Briefe für Ruki von Dorimon ================================================================================ Kapitel 12: ~Love you forever~ ------------------------------ ~Love you forever~ Allerhand war in der Schachtel, doch Ruki stach der rote Umschlag sofort ins Auge. „Wieder ein Brief…“, flüsterte er. Na mein Kleiner! Schon wieder nerv ich dich, was? Tut mir wirklich leid, aber ich kann mich nicht wirklich von dir lösen. Bei dir müssten noch zwei Briefe liegen, richtig? Eigentlich schade, dass ich nicht mehr geschrieben habe… Aber, ich denke auch, dass es besser ist, dass du von mir los lässt. Klar, wird das schwer für dich werden. Aber du hast drei wundervolle Freunde die dich nicht im Stich lassen werden. Du darfst mich nicht vergessen, aber du darfst dich auch nicht zu sehr an mich binden. Nicht mehr in diesem Leben. Ich bin mir sicher, dass wir uns wieder begegnen. Wenn es sein muss als streunende Katzen auf einer Mülldeponie in Tokyo. Vielleicht treffen wir uns als Engel wieder. Die Vorstellung, dich mit Engelsflügeln zu sehen, raubt mir schon den Atem. Die Flügel werden doch größer sein als du, Taka-chan! Hey! Nicht so böse gucken, es war nur ein Witz. In der Kiste hier befinden sich ein paar Sachen, von denen ich überzeugt bin, dass du sie behalten musst. Es viel persönlicher Krams, aber ich kann mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass das weg soll. Wobei … es würde mich wundern, wenn du überhaupt etwas wegschmeißen wirst. Ach Kleiner, du machst das, was du für richtig hältst. Ich liebe dich Kouyou Takanori kniete immer noch auf dem Boden und betrachtete das Stück Papier in seiner Hand. Er musste sich eingestehen, dass er nicht viel von dem Gitarristen wegschmeißen würde. Denn für ihn wäre es so, als schmiss man Erinnerungen fort. „Hey, Ruki…“, hörte dieser Kais sanfte Stimme an seinem Ohr, „Kouyou hat dir wohl was hinterlassen, hm?“ Der Sänger nickte nur. „Aber komm, wir müssen anfangen auszuräumen. Sonst verlängert der Vermieter den Vertrag und wir müssen diese Wohnung ganze zwei Jahre noch bezahlen obwohl hier keiner mehr wohnt.“ Da schoss Taka das Blatt. „Nein. Wir werden gar nichts ausräumen!“, er Leader sah ihn verwundert an, „Ich ziehe hier ein. Mein Vertrag läuft eh bald aus und da bleiben wollte ich auch nicht.“ „Aber Takan…“ „Nichts da! Ich kann wohnen wo ich will und wenn ich in Kouyous Wohnung weiterleben will, dann tu ich das auch!“, sagte der Kleinere bestimmt und richtete sich auf. „Ist gut… Ich geh zum Vermieter und ändere nur die Daten und du räumst dann eben deine Wohnung aus.“, sagte der Drummer. Dieser wusste nämlich, dass man mit Takanori nicht wirklich verhandeln konnte. Wenn der etwas wollte, dann bekam er das auch. So machten sich Beide auf den Weg. Am Abend saß der Vocal auf dem Sofa von Kouyou und schaute aus dem Fenster. „Ob du wohl jetzt da oben bist?“, fragte der Kleine gen Himmel. „Vielleicht treffen wir uns als Engel wieder.“ Takanori überlegte, wie Uruha mit Flügeln wohl aussah. Er fragte sich auch, ob sie sich wirklich wiedertreffen werden. Ob sie sich erkennen, ob sie sich noch lieben würden? Wann und wo würde es passieren? Noch in diesem, oder doch im nächstem Leben? Wieder bannten sich durch all die Fragen kleine Tränen auf Rukis Gesicht. Er fragte sich auch, wie das Leben nach den Briefen wird. Ob er überhaupt noch leben wollte, aber schnell vertrieb er diesen Gedanken. Er war auch der Meinung, dass seine besten Freunde genug damit zu tun hatten, dass sich Kouyou das Leben nahm. Sie sollten nicht auch ihn noch verlieren. Da war sie wieder, die Eigenschaft, die Takanori so an sich hasste. Die Eigenschaft, die auch Uruha hatte. Sie dachten zuerst an Andere und irgendwo ganz hinten kamen sie selbst. Ist nicht jeder Mensch ein Stück weit egoistisch? Sollte man nicht doch ab und zu an sich selbst denken anstatt sich um andere zu kümmern? War es das, was der Gitarrist dachte? Waren es diese Fragen, die ihn letztendlich in den Freitod trieben? Der Sänger nahm die Pappschachtel auf den Schoß. Jetzt hatte er genug Kraft und auch den Mut, sich den Inhalt anzuschauen. Jetzt hatte er die Ruhe, die er dafür brauchte. Er öffnete die Schachtel und nahm eine Art Notizbuch heraus. Der Umschlag war aus schwarzem Stoff. Seide, so schätzte Ruki. Vorsichtig blätterte er das Buch auf, als hätte er die erste originale Ausgabe der Bibel in der Hand. Er sah Kouyous Schrift. Auf jeder Seite, fein säuberlich Wörter aneinander gereiht und zu Sätzen geformt. Letztendlich waren es Songtexte, die der Gitarrist so festhielt. Bei manchen standen sogar die Griffe darüber. Bei einem der Lieder, die Takanori sofort ins Auge stachen, schaute er auf und blickte sich suchend um. Er fand was er gesucht hatte und holte Kouyous Gitarre zu sich. Behutsam, als wäre sie aus Glas, schlug der Sänger die ersten Seiten an und überprüfte ob sie gestimmt war. Eigentlich überflüssig, denn Uruha stimmte seine Gitarren regelmäßig. Dann fing er an den Song zu spielen und auch den dazugehörigen Text zu singen. Wieder trieb dies ihm die Tränen ins Gesicht. Denn er spürte, wie ernst jedes Wort gemeint war. Ersah vor seinem geistigem Auge Uruha auf seiner Couch, auf der Takanori auch gerade sitzt, mit der Gitarre sitzen, das Buch vor seinen, in Schneidersitz verknoteten, Beinen liegen und den selben Song spielend. Kouyou musste damals auch geweint haben. Das wusste der Sänger nicht nur, weil der ein oder andere Buchstabe verschwommen war, nein er hatte das einfach im Gefühl. Er legte die Gitarre beiseite und schloss die Augen. Plötzlich spürte er eine Wärme um sich, als würde ihn jemand umarmen. Dann roch er es, Kouyous Duft. Ruki würde es unter Millionen erkennen können. Er spürte einen Atem an seinem Ohr. Sanfte Worte wurden hineingehaucht. „Kouyou!“, der Sänger öffnete die Augen und drehte sich blitzschnell um. Doch da war niemand, alles dunkel, kein anderer Mensch. Traurig glitt sein Blick wieder aus dem Fenster, zu dem hellsten Stern am Horizont. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)