Ein merkwürdiges Erlebnis von Pego ================================================================================ Kapitel 1: Die gemeine Wanderpforte ----------------------------------- Es sollte eigentlich nur ein gemütlicher Abend werden. Für diese Jahreszeit war es noch ziemlich mild und ich setzte mich auf den Balkon zwischen die Geranien. Ich hatte eine neue Teesorte entdeckt und probierte sie aus. "Süße Träume". Schmeckte eigentlich gar nicht schlecht! Ich saß so da, bewunderte den Mond und die Sterne. So langsam wurde es doch kühl und ich wollte wieder rein. Aber es ging nicht! Ich steckte fest. Ich kam nicht mehr aus dem Blumenkasten raus. Ich drückte und zappelte, aber es tat sich nichts. Ich hüpfte und ruckte und endlich löste sich was. Nö, nicht ich aus dem Kasten, der Kasten aus der Verankerung! Wir stürzten in die Tiefe. Der Sturz nahm kein Ende und das kam mir doch komisch vor, schließlich wohn ich im Parterre! Endlich landete ich dann doch, aber ich steckte schon wieder fest. Nicht im Blumenkasten, den muß ich irgendwann verloren haben, nein ich steckte in einem Sessel, der für meine Körpergröße ein wenig zu klein und eng bemessen war. "Du meine Güte, wo kommst du denn her?" fragte eine helle Stimme von links. Dort stand ein Jemand, gerade mal 1 m groß, aber kein Kind. Ich machte die Augen zu. Das konnte nur ein Traum sein. Bestimmt bin ich zwischen den Geranien eingeschlafen. Ich machte die Augen wieder auf, aber die Elfe stand immer noch da. Das war garantiert eine, konnte ja nichts anderes sein. Klein, zierlich, irgendwie drollig. Sie schaute mich erfreut, aber auch besorgt an. "Das ist ja eine Überraschung, ich hatte ja keine Ahnung, daß du mich heut besuchen kommst, wir haben uns lange nicht mehr gesehen." Lange nicht mehr gesehen? Und das sagt jemand, den ich noch nie zuvor gesehen hab, an einem Ort, wo ich noch nie zuvor war, oder doch nicht? Ich schaute mich um und fühlte mich sofort wie Zuhause. O.k., zugegeben, bei mir war die Decke höher, aber sonst, der Raum war hell, gemütlich, voller Bücher, überall lagen Farben, Bilder, halbfertige Teddybären. Ja, so ähnlich sah es bei mir auch aus. Auf einem kleinen Tisch in der Ecke stand sogar eine Kanne Tee. Ich möchte es nicht beschwören, aber dem Duft nach war es "Süße Träume". "Nicht, daß es mich nicht freuen würde, daß du da bist, aber kommt es nicht einwenig plötzlich?" redete die Elfe weiter. Ich beschloß, daß es an der Zeit war, auch etwas zu sagen. "Es war wirklich nicht meine Absicht, so unverhofft hereinzuschneien," begann ich, "aber könntest du mir bitte sagen, wo ich hier bin, wie ich hierher gekommen bin und, entschuldige, wer du bist?" fragte ich sehr höflich. Die Elfe wurde blaß. "Du bist nicht mit Absicht hergekommen," meinte sie entsetzt. Ich schüttelte nur den Kopf. "Du meine Güte, das gibt Ärger. Das muß eine Wanderpforte gewesen sein, anders kann ich mir das nicht erklären. Nun gut, daß muß warten. Beeilen wir uns, bevor sie kommen." Sie? Wo bin ich denn gelandet? "Du hast es irgendwie geschafft, in unsere Welt zu kommen. Das hier ist Atlantis, der Ort wo die Träume und die Fantasien der Menschen leben. Jeder hat einen anderen Namen dafür. Ich heiße Malin. Ich kenne dich schon lange. Dein Name ist für uns ein wenig schwierig auszusprechen, deshalb haben wir dir den Namen Pego gegeben. Das ist ein schöner Name. In unserer Sprache heißt er "kleine Pusteblume". Ich träume! Eindeutig. Ich bin wie Alice durch den Spiegel gegangen und in einer Traumwelt gelandet. Dort wollen sie mich kleine Pusteblume nennen. Nun, da hab ich nichts dagegen, aber es waren meine Freunde, die mir den Namen Pego gegeben haben. Und - gab es bei Alice nicht auch eine Herzkönigin? KLOPF, KLOPF, KLOPF Malin und ich zuckten beide zusammen. "Sie sind schon da!" Malin schaute mich prüfend an. Sie zupfte mir ein Geranienblatt aus den Haaren (wie hat sie denn das geschafft) und zog mein T-Shirt zurecht. Dann öffnete sie die Türe. Mein schöner Traum verwandelte sich schlagartig in einen Alptraum. Da stand ein Gnom, gerade mal einen halben Meter groß und fast doppelt so breit. Die Lanze, die er in der Hand hielt, sah erschreckend real aus. "Ich hab hier eine nicht gemeldete und nicht genehmigte Ankunft. Würden Sie dazu bitte eine Aussage machen!" fragte er sehr höflich, mit einer sehr wohlklingenden Stimme. Ich war wirklich angenehm überrascht, da sieht man's mal wieder, nicht nach dem Äußeren gehen! Außerdem hätte ich geschworen, daß er mich gleich in den nächsten Kerker wirft, ohne groß zu fragen. Er stand da und wartete auf eine Antwort. "Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, wie ich hier hergekommen bin." antwortete ich ebenso höflich. "Es war keine Absicht. Sie ist durch eine gemeine Wanderpforte gefallen." versuchte jetzt Malin zu erklären. Das schien ihm mehr zu sagen als mir, denn er senkte die Lanze ein Stück. Nachdenklich schaute er von Malin zu mir und wieder zurück. Das sah aus, als ob er nickte, denn Malin ging mir gerade mal bis zum Bauchnabel. "Das muß aber eine freundliche Wanderpforte gewesen sein, die sie direkt in Ihrer Behausung abgeliefert hat," meinte er schließlich zu Malin. Die wurde noch kleiner, als sie es schon war. "Es tut mir leid, aber dies muß näher geklärt werden. Wenn Sie also bitte mitkommen würden?" So höflich er auch redete, die bestimmte Stimme und vor allem die Lanze ließen keinen Widerspruch zu. Malin schien noch mehr zu schrumpfen und ich wurde den Verdacht nicht los, daß sie ihre Größe beliebig ändern kann. Es ist nur ein Traum, sagte ich mir, und es kann gar nichts passieren. Ich folgte den beiden nach draußen. Kapitel 2: Der Weg nach Atlantis -------------------------------- Ich muß zugeben, ich war schon überrascht, als ich das Reittier des Gnomes sah. Es sah schon seltsam aus. Bekannt, aber seltsam. So eine Mischung aus Vogel Strauß und Lama. Nun gut, dies hier war immer noch mein Traum und ich hab schon immer gerne Star Wars geguckt. Deshalb wunderte ich mich auch nicht, als der Gnom das Tauntaun bestieg. "Bitte folgen Sie mir", bat er sehr höflich. Ich schaute Malin an, aber sie zuckte nur mit der Schulter und wir wanderten los. So wie es aussah, hatten wir einen weiten Weg vor uns und ich hatte genügend Zeit, mir die Landschaft und meine Begleiter anzuschauen. Am meisten wunderte es mich, daß die Sonne schien. Als ich vom Balkon gefallen war, schien der Mond, aber hier lachte die Sonne vom Himmel. Zugegeben, sie hatte nicht die Kraft, die ich kannte, es sah mehr so aus, als ob sie durch Nebel schien oder durch einen Schleier. Die Landschaft war wunderschön. Hügelig, grün, ab und zu ging es durch einen Wald. Ein kleiner Bach begleitete uns plätschernd eine Weile. Vögel zwitscherten und in der Ferne konnte ich das Meer rauschen hören. Ich glaube, die friedliche Landschaft war mit der Grund, warum ich so widerstandslos mit den beiden mit marschierte. Ich wandte meine Aufmerksamkeit meinen Begleitern zu. Im Haus war alles so schnell gegangen, aber jetzt konnte ich sie in Ruhe betrachten. Malin, die Elfe war wie schon erwähnt, gerade mal 1 Meter groß. Sie war zierlich und ich bewunderte sie wegen ihrer graziösen Bewegungen. Sie hatte kurze, hellbraune Haare, grüne Augen und natürlich lange spitze Ohren. Gekleidet war sie sehr interessant. Zu einer dunkelgrünen Tunika trug sie sandfarbene Hosen und weiche Stiefel, die bis zu den Knien hochgebunden waren. Ich konnte mir durchaus vorstellen, so etwas auch mal anzuziehen. Mein Wächter war ganz in Wildleder gekleidet und als einzige Waffe hatte er nur diese riesige Lanze dabei. Ehrlich gesagt, ich konnte mir gar nicht vorstellen, was mich dazu brachte, von einer langen Wanderung durch eine zugegeben wunderschöne Landschaft zu träumen. Deshalb beschloß ich, das es nicht das Schlechteste wäre, wenn ich mehr in Erfahrung bringen würde. "Entschuldigt bitte", begann ich wieder sehr höflich. "Könnte mir bitte jemand sagen, was ich hier eigentlich mache. Ich verstehe immer noch nicht, warum ich hier bin und wo wir jetzt hingehen." Diesmal schauten der Gnom und Malin sich an. Dann nickte er ihr zu und ritt weiter. Malin hüpfte neben mir her und fing an, mir alles zu erklären. "Ich hab dir ja schon gesagt, daß du hier in Atlantis bist, dem Land der Träume, Märchen, Legenden, ja und auch dem Land der Fantasie. Als Kind warst du oft hier, aber irgendwann bist du immer seltener gekommen. Ich glaube, damit hat diese Schule was zu tun. Allen geht das so." "Aber wenn ich schon oft hier war, warum macht er dann einen solchen Aufwand wegen einer nicht gemeldeten und nicht genehmigten Ankunft?" wollte ich wissen. "Kinder haben sozusagen eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung," erklärte Malin. "Aber es ist schon lange her, daß ein Erwachsener zu uns gekommen ist." "Wenn ich schon so lange nicht mehr hier war, freust du dich denn dann, mich zu sehen?" Malins Öhrchen wurden ganz rot, sie nickte und sie schob ihre kleine Hand in meine. Es tat mir jetzt richtig leid, daß ich mich nicht an sie erinnern konnte. "Ich freu mich riesig, dich endlich mal wieder richtig zu sehen. Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit, um uns alles zu erzählen, aber erst mal müssen wir die Sache mit der Ankunft klären. Meiner Meinung nach bist du durch eine gemeine Wanderpforte gefallen." "Auf meinem Balkon soll eine Pforte sein? Viel Platz ist da aber nicht," wunderte ich mich. "Wanderpforten sind normalerweise dafür da, neue Verbindungen zu schaffen, aber die gemeine Wanderpforte ist echt hinterlistig. Meistens macht sie Unsinn, und schmeißt irgendwelche Gegenstände von oben hier runter. Autoschlüssel, Geldbeutel, Schirme. Alles Dinge, von denen ihr da oben dann denkt, ihr hättet sie verloren." Aha! So wie's aussieht hat diese Pforte nicht nur mich auf dem Gewissen, sondern auch eine Reihe von Regenschirmen, von denen ich dachte, ich hätte sie im Bus liegen lassen. "Wir sind jetzt auf dem Weg nach Atlantis" erklärte Malin weiter. "Nur dort können wir genau klären, was passiert ist und, hoffentlich, eine Aufenthaltserlaubnis für dich bekommen. Es wäre schön, wenn du eine Weile bei mir bleiben könntest." Eine Weile hierbleiben. O.k., es sah nicht so aus, als ob mir hier Gefahr drohen würde, aber es war doch nur ein Traum, oder? Morgen früh muß ich wieder ins Büro, Brötchen verdienen für mich und Körnchen für die Piepmätze. Und auf dem Weg nach Atlantis? Malin hatte doch gesagt, ich wäre in Atlantis. Die Stadt war, ohne das ich es merkte, plötzlich auf getaucht und immer näher gekommen. Naja, eigentlich waren wir es, die der Stadt näher kamen, aber es hätte auch anders herum sein können. Es war eine große Stadt, umgeben von einer dicken Stadtmauer. Und natürlich gab es dort auch einen Palast. Wir waren immer näher gekommen und jetzt standen wir so dicht vor der Mauer, daß ich nichts mehr sehen konnte. Mein Wächter stieg von seinem Tauntaun und gab ihm einen Klaps. Es grunzte und trabte dann los. Vermutlich in seinen Stall. Der Gnom führte uns zu einem großen Tor in der Mauer. Dort standen weitere Gnome mit Lanzen und sorgten dafür, daß kein Unbefugter die Stadt betrat. Einer kam auf uns zu. "Guten Tag, Paßkontrolle!" Kapitel 3: Die Versammlung -------------------------- Ich stand wie versteinert. Natürlich hatte ich keine Papiere dabei. Das hier war ein Traum. Mein Ausweis war da, wo er hingehörte. Im Geldbeutel. Der Geldbeutel war in der Jeanstasche und diese stand griffbereit in der Garderobe. Und überhaupt, im vereinten Europa hatte ich ihn schon ewig nicht mehr gebraucht (ewig? nie!). Der Gnom wedelte mit seiner Lanze herum und durfte passieren. Malin zog ein Amulett unter ihrer Tunika hervor und durfte ebenfalls weiter. Jetzt richtete er seinen Blick auf mich und bat nochmals höflich um meine Legitimation. Ja, höflich waren sie hier schon, aber wie lange noch. Ich versuchte Zeit zu schinden, zupfte an meiner Hose herum, zog mein T-Shirt zurecht und spielte, wie so oft, aus Verlegenheit mit meinem Kettenanhänger. Der Gnom starrte darauf, hob die Lanze und lies mich passieren. Ich war in Atlantis! Mein chinesisches Tierkreiszeichen hatte als Ausweis genügt. (ich sag jetzt nicht, was es ist, aber das Tier macht ,mähä') Atlantis! Wie soll man diese Stadt beschreiben. Es war eine alte Stadt, mit kleinen Häusern und großen Villen. Griechisch, oder doch römisch? Ein wenig wie London oder doch wie Paris? Man fühlte sich wohl dort und irgendwie heimisch. Wir zogen durch die Stadt. Hier war absolut nichts los. Ich hatte schon einiges über Atlantis gelesen, es gibt viele Filme darüber, Spekulationen. Aber ich hätte nicht gedacht, daß es so menschenleer wäre. Den Wächter schien das übrigens auch zu überraschen. Er murmelte vor sich hin und ich konnte Worte hören, wie "Versammlung" "ausgerechnet heute" "hätte ich wissen müssen" "was mach ich bloß" "N.G.U.N.G.A.". Was das letzte bedeutete, daß konnte ich mir wohl denken, aber worüber machte er sich Sorgen? Er hatte die Absicht, mich nach Atlantis zu befördern und da waren wir ja nun wohl. Wir waren in Richtung Palast gegangen, der nicht in der Stadtmitte lag, sondern am östlichen Stadtrand. Die Häuser wurden weniger und wir traten auf einen seltsamen Platz. Er hatte Ähnlichkeit mit einem Amphitheater, ein runder Platz mit einem Springbrunnen in der Mitte und ringsherum große Steinstufen. Mir gegenüber, auf einem besonderen Sitz saß ein alter Mann mit einem langen weißen Bart in einer langen Robe. Er hielt einen Stab, den man eigentlich als knorrigen Ast bezeichnen konnte. Er hörte wie alle anderen einem Redner zu, der gerade erklärte, daß Atlantis nicht genügend Steuern bekommen würde, wenn nicht... Das Ganze sah aus wie eine dieser Plenarsitzungen, die immer im TV übertragen werden. Wenn nicht die Zuhörer gewesen wären. Um mich herum wimmelte es von Fantasie- und Fabelwesen, von denen ich je gehört oder gelesen hatte. Ich kann hier nicht alle aufzählen, aber es waren jede Menge Elfen dabei, Gnome, Wichte, Zwerge, Piraten, Indianer und Cowboys. Ich bin sicher, ich habe einen Hobbit gesehen und in der Menge blitzte einmal ein Horn auf. Ein Einhorn? Malin und der Gnom hatten sich zu anderen auf eine der Stufen gesetzt und zogen mich zu sich runter "Wir müssen warten, bis die Sitzung beendet ist," flüsterte der Gnom mir zu. Gut! Das gab mir Zeit, mich hier noch umzusehen. Wahrscheinlich würde ich sowieso bald aufwachen. Neben dem alten Mann saß Königin Serenity, die 1., 2. oder x.? Auf der anderen Seite saß Prinzessin Emeraude, man war die niedlich. Schneewittchen und Dornröschen saßen auch dabei. Das mußte wohl eine wichtige Sitzung sein, wenn die hier so viele königliche Hoheiten auffuhren. Ich sah Meerjungfrauen, die es sich im Springbrunnen bequem gemacht hatten und da war etwas, das sah einem Drachen unheimlich ähnlich. Aber er saß brav und gesittet neben einem anderen Wesen, welches mich sehr verwunderte. Es gab eine Menge von ihnen und sie erinnerten mich sehr an das, was Malin einen erwachsenen Menschen nennen würde, nämlich an mich. Waren das Elben? Oder Hochelfen? Ich glaube, ich hatte vor kurzem eine Diskussion darüber gelesen, was jetzt was ist. Ich lese zuviel. Eindeutig. Ich sollte damit aufhören und mich um wichtigere Dinge kümmern. Mir fällt schon noch was Gescheites ein. "Wer war das?" donnerte der alte Mann plötzlich los. Ich schaute auf. Die Menge teilte sich wie das rote Meer und er sah MICH an. Ich wurde mit meinen Begleitern nach vorne geschoben und wir standen jetzt in der Mitte der Arena (der Springbrunnen war auf wundersame Weise blitzschnell abgedeckt worden). Ich schaute verschreckt nach oben und wußte plötzlich, wer der alte Mann war. Er war der mächtigste Zauberer aller Zeiten, der Prinz von Avalon und jetzt anscheinend Herrscher von Atlantis. Es war Merlin. Kapitel 4: Merlin ----------------- "So," sagte Merlin. "Du bist also diese Petttrrrrrra". Naja, Merlin ist ja eigentlich Engländer und die haben alle irgendwie ein Problem, meinen Namen auszusprechen. Er stand jetzt direkt vor mir und er sah - ehrlich - aus wie Sean Connery. Moment mal, hatte nicht Sam Neill den Merlin gespielt? In welchem Film trug Connery diese Mönchsrobe. NEIIIIN!! Vor meinen entsetzten Augen verwandelte sich der Palast in eine düstere Abtei. Merlin hatte den Vorgang gelassen beobachtet. "Du mußt wissen, hier in Atlantis entscheidet dein Wille," erklärte er mir. "Was du dir vorstellst, geschieht. Wenn du den Dreh raus hast." Mein Wille? Natürlich, wie bei Magic Knight Rayearth. Dort zählt der Wille mehr als alles andere und eine reine Seele wird zur Kraft, oder so. Hatte ich mir nicht vorgestellt, auch einen Mashin zu haben. Ich hatte einen erfunden, der das Element Natur darstellte. Sanft wurden Malin und ich in die Höhe gehoben und fanden uns im Innern eines Mashins wieder. Er war gelb und leuchtete in einem warmen Bernsteinton. Wie hatte ich ihn genannt? Amber? "Du hast es geschafft," flüsterte Malin ehrfürchtig. "Deine Geschichte hat mir sehr gefallen. Schreib sie doch fertig." Ich wollte hier nur raus. Ich stellte mir vor, daß ich wieder auf dem Boden wäre, aber vermutlich funktionierte diese Kraft nur aus dem Unterbewußtsein heraus. Bei einem bewußten Befehl tat sich gar nichts. Merlin streckte seinen Stab aus und mit einer kleinen Bewegung brachte er alles wieder in Ordnung. Die Abtei verwandelte sich in einen Palast und Malin und ich schwebten sanft wie eine Feder auf den Boden zurück. Ich zerbrach mir den Kopf, was ich alles über Merlin wußte. Nun ja, das Übliche, großer Magier, Ratgeber von Artus, die Tafelrunde. Aber da war doch was von seinem Ende. Hatte er sich nicht aus Liebe in einen Baum verwandelt? Oder zur Strafe? Merlin sah ziemlich versteinert aus. "Ich würde dich bitten, so etwas zu unterlassen," meinte er. Ich konnte es nicht genau sehen, aber ich glaube, seine Beine hatten sich kurz in Wurzeln verwandelt. So war das also. Das was ich mir wünschte passierte nicht, aber das über das ich nachdachte, würde sofort eintreffen. Ich versuchte, meine Gedanken neutral zu halten. Jetzt mußte ich es wirklich glauben. Hier in Atlantis existierte all das, was ich bis jetzt gelesen, gehört oder gesehen hatte. In diesem Moment war ich heilfroh, das ich eine natürliche Abneigung gegen Horrorbücher- und Filme entwickelt hatte, obwohl, auf den sabbernden Dämonen aus "The Chinese Ghost Story 2" konnte ich nun wirklich verzichten. Oder Godzilla (die Urversion bitteschön)! Bloß nicht dran denken. "Soviel Fantasie," sagte Merlin. "Und die möchtest du aufgeben? Du möchtest aufhören zu lesen und deine Träume weiterzuverfolgen? Denk doch auch mal an Malin, willst du, daß sie sich verändert und irgendwann so aussieht wie Marcius?" Marcius? Das mußte wohl der Gnom sein, der uns hierher gebracht hatte. Aber warum sollte Malin so aussehen wie er? "Du mußt wissen, jeder Mensch hat einen Partner hier in Atlantis. Und so wie sich der Partnermensch entwickelt, entwickelt sich auch der Atlanter. Der Partner von Marcius hat die Fantasie schon lange aufgegeben. Wenn er nicht ab und zu im Kino wäre, oder mal am PC spielen würde, dann hätte sich Marcius schon lange in einen Dämon verwandelt. Davon gibt es hier genügend und wir haben alle Hände voll zu tun, sie zu bändigen. Du kannst dir denken, für einen guten Film, der die Fantasie anregt, sind wir sehr dankbar und Harry Potter - das war ein Geschenk der Götter." Das war eine lange Erklärung von Merlin und alle Wesen hatten aufmerksam zugehört. "Wir hatten uns schon gewundert, warum Malin so lange ihre Gestalt behalten hat. Denn ist sehr selten, daß ein Partnermensch einen so hohen Fantasielevel behält. Die Schule und das Erwachsenenleben verändern alles. Obwohl, natürlich gibt es Ausnahmen. Woher kämen sonst all diese schönen Bücher, Filme, Bilder und die Musik? Du scheinst auch so eine Ausnahme zu sein, denn du ....." Merlin wurde rüde von Marcius unterbrochen, der wütend mit seiner Lanze auf den Boden stampfte. "Sie ist ohne Erlaubnis hier. Ich melde hiermit eine nicht genehmigte und nicht gemeldete Ankunft. Malin behauptet, es wäre eine gemeine Wanderpforte gewesen, aber sie ist direkt in Malin's Haus gelandet!" So, das war's. Jetzt würden sie mich endgültig in ein Verlies oder so was werfen. Es war so gut gelaufen und dieser Gnom mußte alles kaputt machen. Aus Eifersucht! Garantiert. Was kann ich dafür, daß sein Partnermensch so wenig Fantasie hat. Merlin zupfte an seinem Bart und sah mich nachdenklich an. "Ohne Erlaubnis, das geht natürlich nicht." Marcius nickte eifrig. "Obwohl, es gehört schon einiges an Können dazu, so etwas zu schaffen. Also, Petttrrrrrra..." Malin zupfte Merlin am Ärmel und flüsterte ihm etwas ins Ohr "Oh, wir nennen dich Pego? Das ist natürlich einfacher zum Aussprechen und ein wunderschöner Name. Also, Pego, nun erzähl uns mal, was du so machst und was du so kannst. Ich stand jetzt alleine in der Mitte der Arena und sollte hier was über mich erzählen. Das mag ich nicht. Das mag ich ganz und gar nicht. Aber hier stand ich und alle schauten mich erwartungsvoll an. Kapitel 5: Das Versprechen -------------------------- Ich stand also da und überlegte, was es da zu erzählen gab. Was kann ich? Das Übliche halt. Am PC arbeiten - Autofahren - Kochen - Nähen - Haushalt - Emails verschicken - Telefonieren? Das schien hier alles gar nicht so anzukommen. Es war absurd! Ich stand hier, sozusagen mittendrin in meiner Fantasie und sollte jetzt beweisen, was für ein fantasiebegabtes Wesen ich bin. Mein Verstand sagte mir, daß es besser wäre, gleich aufzuwachen. Aber mein Gefühl ... Um mich herum saßen sie, all die, deren Geschichten ich gelesen hatte oder gesehen. Ich verdankte ihnen viele Stunden voll Spannung, Freude, Lachen, Spaß und Abenteuer, auch so manche Träne. Und hier saßen sie alle und sahen mich erwartungsvoll an. Ich wollte sie nicht enttäuschen. Malin! Ich wollte nicht, daß sie sich veränderte und zu einem Gnom wurde. Irgend etwas mußte es doch geben. In meiner Verzweiflung viel mir mein Steckbrief ein, den ich letztens für mein Gästebuch zusammengestellt hatte. Ich sprach von schönen Bildern, die ich bewundere, Büchern, Musik, das Internet, Tee in allen Farben, selbstgemachte Teddybären und natürlich von Pippin und Merry, meinen Wellensittichen "...Ich geb's ehrlich zu, ich bin gerne furchtbar faul ^-^. Es gibt nichts Schöneres als mit einem Buch und einer Tasse Tee gemütlich dazusitzen." So das war's. Jetzt würden sie mich im hohen Bogen rauswerfen, oder Schlimmer noch, einfach wegsperren. Ich hatte gar nicht gemerkt, daß mein Publikum sich verändert hatte. Es war aufmerksam geworden und hatte interessiert zugehört und plötzlich stand es wie ein Mann auf und fing an zu applaudieren. Was konnte ich schon tun? Ich verbeugte mich. Malin flog mir in die Arme und Merlin kam, um mir zu gratulieren. Marcius stand da und entschuldigt sich verlegen. Ich war wirklich etwas verwirrt. So was besonderes war das doch nicht, eher ein wenig verrückt. Ich hörte, wie sich zwei der Elben mit einem Zwerg stritten, ob ich nun zu den Künstlern oder den Handwerkern gehören würde. Merlin hob seinen Stab und sofort wurde es ruhig. "Ich schlage vor, wir ernennen Pego zum Ehrenbürger von Atlantis und sie erhält hiermit eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung." Ehrenbürger von Atlantis! Ich muß sagen, ich freute mich schon darüber. Malin zupfte an meinem T-Shirt. "Du mußt mir versprechen, daß du weitermachst. Mal deine Bilder, auch wenn du sie ulkig findest und schreib endlich mal eine Geschichte fertig. Das wäre schön." Ich schaute Malin genau an. Es war mir bis jetzt gar nicht aufgefallen, aber wir beide sahen uns unheimlich ähnlich. Augenfarbe, Haarfarbe, sogar dieses Grübchen am Kinn. Sie rückte näher ran. "Wenn du genau aufpaßt und es nicht vergißt, dann kannst du mich manchmal im Spiegel sehen." Was sieht wohl der Partner von Marcius manchmal im Spiegel? Um uns herum begann eine Art Volksfest. Offensichtlich waren die Steuerprobleme von Atlantis vorübergehend vergessen. Ich sah viele, die mir bekannt vorkamen. Hauptsächlich waren es Wesen aus Fantasy-Geschichten und Romanen, aber es tummelten sich auch Gestalten aus Mangas, Krimis und Science Fiction. Und dort drüben, war das nicht Kapt'n Blaubär? Ich lese wirklich alles, was mir in die Finger kommt. Ja, hier waren wirklich alle versammelt, da könnte ich doch mal fragen... "Ich verstehe absolut nicht, warum ihr den Unterschied wissen wollt," sagte eine Stimme neben mir. "Na ja, für mich ist es nicht so wichtig, aber die haben extra deswegen einen Thread im Forum aufgemacht. Ich dachte, wenn ich schon mal da bin, da könnte ich es doch klären." Ich machte einen Satz und konnte gerade noch von einem Ritter aufgefangen werden. Der Ritter war Parn. Das hatte mich aber gar nicht so erschreckt, wie die Tatsache, daß Deedlit meine Gedanken lesen konnte. Das stand nicht im Manga. "Also, magische Wesen sind wir natürlich alle. Die Größe spielt keine Rolle. Feen können zaubern und Wünsche erfüllen. Elfen gibt's in allen Sorten und Größen. Manche können fliegen und andere halt nicht. Und Elben, die stehen zwischen Hochelfen und Menschen." erklärte Deedlit. Von irgendwoher kam Primera angeflogen "Ich finde es eine Unverschämtheit, jemanden der klein ist und Flügel hat, als Fee zu bezeichnen. Jawoll! Meinem Lantis würde so was nicht einfallen," entrüstete sie sich. Na, dann wäre das jetzt ja geklärt, was eine Elfe und was ein Fee ist. Deedlit und Primera mußten es ja wissen. Parn und Gefolge wollten mich zu einen Getränk einladen. Sie wollten sich mit mir über Waffenkunst unterhalten. Es ging hauptsächlich darum, wie ich den Mashin erschaffen hatte Presea, Lantis und Felio wollten auch mitkommen, hauptsächlich um mich davon abzuhalten, es zu erklären. Hikaru und ihre Freundinnen waren wohl gerade in der anderen Welt. Schade. Merlin hielt uns alle zurück. "Wir haben analysiert, wie du es hierher geschafft hast. Es war wohl keine gemeine Wanderpforte, sondern einfach ein gewaltiger Fantasieüberschuß. Du mußt dich in letzter Zeit mit etwas sehr Fantasievollem beschäftigt haben." Ich gab zu, daß ich mich seit einiger Zeit verstärkt mit Anime und Manga beschäftigt hatte. Und da war natürlich Harry Potter. Und Elisabeth George und ... Merlin war sehr beeindruckt und wollte sich dazu auch mit Lead Clow und Cleaf in Verbindung setzen. "Als Ehrenbürger hat man gewisse Verpflichtungen. Also lese viel, träume, male und schreibe deine Geschichten. Versprichst du das?" wollte Merlin wissen. "Versprich es" baten Malin und Marcius "Versprich es" kam es von Deedlit, Presea, Cleaf und Parn "Versprich es" riefen das Einhorn, der goldene Drache der Weisheit und das Urmel. "Versprich es" das waren Luke Skywalker und Obi Wan Kenobi - der junge und der alte! "Versprich es" äh, Bruder Cadfael und Miss Marpel? "Versprich es, versprich es bitte, bitte versprich es," kam es von allen Seiten. Mir wurde schwindlig und die Farben verblaßten. Jetzt wollte ich noch nicht weg. Ich hatte doch noch so viele Fragen. Wie sollte ich denn wieder kommen? "Ich verspreche es!" rief ich und viel rückwärts. Der Mond schien und die Sterne funkelten und ich stand am Balkongeländer gelehnt und schaute verdutzt in den Himmel. War das jetzt ein Traum oder hatte ich das wirklich erlebt. Es war jetzt kühl und ich ging hinein. Es war noch gar nicht so spät. Wenn ich wirklich weg gewesen war, dann war ich zur gleichen Zeit zurückgekommen, wie ich gegangen war. Ich kam am Spiegel vorbei, alles sah genauso aus wie immer. Aber da, eine Mirkosekunde lang, konnte ich Malin sehen, die lachte und winkte. Sie stand am Springbrunnen, mit Marcius, dem Tauntaun und, seltsamerweise, einem rosa Flamingo mit einem Jojo. Ich bin verrückt - eindeutig, aber ich setzte mich doch an den PC und fing an, das Erlebte aufzuschreiben. Ich weiß immer noch nicht, wie ich eigentlich dorthin gekommen bin. Lag am Tee, an den Geranien, oder an mir? Ich packte den Tee weg. Vielleicht habe ich ja Glück und finde wieder mal eine freundliche Wanderpforte. So, ich bin fertig. Ob man mir glaubt, keine Ahnung, aber ich kann es ja so halten wie Wutz: "Man kann ja so tun, als sei es eine ausgedachte Geschichte, öfföff, dann kann sogar die Wahrheit darin vorkommen, öfföff, ohne daß sie geglaubt wird." Da sieht man's mal wieder, ich lese wirklich alles, was mir in Finger kommt. Aber ich werde nicht damit aufhören. Das hab ich ja versprochen ^.^ ********************************************************************** So, das war's. Meine erste Geschichte, die außer mir auch mal jemand anderes zu Gesicht bekommen hat. Hat sie euch gefallen (Kommentare bütte) Für alle, die es interessiert, die Geschichte entstand aus 2 Ideen. Piko, die in ihrem Bäumchen sitzt und Tee trinkt, so wie ich zwischen den Geranien. Und ein Thread, bei dem geklärt werden sollte, was eine Elfe und was eine Fee ist. ^.^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)