Omega von deadside (Nero) ================================================================================ Prolog: -------- Schwärze umgibt mich, ist alles und doch nichts, rein und unschuldig. Finsternis Panik Angst Kälte Kälte ist schlimm, endloses Schwarz ist schlimm, allein sein ist schlimm. Nichts Was bin ich? Wer bin ich? Bin ich? Traum Alles nur ein Traum, ein echter Alptraum, träumen und Sein. Wärme ist gut. endloses Weiß ist gut, zusammen sein ist gut. Licht Wärme Frieden Ruhe Weiße soll mich umgeben, soll nichts und doch alles sein, rein und unschuldig. Kapitel 1: eins --------------- Bedächtig glitten Sonnenstrahlen über die dunklen Eichenbretter der Wand. Staubkörner wirbelten in ungleichen Bahnen durch die Luft. Kein einziger Luftzug war zu spüren und die Temperatur im Raum stieg sehr schnell auf eine angenehme Wärme an. Fröhliches Vogelgezwitscher überdeckte das sanfte Rascheln von Blättern, als die Sonne vollends über den Horizont geklettert kam und die Idylle eines friedlichen Morgens vervollständigte. Leise knarrte das Eichenbrett gegenüber dem Fenster, als ein Sonnenstrahl über das Gesicht von Nero wanderte, der noch halb schlafend darin lag und sich nun murrend auf die Seite drehte. Es dauerte noch eine Weile bis er sich ans Aufstehen machte. Zu viele Gedanken und Bilder gingen ihm durch den Kopf, beschäftigten ihn, mussten verarbeitet werden, bevor er die Augen öffnen konnte. Eindrücke und Erinnerungen schwirrten in seinem Kopf umher, ließen sich nicht miteinander verbinden, ergaben keine sinnvolle Reihenfolge. Er fühlte sich dabei wie jemand, der das erste Mal bewusst über etwas nachdachte und gleich von den Informationen erschlagen wird. Irgendwann gab Nero auf und versuchte einfach alles beiseite zu schieben und erst mal den Tag zu beginnen. Als Nero die Augen das erste Mal öffnete, explodierte ihm das Sonnenlicht förmlich entgegen und zwang ich ihn dazu sofort die Hand über die Augen zu legen. Es dauerte eine ganze Weile, bis die Farbpigmente vor seinen Lidern aufhörten, auf und ab zu tanzen. Erst dann nahm er die Hand langsam und vorsichtig wieder zur Seite um einen neuen Versuch zu wagen. Diesmal war das Licht erträglicher, doch alles wirkte so grell, dass man nichts direkt anschauen konnte, ohne einen Schmerz im Sehnerv zu verspüren. Nur sehr langsam bildeten sich Formen und Konturen aus dem grellen Einheitsbrei heraus und alles erhielt Stück für Stück Länge, Höhe und Breite. Auch die Farbintensität begann nachzulassen und ließ so immer mehr Details erkennen. Nero fühlte sich, als hätte er seine Augen ewig nicht benutzt. Er befand sich in einem schlicht gehaltenem Raum, dessen Mobiliar aus einem Bett, einem Stuhl, einem Nachttisch und einem Schrank bestand. Auch wenn die Farbgebung unterschiedliche war, schien alles aus dem selben Holz gefertigt zu sein, selbst Wände, Decke und Boden. Einzig die Tür und die beiden Fenster wirkten mit ihrer metallischen Oberfläche etwas Fehl am Platz. Die Umgebung wirkte befremdend auf Nero. Ein Gefühl des Unbekannten und der Orientierungslosigkeit beschlich ihn. Ruhelos, fast panisch, schweifte sein Blick durch den Raum und blieb an zwei einfachen Schatten hängen. Beinahe wie zwei Menschen, die einen Schwertkampf austragen, sahen sie aus. Um Nero herum wurden die friedlichen Geräusche eines idyllischen Tages leiser und wichen langsam aber stetig denen eines brutalen Kampfgetümmels. Jegliche Farbe wich aus Neros Umgebung. Alles wurde auf einmal düster. Er hörte aufgeregte Stimmen um sich herum und die beiden Schwerter der Schattengestalten, die wieder und wieder aufeinander trafen. Mit einem Mal befand er sich nicht mehr in einem einfachen, ruhigen Raum, sondern auf einem dunklen, tödlichen Schlachtfeld. Blutgeruch stieg Nero in die Nase und ein eiskalter Wind wehte durch seine Haare. Überall standen Männer in merkwürdiger Kleidung und starrten gebannt in die Richtung der beiden Schattengestalten. Auch Nero konnte sich seiner Neugierde nicht widersetzen und blickte widerstrebend in dieselbe Richtung. Kling - klang, kling – klang, der hypnotisierender Rhythmus der aufeinanderprallenden Schwerter hüllte die Männer ein. Das Geräusch wurde immer lauter und bohrte sich seinen Weg in die Köpfe der Umstehenden. Plötzlich mit einem fast ohrenbetäubenden Schlag schien der Kampf vorbei zu sein. Fast wie in Zeitlupe fiel die linke Gestalt zu Boden, während die Rechte niederkniete. Einen kurzen Moment lang schienen sich die beiden anzuschweigen, dann hob die liegende Gestalt einen Arm. Der Schuss hallte über die ganze Ebene und kam so plötzlich, dass alle zusammenzuckten. Tausende von kleinen schwarzen Punkten ersetzen den Kopf der knienden Gestalt. Neros Kehle entrang sich ein heiserer Schrei, bevor alles um ihn herum schwarz wurde. Fast widerwillig öffneten sich Neros Augen und blinzelten der hellen Wirklichkeit entgegen. Über dem Boden hatte sich mittlerweile der riesige Schatten eines Baumes gelegt und auch die Sonne war mittlerweile weitergewandert. Der Tag näherte sich mit sehr langsam dem Ende zu und die Luft hatte sich auf eine angenehme Temperatur heruntergekühlt. Vogelgezwitscher drang noch immer von allen Seiten in den kleinen Raum. Wie schon beim letzten Mal schweifte Neros Blick durch den Raum und blieb diesmal schließlich an einem Glas mit Wasser hängen, dass auf dem Nachttisch neben ihm stand. Irgendetwas sagte Nero, dass dieses Glas zuvor noch nicht da war, doch bevor er auch nur darüber nachdenken wollte, musste er seinen Durst stillen. Sein Körper fühlte sich merkwürdig steif an, als er sich in eine aufrechte Position brachte, um besser trinken zu können. Dennoch trank er das Glas gierig leer und genoss das Gefühl, wie das prickelnde Wasser seine ausgedörrte Kehle hinabrann. Ihm war nach einem zweiten Glas, doch verging ihm der Durst als er an sich herabblickte. Überall auf seinem Körper verteilt waren Schrammen und über seinen Brustkorb zog sich eine lange, schmale Narbe. Langsam stellte er das Glas auf den Nachttisch zurück und versuchte aufzustehen. Schwankend errichtete sich Nero vom Bett und ging probehalber auf den kleinen Stuhl gegenüber dem Bett zu. Sein Körper gehorchte und führte die gewünschten Bewegungen, wenn auch etwas lahm, aus. In ihm stieg das Gefühl auf, das er als kleines Kind bei seinen ersten Gehversuchen hatte und so ähnlich fühlte er sich auch. Bedächtig wandte er sich den Kleidungsstücken auf dem Stuhl zu. Es waren ein einfaches weißes Hemd und eine einfache weiße Hose, die aus einem angenehm weichen gefertigt waren. Nero nahm sie auf und streifte sie rasch über. Dann schritt er vorsichtig zu dem ihm nächtegelegenen Fenster. Draußen bot sich ihm eine recht grüne Aussicht, den nicht mal zwei Meter vom Fenster entfernt stand eine große Eiche, die ihm die Sicht stark blockierte. Ein wenig enttäuscht wollte sich Nero gerade abwenden, als etwas weißes in seinem Augenwinkel aufblitzte und seinen Blick damit auf sich zog. Unweit entfernt von seinem Raum befand sich ein kleiner Balkon, dessen Aussicht kaum durch Bäume eingeschränkt zu seien schien. Damit stand für Nero sein nächstes Ziel fest und mit einer kleinen Drehung schritt er auf die Tür zu. Leise sirrend glitt sie zur Seite. Erschrocken machte Nero einen kleinen Sprung rückwärts und befand sich damit außerhalb der Bewegungssensoren. Dies veranlasste die Tür wiederum, sich zu schließen. Irritiert blickte Nero auf das schwache Spiegelbild seiner selbst, welches die metallene Oberfläche der Tür erzeugte. Neugier erfordert viel Willenskraft um unterdrückt zu werden und so schritt Nero erneut auf die Tür zu, die wie zuvor leise surrend zur Seite glitt. Diesmal jedoch schritt er ohne Umschweife hindurch und betrat einen großen Raum. Die drei wohl auffälligsten Dinge in diesem Raum waren der riesige, kreisrunde rote Teppich, der die Wand nur an den vier abgehenden Türen berührte, der große ebenfalls kreisrunde Eichentisch, an dem gut 20 Leute Platz hatten und die absolute Symmetrie, die diesen Raum zu beherrschen schien. Interessiert ging er auf den Tisch zu und berührte die Tischfläche mit seiner Hand. Sofort bereute er diese Tat, denn ein kleines elektrisches Kribbeln durchfloss ihn. Vorsichtig betrachte er den Tisch ohne ihn zu berühren. In der Mitte war eine große Windrose mit 16 Pfeilen ins Holz imprägniert und in ihrer Mitte stand eine große, rote Kerze. Zwar brannte der Docht nicht, aber Nero hatte trotzdem das Gefühl, dass sie ein wenig leuchtete. Mit einem leicht verstörten Gesichtsausdruck wandte sich Nero wieder seinem eigentlichen Ziel zu, der Tür, die zu dem kleinen Balkon führte und laut der Windrose direkt im Süden lag. Seine bloßen Füße glitten wieder geräuschlos über den weichen Teppich und näherten sich der Tür, die wie vermutlich alle anderen in diesem Haus auch, mit einem leisen Sirren zur Seite glitt. Überwältigt von dem Anblick, der sich ihm bot, wich Nero erst mal einen Schritt zurück. Ein gigantischer Schwarm von Vögeln glitt über einen strahlend blauen Himmel, an dem nur vereinzelt kleine Schäfchenwölkchen zu sehen waren. Die Sonne stand im Westen über einer Bergkette, die den ganzen Horizont einnahm. Schneebedeckte Gipfel glitzerten im Sonnenlicht und erzeugten ein leicht surreales Licht. Es dauerte einen Moment, bis Nero den Anblick verdaut hatte und sich auch dem Rest der Landschaft zuwenden konnte, in dem er sich an die Balustrade des Balkons stellte und sich mit vor Erstaunen geweiteten Augen umsah. Am Fuß der Bergkette im Süden schimmerte ein großer See und man konnte selbst aus dieser Entfernung Wellenbewegungen und kleine Fischerboote erkennen. Umrandet war der See von einem schier endlosen Waltgebiet, dessen östliches und westliches Ende Nero nicht mehr erkennen konnte. Nach Norden hin, also auf ihn zu, ging der Wald fast unmerklich in große Wiesen über, auf denen die verschiedensten Tier weideten oder Menschen ihre Arbeit verrichteten. Überall um ihn lagen Stimmen, Vogelgezwitscher und das Rauschen der Blätter des nahegelegen Eichenbaumes in der Luft. Auf milde Weise umwehte ihn der Wind und Nero genoss das Gefühl der Freiheit und Glückseligkeit, das in ihm aufkeimte. Nero atmete grade tief durch, als es unter ihm plötzlich etwas lauter wurde. Interessiert richtete sich sein Blick auf zwei Männer die unter ihm nach etwas gruben. Beide trugen blaue Overalls aus rauem Stoff. Jemand hatte mit weißer Farbe das Wort „Shult“ auf die Rückseite gemalt. Sie standen grade beide am Rande eines länglichen Schachtes. Der Kleinere sprang mit einer Spitzhacke bewaffnet hinein, während der Größere die Schubkarre, welche neben ihm stand, vernünftig ausrichtete. » Ich schwör’ dir «, grunzte der Mann im Schacht recht launisch, als er anfing mit der Spitzhacke den Boden zu bearbeiten, » wenn dieser verfluchte Wasserkanal nicht gleich unter mit auftaucht, dann hör’ ich auf und geh nach Hause, egal was der Chef sagt! « » Reg dich ab, Heinz und grab lieber weiter. Wir müssten ihn gleich gefunden haben. « » Du hast leicht Reden, musst ja auch nicht hier unten schuften. Außerdem sollten wir diesen verdammten Kanal laut Plan schon vor ’nem guten halben Meter gefunden haben. Ich wette mit dir ums Abendessen, dass der Wicht, der den Plan gemacht hat, dabei voll bis oben hin war! « » Könnte bei Kalle sogar sehr gut möglich sein, Heinz. « » Jo, mein Reden. Ich mach’ jetzt erst mal ’ne Pause. Kipp’ doch schon mal die Karre aus, Sigmund. « » Jawohl, Herr Kommandant! «, erwiderte Sigmund grinsend. Er packte die Karre fester und schob sie zu einem kleinen Erdhügel, der gut fünf Meter vom Schacht entfernt auf einer großen Plane aufgeschüttet war. Bevor Sigmund die Karre entleerte, zog er kurz die Plane zurecht und schüttete die neue Erde dann auf das zurecht gezogene Stück. Leise pfeifend schob er die Schubkarre zum Schacht zurück. Heinz saß mittlerweile auf dem Rand des Schachtes und betrachtete etwas darin. » Verdammter Dreck! «, entfuhr es ihm. » Was ist denn nun schon wieder? », fragte Sigmund fast schon rhetorisch nach. » Schau’s dir doch selber an! «, grollte Heinz seinen Partner an. » Na prima! «, brummte Sigmund mit einem erschöpften, sarkastischen Unterton. » Wo kommt denn das Wasser jetzt bitte her? «, wandte er sich an Heinz. » Da fragst du eindeutig den Falschen. «, gab Heinz von sich, griff nach der Schaufel, die neben ihm lag und sprang in den Schacht hinab. Abschätzend betrachtete er die beiden Stellen, wo sich das Wasser gesammelt hatte und entschied sich dafür, die Wasserlöcher zu vertiefen, damit nicht alles Erdreich um sie herum eingeweicht wurde. Derweilen hatte Sigmund einen Eimer geholt und ein Seil daran gebunden, an welchem er den Eimer in den Schacht hinunter ließ. Heinz nahm den Eimer an, stellte ihn vor die größere Wasserstelle und begann damit das Wasser in den Eimer hinein zuschaufeln. Jedes Mal, wenn der Eimer voll war, zog Sigmund ihn wortlos herauf und verteilte das Wasser halbwegs gleichmäßig auf den umliegenden Beeten und Wiesen. Danach ließ er den Eimer wieder hinunter und alles wurde solange wiederholt, bis fast kein Wasser mehr in beiden Wasserstellen war. Den letzten Eimer entleerte Sigmund jedoch nicht, sondern stellte ihn etwas abseits des Schachtes, damit er nicht umfiel. » Es bleibt einem aber auch nichts erspart! «, murmelte Heinz, als sie endlich fertig waren. » Meinst du, wir finden den Kanal heute noch? « » Klar! Und wenn wir.. ich bis in die Nacht schaufeln muss! «, grummelte Heinz mit herablassender Stimme. » Ich hab’ doch nur gefragt... «, erwiderte Sigmund ein wenig beleidigt. » Ja ja, is’ ja gut. Besser wir arbeiten lieber weiter, sonst wird das mit dem Kanal eh nix. Los, los dahinten kommt der Chef! « Aus der Ferne war Hufgetrappel und das leise ächzen von hölzernen Rädern zu hören. Kurz darauf kam ein Zweier-Pferdegespann mit einer einfachen Kutsche, die nur aus Kutschbock und Ladefläche bestand, um die Weggabelung gefahren. Ein leicht untersetzter, grimmig dreinschauender Mann saß vorne alleine auf dem Kutschbock und hielt die Zügel in der linken Hand. Während sich das Gespann den Arbeitern immer mehr näherte, nahmen diese ihre Arbeit wieder auf. Heinz sprang ins Loch hinunter und schaufelte und hackte; Sigmund hielt den Schacht frei von möglichem Fallgut und wartete darauf, dass sich die Schubkarre wieder füllte. » Wie sieht’s aus? «, wandte sich Shult gleich nach dem Halt an Sigmund. Er trug den gleichen blauen Overall wie seine beiden Arbeiter, jedoch mit dem kleinen Unterschied, dass seiner aus einem viel feineren Stoff gefertigt worden war und kaum eine Spur von Dreck oder Staub aufwies. Ein Operlippenbart prangte in seinem Gesicht und wippte leicht auf und ab, wenn Shult etwas sagte. » Nicht so gut. Wir hatten zuerst eine unsinnig dicke Schicht an Mineral. Was bitte bringt denn eine Mineralschicht von fast einem Meter? «, gab Sigmund als Antwort von sich. » Gar nichts. Es ist nur Geldverschwendung. « » Jedenfalls sind wir jetzt bei bald Zwei Meter Tiefe und haben immer noch keinen Kanal gefunden, oder Heinz? « » Hört mir bloß auf. Wenn wir nicht bald was finden, geh’ ich nach Haus’! «, kam es aus dem Schacht. » Ach ja, außerdem hatten wir plötzlich zwei Wasserstauden, wo auch immer die herkamen. ’Ne Idee für die Ursache? «, fragte Sigmund seinen Vorgesetzten. » Wasser? Das ist merkwürdig... Seht erst mal zu, dass ihr zumindest den Kanal heute noch findet. Kann euch da auch nicht helfen, da ich noch am anderen Ende von Nectra gebraucht werde. Viel Glück noch mit der Kanalsuche! «, und mit diesen Worten griff Shult zu den Zügeln und trieb die Pferde wieder in die Richtung aus der er gekommen war. Damit waren Heinz und Sigmund wieder alleine und nicht viel schlauer als vorher. » Der könnt’ ruhig mal mit anpacken oder zumindest nach einer Lösung suchen, statt immer nur auf seinen dummen Zeitplan fixiert zu sein, verdammt! « » Mein Reden, Heinz, mein Reden... « » Ja ja, laber’ nicht soviel ’rum und hilf mir lieber den Stein hier wegzuschaffen! « Sigmund legte seine Schaufel beiseite und sprang in den Schacht hinunter. Langsam postierte er sich gegenüber Heinz und beide packten den Stein an. Heinz nickte dreimal mit dem Kopf, bevor sie gleichzeitig den Stein anhoben. Ein dumpfer Schlag ertönte, als der Stein auf dem Schachtrand aufkam. Plötzlich zeichneten sich Risse in der Schachtwand ab und ein fast anderthalb Meter breites Stück Schachtwand drohte einzusacken. Mit einer schnellen Bewegung stand Heinz an der Gefahrenstelle und stemmte sich mit Rücken dagegen, während Sigmund aus dem Schacht kletterte und den Stein mühsam zur Seite zog. Als er sich sicher war, dass die Wand wieder von alleine halten würde, machte Heinz vorsichtig einen Schritt von der Stelle weg. Eine tiefe Delle blieb an der Stelle zurück, wo Heinz sich gegen die Schachtwand gestemmt hatte. Nur an den Enden des Wandstücks war wirklich minimal etwas Erde abgesackt. » Puh, das war verdammt knapp! «, keuchte Sigmund. » Das kannst du laut sagen! Wäre das Stück wirklich eingesackt, dann wär’ ich jetzt weg gewesen! «, brummte Heinz. » Ist ja nichts passiert. Reg' dich wieder ab. « Nach diesem kurzen Zwischenfall nahmen beide erneut ihre Arbeit auf und Nero schaute interessiert zu, wie der Schacht tiefer und tiefer und der Erdhügel auf der Plane höher und höher wurde. Langsam wanderte die Sonne immer weiter dem westlichen Horizont entgegen, während die Luft allmählich etwas abkühlte. Bei über zwei Metern Tiefe schrei Heinz, der mittlerweile auf grund seiner Körpergröße nicht mehr zu sehen war, erfreut auf und tanzte hörbar einen kleinen Freudentanz auf dem Boden des Schachtes. Leicht irritiert beugte sich Sigmund über den Schachtrand um zu schauen, was Heinz so in Freude versetzt hatte. » Was ist denn nun schon wieder Heinz? «, fragte Sigmund, der sich die Antwort eigentlich schon denken konnte, in einem rhetorischen Tonfall. » Ich hab' die verfluchte Kanaldecke gefunden! «, grölte Heinz. » Es geschehen doch noch Zeichen und Wunder! Dann können wir ja endlich für heute Schluss machen. « » Genau, Feierabend! «, sagte Heinz erfreut. » Besser wir räumen das trotzdem noch ein bisschen frei. «, schlug Sigmund vor. » Hmm, hast recht. Besser is'. «, erwiderte Heinz und fing leise singend an, die Kanaldecke noch ein Stück weit von der daraufliegenden Erde zu befreien. Schon kurze Zeit später hatte Heinz in dem fast fünf Meter langen Schacht einen beträchtlichen Teil der Kanaldecke freigeschaufelt und kletterte zufrieden aus dem Schacht, während Sigmund die letzte Karre für diesen Tag entleerte. Dann holten beide eine rote Plane hervor, die sie hinter dem Erdhügel verstaut hatten, und breiteten sie sorgfältig über dem Schacht aus. Sigmund und Heinz nahmen sich ihre Werkzeuge und begannen sie mit dem Wasser aus dem Eimer, den Sigmund zuvor zum Schöpfen benutzt hatte, zu reinigen. Anschließend kippte Sigmund das restliche Wasser in die Schubkarre und schaukelte diese kräftig hin und her, bis das schmutzige Wasser an den Seiten herüber schwappte. Erst jetzt stellte Sigmund die Schubkarre wieder ruhig hin, aber nur um sie gleich darauf mit einem Ruck umzudrehen und alles Wasser heraus zugießen. Danach lehnte er die umgedrehte Schubkarre gegen den Erdhügel. Freudig setzen sich die beiden Männer vor den Erdhügel und tranken aus ihren Wasserkrügen, die Heinz geholt hatte. Sie wollten gerade über die getane Arbeit reden, als ihnen eine laute Stimme das Wort abschnitt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)