Princess Kaira von Warliss (Lauf so schnell du kannst) ================================================================================ Kapitel 2: Die Ruhsis --------------------- Sie hatte sich gerade zum mindestens zehnten Mal umgedreht, als plötzlich die fremde Dame von vorhin wieder das Zimmer betrat und sie erstaunt ansah. „Hatte ich dir nicht gesagt du sollst wieder ins Bett gehen?“, fragte sie und klang leicht erbost. Kaira sah sie entschuldigend an und sagte dann: „Entschuldigen Sie, doch ich hatte das Gefühl irgendetwas würde mich beobachten. Und naja, ich wollte dieses Etwas erst einmal finden, bevor ich wieder ins Bett gehe.“ Sie sah die Dame ehrlich an, diese sah erst etwas verdutzt zu Kaira, ehe sie zu lächeln begann. Vorsichtig ging die Dame ein paar Schritte auf Kaira zu und öffnete leicht den Mund, doch dann wand sie den Kopf ab. Sie schien sich erst einmal richtig umsehen zu wollen, bevor die Worte aus ihrem Mund kamen. Doch als sie anfing zu reden wand sie sich wieder zu Kaira um und sah diese immer noch lächelnd an. „Ach so, dann tut es mir Leid.“, sagte sie in einem freundlichen, ja schon fast süßen Ton. Dann jedoch wandte sich die Dame von Kaira ab und sah in eine Ecke des Flurs, wo nur eine kleine Zimmerpalme stand. Ihr Blick verfinsterte sich etwas und die Dame fing an zu reden. „Was machst du hier? Du machst unserem Gast Angst. Entschuldige dich sofort.“, sagte sie. Doch für Kaira wirkte es so, als rede die Dame mit der Palme, denn sie konnte nichts anderes in diesem Raum entdecken. Sie wollte die Dame schon als definitiv verrückt einstufen, als sich etwas bei der Palme bewegte. Kaira rieb sich die Augen, sie konnte nicht glauben, was sie da gerade sah. Vor der Palme wurde die Luft staubig. So staubig, dass man jedes Staubkorn einzeln erkennen konnte, dann mit einem Mal wirbelten die Staubkörner so schnell, dass Kaira für einen kurzen Moment nichts mehr erkennen konnte. Doch dann stand wie aus dem Nichts gekommen, ein kleiner Mann mit Halbglatze vor der Palme. Sein Gesicht war vom Alter geprägt, doch trotzdem war ein freches Grinsen in seinem Gesicht zu erkennen. Kaira sah ihn unverwand an. Ihre Augen hatte sie weit aufgerissen und sie starrte mehr, als dass sie nur hin sah. Die kleine, dicke Dame drehte sich um und sah wieder zu Kaira. „Oh, ich habe vergessen uns vorzustellen. Also ich bin Margaretha, aber du kannst mich auch Marge nennen. Das ist Hans, er ist mein Mann und ärgert gerne andere Leute. Vor allen junge hübsche Mädchen, bei welchen er unter den Rock gucken kann, solange sie es nicht bemerken.“, sagte sie. Den letzten Satz jedoch hatte sie schon fast gezischt, sodass Hans aus Reflex in Deckung ging. Kaira sah immer wieder von Marge zu Hans und wieder zurück. Marge wand sich wieder von Hans ab und ging auf Kaira zu. „Also, da das ja jetzt geklärt ist, könntest du auch wieder ins Bett gehen.“, sagte Marge und schob die vollkommen verwirrte Kaira wieder nach oben. Im Zimmer angekommen drückte sie Kaira sanft aufs Bett und deckte sie zu. Langsam erholte sich Kaira wieder von ihrem Erstaunen und fand auch allmählich ihre Sprache wieder. „Was seid ihr, und wie komme ich hier her?“, fragte sie und sah in das freundliche Gesicht von Marge. Diese lächelte sanft und zog sich einen Stuhl heran auf welchen sie, vor Kairas Bett, Platz nahm. „Naja, dass war so: Unser Sohn Aaron hat dich Vorgestern im Wald gefunden. Du warst bewusstlos und dein Körper hatte überall Schrammen. Er trug dich hier her und legte dich in sein Bett. Du warst zu schwach und schienst auch nicht aufwachen zu wollen, also kümmerten wir uns um dich.“, sagte sie und sah Kaira genau an. „Und zu der Frage, was wir sind, wir sind Rhusis. Ich denke mal du fragst auf Grund von Hans.“ „Rhusis? Magische Wesen, welche vor ein paar Jahrhunderten ein großes Ansehen genossen. Aufgrund ihrer Fähigkeiten sich unsichtbar zu machen waren sie sicher vor Feinden und lebten lange Zeit in Frieden. Doch später zerstörten sich ihre Stämme zum größten Teil selber, nur die Stämme im hohen Norden haben es als einziges überstanden.“, sagte Kaira eher zu sich, als zu Marge und dachte an ihren Unterricht. Ihr Lehrer hatte sie immer gezwungen alles über die einzelnen Stämme zu lernen und ihre Geschichte zu kennen. „Das ist nicht ganz korrekt. Die Stämme im hohen Norden gibt es kaum noch, durch die vielen Aufstände haben sie sich fast vollständig aufgelöst. Woher weißt du das alles?“, fragte Marge und sah Kaira genau an. Unter dem prüfenden Blick von Marge wurde Kaira rot und fasste sich instinktiv ans Handgelenk. Unter ihrer Hand verbarg sie ein kleines Mal, welches ihre Herkunft verriet, doch sie wollte nicht, dass es Jemand erfuhr. „Ich habe es einst gehört, von.. meinem Großvater, er erzählte die besten Geschichten.“, sagte sie um nicht zu verraten, wer sie war. Sie hatte vergessen, dass es alles andere als normal ist, als Frau gebildet zu sein und sich mit anderen Kulturen auszukennen. Wie Kaira befürchtet hatte überzeute diese Geschichte sie nicht, doch sie lies sich nichts anmerken und sagte: „Aha, na dann. Wie heißt du eigentlich?“, fragte sie ganz beiläufig und stand dann wieder auf. „Mein Name ist Kaira. Prin… Printera ist mein Nachname.“, antwortete sie. Fast hätte sie verraten, wer sie wirklich war. Nämlich Kaira Suran, Prinzessin und letzte Thron- Erbin, des Königreiches Suraniens. „Wo ist euer Sohn, wenn ich fragen darf? Ich würde mich gerne bedanken.“,fragte sie und sah dabei zu Marge. Diese hatte damit begonnen Kaira ganz genau zu betrachten und war gerade dabei herauszufinden, was die junge Dame vor ihr, unter ihrer Hand zu verbergen versuchte. Als sie durch Zufall Kairas Blick begegnete erschrack sie und schüttelte kurz den Kopf, um wieder auf andere Gedanken zu kommen. „Er ist in der Stadt, wird aber bald wieder kommen.“, antwortete Hans anstelle von Marge. Plötzlich erinnerte sich Kaira daran, was Marge vorhin gesagt hatte. ‚Vorgestern hat er dich gefunden.‘ ,hörte sie Marge ihre Worte immer wieder in ihren Kopf. Erschrocken stand sie auf und wand sich zur Tür. Sie musste gehen und zwar sofort. „Ich muss los. Oh nein, viel zu spät.“, stammelte sie wirr und wollte los laufen, doch Marge hielt sie auf und mit einem strengen Blick brachte sie Kaira zum schweigen. Sie sagte genauso streng: „Was ist los? Und wo willst du hin? Du wirst dich gefälligst wieder hinlegen!“ „Ihr versteht das nicht. Ich muss sofort zum schwarzen Wald. Es ist sehr wichtig, ich hätte schon längst da sein sollen.“, antwortete Kaira hektisch und versuchte an Marge vorbei zu kommen, doch diese dachte nicht daran sie gehen zu lassen. „Du bist noch zu schwach, heute ruhst du dich noch aus, morgen kannst du dann gehen, wenn du das unbedingt möchtest.“, sagte sie ernst und ihr Blick zeigte deutlich, dass es nichts brachte, auch nur irgend etwas dagegen zu sagen. Da Kaira nichts Anderes übrig blieb nickte sie und setzte sich wieder in das Bett, welches ihr jetzt noch wesentlich weicher vorkam, als vorhin. Marge drehte sich um und ging zur Tür. "Ruh dich noch etwas aus. Ich werde dich rufen, wenn das Essen fertig ist, dann essen wir heute zusammen.", sagte sie und sah Kaira nun wieder sehr liebevoll an. Ihren Kopf wand sie zu Hans und sagte:"Komm Hans." Doch dieser bewegte sich nicht. Er sah Kaira weiterhin grinsend an und diese bemerkte, dass ihr Gewand verrutscht war und man fast ihre ganzen Beine sehen konnte. Sie zog schnell ihr Gewand zurecht, als es auch schon krachte. Marge hatte Hans eine Kopfnuss verpasst und ihn an den Ohren vom Stuhl gezerrt. Sie zog diesen nun hinter sich her aus dem Raum heraus. Kaum waren Hans Füsse nicht mehr zusehen, schloss Marge die Tür und Kaira legte sich hin. Sie legte die warme Decke über ihren Körper und starrte zur Decke. Was die feindlichen Armeen wohl gerade trieben? 'Hoffentlich haben sie noch nicht alles zerstört.', dachte sie und schickte ein Stoßgebet an den Himmel, bevor sie allmählich einschlief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)