Princess Kaira von Warliss (Lauf so schnell du kannst) ================================================================================ Kapitel 6: Ein Grundig namens Grifti ------------------------------------ Der Wald wurde dunkler und der Weg, an dessen Seite sich ein kleines, altes, schon recht morsches Haus befand, entfernte sich immer mehr. Immer wieder sahen Kaira und Aaron zurück, sie taten es aus unterschiedlichen Gründen, doch beide Verband der Gedanke an ein kleines, verrücktes, altes Ehepaar, welches sich darin befand. Nach einiger Zeit drehte sich Kaira ein letztes Mal um, bevor der dichte Wald ihnen ganz die Sicht nahm. Von nun an hieß es für beide nur nach vorne zu sehen und so schnell wie möglich das Dorf Azarock zu erreichen. Aaron gab das Tempo vor, versuchte aber darauf zu achten, dass Kaira ihm noch folgen konnte. Hin und wieder blieb er stehen und lauschte in den Wald hinein, doch meist war nichts zu hören, außer das aufgeregte herum rennen von verschreckten Tieren. Sie gingen weiter und erst, als die Sonne schon hoch am Himmel stand beschlossen sie kurz Rast zu machen. Sie gingen noch ein paar Schritte, bis sie zu einer Lichtung kamen. Sie war klein, bot aber genug Platz, dass sie sich gemütlich hinsetzten und hinlegen konnten. Aaron nahm eine Decke aus seinem Beuel und legte sie auf den Boden, sodass sich beide darauf setzen konnten. Da diese jedoch recht dünn war, konnten sie jeden einzelnen Grashalm und jedes noch so kleines Steinchen spüren. Doch Kaira war so erschöpft, dass es ihr nichts ausmachte und Aaron war schon daran gewöhnt, da er öfters etwas längere Ausflüge machte. Als sich beide bequem hingesetzt hatten, öffnete Kaira ihren Beutel und nahm für jeden etwas zu essen heraus. Beide aßen und sagten kein Wort. Durch die Bäume ringsherum bekamen sie nicht viel von der stark glühenden Sonne mit, denn diese boten viel Schatten und somit kam es hin und wieder zu einem erfrischenden Windhauch. Während Kaira sich ihre Haare zu einem Zopf band, zog Aaron die Karte aus seinem Beutel und studierte sie genau. Er sah zu Kaira, welche ihr Gesicht gerade von den letzten Strähnen befreite und sagte kurz:"Wir sind schon sehr nah am Dorf, dass heißt wir können noch etwas länger hier bleiben und uns erst einmal ausruhen." Sie hatte ihr Gesicht nun ganz von den leicht nass geschwitzten Haaren befreit und sah zu ihm. Sie lächelte leicht und beugte sich dann etwas über die Karte. Im Gegensatz zu ihm, konnte sie auf der Karte nur lauter Bäume sehen, erkannte aber nicht wo sie waren, bzw. was den Rest des Waldes von dieser Lichtung unterschied. Sie stellte mit Bedauern fest, dass sie doch besser hätte aufpassen sollen, als ihr Hauslehrer versucht hatte ihr zu erklären, wie man Karten ließ. Aaron bemerkte ihren ratlosen Blick und musste grinsen. Er hielt den Finger auf einen bestimmten Punkt, wo die Bäume etwas weniger dicht nebeneinander zu stehen schienen, denn dort war der Hintergrund hell gezeichnet. Er hob den Blick von der Karte und sah zu ihr. "Dort befinden wir uns und dort wollen wir hin.", sagte er, während er mit einem zweiten Finger auf ein paar eingezeichnete Häuser zeigte. Auf diesen Häusern stand das Wort "Azarock" in verschlungener Schrift geschrieben. Auch Kaira hob nun ihren Kopf und sah ihrer Seits zu Aaron. Ihre Blicke trafen sich und sie konnten sich für einen Moment nicht bewegen. Kairas Blick haftete an seinen schönen Augen und sie schaffte es nicht sich von diesem Anblick zu lösen. Doch auch Aaron ging es ähnlich. Er hatte sich diese junge Frau, welche er von ein paar Tagen gerettet hatte bisher noch nicht näher betrachtet. Er wusste nur von seinem ersten Blick, dass sie schön war. Doch jetzt, wo sie vor ihm saß, konnte er sie betrachten. Sie war kleiner als er. Ihr Haut war weiß und sehr zart. An ihren Händen konnte man keinerlei Falten oder Risse sehen, außer den Kratzern, welche sie sich wahrscheinlich im Wald zugezogen hatte. Sie waren noch nicht ganz verheilt. Ihre manikürten Fingernägel waren für ein einfaches Mädchen doch sehr erstaunlich. Sie war von schlanker Figur, jedoch konnte man ihre fraulichen Kurven erkennen, und das, obwohl sie relativ weite Kleidung trug. Ihr Gesicht hatte sanfte Züge, welche zu einer Einheit verschmolzen. Ihre Lippen waren schmal, aber von einer starken Röte. Ein kleiner sanfter Hügel genau in der Mitte ihres Gesichtes bildete die Nase und sie hatte zwei große schöne blaue Augen. Wenn sie lächelte schienen diese zu strahlen, aber auch so strahlten sie eine angenehme Wärme aus. Ihr schönes und für ihn perfektes Gesicht, wurde von sanften, roten Locken umrahmt. Außer sie trug einen Zopf, dann lagen ihre kleinen Ohren frei, jedoch hingen einige widerspenstige Löckchen heraus. Ihr Antlitz ließ ihn den Atem stocken. Nun saß sie vor ihm und ihr Gesicht war nur eine Nasenlänge von seinem entfernt. Ihre schönen Augen schienen ihn geradezu anzuziehen. Langsam näherten sich ihre Gesichter und die Spannung schien immer mehr anzusteigen. Kaira sah, wie sich sein Gesicht auf ihren zu bewegte. Sie konnte seinen starken männlichen Geruch spüren, welcher auch eine Spur von verschiedenen Kräutern aufwies. Ihr Herz schlug schneller. Sie konnte nicht mehr klar denken und wie in Trance bewegte sich nun auch auf ihn zu. Langsam schloss sie die Augen und konnte nun nur noch von ihren Gefühlen ausgehen. Sie spürte seinen warmen Atem, welcher sich ihr immer mehr näherte und leicht über ihre Haut strich. Sie zog seinen Duft ein, förmlich konnte sie schon seine Haut auf ihrer spüren. Als er plötzlich stoppte. Sie öffnete vorsichtig die Augen und sah, wie er sich nervös umsah. Die Frage: Was los sei? , lag ihr auf den Lippen, doch da hielt er ihr schon einen Finger an die Lippen. Er drückte diesen leicht gegen ihre weichen Lippen und bedeutete ihr so, dass sie still sein sollte. Er lauschte in den Wald, denn er hatte ein Knacken gehört, was nach dem Geräusch zu urteilen kein Tier gewesen sein konnte. Da hörte er wieder das Knacken, doch dieses Mal kam es von etwas näher. Er stand auf und griff nach ihrem Arm. An diesem zog er sie auch hoch, gerade als sie ihren Stand wieder gefunden hatte, räumte er schnell alles wieder in seinen Beutel und schmiss ihr diesen zu. Langsam und geräuschlos lies er sein Schwert aus der Scheide gleiten und stellte sich in die Richtung gewandt, wo er das Knacken her vernahm, schützend vor Kaira. Auch diese schien mittlerweile das Knacken zu vernehmen. Er sah sie noch einmal kurz an, doch bevor er ins Schwärmen geraten konnte, besann er sich eines besseren und lauschte wieder. Doch er schwor sich in Gedanken:’ Wenn das jetzt ein Tier ist, dann raste ich aus.' Er hatte sie unbedingt küssen gewollt. Seine Gedanken waren schon beim Kuss, doch dann hatte ihn das Knacken wieder in die normale Welt zurück geholt. Wieder knackte es und diesmal schien es direkt hinter der ersten Baumgruppe seinen Ursprung zu haben. Mit vorgehaltenem Schwert machte er sich für einen Kampf bereit, als er etwas kleines aus den Wald stapfen sah. Beim genaueren hinsehen erkannte er einen Grundig. Grundig sind Zwergen ähnliche Wesen. Sie besitzen ebenso einen langen Bart und haben auch dieselbe Größe. Doch ihr Gesicht sah aus wie eine vertrocknete Pflaume. In der Mitte des Gesichtes ragte einen spitze Hakennase heraus, an der ein kleiner Nasenring an der rechten Seite hing. Er trug ein braunes Gewand, mit einer grünen Weste oben drüber. Seine langen dünnen Finger umklammerten einen Sack und langsam schlurfte er auf die Lichtung zu. Aaron wusste, dass diese Wesen hinterhältig, aber zumeist harmlos sind. Doch trotzdem lies er das erhobene Schwert nicht sinken. Er sah zu dem Zwerg, welcher laut brummend auf sie zu kam. Als sich der Grundig näherte konnte er undeutlich die Worte:"So ein Dreck. Immer der arme Grifti. Mit dem kann man es ja machen. Ich armer, armer Grifti.", verstehen. Der Grundig kam immer näher und bemerkte dann auf einmal wie zufällig die kampfbereiten Fremden. Erschrocken sprang er einen Schritt zurück und warf sich auf den Boden. Seiner Kehle entrangen krächzende Geräusche, welche Aaron nicht verstand, doch Kaira trat plötzlich hinter ihm hervor und ging zu dem Grundig, vor welchen sie sich nun kniete. Sie blickte zu diesen und schien seine krächzenden Worte nachzuahmen. Doch dann sah er erstaunt, dass sich das Wesen vor ihr aus dem Dreck erhob und sie mit staunendem Blick ansah. Nun begriff Aaron, dass zwischen diesen Beiden eine Art Kommunikation stattgefunden haben musste, auch wenn es in einer ihm unbekannten Sprache gewesen war. Kaira erhob sich nun langsam und ging auf Aaron zu, welcher so gebannt war, dass er vergessen hatte sein Schwert sinken zu lassen. Sie legte eine Hand auf seinen erhobenen Arm und bedeutete ihm so, diesen sinken zu lassen. Nun kam auch der Grundig auf ihn zu und sprach wieder diese krächzenden Worte. Kaira wendete sich nun wieder dem Grundig zu, welcher, auf ihrem Blick hin, wieder in Aarons gewohnter Sprache sprach. "Hallo, ich bin Grifti. Und komme in Frieden. Grifti ist ein guter Grundig, er möchte auch sicher keinen Ärger machen. Nein. Nein.“, war aus seinem breiten Mund zu hören. Aaron ließ nun langsam wieder sein Schwert in die Scheide gleiten und sah zu dem verschrumpelten Wesen. Er neigte kurz den Kopf und sprach langsam, denn er wusste nicht, wie gut dieses Wesen ihn verstand: „Guten Tag. Ich bin Aaron. Und meine Begleiterin, Kaira, kennt ihr ja schon.“ Er deutete auf Kaira und die Augen des Grundig’ s begannen zu strahlen. „Ja. Kluges Mädchen, hübsches Mädchen. Spricht Sprache, des niederen und kleinen Grifti. Ist nett zu Grifti und haut diesen nicht.“, schwärmte das Wesen zu Aarons Füßen. Kaira lächelte sanft und sprach: „Grifti hat mir erzählt, dass er hier in der Nähe des Dorfes ein kleines Haus hat. Und da es so aussieht, als ob es gleich regnet, hat er uns angeboten, dass wir dort die Nacht verbringen können, bevor wir weiter ziehen.“ Aaron hörte ihr aufmerksam zu und in Gedanken verfluchte er dieses Wesen. Er wollte den Abend mit Kaira allein verbringen, um etwas mehr über sie in Erfahrung zu bringen. Doch wenn nun dieses kleine schrumpelige Etwas die ganze Zeit um sie herum lief, dann könnte er das schon mal vergessen. Er sah zu Grifti und plötzlich sah er, wie es in dessen Augen hinterhältig aufblitzte. Da Kaira mit den Rücken zu dem Grundig stand, konnte sie dieses unmöglich bemerken und so wusste Aaron, dass sie ihm nicht so einfach glauben würde. Er bedeutete Kaira, dass er kurz mit ihr allein reden wollte und stellte sich etwas abseits von Grifti, sodass dieser unmöglich verstehen konnte, was die Beiden besprachen. Vorsichtig flüsternd sagte er: „Meinst du wirklich, dass es so eine gute Idee ist, wenn wir ihm so ohne weiteres vertrauen?“ Kaira sah ihn fragend an und stellte dann auch die Frage, auf welche er gewartet hatte. „Warum denn nicht? Er scheint doch ganz nett zu sein und er ist doch so hilflos. Der könnte doch keiner Fliege etwas zu Leide tun.“, sagte sie und drehte sich zu dem kleinen Wesen, welches auf einmal wieder ganz harmlos da stand und zu ihr sah. Sie besah es mit einem Lächeln und sah dann wieder zu Aaron, welcher schon zum Widerspruch angesetzt hatte. Doch gerade, als Kaira nicht hinsah, bekam der Grundig wieder den Selben hinterlistigen Ausdruck in seinen Augen, dass Aaron kurz innehielt, bevor er anfing zu sprechen: „Er versucht uns, oder besser gesagt dich zu täuschen. Auch wenn er so lieb zu dir guckt und du zu Recht den Anschein hast, dass er nett sein mag, muss es jedoch nicht der Wahrheit entsprechen. Bitte Kaira, hör auf mich und lass uns im Dorf übernachten.“ Er versuchte Kaira mit leichtem Flehen zu überzeugen, doch diese sah ihn leicht enttäuscht an. „Du solltest ein Wesen nicht nach seinem Äußeren einschätzen, sondern nach seinen Taten. Dieser kleine Grundig hat uns nichts getan und er schuldet uns nichts. Doch trotzdem lädt er uns über die Nacht zu sich ein und bietet uns Schutz und Obdach für eine Nacht. Doch du hast nichts Besseres zu tun, als nach etwas zu suchen, was er falsch gemacht haben könnte. Wenn du möchtest, dann kannst du gern im Dorf übernachten. Ich werde das Angebot annehmen und für dieses Nacht bei Grifti schlafen.“ , sagte sie bestimmt und wandte sich dann zum gehen. Doch weit kam sie nicht, denn Aaron packte sie am Arm und drehte sie zu sich. Er sah ihr in die Augen und wieder war se von seinen wie gefesselt. „Ich werde auch bei ihm schlafen, aber ich werde die Nacht aufbleiben und auf dich Acht geben.“, sagte er und in seinem Blick konnte sie lesen, wie ernst es ihm war. Sie nickte und freute sich, dass er nun doch mitkam. Sie spürte dann wieder seinen Griff um ihren Arm und entzog sich ihm leicht. Zusammen gingen sie nun wieder zu dem ungeduldig wartenden Grundig. Kaira teilte ihm ihren Entschluss mit und sie folgten Grifti zu seinem Haus. Schon nach ein paar Minuten erreichten sie wieder eine kleine Lichtung, auf der sich ein Hügel befand. Auf diesem stand eine Holzhütte, welche für ein so kleines Wesen viel zu groß wirkte. Gleich neben dem Haus befand sich ein sehr großer Baum. Dieser war der einzige Baum, welcher es wagte auf dem Hügel zu stehen. Der Grundig ging vor und öffnete für seine Gäste die Tür, sodass diese hineintreten konnten. Kaira ging voran und sah sich staunend um, während Aaron nur Misstrauisch das Haus betrat und Grifti aus dem Augenwinkel im Auge behielt. Dieser schloss nun die Tür und bat seine Gäste ihm zu folgen, was sie auch taten. Das Haus von Grifti ähnelte nur ansatzweise dem der Rhusis. Es hatte genauso ein Strohdach und bestand aus Holz. Und auch in diesem Haus befand sich eine Treppe, welche sowohl in den Keller, als auch in die erste Etage führte. Jedoch war das Holz in einem besseren Zustand und so waren die Schritte zwar zu hören, wurden aber nicht von einem lauten ächzen begleitet. Auch war es von innen größer und geräumiger. Dort wo sich bei den Rhusis die kleine Küche befand, war hier ein kleiner Speiseraum und erst im neben Zimmer die kleine Küche, doch in dieser befanden sich mehr Regale und auch so bot die Küche mehr Platz. Grifti führte sie nun die Treppe hoch und brachte sie zu ihrem Zimmer. Aaron und Kaira sahen sich verwirrt an, doch Grifti erklärte ihnen, dass das Haus zwar groß war, doch leider nur mit einem Gästezimmer strahlen konnte. Leicht verlegen brachten Kaira und Aaron ihre Beutel in den Raum. Während Grifti sich bis zum Abendessen verabschiedete, saßen Kaira und Aaron auf den recht kleinen Bett und überlegten, wie sie am besten zu zweit darin schlafen sollten. Sofort bat Aaron an, auf dem Boden zu schlafen, doch Kaira verneinte und meinte, dass es schon irgendwie gehen würde. Aaron betrachtete Kaira von der Seite und fragte dann: „Woher kannst du eigentlich diese Sprache? Oder besser gesagt dieses Krächzen?“ Sie sah ihn erstaunt an, für einen kurzen Moment hatte sie vergessen, dass es nicht selbstverständlich ist verschiedene Sprache zu sprechen. Sie musste sich jetzt schnell etwas einfallen lassen, aber was? Sie erwiderte weiterhin seinen Blick und sagte dann leise: „Nun ja, mein Großvater hat eine Zeit lang bei einem Grundig gelebt und hat dort seine Sprache gelernt. Und da ich viel bei meinem Großvater war und immer etwas von ihm lernen wollte, hat er mir einfach Grundisisch beigebracht.“ Sie hoffte innständig, dass er ihr glauben würde. Aaron hob eine Augenbraue, denn so sehr, wie sie es sich auch wünschte, er glaubte ihr nicht. Doch er sprach es nicht aus und so beließen sie es bei der Geschichte. Aaron ließ sich nach hinten umkippen und schloss die Augen. Es dauerte nicht lange, da fiel er schon in einen leichten, erholsamen Schlaf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)