Wounded Soul von Redbird2 ================================================================================ Kapitel 5: Steter Tropfen ------------------------- 28 Monate. So lange ist es her, seitdem ich zum letzten Mal an dieser FF gearbeitet habe. Ich will euch jetzt mit billigen Ausflüchten verschonen und entschuldige mich einfach bei all meinen Lesern für die lange Unterbrechung. Vielen Dank, dass ihr hier wieder reinlest und meiner Geschichte noch eine Chance gebt!^^ Ich gebe offen zu, dass ich eigentlich vorhatte „Wounded Soul“ komplett abzubrechen. Aber irgendetwas an der Geschichte ließ mich nicht los und ich hab sie mir in den vergangenen zwei Jahren selbst in Gedanken immer wieder erzählt, hab sie abgeändert, verfeinert, aus neuen Perspektiven betrachtet... nur hab ich es irgendwie nie fertig gebracht, diese Gedanken aufzuschreiben. Bis heute. Es gibt keinen besonderen Grund, warum ich ausgerechnet jetzt das Bedürfnis habe, „Wounded Soul“ weiterzuschreiben - tatsächlich gäbe es da sogar wesentlich dringlichere Sachen, die ich momentan erledigen müsste. Ich muss aber auch gestehen, dass sich meine Pläne für diese FF mit der Zeit gewandelt haben. Sollte ich es tatsächlich fertigbringen, dieses Kapitel online zu stellen, werde ich wohl als erstes die „Shounen ai“-Bemerkung bei der FF-Beschreibung entfernen. Dies geschieht aus dem einfachen Grund, dass ich eine Liebesbeziehung - ganz egal ob homo oder hetero - nicht mehr mit der Geschichte vereinen kann. Gut möglich, dass ich auch die bereits vorhandenen Kapitel nochmal ganz leicht überarbeiten muss, das wird sich mit der Zeit zeigen. Aber eigentlich will ich mich jetzt gar nicht länger mit der Vorrede aufhalten. Deswegen wünsche ich euch nun viel Spaß mit diesem Kapitel! Kapitel 5 Das eintönige Tropfen des Wasserhahns raubte Kai langsam aber sicher den letzten Nerv. Ganz zu schweigen von seinem Schlaf. In der drückenden Stille der Nacht kam es ihm so vor, als würde jeder einzelne Tropfen mit der Lautstärke eines Paukenschlags auftreffen. Und das in einem beharrlichen, unabänderlichen Rhythmus. Ganz genau vier Sekunden vergingen zwischen jedem einzelnen Plätschern. Er hatte sie gezählt, immer und immer wieder. Mittlerweile wartete er schon regelrecht auf den nächsten Tropfen und hoffte gleichzeitig, das nervende Geräusch würde endlich verstummen. Doch den Gefallen tat es ihm nicht. So war Kai dazu verdammt, hier allein in der Dunkelheit zu liegen, dem stetigen Tropfen zu lauschen und sich vergeblich nach dem nötigen Schlaf zu sehnen. Dabei war er so schrecklich müde. Die Ereignisse an diesem Abend hatten ihn erschöpft. Fast eine Stunde lang waren sie in Großvaters Limousine durch die Stadt gefahren, ehe sie vor einem großen Gebäude gehalten hatten. Zumindest glaubte Kai, dass es groß war, denn viel hatten sie in der Dunkelheit nicht erkennen können. Es hatte einen düsteren Eindruck gemacht, umgeben von einer hohen Steinmauer und ohne nennenswerte Fenster an der Frontseite. Obwohl Kai nie zuvor an diesem Ort gewesen war, hatte er beim ersten Anblick gewusst, dass er guten Grund hatte, sich davor zu fürchten. Doch kein Protest hätte seinen Großvater davon abgehalten, ihn durch das Eingangstor zu zerren. Drinnen war es etwas heller gewesen, doch irgendwie hatte das trübe, künstliche Licht der Eingangshalle einen viel bedrohlicheren Eindruck auf den Jungen gemacht als die Dunkelheit außerhalb. Es lauerte Gefahr in den Schatten dieser Gänge, dessen war sich Kai sicher gewesen. Am liebsten hätte er wieder nach Nadias Hand gegriffen und Trost bei ihr gesucht, aber Voltaire wäre dies bestimmt nicht recht gewesen. So war Kai einfach nur hinter Boris und seinem Großvater hergetrottet und hatte sich bemüht, tapfer zu sein. Aber als dann plötzlich ein völlig Fremder vor ihm aufgetaucht war und Boris diesen anwies, Kai wegzubringen, hatte der Kleine doch Angst gezeigt. Seine Widerworte waren von Voltaires wütender Zurechtweisung erstickt worden und schicksalsergeben hatte Kai einen letzten Blick auf seine Geschwister geworden und war dem Fremden gefolgt. Zu diesem Zimmer, in dem er jetzt seit Stunden lag und ins Leere starrte. Zu Anfang hatte er geschrien und gegen die verschlossene Tür gehämmert, doch es war vergebens gewesen. Irgendwann war dann auch das kalte Licht der Neonlampe an der Decke erloschen und Kai hatte sich in völliger Dunkelheit vorgefunden. Der Raum besaß keine Fenster und war überhaupt sehr spärlich eingerichtet. Ein schmales Bett mit Metallgestell, ein unpersönlicher Metallschrank, ein klappriger Stuhl und ein Waschbecken an der Wand, das war die gesamte Einrichtung. Und dieses Zimmer sollte Kai nun sein Zuhause nennen. Der Junge zog sich die dünne Decke bis über den Kopf. Vielleicht war ja alles wieder gut, wenn er wieder hervorkam? Vielleicht war er dann wieder in seinem eigenen Schlafzimmer, der Mond würde durchs Fenster scheinen und er könnte die vertraute Silhouette von Sergej in seinem Bett an der gegenüberliegenden Wand ausmachen? Kai probierte es versuchsweise, doch natürlich geschah nichts dergleichen. Es war immer noch vollkommen dunkel und von seinem Bruder war weit und breit nichts zu erkennen. Wo war Sergej jetzt wohl? Und wo war Nadia? Lagen sie jetzt auch wie er in irgendeinem fremden Bett und hatten Angst? Dachten sie an ihn? Was, wenn er sie nie wiedersehen würde? Wenn der fremde Mann einfach die Tür verschlossen hielt und vergaß, dass er hier drin war? Obwohl er es nicht wollte, fing Kai an zu weinen. Er wusste nicht, was mit ihm geschehen würde und dieser Ort machte ihm Angst. Er wollte weg von hier, wollte zu seiner Mama, die ihn in den Arm nehmen und ihm sanft durchs Haar streichen würde. Wollte die beruhigenden Worte seines Vaters hören. Wollte einfach nach Hause... Der Kummer und die Erschöpfung überwältigten den kleinen Jungen schließlich und er versank in einen unruhigen Schlaf. Ein lauter Schlag gefolgt von einem erstickten Schmerzensschrei hallte durch den Raum. Mit erhobener Hand und bebend vor Zorn stand Boris vor dem zitternden Jungen und warf ihm einen verächtlichen Blick zu. „Du bist absolut wertlos! In all meinen Jahre hab ich noch kein so unfähiges Balg wie dich gesehen! Du wirst diesen Start jetzt wiederholen und ich schwöre dir, wenn du wieder so eine klägliche Vorstellung ablieferst wie gerade eben, wirst du dir wünschen, niemals geboren worden zu sein!“ Mit aller Mühe hielt Sergej die Tränen zurück, denn er wusste, dass ihm dies nur eine weitere Ohrfeige von Boris eingebracht hätte. Ängstlich bückte er sich nach seinem Beyblade, setzte ihn in den Starter und richtete diesen wieder auf das Tableau vor ihm. Mit schreckgeweiteten Augen beobachtete Kai wie sein Bruder erneut seinen Blade startete und schickte ein stummes Stoßgebet gen Himmel, dass sich Sergej diesmal besser anstellen würde. Er selbst hatte vor Boris mit seinen Beybladekünsten bestehen können und auch mit Nadias Vorstellung war der Abteileiter einigermaßen zufrieden gewesen, aber Sergejs bisherige Leistungen missfielen ihm. Kais Bruder war nun mal kein großes Beyblade-Talent und Boris hatte offenbar nicht vor, dies hinzunehmen. Gnadenlos trieb er den Jungen immer wieder zum Stadium und bestrafte ihn hart, wenn ihm dessen Leistung nicht gefiel. Kai saß etwas entfernt auf einer Bank und war gezwungen zuzuschauen. Irgendwann hielt er es nicht mehr aus und schloss die Augen. Doch Boris' Beschimpfungen und Sergejs Schluchzen konnte er damit nicht ausblenden. Bitte hör endlich auf! Wenn er doch nur irgendetwas tun könnte, um seinem Bruder zu helfen. Aber er hatte viel zu große Angst vor Boris, um auch nur einen Mucks von sich zu geben. Am liebsten hätte er die Trainingshalle verlassen. Nadia durfte auch gehen, als sie mit Bladen fertig war. Warum will Boris, dass ich hierbleibe? Kai wusste nicht, wohin man seine Schwester gebracht hatte, aber er war sich sicher, dass es dort immer noch besser war als mitanzusehen, wie Boris Sergej verprügelte. „Kai, nimm deinen Blade und komm her!“ Erschrocken riss der Kleine die Augen auf. Hatte er das grade richtig verstanden? „Ich wiederhole mich ungern, Kai, also komm sofort her!“, brüllte Boris diesmal lauter. Hastig sprang Kai auf und lief rüber zum Trainingstableau. Beim Näherkommen musste er schlucken, denn nun erkannte er deutlich die blauen Flecken in Sergejs Gesicht. Schnell wandte er den Blick ab. „Stell dich auf der anderen Seite vom Stadium auf. Du wirst einen Übungskampf gegen Sergej austragen!“ Kai überkam ein Gefühl von Panik und nun sah er doch wieder in Sergejs Richtung. Für einen Moment trafen sich ihre Blicke und er erkannte die deutliche Sorge in den Augen seines Bruders. Mit zitternden Knien fügte sich Kai der Anweisung und stellte sich auf der gegenüberliegenden Seite des Tableaus auf. Er und Sergej entließen gleichzeitig ihre Blades in die Arena. Während der von Kai sicher in der Mitte landete und gleichmäßig rotierte, fing Sergejs Blade schon nach wenigen Sekunden an zu schwanken. Kai hielt sich zurück und wollte warten, bis sein Bruder das Gleichgewicht gefunden hatte, doch dies ließ Boris nicht zu. „Kai, ich habe dir befohlen zu bladen, das heißt, ich erwarte Höchstleistung von dir! Ein wahrer Blader hat niemals Gnade mit seinem Gegner, egal um wen es sich handelt. Jeder andere Beyblader ist dein Feind und es ist deine Aufgabe ihn zu vernichten!“ Mit jedem Satz wurde Boris' Stimme lauter und zorniger. Voller Angst sah Kai zu seinem Bruder. Was soll ich tun? Wenn Sergej verliert, wird Boris ihn bestimmt wieder bestrafen. Aber wenn ich nicht kämpfe,... „Kai, zum letzten Mal, greif an oder du wirst dein blaues Wunder erleben!“ Die Panik übermannte den Jungen. Ohne an die Konsequenzen zu denken, befahl er seinem Beyblade den Angriff und eine Sekunde später befand sich Sergejs Blade außerhalb des Tableaus. Erst als er den erschrockenen Atem seines Bruders hörte, wurde Kai bewusst, was er gerade getan hatte. Sofort wollte er sich bei Sergej entschuldigen, doch plötzlich ragte Boris' Gestalt vor ihm auf. „Nicht schlecht, Kai, das war ein schneller Sieg. Jedoch...“ Bevor er es richtig begriff, warf ihn ein heftiger Schlag zu Boden. „...wenn ich dir das nächste Mal einen Befehl erteile, führst du ihn ohne zu zögern aus, haben wir uns verstanden?!“ Kais Wange schmerzte und ihm schossen die Tränen in die Augen. Er wagte es nicht, aufzusehen und brachte nur ein leises „Ja“ heraus. Er hörte, wie sich Boris wieder mit Sergej befasste, blieb jedoch selbst auf dem Boden sitzen. Alles, was er tun konnte, war zu warten, dass es vorbei ging... Ich glaube, dies ist eine gute Stelle, um aufzuhören. Es war ziemlich schwierig, diesen Abschnitt zu schreiben. Obwohl ich die Geschichte bereits komplett im Kopf habe, war dieses Kapitel doch immer sehr verschwommen vor meinen Augen. Ich hatte bereits eine frühere Version davon auf dem Rechner, doch als ich heute beschloss, die FF weiterzuschreiben, wurde mir klar, dass diese Version nicht funktionierte. Kai und seine Geschwister wirkten darin zu alt und verhielten sich viel zu rational. Ich begriff, dass ich die Abtei und ihren Schrecken viel leichter durch die Emotionen der Kinder darstellen kann als durch sachliche Beobachtungen. Darum hab ich das Kapitel komplett neu geschrieben und drastisch gekürzt. Mit dem Ergebnis bin ich momentan zufrieden und werde es hoffentlich auch nachher noch sein, wenn ich mir das Kapitel nochmal durchlese.^^ Wenn es euch gefallen hat, würde ich mich sehr über einen Kommentar freuen! Über Kritik freue ich mich sogar noch mehr. ;) Liebe Grüße, sagt eure Redbird2 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)