Drei-Vier von Decken-Diebin (Sommerwichteln 2008 - Wichtelgeschichte für LacrimaDraconis) ================================================================================ Kapitel 1: Drei-Vier -------------------- Der kleine Teuchi wuselte im Laden seines Vaters herum. Es war ihm egal, dass es ziemlich störte, wenn er den Köchen die ganze Zeit in den Weg lief oder im Weg stand, obwohl er ihnen nur bei der Arbeit zu sehen wollte. Er wusste noch nicht mal, wie viele verschiedene Nudelsuppensorten hier im Ichiraku gemacht wurden. „Teuchi, aus dem Weg da!“, rief sein Vater gerade. Er balancierte vier dampfende Schüsseln voll Ramen und sein Sohn beeilte sich, den Weg frei zu machen. „So, ihre Bestellung, einmal Shoyu-Ramen, dreimal Miso…“ „Shoyu geht an mich“, meldete sich das einzige Mädchen der Gruppe, die vor Kurzem hier eingetroffen war. Der Junge mit den langen, schwarzen Haaren reichte Essstäbchen herum und der andere Junge fing sofort an zu essen. „Nun sagen Sie mal, Hiruzen-sensei…“, schmatzte der Junge, „Warum haben sie uns zum Ramen essen eingeladen? Wir haben uns ewig nicht mehr gesehen, seit-…“ „Seit ihr Chuunin seid, ja“, sagte Hiruzen Sarutobi, „Da dachte ich, lad ich mein altes Team zum Essen ein, weil wir schon lange nichts zusammen unternommen haben.“ „Sicher, wir haben uns ja so lange nicht gesehen… besonders, da wir die letzten hundert Missionen oder so auch immer gemeinsam erledigt haben.“, meinte Tsunade sarkastisch. „Es waren die letzten siebenundsechzig, Tsunade.“, warf der schwarzhaarige Shinobi ein. Jiraiya stöhnte auf. „Orochimaru, leg nicht immer alles auf die Goldwaage…“ Sarutobi, der dabei war, seine Ramen zu schlürfen, schluckte und fing an zu lachen. „Genau wie am ersten Tag…“ Tsunade prustete. „Genau wie am ersten Tag?! Also, da war ‘ne Menge anders, Sensei, leidet dein Gedächtnis?“ „Oh ja, angefangen damit, dass ich damals noch frische vierundzwanzig war…“ „Ja, ja… nein, ich rede von unserem Alter!“, Tsunade gestikulierte wild mit den Händen, „Ich mein, da waren wir gerade mal sechs-“ „Ich war acht.“ „Ist doch egal, man, Jiraiya, ich kann auch nichts dafür, dass du zwei Jahre älter bist… also, wir waren gerade mal sechs – und acht! Das kannst du doch nicht mit jetzt vergleichen, Sensei!“ Jiraiya lachte. „Stimmt, damals warst du noch die totale Flachbrust!“ …Stille. Orochimaru zählte innerlich rückwärts und schlürfte leise seine Ramen. Fünf. Vier. Drei. Zwei. Eins. „JIRAIYA!“, donnerte Tsunade, sprang auf und die Köche im Ichiraku zuckten zusammen, einer ließ seinen Kochlöffel fallen, „WAS HAST DU EBEN GESAGT?!“ „Du hattest damals echt keine Brust! Und du hast mir bis heute nie einen Liebesbrief geschrieben, dabei hab ich dir doch gesagt, du kannst das machen, wenn wir älter sind!“ Diesmal fragte sich nicht nur Orochimaru, sondern auch Hiruzen Sarutobi, ob Jiraiya noch ganz bei Sinnen war. Der Schwarzhaarige stand ebenfalls auf und hielt Tsunade an den Oberarmen fest. „Lass gut sein, Tsunade“, sagte er, obwohl er eigentlich nichts dagegen hatte, wenn der Dritte im Bunde mal wieder eine Tracht Prügel bekommen würde, aber an einem helllichten Sommertag musste das nicht sein. Besonders nicht mitten im Dorfzentrum. „Aber-…! Orochimaru, er-…“, schnappte die Blondine und starrte zornig auf Jiraiya, der sich hinter ihrem ehemaligen Sensei versteckte. „Er macht immer so einen Blödsinn, das weißt du doch. Also,“, er drückte sie wieder auf ihren Hocker, „Beruhige dich.“ Tsunade grummelte, wandte ihren Blick aber von Jiraiya ab und stocherte lieblos in ihren Shoyu-Ramen herum. Orochimaru blickte kurz in Richtung Küche und war nicht verwundert, als die Köche plötzlich ganz dringend ihre Arbeit erledigen zu hatten, obwohl außer ihnen kein Kunde da war. „Ja, ja, wie am ersten Tag…“, murmelte Sarutobi wieder, „Ich erinnere mich daran, als wär es gestern gewesen…“ „Ach, kommen Sie, Sensei, hören Sie auf so zu reden, als wären Sie ein alter Opa…“, meinte Tsunade. „Ich bin alt“, behauptete er fest, „Ein durchschnittlicher Ninja ist mit vierunddreißig schon tot!“ „Falls Sie es noch nicht bemerkt haben, Sie sind kein durchschnittlicher Ninja.“, warf Jiraiya ein. „Genau… ich dachte, Sie würden bald zum dritten Hokage ernannt werden oder täusche ich mich?“, fragte Orochimaru. „Wie jetzt? Echt?“, fragte Jiraiya überrascht. Tsunade war ebenfalls verwundert. „Hat Onkel Tobirama irgendetwas erwähnt oder wie?“ „Ich frag mich echt, woher du immer deine Informationen bekommst, Orochimaru!“, lachte Sarutobi. Orochimaru lächelte nur matt. „Aber ja, dein Großonkel hat letztens mit mir gesprochen, Tsunade… er hat mich gefragt, was ich davon halten würde, den Posten zu übernehmen.“ „Und Sie haben zugestimmt?“, hakte Jiraiya nach. Der Dritte in spe grinste komisch. „Oh Gott, sagen Sie nicht, sie haben abgelehnt…“, sagte Tsunade ungläubig. Hiruzen Sarutobi fing lauthals an zu lachen. „Natürlich habe ich zugesagt, ihr Affen!“ Er gab den beiden neben sich – Jiraiya und Tsunade – einen kleinen Klaps gegen den Hinterkopf. „Was habt ihr denn erwartet?“ „Von wegen Affen… schauen Sie mal in den Spiegel!“, grummelte Jiraiya. „Und wann wird es offiziell bekannt gegeben, Sensei?“ „Spätestens, wenn Tsunade es ihrer Freundin erzählt hat, schätze ich…“, überlegte Sarutobi laut. „…was soll DAS jetzt schon wieder heißen?“ „Och, nichts, nichts, Tsunade… - Also, genau, weiß ich es noch nicht, das wird Hokage-sama mir noch sagen…“ „Dann ist’s ja bestens geplant…“, scherzte Jiraiya. Sarutobi zuckte mit den Schultern. „Wie immer.“, meinte er. „Und was habt ihr heute noch vor?“ „Was soll man großartig an einem verdammt heißen Tag mitten im Hochsommer vorhaben?“, fragte Tsunade, „Soll ich jetzt noch mal ein paar Stunden trainieren gehen, damit ich wieder duschen kann, wo ich doch erst heute morgen gebadet habe?“ „Die warme Sonne ist ein guter Trainingsfaktor.“, sagte Orochimaru. Jiraiya grummelte. „Mein Gott, deine Bemerkungen gehen mir langsam auf den Keks…“ „Er hat schon Recht, Jiraiya“, bestätigte Sarutobi die Aussage seines Schülers, „Aber man sollte wirklich nicht übertreiben, darauf solltest du achten, Orochimaru.“ Jiraiya grinste seinen Kameraden kindisch fies an und Tsunade konnte darüber nur den Kopf schütteln, während sie als Letzte ihre leere Schüssel von sich wegschob. Kaum zu glauben, dass Jiraiya wirklich zwei Jahre älter als sie und Orochimaru war. Aber diese Art war Jiraiya wohl angeboren, die hatte sich in den letzten zehn Jahren nie verändert. „Tsunade, weißt du was?“ Die Angesprochene schreckte hoch. „Eh, wie? – Ja, Sensei?“ „Du hast mich auf eine Idee gebracht. Wir gehen jetzt alle ins Onsen!“ -- Worauf zum Geier hatte er sich da eingelassen? Er fand so ein Teamzeugs doch eigentlich so ätzend – immerhin war er schon immer alleine gewesen und dieses zusammen Ramen essen hatte es ihm ebenfalls nicht sonderlich angetan – und nun auch noch das. Seine empfindliche, blasse Haut war eindeutig nicht für Onsen geeignet. Jiraiya würde eh nur wieder Witze reißen. Dabei könnte er jetzt viel Besseres machen. Zum Beispiel an neuen Jutsus arbeiten. Oder den kleinen Fugaku vom Uchiha-Clan ein bisschen austricksen, sodass er was über die Sharingan erfahren könnte. Aber nein, er musste sich ja irgendwie von seinen beiden Kameraden bequatschen lassen und ging jetzt widerwillig hinter Jiraiya und seinem ehemaligen Sensei Hiruzen Sarutobi in das Onsen. Anders als Jiraiya rückte er noch einmal sein Handtuch, das er um die Hüften gewickelt hatte, zurecht und stieg dann langsam ins Wasser. Sein Kamerad war natürlich wieder so tollpatschig und lief geradewegs in die heißeste Stelle. Bravo, Jiraiya. „Er hat’s immer noch nicht gelernt, hm?“, fragte Sarutobi schmunzelnd. „Nie.“, antwortete Orochimaru. Die beiden suchten sich zusammen einen gemütlichen Platz, der weder zu kalt noch zu heiß war. Jiraiya gesellte sich sogleich zu ihnen. „Weißt du, Orochimaru“, sagte er, „Wenn du deine Haare immer so hochstecken würdest, würde ich dich glatt für ein Mädchen halten.“ „Immerhin kann man sie hochstecken. Deine sind wohl zu buschig.“ „Bin ich hier der einzige, der keine Haarprobleme hat, oder was?“, fragte Sarutobi dazwischen. „Oh, ich denke nicht“, sagte der Weißhaarige und ließ seinen Blick durch das Onsen schweifen, „Sehen Sie, hier haben ganz viele kurze Haare, genau wie-“ Er stockte. Verwundert sah Orochimaru ihn an und folgte daraufhin seinem Blick. Er kam gar nicht mehr dazu, wirklich etwas zu sehen und erkannte nur noch zwei Männer, die auffallend nah aneinander saßen, da hielt Jiraiya ihm schon seine Hand vor die Augen. „Hey, du bist noch nicht volljährig, du darfst sowas gar nicht sehen, Orochimaru!“, lachte er. Orochimaru sah ihn vor sich grinsen, ohne dass er ihn sah und schlug seine Hand weg; er hatte Recht und nicht nur das, Sarutobi grinste auch. Der Schwarzhaarige warf noch einen kurzen Blick zu den zwei Männern und schnaubte. „Was hast du bloß, Jiraiya, die knutschen doch nur…“ „Aha, du interessierst dich also dafür?!“ Orochimaru schnaubte zum zweiten Mal und sparte sich einen Kommentar. „Sei mal ein bisschen leiser, Jiraiya.“, ordnete Sarutobi an, „Muss echt nicht sein, dass wir hier negativ auffallen.“ Jiraiya nickte. „Aber wisst ihr, was ich mich frage“, fuhr er in einem leiseren Ton fort, „Wieso ist Tsunade überhaupt mitgekommen? Insofern sie nicht irgendeine Freundin trifft, sitzt sie doch da drüben alleine.“ „Tja“, machte Sarutobi nur und zuckte mit den Schultern. -- Nachdenklich betrachtete sie diesen wohlbekannten hellblauen Anhänger. So recht wusste sie nicht, warum sie mit ins Onsen gegangen war, wo sie doch eh das einzige Mädchen der Gruppe war. Und zu ihrem Pech hatte sie auch keine Freundin hier gesehen. Tsunade hielt die Halskette fest in ihrer Hand. Sie würde sie nie verlieren, nie vergessen wollen, es war wie ein Stück von ihm, von Nawaki, von ihrem lieben, kleinen Bruder. Sie verstand es nicht. Es war nicht nur ihr Großvater, sondern auch sein Großvater gewesen, dem die Kette gehört hatte. Er war genauso Nachfahre wie sie. Aber warum hatte er die verfluchte Halskette nicht überlebt? Warum? Dieser Vorfall lag nun schon ein paar Monate zurück und sie hatte nie eine Antwort gefunden. Es herrschte immer noch Krieg. Sie verstand nicht, wie sie sich so einen freien Tag gönnen konnten, jetzt, in dieser Sekunde, wurden bestimmt wieder Menschen getötet. Denk nicht immer so pessimistisch, Tsunade, mahnte sich selbst in Gedanken. Du hast Freunde, die sich – mehr oder weniger – um dich kümmern und die sitzen da drüben. Das weniger war auf Orochimaru bezogen. Aber das fand sie nicht allzu schlimm, denn sie konnte nun nachvollziehen, wie es war, wenn die Familie nicht mehr vollständig war. Sie war auch stiller geworden. Orochimaru dagegen war schon immer so ruhig gewesen. Aber er war auch schon immer ein Waisenkind gewesen. Das mehr war auf Jiraiya bezogen. Er kümmerte sich schon um sie, vielleicht auch etwas zu sehr… sie fragte sich, ob er je verstanden hatte, dass sie nichts von ihm wollte. Auch wenn sie es nie laut aussprach – Jiraiya war ihr schon wichtig. Egal, wie nervtötend er war. Und außerdem erinnerte er sie ein bisschen an Nawaki. Nawaki. Sie hatte das Gefühl, er würde in diesem Moment auf sie hinab blicken. Als würde er sie vermissen. Sie spürte seine Blicke auf ihrer Haut. -- Stetig tropften von ihren nassen Haarspitzen kleine Wasserperlen. Sie trafen auf ihre Haut auf und liefen hinab. Über ihren geraden, schmalen Rücken. Über ihr Schlüsselbein zu ihren großen, wohlgeformten Brüsten, über- „Jiraiya, ich glaube nicht, dass Tsunade es toll findet, wenn du ihr beim Baden zuguckst.“ „Ach, Quark… Orochimaru, du glaubst doch nicht ernsthaft, dass sie das merkt! – Willst du auch mal?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)