Die Geschichte des Blutwolfes - Painwolf von Seica (Wenn eine Welt am Abgrund steht...) ================================================================================ Kapitel 11: Eine Entscheidung erfordert viel Kraft -------------------------------------------------- - Die Krankheit Der feine Geruch von Rehfleisch lag in der Luft, als sie beide am nächsten Tag erwachten. Mit Ausnahme der Singvögel war es ruhig und allgemein lud die Atmosphäre zum Wolfühlen ein, wäre da nicht das Gepräch von letzter Nacht gewesen, welches Naumi nachwievor beunruhigte. Sie hob die feine Nase und schnüffelte, aber was sollte sie im Schlafraum schon riechen, außer Erde, Wurzeln, das Fleisch, den kleinen Wolf und sich selbst? Ihr war danach sich zu erheben, aber sie ließ es sein da sie fürchtete dies würde dem Heilungsprozess nicht sonderlich zugute kommen. Sanft rieb sie ihre Schnauze am Nacken des kleinen Wolfes um ihn aufzuwecken. Sie fühlte eine angenehme Wärme von dem Weißen aufsteigen, dachte sich aber nichts dabei. Als sich die leuchtend grünen Augen öffneten blickte sie der kleine Wolf verschlafen an. Die schöne Farbe war von einem weißlichen Schleier bedeckt, seine Nase tropfte und sein Gesichtsausdruck zeigte ihr, dass er sich gar nicht gut fühlte. "Oh nein! Jetzt bist du wirklich krank geworden, weil du den ganzen Nachmittag bei Sturm und Wetter draußen rumgestreunt bist." Naumis Worte klangen nicht zorning in den Ohren des Jungwolfs obwohl er erwartet hätte sie würde ihn endlich dafür schimpfen, dass er ihre Regel missachtet hatte. "Ich dachte du verhungerst wenn ich nichts fange", flüsterte er mit leiser, heiserer Stimme. Ich musste das doch tun, ging es ihm durch den Kopf. Und während die Wölfin ihm über die wässrigen Augen leckte wurde ihm wieder bewusst, wie wenig sie gegessen hatte und, dass draußen noch das Bein des Rehs lag. Der kleine Wolf stemmte sich vom Boden ab und wollte zum Höhleneingang laufen, aber Naumi hielt ihn fest und drückte ihn zurück ins warme Moos. "Lass das kleiner Wolf. Heute bleibst du einmal hier liegen und ich hole die Beute für uns", der Nachdruck war deutlich in der sanft-rauen Stimme zu hören gewesen und hätte der Jungwolf aufgesehen, so hätte er bemerkt das sie ihre Zähne zeigte. Ja das war eindeutig der Befehl eines Ranghöheren. Der Weiße sank in sich zusammen und blieb traurig liegen. Sie hatte doch Schmerzen, sie durfte nicht aufstehen, aber er fühlte sich aufeinmal so schlaff und müde, so als ob er ganz weit gelaufen wäre. Naumi leckte dem kleinen Wolf über die offene Stelle auf seinem Kopf um ihn zu beruhigen, aber sein Zustand änderte sich durch diese Geste kein bisschen. Sie überlegte kurz ob sie ihn nocheinmal fragen sollte ob er nun auch brav ihre Regeln beachten würde, aber sie ließ es bleiben, gewiss würde er das um ihr damit einen Gefallen zu tun. Sie stemmte sich mit ihren drei Beinen schwerfällig auf und versuchte für eine Sekunde ihren verletzten Lauf zu belasten. Es tat höllisch weh, ihr Gesichtsausdruck verzerrte sich und ein leises Winseln entglitt ihren Lefzen - der kleine Wolf aber rührte sich nicht, so sehr war er in Gedanken versunken. - Buntes Treiben Ganz langsam schob sich die Wölfin aus der Schlafkammer in den Gang. Immer wieder kam sie mit der Schulter an den Wänden an und dann durchzuckten sie kalte Schauer, aber sie konnte einen Wehruf unterdrücken. Sowie es auch gestern der Fall war, zog sie wieder eine kleine Schar an Moosbällchen hinter sich her. Du schaffst das, sprach sie sich selbst gut zu und tatsächlich gelang es ihr ohne größere Schwierigkeiten den Höhleneingang zu erreichen. Als sie den Rehschenkel so in der Mittagssonne liegen sah, wurde ihr wieder bewusst wie groß sich die Leere in ihrem Magen nachwievor anfühlte. Die Böschung, die aus dem Erdloch führte, war nicht sehr hoch, aber Naumi wollte es dennoch nicht riskieren sich dabei zu verletzen. Der Hals der Wölfin schien immer länger zu werden als sie sich streckte um sich schließlich die Beute zu schnappen. Misstrauisch blickten die blauen Augen hin und her. Sie hatten schon viel zu lange keinen Blick mehr über dieses Gebiet werfen können, schließlich war ihr der Regen in die Quere gekommen. Kalter Wind strich ihr ins Fell und wehte ihr eines der Ahornblätter auf die Nase. "Für mich wird es allmählich Zeit schlafen zu gehen", sprach die dunkle Stimme des Baumes zu ihr woraufhin sie zu seinem Zweigen hochblickte. Goldgelb war er geworden und nicht nur er. Im Umfeld gab es hier und da sanfte rote, braune und gelbe Farbkleckse. Geduckt, den Fuß angewinkelt, die Beute in der Schnauze stand sie da, zwischen den Wurzeln des Ahorns und blickte wie versteinert in den Herbstwald hinaus. Naumi mochte diese Jahreszeit nicht, aber es gab noch eine die sie weniger mochte, das war der Winter. Die Wölfin hatte sich nie wirklich erklären können warum das so war, aber jetzt durchflutete es sie wie das Wasser die Wurzeln der Bäume. Es tat ihr weh mitanzusehen wie die Pflanzen in diesen tiefen trostlosen Schlummer fielen. Ja, wie es ihr hölzerner Partner gesagt hatte war es nur ein langer Schlaf und es gab immer noch ein Erwachen. Aber würden sie alle wieder darauß erwachen? Die Graue konnte den Schmerz in ihrer Brust spüren der ihr sagte, dass es nicht so war. Und egal wie gut der Ahorn ihr zureden mochte, egal wie oft man ihr ins Gedächtnis rief, das dies nunmal der Lauf der Natur war, sie hasste in diesem Moment den Boten des Winters noch viel mehr als sie es je zuvor getan hatte. - Du bist stark kleiner Wolf Ein Rütteln ging durch die Fähe und sie fühlte sich als ob ihr gleich alle Haare ausfallen würden, so wie es den Bäumen mit ihren Blättern erging. Ohne weiter in Gedanken zu leben drehte sie sich um und verschwand wieder im Höhlengang, wo sie dem beißenden Wind entging. Im Schlafraum durfte sie dann endlich wieder die angenehme Wärme entgegennehmen, die sie die letzten paar Tage gespürt hatte. Sie legte die Beute zur Seite und fuhr ein paar mal mit ihrer rauen Zunge durch das weiße Fell des kleinen Wolfes. Dieser stöhnte müde und drehte sich in ihre Richtung, denn er konnte ihren Geruch nicht aufnehmen und wollte sie wenigstens sehen, damit er sich nicht mehr so alleine fühlte. Die Wölfin ließ sich erschöpft nieder und leckte sich ihre Wunde, den Blick des Rüden ignorierte sie solange, bis sie seine Worte vernahm. "Werde ich jetzt sterben?", fragte der kleine Wolf heiser. Naumi blickte ihn überrascht an. "Nein. Wie kommst du darauf, wenn ich sogar diese Wunden hier überstanden habe?" "Ich bin nicht so stark wie du", nuschelte der Jungwolf daraufhin und vergrub seine Nase im weichen Moos. Als er die Augen schloss lehnte sich die Graue vor und kniff ihn in einers seiner großen Ohren. "Aber das stimmt doch gar nicht! Du bist bis hier in den Wald geflohen, wer sonst aus "Black Hill" könnte das von sich behaupten?" Naumis Worte klangen laut in den Ohren des Jungwolfs, seine Augen blickten sie an als sähe er sie gar nicht richtig. Es entging der Fähe nicht, das er immer noch nicht recht an ihre Worte glaubte. "Du hast mir das Leben gerettet kleiner Wolf. Ohne dich hätte ich es nicht geschafft", sie hatte ihre Stimme nun gesenkt, auf ihren Lefzen zeichnete sich ein dankbares Lächeln ab. "Du bist stark kleiner Wolf", sagte die sanftraue Stimme. Noch ruhten ihre tiefblauen Augen auf ihm und sie strahlte ihn mit ihrem Lächeln all ihre Dankbarkeit und Freude entgegen, dann zog sie das Bein des Rehs an sich heran und riss ein großes Stück heraus, das sie dem Jungwolf vor die Schnauze legte. "Und nun iss, damit du noch viel stärker wirst!" Sachte pendelte die Rute des kleinen Wolfes und ein milder Ausdruck hatte sich auf seinen Zügen gebildet. - Letzte Herbsttage Das Fallen der Blätter war also hereingebrochen. Und wie jedes Jahr ging es nach diesem Start ganz flott. Bald war das wunderbare Grün, dass die Landschaft zuvor erfüllt hatte verschwunden und man fand die Farbe nur noch wenn man in die Augen des kleinen Wolfes blickte. Aber auch diese waren nachwievor trüb und blass, denn noch hatte er sich nicht erholt. Die Tage waren ruhig und friedlich aber in der grauen Wölfin brach sich die Brandung eines aufgeschäumten Sturmgepeitschten Meeres. Sie war nervös und traurig, fühlte sich Elend und von der Welt verstoßen. Ihre Gedanken hingen weit weg von der Erdhöhle und ihrem kleinen Schützling. Naumi dachte an die Hinomekanshu die sie aufgenommen und versorgt hatten. Sie waren so führsorglich und freundlich zu ihr gewesen obwohl sie nichts weiter als eine Fremde für sie sein musste und nun hatte sie sie verraten. Gewiss würde sie nicht zurückkehren können. Die Wölfin seufzte, ihr Kopf ruhte auf ihren Pfoten und ihr Blick ging ins Leere. Sie lag draußen vor der Höhle und starrte vor sich hin, doch der Anblick der Bäume stimmte sie nur noch trauriger. Hoch droben im Ahorn pfiff die Amsel, aber Naumi bemerkte ihre Anwesenheit gar nicht, erst als sie vor ihr landete sah sie den schwarzen Vogel. Schweigend trafen sich der blaue Blick der Wölfin und der Blick der Amsel. Da begann das Tier zu pfeifen und zu singen, wie es das immer tat, aber der Liedtext war ein anderer als sonst. "Aufbruch, Aufbruch", rief sie und dann sang sie ein Lied vom Haus des Bauern und von Futterhäuschen voller Sonnenblumenkerne und Schmalz. Die Fähe stellte die Ohren betrübt zurück und der Vogel breitete seine Schwingen aus und flog mit schnellen Flügelschlägen davon. Diesmal würde er nicht am Abend wiederkehren und sich in seinem Baum schlafenlegen. Weg ist sie, dachte Naumi. Und sie stellte sich vor wie die Amsel zu den Futterplätzen zu fliegen, die die Menschen ihnen im Winter zur Verfügung stellten. Sie stellte sich vor dort auf all die anderen Amseln, Meisen, Spechte und Eichhörnchen zu treffen, sich mit ihnen über den Sommer zu unterhalten und ihre Kinder kennen zu lernen. Ein Winter voll Nahrung und Betriebsamkeit, aus dem man im Frühjahr vielleicht mit einem Partner zurückkehren würde. - Hinter einer Wand aus Eis Schritte hingen in der Luft, sie schienen auf einem dünnen Wolkenfilm Millimeter über dem Erdboden zu schweben, sodass sie niemand hören konnte. Die Gestalt war groß, sie hatte keine feste From, war nur eine wabernde, flackender Masse. Ein Zucken ging durch den Leib der Grauen bevor sie erwachte. Sie starrte gebannt auf die Höhlendecke, ihre Ohren waren gespitzt. "Ein Traum?", fragte sie sich, bevor sie auf den kleinen Wolf hinabblickte der an ihrer Seite schlief. Irgendetwas in ihrem Inneren sagte ihr, dass sie sich nicht gettäuscht hatte. Aber was wenn sie sich doch irrte? Es war so still, als ob alles um sie herum gestorben wäre. Sie legte ihren Kopf auf den Rücken des Weißen und versuchte weiter zu schlafen, aber es ging nicht. Das Gefühl ließ sie einfach nicht los. Es war so penetrant und gegenwärtig, als ob es ihr ihre Kraft entziehen würde. Schutzsuchend griff Naumi nach ihrem Element, aber es hatte sich eine große Wand aus Eis um ihre Kraft gelegt. Erneut zuckte die Wölfin zusammen und riss den Kopf hoch, dieses Mal so heftig, dass der kleine Wolf ebenso aufschreckte. Verwirrt blickte er sie an. "Ist... etwas passiert?", fragte er sie zögernd, denn die Angst die in ihrem Blick stand griff mit langen dünnen Fingern nach ihm. Die Wölfin kniff die Augen zusammen und versuchte sich zu beruhigen. Es musste einen natürlichen Grund dafür geben, dass sie ihr Element nicht aufrufen konnte, schließlich hatte sie es doch erst vor kurzem das erste Mal bewusst geschafft. Gewiss war sie einfach noch nicht bereit dazu. "Nein, es ist alles in Ordnung", sagte die sanft-raue Stimme, doch sie schien sich damit kaum selbst überzeugen zu können. "Ich gehe kurz nach draußen und schaue mich um, du bleibst hier." Naumi leckte dem kleinen Wolf ein paar mal über die Stirn, dann blickte sie ihm fest in die Augen. "Falls ich deinen Namen rufe benutz den Fluchtausgang", flüsterte sie und hoffte gleichzeitig, dass sie draußen nichts vorfinden würde. - Ein Wiedersehen und gemischte Gefühle Naumi schob sich aus dem Höhleneingang. Es gelang ihr zum erstenmal ihren verwundeten Lauf gänzlich zu missachten. Als sie ihren Kopf aus der Öffnung schob blinzelte sie, denn die Sonne war greller als sonst. Schnee. Die blauen Augen konnten es kaum fassen, eine dünne Schneeschicht bedeckte den gesamten Waldboden. Gebannt starrte die Wölfin das weiße Puder an, dass sie so sehr blendete. Im ersten Moment waren ihre Gedanken wie leergefegt, dann aber machte sich wieder die Unruhe in ihr breit. Was wenn sie doch etwas gehört hatte? Schließlich dämpfte der Schnee die Geräusche. Naumi trat hinaus in die Kälte und humpelte einige Schritte nach vor. Ihr Blick glitt hoch in die Baumkronen, dann zu ihrer Linken und .... Ein Wolf stand hinter ihr, ein Rüde. Seine Stirn war von einem dunklen Grau, seine Wangen von reinem Weiß, um seine Augen und Ohren und auf dem Rücken seiner Nase spielten sich die Brauntöne. Er war größer als sie und seine Seelenspiegel waren wie Harz - das Blut der Bäume. Das schwarze "V" das sich über seine Schultern auf seine Brust herab zog und das sanfte Lächeln erinnerten Naumi an alte Tage. "Koda", sagte sie heißer und ihre Rute begann freudig zu pendeln. Doch schon eine Sekunde später trat sie einen Schritt zurück und sträubte ihr Rückenfell. Ein Teil in ihrem Inneren wollte ihn freudig begrüßen, ihm die Nase ins Fell stecken und ihm das Nackenhaar zausen, ein anderer Teil von ihr wollte rufen "verschwinde!" und ihn fernhalten von sich und ihrem Schützling. Hin und hergesissen stand sie da und wusste nicht was sie tun sollte und was tat der Rüde? Er rührte sich nicht und sah sie traurig an. "Naumi ich...", der Rüde mit Namen Koda trat einen Schritt auf die Wölfin zu, doch diese hob ihren Fang in die Luft und schnappte nach ihm. "Komm keinen Schritt näher!" Es tat ihr weh ihn anzuschreien, es tat ihr weh ihn zu sehen und ihn auf Abstand halten zu müssen. Warum musste es er sein? Warum konnte diese dumme Eule nicht irgend einen anderen Wolf gesehen haben? "Naumi bitte du musst mich begleiten!" Koda machte einen weiteren Schritt auf die jüngere zu, doch diese rupfte ihm das Fell von der Schulter, woraufhin er zurücktaumelte und sie verdutzt anstarrte. Auch ihm tat es weh sie so zu sehen. Sie knurrte und schäumte vor Verzweiflung und sie weinte, natürlich nicht wörtlich aber er wusste, dass es so war. "Bitte hör mir zu, Fedon ist wütend, aber keine Sorge er will, dass wir den Blutbringer lebend zu ihm bringen." Naumis Augen weiteten sich und zogen sich dann wieder wütend zusammen. Früher war es für sie ein gebräuchlicher Begriff gewesen, dieses Wort - Blutbringer, nun aber hasste sie es und sie wollte nicht das jemand es ausspach und mit dem kleinen Wolf in Verbindung brachte. Es stimmte nicht, es war eine Lüge, er war kein Blutbringer, er würde niemals Wölfe töten, nicht wenn er bei ihr blieb, nein, sie hatte ihn verändert! - Eine Reaktion, so unerwartet wie keine andere Warum nur Koda, warum? Diese Frage bohrte sich tief in ihre Gedanken. Er stand so ruhig da, mit diesem traurigen Blick, nichts an ihm sprach von Dominanz, nichts von Angriff. Als er ihr näher kam, knurrte sie lauter, aber sie wich nicht mehr zurück, dieses freundschaftliche Gefühl in ihrem Inneren ließ sie nicht. Der Rüde trat an ihre Seite und streckte seinen Fang nach ihrem verwundeten Bein aus. Naumi zuckte zusammen. Sie fuhr mit einem Ruck, der ihr Schmerzen bereitete herum und schlug ihre Zähne in seine Schulter. Der metallische Geschmack von Blut streifte ihre Zunge. Die Graue merkte, dass sie auf dem Boden lag und ihre Vorderläufe auf Kodas Rücken ruhten. Ihre Gedanken standen still, sie hatte sich verbissen und sie würde nicht loslassen egal was geschah. Ein kaltes Blatt streichelte ihren wunden Lauf. Es brannte ein bisschen doch es tat ungemein gut. Naumi brauchte eine Weile um zu begreifen das Koda ihre Wunde leckte. Wieder durchströmte sie dieses eine Wort "warum". Warum tust du das Koda, warum tust du mir das an? Die Blauäugige wollte weinen, sie wollte schreien und sich einfach gehen lassen. Sie wollte keine Verantwortung übernehmen, nicht länger, sie wollte einfach mal wieder das Gefühl haben eine starke Kraft hinter sich zu wissen die sie beschützte, doch alle Kräfte waren gegangen. Ihre Eltern hatten sie verlassen, ihre Kräfte hatten sie verlassen und sie, sie hatte ihr Rudel verlassen. "Hör mir zu Naumi. Hör mir einfach zu. Fedon hat mich auf diese Mission geschickt weil ich dir Nahe stehe das stimmt. Er will, dass ich dich überrede mit zu kommen... aber er unterschätzt meine Loyalität dir gegenüber." Koda brach ab. Er hatte sich tagelang darauf vorbereiten müssen was er tun würde wenn er Naumi tatsächlich gefunden hatte, aber jetzt wo es soweit war wusste er nicht welchen Weg er einschlagen sollte. Er hatte vorgehabt gegen seinen Alpha vorzugehen und ihnen beiden zur Flucht zu verhelfen. Nun aber schien ihm diese Entscheidung falsch... er wollte nicht das sie ging und alles nur wegen einem Ding das die Menschen geschaffen haben. "Ich will... bitte komm mit mir Naumi... komm mit und lass... lass ihn hier." Koda spürte wie der Druck auf seine Schulter stärker wurde. Sie war ein Mitglied seiner Familie er kannte sie seit er sie damals im Welpenalter gefunden hatte. Immerzu hatte er im Sinne des Rudels gehandelt und jetzt machte er alles falsch. Der Rüde legte den Kopf flach auf dem Boden, ihm war nach Schluchzen zumute aber er war ganz still. - Bitte geh! "Ich dachte es wäre gut wenn ich dich vor Vadin und Devaki finde... du und Vadin ihr könnt euch ja nicht riechen", Koda rang sich ein leises Lachen ab. "Nun aber merke ich, dass ich alles falsch mache." Als der Rüde den Kopf wieder hob erblickte er etwas weißes in der Höhlenöffnung. Der kleine Wolf fiebte laut als er entdeckt wurde und Naumi lockerte augenblicklich ihren Fang und wand sich herum. Wieder durchzuckte der Schmerz ihren Lauf. Die Wölfin baute sich vor dem Weißen auf und knurrte in Kodas Richtung, doch dieser lag immer noch auf dem Boden. Seine Augen hatten sich beim Anblick des kleinen Wolfes geweitet und endlich durchzuckte Mitleid seine Züge. Er sah all die Narben und die Rippen die sich hinter dem Pelz abzeichneten. Im Grunde waren sie beide in einem gleichsam schlechten Zustand, Naumi und dieser Jungwolf. Koda erhob sich, machte aber keinen weiteren Schritt auf die beiden zu, sondern blickte sie einfach nur an. "Danke das du mir helfen willst Koda, aber es ist besser du gehst jetzt, geh und berichte Vadin, dass in diesem Berreich des Waldes niemand ist." Endlich hatte es die Graue geschafft ihr Wort an den Rüden zu richten, endlich hatte sie sich durchringen können die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Vor Wochen hatte sie noch daran geglaubt, den kleinen Wolf eines Tages mit den Hinomekanshu bekannt machen und glücklich mit allen leben zu können, nun war diese Idee verfolgen. Ja jegliche Hoffnung an diesen Wunsch war nun ausgelöscht worden. "Und wenn er mir keinen Glauben schenkt?" Der Rüde war mindestens ebenso besorgt wie Naumi. Sie wirkte so schwach und ihre Wunde sah gar nicht gut aus, in ihrem Lager konnte sie behandelt werden, aber hier draußen? "Sieh dich doch um, der erste Schnee ist gefallen, Vadin und die anderen werden bestimmt den ganzen Wald absuchen, dass heißt du musst ihn sofort verlassen... und mit ihm die wärmende Höhle." Koda fragte sich ob er gerade egoistisch handelte, weil er sie nicht gehen lassen wollte, oder ob man sein Handeln der Vernunft und der Logik zuschreiben konnte. Ganz sicher war er sich nicht, aber als sich das Bild von Naumis bewegungslosen Leib im Schnee manifestierte, drehte sich ihm der Magen um. "Und was ist mit ihm?!" Die Graue stellte sich über den kleinen Wolf und stubste ihn führsorglich an, nicht zuletzt um zu testen wie es ihm ging. "Sie werden ihn töten wenn ich mitkomme!" Koda senkte den Kopf und ging langsam auf Naumi zu. Die Wölfin begann leise zu knurren, aber sie hinderte ihn nicht daran sich den kleinen Wolf aus der Nähe anzusehen. Böse Erinnerungen und Schmerz durchfluteten den mehrfarbigen Rüden, als er sich den Jungwolf ansah, der seinen Blick zitternd erwiderte. - So viele Worte Wie oft hatte er schon Wölfe in einem ähnlichen Zustand gesehen und dieser hier war so jung. Und seine Augen! Koda war als blickten ihm diese Augen in die Seele, aber es war ihm keineswegs unangenehm, auch wenn es ihn an all die Welpenaugen erinnerte die ihn je so angesehen hatten - hilfesuchend. Egal ob dieser Jungwolf von den Menschen geschaffen worden war oder nicht, er war ein Lebewesen... und außerdem hatte dieser Wolf in seinem Alter schon viel mehr mitmachen müssen, als er selbst. Er verdiente es, dass man ihm hilft, gerade er. "Wir können nicht zulassen, dass sie ihn töten Koda, er kann doch nichts dafür, wer er ist. Sieh ihn dir an, er ist ein Wolf wie wir... und selbst wenn er keiner wäre er..." Der Rüde unterbrach Naumi in dem er den Blick hob und sie direkt ansah, im Grunde wollte er nur dem Anblick des Jungwolfes entgehen. "Nein... nein du irrst dich, du musst dich irren. Er ist nicht der erste Welpe aus dem Labor den wir getötet haben... das was die Menschen dort bauen sind keine Wölfe, sie haben keine Gefühle keine Gedanken..." Koda schüttelte den Kopf und versuchte sich diese Worte selbst einzureden. "Was redest du da! Denkst du das wirklich?" Naumi trat nun selbst einen Schritt auf den anderen zu und fuhr ihn an. Angst und Verzweilung nagte an ihr, außerdem schmerzte ihr Bein fürchterlich und in ihrem Kopf kam so viel zusammen, dass ihr schwindlig wurde und sie glaubte bald in Ohnmacht fallen zu müssen. Heiser und flüsternd war ihre Stimme als sie wieder sprach. "Du kennst ihn nicht... du verstehst es nicht... lass uns doch einfach allein." Koda brachte kein weiteres Wort mehr heraus. Er starrte einfach nur Schweigend in die blauen Augen und glaubte bald drei Herzen rasen zu hören. Es war unfair ihm so eine wichtige Entscheidung zu überlassen! Wie sollte er sie gehen lassen und wie sie zwingen mit ihm zu kommen wenn sie das nicht wollte? Gewiss kamen Vadin und Devaki immer näher. "Mir ist so kalt und ich habe Angst können wir nicht wieder in die Höhle gehn?" Flehend presste sich der Jungwolf an Naumis Seite und blickte zu ihr auf. Seine Augen waren nun schon seid Tagen trüb und ihm war ständig heiß und kalt, außerdem tat ihm seine Schnauze weh und seltsamer Schleim tropfte aus seiner Nase. Aber das war noch nicht einmal das Schlimmste. Das weiße Zeug am Boden verängstigte ihn und der Anblick des Fremden und das Blut, das seine Schulter färbte machten ihm gleichzeitig Angst und traurig. Er verstand nicht warum Naumi jemanden wehtat der sie zu kennen schien und so freundlich lächelte. Außerdem hatte der Fremde nicht das geringste getan. Bisher hatten ihnen alle Tiere geholfen, auch wenn sie ganz anders ausgesehn hatten wie sie selbst und nun stand ein Wolf vor ihnen und sie kämpften. Naumi leckte dem kleinen Wolf beruhigend über die Schnauze, aber als sich Koda bewegte riss sie den Kopf sofort wieder hoch und knurrte. - Bitte! "Hör auf!" Verblüfft blickte die Wölfin den Jungwolf an. "Du machst mir Angst... und er tut uns doch nichts oder? Er hat die ganze Zeit nichts getan..." Der kleine Wolf begann zu Winseln, er schlich einige Schritte von der Grauen weg und starrte sie an. "Ich mag es nicht wenn andere sich wehtun...", gebannt blickte er auf den angewinkelten Lauf. Ich bin Schuld daran, dachte er, ich bin an allem Schuld. Die Ohren Kodas legten sich kurz an, dann aber stellten sie sich wieder nach vorne und er senkte den Kopf und sah dem Weißen direkt in die Augen. Naumis Blick zeigte Verblüffung aber sie riss sich zusammen und knurrte nicht. "Keine Sorge keiner von uns wird sich noch einmal wehtun ok?" Besorgt wand sich der Rüde an die Graue. "Ich weiß du willst das nicht hören aber ihr werdet hier draußen nicht überleben und genau das ist es was mir so große Angst macht. Deshalb, bitte komm mit mir mit." Koda wusste das Naumi protestieren wollte, deshalb schob er schnell seinen Kopf an ihrer Wange entlang und vergrub seine Nase in ihrem Nackenfell. Ihr Körpergeruch vermischt mit den Gedanken sie könnte davonlaufen und sterben machten ihn schier verrückt. "Bitte Naumi wenn du es nicht für dich tust, dann tu es für den Kleinen. Er ist krank und ohne die Höhle wird es ihm bald noch schlechter gehen... Alani könnte euch beide schnell wieder Gesund machen." - Eine Entscheidung Ein unangenehmes Schweigen breitete sich aus, das nur vom Winseln des Jungwolfes durchbrochen wurde. Koda hatte die Augen geschlossen. Ihm wurde schmerzhaft bewusst, dass er nicht vielmehr sagen konnte und, dass dieser Moment vielleicht der letzte war an dem er Naumi so nah sein konnte. Während sie so dastanden setzte der Schneefall wieder ein. Es war ein flaumiger leichter Schnee, der bald wieder schmelzen würde. "Du hast ihn "Kleiner" genannt", begann Naumi plötzlich zu sprechen und ihre Stimme klang schwach und brüchig wie welkes Laub. Sie fühlte sich ausgelaugt und müde und gleichzeitig glaubte sie das eine Kraft von Koda ausging die durch die Berührung in ihren Körper floß. "Ja", gab der Rüde zu. Er konnte nun nachvollziehen warum Naumi vorhin so wütend auf ihn gewesen war. Sie hatte keine gefühllose Marionette aus dem Labor entführt sondern einen lebenden, denkenden Welpen. Was wohl Fedon davan halten wird, ging es ihm durch den Kopf. "Begleitest du mich?" Koda ging einen Schritt zurück um ihr wieder in die Augen sehen zu können. In den blauen Seelenspiegeln sah er Unentschlossenheit. "Ich...", die Fähe wand ihren Blick ab und legte die Ohren zurück. Sie hatte Angst, so große Angst und zwar nicht vor einer Bestrafung... wem hatte sie sich je so verbunden gefühlt wie diesem Welpen? Keinem. Sie war doch noch nicht einmal zwei Jahre alt und soviel war ihr verwehrt geblieben. Nie hatte sei gegen Fedon agiert außer dieses eine mal... nun okay das stimmte vielleicht nicht ganz. Der kleine Wolf blickten mit seinen trüben Augen zwischen Naumi und Fedon hin und her. Er wollte brav sein und geduldig warten bis man ihn etwas fragte, aber dann fiel ihm auf das die Graue zitterte, da wollte er sich nicht länger zurückhalten. "Wir kommen mit", sagte er plötzlich fest und überzeugt und zwei Augenpaare starrten ihn verblüfft an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)