There is a Reason for Changing von Pil-Kyo (Draco x Harry) ================================================================================ Kapitel 1: One-Shot ------------------- Leise Schritte machten sich in seinem Bewusstsein bemerkbar. War er wach oder träumte er? Eigentlich nicht so wichtig. Wichtiger war eher, wohin diese Schritte wollten. Er lauschte, versuchte auszumachen, wo die Person, zu dem die Schritte gehörten, gerade war. Wer war eigentlich in seinem Schlafsaal unterwegs? Leicht öffnete er seine Augen und versuchte in der Schwärze der Nacht irgendetwas auszumachen. Ein Schatten näherte sich seinem Bett und er schloss schnell wieder seine Augen. Er spürte, wie die Matratze sich ein wenig nach unten neigte, als sich Jemand darauf niederließ. „Potter, hör zu. Wahrscheinlich ist es richtig dumm, dass ich nur so mit dir ordentlich reden kann, aber ich trau mich einfach nicht, öffentlich und bei Tag normal mit dir zu reden. Deswegen muss ich es so versuchen. Mann, ich bin so richtig feige.“ Ein Seufzen entglitt dem Sprecher. Dann begann er von Neuem. „Du kriegst eh nicht mit, was ich hier von mir gebe, deswegen werde ich ein einziges Mal ehrlich zu dir sein. Ich habe es satt, dass wir uns, seit wir uns kennen, nur anschreien und verfluchen. Dass wir kein vernünftiges Wort miteinander sprechen können. Ich komm damit einfach nicht mehr klar. Ja, du würdest jetzt sagen, dass ich selbst schuld bin. Immerhin bin ich es immer, der mit den Sticheleien anfängt. Aber ich kann einfach nicht anders. Wenn ich schon nicht mit dir befreundet sein kann, dann will ich wenigstens so deine Aufmerksamkeit. Aber ich will damit aufhören. Ich will mich ändern. Entschuldige, dass ich dir das nicht ins Gesicht sagen kann.“ Damit verschwand das leichte Gewicht von der Bettkante und leise Schritte waren zu hören, die auf dem Weg nach draußen waren. Und zurück blieb ein verwirrter Junge in seinem Bett im Gryffindorturm. Die Nacht hatte Draco gezeichnet. Tiefe Augenringe zeichneten sich auf seinem Gesicht und seine Laune war tief im Keller. Wahrscheinlich tiefer als der See war. Seine Hauskameraden trauten sich nicht ihn anzusprechen. Nicht mal Pansy, die sonst keine Gelegenheit ausließ, um sich an den blonden Slytherin ran zumachen. Somit war es beim Frühstück am Tisch der Slytherin richtig ruhig. Die anderen Tische merkten das natürlich und nicht zuletzt Harry wunderte sich, wieso es so ruhig dort war. „Was die wohl haben?“ murmelte Ron seinem besten Freund zu. Harry konnte nur mit den Schultern zucken. Ihm fiel das Gespräch, besser gesagt, der Monolog von Draco in der Nacht ein. Er war sich ziemlich sicher gewesen, dass er nicht träumte, als er die Schlafsaaltür sich schließen hörte. Und er hatte danach auch nicht so schnell wieder einschlafen können, denn Dracos Worte hallten in seinem Kopf immer wieder nach. Ich will mich ändern. Wenn Draco das wirklich vor hatte, dann wollte Harry sich ihm nicht in den Weg stellen. Nein, er wollte ihm gerne helfen. Nur wie sollte er das machen? Es wäre Draco sicher peinlich, wenn Harry ihn einfach darauf ansprechen würde. Immerhin dachte der Blonde ja, dass Harry geschlafen hatte, als er mit ihm redete. Und er wollte Draco garantiert nicht bloßstellen. „...ry. Harry?“ Verwirrt schaute der junge Gryffindor seinen rothaarigen Freund an. „Hast du was gesagt?“ „Nicht wichtig. Wieso schaust du die ganze Zeit Malfoy an?“ „Ist nur so ein Gefühl, aber er hat sich verändert.“ „Denkst du? Ich finde, er sieht grad einfach nur scheiße aus.“ „Ron..“ Kopfschüttelnd schaute er zum Slytherintisch. Draco sah wirklich nicht gut aus. Hatte er nicht mehr geschlafen, nachdem er den Turm verlassen hatte? Was ihn ja brennend interessierte, war, wie Draco es geschafft hatte, in den Turm zu kommen. Hatte jemand das Passwort aus Versehen laut gesagt? Egal, das konnte er immer noch später erfahren. Viel wichtiger war nun Draco und sein Wunsch, sich zu ändern. Entschlossen stand der Gryffindor auf und ging zum Slytherintisch. Alle Augen schienen auf ihm zu hängen, um zu sehen, was der Held der Zaubererwelt am Schlangentisch zu suchen hatte. Hinter Draco blieb er stehen und räusperte sich. „Ich hab gerade keine Nerven, mich mit dir zu unterhalten, Potter. Deswegen lass mich bitte in Ruhe frühstücken.“ Draco hatte sich nicht umgedreht. Zu groß war die Angst, den Blick des Anderen zu begegnen, und darin dann vielleicht die Erkenntnis zu sehen, dass der Gryffindor letzte Nacht nicht geschlafen hatte. „Ich will dich gar nicht nerven, Malfoy. Ich dachte nur, ich könnte dich um einen Gefallen bitten. Würdest du mir bei den Hausaufgaben in Zaubertränke helfen?“ Erstauntes Gemurmel erhob sich in der Halle, alle hielten den Atem an, gespannt darauf, was nun folgte. Würde Draco Malfoy ausflippen? „Wieso lässt du dir nicht von Granger helfen? Sie ist doch ungefähr genauso begabt wie ich.“ murmelte Draco und biss in sein Brötchen. „Ungefähr trifft es. Deswegen wollte ich gerne dich fragen. Du weißt wahrscheinlich in dem Fach doch ein wenig mehr als Hermine. Also, hilfst du mir?“ Harry konnte sich einfach nicht ein Grinsen verkneifen. Alle starrten sie an, wirklich alle, sogar der gesamte Lehrertisch hatte die Aufmerksamkeit auf die Beiden gelegt. Harry sah aus den Augenwinkeln, dass Dumbledore auch lächelte. Also tat er genau das Richtige, nämlich Draco die Möglichkeit geben, sich von Grund auf zu ändern ohne dass er sich in seinem Stolz verletzt fühlen könnte. „Ja, von mir aus. Sei gegen ein Uhr in der Bibliothek. Und bitte pünktlich.“ Harry nickte zufrieden und machte sich auf den Weg in die Eingangshalle. Ron und Hermine kamen eilig von ihrem Tisch auf ihn zu. „Was sollte das denn?“ fragte Ron außer Atem. „Ich hab dir doch gesagt, er wird sich verändern. Das war nur eine kleine Hilfestellung.“ grinste Harry, zufrieden mit sich und seiner Idee. „Hoffen wir, dass du Recht behältst und er dich nicht bei der Nachhilfe verflucht.“ war Hermines Meinung dazu. Kurz vor eins räusperte sich Hermine. „Wenn du dich noch pünktlich mit Malfoy treffen willst, dann solltest du schnellstens los.“ „Mist, ich wollte doch viel eher los.“ „Lass dich nicht von ihm ärgern.“ rief Ron. „Er wird mich nicht ärgern.“ lachte Harry und verschwand durch den Eingang. „Ich frag mich, warum er so sicher ist, dass Malfoy sich ändern will.“ „Er wird seine Gründe haben und jetzt lass uns mal weitermachen, sonst sind wir morgen die Einzigen, die keine Zaubertrankhausaufgaben haben.“ meinte Hermine. Draco wartete ungeduldig. Er hatte eigentlich gedacht, dass Harry etwas daran lag, pünktlich zu erscheinen, um mit ihm Zaubertränke zu lernen. Doch wieso sollte das eigentlich so sein? Hatte er doch seinen Monolog gehört? Was hatte ihn eigentlich dazu gebracht, nachts in den Turm von Gryffindor zu schleichen und Potter zu erzählen, dass er sich ändern wollte. Gut, dass er nicht auch noch den Grund genannt hatte. Denn wenn Potter wirklich wach gewesen war, dann wäre das Geständnis noch peinlicher gewesen. Dann hätte er ihm gar nicht mehr in die Augen schauen können. Und gerade diese Augen hatten es ihm doch angetan. Und genau diese Augen kamen jetzt in sein Blickfeld, glänzten aufgeregt. „Du kommst spät.“ murmelte er und wandte den Blick ab. Er konnte ihn einfach nicht zu lange ansehen ohne gleich richtig zu starren. „Tut mir leid.“ keuchte Harry und grinste verlegen. „Ich hab nicht auf die Uhr gesehen, aber es war doch nur eine Minute.“ „Ja, eine Minute kostbare Zeit, die ich nicht mit warten hätte verbringen müssen.“ „Komm schon, Draco. Die eine Minute..“ Harry harkte sich freundschaftlich ein, was Draco automatisch erröten ließ, und zog ihn in die Bibliothek. Draco ließ das einfach mit sich machen. Er konnte sich eh nicht dagegen wehren, denn eigentlich mochte er die Berührung, sei sie auch nur freundschaftlich gemeint. Als sie an einen der hintersten Tische angekommen waren, ließ Harry ihn los und setzte sich auf einen der Stühle. Draco blieb stehen, wusste eigentlich nicht so richtig wohin mit sich. „Was ist los mit dir, Draco?“ Besorgnis spiegelte sich in den grünen Augen, als Draco in diese sah. „Ni- nichts..“ murmelte er. „Warum nennst du mich jetzt beim Vornamen?“ „Soll ich nicht? Ich finde, wir sollten uns mit Vornamen ansprechen, wenn du mir schon hilfst. Außerdem sind wir nicht mehr in der ersten Klasse, wo wir uns behaupten müssen.“ Draco nickte zustimmend. „Wollen wir dann deine Hausaufgaben erledigen?“ fragte er dann und setzte sich Harry gegenüber. „Willst du mich schnell loswerden?“ „Ich dachte, ich soll dir helfen. Oder hattest du etwas anderes vor?“ Leicht misstrauisch musterte Draco den Gryffindor. „Ich? Nein.“ lachte Harry und Draco war hin und weg. Wie konnte sein Gegenüber ihm nur so die Sprache verschlagen? „Geht's dir gut, Draco?“ „Ja.“ brachte er mühsam hervor. Doch in ihm sah es alles andere als gut aus. „Vielleicht sollten wir das ganze lassen. Dann hab ich eben keine Hausaufgaben, Snape macht mich eh wieder fertig.“ „Nein, wir können ruhig arbeiten. Es geht mir gut.“ Draco versuchte zu lächeln und Harry glaubte ihm einfach mal. „Okay, dann erkläre mit bitte den Zusammenhang zwischen Schwarzwurzel und Alraunen. Ich verstehe nicht, wie dadurch ein Trank zustande kommt, der gegen Schluckauf helfen soll.“ „Und? Wie ist es gelaufen? Hat er dich verflucht?“ „Ron, lass Harry erstmal reinkommen.“ „Sag schon, Kumpel.“ Seufzend ließ sich Harry in einen der Sessel am Kamin fallen. „Wir haben Hausaufgaben gemacht, ganz normal, so wie ich sie auch mit euch immer mache.“ „Und sonst?“ „Sonst nichts. Er war normal zu mir, obwohl ich manchmal das Gefühl hatte, er war mit den Gedanken ganz woanders. Aber sonst war er nett. Und wir haben beschlossen, uns mit Vornamen anzureden.“ „Mit Vornamen?“ Rons Gesicht war von Entsetzen geprägt. „Ja, schließlich spreche ich euch auch mit Vornamen an, oder nicht?“ „Aber.. aber.. das ist Malfoy?“ „Und? Vielleicht hätte ich das schon viel eher machen sollen, Ron. Er ist auch nur ein Mensch. Und ein recht interessanter noch dazu. Ich brauch kurz Zeit für mich, okay?.“ Damit erhob er sich aus dem Sessel, winkte den beiden noch einmal zu und verschwand die Treppe hinauf zu den Schlafsälen. „Alles in Ordnung mit dir?“ „Lass mich in Ruhe.“ „Entschuldige, Draco. Wir machen uns nur Sorgen.“ „Lass stecken, mir geht es gut, ich bin nur müde.“ Er schloss genervt die Tür hinter sich. Wie gut, dass es in Slytherin Einzelzimmer oder Zweibettzimmer gab. So hatte er seine Ruhe, sobald er die anderen ausschloss. Und die brauchte er auch, denn der heutige Mittag war seltsam gewesen. Zwar sehr zum Positiven hin, aber trotzdem verwirrte es ihn einfach. Potter.. nein, Harry hatte es gemerkt. Wie peinlich. Und Draco war sich auch ziemlich sicher, dass Harry in der Nacht wach war. Denn wieso sollte er sonst auf einmal so nett zu ihm sein. Gestern war er es nämlich noch nicht gewesen. Da hatte Draco erst beschlossen, sich bei dem Gryffindor zu entschuldigen, auch wenn das ziemlich feige gewesen war, dass er ihm es erzählt hat, während dieser schlief. Vielleicht sollte er ihn heute noch beim Abendessen darauf ansprechen. Ja, das wäre eine Möglichkeit. Nur wie sollte er es anfangen.. Vielleicht ebenso, wie Harry ihn angesprochen hat, nach Hilfe fragen bei irgendetwas. Das wäre eine gute Gelegenheit. Jetzt müsste er dazu nur noch über seinen Schatten springen und Harry ansprechen. Der Rest würde dann schon irgendwie klappen. Die Zeit bis zum Abendessen verging schnell und Draco war nervös. Er hatte nicht mehr viel mitbekommen vom Tag, denn er machte sich viel zu viele Gedanken, wie er Harry ansprechen konnte. Es sollte nicht so schwer sein, dachte er, denn Harry hatte es doch auch geschafft. Und Draco war kein Feigling, zumindest wollte er keiner sein. Er riss sich irgendwie zusammen und ging mit den anderen Schülern aus seinem Jahrgang in die Große Halle. Als er seinen Blick auf den Gryffindortisch warf, blickte Harry auf und grinste ihn an. Draco wandte den Blick schnell ab und wurde leicht rot. Eilig setzte er sich an seinen Tisch und begann zu essen. Nur nicht hinsehen. Nur kein großes Interesse zeigen. „Alles okay, Draco?“ Draco wollte zu schnell zu einer Antwort ansetzen und verschluckte sich dabei. Er hustete, bis ihm jemand einen Becher Kürbissaft reichte und leicht auf den Rücken schlug. „Danke.“ keuchte Draco und trank. Dann schaute er auf, um zu sehen, wer ihm da geholfen hatte und blickte in grüne Augen. „Kein Thema.“ lächelte Harry und setzte sich neben ihn. Dass er nun bei den Slytherin saß, schien ihm gar nichts auszumachen. Still senkte Draco wieder den Blick und starrte auf seinen leeren Teller. „Ich wollte mich für heute Mittag nochmal bei dir bedanken. Es war nett von dir, mir zu helfen, obwohl wir davor nicht so gut zurechtgekommen sind.“ begann Harry leise. Draco schaute auf, doch Harrys Augen waren nicht auf ihn gerichtet, sondern sahen wahllos durch die Halle. „Bist du sicher, dass du das alles an meinem Tisch bereden willst?“ fragte der Blonde genauso leise zurück. „Ehrlich gesagt... nein. Es kostet mich schon so viel Mühe, hier neben dir zu sitzen. Selbst mittags..“ „Wir sollten wirklich nicht hier darüber reden.“ Draco stand auf und machte sich auf den Weg nach draußen. Harry folgte ihm wortlos, wohl wissend, dass etliche Augenpaare ihnen folgten. „Du ziehst die Aufmerksamkeit auf dich wie kein anderer.“ seufzte Draco, als er auf die Ländereien hinaus trat. „Ich glaub, da bin ich nicht der Einzige.“ murmelte Harry nur. Draco schien den Kommentar nicht gehört zu haben oder er ignorierte es. Harry musterte ihn schweigend, während er ihm folgte. Draco sah jetzt um einiges besser aus als noch vor ein paar Stunden. Keine Augenringe mehr, sein Gesicht wirkte ausgeruht. Alles sah so korrekt an ihm aus. Seine Kleidung saß so, wie es sein sollte. Selbst an einem Sonntag. Harry selbst war heute das genaue Gegenteil, zumindest was die Kleidung betraf. Er machte sich selten Gedanken darum, ob etwas gut zusammen passte, hauptsache es war bequem und erfüllte seinen Zweck. „Hast du genug geschaut?“ Ertappt zuckte Harry zusammen und sah verlegen zu dem Anderen. Eigentlich war es ihm nicht peinlich, dass Draco gemerkt hat, wie er ihn anschaute. Es machte ihn eher verlegen, weil Draco rot geworden war. Auch wenn es ihm stand, aber er wollte nicht, dass Draco irgendwas falsch verstand. „Tut mir leid.“ „Ist in Ordnung. Es macht mich nur nervös.“ Sie waren am See angekommen und der blonde Slytherin setzte sich ins Gras. Harry ließ sich neben ihm nieder. „Es macht dich nervös?“ „Ja, ich weiß ja nicht, wie du dich fühlen würdest, wenn die jemand die ganze Zeit mustert.“ „Ich werde jeden Tag angeschaut.“ „Aber nicht so.“ murmelte Draco. „Klar, du wirst angeschaut, weil du Harry Potter bist. Du bist berühmt. Da ist es normal. Aber sie starren dich nicht so an, als ob..“ Er stockte. Harry war nun neugierig. „Als ob was?“ „Ich weiß nicht. Als ob derjenige irgendwelche Absichten hat. Irgendetwas von dir will und du nicht genau weißt, was es ist. Und dir dann Gedanken darum machst, ob du den Anforderungen entsprichst.“ „Draco...“ Harry wollte ihm dazwischen reden, doch Draco hielt ihn zurück. „Lass mich bitte ausreden. Du wirst angestarrt, weil du ein Held bist. Weil du berühmt bist. Weil du nett zu jedem bist und man dich sofort mögen muss. Mich starrt man an, weil man Angst vor mir hat. Nicht direkt vor meiner Person, eher vor meinem Namen. Malfoy. Manchmal hasse ich diesen Namen, weil er in so vielen dunklen Machenschaften verwickelt ist. Wer weiß bitte nicht, dass mein Vater das Ministerium mit Geld besticht. Und genauso behandeln sie mich dann auch. Aber ich will nicht so sein. Ich will nicht wie mein Vater behandelt werden, nur weil ich auch Malfoy heiße. Ich will gesondert behandelt werden. Klar, früher war ich stolz. Ich war reich, hatte tolle Eltern, genug Respekt und alles. Aber all die Jahre wurde ich doch nur wegen meines Namens so behandelt. Hat irgendjemand mal mich als Person gesehen? Als Draco?“ Er schluckte leicht. Dann fuhr er fort. „Ich habe dich bewundert. All die leuchtenden Augen, die folgenden Blicke, wenn du den Raum betratst, du bist nie überheblich geworden, bist nicht abgehoben, weil man dich bewundert hat. Und ich wünschte, ich hätte so sein können wie du. Doch wie sollte ich, wenn ich es nie anders kannte? Wie du mich heute Mittag behandelt hast. Als wären wir Freunde. Als hätte es diese Feindschaft all die Jahre nicht gegeben.“ „Draco...“ Er sah auf. In Harrys Augen glitzerte etwas. Schnell sah er zum See, um Harry auch die Gelegenheit zu geben, es fortzuwischen. „Ich habe dich im Schlafsaal gehört.“ Diese leise Aussage warf Draco völlig aus der Bahn. „Du hast... was?“ „Es tut mir leid. Ich habe Schritte gehört in der Nacht. Und als du mit mir geredet hast.. ich wollte dich nicht unterbrechen und auch nicht erschrecken, weil ich wach war. Und nachdem ich es gehört hab, wollte ich dir helfen. Deswegen hab ich dich angesprochen. Hätte ich das alles gewusst, dann hätte ich schon eher mit dir gesprochen.“ „Du hast alles gehört..“ „Ich will dir nur helfen.“ Harry sah ihn entschuldigend an, aber von Draco war keine Regung zu spüren. Sekundenlang machte Harry sich Vorwürfe, er hätte doch nichts sagen sollen, er hätte es anders angehen sollen. Doch dann reagierte Draco und das ganz anders, als Harry dachte. Draco lachte. Er lachte so erlöst und frei. Und er lachte lange. Harry konnte sich nun auch ein Grinsen nicht mehr verkneifen. „Ich hab's gewusst. Schon vor ein paar Stunden. Ich hab es gewusst.“ lachte Draco noch immer. „War das so offensichtlich?“ „Schon.“ Langsam beruhigte er sich, die Lachtränen aus dem Gesicht wischend. „Allein, dass du mich angesprochen hast, was du nie getan hast, und das, nachdem ich nachts bei dir war. Ich hab's gewusst.“ Seufzend, aber glücklich, ließ Draco sich nach hinten fallen. „Danke, Harry. Ich habe schon lange nicht mehr so gelacht.“ „Du machst dich über mich lustig.“ schmollte Harry gespielt. Er stützte sich auf seine Ellbogen ab und musterte Draco eindringlich. Wieder wurde der Slytherin von diesem Blick rot. „Sieh mich nicht so an.“ Erstaunt zogen sich Harrys Augenbrauen nach oben. „Wieso nicht?“ „Ich sagte doch schon..“ „Ja, es macht dich nervös.“ „Ja.“ „Nur bei mir?“ „Bitte was?“ Jetzt saß Draco aufrecht. Harry lächelte leicht. „Machen nur meine Blicke dich nervös?“ Unfähig was zu sagen, starrte Draco Harry an. Wie kam der auf einmal auf so etwas? „Also?“ Harry war näher an ihn gerückt. Ziemlich nah. Und Draco glaubte, nicht mehr atmen zu können. Er wollte eigentlich zurückweichen, doch er konnte sich nicht bewegen. Draco konnte einzelne Facetten in Harrys Augen erkennen. Zu nah!, dachte Draco nur. „Bekomme ich keine Antwort?“ „J-..ja.“ „Auf was bezieht sich das?“ Wie peinlich konnte es denn noch gehen? „Ja, nur deine Blicke.“ Harry grinste. „Und woran liegt das?“ „Was spielst du hier eigentlich, Potter?“ Langsam kam sich Draco verarscht vor. „Sind wir wieder beim Nachnamen, Draco? Ich dachte, dass hatten wir wenigstens gestern geklärt.“ „Sorry, aber du bist zu nah.“ „Etwas, dass mir mal nicht leid tut. Ich denke, ich bin noch viel zu weit von dir entfernt.“ murmelte Harry. „Muss ich das verstehen?“ „Nein, ich denke nicht.“ Harry stand auf. Verwirrt sah Draco ihn an. „Wohin gehst du?“ „Ins Schloss, ich hab noch Hausaufgaben zu erledigen.“ Damit winkte er kurz dem Blonden zu und wandte sich zum Gehen. „Du bist ein Idiot, Harry Potter.“ schrie Draco ihm hinterher. Harry blieb kurz stehen, drehte sich dann lächelnd um und rief zurück: „Ein Idiot, der sich in einen anderen Idioten verliebt hat.“ Draco, der mittlerweile aufgestanden war und sich auch Richtung Schloss bewegte, blieb versteinert stehen. Harry lachte herzhaft auf. „Willkommen bei den Idioten, Draco.“ rief er und ging unbeirrt weiter. -Ende- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)