Gegen jede Moral von DirrtyHaruka (Oder dem was sie Moral nennen...) ================================================================================ Kapitel 4: Frage und Antwort ---------------------------- Kapitel 4: Frage und Antwort Mit der Zeit wurde das gemeinsame Tee trinken eine Art Ritual. Oscar hatte dafür gesorgt das Rosalie nun fest eingestellt war. Das junge Ding tat ihr einfach immer mehr Leid umso mehr sie von sich erzählte. Nur Oscar zog es vor nicht von sich zu sprechen. „Ach so. Jeanne und du ihr seid gar keine richtigen Schwestern.“ Rosalie nickte. „Aber es ist als wären wir es. Meine Mutter, also Pflegemutter, war so gut zu mir. Sie war eben einfach meine Mutter. Egal ob wir nun wirklich verwandt waren.“ Oscar lächelte. „Du hast sie sehr geliebt.“ Rosalie nickte wieder. „Ja.“ „Das merkt man.“ „Wirklich?“ Nun war es Oscar die nickte. „Du blühst richtig auf wenn du einfach nur von ihr erzählst. Davon wie schön es war, mit ihr.“ Zumindest so lange bis sie dann dachte wie sehr ihr, ihre Mutter fehlte. So traurig wie sie dann immer schaute, war Oscar das ein oder andere Mal versucht sie in den Arm zu nehmen. „Wenn ihr das sagt.“ „Finde ich zumindest.“ Rosalie dachte einen Moment nach. „Ihr habt doch auch Geschwister.“ „Ja. Ich sehe sie aber selten. Sie sind alle verheiratet und leben nicht alle in Paris.“ „Seid ihr darüber nicht traurig?“ Oscar schüttelte den Kopf. „Ich kenne es nicht anders. Ich habe nie viel Zeit mit ihnen verbracht. So ist es wenn man schon mit 14 zum Militär kommt.“ „Mit 14 schon?“ Oscar nickte langsam. „Aber das ist keine interessante Geschichte. Es ist wie es ist.“ Rosalie sah Oscar etwas fragend an. „Klingt als ob ihr lieber etwas anderes hättet.“ „Es gibt etwas das ich ändern würde, wenn ich es könnte. Aber das kann ich nicht, also bringt es nichts darüber zu reden.“ „Ihr erzählt überhaupt nichts über euch“, bemerkte Rosalie. „Ist das so?“ Sie nickte. „Ich weiß welchen Rang ihr bekleidet, wie ihr heißt und das eure Schwestern verheiratet sind und nicht alle in Paris leben. Das war es. Dabei würde ich zu gerne etwas über euch erfahren.“ Nur zu gerne. Sie mochte die blonde Kommandantin. Sie hörte ihr zu und verstand sie. „Dann frag mich doch einfach etwas“, meinte Oscar. „Nur wenn ihr versprecht auch ehrlich darauf zu antworten. Und nicht wieder zu sagen, das es nicht interessant oder ohne Belang wäre.“ Oscar seufzte. Sie gab nicht gerne irgendetwas Preis oder versprach etwas von dem sie nicht wusste wie es ausginge. Aber irgendwo hatte Rosalie auch ein Recht darauf etwas von ihr zu erfahren. Bei dem was sie schon alles von Rosalie wusste. „Na gut. Dann bitte. Frag mich was du willst.“ Oscar nahm sowieso an das sie nun wieder nach der Geschichte fragen würde, wie es dazu kam das sie mit 14 schon zum Militär kam. „Eure Schwestern sind verheiratet und ihr beim Militär. Denkt ihr nicht manchmal daran auch so ein Leben wie das eurer Schwestern zu leben?“ Oscar sah Rosalie überrascht an. Mit dieser Frage hatte sie überhaupt nicht gerechnet. „Du stellst Fragen“, meinte Oscar ausweichend. „Ihr sagtet ich darf euch fragen was ich will. Nun?“ Rosalie schaute abwartend. Oscar seufzte. „Das willst du wirklich wissen?“ Das Dienstmädchen nickte. „Na gut…“ Oscar nahm einen Schluck von ihrem Tee. „Ja ich stelle mir manchmal vor wie das Leben wäre ohne das Militär. Wenn es unkomplizierter wäre und ich jemanden an meiner Seite hätte.“ „Und?“ „Und was?“ „Stellt ihr es euch schöner vor?“ Oscar legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und überlegte kurz, dann sah sie Rosalie wieder an. „Ja“, lautete die kurze Antwort. „Und…wie sieht sie aus?“ „Wer?“ Oscar war etwas irritiert. „Die Person an eurer Seite“, meinte Rosalie. Oscar dachte nach. Ja, wie sah sie aus? Noch bis vor kurzen hätte sie ihre Hoheit, Königin Marie Antoinette beschrieben, aber die Gefühle für die Königin verschwanden von Tag zu Tag immer mehr im Dunkeln. Wenn Oscar ehrlich war waren diese Gefühle zwar stark gewesen und sie hätte ohne zu lügen ihre Liebe preisgeben können, aber sie waren nicht so fest wie sie es geglaubt hatte. Dafür waren sie zu schnell ausgeblichen, aber sie hatte ja gehofft, dass die Gefühle irgendwann einfach verschwanden. Natürlich hatte das Umgehen jedes persönlichen Kontaktes dazu beigetragen, aber dennoch. Was für eine Antwort sollte sie Rosalie denn jetzt geben? „Jemand dessen Schönheit nicht von dieser Welt ist. Jemand dessen Herz so frei ist, wie das eines glücklichen Landes. Jemand der ehrlich zu sich selbst und zu anderen ist.“ Jemand den Oscar mit ihrem Leben beschützen wollen würde. Rosalie sah Oscar an. Mit solch einer Antwort hatte sie nicht gerechnet. „Ihr redet wie ein Mann“, meinte sie dann und kicherte leise hinter vorgehaltener Hand. Oscar sah sie einen Moment an und schloss die Augen. Dann stand sie auf, trat zum Fenster und sah hinaus. „Mag sein“, sagte sie dann. Rosalie hörte auf zu kichern. „Ihr meint es ernst…“, stellte sie dann fest. Zugegeben war sie etwas verwirrt. „Du wunderst dich noch? Darüber das eine Frau in Uniform, die ihr Leben lang als Mann erzogen wurde, auch die Gefühle eines Mannes entwickelt?“ „Aber…Das ist nicht normal.“ Oscar atmete tief aus. „Was ist schon normal? Ist es normal dass eine Frau gewollt wie ein Mann erzogen wird? Ist es normal das Ehen erzwungen werden? Zum Wohle ganzer Länder? Ist er normal das es Menschen gibt die im Überfluss leben und direkt daneben Menschen die sich nicht einmal mehr das tägliche Brot verdienen können? Die Welt ist grausam, sarkastisch und unmoralisch. Egal wohin du blickst passieren tagtäglich Dinge von denen manche bei der einen Gruppe Menschen normal sind und wieder andere die bei derselben Gruppe unnormal sind, während eine andere Gruppe dieses als Normal ansieht und das andere für Unnormal hält. Verstehst du was ich meine?“ Rosalie brauchte einen Moment um alles zu verstehen. „Ich glaube in euren Worten steckt viel Wahrheit“, meinte sie dann leise. Auch wenn sie selbst an den Moralvorstellungen die ihr vorgelebt waren irgendwo festhielt. Oscar’s Worte enthielten Wahrheiten die niemand zuvor gewagt hatte auszusprechen. „Das glaube ich auch.“ Oscar sah Rosalie weiterhin nicht an, sondern aus dem Fenster. „Allerdings glaube ich, dass diese Wahrheit euer Leben nur schwer macht“, sagte Rosalie dann. Oscar nickte langsam. „Das tut es. Ja das tut es wirklich. Aber ich bin nicht fähig daran etwas zu ändern. Ich habe es mir nicht ausgesucht, verstehst du? Es ist eben wie es ist und ich muss damit leben. Auch wenn es aussichtslos ist je glücklich zu werden, deswegen.“ „Ihr seid bewundernswert.“ Jetzt drehte sich Oscar herum und sah Rosalie verwundert an. „Wieso?“ Rosalie schloss einen Moment die Augen. „Ihr wisst genau, dass diese Situation euer Leben schwer macht und dennoch steht ihr dazu. Jeden Tag steht ihr Stolz da und verrichtet euren Dienst, obwohl euch scheinbar klar ist, das es etwas gibt das ihr nie bekommen werdet. Und ihr gebt trotzdem nicht auf.“ Oscar sah Rosalie weiterhin an, immer noch verwundert. „Rosalie…“ Diese lächelte. „Ich bin sicher, irgendwann werdet ihr auch das Glück finden“, meinte sie dann und stand auf. „Wohin gehst du?“, fragte Oscar. „Zurück an die Arbeit…“, sagte Rosalie, nahm das Tablett und ging. Sie sagte nichts weiter. Lies Oscar einfach mit ihren Gedanken zurück. Würde sie eines Tages wirklich die Erfüllung ihrer Träume finden? Dieses Mädchen…Sie war bedauernswert. Aber sie war klug und so Verständnisvoll, wie es niemand, den Oscar bis jetzt getroffen hatte, je gewesen war. Eine interessante junge Dame… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)