musste, wieder so schnell wie möglich herab und schloss die Augen halb, während er nicht wagte, sich zu rühren. Der Mann hatte ihn gerade doch tatsächlich küssen wollen! Er konnte es kaum glauben, denn mit allem hätte er gerechnet, nur damit nicht... Nicht bei Ascons so abweisender und kaum nähesuchender Art und Weise. Eigentlich bedauerte er es, dass der Mann sich nicht hatte dazu durchringen können, doch andererseits war er auch froh darüber. Die ganze Zeit schwieg er und wagte nicht aufzusehen und dem Blick des Dunkelhaarigen zu begegnen. Sein Herz und seine Atmung beruhigten sich zum Glück relativ schnell und schon bald sah er wieder so aus wie zuvor, als Ascon das Badezimmer betreten hatte. Nur dass statt der vorher friedlichen Stimmung nun eher eine angespannte Stille herrschte, die offenbar keiner der beiden wagte zu unterbrechen. Krampfhaft ballte Ascon die Hände zu Fäusten, sodass die Knöchel weiß hervortraten und seine innere Unruhe wieder spiegelten. Er musste sich unbedingt besser unter Kontrolle halten, sonst konnte so einiges schief gehen. Das eben war der beste Beweis dafür, dass er sich zu sehr von dem silberhaarigen, zarten Jungen hinreißen ließ. Und das konnte ihm zum Verhängnis werden. Abwechselnd spannte und entspannte er seine Fäuste, während es in seinen Gedanken fieberhaft arbeitete. Besser wäre es, wenn er so wenig Kontakt wie möglich zu dem Kleineren hatte, doch dann brach er sein Versprechen, was er auch nicht wollte. Andererseits gewährleistete er auf diese Weise wenigstens dessen Wohlergehen, weil er nicht wusste, wie er das nächste Mal in einer derartigen Situation regieren würde. Und auch wenn er es vor dem Jüngeren jetzt noch nicht offen zugeben würde, lag er ihm bereits nach den zwei Tagen, die sie mehr oder weniger miteinander verbracht hatten sehr am Herzen. Nachdrücklich presste er die Lippen aufeinander und fasste den Entschluss nur noch das Nötigste mit dem Silberhaarigen zusammen zu unternehmen. Sicherlich verletzte es den Jungen, aber er konnte ihn nicht so einem hohen Risiko aussetzten. Ascon war auch klar, dass er sein Versprechen in gewisser Weise nicht einhielt, aber die Enttäuschung des Kleineren war ein vergleichsweise geringer Preis im Gegensatz zu seinem Leben. Das sah der Junge bestimmt ein. Einigermaßen zufrieden mit dem Ergebnis, das er mit sich ausgehandelt hatte, wandte er sich wieder dem anderen zu, welcher erneut in das eisige Wasser gesunken war. Bedenklich schüttelte Ascon den Kopf, doch er sagte nichts. Wieso auch? Der Junge machte sowieso was er wollte und wenn es ihm half... »Übertreib es nicht«, meinte er schließlich kurz angebunden und drehte sich um, weil ihm bei Laurins Anblick bereits wieder seine Fassung und Gelassenheit zu entgleiten drohte. Dann war er auch schon aus dem Zimmer verschwunden und begab sich in sein eigenes. Laurin, dem die Stille langsam aber sicher auf die Nerven gegangen war, weil er es einfach nicht aushielt wenn so eine Spannung im Raum herrschte, hatte ab und an scheu zur Seite geschielt und den Größeren unauffällig beobachtet. Die Anspannung in dessen Händen war ihm nicht entgangen, und er kaute unsicher auf seiner Unterlippe herum. Dabei wagte er nicht, irgendetwas zu sagen oder sich zu rühren, blickte nur stumm auf das klare Wasser in dem sich das Licht spiegelte und betrachtete es gedankenverloren. Dabei war er irgendwann so tief in Gedanken versunken, dass er zusammenzuckte und sein Herz zwei Takte lang aussetzte, als Ascon den Kopf schüttelte, plötzlich drei Worte sprach und dann wie ins Nichts verschwunden war, so schnell hatte Laurin gar nicht gucken können wie der andere weg gewesen war. Verwirrt sah er ihm hinterher und zweifelte schon an sich selbst, wäre da nicht dieser Geruch gewesen, der den Schwarzhaarigen andauernd umgab und den der Hellhaarige unheimlich gern mochte und den bildete er sich garantiert nicht ein. Unsicher blieb er noch eine ganze Weile in dem eiskalten Wasser, bis seine Schenkel endlich nicht mehr schmerzten und die Rötung etwas nachgelassen hatte. Der Kleine rieb über die geschundene Haut, um die abgehenden Teilchen zu beseitigen, dann stand er vorsichtig auf und griff nach einem großen Tuch, das er tatsächlich doch von der Funktion her kannte. Er trocknete sich ab, hängte das feuchte Handtuch dann auf und tapste zurück in das Zimmer, nachdem er das Wasser wieder abgelassen hatte. Nun fühlte er sich vollkommen wohl und erfrischt, außer dass sich sein Rücken noch immer zu Wort meldete, doch das war erstmal egal. Der Dunkelhaarige war nicht mehr hier, also konnte er auch nackt rumlaufen, wie er es nach einem Bad eigentlich gewohnt war. Seine Körpertemperatur behielt er dennoch so gesenkt bei, erstens, weil es ihm gut tat und zweitens, weil er so seine Energiereserven etwas schonte und somit konnte er schneller wieder zu Kräften kommen ohne sich lange regungslos auszuruhen und regenerieren zu müssen, das war praktisch. Den bunten Kleidungsstapel erblickend hielt er darauf zu und durchsah ihn erneut, bis er etwas hellblaues fand, das seine Augen sowie seine Figur unbewusst betonte und ihm auch vom Schnitt und Material her gefiel. Es war zwar nicht so fein wie der Stoff, den sie in seiner Heimat herstellten, aber immerhin besser als weiterhin dieses kratzige, viel zu große Zeug zu tragen, das ihm weh tat. Er griff sich das, was offensichtlich das Unterteil war und zog es an. Es saß perfekt und kratzte auch nirgendwo, wobei es ziemlich weit war und unten wieder zusammen lief. Da er mit der Unterwäsche nichts anfangen konnte, die für ihn einfach viel zu kurze und kleine Kleidungsstücke darstellte, die er nicht kannte, schob er sie einfach beiseite, um das passende Oberteil zu suchen. Dieses reichte ihm bis zur Hüfte, musste aber wohl so sein, denn es saß ebenfalls wie angegossen, als er sich endlich darin zurecht gefunden hatte. Er schlüpfte in die langen, an den Ellenbogen weit auslaufenden und am Ende spitz zulaufenden Ärmeln und schnürte es vorne so gut es ging zu. Zufrieden mit sich und der Welt tapste er auf nackten Füßen zurück ins Bad und betrachtete sich im Spiegel. Ach ja, diese Frisur musste er ja auch noch so schnell wie möglich unschädlich machen. Nun, da er sich hier ein bisschen besser auskannte und auch neugieriger wurde, öffnete er ein Ding was vorne einen Knopf hatte und fand darin doch tatsächlich so etwas wie eine Haarbürste. Sofort löste er die Frisur und verbrachte einige Stunden damit, vor dem Spiegel zu sitzen und sich die langen, silbernen Haare so lange zu kämmen, bis sie wieder glänzten und im Dunkeln wie ein Wegweiser leuchteten. Dann begann er, die kunstvolle Frisur zu flechten und zu stecken, für die er ebenfalls einige Stunden benötigte, aber er hatte ja Zeit... Ascon hatte nicht so ausgesehen als würde er bald wieder auftauchen, und Laurin fand es etwas traurig, doch er würde daran wohl nichts ändern können. Andererseits war er auch froh darüber, so hatte er wenigstens Zeit für seine Haare, die schon genug gelitten hatten in der letzten Zeit. Nachdem der Kleine im Bad fertig war überlegte er, wo er es sich gemütlich machen konnte. Das "Bett" war doof, doch er sollte das weiche Ding ja drauf lassen... auf dem Boden sollte er auch nicht liegen... wo bitte sollte er dann schlafen oder sich ausruhen? Moment mal, was hieß hier überhaupt sollte? Der Mann hatte ihm ja eigentlich gar nicht zu befehlen, wie er zu schlafen hatte, kannte er die Sitten und Gebräuche von ihm doch überhaupt nicht! Mit diesem Gedanken im Kopf griff sich der Junge erneut die Decke und schleifte sie über den Boden bis zu seiner Lieblingsecke, in der er schon einmal schön geschlafen hatte. Dort kuschelte er sich zusammen, seufzte wohlig und fühlte sich fast rundherum wohl. Er war frisch gebadet, seine Schenkel taten nicht mehr weh und seine Haare waren wieder in Ordnung. Fehlte nur noch jemand, der lieb zu ihm war und ihm Gesellschaft leistete... Mehrere Tage vergingen, in denen Ascon sich konsequent von dem anderen Zimmer fern hielt. Zwar war es für ihn seltsam gewesen immer wissentlich an Laurins Unterkunft vorbei zu gehen, da seine eigene sich ja genau daneben befand, aber letzten Endes hatte er sich nicht durchringen können den anderen Raum zu betreten. Stattdessen hatte er einen anderen Telemnar geschickt, der sich um die Bedürfnisse des Jungen kümmern sollte. So richtig gefiel ihm diese Lösung nicht, aber damit wollte er sich jetzt nicht schon wieder auseinander setzen. Etliche Male hatte er sich nun schon Gedanken darüber gemacht, hatte hin und her überlegt, wie er sein Versprechen einhalten und gleichzeitig für den anderen da sein konnte. Doch nie war er auf einen grünen Zweig gekommen, weshalb er es schließlich aufgab. Mit verbissenem Gesichtsausdruck saß Ascon nun auf der Brücke an einem Steuerpult und betrachtete die vorbei ziehenden Sterne durch die vordere Fensterfront. Obwohl er es nicht wollte, grübelte er erneut über das Thema Laurin nach, welches er sich bereits schon mehrere Male selbst verboten und es als Tabuzone deklariert hatte. Aber es half nichts! Der Junge geisterte unentwegt durch seinen Kopf und erkämpfte sich immer mehr Platz darin. Frustriert schnaubte Ascon, sodass ihm seine Leute nur verwunderte Blicke zuwarfen. Böse funkelte er zurück. »Konzentriert euch gefälligst!«, schnauzte er ungehalten und sofort wandte sich jeder wieder seiner Arbeit zu. Innerlich ärgerte er sich jedoch darüber, seine Gereiztheit an der Crew aus zu lassen. Normalerweise tat er so etwas nicht, weil er es als nicht besonders gut für das Arbeitsklima ansah und sich auch auf andere Weise Respekt verschaffen konnte, als durch das Anblaffen seiner Mannschaft. Heute war ihm jedoch danach. Daran konnte er ebenfalls nichts ändern und die anderen würden sich damit abfinden müssen! So einfach war das, dachte er eigensinnig und eine Spur arrogant. Schließlich war er der Käptain auf dem Schiff. Demzufolge konnte er es sich leisten einmal schlecht gelaunt zu sein. Der Bericht des jungen auszubildenden Mechanikers, den er vor drei Tagen zusammen gestaucht hatte, lag in seinem Zimmer. Eigentlich hatte er den noch durchsehen wollen. Leicht genervt seufzte Ascon auf. Ja, das musste er unbedingt noch machen. Seine Leute erledigten ihre Arbeit auch zufriedenstellend... Jedenfalls meistens und er musste mit gutem Beispiel voran gehen. Deswegen erhob er sich von seinem Platz. »Anarel?« Suchend sah er sich nach dem Braunhaarigen um, der an einem anderen Nebensteuerpult stand und winkte ihn zu sich, als dieser fragend in seine Richtung schaute. Aufmerksam stellte er sich neben Ascon und wartete. »Übernimm du bitte wieder die Hauptsteuerung. Ich muss noch einige Berichte und Unterlagen auswerten. Bis morgen früh habe ich die genau Flugroute festgelegt. Solange bleiben wir auf diesem Kurs.« »Ja, Käptain, wie ihr befielt.« Geflissentlich nickte der Jüngere und bekam dafür sogar ein unmerkliches Lächeln von Ascon geschenkt. »Gut. Sollte nichts mehr sein, kannst du auch auf Autopilot stellen. Aber vergiss nicht dann das Level-2-Schutzschild zu aktivieren.« Erneut nickte der Braunhaarige. Natürlich hätte er all diese Sachen auch ohne die Anweisung seines Vorgesetzten erledigt. Doch er sagte nichts dazu und nahm es einfach so hin. Zufrieden, keine Widerworte von dem anderen zu hören, verließ der Schwarzhaarige schlussendlich die Brücke. Flüchtig schaute er auf das breite Gerät, welches sich an seinem rechten Unterarm befand und das unter anderem auch die Zeit anzeigte. Kurz vor Mitternacht, stellte er überrascht fest, denn sonst besaß er ein ausgezeichnetes Zeitgefühl. Aber an seinem ganzen psychischen Durcheinander war nur eine Person schuld... Wo er wieder beim Thema war. Die freundliche Computerstimme hieß ihn auf seinem Deck willkommen und Ascon überlegte, ob er nicht vielleicht doch einmal bei Laurin vorbei schauen sollte. Bestimmt schlief der Kleinere schon, sodass er es nicht bemerken würde, wenn jemand in den Raum trat. Somit bestand ja dann auch keine Gefahr für ihn, was Ascon seine Entscheidung erleichterte. Laurin hatte die ganze Zeit lang mehr oder weniger vor sich hin vegetiert. Jetzt, wo Ascon nicht mehr kam, zog er sich erneut wieder in sich zurück und vermisste seine Heimat schrecklich. Den fremden Mann, der einen Tag plötzlich in seiner Tür gestanden hatte, hatte er eiskalt abserviert und komplett ignoriert. Obwohl er ein wenig Angst vor ihm hatte weil er fremde Leute um sich herum hasste, hatte er ihm nur einen Blick zugeworfen und nie wieder beachtet, egal, was er auch gesagt hatte. Zufrieden hatte der Junge festgestellt, dass ihn der Mann nach dem zweiten Tag endlich in Ruhe ließ. Aber dennoch war ihm schrecklich langweilig. Er hatte nichts zu tun, absolut gar nicht, und nachdem er drei Tage lang ununterbrochen seine Haare gepflegt hatte, hatte er es irgendwann aufgeben müssen weil es nichts mehr zu pflegen gab. Und somit war die schöne Zeitbeschäftigung weg und dem Kleinen wieder schrecklich langweilig. Er hatte es aufgegeben zu hoffen, dass Ascon noch kommen würde, also hatte er kurzentschlossen die Ecke zu seinem neuen Schlafplatz degradiert und sich keinen Deut darum geschert, sich nicht auszuziehen wenn er schlief, was er ja normalerweise sonst auch nie tat. Ascon schien ja nicht mehr da zu sein um ihm seine Verhaltensweisen zu verbieten, also was sollte es? Wenn er hier schon gefangen und eingesperrt sein musste, dann konnte er ja auch wenigstens seinen Instinkten nachgehen. Also lag er auch jetzt wie die letzten Tage nackt auf der Decke und hatte sich zusammen gerollt. Das war das einzige, was er derzeit noch tat um sich wohl zu fühlen, alles andere half nicht. Doch Schlafen konnte er deshalb schon lange nicht mehr und weil sein Zeitgefühl hier ja schon von Anfang an weg war, scherte er sich auch nicht darum ob es noch früh oder schon abends war. Das ging ihn ja auch nichts an und interessierte ihn auch nicht wirklich. Er hatte sich letzten Endes mit der Situation abgefunden, was aber nicht hieß, dass er nichts dafür tun würde um wieder zurück in seine Heimat zu kommen. Also war er auch jetzt zusammen gerollt auf der Decke. Das Licht hatte er die ganzen Tage ausgelassen, um seine Augen zu schonen und gleichzeitig zu verbessern, da er auch im Dunkeln sehr gut sehen konnte. Dennoch schimmerten seine Haare fast so hell wie der Mond. Ganz still lag er da und achtete nicht auf die Zeit, die verstrich, sonst war ihm nur wieder langweilig. Irgendwann begann er leise und für sich selbst mit seiner glockenhellen, klaren Stimme, eine wunderschöne Melodie zu summen, die ihm neue Kraft gab und ihn gleichzeitig beruhigte. Gegessen hatte er nur ab und an mal, er mochte diese Kapseln nicht und konnte durchaus einige Wochen lang ohne Nahrung auskommen wenn er dabei genug trank, und das tat er. Auf´s Klo gehen musste er nicht, sein Körper verwertete wirklich alles an Nahrung wieder, es sei denn, er aß wirklich etwas fremdartiges, aber ansonsten gehörte er zu der reinlichsten Rasse, die es wohl gab. Jedenfalls hatte er nicht viel gemacht und sich auch nicht sonderlich viel bewegt. Er war nur todgelangweilt und hatte sich vorgenommen, sich bei Ascon zu beschweren, der ihm nicht einmal Bücher oder so etwas gegeben hatte! Andererseits erinnerte er sich aber noch zu gut an die miese Stimmung des anderen, und der wollte er lieber nicht noch mal ausgesetzt werden, da er ein sehr harmonielebendes Wesen war. Laurin hob den Kopf und hörte augenblicklich auf zu summen, als er draußen Schritte hörte, die offenbar vor seiner Tür stoppten. Kam dieser fremde Kerl schon wieder?! Na der konnte was erleben! Wenn er ihm noch mal auf die Nerven ging, würde er ihm einen eiskalten Finger auf die Stirn legen und ihn bewusstlos machen, um ihn dann endlich loszuwerden! Zögernd stand Ascon vor dem Zimmer und rang immer noch mit sich. Sollte er nun eintreten, oder sollte er nicht? Ärgerlich über seine Unentschlossenheit, knirschte er wieder mit den Zähnen. Vor einer Minute war er sich doch sicher gewesen, nur einmal kurz rein zu schauen und jetzt? Ungehalten wischte er alle Bedenken bei Seite und öffnete endlich die Tür. Langsam trat er in den dunklen Raum, griff schon automatisch zu dem Lichtschalter, ehe er sich um entschied. Nachher wurde Laurin noch wach, nur weil er das Licht angeschaltet hatte. Ihm machte es nichts aus, denn er konnte auch hervorragend in absoluter Finsternis sehen. Als die Tür lautlos hinter ihm zugeglitten war, durchmaß Ascon den Raum mit Blicken, wobei er feststellte, dass der Kleinere wieder nicht in seinem Bett schlief, sondern wie zu Anfang auf dem Boden, was wieder Ärger in ihm aufsteigen ließ! Hatte er sich nicht deutlich genug ausgedrückt, oder musste er seinen Befehlen seit Neuem mehr Nachdruck verleihen? Selbst wenn Laurin das Bett unbequem fand, so hätte er sich wenigstens an ihn wenden können und dann wäre schon eine Lösung gefunden worden. Aber dieses freche Trotzen ging ihm eindeutig gegen den Strich. Der Bengel tanzte ihm auf der Nase herum und das war etwas, was er sich nicht gefallen ließ. Abermals knirschte er mit den Zähnen, während er bedächtig auf den Jungen zuging, der sich mit einer Decke und dem Kissen gemütlich in der Ecke zusammen gerollt hatte. Die feinen Haare erleuchteten den dunklen Raum mit ihrem ätherischen Strahlen und verliehen der sowieso schon blassen Haut des Jungen einen vornehmen Glanz. Seufzend strich sich Ascon durch die Haare und wandte seinen Blick ab. Okay... vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen nach Laurin zu schauen. Es war ein Fehler, gestand der Schwarzhaarige sich ein, weil sich bei dem Anblick des Jungen sein Missfallen und sein Verdruss sofort verflüchtigt hatten. Ein bisschen war es auch seine Schuld, denn der Silberhaarige hatte ja gesagt, dass er auf dem Bett nicht schlafen konnte und er hatte sich lediglich nicht darum gekümmert. Trotzdem würde er Laurin eine Strafe zukommen lassen, denn seine Autorität stellte niemand in Frage. Nach einer Weile, die er den anscheinend schlafenden Jungen betrachtet hatte, drehte er sich wieder auf dem Absatz um, weil er den Kleineren nicht doch noch aus seinen Träumen reißen wollte. Laurin hatte sich schlafend gestellt weil er davon ausgegangen war, dass der Fremde wieder in sein Zimmer kam. Aus einem Auge hatte er die Gestalt beobachtet die das Zimmer lautlos betreten hatte und sich gewundert, als er Ascon erkannte. Bequemte er sich also doch noch mal zu ihm? Das wunderte ihn, aber gleichzeitig freute er sich auch, zeigte es doch, dass er dem Mann wohl doch nicht ganz egal war. Dennoch... er hätte sich wenigstens schon mal etwas früher blicken lassen können, dann wäre ihm wahrscheinlich viel Langeweile erspart geblieben... Naja, aber er war froh, dass der Dunkelhaarige überhaupt gekommen war und er hatte gerade beschlossen, sein sich schlafen stellen aufzugeben als der Mann sich plötzlich umwandte und gehen wollte. Der Hellhaarige richtete sich auf, öffnete die Augen und lehnte sich gegen die Wand. Dann streckte er sich ausgiebig und musterte den anderen, während er überlegte, was er sagen sollte, immerhin wollte er Ascon nicht schon wieder verärgern, wo dieser nun schon endlich mal da war. Er wollte es nicht zugeben, aber irgendwie hatte er den anderen sehr vermisst, der Ausflug durch dieses "Schiff" war zwar anstrengend, aber auch interessant gewesen und Laurin hatte sehr bedauert, dass sie das nicht öfter gemacht hatten. Noch immer wusste er nicht, was den Mann vor einer Zeit, die ihm wie eine Woche vorkam im Bad geritten hatte und was so schlimm an der Situation gewesen war, dass er gleich aus dem Bad hatte stürmen müssen... »Wieso seid Ihr hier?«, fragte der Kleine mit leiser Stimme schließlich gerade heraus höflich und taxierte den Mann mit seinen Blicken aus mitternachtsblauen, großen Augen. Diese Frage hatte er sich eben die ganze Zeit gestellt und er wollte eine Antwort darauf wissen, immerhin hatte Ascon es nicht für nötig gehalten, in die gesamten vergangenen und stinklangweiligen Tage zu besuchen, dabei musste man sich doch um seine Gefangenen kümmern... Und wieso war er inzwischen wieder so abweisend zu ihm? Er hatte ihm doch überhaupt nichts getan, und dabei hatte der Junge noch gedacht, es würde endlich bergauf gehen... Gerade war er an der Tür angelangt, als er die leise, melodische Stimme in seinem Rücken wahrnahm und einen Augenblick unmerklich erstarrte, bevor er sich wieder entspannte. Zögernd wandte er sich erneut Laurin zu, nur das dieser diesmal aufrecht saß und ihn aus großen, blauen Augen fragend anblickte. Daraufhin verschränkte Ascon die Arme vor der Brust und starrte mit verkniffenen Mundwinkeln zurück, was deutlich sein Missfallen über das Verhalten des Jungen ausdrückte. Ihm lag schon eine böse Antwort auf der Zunge, die er dem Kleineren auf seine Frage geben wollte, doch er hielt sich zurück. Wenn er wütend, oder gereizt war, sagte er nämlich meistens Dinge, die er gar nicht so meinte und später bereute. Deswegen bemühte er sich bei ernsthaften und manchmal auch etwas hitzigen Diskussionen stets um einen kühlen Kopf und um Objektivität... Davon konnte er bei Laurin jedoch nur träumen. »Ich bin hier, weil ich nur sehen wollte, ob alles in Ordnung ist und gehe auch gleich wieder«, erklärte er in unterkühltem Tonfall, behielt den Blickkontakt aber bei. Huh, da hatte aber jemand erneut aus irgendeinem Grund schlechte Laune... Laurin, der versuchte, das nicht auf sich zu beziehen kuschelte sich in die Decke ein auf der er normalerweise nur lag, weil er mitbekommen hatte, dass er noch nackt war und es war wohl besser, wenn Ascon das nicht mitbekam. Es wunderte ihn ja schon, dass er nichts dazu sagte, dass er wieder in der Ecke auf dem Boden schlief... Er strich sich einige helle Haarsträhnen aus dem Gesicht und wusste nicht recht, was er sagen sollte. Er hätte sich ja denken können, dass Ascon wieder so drauf sein würde, wäre ja auch zu schön um wahr zu sein wenn das mal anders gewesen wäre... Aus diesem Grund war er unsicher, wie er nun antworten sollte, denn wenn Ascon nun schon einmal da war, wollte er sich auch mit ihm unterhalten. Dass dieser eigentlich gehen wollte ignorierte er gekonnt. Der Kleine überlegte eine ganze Weile und blieb dabei still sitzen, bis er schließlich den Blick senkte und auf den Boden starrte während er leise und schluckend fragte: »Habt... habt Ihr das die vergangenen Tage... auch gemacht?« Wenn ja, dann konnte er dem Dunkelhaarigen ja noch einmal verzeihen, obwohl ihm der Gedanke, dass der Mann ihn beim Schlafen beobachtete nicht sehr geheuer war. Scheu blickte er wieder auf, um zu sehen, wie der Mann reagierte und was er wohl antworten würde, denn da war er sehr gespannt drauf. Er war auch kein bisschen müde, hatte er ja genug Zeit zum Schlafen gehabt. Eigentlich hatte er auch viele Dinge, die er dem anderen sagen wollte, doch das ließ er lieber bleiben, nachher bekam er wirklich noch das Gewitter ab, das Risiko wollte er lieber nicht eingehen... Eigentlich hatte er gehen wollen. Doch anscheinend hatte der Junge Redebedarf, oder war mitteilungsbedürftig und er war zum geduldigen Zuhörer auserkoren worden, wie es schien. Er konnte gerade noch so ein abfälliges Schnauben unterdrücken. Ihm war nämlich nicht nach Reden zu Mute, schon gar nicht, wenn es um irgendwelche Unzulänglichkeiten seitens des Kleineren ging. Möglicherweise war er mit seinem zugeteilten Betreuer nicht zufrieden? Aber dafür konnte er nichts. Einen anderen Mann konnte er nicht entbehren. »Nein, ich habe nichts dergleichen getan. Wozu auch? Schließlich habe ich dafür extra einen meiner Männer eingeteilt. Ich hatte viel zu tun und keine Zeit«, fügte er den letzten Satz nach einer kaum merklichen Pause an und bemerkte, dass er sich dadurch rechtfertigte, was ihm überhaupt nicht passte. Vor seinen Gefangenen musste man sich nicht rechtfertigen. Die hatten zu akzeptieren, mehr nicht! Dennoch verspürte er wieder dieses Ziehen in der Brust, als der Junge traurig den Kopf senkte und etwas in sich zusammensank. Irgendwie hatte er auch den Eindruck, dass sogar das Leuchten der feinen, silbernen Haare etwas nachließ. Dennoch hatte der Kleine ebenfalls geschnaubt, als er das Wort "Betreuer" hörte. Na toll, war er also ein Kind um das man sich nicht persönlich kümmerte, sondern wo zweitklassiges Personal reichte?! Der Kleine unterdrückte den Impuls, sauer zu werden denn das wäre gar nicht gut. Das war er nie gewesen und wollte er auch nicht, wer wusste schon, was dann passierte? Also senkte er betreten den Kopf und schwieg nur. Was sollte er auch groß sagen, offenbar wollte Ascon nicht reden und zwingen konnte er ihn dazu nicht, dass wusste er. Dennoch war er es leid, andauernd behandelt zu werden als wäre er eine niedere Person, auf die man wohl oder übel aufpassen musste. Er schniefte leise, als sich ungewollt dicke Tränen in seinen Augen sammelten und ihm die zarten Wangen hinab perlten, um dann auf der Decke zu zerspringen. »Dann geht schon«, sagte er kaum hörbar. »Ihr müsst Euch nicht mit mir abgeben wenn ihr es nur als Last empfindet... Ich bin ja auch nur ein Gefangener, der nichts dafür kann...« Die letzten Worte waren kaum mehr als der Hauch eines Flüsterns in dem Raum gewesen, dann drehte sich Laurin weg, rollte sich unter der Decke zusammen und schluchzte leise. Die Erkenntnis, dass der Schwarzhaarige ihn wohl nicht mehr leiden konnte, hatte ihm einen Stich ins Herz versetzt. Dabei war er sich keiner Schuld bewusst. Was konnte er denn dafür, wenn sich der andere so einen Gefangenen holte, der nunmal Zeit und Geduld erforderte ebenso wie Liebe und Zuneigung... Aber das waren wohl Fremdwörter für Ascon, die er höchstens mal in einem Buch gelesen aber gleich wieder vergessen hatte. Wieder einmal knirschte Ascon mit den Zähnen. Diesmal jedoch aus Unmut über Laurins Reaktion. Meine Güte... Was musste der Junge sich auch gleich immer so emotional verhalten. Das gab es ja in keinem Film. Aufseufzend fuhr Ascon sich abermals durch die Haare und überlegte, ob er nachgeben und zu Laurin gehen sollte, auch wenn es für ihn eine große Herausforderung darstellte. Zu Anfang hatte er sich noch keine so großen Sorgen darum gemacht, aber die Zeitperiode, wo er wirklich aufpassen musste, wem er zu nahe kam und wem nicht, kam langsam näher. Er wollte den Jungen nicht gefährden, aber so verletzt und traurig konnte er ihn auch nicht zurück lassen. Mit einem tiefen Atemzug rang er sich dazu durch auf den kleinen zusammengerollten Körper zuzugehen und hockte sich neben das kümmerliche Häufchen. Vorsichtig streckte Ascon eine Hand aus, sodass er dessen Körperwärme spürte, berührte den Jungen jedoch noch nicht. Vorerst musste er testen, ob er bereits auf den Kleineren reagierte. Aber dem war nicht so, stellte er nach einem Moment fest, weswegen er sanft mit seinen Fingern über die weiche Haut von Laurins Nacken strich, die unter der Decke hervorlugte. Laurin zuckte zusammen als er auf einmal eine Berührung an der empfindlichen Stelle seines Nackens spürte. Er hatte die Schritte zwar gehört aber nicht damit gerechnet, dass Ascon tatsächlich kommen würde geschweige denn, dass er ihn berührte. Dennoch war es gemein, wieso musste es dem Kleinen immer erst so mies gehen, bis sich der andere mal dazu herab ließ, ein wenig netter zu dem empfindsamen Jungen zu sein?! Er regte sich zunächst nicht weil er nicht wusste, wie er reagieren sollte. Der Mann hatte nichts gesagt und somit wusste Laurin nicht, in welcher Stimmung dieser nun war und das machte ihn unsicher... Um sich wieder zu beruhigen setzte er seine Körpertemperatur herab, so dass sich seine Haut zwar samtweich, aber eiskalt anfühlen würde und rollte sich dann ein Stückchen aus als er bemerkte, wie Ascon seine Hand zurückgezogen hatte, als wäre er über den Temperaturwechsel überrascht gewesen... Er drehte sich ein bisschen und schluchzte nicht mehr, schniefte nur noch leise und wischte sich mit einer Hand die Tränen von den nassen Wangen, die dort einen Silberstreifen hinterlassen hatten. Jedoch blickte er den Dunkelhaarigen nicht an, schob die Decke nur ein Stück herunter weil sie unangenehm warm war in diesem Moment. Auch er sagte nichts mehr, rührte sich auch kaum noch und wartete einfach ab was der andere tun würde, denn seiner Meinung nach war es an diesem, etwas zu sagen oder zu tun. Ein wenig verwundert zog Ascon seine Hand zurück. Die Haut des Kleineren fühlte sich so unnatürlich kalt an und Sorge wallte in ihm auf, weil er es nicht einzuordnen wusste. Nicht, dass der Silberhaarige noch krank wurde. War es in dem Zimmer vielleicht zu frisch?, fragte er sich sogleich, während er nachdenklich die Stirn runzelte. Möglicherweise funktionierte der Temperaturregler nicht? Dennoch konnte er keinen nennenswerten Unterschied in der Zimmertemperatur fühlen, ganz gleich, wie sehr er etwas zu spüren versuchte. Warum war Laurins Haut dann jedoch so kühl, ja fast kalt? Zu frieren schien der Jüngere aber anscheinend auch nicht, denn die Decke hatte er fast bis zu der schmalen Hüfte herunter geschoben. Mit einer Mischung aus Erwartung und Neugier sah Laurin zu ihm auf und Ascon suchte nach irgendetwas was er sagen konnte, ohne den Kleineren wieder zu verletzen. Seine Stärke war es nicht unbedingt jemandem sanfte Worte zu sagen, denn er war es gewohnt Befehle zu erteilen und verstand sich nicht auf´s Trösten. Jedenfalls war er noch nie in einer verzwickten Situation gewesen, in der er so krampfhaft bemüht war einem anderen etwas liebevolles oder beruhigendes zu vermitteln. Das war seiner Meinung nach immer "Frauensache" gewesen. Schwer seufzte er auf, bevor er erneut dem erwartungsvollen Blick des Jüngeren begegnete. »Hör zu, Kleiner. Ich meine es nicht böse, wenn ich mich von dir fern halte. Auch bin ich mir bewusst, dass ich dir etwas versprochen habe. Dennoch existieren Dinge und Wesen in diesem Universum, die äußerlich nicht das sind, was sie zu sein scheinen und gefährlich sind. Ich möchte dich nur davor schützen... « Das er sich selbst ebenfalls zu einem Teil zu diesen grausamen Kreaturen zählte, erwähnte er nicht, da er Laurin nicht unnötig Angst einjagen wollte. Außerdem würde der Junge das sicherlich nicht verstehen. »Aber... «, kam auch gleich der mehr oder weniger überzeugte Einwand. »Ihr seid doch gar nicht böse. Ich meine... jedenfalls habt ihr niemanden von meinem Volk, meiner Familie getötet.« Leichte Zweifel spiegelten sich in den großen mitternachtsblauen Augen und Laurin ergriff fast schon flehendlich auf eine Antwort wartend Ascons Ärmel, krampfte die feine Hand um den weichen Stoff und fühlte die Hitze der Haut des Schwarzhaarigen ganz deutlich unter seiner Handfläche. Ascon verschlug es regelrecht die Sprache. Nicht, dass er von der plötzlichen Berührung sonderlich geschockt war, nein! Ihn überraschte die Gutgläubigkeit des Jungen. ER sollte NICHT böse sein?! Das konnte aber auch nur jemand behaupten, der ihn nicht einmal Ansatzweise kannte. Dazu blieb nur eines zu sagen. Laurin war mit solch einer Naivität und Arglosigkeit geschlagen, dass es schon fast weh tat. Der Junge sah die Realität nicht! Für ihn war es ein leichtes ganze Völker auszulöschen und dabei nicht einmal mit der Wimper zu zucken. Genauso gut machte es ihm nichts aus jemanden zu töten, vor allem, wenn er die Kontrolle verlor und seiner zweiten Persönlichkeit die Führung überließ. Und das war nicht nur bei ihm so, sondern bei fast allen seiner Krieger. Deshalb hatte er ja auch nur einen Telemnar gehabt, den er mit der Bewachung Laurins betrauen konnte. Missmutig und mit einem schalen Geschmack im Mund fuhr er sich durch die Haare und überlegte, wie er Laurin die Lage am besten und schonensten begreiflich machen konnte. Denn tun musste er es! Es blieb ihm gar nichts anderes übrig. Der Junge musste lernen, dass die Welt nicht nur aus guten Dingen bestand. Sogleich schlichen sich jedoch wieder Zweifel in Ascons Gedanken. Sollte er dem Kleinen das wirklich antun? Sollte er tatsächlich das ruhige Weltbild des Jungen zerstören und es durch eine brutale und zerstörerische Realität ersetzen und ihm damit womöglich noch mehr Schaden zufügen, als mit der Unwissenheit, die er momentan noch mit sich herum trug? Er wusste es nicht! Nie hatte er gedacht, jemals vor einer derartigen Aufgabe zu stehen und hätte er es gewusst, dann hätte er bestimmt den Versuch unternommen diese zu meiden. Denn eines war sicher! Lieber würde er es vorziehen sich in einen Kampf zu stürzen, bei dem er ganz genau wusste, was zu tun war, als sich so einer - im psychischen Sinne - unsicheren Lage aus zu setzen. Letztendlich hob er jedoch seinen Blick und sah Laurin wieder direkt in die großen, kindlichen Augen. »Kleiner ... es stimmt. Ich hab niemanden von deinem Volk getötet oder töten lassen. Das heißt aber nicht, dass ich es nicht getan hätte, wenn ihr euch nicht so schnell ergeben hättet. Verdammt... « Fest griff er Laurin bei den Schultern und schüttelte ihn ein wenig, jedoch eindeutig mit Nachdruck, wobei sich seine Finger gnadenlos in das weiche Fleisch gruben. Ernst und auch mit einer Nuance Eindringlichkeit bohrten sich seine beinahe schwarzen Augen in die des Kleineren. »Laurin! Sei nicht so leichtgläubig und sieh die Welt wie sie wirklich ist! Ich weiß, für dich ist es sehr schwer, wo du doch bis vor kurzem noch so ein wundervoll behütetes Leben geführt hast. Aber in den unendlichen Weiten des Alls existieren mehr Grausamkeiten als du dir vorstellen kannst. Und jetzt wo du an meiner Seite bist, wirst du die Augen davor nicht mehr verschließen können!« Als er die Tränen in Laurins Augenwinkeln bemerkte, ließ er ihn sofort los und bereute seinen Ausbruch. Zum Teufel noch mal ... er hätte es lassen sollen. Überhaupt hätte er den Jungen nie mit auf sein Schiff schleppen sollen! Der Kleine hielt sich die Stellen, an denen der Dunkelhaarige ihn so grob angefasst hatte und blickte mit verletztem Blick und feuchten Augen zu ihm auf, versuchte aber, nicht zu schluchzen um den anderen nicht noch mehr zu reizen. Allerdings war er so vollkommen traurig und so sah er auch aus, dass er zunächst nichts sagte und erst wieder nach Fassung ringen musste. Er wich zurück bis an die Wand und drückte sich zitternd dagegen, konnte seinen Blick aber nicht von Ascon abwenden. Was konnte er denn dafür, dass er so friedlich aufgewachsen war! Er kannte niemanden, der böse war, die Menschen aus Ascons Rasse waren die ersten Fremden, die er je zu Gesicht bekommen hatte. Und es war nicht so, dass er die Augen einfach vor der Realität verschloss, er wusste doch gar nichts von der so genannten "Realität". Woher sollte er denn auch? Die Realität war für ihn immer seine Heimat gewesen, wo Ruhe, Frieden und Idylle herrschten, er kannte doch gar nichts und konnte gerade mal mit dem Begriff "böse" etwas anfangen. Aber er hatte an der Tonart und den Gedanken und Vorstellungen, die der Ältere unmerklich ausstrahlte und die der Junge klar empfangen konnte, wenn auch ungewollt, genau merken können, was Ascon meinte und wie wichtig ihm war, dass der Junge das verstand. Laurin senkte den Blick, drückte sich an die Wand, doch deren Kälte merkte er nicht einmal, weil sein Körper noch kühler war. Frustriert, weil er doch noch immer nicht genau verstand, wovon der Mann nun eigentlich sprach und was er von ihm wollte, schob er die Decke ganz von seinem Körper, zog die Beine an seinen Bauch und umschlang sie mit seinen Armen, legte den Kopf dabei auf die Knie. Laut seufzte er auf und starrte auf den Boden, fühlte sich, als wäre er total blöd und wisse überhaupt nichts. Außerdem war er überfordert. Er wusste einfach nicht, was er noch tun sollte! Ascon wusste doch, wo Laurin herkam und wie es bei ihm zuging, kannte die Mentalität der Galadhrim doch inzwischen zumindest soweit, das er sich ein Bild davon machen konnte. Weshalb war der Mann dann so stur?! Nicht mehr aufsehend und vollkommen in seinen Gedanken versunken, saß der Junge da, hatte sich durch das Nachdenken aber wieder beruhigt, rieb sich nur noch über die Haut, wobei er unbewusst kurz schmerzvoll aufstöhnte, denn erneut hatte er dunkle, hässliche und seine zarte Haut entstellende Flecken, die ihm wehtaten. Gewissensbisse breiteten sich in ihm aus und er bereute es, den Kleineren so unbeherrscht und kräftig angefasst zu haben, wusste er doch wie empfindlich der andere war. Auch fiel es ihm schwer seine Kraft einzuschätzen, gerade wenn er derartig aufgebracht war, wofür es eigentlich keinen richtigen Grund gab. Nun tat es ihm jedoch furchtbar leid Laurin weh getan zu haben. Das hatte er nicht beabsichtigt, als er dem Jungen seine Sicht der Dinge klar machen wollte. Der Kleinere sah wirklich verletzt aus und Ascon haderte mit sich, ob er dem Silberschopf nicht doch ein wenig seiner Nähe schenken sollte. Es ging ihm sichtlich schlecht, wie er zusammengesunken und mit umschlungenen Knien todtraurig an der Wand lehnte und das bewegte etwas in dem großen Krieger. »Laurin?«, fragte er mit gesenkter Stimme und brachte den Kleineren dazu ihn wieder anzusehen. Eine seltsame Spannung bemächtigte sich seiner, als er in die tränenschimmernden Augen blickte und daran dachte, dass er der Grund für diese glänzenden Perlen des Schmerzes war. Langsam überwand er das letzte Stück zwischen sich und dem Jüngeren und streichelte ihm vorsichtig über die Wange, immer darauf vorbereitet, dass Laurin es nicht mochte und vielleicht zurück zuckte. Wider erwarten schmiegte der Kleinere sich jedoch in die Berührung und ein leises Seufzen bahnte sich den Weg über die halb geöffneten Lippen. Resigniert stöhnte Ascon in sich hinein, weil es doch wieder darauf hinaus lief, dass er den Jungen an sich heran ließ und er ihn damit in Gefahr brachte. Aber im Moment wollte er nicht an diese Tatsache denken, denn auch wenn er manchmal unnahbar und gemein war, so wusste er doch, in welchen Situationen einfach nur die Anwesenheit eines bestimmten Menschen beruhigend und trostspendend wirken konnte. Und Laurin brauchte im Augenblick seine starke Schulter an die er sich anlehnen konnte. Das tat der kleine Silberschopf auch, als er merkte, dass Ascon nichts dagegen hatte. Zuerst zwar noch zurückhaltend, doch als der Schwarzhaarige einen Arm um seine zarten Schultern legte und ihn sachte an sich zog, schmiegte er sich automatisch an den größeren Körper, legte seine zierliche Hand auf Ascons Brust neben seinen Kopf und fühlte sich einfach nur wohl und geborgen. Ascon hingegen versteifte sich erst etwas und lauschte auf die Signale, die sein Körper ihm sandte und ob er sich eventuell doch zurückziehen musste. Allerdings spürte er keine Alarmsirenen in seinem Kopf aufschrillen, weshalb er den zarten Jungen leicht mit den Armen umschloss, nachdem er ihm fürsorglich die Decke über die Schultern gelegt hatte. Eine Weile dachte er noch darüber nach, wie weit er schon gesunken war, dass er sich derartig aufopferungsvoll um einen unnützen Gefangenen kümmerte, er zudem auch noch auf dem Boden saß und den Jüngeren wie ein liebeskranker Idiot in den Armen hielt. Das waren jedoch Dinge, über die er sich im Moment keinen Kopf machen wollte. Es gab noch genug andere Tage in denen er über sein überaus seltsames Verhalten nachsinnen konnte. Jetzt war es erstmal an der Zeit das wieder gut zu machen, was er in den letzten Tagen zerstört hatte. Laurin hatte die Augen geschlossen und atmete ruhig ein und aus. Er war so enspannt, wie der andere ihn selten gesehen hatte und hatte auch sofort die Körpertemperatur des Mannes angenommen, so dass sich seine Haut nicht mehr so kalt anfühlte wie noch zuvor. Er ließ seine Hand ganz ruhig an der Brust des Mannes liegen und spürte den gleichmäßigen Herzschlag, der ihm irgendwie Sicherheit gab, wusste er so doch genau, dass der Mann ihm nicht mehr wehtun würde. Und endlich fühlte er sich auch mal geborgen und sogar ein wenig wohl, was ihm in der ganzen Zeit seiner Gefangenschaft noch nicht passiert war und das verunsicherte ihn gleichzeitig auch etwas, denn eigentlich wollte er nur nach Hause, da konnte er doch keine Gefühle für den Mann spüren, der ihn so brutal aus seiner heilen und wundervollen Welt gerissen und ihn rücksichtslos in eine neue gestoßen hatte, ohne jegliche Vorbereitungen! Dennoch spürte der Junge ein warmes Gefühl in seiner Magengegend, das er noch nie zuvor gespürt hatte und er sprach seine Gedanken laut aus, bevor er sie noch überdacht hatte. Eigentlich hatte er gar nicht sprechen wollen, aber es überkam ihn einfach so emotional, dass es schon raus war, bevor er es überhaupt realisierte. Mit leiser, fast flüsternder Stimme hauchte er: »Bitte... sagt mir, dass das kein Traum ist und lasst mich nie wieder los... Es... es ist so schön...« Scheu und aus großen, leicht verdunkelten Augen, die sein Wohlfühlen ausdrückten, blickte er zu Ascon auf, hob sein fein geschnittenes Gesicht und drehte sich ein Stück, wobei ihm die Decke wieder von den Schultern rutschte, was auch ganz angenehm war, denn seine Haut war so empfindlich, dass er den Druck von schwerem Stoff sowieso nicht sehr mochte. Er schlief lieber auf den Decken, als sich damit zuzudecken, da er sowieso nicht frieren konnte, war das ganz nützlich. Er blickte den Mann offen an und bereute die Worte nicht, denn sie waren wahr und aus tiefstem Herzen gesprochen. Seine Lippen waren leicht geöffnet weil er nicht recht wusste ob er noch etwas hinzufügen sollte oder nicht. Außerdem waren sie rot und feucht, weil er sich kurz mit der Zunge darüber geleckt hatte, um seine Unsicherheit zu überspielen. Seine zarten Wangen waren leicht gerötet und in diesem Moment wünschte er sich nichts mehr, als... ja was eigentlich? Natürlich von Ascon zärtlich berührt zu werden, aber da war noch etwas anderes... Sein Instinkt sagte ihm, dass er sich vorbeugen sollte, und so tat er das unsicher, näherte sich mit seinem Gesicht dem von Ascon und wartete ab, was passieren würde. Der Junge verstand nicht, weshalb sein Atem auf einmal schneller ging und er wagte nicht, sich zu rühren aus Angst, wieder alles kaputt zu machen, was in diesem Moment aufgebaut war. Nur noch ein kleiner Impuls fehlte und er würde das Gesicht des anderen berühren, aber er wagte es nicht, weil er nicht wusste, was ihn erwartete. Laut seinem Instinkt konnte es aber nichts schlimmes sein, im Gegenteil... Da der Mann jedoch noch nicht die Zeit hatte, zu reagieren, überwand Laurin diesen letzten Abstand schließlich klopfenden Herzens und spürte die weichen Lippen des anderen an seinen. Sein Herz tat einen Satz und er wagte weder zu atmen, noch sich zu rühren, während er inständig hoffte, dass Ascon ihn nicht wieder verletzen würde. Seine Hand krallte sich leicht in den Stoff des Hemdes, das der Ältere trug, und sein ganzer Körper war gespannt, als wartete er auf irgendetwas. Wie gefangen starrte Ascon in die nun vor Erwartung leuchtenden Seelenspiegel des Kleineren, sah wie sich das feine Gesicht dem seinen immer weiter näherte. Gespannt hielt er den Atem an und spürte kurz darauf wie seine Lippen mit denen von Laurin verschmolzen. Auch das leichte Zittern, welches den Silberhaarigen durchlief, fühlte er ganz genau. Doch er war einfach zu überwältig von der Initiative des Kleineren, dass er ein paar Sekunden nicht in der Lage war sich zu rühren. In seinem Kopf setzte jegliches rationale Denken für einen Augenblick vollkommen aus, bevor alles mit einem Mal wieder einsetzte und ein totales Chaos entstand. Fragen wie »War es richtig?«, »Ist es nicht zu gefährlich?«, oder »Was tue ich hier eigentlich?«, stürmten unaufhaltsam auf ihn ein und machten es ihm unmöglich zu reagieren, auch wenn ein Teil von ihm nicht leugnen konnte, dass sich diese zarten Lippen wundervoll anfühlten. Es war schon lange her, dass er etwas so Intensives und Reines gespürt hatte und seine innere Stimme, die ihn schon immer vor gefährlichen Situationen gewarnt hatte wurde in gleicher Weise leiser, wie sein Verlangen nach der Zartheit des Jungen und dessen verführerisch, süßen Lippen wuchs. Er wollte sich abwenden, die Verbindung lösen und sich vor den Empfindungen, die plötzlich auf ihn einstürmten flüchten, weil er wusste, dass es nicht gut ausgehen konnte. Aber die Kraft dazu konnte er nicht mehr aufbringen. Sein Körper und seine Instinkte hatten die Führung übernommen und so öffnete er seine Lippen und begann mit ungewohnter Zärtlichkeit den Kuss zu erwidern. Sanft leckte er über Laurins Mundwinkel, kostete den lieblichen Nektar von dessen weicher Haut und ließ seine Zunge tastend in das fremde Terrain eintauchen. Dabei streichelte er unbewusst über Laurins nackten Rücken, drückte den Kleineren sachte dichter an sich und vertiefte die Innigkeit des Kusses noch weiter. Mit der anderen Hand strich er liebkosend an Laurins Kinn entlang, glitt den schmalen Hals herunter und verwob sie letztendlich bewundernd in den seidigen langen Haaren des Jungen, bevor er damit die Hüfte des Kleineren besitzergreifend umschlang. Laurin hatte so etwas noch nie erlebt. Es war sein erster "Kuss", obwohl er diese Bezeichnung gar nicht kannte. Er hatte nicht einmal gewusst, dass es so schön sein konnte, sich auf diese Art und Weise zu verbinden und zu spüren. Woher hätte er das auch wissen sollen, nie hatte ihm irgendjemand beibringen können, was er jetzt erlebte. Seine Eltern waren früh gestorben, sein Bruder viel jünger und mit anderen aus seinem Volk hatte er nicht wirklich viel zu tun gehabt. Hintergründig hatte er noch den Gedanken, dass er hoffte, Ascon würde über seine Unbeholfenheit hinweg sehen, denn er hatte wirklich keine Ahnung, wie das nun richtig ging. Aber dem Mann schien es zu gefallen, denn Laurin spürte die Erwiderung und erschauderte, als er die Zunge des Dunkelhaarigen an seinen empfindsamen Mundwinkeln spürte. Sein Atem verschnellerte sich, als der Andere sich in seine Mundhöhle vorwagte und er wusste nicht recht, was er davon halten sollte. Es fühlte sich so... richtig und gut an, es gab keine Worte, die seine Gefühle hätten beschreiben können. Instinktiv schloss er die Augen und wurde wie flüssiges Wachs unter Ascons Berührungen, schmolz dahin und erschauderte jedes Mal erneut, als die sanften Fingerspitzen über seine so empfindsame Haut strichen, sie liebkosten und verwöhnten. Der Junge keuchte in den Kuss hinein, drückte sich instinktiv so eng an den anderen heran, wie es ging und schmiegte sich anschließend an den kräftigen Körper, öffnete die ersten Hemdknöpfe des Mannes und strich dann vorsichtig über die dunklere, warme Haut des Älteren. Das ganze war eine vollkommen neue Erfahrung für ihn, doch war er froh, dass Ascon dies anscheinend zu verstehen und akzeptieren schien und das ermunterte ihn dazu, seinen Instinkten zu folgen. Allerdings öffnete er verwirrt die Augen, als er etwas seltsames spürte. Er hatte sein Gewicht ein wenig verlagert und seine Beine etwas gestreckt, dabei spürte er jedoch eine Beule, die er nicht einzuordnen wusste. Den fesselnden Kuss nicht lösend, aber durch die neuen Gedanken nicht mehr so ganz dabei seiend, blickte er nach unten. Was war das nur? Mit seinem Knie stieß er ganz leicht und testend dagegen und zuckte zusammen als Ascon auf einmal keuchte und den Kuss löste. Aus großen Augen sah Laurin ihn verwirrt an. Da unten befand sich doch... Irritiert blickte er an sich hinab und spreizte seine Beine ein wenig, um besser sehen zu können. Hatte der Mann etwa auch dieses komische Anhängsel, dessen Zweck dem Jungen bis jetzt immer ein Rätsel geblieben war? Aber warum... warum drückte es dann so gegen die Hose, war das nicht unbequem? Unsicher sah er wieder auf, vermisste aber augenblicklich die warmen, weichen Lippen auf seinen eigenen und drückte sich dem Älteren wieder entgegen, fiepte dabei leise, weil er eine Erklärung des Ganzen wollte. Er verstand es einfach nicht!! Ascon hingegen war wie gefangen in der samtigen Wärme, in die er seit dem Kuss eingetaucht war. Eine unkontrollierbare Hitze hatte sich in seinem Körper ausgebreitet und sammelte sich unaufhaltsam wie ein riesiger Kometensturm in seiner Mitte, wo sie sich staute. Der Druck in ihm stieg stetig an und als Laurin ihn unbeabsichtigt mit seinem Knie im Schritt berührte, konnte er ein lautes Keuchen nicht unterdrücken. Erregt schnappte er nach Luft, leckte sich über die Lippen, die mit dem süßen Geschmack des Kleineren benetzt waren und versuchte sich gleichzeitig wieder etwas unter Kontrolle zu bekommen. Obwohl er zu Laurin nun kaum noch reinen Hautkontakt hatte, bis auf die Stellen, wie er dem Jüngeren über den Rücken strich, durchfuhr ihn eine weitere Hitzewelle und sein scharfes Blickfeld verschwamm einen Augenblick. Sogleich sah er die Konturen des Raumes jedoch wieder scharf und wollte sich dem Kleineren erneut zuwenden, als es diesmal plötzlich für einige Sekunden schwarz vor seinen Augen wurde. Mit einem Mal begann sein Rücken furchtbar zu schmerzen. Es war, als würden von einem bestimmten Punkt aus Lavaströme quälend langsam über seine Haut fließen und ihm ein Zeichen aufbrennen. Aufkeuchend fasste er sich an den Kopf. Es war nur ein unmerklicher Moment des Zögerns und Realisierens, doch auf einmal dröhnte das Alarmsignal in seinem Kopf los und Ascon verfluchte sich bis auf´s Äußerste. Es begann! Er hatte es geahnt!! Verdammt! »Laurin... sag jetzt nichts. Ich muss gehen... «, brachte er nun vor Schmerzen und nicht mehr vor Lust schwer atmend hervor, während er den Kleineren vorsichtig und kurz angebunden von sich schob. Er wollte Laurin nicht verletzten, konnte aber für nichts garantieren, da er sich und seinen Kräften nicht wirklich traute. Nicht wenn er gerade dabei war die Kontrolle über sich zu verlieren! Die Enttäuschung in dem Blick des Jungen bemerkte er sehr wohl, war jedoch nicht in der Lage darauf etwas zu erwidern. Mit den Worten »Ich erkläre dir das ein anderes Mal... «, erhob er sich schnell, fasste sich aber erneut an den Kopf, da ihm schon wieder schwarz vor Augen wurde. Mist! Er musste schleunigst aus diesem Raum, sonst würde er den Kleinen morgen in seinen Einzelteilen von den Wänden kratzen dürfen. Schwankend hielt er auf die Tür zu, warf aber noch einen Blick zurück bevor er das Zimmer endgültig verließ, wobei seine Augen in einem raubtierartigen Rot gefährlich aufleuchteten. In seinem eigenen Raum verriegelte er die Tür sehr gewissenhaft, sank gleich darauf von Schmerzen gepeinigt auf die Knie, weil sein gesamter Körper ein einziges Meer aus Flammen zu sein schien. Der Stoff rieb unangenehm auf seiner plötzlich weitaus empfindlicheren Haut und er riss sich sein Hemd mit einem einzigen heftigen Ruck vom Körper, zerfetzte es dabei. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn, trotz der Hitze die in seinem Körper tobte. Dazu gesellte sich auch noch ein unbändiges Pochen in seinem Schädel und er fühlte sich verdammt elend. Dass es alles allein seine Schuld war... daran verschwendete er in diesem Moment keinen Gedanken. Für ihn zählte nur eines. Er hatte Laurin gerade noch davor bewahrt eines seiner Opfer zu werden... Laurin... kurz blitzte das Bild des Kleineren vor seinem inneren Auge auf, bevor er den höllischen Schmerzen unterlag und ohnmächtig auf dem Boden vor seiner Tür zusammenbrach. Der Junge hatte bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Instinktiv hatte er es gespürt, jedoch nicht wirklich einordnen können. Doch noch bevor er voller Sorge etwas hatte fragen können, war er schon des zärtlichen, ihm so gut tuenden Kontaktes beraubt worden und Ascon schien von Schmerzen geplagt auf die Tür zuzuhalten. Laurin wollte ihn zurück rufen, doch als er den Blick sah, erstarrte er und sein Herz setzte einen Moment lang aus. Erst als der Dunkelhaarige schon lange das Zimmer verlassen hatte, bemerkte der Junge, dass er noch immer auf die geschlossene Tür starrte. Erst jetzt setzten seine Gedanken wieder ein. Er verstand nicht, weshalb der Andere fast schon panikartig geflüchtet war. War er vor ihm geflüchtet? Was hatte der Junge getan? Hatte er den Mann verletzt? Oder sonst irgendetwas falsch getan? Er konnte die zarten Berührungen noch immer auf seiner zarten Haut spüren, hatten den typischen Geruch von Ascon noch in der Nase und fühlte sich auf einmal leer und hoffnungslos. Außerdem war er noch immer verwirrt, er konnte sich diese verwirrenden Gefühle einfach nicht erklären, die in ihm vorherrschten. Weshalb kribbelte sein Bauch so, wenn er an den Dunkelhaarigen dachte, und wieso war er so betrübt über dessen so plötzliches Verschwinden? Er verstand die Welt nicht mehr und sank an der Wand zusammen. Seine Augen wurden dunkel und er war vollkommen verzweifelt. Es war alles seine Schuld, hätte er Ascon doch bloß nicht da unten berührt! Irgendetwas musste es damit zu tun haben, und der Kleine gab sich alleine die Schuld daran, dass der Mann wegen ihm Schmerzen erdulden musste. Erneut perlten ihm Tränen die Wangen hinunter, doch er nahm sie kaum wahr, bis er auf einmal kleine, rasselnde Geräusche hörte. Verwirrt blickte er auf und sah, dass sich seine Tränen in kleine, silbern schimmernde Perlen verwandelt hatten, die über den Boden kullerten und irgendwann mitten im Raum liegen blieben. Das verstand er ebenfalls nicht, doch zu sehr war er in seinen Gedanken mit Ascon beschäftigt, als dass er sich darum noch zusätzlich kümmerte. Er nahm es erst einmal als gegeben hin, auch wenn er sich sehr darüber wunderte. Nichts hielt ihn jedoch davon ab, weiter zu schluchzen und sich in die Decken zu verkriechen, die noch immer nach dem Älteren rochen. Laurin war vollkommen verzweifelt, sein schlanker, nackter Körper zitterte und seine Temperatur sank sofort wieder unter den Nullpunkt. Daran änderten auch die schrecklichen Geräusche nichts, die er aus dem Nachbarzimmer hören konnte. Sich das Kissen über den Kopf ziehend, damit der Junge nichts mehr hören konnte, weinte er verzweifelt vor sich hin. Nichts konnte er richtig machen, weshalb lohnte es sich überhaupt noch, zu leben? Seine Heimat und seinen Bruder würde er nie wieder sehen, Ascon wohl auch nicht, der durch ihn solche Schmerzen bekommen hatte, und ansonsten gab es nichts mehr, was wirklich lebenswert erschien. Immer wieder kullerten ihm dicke Tränen über die Wangen, die sich, auf den Boden treffend, in wunderschöne Perlen verwandelten und diesen langsam anfingen zu bedecken. Doch deren Schönheit war so tief wie die Traurigkeit von Laurin, der sich vor Kummer in sich zurück zog und seine Umwelt bald schon nicht mehr wahr nahm. So verging eine Woche. Ascon bewegte sich zwar auf dem gesamten Schiff wie vorher, doch Laurins Zimmer betrat er kein einziges Mal. Und das aus gutem Grund. Er hatte sich äußerlich kaum verändert, aber in seinem tobte stets ein Kampf um die Vorherrschaft seiner Sinne mit seinem zweiten Gesicht. In den letzten Tagen hatte er zurückgesteckt und sich dessen Kontrolle ergeben, da er es sowieso nicht wirklich verhindern konnte. Aber nun war die Zeit herum und er konnte sich seinen Körper "zurückerobern". Zumindest war es ihm im Augenblick sehr wichtig, da er Laurin wohl wieder einmal wehgetan hatte. Er erinnerte sich noch genau an den verwirrten und zugleich ängstlichen Blick, den ihm der Kleinere zugeworfen hatte, bevor er aus dem Raum gestürmt war und es versetzte ihm einen Stich in der Brust, obwohl er es sich nicht erklären konnte. Sicherlich dachte der Kleinere auch, dass es an ihm lag, was ja vielleicht gar nicht so falsch war, wenn der Schwarzhaarige richtig darüber nachsann. Denn im Endeffekt hatte er nur die Kontrolle verloren, weil Laurins Berührungen und Anschmiegsamkeit ihm den Verstand vernebelt hatten. Sonst wäre es bestimmt nicht so weit gekommen, dass er sogar die Alarmsignale seines Körpers überhört hatte. Dennoch konnte und wollte er dem Jungen nicht die Schuld geben. Seine Beherrschung ließ einfach zu wünschen übrig in letzter Zeit und das lag ganz einfach an ihm selbst. Lautlos seufzend lehnte er sich in seinem Sitz zurück und betrachtete den hellen Schreibtisch vor sich. Er saß in seinen Räumlichkeiten, wo er die vergangenen Tage den gesamten Schriftkram aufgearbeitet hatte, der sich schon seit Ewigkeiten - was hieß, mehr als einen Monat - auf der Tischplatte totlag. Allerdings hing es ihm jetzt bis zum Halse heraus und deswegen erhob er sich, legte sich sein Cape um und verließ den Raum. Die Luft war ihm einfach zu dick und er brauchte statt der ellenlangen Planungsakten und Verkaufsverträge für die verschiedensten Stoffe mal ein wenig Abwechslung. Beherrscht ging er wie jeden der vergangenen sieben Tage an Laurins Räumlichkeiten vorbei, ohne auch nur einmal zur Tür zu schauen. Als er den Aufzug erreichte, biss er sich jedoch leicht auf die Unterlippe. Aus einem unerfindlichen Grund schmerzte es ihn den Kleinen so zu missachten. Der Junge war ihm in irgend einer Weise wichtig geworden, doch wann genau das passiert war, konnte er noch nicht einmal sagen. Und wie wichtig, das wusste er auch noch nicht. Jedenfalls reichte es, um ihm Gewissensbisse zu bescheren. Unwirsch fuhr er sich durch die Haare, während der Aufzug ihn mit dem typischen leise, surrenden Geräusch zur Brücke brachte. In diesem Moment beschloss er, Laurin am Abend zu besuchen und ihm zu erklären, weshalb es ihm vor einigen Tagen nicht möglich war, anders zu reagieren. Denn das schuldete er dem Kleinen einfach. Ihn beschäftigte jedoch auch noch eine ganz andere Sache, die nichts mit seiner zweiten Gestalt zu tun hatte. Laurin hatte ihn geküsst! Der Junge hatte selbst die Initiative ergriffen und das brannte dem Schwarzhaarigen wie ein glühender Stein auf der Seele. War es von dem Kleinen nur ein Versuch ihn um den Finger zu wickeln? Spielten dort wirklich Gefühle eine Rolle, oder war er einfach nur die naheliegenste Person, die Laurin gebraucht hatte, um sich wohl zu fühlen? Wäre ihm womöglich jeder recht gewesen? Zumindest die letzte Frage konnte er sich selbst beantworten. Jeden schien der Kleine nicht an sich heran zu lassen, denn sonst hätte er den ihn betreuenden Telemnar nicht mit solch einer Missachtung gestraft. Dieser Gedanke stimmte Ascon ein wenig zufriedener und er betrat nicht mehr ganz so angespannt wie vorher die Brücke. Seine Crew grüßte ihn wie immer, jedoch erkannte Ascon eine Nuance Erleichterung in den Blicken seiner Mannschaft, denn seine zweite Seite war wirklich mehr als gewöhnungsbedürftig. Selbst für seine Leute. Und deswegen konnte er es ihnen nicht verdenken, dass sie froh waren, wieder ihn selbst vor sich zu haben, auch wenn sein zweites Ich ebenfalls er selbst war. Naja ... diese Gedanken waren ganz schön verwirrend, weshalb er sie einfach bei Seite schob und sich wichtigeren Dingen zuwandte. Laurin war sauer, richtiggehend sauer. Mittlerweile nervte ihn alles an! Dieser blöde Aufseher konnte ihm gestohlen bleiben! Der Kleine hatte schon gegrübelt, wie er die Tür irgendwie verschließen konnte, sodass er endlich seine Ruhe hatte, aber es war ihm nichts eingefallen, zumal er sich mit Technik überhaupt nicht auskannte. Allerdings erinnerte er sich genugtuend an die Szene, wo der Aufseher das dunkle Zimmer betreten, und fett auf den vielen kleinen Perlen ausgerutscht war, die ungleichmäßig über den Boden verteilt waren. Ein Grinsen breitete sich auf seinen Zügen aus und er war froh, dass ihn der Mann seitdem in Ruhe gelassen und nur kurz das Zimmer betreten hatte, um die Essenskapseln neben die Tür auf den Boden zu stellen, kurz nach ihm zu sehen und gleich wieder zu verschwinden. Seine Wut verschwand genauso schnell, wie sie gekommen war, dennoch war Laurin alles andere als glücklich. Er machte sich schreckliche Vorwürfe und hatte große Angst um Ascon. Mehrmals hatte er gemeint, die Schritte des Dunkelhaarigen vor seiner Tür vorbei laufen zu hören, doch sicher war er sich nicht. Er war verzweifelt, denn er hatte sich noch nie einem Menschen so für ihn intim genähert, noch nie, nicht einmal seinem Bruder und es verletzte ihn innerlich, dass der Mann das offensichtlich wohl nicht zu schätzen wusste... Hoffentlich ging es ihm wieder gut, der Junge würde es nicht aushalten zu wissen, dass Ascon wegen ihm schwer krank war... aber wenn er gesund gewesen wäre, hätte er doch schon längst vorbei geschaut... oder nicht? Vielleicht war der Mann auch sauer und schickte deshalb den Aufseher immer zu ihm, weil er ihn nicht mehr sehen wollte? Bei diesem Gedanken fing Laurin an zu schniefen und drückte sein Gesicht in die Kissen. Seine Körpertemperatur war wieder auf dem Gefrierpunkt angelangt und erneut hüpften kleine Perlen auf den Fußboden. Wäre das Licht an, so würde jede einzelne Tränenperle in den schönsten Regenbogenfarben schimmern, doch jetzt im Dunkeln leuchteten sie nur in einem matten silber. Laurin war so verzweifelt, dass etwas passieren würde, wenn er sich nicht schnell mit anderen Dingen beschäftigte. Also griff er in seine langen, nur noch traurig matt schimmernden Haare und riss sich mit einem Ruck ein einzelnes Haar aus. Dann begann er lustlos, die Perlen auf diese lange Schnur zu fädeln, doch so ganz lenkte ihn dies nicht ab von seinen trostlosen Gedanken. Er fühlte sich wie eingesperrt und hatte schon seit Tagen mit Absicht das Essen verweigert. Doch am Schlimmsten für ihn war, dass er nicht in die Natur konnte. Er würde langsam aber sicher eingehen in dieser fremden Luft, er brauchte Pflanzen und Grünzeug um sich herum, um sich wenigstens ein bisschen wohl fühlen und entspannen zu können... Apropos Pflanzen... Laurin streckte seine linke Hand aus und betrachtete den Handteller, in dem sich fein geschwungene Linien in Form eines Blütenblattes befanden, die nur im Dunkeln und dann auch nur bei genauem Hinsehen sichtbar waren. Er hatte einmal gesehen, wie einer aus seinem Stamm eine Blüte hatte hervorbringen können, doch wusste der Kleine nicht, wie das funktionierte... Die angefangene Kette beiseite legend, strich er mit seinen kühlen Fingern über die fein geschwungenen, goldenen Linien und legte den Kopf schief, überlegte. Wenigstens lenkte ihn dies von seiner Trostlosigkeit ab. Leise hauchte er das Wort für "Blume" in seiner Sprache (muss ich noch nachgucken^^") und konzentrierte sich dabei voll und ganz auf seine Handinnenfläche. Als nichts geschah, wollte er schon aufgeben und sich wieder den Perlen zuwenden, doch in diesem Moment leuchteten die Linien golden auf und seine Haut wurde ganz warm. Kurze Zeit später hatte er schon eine wunderschöne, große Blume in der Hand, dessen Blüte hellgelb im Dunkeln leuchtete und sofort einen wunderschönen Duft verbreitete, der den Jungen gleich an sein zu Hause erinnerte. Als er die Blume losließ, blieb sie in der Luft neben ihm schweben und der Kleine schloss die Augen und atmete einmal tief durch. Er fühlte sich ein wenig erschöpft, doch es gefiel ihm, und er würde das bald nochmal versuchen, vielleicht klappte das ja auch noch mit anderen Dingen? Er griff wieder zu der Kette und fädelte weiter Perlen hinauf, die gar kein Ende nehmen wollten. Hatte er wirklich so viel geweint in der letzten Woche? Das war ihm gar nicht aufgefallen... Als das Haar voll mit schimmernden, kleinen Perlen war, knotete er die Enden zusammen und legte sie beiseite, dann begann er mit der nächsten Haarsträhne. Er hatte bereits drei Ketten fertig, als er Schritte vor seiner Tür hörte, die eindeutig auf ihn zuhielten. Sein Blick verfinsterte sich und er starrte in Richtung Tür. Wenn das schon wieder dieser nervige Aufseher war, na der konnte was erleben!!! Nach mehreren Stunden auf der Brücke, hatte Ascon sich wieder auf den neuesten Stand gebracht. Sie durchflogen gerade ein sehr gefährliches Gebiet, welches mit Eiskristallmeteoriten nur so gespickt war. Zudem traten diese in recht hoher Konzentration auf, sodass es selbst für seinen Spitzennavigator nicht möglich war das Schiff mit hoher Geschwindigkeit durch das Meteoritenfeld zu manövrieren. Es gefiel dem Schwarzhaarigen ganz und gar nicht, da sie das unnötig viel Zeit kostete. Aber es lohnte sich auch nicht das Feld zu umsteuern, denn das würde sie genauso viel, wenn nicht noch mehr Zeit kosten. Das aber auch gar nichts gut gehen konnte. Überall gab es Probleme, was ihn wirklich frustrierte. In einer Woche wollte er schon auf »Tiburon« sein. Ein Planet mit stetig hoher Nachfrage an exquisiten und teueren Stoffen, da dort viele reiche und gut betuchte Kreaturen ihre Sommerresidenz hatte. Die Ladung, die sich auf seinem Handelsschiff befand, war genau für diesen Planeten bestimmt und der Händler wartete auf ihn. Schon öfter hatte er mit ihm gehandelt und war mit dem Gewinn immer sehr zurfrieden. Deswegen wollte er diesen potentiellen Kunden nicht durch irgendeinen dummen Zwischenfall, der ihn Zeit kostete verärgern. Es gab nämlich genug andere Lieferanten, die seinen Platz einnehmen konnte. Zugegeben ... keiner der so feine und edle Stoffe verkaufte wie er, aber wie auch in anderen Geschäften war die Konkurrenz groß. Ein wenig missmutig stieß er die Luft zwischen den Zähnen aus. Dann warf er noch einmal einen Blick hinaus in die dunklen Weiten und fixierte einen der tausenden Kristalle ärgerlich, die an ihnen wie dreidimensionale Schneeflocken vorbei glitten. Für einen Augenblick kniff er die Augen zusammen, weil er glaubte etwas Seltsames entdeckt zu haben. Doch so sehr er sich auch anstrengte, es war danach nichts mehr zu erkennen. Vielleicht gaukelte ihm dieser Kristall auch nur etwas vor durch die Ablenkung von irgendeinem Lichtquant, aber das ungute Gefühl, das sich seiner bemächtigt hatte, blieb weiterhin bestehen. Grübelnd wandte er sich ab. Entweder er hatte sich wirklich geirrt und sich das nur eingebildet auf Grund seines enormen Ruhedefizites, oder da war tatsächlich etwas gewesen. Und er tendierte eher zu Letzterem. Instinktiv spürte er, dass etwas passieren würde. Genau konnte er es nicht bestimmen, doch die Spannung in seinem Körper, die er immer verspürte wenn Gefahr in der Luft lag hatte ihn noch nie getäuscht. »Anarel? Alarmiere die Piloten. Sie sollen sich auf einen eventuellen Einsatz vorbereiten... «, befahl er langsam, ohne sich den anderen zuzuwenden. »Aber Käptain! Wir durchfliegen ein Meteoritenfeld. Die Flieger raus zu schicken wäre reiner Selbstmord... «, wandte der junge Navigator entrüstet ein, verstummte jedoch sofort wieder, als er Ascons durchdringenden Blick auf sich ruhen spürte. Der hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sich gegen eines der Steuerpults gelehnt, während er mürrisch mit den Zähnen knirschte. »Die Piloten sind gut ausgebildete Leute, die durchaus mit so einer Herausforderung fertig werden.«, schmetterte er den einwandt ab und betrachtete aus den Augenwinkeln die Meteoriten. »Außerdem sagte ich nur eventuell. Wenn es sich vermeiden lässt, werde ich niemanden da raus schicken. Aber ich habe da so ein Gefühl...« Den letzten Teil sagte er mehr zu sich selbst, als zu dem anderen, bevor er sich erneut an den Jüngeren wandte. »Informiere die anderen Schiffe ebenfalls. Und... auch wenn es möglicherweise Energieverschwendung ist, schalte in den Tarnmodus. Wenn da draußen tatsächlich jemand ist, dann will ich ihm meine Flotte nicht auf dem Präsentierteller darreichen!« Diesmal widersprach ihm der junge Navigator nicht und befolgte sofort seine Anweisungen. Als er Ascons Befehl an die anderen Schiffe weiter leitete, fuhr sich der Schwarzhaarige noch einmal gestresst durch die Haare. Zunehmend verstärkte sich die Spannung in ihm und er war sich nun sicher, dass da draußen feindliche Schiffe lauerten. Die Frage war nur: Wie viele? Und wann hatten sie vor an zu greifen? Da er hier vorerst alles geregelt hatte, verließ Ascon die Brücke. Im Notfall konnte er immer noch zurück kehren und die Führung übernehmen. Aber weil er nicht wusste, wann und ob überhaupt etwas passieren würde, wollte er sich erstmal seinem anderen Problem zuwenden. Es dauerte nicht lange, da stand er vor dem Zimmer seines kleinen Gefangenen, zögerte einen Moment, bevor er endlich eintrat. Wie schon beim letzten Mal war es vollkommen dunkel in dem Raum. Es kam ihm wie ein Deja vu vor, nur mit dem Unterschied, dass Laurin ihn diesmal böse ansah, was ihn nicht minder überraschte, hatte er den Kleinen doch noch nie mit so einem Blick gesehen. Außerdem roch es hier eigenartig, so süßlich, dass einem ganz wirr im Kopf wurde und der Mann fragte sich, was der Junge hier drin die ganze Zeit getrieben hatte! Als er einen Schritt weiter in den Raum tat, bemerkte er die kleinen, schillernden Perlen auf dem Boden und runzelte verwirrt die Stirn. Was verdammt noch mal war hier los? Der Kleine schien sich die Zeit aber ganz schön vertrieben zu haben. Laurin blickte die Person böse an, die sein Zimmer betrat, bis er bemerkte, dass es Ascon war, der da im Türrahmen stand. Verwirrt blickte er ihn an und glitt dann von oben nach unten um zu sehen, ob der Mann irgendwie verletzt war, doch es schien alles wie immer zu sein und das erleichterte den Jungen irgendwie, auch wenn er das nicht ganz so zeigte, wie er es eigentlich wollte. Rasch wandte er den Blick wieder ab und sah zur Seite, schluckte dabei. Er saß nackt auf den Decken, umgeben von Perlen und neben ihm schwebte noch immer die große Blume, deren Blütenkelch so mystisch schimmerte und den angenehmen Duft verbreitete. Seine Haare waren zu der gewöhnlich kunstvollen Frisur gesteckt, außer eine Strähne, die hing heraus. Laurin blickte Ascon wieder an, dann zog er sich demonstrativ eine der wunderschönen aber nur noch matt glänzenden Haarsträhnen heraus, wandte den Blick wieder ab und langte erneut nach den Perlen, begann sie eine nach der anderen mit ruhiger Hand aufzufädeln. Dabei schwieg er. Es erschien ihm einfach besser, denn auch wenn er es nicht zugeben wollte, er war noch immer sauer auf den anderen, und wenn dieser etwas von ihm wollte, dann sollte er gefälligst zuerst die Konversation anfangen, Laurin sah das ja gar nicht ein. Er war noch immer zutiefst verletzt über das Verhalten des anderen, der ihm eine Erklärung versprochen hatte, die er wohl nie bekommen würde, und er würde auch nicht nachfragen, dazu war er zu trotzig! Die Angst, die er anfangs noch vor Ascon gehabt hatte, war verschwunden, zwar spürte er die Verletzungen seiner Haut durch den anderen noch immer, doch das nahm er nicht mehr so wirklich wahr, also blieb er wo er war und beschäftigte sich weiter, ohne den anderen ansprechen, oder ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. Natürlich blieb Ascon diese abweisende Haltung nicht verborgen. Er hatte gedacht ein heulendes und aufgelöstes Häufchen Elend vor zu finden. Aber stattdessen schien Laurin sich in dieser einen Woche um hundertachzig Grad gedreht zu haben. Nun ja... schlecht war es sicherlich nicht. Obwohl Ascon den Trotz des Jungen auch nicht unbedingt gut hieß. Da war ihm der weinerliche Laurin lieber. Tief atmete er einmal ein und aus, ging zum Bett und ließ sich auf der Matratze nieder. Er wollte dem Kleineren noch nicht zu nahe kommen und brauchte für seine Erklärung, die er dem Jungen ja schuldig war ein wenig Abstand. Außerdem belastete ihn das Geschehnis von der Brücke zusätzlich und deswegen brauchte er ein bisschen Ruhe, um sich zu fassen und zu überlegen, wo er nun am besten anfagen sollte. Musternd glitten seine dunklen Augen über Laurins schlanken Körper, der fast gänzlich enthüllt in seinem Deckenhaufen saß. Nur ein schmales Stück Stoff bedeckte den Schritt des Kleineren, weshalb Ascon seinen Blick schnell zu dem Gesicht Laurins gleiten ließ, das immer noch desinteressiert von ihm abgewandt war. Er schluckte, weil sich zu der extremen Anspannung nun auch ein leichtes Kribbeln mischte, von dem er ganz genau wusste, dass es ihm nicht besonders hilfreich bei seinem Vorhaben war. »Es tut mir leid, Laurin«, entschuldigte er sich mit gesenkter Stimme, was er bei fast noch keinem getan hatte. »Der Grund, weshalb ich vor einer Woche so hektisch aus deinem Zimmer gestürmt bin, ist folgender... «, kam er gleich zur Sache, da er es nicht mochte lange um den heißen Brei zu reden. Außerdem war es für ihn ein schweres Thema, weshalb er es auch so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte. »Es gibt ein Problem das ich habe und das kommt alle drei Monate einmal zum Vorschein. In dieser Zeit darf ich keinem Fremden zu nahe kommen, weil mein Körper darauf reagiert und wenn dieser jemand nicht mein Blutspartner ist, töte ich ihn. Dagegen kann ich nichts tun, weil ich einfach nicht ich selbst bin«, erklärte er ernst und sah eindringlich zu dem silberhaarigen Jungen hinüber, weil er sich insgeheim eine Reaktion erhoffte. Verständnis erwartete er nicht unbedingt, weil er wusste, dass es schwer vorstellbar war, dass sich zwei Persönlichkeiten einen Körper teilten. Aber zumindest ein Ansatz des Verzeihens erhoffte er sich, auch wenn er dies niemals offen zeigen, geschweige denn darum betteln würde. Sein zweites Gesicht betitelte er deshalb als Problem, da es genau das war und immer zu den unmöglichsten Zeiten auftauchte; Sprich sein ganzes Leben in reines Chaos verwandelte. Allerdings wäre er ohne es wahrscheinlich schon gar nicht mehr am Leben, da er sich im Kampfmodus genau auf dessen Kräfte berief und dem Tier in ihm die Kontrolle überließ. Als Laurin nach einer Weile des Schweigens immer noch auf die schwebende Blüte starrte und nicht auf seine Worte reagierte, presste der Schwarzhaarige die Lippen aufeinander und verengte die Augen zu Schlitzen. Er hatte sich entschuldigt! Hatte dem Jungen erklärt, weshalb er gegangen war und damit war sein Versprechen eingehalten. Was der Kleine mit den Informationen anfing, war ganz allein seine Sache. Allerdings fühlte er sich durch Laurins Missachtung gekränkt und es ärgerte ihn, dass der Junge so desinteressiert dasaß. Der Kleine hatte entgegen Ascons Erwartungen ganz genau zugehört, nur er wusste nicht recht, wie er reagieren sollte. Er war dankbar, dass der Mann sich entschuldigt hatte und auch gleich zum Punkt gekommen war, doch er brauchte Zeit, um seine Gedanken zu ordnen. Dabei half es ihm, die wunderschöne Blüte zu betrachten und er legte die angefangene Kette beiseite und hob eine Hand, um die zarten Blütenblätter bewundernd zu berühren. Dabei dachte er nach. Er saß fast unbeweglich da und erst nach einer ganzen Weile blickte er Ascon wieder an. Wenn er ehrlich war verletzte es ihn, dass dieser so weit von ihm entfernt saß, doch er würde sich hüten, das zu sagen. Stattdessen erwiderte er den Blick des Mannes, der offenbar schon wieder ärgerlich über sein Verhalten war. Aber daran konnte Laurin nichts ändern. Er brauchte nunmal viel Zeit zum Nachdenken und überlegen, zumal es Dinge waren, mit denen er noch nie zuvor zutun gehabt hatte und das erforderte einiges. Schließlich öffnete er doch seine zarten, rosigen Lippen und zögerte kurz, dann fragte er mit heller Stimme leise: »Wie... wieso ist das so? Ich meine... ich habe sowas nicht... und außerdem... das ist doch total nervig...« Er senkte den Blick wieder und streckte eine Hand aus, schob die Perlen geistesabwesend auf dem glatten Boden hin und her, während er auf eine Antwort wartete. Er war ja schon froh, dass sich Ascon wenigstens wieder zu ihm bemüht hatte, aber seiner Meinung nach hätte er das schon viel eher tun können. Gerade hatte er sich erheben wollen, als Laurin sich schließlich doch noch dazu bequemte ihn zu beachten. Doch er sagte nichts und hörte einfach nur zu, musste über die Frage innerlich lächeln, zeigte es jedoch nicht nach außen hin. Außerdem durchströmte ihn Erleichterung, da der Junge ihm anscheinend ansatzweise zu verzeihen schien. Eigentlich hätte ihm das nichts bedeuten dürfen, doch er war ehrlich gesagt glücklich darüber, wenn man das so nennen konnte. Dann entsann er sich wieder Laurins Frage, überlegte einen Augenblick. »Nun, weißt du... Du wurdest auch mit bestimmten Fähigkeiten geboren... « Langsam erhob sich Ascon, während er das sagte und ging mit bedächtigen Schritten auf den Kleinen zu, kniete sich vor ihn und betrachtete bewundernd die gelb schimmernde Blüte. »Zum Beispiel besitzt du die Kraft schöne Dinge zu schaffen.« Dabei strich er mit einem Finger ehrfürchtig über eines der Blütenblätter. »Ich hingegen habe von meinen Eltern andere Dinge vererbt bekommen. Meine besondere Fähigkeit ist mein zweites Gesicht, dem ich meine Kampfkraft verdanke und alles was damit zusammen hängt.« Bedeutungsvoll glitt sein Blick zurück zu Laurins Gesicht. Der Kleinere sah ihn abwartend an und schien zu verarbeiten, was Ascon ihm gerade mitgeteilt hatte. »Die Frage ist nur, wie man diese Dinge nutzt, die einem von der Natur gegeben werden und ob man sie kontrollieren kann. Ich kann es zu bestimmten Zeiten nicht. Das ist sehr zu bedauern und deswegen bin ich sehr vorsichtig und passe auf mit wem ich in diesen Abschnitten zusammen bin. Bei dir war es hart an der Grenze. Deshalb habe ich Abstand gehalten... aber dann hast du mich geküsst und ich habe es fast zu spät bemerkt... « Ascons Blick war nun nachdenklich gegen die Wand gerichtet. Eigentlich hatte er gar nicht so viel erzählen wollen, doch die Worte waren nur so aus ihm heraus gesprudelt. In Gegenwart des Jungen fiel es ihm erstaunlich leicht darüber zu sprechen. Aus großen, nachdenklichen Augen blickte Laurin den Dunkelhaarigen an und legte unbewusst einen Finger an die Lippen. Er freute sich, dass Ascon doch noch näher zu ihm herangekommen war und hatte komischerweise überhaupt keine Angst vor ihm, obwohl er schon wusste, dass der Mann ihn töten konnte wenn er wollte, aber darüber machte er sich keinen Kopf. Er freute sich, und das sah man daran, dass seine Haare wieder heller schimmerten und seine Augen glänzten. Er war nicht der Typ, der lange eingeschnappt war, sondern nahm die Entschuldigungen gerne an und verzieh auch sehr schnell, das sah man ihm an, auch wenn er nichts dazu sagte. Sein Blick glitt zu der Blume und er sagte leise: »Naja... aber so wollte ich sie gar nicht haben... ich wollte eine blaue Blüte, aber daran muss ich wohl noch üben...« Nachdenklich betrachtete er seine Handinnenflächen und bemerkte, dass er gar nicht so genau wusste, welche Fähigkeiten er überhaupt noch besaß. Es hatte ihm niemand beibringen können, und dadurch, dass er sich oft abgeschottet hatte, hatte er auch nicht wirklich viel mitbekommen... Seine Gedanken schweiften ab und er dachte an den Moment zurück, indem er dem anderen so nahe gewesen war. Wie hatte Ascon das genannt? Irgendwas mit k... Er hatte es so schön gefunden, aber er wusste, dass es wohl besser war, das nicht mehr zu tun, schließlich wollte er dem Dunkelhaarigen nicht noch mehr Schwierigkeiten machen, als er sowieso schon hatte, spürte der Junge doch ganz genau die Unruhe des anderen. Trotzdem, er hatte noch einige Fragen. Er sah wieder auf und suchte Ascons Blick, dann wollte er scheu wissen: »Aber... ich... was ist das denn nun da unten?« Er zeigte auf seinen eigenen Schritt, spreizte seine Beine im Schneidersitz und zog den Stoff darüber hinweg, der sich dort aus unerfindlichen Gründen platziert hatte. Nachdenklich sah er das Anhängsel an und kaute auf seiner Unterlippe herum. Laurin war sehr neugierig geworden. Das war er zwar auch schon vorher gewesen, doch er wusste inzwischen, dass der Dunkelhaarige viel mehr wusste als er selbst, und dass er auch gut erklären konnte, deswegen fragte er auch ohne Unterlass. Er hob seinen Blick wieder und sah den Mann unschuldig und wissbegierig an, denn das wollte er endlich wissen! Ende Teil 4 ~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_ ~_~_~_~_~ SusyCute x desertdevil6 11/05/06 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)