Princess Kaira von Warliss (Lauf so schnell du kannst) ================================================================================ Prolog: Der Anfang ^^ --------------------- Es war dunkel und kalt, doch sie lief weiter. Ihr Atem rasselte, aber ihre Gedanken befahlen ihr nicht stehen zu bleiben. Immer wieder sah sie sich verängstigt um. In weiter Ferne waren Hufe zu hören, welche sich schnell auf sie zu bewegten. Sie lief in den Wald hinein, welcher sich zu ihrer Linken erstreckten. Sie rannte und das dünne Gestrüpp zwischen den einzelnen Bäumen erschwerte ihre Flucht. Eine große Wurzel mitten im Weg brachte sie zu Fall und sie riss sich ihr Kleid auf, welches ihr schon in Lumpen vom Körper hing. Sie blieb reglos liegen, während die Hufgeräusche näher kamen, sich dann aber wieder zu entfernen schienen. Sie schloss die Augen und für einen Moment vergaß sie die Schmerzen und die Kälte, welche sie umgaben. Alles um sie herum wurde still, dann verlor sie das Bewusstsein. Kapitel 1: Wo ist sie? ---------------------- Langsam und schweißgebadet wachte Kaira auf. Als sie ihre Augen langsam öffnete spürte sie die schwere auf ihre Lidern, doch sie achtete nicht weiter darauf, denn sie sah direkt in das Gesicht eines freundlich aussehenden Mannes. Sie erschrak und setzte sich instinktive aufrecht hin. Doch plötzlich gab der Boden unter ihr nach und sie spürte, wie sie in einer Kuhle saß. Sie ließ ihren Blick durch das Zimmer schweifen und sah auch sich selber genau an. Da bemerkte sie, dass sie in einem Bett saß und neue Kleidung an hatte. Das Zimmer in dem sie sich befand war klein und sehr einfach eingerichtet. Es befanden sich nur ein Tisch mit einem Stuhl, ein kleiner Schrank, ein selbstgebautes Regal und ein Bett darin und alles wirkte schon recht mitgenommen. Sie sah in die Richtung, wo sie glaubte gerade einen kleinen Mann gesehen zu haben, doch dort war keiner. Sie sah sich noch einmal genau um, doch sie konnte ihn nirgends entdecken. Er schien verschwunden zu sein, oder hatte sie ihn sich nur eingebildet? Stirnrunzelnd sah sie sich um und stand vorsichtig auf. „Wie bin ich hier her gekommen?“, fragte sie sich in Gedanken und lief langsam ein paar Schritte vorwärts. Alle ihre Knochen taten ihr weh und ihr Körper fühlte sich an wie Blei. Doch sie fühlte sich nicht mehr ganz so schlapp wie am gestrigen Tag, oder war es der Tag davor gewesen? Wie lange war sie ohne Bewusstsein gewesen? Sie sah eine Tür am anderen Ende des Zimmers und lief langsam darauf zu. Vorsichtig öffnete sie die Tür und sah verstohlen hinaus. Sie konnte direkt in einen kleinen Flur sehen, welcher an einer Treppe endete, auch diese sah schon sehr alt und mitgenommen aus und Kaira hatte das Gefühl, man könnte die Jahre der Treppe einzeln abzählen. Sie betrat den Flur leise und schritt ganz langsam vorwärts. An der Treppe sah sie sich noch einmal um und ging langsam die Stufen hinab. Jede Stufe die sie betrat fing laut an zu knatschen und zu quietschen. Erst wollte sie stehen bleiben und nicht weiter gehen. Was wäre wenn hier noch Jemand war? Sie dachte einen Moment darüber nach und entschied sich dann doch weiter zu gehen. „Wenn hier jemand ist, dann hat dieser Jemand mich bestimmt schon gehört.“, dachte sie und kam dann endlich zum letzten Treppenabsatz. Kaum, dass sie die Treppe verlassen hatte ging das Licht im Flur an und eine kleine dicke Frau mit einer runden Brille auf der Nase kam auf den Flur geeilt. Mit kleinen trippel Schritten kam sie auf Kaira zu und diese hatte genügend Zeit um sich an das plötzlich so helle Licht zu gewöhnen und diese kleine Frau genau zu betrachten. Sie hatte ein rundliches Gesicht, welches noch mehr, durch ihr streng nach hinten gebundenes graues Haar, zur Geltung kam. Auf ihrer Nase saß eine große Brille, welche fast das ganze Gesicht verdeckte und ihre Augen unwahrscheinlich groß wirken ließen. Sie war kaum einen Meter groß und reichte Kaira gerade bis zur Hüfte. Sie war etwas runder und trug ein altes schwarzes Kleid, welches an eine Dienstmagd erinnerte und ,so wie anscheinend alles hier, schon seine besten Jahre hinter sich hatte. Sie lief um Kaira herum und sagte: „Oh, Sie sind schon wach. Schön, schön. Doch sie hätten liegen bleiben sollen. Gehen Sie wieder ins Bett, ich komme gleich und bringe ihnen etwas warmen Tee, dass sie wieder zu Kräften kommen.“ Die Frau redete mit einer sehr hohen, schon fast piepsigen Stimme und so schnell, dass Kaira Schwierigkeiten hatte ihr zu folgen. Sie sah der Dame hinterher, welche gerade hinaus ging. Langsam folgte sie ihr, als sie hinter sich ein Kichern vernahm. Erschrocken drehte sie sich um, doch sie konnte niemanden sehen. Aus dem Augenwinkel erschien es ihr, als würde jemand an ihr vorbei laufen, doch als sie sich wieder dahin drehte, wo sie meinte dort sei Jemand gewesen, konnte sie wieder niemanden sehen. Langsam bekam Kaira Angst. Wo und bei Wem, war sie gelandet? Kapitel 2: Die Ruhsis --------------------- Sie hatte sich gerade zum mindestens zehnten Mal umgedreht, als plötzlich die fremde Dame von vorhin wieder das Zimmer betrat und sie erstaunt ansah. „Hatte ich dir nicht gesagt du sollst wieder ins Bett gehen?“, fragte sie und klang leicht erbost. Kaira sah sie entschuldigend an und sagte dann: „Entschuldigen Sie, doch ich hatte das Gefühl irgendetwas würde mich beobachten. Und naja, ich wollte dieses Etwas erst einmal finden, bevor ich wieder ins Bett gehe.“ Sie sah die Dame ehrlich an, diese sah erst etwas verdutzt zu Kaira, ehe sie zu lächeln begann. Vorsichtig ging die Dame ein paar Schritte auf Kaira zu und öffnete leicht den Mund, doch dann wand sie den Kopf ab. Sie schien sich erst einmal richtig umsehen zu wollen, bevor die Worte aus ihrem Mund kamen. Doch als sie anfing zu reden wand sie sich wieder zu Kaira um und sah diese immer noch lächelnd an. „Ach so, dann tut es mir Leid.“, sagte sie in einem freundlichen, ja schon fast süßen Ton. Dann jedoch wandte sich die Dame von Kaira ab und sah in eine Ecke des Flurs, wo nur eine kleine Zimmerpalme stand. Ihr Blick verfinsterte sich etwas und die Dame fing an zu reden. „Was machst du hier? Du machst unserem Gast Angst. Entschuldige dich sofort.“, sagte sie. Doch für Kaira wirkte es so, als rede die Dame mit der Palme, denn sie konnte nichts anderes in diesem Raum entdecken. Sie wollte die Dame schon als definitiv verrückt einstufen, als sich etwas bei der Palme bewegte. Kaira rieb sich die Augen, sie konnte nicht glauben, was sie da gerade sah. Vor der Palme wurde die Luft staubig. So staubig, dass man jedes Staubkorn einzeln erkennen konnte, dann mit einem Mal wirbelten die Staubkörner so schnell, dass Kaira für einen kurzen Moment nichts mehr erkennen konnte. Doch dann stand wie aus dem Nichts gekommen, ein kleiner Mann mit Halbglatze vor der Palme. Sein Gesicht war vom Alter geprägt, doch trotzdem war ein freches Grinsen in seinem Gesicht zu erkennen. Kaira sah ihn unverwand an. Ihre Augen hatte sie weit aufgerissen und sie starrte mehr, als dass sie nur hin sah. Die kleine, dicke Dame drehte sich um und sah wieder zu Kaira. „Oh, ich habe vergessen uns vorzustellen. Also ich bin Margaretha, aber du kannst mich auch Marge nennen. Das ist Hans, er ist mein Mann und ärgert gerne andere Leute. Vor allen junge hübsche Mädchen, bei welchen er unter den Rock gucken kann, solange sie es nicht bemerken.“, sagte sie. Den letzten Satz jedoch hatte sie schon fast gezischt, sodass Hans aus Reflex in Deckung ging. Kaira sah immer wieder von Marge zu Hans und wieder zurück. Marge wand sich wieder von Hans ab und ging auf Kaira zu. „Also, da das ja jetzt geklärt ist, könntest du auch wieder ins Bett gehen.“, sagte Marge und schob die vollkommen verwirrte Kaira wieder nach oben. Im Zimmer angekommen drückte sie Kaira sanft aufs Bett und deckte sie zu. Langsam erholte sich Kaira wieder von ihrem Erstaunen und fand auch allmählich ihre Sprache wieder. „Was seid ihr, und wie komme ich hier her?“, fragte sie und sah in das freundliche Gesicht von Marge. Diese lächelte sanft und zog sich einen Stuhl heran auf welchen sie, vor Kairas Bett, Platz nahm. „Naja, dass war so: Unser Sohn Aaron hat dich Vorgestern im Wald gefunden. Du warst bewusstlos und dein Körper hatte überall Schrammen. Er trug dich hier her und legte dich in sein Bett. Du warst zu schwach und schienst auch nicht aufwachen zu wollen, also kümmerten wir uns um dich.“, sagte sie und sah Kaira genau an. „Und zu der Frage, was wir sind, wir sind Rhusis. Ich denke mal du fragst auf Grund von Hans.“ „Rhusis? Magische Wesen, welche vor ein paar Jahrhunderten ein großes Ansehen genossen. Aufgrund ihrer Fähigkeiten sich unsichtbar zu machen waren sie sicher vor Feinden und lebten lange Zeit in Frieden. Doch später zerstörten sich ihre Stämme zum größten Teil selber, nur die Stämme im hohen Norden haben es als einziges überstanden.“, sagte Kaira eher zu sich, als zu Marge und dachte an ihren Unterricht. Ihr Lehrer hatte sie immer gezwungen alles über die einzelnen Stämme zu lernen und ihre Geschichte zu kennen. „Das ist nicht ganz korrekt. Die Stämme im hohen Norden gibt es kaum noch, durch die vielen Aufstände haben sie sich fast vollständig aufgelöst. Woher weißt du das alles?“, fragte Marge und sah Kaira genau an. Unter dem prüfenden Blick von Marge wurde Kaira rot und fasste sich instinktiv ans Handgelenk. Unter ihrer Hand verbarg sie ein kleines Mal, welches ihre Herkunft verriet, doch sie wollte nicht, dass es Jemand erfuhr. „Ich habe es einst gehört, von.. meinem Großvater, er erzählte die besten Geschichten.“, sagte sie um nicht zu verraten, wer sie war. Sie hatte vergessen, dass es alles andere als normal ist, als Frau gebildet zu sein und sich mit anderen Kulturen auszukennen. Wie Kaira befürchtet hatte überzeute diese Geschichte sie nicht, doch sie lies sich nichts anmerken und sagte: „Aha, na dann. Wie heißt du eigentlich?“, fragte sie ganz beiläufig und stand dann wieder auf. „Mein Name ist Kaira. Prin… Printera ist mein Nachname.“, antwortete sie. Fast hätte sie verraten, wer sie wirklich war. Nämlich Kaira Suran, Prinzessin und letzte Thron- Erbin, des Königreiches Suraniens. „Wo ist euer Sohn, wenn ich fragen darf? Ich würde mich gerne bedanken.“,fragte sie und sah dabei zu Marge. Diese hatte damit begonnen Kaira ganz genau zu betrachten und war gerade dabei herauszufinden, was die junge Dame vor ihr, unter ihrer Hand zu verbergen versuchte. Als sie durch Zufall Kairas Blick begegnete erschrack sie und schüttelte kurz den Kopf, um wieder auf andere Gedanken zu kommen. „Er ist in der Stadt, wird aber bald wieder kommen.“, antwortete Hans anstelle von Marge. Plötzlich erinnerte sich Kaira daran, was Marge vorhin gesagt hatte. ‚Vorgestern hat er dich gefunden.‘ ,hörte sie Marge ihre Worte immer wieder in ihren Kopf. Erschrocken stand sie auf und wand sich zur Tür. Sie musste gehen und zwar sofort. „Ich muss los. Oh nein, viel zu spät.“, stammelte sie wirr und wollte los laufen, doch Marge hielt sie auf und mit einem strengen Blick brachte sie Kaira zum schweigen. Sie sagte genauso streng: „Was ist los? Und wo willst du hin? Du wirst dich gefälligst wieder hinlegen!“ „Ihr versteht das nicht. Ich muss sofort zum schwarzen Wald. Es ist sehr wichtig, ich hätte schon längst da sein sollen.“, antwortete Kaira hektisch und versuchte an Marge vorbei zu kommen, doch diese dachte nicht daran sie gehen zu lassen. „Du bist noch zu schwach, heute ruhst du dich noch aus, morgen kannst du dann gehen, wenn du das unbedingt möchtest.“, sagte sie ernst und ihr Blick zeigte deutlich, dass es nichts brachte, auch nur irgend etwas dagegen zu sagen. Da Kaira nichts Anderes übrig blieb nickte sie und setzte sich wieder in das Bett, welches ihr jetzt noch wesentlich weicher vorkam, als vorhin. Marge drehte sich um und ging zur Tür. "Ruh dich noch etwas aus. Ich werde dich rufen, wenn das Essen fertig ist, dann essen wir heute zusammen.", sagte sie und sah Kaira nun wieder sehr liebevoll an. Ihren Kopf wand sie zu Hans und sagte:"Komm Hans." Doch dieser bewegte sich nicht. Er sah Kaira weiterhin grinsend an und diese bemerkte, dass ihr Gewand verrutscht war und man fast ihre ganzen Beine sehen konnte. Sie zog schnell ihr Gewand zurecht, als es auch schon krachte. Marge hatte Hans eine Kopfnuss verpasst und ihn an den Ohren vom Stuhl gezerrt. Sie zog diesen nun hinter sich her aus dem Raum heraus. Kaum waren Hans Füsse nicht mehr zusehen, schloss Marge die Tür und Kaira legte sich hin. Sie legte die warme Decke über ihren Körper und starrte zur Decke. Was die feindlichen Armeen wohl gerade trieben? 'Hoffentlich haben sie noch nicht alles zerstört.', dachte sie und schickte ein Stoßgebet an den Himmel, bevor sie allmählich einschlief. Kapitel 3: Eine verschwundene Prinzessin? ----------------------------------------- Während Kaira seelenruhig im oberen Stockwerk schlief, lief Marge aufgeregt in ihrer Küche herum. Wie der Rest des Hauses war auch die Küche sehr klein, sodass sie immer wieder die Richtung wechseln musste, um nicht irgendwo gegen zu stoßen. In der Küche befanden sich nur ein kleiner Ofen und daneben ein Waschbecken, welche Beide so aussahen, als wären sie schon so alt, dass sie jeden Moment zu Staub zerfallen könnten. Gegenüber dem Herd befand sich, wie auch schon in Kairas Zimmer, ein kleines Regal wo so manche Bretter schief hingen, oder gar durchgebrochen waren. In eben diesem Regal stapelten sich so manche Gewürze und Kräuter, sowie Gemüse und trockenes Fleisch. Das Brett war gerade soweit vom Herd entfernt, dass sich Marge beim kochen nur umdrehen musste und schon an alles heran kam, was sich so auf dem Regal verbarg. Den meisten Platz in der kleinen, aber geräumigen Küche, nahm ein Runder Tisch ein, welcher sich an der Wand gegenüber der Tür befand. Um diesen Tisch standen vier Stühle und so, wie alles in diesem Haus, hatten sie schon ihre besten Jahre hinter sich. Das einzige Licht in diesem Raum, spendete eine kleine Lampe in der Mitte des Raumes und ein kleines Fenster, welches sich an der Wand neben dem Tisch befand. Hans saß auf einen der Stühle und kippelte, sodass er sich mit der Rückenlehne an der Wand abstützen konnte. Marge lief nun immer wieder die Strecke vom Tisch, bis zur Küchentür auf und ab und überlegte angestrengt, was es mit ihrem Gast auf sich hatte. "Irgendwas stimmt nicht mit ihr. Ich sage dir Hans: Irgendetwas hat sie zu verbergen. Und ich finde heraus was es ist. Ich meine: Warum wollte sie so plötzlich los? Und noch dazu in den schwarzen Wald? Woher wusste sie soviel über uns Rhusis? Es gibt nur sehr wenige Personen, die sich mit unserer Geschichte auskennen und sich auch mit dieser auseinander setzten. Und warum hält sie sich die ganze Zeit den Arm? Ich sage dir irgendetwas stimmt nicht mit ihr.", sagte Marge, mehr zu sich, als zu Hans. Doch dieser hatte die ganze Zeit aufmerksam zugehört und seiner Frau zugesehen. Mit ihrem herumgelaufe machte sie ihn nervös also sagte er in einem beruhigenden Tonfall zu ihr: "Mach dir darüber nicht so viele Gedanken. Sie ist ein ganz normales junges, hübsches Mädchen, welches, so wie einige Andere auch, aus ihrem Dorf vertrieben wurde. Bestimmt befindet sich ein Teil ihrer Familie im schwarzen Wald, oder sie möchte die Waldfee Isura um ihre Hilfe bitten. Was im Übrigen auch viele tun." Er erklärte es ganz ruhig und wählte seine Worte mit Bedacht. Jedes Wort was er sagte war nur dafür da Marge zu beruhigen, doch er selber wusste was sie meinte. Auch ihm kam sie irgendwie eigenartig vor. Doch das würde er Marge nicht sagen, denn dann wusste sie, dass sie Recht hatte. Hans hatte ein Gespür für Menschen und dieses besaß er schon immer. Mit ihrer piepsigen Stimme riss sie ihn aus seinen Gedanken und er hörte ihr wieder aufmerksam zu. "Und woher wusste sie soviel über uns? Ich denke nicht, dass sie dies irgendwo gelesen hat, oder irgendwo ein Plakat hängt, wo unsere Geschichte abgebildet ist.", entgegnete sie pampig und blieb stehen, um Hans für einen Moment böse anzusehen. So langsam fing sie an ihn mit ihrer pampigen Art zu nerven und so entgegnete er genervt:"Sie hat dir doch vorhin schon erklärt, dass sie es von ihrem Großvater weiß. Genügt dir das nicht als Antwort?" "Na gut, aber wie erklärst du dir das mit ihrem Arm? Warum hält sie diesen die ganze Zeit fest? Meinst du vielleicht, dass sie sich einfach gerne an den Arm fässt? Oder hat ihr das auch ihr Großvater beigebracht?", fragte sie ihn zornig und ihre Augen funkelten böse. Wenn Marge eines nicht mochte, dann war es der Gedanke, dass sie Unrecht haben könnte. Mittlerweile richtig erbost, über die Sturheit seiner Frau, meinte Hans: "Vielleicht hat sie sich dort einfach verletzt, oder sie hat einfach nur die Angewohnheit sich dort anzufassen." Auch er sah seine Frau mit funkelnden Augen an. Eine Weile herrschte Stille im Raum, doch die Luft war energiegeladen. Die erste Reaktion erfolgte von Marge, welche kurz seufzte. Sie wusste es lohnte sich nicht mit Hans zu streiten, also beließ sie es einfach dabei. 'Er wird schon sehen, dass ich Recht habe.', dachte sie und fing an Kartoffeln klein zuschneiden. Wobei es für sie eigenartiger Weise so aussah, als hätte jede Kartoffel Ähnlichkeit mit Hans. Gerade als sie mit den Kartoffeln fertig geworden war, konnte man Schritte auf dem Flur hören. Diese waren lauter und auch fester auf den Boden, sodass man genau hören konnte, dass es sich bei der Person auf dem Flur nicht um Kaira handeln konnte. Doch so laut diese Schritte auch waren, sie klngen nicht schwerfällig, im Gegenteil. Sowohl Marge, als auch Hans sahen zur Küchentür und warteten darauf, dass sich der Ankömmling zeigte. Eine freundliche Stimme, welche eindeutig einem Mann Mitte 20 gehörte, erklang. Das Wort "Hallo" erklang und kurz darauf stand ein gut aussehender junger Mann in der Tür. Marge stellte die Kartoffeln ab und umarmte den jungen Mann liebevoll. Genauso, wie eine Mutter ihr Kind umarmen würde. "Hallo, mein Schatz.", sagte sie fröhlich und machte keine Anstallten ihren Sohn wieder los zu lassen. Der junge Mann hatte sich heruntergebeugt, um seine Mutter fröhlich zu umarmen, welche ein ganzes Stück kleiner war als er. Er erwiderte fröhlich ihre Worte und sprach mit einer klaren, aber recht tiefen Männerstimme:"Hallo Mutter, hallo Vater." Nun begrüßte auch Hans seinen Sohn fröhlich, machte sich aber nicht die Mühe aufzustehen und ihn wie Marge zu umarmen. Es reichte ihm ihn einfach nur anzusehen und zu lächeln. "Hey mein Junge. Was hast du so gemacht?", fragte Hans gerade noch, bevor Marge ihm ins Wort fiel und aufgeregt fragte: "Wo hast du gesteckt? Wir haben uns Sorgen gemacht. Wie konntest du einfach zwei Tage verschwinden, ohne ein Wort zu sagen?" Sie sah ihren Sohn vorwurfsvoll an. Denn auch wenn sie vorhin noch zu Kaira gesagt hatten, wo sie glaubten, dass er war, so entsprach ies nicht der Wahrheit. Er war vor ein paar Tagen losgegangen und hatte nichts weiter gesagt. Der junge Mann küsste seine Mutter sanft auf die Stirn und sagte lächelnd:"Es tut mir Leid, aber ich war im Dorf und wollte für euch etwas zum Geburtstag besorgen, Mutter. Aber im Dorf herrscht eine große Aufruhe. Es geht das Gerücht um, dass die Prinzessin spurlos verschwunden sei und niemand wüsste, wo sie hin ist. Und über diese ganze Hektik hinaus, konnte ich nichts für euch kaufen, als dieses kleine Bild hier. Leider komme ich zu spät, um es euch zu euren Geburtstag zu überreichen, aber ich denke es wird euch auch so gefallen." Er hielt ein kleines Bild in der Hand, welches ein Dorf zeigte, dass in einem roten Sonnenuntergang getaucht war. Das ganze Bild wurde von diesem Rot bestimmt und strahlte eine sehr große Wärme aus. Marge nahm das Bild lächelnd entgegen und fiel ihrem Sohn strahlend um den Hals. "Vielen, vielen Dank. Es ist wunderschön.", sagte sie und drückte ihn fest. Hans, welcher die ganze Zeit gespannt zugehört hatte, saß nun grübelnd auf seinen Stuhl. "Sohn, weißt du warum die Prinzessin fort ist?", fragte er und sah zu dem jungen Mann. Dieser überlegte kurz und antwortete dann: "Soviel, wie ich gehört habe, sollen wohl die feindlichen Soldaten in den Palast eingedrungen sein und alle Mitglieder der königlichen Familie des Nachts umgebracht haben. Nur die Königstochter wurde verschont und das Gerücht geht um, dass es an ihrer Schönheit lag. Der feindliche König wollte sie heiraten, doch sie wehrte sich dagegen und lief weg. Und nun ist alles in Aufruhr, denn sie ist die Einzige, die den König nun noch stürzen könnte.", erzählte er ruhig und setzte sich auf einen Stuhl. Marge und Hans sahen sich nachdenklich an. Beide hatten den selben Gedanken. Ob wohl Kaira die vermisste Prinzessin war? Die Stadt lag nicht weit entfernt und so, wie Kaira aussah, hatte sie schon einen langen Weg hinter sich gebracht. 'Das würde auch ihr Wissen über uns erklären.', dachte sich Hans. Doch noch mehr grübelte Marge. "Das Wissen, ihre komische Art und die Hand, welche etwas an ihrem Arm versteckte. Das würde alles erklären.", dachte sie. Doch weder Marge noch Hans äußerten ihren Verdacht laut. "Wie geht es eigentlich dem Mädchen, welches ich im Wald gefunden habe?", fragte der junge Mann nun in die Stille hinein. Er erinnerte sich noch daran, wie er sie gefunden hatte. Sie hatte bewusstlos auf dem nassen Waldboden gelegen. Ihr Haut war an einigen Stellen auf gekratzt und ihr ehemaliges Gewand hing in Fetzten ihre Körper hinab. Doch trotz des Dreckes und der Wunden war sie ds hübscheste Wesen, was er je gesehen hatte. Ohne zu zögern hatte er sie hochgehoben und zu Marge und Hans gebracht. Diese sahen sich viel sagend an, bevor Marge das Wort ergriff. Sie sah ihren Sohn an und sagte leise:"Naja, sie ist heute erst aufgewacht und noch relativ schwach auf den Beinen. Ihre Wunden heilen sehr schnell, doch sie gibt uns einige Rätsel auf. Sie sagte uns, dass sie Kaira heiße und das sie ein normales Mädchen sei. Jedenfalls spricht keins ihrer Worte dagegen. Doch was uns sehr wundert ist, dass sie sehr viel über uns, die Rhusis, weiß, was nicht normal ist. Außerdem meinte sie vorhin zu uns, sie müsste sofort in den schwarzen Wald, doch sie sagte uns nicht, was sie da wolle. Wir haben es hinbekommen, dass sie sich bis morgen noch ausruht, doch dann wird sie gehen. Doch ich kann mir nicht vorstellen, was so ein junges hübsches Mädchen dort möchte." Sie sah ihren Jungen fragend an, doch bevor dieser antworten konnte, knirschte die Treppe und Kaira stand in der Tür. Kapitel 4: Aaron ---------------- Kaira war gerade aufgewacht und hatte beschlossen mal zu sehen, was Marge und Hans so machten. Sie ist dann einfach die Treppe hinunter gegangen und dann den Stimmen gefolgt. Im nächsten Moment fand sie sich auch schon in der Küche wieder. Sie sah eine kleine, alte Küche, wo sich drei Menschen darin befanden und diese fast ganz ausfüllten. Ihr Blick blieb an einem jungen Mann heften, der auf einen Stuhl neben Hans saß. Sie musterte ihn genau. Er hatte kurzes, schwarzes Haar, nur eine Strähne hing ihm in das kantige Gesicht. Seine Nase war gerade und endete mit einer sanften Rundung. Sein Mund schien perfekt zu sein, er war schmal, und doch wirkte er durch die Farbe voll. Da der Mann den Mund leicht geöffnet hielt, konnte sie seine geraden, weißen Zähne sehen. Doch egal, wie schön auch seine Nase und sein Mund sein mochten, so zogen sie doch seine Augen am meisten in den Bann. Er hatte schöne braune Augen und sein Blick schien sie gefangen zu halten. Der junge Mann erhob sich langsam und ging auf sie zu. Er hielt ihr eine Hand hin. Kurz überlegte sie, was sie tun sollte, doch dann schüttelte sie kaum merklich den Kopf, um wieder auf den Boden zurück zu finden. Sie lächelte und nahm dann seine Hand. Sie wollte gerade knicksen, als sie sich eines Besseren besann. Stattdessen schüttelte sie seine Hand und sagte:"Guten Tag. Ich bin Kaira." Der junge Mann lächelte und schüttelte ihre Hand ebenfalls. "Guten Tag, Kaira. Mein Name ist Aaron. Ich bin der Sohn von Marge und Hans. Wie geht es dir heute? Ich meine, als ich dich das letzte Mal gesehen habe, sahst du nicht gerade gut aus.", er sagte dies, so als wäre sie ein ganz normales Mädchen. Es freute Kaira, doch sie war es nicht gewohnt, also wusste sie erst nicht, wie sie antworten sollte. Doch dann sagte sie:"Mir geht es besser, danke. Ich wollte mich bei euch bedanken, dass ihr mich gerettet habt." Sie verbeugte sich leicht, dadurch fiel ihr auf, dass sie immer noch seine Hand hielt. Sie erschrak leicht und sah zu ihren Händen, nun fiel es auch Aaron auf und er wurde leicht rot. Er ließ langsam ihre Hand los und lächelte verlegen. So etwas war ihm noch nie geschehen, doch dieses Mädchen vor ihm, zog ihn regelrecht in den Bann. Um sich nichts anmerken zu lassen, sagte er schnell:"Du musst dich nicht bedanken. Ich habe es gern getan." Kaira sah ihn dankend an und wand sich dann an Marge und Hans. "Ich wollte sie fragen, ob ich ihnen etwas helfen kann. Denn ich bin schließlich ein ungebetener Gast und würde mich daher gerne bei ihnen revanchieren.", meinte sie und sah immer wieder von Hans zu Marge und wieder zurück. Leicht erstaunt, aber auch empört stellte sich Marge vor Kaira und sagte:"Du musst dich nicht bedanken, schließlich konntest du nichts dafür, dass du Bewusstlos geworden bist. Doch wenn du mir gerne helfen möchtest, dann stell bitte die Teller auf den Tisch." Kaira tat, was ihr Marge gesagt hatte. Sie stellte die kleinen, runden Teller auf den Tisch. Hans und Aaron hatten währenddessen die Küche verlassen und waren unter der Treppe in den Keller verschwunden. Hans sah seinen Sohn grinsend an und meinte dann:"Sie sieht toll aus, oder?" Aaron, welcher gerade wieder Kaira vor seinem inneren Auge sah, antwortete abwesend:"Jah... Sehr sogar." Er erschrak und merkte, was er gesagt hatte. Verlegen und mit einer starken Röte im Gesicht sah er zu Hans, welcher nun nicht mehr grinsend neben ihm stand. Hans hatte sich auf einen kleinen Hocker vor einer Werkbank, wo eine kleine Silberne Truhe darauf stand, gesetzt. Aaron sah seinen Vater an. Er hatte ihn bisher nur einmal so nachdenklich gesehen und das war an jenem Tag gewesen, wo er Aaron erklärt hatte, dass er nicht sein Sohn sei. Aaron wusste, dass sein Vater ein alter Lüstling war, wie oft hatte er ihn schon mit einem blauen Auge, oder einer Beule gesehen, weil sich die Frauen an ihm gerecht hatten? Nach ungefähr 73 mal, hatte er aufgehört zu zählen. Doch egal, wie sein Vater sonst auch war, immer wenn er Hilfe brauchte, oder einen Rat, dann war Hans für ihn da. Er liebte seinen Vater und wusste genau, was es zu bedeuten hatte, wenn er so nachdenklich da saß. "Was denkst du Vater?", fragte er ihn und musterte ihn dabei genau. "Ich weiß nicht, aber ich denke deine Mutter hat Recht. Mit Kaira stimmt etwas nicht. Ich weiß nicht was es ist und sie kommt mir auch nicht wie eine Spionin vor, doch etwas an ihr ist merkwürdig.", kam es nun aus Hans heraus. Er sah zu seinem Sohn, welcher seinem Vater leicht nickend gegenüberstand. "Ich weiß, was du meinst Vater. Sie wirkt zerbrechlicher als normale Mädchen und auch ihre Haut fühlt sich weicher an. Die Art, wie sie spricht und sich bewegt, einfach alles an ihr, wirkt irgendwie anders. Auch ihr Ziel, der schwarze Wald, passt nicht zu ihr. Sie sieht aus, als wäre sie bisher immer behütet gewesen und nur selten raus gelassen worden. Doch nun? Sie läuft ohne Begleitung durch die Wälder, in den Sachen, in denen ich sie gefunden habe, sah sie aus, als wäre sie geflohen, doch wovor? Ich verstehe das Ganze noch nicht." Aaron sah, während er sprach, wieder Kaira vor sich stehen. Ihre schönen, langen, roten Haare, ihre kleine stups Nase, ihr zarter Mund und ihre wunderschönen blauen Augen. Ohne dass er es merkte fing er wieder an, von ihr zu träumen. Hans bemerkte dies und lächelte sanft, doch er spürte, dass er sich bald von seinem Sohn verabschieden musste und wurde, über den Gedanken hinaus, sehr betrübt. "Essen kommen.", hallte es vom Anfang der Treppe in den Keller und die Stimme von Marge, riss beide unsanft aus ihren Gedanken. Beide sahen sich einen Moment verwirrt an. Zusammen verließen sie nun den Keller und betraten leise die Küche. Marge stand bereits an dem Tisch und stellte den letzten Topf darauf, doch Kaira war nirgends zu sehen. Aaron sah sich besorgt und leicht enttäuscht um, dann sah er zu seiner Mutter welche sanft meinte:"Sie wollte sich schnell waschen gehen, bevor wir essen. Ich habe ihr schon neue Kleidung bereit gelegt. Und du bleibst hier." Den letzten Satz hatte sie schon fast gezischt und Hans dabei böse angefunkelt. Denn dieser wollte sich gerade davon schleichen, um sich Kaira mal genauer anzusehen. Mit einer Unschuldsmiene drehte er sich um und sagte dann zu seiner Frau:"Was denn? Ich.. wollte nur nochmal schnell überprüfen, ob ich das Licht im Keller gelöscht habe." Sowohl Marge, als auch Aaron glaubten ihm dies nicht, doch um zu verhindern, dass Hans sich davon schleichen konnte, erklärte sich Aaron bereit nach dem Licht zu sehen. Da er kein Ruhsi war, konnte er sich auch nicht unsichtbar machen und lautlos die Treppe hinauf gehen. Marge und Hans stimmten zu, auch wenn von Hans nur ein brummen zu hören war. Aaron ging aus dem Zimmer und konnte Wasser laufen hören. "Sie ist also noch nicht fertig.", dachte er und ging dann wie besprochen zum Keller. Er überprüfte das Licht und stellte fest, dass sie es schon gelöscht hatten. Langsam stieg er die Kellerstufen wieder hinauf. Oben angekommen, sah er wie Kaira gerade die Treppe hinab lief. Ihren schmalen zarten Körper verhüllte ein blaues Kleid, mit langen Ärmeln, welches am Dekolleté gebunden wird. Obwohl es eine einfache Bauertracht war, fand er, dass sie wunderschön darin aussah. Ihr rotes Haar, hatte sie zu einem Flechtzopf zusammen gebunden, nur ein paar störrische Strähnen hingen in ihrem zarten Gesicht. Sie trug blaue Schuhe ohne Absatz, aber trotzdem waren sie elegant und passten perfekt zum Kleid. Sie sah ihn und lächelte leicht, als sie sein verwirrtes Gesicht gesehen hatte. "Eure Mutter gab mir dies. Sie meinte, es habe mal ihr gehört, doch sie kann es nicht mehr tragen. Was meint ihr? Kann ich das so tragen?", fragte sie ihn und sah ihn offen an. Er nickte und sagte sanft:"Du siehst sehr gut darin aus. Fast so, als wärst du eine Prinzessin." Bei seinen letzten Worten erschrak sie leicht, und spannte alles an. Dankend nickte sie ihm zu und ging dann mit ihm zusammen in die Küche. Marge und Hans sahen die Beide lächelnd an und ein Gedanke war in ihren Augen zu lesen: Was für ein hübsches Paar. Kaira bedankte sich noch einmal bei Marge für das Kleid und setzte sich dann auf dem Stuhl, der unter dem Fenster stand. Aaron setzte sich neben sie und gemeinsam fingen alle an zu essen. Während des ganzen Essens herrschte eine fröhliche, familiäre Atmosphäre. Sobald sie das Essen beendet hatten, half Kaira beim aufräumen und verabschiedete sich dann. Auch Aaron sagte kurz darauf:"Gute Nacht.", und verschwand in sein Zimmer. Kaira und Aaron lagen noch sehr lange wach. Kaira dachte an ihr Zuhause und dass sie morgen auf jeden Fall in den schwarzen Wald aufbrechen musste. Aaron dagegen, dachte an Kaira und wie es mit ihr wohl weiter gehen mochte. Er bemerkte, dass er ganz tief in seinem Herzen nicht wollte, dass sie geht, vor allen nicht alleine. Doch ihm war klar, dass er sie nicht überzeugen konnte zu bleiben, jedenfalls dachte er dies, nachdem, was er alles über sie gehört hatte. Kaira schlief schon tief und fest, als Aaron einen Entschluss fasste, der sein ganzes bisheriges Leben verändern sollte. Während dessen waren Hans und Marge noch dabei alles ordentlich zu machen. Dann gingen auch sie langsam ins Bett. Keiner von Beiden sagte ein Wort, denn das was sie heute erlebt hatten, schlug alles, was sie bis jetzt erlebt hatten. Doch sie hatten auch Angst vor dem morgigen Tag, denn sie wussten sie würden einen wichtigen Menschen verlieren. Jemanden, den sie über die Zeit sehr lieb gewonnen hatten. Niemand von ihnen wollte es sich anmerken lassen, also sagten sie einfach nichts und gingen schlafen. Kapitel 5: Die Reise beginnt ---------------------------- Durch das Fenster schien kein Sonnenstrahl, der den Tag heute erträglicher und die Gedanken etwas erheitern könnte. Der Himmel war dich mit Wolken behangen und in ein dunkles Grau getaucht. Jedes Wesen würde es vermeiden nun das Haus zu verlassen, doch es gab ein Haus, wo reges Treiben herrschte. Jeder der vier Personen, welche sich darin befanden war auf seine gasnz eigene Weise aufgewacht und aufgestanden, doch eins hatten sie alle gemeinsam. Den Gedanken an den bevorstehenden Abschied. Jede einzelne Diele die Kaira betrat krächzte verächtlich und immer wieder wühlte sie Staub auf. Kaira war schon sehr früh aufgestanden und hatte sich gewaschen und ihre Ursprüngliche Kleidung, welche Marge für sie Geflickt hatte, wieder angezogen. Doch sie war nicht die Einzige, welche sich schon sehr früh angezogen und reisefertig gemacht hatte. Auch Aaron war vollkommen erschöpft von der Nacht aufgestanden und hatte sich alles wichtige für die Reise zusammengesucht. Doch auch Marge und Hans waren schon längst auf den Beinen. Als Aaron die Küche betrat hatte Marge schon das Früchstück fertig. Die kleine Lampe im Raum spendete ein sanftes, recht dunkles Licht, welches den Raum leicht gelb erscheinen lies. Hans bemerkte seinen Sohn als erstes und sah ihn freundlich, jedoch nicht lächelnd an. "Guten Morgen.", sagte er leise und sah ihn an. Durch diese Worte drehte sich seine Mutter zu Aaron. In ihren sonst so klaren, offenen Augen, waren deutlich die Traurigkeit und die Sorge zu lesen, doch sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Sie hatte die ganze Nacht nicht geschlafen und über vieles nachgedacht, vorallen aber über ihren Gast und die morgige Abreise. Leise begrüßte auch sie ihn und machte sich dann weiter daran das Frühstück vorzubereiten. Aaron hingegen nickte nur Stumm zur Begrüßung und ging an seiner Mutter vorbei zu seinem Platz an dem Tisch. Seinen Beutel stellte er neben seinen Stuhl und sah dann zu seinem Vater. Keiner sprach ein Wort und so kam es, dass sie sehr deutlich die Schritte Kairas auf der Treppe vernahmen. Als diese die Küche betrat, erschien es ihr, als wäre diese gestern noch so fröhliche Familie in eine Art Trauerzustand verfallen. Auch sie sagte kein Wort und ging nur langsam zu ihren Platz. Sie traute sich kaum, auch nur einen dieser Menschen anzusehen, denn sie hatte das Gefühl schuld zu sein, an den traurigen Gesichtern. Ihr war, als würde die Last auf ihren Schultern langsam so groß, dass sie darunter zusammen zu brechen drohte. Doch bevor sie sich weiter darüber Gedanken machen konnte, erklang die Stimme von Marge, welche sagte:"So ihr Lieben, das frühstück ist fertig, also esst. Ich habe euch auch noch etwas Nahrung fertig gemacht, denn der Weg ist lang und das nächste Dorf ist Azarock und wer weiß, ob ihr dort überhaupt etwas zu essen bekommen werdet." Kaira hatte das Gefühl in der Stimme von Marge nicht den gewohnten fröhlichen Klang zu hören, sondern nun auch noch ein leichtes zittern, als ob sie sich zusammenreißen würde, damit sie nicht sofort anfing zu weinen. Keiner wagte es auch nur einen Anflug von Widerspruch verlauten zu lassen, denn jeder hatte Angst, dass sich Marge dann nicht mehr zusammenreißen kann. Also aßen alle still ihr Frühstück und vermieden es die Anderen auch nur leicht anzusehen. Nach dem sie alle das Frühstück fast restlos verzehrt hatten, war es Hans, welcher sich als Erster erhob. Er verlies die Küche und kerrte nach einiger Zeit wieder auf und hielt ein kleine Päckchen in den Händen. Er ging damit wieder zum Tisch zurück und legte dieses auf den nun sehr stark karchenden Tisch. Er öffnete das Päckchen und hervor kamen lauter kleine Gegenstände, wie ein Messer, ein Kompass, eine alte, aber noch intakte Karte und eine kleine aber sehr feine Haarspange, welche aufgebogen war, als hätte man sie zum Schlösser knacken benutzt. Doch all dies erregte nicht die Aufmerksamkeit, der drei Personen, welche nun auf die Gegenstände starrten. Ein Goldener mit Diamanten verzierter Dolch lag in der Mitte und stach aus all den offenbar doch etwas Wertlosen Dingen hervor. Behutsam nahm Hans diesen in die Hände und zog ihn vorsichtig aus der Scheide. Der Dolch hatte ein feine, hauch dünne Klinge, welche mit einem zarten Muster versehen war. Hans steckte den Dolch wieder in die Scheide und übereichte ihn vorsichtig an Aaron. Ungläubig starrte dieser auf den Dolch und dann zu Hans. Dieser nickte sanft und sprach:"Hör zu mein Sohn. Vor langer Zeit, hier ganz in der Nähe am alten Felsen, wurde mir ein kleines Bündel in die Hand gegeben. Die damals sehr schwache Frau starb ein paar Tage später, doch vorher lies sie uns die Bitte zukommen uns immer gut um das Kind zu kümmern, welches sich damals in diesem Bündel befand. Wir taten es mit Freude und mit viel Liebe, doch nicht nur ein Kind befad sich in diesem Bündel, sondern auch all die Dinge, welche ihr nun vor euch seht. Ich habe mich damals mit all den Gegenständen beschäftigt, doch ich konnte nie herausfinden, woher das Kind, geschweige denn dies Frau stammten. Ich wusste nur, dass dieses Kind eines Tages sehr wichtig sein wird. Und jetzt weiß ich, dass dieser Tag heute ist. Lieber Aaron, wir haben dir schon früh erzählt, dass wir nicht deine richtigen Eltern sind, doch wir haben uns immer so um dich gekümmert, als wärst du unser eigener Sohn. Du bist dieses Kind von damals und all die Gegenstände hier, gehören rechtmäßig dir. Ich gebe sie dir mit, denn ich glaube, dass sie dir, oder besser gesagt euch, weiterhelfen werden." Er sah zu Aaron und auch kurz zu Kaira, doch hauptsächlich ruhte sein Blick auf Aaron, welcher ganz ruhig zugehört hatte. Kaira sah zu Marge, welche nervös zu Aaron sah. Kaira wusste, dass Narge das Gefühl hatte, als hätte man ihr so eben den Sohn weg genommen, doch sie wusste auch, dass auch Marge begriffen hatte, dass es besser für Aaron war die Wahrheit zu erfahren. Aaron besah sich den Dolch noch einmal und hob dann den Blick. Er richtete diesen auf Hans und mit ruhiger Stimme sagte er:"Ich danke dir, dass du mir diese Gegenstände nun überlassen hast und ich danke euch, dass ihr mich so liebevoll aufgenommen und erzogen habt. Ich liebe euch, als wärt ihr meine richtigen Eltern, ach was sage ich? Für mich seit ihr das, denn ihr habt euch so um mich gekümmert, wie es nur Eltern können." Dann sah er zu Kaira und sprach sanft, aber sehr ernst weiter:"Wir sollten aufbrechen, denn so schaffen wir es vielleicht noch heute Abend im Dorf anzukommen." Nachdem er zu ende gesprochen hatte, erhob er sich, woraufhin sich auch die Anderen erhoben. Marge vorne an, verliessen sie die Küche und gingen zum Hinterausgang. Marge gab Kaira einen Beutel mit, welchen sie sich mühelos um die Schultern hängen konnte. Aaron prüfte nocheinmal, ob er nichts vergessen hatte und legte sich seinen Schwertgurt um die Hüften. Seinen Dolch band er sich durch einen kleinen Gurt, welcher an derr Scheide befestigt war an sein linkes Bein in Knöchelhöhe, wo er von der Hose überdeckt wurde. Hans ging auf Kaira zu und nahm sie in den Arm, um sich von ihr zu verabschieden. Dabei rutschten seine Hände langsam immer tiefer, doch bevor sie Kairas Po erreichen konnte, hörte man einen dumpfen Schlag. Hans rieb sich mit der flachen Hand über die Beule, welche nun entstand und sah leicht trotzig zu der wutentbrannten Marge. Dann musste er lachen und allen fiel auf, dass er genau dies provoziert hatte. Alle stimmten in das Lachen mit ein und die Stimmung wurde so etwas angehoben. Nun umarmte auch Marge Kaira und flüsterte ihr leise ins Ohr:"Ich habe euch noch ein paar Kleider eingepackt und einen Mantel, damit ihr nicht friert Prinzessin." Erschrocken sah Kaira zu Marge und hätte sie den Beutel nicht schon über der Schulter, dann wäre dieser nun gefallen. "W--woher?", stammelte sie, doch Marge hielt ihr nur einen Finger auf die Lippen. "Psst.. Nur ich weiß es und das ist auch gut so. Ich habe es an deinem Mal am Arm gesehen und an deiner Art bemerkt. Kein normales, junges Mädchen spricht so, oder weiß soviel über andere Völker. Außer sie hat es vorher irgendwo gelernt.", hauchte Marge und lächelte sie sanft an, auch wenn ihre Augen immernoch diesen traurigen Blick hatten. Kaira legte noch einmal ihre Arme um Marge und bedankte sich leise bei ihr. Dann hatte auch Aaron sich von allen verabschiedet. Zusammen gingen beide langsam los. Kapitel 6: Ein Grundig namens Grifti ------------------------------------ Der Wald wurde dunkler und der Weg, an dessen Seite sich ein kleines, altes, schon recht morsches Haus befand, entfernte sich immer mehr. Immer wieder sahen Kaira und Aaron zurück, sie taten es aus unterschiedlichen Gründen, doch beide Verband der Gedanke an ein kleines, verrücktes, altes Ehepaar, welches sich darin befand. Nach einiger Zeit drehte sich Kaira ein letztes Mal um, bevor der dichte Wald ihnen ganz die Sicht nahm. Von nun an hieß es für beide nur nach vorne zu sehen und so schnell wie möglich das Dorf Azarock zu erreichen. Aaron gab das Tempo vor, versuchte aber darauf zu achten, dass Kaira ihm noch folgen konnte. Hin und wieder blieb er stehen und lauschte in den Wald hinein, doch meist war nichts zu hören, außer das aufgeregte herum rennen von verschreckten Tieren. Sie gingen weiter und erst, als die Sonne schon hoch am Himmel stand beschlossen sie kurz Rast zu machen. Sie gingen noch ein paar Schritte, bis sie zu einer Lichtung kamen. Sie war klein, bot aber genug Platz, dass sie sich gemütlich hinsetzten und hinlegen konnten. Aaron nahm eine Decke aus seinem Beuel und legte sie auf den Boden, sodass sich beide darauf setzen konnten. Da diese jedoch recht dünn war, konnten sie jeden einzelnen Grashalm und jedes noch so kleines Steinchen spüren. Doch Kaira war so erschöpft, dass es ihr nichts ausmachte und Aaron war schon daran gewöhnt, da er öfters etwas längere Ausflüge machte. Als sich beide bequem hingesetzt hatten, öffnete Kaira ihren Beutel und nahm für jeden etwas zu essen heraus. Beide aßen und sagten kein Wort. Durch die Bäume ringsherum bekamen sie nicht viel von der stark glühenden Sonne mit, denn diese boten viel Schatten und somit kam es hin und wieder zu einem erfrischenden Windhauch. Während Kaira sich ihre Haare zu einem Zopf band, zog Aaron die Karte aus seinem Beutel und studierte sie genau. Er sah zu Kaira, welche ihr Gesicht gerade von den letzten Strähnen befreite und sagte kurz:"Wir sind schon sehr nah am Dorf, dass heißt wir können noch etwas länger hier bleiben und uns erst einmal ausruhen." Sie hatte ihr Gesicht nun ganz von den leicht nass geschwitzten Haaren befreit und sah zu ihm. Sie lächelte leicht und beugte sich dann etwas über die Karte. Im Gegensatz zu ihm, konnte sie auf der Karte nur lauter Bäume sehen, erkannte aber nicht wo sie waren, bzw. was den Rest des Waldes von dieser Lichtung unterschied. Sie stellte mit Bedauern fest, dass sie doch besser hätte aufpassen sollen, als ihr Hauslehrer versucht hatte ihr zu erklären, wie man Karten ließ. Aaron bemerkte ihren ratlosen Blick und musste grinsen. Er hielt den Finger auf einen bestimmten Punkt, wo die Bäume etwas weniger dicht nebeneinander zu stehen schienen, denn dort war der Hintergrund hell gezeichnet. Er hob den Blick von der Karte und sah zu ihr. "Dort befinden wir uns und dort wollen wir hin.", sagte er, während er mit einem zweiten Finger auf ein paar eingezeichnete Häuser zeigte. Auf diesen Häusern stand das Wort "Azarock" in verschlungener Schrift geschrieben. Auch Kaira hob nun ihren Kopf und sah ihrer Seits zu Aaron. Ihre Blicke trafen sich und sie konnten sich für einen Moment nicht bewegen. Kairas Blick haftete an seinen schönen Augen und sie schaffte es nicht sich von diesem Anblick zu lösen. Doch auch Aaron ging es ähnlich. Er hatte sich diese junge Frau, welche er von ein paar Tagen gerettet hatte bisher noch nicht näher betrachtet. Er wusste nur von seinem ersten Blick, dass sie schön war. Doch jetzt, wo sie vor ihm saß, konnte er sie betrachten. Sie war kleiner als er. Ihr Haut war weiß und sehr zart. An ihren Händen konnte man keinerlei Falten oder Risse sehen, außer den Kratzern, welche sie sich wahrscheinlich im Wald zugezogen hatte. Sie waren noch nicht ganz verheilt. Ihre manikürten Fingernägel waren für ein einfaches Mädchen doch sehr erstaunlich. Sie war von schlanker Figur, jedoch konnte man ihre fraulichen Kurven erkennen, und das, obwohl sie relativ weite Kleidung trug. Ihr Gesicht hatte sanfte Züge, welche zu einer Einheit verschmolzen. Ihre Lippen waren schmal, aber von einer starken Röte. Ein kleiner sanfter Hügel genau in der Mitte ihres Gesichtes bildete die Nase und sie hatte zwei große schöne blaue Augen. Wenn sie lächelte schienen diese zu strahlen, aber auch so strahlten sie eine angenehme Wärme aus. Ihr schönes und für ihn perfektes Gesicht, wurde von sanften, roten Locken umrahmt. Außer sie trug einen Zopf, dann lagen ihre kleinen Ohren frei, jedoch hingen einige widerspenstige Löckchen heraus. Ihr Antlitz ließ ihn den Atem stocken. Nun saß sie vor ihm und ihr Gesicht war nur eine Nasenlänge von seinem entfernt. Ihre schönen Augen schienen ihn geradezu anzuziehen. Langsam näherten sich ihre Gesichter und die Spannung schien immer mehr anzusteigen. Kaira sah, wie sich sein Gesicht auf ihren zu bewegte. Sie konnte seinen starken männlichen Geruch spüren, welcher auch eine Spur von verschiedenen Kräutern aufwies. Ihr Herz schlug schneller. Sie konnte nicht mehr klar denken und wie in Trance bewegte sich nun auch auf ihn zu. Langsam schloss sie die Augen und konnte nun nur noch von ihren Gefühlen ausgehen. Sie spürte seinen warmen Atem, welcher sich ihr immer mehr näherte und leicht über ihre Haut strich. Sie zog seinen Duft ein, förmlich konnte sie schon seine Haut auf ihrer spüren. Als er plötzlich stoppte. Sie öffnete vorsichtig die Augen und sah, wie er sich nervös umsah. Die Frage: Was los sei? , lag ihr auf den Lippen, doch da hielt er ihr schon einen Finger an die Lippen. Er drückte diesen leicht gegen ihre weichen Lippen und bedeutete ihr so, dass sie still sein sollte. Er lauschte in den Wald, denn er hatte ein Knacken gehört, was nach dem Geräusch zu urteilen kein Tier gewesen sein konnte. Da hörte er wieder das Knacken, doch dieses Mal kam es von etwas näher. Er stand auf und griff nach ihrem Arm. An diesem zog er sie auch hoch, gerade als sie ihren Stand wieder gefunden hatte, räumte er schnell alles wieder in seinen Beutel und schmiss ihr diesen zu. Langsam und geräuschlos lies er sein Schwert aus der Scheide gleiten und stellte sich in die Richtung gewandt, wo er das Knacken her vernahm, schützend vor Kaira. Auch diese schien mittlerweile das Knacken zu vernehmen. Er sah sie noch einmal kurz an, doch bevor er ins Schwärmen geraten konnte, besann er sich eines besseren und lauschte wieder. Doch er schwor sich in Gedanken:’ Wenn das jetzt ein Tier ist, dann raste ich aus.' Er hatte sie unbedingt küssen gewollt. Seine Gedanken waren schon beim Kuss, doch dann hatte ihn das Knacken wieder in die normale Welt zurück geholt. Wieder knackte es und diesmal schien es direkt hinter der ersten Baumgruppe seinen Ursprung zu haben. Mit vorgehaltenem Schwert machte er sich für einen Kampf bereit, als er etwas kleines aus den Wald stapfen sah. Beim genaueren hinsehen erkannte er einen Grundig. Grundig sind Zwergen ähnliche Wesen. Sie besitzen ebenso einen langen Bart und haben auch dieselbe Größe. Doch ihr Gesicht sah aus wie eine vertrocknete Pflaume. In der Mitte des Gesichtes ragte einen spitze Hakennase heraus, an der ein kleiner Nasenring an der rechten Seite hing. Er trug ein braunes Gewand, mit einer grünen Weste oben drüber. Seine langen dünnen Finger umklammerten einen Sack und langsam schlurfte er auf die Lichtung zu. Aaron wusste, dass diese Wesen hinterhältig, aber zumeist harmlos sind. Doch trotzdem lies er das erhobene Schwert nicht sinken. Er sah zu dem Zwerg, welcher laut brummend auf sie zu kam. Als sich der Grundig näherte konnte er undeutlich die Worte:"So ein Dreck. Immer der arme Grifti. Mit dem kann man es ja machen. Ich armer, armer Grifti.", verstehen. Der Grundig kam immer näher und bemerkte dann auf einmal wie zufällig die kampfbereiten Fremden. Erschrocken sprang er einen Schritt zurück und warf sich auf den Boden. Seiner Kehle entrangen krächzende Geräusche, welche Aaron nicht verstand, doch Kaira trat plötzlich hinter ihm hervor und ging zu dem Grundig, vor welchen sie sich nun kniete. Sie blickte zu diesen und schien seine krächzenden Worte nachzuahmen. Doch dann sah er erstaunt, dass sich das Wesen vor ihr aus dem Dreck erhob und sie mit staunendem Blick ansah. Nun begriff Aaron, dass zwischen diesen Beiden eine Art Kommunikation stattgefunden haben musste, auch wenn es in einer ihm unbekannten Sprache gewesen war. Kaira erhob sich nun langsam und ging auf Aaron zu, welcher so gebannt war, dass er vergessen hatte sein Schwert sinken zu lassen. Sie legte eine Hand auf seinen erhobenen Arm und bedeutete ihm so, diesen sinken zu lassen. Nun kam auch der Grundig auf ihn zu und sprach wieder diese krächzenden Worte. Kaira wendete sich nun wieder dem Grundig zu, welcher, auf ihrem Blick hin, wieder in Aarons gewohnter Sprache sprach. "Hallo, ich bin Grifti. Und komme in Frieden. Grifti ist ein guter Grundig, er möchte auch sicher keinen Ärger machen. Nein. Nein.“, war aus seinem breiten Mund zu hören. Aaron ließ nun langsam wieder sein Schwert in die Scheide gleiten und sah zu dem verschrumpelten Wesen. Er neigte kurz den Kopf und sprach langsam, denn er wusste nicht, wie gut dieses Wesen ihn verstand: „Guten Tag. Ich bin Aaron. Und meine Begleiterin, Kaira, kennt ihr ja schon.“ Er deutete auf Kaira und die Augen des Grundig’ s begannen zu strahlen. „Ja. Kluges Mädchen, hübsches Mädchen. Spricht Sprache, des niederen und kleinen Grifti. Ist nett zu Grifti und haut diesen nicht.“, schwärmte das Wesen zu Aarons Füßen. Kaira lächelte sanft und sprach: „Grifti hat mir erzählt, dass er hier in der Nähe des Dorfes ein kleines Haus hat. Und da es so aussieht, als ob es gleich regnet, hat er uns angeboten, dass wir dort die Nacht verbringen können, bevor wir weiter ziehen.“ Aaron hörte ihr aufmerksam zu und in Gedanken verfluchte er dieses Wesen. Er wollte den Abend mit Kaira allein verbringen, um etwas mehr über sie in Erfahrung zu bringen. Doch wenn nun dieses kleine schrumpelige Etwas die ganze Zeit um sie herum lief, dann könnte er das schon mal vergessen. Er sah zu Grifti und plötzlich sah er, wie es in dessen Augen hinterhältig aufblitzte. Da Kaira mit den Rücken zu dem Grundig stand, konnte sie dieses unmöglich bemerken und so wusste Aaron, dass sie ihm nicht so einfach glauben würde. Er bedeutete Kaira, dass er kurz mit ihr allein reden wollte und stellte sich etwas abseits von Grifti, sodass dieser unmöglich verstehen konnte, was die Beiden besprachen. Vorsichtig flüsternd sagte er: „Meinst du wirklich, dass es so eine gute Idee ist, wenn wir ihm so ohne weiteres vertrauen?“ Kaira sah ihn fragend an und stellte dann auch die Frage, auf welche er gewartet hatte. „Warum denn nicht? Er scheint doch ganz nett zu sein und er ist doch so hilflos. Der könnte doch keiner Fliege etwas zu Leide tun.“, sagte sie und drehte sich zu dem kleinen Wesen, welches auf einmal wieder ganz harmlos da stand und zu ihr sah. Sie besah es mit einem Lächeln und sah dann wieder zu Aaron, welcher schon zum Widerspruch angesetzt hatte. Doch gerade, als Kaira nicht hinsah, bekam der Grundig wieder den Selben hinterlistigen Ausdruck in seinen Augen, dass Aaron kurz innehielt, bevor er anfing zu sprechen: „Er versucht uns, oder besser gesagt dich zu täuschen. Auch wenn er so lieb zu dir guckt und du zu Recht den Anschein hast, dass er nett sein mag, muss es jedoch nicht der Wahrheit entsprechen. Bitte Kaira, hör auf mich und lass uns im Dorf übernachten.“ Er versuchte Kaira mit leichtem Flehen zu überzeugen, doch diese sah ihn leicht enttäuscht an. „Du solltest ein Wesen nicht nach seinem Äußeren einschätzen, sondern nach seinen Taten. Dieser kleine Grundig hat uns nichts getan und er schuldet uns nichts. Doch trotzdem lädt er uns über die Nacht zu sich ein und bietet uns Schutz und Obdach für eine Nacht. Doch du hast nichts Besseres zu tun, als nach etwas zu suchen, was er falsch gemacht haben könnte. Wenn du möchtest, dann kannst du gern im Dorf übernachten. Ich werde das Angebot annehmen und für dieses Nacht bei Grifti schlafen.“ , sagte sie bestimmt und wandte sich dann zum gehen. Doch weit kam sie nicht, denn Aaron packte sie am Arm und drehte sie zu sich. Er sah ihr in die Augen und wieder war se von seinen wie gefesselt. „Ich werde auch bei ihm schlafen, aber ich werde die Nacht aufbleiben und auf dich Acht geben.“, sagte er und in seinem Blick konnte sie lesen, wie ernst es ihm war. Sie nickte und freute sich, dass er nun doch mitkam. Sie spürte dann wieder seinen Griff um ihren Arm und entzog sich ihm leicht. Zusammen gingen sie nun wieder zu dem ungeduldig wartenden Grundig. Kaira teilte ihm ihren Entschluss mit und sie folgten Grifti zu seinem Haus. Schon nach ein paar Minuten erreichten sie wieder eine kleine Lichtung, auf der sich ein Hügel befand. Auf diesem stand eine Holzhütte, welche für ein so kleines Wesen viel zu groß wirkte. Gleich neben dem Haus befand sich ein sehr großer Baum. Dieser war der einzige Baum, welcher es wagte auf dem Hügel zu stehen. Der Grundig ging vor und öffnete für seine Gäste die Tür, sodass diese hineintreten konnten. Kaira ging voran und sah sich staunend um, während Aaron nur Misstrauisch das Haus betrat und Grifti aus dem Augenwinkel im Auge behielt. Dieser schloss nun die Tür und bat seine Gäste ihm zu folgen, was sie auch taten. Das Haus von Grifti ähnelte nur ansatzweise dem der Rhusis. Es hatte genauso ein Strohdach und bestand aus Holz. Und auch in diesem Haus befand sich eine Treppe, welche sowohl in den Keller, als auch in die erste Etage führte. Jedoch war das Holz in einem besseren Zustand und so waren die Schritte zwar zu hören, wurden aber nicht von einem lauten ächzen begleitet. Auch war es von innen größer und geräumiger. Dort wo sich bei den Rhusis die kleine Küche befand, war hier ein kleiner Speiseraum und erst im neben Zimmer die kleine Küche, doch in dieser befanden sich mehr Regale und auch so bot die Küche mehr Platz. Grifti führte sie nun die Treppe hoch und brachte sie zu ihrem Zimmer. Aaron und Kaira sahen sich verwirrt an, doch Grifti erklärte ihnen, dass das Haus zwar groß war, doch leider nur mit einem Gästezimmer strahlen konnte. Leicht verlegen brachten Kaira und Aaron ihre Beutel in den Raum. Während Grifti sich bis zum Abendessen verabschiedete, saßen Kaira und Aaron auf den recht kleinen Bett und überlegten, wie sie am besten zu zweit darin schlafen sollten. Sofort bat Aaron an, auf dem Boden zu schlafen, doch Kaira verneinte und meinte, dass es schon irgendwie gehen würde. Aaron betrachtete Kaira von der Seite und fragte dann: „Woher kannst du eigentlich diese Sprache? Oder besser gesagt dieses Krächzen?“ Sie sah ihn erstaunt an, für einen kurzen Moment hatte sie vergessen, dass es nicht selbstverständlich ist verschiedene Sprache zu sprechen. Sie musste sich jetzt schnell etwas einfallen lassen, aber was? Sie erwiderte weiterhin seinen Blick und sagte dann leise: „Nun ja, mein Großvater hat eine Zeit lang bei einem Grundig gelebt und hat dort seine Sprache gelernt. Und da ich viel bei meinem Großvater war und immer etwas von ihm lernen wollte, hat er mir einfach Grundisisch beigebracht.“ Sie hoffte innständig, dass er ihr glauben würde. Aaron hob eine Augenbraue, denn so sehr, wie sie es sich auch wünschte, er glaubte ihr nicht. Doch er sprach es nicht aus und so beließen sie es bei der Geschichte. Aaron ließ sich nach hinten umkippen und schloss die Augen. Es dauerte nicht lange, da fiel er schon in einen leichten, erholsamen Schlaf. Kapitel 7: ----------- Während Aaron sanft vor sich hin schlummerte, sah sich Kaira etwas in dem kleinem Zimmer um. Es war zwar nicht so klein, wie ihr Zimmer bei den Rhusis, doch es wirkte kälter und auch leicht unfreundlich. Langsam beschlich Kaira ein leises Unbehagen, welches sich durch ihre Glieder schlängelte. Sie wusste nicht, woher dieses Gefühl kam, doch sie konnte es auch nicht vertreiben. Warum hatte sie nicht voher auf Aaron gehört? Er hatte ihr gesagt, dass sie Grifti nicht vertrauen sollte, doch sie hatte es trotzdem getan. "Ach Unsinn, das Gefühl hat nichts mit dem Grundig zu tun.", schallte sie sich selber. Doch trotzdem ließ sie den Blick immer wieder zu Aaron wandern, nur um sicher zu gehen, dass dieser noch im Bett lag und sie nicht allein gelassen hatte. Nur ganz vorsichtig bewegte sie sich in dem Raum vorwärts und ging zu der einzigen Lichtquelle, welche diesen Raum in leichtes Licht tauchte, wenn auch nur ein wenig. Diese bestand aus einem kleinen runden Fenster, welches sich driekt gegenüber der Tür befand. Bei dem Fenster angekommen, hielten sie eine dicke Staubschicht und ein paar recht große Spinnennetze davon ab sich an diesem anzulehnen, oder es gar zu öffnen. Also entschloß sie sich, einfach so aus dem Fenster zu blicken, in der Hoffnung, dass sie wenigstens etwas erkennen würde. Doch sie wurde enttäuscht. Bis auf ein paar Baumsilouetten konnte sie nichts erkennen. Und so bemerkte sie auch nicht, wie sich ein kleiner Grundig über die Wiese stahl und es recht eilig zu haben schien. Kaira wand ihren Blick wieder von dem Fenster ab und warf einen prüfenden Blick zu Aaron, welcher immer noch tief und fest zu schlafen schien. Erst jetzt, wo sie am Ende des Raumes stand, fiel ihr die ungewöhnliche Form des Zimmers auf und auch, wie die einzelnen, wenn auch wenigen, Möbelstücke gestellt waren. Als sie das Zimmer vorhin betreten hatte, wirkte es auf sie recht quadratisch, wenn auch recht ungewohnt, denn irgendwie schien die Form nicht ganz zum Rest des Hauses zu passen. Jetzt wusste sie, warum alles nicht gepasst hatte. Das Zimmer war nicht quadratisch, oder gar rechteckig. Im Gegenteil, es besaß nicht einmal Ecken. Es war oval und auch die Möbelstücke besaßen Runde Rückwände, sodass sie sich perfekt an den Raum anpassten. Zu ihre Linken stand das Bett, in welchen Aaron gerade ruhig schlief und zu ihrer Rechten stand ein Regal, welches viele Schubladen beherbergte. Beides bestand aus einem dunklen Holz und wirkte durch seine Größe recht unpassend. --------------------------------------------------------------------------------- geht gleich weiter ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)