Carnivore Squadron von Limikkin ================================================================================ Kapitel 2: Ein Aufeinandertreffen --------------------------------- Coeur-Grande. 10 Jahre später. Eine heruntergekommene Großstadt mitten in einem armen Land. Hier herrschte das Verbrechen vor, die Armen stahlen bei den weniger armen Mitbürgern, was auch immer sie bekommen konnten. Von den Hochhäusern in der Innenstadt bröckelte der Gips, die Häuser der Vororte besaßen gar keinen Verputz mehr. Der Teer auf den Strassen hatte schon vor langer Zeit Risse bekommen, die allgemein vorherrschende Farbe war Grau. In den dunklen Gassen war das Verbrechen allgegenwärtig, düstere Gestalten und unheimliche Wesen machten die Bezirke unsicher. Immer wieder waren Menschen mit aufgeschlitzten Kehlen gefunden worden, deren Leichen von einer geheimnisvollen Organisation, der 2.Division, entfernt worden waren. Die Bewohner von Coeur-Grande wussten nicht, dass Vampire unter ihnen wüteten. Das Amt zur Bekämpfung vampirischer Aktivitäten tat sein Bestes, um die Geschehnisse zu vertuschen. In der vierten Avenue spazierte ein Mädchen über den Bürgersteig und genoss die warmen Strahlen der Sonne, die sich nach zwei nassen und kalten Februarwochen wieder hinter den Wolken hervor gewagt hatte. Das blonde Haar des jungen Fräuleins leuchtete im Licht. Verträumt blickte sie in den blauen Himmel und stellte sich vor, wie es wäre, davonzufliegen. Sie seufzte leise und bog in einen Hinterhof ein, der eine Abkürzung zur fünften Avenue darstellte. Hierhin drang nur wenig Licht, Schatten krochen die Wände der umliegenden Häuser empor. Das Geräusch von Schritten lenkte das Mädchen von ihren Tagträumereien ab. Sie blieb stehen und drehte sich um. Vor ihr befand sich eine Tür, hinter der eine Treppe begann, die tief in einen Keller hinabführte. Zaghaft setzte die blonde, junge Frau einen Fuß vor den anderen und folgte dem steinernen Weg in die Tiefe. Je weiter sie in den Keller vordrang, desto lauter wurden die Schritte. Dem Schall nach zu Urteilen lief jemand durch einen großen Raum ohne Fenster und Inneneinrichtung. Das Mädchen trat durch ein steinernes Tor in ein Gewölbe. Leo lief nervös durch den Raum. Immer und immer wieder warf er einen Blick auf die tote, ausgesaugte Frau zu seinen Füßen. Der Geruch des Blutes machte ihn wahnsinnig. Er ging vor der Leiche in die Hocke und betrachtete die Wunde erneut. Sie war brutal aufgeschlitzt worden. Welcher unidentifizierte Vampir das wohl gewesen war? Der mittlerweile 15-jährige Junge wunderte sich immer wieder, wie viele Vampire in Coeur-Grande herumliefen, von denen niemand etwas wusste. Sanft strich er der Frau die Haare aus dem Gesicht. Sie war sicher einmal wunderschön gewesen, doch der Tod hatte sie grausam entstellt. Leo versank in ihren Anblick, musterte wieder und wieder ihren wohl geformten Busen, der sich unter dem engen Shirt sichtbar abzeichnete. Dem Zustand der Frau nach zu urteilen, hatte der Vampir, der sie getötet hatte, entweder die Rituale zur Umwandlung nicht gekannt oder bewusst darauf verzichtet. Der Junge seufzte. Er verstand die bürgerlichen Blutsauger nicht mehr, da er selbst ja unter Werwölfen und anderen mondsüchtigen Wesen aufgewachsen war, die ihn zum Jäger seiner eigenen Rasse gemacht hatten. „Hände hinter den Kopf und keine Bewegung, Vampir!“ Leo zuckte zusammen und wollte sich umdrehen, als er plötzlich ein Stechen in der Schulter spürte. Jemand bedrohte ihn mit einem Messer, jemand der wusste, dass es Vampire gab. Seine Gedanken rasten. „Wer bist du? Was... was willst du?“ Der Besitzer des Messers schnaubte und flüsterte ihm leise ins Ohr: „Du bist nicht in der Lage, in der man Fragen stellen kann!“ Verdammt! Leo schloss die Augen. Der Mann- oder war es eine Frau?- hatte Recht. Wo blieb bloß Malic? Er hatte ihn bereits vor über fünf Minuten angerufen und der Werwolf hatte versprochen, direkt zu kommen. Ein Gedanke schwirrte dem Jungen durch den Kopf. Etwas, das ihn in dieser Situation sehr beschäftigte. „Verlasse dich niemals auf andere, mein Junge“, das hatte Malic ihm nach jedem Kampf erneut gesagt. Einmal hatte er ihm eine lange Narbe auf dem Rücken gezeigt. Damals hatte sich der Werwolf auf eine Kollegin verlassen. Leo winkelte die Beine an. Er würde sich nicht auf Malic verlassen, egal, wie sehr er ihm vertraute. Bestimmt war etwas dazwischen gekommen, sonst wäre er schon hier und würde ihm helfen. Der Junge drückte sich mit den Füßen vom Boden ab und spürte, wie sich die Klinge des Messers schmerzhaft in seinen Rücken bohrte. Innerlich betete er, dass die Ärzte in der 2.Division keine Quacksalber wären und er ewig Schmerzen im Arm haben würde. Als er merkte, dass die Person hinter ihm vor Schreck das Messer losgelassen hatte, drehte er sich ruckartig um und keuchte auf. Vor ihm stand ein Mädchen, das aussah, als wäre sie nur wenig älter als er. Trotz dieser Tatsache ging sie gekonnt in Abwehrstellung und blickte ihn aus blitzenden Augen an. Leo riss das Messer aus seiner Schulter und griff sie an. Mühelos wehrte sie seinen Hieb ab und setzte nach einen Fußtritt drauf. Der junge Vampir wurde zurückgeworfen und landete in der Nähe der Leiche auf dem Boden. Abwechselnd sah er das Mädchen und die tote Frau an. „Ich kann jetzt nicht kämpfen! Ich habe einen Auftrag zu...“ Seine nächsten Worte blieben ihm im Hals stecken, da die Göre, wie er sein Gegenüber insgeheim schon nannte, ihm einen weiteren Fußtritt in die Magengegend verpasst hatte. Leo rollte zur Seite, sprang auf die Beine und verschwand in den Tiefen des Kellergewölbes. Für heute hatte er eindeutig genug Schläge eingesteckt. Das Mädchen drehte sich langsam im Kreis. Ihre Muskeln waren bis aufs Äußerste angespannt. Sie wollte nicht als Lebendfutter für diesen Vampirjungen enden, dafür hing sie viel zu sehr am Leben. Sie lauschte in die Dunkelheit. In ihrer Nähe hörte sie etwas tropfen. Das war sicher das Blut des Vampirs, das von seiner Schulter auf den Boden fiel. Schnell entfernte sie sich von der Leiche. Dies war der einzige Platz im kompletten Keller, wo etwas Licht vorhanden war. Sie würde es dem Kerl nicht einfach machen. Sollte er sie doch suchen! Wieso konnte sie ihn plötzlich nicht mehr hören? Weder das Tropfend es Blutes noch Schritte waren zu vernehmen. Verwirrt versuchte sie, in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Sie lief blindlings drauflos, darauf bedacht so wenig Geräusche wie möglich zu machen. Malic stand in der Mitte des großen Kellers und beobachtete das Spiel, das Leo mit dem unbekannten Mädchen spielte. Mittlerweile schien sie ziemlich nervös und ängstlich zu sein. Sie lief durch den Raum wie ein aufgescheuchtes Huhn. Zu ihrem Glück war sie bisher gegen keine Säule gestoßen oder direkt auf Leo getroffen. Malic's Schützling saß mit geschlossenen Augen in einer Ecke und lauschte auf die Schritte des Mädchens. Sein Gesicht wirkte angespannt, so als ob er etwas planen würde. Sein kurzes, schwarzes Haar stand ihm wirr vom Kopf ab, ein untrügliches Zeichen für einen Kampf, da der Junge sonst ziemlich auf Ordnung bedacht war. Blut lief ihm von der Schulter und verklebte seinen Rücken. Malic roch, dass es das körpereigene Blut seines Lehrlings war. Für die Unvorsichtigkeit, die zu dieser Wunde geführt hatte, würde er ihn später bestrafen müssen. Kopfschüttelnd fragte der Werwolf sich, wie die Situation wohl auf die beiden anderen wirken mochte, da diese offensichtlich nichts erkennen konnten. Das Mädchen torkelte jetzt blind auf Malic zu, der noch immer wie eine Säule dastand. Boff! Malic musste innerlich grinsen. Die junge Frau hatte es tatsächlich geschafft, auf dieser großen Fläche ausgerechnet IHN zu treffen, während sie die Säulen vorher alle knapp verfehlt hatte. Verdutzt saß die Jugendlich auf dem Boden und schien sich zu wundern, warum der Zusammenstoß mit der Säule nicht so hart war, wie sie erwartet hätte. Langsam rappelte sie sich auf und näherte sich Malic erneut. Diesmal streckte sie die Hände nach vorne und ertastete die „Säule“. Als Malic ihren Arm packte, kreischte sie entsetzt auf und versuchte, von ihm loszukommen. Er packte fester zu. Wild schlug die Gefangene um sich, bis der Werwolf losließ und sie mit dem Kopf hart auf dem Boden aufschlug. Vom Kampflärm angelockt war Leo nähergekommen und und spürte nun seinen Lehrmeister in seiner Nähe. „Malic? Du hast sie erledigt?“ Der angesprochene schnaubte leise. „Sie hat sich eher selber erledigt! Kümmern wir uns lieber um die Leiche...“ Gemeinsam schleppten sie das ohnmächtige Mädchen zu der Frauenleiche und legten sie in den sanften Lichtschimmer, der von der Treppe her in den Keller fiel. Kathy träumte, dass sie von einem Vampir verfolgt würde. Dass er sie jagen würde und ihm schließlich ein Werwolf zur Hilfe käme. Ein Werwolf? NEIN! Keuchend fuhr das Mädchen aus dem Schlaf und setzte sich hastig hin. Schlagartig wurde ihr wieder schwarz vor Augen. Sie legte sich wieder auf den Boden und fuhr sich mit der Hand über die schmerzende Beule an ihrem Hinterkopf. Langsam kehrte die Erinnerung zurück. Sie war von jemandem- und es war nicht der kleine Vampir gewesen, da war sie sich sicher- am Arm gepackt worden, hatte sich gewehrt und war dann mit dem Kopf auf den Steinboden geknallt. Obwohl ihr noch alle Sinne schwirrten, setzte sie sich aufrecht hin und betrachtete ihre Umgebung. Man hatte sie in der Nähe der Leiche abgelegt. Neben der toten Frau standen zwei Menschen mit dem Rücken zu Kathy. Der einen erkannte sie eindeutig als den jungen Vampir, doch wo hatte sie den anderen schon einmal gesehen? Das Mädchen überlegte fieberhaft, als ihr auch schon der Name des Mannes einfiel. „Malic!“ Erstaunt drehte sich der Werwolf zu dem blonden Mädchen um. Ihre Augen waren weit aufgerissen, sie deutete anklagend auf ihn. Der Angesprochene zog die Augenbrauen hoch und musterte das Mädchen verdutzt. Von seinem Schützling wurde er schräg angeschaut. „Meister! Kennst du die?“ Leo sah das Mädchen herablassend an. „Nicht, dass ich wüsste!“ Der Werwolf schüttelte den Kopf und grinste verwirrt. „Ich habe sie noch nie gesehen.“ Die Blonde brach in Lachen aus und stand vorsichtig auf. Ihre Augen blitzten lustig. „Natürlich, Herr! Wir begegnen uns einmal die Woche, wenn ich im Hauptquartier der 2.Division meinen Job erledige.“ Als das Mädchen ihnen diese Tatsache eröffnete, wurde sie von den beiden Männern angestarrt, als käme sie vom Mond. „Ich komme in Henkersklamotten...“, gab sie ihnen einen kleinen Tipp. Malic's Mund öffnete sich vor Staunen und schloss sich direkt wieder. „Aber...aber...unser Fleischlieferant ist ein alter Mann, ab und zu hilft ihm sein Sohn im Henkersanzug! Aber ein Mädchen hat er nie erwähnt...“ „Ich bin seine Ziehtochter Kathy! Ab und zu liefere ich das Fleisch aus, in letzter Zeit allerdings sehr häufig!“ Kathy lief rot an, als sie sich der neugierigen Blicke der beiden Jäger bewusst wurde. Sie trat von einem Fuß auf den anderen. „Ähm...also....ich geh dann mal!“ Sie wollte sich gerade umdrehen, doch Leo begann zu knurren. „Du bleibst!“ Wenig später saßen sie zu dritt bei der Leiterin der 2.Division im Büro und berichteten von den Vorkommnissen im Kellerraum. Als die Sprache auf Kathy kam, mussten Malic und Leo ihrer Chefin wohl oder übel die ganze Wahrheit sagen. Zu ihrer Verwunderung nahm diese das alles ziemlich gelassen auf. Sie schien es sogar mit Humor zu sehen. „Kathy, ich freue mich, einen weiteren weiblichen Mitarbeiter willkommen zu heißen. In Zukunft helfen sie ihrer Familie offiziell im Familienbetrieb und ich wäre erfreut, Sie als menschliche Jägerin anstellen und trainieren zu dürfen.“ Das Mädchen strahlte und nahm die dargebotene Hand. „Natürlich! Gerne!“ Nachdem noch ein paar Höflichkeiten ausgetauscht worden waren, verließen Kathy, Leo und Malic das Büro. Von jetzt an würden sie zu dritt ein Team bilden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)