Chouchou von Wolkenfee ((französisch für "Schatz/Liebling")) ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Am nächsten Morgen weckte mich viel zu früh das Klingeln eines Handys. Desorientiert murrte ich und öffnete die Augen ein wenig. So einen nervigen Klingelton hatte ich sicher nicht, was also war das? Als neben mir jemand grummelte und schließlich aufstand, um die Geräuschquelle zu suchen, fiel mir alles wieder ein. Lächelnd wollte ich mich wieder in die Kissen kuscheln, als mir auffiel, dass sich mir gerade eine wundervolle Rückenansicht von Mathieu bot. Dieser hatte sein Handy inzwischen gefunden und meldete sich recht unfreundlich. „Ja?... Oh, Jeanette…. Ja, du hast mich geweckt…“ Er lachte und schien davon plötzlich gar nicht mehr so genervt zu sein. „Jamie ist hier… Ja, natürlich… Nein, ist in Ordnung…. Ja, wirklich!... Okay, bis dann!“ Er legte auf und kam zurück zum Bett. „Morgen, Chouchou!“, begrüßte er mich endlich und küsste mich sanft. „Du, das war Jeanette. Die Freundin von mir, der es nicht so gut geht, weißt du noch? Sie hat wirklich Probleme und würde gerne vorbeikommen. Wär das sehr schlimm?“ Wer konnte diesem Blick schon widerstehen? Ich schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein, ist in Ordnung.“ „Ehrlich?“ Skeptisch sah er mich an. „Ich kann ihr auch sagen…“ „Für seine Freunde muss man da sein!“, unterbrach ich ihn. „Ich wird mich dann mal anziehen!“ Ich war zwar eigentlich nicht so begeistert, dass ich nun aufstehen musste, aber andererseits zeigte es ja, dass Mathieu wirklich für seine Freunde da war. Kurze Zeit später verabschiedete ich mich also und Mathieu entschuldigte sich nochmal. Lächelnd küsste ich ihn. „Ist schon gut, wir sehen uns ja nochmal!“ Grinsend nickte er. „Das hoffe ich doch sehr!“ Zu Hause angekommen lief ich im Flur zufällig Angeline über den Weg. „Morgen!“, grüßte sie und musterte mich dann genau. „Du hast heute Nacht nicht hier geschlafen“, stellte sie fest und ich nickte. Grinsend kombinierte sie. „Mathieu.“ Abermals nickte ich, nun auch grinsend. „Alles klar, wie gut, dass ich gerade Brötchen geholt habe!“, meinte sie und zog mich mit in die Küche. Nachdem sie einen Teller mit Nutellabrötchen und eine Tasse heißen Kakao vor mir abgestellt hatte, setze sie sich mir mit dem gleichen Frühstück gegenüber und forderte: „Erzähl mir alles!“ Überrascht und etwas empört sah ich sie an. „Alles?“ Und sie grinste. „Klar alles!“ „Oh Mann…“ Ich konnte nur den Kopf darüber schütteln, was in diesem so still und schüchtern wirkenden Mädchen steckte. Seufzend gab ich nach und begann zu erzählen, was am letzten Abend passiert war. Die pikanten Details meiner wundervollen Nacht mit Mathieu ließ ich dann allerdings doch aus, und das nicht nur, weil es nicht für Minderjährige geeignet war, sondern auch, weil ich das unmöglich in Worte fassen konnte. Als ich fertig war, lächelte Angeline verträumt. „Das ist so toll! Ich freu mich so für dich!“ Genau in diesem Moment betrat Emilie die Küche und fragte natürlich: „Warum?“ Bevor ich irgendetwas tun konnte, flötete Angeline: „Jamie hat mit Mathieu geschlafen!“ Begeistert klatschte Emilie in die Hände. „Wirklich? Das ist ja großartig!“ Stürmisch umarmte sie mich und küsste mich auf beide Wangen. „Ich freu mich auch für dich!“ Was war das hier eigentlich für eine verrückte Familie? Aber das war natürlich umso besser, denn so verstanden sie meinen verklärten Gesichtsausdruck und mein nicht abzustellendes Grinsen. Auch beim Training fiel meine gute Laune natürlich auf und Brandon fragte mich: „Was hat dich denn so beflügelt?“ Ich lachte. „Wohl eher wer.“ Brandon nickte wissend und grinste. „Verstehe. Dass du trotz einer anstrengenden Nacht hier Höchstleistungen bringen kannst, sagt ja wohl alles!“ Grinsend verdrehte ich die Augen. „Sowieso!“ „Und, wer ist die Glückliche?“, fragte er neugierig und wieder musste ich ihn berichtigen. „Der Glückliche!“ „Oh.“ Brandon zog eine Augenbraue hoch, musterte mich einen Moment und grinste dann wieder. „Dann kann es ja nur der Kellner sein.“ „Wie kommst du denn darauf?“ Das interessierte mich jetzt aber. „Oh bitte!“ Brandon lachte. „So, wie du dich in seiner Gegenwart benommen hast, hab ich eh schon sowas vermutet“, erklärte er und ich stöhnte etwas frustriert. „Lass uns bitte nicht über meine Unzurechnungsfähigkeit in Mathieus Nähe reden, okay?“ Zu meinem Glück nickte Brandon. „Okay. Aber nur, wenn du mir nachher ausführlich erzählst, wie du von Unzurechnungsfähigkeit zu heute Nacht gekommen bist!“ Ich seufzte. „Okay, deal.“ „Wunderbar. Ich lad dich auch ein“, schlug er vor. Na, das klang doch schon besser. Also saßen wir abends beim Italiener und aßen sehr leckere Pizza, während ich ihm alles über Mathieu erzählte. Zuerst fand ich es etwas seltsam, da es das erste Mal war, dass ich mit einem nicht-schwulen Mann (abgesehen von meinem Bruder natürlich) über meine Beziehung redete, aber das legte sich schnell, denn Brandon lag einfach auf meiner Wellenlänge, was ich ja eigentlich schon wusste. Wir plauderten noch sehr lange über dies und das und ich war sehr froh, einen Freund wie Brandon gefunden zu haben. Die Woche lief super, besonders weil ich in Aussicht hatte, mit Mathieu und seinen Freunden bowlen zu gehen. Er wollte, dass ich seine Freunde kennenlernte! Okay, wir gingen bowlen und ich würde mich sicher absolut blamieren, weil ich das wirklich nicht konnte, aber das war völlig egal, denn: Mathieu wollte, dass ich seine Freunde kennenlernte! Ich freute mich ja so! Freitagabend machte ich mich also auf den Weg zur Bowlingbahn, vor der wir uns treffen wollten. Schon von weitem sah ich eine Gruppe Leute dort stehen und als ich näher kam, bemerkte ich, dass Mathieu auch dabei war. Fröhlich wollte ich mich bemerkbar machen, als ich feststellte, dass das Mädchen neben ihm sich doch sehr dicht an ihn schmiegte. Außerdem hatte er den Arm um Ihre Hüfte gelegt. Gut, es war etwas kalt, aber das musste doch trotzdem nicht sein. Ich musste allerdings zugeben, dass das Mädchen sehr hübsch war. Sie war schlank, etwa so groß wie ich und ihre goldblonden Haare reichten ihr bis zur Hüfte. Alles in allem wirkten sie und Mathieu wie ein perfektes Paar. Aber deshalb musste er sie doch nicht küssen! Äh, Moment! Was? Wie angewurzelt blieb ich stehen und blinzelte geschockt, doch an dem Bild änderte sich nichts. Mathieu küsste dieses Mädchen. Was zum Teufel war hier los? ---------------------------------------------------- Ich bin sehr gespannt, was ihr sagt. XD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)